SPEDITION nobilia in Verl-Sürenheide Die Wirtschaftskrise ist keine
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SPEDITION nobilia in Verl-Sürenheide Die Wirtschaftskrise ist keine
SPEDITION nobilia in Verl-Sürenheide D Am Wochenende wird die Sackkarre für die Entladung mittels Lkw gesichert. ie Wirtschaftskrise ist keine Küchenkrise. Ungebremst laufen die Bänder im Stammwerk VerlSürenheide von nobilia, dessen Produktionsanlage sich einen ganzen Kilometer parallel zur A 2 bei Gütersloh erstreckt. Im Westen des Werkes werden die ange lieferten Spanholzplatten geschnitten, im Osten werden die verpackten Teile kommissionsbezogen mit den zugekauften Elektrogeräten an 35 Toren in die bereitstehenden Trailer verladen. Man muss schon zweimal hinhören: nobilia ist heute nach Media Markt und Saturn tatsächlich der zweitgrößte Vermarkter von Elektrogeräten in Deutschland, werktäglich verlassen 2000 komplette Küchen im Preissegment zwischen 1500 und 20 000 Euro für weltweit 5000 Kunden das Werk, 65 Prozent davon in Deutschland. Die Hauptvertriebswege sind der Möbelhandel (53,9 %), die Discounter (21,3 %) sowie Küchenspezialisten (24,8 %). Drei bis vier Wochen dauert es in der Regel von der Bestellung bis zur Auslieferung. Und offensichtlich investieren derzeit viele Menschen ihr gespartes Geld angesichts der bevorstehenden schweren Zeiten lieber in den Lebensraum Küche. Fotos I Jan Bergrath, nobilia (1) TEAMWORK 24 Fernfahrer 7 I 2009 80 Mitarbeiter beladen in zwei Schichten die einachsigen Möbelkoffer, von denen immer gut ein Drittel in der Beladung ist. Die eingespielten Verladeteams brauchen rund zweieinhalb Stunden, bis sie 15 komplette Küchen mit bis zu 800 Teilen eingescannt und exakt nach Verladeplan und Tournummer in den Koffern verstaut haben. Wie von Geisterhand gesteuert, aber von einer speziellen Software gelenkt, liefern die Transportschlitten die Teile in die jeweilige Verladezone mit der entsprechenden Tournummer. Pendelfahrer bringen die beladenen Trailer danach auf einen umzäunten Platz – und nehmen gleich einen leeren wieder mit. Der Fahrzeugbauer WEKA wartet die bereitstehenden Trailer derweil direkt auf dem Gelände. „Der Lkw bestimmt den Takt“, verrät Klaus Hartmann, 36, der schon seit 1994 bei nobilia beschäftigt ist und 2004 die Fuhrparkleitung übernommen hat. Vier Tage vor der Verladung ist die Tour geplant. Erst Fahreinsatzleiter Olaf Krusenotto bringt die Zweierteams mit ihren Zugmaschinen und den beladenen Trailern zusammen. „Wir stellen unseren leeren Trailer ab und satteln danach gleich einen beladenen Trailer für die nächste Tour wieder auf“, beschreibt Uwe Fakten und Zahlen Blindes Vertrauen zu den Kollegen und hoher körperlicher Einsatz kennzeichnet die Arbeit der Lkw-Fahrer von nobilia. Alle Angaben laut Fuhrparkleiter Klaus Hartmann Text I Jan Bergrath Anschrift nobilia-Werke J. Stickling GmbH & Co. KG Waldstr. 53–57 33415 Verl Telefon: 0 52 46/5 08-0; Telefax: 0 52 46/5 08-9 69 99 www.nobilia.de Gründungsjahr 1945 als Johann u. Willy Stickling OHG Unternehmensgröße Hersteller von Küchenmöbeln mit einem Marktanteil von 27 Prozent Umsatz 707 Millionen Euro, davon 460,2 Millionen Euro im Inland Schwerpunkt Produktion und Distribution von hochwertigen Küchen Beschäftigte 1926 Fahrer 220 im Möbelfernverkehr, 7 im Trailerpendelverkehr, 5 Berufskraftfahrerauszubildende Fuhrpark Insgesamt 110 Lkw (87 Mercedes-Benz, 22 MAN und acht DAF mit jeweils 400 PS, 72 mit digitalem Tacho, 90 mit Euro 5), seit Mai zehn MAN TGX im Einsatz. 