Der Weg der See

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Der Weg der See
Reise
WZ SAMSTAG, 9. JANUAR 2016
Der Weg der See-Aborigines
Heute
Rund um den Globus
Riesen-Wasserrutsche für die „Harmony of the Seas“
Das Entertainment auf Kreuzfahrtschiffen wird immer spektakulärer: Auf der neuen „Harmony
of the Seas“ von Royal Caribbean
wird es eine Wasserrutsche geben,
die 47 Meter über dem Meeresspiegel auf Deck 16 beginnt und
sich über 30 Höhenmeter bis auf
Deck 6 hinab windet. In den beiden spiralförmigen Röhren wird
eine Geschwindigkeit von rund
vier Metern pro Sekunde erreicht,
teilte die Reederei mit. Jede Röhre
ist etwa 66 Meter lang. Die „Harmony of the Seas“ wird bei ihrer
Auslieferung im Frühjahr 2016 das
größte Kreuzfahrtschiff der Welt
sein – mit Platz für 5497 Passagiere (Foto: Royal Caribbean International).
dpa
Feuerlauf auf Mallorca
ehrt den Schutzheiligen
Bremen feiert
Samba-Karneval
Dem Schutzheiligen von Palma de Mallorca ist ein ganzes
Festival gewidmet: Vom 15.
bis 24. Januar feiern Einheimische und Urlauber die
Fiestas de Sant Sebastià, teilt
die
Tourismusvertretung
mit. Highlight ist der Feuerlauf Correfoc am 23. Januar:
Dann ziehen Menschen als
Teufel und Drachen verkleidet durch die Stadt. Der Umzug endet mit einem großen
Feuerwerk.
dpa
Ein besonderes Karnevalsfest gibt es in Bremen: Zum
Samba-Karneval am 29. und
30. Januar kommen Gruppen
aus ganz Deutschland, den
Niederlanden und aus England. Das teilt die Bremer
Touristik-Zentrale mit. Höhepunkt ist der Umzug mit
den mehr als 100 Gruppen
am Samstag ab 11 Uhr. Am
Abend können Besucher
noch an einem Maskenball
teilnehmen.
dpa
Ewww.visitpalma.es
Ewww.bremen-tourismus.de
FLIEGEN
Air Berlin schafft Check-in-Automaten ab
Air Berlin schafft seine 35 Self-Service-Automaten an allen Flughäfen ab. Die
Automaten werden der Airline zufolge kaum genutzt. Die meisten Fluggäste
checken am Schalter, online oder über das Smartphone ein. Die Nutzungsquote der Automaten habe bei weniger als fünf Prozent gelegen, sagte eine
Air-Berlin-Sprecherin.
dpa
Condor: Kosten für
Platzreservierungen
Der Ferienflieger Condor
führt auf allen Flügen dynamische Preise für Sitzplatzreservierungen ein. Die Gebühr für die Reservierung ist
dann von Buchungszeitpunkt, Flugtermin und
Nachfrage abhängig, erklärt
Condor. In der Nebensaison
werden die Preise auf der
Kurz- und Mittelstrecke bei
2,99 Euro beginnen, auf der
Langstrecke geht es mit
9,99 Euro los. Bislang kostete
eine normale Sitzplatzreservierung bei Condor je nach
Flugziel zwischen 9,99 und
29,99 Euro. Auch die Preise
für XL-Sitze werden dynamisch der Nachfrage angepasst.
dpa
UNTERWEGS
VON DANIELA KEBEL
Sport unter Palmen
N
ehmen Sie sich auch hin
und wieder vor, im
Urlaub Sport zu treiben? Vielleicht, weil Sie zu Hause oft zu
wenig Zeit dafür haben oder
weil Sie etwas anderes ausprobieren wollen? „Ich geh
wandern“, hat meine Freundin mir vor ein paar Tagen
gesagt. Und entschlossen
„Jeden Tag!“ hinzugefügt.
