Zur Ausstellung MÄRZ 2015 ExistenzFest

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Zur Ausstellung MÄRZ 2015 ExistenzFest
ExistenzFest
Hermann Nitsch und das Theater
26.3.2015– 11.1.2016
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
andreas.kugler@theatermuseum.at
T +43 1 525 24 5315
MÄRZ 2015
Zur Ausstellung
Hermann Nitschs komplexes Gesamtwerk zwischen Malerei und Theater reiht sich in die Geschichte der visionären, die Kunst
erweiternden Werkentwürfe ein. Im Zentrum steht dabei das o.m. theater (Orgien Mysterien Theater), ein sechs Tage und Nächte dauerndes
Ereignis. Rauschhafte Existenzerfahrung und kathartisches Erleben sollen Wirkung dieser partizipatorischen, dramatischen und
meditativen Erlebniskunst sein. Die von Hubert Klocker kuratierte und multimedial gestaltete Ausstellung legt besonderes Gewicht auf
die Vermittlung des dramatischen und performativen Kerns im Werk Hermann Nitschs.
Das Ausstellungs- und Publikationsprojekt des Theatermuseums, welches in enger Zusammenarbeit
mit dem Museum Villa Stuck in München entstanden ist, hat sich das Ziel gesetzt, explizit auf die
szenischen Eigenschaften und die theatergeschichtliche Kontextualisierung des o.m. theaters
einzugehen, um so eine erweiterte und umfassende Sicht auf das Gesamtwerk des Künstlers zu
ermöglichen. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem erstmals gezeigten, bis heute nicht wissenschaftlich
bearbeiteten Handschriftenmaterial des Künstlers zu, welches wie ein Leitfaden durch die Präsentation
führt.
Filmdokumente, Tonaufnahmen, eine von Nitsch für diese Ausstellung hergestellte VideoRauminstallation zum Thema der Synästhetik sowie die Präsentation der Stiertrage, die erstmals 1998
beim 6-Tage Spiel verwendet wurde, verstärken den Erlebnischarakter der Ausstellung und verweisen
auf die zentrale Rolle, die dem unmittelbar Erfahrbaren in Nitschs Kunst zukommt.
Der Universalkünstler Hermann Nitsch arbeitet seit 1957 an der Theorie und Verwirklichung seines
o.m. theaters. Dabei handelt es sich um ein dramatisches Epos, für dessen vollständige Ausführung der
Künstler eine „extraterritoriale“ Idealarchitektur, einen Spielbezirk – mit seinem Wohn- und Arbeitsort
Schloss Prinzendorf im Zentrum – entworfen hat. Ab 1963 hat er weltweit in zahlreichen Aktionen und
an unterschiedlichsten Orten zentrale Elemente des als Existenzfest angelegten Mysterienspiels
vorgestellt.
1998 wurde erstmals eine Version der sechs Tage und Nächte dauernden Gesamtfassung realisiert und
Nitschs Schaffen reiht sich damit in die Geschichte der visionären, die Kunst erweiternden
Werkentwürfe – von Monet bis Turell, von Skrjabin bis Artaud, vom Living Theater bis Schlingensief – ein.
Dem synästhetischen Aufbau seiner Kunst entsprechend organisiert sich um die dramatische Struktur
des o.m. theaters ein umfangreiches bildnerisches, musikalisches und literarisches Werk, in dem der
Künstler die Motive und Symbolik seiner Material- und Bildsprache, die Verräumlichung und die
detaillierten „Aktionspartituren“ entwickeln konnte.
ExistenzFest
Hermann Nitsch und das Theater
26.3.2015– 11.1.2016
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
andreas.kugler@theatermuseum.at
T +43 1 525 24 5315
Trotzdem wurde seit den 1960er Jahren die Arbeit Nitschs beinahe ausschließlich in Galerien,
Kunstvereinen und Museen gezeigt. Das hat die öffentliche Aufmerksamkeit und die Gewichtung der
Rezeption seines Werks in den Bereich der Bildenden Kunst tendieren lassen.
Begleitend zur Entwicklung des o.m. theaters entstand eine ausführliche Theorie, mit der Nitsch eine
historische Kontextualisierung, kulturgeschichtliche Genese und wirkungsgeschichtliche
Untermauerung vorschlägt. Das zentrale Motiv und Thema in Nitschs Kunst ist die Darstellung und
Überwindung des Tragischen, ja des Todes, durch kathartisches Erkennen.
