Farbe bek
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FARBE BEKENNEN Wo kommen die Farben her und wo gehen sie hin? Ein Kunstprojekt für Kinder von Mirtha Monge Mehr Naturfarben - weniger giftige Chemie Ein Beitrag zur praktischen Nachhaltigkeit Ein Kunstprojekt mit freundlicher Unterstützung des Referats für Gesundheit und Umwelt der LH München und der Paulo-Freire Gruppe München im zbb e.V. Farbe bekennen Wo kommen die Farben her und wo gehen sie hin? K ann man sich heute im 21. Jahrhundert eine farblose Welt vorstellen? Ohne riesige Plakate, in allen Größen, mit den verschiedensten Motiven? Wenn wir zur Schule fahren, sehen wir überall Farbflächen mit Werbung: Schöne Mädchen mit roten Kleidern, oder das nächste blaue Handy, glänzende, silber lackierte Autos. Unsere Bahnhöfe und Unterführungen sind vollgemalt mit witzigen Graffitis, vorbei fahren knallige blaue Straßenbahnen und rote S-Bahnen, wir leben in einer Welt voller Farben. In München kann man riesige, farbige Gebäude sehen. Moderne Architekten benutzen viele Farbkontraste. Die Wände des Brandhorst-Museums sind ein unglaublicher Farbenrausch oder habt ihr schon mal die transparentblaue Herz-Jesu-Kirche gesehen? Und wenn die Schule aus ist, welche Farbe strahlt bei uns Zuhause? Internet? Computerspiele, 3D Fernseher? Viele Kinder haben heutzutage eine Digitalkamera, man kann seine Fotos selber drucken und jedes neue Jahr bringt dutzende neue Modefarben für unsere Kleider. Farbe ist etwas, das wir täglich konsumieren. Unsere Zimmer sind mit Farbe gestrichen, unsere Mütter schminken sich mit bunten Farben: Puder, Lippenstift, vielleicht sind selbst die Haare gefärbt? Blond? Brünett? Sogar unsere Lebensmittel werden mit Farbstoffen eingefärbt. Leckere Gummibärchen in allen Farben, lila Fruchtjoghurts, fetzige, süße, grüne Säfte, Kaugummis, Ketchup. Aber darüber machen sich wenige Gedanken: Wo kommen die Farben her? Wie ist die Zusammen- setzung und wo der Ursprung der Farben, die uns umgeben? Die wir selber verwenden? Und wo gehen sie hin, alle diese Farben, wenn wir sie benutzt haben? Keine Ahnung? Die meisten wissen nicht, wie man Farbe selber machen kann. In wenigen Schulen wird dieses Thema bearbeitet. Leider ist das Thema Farbstoffe und Pigmente aus den Lehrplänen weitgehend verschwunden. Projekt FARBE BEKENNEN Farbe bekennen Der Film W ir haben mit Kindern aus Münchener Schulen einen Film über Farbe gedreht. Die Kinder kommen aus verschiedenen Ländern der Erde und sind zwischen 7 und 12 Jahren alt. In dem Kunstatelier Artehof im Mangfalltall haben 40 Kinder am Farbworkshop teilgenommen. Sie haben gelernt, selber aus Erdpigmenten und Pflanzen Naturfarben herzustellen und wunderschöne Bilder gemalt. Sie haben Farbpflanzen aus dem Garten gepflückt, haben im Wald Ton geholt und damit kleine Gefäße modelliert. Genauso hatten alle Kinder großen Spaß, aus Schafwolle Wandbilder und Finger-Puppen herzustellen. Unser Ziel mit dem Film „Farbe bekennen“ ist, Kinder in der Schule auf aktuelle Proble- me aufmerksam zu machen, wie z.B. die Kontamination der Flüsse durch die Benutzung chemischer Farben. Den Kindern soll bewusst werden wie wichtig es ist, die Natur zu schützen und unsere Wasserquellen sauber zu halten. Wir wollen mit unserem Projekt einen positiven und praktischen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und gemeinsam die Schönheit der Natur erleben. Ihr