Erfahrungsbericht - Fachhochschule Südwestfalen
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Erfahrungsbericht - Fachhochschule Südwestfalen
Erfahrungsbericht Auslandspraktikum bei der Robert Bosch LLC in Anderson, SC (USA) Zeitraum: März – August 2013 Philipp Berg Bielefelder Straße 101a 57368 Lennestadt April 2014 1 Im Sommer 2013 haben ich mich im Rahmen meines Masterstudiums „Integrierte Produktentwicklung“ an der Fachhochschule Südwestfalen für ein freiwilliges Praktikum in der Projekteinkaufsabteilung bei dem international tätigen Technologiekonzern Robert Bosch LLC in Anderson, South Carolina in den USA entschieden. Am Standort Anderson werden hauptsächlich Produkte des Geschäftsbereichs Automotive für den Nordamerikanischen Markt produziert. Hier befindet sich ebenfalls der Hauptstandort des Projekteinkaufs für den gesamten Nordamerikanischen Markt. Im folgenden Bericht werde ich ein wenig von meinen Erfahrungen in den USA, sowie vom Praktikum im Projekteinkauf bei der Robert Bosch LLC berichten. Praktikumssuche, Visum Die Suche nach einem Auslandspraktikum gestaltete sich für mich relativ einfach, da ich bereits ein Jahr im Unternehmen Bosch als Teilnehmer des PreMaster Programms im Großraum Stuttgart beschäftigt war und in dieser Zeit ein sehr gutes Netzwerk zu Kollegen im In- und Ausland aufbauen konnte. Als Teilnehmer des PreMaster Programms hat man die Möglichkeit mindestens eine der Ankerabteilung angrenzenden Fachabteilung kennenzulernen. In meinem Fall konnte ich von der Vorausentwicklung in den Projekteinkauf wechseln um dort für sechs Wochen die Kollegen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Da der Projekteinkauf nicht nur am Standort Stuttgart, sondern auch an einigen ausgewählten Standorten auf der ganzen Welt vertreten ist bin ich dadurch mit Kollegen die über den gesamten Globus verteilt sind in Kontakt gekommen. In der Vergangenheit war es die Regel, dass die amerikanischen Kollegen in der deutschen Partnerabteilung nach geeigneten Praktikanten angefragt haben. Über die Jahre ist somit ein gutes Verhältnis entstanden was den Austausch betrifft. Durch diese Verbindung bin ich auf den Standort Anderson in den USA aufmerksam geworden. Während meiner sechs wöchigen Tätigkeit kamen aus den USA anfragen, ob die Kollegen vor Ort nicht jemanden kennen, der Lust hat für sechs Monate in den USA als Praktikant zu arbeiten. Schnell zeigte ich Interesse für diese Stelle und bekam von meinem damaligen Betreuer die nötige Unterstützung. Es war jedoch wie in jedem Bewerbungsprozess eines externen Bewerbers erforderlich die notwendigen Unterlagen wie Lebenslauf, Anschreiben, Zeugnisse, etc. einzureichen. Nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen verschickt hatte, bekam ich eine positive Rückmeldung zu einem 2 Telefoninterview. Dort überzeugte ich durch meine gesammelte Erfahrung in der „Boschwelt“ und konnte kurze Zeit später die Verträge in den Händen halten. Die zweite Hürde, die ich auf mich nahm war die Beantragung des J1-Visums, welches für ein Praktikum in den USA benötigt wird. Für dieses Vorhaben muss man etwas Zeit und Geduld mitbringen, denn der Prozess kann sich zwei bis drei Monate lang hin ziehen, bis man schlussendlich das Visum in der Hand hält. Bei mir hat es drei Monate gedauert und vier Tage vor dem Abflug habe ich mein Visum per Expresssendung zugestellt bekommen. Es war also sehr zeitkritisch und ich wusste bis kurz vor Abflug nicht ob ich die notwendigen Einreiseunterlagen rechtzeitig bekommen werde. Um das Visum zu beantragen benötigt man nicht nur einen sehr detaillierten Lebenslauf, sondern man muss auch noch ein zusätzliches Skype Interview mit der Agentur durchführen, die einem die Formblätter für das J1-Visum ausstellt. Hier