Gian-Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS)

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Gian-Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS)
Gian-Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS):
Das ist ein ganz extrem tragischer Unfall. Der Sturz hat auf Band schlimm ausgesehen, aber
niemand hat gedacht, dass es so tragisch enden wird. Wir werden wie jedes Jahr eine
Saisonanalyse durchführen und uns die Entwicklung anschauen, um festzustellen, woran es
gelegen hat, dass es zu so einer Häufung gekommen ist. Dann werden wir Aufschlüsse
erhalten, ob es mit der Streckenführung, dem Fahrstil oder dem Material zu tun hatte. Ich war
nicht selber vor Ort. Aber die Mannschaftsärzte vor Ort hatten die Sicherheitsmaßnahmen
beim ersten Training für gut befunden.
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel:
Wir werden Matthias Lanzinger alle Unterstützung geben. Wir werden die Umstände genau
eruieren, um in Zukunft auch Hilfe zu leisten, etwa bei der Reha und Berufsausbildung.
Derzeit gibt es noch keine Schuldzuweisungen. Wir werden erst Schritte setzen, wenn wir
genau die Umstände kennen und was dann zu tun ist. In der FIS-Vorschrift heißt es wörtlich:
,Das OK richte einen geeigneten Rettungsdienst ein, der während der gesamten
Wettkampfzeiten einsatzbereit zur Verfügung steht. Ein solcher Dienst hat auf jeden Fall einen
erfahrenen Arzt als Teil des Notall-Interventionsteams mit Hubschrauber zu umfassen, das
vor Ort in Bereitschaft steht.' Ein ,Notfallhubschrauber' wird nicht erwähnt. Es wird derzeit
diskutiert, ob das große Abschlussfest in Wien, welches nach Ostern geplant ist, stattfinden
wird.
ÖSV-Alpinchef Hans Pum:
Trainer Jürgen Kriechbaum war bei Lanzingers Mutter, Freundin Eva ist im Moment in Oslo.
In Oslo sind derzeit vier Leute des ÖSV vor Ort: Dr. Hölzenbein, Dr. Wegscheider, Toni Giger,
Robert Brunner. Lanzinger soll heute Abend aus dem Tiefschlaf geholt werden. Laut Dr. Frisee
hat die Versorgung vor Ort gut funktioniert. Es wird sicher eine Diskussion geben. Wir müssen
diesen Fall schnell klären. Wir müssen alle Gremien zu den Themen Tempo, Material,
Pistenpräparierung an den Tisch bringen, weil die Sicherheit und Gesundheit der Athleten im
Vordergrund steht.
ÖSV-Trainer Rainer Gstrein (war beim Unfall vor Ort):
"Dass es eine schwere Verletzung ist, hat man sofort gesehen - natürlich weil der Ski nicht
aufgegangen ist. Das es aber so schlimm ausgeht, dass man den Fuß amputieren muss, habe
ich nicht erwartet. Das Problem, das ich habe ist, dass mit der Operation erst begonnen
wurde, als wir Trainer mit den Athleten schon in Oslo am Flughafen waren. Sicherlich war es
für mich nicht fein, meinen Athleten mitzuteilen, welche Konsequenzen der Sturz hatte und
dass ihm das Bein amputiert wurde. Aber es hilft nichts, das Leben muss weitergehen. Ich
habe heute schon mit Mario Matt trainiert.
Bundeskanzler und Sportminister Alfred Gusenbauer:
Schockierend sind die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen, die es bei diesem Rennen
gegeben hat. Es ist mir völlig unverständlich, wie ein Weltcup-Rennen auf so einem niedrigen
Sicherheitsniveau organisiert werden kann.
Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka:
Der tragische Sturz von Matthias Lanzinger zeigt, wie wichtig Sicherheitsauflagen und eine
entsprechende rasche ärztliche Versorgung im heutigen Wettkampfsport sind. Veranstalter,
die das nicht einhalten, sind zur Verantwortung zu ziehen. Hundertprozentige Sicherheit für
Athleten, die sich im Extrembereich bewegen, wird es aber nie geben. Immer schneller, heißt
auch immer brutaler, aber für maximale Sicherheitsvorkehrungen muss gesorgt sein. In
jedem Veranstaltervertrag ist ausdrücklich festgeschrieben, dass ein Hubschrauber mit
ärztlicher Notversorgung vor Ort sein muss. Wie ich seitens des ÖSV höre, war dieser aber
nicht dafür gerüstet."
ÖSV-Rennläuferin Alexandra Meissnitzer:
Als Abtenauerin kenne ich Matthias von Kindheit an. Das ist sehr schlimm und tut mir so leid
für ihn und seine Familie. Ich habe nach dem Sturz noch so sehr gehofft, dass das alles gut
ausgeht. Ich habe mich ja in dieser Saison selbst schon schwer verletzt. Wir wissen, dass die
angeblich sichereren Ski nichts bringen. Die Strecken und die Kurse werden immer schneller,
dazu kommen wie bei den Herren in Kitzbühel Sprünge über 80 Meter, das ist wirklich nicht
notwendig. Wir Rennläufer haben keine Karosserie. Die Formel 1 ist sicherer als der Skisport.
Uns ist allen bewusst, dass der Job gefährlich ist. Aber nach so einem Unfall wird einem erst
wieder bewusst, was alles passieren kann. Uns ist das Risiko bewusst, aber so etwas sorgt für
tagelange Gänsehaut.
Ex-Rennläufer Stephan Eberharter:
Das ist ein tragischer Fall. Da sind mehrere Sachen zusammengekommen. Es war natürlich
ein unglücklicher Sturz, aber er hätte eben schnellster Hilfe bedurft. Es hat mich gewundert,
dass kein ordentlicher Hubschrauber da war. Normalerweise sind die Standards sehr hoch. Ich
bin immer davon ausgegangen, dass einer vor Ort sein muss. Mir geht das schon nahe, weil
ich den Sport kenne und mit ihm noch verbunden bin. Ich denke, dass es weitergehen wird,
aber es wird natürlich Diskussionen geben. Als Läufer bleibt einem nichts anderes übrig, als
sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Das ist sicher irgendwie pervers, aber es gibt generell
viele Bereiche im Leben, die das betrifft."
Ex-Rennläufer Christian Mayer:
Das ist ein Wahnsinn. Er ist 27, wacht auf und hat kein Bein mehr. Er war als ich noch aktiv
war einer der besten Jungen, die Österreich hatte. Wir wissen alle, dass der Super-G in
Kvitfjell auf der Abfahrts-Seite ist und dass es da schnelle Rennen gibt. Die Firmen werden
aber weiter daran arbeiten, das Material schneller zu machen. Die einzige Möglichkeit, das zu
regeln, ist über die Kurssetzung. Wir haben zum Bremsen nur unseren eigenen Körper.