könnt in unserem Film „Farbe bekennen“ die Entstehung von Naturfarben kennen lernen. Zwei Clowns laden Euch ein, eine kleine Reise in die Natur zu machen. Einer der beiden Clowns ist verzweifelt. Er hat alle seine Farben verloren und keine Ideen mehr für seine Geschichten. Der Stress der Stadt hat ihm seiner Fantasie beraubt und statt Farben sieht er nichts als Grau. Wie traurig. Sein Clownsfreund gibt ihm Mut und hilft ihm, die Farben wieder zu finden, so dass sein Herz wieder lacht. Nach dem Film könnt Ihr mit Eurer Lehrerin oder Eurem Lehrer Naturfarben-Rezepte ausprobieren, die in den Arbeitsblättern zu finden sind. Viel Spaß beim Film und wir wünschen Euch viel Spaß beim Malen mit Naturfarben. Projekt FARBE BEKENNEN Ökologische Farben Was bedeutet Ökologie? D as Wort Ökologie kommt aus dem Griechischen. Das Wort „Oikos“ bedeutet Haus und „Logos“ bedeutet Sinn, Verstand, Vernunft. Wenn also jemand meint, er verstehe nichts von Ökologie, so kann das gar nicht stimmen. Ökologie bedeutet nämlich etwas ganz einfaches: V E R N Ü N F T I G E S H A U S H A L T E N Die Idee des vernünftigen Haushaltens ist etwas, was jedem Kind unmittelbar klar ist. 1. Man kann auf Dauer nur so viel ausgeben, wie man eingenommen hat 2. Ich muss mit dem, was ich erworben habe, pfleglich umgehen 3. Ich muss das Vorgefundene, was mir von der Natur gegeben worden ist, wie eine Leihgabe betrachten und muss in der Lage sein, es wieder zurückzugeben. Also weiß auch jedes Kind, dass man den Haushalt, also OIKO LOGOS, unseren Nachfahren wieder intakt hinterlassen muss. Natürliche Pigmente sind kleine, farbige Teilchen aus der Erde. Es sind natürliche Mineralien, welche sich nicht auflösen lassen. Wenn man sie mit Wasser vermischt, werden die Teilchen sehr klein. Diese Teilchen sind das, was wir als Farbe wahrnehmen. ROT WEIß wird aus Erde gewonnen. Durch das viele Eisen in der Erde kommt die rötliche Färbung. wird aus Kreide gewonnen. Ein Rohstoff, den es schon zur Zeit der Dinosaurier gab. SCHWARZ GRÜN wird aus Holzkohle gewonnen. Besonders eignet sich das Holz der Birke. wird aus Kupfer gewonnen. Die enthaltenen Malachitsteine können als Pigment verwendet werden. Herstellung von Pigmenten aus Holzkohle Die Grundsätze Nachhaltigen Lebens und Nachhaltigen Arbeitens sind Grundsätze, die jeder leicht verstehen kann. (Quelle: Dr. Hermann Fischer) Ökologische Farben herstellen macht Spaß! Warum? Es sind Farben die unserer Gesundheit nicht schaden, sie riechen gut, unsere Bilder strahlen mit leuchtenden Farben und wir können bedenkenlos unsere Pinsel im Waschbecken waschen. Naturfarben, die wir selber herstellen, sind viel preiswerter als synthetische Farben aus einem Malergeschäft. Die Reste von Natur-Farben können auf den Kompost geworfen werden. Man kann farbige Erdbrocken in der Natur finden und diese dann mit Steinen in einem Mörser zermahlen. Aus dem enstandenen Pulver kann man dann Farbe anmischen. Dieses Pulver nennt man „Pigment“. Projekt FARBE BEKENNEN Geschichte der Natur-Pigmente Höhlenmalerei in der Altamira-Höhle, Spanien D ie ältesten Zeugnisse von Menschen, die NaturFarben verwendet haben, stammen aus Ostafrika und sind zwischen 40.000 und 50.000 Jahre alt. Die europäischen Höhlenmalereien in Lascaux und Altamira werden auf 17000 bis 11000 v. Chr. datiert. Den Malern der Steinzeit standen nur 4 Farben zur Verfügung: Schwarz aus Holzkohle und Ruß, Weiß aus