Vor 40 Jahren: Operation Entebbe
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Vor 40 Jahren: Operation Entebbe
2 | 3 2016 | Zeitschrift der Sächsischen Israelfreunde e. V. | www.zum-leben.de Vor 40 Jahren: Operation Entebbe Mit der Operation Entebbe, einer militärischen Befreiungsaktion in der Nacht zum 4. Juli 1976 auf dem Flughafen von Entebbe in Uganda, beendeten israelische Sicherheitskräfte die einwöchige Entführung eines Passagierflugzeugs der Air France durch palästinensische und deutsche Terroristen. 2 | Editorial Liebe Freunde, Gerechtigkeit gibt es nur in der Hölle, im Himmel herrscht Gnade. Das Geheimnis der Gnade Gottes ist: Es ist niemals zu spät, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, solange der Messias noch nicht da ist! Dies gilt für die Konflikte in dieser Welt, zwischen Türken und Kurden, Israelis und Palästinensern, Ukrainern und Russen und vielen anderen Auseinandersetzungen! Deshalb ist es höchste Zeit, dass ich mich radikalisiere? Ja, Sie haben richtig gelesen: Es ist Zeit, dass ich mich radikalisiere! Immer dann, wenn in letzter Zeit junge Männer mit Gewehren losgezogen sind, ob in Orlando oder Tel Aviv, in Istanbul, Brüssel oder Paris, in Syrien und im Irak, um im Namen Allahs zu morden, hieß es wenige Zeit später in den deutschen Medien, sie haben sich selbst radikalisiert durch das Internet. Das heißt, es tobt ein Krieg im Internet! Wie wäre es sonst möglich, dass man sich dort radikalisieren kann? Früher war dieses ganze Prozedere viel einfacher. Zu Luthers Zeiten kamen seine Schriften ganz einfach auf die Liste der verbotenen Bücher, die nach dem Aufkommen des Buchdrucks im 15. Jahrhundert von der Katholischen Kirche schnell eingeführt wurde. Auch die Lutherbibel gehörte dazu! 1542 wurde deshalb die Heilige Römische und universale Inquisition gegründet, der es ab 1571 mit einer extra Abteilung um die totale Überwachung des Buchmarktes ging. Bücher, die in den Augen der Römischen Kirche schlechte Gedanken zu denen, die Lesen konnten, vermittelten, wurden kurzerhand aus dem Verkehr gezogen. Die Lutherbibel kam auf den Index, Luthers Schrift gegen die Juden aber seltsamerweise nicht! Mit dem Aufkommen des Internets, das innerhalb der vergangenen 15 Jahre seinen Siegeszug um die Welt angetreten hat, ist es mit einer totalen Kontrolle vorbei. Alle Informationen dieser Welt sind mittlerweile irgendwo im Internet zu finden. Und diese Informationen verdoppeln sich alle 15 Monate. Dort ist letztlich nichts anders als im realen Leben. Der Kampf zwischen Gut und Böse tobt in einem gigantischen Ausmaß. Die Sprachverwirrung, die seit dem Turmbau zu Babel in dieser Welt präsent ist, nimmt unvorstellbare Ausmaße an. Welcher Gott ist der richtige, Jahwe, der „Ich bin.“, der sich in der Bibel offenbart, oder aber Allah sowie andere Tausende Götzen? Viele Schwierigkeiten zwischen Menschen, bis hinein in die intimsten Beziehungen, sind letztlich auf Kommunikationsprobleme zurückzuführen, sind folge der babylonischen Ausgabe 2 | 3 2016 So sagte der ehemalige US-Justizminister John Ashcroft: „Der Islam ist eine Religion mit einem Gott, der von Dir verlangt, dass Dein Sohn für ihn stirbt. Das Christentum ist der Glaube an einen Gott, der aus Liebe zu Dir seinen Sohn gesandt hat, dass er für Dich stirbt. Das kann doch nicht derselbe Gott sein!“ Sprachverwirrung. Diese wiederum war das Ergebnis einer Entwicklung, die ihren Anfang im Paradies nahm, und zwar, als Eva die klaren Ansagen Gottes wortwörtlich in Frage stellen ließ, indem sie sich auf die Frage der Schlange einließ, „Sollte Gott gesagt haben, …?“ Die große Frage ist also, durch wen und wo ich mich radikalisieren lasse, zum Guten oder zum Bösen? Wen lasse ich für mich denken? Wer hat Einfluss auf meine Entscheidungen? Wie filtere ich meine Informationen? Welchen Umgang pflege ich in meinem Alltag? Wer oder was bestimmt mein Denken, Wollen, Fühlen und Handeln? Der bekannte Sänger Bob Dylan hat es in seinem Song „To serve somebody“ (dt.: Du dienst jemandem) auf den Punkt gebracht, wo es heißt: „Für irgendeinen bist Du Wegbereiter. Es ist der Teufel oder Gott!“ Der Teufel ist der, den die Bibel treffend den Durcheinanderwerfer, den Vater der Lüge und Mörder von Anfang nennt. Der Gott der Bibel ist der, der zu Israel sagt: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3) und von dem in Johannes 3,16 steht: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Nun meinen ja manche Theologen, der Gott der Bibel und der Allah des Korans sei derselbe. Auch wenn sich die Zahl der Politiker in der Welt mit Durchblick in Grenzen zu halten scheint, gibt es doch immer wieder Ausnahmen mit mehr geistlicher Erkenntnis als so manche Theologin. So sagte der ehemalige US-Justizminister John Ashcroft: „Der Islam ist eine Religion mit einem Gott, der von Dir verlangt, dass Dein Sohn für ihn stirbt. Das Christentum ist der Glaube an einen Gott, der aus Liebe zu Dir seinen Sohn gesandt hat, dass er für Dich stirbt. Das kann doch nicht derselbe Gott sein!“ Leider verweigern sich viele führende Leute in Kirche und Gesellschaft dieser und anderer Realitäten. Dietrich Bonhoeffer schreibt in einem Brief über die Dummheit folgendes: „Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse lässt sich protestieren, es lässt sich bloßstellen, es lässt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurücklässt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt lässt sich hier etwas ausrichten. Gründe verfangen nicht. Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch – und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtsagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden, ja er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen. Es ist sinnlos und gefährlich.“ Mir scheint es so, dass in dieser Welt die Dummheit in Verbindung mit dem Bösen um sich greift! Der Terrorakt in Tel Aviv zeigt uns das. Alles, was an die Öffentlichkeit kommt, ist ein gefährliches Gebräu aus Dummheit, Bosheit und Vertuschung. Im wahrsten Sinne des Wortes ist in dieser Welt der Teufel los. Nach einer kurzen Meldung in den deutschen Medien über diesen Terrorakt gegen unschuldige Zivilisten in einem Café wurde sofort wieder auf Israel eingeprügelt. Es wurde lamentiert, Israel sperre über 80.000 Palästinenser von Verwandtenbesuchen zum Fastenmonat Ramadan in Israel aus. Was man geflissentlich wieder einmal in den deutschen Medien verschwieg, war, dass die Palästinenser in allen großen Orten in Judäa und Samaria, im Gazastreifen und selbst im arabischen |3 Ausgabe 2 | 3 2016 Teil Jerusalems, z.B. vor dem Damaskustor, ein Party veranstalteten und Süßigkeiten an die Passanten verteilten zum Jubel für die Ermordung von Juden! Wie krank sind diese Menschen, wie Meschugge, würden unsere israelischen Freunde sagen? Ich finde das Handeln der israelischen Sicherheitsbehörden mehr als korrekt und völlig in Ordnung, um die eigene Bevölkerung gegen die Gewalt von Extremisten zu schützen. Was würde man denn bei uns tun, wenn solche islamistischen Anschläge hier passierten? Die Bevölkerung würde vom Staat ein konsequentes Handeln gegen Terroristen erwarten – zu Recht! Nur die Medien würden sich bemühen, zu erklären, dass das ja sicher nichts mit dem Islam zu tun habe. Aber was bringt Menschen dazu, sich an Gottes Stelle zum Herrn und Richter über Leben und Tot anderer zu machen und damit selber Gott zu spielen? Die „Festplatten“ dieser Leute müssen neu formatiert und programmiert werden! Drückt die Resettaste! Löscht Dummheit und Bosheit! Dies ist dringend geboten. Dazu braucht es engagierte Christen und Juden, die etwas davon begriffen haben, dass der Messias schon längst alles völlig in Griff hat in dieser Welt. In dieser unserer Zeit hat er, der Jude Jesus von Nazareth, die Lösung für den gesamten Nahostkonflikt. Es ist Vollbracht! Dieses Signal geht seit Karfreitag und dem Auferstehungstag aus in unsere Welt. Es hat bis heute keine Veränderung bewirkt, dass eine Knessetabgeordnete einst vor dem Parlament sagte: „Schicken wir doch Gott in den Urlaub und machen in dieser Zeit Frieden mit den Palästinensern!