redaktioneller Teil
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www.lespress.de l espress D a s andere F r a u e n m a g a z i n Fremde Haut Jasmin Tabatabai & Angelina Maccarone Queerfilmfestivals 2005 oktober 2005, ausgabe 120 jahrgang 11 editorial/impressum Guten Tag, vielen Dank, liebe LespressleserInnen, fŸr Ihre schon jetzt gro§e Resonanz auf unser neues Angebot, Lespress nun als e-Magazin anzubieten! Ein erstes Fazit kšnnen wir schon ziehen: Viele von Ihnen hŠtten gerne eine kleinere Datei, denn es stimmt, dass 7 MB ein 56k-Modem schnell rauchen lassen - wir arbeiten dran! Das Layout muss nun auch in Zukunft etwas umgestaltet werden, denn in der Tat lasssen sich †berschriften, die Ÿber zwei Seiten laufen, nicht so gut auf dem Bildschirm lesen. Auch das bauen wir gerade um. Den Terminkalender werden wir ab November ausschlie§lich online zur VerfŸgung stellen, so dass €nderungen und ErgŠnzungen schneller als bisher gemacht werden kšnnen. Die erste Version lŠuft schon in der Testphase, muss aber noch nach Ihren WŸnschen optimiert werden. In Zukunft wird es dann z. B. mšglich sein, online direkt alle Parties in einem speziellen Postleitzahlenbereich anzeigen zu lassen - oder alle Sporterlinnentreffen oder alle Lesungen, usw. Schauen Sie einfach immer mal wieder vorbei auf unserer Website www.lespress.de! Etliche Leserinnen mšchten nun aber weiterhin ein gedrucktes Heft bekommen - sei es, weil sie ohnehin den ganzen Tag am Rechner sitzen, sei es, weil sie zuhause gar keinen Internetanschluss haben, oder sei es, weil Lespress sich am besten in der Badewanne liest ;-) FŸr Sie entwickeln wir ebenfalls eine Lšsung, die allerdings wahrscheinlich erst im nŠchsten Jahr umgesetzt werden kann. Bis dahin ist Lespress fŸr alle kostenlos zum Ausprobieren und ãEinlesenÒ im Internet erhŠltlich. Bestehende Abos werden dann je nach gewŸnschter Aboform ab Januar 2006 fortgesetzt; die Laufzeiten werden also entsprechend verlŠngert. Nun aber erst einmal viel VergnŸgen mit der aktuellen Ausgabe von Lespress! Einen schšnen Oktober wŸnscht Lespress-Redaktion IMPRESSUM TV-Tipps: Dagmar TrŸpschuch Comic: Margreet de Heer Herausgeberin: lespress/Anhamm Neue Medien Dyroffstra§e 12 D-53113 Bonn Tel.: 0228- 97 68 044 FAX: 0228 -97 68 048 e-mail: info@lespress.de www.lespress.de Weitere MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Regine Anhamm, Silke Buttgereit, Susanne Ehlerding, Michaela Gšltl, Christiane Leidinger, Michael Lenz, Bernadette Repplinger, Ute Roos, Irene Schmitt, Tanja Thiel Titelbild: Fremde Haut Redaktion: Ulrike Anhamm, Sabine Kšnig, Angela Schmerfeld, Dagmar TrŸpschuch Assistenz: Ulrike Jung Terminredaktion: Ulrike Küpper Service-Seiten: B. GrŠfe lespress ❘ oktober 2005 Gestaltung: Babette Dšrmer, HH Anzeigenbetreuung: 0228-97 68 046, kaz@lespress.de Kleinanzeigenbetreuung: kaz@lespress.de, 0228-9768046 Termine: 0228-97 68 044, termine@lespress.de Anzeigenleitung Angela Schmerfeld, 030-78703094 as@lespress.de Abobetreuung: 0228-9768047, abo@lespress.de Lespress erscheint seit September 2005 als eMagazin. Es gilt die Preisliste 8 vom 01.09.2005. Redaktionsschluss: jeweils 10. des Vormonats Anzeigenschluss: jeweils 15. des Vormonats Druckunterlagenschluss: jeweils 10. des Vormonats.Namentlich ge- kennzeichnete Artikel geben die Meinung der jeweiligen AutorInnen wieder. Die Abbildung oder ErwŠhnung einer Person ist kein Hinweis auf deren sexuelle Orientierung. FŸr unaufgeforderte Manuskripte und Photos Ÿbernimmt der Verlag keine Haftung. Der Nachdruck von Text, Photos und Grafik sowie die Veršffentlichung in elektronischen Medien, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung durch den Verlag. Veranstaltungshinweise werden kostenlos abgedruckt. FŸr die Richtigkeit wird keine GewŠhr Ÿbernommen. lespress erscheint seit November 1995, ISSN: 1616-2099 3 inhalt 26 „Fremde Haut“ - Nach diversen TV-Produktionen, die sich mit Coming-Out, Frauenliebe und -Freundschaft beschäftigten, erzählt „Fremde Haut“, der erste Kinofilm von Angelina Maccerone, über den Verlust von Identität, auch der sexuellen, und dem Kampf um individuelle Freiheit. editorial/impressum 3 lesmopolitan 06 Informationen zum lesbischen Leben aus der ganzen Welt recht 13 schwarz auf weiß 16 Neue BŸcher 28 „Weibliche Homosexualität? - darüber spricht man nicht“ Jasmin Tabatabai und Angelina Maccarone im Lespress-Interview zum Film „Fremde Haut“ 32 Im Duden steht „ex-„ zwischen „Ewigkeit„ und „exakt„, und das trifft die Sache für Lesben meist im Kern: „Wir dachten, unsere Liebe sei für die Ewigkeit, und dann dauerte sie exakt drei Jahre, fünf Monate und zehn Tage.“ Tja, so ist das, stellte Silke Buttgereit fest und beleuchtet in ihrem gerade erschienenen Buch „Auf ewig war ich Dein. Lesben und ihre ExGeliebten“ eben jene. ausstellung 19 hör zu 20 kling und klang 22 daheim 24 bewegte bilder 26 Fremde Haut interview 28 Jasmin Tabatabai interview 30 Angelina Maccarone auszug 32 Lesben und ihre Ex 35 bewegte bilder Das Leben ist eine Leinwand - Die fünfte Jahreszeit für cinephile Lesben hat Ende September mit dem Queerfilmfestival in Karlsruhe begonnen und wird Anfang Dezember mit dem verzaubert-Filmfestival in Berlin den. Alle VeranstalterInnen zeigten sich ambitioniert, sowohl preisgekrönte Kurz- und Langfilme als auch Filmpremieren auf ihren Festivals zu präsentieren. Alle Festivals und eine Übersicht über die für Lesben interessante Filme finden Sie hier. lespress ❘ oktober 2005 35 Queerfilmfestivals bewegte bilder 38 Anders Leben filmtipp des monats 40 Die LeibwŠchterin fern sehen 42 Unsere TV-Tipps 5 lesmopolitan international Rom: Spendenboykott Rom Spendenboykott Nur zwei Wochen nach dem katholischen Woodstock von Kšln musste sich Papst Benedikt XVI. wieder der RealitŠt stellen. Katholische Lesben und Schwule demonstrierten vor seiner HaustŸre auf dem Petersplatz in Rom gegen die Lesben- und Schwulenfeindlichkeit der Katholischen Kirche. Mitglieder der US-amerikanischen Organisation ãSoulforceÒ (www.soulforce.org) erinnerten in mit einer Mahnwache an Alfredo Ormando, der sich im Januar 1998 auf dem Petersplatz verbrannt hatte. Der Grund fŸr den Suizid: Ormandos Verzweiflung Ÿber die radikale Anti-Homosexuellenpolitik von Papst Johhanes Paul II. und dem damaligen Chef der Glaubenskongregation, Josef Kardinal Ratzinger (heute Benedikt XVI.). ãSoulforceÒ rief die GlŠubigen dazu auf, ihrem Unmut Ÿber die Lesben- und Schwulenfeindlichkeit der Kirche durch einen Spendenboykott Luft zu machen. Der ehemalige katholische Priester Ormando hatte in einem Abschiedsbrief von dem Schmerz gesprochen, den ihm die Kirche durch die Ablehnung und Verurteilung seiner SexualitŠt zugefŸgt habe. (ml) Sacramento Terminator killt Homo-Ehe Kalifornien wird der zweite Staat der USA, in dem Lesben und Schwule in Zukunft heiraten kšnnen. Mit 41 zu 35 Stimmen gab das Parlament in Sacramento sein Ja-Wort. Allerdings kann das Gesetz erst in Kraft treten, wenn der Gouverneur seine Unterschrift darunter gesetzt. Amtsinhaber Arnold Schwarzenegger will aber von seinem Vetorecht Gebrauch machen. Nicht Parlamentarier, sondern die WŠhler oder die Gerichte hŠtten Ÿber die Frage der Homosexuellen-Ehe zu entscheiden, findet der ehemalige Hollywood- 6 Sacramento: Arnold Schwarzenegger star. Die WŠhler haben allerdings inzwischen die Nase von ã ArnieÒ. Nach neuesten Umfragen sind 56 Prozent gegen eine zweite Amtszeit des ãTerminatorsÒ. In Massachusetts kšnnen Lesben und Schwule seit Mai dieses Jahres die Ehe eingehen. (ml) New Orleans CSD trotz Katrina Trotz der verheerenden Zerstšrungen und der menschlichen Tragšdien in New Orleans durch den Hurrican ãKatrinaÒ feierten ein paar Unentwegte den Gay Pride der Stadt. Normalerweise ist das Festival ãSouthern DecadenceÒ (www.southerndecadence.com) ein mehrtŠgiges lesbisch-schwules Fest mit vielen Tausend Besuchern. Nur etwa 30 Personen zogen in bunten KostŸmen durch das French Quarter und versuchten nach eigenen Worten ãdie Menschen etwas aufzumunternÒ. Dem Vorwurf der Geschmacklosigkeit begegneten die Teilnehmer des MiniCSD mit dem Verweis auf die Tradition in New Orleans, Tod und Beerdigungen mit Musik und Party zu begehen. ãWenn jemand stirbt, gehen die Leute auf die Stra§e und singenÒ, sagten sie gegenŸber lokalen Medien. In Houston im US-Bundesstaat Texas, in das viele Evakuierte transportiert worden sind, kŸmmert sich das ãGay and Lesbian SwitchboardÒ um heimatlos gewordene Lesben und Schwule aus New Orleans. (ml) Dublin Adoptionsrecht durch die Hintertür In Irland will Generalstaatsanwalt Rory Bradywill laut Medienberichten den Weg fŸr die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare freimachen. Die Regierung ist aber noch zšgerlich. New Orleans Es gebe keine PlŠne, unverheirateten Paaren gleich welcher sexuellen Orientierung die Adoption von Kindern zu gestatten, wie es die Neuinterpretation des Adoptionsrechtes durch den Generalbundesanwaltes suggeriere, sagte der Minister fŸr Gesundheit und Kinder, Brian Lenihan, gegenŸber irischen Medien. Der Lesben- und Schwulenverband (GLEN) sowie irische Medien vermuten, Generalstaatsanwalt Bradywill wolle mit seinem Vorsto§ Adoptionsbehšrden durch mehr Spielraum ermutigen, auch Adoptionen durch unverheiratete Paare zu ermšglichen. Nach Bekanntgabe der liberaleren Auslegung des Adoptionsgesetztes durch den Generalstaatsanwalt starte ein lesbisches Paar Mitte September die Probe aufs Exempel: die beiden Frauen beantragten die Adoption eines Kindes, das sie seit vielen Jahren in Pflege haben. (ml) Chicago Beachvolleyballerin als frohe Botschafterin Die olympische Beachvolleyballerin Leigh-Ann Naidoo ist als erste Afrikanerin in den illustren Kreis der ãGay Games AmbassadorsÒ (www.gaygames.org) berufen worden. ãBeach-Volleyball hat in den vergangenen zehn Jahren einen unglaublichen Boom erlebt und wird im nŠchsten Jahr sein Debut bei den Gay Games in Chicago haben. Deshalb schŠtze ich mich sehr glŸcklich, dass ich dazu beitragen kann, fŸr diese Sportart zu werbenÒ, sagte 29-jŠhrige SŸdafrikanerin. Nach den Olympischen Spielen war LeighAnn von Kapstadt nach Chicago gezogen, weil ihre Lebenspartnerin Kelly Gillespie an der dortigen UniversitŠt ihren Doktor in Anthropologie macht. Sie selbst habe sich ein Jahr Auszeit vom Sport gegšnnt, wolle aber jetzt wieder mit dem Training anfangen, sagte Naidoo. Im ãGay Games AmbassadorsÒ-Programm der ãFederation of Chicago Gay GamesÒ sind Stars wie die ehemalige Rad-Weltmeisterin Petra Rossner, Tennislegende Billie Jean King, Rockstar Melissa Etheridge sowie die Schauspielerin und Regisseurin Amanda Bearse aktiv. (ml) Genf Burma verhindert AIDS-Hilfe Der ãGlobal Fund zur BekŠmpfung von AIDS, Tuberkulose und MalariaÒ zieht sich aus Myanmar (Burma) zurŸck. Zum Jahresende werde er die Finanzierungszusagen im Wert von knapp 36 Millionen US-Dollar fŸr Hilfsprogramme in dem sŸdostasiatischen Land einstellen, kŸndigte der in Genf ansŠssige Global Fund Ende August an. Immer grš§ere EinschrŠnkungen der Bewegungsfreiheit der Mitarbeiter in humanitŠren Projekten durch die regierende MilitŠrjunta machten es unmšglich, die Projekte umzusetzen, gab die Organisation als Grund an. Nach SchŠtzungen der WHO sind mehr als 600.000 Menschen in Menschen in Burma mit HIV infiziert. Das Land leidet nicht nur unter schlimmsten AIDS-Epidemie in SŸdostasien, sondern hat auch eine der hšchsten Tuberkuloseraten der Welt. Auch andere UN-Organisationen sehen sich in Burma zunehmenden Restriktion gegenŸber. Besonders im Visier der MilitŠrs steht die ãInternational Labour OrganisationÒ (ILO) der Vereinten Nationen. (ml) Warschau Ab nach Straßburg Polens lesbisch-schwule Community will den Warschauer BŸrgereister Lech Kaczynski vor den EuropŠischen Menschenrechtsgerichtshof bringen. Nach Ansicht lesbisch-schwuler Organisa- lespress ❘ oktober 2005 ZÜLPICH ON TOUR: Wellington: Ngarimu Daniels tionen in Polen hat Kaczynski mit seinem Verbot der diesjŠhrigen CSDParade in Warschau die Menschenrechte der Lesben und Schwulen verletzt. Der Politiker hatte seine Entscheidung mit dem Umstand begrŸndet, die Parade sei fŸr den gleichen Tag geplant wie die Feiern zu Ehren des FŸhrers der polnischen Untergrundarmee gegen die Nazis. ãDie Veranstaltung einer Gay Parade an diesem Tag ist ein WitzÒ, hatte Kaczynski gesagt. Die Lesben und Schwulen finden, die Entscheidung Ÿber die Genehmigung einer Veranstaltung habe nach Recht und Gesetz zu erfolgen und nicht den persšnlichen Ansichten des BŸrgermeisters. Die Gay Community Warschaus setzte sich Ÿber das Verbot hin und hielt trotz massiver Gewalt von Rechtsradikalen einen Umzug durch Warschau ab. (ml) Wellington Werte der Maoris Eigentlich war der Fall von Ngarimu Daniels nichts Besonderes. Die offen lesbische Frau und Nachrichtensprecherin im Maori TV hatte an einer Protestveranstaltung von Maoris gegen Neuseelands Regierung teilgenommen. Das fanden die Chefs des ãMaori TVÒ jedoch nicht gut. Die Teilnahme von Mitarbeitern des Senders an Protesten kšnnte die Finanzierung des Fernsehens fŸr die neuseelŠndischen Ureinwohner durch die Regierung gefŠhrden, fand die Chefin des Senders, verbannte Daniels vom Bildschirm und zog Ÿber deren Leonie Pihama als ãdiese Lesbe LeonieÒ her. Die beiden Frauen klagten und gewannen. Daniels habe das Recht zur Teilnahme von Protestveranstaltung und die UmstŠnde, unter denen die Bemerkung Ÿber die sexuelle Orientierung Pihamas gefallen seien, legten unterschwellig nahe, HomosexualitŠt sei eine ãPerversionÒ. Der Rechtsgeschichte schaffende Satz aber in der UrteilsbegrŸndung war: der Sender habe mit seinem Verhalten gegen die ãWerte der MaorisÒ versto§en. (ml) lespress ❘ oktober 2005 Tokio: Kanako Otsuji Tokio Outing in Japan Eine japanische Politikerin hat wŠhrend des ersten Gay Prides seit drei Jahren in Tokio das Coming Out gewagt. Kanako Otsuji forderte mehr ãVerstŠndnis fŸr die sexuelle VielfaltÒ in Japan. Zuviele wŸrden ihre sexuelle Orientierung aus ãAngst vor Diskriminierung und VorurteilenÒ verschweigen. ãDurch die Bekanntmachung meiner HomosexualitŠt mšchte ich auf diese Probleme aufmerksam machen und diesen Teufelskreis(...) durchbrechenÒ, sagte Otsuji. Die 30-JŠhrige ist Mitglied des Parlaments von Osaka, der zweitgrš§ten Stadt Japans. Mehr Details Ÿber ihr Lesbischsein und ihr Coming Out will die Politikerin in ihrer Autobiographie veršffentlichen, die Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Mehr als 3.000 Menschen hatten in dem Gay Pride in Tokios zentralem Einkaufsviertel teilgenommen. HomosexualitŠt gilt in Japan noch immer als ein Tabuthema. (ml) London Klage gegen Rückstufung Celia Kitzinger und Sue Wilkinson wollen, dass ihre Ehe in Gro§britannien rechtlich anerkannt wird. Diesen Anspruch will das lesbische Ehepaar vor dem hšchsten Gericht des Landes durchsetzen. Kitzinger und Wilkinson hatten vor zwei Jahren in Kanada geheiratet. Jetzt sind die beiden Frauen zurŸck in ihrer Heimat Yorkshire und wollen auch zu Hause als Ehepaar anerkannt werden. Das aber geht nach britischem Recht nicht. Ab Dezember tritt zwar das neue Partnerschaftsgesetz in Kraft, das eine Registrierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften vorsieht, nicht aber die Ehe fŸr lesbische und schwule Paare. Kitzinger und Wilkinson sehen die dadurch bevorstehende ZurŸckstufung ihrer Ehe auf eine ãEingetragene PartnerschaftÒ als Bruch der Menschenrechte. In ihrer Klageschrift verlangen die beiden Frauen von dem Gericht die Feststellung, dass ihre in Kanada geschlossene Ehe ebenso anerkannt wird wie jede im Ausland geschlossene heterosexuelle Ehe. (ml) Diskussionsabend mit dem Frauenbildungshaus Zülpich und 5 Lesben/ Frauen-Initiativen in 5 Städten NRW’s im Rahmen der Reihe: Normalitäten Vielfalt der LAG Lesben NRW Vielfalt leben lernen ! Affidamento und Diversity im Frauenprojekt. Netherfield Brandbombenserie gegen lesbische Frau Eine lesbische Frau im englischen Netherfield ist seit Monaten das Ziel Attentaten mit Brandbomben. Carolanne Nailor ist Ÿberzeugt, dass ihre sexuelle Orientierung der Grund fŸr die Attacken ist. Bei dem vorerst letzten Angriff im August war eine Benzinbombe auf einen Teppich geworfen worden, den sie auf ihrer Veranda gelassen hatte. Zuvor war ihr Auto durch eine Brandbombe schwer beschŠdigt worden. Eine weitere Bombe war in ihr Haus geworfen worden, zŸndete zum GlŸck jedoch nicht. UnlŠngst hatten unbekannte TŠter ãTštet diese Gay BitchÒ auf ihren Wohnwagen gesprŸht. Die arbeitslose Frau sagte gegenŸber Polizei und Medien, sei habe keine Ahnung, wer hinter den AnschlŠgen stecken kšnnte. ãIch habe Angst, im Haus zu sein und ich habe Angst davor, das Haus zu verlassenÒ, sagte Nailor, die zusammen mit ihrem 17 Jahre alten Sohn, ihrer Lebenspartnerin und deren ebenfalls 17-jŠhriger Tochter lebt. Stadtverwaltung und Polizei versicherten, alles zu tun, um der Frau zu helfen und ihren Schutz zu gewŠhrleisten. (ml) Santa Ana Klagen auf Kussrecht ãA kiss is just kissÒ hei§t es in dem berŸhmten Lied aus dem Kultfilm ãCasablancaÒ. Ein Kuss zwischen zwei Frauen ist nicht einfach nur ein Kuss, son- Kooperationspartnerinnen und Veranstaltungsorte: ■ 24.10., 19h: Dortmund, Vielfalt e.V., Hospitalstr. 16 ■ 2.11., 20h: Aachen, Frauenkultur Aachen e.V., Gasborn 13 ■ 4.11., 19.30h: Duisburg, .LiDu, Lesben in Duisburg, Heerstr. 113 ■ 15.11., 20h: Münster, Livas, Am Hawerkamp 31 ■ 24.11., 19.30h: Meschede, Frauenberatungsstelle + Lesben im HSK, Kolpingstr. 18 mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW. Frauenbildungshaus Zülpich Seminare und Fortbildungen für Frauen/Lesben Prälat-Franken-Str. 22 53909 Zülpich Tel: 02252 - 6577 Fax: 02252 - 4257 www.frauenbildungshaus-zuelpich.de info@frauenbildungshaus-zuelpich 7 ➧ lesmopolitan international Nassau: Gari McDonald Hollywood: Verliebt statt ... dern noch immer ein Skandal. Das mussten jetzt zwei SchŸlerinnen in Kalifornien erfahren. Die 17-jŠhrige Charlene Nguon wurde von der Leitung ihrer Schule in Santa Ana bestraft, weil sie ihre Freundin gekŸsst hatte. Zudem verfŸgte die Schulleitung, entweder Nguon oder ihre Freundin solle auf eine andere Schule gehen. Die Schule hat aber nicht mit der Entschlossenheit von Nguon gerechnet, fŸr ihre sexuelle Orientierung und ihre Liebe zu ihrer Freundin einzustehen. Auch nicht damit, dass die SchŸlerin UnterstŸtzer haben wŸrde. Nguon hat nŠmlich die Schule verklagt. Als NebenklŠgerinnen stehen ihr die eigene Mutter sowie das ãGay-Straight Alliance NetworkÒ zur Seite. ãIch verstehe nicht, warum meine Freundin und ich nicht unsere Zuneigung zueinander zeigen dŸrfen, wŠhrend es bei anderen kein Problem istÒ, sagte Nguon nach Einreichung der Klage gegenŸber šrtlichen Medien. (ml) Holmdel Terror gegen Schülerin Lesbische SchŸlerinnen in den USA lassen sich nichts mehr gefallen. Nancy Wadington ist Ÿber zwei Jahre lang in ihrer Schule in Holmdel im USBundesstaat New Jersey wegen ihrer sexuellen Orientierung verbaler und kšrperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen. Dann verlie§ sie aus Sorge um ihre Sicherheit die Schule. Jetzt hat sie die Schule verklagt. Obwohl sie selbst und auch ihre Mutter mehrfach die Angriffe bei der Schulleitung angezeigt hŠtten, habe diese nichts dagegen unternommen. MitschŸler hŠtten sie beschimpft und beleidigt, sie mit Flaschen beworfen, die Treppe hinunter gesto§en, ihre BŸcher und Schultasche zerfetzt und einmal gar in ihren Rucksack uriniert, sagte Wadington nach Einreichung der Klage Anfang September auf einer Pressekonferenz. Ihr Anwalt Alphonso David von der lesbisch-schwulen Rechtshilfeorganisation Lambda Legal sagte: ãDie Holmdel High School hat 8 in erschreckender Weise versagt, Nancy Wadington zu schŸtzen und dafŸr gibt es keine Entschuldigung.