24 Oktober 2014
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24 Oktober 2014
NR. 53, 24. OKTOBER 2014 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 RUMÄNIEN NACHWUCHS IM FOKUS VENEZUELA NOEL SANVICENTE SOLL’S RICHTEN REPUBLIK KOREA LEE DONG-GOOK TRIFFT WEITER Manuel Neuer exklusiv “Du kriegst als Weltmeister nichts geschenkt” W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L 16 23 37 Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com Costa Rica Vom WM-Aufschwung ist in der Primera Divsión wenig zu spüren. Trotzdem ist die Effizienz und der Erfolg des Leaders Alajuelense beachtlich. S epp Blatter Das moderne Torhüterspiel hat den Fussball schneller gemacht. Zu einer wichtigen Anpassung kam es 1992. “Ich darf mit Stolz sagen”, so FIFA-Präsident Blatter, “dass ich zur Rückpassregel einen entscheidenden Input gegeben habe.” 15 USA Kyle Beckerman und der verschwundene Rasta-Trend. Klas Ingesson Die Krebs-Diagnose erschütterte sein Leben. Heute versucht der Familienvater und Trainer des schwedischen Klubs IF Elfsborg, jeden Tag zu geniessen. “Du kriegst als Weltmeister nichts geschenkt” Das Bild von Manuel Neuer wurde im Februar 2014 anlässlich eines Shootings von Ausrüster Adidas gemacht. adidas / Hamish Brown The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar. 2 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com T H E F I FA W E E K LY 18 Noel Sanvicente Venezuelas neuer Nationalcoach will das Land an seine erste WM führen. imago (2), Miguel Vallenilla, Jeonbuk Hyundai Motors FC 6 Alles auf die Jugend Rumänische Kinder und Jugendliche sollen wieder für den Fussball begeistert werden. Einfach ist diese Aufgabe nicht, weil sich die Prioritäten im Land verschoben haben. Perikles Monioudis besuchte das “Haus des Fussballs” in Bukarest und ging der Frage nach, wie der rumänische Fussball aus der Krise finden soll. D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L Europa 54 Mitglieder www.uefa.com Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com 17 Republik Korea Im Ausland flau, ist Lee Dong-gook in der heimischen Liga eine Wucht. 24 Manuel Neuer Der Weltmeister-Torhüter im Exklusiv-Interview über seine Rolle als Trendsetter. FIFA Klub-Weltmeisterschaft 10. bis 20. Dezember 2014, Marokko FIFA U20-Weltmeisterschaft 30. Mai bis 20. Juni 2015, Neuseeland FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 6. Juni bis 5. Juli 2015, Kanada T H E F I FA W E E K LY 3 Wir bringen alle Fans zusammen Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung in der Bord-Lounge der Emirates A380. #AllTimeGreats youtube.com/emirates Hello Tomorrow UNCOVERED Sehnsüchtig 1 990, 1994 und 1998 nahm das rumänische Nationalteam nicht nur an der Weltmeisterschaft teil, es drang auch mit gutem Fussball dreimal in die K.-o.-Phase vor. Mit dem Ende der Generation um Gheorghe Hagi aber erlosch das Feuer. Nun, nach Jahren in der Krise, hat das Land angefangen, intensiver nach jungen Talenten zu suchen. Der Verband tut dies auch im Ausland, wo seit dem Umbruch 1989 viele rumänische Familien leben. Perikles Monioudis führte in Bukarest Gespräche mit den Verantwortlichen und schreibt über die Schwierigkeit des Neuanfangs (ab Seite 6). M anuel Neuer scheint seinen Job mit Leichtigkeit zu erledigen. Auch deshalb wird der 28-Jährige regelmässig auf seine Rolle als moderner Torhüter angesprochen. “Man muss die richtigen Entscheidungen treffen und sie hundertprozentig durchziehen”, sagt er. “Dass damit Risiken verbunden sind, ist mir bewusst.” Roland Zorn im exklusiven Gespräch mit dem deutschen Nationaltorhüter (ab Seite 24). S epp Blatter spricht in seiner Kolumne (Seite 23) gar von einem “Neuer Massstab”. Der FIFA-Präsident: “Auf keiner Position hat sich der Fussball in den letzten zwanzig Jahren stärker entwickelt als bei den Torhütern. Neuer war nicht nur der beste Torhüter der WM, sondern für mich auch der beste Spieler.” Å Cristi Preda Alan Schweingruber Abschiedsspiel 2001 Gheorghe Hagi mit seinem damals zweijährigen Sohn Ianis. T H E F I FA W E E K LY 5 RUMÄNIEN Alles auf die Jugend Vadim Ghirda / Keystone / AP 6 T H E F I FA W E E K LY RUMÄNIEN Der rumänische Fussball will wieder eine Macht werden. Der Verband, die Federatia Romana de Fotbal, setzt dabei auf die Nachwuchsarbeit. Perikles Monioudis, Bukarest B Grösste Fahne der Welt Rumänischer Weltrekord auf dem ClinceniFlugplatz im Süden Bukarests. ukarest im warmen Oktober 2014: Ein in alle Richtungen weithin sich erstreckender, hellblauer, da und dort ins Weisse spielender Himmel, darunter die stark befahrenen Alleen und Boulevards der rumänischen Hauptstadt, von hohen, herbstlich-gelb leuchtenden Kastanien gesäumt. Man kommt im Auto, werktags, öfter nur mühsam voran zwischen den Prachtbauten und Monumenten aus einer anderen Zeit und den zu gewissen Teilen heruntergekommenen Gebäuden dazwischen. In den Seitenstrassen der Millionenmetropole ist es ratsam, auf die Schlaglöcher zu achten. Schlingernd, und den einen oder anderen Schlag gegen die Stossdämpfer hinnehmend, im Sonnenschein die Dambovita entlang, ist man versucht, einen Moment lang die Augen zu schliessen – und sich der Vorstellung hinzugeben, man führe auf einem Dampfer über ein Meer, ein Weltmeer, warum nicht über den Atlantik? Die SS Conte Verde verliess im Juni 1930 Genua, an Bord die rumänische Fussball-Nationalmannschaft. Zur allerersten FIFA-WM reisten mit Belgien, Frankreich, Jugoslawien und dem rumänischen Team vier Auswahlen aus Europa mit dem Schiff nach Montevideo. Aus unterschiedlichen Gründen verzichteten etwa Deutschland, England, Italien, Österreich oder Spanien auf die Teilnahme – manche Verbände scheuten den Aufwand, andere lagen mit der Idee einer WM in Uruguay oder gar dem Konzept vom professionellen Fussball im Unfrieden. Der damalige FIFA-Präsident Jules Rimet ging, die WM-Trophäe im Gepäck, gemeinsam mit dem französischen Team in Villefranche-sur-Mer an Bord. Er hatte sich zuvor stark dafür eingesetzt, dass Frankreich mittun konnte, bearbeitete nicht zuletzt auch die Arbeitgeber der Spieler. Der rumänische König Carol II., nur Wochen zuvor eingesetzt, trieb das Unternehmen rumänische WM-Teilnahme ebenfalls mit ganzer Kraft voran. An Deck dann verordnete Carol II. dem Team einen fast schon militärischen Drill für die zwei Wochen dauernde Überfahrt. Manche brachten diese seine Strenge mit seiner deutsch-englischen Herkunft in Verbindung. T H E F I FA W E E K LY 7 RUMÄNIEN Lange Reise Das rumänische Nationalteam auf der SS Conte Verde mit Ziel Montevideo (1930). Symbolfigur Belodedici Das rumänische WM-Team von 1930: Grosse, auf die Wand aufgezogene Schwarzweiss-Fotos zeugen im Bukarester “Haus des Fussballs” von der ersten Errungenschaft des 1909 gegründeten rumänischen Verbands FRF (Federatia Romana de Fotbal). In unmittelbarer Nähe des National stadions, im Schlagschatten der neuen Arena, dort, wo die Autofahrt zunächst endet, sitzt vor der Wand mit den Schwarzweiss-Fotos Miodrag Belodedici. Anderthalb Generationen nach der WM-Teilnahme von 1930 geboren, gehörte der elegante Libero zu jenen Spielern, die für das zweite Hoch des rumänischen Fussballs verantwortlich zeichneten. Belodedici, 55-maliger Nationalspieler, errang 1986 mit Steaua Bukarest den E uropapokal der Landesmeister, sozusagen die Champions League, in Sevilla gegen den FC Barcelona (nach Elfmeterschiessen). Der Triumph im Landesmeisterpokal 1986 bleibt bis heute der grösste Erfolg des rumänischen Klubfussballs. 