InForm - VKA - RWTH Aachen University
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InForm Ausgabe 2/2009 Aktuelles Forschung & Technik Seminare Impressum Newsletter des Lehrstuhls für Verbrennungskraftmaschinen Aachen 1-2 2-7 7 8 AKTUELLES Spatenstich für Center for Mobile Propulsion erfolgt Mit dem Center for Mobile Propulsion (CMP) wird die RWTH Aachen University ein weltweit einmaliges Forschungszentrum erhalten. Insgesamt werden 51 Millionen Euro investiert, Ende 2010 soll der Bau stehen. Mit dem Spatenstich für das CMP am 13. Oktober 2009 wurde die Bauphase der neuen Versuchshalle und des neuen Bürogebäudes des VKA eingeleitet. Nach einer intensiven Planungs- und Genehmigungsphase können nun die Neubauten realisiert werden. Zum Spatenstich (Abb. 1) betonten dann auch der Rektor Professor Ernst Schmachtenberg und Staatssekretär Dr. Michael Stückradt die außerordentliche Zielsetzung des Projekts. Die Inhalte und Forschungsvision wurden von Professor Stefan Pischinger dargestellt. Abb. 1: Spatenstich CMP Fokus. Vor diesem Hintergrund werden hier Forschungsprojekte verschiedener Disziplinen bearbeitet. Es werden gleichzeitig effizientere Elektromotoren und Speichersysteme sowie Verbrennungsmotoren erforscht. Dabei werden alle Komponenten der Antriebstechnik – etwa Batterie, Getriebe oder Motor – behandelt und die gemeinsame Nutzung mittels einer Echtzeitvernetzung dargestellt. Zudem kann das Zusammenspiel der Komponenten in den Antriebsstrangprüfständen untersucht werden. Eine wichtige Querschnittsfunktion nimmt dabei die Steuerung und Regelung dieser Systeme ein. Mit der gemeinsamen Forschung an allen Komponenten der Antriebstechnik unter einem Dach entsteht damit ein bisher einzigartiges Forschungszentrum. Abb. 2: Center for Mobile Propulsion Insgesamt werden 18 Prüfzellen für Komponenten- und Gesamtuntersuchungen mit einer zugehörigen Rüstwerkstatt auf über 3000 m² Fläche errichtet. Daneben werden Seminarräume für die Lehre, Laborflächen und neue Büros entstehen, welche in Summe ebenfalls rund 3000 m² umfassen. Die Ausrüstung und Inbetriebnahme der Prüfzellen wird im Frühjahr 2011 erfolgen. Dipl.-Ing. Ulrich Grütering Tel.: +49 241 80-95355 Fax: +49 241 80-92630 gruetering@vka.rwth-aachen.de Im neuen CMP wird das VKA gemeinsam mit 15 weiteren Instituten aus den Fakultäten für Maschinenwesen, Elektrotechnik und Naturwissenschaften kooperieren. Dabei steht die Vision der Halbierung von CO2-Emissionen mobiler Antriebe im Copyright VKA / RWTH AACHEN University 1 VKA Newsletter, Ausgabe 2/2009 Aldenhoven Testing Center Mit dem Spatenstich für den ersten Bauabschnitt, finanziert durch die RWTH Aachen University, wurde im Juni 2009 der Startschuss für das Aldenhoven Testing Center (ATC) gesetzt. In Kooperation mit der Automotive Center for Industry GmbH (ACI), deren Aufsichtsratsvorsitzender der Dürener Landrat Wolfgang Spelthahn ist, und der RWTH Aachen University entsteht auf rund 45.000 Quadratmetern zunächst eine Fahrdynamik- und Verkehrssimulationsfläche mit einem Durchmesser von 210 Metern, welche auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Emil Mayrisch gelegen ist. Abb. 1: Aufbauplan des Testing Center Das Grundstück wurde vom Kreis Düren zur Verfügung gestellt. Die RWTH Aachen University finanziert das Projekt mit drei Millionen Euro, wobei sich drei Forschungseinrichtungen (Institut für Kraftfahrzeuge (ika), Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen (VKA) und