Ò Nassau Gerichtssaal statt Laufsteg Lesben dŸrfen keine Schšnheitskšniginnen sein. Die Organisatoren eines ãMissÒ-Wettbewerbs auf den Bahamas wollen Gari McDonald den Titel ãMiss Teen BahamasÒ entziehen und mit aller Macht verhindern, dass die 18 Jahre alte Frau an einem internationalen ãMissÒ-Wettbewerb in Chicago teilnimmt. Grund: die Teenagerin hat als lesbische Frau geoutet. McDonald ist aber nicht nur schšn, sondern auch kŠmpferisch. Sie kŸndigte in Nassau an, gegen das ãMiss Teen Bahamas CommitteeÒ klagen zu wollen. Das Komitee habe sie wegen ihrer sexuellen Orientierung vor die Wahl gestellt, entweder ãin WŸrde zurŸckzutretenÒ, oder aber den Titel šffentlich aberkannt zu bekommen. Das Komitee wies die VorwŸrfe zurŸck, gab aber keine AuskŸnfte darŸber, warum sie McDonald nicht nach Chicago schicken wollen. Die Gay Community der Bahamas vermutet, die auf der Karibikinsel immer einflussreicheren evangelikalen Christen steckten hinter der Kampagne gegen McDonald. (ml) Hollywood Verliebt statt verzweifelt Nur wenige Wochen nach dem energischen Dementi, sie sei lesbisch, hat ÔDesperate HousewifeÕ-Star Marcia Cross jetzt ihre Verlobung angekŸndigt. Mit einem Mann natŸrlich. Die Schauspielerin, die in der Kultserie die neurotische Bree Van De Camp spielt, hat Mitte August den Antrag ihres Freundes Tom Mahoney angenommen. Der Hochzeitstermin steht noch nicht London: Prinzessin Margaret mit Nurejew fest. Klar ist aber, dass es fŸr 43 Jahre alte Cross und ihren 47-jŠhrigen Verlobten, Bšrsenmakler von Beruf, die erste Ehe ist. GerŸchte, Cross sei lesbisch, kursierten seit langem. Sie selbst hatte …l ins Feuer gegossen, als sie vor wenigen Monaten bei der jŠhrlichen Gala der US-amerikanischen lesbischschwulen Organisation ãGay and Lesbian Alliance against DefamationÒ ihren Co-Star Felicity Huffman auf offener BŸhne leidenschaftlich kŸsste. Aber Cross wies Spekulationen Ÿber ihre sexuelle Orientierung energisch zurŸck. ãDas schon sehr komisch. Ich nehme an, dass kommt davon, wenn man Ÿber 40 und Single istÒ, sagte Cross in einem Interview mit der Starjournalistin Barbara Walters. (ml) London Prinzessin Margaret Der Film Sie liebte Sex, hatte es auch mit einer Frau und rauchte Cannabis. Das jedenfalls behauptet ein englischer Fernsehfilm Ÿber das Leben der verstorbenen Prinzessin Margaret, der Schwester von Kšnigin Elisabeth II. In dem Film wird die kšnigliche Dame beim Oralsex gezeigt. Zu sehen ist auch ein leidenschaftlicher Zungenkuss zwischen der Adeligen und der Tochter eines amerikanischen Kongressabgeordneten. Auf einer Party in London taucht die Prinzessin mit einem Joint in der Hand auf. Der Fernsehsender Channel 4 behauptet, diese Episoden aus dem Leben der skandaltrŠchtigen Prinzessin, die in den 50er und 60er Jahren der Liebling der High Society war, basierten auf sorgfŠltig recherchierten Fakten. Lord Snowdon, ein Ex-Ehemann von Margaret Windsor, nennt diese Behauptung ãBullshitÒ. Mit ihm habe niemand gesprochen. Die Beamten des Buckingham Palast prŸfen dem Vernehmen nach die rechtlichen Mšglichkeiten, die Ausstrahlung des Films zu verhindern. (ml) London Geheimauftrag Lesbenjagd Vor fŸnf Jahren fiel das Verbot fŸr Lesben und Schwule, Ihrer MajestŠt der Kšnigin auch im britischen MilitŠr zu dienen. Das MilitŠr geht inzwischen gar soweit, an den CSD-Paraden im Vereinigten Kšnigreich teilzunehmen. Aber jetzt kommt ans Licht, wie in den Jahrzehnten der Homophobie in der Royal Air Force (RAF) systematisch Jagd auf Lesben gemacht worden war. Die RAF habe von den 50er Jahren bis Anfang 1990 Listen Ÿber ãverdŠchtige unnatŸrliche weibliche FreundschaftenÒ gefŸhrt. Das berichtete Ende August die Tagszeitung ãGuardianÒ. Den Frauen auf dieser Liste sei systematisch von der weiblichen Polizei der RAF nachspioniert worden. Die ãSpezialeinheitÒ gegen Lesben sei zu EinsŠtzen rund um die Welt geflogen worden. Die Spinde und die persšnlichen Dinge der Frauen seien auf ãHinweise auf gleichgeschlechtliche BeziehungenÒ klammheimlich durchsucht worden. Es sei nicht bei einmaligen Checks geblieben. Den ãverdŠchtigenÒ Frauen mit dem ãLesbenindexÒ habe man die Befšrderung verweigert. (ml) Townsville Sexskandal im Gefängnis Schwere VorwŸrfe sind gegen die lesbischen Insassinnen des Hochsicherheitstrakts in einem australischen GefŠngnis sowie die Leitung des GefŠngnisses erhoben worden. Eine 17 Jahre alte Strafgefangene seit mit Wissen der GefŠngnisleitung systematisch sexuell missbraucht und vergewaltigt worden, hei§t es in einer unabhŠngigen Dokumentation Ÿber die ZustŠnde im GefŠngnis von Townsville. Die WŠrter hŠtten das MŠdchen vorsŠtzlich zusammen mit lesbischen Frauen in eine Zelle gesperrt, die fŸr ãihre sexuelle AggressivitŠtÒ bekannt seien. Die Do- lespress ❘ oktober 2005 London: Prinzessin Margaret kumentation legte auch andere Skandale offen. So wurden BenzinschnŸffler bewusst zur Arbeit in der Autowerkstatt eingesetzt. Die GefŠngniswŠrter hŠtten diese Praktiken geduldet und gefšrdert, um die Gefangenen ãruhig zu haltenÒ. Die Polizei sowie die Antikorruptionseinheit der Regierung von Queensland haben Ermittlungen aufgenommen. (ml) Hollywood Portia de Rossi lehnte Sex mit Angelina Jolie ab Wenige bis gar keine MŠnner wŸrden eine Sex-Szene mit Angelina Jolie verweigern. Auch etliche Frauen wŸrde sich finden lassen, gilt Angelina doch als bisexuell. Schauspielerin Portia de Rossi lehnte jedoch genau aus diesem Grund ein intimes Stell-Dich-ein vor der Kamera ab. Die 32-jŠhrige US-Schauspielerin Portia de Rossi, bekannt aus Serien wie ãAlly McBealÒ oder dem Film ãScream 2Ò, verweigerte 1998 das Angebot, mit Angelina Jolie im Streifen ãGiaÒ eine Sex-Szene zu drehen. Der Grund: Sie wollte damals nicht als Lesbe geoutet werden. De Rossi war eifrig darauf bedacht ihr privates Sex-Geheimnis zu bewahren, als Jolie mit dem Angebot fŸr eine lesbische Szene zu ihr kam. Jolie stand schon damals zu ihrer bisexuellen Neigung, wŠhrend Portia sich erst relativ spŠt als Lesbe outete.(sk/krone.at) Salecina Internationales Ost-West-Treffen von queeren Filmschaffenden Wer schon immer Bildung mit Urlaub verbinden wollte, ist vom 6. bis 10. November 2005 eingeladen, im Fe- lespress ❘ oktober 2005 USA: Schulverweis rien- und Kulturzentrum von Salecina/ Maloja, mitten in den Schweizer Alpen, an einem Film- und Video-Workshop mit dem Schwerpunkt Ost-Westeuropa und dem Thema Menschenrechte teilzunehmen. Erwartet werden Lesben, Schwule, Bisexuelle und TransidentInnen aus unterschiedlichen ostund westeuropŠischen Regionen, insbesondere aus Polen, Russland, der Ukraine, den baltischen Staaten und den LŠndern des Balkans. Ziel des Workshops ist es, Mšglichkeiten der Zusammenarbeit zu fšrdern, die auf eine StŠrkung des politischen Filmschaffens in europŠischen ZusammenhŠngen hinauslaufen. Dabei werden sowohl Film-Projekte einzelner TeilnehmerInnen vorgestellt und besprochen als auch selber Videoprojekte realisiert. Entsprechendes Equipment steht fŸr die Filmschaffenden bereit. Im Anschluss an den Workshop findet in Bern vom 11. - 14. November das Filmfestival QUEERSICHT statt. Das Thema âOsteuropaÕ bildet in diesem Jahr den Kern des Festivals und die Salecina-Filmprojekte werden einen zentralen Teil des Programms ausmachen. Infos und Anmeldung unter www.salecina.ch oder www.queersicht.ch. (dt) USA Mutter lesbisch Mädchen fliegt von Schule Eine 14jŠhrige SchŸlerin wurde von ihrer kalifornischen Schule verwiesen, weil sie von zwei lesbischen Frauen aufgezogen wird. Die ãOntario Christian SchoolÒ in Ontario unweit von Los Angeles begrŸndete die Verbannung damit, dass ãihre Familie nicht den Zulassungsbedingungen der SchuleÒ entsprŠche. Die Schule verlange, ãDass wenigstens ein Elternteil ein bekennender Christ istÒ, hei§t es auf einer Web-Site der Kirche (www.ocschools.org). Im Fall der betroffenen SchŸlerin sei diese Bedingung nicht erfŸllt, da die Mutter in einer homosexuellen Beziehung lebe. Die Vertreter der Schule bedauern, dass sie zum Zeitpunkt der Anmeldung nicht Ÿber diese Beziehung in Kenntnis gesetzt wurde.Ò Schuleintritt und der Anlass fŸr ein ãMissverstŠndnisÒ hŠtten so vermieden worden kšnnen.Ò Bern QUEERSICHT 2005 Vom 10. bis 14 November finden in Bern zum neunten Mal das lesbischschwule Filmfestival QUEERSICHT statt. Etwa 30 nationale und internationale Produktionen aller Genres (Spiel-, Dok- und Kurzfilme) werden an fŸnft Tagen in verschiedenen KinosŠlen der Stadt gezeigt. Den diesjŠhrigen Schwerpunkt des Festivals bildet das Thema ãIm Osten nichts Neues? - Lesbisch-schwules Leben vor und nach dem fall der Mauer in den ehemaligen sozialistischen LŠndernÒ. Einerseits ermšglicht QUEERSICHT den BesucherInnen unter dem cineastischen Blickwinkel die Situation von Lesben und Schwulen vor 1999 kennen zu lernen. Anderseits zeigt es die aktuellen Tendenzen auf, welche zum Beispiel in Polen und Ungarn ganz verschieden sind: So wurde in Polen zum zweiten Mal die DurchfŸhrung des CSD verboten, wŠhrend umgekehrt in Ungarn Lesben und Schwulen eine eingetragene Partnerschaft eingehen kšnnen. QUEERSICHT wird sich diesen Herbst damit beschŠftigen. Das Programm und alle weiteren Informationen lassen sich finden unter www.queersicht.ch 9 ➧ lesmopolitan Konstanz: Fest-Organisatorinnen Konstanz belladonna feiert Jubliäum Auch zum eigenen Erstaunen kann das Konstanzer Frauenzentrum belladonna in diesem Jahr sein 25jŠhriges Bestehen feiern und gehšrt damit zu den Šltesten noch existierenden Frauen- und Lesbentreffs der Republik. Am 22. Oktober soll das bejubelt werden mit einem Konzert der Schweizer Frauenband ãLes Reines ProchainesÒ und anschlie§ender Party mit mehreren Djanes. Veranstaltungsort ist der gro§e Veranstaltungssaal im Neuwerk (Oberlohnstr.3), in dem belladonna seit 2004 seine RŠumlichkeiten hat. Alles weitere zu belladonna und zur JubilŠumsparty unter www.belladonna-konstanz.de. Köln Fachtagung zum Alter(n) Die Schwulen ALTERnativen NRW laden fŸr den 22. Oktober zur ersten eigenen Fachtagung unter dem Titel ã(Un)Sichtbarkeit im AlterÒ ein. In vier Workshops wird es in den RŠumlichkeiten des RUBICON unter anderem um ãSelbstbestimmtes SterbenÒ und ãSpiritualitŠt und HomosexualitŠtÒ gehen. Anmeldungen (bis 10.10.) und weitere Informationen bei Dr. Stefan JŸngst, T: 0221-2766999, F: 0221-276 6999-99, stefan.juengst@rubiconkoeln.de Hamburg Tango Argentino! Bereits zum fŸnften mal findet in Hamburg das ãInternational Queer Tango Argentino FestivalÒ statt. Vom 7. bis 9. Oktober kann dabei nicht nur bei den Abendveranstaltungen ausgiebig getanzt, sondern am Tag in zahlreichen 10 Konstanz: Les Prochaines Reinnes Workshops geŸbt und neues gelernt werden. Zentraler Anlaufpunkt dabei ist das Haus3 in Altona. Alle Preise, …rtlichkeiten, Kurse und Anmeldung unter www.queer-tango.de. Hamburg: Tango Argentino Rahmen der 20-Jahr-Feier prŠsentiert sich der Verein u.a. mit VorfŸhrungen der Little Tigers MŠdchengruppe, mit philippinischer Stockkampfkunst und einer SchwarzgŸrtelvorfŸhrung mit Schwertkampf und Bruchtest. Alles weitere dazu unter www.fib-ev.com. Bremen Leitfaden für die Jugendhilfe Der Senator fŸr Arbeit, Frauen, Gesundheit und Jugend der Freien Hansestadt Bremen und das Rat und Tat Zentrum fŸr Schwule und Lesben e.V. haben einen Leitfaden fŸr eine Fortbildung zum Thema HomosexualitŠt in der Jugendarbeit herausgegeben. Der Leitfaden ist nach dem Baukastenprinzip konstruiert, so dass danach mit pŠdagogischen FachkrŠften aus Jugendhilfe und Schule aber auch mit Jugendlichen gearbeitet werden kann. Er beinhaltet im ersten Teil Module wie ãHomosexualitŠt und GesellschaftÒ und ãComing OutÒ. Daran schlie§t im zweiten Teil ein Curriculum an, in dem Lehrinhalte, Lernziele und Methoden aufgezeigt werden. Der Leitfaden kann bei Rat und Tat gegen Zusendung von 1,65 Û in Briefmarken bestellt werden: Theodor-Kšrner-Str. 1, 28203 Bremen, zentrum@ratundtat-bremen.de. Köln Neues CSD-Motto gesucht The same procedure as every year ... Der CSD Kšln braucht ein Motto fŸr 2006. Deshalb lŠdt der Kšlner Lesben. Und Schwulentag e.V. (KluST) als Veranstalter des CSD zu jŠhrlichen Diskussion. Ziel ist es, ein Motto zu finden, unter dessen Mantel eine mšglichst gro§e Bandbreite von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen auf die Stra§e gehen kann, um fŸr gesellschaftliche Akzeptanz und politische Gleichstellung zu demonstrieren. Das Ganze findet statt am 13. Oktober um 19.00 Uhr in den RŠumen des RUBICON, Rubensstr. 8-10. Bielefeld FundraisingSeminar Die Akzeptanzkampagne ãAndersrum ist nicht verkehrt: Lesben und Schwule in NRWÒ bietet wieder ein Seminar fŸr Ehrenamtliche aus der schwul-lesbischen Selbsthilfe zum Schwerpunkt ãPresse- und …ffentlichkeitsarbeitÒ an. Das Seminar ist in zwei Teile gegliedert: Im theoretischen Teil werden allgemeine Ausgangspunkte der Presseund …ffentlichkeitsarbeit vorgestellt, im zweiten Teil werden konkrete Handwerksinstrumente dieser Arbeit erlŠutert und anhand mitgebrachter Materialien geŸbt. Eigene Arbeitsproben - gute wie schlechte zum Vergleich - (Flyer, Plakate, Pressemeldungen oder auch geplante Projekte) sind gewŸnscht. Mit den Seminaren sollen Gruppen darin unterstŸtzt werden, ihre vorhandenen Talente und Ressourcen zu entdecken und effektiver einzusetzen, damit sie ihre Anliegen noch besser darstellen und die jeweilige Zielgruppe optimal erreichen kšnnen. Das Seminar findet am 22. Oktober im Autonomen Schwulenreferat der Uni Bielefeld (UniversitŠtsstr. 35) statt. Anmeldung Ÿber das Akzeptanz-KampagnenbŸro, T/F 0211-6801350 oder lesben-nrw@w4w.net Hannover Frauenkongress Frankfurt/Main 20 Jahre Kampfkunst für Frauen Der Frankfurter Verein ãFrauen in Bewegung e.V.Ò feiert am 8. Oktober sein 20. JubilŠum im ãHaus der JugendÒ (Deutschherrenufer 12). Kampfkunst und Frauenfšrderung zu verbinden war das Ziel der USAmerikanerin Sunny Graff, einer ehemaligen Taekwondo-Weltmeisterin, als sie 1985 den Verein grŸndete. Inzwischen trainieren hier mehr als 230 MŠdchen mehrmals die Woche. Im AnlŠsslich des 20. JubilŠums der Fraueninitiative Laatzen AnlŠsslich des 20. JubilŠums der Fraueninitiative Laatzen findet in Hannover am 8. Oktober der Frauenkongress ãZwischen Wurzeln und VisionenÒ statt. Nach 3 Impulsreferaten zu den Themen Frauenbewegung (Brigitte Siegel, Geld und Rosen), Generationen (Sigrid HŠfner Organisations- und Gender-Beraterin) und Jutta Sundermann (freie Journalistin und Attac) werden im Rahmen eines World-CafŽs Zukunftsfragen diskutiert. NŠhere Infos unter www.hanno verfrauen.de, www.slu.info. Anmeldung im Frauenzentrum Laatzen unter Tel: 05102 - 3300. Berlin Entweder richtig oder gar nicht Sabbatjahr für das ‚Lesben Film Festival Berlin’ Nachdem das âLesben Film Festival BerlinÕ im letzten Jahr seinen 20. Geburtstag feierte, nimmt es sich jetzt ein Jahr Auszeit. Die Organisatorinnen, die fŸr ihr Engagement um lesbischschwule Belange 2003 vom Regenbogenfonds e.V. mit dem RainbowAward ausgezeichnet wurden, wollen neue KrŠfte sammeln. ãSeit Jahren lespress ❘ oktober 2005 Bremen arbeiten wir ehrenamtlich und unterstŸtzen das Festival auch finanziell,Ò erklŠrt Dagmar Boguslawski, Mitarbeiterin beim Lesben Film Festival, die Pause. Und die Ressourcen, das alles zu leisten seien zurzeit erschšpft. ãUnd da wir keine halben Sachen machen wollen, legen wir ein Sabbatjahr ein.Ò Bislang finanzierte sich das Festival Ÿber ZuschŸsse, Spenden, private Darlehen und die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern. Um das Festival fortfŸhren zu kšnnen, ist das âLesben Film Festival BerlinÕ auf zusŠtzliche Gelder angewiesen. (dt) www.lesbenfilmfestival.de bundesweit Mehr als 12.500 Lebenspartnerschaften in Deutschland In Deutschland hatten Ende 2004 Ÿber 25.000 MŠnner und Frauen Lebenspartnerschaften mit einem Partner bzw. einer Partnerin desselben Geschlechts begrŸndet. Dies hat der Autor Dr. Stephan StŸber fŸr die 2. Auflage des ãHandkommentar LebenspartnerschaftsrechtÒ ermittelt, der in KŸrze im Nomos-Verlag Baden-Baden erscheinen wird. Die Zahl ist Ÿberraschend, weil Bundesjustizministerin Brigitte Zypries Ende Oktober 2004 von nur 5.000 Lebenspartnerschaften ausgegangen war (Deutscher Bundestag, Plenarprotokoll 15/136 der Sitzung vom 29.10.2004, S. 12483). Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes: ãDie Untersuchung zeigt, dass Lesben und Schwule fŸr einander Verantwortung Ÿbernehmen wollen, selbst wenn dies zwar mit allen Pflichten verbunden ist, die Ehegatten haben, aber eine Gleichstellung insbesondere im Steuerrecht noch immer aussteht.Ò Eine offizielle Statistik Ÿber die Lebenspartnerschaften wird -anders als fŸr Ehen -in Deutschland nicht gefŸhrt. Die Zahl der Lebenspartnerschaften lespress ❘ oktober 2005 Frankfurt/Main: Frauen in Bewegung lŠsst sich schwer ermitteln, weil in den LŠndern ganz unterschiedliche Behšrden fŸr die BegrŸndung der Lebenspartnerschaften zustŠndig sind. WŠhrend in Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein die Standesbeamten zustŠndig sind, haben die Ÿbrigen LŠnder die Kreise und kreisfreien StŠdte (Baden-WŸrttemberg, Rheinland-Pfalz, ThŸringen) oder die Gemeinden (Brandenburg, Hessen, Saarland) fŸr zustŠndig erklŠrt. Die Gemeinden und kreisfreien StŠdte konnten die Aufgabe dann den Standesbeamten Ÿbertragen; sie mŸssten dies aber nicht tun. Deshalb sind sogar innerhalb dieser LŠnder wiederum unterschiedliche Stellen zustŠndig. Ganz andere Wege sind schlie§lich Sachsen und Bayern gegangen: WŠhrend in Sachsen Lebenspartnerschaften bisher nur bei den drei RegierungsprŠsidien begrŸndet werden konnten, sind in Bayern die Notare zustŠndig. Die unterschiedlichen Stellen der LŠnder sind auch melderechtlich Ÿber die Landesgrenzen hinweg nur unzureichend mit einander verknŸpft. Die Familiengerichte und Nachlassgerichte kšnnen deshalb zurzeit nicht zuverlŠssig feststellen, ob jemand in einer Lebenspartnerschaft lebt oder ob eine Lebenspartnerschaft inzwischen aufgehoben ist. Da die Lebenspartnerschaften nicht Ÿberall systematisch statistisch erfasst werden, haben einige LŠnder die Zahlen zu bestimmten Stichtagen ermittelt. Niedersachsen war das einzige Land, dass die Zahl der im Land begrŸndeten Lebenspartnerschaften nicht mitteilen konnte. Es ist aber davon auszugehen, dass sie sich mindestens in der Grš§enordnung von Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein bewegt. Inteventione.V. Göttingen Bundesverdienstkreuz für Rainer Marbach Dr. Rainer Marbach, GrŸnder und Leiter der ãAkademie WaldschlšsschenÒ bei Gšttingen, ist fŸr sein vielfŠltiges ehrenamtliches gesellschaftliches und politisches Engagement mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande durch den BundesprŠsidenten geehrt worden. Eine gro§e Anzahl von Gratulanten aus Politik, Erwachsenenbildung, VerbŠnden und Selbsthilfegruppen beglŸckwŸnschten Marbach zur Verleihung des Verdienstkreuzes. Prof. Dr. Rita SŸ§muth, PrŠsidentin des Deutschen Bundestages a.D. und der Arbeit Marbachs und des Waldschlšsschens seit ihrer Zeit als Bundesgesundheitsministerin verbunden, Mitglied des Beirats der Stiftung Akademie Waldschlšsschen, vermittelte ihre Freude ãŸber diese hohe Auszeichnung, auf welche Sie zu recht insbesondere im Kampf fŸr sexuelle Toleranz stolz sein kšnnenÒ, und wŸnschte Marbach ãweiterhin die Kraft und den Mut, den Sie in den vielen Jahren der Schwulen- und Lesbenarbeit, aber auch der Erwachsenenbildung eindrucksvoll bewiesen habenÒ. Volker Wei§, Vorstand des SFN erinnerte daran: dass der Verpflichtung zum Abbau der Diskriminierung homosexueller Menschen in der RegierungserklŠrung der rot-grŸnen Koalition in Niedersachsen 1990 ãauch Taten gefolgt sind, ist ganz wesentlich das Verdienst von Rainer Marbach. Er erkannte nicht nur die sich im politischen Raum eršffnende Chance, die Diskriminierung von Schwulen und Lesben abzubauen, er hatte auch eine Idee, wie diese Chance zu nutzen sei.(...)Ò Marbach, bereits mit dem ãRosa CourageÒ-Preis ausgezeichnet, ist einer der erfolgreichsten Aktiven der deutschen Schwulenbewegung. Er arbeitete seit 1972 in verschiedenen schwulenpolitischen Zusammen-hŠngen, seit Mitte der siebziger Jahre in der NARGS (Nationale Arbeitsgemein- schaft Repression gegen Schwule) und war an der Planung und DurchfŸhrung des gro§en Schwulentreffens ãHOMOLULUÒ 1979 in Frankfurt beteiligt. Auch an der GrŸndung der Deutschen Aids-Hilfe (DAH) und des Bundesverbands HomosexualitŠt (BVH) wirkte er mit und arbeitete in dessen Beirat mit. Er grŸndete 1981 zusammen mit seinem Lebenspartner Ulli Klaum die ãAkademie WaldschlšsschenÒ und fŸhrte sie 1999 zur Anerkennung durch das Land Niedersachsen als fšrderungsberechtigte Heimvolkshochschule. Er baute die mit ihren Hauptschwerpunkten in der Lesben- und Schwulenbildung sowie der Aids-Fortbildungsund Betroffenen-Arbeit fŸr Deutschland zentrale und in Europa einzigartige Bildungseinrichtung ma§geblich 20 Jahre ehrenamtlich auf, bis er ihre hauptamtliche Leitung im Jahre 2000 Ÿbernahm. 