Sonst wandert sie nie. Nur
einmal im Jahr macht sie
einen Wanderurlaub. Es ist
der Reiz, etwas zu erleben,
das man nicht jeden Tag
machen kann. Davon leben
auch Fahrradvermieter auf
der ganzen Welt. Passionierte
Skifahrer haben sowieso nur
eine kurze Saison für ihren
Lieblingssport. Der Swimmingpool findet plötzlich
begeisterte Schwimmer, die
sonst nie in ein Hallenbad
gehen, Nicht-Kanuten steigen
in Kajaks und paddeln, bis die
Arme brennen. Bleibt das
meist kleine, aber oft wohlbestückte Fitnessstudio des
Hotels. Das gibt es auch
daheim – entsprechend trifft
man dort gleich zwei Sorten
von Urlaubern: Diejenigen,
die sich mit Blick aufs Meer
noch schnell die Strandfigur
erschwitzen wollen, und die
anderen, denen die Ferien
irgendwie den Trainingsplan
durcheinander bringen. Deswegen stemmen sie auch dort
Gerwichte und rennen auf
Laufbändern. So oder so –
sich im Urlaub nicht nur auszuruhen, sondern aktiv zu
Tresein, liegt im
nd. Und mal
ehrlich: Unter
Palmen joggt es
sich doch auch
viel schöner.
Die Whitsunday Islands sind berühmt, aber
nur wenige kennen die ersten Bewohner der
australischen Postkarteninsel.
Von Florian Sanktjohanser
Stünden nicht ein Zaun und
Schilder vor der Höhle, könnte
man die roten Zeichnungen an
der Felswand für Graffiti mäßig
begabter Jugendlicher halten.
Manche sehen aus wie karierte
Ballone, andere wie Wellenlinien. Aber sie sind uralte Kulturschätze. Vor wahrscheinlich
2000 Jahren kauerte ein Aborigine vom Volk der Ngaro in der
Höhle, tauchte seine Finger in
Ockerpulver und zog Striche
über den Felsen. Was seine
langsam verblassende Kunst
ausdrückt, kann keiner mehr
sagen. Die Ngaro mussten die
Whitsunday Islands vor Jahrhunderten verlassen. Ein neuer Weg folgt nun ihren Spuren.
„Der Weg führt auf
die Gipfel der Inseln
und zu wichtigen
historischen Stätten.“
Damien Head, Direktor
der Nationalparks
Die Whitsundays sind spätestens seit der Kampagne berühmt, mit der das Tourismusministerium des australischen
Bundesstaats Queensland 2009
weltweit nach Bewerbern für
den „best job in the world“
suchte. Ein Jahr als Ranger auf
den 74 Inseln gab es zu gewinnen, 35 000 Menschen bewarben sich. Die Fotos der weißen
Strände, grünen Hügel und
türkisen Buchten strahlten auf
zahlreichen Online-Nachrichtenseiten.
Heute sind die Whitsundays
ein Pflichtstopp auf jeder Tour
entlang der Ostküste. Eine
Flotte von Segelbooten schippert Rucksackreisende und andere Urlauber für ein paar
Tage zu den Inseln. Der Startpunkt Airlie Beach ist längst
ein lärmender Partyort mit
zweifelhaftem Ruf. Von den
ersten Bewohnern des Archipels hat wohl kaum ein Tourist
gehört.
Ein Netzwerk aus
Kajak-Routen und Wanderwegen
Der Ngaro Sea Trail soll das ändern. „Der Weg führt auf die
Gipfel der Inseln und zu wichtigen kulturellen und historischen Stätten“, sagt Damien
Head, Direktor der Nationalparks in der Great Barrier Reef
Region. Er ist kein durchgehender Fernwanderweg, sondern ein Netzwerk aus KajakRouten und Wanderwegen.
Manche Pfade sind nur wenige
hundert Meter lang, andere
sind steile Anstiege wie jener
auf den 437 Meter hohen Whitsunday Peak, für den Ranger
990 Stufen gebaut haben.
Einer der kürzesten, aber
interessantesten Wege beginnt
am Nara Inlet, einer tief eingeschnittenen Bucht auf Hook Is-
land. Durch trockenen Busch
führt er vom Ufer bergauf bis
zur Höhle mit den Felsmalereien. Am Wegesrand erklären
Stelen Lebensweise und Geschichte des außergewöhnlichen Aborigine-Volks, das
einst in Kanus aus Baumrinde
von Insel zu Insel paddelte.
„Ngaro bedeutet Salzwasser-Menschen“, erklärt eine
tiefe
Frauenstimme.