möchte ich betonen, dass man eine Agentur buchen muss, da man die Formblätter nicht selbst erstellen darf. Dies wiederrum ist eine sehr kostspielige Sache, die zum Trost bei mir sehr gut funktioniert hat. Ich hatte immer einen kompetenten Ansprechpartner der alle Fragen schnell beantworten konnte. Sobald diese Formblätter, welche persönlich von meinem Betreuer in den USA und von mir unterschrieben werden mussten, eingetroffen waren, konnte ich mich beim amerikanischen Konsulat in Frankfurt für das Visum bewerben. Ein gutes Zeitmanagement war für diesen Prozess enorm wichtig und die erste, wenn nicht auch eine der größten, Herausforderung für das Praktikum. Die Kosten für die Agentur und die Bewerbung für das Visum beim Konsulat beliefen sich auf ungefähr 1.200,00 Euro. Es ist also alles andere als günstig erst einmal in die USA einreisen zu dürfen. Dadurch, dass ich bei Bosch in dem PreMaster Programm war wurde mir ein Teil der Kosten erstattet. Unterkunft und Leben in den USA Das Unternehmen Bosch stellte eine kleine Praktikantenvergütung in Höhe von $500, Unterkunft und ein Firmenwagen, welches vom örtlichen Mietwagendienst angemietet wurde, zur Verfügung. Die Unterkunft und das Auto musste man sich mit mindestens zwei weiteren Praktikanten teilen. Wir wurden in einem Apartment Komplex am Rande der Kleinstadt Anderson welches im gleichnamigen Anderson County liegt, untergebracht. Von dort aus musste man knapp 15 Minuten mit dem Auto über die Interstate 85 in Richtung Greenville fahren, um auf das Werksgelände der Robert Bosch LLC zu gelangen. Insgesamt waren 3 durchschnittlich 20 internationale Praktikanten in verschiedenen Wohnungen in dem Apartment Komplex untergebracht, die allesamt bei Bosch ein Praktikum in den unterschiedlichsten Fachabteilungen absolvierten. Der Gebäude Komplex „The Overlooks“ hatte zudem ein für alle Bewohner zugängliches Pool-Haus, indem es die Möglichkeit gab Fitness zu betreiben, Billard und Poker zu spielen. Man hatte fest angebrachte Grillmöglichkeiten im gesamten Wohnkomplex und den großen See „Lake Hartwell“ mit Dockstation von den Overlooks aus. Bei einer durchschnittlichen Temperatur von 27°C zwischen Mai und August boten der See und der Pool gute Möglichkeiten nach der Arbeit zu relaxen oder sich abzukühlen. In Anderson gab es zudem ein Fitnessstudio, welches wir oft besuchten und eine Vielzahl an kostenlosen Sportplätzen, die wir oft genutzt haben. Die Mitgliedschaft für Bosch Mitarbeiter - Praktikanten eingeschlossen - betrug lediglich $60 für 3 Monate was sehr günstig im vgl. zur regulären Gebühr von $180 ist. So haben wir einmal in der Woche Fußball mit anderen Praktikanten und Einheimischen gespielt und sind an den restlichen Tagen nach der Arbeit ins Fitnessstudio gefahren. Wie bereits erwähnt befanden sich die Overlooks in der Stadt Anderson in Anderson County, in dem Bundesstaat South Carolina im Südosten der USA. In dem 25,000 Einwohner 4 großem Anderson selbst gab es nicht sehr viel zu sehen und zu erleben, da es dort nur eine große Hauptstraße mit allen erdenklichen Fastfood-Ketten und Einkaufsläden gab, eine kleinere Innenstadt mit Rathaus und ein etwas heruntergekommeneres Viertel hinter der Innenstadt. Allerdings war eine der größten Universitäten nicht unweit von Anderson angesiedelt. Die Universität Clemson erreichte man mit dem Auto in 25 Minuten. Diese hatte einen beeindruckenden Campus mit zahlreichen Stadien und Universitätskomplexen zu bieten. So fasste das Footballstadion zum Beispiel 80,000 Leute bei einem Heimspiel. Auf dem Gelände wurden viele Sportveranstaltungen ausgetragen wie Football, Baseball, Fußball und Basketball. Aufgrund der Nähe zu dem Bosch Werk in Anderson gab es auch einige Praktikanten aus Clemson bei Bosch, die