Kalkstein oder Kreide, Gelb und Rot stellte man aus Ocker-Erde her, die praktisch weltweit verbreitet ist. Azurit und Malachit dienten mitunter zur Ausgestaltung der Gräber und Paläste der großen ägyptischen Könige. Einige Farben gelangten durch die Kreuzzüge nach Europa, Marco Polo brachte den Lapis Lazuli, ein sehr hartes Gestein, von einer seiner Reisen mit. Er brachte jedoch noch ein weiteres Blau: Indigo. Indigo-blau konnte aus der gleichnamigen indischen Färbepflanze gewonnen werden. Aus Südamerika gelangte Karmin, ein aus der CochenilleLaus gewonnener roter Farbstoff, zu uns. Sogar heute noch werden viele Kosmetika mit Cochenille gefärbt, zum Beispiel Lippenstift. Ein weiterer bedeutender historischer Farbstoff war Purpur. Dieser violette Farbstoff wurde aus verschiedenen Purpurschneckenarten gewonnen. Millionen und aber Millionen von Schnecken waren nötig, um mit dem Farbstoff färben zu können. Diese Farben waren sehr kostbar, nur Pharaonen oder der Römische Kaiser trugen mit Purpur gefärbte Gewänder. Ab dem 19. Jahrhundert stieg die Farbvielfalt durch die Entdeckung der synthetischen Farben, die zunächst aus Steinkohleteer künstlich hergestellt wurden. (Quelle: Georg Kremer) Projekt FARBE BEKENNEN Chemische Farben Farben, die aus der Fabrik kommen C hemische Farben, die aus Erdöl gemacht sind, erzeugen eine große Menge an giftigen Abfällen. Auch sind sehr viele Inhaltsstoffe, die in konventionellen Farben enthalten sind, potenziell umweltschädlich. Denn diese Stoffe sind ja der Natur zum großen Teil vollkommen fremd. Für unsere Umwelt, für die Biosphäre, ist jeder synthetischer Stoff zunächst erst mal wie ein Schock. Ausserdem verbraucht die Herstellung künstlicher Farben eine Menge Energie, was die Umwelt zusätzlich belastet. Farbenfabrik Bayer, Labor Quelle: Bundesarchiv Auch in der Ernährung werden häufig chemische Farbstoffe verwendet. Zum Beispiel in: Wurst, Pizza, Chips, Fruchtjoghurt, Gummibärchen, Ketchup, Säfte... Diese Stoffe dienen in erster Linie dem Auge, das ja bekanntlich mitisst. Jedoch haben Farbstoffe auch viele Nachteile. Nach neuen Erkenntnissen können diese Farbstoffe Allergien auslösen und bekannte Krankheiten wie Hyperaktivität und sogar Krebs verursachen. Anders verhält es sich bei Farbstoffen, die aus Obst oder Gemüse gewonnen werden, wie zum Beispiel bei Bio-Süßigkeiten. Diese werden unter anderem mit Pflanzenauszügen gefärbt. Des weiteren enthalten BioSüßigkeiten selten Kristallzucker, gesüßt wird mit Honig, Rohrohrzucker oder Apfelsaftkonzentrat. Hast du schon mal probiert, aus frischen Tomaten selber Ketchup herzustellen? Heute können wir überall sehr billig bunte Kleider einkaufen. Meistens wissen wir aber nicht, wie unsere Kleider gefärbt wurden. Meistens werden die Stoffe in China und Indien mit giftigen Chemikalien gefärbt. Die Menschen, die in solchen Fabriken arbeiten, leiden häufig an Hautallergien und Atmungskrankheiten. Es stinkt sehr giftig in solchen Fabriken. Der Abbau dieser chemischen Farbprodukte vergiftet unsere Umwelt. Fast alle Chemikalien und ein Großteil der Farbstoffe gelangen beim Färben in die Luft und ins Abwasser. Besonders schlimm sind Farbstoffe, die sich in der Kläranlange so gut wie nicht abbauen. Dazu kommt, dass Kleider, die zum Beispiel in Indien gefärbt werden, auf ihrer Reise bis nach Deutschland bis zu 50.000 km zurücklegen müssen, bis sie bei uns im Kleiderschrank