Institut für Regelungstechnik (irt)) als zukünftige Hauptnutzer finanziell direkt beteiligt haben. eine 400 m langen Beschleunigungsspur. Weiterhin hält sie einer Last von 44 t stand und verfügt über eine unabhängige Rückführung, die einen kontinuierlichen Testlauf ermöglicht. Mitte 2010 wird das Testzentrum mit GALILEO Pseudoliten ausgestattet. Diese sind Teil des Projektes GALILEO above (Anwendungszentrum für bodengebundenen Verkehr). Ab dem Frühjahr 2012 soll es möglich sein in dieser Galileo-Testund Entwicklungsumgebung Anwendungen im Bereich Automotive für das zukünftige europäische Satellitennavigationssystem Galileo schon vor dessen Betriebsstart zu testen, www.automotivegate.de. Bis 2011 sollen weitere Testeinrichtungen realisiert werden: ■ Ovalrundkurs für PKW und LKW, querkraftfreies Fahren bis zu 130 km/h, maximale Geschwindigkeit 200 km/h ■ Eine Bremsstrecke mit verschieden Oberflächen und unterschiedlichen Reibwerten ■ Schlechtwegstrecke mit speziellen künstlichen Hindernissen zur Fahrkomfortbewertung von PKW und LKW ■ Steigungshügel mit Steigungen bis zu 40 % Über das Aldenhoven Testing Center kann auch die Nutzung der bereits vorhandenen zweispurigen Autobahn (Gesamtlänge 2.300 m – 2 Elemente mit je 1000 m) angemeldet werden. Auf der Website www.atc.rwth-aachen.de erhalten Sie weitere aktuelle Infos. Bei technischen Fragen und zur Buchung wenden Sie sich bitte an uns. Dipl.-Ing. Michael Wittler Tel.: +49 241 80-95370 Fax: +49 241 80-92630 wittler@vka.rwth-aachen.de FORSCHUNG & TECHNIK Akustik und Schwingungen von Hybridfahrzeugen Hybridspezifische NVH-Themen Abb. 2: Luftbild des ATC in der Bauphase Seit Oktober 2009 ist mit der Fahrdynamikfläche das erste Streckenelement nutzbar. Die Strecke umfasst einen befahrbaren Radius von 100 m und 2 Hybridfahrzeuge unterscheiden sich auch in akustischer und vibratorischer Hinsicht deutlich von konventionellen Fahrzeugen. Sonst unauffällige Geräuschanteile können durch das fehlende Verbrennungsmotorgeräusch demaskiert und daCopyright VKA / RWTH AACHEN University VKA Newsletter, Ausgabe 2/2009 Bei Fahrzuständen mit abgeschaltetem Verbrennungsmotor treten akustische Phänomene in den Vordergrund, die bei konventionellen Fahrzeugen durch das Geräusch des Verbrennungsmotors maskiert werden. Typische Beispiele hierfür sind das Pumpengeräusch der elektrischen Wasserpumpe und der Unterdruckpumpe, das Lüfter- und das Rollgeräusch sowie Umweltgeräusche. Akustisches Verhalten Bei konventionellen, alleine durch einen Verbrennungsmotor angetriebenen Fahrzeugen, besteht ein Zusammenhang zwischen Fahrzeuggeschwindigkeit und Motordrehzahl. Das Fahrzeuginnengeräusch empfindet der Fahrer als Feedback des Fahrzustandes. 160 6000 140 5000 120 4000 100 80 3000 60 2000 40 Fahrzeuggeschwindigkeit 20 Motordrehzahl [1/min] Demaskierung von Geräuschen räusch weitgehend maskiert. Ein im Leerlauf in den Vordergrund tretendes Lüftungsgeräusch aufgrund der immer geringeren Motorgeräusche ist ein schon seit Jahren stetiger Trend. Bei Hybridfahrzeugen sind leisere Lüftungsgeräusche aufgrund des häufig abgeschalteten Verbrennungsmotors noch wichtiger. Fahrzeuggeschwindigkeit [km/h] mit dominant und störend werden. Die Entkopplung von Fahrzustand und Verbrennungsmotorbetriebszustand führt zu unerwartetem akustischem Verhalten. Durch die neuen Komponenten und Betriebszustände treten neuartige akustische Phänomene wie das Rekuperationsgeräusch auf. Neue Betriebszustände, insbesondere der häufige Start und Stopp des Verbrennungsmotors, auch während der Fahrt, können zu akustischen oder vibratorischen Auffälligkeiten führen. Hier bieten die zusätzlichen Freiheitsgrade des hybriden Antriebsstrangs Möglichkeiten das Schwingungsverhalten positiv zu beeinflussen. Anhand eines Mehrkörpersimulationsmodells des Antriebsstrangs wird gezeigt, wie dessen tieffrequente Schwingungen durch gezielte Steuerung und Regelung der Elektromotoren deutlich reduziert werden können. 