1991 gelang Belodedici der neuerliche Gewinn dieser Trophäe, mit FK Roter Stern Belgrad. Ab 1992 folgten vier Jahre in Spanien, unter anderem bei FC Valencia und Villareal CF. Belodedici war auch massgeblich am dritten Hoch des rumänischen Fussballs beteiligt, als die “Tricolorii” an der WM 1994 in den USA bis ins Viertelfinale vorstiessen – die beste Kampagne eines rumänischen WM-Teams bis zum heutigen Tag. Die legendäre Auswahl um den 8 T H E F I FA W E E K LY phantasiebegabten Gheorghe Hagi, um Dan Petrescu, Ioan Lupescu, Gheorghe Popescu, Viorel Munteanu, Ilie Dumitrescu, Florin Raducioiu oder Torhüter Bogdan Stelea scheiterte gegen Schweden im Elfmeterschiessen. Die tragische Figur war dabei Belodedici, dessen Strafstoss von Thomas Ravelli pariert wurde. Miodrag Belodedici wirkt aufgeräumt. Die höfliche, lockere Legende des rumänischen Fussballs ist kein Mensch, der sich zu wichtig nimmt. In der FRF arbeitet er als Berater des Präsidenten. Auf die Frage, wann nach 1930, 1986 und 1994 mit dem nächsten Höhepunkt im rumänischen Fussball zu rechnen sei, antwortet er: “Nach dem Umbruch 1989 hat der Protz eines untergegangenen Systems Starker Kontrast zum Charme Bukarests. FIFA Archiv, Anna Nance / Reduxx / laif Andere orientierten sich am Resultat: In der Gruppe 3 gewann Rumänien gegen Peru (3:1), unterlag allerdings dem Gastgeber und späteren Weltmeister Uruguay dann doch 0:4. Den ersten rumänischen WM-Treffer erzielte der damals 21-jährige Adalbert Desu, der als Bela Dezso in Gatalja (Österreich-Ungarn) geboren wurde und für die Zeit der WM keinen Lohn von seinem Klub FCM Resita erhalten hatte. Im Streit darüber wechselte der Offensivspieler im linken Mittelfeld nach dem Turnier zu Banatul Timisoara. Desu war kein langes Leben beschieden. Er starb an einer Lungenentzündung im Alter von 28 Jahren. RUMÄNIEN In Richtung Euro 2016 Die “Tricolorii” am 11. Oktober 2014 vor dem Heimspiel gegen Ungarn (1:1). Daniel Mihailescu / AFP, Anna Nance / Reduxx / laif Fussball in Rumänien an Wert verloren. Das hat gesellschaftliche Gründe. Viele Menschen haben die neue Freiheit genutzt und das Land verlassen, sind nach Spanien oder Italien gezogen.” Gerade in den ländlichen Gebieten Rumäniens seien die jungen Leute weggegangen. Früher habe man da sehr viel Sport betrieben, vor allem Fussball gespielt. Heute sind die Klubs privat organisiert. “Nun müssen die Kinder bezahlen, wenn sie vernünftig Fussball spielen wollen.” Belodedici ist eher kritisch, was eine schnelle innere Erneuerung des rumänischen Fussballs anbelangt. “Es wird sehr, sehr schwierig, im europäischen Klubfussball wieder eine gewisse Rolle spielen zu können. “Viele Menschen haben die neue Freiheit genutzt und das Land verlassen.” Die Klubs sind Privatunternehmen, die Besitzer erwarten Resultate, und zwar umgehend. Sie haben gezeigt, dass sie nicht gross daran interessiert sind, die Jugend zu fördern. Das sollten sie aber tun, mit Trainingszentren und einer grossen Anzahl Spiele, damit die Jungen wachsen können. Auch wenn sich das nicht sofort auf den Tabellenstand des Profiteams niederschlägt.” Die FRF hat an der nördlichen Stadtgrenze zu Bukarest, in Mogosoaia, ein Trainingszentrum errichtet, wo sich auch die Jugendteams vorbereiten und international messen können. “So wollen wir das Spielniveau der Jungen kontinuierlich steigern. Da sind auch schon welche darunter, die bei Juventus, der Roma, in Spanien und anderswo angekommen sind, wenn auch nicht als Stammspieler. Sie werden dort zunächst einmal ausgebildet.” Post modernes Bukarest Eine verfallene Fassade mit Graffiti. Sichtungen im Ausland Im “Haus des Fussballs” bereitet sich der frühere Fussballer (42 Länderspiele) und Coach Aurel Ticleanu auf die Reise nach Getafe im Süden Madrids vor. Der Leiter der Scouting-Abteilung der FRF und Technische Verantwortliche der Jugendauswahlen will dort junge Spieler sichten, die rumänische Wurzeln haben und vielleicht für eine der FRF-Jugendauswahlen spielen wollen. “Wir schauen uns dort T H E F I FA W E E K LY 9 RUMÄNIEN E Eingespielt und verschworen s war im Mai 1992, als die Nationalmannschaft der Färöer-Inseln in Bukarest zu Besuch war. Das erste Qualifikationsspiel zur WM 1994 stand an, und als es am Ende 7:0 für Rumänien hiess, war die Freude in der Hauptstadt zwar spürbar, aber eine richtige Feier mochte keiner starten. Das lag weniger am unspektakulären Wochentag (Mittwoch), als am Gegner, gegen den nichts anderes als ein deutlicher Heimsieg eine Überraschung gewesen wäre. Vielleicht aber hatte sich der eine oder andere rumänische Fan im Stillen doch ein Glas Champagner eingeschenkt, in der Vorahnung, dass dieses 7:0 der Beginn einer unvergesslichen Ära im rumänischen Fussball bedeutete. Mit 15 Punkten und 29 Toren schloss die Mannschaft um den genialen Gheorghe Hagi, damals in Italien bei Brescia unter Vertrag, die Qualifikation auf Platz 1 ab. Vor Belgien und der Tschechoslowakei. Vor allem aber reiste Rumäniens Nationalmannschaft mit einem neuen Selbstvertrauen an die Weltmeisterschaft in den USA. Das Ensemble galt als eingespielt und verschworen. „Ich würde nicht sagen, dass wir die beste Nationalmannschaft in der Geschichte Rumäniens waren“, sagt der ehemalige Mittelfeldspieler Ioan Lupescu rückblickend. “Das Team von 1970, als mein Vater noch aktiv war, spielte ebenfalls guten Fussball. Aber wir waren 1994 sehr stark. Wir haben tollen Fussball gespielt und konnten an der Weltspitze mithalten. Daran erinnern sich die Leute in Rumänien heute.” Vielleicht spielten im Achtelfinale gegen das Team Argentiniens, das mit einer Serie von 33 Spielen ohne Niederlage in die USA reiste, auch die Umstände eine Rolle: Diego Maradona wurde wegen einer positiven Dopingprobe aus dem Kader gestrichen, und Claudio Caniggia fehlte wegen einer Muskelverletzung. Aber: Die rumänische Mannschaft demonstrierte mutigen und fantastischen Kombinationsfussball und besiegte Argentinien 3:2. Viele Experten schätzen diese Partie als die beste der WM 1994 ein. Lupescu, heute für die UEFA tätig: “Wir haben an diesem 3. Juli für emotionelle Momente gesorgt. Nicht nur in Rumänien, sondern auch an anderen Orten der Welt. Das ist schön.” Im Viertelfinale scheiterte Rumänien im Elfmeterschiessen – am anderen Aussenseiter aus Schweden. Die Akademie von Hagi Gheorghe Hagi, damals in der Blütezeit seiner Karriere, wurde nach der WM vom FC Barcelona verpflichtet. Später wechselte er zu Galatasaray Istanbul, wo er fünf Jahre spielte und seine grossartige Laufbahn beendete. 2009 gründete Hagi Eine Bank Der Mittelfeldspieler Ioan Lupescu kam 1994 in allen fünf WM-Spielen zum Einsatz. eine Fussball-Akademie für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren. Das Zentrum der Schule liegt in Ovidiu, unweit von seinem Geburtsort Sacele entfernt. “Ich hatte in meiner Kindheit das Glück, immer und überall Fussball spielen zu können”, sagt Hagi. “Das möchte ich den Jungen mit dieser Akademie auch bieten. Schritt für Schritt möchten wir die Spieler ausbilden.“ Da sind mittlerweile Spieler aus der Ioan Lupescu Akademie, die es in die A-NationalmannDas beste WM-Spiel? schaft geschafft haben. Diese ist auf guIm ersten Gruppenspiel siegte Rumäniens Mannschaft gegen Kolumbien 3:1. Man tem Weg, sich für die Europameisterschaft verlor darauf zwar gegen starke Schweizer (unter Erfolgscoach Roy Hodgson) 2016 zu qualifizieren. Eine erste aussagekräftige Prognose lässt sich aber frü1:4. Aber nach dem 1:0-Erfolg gegen Gastgeber USA endete die Gruppenpha- hestens am Abend des 29. März 2015 machen. Dann wird die Hälfte der se für Rumänien erneut auf Platz 1. Spätestens da war allen klar, wozu dieses EM-Qualifikation abgeschlossen sein. An dem Abend gastiert übrigens ein eher unbekannte Team imstande war. „Wir hätten jeden schlagen können“, altbekanntes Team in Bukarest: Die N ationalmannschaft der Färöer-Inseln. sagte Hagi später in einem Interview. Alan Schweingruber 10 T H E F I FA W E E K LY “Wir waren 1994 sehr stark. Wir konnten mit der Weltspitze mithalten.” RUMÄNIEN In Mogoşoaia Ideale Trainingsbedingungen für die Teams der FRF. Daniel Mihailescu / AFP, Dana Grigorcea 90 Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren an. Wir hoffen, dabei ein paar sehr gute Spieler ausmachen zu können.” Gesichtet wird auch im Inland. “Wir haben 21 Referenten, die im ganzen Land für den Verband scouten. Sie schauen sich die Jugendpartien an, begutachten jeden Spieler z wischen 14 und 19 Jahren. Die besten von ihnen, und zwar 15 Prozent aller Jugendspieler, werden für den Verband aufgeboten. Das sind etwa 150 Jugendliche im Jahr. Sie werden mir, aber auch Miodrag Belodedici oder Ion Vladoiu (28-maliger Nationalspieler, Red.) vorgestellt sowie natürlich den Trainern der Jugendteams.” Ticleanu zeigt sich überrascht von der grossen Anzahl an Talenten. “Unser Flagge zeigen Das rumänische Team geniesst zu Hause einigen Rückhalt. “Will man den Fussball entwickeln, muss man in die Jugend investieren.” Trainer der 15-Jährigen berichtete mir von rund 50 jungen Spielern, die das Niveau für die Auswahl in ihrer Altersklasse haben.” Und dennoch konnten die Talente in Rumänien, einem Staat mit 20 Millionen Einwohnern, in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Fussball nicht in Anschlag gebracht werden. “Meine Aufgabe ist es, junge Leute für den Fussball zu begeistern. Das ist schwerer als früher”, sagt Ciprian Paraschiv, Leiter der Entwicklungsabteilung in der FRF. “Wir müssen in die Basis investieren. Die Jungen stossen aber nicht einfach so dazu. Sie haben viel mehr Möglichkeiten als früher – das Internet, Computer. Will man den Fussball entwickeln, muss man in die Jugend investieren.” Das sei in den letzten Jahrzehnten nicht geschehen. “Denn ein Profiklub benötigt fünf, sechs oder gar 15 Jahre, um ein Talent auszubilden. Einen Profi aus dem Ausland zu verpflichten, der das Team sofort verstärken kann, ist die viel einfachere Lösung.” Langsame Rendite Wie lassen sich die Klubs davon überzeugen, mehr in die Jugendarbeit zu investieren? “Daran arbeiten wir hart, denn wir wollen, dass das geschieht. Ein Vorschlag von unserer Seite ist, dass jedes Profiteam mit drei U21-Spielern in der Startelf antritt. Für die Klubs heisst das, sie T H E F I FA W E E K LY 11 RUMÄNIEN Legende mit Verantwortung Miodrag Belodedici vor dem Nationalstadion in Bukarest. Ein Auge für die Jugend FRF-Scout Aurel Ticleanu war selber Nationalspieler und Coach. Ein Haus für den Fussball Der Sitz des rumänischen Fussballverbands wurde 2005 eröffnet. Vater und Sohn Hagi “Jeder Grossanlass ist eine gute Möglichkeit für uns, für den Fussball zu werben”, sagt Paraschiv in seinem Büro im 2. Stock. “Wir bewerben uns für die Futsal-Euro 2018. Wir haben eine professionelle 1. Liga und eine 2. Liga im Futsal. Die Spiele der 1. Liga werden zeitgleich im Fern sehen übertragen. Das einzige rumänische Nationalteam, das sich in den vergangenen zehn Jahren dreimal für die Euro qualifizieren konn te, ist das Futsal-Team. Nun brauchen wir eine neue Halle.” 