“ Im Ge- genteil – ohne Frieden mit dem Allmächtigen Gott wird es keinen Frieden geben, weder im Nahen Osten noch anderswo! Und bei allem, was sich mehr oder weniger wohlmeinende Menschen so ausgedacht haben, wird es in der Politik immer nur um Vorletztes gehen! So wird es keinen Palästinenserstaat geben, weil der Allmächtige das nicht vorgesehen hat in seinem Wort! Gott hat seinen eigenen Friedensplan für Araber und Juden, wie wir in Sacharja 9 nachlesen können. Im Koran steht davon leider nichts. Es gibt Hoffnung für all die Araber, die zum Hass gegen Juden und Christen erzogen wurden und die dieser Hass zerstört! Denn letztlich gilt für einen jeden Menschen: Als Christus starb, starb er für jeden Einzeln von uns, als ob jeder der einzige Mensch auf dieser Welt wäre – aus Liebe! Die ganze Welt wird neu, wenn Gott Sünde vergibt! Dies gilt in Deutschland genauso wie im Nahen Osten. Für die Sünden dieser Welt, wie Mord, Terror, Kindestötung im Mutterleib, Diebstahl, Lüge, Homosexualität, Ehebruch, Dekadenz und Wohlstandsverwahrlosung gibt es letztlich keine Lösung. Es gibt nur Erlösung, und dazu ist Jesus die Schlüsselperson! Kein Mensch geht durch seine Sünden verloren, sondern nur durch seine Selbstgerechtigkeit und seinen Stolz, weil er oder sie sich vor dem Herrn Jesus nicht beugen will. Keiner ist von Gott völlig verstoßen, solange er sich nach Gott sehnt. Deshalb, weil wir das alles wissen, lassen wir uns radikalisieren von Gottes Liebe. Ehemalige Muslime, die von Kindesbeinen an zum Hass erzogen wurden, wie Mosab Hassan Yousef, der Sohn des Hamas-Mitgründers Scheich Hassan Yousef, der eine Terroristenkariere begonnen hatte, aber durch seine Bekehrung zu Jesus lieben gelernt hat, auch Juden und Israel, sind ein Beispiel dafür. Oder auch der ehemalige Terrorist und Leibwächter Jasser Arafats, unser Freund Tass Saada in Jericho, der durch den Glauben an Jesus auch Gottes Liebe erfahren hat und nun selber lieben kann. Der heute ein Waisenhaus leitet, wo Kinder zur Versöhnung mit Israel erzogen werden. Beide Männer sind ein Zeugnis dafür, wie radikal Gottes liebe Menschen verändert. Ich wünsch mir das auch für mich persönlich und für viele von Euch! Wir haben sein Wort, sein Schöpferwort, das Neues schafft, das Versöhnung schafft, das Hoffnung und Zukunft schafft. Doch genügt es nicht, Lehrsätze für wahr zu halten, wie es Paulus im „Hohen Lieder der Liebe“ in 1. Korinther 13 beschreibt. Wir müssen Gottes Liebe auch in unser Herz lassen. Wenn diese Liebe aber auch genügend Platz in unserem Herzen haben soll, bedeutet das, dass wir Unversöhnlichkeit, Groll und Bitterkeit oder gar Hass gegen andere Menschen ausräumen und loslassen! Das beginnt oft damit, dass wir bereit sind, Menschen zu vergeben, so wie Gott uns vergeben hat in Jesus Christus. Lassen wir uns radikalisieren von Gottes Liebe. Das wünsche ich mir und Euch allen! Der Herr segne Sie/Euch alle über den Sommer und bis zu unserem Wiedersehen, vielleicht zur Jahreshauptversammlung am 10. September in Reichenbach, zum Gemeindebibeltag am 31. Oktober in Glauchau oder bei anderer Gelegenheit. Ihr/Euer Wilfried Gotter Anzeige Impressum Herausgeber und Bezugsadresse Studienreise für Ärzte und medizinisches Personal Sächsische Israelfreunde e.V. · Schönborn-Dreiwerden Schulstraße 5 · 09661 Rossau, Tel. 03727-2701 – Fax 92623 E-Mail: Fischladen@t-online.de, www.zum-leben.de Erscheinungsweise: drei Ausgaben pro Jahr Die Verfasser der einzelnen Artikel sind für ihre Artikel selbst verantwortlich. Es gilt die „Brille“ des Verfassers! 4. – 12. September 2016 Bezugspreis auf Spendenbasis! Wir sind dankbar für min. 25,– EUR oder mehr pro Jahr. Redaktion: Wilfried Gotter (WG) + Lothar Klein (LK) Bilder – soweit nicht anders gekennzeichnet – © Sächsischen Israelfreunde e.V. Redaktionsbeirat: Uwe Dziuballa, Ralf Gotter, Matthias Hampel, Gottfried Harnack, Werner Hartstock, Berthold Lehmann, Dr. Theo Lehmann, Carmen Matussek, Heinz Reusch, Michael Sawitzki, Michael Schneider, Stephan Sternberg, Sieglinde Wuttke, Christoph Zörb Bankverbindung (Volksbank Mittweida eG): IBAN: DE16 8709 6124 0090 0619 41, BIC: GENODEF1MIW kte 32 Pun li t ches für Ärz ungsFortbild diplom Workshop – Klimaheiltherapie am Toten Meer Auskunft: Dr. Hummel, Kreiskrankenhaus Schleiz, Telefon: 0 36 63 - 467 737 10, E-Mail: s.hummel@hospital-schleiz.de 4 | Internes Ausgabe 2 | 3 2016 In eigener Sache 2/2016 Unser Glaube ist gesund, wenn wir das Danken gelernt haben. Und wenn wir in unserem kleinen Verein in den zurückliegenden Jahren eines gelernt haben, dann ist es die Dankbarkeit. Dies gilt für alle Aktivitäten in Deutschland und in Israel. Dies gilt für die Finanzen und auch für alle Bewahrung während der vielen Reisen in Israel und in Deutschland. Vielen von Euch, die diese Entwicklung mit ihren Gebeten und Gaben von Anfang an unterstützt und mitgetragen haben, sind wir auch immer wieder von Herzen dankbar. Und dafür gibt es allen Grund. Wir sind dankbar für 20 Sächsische Israelkonferenzen, die seit 1998 stattfinden konnten, 18 in Deutschland und zwei in Jerusalem. Jetzt haben wir in Glauchau einen Doppelpunkt gesetzt. Viele christliche Werke in Deutschland haben Schwierigkeiten damit, ihre Nachfolge in ihren Reihen zu regeln. Wir glauben, dass so, wie unsere Lebenszeit begrenzt ist, auch unsere Beauftragung von Gott für diesen Dienst eine begrenzte Aufgabe ist. „Ein jegliches hat seine Zeit!“, sagt uns die Schrift in Prediger 3,1. Ich wünsche mir sehr, dass sich diese Erkenntnis durchsetzt. Darum steht unser Vorstandsbeschluss fest, dass wir zunächst keine Konferenzen mehr organisieren werden. Für die nächsten Jahre haben wir alle Konferenzarbeit an unsere jungen Geschwister vom Christlichen Forum für Israel e.V. (CFFI) übertragen. Die werden das für uns „alte Knacker“ zukünftig übernehmen. Danke, dass Ihr das macht! Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir die Arbeit der Sächsischen Israelfreunde zurückfahren oder gar einstellen werden – im Gegenteil! Die Israelarbeit in und von Sachsen aus wächst. Der Handwerkerdienst in Israel wird, so gut es geht, weiter ausgebaut. Es bleibt uns nur noch wenig Zeit, um den Holocaustüberlebenden in Israel helfen zu können. In einigen Jahren werden diese Zeitzeugen nicht mehr selbst Zeugnis ablegen können. Umso wichtiger wird es sein, der jungen Generation zu vermitteln, welche Bedeutung das jüdische Volk und Land für uns als Christen und für die ganze Welt hat und warum wir all das tun, was wir tun. Darum werden die wunderbaren Möglichkeiten an Bedeutung gewinnen, die wir mit unserem Bildungs- und Begegnungszentrum in Reichenbach haben. Hier brauchen wir zukünftig eine ganze Reihe engagierter Mitarbeiter, die dem Ehepaar Hampel hilft, diesen wichtigen Dienst zu tun. Ab 15. August wird uns dort Seraphine Martin im Rahmen eines FSJ unterstützen. Aber es braucht noch zwei bis drei FSJ-ler mehr, um die täglichen Öffnungszeiten abzusichern. Auch für die Veranstaltungen und die Öffentlichkeitsarbeit, für Seminar- und Bibelwochenenden sind wir sehr auf weitere personelle Unterstützung angewiesen. Doch ebenso bedarf es der Unterstützung durch das Gebet und durch regelmäßige Spenden. Nach unserer Konferenz in Glauchau mit der Ankündigung zu mehr Israelveranstaltungen in den Gemeinden haben wir bisher schon 15 Anfragen bekommen. Wir sind sehr dankbar, wenn Ihr in den Gemeinden vor Ort Israeltage organisiert. Wir würden mit Teams von drei bis vier Leuten kommen und Euch diesen Tag für die Leute vor Ort ausgestalten. Ihr übernehmt vor Ort die Organisation und wir gestalten die Inhalte. Selbstverständlich werden wir immer wieder versuchen, diesen oder jenen kompetenten Gast aus Israel einzufliegen. Meldet Euch bitte rechtzeitig für 2017 mit Euren Terminwünschen in der Geschäftsstelle an. Vielleicht sind wir dadurch in der Lage, für 2017 einen Veranstaltungsjahresplan herauszugeben, so Gott will und wir Leben. Verbindliche Anmeldungen sind ein hohes Gut für die Arbeit unseres Vereins. Dies gilt auch für alle anderen Veranstaltungen in Reichenbach, bei den Reisen und überall dort, wo der Platz eng werden könnte, wie z.B. beim Sommerfest am 3. Juli in der Villa Markersdorf und auch bei der Jahreshauptversammlung am 10. September um 14.30 Uhr im BBZ Reichenbach. Eine rechtzeitige Anmeldung hilft der Organisation und spart Kosten. Der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 20. September. Die Nr. 4/2016 erscheint dann zum Sächsischen Gemeindebibeltag, zu dem wir auch alle Nichtsachsen herzlich einladen. Wir weisen nochmals auf unsere Kalender hin. Ihr unterstützt damit die Arbeit der Sächsischen Israelfreunde e.V. Wir hoffen, sie sind so gut gestaltet, dass Ihr sie an Menschen weitergeben könnt, um auch sie auf Israel neugierig zu machen oder sie gar als Israelfreunde gewinnen zu können. Wir wünschen allen Freunden, die unsere Zeitung lesen, einen gesegneten und erholsamen Sommer mit tiefen Glaubenserfahrungen und Segnungen nach dem Reichtum Seiner Gnade. Im Namen des Vorstandes und Beirates Ihr/Euer Wilfried Gotter, Geschäftsführer Flinke Füße für’s gelobte Land Es gibt viele Werbemöglichkeiten, um auf einen Verein und dessen Tätigkeiten aufmerksam zu machen. Ich entschied mich für einen eher ungewöhnlichen, aber effektiven Weg der öff entlichen Präsenz, um möglichst vielen Menschen meinen zukünftigen „Arbeitsplatz“ als Freiwilligendienst-Leistende vorzustellenDie Sächsischen Israelfreunde e.V. So nahm ich am 4. Mai 2016 am 11. Firmenlauf des Erzgebirges teil. Tausende Schaulustige positionierten sich an der 5 Kilometer langen Strecke quer durch die Auer Innenstadt, bejubelten die zahlreichen Läufer und inspi- zierten dabei genauestens die Trikots. Doch ich trug nicht irgendein Wettkampfshirt… Nein! Ich schlüpfte in die „Dienstkleidung“ der Sächsischen Israel-Handwerker und lief somit erfolgreich im Auftrag des Herrn und der Israelfreunde. Nach dem Lauf wurde ich sogar von einigen Besuchern auf mein Trikot hin neugierig angesprochen. Nun stehe ich für meinen Freiwilligendienst an Israel und den Sächsischen Israelfreunden e.V. ab Herbst 2016 in den Startlöchern! Schalom, Seraphine Martin (Bild rechts) Sächsisches | 5 Ausgabe 2 | 3 2016 Inhalt 2 | 3 2016 Editorial Wilfried Gotter 2 In eigener Sache Wilfried Gotter 4 Henoch & Esther Ackermann 5 Dr. Theo Lehmann 6 Beate Legler 10 Matthias Krones 11 Nachruf Albrecht Friedrich Carl Fürst zu Castell-Castell L. Klein 12 20. Sächsische Israelkonferenz – Rückblick SIF 14 Ulrich W. Sahm 16 Clemens Heni 18 Lothar Klein 21 Pfr. M. Franke 25 Johannes Gerloff 26 Judenrettung aus dem Jemen Dana Nowak 29 Wie ist das mit Palästina? Horst Krüger 30 „Antisemiten können nicht integriert werden“ israelnetz.com 33 Vier Tote bei Terroranschlag in Tel Aviv Müller/Sahm/Frick 34 HaOlam 38 Alex Feuerherdt 40 Heinz Reuss 42 Alex Feuerherdt 46 Sächsisches Biblisches Wort – Josef (Teil 2) Gedenktafel in Chemnitz Aidlinger Pfingstjugendtreffen persönliche Mitteilung Der Spiegel – „Der missbrauchte Glaube“ „Operation Yonatan“ Bericht über die 20. Reise nach Äthiopien „Alija“, der Aufstieg Deutsche Medien und der Terror Wie Israel mit dem Terror umgeht Marsch des Lebens in Dresden Blanker Antisemitismus im alten Stil UNESCO – Verbindung der Juden zum Tempelberg D. Frick 47 Ulrich W. Sahm 48 Volker Rabe 49 Warum in Israel kein Friede werden will Johannes Gerloff 50 Ziel christlicher Sehnsucht Johannes Gerloff 42 „Vergesse ich dich, Jerusalem...