1000 Verbrennungsmotordrehzahl 0 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [s] 30 35 40 Abb. 2: Fahrzeuggeschwindigkeit und Verbrennungsmotordrehzahl bei Volllastbeschleunigung eines Fahrzeugs mit leistungsverzweigtem Hybridantrieb Abb. 1: Innengeräuschspektrum der Lüftungsanlage bei verschiedenen Gebläsestufen In Abbildung 1 ist das Innengeräuschspektrum einer Lüftungsanlage bei verschiedenen Gebläsestufen dargestellt. Zusätzlich zeigt der graue Bereich das Leerlaufinnengeräuschspektrum von typischen Otto- und Dieselmotoren. Das Lüftergeräusch wird bis zur Stufe 3 durch das MotorgeCopyright VKA / RWTH AACHEN University Ganz im Gegenteil gilt für Hybridfahrzeuge, dass die Fahrzeuggeschwindigkeit nicht allein vom Verbrennungsmotor bestimmt ist, sondern je nach Konfiguration zusätzlich vom Betriebszustand des oder der Elektromotoren. Es gibt häufig keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Fahrzeuggeschwindigkeit und Motordrehzahl, was darauf zurückzuführen ist, dass die Drehzahl des Verbrennungsmotors auch durch die Lastanforderung und den Batteriezustand beeinflusst wird. Abbildung 2 zeigt die Motordrehzahl und die Geschwindigkeit eines Hybridfahrzeugs während einer Volllastbeschleunigung. Die Fahrzeuggeschwindigkeit steigt kontinuierlich, die Motordrehzahl hingegen zeigt zu Beginn der Beschleunigung einen Sprung und bleibt ab ca. 15 s nahezu konstant. Dieser Drehzahlverlauf verursacht ein gegenüber dem konventionellen Antriebsstrang ungewöhnliches Innengeräusch („Motorbooteffekt“). Hier gilt es, einen ausgewogenen 3 VKA Newsletter, Ausgabe 2/2009 Kompromiss zwischen dem erwarteten akustischen Feedback und der Leistungsanforderung zu finden. Planetengetriebe 2 Niederfrequente Schwingungen des Antriebsstrangs bei Verbrennungsmotorstart/-stopp und Lastwechsel Parkzahnrad Vorgelegeradeinheit Geänderte Trägheitsmomente und Eigenfrequenzen im Antriebsstrang Aerodynamische Geräusche des Batteriekühlungssystems Schaltgeräusche der Leistungssteuergeräte Ein ganz wesentlicher Punkt, der bei der Entwicklung von hybriden Antriebssträngen beachtet werden muss, ist das häufige Starten und Stoppen des Verbrennungsmotors. In Abhängigkeit vom Hybridkonzept erfolgt dieses bei geringer Lastanforderung auch häufig während der Fahrt. Andererseits ergeben sich durch die neuen Komponenten im Antriebsstrang auch Möglichkeiten, diesen komfortmindernden Effekten entgegenzuwirken. Im Folgenden wird dies am Beispiel eines leistungsverzweigten Hybridfahrzeuges näher erläutert. Abbildung 3 zeigt dessen Antriebsaggregat als Verbund aus Planetengetriebe und V6 3,3 l Ottomotor (VM) des Versuchsträgers. Die Kurbelwelle ist mit dem Planetenträger eines Planetengetriebes (PG1) verbunden. Der Motor/Generator 1 (MG1) treibt das Sonnenrad an und das Hohlrad ist mit dem Hohlrad eines zweiten Planetengetriebes (PG2) fest verbunden. Motor/Generator 2 (MG2) treibt das Sonnenrad des Planetengetriebes PG2 an und der Planetenträger von