12 T H E F I FA W E E K LY Wie steht es um den Fussball der Frauen? “Meine Hoffnungen sind gross. Die rumänische Frauenauswahl im Handball ist absolute Welt spitze. Warum also nicht auch im Fussball? Ich sehe hier ein grosses Po tenzial. Unser Nationalteam hat junge Spielerinnen. Im kommenden Jahr wird es erstmals eine nationale Jugendliga mit 21 Teams geben für 12 bis 15 Jahre alte Spielerinnen. Sie wird in fünf Turnieren ausgespielt. Was verbessert werden muss, ist das Zuschaueraufkommen”, so Paraschiv. Im 2005 eröffneten nationalen Ausbildungszentrum in Mogosoaia, wo vier Partien der U19-Euro 2010/11 ausgetragen wurden, grüsst an die sem sonnigen, warmen Herbstnachmittag der Wärter an der Pforte. Im Ausbildungszentrum in Mogoşoaia Auf dem Parkplatz steht ein überlebensgrosser BrazucaMatchball. Cristi Preda (3), Dana Grigorcea könnten später einmal ein Einkommen erzielen, auch aus dem Transfer dieser einst ganz jungen Spieler. Doch die Mentalität zu verändern, ist hart. Die Klubs verpflichten lieber einen ausländischen Spieler von der selben Qualität, aber womöglich unter den besseren finanziellen Bedin gungen, als den einheimischen Spieler.” Der rumänische Profi-Klubfussball konnte in den vergangenen Jah ren mit spektakulären Manövern aufwarten. Der FC Unirea Urziceni errang 2009, gerade einmal im dritten Jahr seiner Zugehörigkeit zur Liga 1, die Meisterschaft und nahm anschliessend an der Champions League teil. Sein Besitzer beschloss daraufhin im Sommer 2011, den Klub nicht mehr für einen Wettbewerb zu melden, schlug alles los und behielt das Vermögen daraus. George “Gigi” Becali, die treibende Kraft hinter Steaua Bukarest, stellte Liga-1-Teams Prämien in Aussicht, falls sie gegen bestimmte Gegner gar nicht erst antreten. Zurzeit sitzt er eine Haftstra fe wegen Freiheitsberaubung ab. Paraschiv fährt fort: “In Englands Premier League gilt die Regel, dass ein ausländischer Spieler unter anderem eine bestimmte Anzahl Einsät ze im Nationalteam seiner Heimat vorzuweisen hat, bevor er einen Ver trag bekommt.” Ziel aller Bemühungen der FRF sei vorab, dass das Nati onalteam sich wieder für die grossen Turniere zu qualifizieren vermag. In den vergangenen 30 Jahren nahm Rumänien an vier der acht Europa meisterschaften teil. Die “Tricolorii” waren zuletzt 1998 in Frankreich an einer Weltmeisterschaft mit dabei. RUMÄNIEN Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm Der 15-jährige Ianis Hagi (m.) als Kapitän der U17-Auswahl. Innern steht ein überlebensgrosser Brazuca-Matchball auf dem Parkplatz, dahinter erstrecken sich zwei sehr gepflegte Rasenplätze und ein etwas kleinerer Kunstrasenplatz. Der Wärter hat die Spiele des für viele besten rumänischen Fussballers, Gheorghe Hagi, gesehen, und er hat hier, in der ländlichen Abgeschiedenheit, ganz in der Nähe des wundervoll wiederhergestellten, von 1698 bis 1702 von Prinz Constantin Brancoveanu erbauten Schlosses am Mogosoaia-See das Training von Hagis 15-jährigem Sohn Ianis, Kapitän der U17-Auswahl, verfolgt. Ianis ist diesen Sommer von der Fussballakademie seines Vaters zum Liga-1-Klub FC Viitorul gewechselt, wo sein Vater seit September als Trainer sein Amt versieht. Die A-Nationalmannschaft hat zuletzt nach dem – spielerisch me diokren – 1:1-Remis gegen Ungarn und – nach vier Umstellungen in der Startelf – dem 2:0-Sieg in Finnland sowie dem Auftaktsieg in Griechenland (1:0) gute Karten, sich wieder einmal für eine EM-Endrunde, die Euro 2016 in Frankreich, zu qualifizieren. Vor wenigen Tagen gab Coach Victor Piturca, Torjäger des legendären Steaua-Teams von 1986, dennoch seinen Rücktritt bekannt – und seinen Wechsel zu Al-Ittihad nach Saudiarabien. “Wir haben keine Infrastruktur, wir haben vier von fünf Spielfeldern verloren, und in Rumäniens Strassen spielt keiner mehr Fussball. Die Jugend hat keinen Appetit mehr auf Fussball”, sagte er im vergangenen November noch. “Wir haben keine herausragenden Spieler”, fügte er hinzu. Der grosse Gheorghe Hagi, der im Übrigen mit seinem Filius in der Öffentlichkeit strenger umgeht als mit anderen Fussballern, dürfte das bestreiten wollen. Å Cristi Preda, Mihai Barbu / Reuters FIFA hilft in Rumänien Strecken für den blau-gelbroten Ball Ein Sportplatz im Zentrum Bukarests. Diverse Projekte konnten dank Unterstützung der FIFA in den letzten Jahren realisiert werden. Für das technische Zentrum in Buftea investierte der Weltverband 400 000 US-Dollar (2010, u.a. Naturrasenfeld, Kunstrasenfelder und Umkleidekabinen), für den Bau des Hauptsitzes in Bukarest (2001) ebenfalls 400 000 US-Dollar. Für den Ausbau von Trainingsanlagen in Buftea, Mogosoaia und Constanta flossen 500 000 US-Dollar. Zudem investierte die FIFA in den letzten vier Jahren 218 000 US-Dollar in den rumänischen Frauenfussball. T H E F I FA W E E K LY 13 SPLIT TER I n der Uganda Premier League wird Ernst gemacht: Beim einstigen Serienmeister SC Villa wurde neulich das Tragen von Dreadlocks verboten. Präsident Immanuel Misagga liess dazu folgendes verlauten: “Wir wollen das Bild eines disziplinierten Teams abgeben.” Dass man trotz Rasta zöpfen auch als Fussballer erfolgreich sein und sogar an einer Weltmeisterschaft spielen kann, bewies unlängst der neue Shootingstar der US Soccer Boys: Kyle Beckerman. Trainer Jürgen Klinsmann schien dessen Frisur nicht gross zu stören. Jedenfalls wäre es vermessen, das Aus im Achtelfinale gegen Belgien an Beckermans Haarpracht festzumachen. Er sass bei diesem Spiel ohnehin auf der Bank. Vielleicht doch wegen der Haare? Wahrscheinlich eher aufgrund seiner Gelb-Vorbelastung. Å Dominik Petermann Julio Cortez / Keystone / AP F ussball bedeutet Hoffnung. Dies gilt umso mehr für die Teilnehmenden an der Strassenfussball-Weltmeisterschaft der Obdachlosen, die derzeit in Santiago de Chile stattfindet. 63 Teams aus 49 Nationen treten bei der zwölften Auflage des Turniers an, das 2003 ins Leben gerufen wurde. Beim “Homeless World Cup” steht für die über 500 Spielerinnen und Spieler jedoch nicht der Titelgewinn im Vordergrund – es geht vielmehr darum, einen Weg aus der Armut, Isolation oder Drogensucht zu finden und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Auch wenn letztlich nur eine Mannschaft auf dem Treppchen ganz oben stehen kann, dürfen sich die meisten A kteure als S ieger fühlen. Untersuchungen belegen, dass rund 80 Prozent der Teilnehmenden nach dem Turnier ihr Leben besser in den Griff bekamen – sei es durch Drogenentzug, einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, eine feste Wohnung oder eine ehrenamtliche Aufgabe in einem Verein. Ein modernes Fussballmärchen wurde in der Vergangenheit bereits geschrieben: Der Portugiese Tiago Manuel Dias Correia, genannt Bebé, lief einst für die O bdachlosen-Nationalmannschaft auf und schaffte es in den professionellen Fussball. 2010 wurde er vom englischen Rekordmeister Manchester United unter Vertrag genommen. Heute spielt er für Benfica Lissabon. Å Tim Pfeifer R om ist eine wundervolle Stadt. Man kann sich da auf der Spanischen Treppe bräunen, vor dem Eingang zur Vatikanstadt die rein- und rausfahrenden Karossen bestaunen oder sich einfach in ein gemütliches Gartenrestaurant setzen und die Spaghetti seines Lebens essen. So war das auch letzten Dienstag, als Tausende Münchner die Ewige Stadt besuchten. Entspannung pur, wo man nur hinschaute. Das hatte natürlich seinen Grund. Am Abend spielte das grosse Bayern München im Stadio Olimpico. Viele Weltmeister zu Gast bei ehemaligen Weltmeistern. Als in der Heimstätte der AS Roma die Scheinwerfer angingen, war dann aber Schluss mit der Entspannung. 