Sie
kommt vom Band an einer Audio-Station am Wegesrand. Die
Stimme gehört einer Nachfahrin der ersten Bewohner der
Whitsundays, die heute wahrscheinlich wie die meisten
Ngaro im Norden des Bundesstaats wohnt, in Cairns oder
Townsville.
Die Ngaro haben keine
schriftlichen Aufzeichnungen
über ihre Geschichte, sie haben
nur ihre Erzählungen, die sie
am Lagerfeuer weitergaben.
Geschichten wie jene von der
Regenbogenschlange, die in
der Traumzeit durch das Meer
schwamm und dabei Eier legte:
die Whitsundays.
Schon vor mindestens
9000 Jahren kamen die Ngaro
auf die Inseln, die Gipfel einer
versunkenen
Gebirgskette
sind. Zunächst waren sie nur
gelegentlich dort, um Nahrung
zu suchen. Als sie neue Techniken erlernt hatten und der
Meeresspiegel weiter gestiegen war, blieben sie. Sie sammelten Yamswurzeln und Burdekin-Pflaumen, Mangrovenkrabben und Muscheln. Sie
fischten mit Netzen und Angelhaken aus Schildkrötenpanzer.
Blutiger Konflikt zwischen
Ureinwohnern und Eroberern
Im Nara Inlet wurden damals
viele Krieger der Ngaro zusammengetrieben und getötet. Die
Überlebenden wurden in Missionsstationen deportiert. Viele mussten später als Taucher
auf Perlfarmen in der Torres
Strait arbeiten. Es war das Ende
eines blutigen Konflikts zwischen den Ureinwohnern und
den Eroberern aus Europa. Er
begann am 3. Juni 1770. An diesem Tag ließ James Cook vor
den Inseln Anker werfen. Es
war der Pfingstsonntag, auf
Englisch: Whitsunday. Cook
sagte später, die Ngaro seien
die größten Aborigines, die er
je gesehen habe. Auf jeden Fall
gehörten sie zu den widerspenstigsten. Sie kletterten
nachts auf ankernde Schiffe,
um sie zu sabotieren oder
gleich die Mannschaft zu massakrieren. Die Rache der Europäer war gnadenlos.
Viele Besucher, die heute
von den Segelbooten in der
Nachbarbucht abgesetzt werden und zum Aussichtspunkt
über den Hill Inlet spazieren,
wissen nicht, dass sie gerade
auf dem Ngaro Sea Trail unterwegs sind. „Die meisten, die
den Weg bewusst wahrneh-
In einem Baum knabbert ein Papagei an Beeren.
men, sind Kajak-Fahrer“, sagt
Damien Head.
Das hat auch Vorteile. Als
Wanderer hat man oft eine Insel für sich allein. Oder zumindest fast. An diesem Tag ist ein
Mountainbiker in das Wassertaxi nach South Molle Island
eingestiegen. Von Shute Harbour braucht das Stahlboot nur
zehn Minuten, dann senkt sich
die Landungsklappe auf den
Strand. Auf der Insel verläuft
das längste Teilstück des Ngaro
Sea Trails an Land. Und das
einzige, auf dem Radler fahren
dürfen.
SERVICE
ANREISE Mehrere Airlines fliegen aus
Deutschland nach Brisbane. Von
dort gibt es Inlandsflüge nach Proserpine (Whitsunday Coast Airport),
das nahe Airlie Beach liegt. Alternativ kann man auch nach Hamilton
Island fliegen. Zwischen den Inseln
pendeln mehrmals täglich Fähren.
Von Shute Harbour, einem Vorort
von Airlie Beach, fahren Wassertaxis
nach South Molle Island. Passagiere
müssen das Taxi vorher bestellen
und vereinbaren, wann und wo sie
wieder abgeholt werden wollen.
REISEZEIT Die beste Zeit zum Wan-
„Das ist nicht
von dieser Welt.“
Rob Gelczak, Radfahrer
„Ich habe in einem Mountainbike-Magazin eine Story über
den Ngaro Sea Trail gelesen“,
sagt Rob Gelczak, während er
sein Rad über Sand und abgebrochenen
Korallenstücke
schiebt. Er ist mit seiner Familie aus dem Bundesstaat New
South
Wales
angereist,
22 Stunden im Auto, um den
20. Hochzeitstag an einem ruhigen Ort zu feiern.
Man kommt schnell ins
Schwitzen, aber vor allem wegen der Hitze. Und das schon
im Frühling. Der Weg dagegen
ist einfach, gemächlich steigt
reise@wz.de
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Heute idyllisch, aber im Nara Inlet wurden die Ngaro-Krieger im 18. Jahrhundert von den Europäern getötet.