2004 ŸberfŸhrte er die Einrichtung in eine gemeinnŸtzige Stiftung, der er auch die Immobilien stiftete. Sein ehrenamtliches Engagement in der Erwachsenenbildung in Niedersachsen erstreckte sich auch auf den Aufbau des VNB -Landeseinrichtung der Erwachsenenbildung, dessen langjŠhriger stellvertretender pŠdagogischer Leiter und GrŸnder der landesweiten GeschŠftsstelle des VNB fŸr Schwulen- und Lesbenbildung, Aids und Gesellschaft er war. Lespress reiht sich gerne ein in den Kreis der GartulantInnen und wŸnscht weiterhin viel Erfolg! Hamburg Der Hamburger Frauenball wird 20. Kaum zu glauben, aber es ist wahr! Wir feiern dieses besondere JubilŠum im Congress Centrum Hamburg (direkt am Fernbahnhof Dammtor), in den modernisierten tollen SŠlen 3 und 4. Wir freuen uns wie jedes Jahr auf 11 ➧ lesmopolitan Göttingen: Dr. Rainer Marbach Terre Des Femmes gutgelaunte Frauen, die gern tanzen oder/und mit anderen Frauen ausgelassen feiern kšnnen. Au§erdem sind alle mitwirkenden KŸnstlerinnen der 19 vorherigen FrauenbŠlle eingeladen. In Saal 3 fŸhrt Bettina Bšttinger durchs Programm und auf einer riesengro§en TanzflŠche kann Walzer, Tango, Foxtrott, Latein uvm. getanzt werden. Eine Hochseilartistin und eine SŠngerin sorgen in den Tanzpausen fŸr erstklassige Unterhaltung. In Saal 4 moderiert und singt Marion Scholz (von Duotica). In diesem Saal wird hauptsŠchlich Discomusik gespielt, so das auch Frauen, die Standardtanz nicht so prickelnd finden, hier die Nacht durch tanzen kšnnen. In den beiden gro§en Foyers gibts es ein gro§es Buffet und viel Platz zum Essen und Kommunizieren und au§erdem einige StŠnde, an denen Frauen ihre Projekte und Unternehmen vorstellen. Die StŠnde bitte bis zum 25. Okt 05 bei uns anmelden: frauen@cafe-endlich. schen, katholischen und škumenischen christlichen Gruppen zusammen. Das gegenseitige Kennenlernen stand im Vordergrund, dazu gab es eine FŸlle von Workshops zu theologischen und politischen Themen. Aber auch kirchenpolitische Zusammenarbeit stand auf dem Programm: ãBisher gab es einzelne Kontakte zwischen den Gruppen, jetzt werden wir gezielter zusammenarbeiten,Ò kŸndigte Thomas Beckmann (Homosexuelle und Kirche) an. Konkrete Projekte zu Kirchen- und Katholikentagen und auch zu einzelnen Christopher-StreetDays konnten jetzt verabredet werden. Auch ein gemeinsames Internetportal sowie eine strukturierte Kommunikation zwischen den Netzwerken wurden angeschoben. Kontakte zu christlichen Lesben- und Schwulengruppen im europŠischen Kontext sollen ausgebaut werden. ãTrotz aller Unterschiede sind wir eine aktive Gemeinschaft, die zusammen etwas gestalten will. Das wurde besonders im gemeinsamen Gottesdienst deutlich,Ò fasst Tomke Ande (Lesben und Kirche) ihre EindrŸcke zusammen. Im Herbst 2008 oder im FrŸhjahr 2009 soll es einen zweiten Kongress geben. In den beiden gro§en deutschen Kirchen werden lesbische und schwule Lebensweisen immer noch als Problem wahrgenommen. Dabei ist vor allem im evangelischen Bereich vielerorts eine Akzeptanz Homosexueller einfacher geworden. Fazit der Veranstalter: Es macht Sinn, dass Lesben und Schwule sich kennenlernen. Es ist gut, dass sich Menschen aus verschiedenen Konfessionen persšnlich treffen. Angesichts der schwierigen Situation, in der sich vor allem katholische Homosexuelle befinden, gibt es Kraft, miteinander in gro§er Gemeinschaft zu arbeiten und Gottesdienst zu feiern. Aber es gibt noch viel mehr Tolles auf dem 20. Hamburger Frauenball, nachzulesen unter www.frauenball.de . Dort kšnnen auch die Eintrittskarten bestellt werden. Wir freuen uns auf Frauen aus ganz Deutschland und aus dem Ausland. Herzliche GrŸ§e vom Ballvorbereitungs-Team und hoffentlich bis zum Frauenball am 05.11.05!! Bielefeld Christliche Lesben und Schwule: Erster deutschlandweiter Kongress erfolgreich Vom 30.9-3.10. hat der erste deutschlandweite Kongress zur Vernetzung christlicher Lesben- und Schwulenorganisationen in Bielefeld-Sennestadt getagt. Unter dem Motto ãAm Anfang war die VielfaltÒ kamen ca. 150 TeilnehmerInnen aus dreizehn evangeli- 12 Basel: Helvetia am Rhein Bundesweit Kampagne für ‘Saubere’ Kleidung Tübingen. Skandal in Tchibos NŠhstube - unter diesem Motto werden die NŠherin Rina Begum und die Gewerkschafterin Shahida Sarker Ÿber Arbeitsbedingungen bei einem Zulieferbetrieb des Gro§konzerns Tchibo in Bangladesch berichten. Auf Einladung von TERRE DES FEMMES und der ãKampagne fŸr ÔSaubereÕ KleidungÒ reisen die beiden Aktivistinnen vom 12. - 30. Oktober 2005 durch 11 deutsche StŠdte und nach Wien. Tchibo gehšrt zu den so genannten Billiganbietern, die Massenware zu Niedrigstpreisen auf den Markt werfen - die Arbeitsbedingungen der vorwiegend weiblichen Mitarbeiterinnen in den Zulieferbetrieben interessieren den Discounter nicht. WŠhrend der Rundreise werden die beiden Frauen an Podiumsdiskussionen und bei Stra§enaktionen teilnehmen, sie besuchen VerbŠnde, PolitikerInnen und Gewerkschaften. Gemeinsam mit kritischen KonsumentInnen aus ganz Deutschland wollen die Frauen den Druck auf Tchibo verstŠrken. ãDer Handelsriese muss endlich seine soziale Verantwortung wahrnehmenÒ, fordert Dr. Gisela Burckhardt von der Kampagne fŸr ÔSaubereÕ Kleidung. Rina Begum verbrachte neun Tage in Haft und wurde anschlie§end fristlos entlassen, weil sie gegen eine LohnkŸrzung ihrer Fabrik, die Tchibo regelmŠ§ig beliefert, protestiert hatte. Sie ist seitdem arbeitslos. Shahida Sarker, Vorsitzende der Gewerkschaft ãNational Garment Workers FederationÒ (NGWF), wird darŸber hinaus Ÿber die tšdliche Katastrophe in den Fabriken Spectrum und Shahariyar berichten: Am 11. April stŸrzte in Savar/Bangladesch das neunstšckige FabrikgebŠude zusammen, weil Sicherheitsstandards nicht eingehalten wurden. Das UnglŸck forderte 64 Tote und viele Verletzte. Hier lie§en auch die deutschen Unternehmen Karstadt/ Quelle, Kirsten Mode, Steilmann, New Yorker, Dr. Rehfeld und Bluhmod produzieren. Ein halbes Jahr nach der Katastrophe warten die Arbeiterinnen von Spectrum / Shahariyar noch immer auf EntschŠdigungszahlungen. Die ãKampagne fŸr ÔSaubereÕ KleidungÒ (CCC) - ein TrŠgerkreis, in dem die Gewerkschaften IG Metall und Ver. di, das DGB Bildungswerk, die Kirchen und NROs wie INKOTA und die Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES vertreten sind - setzt sich seit vielen Jahren fŸr die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der NŠherInnen in den BilliglohnlŠndern des SŸdens und Ostens und die Umsetzung von Sozialstandards bei den Zulieferern der deutschen Unternehmen ein. Die aktuelle Reiseroute unter www. frauenrechte.de Basel Neues Webangebot für Lesben und Schwule Unter der Webadresse www.Gaybasel. ch finden Interessierte seit September laufend aktualisierte Veranstaltungen rund um das lesbisch-schwule Leben in Basel sowie redaktionell betreute Ausgeh- und Einkauf-Tipps. Das lesbischschwule Basel bekommt damit endlich auch im Internet ein Forum; denn seit dem 5. Juni dieses Jahres ist es amtlich: Mit 68 Prozent Ja-Stimmen zum Partnerschaftsgesetz fŸhrt Basel die Liste der BefŸrworter-Kantone an und ist somit die heimliche Gay-Metropole der Schweiz Basel beweist mit seiner FŸlle an Veranstaltungen und kulturellen Angeboten, dass sich die Gay-Kultur nicht verstecken muss. LokalitŠten wie Kaserne, BarRouge, NT-Areal, Borderline, Smalltown - um nur einige zu nennen sind Orte, die immer wieder von Schwulen und Lesben inszeniert werden. Mehr oder weniger regelmŠssig, mehr oder weniger bestŠndig. Gaybasel.ch gibt diesem bunten Treiben ein Gesicht und reagiert mit der Online-Plattform auf den steten Wandel der lesbisch-schwulen Region. Veranstaltungs-Hinweise werden unter redak tion@gaybasel.ch entgegen genommen. URL: http://www.gaybasel.ch lespress ❘ oktober 2005 recht LIEBE LESERINNEN, „Johnny“ (um den geht es auch noch einmal in der nächsten Lespress), Photo: Braxxl diesmal werde ich keine Ausführungen zu einem bestimmten Rechtsgebiet machen, sondern möchte einfach mal anhand eines Falles schildern, wie ein Gerichtsverfahren in Zivilsachen abläuft. ie immer handelt es sich selbstverstŠndlich um einen fiktiven Fall, aber einzelne VorfŠlle haben sich dennoch zumindest so Šhnlich bereits in der RealitŠt ereignet. Bei mir in der Kanzlei erscheint eines Tages Alexandra N., die mir erzŠhlt, dass sie gegen Petra X. einen Anspruch geltend machen mšchte. Sie hat Petra X zum wiederholten Male ihr Auto geliehen. Nachdem dies auch schon in der Vergangenheit ein bisschen zu Verstimmungen gefŸhrt hat, hat sie diesmal im Beisein ihrer Freundinnen Carla, Sabine und Christa, Petra laut und deutlich gesagt, dass sie ihr zwar das Auto erneut zur VerfŸgung stellt, wenn diese allerdings eine Beule hineinfahren wŸrde, dann mŸsste Petra X. die Reparaturkosten bezahlen. Petra X. ist nur froh, dass sie mit dem Auto von dannen ziehen kann, stimmt zu und fŠhrt davon. W lespress ❘ oktober 2005 Als sie unterwegs etwas hektisch beim RŸckwŠrtsfahren einen Baum Ÿbersieht, gibt es eine richtig schšne Beule im KotflŸgel. Zum GlŸck bleibt der Baum unversehrt, Petra fŠhrt davon und stellt Alexandra das leicht demolierte Auto vor die TŸr, wobei sie noch stolz verkŸndet, dass sie es diesmal tatsŠchlich geschafft hat, das Auto pŸnktlich wieder zurŸckzugeben. Alexandra sa§ schon wie auf Kohlen und will zusammen mit ihrer Freundin Sabine sofort losfahren. Als sie zum Auto kommt, stellt sie fest, dass es eine Beule hat, Petra hat sich bereits aus dem Staub gemacht. Wutentbrannt ruft sie Petra an und fordert von dieser, dass sie dafŸr sorgen soll, dass die Beule repariert wird. Als Petra dies wiederholt ablehnt und am Schluss sogar behauptet, sie hŠtte gar keine Beule in das Auto gefahren, wird Alexandra richtig wŸtet und kommt zu mir in die Kanzlei. 13 ➧ recht Liebe Lese Die Kosten fŸr die Reparatur belaufen sich auf 900 Û, die Vollkaskoversicherung hat eine Selbstbeteiligung von 1.000 Û, so dass Alexandra diese vernŸnftigerweise nicht in Anspruch nehmen will. Nachdem ich Petra ein erstes Mal angeschrieben und sie aufgefordert habe, den Betrag zu bezahlen und die Frist verstrichen ist, vereinbaren wir, dass die Klage bei Gericht eingereicht wird. Alexandra hat zum GlŸck eine Rechtschutzversicherung, so dass ich als erstes bei dieser die Deckungszusage fŸr die Klageeinreichung einhole. Als diese vorliegt, fertige ich einen Klage-Schriftsatz, in dem ich beantrage, dass Petra an Alexandra 900 Û plus Zinsen bezahlen muss. Au§erdem soll sie die Kosten des Verfahrens tragen, da sie die Klage verursacht hat. In meinem Schriftsatz muss ich ganz genau den Sachverhalt schildern, so dass ich diesen zuvor auch lŸckenlos von Alexandra erzŠhlt bekommen haben muss. Au§erdem muss ich fŸr alle anspruchsbegrŸndenden Tatsachen Zeuginnen und Zeugen benennen und zwar mit vollstŠndigem Namen und vollstŠndiger Anschrift. Alexandra muss die ZeugInnen vorher nicht fragen, ob sie bereits sind, Aussagen zu machen, da dies eine sogenannte BŸrgerInnenpflicht ist und die ZeugInnen gegebenenfalls bei Gericht erscheinen mŸssen. Ist eine davon aber eine heimliche Verehrerin von Petra, so empfiehlt es sich, diese als Zeugin lieber erst mal raus zu lassen. Zusammen mit der Klageeinreichung muss ein saftiger Gerichtskostenvorschuss einbezahlt werden, den aber glŸcklicherweise die Rechtschutzversicherung vorschie§t, andernfalls muss dies die Mandantin selbst machen. Die Klage kommt jetzt zunŠchst in die Einlaufstelle bei Gericht, dort wird geprŸft, welche RichterIn zustŠndig ist (unterschiedlich, bei manchen Gerichten nach einem Buchstabenverteilungssystem, bei manchen einfach nach Eingang) und die Klage wird dann an die GeschŠftsstelle der zustŠndigen RichterIn weitergeleitet. Bei dieser wird die Klage erst einmal durchgelesen und es wird geprŸft, ob irgendwelche gravierenden Fehler vorliegen oder vielleicht das verkehrte Gericht erwischt wurde. Wenn hier soweit alles in Ordnung ist, lŠsst die RichterIn die Klage an die Gegenseite zustellen und wird in der Regel dieser eine Frist zur Erwiderung setzen und gleichzeitig einen Gerichtstermin zur GŸteverhandlung und zur ersten Verhandlung ansetzen. Wenn Ihr gerade euren Urlaub fŸr die Woche geplant habt, in der der Termin liegt, oder eine wichtige berufliche Besprechung habt, so kann entweder beantragt werden, dass der Gerichtstermin vertagt wird oder dass ihr vom persšnlichen Erscheinen entbunden werdet, so dass die AnwŠltin alleine hingehen kann. Meistens werden von den Gerichten aber Nachweise fŸr die Verhinderung verlangt. 14 In der Zwischenzeit hat sich Petra auch eine AnwŠltIn genommen und dieser eine komplett andere Geschichte erzŠhlt. Diese Geschichte wird von der AnwŠltIn von Petra in eine sogenannte Klageerwiderung gefasst und an das Gericht geschickt, wir erhalten die Klageerwiderung in Kopie zur Stellungnahme. Ganz wichtig ist es zu wissen, dass bei Verfahren nichts ãheimlichÒ dem Gericht mitgeteilt werden kann, ohne dass die Gegenseite davon erfŠhrt. Alles was dem Gericht mitgeteilt wird, wird in Abschrift an die Gegenseite zugeleitet, ebenso natŸrlich umgekehrt. Oft werde ich gefragt, ob ich wŸsste, was sich die Gegenseite denkt oder warum die AnwŠltIn denn nicht merkt, dass die Gegenseite eine LŸgengeschichte auftischt oder aber auch, wie ich denn meine, wie das Gericht entscheiden wird. Das Dumme an der Sache ist nur: Wenn ich all diese Fragen beantworten kšnnte, wŸrde ich als Wahrsagerin auftreten und unheimlich viel Geld verdienen. Im ersten Termin, zu dem in der Regel keine ZeugInnen geladen werden, versucht das Gericht eine Einigung herbeizufŸhren. Eine Einigung bzw. ein sogenannter Vergleich ist immer etwas Freiwilliges. D.h. das Gericht kann euch nicht dazu zwingen, diese Einigung abzuschlie§en, auf der anderen Seite sagt das Gericht im Normalfall in diesem ersten Termin auch schon einmal seine vorlŠufige Rechtsmeinung, so dass es manchmal durchaus Sinn macht, einen Vergleich abzuschlie§en, wie vom Gericht vorgeschlagen. Kommt es zu keiner Einigung, hŠngt es davon ab, ob das Gericht eine Beweisaufnahme fŸr notwendig erachtet oder nicht. Nehmen wir einmal an, in diesem Fall hŠtte Petra jetzt behauptet, sie hŠtte eine ZeugIn dafŸr, dass sie Alexandra unmittelbar nach dem Unfall angerufen hat und gesagt hat, es sei doch nicht so schlimm und sie mŸsse nicht bezahlen. In diesem Fall wird das Gericht dann einen neuen Termin anberaumen, in dem dann die ZeugInnen geladen und angehšrt werden. Mit den ZeugInnen verhŠlt es sich keineswegs so, wie beim Bruchrechnen. Das hei§t, wenn ihr fŸnf ZeugInnen aufwarten kšnnt und die Gegenseite nur drei, dann seid ihr keineswegs im Vorteil, sondern es muss sich das Gericht, nachdem es alle ZeugInnen angehšrt hat, ein Bild davon machen, wen es fŸr glaubwŸrdiger hŠlt. Kann das Gericht dies nicht entscheiden, so ist mšglicherweise das, was behauptet wird, nicht bewiesen. In diesem Fall wŠre es so, dass dann Alexandra eventuell nicht bewiesen hŠtte, dass sie mit Petra vereinbart hat, dass diese den Schaden bezahlen muss. Nur damit ihr mal so ein GefŸhl dafŸr bekommt, von welchen Faktoren alles abhŠngen kann werde ich einfach mal drei von mindestens drei§ig mšglichen Versionen schildern, wie das Verfahren weitergehen kann. SelbstverstŠndlich ist wieder alles všllig frei erfunden und natŸrlespress ❘ oktober 2005 erinnen, lich wŸrden unsere RichterInnen niemals so entscheiden.......obwohl wenn ich so recht Ÿberlege, bei der Richterin Y oder dem Richter X kšnnte ich es mir vielleicht doch schon vorstellen....... a) Version Zahnschmerzen: In dem Gerichtstermin mit der Beweisaufnahme machen alle ZeugInnen relativ klare und glaubwŸrdige Angaben. Allerdings sind sie entsetzlich langatmig und der Richter, der Zahnschmerzen hat, ist reichlich genervt. Da die zwischenzeitlich verzweifelten AnwŠltInnen durch Fragen versuchen, die gegnerischen ZeugInnen unglaubwŸrdig zu machen, dauert der Termin schon zwei Stunden, der pochende Schmerz wird immer schlimmer. Der Richter ist genervt und stellt fest: er kann nicht entscheiden, wie das Ganze jetzt abgegangen sein soll und befindet, dass er weder die eine, noch die andere Version wirklich glaubwŸrdig findet und weist dementsprechend die Klage ab, da Alexandra nicht beweisen kann, dass s’e die Vereinbarung getroffen hat. b) Version Sympathie: Diesmal ist eine ZeugIn von Alexandra schŸchtern und verschreckt und bringt nicht so recht was raus. Trotz der vorsichtigen Nachfragen durch die AnwŠltin kann sie nicht so recht Ÿberbringen, was sie sagen will, eine RŸckfrage der gegnerischen Kollegin verunsichert sie total. Eine andere ZeugIn dagegen labert ununterbrochen, ohne tatsŠchlich die wichtigen Punkte zu benennen und ist einfach nicht zu stoppen und zeigt unverhohlen, dass sie Petra einfach nicht leiden kann. Die dritte ZeugIn, eine Ex von Alexandra macht zwar gute und klare Aussagen, auf die bohrende Nachfrage der gegnerischen AnwŠltin gibt sie aber zu, doch noch reichlich verliebt in Alexandra zu sein. Die ZeugIn von Petra dagegen ist bestens prŠpariert, tritt souverŠn auf, kennt ihre Geschichte in- und auswendig, verwickelt sich nicht in WidersprŸche und schenkt der RichterIn ihr reizendstes LŠcheln. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass eine derart reizende Person doch nicht lŸgen kann, wŠhrend ihr die anderen drei ZeugInnen reichlich suspekt vorkommen, so dass sie kurzerhand mitteilt, dass sie Alexandras ZeugInnen alle drei fŸr unglaubwŸrdig hŠlt und daher die Klage abweisen wird. c) Version Heiligenschein: Die RichterIn sitzt erneut in der Beweisaufnahme und hšrt sich aufmerksam die AusfŸhrungen der ZeugInnen an, obwohl diese umfangreich sind und die AnwŠltInnen viele Nachfragen stellen. Sie hat vorher die Akten gelesen (ein Wunder) deckt den einen oder anderen Widerspruch auf und hšrt ganz genau hin. Diese RichterIn stellt dann bald bei der Aussage der ZeugIn von Petra fest, dass hier doch einige Unstimmigkeiten drin sind und entscheilespress ❘ oktober 2005 det zu Gunsten von Alexandra. Dies alles schreibt sie in einem grŸndlichen, umfangreichen Urteil nieder. Das Urteil, das meist nicht direkt nach der Beweisaufnahme verkŸndet wird, wird der AnwŠltin zugestellt, diese leitet es mit entsprechenden Kommentaren an die Mandantin weiter. Alexandra ist nun a) sauer b) niedergeschmettert c) glŸcklich In allen FŠllen ist es fraglich, ob eine Berufung Aussicht auf Erfolg hŠtte. So oder so ähnlich können Gerichtsverfahren ablaufen... Aber ich will euch nicht verschrecken, es gibt zum GlŸck doch einige RichterInnen ãmit HeiligenscheinÒ. Nur eines ist wichtig: es sollte immer alles bereits in der ersten Instanz am besten vor dem ersten Termin schriftlich vorgetragen sein. Bis zum nächsten Mal hofft Eure Anwältin, dass ihr nicht bei Gericht erscheinen müsst. RA Irene Schmitt (Foto von BRAXXL) RechtsanwŠltin und FachanwŠltin fŸr Familienrecht Irene Schmitt, MŸnchen bietet auf ihrer homepage www.rechtsanwaeltin-ireneschmitt.de weitere ausfŸhrliche Informationen an. Kontakt zu Irene Schmitt: 089 - 300 92 21 oder kanzlei@rechtsanwaeltin-ireneschmitt.de 15 schwarz auf weiß Susanne Nadolny: Gelebte Sehnsucht Eine Hommage and Grenzgängerinnen der Moderne edition ebersbach, 25 Euro Die Ôedition ebersbachÕ feiert in diesem Jahr ihr 15jŠhriges Bestehen. Brigitte Ebersbach hat es sich zur Auf- gabe gemacht, BŸcher Ÿber Frauen zu veršffentlichen, vorzugsweise Ÿber KŸnstlerlinnen oder ungewšhnliche Frauen aus den 20er- und 30er Jahren. So verdanken wir ihr die Wiedergeburt der ãDada BaronessÒ Elsa von Freytag-Lohringhoven, einen Besuch bei den Schriftstellerinnen und KŸnstlerinnen der Pariser Left Bank in ãParis was a womanÒ oder einen Ausflug ins weibliche New York der 20er- und 30er Jahre in ãCrazy New YorkÒ. Auch die ãWilden Jahre in BerlinÒ wurden in ihrem Verlag gefeiert. Ihre neueste Edition âGelebte SehnsuchtÕ widmet sich den GrenzgŠngerinnen der Moderne - Mina Loy, Dorothy Parker, Helen Hessel, Katherine Mansfield, Claire Goll, Nancy Cunard, Elsa Triolet und Annemarie Schwarzenbach. Angefangen bei der Geburt von Mina Loy im Jahre 1882 und beendet mit dem Tod der Annemarie Schwarzenbach im Jahr 1942 werden 60 Jahre Frauengeschichte erzŠhlt, aus einer Zeit, in der sowohl die Emanzipation der Frau als auch Homo- und BisexualitŠt noch keine šffentlichen The- men und gelebter Feminismus noch weit in der Zukunft lag. All diesen Frauen, ob hetero-, homo- oder bisexuell, war gemein, dass sie ihr Leben nicht im Kreise der Familie als allumsorgende Hausfrauen verbringen wollten. Sie wollten anders leben, wollten frei sein, wollten ihrer Berufung folgen. Oft mit ungeahnten Konsequenzen, wenn sie ihr gutbŸrgerliches bis gut situiertes Elternhaus verlie§en. KŸnstlerisch erfolgreich waren sie alle, aber hatten teilweise auch stark mit den Anforderungen der Zeit und ihrem persšnlichen SelbstverstŠndnis zu kŠmpfen. Manche bezahlten dafŸr mit ihrer Gesundheit. So war beispielsweise die Journalistin und Schriftstellerin Dorothy Parker dem Alkohol verfallen und die Reisejournalistin Annemarie Schwarzenbach starb 30-jŠhrig schwerkrank in einer Privatklinik, nachdem sie ihr kurzes Leben lang mit ihrer nicht erfŸllbaren Liebe zu Erika Mann und ihrer Drogensucht zu kŠmpfen hatte. Katherine Mansfield starb mit 35 Jahren an Tuberkulose und Mina Loy verbachte ihre letzten Lebens- jahre in den Bowery-Slums unter SŸchtigen und Obdachlosen. Vier Autorinnen, Unda Hšrner, Alexandra Lavizzari, Susanne Nadolny und Jutta Rosenkranz, haben die Lebensgeschichten der kŠmpferischen Frauen zusammengetragen. Obwohl keine der Kurz-Biografie, die das Leben der Frauen auf bis zu 30 Seiten beschreibt, in die Tiefe geht, vermitteln die Autorinnen einen guten Einblick in den Geist der Zeit, in die Psyche und das Leben der Frauen. Reich bebildert, geschrieben mit leichter Feder und wie alle BŸcher der Herausgeberin schšn gestaltet, gibt âGelebte SehnsuchtÕ einen interessanten Einblick in das Leben von acht ungewšhnlichen Frauen und damit Lust auf mehr: ihre Werke zu lesen, ihre Bilder zu sehen oder sich eine weiterfŸhrenden Biografie zu kaufen. dem sie etliche Tipps fŸr das Leben auf der Stra§e bekommt. In dieser Zeit hat sie die ersten Kon- takte zu Lesben in Berlin und fragt sich immer mehr, wo sie selbst eigentlich steht und was sie empfindet. Sie wei§, dass sie sich zu MŠdchen und Frauen hingezogen fŸhlt, sie hat auch schon einige sexuelle Erfahrungen mit MŠdchen hinter sich, fŸhlt sich aber in ihrem eigenen weiblichen Kšrper fremd und všllig unstimmig, wie eine ãMogelpackungÒ, die viel Raum bietet fŸr das, was andere in ihr sehen wollen. Immer drŠngender wird ihr Wunsch und ihr BedŸrfnis herauszufinden, wo ihr Platz ist und wie sie Klarheit in ihre GefŸhlswelt bringen kann. ãDas ist schon echt komisch: Jirko hat mich als MŠdchen gewollt. Kai wollte mich als Schwulen. Nina will mich zwar sowieso nicht, aber wenn, dann hšchstens als Lesbe. Nichts von all dem haut hin. Und was, verdammt, kommt als NŠchstes.