1:0, 2:0, 3:0 … man kennt es, wenn die Deutschen spielen. Gab’s ja schon im WM-Halbfinale in Brasilien. Trotzdem ist die Analogie erstaunlich. Fünf Tore in knapp einer halben Stunde, 5:0 zur Pause, 7:1 am Schluss. Die Herausforderung des Abends bestand für die Münchner lediglich noch darin, den hohen Sieg am Schluss zu analysieren, ohne dabei überheblich, arrogant oder ironisch zu wirken. Pep Guardiola, Trainer der Bayern, löste die Aufgabe so: “Wir haben zu wenig Ballbesitz gehabt … Wir haben ein bisschen gelitten … Wir haben in den ersten 25 Minuten der zweiten Halbzeit gar nichts gut gemacht.” In die Zwischenräume baute er ein paar positive Ansätze ein. Mehr Diplomatie geht nicht. Å Alan Schweingruber T H E F I FA W E E K LY 15 BLICK IN DIE LIGEN N Costa Ricas Primera División Eine Liga oh ne i h r e W W-He l d e n Sven Goldmann ist Fussball experte beim “Tagesspiegel” in Berlin. Es hat schon grössere Aufführungen gegeben in der Kathedrale des costa-ricanischen Fussballs. So nennen sie ganz unbescheiden das Estadio Alejandro Morera Soto, in dem der Klub Liga Deportiva Alajuelense daheim ist. S I 29 Meisterschaften hat der Verein aus Alajuela schon gewonnen, und einiges spricht dafür, dass der Briefkopf in ein paar Wochen um einen weiteren Titel bereichert werden darf. Alajuelense spielt nicht unbedingt schön, aber dominant. Und erfolgreich. Das 2:1 über Municipal de Pérez Zeledón war der zehnte Sieg im zwölften Spiel des Torneo de Invierno. In der Tabelle der Primera División beträgt der Vorsprung auf den Verfolger Universidad de Costa Rica zwar nur drei Punkte. Aber in Wirklichkeit ist die Angelegenheit doch sehr viel deutlicher. Wegen der Verpflichtungen in der Champions League der CONCAFCAF ist Alajuelense gleich mit drei Meisterschaftsspielen im Rückstand. D Costa Rica zählte als Viertelfinalist zu den ganz grossen Überraschungen bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. In der Liga ist vom Aufschwung nicht ganz so viel angekommen. Kaum einer der WM-Helden spielt in der Heimat. Kapitän Bryan Ruiz verdingt sich in der zweiten englischen Liga beim FC Fulham und hofft auf einen Wintertransfer in die deutsche Bundesliga zu Werder Bremen. Torhüter Keylor Navas hat sich in Brasilien für einen Vertrag bei Real Madrid empfohlen. Und Stürmer Joel Campbell kämpft um Wertschätzung beim FC Arsenal. Alajuelense kann immerhin mit dem Vertei diger Johnny Acosta aufwarten, er stand bei der WM in zwei Spielen auf dem Platz. Beim Sieg über Zeledón hielt Acosta sich eher im Hintergrund. Die Nachwuchsspieler Luis Sequeira und Jean Carlo Agüero schossen die Tore für die Schwarz-Roten aus Alajuela. Beide nutzten die ihnen von Óscar Ramírez gegebene Chance. Der Trainer von Alajuelense schonte einige Stammspieler für das folgende Spiel in der Champions League gegen die Mexikaner von Cruz Azul. Å Luis Sequeira (links) Alajuelas Nachwuchshoffnung und Torschütze beim 2:1-Sieg über Pérez ZeledÓn. 16 T H E F I FA W E E K LY E Randall Campos Muñoz / Imágenes en Costa Rica I Entschlossen im Abschluss Lee Dong-gook zieht an der Strafraumgrenze wuchtig ab. Koreas K-League Classic L e e i s t e i n e Wu c ht Roland Zorn ist Fussballexperte Jeonbuk Hyundai Motors FC und lebt in Frankfurt am Main. Auf den grossen Bühnen des Weltfussballs hat er nur eine Nebenrolle gespielt. Beim SV Werder Bremen reichte es in der Saison 2000/01 nur zu sieben Bundesligaspielen für Lee Dong-gook, beim FC Middlesbrough brachte er es in der Premier-League-Spielzeit 2007/08 auf 23 Spiele. Tore? Fehlanzeige. Auch bei den zwei Weltmeisterschaften, an denen er 1998 und 2010 teilnahm, fiel der je einmal eingewechselte Koreaner nicht weiter auf. Wo der inzwischen 35 Jahre alte Stürmer aber aufblüht, ist daheim in der K-League Classic in der Republik Korea. Dort führt der Angreifer des Tabellenersten Jeonbuk Hyundai Motors auch in diesem Jahr wieder, wie so oft zuvor, die Torschützenliste mit 13 Treffern nach 32 Spieltagen an. Lee ist mit 165 Toren in 370 K-League-Spielen der beste Torschütze, den es je in dieser 31 Jahre alten asiatischen Profiliga gab. Auch in der Nationalmannschaft, in die der von den Verbandstrainern auch schon mal übersehene Mittelstürmer in diesem Sommer zurückkehrte, ist der 1,87 Meter lange Lee eine Wucht: 33 Tore in 103 Länderspielen sind ein Markenzeichen für die Extraklasse eines besonders heimatverbundenen Profis, dem der Makel des “schlampigen Genies” anhängt. drei Kollegen während der Asien-Meisterschaft für ein Jahr nicht bei den Reds mitspielen. Rückschläge, die er weggesteckt hat. Für seinen Klub, dem er seit 2009 angehört, ist der beste Torschütze der K-League Gold wert, steuert doch Jeonbuk Hyundai Motors auf die dritte Meisterschaft zu. Einen Spieltag vor dem Ende der regulären Saison und kurz vor dem Beginn der Meisterrunde der sechs besten Mannschaften aus der zwölf Teams umfassenden K-League beträgt der Vorsprung auf die Suwon Bluewings sieben Punkte. Ein Polster, für das nicht zuletzt der vortreffliche Lee Dong-gook gesorgt hat. Å Lee war vom damaligen Nationalmannschaftst rainer Guus Hiddink 2002 für die WM im eigenen Land nicht in die erste Auswahl berufen worden und durfte 2007 wegen eines Trinkgelages mit T H E F I FA W E E K LY 17 DAS INTERVIEW “Ich bin sehr streng” Als einziges Nationalteam der südamerikanischen Konföderation hat Venezuela noch nie an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Das soll sich mit der Verpflichtung des neuen Trainers Noel Sanvicente ändern. Herr Sanvicente, mit welchen Zielen gehen Sie an Ihr neues Projekt? Noel Sanvicente: Ich komme mit der Absicht, dem Land eine Freude zu bereiten, und diese Freude ist die Qualifikation für die WM 2018. Das ist wohl das schwerste Ziel. Auf dem Weg nach Brasilien 2014 scheiterte Venezuela knapp. Wie ist die Gemütslage in der Mannschaft? Es geht weiter. Mein Team ist noch sehr jung. Wir müssen aber auch von der Erfah rung profitieren, welche die Mannschaft mit dem vorherigen Trainerstab gesammelt hat. Das war eine exzellente Arbeit. Zusam men mit unserer eigenen Arbeit geht es nun darum, den letzten nötigen Schritt zu ma chen. Wir wissen, dass der Weg nach Russ land schwier iger sein wird, da Brasilien an der Qualifik ation wieder teilnimmt. Und die kleineren Teams sind noch stärker geworden. Wir müssen alle überzeugt an die Arbeit gehen. die Schule und die Nachwuchskategorien zuständig sind. Aber wenn man offen ist, kann man immer lernen. Viele Spieler sagen, ich sei für sie wie ein Vater. Ich bin streng, aber zu einem späteren Zeitpunkt erkennen die Spieler, wie viel sie bei mir gelernt haben. Arbeiten Sie eng mit der Nachwuchsabteilung zusammen? Klar. Wo ich gearbeitet habe, gewannen die Jugendmannschaften regelmässig die Meisterschaften. Ich will Talente finden und alle Organe im Verband stärken. Wir dürfen keine Mühen scheuen, um das Beste aus diesem herrlichen Ausbildungszentrum herauszuholen, das uns zur Verfügung steht. Sie haben vor allem im Vereinsfussball Erfahrung gesammelt. In der Nationalmannschaft herrscht ein ganz anderer Rhythmus. Wie gehen Sie mit dieser Veränderung um? Welchen Fussballstil wollen Sie einführen? Wir versuchen, oft mit Videos zu arbeiten und uns jeden Tag im Verbandssitz zu treffen. Momentan gibt es eine Menge an Büroarbei ten, an die ich mich erst noch gewöhnen muss. Ich muss mich anpassen, auch wenn mir das schwerfällt. Wir versuchen, maxi malen Nutzen aus den spielfreien Zusammen künften zu ziehen. Wir lernen uns so besser kennen und führen die Trainingsmodule ein. Ich stelle ihnen meine Ideen vor, damit bei unserem nächsten Treffen alles klar ist und wir die wenigen Tage um die Spiele best möglich nutzen können. Meine Mannschaften waren immer aggressiv im Angriff und stark im Bereich der Balleroberung. Ich möchte ein dynamisches Team haben. Welcher Aspekt hat in Ihren Trainingseinheiten grössere Bedeutung: die Kondition oder die Taktik? Worin unterscheidet sich Ihr Beitrag von dem des vorherigen Trainerstabes? Die Frage können eigentlich nur die Spieler beantworten. Ich kann nur sagen, dass wir uns sehr um sie kümmern und auf die kleinsten Details achten, damit sich jeder wohl und sicher fühlt, wenn er das Feld betritt. Ihr Spieler Fedor spricht von einer neuen Moral, seit Sie das Team übernommen haben. Das ist schön. Ich strebe immer nach Verbesserung und korrigiere die Arbeit der Spieler. Ich sehe mich auch als Ausbilder, selbst wenn für diesen Bereich eigentlich 18 T H E F I FA W E E K LY Ich denke, dass die Spieler in ihren Vereinen an ihrer körperlichen Leistungs fähigkeit arbeiten