landen. Mehr als 600.000 Tonnen Alttextilien landen in Deutschland jährlich auf dem Müll. Das ist 60 mal so schwer wie der Eiffelturm! Bei der Verbrennung entstehen zum Teil hochgiftige Substanzen. Eine Alternative ist Bio-Baumwolle, die schonend und ohne Chemie angebaut, verarbeitet und gefärbt wird. In Deutschland gibt es aber auch viele Schafe, aus deren Wolle wunderbare Teppiche, Kissenbezüge oder lustige Handpuppen gefilzt werden können! Projekt FARBE BEKENNEN Farb-Rezepte zum Selbermachen Tempera Eier Leinöl Wir brauchen Farbpigmente und Bindemittel. Wir benutzen ein ganzes Ei aus ökologischer Haltung. Ein Huhn liebt die Sonne, frische Luft und Tageslicht! Bei Biohühnern kann man sicher sein, dass sie ein schönes Leben führen. Wir wollen Natur-Farben machen, da muss jedes Huhn Raum zum Ruhen, Laufen, Picken, Scharren und Sandbaden haben! Die Käfighaltung ist bei Ökobauern strengstens verboten. Wir verwenden für unsere Kunst Eier von glücklichen Hühnern. Dann kann auch ein wunderbares Kunstwerk entstehen. Leinöl ist ein Pflanzenöl, das aus Leinsamen hergestellt wird. Wichtig ist, dass es ökologisch und kaltgepresst ist. Es hat eine goldgelbe Farbe und riecht würzig nach Heu. Leinöl war und ist wichtigster Bestandteil von Bindemitteln für Tempera-Malerei. Leinöl ist auch eine Heilpflanze, weil sie reich an Omega-6-Fettsäuren ist und für die Haut revitalisierend wirkt. Was ist ein Bindemittel? Bindemittel sind flüssige Hilfsmittel, welche die Pigmentteile sowohl untereinander als auch mit dem Untergrund verkleben. Ohne sie würde die Farbe nicht auf der Leinwand haften. Wir benutzen natürliche Bindemittel aus: Tierischem Kasein (Quark), Knochenleimen, Eiern, Ölen oder Wachs. So stellen wir ein Bindemittel für Tempera-Farben her: Zum Abmessen verwenden wir die leere Eierschale. 1 x Ei 2 x ½ Eierschale Leinöl 1-3 x ½ Eierschale abgekochtes Wasser Wasser Wir können abgekochtes Wasser verwenden. (Quelle: „Malmittel“, Max Doerner) Projekt FARBE BEKENNEN Farb-Rezepte zum Selbermachen Farbe an die Wand Mit Kasein: A us alten hebräischen Texten geht hervor, dass schon damals der Quark für den Herbstbesuch des Malers aufgehoben wurde und die Erdfarben aus dem Gebirge geholt wurden. Vor dem Erntedankfest wurde alles frisch gestrichen. Mit Kaseinmörtel, bestehend aus Quark, Sand und gelöschtem Kalk, wurden Kirchen und die Stadtmauern bemalt. Kaseinleim, hergestellt aus Quark und Kalk, benutzten die altägyptischen und chinesischen Handwerker für die schönsten Tischlerarbeiten. Was ist Kasein? Für 20 Quadratmeter Wand brauchen wir : Kasein ist als natürlicher Käsestoff in der Milch enthalten. Mit Lab wird das Kasein aus der Magermilch extrahiert und dann zu Magerquark verarbeitet. Erst durch den Zusatz von BORAXSalz entsteht Kaseinleim von außerordentlicher Festigkeit. 1 kg Magerquark 30 g Hirschhornsalz 1 kg Champagner-Kreide 700 g Natur-Kreide Alle Zutaten kosten rund 5 Euro In unserem Workshop „Farbe bekennen“ lernen wir, wie man aus natürlichen und ungiftigen Rohstoffen Wandfarbe herstellt, um dann in Zukunft weitgehend auf die handelsüblichen Produkte verzichten zu können. Diese Stoffe werden als Bindemittel mit Speisequark gemischt und anschließend mit Erdpigmenten versetzt. Tönen: Kaseinfarben sollten aus ökologischen Gründen nur mit Erdfarben oder ungiftigen Mineralpigmenten getönt werden. (Quelle: Kreidezeit „Farben“) Projekt FARBE BEKENNEN