Ò Einen Halt findet sie nach und nach bei zwei Šlteren Lesben, die sie sehr unterstŸtzen und bei einem flippigen Punk in ihrem Alter. Sie erfŠhrt viel Ÿber Frauen- und Lesbengeschichte, die ersten CSDs in Berlin und die Situation von Transgendern. Und sie lernt Caroline kennen... Eine unglaublich dichte Geschichte, wie immer bei Karen-Susan Fessel gro§artig, aufwŸhlend und dabei sehr poetisch erzŠhlt. Sie beschreibt eine IdentitŠtssuche, die sich an mehreren Grenzen entlang entwickelt und die ein PlŠdoyer fŸr Toleranz und gegenseitige Akzeptanz darstellt, bei aller Vielfalt in den Facetten des individuellen Anders-Seins und dem gleichzeitigen Suchen nach Zugehšrigkeit. Ein Buch, dem es gelingt, viele Botschaften in einer packenden, sehr berŸhrenden Weise zu transportieren: keine leichte Kost, dafŸr um so gehaltvoller! Tanja Thiel Karen-Susan Fessel: Jenny mit O Querverlag, 17,90 Euro ãIch wei§ eigentlich nicht recht, wer ich bin. Ich hab nur so eine Ahnung.Ò Diese Ahnung ist fŸr Jenny eine wichtige Spur, der sie folgt. Mit knapp 17 Jahren haut sie aus Gro§ Klein bei Rostock, wo sie unter heftiger familiŠrer Missbilligung und Gewalt und in einem rechtsradikal geprŠgten gesellschaftlichen Umfeld ohne Ausbildungs- oder Berufsperspektiven und fast ohne Freizeitangebote aufgewachsen ist, nach Berlin ab, als sie merkt, dass sie das alles endgŸltig nicht mehr aushŠlt. In Berlin verbringt sie die ersten Tage mit Stra§enkids, dann mit einem frŸheren Schulkollegen und schlie§lich lernt sie einen schwulen Punk kennen, mit dem sie eine Art †berlebensgemeinschaft eingeht und von Angelika Scholz: Wünsch dir was Orlanda Frauenverlag Das lesbische PŠrchen Carla und Lotte lebt seit Jahren eigentlich ganz glŸcklich vor sich hin. Einzig die immer wiederkehrenden Diskriminierungen und ZwischenfŠlle aufgrund ihres Geschlechts und ihrer SexualitŠt nerven die beiden Frauen: Mal ist es der hochnŠsige AutohŠndler, mal der tŸrkische Jugendliche, der ãmit RechtÒ seine Freundin vertrimmt. Einmal ein Mann sein, den blšden Typen Respekt einflš§en kšnnen - das fŠnden Carla und Lotte ganz prima. Und eines Morgens erwacht Carla 16 schlie§lich als Carl mit diesem fremdartigen Geschlechtsteil zwischen den Beinen ... Die mŠnnlichen Verhaltensweisen lernen sich jedoch schnell, weil einfach: Gro§spuriges Auftreten verhilft Carl bei seiner Karriere in der ITBranche, die SekretŠrin ist auch schnell herumzukriegen. Einzig mit der nunmehr heterosexuellen Beziehung zu Lotte wird es schwierig. Jene nŠmlich, weil eben lesbisch, empfindet den Stoppel-behaarten Mann in ihrer gemeinsamen Wohnung verstŠndlicherweise als Fremdgegenstand. Als jedoch auch aus Lotte Ÿber Nacht ein Leo wird und die beiden eine schwule Beziehung fŸhren ã... ist das Chaos perfektÒ (Klappentext). Dagmar Trüpschuch Eigentlich eine schicke Idee: Geschlechterwechsel ãŸber NachtÒ kennen wir spŠtestens seit Virginia Woolfs ãOrlandoÒ. Dieser Kniff gestattet viel Raum, Geschlechter-Klischees zu schaffen und auch wieder zu brechen. Leider bestreitet Angelika Scholz dieses Thema zu kurz - und zu asexuell. Gerade die wandelnde SexualitŠt der beiden Hauptpersonen zueinander (von lesbisch zu hetero zu schwul) wŠre auch ohne allzu pornographische AusflŸge ein notwenig zu behandelndes Thema, das Die Autorin jedoch komplett ausspart. Schade. Sabine König lespress ❘ oktober 2005 Claudia Breitsprecher: Vor dem Morgen liegt die Nacht Verlag Krug & Schadenberg, 19,90 Euro Der Šu§erst gelungene und hintergrŸndige Roman beginnt mit der Wiederbegegnung zwischen Maria und Nina, die sich seit 25 Jahren nicht mehr gesehen haben. Dieses zufŠllige Treffen in einem Theaterfoyer ist fŸr Nina ãder Moment, vor dem sie sich ein Leben lang gefŸrchtet und den sie doch herbeigesehnt hatte wie nichts anderes auf der WeltÒ. Maria, die frŸhere Nachbarin von Nina und deren Eltern, ist in Begleitung von Michelle, ihrer aus Ost-Berlin stammenden Nichte. Sehr raffiniert miteinander verwoben werden die Geschichten dieser drei Frauen erzŠhlt. Nina, deren Mutter zunehmend in AlkoholabhŠngigkeit glitt, je mehr sie ihre TrŠume in ihrer Hausfrauenrolle gefangen sah, lebt nach dem Tod ihrer Eltern sehr zurŸckgezogen hinter einem Schutzwall, durch den sie neue Verletzungen und EnttŠuschungen verhindern will. Michelle ist eine sehr begabte, funkensprŸhende Schauspielerin, die die BŸhne und das damit verbundene Licht liebt- und Frauen, seit ihrer stŸrmischen ersten Liebe zu Vanessa, die wie sie selbst damals SchauspielschŸlerin in der DDR war. Sehr lebendig knŸpft an diese zurŸckliegende Liebesgeschichte deutsch-deutsche Vergangenheit an, da beide Frauen ihre Liebe zueinander nicht ohne sozialpolitisch bedingte Konflikte leben konnten. Michelle, die Ÿberzeugte Sozialistin war, hinterfragte- durch Vanessa ausgelšst- das kontrollierende Staatssystem der DDR immer kritischer und rebellierte schlie§lich dagegen, Vanessa wŠhlte einen fŸr sie unumgŠnglichen Ausweg. Maria reprŠsentiert mit ihren 83 Jahren eine kraftvolle, sehr lebenserfahrene Frau. In ihre rŸckblickend erzŠhlten Lebensstationen flie§t ebenfalls viel Zeitgeschichte ein. Sie ist eine Figur voller zuversichtlichem Aufbegehren gegen Einengungen und mit viel Reife, die aus Herausforderungen und auch aus Fehlern entstanden ist. Und sie ist letztlich die Verbindung zwischen allen FŠden, die sich an einem fŸr alle entscheidenden Knotenpunkt zusammenfŸgen. Durch sie lernen sich Nina und Michelle kennen und wagen eine AnnŠherung in ihre GegensŠtze hinein. Ein wunderbares, unbedingt lesenswertes, tiefsinniges Buch, sehr realistisch in der Darstellung und dennoch voller Zuversicht und angefŸllt mit einer Bandbreite verschiedenster Formen der Freundschaft und Liebe. Tanja Thiel Florian Mildenberger: Allein unter Männern. Helene Stourzh-Anderle in ihrer Zeit (1890-1966), Herbolzheim: Centaurus-Verlag 2004 Helene Stourzh-Anderle (1890-1966) machte als BŸrgertochter 1910 recht selbstverstŠndlich Abitur und durfte wie ihre Schwester in Wien studieren. 1914 wurde sie recht flott zu wissenschaftlichem Arbeiten angehalten. Ein Jahr spŠter promovierte sie. Es folgte eine Ausbildungsstelle, ihre Spezialisierung auf GynŠkologie, 1918 die Ernennung zur AssistenzŠrztin, eine Stellung, die nicht von langer Dauer war: Frauen fungierten nicht nur in der Medizin als Platzhalter, bis die MŠnner aus dem Krieg wiederkamen. 1920 eršffnete sie - als ÔAlternativeÕ zu ihrer zwangsweise beendeten universitŠren lespress ❘ oktober 2005 Laufbahn - eine eigene Praxis in Wien. Nebenbei publizierte sie und referierte sie u.a. Ÿber das Thema AufklŠrung in MŠdchen- und an der Volkshochschule. Politisch schloss sich die €rztin 1930 der …sterreichischen Frauenpartei an, worŸber die Leserin gern mehr erfahren hŠtte. 1953 rŸckte in den Vor- ➧ 17 schwarz auf weiß stand der Organisation von €rztinnen …sterreichs auf und wirkte zeitweilig an der 1954 gegrŸndeten šsterreichischen Gesellschaft fŸr Sexualforschung mit. Selbst heterosexuell, billigte Helene Stourzh-Anderle Lesben und Schwulen eine vergleichbare GefŸhlsfŠhigkeit wie Heterosexuellen zu - nicht ohne aber zu betonen, dass nur das eine ãnaturgewolltÕÒ sei und HomosexualitŠt hormonell bedingt. Helene Stourzh-Anderle war und blieb Zeit ihres Lebens eine biologistische Denkerin: Auch der diesbezŸglich gleichheitsorientierte FlŸgel der Alten Frauenbewegung scheint sie nicht beeindruckt zu haben. Trotzdem favorisierte sie eine Vorstellung von Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit von Frauen und MŠnnern. Sexuell sah sie durchaus unterschiedliche Rollen: ãBeim Verkehre fŠllt dem Mann der tŠtige und daher komplizierte Teil zu, wŠhrend die Frau nur eine untŠtige Haltung einzunehmen hat.Ò Kein Wunder also, dass auch die Neue Frauenbewegung in ihr keine VerbŸndete sah und nicht fŸr postume Rezeption sorgte... Kritisch zu werten sind Ÿberdies ihre AusfŸhrungen Ÿber Kšrperbaulehren und rassenhygienische †berlegungen. Die Arbeiten Helene Stourzh-Anderles wurden zwar recht breit rezipiert - was nicht eben viele Autorinnen von sich sagen konnten - aber dennoch konnte sie keine ãbreitere Wirkung auf Forschung und LehreÒ erzielen. Eingangs geht Florian Mildenberger zu hart mit der bisherigen Forschung Ÿber Frauenbiographien ins Gericht: Diese folge den ãeingefahrenen Routen der GeschichtsschreibungÒ (was allerdings nicht weiter ausgefŸhrt wird) und au§erdem seien ãentweder herausragende und schon halbwegs bekannte Persšnlichkeiten biographisch untersucht worden oder aber ganze Teile der Emanzipationsbewegung ohne RŸcksicht auf Individualbiographien beleuchtetÒ worden. WŠhrend der letzten Kritik uneingeschrŠnkt zuzustimmen ist, ist die andere doch mit Blick auf den Forschungsstand zu relativieren: Es liegen nach wie vor vergleichsweise wenige Biographien von Frauen speziell aus feministischen Bewegungskontexten vor, systematischen Analyse sind weiterhin notwendig. Kritischer und spannender wŠre es gewesen, sich etwa archivund quellenkritisch mit den vielfŠlti- gen Problemen biographischen Arbeitens auseinanderzusetzen - und zum Beispiel aufzuzeigen, das die Rekonstruktion von Lebensgeschichten von Frauen, die keine bŸrgerliche Herkunft hatten und gar nicht oder wenig publizierten, so gut wie unmšglich ist. Nichtsdestoweniger: Die werk-biographische Analyse von Florian Mildenberger liest sich von wenigen fachwortlastigen Passagen abgesehen gut, kontextualisiert Leben und Werk der €rztin politisch-historisch mit interessanten Querverbindungen und eršffnet eine interessante sexualwissenschaftliche, medizinhistorische, speziell gynŠkologiegeschichtliche Welt und deren frauenorientierte Kritik ˆ la Helene Stourzh-Anderle aus bŸrgerlich liberal-reformerischer Sicht. Christiane Leidinger Monika Richrath: Das kleine Singlewohlfühlbuch für Frauen um ihnen die mannigfaltigen Mšglichkeiten aufzuzeigen, kreativ mit der Einsamkeit umzugehen. Der neu zu entdeckende Freundeskreis, SpaziergŠnge mit viel Zeit zum Nachsinnen oder der klassische Wellness-Abend mit Ba- dewanne und gutem Buch - Alleinsein kann eben doch schšn sein. Praktisch wird es dann in den Kapiteln ãSei freundlich zu Deinem LeibÒ und ãDinner for oneÒ: es wird viel Sport empfohlen (gut fŸr den Marktwert und den Geist) und der gepflegte Umgang mit den dem Kšrper zwangslŠufig zuzufŸhrenden Nahrungsmitteln (kein einsames Fast Food vor dem Fernseher). Auch Tipps fŸr den ãBloody SundayÒ-Blues gibt Richrath: Einfach die Lieblingsmusik auflegen und dazu tanzen. Oder puzzeln. Und falls das nicht hilft: Im Kapitel ãWas Sie schon immer Ÿber Sex wissen woll- tenÒ wird Ÿber die Freuden der Selbstbefriedigung mit und ohne Hilfsmitteln aufgeklŠrt. Leider kommt das ãSinglewohlfŸhlbuchÒ nicht ohne den obligatorischen Teil Ÿber das Wieschalte-ich-das-Single-sein-wiederab? aus. Da scheint es mit dem WohlfŸhlen also doch recht schwierig zu sein ... Alles in allem hat Monika Richrath mit ihrem Ratgeber jedoch ein feines, kleines BŸchlein mit der richtigen Prise Humor geschaffen, das mindestens einen Badewannen-Abend zu einem Genuss werden lŠsst. Sabine König mvg Verlag, Die langjŠhrige Mit-lespress-Herausgeberin Monika Richrath hat sich mit dem ãKleinen SinglewohlfŸhlbuchÒ auf das Gebiet der Ratgeber-ÒLiteraturÒ gewagt. Unter dem Motto ãLernen Sie Ihr Leben zu genie§en - auch allein!Ò nimmt sie frische und auch langjŠhrige ãSolistinnenÒ an die Hand, ausstellung W I E N Küchengeschichten love’s rite Die Küche als Ort der HeimArbeit oder um lustvoll ein außergewöhnliches Gericht zuzubereiten, das Kochen an sich - alltägliche Notwendigkeit oder außerhäusliche Profession? U m diese Themenbereiche kreisen die Fotoarbeiten der Wiener KŸnstlerin Christa Zauner, die im Oktober und November im neuen Kunstraum Primoartista in Guntramsdorf gezeigt werden. go home Die Politiker versuchen in den letzten Jahren wieder verstŠrkt, die steigende Arbeitslosigkeit dadurch zu verbergen, indem das ãHeimÒ wieder als wertvoller Wirkungs- und Arbeitsbereich - vor allem fŸr Frauen - angepriesen wird. Diese Tendenz war Ausgangspunkt fŸr Christa Zauner, sich in ihren Serien ãgo homeÒ und ãkŸche macht freiÒ mit dem Ort ãKŸcheÒ zu beschŠftigen. . FŸr ãgo homeÒ bat sie Bekannte, ein Lieblingsgericht pantomimisch zu kochen, also ohne Hilfsmittel die Handlungen nachzuvollziehen. Sie stellten sich das Backrohr vor, Ÿberlegten, wie sie die TŸr šffnen, wie sie den Teig ausrollen. Eine PortrŠtierte wirft mit Genuss die gehackten NŸsse in die Teigmasse, eine sitzt und schneidet Zwiebel fŸrs Gulasch - und die TrŠnen flie§en.... Bei den Aufnahmen kamen die speziellen Eigenheiten der PortrŠtierten beim Kochen zu tage, was sie am liebsten kochen, welche TŠtigkeit ihnen am meisten Freude macht - und auch ihre unterschiedlichen Motivationen, sich in die KŸche zu begeben. WŠhrend Christa Zauner in dieser Serie die fehlenden Kochutensilien dadurch ergŠnzt, indem sie sie in das Negativ kratzt und so wei§e und schwarze Grafiken Ÿber den Fotos schweben, zeigt sie in der zweiten Serie ãkŸche macht freiÒ die leeren KŸchen - und zeichnet dann die fehlenden Personen auf die Negative. Durch diese Überlagerungen werden die abwesenden Handelnden ersetzt, die unterschiedlichen KŸchen bleiben somit ãfreiÒ, laden ein, sie zu benŸtzen, sollen aber in wirtschaftlich schlechten Zeiten nicht Ort festgelegter Zuordnung werden. Auf dieses Paradoxon verweist auch der Titel, der eine Freiheit verspricht, die nicht eingefordert werden kann. lespress ❘ oktober 2005 Einen všllig anderen Zugang stellen Michaela Gšltls Arbeiten dar: sie verbindet Tortenspitzen aus der Massenproduktion mit ShakespeareÕs Sonetten, Liebesgedichten also, die er ãnebenbeiÒ fŸr eine angebetete ãschwarze DameÒ und einen jungen Adeligen schrieb. Die Gedichte geben ein breites Spektrum von Emotionen wieder, das von Verliebtheit, Verehrung und starkem Begehren bis zu Angst, Wut und Verzweiflung reicht. GlŸck und Sehnsucht, aber auch Eifersucht und Streit werden schonungslos offen beschrieben. Die Gedichte sind in einsamen, sehnsuchtsvollen Momenten entstanden und sind Ausdruck von gerade nicht auslebbaren BedŸrfnissen, die so verewigt und durch das Kunstschaffen sublimiert wurden. Indem Michaela Gšltl diese Texte von Shakespeare abfotografierte und Tortenpapier als TrŠgermaterial fŸr die Fotografien verwendete, stellt das Endprodukt eine Verbindung von Reproduktion und Original dar, von Alltagsgegenstand und hoher Kunst, von Massenprodukt und individueller €u§erung. Die Requisiten aus der KŸche spielen auf die oft fatale Verbindung von unausgelebten GefŸhlen und Essen als Ersatzbefriedigung an, schšn verziert sind die intimen und heftigen Emotionen Shakespeares verdaubare Happen. Neben diesen spielerischen und doch auch vielschichtigen Arbeiten rund um den hŠuslichen Herd werden die beiden KŸnstlerinnen gleichzeitig zur Ausstellung in Guntramsdorf weitere Fotografien in der Galerie Ariadne in Wien zeigen. Christa Zauner und Michaela Göltl Primo Artista Galerie und Kunsthandels G.m.b.H. Neudorferstrasse 114 A-2353 Guntramsdorf Web: www.primoartista.com E-mail: art@primoartista.com Tel: +43 (0) 664 / 533 744 2 Tel: +43 (0) 664 / 16 16 478 Ausstellung: 22.10.05 bis 10.12.05 …ffnungszeiten: Fr, Sa, So, 15.00 - 19.00 Uhr oder gegen telefonische Vereinbarung Weitere Arbeiten in der Galerie Ariadne, Fleischmanngasse 1, 1040 Wien Christa Zauner: 18.10.05 bis 12.11.05 Michaela Gšltl: 15.11.05 bis 10.12.05 19 hörzu DONNA LEON BEWEISE, DASS ES BÖSE IST Hörspiel mit Udo Wachtveitl, Barbara Auer u. a. 2 CDs, Laufzeit 107 Minuten, Der Hörverlag Die 83-jährige Maria Battestini liegt ermordet in ihrer Wohnung. Ihre Familie ist schon lange tot und Freunde hatte die wenig liebenswerte alte Dame, die die Nachbarn mit ihrem lauten Fernseher fast in den Wahnsinn trieb, keine. Aber auch garstige Menschen darf man nicht einfach so umbringen, befindet Commissario Brunetti und macht sich auf die Suche nach Motiv und Mörder. Sein rechthaberischer, aber stets auf dem Holzweg befindlicher Vorgesetzter Patta ist ihm dabei ebenso im Weg wie die italienische Bürokratie, die der deutschen offenbar in nichts nachsteht. Glücklicherweise steht ihm die pfiffige Signora Elettra zur Seite, die die offiziellen Wege der Informationsbeschaffung elegant umgeht. Eines ist Brunetti in diesem rätselhaften Fall jedenfalls schnell klar: Maria Battestini wurde nicht wegen ihres lauten Fernsehers ermordet ... So weit und so spannend die Handlung. Auch die hervorragend ausgewählten Sprecher geben wenig Anlass zur Kritik. Die Inszenierung jedoch, genauer gesagt die atmosphärische Untermalung durch Musik und Geräusche, ist sicher originell, aber ausgesprochen geschmacksabhängig. Anhänger des hektischen Videoclip-Stils werden an der üppigen, selbst Dialoge begleitenden Musikkulisse ihre helle Freude haben. Alle anderen - so auch die Rezensentin - werden damit beschäftigt sein, mit beruhigenden Atemübungen das beginnende Herzrasen zu bekämpfen. Es scheint, als hätte auch die gute alte Hörspielkultur ein paar Modernisierungsmaßnahmen hinter sich gebracht - was nicht zwingend schlecht sein muss, nur eben geschmacksabhängig. Von allen Comissario-Brunetti-Fällen gibt es außer den Hörspielen noch die vollständig vorgelesenen Hörbücher - perfekt geeignet für alle, denen die Hörspielinszenierungen zu aufreibend sind und die es gerne ruhiger angehen lassen (die Rezensentin gesteht...). Donna-Leon-Anfängern sei an dieser Stelle wärmstens Brunettis fünfter Fall „Aqua alta“ empfohlen. Im Mittelpunkt stehen die berühmte Opernsängerin Flavia Petrelli und ihre Lebensgefährtin, die Archäologin Brett Lynch, die eines Tages scheinbar ohne Motiv zusammengeschlagen wird. Mit viel Feingefühl für die beiden verbandelten Frauen, aber auch mit unerbittlicher Härte untersucht Brunetti diesen Fall, der sich zu einem stadtweiten Kunstfälschungsskandal ausweitet. Diesen Brunetti-Fall und viele weitere Hörbücher liest auf höchst eingängige und angenehme Art der aus verschiedenen Fernsehproduktionen bekannte Schauspieler Christoph Lindert, der vor kurzem freiwillig aus dem Leben schied, da er den Krebstod seiner Frau, der Lindenstraßen-Darstellerin Ute Moira, nicht verkraften konnte. Ute Roos HÖRNEWS UND TERMINE Frankfurter Buchmesse: Hörbuchtrends Rund 70 Aussteller zum Thema Hörbuch präsentieren sich in diesem Jahr vom 19. bis zum 23. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse an einem gemeinsamen Stand (Halle 4.1, Stand B 139), soviel wie nie zuvor. Zahlreiche Lesungen, Diskussionen und Veranstaltungen rund ums Hörbuch sollen Fachpublikum und Privatbesucher informieren und unterhalten. Immerhin gibt es in Deutschland ungefähr 6 Millionen Fans des gesprochenen Wortes, rund 13 000 Titel von über 500 Verlagen sind mittlerweile erhältlich. Weitere Messeinformationen und Termine finden Interessierte unter www.buchmesse.de. Dort in der Suchmaschine „Hörbuch“ eingeben. Hörbuch-Version in den Startlöchern. Wer lieber vorlesen lässt statt selbst zu lesen, muss sich aber noch bis zum nächsten Jahr gedulden: Vorraussichtlicher Erscheinungstermin für das Hörbuch ist der 17. Februar 2006. A propos Harry Potter, wer andere gerne ärgern möchte, kann sich im Internet unter http: //www.tshirthell.com/ ein TShirt mit folgender Aufschrift bestellen: „xxx (hier steht der Name einer beliebten Figur aus dem Harry-Potter-Universum, der den sechsten Band nicht überlebt) dies on page 596. I just saved you 4 hours and 30 $“. Die Rezensentin bittet um Verständnis: Die (Selbst-)Zensur an dieser Stelle erfolgte zur Wahrung der Sympathie ihrer geneigten Leserinnen. Toolbar für Hörbuchfans Hörspiel unterm Sternenhimmel Harry Potter Band VI in Vorbereitung Während sich hierzulande noch das Harry-PotterFieber rund um die Printausgabe des Jugendbuchbestsellers verbreitet, steht der bewährte HP-Vorleser Rufus Beck schon für die Produktion der 20 autoren wie Patricia Highsmith mit ihrem zwielichten, bisexuellen Helden Ripley („Der Junge, der Ripley folgte“), Frankreichs Georges Simenon („Die Brüder Rico“, „Die Ehe der Bébé Donge“), Ernest Tidyman mit seinem schwarzen Kultdetektiv Shaft („Shaft und das Mordkomplott“) und viele weitere. Karten kann man unter 0621/ 41 56 92 oder im Internet unter www.planetarium-mannheim.de reservieren, das vollständige Programm findet sich unter www.swr2.de/hoerspiel. Ab 8. Oktober veranstaltet das Planetarium Mannheim (Wilhelm-Varnholt-Allee 1, 68165 Mannheim) wieder Hör-Events unter Sternen. An jedem zweiten Samstag von 19.30 bis 22.00 Uhr kommen Krimifreunde für 7 Euro (ermäßigt 5 Euro) auf ihre Kosten. Zu hören sind etwa Krimistar- Mit nur wenigen Mausklicks können sich Freundinnen und Freunde des gesprochenen Wortes eine so genannte Toolbar auf ihrem Computer instalieren. Nach der Installation erscheinen im Internet-Browser verschiedene Icons, die mit einem Klick hörbuchspezifische Webseiten aufrufen, Internetradio abspielen und vieles mehr. Mehr Informationen dazu findet sich bei den Anbietern der Toolbar auf deren Website www.hoerothek.de, eine der bekanntesten und meistbesuchten Internetseiten zum Thema Hörbuch. lespress ❘ oktober 2005 kling und klang HÖRNEWS UND TERMINE Zum Verschenken: Spannende Hörbuch “truhen“ Spätestens mit dem Erscheinen der Lebkuchenbrezeln in den Supermarktregalen taucht auch die Frage nach Weihnachtsgeschenken auf für alle, die einem lieb und teuer sind. Zwei frühe Empfehlungen seien an dieser Stelle schon einmal ausgesprochen: Random House Audio hat eine feine Auswahl der spannendsten John-GrishamBestseller (Die Firma, Die Bruderschaft, Das Urteil, Die Schuld etc.) zusammengepackt und verkauft „Die Truhe“, die 36 CDs mit insgesamt rund 40 Stunden Laufzeit enthält, für 89,50 Euro. Wer statt nervenzerfetzender Action mehr auf Klassiker der Weltliteratur steht, der sei die Hörbibliothek von Weltbild wärmstens empfohlen. 30 CDs mit einer Laufzeit von ungefähr 33 Stunden sind für 49,90 Euro zu haben. Bekannte, aber auch weniger bekannte Romane, Theaterstücke, Erzählungen und Balladen von Goethe, Schiller, Balzac, Dostojewski, Dickens, Puschkin, Wilde und anderen locken zum Anhören. Neue Download-Portale für Hörbücher Immer mehr Anbieter kommen auf den Geschmack. Nach den beiden Erstlingen www.soforthoeren.de des süddeutschen Diderot-Verlages und www.audible.de starten in Kürze mehrere Portale im Internet, bei denen sich Interessierte Hörbücher kaufen und gleich herunterladen können. Unter www.claudio.de will die Claudio Medien AG, an der unter anderem der Hörverlag und der Focus-Magazin-Verlag beteiligt sind, in Kürze ein Portal anbieten, bei dem alle Beteiligten - Autoren, Sprecher, Verlage, Käufer etc. - auf ihre Kosten kommen. Start soll die Frankfurter Buchmesse sein, bei der vermutlich mehr Details zu erfahren sind. Speziell für Kinder soll das Portal des Münchner Terzio-Verlags www.hoerbie.de sein. Bis zu tausend kindertauglichen Titeln will Terzio anbieten. Ein in Zusammenarbeit mit Soforthoeren.de entwickeltes, kinderfreundliches Zugangsprogramm soll ermöglichen, dass Kinder sich für ein bestimmtes, von den Eltern genehmigtes Guthaben Hörspiele nach eigenem Gusto herunterladen können. Start ist voraussichtlich Ende Oktober. Umfassende Studie zu Hörbüchern Das Portal Echthörbuch.de veröffentlichte kürzlich die wichtigsten Ergebnisse einer Studie zum Thema Hörbücher, an der 1800 Interessierte teilgenommen hatten. Beliebte Genres, so die Studie, sind Krimis und Horror. Erwachsene hören gerne Kinderhörbücher und bei den Vorlieben gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen bevorzugen Hörbücher, während Männer mehr auf Hörspiele stehen. Die weiteren Ergebnisse finden sich auf der Website des Portals (www.echthoerbuch.de). Ute Roos kling und klang CHAKA KHAN FEAT. THE LONDON SYMPHONY ORCHESTRA: CLASSIKAHN Earthsong (Import-CD) „I’m every Woman“ war einer ihrer Hits in den achtziger Jahren, der erst so richtig bekannt wurde durch das Remake von Whitney Houston in den Neunzigern. Leider, leider war es Chaka Khan nie vergönnt, den absoluten Hit direkt zu landen. Dabei kann die Dame so wahnsinnig viel, dass jede Durchschnittssängerin im Genrespektrum Pop-RockSoul-Jazz sofort Ihr Notenbüchlein (wenn sie es denn überhaupt lesen kann) sofort zuklappen müsste, um fürderhin zu schweigen und sich einen anderen Job zu besorgen. Allein die Wahnsinnsoktavsprünge Chaka Khans sind - in welchem Song auch immer - das Zuhören wert. Nun hat sich Chaka Khan mit ihrem aktuellen Album ein wenig von Pop-Versuchen abgewandt und sich Jazz-Klassikern gewidmet, mit denen sie nach eigener Aussage groß geworden ist. Das Ergebnis ist nicht nur für Fans umwerfend. Schließlich begleitet hier nicht ein Plastikorchester mit allerlei lustigen Features aus dem Studio die Sängerin, sondern das London Symphony Orchestra. Es ist schon erstaunlich, dass Chaka Khan selbst so abgenudelten Jazz-Songs wie „Crazy“ (kennen Sie spätestens auch aus „Desert Hearts“) oder „Stormy Weather“ immer noch eine eigene ‘Note’ zu geben weiß. Und spätestens bei Interpretationen von „Goldfinger“ oder „Diamonds Are Forever“ kann man sich Chaka Khan auch sehr, sehr gut als Sängerin des nächsten Bond-Films vorstellen. Unbedingt reinhören! ❤❤❤❤❤❤ ufa KEELY SMITH VEGAS 58 - TODAY Concord Music Keely Smith, Jahrgang 1932 (!) gehört zu den hierzulande leider nicht so bekannten Diven des Jazz. Gemeinsam mit ihrem Partner Louis Prima war sie ein Top-Act im Las-Vegas der Fünfziger; die beiden traten bis zu fünf Mal an einem Tag in der legendären Sahara’s Casbar Lounge auf, und im Publikum saßen Celebrities wie Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis, Jr., Spencer Tracy, Gary Cooper, Natalie Wood oder auch der junge damals noch Senator J.F. Kennedy. In Erinnerung an ihren 1978 verstorbenen Partner entstand das Programm „Vegas 58 -Today“, das im New Yorker Feinstein’s aufgenommen wurde. Die Live-Aufnahme ist technisch und atmosphärisch wunderbar gelungen; Keely Smith singt immer noch voller Esprit und mit einer Verve, dass man sich beim Zuhören wünscht, dabei gewesen zu sein. Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat allerdings auch die Begleitband mit einer fetzig aufspielenden Bläsersection und dem sagenhaften Drummer Joe Cucozzo. Live-Musik at ist best! ❤❤❤❤❤❤ ufa DEBBY BOONE REFLECTIONS OF ROSEMARY Concord Records Ihren ersten Hit hatte Debby Boone, eine Tochter von Pat Boone, bereits 1978 mit „You Light Up My Life“; die Platte wurde übrigens vier Millionen Mal verkauft, ohne dass Debby Boone (nach eigener Aussage) auch nur einen Penny daran verdiente. Pech im Spiel, Glück in der Liebe: Debby Boone heiratete zwei Jahre später Gabriel Ferrer, den Sohn der legendären Sängerin Rosemary Clooney, mit der sie sich nicht nur musikalisch ausgezeichnet verstand. Als Rosemary Clooney 2002 starb, vererbte sie ihrer Schwiegertochter all ihre musikalischen Arrangements. Und so entstand nun das Album „Reflections of Rosemary“, das zum Glück so gar nicht kitschig daher kommt, sondern durch die eigenen Interpretationen von Debby Boone ähnlich beeindruckend ist wie das 2003 erschienene Album und Rosemary Clooney gewidmete Album von Bette Midler. Sehr charmant erzählt gibt es zu jedem Song im Booklet eine kleine Geschichte oder eine Erinnerung aus dem Leben von Clooney. Und als kleine Überraschung zum Schluss einen hidden Track, auf dem Clooney selbst noch einmal ganz privat und a capella zu hören ist. Ein ruhiges, aber schönes Album, das die Qualitäten einer inzwischen ja nun erwachsenen Debby Boone zeigt und hoffen lässt auf mehr; nicht also nur etwas für Rosemary-Clooney -Fans. ❤❤❤❤❤❤ ufa 22 lespress ❘ oktober 2005 SARAH JANE MORRIS IN CONCERT in-akustik/SWR DVD Eigentlich wollte Sarah Jane Morris bei der Schauspielerei bleiben, aber dann kam es auf Umwegen zu einem Zusammentreffen mit den Communards, mit denen Sie das Remake des Donna-Summer-Hits „Don’t Leave Me This Way“ aufnahm. Ihre leicht rauchige, dunkle Stimme passte einfach wunderbar zu Jimmy Summervilles FalsettStimmchen. Und so wurde „Don’t Leave Me This Way“ 1986 nicht nur zu einem Megahit, sondern auch zu einem Meilenstein in ihrer Karriere als Sängerin. Mitte der Achtziger war es längst noch nicht schick, schwul zu sein und fast schon gefährlich für die Karriere, sich gemeinsam mit einem Schwulen auf die Bühne zu stellen, aber Sarah Jane Morris hatte damit keine Probleme - im Gegenteil: Sie setzte noch eins drauf, indem sie ihre Version von „Me And Ms Jones“ herausbrachte. Der Song wurde prompt von den britischen Radiosendern boykottiert und mit umso mehr Interesse von Lesben gehört... Die in diesem Jahr erschienene DVD ist ein Mitschnitt der „Ohne-Filter“-Sendungen des SWR von 1990 und enthält auch den legendären Titel „Ms-Jones“-Song sowie eine harsche Abrechnung mit der damaligen Regierungschefin Maggie Thatcher, die von Sarah Jane Morris in ihrer Ankündigung als „Diktatorin“ bezeichnet wird. Nun sind die Songs eben schon so alt wie sie sind, nämlich mindestens 15 Jahre, und ein wenig altbacken kommt auch der Mitschnitt daher, aber those were the days. Dennoch: eine hübsche Zeitreise ins vorige Jahrzehnt - die Extras sind allerdings nur etwas für Freaks und fast schon eine Lachnummer. ❤❤❤❤❤❤ ufa ALEXANDRA DIE LEGENDE EINER SÄNGERIN Film von Marc Boettcher (ARD Video), DVD „Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot“ - das ist eine der Zeilen eines Liedchens, das viele Kinder einer gewissen Generation geprägt hat. Eigentlich hat Alexandra mit diesem wie auch anderen „kritischen“ Songs im Schlagerkontext der Sechziger und Siebziger einen großen Anteil an der späteren grünen Bewegung - richtig zugeben will es natürlich keine(r). Und ganz so richtig ist diese Behauptung auch nicht, denn die Sängerin selbst hat sich (außer in ein, zwei Songs) zu Lebzeiten kaum zu gesellschaftspolitischen Themen geäußert, sondern eher ganz brav versucht, als „besondere“ Künstlerin ihren Weg durch die Hitparaden zu machen. Das ist ihr wohl gelungen, der Preis allerdings war hoch: ihr Privatleben ging schlichtweg dabei drauf. Alexandras mysteriöser Tod, der bis heute nicht geklärt ist, markiert den Schlusspunkt einer Karriere, die gerade erst begonnen hatte. Die „Legende einer Sängerin“ ist eine eher brave Dokumentation, die wenig überraschende Neuigkeiten bietet, aber immerhin ein interessanter Spiegel jener Jahre ist. ❤❤❤❤❤❤ ufa lespress ❘ oktober 2005 23 daheim Die Geister, die ich rief ... „Tante Bella?“, fragte das zarte Stimmchen meiner Nichte Marie auf mein unhöflich ins Telefon gebellte „Hallo?“. Aus dem Stand mutierte ich zur lieben und lustigen Tante. „Ja Marie, was rufst Du mich denn an?“, fragte ich ziemlich dämlich. „Tante Bella, die Magdalena und ich, wir wollen Dich nächsten Freitag besuchen. Und mit Dir zum Oktoberfest gehen. Du hast mir doch zur Taufe einen Gutschein fürs Oktoberfest geschenkt.“. Ich konnte mich nicht recht erinnern, schließlich war das 10 Jahre her. Solche Gutscheine kommen wie Bumerangs immer wieder zurück. D er ganze Besuchsplan war auf dem Mist meines Bruders, seines Zeichens Vater der MŠdchen, gewachsen. Er war auch fŸr die Anrede ãTante BellaÒ verantwortlich, weil er, fŸnf Jahre jŸnger als ich, als Kind meinen Vornamen nie hatte aussprechen kšnnen und einfach ãBellaÒ zu mir gesagt hatte. Mein Bruder wollte sich mit seiner Frau ein schšnes Wochenende im Voralpenland machen, zu diesem Behufe seinen JŸngsten, Markus, bei dessen Taufpaten abgeben und die beiden MŠdchen, Magdalena und Marie, Ÿbers Wochenende zu uns bringen. Da kam ihm der alte Gutschein zum Oktoberfestbesuch gerade recht. Als gute Tante und bewŠhrte ãgro§e SchwesterÒ zeigte ich mich zŠhneknirschend mit allem einverstanden. 24 Meine Frau gab die BedenkentrŠgerin: ãDie sind doch alle furchtbar katholisch - wundern die MŠdchen sich nicht, dass wir beide in einem Bett schlafen? Am Ende mŸssen wir mit denen in die Kirche, ich wei§ gar nicht, ob in der kleinen Kirche am Friedhof Ÿberhaupt AuffŸhrungen sind ...Ò. ãDas hei§t Gottesdienst oder Messe, das wei§t du genau!Ò, tadelte ich meine ungetaufte Frau. ã†brigens: meine Nichten wissen doch, dass wir Lesben sind.Ò ãMit allen Konsequenzen?Ò, fragte meine Frau. ãKonsequenzen? Maries Definition geht so: ÔLesben sind Frauen, die keine MŠnner brauchen.ÕÒ. ãDann sind aber viele Frauen Lesben.Ò, murmelte meine Frau. Ein bisschen enttŠuscht waren Magdalena und Marie schon, als wir Freitagabend ãwegen der LichterÒ nur einmal mit dem Auto um das lespress ❘ oktober 2005 Oktoberfest herum fuhren und nicht gleich auf die Wiesn gingen. ãTagsŸber ist es besserÒ, betonte ich ein ums andre Mal, ãda ist es nicht so voll und weniger Betrunkene sind unterwegs!Ò. Wie zum Beweis torkelten, wŠhrend wir im Auto an der roten Ampel warteten, zwei Besoffene zielstrebig auf unseren Wagen zu und kotzten synchron auf die Motorhaube. Gut, dass es gleich danach zu regnen begann. Der nŠchste Vormittag brachte einen sonnig-bayrischen, wei§-blauen Himmel. Oktoberfest-Wetter! Schlag 12 Uhr brachen wir auf. Auf wundersame Weise ergatterten wir gleich an der Theresienwiese einen Parkplatz. ãWir machen das jetzt soÒ, erklŠrte ich, einem pŠdagogisch wertvollen Vorschlag meines Bruders folgend, ãwir gehen jetzt Ÿber den ganzen Platz und Ihr schaut euch alles an. Dann dŸrft Ihr euch drei Sachen aussuchen, mit denen Ihr fahren wollt.Ò Sehr zum Erstaunen meiner Frau - deren Nichte erst vor kurzem unter ihrer Aufsicht siebenmal hintereinander Achterbahn gefahren war, um dann den folgenden Tag mit Drehschwindel im Bett bleiben zu mŸssen - erklŠrten sich Magdalena und Marie mit dem Plan ohne Murren einverstanden. Gelobt sei die katholische Erziehung! Meine Nichten standen mit glŠnzenden Augen da und sagten: ãWir haben uns im Internet schon informiert, wir wollen zuerst zu den lebenden Geistern!Ò Von denen hatte ich auch schon gelesen. Irgendwelche Studenten oder 1-Euro-Jobber verdienten sich in den dunklen Tunneln einer Geisterbahn wŠhrend des Oktoberfests ihr Geld, indem sie den Nervenkitzel suchende FahrgŠste ãin echtÒ zwickten. WerÕs mag! ãHaben Sie lebende Geister?Ò, war nun meine Standardfrage an den Geisterbahn-Kassen. Die fŸnfte Geisterbahn endlich war die richtige. Eine aufgeregte Menschentraube stand mehr oder weniger Schlange, Marie und Magdalena reihten sich geschickt ganz vorne ein, ein bisschen enttŠuscht, dass ich nicht mitfahren und mich Zwicken lassen wollte. Ich lasse mich ungern im Dunkeln von fremden MŠnnern begrapschen, aber das wollte ich den MŠdchen so nicht erklŠren. ãDie lebenden Geister haben nur buhu geschrien und nur gekitzelt!Ò, beschwerte sich Marie nach der Geisterbahn-Fahrt. ãNa, wenn euch nach deftigem Kšrperkontakt ist, da wei§ ich was!Ò Lebenserfahren schlug ich das Teufelsrad vor. ãDas FahrgeschŠft hat eine lange Tradition, es ist Ÿber hundert Jahre alt, als ich in eurem Alter war, bin ich mal als letzte auf dem Teufelsrad gesessen, ganz toll war das!Ò dozierte ich. Meine Frau und die beiden MŠdchen schauten mich unglŠubig an. Drinnen im stickigen Teufelsrad-Zelt ging es zur Sache. Das Prinzip ist einfach: Ein Schmierlappen von Anheizer fordert Ÿber sein Mikrophon bestimmte Zielgruppen auf, auf das ebenerdig angebrachte Teufelsrad zu springen. In Windeseile ist die gro§e runde Holzscheibe gefŸllt, beginnt sich erst langsam, dann immer schneller zu drehen. Die ersten purzeln, von der Schleuderkraft getrieben, vom Teufelsrad in die weich gepolsterte Absperrung. Nur wer genau in der Mitte des riesigen Holztellers sitzt, kann sich lŠnger halten. Der Letzte wird dann von oben von einer Art Medizinball an der Angel attackiert, verliert auch irgendwann das Gleichgewicht und wird unter dem hŠmischen GelŠchter der Zuschauer vom Teufelsrad verscheucht. ãJetzt Sšhne und ihre VŠter!Ò, rief der Anheizer, und Pulks von kleinen Buben mit ihren Papas stŸrmten aufs Teufelsrad. Marie und Magdalena staunten, wie grauhaarige Herren rotgesichtig in die Banden geschleudert wurden. Freiwillig. ãTante Bella, Du musst auch mit uns aufs Teufelsrad!Ò, forderte mich lespress ❘ oktober 2005 Marie auf. ãDa kšnnen wir nicht so einfach raufÒ, erklŠrte ich besserwisserisch, ãda muss der Mann am Mikrofon schon die richtige Ansage machen.Ò. Meine Frau blickte mich streng an. ãFeigling!Ò, las ich in ihren Augen. Gšttin sei Dank wurden jetzt ãAlle Madeln, die noch in die Schule gehen!Ò, aufs Teufelsrad gebeten, ich nickte meinen Nichten zu, und sie stŸrmten aufs Rad. Sie hielten sich ganz gut, hatten aber nicht die guten PlŠtze in der Mitte der Scheibe ergattert. Irgendwann bekamen die MŠdchen Durst, und wir verlie§en das Teufelsrad-Zelt, um etwas zu Trinken zu besorgen. ãWenn wir uns verlieren, treffen wir uns hier, hier ist es lustig!Ò, schlug Magdalena im Gehen vor. ãDu musst endlich mal was mit den Kindern mitfahren, die sind sonst ganz enttŠuscht von ihrer Tante BellaÒ, flŸsterte mir meine Frau ins Ohr. Ich entschied mich fŸr die Wildwasserbahn. Wasser ist immer gut, aber leider las ich erst in der Warteschlange das Schild, das Menschen mit RŸcken- oder Herzbeschwerden vor der Mitfahrt warnte. Auch war die Bahn mitnichten ebenerdig, frau sa§ in einer Art Kanu auf Schienen und wurde ein ums andre Mal viele Meter hochgezogen, um im freien Fall durch WasserfontŠnen zu Boden zu stŸrzen. Meine Nichten, die vor mir im Kanu sa§en, johlten begeistert, ich kauerte hinten geduckt, mir war schlecht. Meine Frau erwartete uns am Ausgang des FahrgeschŠfts. Sie umarmte mich und flŸsterte stolz: ãDu warst so tapfer!Ò. Ich genoss den Trost. Plštzlich waren die MŠdchen verschwunden. Panik kroch in mir hoch. Meine einzigen Nichten! Verschwunden, nur, weil ich bei der Wildwasserbahn schwŠchelte! ãWo werden sie schon seinÒ, meinte meine Frau ãbeim Teufelsrad, wo sonst!Ò. Wir stŸrmten durch die Massen zurŸck zum TeufelsradZelt. Drinnen sahen wir sie gleich, sie standen beide beim Ansager. Marie und Magdalena winkten mir zu. Der Ansager grinste hŠmisch und nahm sein Mikrophon: ãSo, auf gehtÕs. Jetzt alle Tanten und ihre Nichten. Das gilt auch fŸr Tante Bella!