ein bildungsbereichsübergreifendes Umsetzungsbeispiel (GS)

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ein bildungsbereichsübergreifendes Umsetzungsbeispiel (GS)
Bildungsplan
Schule für Hörgeschädigte
Bildungsbereichübergreifendes Umsetzungsbeispiel
Landesinstitut
für Schulentwicklung
Fächerübergreifende Ateliers am Beispiel
des Kinderbuchs „Wo die wilden Kerle
wohnen“
Grundschule der Immenhoferschule Stuttgart
www.ls-bw.de
best@ls.kv.bwl.de
Qualitätsentwicklung
und Evaluation
Schulentwicklung
und empirische
Bildungsforschung
Stuttgart 2012
Bildungspläne
1
Umsetzungsbeispiel
Bildungsplan der Schule für Hörgeschädigte 2011
Entstehung der Ateliers im Grundschulbereich der Immenhoferschule Stuttgart
Vor sieben Jahren wurde der Wunsch geäußert, ein klassenübergreifendes Angebot im Grundschulbereich der Schule
für Hörgeschädigte zu machen. Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern Lernerfahrungen mit anderen Kindern außerhalb des Klassenverbandes zu ermöglichen und Lernfelder zu eröffnen, die bisher im Schulalltag zu kurz gekommen
waren, bzw. in denen neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben werden können. Als Nebeneffekt konnte sich die
Lehrerschaft im Team-Teaching erproben.
Die Grundschule entschied sich gegen eine Projektwoche und für ein über das ganze Schuljahr fortlaufendes Bildungsangebot, um dieses als festen Bestandteil in den Schulalltag zu integrieren.
Das „Atelier“ war geboren.
Organisation und Durchführung
Die Grundschule besteht aus ca. 45 Schülerinnen und Schülern. Je zwei Lehrkräfte, ggf. mit Referendarinnen und Referendaren, machen ein Bildungsangebot, sodass pro Durchgang meistens drei bis vier verschiedene Angebote zustande
kommen. Organisatorisch ist es wichtig, dass alle Grundschulklassen an einem Tag parallel eine Doppelstunde bei ihren
Klassenlehrerinnen und -lehrern haben. Trotzdem lässt es sich nicht vermeiden, dass auch Fachlehrerstunden betroffen
sind.
Die Bildungsangebote werden den Schülerinnen und Schülern zu Beginn des Schuljahres vorgestellt: Sie dürfen wählen,
an welchen Angeboten sie teilnehmen möchten. Dazu erstellen sie eine individuelle Rangliste auf einem Wahlzettel.
Pro Schuljahr gibt es zwei Durchgänge, sodass jede Schülerin bzw. jeder Schüler zwei Angebote besuchen kann.
Am Ende eines Durchganges führt jede Gruppe ihr Ergebnis der Schulgemeinschaft vor. Innerhalb der Gruppe werden
der Ablauf und das Ergebnis mündlich und schriftlich reflektiert.
Die Angebote sollten möglichst verschiedene Erfahrungsbereiche abdecken. Es wird Wert darauf gelegt, dass „klassische Themen“ einmal ganz anders erfahren werden können, z.B. die Geometrie-Tangram-Aufführung mit Gedichten.
Oft bleibt die Projektplanung flexibel. Es wird im Vorfeld ein ungefährer Rahmen abgesteckt, nach jeder Doppelstunde
wird aber abgesprochen, ob Initiativen der Kinder für die Fortführung des Projektes genutzt werden könnten.
Die flexible Vorgehensweise ist auch notwendig, da man nie vorhersagen kann, wie die neu zusammengesetzte Lerngruppe harmoniert und welche Gruppendynamik sich dabei entwickelt. Es muss Raum bleiben für soziale Entwicklungen
und unterschiedliche Vorgehensweisen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder.
Da in einer Gruppe Erst- bis Viertklässler sein können, ist innerhalb des Projektes viel Binnendifferenzierung nötig.
Folgende Angebote gab es bisher:
 Bremer Stadtmusikanten (Schreiben eines Drehbuchs, Theatertechniken, Verkleidungen und Bühnenbild erstellen,
singen...)
 Vom Ast zum Springseil (Waldexkursion, Holzbearbeitung, Seil drehen, verschiedene Sprünge)
 Yoga und Gesang (Kennenlernen und Üben verschiedener Lieder; Grundübungen zum Yoga anhand kleiner 'Geschichten')
 Wo die wilden Kerle wohnen (Theaterstück selbst entwickeln, Entwickeln einer „Filmmusik“, Entwickeln eines „Wilde-Kerle-Tanz“, Bühnenbild, Kostüm)
 Zaubern (Tricks lernen, üben, Material herstellen, Zaubersprüche, Regeln: Geheimhaltung!)
 Tänze aus aller Welt (Kennenlernen und Einüben verschiedener Tänze; tänzerische Grundbegriffe, Grundschritte
und Formationen)
 Geometriewerkstatt (Geometrie in allen Varianten mit Tangram-Aufführung mit Gedichten)
 Tolle Wolle (Besuch Jugendfarm, Schafschur, mit Spindeln Wolle drehen, Ball filzen, weben, Wurfspiele, Jonglage)
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Umsetzungsbeispiel
Bildungsplan der Schule für Hörgeschädigte 2011
Umsetzung der Bildungspläne im Atelierangebot „Wo die wilden Kerle wohnen“
Ausgehend von dem Kinderbuchklassiker „Wo die wilden Kerle wohnen“ entwickelten die Schülerinnen und Schüler
Theaterszenen, eine „Filmmusik“ und den Mondtanz, schrieben ein Drehbuch und bastelten Kulissen und Kostüme.