“ Johannes Gerloff 44 Der Auszug aus dem Land des Todes Johannes Gerloff 56 Tierschutz in den jüdischen Schriften Uwe Dziuballa 57 Handwerkerdienste in Israel Hanna & Wilfried Schwotzer 58 Der nahöstliche DNA-Krieg Ulrich W. Sahm 63 Werner Hartstock 66 Malcolm Lowe 68 Thomas Mersinger 72 Geschenke und Strafen 75 Jahre nach dem Massaker von Babyn Jar israelreise.de „Sieben Wochen im Zeichendes Wassers“ YomHaShoah 2016 Verzerrtes Israelbild in deutschen Schulbüchern N. Schäfer 74 Audiatur 76 Diplomatischer Eiertanz in Nahost Ulrich W. Sahm 78 Kurzberichte Ulrich W. Sahm 80 Finsterlinge bedrohen Israel Das neue Häusle der Sächsischen Israelfreunde... …ist nun bezugsfertig – gerade noch rechtzeitig, bevor die neue Gruppe ankam! Wir danken allen, die dazu beigetragen haben, dass nun so eine schöne und praktische Unterkunft entstanden ist – sei es durch unendlich vieles Putzen, Wände streichen, Fließen legen, Möbel spendieren, Büsche schneiden. Den größten Dank und die Ehre darüber geben wir unserem Vater im Himmel, denn es ist mal wieder ein kleines Wunder, das wir miteinander erlebt haben. Nachfolgend zum Mitfreuen ein paar fotografische Eindrücke: Herzliche Grüße von Familie Henoch & Esther Ackermann Palästinensischer Judenhasser beschimpft Sozialamtsmitarbeiterin in Zwickau wegen ihres jüdischen Vornamens Wie der Onlinedienst „MOPO24“ bereits am 15. März berichtete, wurde ein Palästinenser, der auf seine Ausweisung wartet, in Zwickau wegen Beleidigung zu einem Jahr Haft verurteilt. Er hatte seine Beraterin Sarah R. (26) beim Sozialamt, von der er Geld in Empfang nehmen wollte, als „Scheiß-Jüdin“ beschimpft, nachdem deren Kollegin sie mit ihrem Vornamen angesprochen hatte. Daraus schloss er, dass sie Jüdin sei. Wörtlich habe er geschrien: „Scheiß-Juden. Bei Euch hat Hitler seinen Job nicht richtig gemacht.“ Die Beamtin rief die Polizei, nachdem der Araber auch noch damit drohte, ihre Familie umzubringen. Richter Jürgen Dietel, der Besam Z. (49) verurteilte, sagte in der Begründung zum Straftäter: „Wer die Verbrechen der Nazizeit gutheißt und so redet, wie Sie das getan haben, der begeht Volksverhetzung“. Der Palästinenser war erst Ende 2014 aus der Haft entlassen worden, wo er eine zehnjährige Strafe wegen Brandstiftung mit Todesfolge abgesessen hat, da er aus Wut ein Asylbewerberheim angezündet hatte, wie MOPO24 schildert. 6 | Biblisches Wort Ausgabe 2 | 3 2016 Biblisches Wort – Josef (Teil 2) Über das Leben Josefs aus 1. Mose 30-50 von Pfr. i.R. Dr. theol. Theo Lehmann, Chemnitz Sofa soft als Treue-Test Josef war ein junger Mann von 17 Jahren, lebte im 25. Jahrhundert vor Christus und war von seinen eigenen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft worden. Und nun sitzt er da. Kein Mensch kennt ihn – er ist Ausländer. Keiner versteht ihn – er kann kein Ägyptisch. Keiner liebt ihn, keiner kümmert sich um ihn. Er ist mutterseelenallein. Bei ihm geht es nach der Melodie des alten Negro Spirituals, das seine schwarzen Schicksalsbrüder in der Zeit der amerikanischen Sklaverei sangen: „Sometimes I feel like a motherless child, a long way from home.“ (Manchmal fühl‘ ich mich wie ein mutterloses Kind, weit weg von zu Hause.) Zu Hause gilt er als tot, in Ägypten als bloße Nummer in einem riesigen Sklavenheer. Viehisch harte Arbeit, mörderisch heißes Klima, barbarische Behandlung und keine Hoffnung, dass sich das jemals ändern könnte. Nie wieder wird er seine Heimat, seinen Vater, die Freiheit sehen. Für ihn ist das Leben mit Siebzehn zu Ende. Wenn das die Geschichte eines Siebzehnjährigen aus unserer Zeit wäre, wäre sie jetzt auch zu Ende, dann würde es nur noch heißen: „In seiner Verzweiflung beging er Selbstmord.“ Viele Menschen machen mit ihrem Leben Schluss, denen es längst nicht so dreckig geht wie dem Josef. Und wenn Du in Deiner Schublade schon die nötige Dosis Tabletten gesammelt hast, um Dich eines Tages umzubringen, dann rate ich Dir: Schmeiß die Tabletten dorthin, wo sie hingehören – ins Klo! Und geh Du dorthin, wo Du hingehörst – zu Gott! Gott hat Dich gemacht, und er hat Dich lieb. Er möchte, dass Dein Leben gelingt. Also wirf es nicht einfach weg, sondern lege es in die Hände Gottes. Paradox statt Paradies Wenn einer Grund gehabt hätte, den Löffel abzugeben, dann war es Josef. Wenn der sein Unglück und sich selber von früh bis abends bejammert hätte, wenn der die Gemeinheit der Welt und speziell der lieben Verwandtschaft, wenn der Gott und seine Träume verflucht und sich einen Strick genommen hätte, dann wäre das nur verständlich gewesen. Aber Josef verflucht sein Schicksal nicht. Er nimmt sich nicht das Leben. Er ist noch nicht mal unglücklich. Sondern er ist, so heißt es 1. Mose 39,2 ausdrücklich, glücklich. Glücklich trotz seiner niederschmetternden Lebensumstände. Die meisten Menschen erwarten ihr Glück von den äußeren Umständen. Ich hab’ mal versucht, mir vorzustellen, wie das so vor über hundert Jahren gewesen ist. Da gab es nur eine kleine Schicht von Reichen, und die Mehrheit, vor allem die Arbeiterschaft, Aber Josef verflucht sein Schicksal nicht. Er nimmt sich nicht das Leben. Er ist noch nicht mal unglücklich. Sondern er ist, so heißt es 1. Mose 39,2 ausdrücklich, glücklich. Glücklich trotz seiner niederschmetternden Lebensumstände. war arm. Die Kirche, satt und verbürgerlicht, vertröstete die Leute auf ein besseres Jenseits, zumindest wurde das von vielen so verstanden. Da traten welche auf und sagten: „Schluss mit der Vertröstung auf den Himmel, wir schaffen jetzt das Paradies auf Erden.“ Man kann sich heute nur noch schwer vorstellen, welche Begeisterung damals die Proletariermassen erfasst hat, mit welchem Elan, mit welcher Hoffnung die sich an die revolutionäre Arbeit gemacht haben: „Wir schaffen das Paradies auf Erden!“ Inzwischen – und ich sage das ohne jede Häme – kam eine große Ernüchterung. Die Leute haben gemerkt: So schnell geht das nicht. Eine Generation nach der andern sank ins Grab, ohne das Paradies erlebt zu haben. Auch der Sozialismus, inzwischen selber verstorben, hinterließ kein Paradies, sondern mehr als 150 Millionen Ermordete. Jetzt ist niemand mehr da, der uns sagen kann, wann das Paradies erreicht werden wird. Erreicht worden ist allerdings schon ziemlich viel. Es geht uns so gut wie nie zuvor: Fernseher und Waschmaschine sind selbstverständlich. Wir sitzen in unseren vollgestopften Wohnungen. Materiell fehlt es an nichts. Trotzdem sind Millionen Menschen enttäuscht. Die haben gedacht: Wenn ich das und das erreicht habe – das Auto, das Einkommen, das Haus, den Lebensstandard, dann bin ich glücklich. Jetzt haben sie das alles. Aber das große Glück ist nicht gekommen. Im Gegenteil, es wächst die Unzufriedenheit, der Neid, die Gier nach mehr, die Enttäuschung. Es wächst die Zahl der Selbstmorde, je mehr der Lebensstandard steigt. Was ist hier eigentlich los? Pech für die glücklichen Kühe Ich denke an Barry McGuire. Sein Protestsong „Eve Of Destruction“ wurde zum Welthit, seine Broadway-Musicals brachten ihm Weltruhm und ein Vermögen – aber glücklich war er nicht. „Daran änderte auch nichts, so erzählt er, „dass ich Tausende von Dollars verdiente, im Gegenteil, ich fühlte immer stärker, seelisch unbefriedigt zu sein und effektiv keine Erfüllung zu haben. Alles Schöne dauerte immer nur ein paar Tage, ein paar Stunden, Überschrift | 7 Ausgabe Ausgabe22||332012 2016 und dann brach das Glück in Stücke, und als Endresultat allen beruflichen Erfolges sah ich nur, dass wir alle auf dem Weg ins Grab waren. Showbusiness ist ungefähr wie ein Jahrmarkt: Du fährst im Karussell vielleicht ein dutzend Mal, und dann stinkt‘s Dich an. Und es ist so, wie B.B. King in seinem Blues gesungen hat: ‚The thrill is gone.’ Der Reiz ist weg. Und wenn Du das erstmal gemerkt hast – warum dann den Zirkus weitermachen? In den letzten vier Jahren haben dreizehn meiner Freunde Selbstmord begangen. Weil sie an dem Punkt waren: ,The thrill is gone.’“ Eines Tages spricht ihn auf der Straße ein Typ an und sagt ihm in drei Sätzen die Formel für das Glück: „Ich ging gerade in Los Angeles einkaufen, und einer von den Jesuspeople kam zu mir und sagte: ‚Jesus liebt Dich, er kommt wieder, bist Du bereit?‘ Ich stieß ihn weg und sagte: ‚Hau ab, Du Spinner.’ Ich wollte ihn eigentlich zusammenschlagen. Aber irgendwie pflanzte er eine Saat in mich, die nicht mehr rauszukriegen war.“ Das war der Anfang seiner Bekehrung. Seitdem reist Barry McGuire durch die ganze Welt und singt von Jesus. Ein Reporter fragte ihn: „Vermisst Du nicht den Erfolg von Hollywood, das Berühmtsein?“ Seine Antwort: „0 Mann, ich sage Dir das Eine: Ich war einfach noch nie so glücklich in meinem Leben, verstehst Du. Es gibt nichts Schöneres, als mit Jesus ein neues Leben anzufangen.“ Dieser Mann hat ein Glück gefunden, das nichts mit materiellem Besitz zu tun hat. Das ist unabhängig von den äußeren Umständen. Das ist das Glück, das auch Josef hatte. „Und der Herr war mit Josef, so dass er ein Mann wurde, dem alles glückte“ (1. Mose 39,2). Kann man das von Dir auch sagen? Wenn Du Dein Glück anhängig machst von Dingen und Menschen, wirst du immer wieder reinfliegen. Menschen, die Du liebst, lassen Dich plötzlich sitzen oder der Tod nimmt sie Dir. Deine Gesundheit geht kaputt. Dein Arbeitsplatz ist futsch. Es kommt alles anders, als Du denkst – und schon drehst Du durch. Aber wenn Du Verbindung mit Gott hast, hast Du ein Glück, das auch bei den schwersten Schicksalsschlägen nicht zerbricht. Du hast keineswegs, wenn Du an Gott glaubst, immer bloß Grund zum Lächeln, denn Du erlebst die gleichen Schicksalsschläge wie andere. Aber Du erträgst sie anders. Als ich am Grab meiner Mutter stand, habe ich geheult, aber ich war trotzdem glücklich, weil ich wusste, dass sie bei Gott war. Glücklich unter Tränen – das ist ein Glück, das ist ganz tief drinnen. Verstehst Du? Nein, verstehst du nicht. Das kann ich Dir nicht beschreiben, ich kann es nur bezeugen – und anbieten! Dieses unzerstörbare Glück, das nicht mal der Tod zerstören kann, kannst Du haben, wenn Du Jesus hast. Er ist der einzige Weg – auch zum Glück. Genauso hohl wie frivol Ob du glücklich oder unglücklich bist, das liegt nicht an deinen äußeren Verhältnissen, das liegt an deinem Verhältnis zu Gott. Es war Josefs Glück, dass er mit Gott lebte. Deshalb drehte er in seiner Sklavenmühle nicht durch, sondern er hielt durch. Er drehte sogar auf, er stieg auf wie eine Rakete, bis es ihm nach ein paar Jahren äußerlich glänzend ging. Er rückte auf zum persönlichen Diener eines gewissen Herrn Potifar. Der war ein hohes Tier bei der ägyptischen Regierung. Wenn der auf Dienstreise ging, verwaltete Josef sein ganzes Haus. Und da begegnete ihm eines Tages das so genannte Glück in der Gestalt einer Frau, der Frau von Potifar. Die war wie ein Osterei: außen angemalt, innen ausgekocht ke Chanel Nr. 5. Sie vertraut auf den alten Grundsatz: Das schwächere Geschlecht ist das stärkere wegen der Schwäche des stärkeren für das schwächere. Sie klingelt nach Josef, der erscheint mit dem Tablett mit dem Mokka-Tässchen, sie rückt auf dem Sofa beiseite und lädt ihn ein: „Komm, leg Dich zu mir.“ Und sie lüftet ein wenig ihr kurzes Hemdchen und flötet: „Komm, schlaf mit mir.“ Josef war ein junger Mann von 18 Jahren (seit Beginn der Predigt ist inzwischen ein Jahr vergangen), und sein Puls stieg auf 180. Vor ihm schlängelte sich dieses Superweib auf dem Sofa, der Herr Gatte auf Dienstreise, diese Chance, dieses Parfüm – ihm wurde schwach und schwindlig. In solchen Situationen, wo das Feuer der Leidenschaft lodert, schmelzen oft die festesten Vorsätze dahin wie Wachs. Du nimmst Dir fest vor, irgendetwas nicht wieder zu tun, Du kämpfst mit aller Kraft gegen die Versuchung und zack, da passiert es Dir wieder. Und Du schämst Dich, bist verzweifelt „0 Mann, ich sage Dir das Eine: Ich war einfach noch nie so glücklich in meinem Leben, verstehst Du. Es gibt nichts Schöneres, als mit Jesus ein neues Leben anzufangen.“ Barry McGuire Foto: CC BY 2.5, Mombas und hohl. Diese Lady hatte den ganzen Tag nichts weiter zu tun, als ihre Fingernägel zu lackieren und ihre Brillanten zu sortieren, sowas füllt den Menschen natürlich nicht aus. Wenn jemand nichts zu tun hat, kommt er schnell auf dumme Gedanken. Und weil ihr Alter dauernd auf Achse war, warf sie ein Auge auf den Jungen, unsern Josef. Denn der, so heißt es in Vers 6, hatte „eine gute Figur und ein schönes Gesicht“ – so eine Mischung aus Arnold Schwarzenegger und Günter Jauch. Erst kam sie ihm auf die mütterliche Tour: „Du armer Junge, so allein hier in der Fremde“, und steckte ihm mal paar Camel oder einen Kaugummi zu. Eines Abends, es ist kurz nach Acht, sie knabbert gerade ein After Eight und liegt in der stabilen Seitenlage auf ihrem Sofa, eingehüllt in ein leichtes Neglige und eine schwere Wol- über Deine Schwäche. Mein Lieber, solange Du bloß mit Deinen guten Vorsätzen und Deiner eigenen Kraft gegen die Versuchung kämpfst, wirst Du unterliegen. Hör auf, alleine kämpfen zu wollen. Das ist aussichtslos. Die Versuchung ist sowieso stärker als Du. Aber Jesus ist stärker als die Versuchung. Nimm Dir ihn als Bundesgenossen. Nimm seine Kraft in Anspruch, er ist der Sieger. Dein Wille ist zu schwach. Also geh mit Gottes Willen zusammen, Du weißt ja: Einigkeit macht stark. Ob es sich bei Dir um eine geschlechtliche Versuchung handelt, um den Drang, zu stehlen, zu lügen, zu übertreiben, anzugeben – ruf Jesus an. Beruf Dich auf seinen Sieg, und er wird Dir die Kraft geben, um zu überwinden. Alles andere nützt Dir gar nichts. Zum Beispiel ist es zwecklos zu diskutieren. Die Diskussion ist meistens schon der erste ZUM LEBEN 8| Ausgabe 2 | 3 2016 Schritt zur Kapitulation. Josef weigert sich zwar, mit seiner Chefin zu schlafen, aber dann fängt er an, mit ihr zu diskutieren, zu argumentieren. Das ist eine schwache Leistung. „Sehen Sie, gnädige Frau“, sagt er, „das geht doch nicht, das wäre doch ein Vertrauensbruch gegenüber Potifar, Ihrem Mann und meinem Chef.“ Einer Frau, die entschlossen ist, ihren Mann zu betrügen, etwas von Vertrauen zu erzählen, ist doch sinnlos. Mach Dich nicht zum Weichei Wenn Du mit jemandem zu tun hast, dem Vertrauen, Treue, Gerechtigkeit, Wahrheit, Anständigkeit, Reinheit und Gewissen egal sind, dann kannst Du dem doch nicht mit solchen Sachen kommen. Sowas zählt für diese Typen überhaupt nicht. Außerdem finden die für jedes Deiner – sicher richtigen – Argumente ein Gegenargument. Der Versucher, der Teufel, egal, in welcher Gestalt er Dir begegnet, ist nie durch eine Diskussion zu schlagen. Im Gegenteil, die ist ja gerade seine Methode, um Dich weich zu klopfen. Denn die Diskussion ist seine ureigene Erfindung. Auf diesem Gebiet ist er absoluter Meister. Das kannst Du schon auf den ersten Seiten der Bibel nachlesen beim Fall Adam und Eva. Da wird die Diskussion eröffnet mit der Frage: „Sollte Gott das gesagt haben?“ Schon durch das Stellen dieser Frage wird der Zweifel in die Gültigkeit von Gottes Wort gesät, und jeder kann sehen, wo das hinführt. Auch in unserem Fall kommt Josef mit seinen Argumenten nicht weiter. Aber da besinnt er sich im letzten Moment, bevor ihm die Sinne schwinden und es zur Niederlage auf dem Sofa kommt, auf das einzige, auf den einzigen, der in solchen Situationen noch zählt und hält, und das ist Gott. Als die Frau ihm keine Ruhe lässt und ihr Hemdchen immer höher rutscht, sagt er: „Nein, ich mach da nicht mit, denn wie sollte ich so ein großes Unrecht tun und gegen Gott sündigen?“ (Vers 9). Josef nennt also das, was die Frau von ihm will, mit ihr zu schlafen, eine Sünde. Und wenn Du das für überholt, spießig, unmodern und als bürgerliche Moral abtust, ist das vollkommen uninteressant. Es geht hier um die Sicht der Bibel und nicht die der Bravo. Und der Maßstab, nach dem Dein Leben im Jüngsten Gericht beurteilt wird, wird nicht die Bravo, sondern die Bibel sein. Und die Bibel nennt jedenfalls Geschlechtsverkehr zwischen Leuten, die nicht miteinander verheiratet sind, eine Sünde gegen Gott. Das ist zwar nicht modern, aber das ist eindeutig. Da gibt‘s überhaupt nichts rumzudeuteln, und daran ändern auch Synodenbeschlüsse und Erklärungen von blinden Bischöfen und Theologen nichts. Ihr erinnert Euch, Josef hatte mit siebzehn Jahren die Grundentscheidung seines Lebens gefällt: Ich will keine Sünde gegen Gott tun. Jetzt war der Moment gekommen, wo sich zeigen musste, ob das eine fromme Phrase oder wirklich sein Wille war. Das weiche Sofa der Frau Potifar wird zum harten Prüfstein für Josefs Grundsatz. In einer solchen Situation ist es am besten, wenn man einen solchen Grundsatz laut und deutlich ausspricht. Wenn Dich z.B. jemand zu etwas überreden oder zwingen will, was einem Gebot Gottes widerspricht, dann verlege Dich nicht aufs Diskutieren, sondern leg die Karten offen auf den Tisch. Eiere nicht erst lange rum mit irgendwelchen Argumenten, sondern sage gleich mit aller Bestimmtheit: „Nein, ich mach da nicht mit. Sowas kann ich als Christ nicht.