Ò Bernadette Repplinger 25 bewegte bilder Ü B E R D E N W O L K E N . . . FREMDE HAUT Anne und Fariba Nach diversen TV-Produktionen, die sich mit Coming-Out, Frauenliebe und -Freundschaft beschäftigten, erzählt „Fremde Haut“, der erste Kinofilm von Angelina Maccerone, über den Verlust von Identität, auch der sexuellen, und dem Kampf um individuelle Freiheit. D ie Frauen nehmen sich den Tschador ab, eine steht auf, geht in die Flugzeugtoilette, verdeckt den Rauchmelder mit ihrem Kopftuch und zŸndet sich eine Zigarette an. Die ersten Gesten von Freiheit, als das Flugzeug aus Teheran die Grenze nach Deutschland passiert. Fariba zieht hektisch an ihrer Zigarette, der junge Iraner Siamak zappelt nervšs mit den FŸ§en, die ersten Anzeichen dafŸr, dass diese FluggŠste keine Touristen auf einem Erholungsurlaub in die Bundesrepublik sind. Siamak wird im Iran politisch verfolgt, Fariba muss wegen ihrer Liebe 26 zu einer Frau das Land verlassen. Doch es ist nur ein kurzer Ausflug in die Freiheit. Im Auffanglager kreuzt sich das Schicksal der beiden FlŸchtlinge. Als Siamak den emotionalen Druck nicht mehr aushŠlt, bringt er sich um - zwei Tage vor seiner Anhšrung und der Genehmigung des Asylantrages. Fariba hingegen soll abgeschoben werden, weil sie wegen widersprŸchlicher Aussagen unglaubwŸrdig geworden ist. Kurzerhand schlŸpft sie in die Haut von Siamak und darf in die Bundesrepublik der gro§en Freiheit einreisen. Als Mann, als Asylsuchender, in ein FlŸchtlingsheim, ohne Arbeitserlaubnis. Schwer hat es Siamak, seine ãfremde HautÒ zu schŸtzen - nach getaner, durchaus illegaler Arbeit kann er nicht mit den anderen MŠnnern duschen und macht sich zum Gespštt. Und Ÿberhaupt, er ist anders als die anderen. ZurŸckhaltend, aufmerksam, feinfŸhlig. Gro§artig wie Ÿberzeugend Jasmin Tabatabai ihre mŠnnliche Rolle spielt. Kleidung, Gestik, Mimik und Gang - alles wirkt Ÿberzeugend und nie Ÿbertrieben ge-drag-kingt. Und als sie sich zurecht macht, um ihre Kollegin Anne zu einem ersten Date zu treffen, knšpft sie sich den obersten Hemdknopf zu - kšnnte der fehlende Adamsapfel sie doch verraten - und klopft sich ganz fachmŠnnisch Rasierwasser auf Hals und Wangenpartie. Kein Wunder, dass sich Anne, gespielt von der gro§artigen Anneke Kim Sarnau (Die Polizistin, Ich liebe das Leben), von dem smarten Fremdarbeiter angezogen fŸhlt. Im Grunde ihres Herzens ein freiheitslespress ❘ oktober 2005 liebender Mensch, fŸhlt sie sich in der engen schwŠbischen Welt eingesperrt, kontrolliert und in Zaum gehalten von ihren Freunden, einer angepassten Frau und zwei horizontbeschrŠnkten MŠnnern. Irgendwie hat es Angelina Maccerone drauf, die Enge von Provinzen Ÿberzeugend darzustellen, ohne ins †bertriebene abzugleiten. Die einschnŸrende Enge der Provinz mit ihren toleranzarmen Bewohnern hat sie schon mit ihrer ersten Arbeit ãKommt Mausi rausÒ beschrieben, als die gerade geoutete Kati in ihr kleines Dorf zurŸckkehrt. Das €ngstliche allem Fremden gegenŸber, das Kleinkarierte, die Bewahrung des dšrflichen Status quo und der Ausbruch einzelner aus dieser Enge sind ihre Themen - neben dem gro§en Thema weibliche HomosexualitŠt, das sie auch in ãFremde HautÒ ebenso wie in den Fernsehproduktionen ãKommt Mausi rausÒ und ãAlles wird gutÒ unverkrampft behandelt. NatŸrlich gibt es in ihren Filmen auch immer die, die HomosexualitŠt absto§end finden - aber das ist leider unsere RealitŠt. Aber da gibt es auch immer die anderen, die sie als so selbstverstŠndlich wahrnehmen, dass sie nicht thematisiert werden muss. So lŠsst Anne sich auf Siamak bzw. Fariba ein, ohne auch nur einmal ãOh Gott, du bist eine FrauÒ oder ãHilfe bin ich jetzt lesbisch?Ò Ÿber ihre Lippen kommen zu lassen. Sie hat sich verliebt, in etwas ihr fremdes, das hat sie irritiert - aber, dass das Fremde in Gestalt einer Frau daher kommt, ist ihr vollkommen unwichtig. Ein schšner Zug in dem Film. Fariba und Anne Das Drehbuch hat Angelina Maccerone zusammen mit Kamerafrau Judith Kaufmann geschrieben, mit der sie auch schon in ihren TV-Produktionen zusammenarbeitete. Die Bilder von Judith Kaufmann zeigen wirklichkeitsnahe Aufnahmen aus dem FlŸchtlingslager, dem Wohnheim, der falschen Dorfidylle. Zeigen Aufnahmen vom Wunsch nach der gro§en Freiheit in Form von VogelschwŠrmen, die Angst vor Abschiebung in Form von ins Nirgendwo startenden Flugzeugen. Die Cutterin Bettina Bšhler, deren Arbeit gerade bei Christian Petzolds ãGespensterÒ zu sehen ist, arrangiert Handlung und Bilder zu einem ruhigen ErzŠhlfluss - die Bilder gewinnen nur an Fahrt, als Anne und Siamak ihren ersten gemeinsamen Ausflug auf Annes alter Vespa unternehmen. Doch die Zukunft, der sie hier entgegenfahren kšnnten, erweist sich als Trugschluss. Angelina Maccerone erzŠhlt die Geschichte mit einem dramatischen Einbruch zu Ende. Das GlŸck war fŸr den Moment und ein Happy-End gibt es schon gar nicht. Aber das ist leider durchaus realistisch. Angelina Maccerone sagt dazu in einem Interview, dass sie es vorgezogen habe zu zeigen, dass unser System unerbittlich zugreife, bei auch nur dem kleinsten Fehler. Und sie zeigt, dass ein Happy-End nicht unbedingt ein gutes Filmende ausmacht. Der Anblick einer kŠmpferischen Frau, die nicht aufgeben wird, ist eines der schšnsten Enden in einem der erwachsensten Filme von Angelina Maccerone. Dagmar Trüpschuch Fariba vor einer Bäckerei Fremde Haut Von Angelina Maccarone Mit Jasmin Tabatabai und Anneke Kim Sarnau BRD, 2005 Deutsch/Farsi mit Untertiteln Filmstart 20.10.05 Queerfestivals: Esslingen: Mo. 3.10. 05 um 19 Uhr und Fr. 7.10.05 um 17 Uhr Hannover: Sa. 29.10.05 um 19 Uhr mit Angelina Maccerone Fariba in der Sauerkrautfabrik lespress ❘ oktober 2005 27 interview Weibliche Homosexualität? darüber spricht man nicht Interview mit Jasmin Tabatabai Zwei Jahre nach der Geburt ihres Kindes ist Jasmin Tabatabai wieder zurück auf der Leinwand. In dem Spielfilm „Fremde Haut“ spielt sie die Rolle der Fariba, die wegen ihrer Homosexualität aus dem Iran fliehen muss und im Schwäbischen landet. Jasmin Tabatabai selber war 12 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer deutschen Mutter und ihren drei Geschwistern von Teheran nach Bayern kam. Im Interview spricht sie über Doppelkultur, Homosexualität im Iran und über die Dreharbeiten zu „Fremde Haut“. 28 ? Wurdest du für die Rolle gecastet, weil deine Wurzeln im Iran liegen? ! Es geht nicht explizit um den Iran in diesem Film. Es geht um eine Frau, die aus einem Land kommt, wo es halt nicht so tolerant zugeht wie bei uns. Das kšnnte auch der Irak sein, andere arabische LŠnder und sogar SŸditalien oder SŸdspanien. Es geht einfach um diese Frau, die anders ist und was anderes lebt, als das, was in der Gesellschaft anerkannt ist. Und was faszinierend ist, nicht resigniert, sondern sich gegen ihr Schicksal auflehnt. ? In wie weit hast du - gerade mit deinem Wissen um die iranische Kultur - auf das Drehbuch Einfluss genommen? ! Ab dem Punkt, wo ich dabei war, habe ich viel Input gegeben. Und mir war es extrem wichtig, dass es von der MentalitŠt einigerma§en stimmt. Zum Beispiel gibt es in der Drehbuchfassung eine Szene, in der Fariba von einem Grenzbeamten interviewt wird, der fragt, warum sie denn nach Deutschland ausreisen wolle. Und sie so rumdruckst und dann sagt: aus politischen GrŸnden. Dann fragt er aber nach und dann sagt sie: Ja ok, ich war halt mit âÕner Frau zusammen. Und da habe ich gesagt, das ist UNM…GLICH, dass eine Iranerin, egal wie modern sie ist, Ÿber ihre SexualitŠt redet und dann noch mit einem fremden Mann und dann auch noch darŸber, dass sie homosexuell ist - da ist gar nicht dran zu denken. Der Iran ist ja ein Land, in dem im allgemeinen nicht so Ÿber SexualitŠt gesprochen wird wie hier und im speziellen geht es hier ja auch noch mal um weibliche SexualitŠt. Und in dieser Kultur lespress ❘ oktober 2005 haben Frauen sowieso schon mal keine SexualitŠt zu haben. Die haben nur MŠnner. Von Anfang an werden Jungs und MŠdchen auch komplett anders erzogen. Jungs kommen auf die Welt und dann singt man Lieder darŸber ãOh mein Goldpimmelchen, oh wie tollÒ und dann spŠter gibt man damit an wie viele Freundinnen er schon hatte - also immer irgendwie positiv. Und bei Frauen ist es genau das Gegenteil. Da wird immer gesagt, bedeck dich, schŠm dich, schŸtze deine JungfrŠulichkeit, die ja letztlich das einzige ist, was sie haben, um verheiratet werden zu kšnnen. ? Wie werden Lesben im Iran wahrgenommen? ! Ich habe im Vorfeld im Internet recherchiert, um zu erfahren wie die Lesben im Iran so leben, aber ich habe nichts gefunden. Die einzige lesbische Iranerin, mit der ich gesprochen habe, kam Ÿber die Regisseurin und die lebt auch schon seit 28 Jahren in Deutschland. Und auch hier erst offen, im Iran war sie verheiratet. Und wenn ich an meine Kindheit denke, habe ich eigentlich immer nur Witze Ÿber Schwule gehšrt. Aber weibliche HomosexualitŠt É? Wie gesagt, das ist etwas, worŸber nicht gesprochen wird. ? Steht auf Homosexualität die Todesstrafe? ! Laut Gesetz ja, aber vollzogen wird sie bis jetzt praktisch nur an MŠnnern, weil die weibliche gibtÕs ja nicht É Aber ich war seit 1987 nicht mehr im Iran. Es ist das Land meiner Kindheit und ich kann auch nur als Au§enstehende berichten. ? Der Film handelt vom Verlust von Identität und davon als Fremde in einem neuen Land anzukommen. Wie war es damals für dich, als 12Jährige von Teheran nach Deutschland zu kommen? Hast du dich da auch in „fremder Haut“ gefühlt? ! Ja, am Anfang sicherlich, weil ich mich unwohl gefŸhlt habe, einfach fremd. Das hatte aber sicherlich bei mir damit zu tun, dass ich 12 war, vorpubertŠr und dann ist es sowieso ganz schrecklich, wenn man seinen Freundeskreis zurŸcklŠsst. Ich hatte gro§e Anpassungsschwierigkeiten. Klimatisch sowieso. Ich hatte auch einen anderen Entwicklungsstand. Im Iran war ich noch Kind und dann kam ich hier in eine sechste Klasse. Da haben halt alle schon geraucht und rumgeknutscht, was ganz normal ist - aber fŸr mich war das der všllige Schock. Und obwohl ich deutsch sprach, zweisprachig aufgewachsen war, eine deutsche Schule besucht hatte und jedes Jahr in den Ferien in Deutschland war, war es enorm schwer fŸr mich, hier Fu§ zu fassen. Deutschland ist ja auch nicht unbedingt das Land, wo man mit offenen Armen Fremde empfŠngt. Wenn das Eis mal gebrochen ist, dann ist gut. Ich wollte eigentlich die ersten vier, fŸnf Jahre nur zurŸck. ? Du trägst beide Kulturen, iranische und deutsche, in dir. Was würdest du sagen ist eher der iranische und was der deutsche Anteil in dir? lespress ❘ oktober 2005 ! Ich denke iranisch ist sicherlich alles in mir, was ums Temperament geht - cholerisch und emotional aus mir rauszugehen. Das ist sicherlich etwas, was Iranern zugeschrieben wird. Dann habe ich natŸrlich auch deutsche Seiten, auf die ich sehr viel Wert lege. Eine bestimme ZuverlŠssigkeit, eine bestimmte Ernsthaftigkeit. Und ich mag auch die deutsche Sprache sehr gerne. ? Obwohl Fariba/Siamak in dem Film nicht so temperamentvoll und überschäumend sonder eher zurückhaltend rüberkommt … ! Das hat den Grund, dass sie sich nicht verraten darf und deswegen auch wenig spricht. Und dann gibt es natŸrlich auch die gro§e melancholische Seite bei den Iranern. ? Was hat dich daran gereizt, die Rolle von Fariba/Siamak zu spielen? ! Das ist eine klassische Hosenrolle. Das ist die totale Herausforderung, dass meine eine absolute Fremdfigur spielen muss. Aber fŸr mich war einfach die Figur sehr spannend, diese Zerrissenheit, der †berlebensdrang, dass sie nicht aufgibt. Fariba ist ja wahnsinnig zŠh, und so etwas ist immer spannend fŸr mich. Gerade bei Frauenrollen, die ja traditionell eher mit Opfergeschichten besetzt sind und meistens dann auch resignieren. Und gerade fŸr mein Alter sind gute Frauenrollen eher dŸnn gesŠt. ? Wie hast du dich auf deine männliche Rolle vorbereitet? Gerade auch, weil sie ziemlich detailgenau auf den Verkleidungsritus eingeht: Brust abbinden, Hemd zuknöpfen damit man den Adamsapfel nicht sieht, Bart stylen, Gang, Habitus - alles Dinge, die man in einem Drag-King-Workshop erlernen kann. ! Ich kšnnte jetzt ja Legendenbildung machen. Es wŠre wahrscheinlich schlauer ich kšnnte jetzt sagen ãIch habe als Drag King gelebt und so weiterÒ. Aber es ist ganz einfach. Ich habe einen Bruder, der ist ein Jahr Šlter, und im Prinzip habe ich einfach den kopiert und ein bisschen meinen Vater. Obwohl die Regisseurin mich manchmal korrigieren musste, wenn ich zu weiblich war. Dann kamen wir darauf, dass MŠnner einen fester ansehen, wenn sie sprechen, weniger mit dem Blick ausweichen als wir Frauen es tun. Und es funktioniert. Sobald du fester guckst, wirkst du mŠnnlicher. Aber die Rolle war eine uneitle Rolle, denn mir die Haare abzuschneiden war schon ein gro§es Opfer fŸr mich. Ich bin ein richtiges Hippiekind. ? Die Regisseurin Angelina Maccarone hat sechs Jahre für den Film recherchiert. Wie lange hast du daran gearbeitet? ! Also ich bin zwei Jahre dabei gewesen. Habe immer wieder rumgemeckert an dem Buch, wir haben uns viel zu Proben getroffen, viele Probeaufnahmen gemacht, viel improvisiert. Es ist immer gut, wenn Schauspieler so frŸh zu einem Film kommen. Man beschŠftigt sich zwei Jahre lang mit dieser Person und einem wird die Rolle immer mehr auf den Leib geschrieben. ? Was waren für dich die schwierigsten Momente und die schönsten Momente im Film? ! Was ich allgemein immer wahnsinnig schwierig finde, weil es anstrengend ist, sind Heulszenen, wenn jemand begraben wird oder wenn du einen Toten findest. Das finde ich wahnsinnig unangenehm, weil man sich ja da reinbegeben muss und das macht ja kein Mensch gerne. Und das kostet sehr viel Energie. Und ich hatte fast jeden Tag eine superdramatische Szene zu drehen. Was ich sehr schšn finde, sind die Szenen zwischen Anneke und mir. Und es war sehr fraglich, ob wir das hinbekommen wŸrden, zumal wir uns bei den Proben eigentlich Ÿberhaupt nicht verstanden haben. Aber das ist jetzt wieder das Tolle, denn ich habe selten in meinem Leben mit so einer begabten Kollegin gespielt. Und man muss nicht unbedingt beste Freunde sein, um trotzdem gut zusammen spielen zu kšnnen. Sie ist einfach eine ganz tolle Schauspielerin. Man muss ihr nur in die Augen gucken und reagieren, denn es ist alles wahrhaftig, was sie macht. Das ist fŸr mich besonders spannend an dem Film, wie sich das mit uns entwickelt. Dagmar Trüpschuch 29 interview Angelina ist zurück Interview mit Angelina Maccarone, der Regisseurin von ‚Fremde Haut’ Sieben Jahre war Ruhe im Kasten. Der letzte Film von Angelina Maccarone ‚Ein Engel schlägt zurück’ wurde 1998 im Fernsehen ausgestrahlt. Der Film über eine Frauenfreundschaft war ebenso ein Publikumserfolg wie der im selben Jahr fertiggedrehte Film ‚Alles wird gut’ und der Dauerbrenner aus dem Jahre ‘94 ‚Kommt Mausi raus’. Jetzt ist Angelina Maccarone zurück. Sie hat sich nicht etwa sieben Jahre Kreativpause gegönnt, sondern an ihrem neuen Film ‚Fremde Haut’ gearbeitet, einem Kinofilm, der im Oktober sowohl bundesweit im Kino als auch auf den Hamburger Filmfestspielen und diversen Queerfilmfestivals läuft. (siehe Besprechung). Zurzeit dreht Angelina Maccarone in Hamburg ihren neuen Film. Einen Tag Drehpause nutzte sie zu einem Heimaturlaub in Berlin und einem Interview mit lespress: ? Was hat dich dazu bewogen, einen Film über eine Frau zu schreiben und zu drehen, die aufgrund ihrer Homosexualität ihre Heimat verlassen muss? ! Judith und mich hat die Frage beschŠftigt: Was macht die IdentitŠt eines Menschen aus? Was bleibt, wenn jemand alles verliert, worŸber wir uns definieren? Familie, Freunde, Zuhause, Kultur, Beruf, Sprache... Das passiert jeden Tag ganz vielen Menschen, die ihre Heimat verlassen mŸssen. Das Thema sexuelle IdentitŠt spielt auch eine gro§e Rolle. Fariba muss den Iran verlassen, weil 30 lespress ❘ oktober 2005 HomosexualitŠt dort nicht nur ein gro§es Tabu darstellt, sondern sogar unter Todesstrafe steht. Dass sie eine MŠnnerrolle annehmen muss, um in Deutschland bleiben zu kšnnen ist eine weitere Zuspitzung. ? Du hast schon in deinen anderen Filmen mit Kamerafrau Judith Kaufmann gearbeitet, nun habt ihr auch zusammen das Drehbuch geschrieben. Was hat es für Vorteile mit der Frau, die die „Augen des Films“ hat, zusammen am Drehbuch zu arbeiten? ! Wir haben bei den anderen Filmen viel Ÿber die Geschichten gesprochen, als es um die filmische Umsetzung ging. Dabei ist mir Judiths dramaturgische Klugheit aufgefallen und ich hatte Lust, etwas von Anfang an mit ihr gemeinsam zu entwickeln. Das hat gro§en Spa§ gemacht. Beim Schreiben ist der Fokus allerdings ein anderer. Die Geschichte diktiert wichtige Elemente. Wir haben irgendwann entsetzt festgestellt, dass wir uns eine ganze Reihe ãunattraktiverÒ und schwieriger Drehorte hineingeschrieben haben: BŸros, Auffanglager, FlŸchtlingsheim. Nicht gerade der Traum fŸr szenische Auflšsung, aber unerlŠsslich fŸr die Geschichte. ? Hattest du beim Schreiben des Drehbuchs schon im Kopf, mit Jasmin Tabatabai zu drehen, weil sie im Iran geboren wurde und Farsi spricht? Oder wieso hast du dir den Iran ausgesucht? ! Iran ist eines von vier LŠndern, in denen auf HomosexualitŠt die Todesstrafe steht. Jasmin tauchte ziemlich bald als Mšglichkeit auf, aber nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sie in Teheran geboren ist. Ich wollte schon bei âEin Engel schlŠgt zurŸckÕ mit ihr arbeiten, das ging aus zeitlichen GrŸnden nicht. Dass sie Farsi spricht kam als weiterer Vorteil dazu. ? Wie hast du die Geschichte von Fariba recherchiert? Auf welche Erfahrungen, welches Wissen konntest du zurückgreifen? ! Ich habe alles gelesen, was ich zum Thema finden konnte. âFremde HautÕ ist ja auch ein Film Ÿber Deutschland und deutsche Asylpolitik. Die Quellen widersprechen sich teilweise, Gesetze und Regelungen verŠndern sich, manches ist Bund-, anderes LŠndersache. Es ist ein Paragraphendschungel. Selbst die BGS-Beamten, mit denen wir natŸrlich auch gesprochen haben, mussten zugeben, dass es kompliziert ist, da durchzublicken. Ich habe fast den Eindruck, das ist Absicht. Es war auch nicht so leicht, eine iranische Lesbe zu finden, aber durch den einen Kontakt kamen dann weitere. Diese GesprŠche waren sehr wichtig und aufschlussreich. ? Du hast ein gutes Gespür dafür, die Enge der Provinz darzustellen - in diesem wie auch in deinen anderen Filmen. Was verbindet dich damit? ! Ich komme selber aus der Provinz und hatte so lange ich denken kann Fluchttendenzen. ? Deine Filme handeln alle in irgendeiner Art von Fremdsein. Am vordergründigsten in ‚Ein Engel schlägt zurück’ und jetzt in ‚Fremde Haut’. Warum ist das so ein Thema für dich? ! Vielleicht ist das Thema eher Zugehšrigkeit. Dazugehšren wollen. Aber dann doch nicht ganz, eben der Enge der Provinz entfliehen zu wollen. Das kennen bestimmt viele Menschen. Als ãGastarbeiterkindÒ habe ich mich zusŠtzlich immer als irgendwie anders empfunden. Der Name war das sichere Indiz, auch wenn ich hier geboren bin und nicht mal Italienisch spreche, wurde ich oft fŸr meine deutschen Sprachlespress ❘ oktober 2005 kenntnisse gelobt. ? Ich finde es gibt einen sehr großen Schritt zwischen deinen vorherigen Filmen, die Produktionen fürs Fernsehen waren, und deinem ersten Kinofilm „Fremde Haut“. ! FŸr mich spielt âFremde HauÕÒ in einer ganz anderen Liga als die TV-Produktionen. Was ist passiert? Sowohl ãKommt Mausi rausÒ als auch ãAlles wird gutÒ sind Geschichten Ÿber Coming-Out und gro§e Lieben im Jugendwahn. ãFremde HautÒ dagegen ist erwachsen, politisch und nicht mehr so locker-leicht wie die anderen Filme É NatŸrlich ist mein Bestreben, mich weiterzuentwickeln, und wenn du das so empfindest, freut mich das. Ich war ja nicht auf der Filmschule. Mein ã†benÒ fand šffentlich statt. âMausiÕ war eine gro§e Chance. Das war damals der Film, den ich gerne gesehen hŠtte. Da war ich 27 und das Thema Coming-Out war wichtig. Ich habe die Komšdienform gewŠhlt, um zu zeigen, wie absurd dieser ganze Bekenntnis-Vorgang ist. Lesben, die als tragische Figuren durch die Filmgeschichte geistern und ihr Begehren mit dem Leben bezahlen, brauchten meiner Meinung nach dringend ein positives Gegengewicht. Das habe ich durchaus auch als politisch empfunden. Der politische Fokus und ernstere Ton in âFremde HautÕ sollen ja andererseits die Schaulust nicht mindern. GefŸhle, emotionale Identifikationsangebote, sind im Kino das Wichtigste fŸr mich. ? Du hast großartige Schauspielerinnen für den Film gewählt. Warum die Wahl auf Jasmin Tabatabai fiel, hast du eben erklärt. Was hat dich dazu inspiriert, Anneke Kim Sarnau zu casten? ! Auch Anneke hatte ich schon fŸr eine Rolle in einem anderen Film vorgesehen, der sich dann aber auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Die Vorstellung, sie und Jasmin als Paar zu besetzen fand ich aufregend. ? Was war für dich die größte Herausforderung am Dreh zu „Fremde Haut“? ! Ich hatte vorher Bedenken, einen Teil des Films in einer Sprache zu drehen, die ich selber nicht spreche. Trotzdem war es dann beim Drehen fŸr mich sehr klar nachvollziehbar, wann welcher Satz gesprochen wurde, weil Jasmin und Navid (der den Siamak spielt, dessen IdentitŠt sie nach seinem Selbstmord annimmt) tolle Schauspieler sind, und ich den Emotionen folgen konnte. Die mŠnnliche Verkleidung hat mich auch lange beschŠftigt. Wie wir das glaubhaft machen kšnnen. Welches KostŸm, welche Maske, welcher Habitus. Das war eine Gratwanderung. ? Du drehst jetzt gerade in Hamburg an einem neuen Film. Was ist sein Thema? ! Der Titel ist âVerfolgtÕ. Das Buch hat Susanne Billig geschrieben. Es geht um eine 50-jŠhrige BewŠhrungshelferin die sich auf eine S/MAffŠre mit ihrem minderjŠhrigen Probanden einlŠsst. Sie fŸgt ihm Schmerzen zu und entdeckt darin ihre eigene Verletzlichkeit. FŸr diese IntensitŠt und diesen Aufbruch riskiert sie ihr gesichertes Leben. Dagmar Trüpschuch 31 auszug Lesben und ihre Ex-Geliebten - nun auch als Buch Im Duden steht „ex-“ zwischen „Ewigkeit“ und „exakt“, und das trifft die Sache für Lesben meist im Kern: „Wir dachten, unsere Liebe sei für die Ewigkeit, und dann dauerte sie exakt drei Jahre, fünf Monate und zehn Tage.