Planetengetriebe PG2 ist fest mit dem Gehäuse verbunden. Differential Abb. 3: Antriebsaggregat des Vollhybrid Dadurch ergibt sich ein festes Übersetzungsverhältnis vom MG2 zum Hohlrad und damit auch zum Rad. Durch geeignete Steuerung und Regelung der Elektromotormomente ergeben sich Möglichkeiten schwingungsmindernd in den Antriebsstrang einzugreifen. Dies wurde anhand eines Mehrkörpersimulationsmodells, welches auch die Regelungseffekte einschließt, untersucht. In Abbildung 4 wird der simulierte Startvorgang des Verbrennungsmotors während der Fahrt mit und ohne Regelung verglichen. Anlassen Verbrennungsbeginn Antriebswellenungleichförmigkeit 25 Hochpassfilter 1,6 Hz -10 10 0 3 3.5 4 t/s 5 5.5 Fzg-beschleunigung 6 -20 1 0.5 0 Hochpassfilter 1,6 Hz 3 3.5 4 t/s 5 5.5 MG1-Drehmoment 1/min „Straßenbahngeräusch“: Magnetisches Geräusch des Motors/Generators bei elektrischer Fahrt und beim regenerativen Bremsen Verbrennungsmotor (VM) m/(s²) ■ Sonnenrad Sonnenrad -0.5 -1 6 125 75 25 Nm ■ Ritzel -25 3 3.5 4 mit Regelung t/s 5.5 MG2-5Drehmoment 6 -175 -185 -190 -195 -200 ohne Regelung 3 3.5 4 t/s 5 5.5 Nm ■ Motor/Generator 1 (MG1) Schwungrad Ein hybrider Antriebsstrang zeichnet sich gegenüber dem konventionellen Antrieb durch zusätzliche Komponenten aus, wie z. B. Elektromotoren, Schaltgeräte und Hochspannungsbatterie, die zu besonderen akustischen Phänomenen führen können: ■ Verbundene Hohlräder Motor/Ge- Ritzel nerator 2 (MG2) Besondere akustische Phänomene ■ Planetengetriebe 1 6 Abb. 4: Antriebsstrangsimulation des Startvorgangs mit und ohne Regelung 4 Copyright VKA / RWTH AACHEN University VKA Newsletter, Ausgabe 2/2009 Ohne Regelung liefert MG2 das konstante Antriebsmoment zur Fahrzeugbeschleunigung. MG1 ist zweimal aktiv: Beim Anlassen schleppt dieser den Verbrennungsmotor auf ca. 1000 1/min hoch. Ab Verbrennungsbeginn muss das Moment des Verbrennungsmotors abgestützt werden. Mit Regelung ist in der Anlassphase der dynamische Eingriff der Anlassmomentsteuerung in den MG1 zu erkennen. Hierdurch werden die maximale Amplituden der Antriebswellendrehungleichförmigkeit und die Fahrzeugbeschleunigung etwa auf ein Viertel reduziert. Nach Verbrennungsbeginn ist die Ruckelregelung mit MG2 aktiv. Die maximalen Amplituden der Antriebswellendrehungleichförmigkeit und die Fahrzeugbeschleunigung werden auf ein Drittel reduziert. In der Vergleichsmessung am Fahrzeug bestätigt sich das berechnete geringe Niveau der Schwingungen. Die hier dargestellten Ergebnisse basieren zum großen Teil auf den Arbeiten im Rahmen eines Forschungsprojektes, welches durch die Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V. (FVA) gefördert und am Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen (VKA) der RWTH Aachen University durchgeführt wurde. Dipl.-Ing. Michael Wittler Tel.: +49 241 80-95370 Fax: +49 241 80-92630 wittler@vka.rwth-aachen.de SCR am Otto-DI Motor Die selektive katalytische Reduktion (SCRTechnologie) ist bei Dieselapplikationen im Serieneinsatz und stellt in Kombination mit mager betriebenen direkteinspritzenden Otto-Motoren eine Alternative zum NOx-Speicherkatalysator dar. Für die Beurteilung der Anwendbarkeit der SCRTechnologie in Kombination mit mager betriebenen direkteinspritzdenden Otto-Motoren werden die aus der Dieselanwendung bekannten Untersuchungsmethoden und Applikations-Tools übernommen. Es werden 1D-Temperatur- und Konversionssimulation, CFD-Simulation der AdBlueDosierung und Untersuchungen