müssen. In der National mannschaft geht es darum, das Beste aus der Arbeit am Ball herauszuholen und zu lernen, was ich von ihnen will: die Bewegungen, das Spielsystem. So lernen wir, wie wir spielen wollen. Aber auch ein Ernährungsberater wird ihnen einige Richtlinien geben und mit den Vereinen in Kontakt stehen, um die körperliche Trainingsarbeit zu optimieren. Ihre Spieler sagen, dass Sie hohe Ansprüche stellen, aber ihnen auch Freiheiten geben. Wie halten Sie dieses Gleichgewicht? Bei der Arbeit bin ich sehr streng, aber ausserhalb des Platzes bin ich eher ein Freund. Solange sie gewissenhaft ihren Job machen und sich innerhalb der Vorgaben bewegen, ist für mich alles in Ordnung. Und wenn sich ein Spieler nicht daran hält? Ich bin sehr direkt. Ich sage den Spielern, was mir gefällt und was nicht. Die Regeln sind nicht dazu da, um zu diskutieren, sondern um sie zu befolgen. Die Spieler müssen sich trotzdem frei fühlen. Und die beste Form, um sie zu fordern, ist die Kom munikation. Solange wir offen, ehrlich und aufrichtig sind, werden wir keine Probleme miteinander haben. Å Mit Noel Sanvicente sprach Tamara Castro Name Noel Sanvicente Bethelmy Geburtsdatum, Geburtsort 21. Dezember 1964, San Félix (Venezuela) Position als Spieler Stürmer Stationen als Spieler 1980–1986 Mineros de Guayana 1986–1993 C.S. Marítimo de Venezuela 1994–1996 Minervén Bolívar FC 1996 Caracas FC Nelson Pulido Stationen als Trainer 2002–2010 Caracas FC 2010–2011 Deportivo La Guaira 2012–2014 Zamora FC seit 2014 Nationalteam Venezuela Nationalteam Venezuela 10 Einsätze zwischen 1989 und 1990 T H E F I FA W E E K LY 19 First Love Or t: Kpeve, Ghana Datum: 16. Mai 2014 Z e it : 9. 2 2 U h r 20 T H E F I FA W E E K LY Nyani Quarmyne / Panos Pictures T H E F I FA W E E K LY 21 Den Fussball überall und für alle entwickeln Mitreissende Turniere organisieren Der Gesellschaft und der Umwelt Sorge tragen Für das Spiel. Für die Welt. Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet: Das Spiel entwickeln Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitgliedsverbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000 in die weltweite Fussballförderung investieren. Die Welt berühren Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammenführen und begeistern. FIFA.com Eine bessere Zukunft gestalten Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft, die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft weit über den Fussball hinaus verpflichtet. DEBAT T E PRESIDENTIAL NOTE Die Meinungen der FIFA.com-User über die besten Torhüter und ihre Qualitäten: Ich erinnere mich spontan an zwei legendäre Torhüter. Erstens Jorge Campos, der für Mexiko kickte. Er hatte quietschbunte Trikots und spielte manchmal sogar als Stürmer mit. Und zweitens Róbinson Zapata, wie Higuita ein Kolumbianer, der es sogar schaffte, bei seinem Abschlag ein Tor zu erzielen. Keylor Navas und Tim Howard sind schlicht grossartig! Manuel Neuer ist natürlich auch ausserordentlich gut, aber die ersten beiden beeindruckten mich einfach noch etwas mehr. 07isa.kadir.10, Türkei Ein “Neuer Massstab” Philipp, Deutschland Kahn ist und bleibt einfach eine Ausnahme persönlichkeit! Ich vermisse ihn als Spieler sehr, aber es ist umso schöner, dass er als Fussballexperte fürs Fernsehen arbeitet und man in den Genuss seiner Kommentare und Analysen kommen darf. Nach wie vor ist Kahn für mich einer der grössten Torhüter weltweit und noch immer der beste Torhüter Deutschlands. Auch wenn unser Neuer ebenfalls ein ganz grosser Torhüter ist! 05474902010d, Deutschland Sogar die deutschen Ersatztorhüter sind besser als die Torhüter aus anderen Ländern. Erinnern wir uns zum Beispiel an Adler, Hans Jörg Butt und natürlich Neuer! Die wirklich guten Torhüter sind die flexibelsten Spieler überhaupt. jj.plucky, Indien Rui Patrício erhält auf der Welttribüne zu wenig Beachtung – er ist ein aussergewöhn licher Torhüter! Man muss bedenken, dass ein Stürmer mal einen Fehler machen darf, die wichtigste Eigenschaft des Torhüters ist aber die Konstanz. Patrício macht einfach keine groben Fehler! cherie13, Frankreich Ein berühmter Trainer sagte einmal: “Ich verstehe den Torwart nicht. Ich verstehe nicht, wie man sich auf den Platz stellen und 90 Minuten auf den Ball warten kann, wenn man gerne Fussball spielt.” Doch ein guter Torwart spielt meiner Meinung nach im Kopf jeden Spielzug mit und ist aufmerksamer als alle anderen. ljbejing, VR China Ein Torhüter muss sich mehr als alle ande ren dem Spiel anpassen, wahrscheinlich sind die wirklich guten Torhüter die flexibelsten Spieler überhaupt. Den Ball von sich wegzuschlagen, ist aber in meinen Augen immer ein Fehler, den leider selbst die Besten machen. Das Risiko, dass der Ball in die “Arme” der Gegner getrieben wird, ist einfach zu gross. singi78, Schweiz Vincent Enyeama ist mein Favorit! Denn er erzielte sogar mehrere Tore und überzeugt auf Vereinsebene wie auch in Länderspielen, weil er äusserst flexibel ist. Ich hoffe, er wird seine Erfolgsquote noch weiter ausbauen! fisayo2k1, USA Keylor Navas und Tim Howard sind schlicht grossartig! I n dieser Woche trafen sich in Zürich die Torhüter-Instruktoren der FIFA zu einem Seminar. Im Zentrum stand die Vereinheitlichung der weltweiten Torhüterausbildung. Auf keiner Position hat sich der Fussball in den letzten 20 Jahren stärker entwickelt als bei den Torhütern. Waren die Schlussmänner früher fast ausschliesslich für Abwehr- und Defensiv-Arbeit verantwortlich und konnten allenfalls durch Zeitschinden das Geschehen “aktiv” beeinflussen, änderte sich ihr Auftrag ab 1992 markant. Auslöser war die Einführung der Rückpassregel, die es dem Torhüter untersagt, den Ball nach einem Zuspiel (mit dem Fuss) durch einen Mitspieler aufzunehmen. Mit gewissem Stolz darf ich sagen, dass ich nach der WM 1990 einen entscheidenden Input zu dieser wegweisenden Modifikation gegeben habe. Seither sind von den Torhütern auch spielerische Qualitäten gefragt. Man kann sogar sagen, dass der Keeper im modernen Fussball die Rolle des elften Feldspielers übernehmen muss. Seine spieltaktische Bedeutung wird auch dadurch gesteigert, dass er als einziger Mann das Spiel beider Teams im Blickfeld hat. Deshalb übernehmen immer mehr Torhüter die Rolle des Kapitäns. Ich würde noch weitergehen und den Torhüter zum Assistenten des Trainers befördern. Wie matchentscheidend die Torhüter sind, wurde uns an der WM in Brasilien in Erinnerung gerufen. Zwar stand das Turnier im Zeichen des Offensivspektakels, doch gleichzeitig war es auch die WM der herausragenden Torhüter. Ich denke dabei an die polyvalenten Schlussmänner aus Südamerika – aber vor a llem an Manuel Neuer aus Deutschland. Er war nicht nur der beste Torhüter des Turniers, s ondern für mich auch der beste (Feld-)Spieler. Der “Neuer Massstab” gilt seit diesem Jahr für alle Keeper. Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY 23 MANUEL NEUER EXKLUSIV Name Manuel Neuer Geburtsdatum, Geburtsort 27. März 1986, Gelsenkirchen Stationen Schalke 04, Bayern München Grösste Erfolge Weltmeister 2014 Sieg Champions League 2013 Deutscher Meister 2013, 2014 Pokalsieger 2011, 2013, 2014 24 T H E F I FA W E E K LY MANUEL NEUER EXKLUSIV “Meine Gefühle vor dem Spiel sind meistens falsch” Der 2:1-Sieg gegen Algerien gilt als Deutschlands Schlüsselspiel an der WM – auch dank Manuel Neuer. “Ich musste da ins Risiko gehen.” Ein exklusives Gespräch mit dem vermeintlich besten Torhüter der Welt. Herr Neuer, zittern Sie als Weltmeister noch vor grossen Fussballspielen? Manuel Neuer: Nein, aber das war auch vor dem Titelgewinn nicht so. Ich muss meinem Gegenüber ja vor Augen führen, dass niemand an mir vorbeikommt. Die Ruhe und das Selbstvertrauen, die ich in die Spiele mitnehme, gelten nicht nur dem Gegner, sondern auch meinen Kollegen, die auf mich bauen. Mike Meyer Von Ihnen wird inzwischen nahezu alles verlangt: Sie sollen der beste Torhüter der Welt sein und dazu der perfekte elfte Mitspieler. Ist das nicht manchmal zu viel verlangt? Das Aufgabenspektrum, das sich mir stellt, ist nicht immer einfach zu bewältigen. Über die an mich gerichteten Ansprüche aber mache ich mir keine grossen Gedanken. Ich versuche, den Ansprüchen an mich selbst gerecht zu werden. Ausserdem weiss ich, dass mir hier und da auch mal Fehler unterlaufen können. Bester Torhüter der Welt? Das wird immer mal wieder geschrieben, doch ich selbst sage das nie. Mir geht es vor allem darum, mein Spiel ständig zu verbessern, mag die Latte auch noch so hoch hängen. Wie wirken Sie denn auf Ihre Abwehrkollegen ein, denen Sie Anweisungen zum richtigen Stellungsspiel geben müssen? Im Gegensatz zu früheren grossen deutschen Torhütern