“ Je eher, je offener und je unmissverständlicher Du das sagst, umso besser ist es für Dich. Und gerade wenn Du es mit jemand zu tun hast, der nicht an Gott glaubt, gerade dann ist es Deine einzige Chan- Der Versucher, der Teufel, egal, in welcher Gestalt er Dir begegnet, ist nie durch eine Diskussion zu schlagen. Im Gegenteil, die ist ja gerade seine Methode, um Dich weich zu klopfen. ce, wenn Du den Namen Gottes aussprichst und sagst: „Ich mach’s nicht, weil das Sünde gegen Gott ist.“ Und wenn der andere stur weiterbohrt, dann lass Dich auf keine weiteren Diskussionen ein, sondern wiederhole genauso stur diesen einen Satz, Deinen Grundsatz, von dem Dein Leben und Deine Seligkeit abhängt: „Ich mach‘s nicht, weil das Sünde gegen Jesus ist.“ Bete in einer solchen Situation nicht nur in Deinem Herzen zu Jesus, – das sollst Du natürlich auch tun – sondern sprich den Namen Deines Gottes laut aus! Denn nicht Deine Argumente sind Dein Schutz, sondern allein der Name von Jesus. Es gibt, so steht es in der Bibel, keinen anderen Namen, durch den wir gerettet werden. Und es steht in der Bibel: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.“ (Römer 10,13). Geh auf die Bremse, nicht auf den Leim Josef berief sich auf Gott und schlug damit die Versuchung beim ersten Angriff zurück. Aber der erste Angriff ist nicht der letzte. Der Versucher versucht es immer wieder. Er geht nie in die Ferien. Er lässt sich keine Gelegenheit entgehen. Und gerade, wenn Du einen Sieg erlebt hast und denkst, Du hast es geschafft, da schafft er Dich oft am schlimmsten. Er kommt immer wieder, vergiss das nicht! Denn er ist ein Menschenkenner. Er kennt Deine schwachen Stellen, und dort bohrt er immer wieder. Deshalb musst Du Dich kontrollieren, wo Deine schwachen Stellen sind, und dort musst Du besonders aufpassen. Du hast Dir z.B. fest vorgenommen, nicht mehr zu saufen. Wenn Du irgendwann feststellst, dass Du es jedes Mal dann wieder tust, wenn Du mit dem Franz und dem Paul zusammen bist, dann darfst du eben mit dem Franz und dem Paul nicht mehr verkehren, jedenfalls nicht mehr in eine Kneipe einkehren. Meide solche Einflüsse, egal, ob es sich um Menschen, Bücher, Filme, Philosophien oder Musik handelt. Und mach Dir nichts draus, wenn sie Dich als Spießer, Feigling und unreifes Jüngelchen mit bürgerlichen Anschauungen verhöhnen. Dass man erst dann ein Mann ist, wenn man mal so richtig besoffen war, das ist ein bürgerliches Vorurteil. Und dass es ein Zeichen von Erwachsensein ist, wenn man mit fünfzehn Geschlechtsverkehr hat, ist unreifes Gefasel. Wenn Du gelernt hast, Deine Triebe zu beherrschen, dann bist Du |9 Ausgabe 2 | 3 2016 Manchmal ist die Flucht die einzige Form der Rettung. Manchmal ist die Flucht mutiger als das Bleiben. Wenn Du rein bleiben willst, musst Du Dich raushalten aus dem Dreck. erwachsen. Wenn Du es ablehnst, Deine Triebe beherrschen zu lernen, begibst Du Dich auf das geistige Niveau eines Maikäfers. Also las Dir nichts vormachen von den Großmäulern, die Dir einreden wollen, Du würdest das große Glück verpassen, wenn Du nicht mitsäufst und mithurst. Weißt Du, ob die bei diesem Leben wirklich glücklich sind? Ich sage Dir: Sie sind es nicht! Ich kenne viele Paare, die lautstark die liberale, tolerante Position vertreten, dass sie nichts gegen einen Seitensprung einzuwenden haben. Das hab ich schon hundertmal gehört, aber ich habe noch kein einziges Paar getroffen, das mit dieser Lebenseinstellung glücklich geworden ist. Und deshalb rate ich Dir: Lass es sein. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Wenn Du dem Strudel zu nahe kommst, reißt er Dich in die Tiefe. Deshalb reiß Dich zusammen und spiele nicht mit der Versuchung, sondern geh ihr aus dem Weg. Wenn Du sie zu nahe an Dich ranlässt, ist es meistens zu spät. Wenn Du mit Deiner Freundin ins Zelt kriechst, dann ist es kein Wunder, wenn es schließlich zum Geschlechtsverkehr kommt. Besser ’ne Waschmaschine als gar keine Wäsche Was das Verhältnis der beiden Geschlechter betrifft, da hat mal ein junges Mädchen den Walter Trobisch gefragt: „Warum wird immer so drum herum geredet? ‚Geht nicht bis zum Letzten! Lasst euch nicht zu weit ein!‘ Aber wie weit nun das Zuweit ist, hat mir noch nie jemand konkret gesagt. Ist Umarmen ‚zu weit‘? Sind Küsse ‚zu weit’?“ Trobisch fährt fort: „Karin forderte mich heraus. Ich musste nun konkret formulieren. Dabei dachte ich an viele Gespräche mit jungen Menschen, die mir – manchmal unter Tränen – versichert hatten: Sie hätten beide nicht vorgehabt, bis zum Letzten zu gehen, aber dann hätten sie nicht mehr anhalten können. Ich sagte: – und wer eine bessere Antwort weiß, der soll mich korrigieren – Der Punkt, von dem an nicht mehr angehalten werden kann, ist meistens das gemeinsame Sich-Hinlegen und jede Form des Entkleidens.“ Es ist also wichtig, dass Du der Gefahr von vornherein aus dem Weg gehst. So macht es Josef. Zunächst kann er nicht verhindern, dass er immer wieder rein dienstlich dieser Frau begegnen muss. Täglich, so heißt es hier, wiederholt sie ihr verführerisches Angebot. Aber Josef bleibt fest, bis es eines Abends zu einer heiklen Situation kommt. Der Herr Gemahl ist wieder mal zu einem Gastmahl, die Dienstboten haben Ausgang, das Haus ist leer, die Vorhänge zu, es brennen nur ein paar Kerzen, und die Gemächer erfüllt ein betäubender Duft von Moschus-Räucherstäbchen. Im Hintergrund erklingt leise die Melodie „All you need is love“, gesungen von einem Knabenchor mit Eunuchenstimmchen – der Großangriff ist bis ins letzte Detail vorbereitet. Diesmal begnügt sich Madame Potifar nicht mit freundlichen Einladungen, sondern sie wird handgreiflich. Sie grapscht nach Josef, sie flüstert ihm Sächelchen ins Ohr, von wegen: „Josef, lieber Jossi mein, ich sterbe vor Liebe zu dir“ und so ’ne Sachen. Und sie fängt an, an ihm rumzufummeln und ihn zu tätscheln, dass dem jungen Kerl allmählich die Sinne schwinden. Schon hat sie ihm die Jacke aufgeknöpft – da reißt er sich von ihr los und haut ab. Manchmal ist die Flucht die einzige Form der Rettung. Manchmal ist die Flucht mutiger als das Bleiben. Wenn Du rein bleiben willst, musst Du Dich raushalten aus dem Dreck. Man sagt, heutzutage wären die Versuchungen für Jugendliche so groß, dass man nicht durchkommen kann. Ich gebe zu, dass die Versuchung auf dem Gebiet der Sexualität und des Alkohols immer größer wird. Obwohl Ihr auch zugeben müsst: Vor 4000 Jahren haben die es auch nicht ganz einfach gehabt. Heute ist jedenfalls der voreheliche Geschlechtsverkehr gang und gäbe, so sagt die Statistik. Na und? Seit wann richtet sich dein Verhalten nach der Statistik statt nach der Statik von Gottes Grundsätzen? Seit wann machst Du, was die Mehrheit will? Für Christen ist die biblische Norm entscheidend, nicht die Mehrheit. Auch die Norm des Gebisses bleibt unverändert: 32 Zähne, auch wenn vielen in der modernen Zivilisation noch so viele Zähne ausfallen. Für Dich ist maßgebend, was Gott will. Und wenn der will, dass Du mit niemandem schläfst, mit dem Du nicht verheiratet bist, dann geht das auch. Natürlich, wenn ich bloß an die Zustände denke, die in manchen Wohnheimen und Internaten herrschen und was so in manchen Diskos läuft, dann ist mir klar, wie schwer es heute für einen jungen Menschen ist, rein durchs Leben zu gehen. Ich sage ja auch gar nicht, dass es leicht ist. Aber ich sage nicht gleich von vornherein, dass es unmöglich ist. Doch, es ist möglich. Es ist Dir möglich. Wenn Du Jesus die Möglichkeit gibst, Dich zu verändern. Fortsetzung folgt! Eberhard Troeger Der Islam und die Gewalt Eberhard Troeger setzt sich in seinem interessanten Buch kritisch mit der zweifelhaften Beziehung des Islams zur Gewalt auseinander und wie diese im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zur Durchsetzung von religiösen, politischen und militärischen Zielen genutzt wurde. 9,99 EUR Hatune Dogan, Tonia Riedl: Ich glaube an die Tat Ein fesselnder, aufrüttelnder Bericht, der auch unbequeme Fragen zum Islam stellt. SPIEGEL online schrieb, wenn man Hatune Dogan mit ihrer Plastiktüte sehe, ahne man nicht, dass sie „eine humanitäre Großmacht ist“. 