an einem Laborgas- und Motorenprüfstand durchgeführt. Final wird ein Demonstratorfahrzeug mit AdBlueDosierung und SCR-Katalysator aufgebaut und hinsichtlich des Stickoxidreduktionspotentials auf einem Abgasrollenprüfstand analysiert. Das NO2/NOx-Verhältnis hat einen großen Einfluss auf die Stickoxidreduktion insbesondere bei niedrigen Temperaturen. Der niedrige NO2-Anteil im Rohabgas wird bei Dieselanwendungen typischerweise durch einen Dieseloxidationskatalysator erhöht. Es wird ein äquimolares Verhältnis zwischen Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid angestrebt. Das NO-Oxidationspotential von Drei-WegeKatalysatoren im Vergleich zu Dieseloxidationskatalysatoren wird auf einem Laborgasprüfstand untersucht. Augenmerk wird insbesondere auf die Abhängigkeiten der Temperatur, der Raumgeschwindigkeit, der Abgaszusammensetzung, der Beschichtung und der hydrothermalen Alterungszustände auf die NO2-Bildung gelegt. Mager betriebene direkteinspritzende Ottomotoren weisen ein hohes Kraftstoffeinsparpotential auf und tragen somit zur Reduktion von CO2Emissionen bei. Bedingt durch die überstoichiometrische Verbrennung im Teillastbetrieb ist die alleinige Abgasnachbehandlung durch den für Lambda=1 betriebene Otto-Motoren typischen Drei-Wege-Katalysator hinsichtlich der Stickoxidemissionen nicht ausreichend. In heutigen Serienapplikationen werden für die zusätzliche Stickoxidreduzierung NOx-Speicherkatalysatoren eingesetzt. Der Einsatz von NOx-Speicherkatalysatoren ist unter anderem durch einen geringen Temperaturbereich für optimale Stickoxidreduktion eingeschränkt. Bei niedrigen Temperaturen ist die Stickoxidreduktion durch unvollständige Regeneration und durch eine geringe Oxidationsrate limitiert. Hohe Temperaturen führen zu einer Instabilität der gespeicherten Stickoxid-Spezies. Copyright VKA / RWTH AACHEN University Abb. 1: NO2-Bildungspotential verschiedener Katalysatoren im frischen Zustand auf einem Laborgasprüfstand 5 VKA Newsletter, Ausgabe 2/2009 Die Untersuchungen zeigen ein unzureichendes NO2/NOx- Verhältnis stromabwärts des DreiWege-Katalysators, vgl. Abb. 1. Aus den Ergebnissen der Laborgasprüfstandsuntersuchungen ergibt sich die Notwendigkeit eines Oxidationskatalysators in Kombination mit den typischerweise eingesetzten Drei-WegeKatalysatoren. Für die Auslegung des Oxidationskatalysators und des SCR-Katalysators werden 1D-Simulationen eingesetzt. Für eine optimale Stickoxidreduktion bei gleichzeitiger Vermeidung von Ammoniakschlupf ist die AdBlue-Dosierung, insbesondere die Hydrolyse, Thermolyse und Ammoniakgleichverteilung, eine zentraler Einflussgröße. Die Auslegung der AdBlue-Aufbereitungsstrecke inklusive Mischer basiert auf CFD-Simulationen. Die Ammoniakaufbereitung wird anhand von Gleichverteilungsmessungen an einem Motorprüfstand analysiert und anhand des Gleichverteilungsindex „gamma“ charakterisiert. Im ersten Schritt der Anwendbarkeitsstudie der SCR-Technologie in Kombination mit mager betriebenen direkteinspritzenden Otto-Motoren wird die maximal erreichbare Stickoxidreduktion angestrebt. Für diese Anwendung eignet sich eine gesteuerte AdBlue-Dosierung, die mit Hilfe von Laborgas- und Motorprüfstandsuntersuchungen bedatet wird. Neben den aus Dieselanwendungen bekannten Auslegungskriterien kommt die Umschaltung zwischen homogenem und magerem Motorbetrieb bei Anwendung der SCR-Technologie an direkteinspritzenden Otto-Motoren hinzu. Hinsichtlich Ammoniakschlupf ist