Dieser Wunsch verweist auch auf seine Geburtsstadt Wien mit all ihren im 20. Jahrhundert durchlebten
kulturellen und politischen Verwerfungen zwischen imperialer Pracht, apokalyptischem Versinken und
der schwierigen kulturpolitischen Rekonstitution und Identitätsfindung ab 1945. Im Jahr des
„Anschlusses“ und damit des Endes Österreichs als eigenständiges Staatsgebilde geboren, hat Nitsch
als Kind die Bombardements und den Kampf um Wien traumatisch miterlebt. Zweifellos haben auch
diese Erfahrungen sein Werk geprägt.
Ab Mitte der 1960er Jahre wurden seine Aktionen nicht nur im Bereich der Bildenden Kunst, sondern
zugleich als Teil der die Möglichkeiten der Kunst radikal erweiternden Performance- und
experimentellen Theaterszene wahrgenommen. Dabei zeigt sich, dass die Formensprache und Ästhetik
des von Nitsch in Theorie und Praxis erdachten Theaters auch als Grundlage für Inszenierungen auf
Bühnen geeignet war, zu denen er ab den 1990er Jahren eingeladen wurde.
Nitsch feierte sowohl als Regisseur von Jules Massenets Hérodiade an der Wiener Staatsoper und
Robert Schumanns Faust am Opernhaus Zürich als auch mit dem Experiment einer Adaption des
o.m. theaters für die moderne, illusionistische Guckkastenbühne des Burgtheaters beeindruckende
Erfolge. Zuletzt zeichnete er 2011 für Ausstattung und Regie von Olivier Messiaens
Saint François d’Assise an der Bayerischen Staatsoper München verantwortlich.
Als Teil der ersten österreichischen Nachkriegsavantgarde und des Wiener Aktionismus hat Nitsch
kraftvoll und bis heute kontroversiell nicht nur zur Neubestimmung der Position der zeitgenössischen
Kunst, sondern in vielen grundsätzlichen Auseinandersetzungen und Diskussionen auch zum Aufbau
eines offenen und liberalen gesellschafts- und kulturpolitischen Klimas in der Zweiten Republik
beigetragen.
ExistenzFest
Hermann Nitsch und das Theater
26.3.2015– 11.1.2016
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
andreas.kugler@theatermuseum.at
T +43 1 525 24 5315
Begleitprogramm
KURATOR HUBERT KLOCKER FÜHRT DURCH DIE AUSSTELLUNG
Jeweils Mittwoch um 16 Uhr am 22.4., 20.5., 23.9. und 18.11.2015;
Führung 3 €, Anmeldung empfehlenswert!
T +43 1 52524 5310
KULTUR-CAFÉ – „DAS IST MIN LIB: DER WIRT GEGEBEN FÜR ÜCH HIE VMB DAS EWIG LEBEN“
Welche Gemeinsamkeiten verbinden Hermann Nitschs Theater mit den mittelalterlichen
Passionsspielen? Welche Unterschiede sind wesentlich? Bei einer Führung setzen wir uns mit dem
o.m. theater (Orgien Mysterien Theater) auseinander und stellen dieses nach einer Stärkung bei Kaffee
und Kuchen anhand eines Filmes den mittelalterlichen Passionsspielen gegenüber.
Do 9.4., 25.6., 15.10., 19.11., 17.12.2015, jeweils 15–17 Uhr
Eintritt 12 € / Studierende und Jahreskartenbesitzer 10 €
Anmeldung empfehlenswert!
T +43 1 52524 5310
PERFORMANCE – „MIT MIR NITSCH!“
14 Studierende des Instituts angewandtes Theater (IFANT; Leitung: Claudia Bühlmann) begeben sich
auf eine Reise durch das Theater-Universum von Hermann Nitsch, um herauszufinden, was sie dort
über sich selbst erfahren. Ihre für das Theatermuseum entwickelte, ortsspezifische Performance ist
ein szenischer Kommentar zur Ausstellung. Sie präsentiert die Ergebnisse einer ästhetischen
Forschung, in der neben der Frage nach der aktuellen Wirkung auch der theaterästhetische und
kulturgeschichtliche Kontext der Mysterienspiele und Schlacht-Rituale von Hermann Nitschs
Aktionstheater untersucht wird.