350 einachsige Möbelkoffer mit 95 m³ Ladevolumen von WEKA (Rheda-Wiedenbrück). Neun dreiachsige Planauflieger für Zwischenwerksverkehr Eigene Werkstatt Nein. Flottenserviceverträge für Zugmaschinen, Trailer und Reifen Einsatzbereich der Fahrer 65 % innerdeutsch, 35 % in A, B, DK, F, GB, SLO, IRL u. a. Fahrleistung der Lkw 120 000–130 000 Kilometer/Jahr Offene Stellen Kraftfahrer werden generell immer (mal wieder) gesucht; seit 2007 Ausbildung zum Berufskraftfahrer Die Küchenproduktionsanlage im Werk Verl ist genau einen Kilometer lang. Fuhrparkleiter Klaus Hartmann setzt voll auf Euro-5-Fahrzeuge. Fernfahrer 7 I 2009 25 SPEDITION nobilia in Verl-Sürenheide Uwe Sunderkötter, 50, aus Melle „Ich fahre seit 28 Jahren Lkw und bin jetzt seit 17 Jahren bei nobilia. Das Fahren selbst ist ruhiger, mehr als 130 000 Kilometer im Jahr sind es letzlich nicht. Dafür habe ich allerdings mehr körperliche Arbeit, wenn wir die Küchen beim Kunden ausladen. Aber ich habe meinen Wechsel zu nobilia nicht einen Tag bereut.“ Thomas Daunicht, 47, aus Rheda-Wiedenbrück „Ich bin vor 15 Jahren nur über Beziehungen bei nobilia reingekommen. Zusammen mit Uwe sind wir schon vier Jahre ein Team. Ohne blindes Vertrauen zu den Kollegen könnte ich den Job allerdings nicht machen. Das heißt, wenn wir sagen, wir fahren morgens um vier Uhr ab, dann fahren wir auch um vier Uhr ab.“ Helmut Roggenland, 46, aus Harsewinkel „Ich war vorher bei einer internationalen Spedition und bin erst seit vier Jahren bei nobilia. Der Unterschied ist riesig, allein schon, weil ich jedes Wochenende zu Hause sein kann. Mit zwei Mann zu fahren war anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig, aber jetzt wechseln wir uns einfach ab, wenn einer von uns die Fahrzeit voll hat.“ Hans-Hendrik Scheller, 59, aus Brackwede „Ich bin seit 16 Jahren bei nobilia, vorher fuhr ich nur auf der Transitstrecke nach Berlin. Ich verdiene gutes Geld für meine Arbeit, das Arbeitsmaterial hier ist hervorragend und es gibt geregelte Wochenenden. Vor allem müssen wir uns an die Lenk- und Ruhezeiten halten, die Touren werden entsprechend geplant.“ 26 Sunderkötter seine Arbeit, während er in der Disposition den Zettel mit der Nummer des Aufliegers für die nächste Tour holt. Es sind begehrte Fahrerjobs bei nobilia, gesicherte Arbeitsplätze bei geringer Fluktuation und leistungsgerechter Bezahlung mit Grundgehalt, Spesen, Prämien und Zulagen. Viele Fahrer sind Mitte 40 und zehn bis 15 Jahre dabei. „Ich bin damals nur über Beziehungen zu nobilia gekommen“, erinnert sich Thomas Daunicht, seit vier Jahren der Partner von Uwe – mit dem er fast mehr Zeit verbringt als mit seiner Frau. Entspannt frotzelnd ist daher das Verhältnis der beiden Kollegen. „Wir versuchen natürlich, Fahrer zu einem Team zu machen, die zueinanderpassen“, sagt Hartmann. „Nur wenig Fahrer sind regelmäßig alleine auf dem Lkw unterwegs.