9,99 EUR Bestell-Tel. 03727 2701 ZUM LEBEN 10 | Regionales Ausgabe 2 | 3 2016 Gedenktafel in Chemnitz erinnert an „Jüdisches Leben nach der Schoah – gegen das Vergessen“ von Beate Legler Am 14. Juni 2016 wurde im Georgius-Agricola-Gymnasium in Chemnitz eine Gedenktafel für den Wiederbeginn jüdischen Gemeindelebens nach der Schoah enthüllt. Denn am 7. September 1945 konnte sich die Jüdische Gemeinde Chemnitz wieder neu gründen. Damit jüdisches Gemeindeleben auch wieder praktiziert werden konnte, stellte die Stadt Chemnitz im heutigen Georgius-Agricola-Gymnasium einen Raum für ihre G‘ttesdienste zur Verfügung. Dort feierte die Jüdische Gemeinde erstmals nach 1945 wieder Rosch HaSchana und Chanukka. Eine Gedenktafel am Eingang dieses Raums erinnert nun daran – dankbar aber auch mahnend. Das ist der Titel eines außergewöhnlichen Projektes in Chemnitz. Immer wieder gibt es Veranstaltungen in vielen Städten Deutschlands, die gegen das Vergessen des Holocaust erinnern, wie z. Bsp. der 27. Januar (Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus). Aber auch viele Stolpersteine erinnern an Menschen, die wegen ihrer Herkunft in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Der Chemnitzer Siegmund Rotstein erinnerte sich, dass es nach der Schoah (Holocaust) doch nicht zu Ende war mit den Juden. „Das erste, was wir nach der Schoah in Chemnitz feierten, war Rosch HaSchana, das jüdische Neujahrsfest, im Herbst 1945. Es wurde im Realgymnasium, heute Agricola-Gymnasium, begangen. Die Stadt konnte uns in dieser schwierigen Zeit keine besseren Räume anbieten. Im Raum 45 wurde am 30. November des gleichen Jahres seit langer Zeit wieder Chanukka, das Lichterfest, gefeiert. Thorarollen und andere Kultusgegenstände gab es damals nicht. Vor allem Gebetbücher wurden vermisst.“ (Quelle: „Juden in Deutschland – die Geschichte der Gemeinde und ihrer Mitglieder S.163, Dresden 2002 – ISBN 3-930382-66-0) Das Georgius-Agricola-Gymnasium ist heute sehr um seine Schulgeschichte bemüht. Gemeinsam gehen Schüler und Lehrer auf Spurensuche. Dabei wurde bereits eine Anzahl an Stolpersteinen finanziert. Diese Erinnerungen Foto: Andreas Schroth von Herrn Rotstein bewegten den Schulleiter und die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu dem Gedanken, ein Zeichen zu setzen und daran zu erinnern. Am 14. Juni 2016 konnte nun diese Gedenktafel enthüllt werden. „Die Tafel soll uns erinnern an die im Holocaust vernichtete Jüdische Gemeinde, soll uns erinnern an die Chemnitzer Überlebenden der Schoah, die zurück kamen und nicht wussten ob sie bleiben würden. Sie soll uns auch erinnern, an die Solidarität und Unterstützung, die die Überlebenden durch die Stadt Chemnitz erfahren haben.“, sagte Frau Dr. Ruth Röcher, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, an die geladenen Gäste. „Ich wünsche mir und uns, dass viele Schüler vor der Gedenktafel stehen bleiben werden, den Text lesen und anfangen, Fragen zu stellen.“ Mit der Gestaltung der Platte von Professor Karl Clauss Dietel, in Form zweier aufeinander liegender Davidsterne, wobei der untere die Zerstörung durch die Schoah symbolisiert, wird das Anliegen sehr ausdrucksstark wiedergegeben. Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz, Foto: Tobias Doerffel Informatives | 11 Sächsische Israelfreunde erstmals beim Aidlinger Pfingstjugendtreffen präsent u D h c I t # Got ein Bericht von Matthias Krones, Burkhardtsgrün Michel Sawitzki und ich starteten am Pfingstsamstag früh zeitig gemeinsam mit einigen Jugendlichen aus dem Raum Burgstädt. Im Gepäck hatten wir jede Menge Informationsmaterial rund um das Thema Israel. Wir wollten den jungen Menschen das Land der Bibel, Gottes Volk und natürlich auch die Aktivitäten der Sächsischen Israelfreunde näher bringen. Mit viel Liebe und Engagement war das Gelände des Diakonissenmutterhauses vorbereitet worden. Im Mittelpunkt der Gottesdienste, Seminare und musikalischen Beiträge stand die Bibel und der persönliche Glaube an Jesus Christus. In zahlreichen Veranstaltungen wurden anschaulich und jugendgerecht Antworten auf verschiedene Fragen des Lebens gegeben. Natürlich gab es auch Sportveranstaltungen und ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Bereits am Eröffnungsnachmittag war unser Infostand gut besucht. Angezogen von den ausdrucksstarken Plakaten mit Bildern von unserem Bildungs- und Begegnungszentrum in Reichenbach oder unseren Handwerkerdiensten kamen wir schnell mit den Jugendlichen und auch älteren Personen ins Gespräch. Besonders groß war das Interesse an unseren Handwerkerdiensten. Gern berichteten wir von individuellen Begegnungen mit den Menschen AIDLINGEN 14. 16. MAI 2016 BIS Vom 14. bis 16. Mai fand in Aidlingen bei Stuttgart auch in diesem Jahr das traditionelle große Pfingstjugendtreffen bei den Aidlinger Diakonissenschwestern statt. Wir als Sächsische Israelfreunde e.V. waren zum ersten Mal mit einem Infostand auf dieser Großveranstaltung mit rund 10.000 insbesondere jungen Leuten im Alter zwischen 14 und 30 Jahren vertreten. Das Thema des Jugendtreffens lautete: „Was willst Du? – Gott Ich Du“. JUGENDTR EFFEN-AI DLINGEN. DE in Israel. Einige der Besucher hatten bereits eigene Erlebnisse auf Israelreisen machen können, und so war es nicht nur ein Berichten unsererseits, sondern ein echter Erfahrungsaustausch. Das bereitgestellte Infomaterial zu Israelreisen, allgemeinen Informationen und ganz besonders unsere Zeitschrift „Zum Leben“ kamen bei den Besuchern gut an. Unterstützt wurden wir am Stand auch durch Johannes Gerloff. Der Nahostkorrespondent des Christlichen Medienverbundes KEP hat auch in einem Seminar in seiner ausdrucksstarken und begeisternden Art über Israel, Gottes Volk und dessen Bedeutung für uns als Christen gesprochen. So war es eine echt gelungene Veranstaltung, die allen Beteiligten große Freude bereitete und bei der sicher jeder ganz persönlich etwas von Gott geschenkt bekommen hat. ZUM LEBEN 12 | Vollendetes Ausgabe 2 | 3 2016 Ein geistlicher Vater der Versöhnung mit dem jüdischen Volk hat seinen irdischen Lauf vollendet Albrecht Friedrich Carl Fürst zu Castell-Castell (*13. August 1925 – † 9. Mai 2015) tung zu übernehmen, mich um andere zu kümmern. Das ist mir wohl irgendwie in die Wiege gelegt.“ Diese Verantwortung reichte jedoch weit über das Familienunternehmen in Castell hinaus. (Foto: privat) Foto: privat „Albrecht Friedrich Carl Fürst zu Castell-Castell wurde am 9. Mai 2016, im 91. Lebensjahr, umsorgt und begleitet von seiner großen Familie und im Vertrauen auf Jesus Christus, nach kurzer, schwerer Krankheit zu seinem Schöpfer gerufen.“ So ist es in der Traueranzeige der Familie des verstorbenen Christen und Unternehmers zu lesen. Der engagierte Protestant und Oberhaupt einer der ältesten deutschen Adelsfamilien wurde am 13. August 1925 als zweites von sechs Kindern im unterfränkischen Schloss Castell bei Kitzingen am Rande des Steigerwalds geboren. Nach dem Tod seines Vaters und des älteren Bruders im Zweiten Weltkrieg musste der 20-Jährige die Leitung der Familienunternehmen übernehmen. Dazu gehörten das größte private Weingut in Franken, eine Land- und Forstwirtschaft und die Fürstlich Castell‘sche Bank. In einem epd-Interview anlässlich seines 90. Geburtstages im vergangenen Jahr sagte er: „Ich hatte stets Freude daran, Verantwor- Ein Herzensanliegen war dem Fürsten der christlich-jüdische Dialog und die Aussöhnung zwischen Christen und Juden. Dabei ging er mit gutem Beispiel voran. Albrecht Fürst zu Castell-Castell habe in vorbildlicher Weise die Rolle seiner eigenen Familie während des Nationalsozialismus aufarbeiten lassen Mit dem Buch „Jüdische Konten“ dokumentierte die Fürstlich Castell‘sche Bank den Umgang eines der ältesten deutschen Geldinstitute mit dem Geld jüdischer Mitbürger während der NS-Zeit. Der Präsident des Zentralrats der Juden, der Würzburger Mediziner Dr. Josef Schuster würdigte den Verstorbenen und sagte, die Jüdische Gemeinde in Würzburg und auch darüber hinaus habe in Albrecht Fürst zu Castell-Castell „einen echten Freund“ verloren. Auch der Neubau des Würzburger Jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrums „Shalom Europa“ sei ohne seinen persönlichen Einsatz nicht zu denken. Mit Blick auf das Reformationsgedenken im kommenden Jahr erinnerte der evangelische Fürst unermüdlich an den Judenhass in der Kirchengeschichte, gerade auch beim Reformator Martin Luther. Darum hatte für ihn die Aussöhnung mit den Juden höchste Priorität. So prangerte er u.a. die so genannte Enterbungslehre an, die dem jüdischen Volk seine bleibende Berufung und die biblischen Verheißungen durch Gott streitig machte und diese nach der Kreuzigung Jesu, die die Folge der Ablehnung Jesu als Messias durch die Juden gewesen sei, an die Kirche übergegangen seien. Zu den Folgen dieser Irrlehre habe auch gehört, dass es in Eisenach zur NS-Zeit das evangelische „Entjudungsinstitut“ der Deutschen Christen gegeben habe, wo evangelische Theologen alle jüdischen Bezüge aus dem Neuen Testament entfernt hatten. Dies alles habe auch den Boden für die Ermordung von 6 Millionen Juden geistig mitbereitet. Albrecht Fürst zu Castell-Castell war Mitbegründer des Lebenszentrums für die Einheit der Christen in Schloss Craheim, Mit-Initiator der Aktion „Versöhnungswege“, Initiator einer Reise offizieller Vertreter aus 50 deutschen Städten, Dörfern und Kirchgemeinden in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Jahr 2001, Sprecher des Initiativkreises „Shalom Europa“ und Mit-Initiator der „Marsch des Lebens“-Bewegung, in der sich Kinder und Enkel der NS-Täter ihrer Familiengeschichte stellen, sich zu den Orten des Unrechts ihrer Väter und Großväter aufmachen, um die Versöhnung mit den Überlebenden der Schoa und mit den Kindern und Enkeln der Opfer zu suchen. Triebfeder seines Handelns war sein Glaube an Gott, seinen Himmlischen Vater, der zuerst der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist, und an seinen Herrn Jesus Christus gemäß des Zeugnisses der Bibel als Wort Gottes. Er war offen für das Wirken des Heiligen Geistes in unserer Zeit und beugte sich daher dem Zeitgeist nicht. Das langjährige Mitglied der Bayerischen Landessynode stand bis zuletzt der Ordination von Frauen in den evangelischen Kirchen kritisch gegenüber. Auch den Einzug homosexueller Paare in ein Pfarrhaus lehnte er ab. Dazu hat er geäußert: „Wir als Kirche und Gesellschaft lösen uns selbst auf, wenn wir sagen: Ist doch völlig egal, ob sich junge Menschen ins andere oder ins gleiche Geschlecht verlieben. Ich finde das nicht gut“. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk im vergangenen Jahr sagte er: „Wenn man 90 Ausgabe 2 | 3 2016 wird, dann denkt man ja auch: ‚Ich habe nicht mehr furchtbar viel Zeit in meinem Leben, voraussichtlich Ich möchte doch nicht erst am Totenbett spür’n und mich erinnern: ‚Wo ist denn noch was zu bereinigen?‘ Ich möchte es vorher machen!“ Das verdeutlicht, dass Buße und Vergebung zentrale Bedeutung in seiner Beziehung zu Gott hatten. Albrecht Fürst zu Castell-Castell starb am Morgen des 9. Mai im Alter von 90 Jahren in einer Kitzinger Klinik an den Folgen einer Lungenentzündung. Im Trauergottesdienst am 13. Mai in der St. Johanneskirche würdigte der evangelische Casteller Dekan Günther Klöss-Schuster im Beisein der Präsidentin des Bayerischen Landtages, Barbara Stamm (CSU), des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, sowie zahlreichen Mitgliedern des europäischen Adels, den Fürsten als engagierten Christen, der anderen Menschen Jesus Christus nahebringen und ihnen das Evangelium verkünden wollte. Wir als Sächsische Israelfreunde durften an den Segensspuren, die unser Bruder mit Gottes Gnade in Deutschland, Europa und nach Israel gelegt hat, reichlich Anteil haben. So manche Sachsen waren mit dem Fürsten auf Versöhnungswegen in Osteuropa und in Kleinasien unterwegs. 2004 waren Wilfried Gotter und ich mit ihm und seiner Gattin in Israel, um mit Christen aus aller Welt an einer Konferenz von Keren Hayesod zur Bekämpfung des Antisemitismus teilzunehmen. Im Rahmen des Programms wurden wir dabei auch von Ministerpräsident Ariel Sharon empfangen. Erfreut über unseren Dienst, war Fürst Castell Gast unserer 12. Israelkonferenz im Mai 2008 in Pirna, ebenso an den beiden Gemeinde-Israel-Kongressen in Berlin. Am 22. Oktober 2013 fand in der Kapelle der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg bei Weiden in der Oberpfalz ein gemeinsamer Gedenkgottesdienst von Israelfreunden aus Bayern und Sachsen zusammen mit Christa Behr und Benjamin Berger aus Jerusalem für Dietrich Bonhoeffer und die anderen NS-Opfer statt. Auch daran nahm Albrecht Fürst zu Castell-Castell zusammen mit seiner lieben Gattin und geistlichen Weggefährtin, Fürstin Marie-Louise teil. Ihr und dem ganzen Hause Castell gilt nun unsere Anteilnahme. Möge unser Bruder in Jesus Christus im Frieden des Gottes Israels, unseres Himmlischen Vaters, ruhen. Schalom Chaver! Im Namen der Sächsischen Israelfreunde e.V., Lothar Klein, Vorsitzender Marie-Sophie Maasburg Gerne unbequem Das Glaubenszeugnis des Fürstenpaares Castell Marie-Sophie Maasburg legt mit diesem Buch eine eindrückliche Biografie ihrer Großeltern vor. In Gesprächen berichten Fürstin Marie-Louise und Fürst Albrecht zu Castell-Castell davon, wie sie aus einer Lebenskrise heraus zu einem lebendigen Glauben an Jesus fanden; wie Gott sie durch die Schule des Glaubens führte; wie sie mit den Höhen und Tiefen ihres Lebens umgehen lernten; welche geistlichen Strömungen ihr Leben und Wirken beeinflusst haben. Der Leser wird Zeuge, wie sich das Fürstenpaar von Gott geführt sieht, sich in der Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Israel zu engagieren, und wie die Liebe zum Heiligen Land über die Jahre wächst. Ein inspirierendes Buch über die Lebens- und Glaubenswege des Fürstenpaares Castell, das an vielen Orten zu Brückenbauern wurde – auch, wenn es oft unbequem war, sich für Versöhnung und Vergebung einzusetzen. Jetzt bestellen: Tel. 3727 2701 216 Seiten, Buch, gebunden, Format: 12,5 x 18,7 ISBN: 978-3-86827-564-3, Erschienen im Februar 2016 € 12,95 zzgl. Versandkosten 14 | Rückblickendes Ausgabe 2 | 3 2016 20. Sächsische Israelkonferenz 20. – 22. Mai 2016 Sachsenlandhalle Glauchau Ausgabe 2 | 3 2016 | 15 16 | Dankbares Ausgabe 2 | 2016 Eine persönliche Mitteilung an die sächsischen Israelfreunde oder Facebook. Sächsische Handwerker und andere Freunde besuchten mich, boten Hilfe an und wünschten mir gute Besserung. Im Facebook redet man von einem „Shitstorm“, wenn man etwas Falsches postet. Ich hingegen erlebte einen regelrechten „Liebessturm“. Das gab mir Kraft und Mut, wieder gesund zu werden. von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Ende Dezember schickte mich mein Hausarzt zu einer Blutuntersuchung, denn ich hatte mich wochenlang schon krank gefühlt. Die schlimmsten Werte waren kaum auf seinem Computer, da rief er mich schon entsetzt im Labor an und befahl mir, mich sofort in stationäre Behandlung zu begeben. Im Jerusalemer Hadassa-Hospital wurde während des einmonatigen Aufenthaltes ein „haariges Lymphom“ diagnostiziert, auf gut Deutsch: eine nicht aggressive Form von Blutkrebs. Da ich außerdem noch ein paar harmlose Infekte aufwies, bekam ich erst einmal Antibiotika, dann eine Chemotherapie und zum krönenden Abschluss noch jede Menge Bluttransfusionen. Im Hospital habe ich 24 Kilo verloren. Es gab zum Frühstück eine Tomate und eine Gurke, zum Mittag neben gebackenen Hühnerschenkeln ebenfalls eine Tomate und eine Gurke und zum Abendessen nochmal eine Tomate und eine Gurke. Meine Wampe ist leider nicht ganz weg, aber meine Muskeln sind geschwunden, sodass ich selbst jetzt, nach einem zweimonatigen Aufenthalt in Deutschland zwecks weiterer Behandlung, immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen bin. Während ich im Hospital immer weniger wurde, haben meine Freunde Willi Gotter und Marco Köhler hart und kreativ gearbeitet, eine neue korrigierte Auflage meines kleinen Kochbuchs zu schaffen und wunderbar binden zu lassen. Es ist ein kleines Kunstwerk geworden. Einer der Hämatologen sagte mir nach der jüngsten, vorzüglichen Blutprobe: „Herr Sahm, jetzt können Sie ihre Krankheit vergessen.“ Aber ich muss weiter regelmäßig zu den „Blutsaugern“ gehen, um den Ärzten Tabellen zu liefern mit unverständlichen Abkürzungen wie MCV, MCH oder RDW und rätselhaften Ziffern dahinter. Während dieser ganzen Zeit spürte ich, wie viele liebe Menschen an mich gedacht und für mich gebetet haben. Segenswünsche erreichten mich per Email Ich wurde gefragt, wie man mir helfen könne, wieder auf die Beine zu kommen. Das geht natürlich am besten, wenn Ihr jetzt alle mein kleines Buch kauft. Ich hoffe sehr, es macht Euch beim Lesen und nachkochen so viel Spaß wie mir beim Schreiben und beim Zusammenstellen der Bilder. In der ersten Ausgabe hatte ich noch empfohlen, einem Kilo Kichererbsen ganze 10 Tassen Zitronensaft hinzuzufügen, um daraus einen orientalischen Hummus zu schaffen. Ich hoffe, dass mich da niemand beim Wort genommen hat. Das war natürlich ein Tippfehler. In der neuen Ausgabe wird kein Gericht mehr versäuert. „Wundersa(h)mes aus Jerusalem“ wurde zudem erweitert durch eine spannende Geschichte der israelischen Weine, verfasst von „dem“ Spezialisten für Golanweine, Ruven Pfeifruck. Mit einem Glas Golanwein (mehr erlaubt mir mein Arzt nicht) in der Hand, proste ich Euch zu und wünsche allen sächsischen Israelfreunden von Jerusalem aus von ganzem Herzen ein „LeChaim“: „Zum Leben“. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder – in Sachsen oder „Nächstes Jahr in Jerusalem“, Euer Ulrich. Bestelltelefon: 03727 2701 Rezepte und Wissenswertes der israelischen Küche, gewürzt mit ein paar Erinnerungen Kochbuch WUNDERSA(H)MES AUS JER USALEM ZUM LEBEN Das „private“ Kochbuch von Ulrich Sahm, mit Rezepten, die er seinen Gästen in Jerusalem präsentiert, mitsamt einem kulinarischen Rundgang durch die biblische, jüdische, muslimische und israelische Küche. „Zicklein in der Milch seiner Mutter“, Esaus Linsengericht und in einem letzten Kapitel auch jener Lokus, „Wo König Salomo zu Fuß hinging“. Aus dem Fundus unter dem Lokus der Archäologen kreierte Sahm die „Letzte Mahlzeit des Achiel vom 8. des Av im Jahr 587 vor Christi“. Hardcover mit Ringbindung 100 Seiten, 20,00 EUR | 17 Ausgabe 2 | 2016 Dein Israel NEU! Liebe Israelfreunde! Wenn Dir so ein Relief mit Steinen gefällt und Du Dir die Erinnerung an Israel nach Hause holen möchtest, so sammle an den Orten, welche Dir in Erinnerung bleiben sollen ein Steinchen und schicke sie uns zu! Wir gießen und modellieren Dir dann aus Metall Dein Israel! 