wir auch kennenlernten und somit viel über deren Alltag und Gewohnheiten erfuhren. Die Einwohner in Anderson an sich hingegen, waren meistens sehr konservativ und religiös eingestellt und verbrachten die meiste Zeit mit der eigenen Familie. Die Leute wissen wie man es sich neben der Arbeit gut gehen lässt. So fahren sie am Wochenende raus auf den See mit ihrem Boot, laden Freunde zum BBQ ein und schauen nicht so sehr auf das Geld. Während des Praktikums haben wir viele Städtereisen unternommen. So waren wir ein Wochenende in New York, Charleston, Atlanta und ein paar Tage mehr in Florida, da uns zwei Urlaubstage zur Verfügung standen und wir diese im Rahmen der Reise genommen haben. 5 Mit einigen Gewohnheiten der US Amerikaner konnte ich mich allerdings nicht identifizieren. So wurde kein Müll getrennt und alle erdenklichen Produkte wurden in nur einem Container entsorgt. Das meiste Besteck war aus Plastik und wurde sofort weggeworfen. Zusätzlich wurden die Essensutensilien noch einmal einzelnen in einer Plastikhülle verschweißt, was unnötigen Abfall bedeutete. Auch das Benzin war so günstig, so dass alle Strecken mit dem Auto zurückgelegt wurden. Allerdings gab es auch manchmal nicht die Möglichkeit mit dem Fahrrad oder zu laufen, da kein Fußgänger-/Fahrradweg vorhanden war. In Anderson selbst gab es keine öffentlichen Verkehrsmittel, sodass ohne den gestellten Mietwagen nichts möglich ist. Praktikum Mein Praktikum habe ich in der Einkaufsabteilung im Bereich des Projekteinkaufs absolviert. Meine Hauptaufgaben bestanden darin die Einkaufsprojekte hinsichtlich Zeit, Kosten und Qualität zu managen. Während meiner Zeit habe ich hauptsächlich den Serienanlauf bzw. die Verlagerung eines Produkts von den USA nach Mexiko betreut. Somit hatte ich oft Kontakt zu den Kollegen im mexikanischen Werk San Louis Potosí. Weiterhin habe ich bei deutschen Lieferanten Musterbauteile bestellt und deren korrekte Lieferung in die USA organisiert. Zudem durfte ich bei technischen Lieferantengesprächen teilnehmen, wobei ich viel über Verhandlungsführung und Vorbereitungen lernte. Ich hatte das Privileg bei Lieferantenbesuchen dabei sein zu dürfen, um Kostenoptimierungsprojekte mit diesem Lieferanten zu erarbeiten. Dies hat mir ein gewisses Maß an Erfahrung über Verhalten gegenüber Lieferanten für meine weitere Laufbahn gegeben. Neben den Hauptaufgaben und den ab und zu stattfindenden Verhandlungen habe ich kleine Projekte für die Projekteinkäufer vor Ort betreut. So implementierte ich eine Excel-Tabelle um die Projekte besser zu verfolgen oder kalkulierte Herstellkosten von Serienprodukten, um Kostenreduzierungen bei Lieferanten zu erzielen. Die Arbeitsatmosphäre war sehr freundlich und angenehm. Die Mitarbeiter in meiner Abteilung waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Sie behandelten mich sehr respektvoll und sahen mich als vollwertigen Kollegen in ihrem Team. Aufgrund der nicht vorhandenen „Sie“-Barriere ist man auch sehr persönlich untereinander, was auch die Arbeitsatmosphäre bereichert. 6 Fazit Das Praktikum hat mich sowohl beruflich als auch persönlich weitergebracht. Ich habe viel über die Mentalität der US Amerikaner im Beruf, als auch im privaten Leben erfahren. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, ein halbes Jahr in einem fremden Land mit einer fremden Kultur sein zu können. Ich habe mich in diesem halben Jahr auf allen Ebenen weiterentwickelt und bin mir sicher, dass das Praktikum nicht nur für meine berufliche Laufbahn ein Vorteil ist. Auch noch ein herzliches Dankeschön an Sie für die finanzielle Unterstützung während dieser Zeit! So konnte ich dem ganzen Praktikum einen schönen Rahmen geben und viele Dinge erleben, die mir ansonsten verwehrt geblieben wären! 7