“ Wir haben die serielle Monogamie vielleicht nicht erfunden, aber zur Hochkultur entwickelt und glauben jedesmal aufs neue nicht an die Endlichkeit der Liebe. In der Folge ist die Spur unserer Liebesbiographie gesäumt von den vielen, die einmal auf ewig unser waren - die Ex ist aus dem lesbischen Leben und Lieben nicht wegzudenken. Sie wird innig geliebt, umhegt, gepflegt und von der neuen Geliebten oft verwünscht und gefürchtet. Doch was ist es, das zwei Frauen verbindet, die erst die Liebe und dann das Drama einer Trennung miteinander durchlebt haben? Ist es sentimentale Nostalgie, Freundschaft oder immer noch Liebe? 32 lespress ❘ oktober 2005 ilke Buttgereit beleuchtet in ihrem gerade erschienenen Buch ãAuf ewig war ich Dein. Lesben und ihre Ex-GeliebtenÒ die enorme Bandbreite der Beziehungen zur ehemals geliebten Frau und macht eine lebendige Ex-Kultur sichtbar: Modern und zeitgemŠ§ knŸpfen lesbische Frauen Beziehungsnetze, in denen vielfŠltige LebensentwŸrfe ihren Raum finden. Silke Buttgereit, Jahrgang 1966, schreibt fŸr diverse Medien Ÿber Schlager, Autos, Frauen und andere Leidenschaften. In den 90er Jahren war sie Mitherausgeberin des Berliner FemZines BLAU, verlegte sich spŠter aufs Internet und grŸndete die Webagentur TXT. Sie lebt und arbeitet als Webagentin und freie Autorin in Berlin. Aus dem Kapitel: Ex-Geliebte und neue Geliebte (leicht gekürzter Text) S Ein Ex-Telefonat (Etwas aufgeregt.) - Wie findest du sie denn? (Schweigen.) - Warum fragst du das? (Leichte Panik.) - Na, einfach so, du hast sie doch jetzt kennengelernt. (Pause.) - Ja, aber was willst du hšren? (Ruhig bleiben.) - Gar nichts, ich dachte nur, wir hatten einen netten Nachmittag miteinander und du fandest das vielleicht auch. (Enerviert.) - Ach, ich soll dir jetzt sagen, dass sie nett ist? (Stottern.) - Ja. Nein. Aber du warst doch so neugierig, wie sie ist. Und jetzt hast du sie kennengelernt. (Vernünftig.) - Ich habe sie kennengelernt, aber was willst du nach den zwei Stunden schon wissen? (Ganz ruhig.) - Es hŠtte mich einfach interessiert, wie du sie findest. (Aus dem Hinterhalt.) - Was mich Ÿberrascht hat, war, dass du dich seit neuestem fŸr Standardtanz interessierst. Das fandest du doch bisher immer albern. (Achtung!) - Man kann sich ja auch Šndern. (Weisheit.) - Man muss aber auch aufpassen, dass man sich nicht zu sehr anpasst oder gar verliert. (Paroli bieten.) - Was du gleich wieder in den Dingen siehst. (Aha.) - So habe ich mir das gedacht. Du mšchtest etwas von mir wissen und wenn ich dann tatsŠchlich etwas sage, ist es auch wieder nicht recht. (Raffiniert ausweichen.) - Ich habe dich auch nicht gefragt, wie du mich findest, sondern wie du sie findest. (Denkste.) - Das kann man ja nicht immer voneinander trennen. (Bitte!) - Kannst du nicht einfach auf meine Frage antworten? Wie findest du sie denn? (Bitte ausgeschlagen.) - Ich soll ja doch nur sagen, dass ich sie nett finde. Ich glaube, ich bin nicht die richtige fŸr diese Frage. (Langsam reicht’s.) - Hšr mal, du kennst mich einfach sehr gut, wir sind befreundet, dann kann ich dich doch wohl mal fragen, wie du meine neue Freundin findest. (Mir auch.) - Eben, wir sind befreundet, und ich mšchte das auch gern bleiben. Ich kann doch jetzt nur was Falsches sagen. (Jetzt geht’s los.) - Was hei§t denn hier falsch? Du kannst doch einfach sagen, ich finde sie sympathisch, unsympathisch, hŸbsch, hŠsslich, lespress ❘ oktober 2005 pfiffig, still, geschwŠtzig, was auch immer, irgendwas musst du doch gedacht haben. (Lieber nicht.) - Ach, ich wei§ nicht. (Freundlich.) - Jetzt sag doch! (Entwaffnend.) - Ich glaube, die ist sehr kompliziert. Klugheit und Phantome ãWir kšnnen Ÿber alles reden, nur nicht Ÿber Exen.Ò Diese Ansage, aufgestšbert in einer Frau-sucht-Frau-Kontaktanzeige eines einschlŠgigen MŸnchner Magazins, spricht wohl vielen Frauen aus dem Herzen, erweist sich im wahren Leben aber meist als frommer Wunsch. Ein gewisser Erfahrungsgrad in Liebesangelegenheiten bedingt, dass man keine Frau mehr ohne Vergangenheit und einen ganzen Tross von Exen im Gefolge kennenlernen wird. Die erste Liebe wird frau ab einem gewissen Alter sowieso nie wieder sein. Dass das auch fŸr das geliebte GegenŸber gilt, mag tršsten. Anfangs lŠsst sich noch behaupten, die andere sei zwar nicht die erste, aber die erste gro§e Liebe, und die nŠchste ist die erste wahre Liebe, hernach kommt die, mit der alles ganz anders ist, und schlie§lich vielleicht noch die, mit der man endlich und ganz erwachsen all das lebt, was man in den Beziehungen zuvor gelernt hat. Aber die Superlative erschšpfen sich, und auch das bemŸhte Ringen um Einzigartigkeit kommt in die Jahre. Es geschieht nichts Neues unter der Sonne, und das Wunder der Liebe beschrŠnkt sich dann auf die immerhin erstaunliche Tatsache, dass man immer wieder einen neuen Versuch geschenkt bekommt. NatŸrlich haben die Exen fŸr die Nachfolgerinnen auch ihre TŸcken. Mit etwas GlŸck kann sich eine die Geliebte selbstbestimmt aussuchen und fŠllt nicht nur jedesmal aufs neue auf das von der anderen benutzte ParfŸm, das dem vŠterlichen Rasierwasser so sehr gleicht, herein oder folgt den immer gleichen Reflexen, die ein markantes Profil kombiniert mit der prŠferierten Haarfarbe bei ihr auslšst. Die Exen aber wŠhlt man nicht, die sind schon da und machen sich nach GutdŸnken breit. Dass man im Liebesfalle die ganze Kindheit mitsamt den Eltern der anderen gleich mitgeliefert bekommt und auch die eigenen Eltern auf dem Buckel trŠgt, ist den meisten spŠtestens seit der ersten Therapie kein Geheimnis. Als Gespenster durchdringen sie die WŠnde des Schlafzimmers, reisen mit in jeden Urlaub, lassen beim Zeltaufbau HŠringe verschwinden, stellen bei jeder Autofahrt falsche Stra§enschilder auf, versalzen das Essen und schlagen beim anschlie§enden Streit krŠftig auf die Pauke. Wenn aber vergangene gro§e Lieben sich gleichfalls in Phantome verwandeln und allgegenwŠrtig die neue Beziehung belagern, kann die Sache unŸbersichtlich werden. Was die real existierenden Exen aus Fleisch und Blut angeht, so gebieten Vernunft und Diplomatie eine bedingungslose Adoption - man wird sie als neue Geliebte allemal nicht los. Manchmal nŸtzt es schon, sich darŸber im Klaren zu sein, um diese unumstš§liche Tatsache lebbar zu machen. Wenn sie wieder genau dann am Telefon ist, genau dann vor der TŸr steht, justamente dann eine Krise, die ja so viel Aufmerksamkeit verlangt, einlegt, wenn endlich einmal Zeit sein kšnnte, es richtig nett miteinander zu haben. Wenn sie ihren Jahresurlaub in der 33 ➧ auszug Lesben und ihre Ex-Geliebten Wohnung der Ex verbringt, wenn sie an jedem Geburtstag auf den Punkt genau um Mitternacht anruft und die SektglŠser klanglos in der Luft stehen bleiben. Eine Gebrauchsanweisung Merke - die ganz gro§en Lieben hinterlassen immer Spuren, und die Exen sind die lebende Inkarnation dieser Spuren. Doch die Liebesbeziehung, die die beiden verband, ist Vergangenheit. Alles, was nicht mehr Wirklichkeit ist, gehšrt in die SphŠre der Nostalgie und der Phantome. Phantome jedoch lassen sich nicht mit Argumenten und Wahrheiten verjagen; gegen sie anzukŠmpfen ist sinnlos - wer sie greifen will, langt immer daneben. Gegen Phantome hilft entweder nichts oder die Zeit oder viel Humor. Und ein wenig auch die gelassene Erkenntnis, dass alles erstens nicht zu haben und zweitens auch meist zuviel des Guten wŠre. Alles, das wŠre eine Person mit Haut und Haar und Vergangenheit und Zukunft. Dieses ãAllesÒ wird mit Fortschreiten der Lebenszeit allemal immer weniger, weil ãAllesÒ einen starken zeitlichen Aspekt 34 hat. Mit vierzig kann man nicht mehr ãAllesÒ mit einer Frau leben, denn von dem ãAllesÒ, das eine andere Frau bekommen kšnnte, ist vieles schon gewesen - mit anderen geliebten Frauen. Das erste graue Haar, das sich im mediterranen Sonnenlicht eines wunderschšnen Urlaubs zeigt, wird eine spŠtere Geliebte nicht mehr entdecken kšnnen, wenn eine schon seit Jahren grau ist. Auf das erste eigene Auto wird man nicht mehr zusammen ansto§en, wenn dieses lŠngst verschrottet ist. Eifersucht auf gewesenen Lieben ist auch immer Trauer Ÿber die fortschreitende Lebenszeit. Dieses Bedauern ist der ureigenste Ursprung menschlicher Melancholie, und nichts spricht dagegen, sich ihr zuweilen hinzugeben. Sie sollte aber besser an milden Herbstabenden bei einem Glas Wein und nicht im Umgang mit den Ex-Geliebten der aktuellen Geliebten kultiviert werden. Es gibt jedoch auch den umgekehrten Fall. Dann solidarisieren sich Ex und neue Liebe, und schon hat man den Schlamassel. Die eine Ÿbertrifft die andere in der spitzfindigen Formulierung von SchwŠchen und Charaktereigenschaften der Ex-Frau beziehungsweise neuen Geliebten. Sie entdecken ihre Seelenverwandtschaft, gemeinsame Hobbys, gehen zusammen zum Yoga und lesen die gleichen BŸcher. In Konflikten machen die beiden fŸrderhin gemeinsam Front, weil die eine immer meint, schon zu kennen, was die andere gerade erlebt. Die andere heult sich ihrerseits gern und ausfŸhrlich bei der VorgŠngerin aus und findet dort ach so viel VerstŠndnis. Jetzt wei§ die neue Liebe, dass frau schon immer so bockig, so unsensibel, so begriffsstutzig war, wie ja diese und jene Geschichte aus der Liebes-Vergangenheit mit der Ex beweist. So war die Sache mit der bedingungslosen Adoption nicht gemeint. Bitte im Zusammentreffen von Ex und neuer Geliebter ist Reden Silber und Schweigen Gold. Es gibt bessere Tršsterinnen als die Ex der anderen ... Silke Buttgereit Auf ewig war ich Dein. Lesben und ihre Ex-Geliebten. 160 Seiten, gebunden, Verlag Krug & Schadenberg 16.00 EUR - 28.60 sFr, ISBN 3-930041-49-9 Book Release Party im Oktober in Berlin (s. Terminkalender) lespress ❘ oktober 2005 lespress ❘ oktober 2005 Savin Face Das Leben ist eine Leinwand bewegte bilder D ie fünfte Jahreszeit für cinephile Lesben hat Ende September mit dem Queerfilmfestival in Karlsruhe begonnen und wird voraussichtlich Anfang Dezember mit dem verzaubert-Filmfestival in Berlin enden. Alle VeranstalterInnen zeigten sich ambitioniert, sowohl preisgekrönte Kurz- und Langfilme als auch Filmpremieren auf ihren in ehrenamtlicher Arbeit organisierten Festivals zu präsentieren. Der Spielfilm „Fremde Haut“ von Angelina Maccarone, der auf allen Festivals laufen wird, feiert bei einigen Festivals sogar Premiere vor dem eigentlichen Filmstart am 20. Oktober. Zu sehen sein werden aber auch viele kleinere Produktionen, die einfach Festivalperlen bleiben, wie der mit dem Teddy ausgezeichnete Film ‚Katzenball’ von Veronika Minder, in dem sechs ältere Schweizer Lesben recht amüsant aus ihrem Leben plaudern oder der mit dem Berlinale-Publikumspreis geehrte Kurzfilm der Schweizerin Claudia Lorenz ‚Hoi Maya’, der sowohl im gemischten Kurzfilmprogramm Bremen und den gemischten Kurzperlen in Hannover das Festival eröffnen wird. Der Film zeigt zwei ältere Damen, die sich in einem Frisörsalon treffen und ihre Liebe füreinander wieder entdecken. Die Queerfilm-Saison bietet die einmalige Gelegenheit, sich ein Bild über das internationale, lesbische und schwule Filmschaffen des letzen Jahres zu machen. Alle Festivals bieten interessante Rahmenveranstaltungen an, wie zum Beispiel die Ausstellung der Fotokünstlerin Anja Müller in Bremen oder Rahmenveranstaltungen zu ‚Transgender und Intersexualität’ in Hamburg. Im Folgenden geben wir eine Übersicht aller lesbischen Festivalfilme und über die Veranstaltungsorte in den verschiedenen Städten. Im Heft selber finden Sie die Besprechungen zu zwei Festivalperlen: ‚Fremde Haut’ von Angelina Maccarone und ‚anders leben - Lesben im Alter’, eine Dokumentation von Isabel Rodde, Mitveranstalterin des Perlen-Festivals in Hannover und Autorin von lespress. (dt) 35 ➧ bewegte bilder Annemonenherz Hardcore WAS - WANN - WO Alle lesbischen Filme der Queerfilmfestivals auf einen Blick A KNOCK OUT Die mitreißende Dokumentation beleuchtet den Abstieg der erfolgreichen Profiboxerin Michele Aboro. Vorfilm: 100% WOMAN Die Dokumentation folgt den halsbrecherischen Fahrten der erfolgreichsten kanadischen „Downhill-Mountainbikerin“. Michelle Dumaresque, die früher Michael war. Hamburg: So, 16.10. um 15:00, Studio 1 DOMINATRIX WAITRIX Abgefahrene, kurze, erotischen Clips - Dominatrix Waitrix - Feetish - Der Hammer - Bonne Fete!, - Sarania - Drag Kings On Tour Hamburg: Do, 13.10. 22:30, B-Movie Ginger Snaps GINGER SNAPS Die Teenagerinnen Ginger und Brigitte haben ein morbides Hobby: Sie stellen blutige Todesfälle nach und halten dies auf Fotos fest. Der lesbische Subtext in dem Film ist eher versteckt. Ein Film für gute Nerven. Hamburg: Sa, 15.10. um 22:30, Studio 1 HARDCORE Die beiden Minderjährigen Martha und Nadia arbeiten als Prostituierte bei einer kleinen dreckigen Untergrund-Agentur. Nach zögerlichem Kennenlernen verlieben sich die beiden ineinander und ziehen zusammen. Doch ihre Beziehung ist zum Scheitern verurteilt. Eine Milieustudie, die nur einen kleinen Funken Hoffnung lässt für glückliche Momente am Rande der Gesellschaft. Hamburg: Fr, 14.10. um 22:30, Studio 1 ANDERS LEBEN LESBEN IM ALTER Ein Film über drei selbstbewusste, unkonventionelle Frauen. Hamburg: Fr, 14.10. um 18 Uhr, Studio Hannover: Sa, 29.10. um 17 Uhr Drag Kings On Tour ANEMONENHERZ … aus Freundschaft wird Liebe, doch schon bald bekommt das Traumland Risse... EIN NEUES LAND Das Filmteam begleitet die Berlinerin Astrid und Larissa aus Sibirien über 3 Monate in St. Petersburg und Berlin und zeichnet ein nahes, unspektakuläres Portrait der beiden jungen Frauen und ihrer ungewöhnlich-gewöhnlichen Liebesgeschichte. LUCIE & VERA … es entstehen Eifersucht und Konkurrenz und in einer tragischen Nacht eskalieren die Gefühle... Hamburg: Sa, 15.10 um 13:00, Metropolis Hannover: Fr, 28.10. um 19 Uhr BUTTERFLY In einem Supermarkt trifft die Lehrerin Flavia auf Yip, eine junge Sängerin, die unbeschwert durchs Leben zu gehen scheint. Eine folgenschwere Entscheidung liegt vor Flavia... Bremen: Sa, 15.10. um 18 Uhr Hamburg: So, 16.10. um 15:00, CinemaxX 8 Karlsruhe: So, 2.10. um 20.45 FREMDE HAUT Spielfilm über eine Iranerin, die aufgrund ihrer Homosexualität ihr Land verlassen muss. Bremen: Sa, 15.10. um 20:30 Esslingen: Mo, 3.10. um 19 Uhr / Fr,7.10. um 17 Uhr Hannover: Sa, 29.10. um 19 Uhr, Gast: Angelina Maccerone Hamburg: Sa, 15.10. um 20:15, Metropolis Karlsruhe: Fr, 1.10. um 23 Uhr FUCKING DIFFERENT Lesbische Filmemacherinnen zeigen ihre Vorstellungen von schwuler Liebe, schwule Regisseure zeigen Kurzfilme über lesbische Sexualität. Ein kurzweiliges, spannendes Projekt. Bremen: Fr, 14.10. um 23 Uhr Esslingen: So 2.10 um 21 Uhr Keep Not Silent HIGH TENSION An einem lauschigen Sommertag sind Alex und ihre beste Freundin Marie auf dem Weg zum Landgut ihrer Eltern. Diesen Ausflug möchte Marie nutzen um Alex ihre heimlichen Gefühle zu gestehen. Als die Nacht hereinbricht, hält auch das Grauen Einzug in die friedvolle Umgebung. SplatterMovie. Hamburg: Do, 13. 10 um 22:30, CinemaxX 8 HOI MAYA Kurzgeschichte über zwei ältere Damen, die sich in einem Frisiersalon begegnen und sich ineinander verlieben. PanoramaPublikumspreis, Berlinale 2005. Bremen: Di, 11.10. um 20.30 Hannover: Di, 25.10. um 20 Uhr KATZENBALL Fünf Lesben aus der Schweiz verschiedener Generationen geben Einblick in ihr Leben. Teddy 2005 für den besten Dokumentarfilm: Bremen: Mi, 12.10. um 20:30, Gast: Regisseurin Veronika Minder Esslingen: Mi, 5.10. um 21 Uhr Hamburg: So, 16.10. Joy Of Live 36 The Journey Well... lespress ❘ oktober 2005 um 20 Uhr, Metropolis Hannover: Mi, 26.10. um 21 Uhr Karlsruhe: Sa, 1.10. um 18:30 KEEP NOT SILENT Der preisgekrönte Film dokumentiert drei lesbische Jüdinnen in Jerusalem. Hamburg: So, 16.10. um 17:30, Studio 1 LESBIAN’S SHORTS Esslingen: Sa, 8.10. um19 Uhr Hannover: Di, 25.10. 20 Uhr MAKE A WISHL … ist eine Genreparodie, die mit Klischees und Effekten spielt und sich dabei selbst nicht so ernst nimmt. Gruselthriller. Hannover: So, 30.10. um 19 Uhr, NACHBARINNEN Ein präzises und durchaus humorvolles Porträt einer Frau, die sich von der Welt zurückgezogen hat, bis ihre lebenslustige Nachbarin auf der Flucht vor der Polizei bei ihr Unterschlupf sucht. Esslingen: Do 6.10. um 19 Uhr Karlsruhe: So, 2.10. um 16 Uhr ROUND TRIP „Round Trip ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die viel vom Alltag und Überlebenskampf in Israel erzählt. Ein Film mit zwei beeindruckenden Schauspielerinnen, der soziale Themen direkt, unsentimental und doch leichtfüßig anpackt.“ Bester Film beim Lesbisch-schwulen Filmfestival Turin 2004 Hannover: Do, 27.10. um 21 Uhr SAVING FACE Die chinesischstämmige New Yorkerin Wil verliebt sich in die Balletttänzerin Vivian, was sie vor den Augen der Gesellschaft verborgen halten muss. Doch plötzlich steht ihre Mutter, unehelich schwanger und von der community geächtet, vor der Tür und sucht Unterschlupf. Hamburg, Di 11.10. 19:30 Eröffnungsfilm SÉVIGNÉ Für die angesehene Theaterregisseurin Júlia Berkowitz wird die neue Produktion mit der unbekannten Autorin Marina zu einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihre bestehenden Beziehungen geraten ins Wanken und Marina zieht sie immer mehr in ihren Bann Hamburg: 12.10. um 20:15, CinemaxX 8 SOME REAL HEAT Wunschfilm: Sechs Frauen vom Fire-Department San Francisco erzählen über ihren Alltag als Feuerwehrfrau. Hamburg: Sa, 15.10. um 17:30, B-Movie, THE AGGRESSIVES Im Jahr 1999 traf Daniel Peedle auf eine Gruppe von schwarzen Lesben, die sich selbst „The Aggressives“ nannten. Peedle begleitete die einzelnen Frauen fünf Jahre lang mit der Kamera. Hamburg: Mi, 12.10. 22:30, Metropolis THE JOURNEY - SANCHARAM Aus der langen Freundschaft der Nachbarsmädchen Kiran und Delilah entsteht eine heimliche Liebe, die zahlreiche Hindernisse zu überwinden hat. Ein Film von der Kraft und Macht indischer Frauen inmitten gesellschaftlicher Zwänge. Bremen: Do, 13.10. um 18 Uhr Hamburg: Mi, 11.10. um 18:00, CinemaxX 8 THE JOY OF LIFE Vom Vergnügen wie auch von der Verzweiflung am Leben handeln die zwei Erzählungen dieses Films. Zuerst berichtet Harriet „Harry“ Dodge über das Leben als butch dyke in San Francisco, im zweiten Teil steht die Geschichte der Golden Gate Bridge, einer der bekanntesten Suicide Spots der USA, im Mittelpunkt.. Hamburg: Sa, 15.10. um 20:15, B-Movie TRANSFAMILY Ein sensibles und humorvolles Portrait zweier Männer, die als Frauen geboren wurden. HALBES LEBEN Vor der Kamera berichten drei Schwule, eine Lesbe und eine Transsexuelle offen über ihre Erfahrungen im Alltag. Hannover: So, 30.10. um 15 Uhr WEIBLICHE JUNGEGESELLEN Norrtullsligan ist das schwedische Wort für „weibliche Junggesellen“ und ein sprachlich etwas verdrehter Begriff für Frauen, die sich in den 20er und 30er Jahren selbstständig durchs Leben schlugen. Stummfilm von 1923 mit Klavierbegleitung Bremen: So, 16.10. um 18 Uhr Hamburg: So, 16.10. um 11 Uhr, Metropolis ZERO DEGREES OF SEPERATION Flanders dokumentiert den Alltag zweier homosexueller israelisch-palästinensischer Paare in Israel und zeigt dabei, wie sehr das Private politisch wird, wenn Beziehungen die Erwartungen der Gesellschaft nicht einhalten. Hamburg: Sa,15.10. um 20:15, Studio 1 FESTIVALADRESSEN: BREMEN: 12. queer film festival 11. - 16. Oktober www.queerfilm.de Kino 46 Waller Heerstrafle 46 28217 Bremen ESSLINGEN: 18. QueerFilmFestival 2. 