Gaçaca - EN-PAZ

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Gaçaca - EN-PAZ
Konflikte & Lösungen
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Gaçaca
* Konfliktakteure
Ruanda, Burundi, Uganda, Kongo, Frankreich, Belgien,
!
Internationaler Strafgerichtshof für Ruanda, UNO
Konfliktbeginn:
* 1959
Konfliktbeschreibung
Gaçaca – das „Graswurzel-Tribunal“ oder auch
„Wahrheits-Gericht“ - richtet den ruandischen
Völkermord. Gaçaca ist ein traditionelles Gericht
aus der Zeit vor der Kolonialisierung in der Gegend des heutigen Ruanda in Afrika. Gaçaca ist
eine Grasart, und dieses Tribunal wird so genannt,
weil man sich zur Klärung von Problemen im
Konflikttransformation
?
großen Kreis mit den Dorfältesten und Stammesführern auf der Wiese trifft und auf dem Gras-
Versöhnung, Aussprache, Vergebung
boden sitzt. Bei den traditionellen Gaçacas ging
es nie zuerst um Bestrafung, sondern um den
Erhalt des Friedens untereinander. Der Missetäter wurde dazu verurteilt, sich zu entschuldigen
und eine Wiedergutmachung in Form von Nahrung zu „zahlen“. Da meist ganze Familien mit
dem Konflikt zu tun hatten, wurde im Anschluss
zur Festigung des Friedens gemeinsam mit allen
gegessen. Heute werden die Gaçacas sogar genutzt,
um die öffentlichen Gerichte zu unterstützen und
zu entlasten. Im Mai 1994 kam es zum heftigen
Ausbruch des schon lange schwelenden Konflikts
zwischen den sogenannten „Hutu“ und „Tutsi“.
Dabei wurden knapp eine Million Menschen innerhalb weniger Wochen getötet. Die Gerichte auf
Landes- und Gemeindeebene konnten nicht mehr
ausreichend besetzt werden, weil zu viele Menschen umgebracht worden waren.
Seit 2005 konzentrieren sich die 12.000
Gaçaca-Gerichte nun darauf, Klarheit in
die Abläufe der Gewaltausschreitungen von
1994 zu bringen. Es kommen Augenzeugen zu Wort, die Opfer werden benannt, die
Ereignisse werden gemeinsam aufgearbeitet
und aufgeschrieben. Die Mörder müssen sich
bei der Familie und den weiteren Verwandten und Freunden der Opfer entschuldigen
und um Vergebung bitten. Wenn sie sich
noch erinnern können, zeigen sie den Platz
des Mordes, damit eine Bergung und Beerdigung des Leichnams ermöglicht wird.
Wird ein Mord sofort zugegeben, blühen dem
Täter nur sieben bis zwölf Jahre anstelle der
lebenslänglichen Haftstrafe. Täter, die sehr
viele Menschen ermordet haben und die
ehemaligen Regierungsbeamte und Regierungschefs, bleiben weiter in den normalen
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Nutzung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland” freigegeben.
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Über 100.000 Menschen saßen in den Gefängnissen, da sie gemordet hatten, aber es war zuwenig
Personal übrig geblieben, um ihnen den Prozess zu
machen. Außerdem war es unmöglich, die Menschen, wie es den ruandischen Gesetzen entsprach,
lebenslänglich wegen Mordes einzusperren – es
gab keinen Platz mehr in den Gefängnissen. Ein
riesiger Anteil der Einwohner Ruandas hatte sich
irgendwie beteiligt an dieser unvorstellbaren Welle
der Gewalt. Daher erinnerte man sich wieder an die
Gaçacas, deren hauptsächliche Aufgabe es schon
immer war, nicht zu bestrafen, sondern ein gemeinsames Weiterleben zwischen Konfliktparteien zu ermöglichen. Tausende Gefängnisinsassen
wurden seit 2001 entlassen und kehrten in ihre
Dörfer zurück, um sich dort dem Urteil ihrer einstigen Nachbarn zu stellen. Es wurden Freiwillige
als Richter und Anwälte für die Gaçaca-Verfahren
ausgebildet.
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Gerichtsverfahren.
1,2 Millionen Fälle wurden verhandelt und über
eine Million Täter wurden verurteilt. Im Laufe
des Jahres 2010 wurden die Verhandlungen
beendet.
Kritik an diesen Verfahren gibt es auch. Ein
wichtiger Kritikpunkt ist, dass diese Form der
Rechtsprechung die falschen Signale an Gewalttäter sende: Man kommt trotz Mord und
Totschlag davon!
Außerdem würden die Tutsi, die in der Vergangenheit für massenhafte Tötungen verantwortlich waren, nicht gerecht behandelt, da sie dafür
unbestraft bleiben.
Dennoch geht es vielen Menschen wie diesem
Überlebenden aus der Hauptstadt Kigali: „Ich
gehe zu den Gaçaca-Verhandlungen hin und
frage die Täter, was hast Du getan, warum hast
Du das getan, und wenn die Täter die Wahrheit
erzählen, fühle ich mich eigenartig befreit.“
Initiativen zur ZKB:
Deutsche Dokumentation über die GacacaGerichte:
http://www.veoh.com/watch/v17465363JB57GtMF
- Offizielle Homepage der Gacaca-Gerichte
(Englisch):
http://www.inkiko-gacaca.gov.rw/En/EnIntroduction.htm
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Mehr zum Land:
- Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
(GIZ): Informationsportal-Ruanda:
http://liportal.inwent.org/ruanda.html
Mehr zur Historie des Konflikts:
- Auswärtiges Amt, Länderinformationen:
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpoli-
- Der Ruanda-Konflikt: Ein alter Stammeskrieg:
tik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichts-
http://www.gfbv.it/3dossier/africa/ruanda-dt.
seiten/Ruanda_node.html
html
Mehr zum Konflikt:
- Bundeszentrale für politische Bildung:
http://www.bpb.de/internationales/weltweit/
innerstaatliche-konflikte/54803/ruanda
- Homepage des Internationalen Strafgerichtshof
für Ruanda (Englisch):
http://www.unictr.org/
- Die Zeit: Der lange Schatten des Völkermordes:
http://www.zeit.de/online/2009/16/ruanda-genozid-1994
- BBC: how the genocide happened (Englisch):
http://news.bbc.co.uk/2/hi/1288230.stm
- Stern: Denn sie wussten was sie taten; Berichte des
verantwortlichen Generals der UN-Friedenskomission Dallaire:
http://www.stern.de/politik/ausland/voelkermord-inruanda-denn-sie-wussten-was-sie-taten-522189.html
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