insbesondere der Wechsel von Magerbetrieb zu Homogenbetrieb zu untersuchen. Die Höhe des Ammoniakschlupfs ist vom Ammoniakspeicherniveau abhängig. Der Ammoniakschlupf kann durch eine geeignete Senkung des Speicherniveaus deutlich verringert werden, vgl. Abb. 2. In diesen Untersuchungen ist die Reduzierung des Ammoniakspeichers durch eine frühzeitige Deaktivierung der AdBlue-Dosierung realisiert. Diese prädiktive Methode ist im normalen Fahrbetrieb nicht möglich. Im realen Fahrzeugbetrieb kann die Verringerung des Ammoniakspeicherniveaus z.B. durch kurzzeitige Erhöhung der NOxRohemissionen erfolgen. Abb. 2: Vermeidung von Ammoniakschlupf durch Reduzierung des Ammoniakspeicherniveaus Auf Basis der Erkenntnisse ist ein Demonstratorfahrzeug mit SCR-Abgasnachbehandlungssystem ausgestattet. Das Stickoxidreduktionspotential verschiedner Konfigurationen (Art des Reduktionsmittels, Isolation, Dosierstrategie, Testbedingungen, etc.) wird anhand des neuen europäischen Fahrzyklus (NEFZ) analysiert, vgl. Abb 3. Abb. 3: Stickoxidemissionen im NEFZ (warme Testbedingung) Das Abgasnachbehandlungssystem weist sowohl unter warmen als auch unter kalten Testbedingungen sehr hohe Stickoxidreduktionspotentiale auf, die zur Einhaltung der Euro 5/6 Emissionsgrenzwerte reichen. Abb. 4: Ammoniakschlupf im NEFZ (gefüllter Ammoniakspeicher zu Beginn des Zyklus) 6 Copyright VKA / RWTH AACHEN University VKA Newsletter, Ausgabe 2/2009 Neben einer hohen Konvertierungsrate ist Ammoniakschlupf ein wichtiges Merkmal von SCRSystemen und sollte möglichst vermieden werden. Abb. 4 stellt den Ammoniakschlupf im NEFZ dar, bei dem der Ammoniakspeicher vor Testbeginn auf ein hohes Speicherniveau gefüllt ist. Selbst mit gefülltem Ammoniakspeicher zu Beginn des Fahrzyklus liegt der Ammoniakschlupf unterhalb von 100 ppm. Der Ammoniakschlupf kann durch weitere Adaption der Regelung und unter Zuhilfenahme von closed-loop Regelung optimiert werden. Die SCR-Technologie in Kombination mit mager betriebenen direkteinpritzenden Otto-Motoren weist ein hohes Stickoxidreduktionspotential auf. Das VKA dankt der VDMA-Gesellschaft für Forschung und Innovation (VFI) mbh und dem Arbeitskreis. Dipl.-Ing. Christian Keysselitz Tel.: +49 241 80-98368 Fax: +49 241 80-92630 keysselitz@vka.rwth-aachen.de einer sich anschließenden ausführlichen Diskussion mit dem Auditorium. Das für alle Interessierte offene Seminar findet auch nach 36 Jahren bei Studenten höherer Semester, Wissenschaftlern, aber auch bei auswärtigen Gästen der Industrie großen Anklang. Montag, 09. November 2009; 18:00 Uhr Dipl.-Ing. Hanno Jelden Leiter Antriebselektronik Volkswagen AG, Wolfsburg „Entwicklungstrends ment“ im Antriebsstrangmanage- Montag, 23. November 2009; 18:00 Uhr Dipl.-Ing. Josef Honeder Leitung Funktionsentwicklung Dieselmotoren BMW Motoren GmbH, Steyr, Österreich „Entwicklung Dieselmotoren bei BMW“ Montag, 14. Dezember 2009; 18:00 Uhr Prof. Dr.-Ing. Ralf Moos Lehre / Vorlesungen Die Zahl der Neueinschreibungen im Wintersemester 2009/2010 an der RWTH Aachen University beträgt im Bachelorstudiengang Maschinenbau 1012 und im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen 333. In dem Masterprogramm „Energy Engineering“ sind derzeit 44 Studierende aus verschiedenen Nationen eingeschrieben. Seit dem WS 2006/2007 wird dabei zwischen dem deutschsprachigen öffentlich rechtlichen M.Sc. Energieingenieurwesen und dem englischsprachigen privatrechtlichen M.Sc. Combustion Engines unterschieden. Informationen zu den Masterstudiengängen finden Sie unter: www.master-combustion-engines.com Informationen zu den Lehrveranstaltungen finden Sie unter: www.vka.rwth-aachen.de Seminare Leiter des Lehrstuhls für Funktionsmaterialien Universität Bayreuth „Abgasnachbehandlung im Automobil: Ist der Katalysator selbst der beste Sensor?