8. Oktober www.koki-es.de Kommunales Kino Esslingen Maille 4 9 78728 Esslingen HAMBURG: 16. Lesbisch Schwule Filmtage 11. 16. Oktober www.lsf-hamburg.de Metropolis Dammtorstr. 20a 20354 Hamburg Passage Mönckebergstr. 17 20095 Hamburg b-movie Brigittenstr. 5 20359 Hamburg CinemaxX Dammtorplatz 1 20354 Hamburg HANNOVER: 8. Perlen 2005 25. 30. Oktober www.filmfest-perlen.de Kommunales Kino Sophienstr. 2 30159 Hannover KARLSRUHE 12. lesbisch-schwule Filmtage 27. September - 2. Oktober www.filmtage-karlsruhe.de Prinz-Max-Palais Akademiestr. 38a 76133 Karlsruhe (dt) Zero Degrees lespress ❘ oktober 2005 Sevigné 37 bewegte bilder E I N E H O M M A G E A N S Ä L T E R W E R D E N Eigentlich ist es klar, dass frau im Alter anders leben muss, wenn sie schon ihr ganzes Leben lang anders war. Aber so anders ist ihr Leben im Alter halt auch nicht, oder nur in dem Maße, wie sie es selber als anders empfindet oder wie es sich an das Leben anschließt, das frau Ein Dokumentarfilm von Isabel Rodde vorher geführt hat. ANDERS LEBEN LESBEN IM ALTER Ÿr alle von uns eine gro§e Frage, wie es wohl im Alter aussehen wird, welche Lebensform wir wŠhlen werden. Wahrscheinlich eine noch grš§ere Herausforderung fŸr diejenigen, die nicht mit der SelbstverstŠndlichkeit der Andersartigkeit, der HomosexualitŠt in ihrer Jugend leben konnten, wie die nach 1980 geborenen. Die Filmemacherin Isabel Rodde hat drei lesbische Frauen zwischen 60 und 80 zu ihrem Leben interviewt, sie zeigt, wie sie heute leben und wie sie frŸher gelebt haben. Mit Fotos und Home-Videos begibt sie sich gemeinsam mit ihren Interviewpartnerinnen auf Zeitreise. F Christel Rieseberg aus Berlin war die erste Frau, die in Berlin eine Frauenkneipe eršffnet hat. Schon Anfang der 70er Jahre. Danach bewirtschaftete sie die legendŠre Frauendisco ãDie ZweiÒ und spŠter die Frauenkneipe ãDineloÒ, die sie gemeinsam mit ihrer LebensgefŠhrtin fŸhrte. Nun ist sei nicht mehr im Berliner Nachtleben zu Hause, sondern ist mit ihren weit Ÿber 70 Jahren an die NordseekŸste gezogen, wo sie seit Jahren mit ihrer Freundin eine Frauenpension leitet. Somit ist sie dem Gastro-Gewerbe treu geblieben. Allerdings kann sie es sich auch nicht leisten, sich auf ihr Altenteil zurŸckzuziehen. Arbeiten bis ans Lebensende ist die Konsequenz immer ein anderes Leben und sich nicht um die BŸrokratie in Form von Renteneinzahlungen gekŸmmert zu haben. Aber auch wiederum Zukunftscredo fŸr viele von uns, ob KŸnstlerin, selbststŠndig, geringfŸgig beschŠftigt oder arbeitslos, nicht genŸgend fŸr das Alter vorgesorgt zu haben. Auch Hannelore Keydel war schon immer anders, sagt sie. Als Bundestrainerin sowieso und als lesbische Bundestrainerin besonders. Die ehemalige DDR-Leistungssportlerin hatte mit Mitte 30 ihr Coming-Out, lernte ihre gro§e Liebe kennen und zog mit ihr in ein Reihenhaus auf dem Land mit Blumenbeet, TanzvergnŸgen und Dorffesten. Gar nicht so anders wie die anderen, die auch dort leben, anders nur aufgrund ihrer SexualitŠt und mutig genug ãesÒ mittenmang in der Provinz zu tun. 38 Wirklich anders und mit einem starken Bruch in ihrem Leben lebt Wienke Zitzlaff. Sie war eigentlich schon immer lesbisch. Nur zwischendurch mal nicht, weil sie keine Frau zum lieben fand, aber einen netten Mann. Aber irgendwann kam die Trennung und damit auch das Frauenliebenleben wieder. Aber nur versteckt, denn die Direktorin einer Sonderschule konnte und wollte ihren Job nicht riskieren. HŠtte es sie wahrscheinlich auch gekostet - in den Zeiten vor Wowereit, Westerwelle und Co. Nun aber ist sie auf Rente und lebt in Hannover in einem Lesbenprojekt. Ganz offen, ganz lesbisch, ganz glŸcklich. Und sie hat noch einiges mehr aus ihrem Leben zu erzŠhlen. Obwohl sie den Schritt zum Coming-Out nicht wagte, war sie ihr Leben lang politische Aktivistin. Aber das liegt in der Familie - doch das, das will sie Ihnen selber erzŠhlen. Dagmar Trüpschuch Vorführungen Queerfilmfestivals in Hamburg und Hannover und 13.10.05 in Verden 23./24.10.05 in Weiterstadt 05.11.05 in Münster DVD Stiftung Leben und Umwelt, Heinrich-Bšll-Stiftung Niedersachsen Schuhstr. 4 30159 Hannover Tel.: 0511 / 301857-11 E-Mail: info@slu-boell.de Ankauf fŸr ausschließlich private Verwendung: 15,00 EUR plus 1,50 EUR Porto lespress ❘ oktober 2005 filmtipp des monats Die Frau an ihrer Seite Ulrike Folkerts ist „Die Leibwächterin“ Als Mona unbeobachtet ist, fotografiert sie Johannas Unterlagen. Endlich kann sie sich bei dem Erpresser freikaufen. 40 Die Ankündigung klingt gut: Barbara Rudnik und Ulrike Folkerts als Liebespaar in einem Politthriller. Rudnik als mutige EU-Politikerin, die gegen Tabaksubventionen kämpft, Folkerts als ihre Leibwächterin. Tatsächlich gelungen ist die Besetzung gegen den Strich: Die Leibwächterin ist hetero und geschiedene Mutter eines Sohnes, die Politikerin eine Lesbe, die in Scheinehe lebt. Und sich in die Leibwächterin verliebt. Mona (Ulrike Folkerts) und ihr Sohn Philip (Marco Bretscher-Coschignano) lespress ❘ oktober 2005 Mona muss geschockt mitansehen, wie ihre Klientin Johanna attackiert wird. Die Politikerin Johanna Sieber (B.Rudnik) ahnt nicht, in welche Gefahr sie ihre Forderung zur Abschaffung der EU-Tabaksubventionen bringen. Sie geht weiter ihren Geschäften nach. L Mona gesteht Johanna ihren Verrat. Doch diese schwebt noch immer in Lebensgefahr. eider fŸhrt der Aspekt, unter dem dieser ZDF-Fernsehfilm, vermarktet wird, in die Irre. ErzŠhlt wird zuallererst die Geschichte von Mona Dengler, der LeibwŠchterin. Sie war frŸher beim BKA und hat sich aus der Asservatenkammer Heroin beschafft, um an reinen Stoff fŸr ihren sŸchtigen Sohn zu kommen. Das macht sie erpressbar. Monas schwachen Punkt nutzen dunkle HintermŠnner der Tabakmafia aus. Die LeibwŠchterin soll ein Attentat auf die Politikerin ermšglichen. Die Figur der verschlossenen, verunsicherten Mona hat Tatort-Autor Harald Gšckeritz eigens fŸr Ulrike Folkerts entwickelt. ãDie Rolle bietet mir endlich die Chance, eine andere Seite von mir zu zeigen. Ich bin es diesmal, die sich mit eigenen Konflikten auseinandersetzen muss, und begegne nicht Menschen mit Konflikten, wie es Lena Odenthal im Tatort dauernd passiertÒ, sagt sie. Dass Mona Dengler die Probleme meistert, ist genrebedingt vorhersehbar, aber spannend zu verfolgen, sowohl der Kampf um ihr Kind und die Auseinandersetzung mit dem Ex-Mann als auch das Ringen mit dem absto§enden Handlanger der Tabakindustrie. Dagegen ist ãDie LeibwŠchterinÒ definitiv ãkein Film Ÿber Frauenlie beÒ, sagt Ulrike Folkerts, auch wenn sie es spannend fand, ãeine Frau zu spielen, die plštzlich damit konfrontiert wird, dass eine andere Frau etwas fŸr sie empfindet, und die zunŠchst gar nicht damit umgehen kann.Ò. Diese Liebesgeschichte aber wird nur nebenbei erzŠhlt. ãWir wollten das Thema nicht skandalisieren, sondern es sollte NormalitŠt seinÒ, erklŠrt Produzent Christian Granderath. So weit einverstanden. Zum Nebenaspekt wird aber auch das, was anfangs der Motor des Films zu sein scheint, der mutige Kampf gegen die Tabakindustrie. Die Politikerin Johanna Sieber ist auf ein paar Statements reduziert, die realitŠtsnah recht formelhaft ausfallen. Vor dem gro§en Essen mit den Landwirtschaftslobbyisten beschŠftigt Johanna Sieber vor allem, warum Mona plštzlich so kŸhl ist. Den entscheidenden Verhandlungserfolg um die Mehrheit im Ausschuss erzielt dann ein smarter Mitarbeiter der Politikerin. Wie Kai aus der Kiste sind ãdie FranzosenÒ plštzlich doch fŸr die Streichung der Subventionen. ãDie Geschichte mit der Politik kommt zu kurzÒ, rŠumt Regisseur Markus Imboden ein. Gern hŠtte er den Film noch zehn Minuten lŠnger gemacht. ãAber das geht nicht, denn um 21.45 Uhr kommt die nŠchste Sendung.Ò Es war dann eine bewusste Entscheidung, sich auf den LoyalitŠtskonflikt der LeibwŠchterin zu konzentrieren. Schšn erfasst ist auch die Seelenlage ihres GegenŸbers, einer mŠchtigen Frau, die HŠrte gelernt hat, aber nicht hart sein will. Die keine Kompromisse macht, aber NŠhe braucht. Den schšnsten Moment hat der Film, wenn ihr Scheinehemann bemerkt: ãDu magst sie. Wei§t ganz genau, von wem ich rede.Ò Da wird Barbara Rudniks Blick ganz weich und ihr LŠcheln leuchtet. Susanne Ehlerding Mona und Johanna verbringen ein gemeinsames Wochenende in einer kleinen Pension. Dort kommen sich die beiden Frauen näher. ZDF, 17. Oktober, 20.15 Uhr Photos: ZDF/Hermann Ebling lespress ❘ oktober 2005 41 fern sehen Donnerstag, 20. Oktober 2005, 20.15 Uhr, WDR schule und benštigt dringend Geld, um sich Stoffe fŸr eine wichtige Modenschau zu kaufen. Natascha, eine verwšhnte Studentin, will nach New York ziehen. Da ihre Mutter ihr kein Geld geben will, stiehlt Natascha zu Hause eine wertvolle Ikone. Mit gestohlenen Stoffen auf der Flucht, rennt Julie zeitgleich mit Natascha Ÿber die Stra§e. Ein Auto weicht Julie notgedrungen aus, trifft dafŸr Natascha tšdlich. Im Sterben bittet Natascha Julie, die Ikone zurŸckzubringen. Julie sieht in der Ikone jedoch die Rettung fŸr ihre Modeschau und beschlie§t, sie zu versetzen. Aus Angst um ihren Seelenfrieden mischt sich Natascha nun als Geist in Julies Leben ein. ZunŠchst ist Julie nur wenig begeistert von ihrer neuen stŠndigen Begleiterin. Doch schon bald entwickelt sich eine Freundschaft und die beiden merken, dass sie als Team unschlagbar sind... Drehbuchautorin, Produzentin und Regisseurin Bettina Wilhelm erzŠhlt mit ihrem au§ergewšhnlichen Film Ÿber die Seelenverwandtschaft von Julie und Natascha die Geschichte einer Frauenfreund- schaft erfrischend neu. ãJulies GeistÒ wurde 2002 beim WorldFest Houston, dem drittŠltesten Filmfestival Nordamerikas, als bester Spielfilm ausgezeichnet So., 23. Okt., 23.45 Uhr, K 1 Thelma & Louise TV-TIPPS OKTO Tatort - Gewaltfieber Eine Tat wie im Gewaltrausch: Im Lehrerzimmer eines Gymnasiums werden die Leichen von drei Lehrern und einem SchŸler gefunden, durch ein Dutzend SchŸsse getštet. Nicht nur Jacky BrŠutigam, der die Toten gefunden hat, auch Lena und ihr Team sind von dem Anblick erschŸttert. Die Waffen liegen neben dem SchŸler Paul Cordes. Damit scheint offensichtlich, wer der AmokschŸtze war. Lena Odenthal hšrt nicht auf, nach Motiven und HintergrŸnden zu fragen. Sie ist sicher, dass etwas vertuscht werden soll und fragt sich, ob Paul wirklich der einzige TŠter gewesen ist. Zu Koppers †berraschung gibt eine weitere Untersuchung der Spuren ihr recht: Paul Cordes ist ermordet worden. Fr., 21. Okt., 00.35 Uhr, VOX Julies Geist Thriller Deutschland/Schweiz 2001 Julie besucht eine Modeschšpfer- 27.10., Line Hatland 42 Frauengruppe um Dorothee von Gagern (Mitte, Hexenname: Sirilya): Zurück zur Natur, Kräuterweisheiten, Tanz und feministische Ideale, 30.10.) Sa., 22. Okt., 22.40 Uhr, Arte Die Dirigentin Simone Young Von Australien an die Alster Simone Young ist 1961 in Sydney geboren und studierte bereits mit 15 Jahren Komposition und Klavier am Sydney Conservatorium. 1987 ging sie nach Deutschland, um zunŠchst als Korepetitorin an der Kšlner Oper zu arbeiten. In Berlin, Bayreuth und Paris assistierte sie dann Daniel Barenboim, der ihr zum kŸnstlerischen Durchbruch verhalf. Von 2001 bis 2003 war sie Generalmusikdirektorin des Opernhauses Sydney. Seit der Spielzeit 2005/2006 ist sie Intendantin und Generalmusikdirektorin der Hamburgischen Staatsoper und damit Chefdirigentin der Philharmoniker Hamburg. Das Pendeln zwischen den Kontinenten gehšrt fŸr die temperamentvolle Musikerin zum Beruf. Der Film begleitet Simone Young auf einer Reise von Europa nach Australien und wieder zurŸck. An berŸhmten OpernhŠusern wie der Wiener Staatsoper, der Berliner Staatsoper Unter den Linden und der Sydney Opera beobachtet das Kamerateam die Arbeit der vielseitigen KŸnstlerin vor und hinter den Kulissen. Ob auf dem Podium oder im Interview - ihre Ausdruckskraft ist bezwingend, ihre Begeisterung ansteckend. Im Film erzŠhlt sie von ihrer Arbeit mit Orchestern und SŠngern, von den Herausforderungen ihres Dreifachpostens als Intendantin, Generalmusikdirektorin und Chefdirigentin in Hamburg, von den Geheimnissen der Dirigierkunst und von ihrer Heimat Australien. Wenn die Superstars der Klassikszene Ÿber ihre Erfahrungen mit Simone Young berichten, geraten sie schnell ins SchwŠrmen. Das Filmteam trifft Daniel Barenboim und Pl‡cido Domingo, die der KŸnstlerin nicht nur ihre Bewunderung aussprechen, sondern auch Ÿberraschende Einblicke in das Dirigierhandwerk gewŠhren. DarŸber hinaus kommen Persšnlichkeiten zu Wort, die in Simone Youngs kŸnstlerischem und privatem Leben eine wichtige Rolle spielen: die Eltern in Sydney, Orchestermusiker und SŠnger. Der Film zeigt, dass man bei Simone Young vor †berraschungen nicht sicher ist: So erfŠhrt man unter anderem, warum in ihrer Mozart-Interpretation plštzlich eine Melodie von den Beatles auftaucht. Road Movie, USA, 1991 Thelma fŸhrt mit ihrem Mann Darryl ein ziemlich unbefriedigendes Leben als Ehe- und Hausfrau. Zusammen mit ihrer Freundin, der Kellnerin Louise, will sie nun ihrem frustrierenden Alltag auf einem Wochenendtrip in die Berge entfliehen. Doch der Ausflug wird zum schrecklichen Albtraum: Als ein Betrunkener versucht, Thelma auf einem Parkplatz zu vergewaltigen, erschie§t Louise den Mann. Beide fliehen in Richtung Mexiko - doch die Polizei sitzt ihnen bereits im Nacken. Do., 27. Oktober, 20.15 Uhr, WDR Tatort - Die Zärtlichkeit des Monsters Diesmal ist Lena Odenthal nicht nur JŠgerin, sondern auch Gejagte. Der Mann, der sie tšten will: Hans-Martin Carsdorff. Carsdorff, einst erfolgreicher Schauspieler und Publikumsliebling, sitzt nach dem Mord an seiner Freundin hinter Gittern. Lena Odenthal ist fŸr seine Verhaftung und Verurteilung verantwortlich. Durch sie hat er Ruhm, Ansehen und Karriere verloren. Jetzt will er Rache. Do., 27. Okt., 20.40 Uhr, Arte Themenabend: Was uns auf den Nägeln brennt Was bin ich, Mann oder Frau? Dokumentation Frankreich 2005 Der Film erzŠhlt die Geschichte einer Frau, die in einem MŠnnerkšrper, und die eines Mannes, der in einem Frauenkšrper geboren wurde. Was spielte sich in ihrem Inneren ab, bevor sie ihr seelisches mit ihrem anatomischen Geschlecht in Einklang brachten? Die beiden au§ergewšhnlichen Schicksale werden vorurteilslos geschildert, denn es geht hier in erster Linie um allgemein menschliche Fragen. Do., 27. Okt., 22.15 Uhr, Arte Anleitung zum Glücklichsein Dokumentarfilm Norwegen 2003 Regie: Line Hatland lespress ❘ oktober 2005 LŠsst sich GlŸck messen? Kann man den Grad der eigenen GlŸckseligkeit oder der eines anderen Menschen auf einer Skala abbilden? Die norwegische Filmemacherin Line Hatland versucht in ihrer ãAnleitung zum GlŸcklichseinÒ zu ergrŸnden, warum manche Menschen mit ihrem Leben offenkundig zufriedener sind als andere. Dabei stŸtzt sie sich sowohl auf spezielle wissenschaftliche Forschungen, die dieser Sa., 29. Okt., 13.30 Uhr, ARD WŠnden. Rita Süßmuth höchstpersönlich Liebeszauber ausprobiert, geklappt hat es nicht so recht: ãWir mŸssen halt noch einiges dazulernenÒ. Sektenbeauftragte finden den neuen Magie-Boom gar nicht lustig. Labile Menschen kšnnten in AbhŠngigkeiten geraten und psychische Mechanismen in Gang gesetzt werden, die sich schwer kontrollieren lassen, warnt die Hexen-Expertin der evangelischen Landeskirche Hamburg Lademann-Priemer. TOBER 2005 Film von Thorsten Jeß ãRita SŸssmuth ist heute eine eigenstŠndige politische InstanzÒ, sagt eine gute Freundin Ÿber sie und ãals wir uns zu Zeiten der Studentenrevolte kennen lernten, war sie Ÿberhaupt nicht politisch aktivÒ. Die ARD-Reihe ãhšchstpersšnlichÒ So., 30. Okt., 15.40 Uhr, WDR Hexen Die Rückkehr der magischen Frauen Die Welt der magischen Frauen ist eigentlich eine verborgene. Die Di., 01. Nov., 14.05 Uhr, 3sat Clever und ganz schön cool Frauen in Shanghai Film von Jochen Graebert 700 Frauen aus Shanghai hat die Hobbyfotografin He Zhaoya fotografiert. AnfŠnglich ging es ihr nur um die Kunst, doch dann interessierte sie sich immer mehr fŸr die Charaktere der fotografierten Frauen, so dass sie ein Buch Ÿber die Bewohnerinnen Shanghais schrieb. Der Film zeigt einige dieser Frauen und wie verschieden ihre Lebensvorstellungen sind: Gu Wenying gehšrt mit ihren 22 Jahren zur ãmodernen GenerationÒ, Zou Shi ist 95 Jahre alt, und als sie geboren wurde, regierte in China noch der Kaiser. 22.10., Simone Young Frage seit langem nachgehen, als auch auf ihre eigenen Erfahrungen und GefŸhle. Das Ergebnis ist ein subjektiver und kritischer Film, der sich - mit einem Schuss Ironie durchaus als ãLeitfaden des GlŸcksÒ verstehen lŠsst. Sa., 29. Okt., 01.55 Uhr, MDR Full of Grace Kurzfilm, Belgien 1987 Buch + Regie: Nicole von Goethem Ein Film Ÿber das geheimnisvolle Leben der Karyatiden. Eine Allegorie Ÿber Frauen, die die sexuelle Last loswerden wollen, die ihnen von den mŠnnlich geprŠgten Traditionen der westlichen Zivilisation aufgebŸrdet wurde. lespress ❘ oktober 2005 portrŠtiert die ehemalige Familienund Frauenministerin und BundestagsvizeprŠsidentin und kommt dabei bisweilen zu Ÿberraschenden Einsichten. Rita SŸssmuth hat sich in der Politik nie verbiegen lassen und bei aller LoyalitŠt zu ihrer politischen Heimat, der CDU, ihr eigenstŠndiges Profil bewahrt. Die Anliegen von Frauen, Familien, Migranten hat sie in den Mittelpunkt ihres politischen Handelns gestellt und wirkungsvoll vertreten. ãWer nicht kŠmpft, hat schon verlorenÒ, hei§t ein Buchtitel von ihr, es ist gleichzeitig ihr politisches Motto. HR-Autor Thorsten Je§ hat die beliebte Politikerin auf Reisen durch Deutschland und …sterreich aber auch daheim in Neuss mit der Kamera begleitet. Dabei sind ihm einige Beobachtungen gelungen, die es in der politischen Berichterstattung nicht zu sehen gibt: Rita SŸssmuth als Tour-Guide durch den Berliner Reichstag, beim Turnen auf dem Assistentinnen-Kongress und beim Ausspannen in den eigenen vier meisten organisieren sich in geheimen Zirkeln - ãCovensÒ genannt. Autor Wolfgang Luck ist es dennoch gelungen, Einblick in ihre Rituale zu bekommen. Es ist eine Spurensuche durch die verschiedensten Spielarten: Esoterik und Okkultismus gehšren dazu, aber auch die Sehnsucht, die Natur neu zu erleben. Da ist zum Beispiel die schwŠbische Hexengruppe um die Ritualleiterin Syrilia, die im stršmenden Regen um einen Kraftplatz tanzt, um in Kontakt zu kommen mit den ãSeelen der AhninnenÒ. Die modernen Hexen wollen das fast verloren gegangene KrŠuter- und Heilwissen der verfolgten Frauen aus dem Mittelalter wieder aufleben lassen. Und ein rein mŠnnliches Kamerateam ist deshalb unterwegs im Wald mit einer ško-feministischen Frauengruppe... Wir treffen aber auch ganz junge Hexen. Carina und Isabelle sind gerade mal 15 und die Hexen-Serie ãCharmedÒ hat sie auf die Idee gebracht, es selbst einmal mit dem Zaubern zu versuchen. In der Walpurgisnacht haben sie einen Mi., 02. Nov., 02.15 Uhr, 3sat Shanghai Mon Amour Die Pop-Poetin Mian Mian Film von Francesco Conversano und Nene Grignaffini Sex, Drugs & Rock ÔnÕ Roll in China: Die Schriftstellerin Mian Mian beschreibt in ihren BŸchern das neue, wilde China. Ihr DebŸt ãLalalaÒ zog die chinesische Zensur drei Tage nach Erscheinen aus dem Verkehr, danach kursierte es in Raubkopien und wurde zum Kultbuch der Jugendlichen. Mian Mian, Pop-Poetin und Szenestar Shanghais, fŸhrt durch die unbekannte Seite ihrer Stadt und stellt KŸnstler und Kreative vor und zeigt, was es offiziell im Reich der Mitte gar nicht gibt: das Nachtleben, die Welt der Drogen, die Lesben- und Schwulen-Szene. 43