Fotos: dpa/Florian Sanktjohanser
dern sind die Monate April und September. Dann liegen die Temperaturen tagsüber zwischen 21 und
26 Grad. Im Sommer kann es sehr
heiß werden, außerdem fegen dann
regelmäßig Zyklone über die Inseln.
Die Regenzeit dauert von Januar bis
April. Zum Kajakfahren bietet sich
vor allem der September an, wenn
es selten windig ist.
UNTERKUNFT In Airlie Beach gibt es
vom Backpacker-Hostel bis zum
Fünf-Sterne-Hotel alles. Die Ferienwohnungen und Hotels auf den
Inseln sind grundsätzlich teurer. Auf
er über Grashügel an. Meist
schweift der Blick ungehindert
über das türkisfarbene Meer
und die grünen Hügel der Inseln. „Das ist nicht von dieser
Welt“, ruft Gelczak begeistert,
als er bergab über die Bodenwellen hoppelt.
Und die Aussicht wird umso
fantastischer, je höher es geht.
Auf dem Gipfel des Mount Jeffreys breitet sich schließlich
ein 360-Grad-Panorama vor
dem Wanderer aus. Man sieht
Hamilton Island mit den in die
Hänge gestanzten Ferienhäusern und Hotels, das niedrige
Resort von Daydream Island
und das kahle Dent Island.
Auch auf South Molle gibt es
ein Resort, sogar mit NeunLoch-Golfplatz. Es liegt an einer weiten Bucht im Norden,
die man am schönsten vom
Spion Kop aus überblickt. Auf
dem Weg dorthin liegt die
zweite wichtige archäologische Stätte des Archipels: ein
vielen Inseln gibt es aber auch Campingplätze. Einige bieten Tische, Toiletten und Wasser, andere nur eine
abgeholzte Fläche. Wer zelten will,
braucht eine Genehmigung. Diese
gibt es im Besucherzentrum, in
Nationalparkbüros oder online:
Ewww.qld.gov.au/camping
AUSRÜSTUNG Kajaks, Zelte, Taucher-
brille, Schnorchel und Neoprenanzüge (gegen schmerzhafte und
lebensgefährliche Quallenstiche)
kann man vor Ort ausleihen, zum
Beispiel bei Salty Dog Kayaking
(www.saltydog.com.au) oder bei
Scamper
(www.whitsundaycamping.com.au).
INFORMATIONEN Tourism and Events
Queensland, Oberbrunnerstraße 4,
81475 München, Telefon 089/
759 69 88 69. Whitsunday Visitor
Information
Centre,
E-Mail:
info@tourismwhitsundays.com.au
www.nprsr.qld.gov.au/parks/
Ewhitsunday-ngaro-sea-trail
www.queensland-australia.eu/
Eiss/europe/german/destinations/
whitsundays.cfm
www.tourismwhitsunEdays.com.au/attractions/ngarosea-trail
Steinbruch. Dort klopften die
Ngaro vulkanischen Tuffstein
aus den Hängen. Aus dem Tuff
schnitzten sie Werkzeuge, mit
denen sie mit Bewohnern des
Festlandes handelten.
Ein anderer Arm des Wegs
führt durch fast tropischen
Wald zu einem Felsen über einem Abhang, und zum Lamond
Hill. Schmetterlinge flattern
umher, in den Ästen knabbert
ein bunt gescheckter Papagei
an rosa Beeren. Der Lamond
Hill ist benannt nach Henry Lamond, der bis zum Jahr 1927
seine Schafe auf South Molle
grasen ließ. Dann tauschte er
die Insel gegen die Milchfarm
von Ernie Bauer, der das Resort
aufbaute. Eine Metallplatte auf
dem Hügel erinnert an Lamonds Frau Eileen und ihren
Sohn Hal. „Sie liebten beide
diese Insel“, ist darauf eingraviert zu lesen. Man kann sie
gut verstehen.