automobil entwicklung 3/00
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automobil entwicklung 3/00
Technology SUV-Neuentwicklungen SUV-Visionen in Detroit Nachdem BMW Land Rover an Ford verkaufte, soll nun rund um der X5 eine neue Sports-Activity-Vehicle-Modellreihe entstehen. Damit liegt BMW voll im Trend: Auch Amerikas Auto-Visionen, jüngst präsentiert auf der Chicago Show, zeugen vom ungebrochenen Interesse an dieser Marktnische. BMW-Chef Professor Joachim Milberg formulierte es Ende März auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns ganz vorsichtig: »Ich möchte nicht ausschließen, dass der X5 der Stammvater einer ganzen Modellfamilie werden könnte.« Die Trennung von Land Rover biete die Chance einer »ungebremsten Ausschöpfung der wachsenden Sport-Activity-Segmente (SAV) mit den Qualitäten der Marke BMW«. Zukunftsmusik aus dem ›Münchner Vierzylinder‹. Viel konkreter lauten da schon Pläne der US-amerika- nischen Hersteller, allen voran General Motors, die bereits ziemlich genau wissen, wie sie das SAV-Segment angehen wollen. Beispiel Buick: Das neueste Modell der GM-Marke, der ›Rendezvous‹ soll ab Modelljahr 2002 auf dem Markt gelangen und, so hofft Buick, kräftig im Terrain der luxuriösen Geländewagen à la Lexus RX 300, Mercedes-Benz M-Klasse und BMW X5 mitmischen. Der französische Name wurde sicher nicht zufällig gewählt in dieser von Europäern dominierten Marktnische. Buick ›Rendevouz‹: Der Geländewagen soll in der Klasse von BMW X5, Mercedes-Benz M-Klasse und Lexus RX 300 mitmischen. Bild: Buick Konzeptstudie ›Traverse‹: Bei dem Fahrzeug handelt es sich laut Chevrolet um »die Neuerfindung der Familien-Limousine«. Bild: Chevrolet 46 Automobil-Entwicklung · Mai 2000 Das Interieur des Siebensitzers mit 185 PS aus einem V6-Aggregat fällt hochwertig aus, so hochwertig wie es die Klientel in dieser Klasse für gewöhnlich vorfindet, aber nicht ›extra-fein‹. Buick zielt mit seiner Entwicklung nämlich nicht nur auf den Geschäftsmann mit Allrad-Ambitionen, sondern möchte auch die ›aktive Familie‹ als Kunden gewinnen. Roger Adams, General Manager bei Buick, preist vor allem die Wandlungsfähigkeit der Neuentwicklung durch die optionale Rückbank. Damit sei die Mischung von Sport-Utility-Vehicle (SUV) und Minivan in einem Fahrzeug gelungen. Die Neuerfindung der Familien-Limousine Auch bei Chevrolet (ebenfalls GM) braut sich im SAV-Segment Neues zusammen. Noch wurde nicht entschieden, ob etwas ähnliches wie die Konzeptstudie ›Traverse‹ weiterentwickelt wird und in Produktion geht. Für Joel Piaskowski, Chevrolet Car Design Manager, steht aber fest: ›Dieses Auto ist die Neuerfindung der Familien-Limousine.« Piaskowski sieht im Design des ›Traverse‹ den »zukünftigen Stil des Hauses Chevrolet«. Das abgeschrägte Heck verwischt alle Ähnlichkeit mit einem Station Wagon, auf dessen Plattform die Studie steht. Das 4,5 Liter-V6-Triebwerk leistet stattliche 255 PS und bringt den fast 4,80 Meter langen, fünftürigen Allradler, flott in Fahrt. Das Interieur fällt geräumig aus, limousinenhaft ➔ Technology SUV-Neuentwicklungen Pontiac-Studie ›Piranha‹: Auswechselbare Verkleidungen und ein variables Innenraumkonzept sollen die 18- bis 25jährigen anziehen. Pfiffiges Technikdetail: extraleichte Sitze mit Magnesium-Rahmenkonstruktion. Bild: Pontiac und durchaus auch ›geschäftstüchtig‹. Chevrolet packte in dieses Konzeptfahrzeug einen Laptop mit Internetanschluß. Wenn der ›Traverse‹ vorrangig familientauglich sein soll, können die Fondsitze um über 20 Zentimeter verschoben werden – je nachdem, ob das Gepäck oder der Komfort der Fondpassagiere Vorrang genießt. Ganz auf ›All-Activity‹-Kurs liegt auch die Studie ›Piranha‹ von Pontiac (GM). Zu den technischen Highlights gehören die Sitze mit Magnesi- 48 Automobil-Entwicklung · Mai 2000 um-Rahmenkonstruktion, die sich, da sehr leicht, problemlos ein- und ausbauen lassen und sich auch als Freizeit-Sitzgelegenheit eignen. Zielgruppe für ein Fahrzeug wie den ›Piranha‹: »urbane Trendsetter zwischen 18 und 25 Jahren, die ein funktionales und ausdrucksstarkes, gleichzeitig aber auch ein bezahlbares Auto wollen«, erläutert ›Piranha‹-Designer John Mack. Zu den auf das junge Publikum zugeschnittenen Ideen gehören die austauschbaren Innenraum-Verkleidungen. ➔ Tacoma Double Cap‹ (oben) und Sequoia‹: Toyotas neuer Pickup ›Tacoma‹ und der Full-Size-SUV ›Sequoia‹ zeigen gewohnte Größe. Bilder: Toyota Noch nicht so recht an die Nische der handlichen SAV’s glaubt offensichtlich Toyota. »Dieses Jahr ist das Jahr der Light Trucks und Sport-Utility-Fahrzeuge«, verkündete Don Esmond, Toyota Motor Sales USA Division Group Vice President. Entsprechend groß fiel auch der ›Tacoma Double Cap‹ aus. Ein Fahrzeug, das Toyota in Chicago zeigte. Der Wagen, wahlweise als Allradler oder mit Einachsen-Antrieb, kommt im Oktober in die Showrooms. Insgesamt 155 000 Einheiten will Toyota in den USA verkaufen. Das Modell ›Tacoma‹ wurde speziell für die USA entwickelt und wird in Toyotas NummiWerk in Kalifornien gebaut. Der japanische OEM präsentierte in Chicago auch ein ›Full Size SUV‹ namens ›Sequoia‹, das ganz und gar dem Geländewagentypus entspricht, der bislang den US-Markt beherrscht: groß, wuchtig, imposant. Aber auch wenn Toyota nicht auf der SAV-Welle mitschwimmt, den Erfolg scheinen die japanischen USHersteller derzeit trotzdem gepachtet zu haben. 1999 überrundete Toyota erstmals bei den Verkaufszahlen Chevrolet. Das Modell ›Camry‹ wurde 1999 – zum dritten Mal in Folge – zu Amerikas ›best selling car‹ gewählt. Nun nimmt Toyota auch noch Dodge ins Visier. Im Januar lagen Toyotas Verkaufsergebnisse erstmals über denen von Dodge. »Der Schlüssel zum Wachstum liegt bei den Trucks«, zeigt sich Esmond überzeugt.