“ Montag, 11. Januar 2010; 18:00 Uhr Dr.-Ing. Christian Poensgen Vice President R&D Engineering Medium Speed MAN Diesel SE, Augsburg „Gasmotoren in Marine- und Kraftwerksanwendungen – Markt und Konzepte“ Montag, 25. Januar 2010; 18:00 Uhr Dr.-Ing. Hans-Peter Schmalzl Chief Technology Officer BorgWarner Inc., Kirchheimbolanden „Neue Aufladeverfahren für DI-Ottomotoren“ Motortechnisches Seminar Wintersemester 2009/2010 Die Vorträge finden im Kármán-Auditorium, Forum 5, Eilfschornsteinstraße 15 in Aachen statt. Der Ablauf des Motortechnischen Seminars gliedert sich immer in einen 45-minütigen Vortrag und Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Aktuelle Informationen finden Sie unter: www.vka.rwth-aachen.de Copyright VKA / RWTH AACHEN University 7 VKA Newsletter, Ausgabe 2/2009 Hochdruckverbrennungskammer Der Exzellenzcluster nutzt einen interdisziplinären Ansatz zur Erforschung neuer, auf Biomasse basierender, synthetischer Kraftstoffe, um das Potenzial hinsichtlich moderner verbrennungsmotorischer Technologien zu bestimmen. Das langfristige Ziel ist die Bestimmung einer optimalen Kombination von Kraftstoffkomponenten und deren Herstellungsprozessen, die auf nachwachsenden Rohstoffen und neuen Verbrennungsprozessen basiert. Im Rahmen dieses Exzellenzclusters finden in regelmäßigen Abständen Seminare statt, in denen hierfür relevante Themen behandelt werden. Erste maßgeschneiderte Kraftstoffe werden nun in der neuen Hochdruckverbrennungskammer am VKA untersucht. Die Kammer kann mit Gasdrücken von bis zu 150 bar und Temperaturen von bis zu 1000 K betrieben werden. Durch die kontinuierliche Durchströmung werden Messungen in kurzer zeitlicher Abfolge ermöglicht. Mittels optischer Verfahren wie beispielweise Mie-Streulicht oder Schlieren-Messtechnik wird das Einspritzverhalten analysiert. Donnerstag, 19. November 2009; 17:30 Uhr Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Schwaneberg Lehrstuhl für Biotechnologie „Concepts, Success Stories & Challenges in Direct Protein Evolution“ Donnerstag, 14. Januar 2010; 17:30 Uhr Dr.-Ing. François Maréchal Industrial Energy systems Laboratory Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne „Integrated processes and energy conversion systems for biorenewables“ Donnerstag, 28. Januar 2010; 17:30 Uhr VKA-Hochdruckverbrennungskammer Dipl.-Ing. Martin Müther Tel.: +49 241 80-95352 Fax: +49 241 80-92630 muether@vka.rwth-aachen.de Dr. Kristiina Kruus Chief Scientist Biotechnology VTT Technical Research Centre of Finland „Enzymatic hydrolysis of lognocellulosic biomass for fuel and chemical production“ Die Vorträge finden im BS I (Bauingenieurwesen), Mies-van-der-Rohe-Str. 1 statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Aktuelle Informationen unter: www.fuelcenter.rwth-aachen.de Impressum: Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen (VKA) RWTH Aachen University Tel.: +49 241/80-95350 Schinkelstraße 8, 52062 Aachen Redaktion: Michael Wittler: wittler@vka.rwth-aachen.de Birgit Schaefer-Hamm: hamm@vka.rwth-aachen.de Design: Winfried Falkenau Carsten Küpper 8 Copyright VKA / RWTH AACHEN University