wie Oliver Kahn scheinen Sie nicht in die Kategorie “Einzelkämpfer” oder “einsamer Held”zu gehören. Warum nicht? Vernünftige Kommandos gehören zum Torhüterspiel dazu. Ich kann und will meine Kameraden ja nicht zusammenstauchen und sie verunsichern. Also müssen meine dirigierenden Worte knapp, richtig und verständlich gewählt sein. Auch deshalb muss ein Torhüter heute über ein grosses Spielverständnis verfügen. Persönliche Erfolge bringen doch nichts, solange sie nicht mit dem Erfolg der Mannschaft korrespondieren. Ich betrachte mich vor allem als Mannschaftsspieler. Ich bin ja auch abhängig von meinen Vorderleuten. Wie hoch sie stehen, wo sie angreifen. Entsprechend muss auch ich ausserhalb meines Tores Position beziehen, um in das Spiel einbezogen werden zu können. Das Ganze ist immer ein Zusammenspiel, das ich gar nicht alleine entscheiden kann und das zum Glück fast immer passt. Wie macht Sport denn am meisten Spass? Nur, wenn man etwas zusammen macht. Weihnachten allein zu feiern, ist ja auch nicht schön. Beim Weltmeister und Deutschen Meister setzt Ihr Torhüterspiel Massstäbe. Es kommt vielen wie eine Revolution vor und wird von Bundestrainer Joachim Löw als Torhüterspiel der Zukunft geadelt. Empfinden Sie sich selbst auch als internationalen Trendsetter? Ich verstehe mein Torhüterspiel seit Jahren so, wie ich es jetzt praktiziere. Mein Spiel hat sich nicht fundamental verändert. Die Plattform war halt eine andere bei der Weltmeisterschaft mit der geballten globalen Aufmerksamkeit. Dabei ist unser Achtelfinalspiel gegen T H E F I FA W E E K LY 25 Mike Meyer MANUEL NEUER EXKLUSIV 26 T H E F I FA W E E K LY MANUEL NEUER EXKLUSIV Algerien (2:1-Sieg nach Verlängerung, Red.) in Erinnerung geblieben, bei dem ich oft weit vor meinem Tor wie ein Feldspieler eingreifen musste. Da sind Leute auf mich aufmerksam geworden, die mich vorher nicht so kannten. In der Bundesliga weiss man schon lange, wie vielseitig ich meine Rolle interpretiere. Dass ich gegen Algerien so ins Risiko gehen musste, hat zu diesem Spiel gepasst, in dem unsere Mannschaft sehr hoch stand und Algerien mit seinen schnellen Spielern auf Konter aus war. Wird von einem Torhüter in solchen Spielen mit vielen Zweikämpfen auch ausserhalb des Strafraums nicht ein ungewöhnlich gutes Timing gefordert? Auf jeden Fall muss man die richtigen Entscheidungen treffen und sie hundertprozentig durchziehen. Dass damit auch Risiken verbunden sind, die zu Toren, Elfmetern oder Platzverweisen führen können, ist mir bewusst. Bliebe ich aber auf halbem Wege stehen, hätte ich keine Chance mehr, rettend einzugreifen. Dann wäre ich einfach auszuspielen. 30. Juni, Porto Alegre Manuel Neuer erkennt die Gefahr rechtzeitig und sorgt dafür, dass … Trainieren Sie bei den Bayern auch ab und zu im Feld mit? Leonhard Foeger / Reuters (2), Fabrizio Bensch / Reuters Wir üben ja manchmal das Positionsspiel mit Sieben gegen Drei. Da bin ich ab und zu mit dabei. Das ist auch wichtig. Dabei kann ich meine Technik schulen, meine Passqualitäten, das schnelle Weiterleiten des Balls. Früher trauten sich die Feldspieler kaum, den Ball zurückzuspielen, weil sie nicht wussten, was der Torhüter mit dem Ball macht. Heutzutage gilt man auch als Anspielstation. Das ist gang und gäbe geworden. Beim AlgerienSpiel sind Leute auf mich aufmerksam geworden, die mich vorher nicht kannten. … die Torchance von Algeriens Islam Slimani ungenutzt bleibt. Haben Sie während der Spiele mehr Ballkontakte mit der Hand oder mit dem Fuss? Ich glaube, es sind mehr mit dem Fuss. Wären Sie Feldspieler, für welche Klasse würde es bei Ihnen reichen? Die vierte Liga, in Deutschland also die Regionalliga. Das würde ich mir auf jeden Fall In sicheren Händen Neuer hält den Ball vor den etwas ungestümen Algeriern und seinen Teamkollegen. T H E F I FA W E E K LY 27 Fußball verbindet. Fußball ist Frieden. © 2014 Visa. All rights reserved. Oscar Arias Friedensnobelpreisträger MANUEL NEUER EXKLUSIV zutrauen. Ich wüsste aber nicht, auf welcher Position ich spielen würde. Anders als so mancher Kollege sind Sie im Tor bei all Ihrer Klasse kein Showman. Weil ich immer versuche, das Naheliegende zu machen und einfach zu spielen. Hilft es Ihnen auch, dass Sie sich, obwohl ein Star des internationalen Fussballs, nie wie ein Star aufführen, sondern immer bodenständig und natürlich geblieben sind? Sich wie ein Star zu benehmen, bringt ja auch nichts. Ich kann in einem Fünf-Sterne-Hotel übernachten, kann aber auch zelten gehen. Wie lange hält das Hochgefühl, Weltmeister zu sein, eigentlich an? Das bleibt man für immer. Ich laufe aber nie wie ein Weltmeister durch die Gegend. Das passt nicht, und ausserdem geht es im Fussball immer weiter. Du kriegst als Weltmeister nichts geschenkt. Å Mit Manuel Neuer sprach Roland Zorn Erinnern Sie sich mehr an Ihre grossartigen Paraden oder an Ihre gelegentlichen Schnitzer? Ich bin nicht jemand, der sich die Top-Ten-Paraden auf Youtube anschaut. Da habe ich ja nichts von. Interessanter sind Situationen, in denen ich mir die Frage stellen kann, was hast du richtig, und vor allem, was hast du falsch gemacht? Das zu analysieren und sich dann zu verbessern, erscheint mir notwendig. Als junger Torhüter habe ich mir die Sendung “Eurogoals” angeschaut, bei der alle auf die schönen Tore der Spieler achten. Ich habe auf die Torleute geschaut und darauf, wie sie sich in diesem Moment verhalten haben. Gibt es bei der Dynamik des heutigen Torhüterspiels zwischen den klassischen Arbeitsaufträgen auf der Linie oder im Strafraum und den Zusatzaufgaben als elfter Feldspieler überhaupt noch Momente im Spiel, während derer Sie sich entspannen können? Eigentlich bin ich als Torhüter nie aus dem Spiel, auch nicht in solchen, bei denen ich eher selten aktiv eingreifen muss. Gerade solche Spiele mit vielleicht nur zwei, drei Bewährungsproben sind vom Kopf her sehr anstrengend, weil man die ganze Zeit auf der Höhe sein muss. Man schaltet ja nie ab. Es ist wie bei einer Vorlesung in der Uni. Wenn man einmal nicht richtig zuhört, ist man raus aus dem Stoff. Als Feldspieler würde ich mir die vierte Liga zutrauen. tnt-graphics AG Gibt es auch Spiele, in denen Sie früh spüren: Mir passiert heute gar nichts? Ich habe schon zig Gefühle vor den Spielen gehabt, und die sind meistens falsch. Oft genug habe ich beim Aufwärmen gedacht, heute kann gar nichts anbrennen. Dann stehst du auf dem Platz und wunderst dich. Ein zu gutes Gefühl zu haben, kann sehr trügerisch sein. Für einen Torhüter geht es immer bei null los, auch wenn ich einen Fehler gemacht habe. Ich kann damit u mgehen. Ausserdem pfeift deswegen ja kein Schiedsrichter das Spiel ab. FIFA-Torhüter- Gipfel analysier t neueste Trends: http://tinyurl.com/mzcsyav W o s i c h d i e W M - To r h ü t e r a u f h i e l t e n <1% 1-2% >2% MANUEL NEUER DEUTSCHLAND TIM HOWARD Grafik links Die Laufwege von Manuel Neuer und drei anderen Torhütern im Vergleich. USA Grafik unten Die Bereiche aller WM-Torhüter im Verhältnis zum gesamten Feld (beinhaltet alle WM-Spiele der Keeper). GIANLUIGI BUFFON ITALIEN IKER CASILLAS SPANIEN B e r e i c h e d e r W M - To r h ü t e r i n P r o z e n t e n 0% 10% 15% 20% 25% 30% Ryan (Australien) Bravo (Chile) Benaglio (Schweiz) Buffon (Italien) Joe Hart (England) Tim Howard (USA) Hugo Lloris (Frankreich) Ospina (Kolumbien) Navas (Costa Rica) Cillessen (Niederlande) Júlio César (Brasilien) Beto (Portugal) Courtois (Belgien) Romero (Argentinien) Karnezis (Griechenland) Muslera (Uruguay) Ochoa (Mexiko) Sung-ryong (Republik Korea) Rais Mbolhi (Algerien) Kawashima (Japan) Dauda (Ghana) Itandje (Kamerun) Akinfeev (Russland) Valladares (Honduras) Enyeama (Nigeria) Begović (Bosnien und Herzegowina) Barry (Elfenbeinküste) Casillas (Spanien) Dominguez (Ecuador) Haghighi (Iran) Pletikosa (Kroatien) Neuer (Deutschland) T H E F I FA W E E K LY 29 sharecocacola.com #shareacocacola Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company. Share a with F I F A ’ S 11 FREE KICK Die erfolgreichsten U17-WM-Teams Die Zehn-PunkteListe fürs Leben Alan Schweingruber G anz nach dem Prinzip “Man lebt nur einmal” erstellen viele Menschen einmal im Leben eine ganz besondere Liste. Der Titel: “Zehn Dinge, die ich in meinem Leben noch machen möchte.” Ganz subjektiv, im Wahn oder bei einem Glas Rotwein, lässt sich da allerhand draufkritzeln. Zum Beispiel: Eine Liste erstellen mit den neun Dingen ... Oder: Eine Fussball-WM besuchen. Für hartgesottene Fans: Ein Finale einer Fussball-WM besuchen. Die Liste kann beliebig erweitert werden. Fünf oder sechs Vorsätze mehr bereichern das Leben, solange die Punkte laufend abgearbeitet werden. Entsteht wegen unerledigter Dinge