Samstag, 5. und Sonntag, 6.9.2015, 14 Uhr
Eintritt: 10 € / Studierende 8 €
Kartenreservierung: office@ifant.at
FÜHRUNGEN NACH VEREINBARUNG
T +43 1 525 24 5310 oder kulturvermittlung@theatermuseum.at
ExistenzFest
Hermann Nitsch und das Theater
26.3.2015– 11.1.2016
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
andreas.kugler@theatermuseum.at
T +43 1 525 24 5315
Pressefotos
Die Bilder sind für die Berichterstattung über die Ausstellung frei.
Sie stehen zum Download bereit unter www.theatermuseum.at/presse/
1_Hermann Nitsch, 5. Aktion, 1964
Foto Peter Jurkowitsch
© museum moderner kunst stiftung
ludwig wien
2_ Kostüm der Hérodias, bei der Premiere
getragen von Agnes Baltsa
in Hérodiade von Jules Massenet
Inszenierung: Hermann Nitsch, 1995
© ART for ART, Wien
3_Hermann Nitsch, Manuskript, 1965
Roter und blauer Kugelschreiber auf
Papier
© Österreichische Ludwig Stiftung Wien
4_Hermann Nitsch, Zeichnung, 1969
Blauer Kugelschreiber auf Papier
© museum moderner kunst stiftung
ludwig wien
5_Hermann Nitsch, 16. Aktion, 1967
Foto: Franziska Cibulka
© museum moderner kunst stiftung
ludwig wien
6_Hermann Nitsch, Oedipus, 1970/2014
Partitur auf Relikt; Tempera, Filz- und
Lippenstift
Hermann Nitsch, Oedipus; 1990
Stuckskulptur, Mullbinde, Ölfarbe
© Sammlung Hummel, Wien
ExistenzFest
Hermann Nitsch und das Theater
26.3.2015– 11.1.2016
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
andreas.kugler@theatermuseum.at
T +43 1 525 24 5315
Pressefotos
Die Bilder sind für die Berichterstattung über die Ausstellung frei.
Sie stehen zum Download bereit unter www.theatermuseum.at/presse/
7_Hermann Nitsch, 102. Aktion, 2005
Burgtheater Wien
Film: Peter Kasperak
© Filmstills: Peter Kasperak,
Hubert Klocker
8_Hermann Nitsch, Stiertrage, 1998
Holz, Eisen, Blut auf Molino
© Nitsch Museum Mistelbach
9_Hermann Nitsch, 6-Tage Spiel, 1998
© Filmstills: Peter Kasperak,
Hubert Klocker
10_Hermann Nitsch, 50. Aktion, 1975
Foto aus der Edition Das Orgien Mysterien
Theater, Verona: Archivio Conz, 1977
© Sammlung Friedrichshof, Zurndorf
11_ExistenzFest. Hermann Nitsch und das
Theater.
Ausstellungseinblick
© Theatermuseum
12_ExistenzFest. Hermann Nitsch und das
Theater.
Ausstellungseinblick
© Theatermuseum
ExistenzFest
Hermann Nitsch und das Theater
26.3.2015– 11.1.2016
Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
andreas.kugler@theatermuseum.at
T +43 1 525 24 5315
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Sie stehen zum Download bereit unter www.theatermuseum.at/presse/
13_ExistenzFest. Hermann Nitsch und das
Theater.
Ausstellungseinblick
© Theatermuseum
14_ExistenzFest. Hermann Nitsch und das
Theater.
Ausstellungseinblick
© Theatermuseum
Begleitbuch
15_ExistenzFest. Hermann Nitsch und das
Theater.
Ausstellungseinblick
© Theatermuseum
ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater
Deutsch / Englisch
Herausgegeben von Hubert Klocker, Thomas Trabitsch und Michael Buhrs
im Verlag Hatje Cantz
Der Katalog ist im Theatermuseums-Shop
zum Preis von € 35,- erhältlich.
ISBN-Nummer: 978-3-77573-995-5
Kontakt
Andreas Kugler
Direktorstellvertreter, Marketing und Presse
T + 43 1 525 24 5315
andreas.kugler@theatermuseum.at