“ Auch den Lebensrhythmus in der Arbeitswoche haben die Teams aufeinander abgestimmt. Sind die Papiere geholt und ist der neue Trailer gecheckt, gehen die Fahrer nach Hause, um ihre neun oder elf Stunden Ruhezeit zu nehmen. Gestartet wird meist früh zwischen drei und vier Uhr, jeweils im Wechsel zieht ein Kollege morgens an. „Der andere kann dann etwas länger aufbleiben“, sagt Thomas und betont: „Wenn wir sagen, wir fahren um vier Uhr, dann fahren wir auch um vier Uhr ab.“ Uwe ergänzt: „Bei uns herrscht blindes Vertrauen.“ Entsprechend hoch ist die Liefertermintreue von derzeit 97 bis 98 Prozent. Doch ganz so leicht – im wörtlichen Sinne – wie es sich anhört, ist der Job des Möbelfahrers nicht. Im Gegenteil, er ist verbunden mit anstrengender körperlicher Arbeit – weswegen viele Fahrer gleich abwinken oder schon nach kurzer Zeit feststellen müssen, dass der Job doch nichts für sie ist. Neu eingestellte Fahrer müssen deshalb auch lernen, wie man mit sensiblen Frachtstücken umgeht. „Im Grunde machen wir jeden Tag einen Auflieger leer“, sagt Helmut Roggenland, der sich seit gut zwei Jahren zusammen mit Hans-Hendrik, genannt Hanno, Scheller ein Auto teilt. „Und das natürlich immer so, dass es einem auf Dauer nicht ins Kreuz geht.“ Auch hier haben sich die Möbelfahrer die Arbeit entsprechend ihren Vorlieben eingeteilt: Uwe beispielsweise geht beim Kunden lieber auf den Lkw und reicht die Teile an, die Thomas auf die teambezogene Sackkarre packt, einscannt und dann ins Lager fährt. Wie schnell das gehen kann, nennt Uwe am Beispiel einer einzigen Abladestelle in einem großen Möbelhaus: „Einen Auflieger mit 15 Küchen machen wir in vier Stunden leer.“ Arbeitszeit und Lenkzeit sind ein Block, so sehen es jedenfalls die EU-Vorschriften vor, das sind insgesamt zehn Stunden am Tag – und genau so werden bei nobilia Fahrer und Fahrzeuge eingeteilt. Gütersloh liegt strategisch günstig, das heißt, maximal fünf Stunden fahren für den ersten Kollegen, vier bis fünf Stunden gemeinsam entladen, danach fährt der zweite Kollege maximal fünf Stunden wieder zurück. In diesem Rhythmus kann man Deutschland ziemlich gut abdecken. „Zudem bieten wir immer mehr Kunden die flexible Nachtentladung an“, sagt Hartmann, „und vermeiden so für uns unnötige Wartezeiten.“ Westeuropa beliefert nobilia überwiegend mit dem eigenen Fuhrpark. Mercedes-Benz und MAN dominieren hier – unterstützt von einigen DAF. Ladungen nach Süd- und Osteuropa werden überwiegend an Spediteure vergeben. Insgesamt 85 Prozent aller Touren fahren die eigenen Teams. „Hier geht es in erster Linie um absolute Zuverlässigkeit und hohe Qualität“, sagt Hartmann. „Und beides kann ich nur mit eigenem, gut ausgebildetem Personal gewährleisten.“ Die Fahrer in den Teams sind sorgfältig ausgewählt und aufeinander eingestimmt Bis zu 15 Küchen werden pro Trailer vom Verladepersonal verstaut. Die Fahrer übernehmen zu Arbeitsbeginn einen komplett beladenen Trailer. Fernfahrer 7 I 2009 Vollautomatisch finden die Küchenteile ihren Weg zur Verladerampe. Jedes Packstück wird von nobilia-Mitarbeitern bei der Verladung gescannt. Die jeweilige Tournummer ist für die Verladung der Küchen richtungsweisend. Fahreinsatzleiter Olaf Krusenotto bringt Touren und Fahrer zusammen. Auf einem Stellplatz übernehmen die Fahrer den nummerierten Möbelkoffer. Teamarbeit kennzeichnet das Arbeitsumfeld der nobilia-Möbelfahrer. Fernfahrer 7 I 2009 Beim Kunden muss das Team die verpackten Möbel selbst entladen. 27