nämlich ein schlechtes Gewissen, landet die Liste womöglich schon nach einem halben Jahr im Abfall. Das ist nicht der Sinn der Sache. Es ist dann wie beim Stürmer, der sich am Anfang der Saison vornimmt, Torschützenkönig zu werden und in den ersten drei Spielen nicht trifft. Er strauchelt und strauchelt, bis er schliesslich seinen Stammplatz verliert. Im schlimmsten Fall muss er den Klub verlassen. Also: Zehn Punkte, die auf dem angenehmen Weg realisierbar sind und auch im Rahmen der Möglichkeiten liegen. Auch scheinbar unattraktive Pläne können das Leben verändern. Es gibt die erstaunliche Geschichte des arbeits losen Mannes Mitte 40, der an einem nebligen Sonntagmorgen das Spiel der dritten Mannschaft besuchte. Er stand als Zuschauer alleine am Spielfeldrand, weil sich keiner für die Partie interessierte. Als er das grosse Talent eines jungen Einwechselspielers erkannte, funktionierte er sich zwei Tage später zum Spieleragenten um und wurde binnen dreier Jahre zum Millionär. Es wäre spannend zu wissen, ob sich der Mann vor dem Spielbesuch auch eine Liste rstellt hatte. Und ob der Ausflug an besagtem e nebligen Sonntagmorgen auf der Liste war. Mal angenommen, Sie schaffen es nicht, den reichen Mann als Ihren Einflüsterer für die Liste zu gewinnen, dann wäre es ratsam, die zu notierenden Punkte nicht zu strategisch zu überdenken. Gerade bei langfristigen Projekten wie einem WM-Besuch bewähren sich in der Regel nüchterne Analysen weniger: “Brasilien ist weit weg, die Reise würde teuer werden, und ich spreche kein Portugiesisch.” Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl: “Es ist WM. Und Rio de Janeiro ist schön.” Ebenfalls von Vorteil ist es, zwischendurch einen etwas leichteren “Auftrag” in die Liste einzubauen (siehe erster Abschnitt, Beispiel 1). So verschafft man sich Luft für die wirklich grossen Herausforderungen. Sehnsüchte und Wünsche verändern sich im Leben. Demnach ist es gut möglich, dass bereits nach der ersten Erledigung neue Türen aufgehen und sich Möglichkeiten ergeben, die vielleicht gar nicht auf der Liste stehen. Wie im Fall des 20-jährigen Hochstaplers Nicolás. Er hatte sich in Spanien anfangs als Berater der Regierung, dann als Mitarbeiter des Geheimdienstes ausgegeben. Am Schluss war “der kleine Nicolás” sogar auf Fotos beim Händedruck mit König Felipe VI zu sehen. Letztes Wochenende wurde der Betrüger gefasst. Å Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion 1 Brasilien 143 Punkte 44 Siege 14 Teilnahmen 2 N igeria 131 Punkte 40 Siege 10 Teilnahmen 3 A rgentinien 97 Punkte 28 Siege 12 Teilnahmen 4 G hana 91 Punkte 27 Siege 8 Teilnahmen 5 M exiko 84 Punkte 26 Siege 11 Teilnahmen 6 Spanien 83 Punkte 25 Siege 8 Teilnahmen 7 D eutschland 65 Punkte 19 Siege 8 Teilnahmen 8 USA 64 Punkte 19 Siege 14 Teilnahmen 9 Australien 55 Punkte 16 Siege 11 Teilnahmen 10 Uruguay 40 Punkte 12 Siege 6 Teilnahmen 11 Italien 36 Punkte 10 Siege 7 Teilnahmen Quelle: FIFA (FIFA, Report: Alltime Ranking U17-World Cup, 21.10.2014) T H E F I FA W E E K LY 31 ZEITSPIEGEL T H E N Birmingham, England 1908 Getty Images Hunde in T-Shirts springen nach einem Wasserball. 32 T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W Berlin, Deutschland 2006 laif Roboterhunde spielen Fussball. T H E F I FA W E E K LY 33 DAS FIFA-R ANKING Rang Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 46 48 49 50 51 52 52 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 34 → http://de.fifa.com/worldranking/index.html Rangveränderung Punkte Deutschland Argentinien Kolumbien Belgien Niederlande Brasilien Frankreich Uruguay Portugal Spanien 0 0 0 1 -1 0 2 -1 2 -2 1669 1565 1420 1388 1375 1307 1191 1184 1175 1119 Italien Schweiz Chile Kroatien Algerien Costa Rica Mexiko Griechenland Ukraine England Rumänien Tschechische Republik USA Slowakei Elfenbeinküste Bosnien und Herzegowina Ecuador Island Österreich Russland Tunesien Dänemark Kap Verde Wales Ghana Slowenien Schottland Ägypten Schweden Kamerun Senegal Nigeria Nordirland Polen Israel Türkei Serbien Albanien Trinidad und Tobago Ungarn Iran Japan Togo Peru Guinea Panama Südafrika Mali Bulgarien DR Kongo Republik Irland Kongo Finnland Montenegro Usbekistan Republik Korea Gabun Norwegen Honduras Antigua und Barbuda Burkina Faso Guatemala Libyen Jordanien Armenien Paraguay Sierra Leone 2 -2 -1 5 5 -1 -1 -4 5 -2 5 6 -6 16 -3 -1 -6 6 10 -7 0 -5 8 -5 -2 17 -8 23 -7 2 -5 -5 28 26 19 -8 -12 -3 37 4 -7 -4 73 -7 -7 -1 10 1 -13 13 1 -14 2 -21 -7 -3 16 8 -13 10 -23 -15 -5 -5 -23 -16 -2 1064 1063 1060 1002 989 974 954 946 920 919 876 870 862 861 842 837 826 816 810 792 780 763 716 715 685 683 674 658 646 637 635 632 625 621 615 614 614 604 598 561 560 559 559 558 552 546 542 533 532 521 519 512 510 504 498 496 487 481 480 478 469 466 440 434 432 423 421 T H E F I FA W E E K LY Rang 05 / 2014 06 / 2014 07 / 2014 08 / 2014 09 / 2014 10 / 2014 1 -40 -80 -120 -160 -200 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 88 88 88 92 93 94 95 96 97 97 99 99 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 113 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 126 128 129 130 131 132 132 134 134 136 137 138 138 140 141 142 143 144 Platz 1 Aufsteiger des Monats Sambia Vereinigte Arabische Emirate Dominikanische Republik Irak El Salvador Oman Uganda Venezuela Benin Angola Estland VR China Marokko Katar Litauen Haiti Australien Ruanda Zypern Mosambik Saudiarabien EJR Mazedonien Lettland Simbabwe Botsuana Bolivien Bahrain St. Vincent und die Grenadinen Belarus Sudan Palästina Malawi Tansania Äthiopien Kuba Namibia Jamaika St. Kitts und Nevis Kenia Georgien Lesotho Moldawien Kuwait Niger Kanada Liberia Libanon Äquatorial-Guinea Aserbaidschan Luxemburg Burundi Philippinen Guinea-Bissau Neuseeland Kasachstan Aruba Tadschikistan Afghanistan Vietnam Myanmar Turkmenistan St. Lucia Mauretanien Tschad Malediven Madagaskar Zentralafrikanische Republik 10 -6 27 9 -10 -7 -5 -19 -8 14 -7 9 -1 8 11 26 -10 -2 -11 12 -15 13 0 -9 -11 -9 0 1 -17 26 -6 -11 5 21 10 0 -13 2 -5 -7 -3 -14 4 -14 -2 3 -3 -11 -31 1 2 5 0 -13 -5 -3 2 1 6 6 3 -15 0 3 3 3 -7 Absteiger des Monats 418 413 405 393 392 391 389 388 375 373 369 369 369 369 364 360 359 356 348 341 341 340 340 330 323 310 308 302 301 298 297 292 291 289 286 284 284 279 273 271 266 262 261 258 251 249 246 238 233 233 232 229 226 225 218 218 214 214 208 207 197 197 195 194 183 180 178 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 157 159 159 161 162 163 164 165 166 167 168 168 170 171 172 172 174 175 176 177 178 179 180 180 182 182 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 194 194 197 198 199 200 201 202 203 203 205 205 207 208 208 Grenada Barbados Curaçao DVR Korea Suriname Kirgisistan Syrien Guyana Neukaledonien Laos Liechtenstein Malaysia Indonesien Malta Puerto Rico Indien Singapur Guam Hongkong Swasiland Thailand Tahiti Belize Gambia Nicaragua Montserrat Seychellen Bermuda Komoren Sri Lanka São Tomé und Príncipe Bangladesch Turks- und Caicos-Inseln Jemen Nepal Salomon-Inseln Dominica Pakistan Osttimor Macau Kambodscha Südsudan Färöer Chinese Taipei Samoa Vanuatu Mauritius Fidschi Mongolei Bahamas Amerikanisch-Samoa Tonga Amerikanische Jungferninseln Brunei Darussalam Papua-Neuguinea Eritrea Cayman-Inseln Andorra Somalia Britische Jungferninseln Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino -8 15 1 2 -2 1 1 1 -16 15 17 -2 -1 -2 -2 -1 -12 2 1 -4 -7 -4 -4 -2 2 -2 1 -2 2 2 2 5 3 6 4 2 -13 -7 11 2 14 -1 -8 -10 -2 -2 -2 -2 -2 -1 -1 -1 -5 -5 0 2 -3 1 1 -4 0 0 0 0 0 176 172 171 168 167 158 154 148 142 141 136 134 129 129 119 119 115 111 109 103 102 100 99 90 90 86 81 80 80 76 72 68 66 62 61 53 53 51 51 49 46 43 42 39 37 33 32 30 29 26 26 26 20 15 13 11 10 9 8 8 6 6 2 0 0 THE SOUND OF FOOTBALL Genesis’ Befreiungsschlag Genesis galten als führende Lichter des P rogressive Rock. Mit “Match of the Day” stellten sie den Kompass um. Hanspeter Kuenzler Sion Ap Tomos, “S end him off Ref!