Anforderungen
Mit anderen planvoll und
wertschätzend zusammenarbeiten
Auseinandersetzung mit
dem Inhalt des Buches
Klang- und Sprechqualitäten erleben und kreativ
damit umgehen
Einen Tanz entwickeln
Kostüme und Kulissen
herstellen
Kompetenzen aus dem
Bildungsplan
der Schule für Hörgeschädigte1
… bewältigen Aufgaben in Zusammenarbeit
mit anderen. (S. 46)
… nehmen Hilfe an und helfen anderen. (S.
46, Anhaltspunkt)
... kritisieren konstruktiv und nehmen Kritik
an. (S. 46, Anhaltspunkt)
… präsentieren [...] und reflektieren gemeinsam ihre Arbeit. (S. 46, Anhaltspunkt)
… setzen sich mit Texten und Büchern auseinander. (S. 26)
… genießen das Vorlesen. (S. 26, Anhaltspunkt)
… sprechen über das Vorgelesene anhand
von Bildern. (S. 26, Anhaltspunkt)
… stellen den Inhalt im szenischen Spiel dar.
(S. 26, Anhaltspunkt)
… erweitern ihr Hörverstehen für Musik. (S.
21)
… benennen den emotionalen Gehalt von
Musik und drücken ihn in verschiedenen
Formen aus. (S. 21, Anhaltspunkt)
… setzen Sprachrhythmus und -melodie
sprachgestaltend ein. (S. 21, Anhaltspunkt)
… setzen notierte Rhythmen oder Töne um.
(S. 21, Anhaltspunkt)
… kennen und nutzen kulturelle Angebote
erleben sich als kulturschaffend. (S. 59)
Kompetenzen aus dem
Bildungsplan der Grundschule2
… können ästhetisch und kreativ mit verschiedenen Texten umgehen. (S. 50)
… können Spielszenen zu ausgewählten
Textstücken entwickeln und gestalten. (S.
50)
… können miteinander für sich und andere
singen und musizieren, darstellen und
gestalten. (s. 104)
Aus der Liederliste für die Grundschule, S.
109:
Zwei Spiellieder mit szenischer Darstellung
sowie vier Bewegungs- und Tanzlieder.
… können sich durch Bewegung ausdrücken.
… können Rhythmen, Klänge, Musik,
Sprache, Bilder, Farben und Formen als
Bewegungsanlässe annehmen, in Bewegung umsetzen und gestalten. (S. 114)
… können kleine Musikstücke und Bewegungsimprovisationen selbst erfinden. (S.
103)
… können verformbare u. nicht verformbare Materialien u. Materialverbindungen zur
künstlerischen Gestaltung nutzen. (S. 107)
Alle Seitenangaben beziehen sich auf die Bildungsbereiche „Beziehungen und Kommunikation gestalten“, „Anforderungen und
Lernen“ und „Leben in der Gesellschaft“ aus dem Bildungsplan der Schule für Hörgeschädigte 2011.
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Umsetzungsbeispiel
Bildungsplan der Schule für Hörgeschädigte 2011
Erfahrungsbericht:
Nach anfänglicher Skepsis mancher Kolleginnen und Kollegen („Da geht mir ja noch mehr Zeit von Deutsch ab – die
sind doch eh schon so weit hinterher!“) hat sich das Atelier so gut bewährt, dass es seither jedes Jahr wieder stattgefunden hat.
Die Lehrkräfte erleben die Themenvielfalt, das „schulleistungsfreie“ Arbeiten, die Vielfalt der Gruppenzusammensetzungen und auch das Team-Teaching in vielen Punkten als sehr bereichernd und befreiend:
 Die Angebote fordern zu mehr Kreativität heraus, sowohl bei den planenden Kolleginnen und Kollegen, als auch bei
den Schülerinnen und Schülern.
 Soziale, spielerische, kreative, handlungsorientierte Lernziele werden mit kognitiven verknüpft.
 Der Beginn eines Projektes ist zunächst relativ ergebnisoffen; es bleibt viel Raum für individuelle Vorgehensweisen
und Ideen der Schülerinnen und Schüler.
 Jede Schülerin und jeder Schüler soll sich seinen Stärken gemäß einbringen können.
 Kontakte zwischen den Schülerinnen und Schülern entstehen über die eigene Klassengemeinschaft hinaus.
 Oft ergeben sich neue Freundschaften und ein anderer Zusammenhalt innerhalb der Schulgemeinschaft, weil sich
die Schülerinnen und Schüler besser kennen.
 Ältere unterstützen Jüngere, die Älteren profitieren oft vom Enthusiasmus der Kleineren.
 Die Lehrkräfte profitieren untereinander von ihren Ideen, Herangehensweisen und Stärken erleben Entlastung durch
Arbeitsteilung.
 Vier Augen sehen mehr als zwei – man kann die Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler viel genauer erfassen und individuellere Angebote entwickeln, bzw. den Projektverlauf anpassen.
Alle Seitenangaben beziehen sich auf die Fächer Deutsch (Klasse 4) und Mensch, Natur und Kultur (Klasse 2 und 4) und Bewegung, Spiel und Sport (Klasse 2) aus dem Bildungsplan Grundschule 2004 .
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