/Where are your specs Ref!” war kein Refrain, wie man ihn von Musikanten erwartet hätte, die als Helden des Progressive Rock (“Prog”) gefeiert wurden. Schliesslich schienen sich die Stars von “Prog” – ELP, Yes oder Jethro Tull – zum Ziel gesetzt zu haben, den bescheidenen Rocksong mittels unmöglichen Rhythmen und rätselhaften Texten auf das Niveau von Beethoven zu hieven. Auch Genesis hatten dem eine Fülle von schrägen Kostümen zugefügt und Texte gesungen, die zwischen subtilen Alltagsbeobachtungen und schwergewichtigen Existenzfragen pendelten. Fussball hatte bis dahin nicht zum Bild gehört. Der oben zitierte Refrain gehört zum bis dahin eher unüblichen Song namens “Match of the Day” und ist auf der EP “Spot the Pigeon” zu finden. Im Mai 1977 verhalf die EP Genesis zur bis dahin höchsten Position in den britischen Singles-Charts – Rang 14. Gestandene Fans waren entsetzt: Singles galten als banal, weil sie kommerziell waren. Kurz vorher waren Genesis bereits mit ihrem achten Album “Wind & Wuthering” in den Top 10 gelandet. Dies, obwohl der charismatische Sänger Peter Gabriel abgesprungen war und dafür der kumpelhafte Schlagzeuger Phil Collins das Mikrophon übernommen hatte. Die Band stand am Scheideweg. Denn Progressive Rock galt nach dem Fegefeuer der Punks als verloren und uncool – Gabriel war das einzig wirklich “coole” Genesis-Mitglied gewesen. Zurück zur Hit-Single “Match of the Day”: Der Song war eine Ode nicht nur ans samstägliche Rendezvous im Stadion, sondern auch ans gleichnamige TV-Programm, mit welchem BBC am Samstagabend seit 1964 die Highlights des Tages abfeiert. Und so löste die Platte mit den relativ simplen Lyrics ein kleines Erdbeben aus. Im Gegensatz zu Gitarrist Steve Hackett hatten Phil Collins, Mike Rutherford und Tony Banks nämlich kein Problem damit, Refrains zu singen, die auch ein Schulbub verstand. Hackett suchte das Weite, die anderen drei nahmen das Album “… And Then There Were Three” auf und r egierten danach 15 Jahre lang die Popcharts der ganzen Welt. Æ T H E F I FA W E E K LY 35 © 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. instinct takes over #predatorinstinct adidas.com/predator TURNING POINT Name Klas Ingesson Geburtsdatum, Geburtsort 20. August 1968, Ödeshög Stationen als Spieler 1987–1990 IFK Göteborg 1990–1993 KV Mechelen 1993–1994 PSV Eindhoven 1994–1995 Sheffield Wednesday 1996–1998 AS Bari 1998–2000 FC Bologna 2000 Olympique Marseille 2001 US Lecce Nationalteam Schweden 57 Spiele, 13 Tore “Die Diagnose war ein K.-o.-Schlag” Der Schwede Klas Ingesson geniesst jeden Tag als Trainer von IF Elfsborg. Seit er 2009 an einer unheilbaren Krebsart erkrankte, findet der Familienvater im Fussball willkommene Abwechslung. Nicklas Elmrin / DUKAS F ussball ist mein Leben, das war schon immer so. Ich hatte als Spieler eine schöne Karriere, spielte in England, Italien und wurde mit Schweden 1994 an der WM in den USA Dritter. 2001 beendete ich meine Laufbahn, mit 32 Jahren. Hätte ich heute noch einmal die Wahl – ich würde länger spielen. Aber ich war damals ein anderer Mensch, die ewig gleichen Abläufe langweilten mich. 2009 veränderte sich mein Leben komplett. Weil ich seit Längerem an Rückenbeschwerden litt, suchte ich einen Arzt auf. Ich lag im Krankenhausbett, als der Arzt mir sagte: “Klas, bei dir ist ein Multiples Myelom diagnostiziert worden.” Ich hielt das für eine gute Nachricht. Zwar eine Krankheit, aber kein Krebs, erzählte ich meiner Frau am Telefon. Dann kam der Arzt zurück ins Zimmer und klärte mich über die anstehende Chemotherapie auf. Ich fragte: “Welche Chemotherapie? Ich bin nicht krebskrank.” Als der Doktor sagte: “Doch Klas, es ist Krebs”, fühlte sich das an wie ein K.-o.-Schlag. Alles um mich herum wurde schwarz. Mir war klar: Ich würde sterben, und es würde schnell gehen. Es gab zwei Optionen: Entweder würde ich den Tod widerstandslos akzeptieren – oder ich würde kämpfen. Ich wollte nicht sterben. Dafür liebe ich das Leben und meine Familie zu sehr. Seit der Diagnose führe ich ein bewussteres Leben. Früher war ich ungeduldig. Ich versuchte, so wenig wie möglich über die Krankheit zu lesen. Wenn einem Google angibt, wie klein die Überlebenschancen sind, bekommt man womöglich Depressionen. Mir ist es auch lieber, wenn die Ärzte mir nicht alles erzählen. Was mir viel half, war, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Das Multiple Myelom ist eine Knochenmarkkrankheit, sie zerfrisst nach und nach das Muskelgewebe. Als ich 2013 den Posten bei E lfsborg übernahm, ging ich an Krücken. Später brauchte ich einen Rollator und schliesslich sogar einen Rollstuhl. Für mich ist das der härteste Part: Dass ich nicht mehr körperlich aktiv sein kann. Ich erwarte nicht, dass ich je wieder Fussball spielen kann. Aber es wäre schön, wieder zehn Meter gehen zu können, ohne hinzufallen. In der Kabine habe ich mir so den Arm gebrochen. Meine Knochen sind sehr schwach geworden. Inzwischen habe ich zwei Stammzellentransplantationen hinter mir. Ich fühle mich den Umständen entsprechend, aber ich weiss nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt im Fussball – und im Leben. Ich bin dankbar, dass ich nicht zu Hause rumsitzen muss. Es ist für mich ein perfekter Tag, wenn ich aufs Trainingsgelände fahren kann und mich nicht zu erschöpft fühle. Wir haben ein junges Team, die Arbeit mit den Spielern hält mich frisch. Ich denke, den Spielern etwas mitgeben zu können für ihre Karriere, sie besser zu machen. Sollte das irgendwann nicht mehr der Fall sein, werde ich gehen. Bis es so weit ist, geniesse ich jede Minute. Å Aufgezeichnet von Nicola Berger Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY 37 EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT Feel the Beauty BE MOVED THE NEW 4K LED TV “SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation. The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.fifa.com/theweekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878 FIFA - R ÄT SEL - CUP Misshandelte Eckfahnen, ein Sprungtest und ein einmaliges WM-Trikot – raten Sie mit! 1 Wer spielt hier im gestreiften Trikot bei einer WM in den 70er-Jahren? Präsident: Joseph S. Blatter FBrasilien MNiederlande JItalien RFrankreich Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio Chefredakteur: Perikles Monioudis Redaktion: Alan Schweingruber, Sarah Steiner, Tim Pfeifer 2 Für wen wurden insgesamt die höchsten Transfersummen gezahlt? Art Direction: Catharina Clajus Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Alissa Rosskopf Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach A 3 Ständige Mitarbeitende: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn E O U Test für das Gütesiegel “FIFA Approved”: Der Fussball wird aus zwei Meter Höhe auf eine Stahlplatte fallengelassen. Wie hoch muss der Ball zurückspringen? Rund … S D N L Mitarbeit an dieser Ausgabe: Nicola Berger, Tamara Castro, Dominik Petermann, Andreas Wilhelm 50 cm 80 cm 110 cm 140 cm Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub 4 Vier WM-Spiele, vier unschuldige Eckfahnen. Welche Eckfahne musste zuletzt dran glauben? Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: feedback-theweekly@fifa.org Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA. A L K E Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: SPOT Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 29. Oktober 2014, an die E-Mail-Adresse feedback-theweekly@fifa.org Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf T H E F I FA W E E K LY 39 ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Welcher Angreifer hat Sie in den jüngsten Freundschaftsspielen am meisten beeindruckt? 35+23+22875 7% 5% 8% UMFR AGE DER WOCHE Welcher Gruppenerster der aktuellen Qualifikation für den CAF Afrika Cup 2015 hat Sie am stärksten überrascht? 35% 22% 23% ≠ ≠ ≠ ≠ ≠ ≠ Zur Auswahl stehen: ·Algerien ·Kamerun ·Südafrika ·Ghana ·Gabun · Kap Verde ·Tunesien Abderrazak Hamdallah (Mar) Carlos Bacca (Col) Karim Benzema (Fra) Joao Plata (Ecu) Stimmen Sie ab unter: Fifa.com/newscentre Eduardo Vargas (Chi) Diego Tardelli (Bra) “Tévez hat das Niveau erreicht, das Zidane bei Juventus hatte. Er ist einzigartig. Ein vergleichbares Phänomen gibt es nicht.” Marcello Lippi, italienischer Fussballtrainer 106 082 Fans passierten am ersten Spieltag der neuen Saison in der australischen A-League die Stadion 15 Tore in den ersten acht Spielen der spanischen Tore in sieben Ligaspielen tore und stellten Primera División: Cristiano wären schon für einen damit einen neuen Ronaldo hat Geschichte geschrie- Stürmer eine gute Quote. Sie Zuschauerrekord auf. Der ben. Der Top-Torjäger von Real ist aber umso bemerkenswer- FC Sydney etwa konnte Madrid übertraf den bisherigen ter, wenn man weiss, dass zum Derby gegen die Rekord für diesen Zeitraum um Rogério Ceni Torhüter ist. Der Western Sydney Wande- genau ein Tor. Ronaldos Schlussmann hat seinen Rekord für rers 41 213 Zuschauer aktuelle Torquote von 2,14 pro Spieler auf dieser Position noch begrüssen – so viele wie Partie wird bemerkenswerter- einmal ausgebaut – auf 123 Tore. noch nie zuvor bei weise sogar nur von acht der Ceni steuerte einen herrlichen einem Spiel in den 26 97 Mannschaften in den fünf Freistosstreffer zum 2:1 von Jahren des Bestehens europäischen Topligen São Paulo über Bahia bei. des Allianz Stadium. übertroffen. Bechir Ramzy / Anadolu Agency / AFP, Getty Images (3) 4 Z AHLEN DER WOCHE