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Die Opfer sind noch nicht alle identifiziert, geschweige denn beerdigt, und das wöchentliche Nachrichtenmagazin Der Spiegel Nr. 13/2016 vom Samstag, 26. März 2016, macht mit einem Titel bzw. einer Titelstory auf, die ungeheuerlicher, Jihad verharmlosender, antichristlicher und zumal antijüdischer nicht sein könnten. Von Clemens Heni Unter der Headline „Die gefährliche Rückkehr der Religionen – Der Missbrauchte Glaube“ sieht man ein grosses Kreuz mit einem gekreuzigten Jesus und einem Totenkopf darunter auf dem Cover (es ist die Osterausgabe!), rechts oben den Präsidentschaftsbewerber bei den Vorwahlen der Republikaner, Donald Trump, der offenbar mit einer Bibel wedelt, rechts unten den russischen Präsidenten Vladimir Putin, der einen offenbar russisch-orthodoxen Patriarchen herzt, und links ein Bild der islamistischen Terrorgruppe Islamischer Staat: Im Heft selbst dann die Coverstory unter dem Titel „Gottes unheimliche Macht. In Europa sind sie auf dem Rückzug, doch in vielen Teilen der Welt entfalten Religionen gerade neue Kraft. Sie nehmen Einfluss auf die Politik – und lassen sich von ihr missbrauche. Oft mit furchtbaren Folgen.“ Wie sehen diese furchtbaren Folgen aus? „Unter den extremen Christen gibt es Bäcker, die sich aus religiösen Gründen weigern, homosexuellen Paaren eine Hochzeitstorte zu backen; Eltern, die vor Gericht ziehen, weil ihre Kinder in der Schule das islamische Glaubensbekenntnis lernen müssen; Pfarrer, die den Satan für leibhaftig halten.“ Offenbar spielt das AutorInnenteam (Nicola Abé, Jens Glüsing, Bartholomäus Grill, Nils Minkmar, Christian Neef, Jan Puhl, Christoph Reuter, Holger Stark) mit dem ganzen Text auf die Massaker von Brüssel an, das Blut in der Metro und dem Flughafen ist gerade erst getrocknet bzw. die Leichenteile sind eingesammelt worden. Doch im Text geht es nicht nur um Islamismus und Jihad, sondern in einer gleichsam obsessiven Art und Weise um Christen und Juden, der Islam kommt geradezu nur additiv hinzu. Diese Massaker wie vor wenigen Tagen in Brüssel werden mit evangelikalen Bäckern in eins gesetzt, die sich weigern „homosexuellen Paaren eine Hochzeitstorte zu backen“. Das ist an Zynismus und kulturrelativistischem Geschwätz unüberbietbar. Die Angehörigen der Opfer des Jihadismus werden sich bedanken. Es ist ein Ausdruck der Ideologie des Kulturrelativismus, der zwischen problematischen Aspekten einer Religion und weltweitem Jihad und Massenmord seit dem 11. September keinen Unterschied zu sehen bereit ist. Es ist ein gerade fanatischer Zug des Spiegels, die spezifische Kritik am Jihad zu verweigern. Ja, mehr noch: die Opfer des Jihad, neben Muslimen häufig Christen in Syrien oder dem Irak, sowie Juden in Israel, Frankreich und Europa, werden zu (ideologischen) Mit-Tätern. Dieses bekannte Schema – gerade in Deutschland – der Täter-Opfer Umkehr ist typischer Ausdruck des sekundären Antisemitismus, jenes nach Auschwitz. Wenn das Christentum mit verantwortlich war für den Holocaust, dann ist das Judentum verantwortlich für wahlweise Naturunterdrückung (so vor Jahren schon der Katholik Eugen Drewermann), den „Genozid“ an den Palästinensern (so der deutsche und europäische Mainstream) oder das Aufkommen des Monotheismus (so der Spiegel und der Philosoph Peter Sloterdijk). Damit sind wir quitt, die Deutschen und die und Jihad ist seit dem 11. September 2001 die Hauptreligion des Abendlandes geworden, zumal in der kulturellen Elite. Kein kritischer Mensch würde die problematischen und höchst zweifelhaften Aspekte des Evangelikalismus oder orthodoxer Katholiken ignorieren oder beschönigen, von innerjüdischer Kritik an Ultraorthodoxen ganz zu schweigen. Aber kein denkender Mensch würde Kritik am Christentum oder Judentum angesichts zerfetzter Menschen, die von extremistischen Muslimen ermordet wurden im Namen des Jihad und Islam, mit Islamismus und Jihadismus auch nur vergleichen, geschweige denn auf eine Stufe stellen. Das ist eine Verhöhnung der Opfer von Brüssel unsagbaren Ausmaßes. JournalistInnen, die zwischen Massenmord und der Terrorisierung des gesamten Nahen Ostens, Europas, Amerikas, weiten Teilen Asiens und Afrikas durch den Jihad auf der einen und der problematischen, aber nicht massenmörderischen Religion Evangelikaler oder Russisch-Orthodoxer auf der anderen Seite nicht unterscheiden können, sollten ein anderes Handwerk lernen denn Schreiben, eines, von dem sie auch etwas verstehen. So wichtig es ist Homophobie unter Christen zu bekämpfen, so unsagbar gleichmacherisch, kulturrelativistisch und unspezifisch ist es, Diese Massaker wie vor wenigen Tagen in Brüssel werden mit evangelikalen Bäckern in eins gesetzt, die sich weigern „homosexuellen Paaren eine Hochzeitstorte zu backen“. Das ist an Zynismus und kulturrelativistischem Geschwätz unüberbietbar. Juden. Prima Sache! Das ist der Hintergrund vor dem der Spiegel 13/2016 zu sehen ist. Ein Massaker in Brüssel dient den Spiegel-AutorInnen dazu, gegen Juden und Christen zu polemisieren und zu agitieren. Ein perfider Text, der die Toten von Brüssel als Aufhänger nimmt, um gegen Juden und Christen Stimmung zu machen. Mehr noch: Dieses Abwiegeln, dieses Leugnen der sehr spezifischen Gefahr des Islamismus solche homophoben Tendenzen mit dem weltweiten Massenmord von Seiten des Jihad auf eine Stufe zu stellen. Man fasst sich ob so viel Schwachsinn einfach an den Kopf. Doch es geht noch viel weiter. Der Text hat eine innere Logik und Struktur. Ganz ähnlich wie der Philosoph Peter Sloterdijk greift auch der Spiegel das Judentum an. Die „ultraorthodoxen Juden“ in Israel in „Bnei Brak“ werden kritisiert (und dabei auch Ultra- 20 | orthodoxie und politischer Zionismus grotesk gleichgesetzt) – wohlgemerkt angesichts islamistischer Massaker in Brüssel – und weit ausholend geschrieben: „Besonders gut eignen sich offenbar die monotheistischen Religionen für Hasspropaganda und die Abgrenzung von Andersgläubigen. Sie stiften auch dadurch Identität. Es ist kein Wunder, dass auf der schwarzen Fahne des IS die Schahada prangt, das Glaubensbekenntnis des Islam: „Es gibt keinen Gott außer Allah“, steht dort.“ Das freut Jakob Augstein. Wenn die Juden so übel sind wie die Jihadisten, wie kann man dann Antisemit sein, wenn man gegen den Staat der Juden anschreibt? Wie hört sich das Ressentiment gegen das Judentum bei Peter Sloterdijk an? „Ich nenne das obsessiv wiederkehrende Bundesbruch-Motiv des Tanachs daher das Sinai-Schema. Es macht den Preis der Singularisierung Israels inmitten der intensiven kultischen und militärischen Völkerkonkurrenz fühlbar. In der fiktiven Urszene am Fuß des Gottesberges wurde der Motivzusammenhang zwischen dem Bundesbruch und dem standrechtlich vollzogenen Strafgericht mit archetypischer Wucht exponiert und für Übertragungen in beliebig weit entfernte Kontexte bereitgestellt.“ Die Spiegel-AutorInnen setzen ganz explizit Jihadismus, Massenmord und Islamismus mit Christentum und Judentum gleich, kategorial und theologisch: „Und wenn IS-Kämpfer die abgeschnittenen Köpfe ihrer Feinde in die Kameras halten, dann strecken sie oft den Zeigefinger ihrer rechten Hand aus – als Gruß. Es gibt nur einen Gott, bedeutet das Zeichen. Und Ungläubige sind Todfeinde. Christen erheben sich gern über die Brutalität, mit der dieser Absolutheitsanspruch durch – gesetzt wird, weil ihre Religion durch die Aufklärung gezähmt worden sei. Aber allzu leicht fällt das nicht: ‚Du sollst keine anderen Götter haben neben mir‘, heißt es im ersten Gebot des Alten Testaments. Auch das Christentum eignet sich also zur Abgrenzung, wenn es missbraucht wird. Und das wird es immer wieder, um Macht oder sogar Gewalt zu rechtfertigen.“ Während das Judentum sich gerade in Abkehr vom Opfer gründete, lebt der Jihad vom Opfer. Während das jüdische Volk eine sehr diesseitsbezogene Religion hat, hassen Jihadisten das Leben und lieben den Tod. Für den Spiegel ist das Einerlei. Ausgabe 2 | 3 2016 Seit 9/11 geht das so im Mainstream-Journalismus, ein Abwiegeln ob der spezifischen Gefahr, die der Jihad darstellt. Alles nichts Besonderes. Christen und Juden seien genauso extremistisch, bar jedweder empirischer Beweise. Es gibt keine christlichen oder jüdischen suicide bomber, keine jüdischen oder christlichen Ideologen, die zur mörderischen, militärischen Bekämpfung Europas, des Westens oder Israels aufrufen. Wer zwischen theologischem Fanatismus und konkreter Gewalt, zwischen evangelikalen Christen oder orthodoxen Katholiken und Jihadisten nicht unterscheiden kann, sollte sich zu Religion im Allgemeinen und Jihad im Besonderen nicht äußern. Denn die Gleichsetzung von Jihad und Zehntausenden Toten durch jihadistische Anschläge in den letzten Jahren, vom Irak über Syrien nach Indonesien, Pakistan, Indien, New York, Madrid, London, Tunesien, Nigeria, Toulouse, Paris, Brüssel, London und vielen anderen Orten, mit Christentum und orthodoxem Judentum ist ungeheuerlich, sie verhöhnt die Opfer des Jihad und diffamiert orthodoxe Juden oder evangelikale Christen auf die widerlichste Art und Weise: „Radikale Sunniten und Schiiten, Evangelikale, orthodoxe Juden, Orthodoxe, russische katholische Extremisten – die politische Ambition, auch die politische Instrumentalisierung ist in allen Glaubensrichtungen möglich. Denn das System der Religion lebt nicht vom freien Diskurs, von Beweisen und Abstimmungen. Das Besondere an dieser Sphäre ist ja gerade, dass sie Gewissheiten bietet, die keine Begründung mehr brauchen. Das macht ihre einzigartige Anziehungskraft aus, darin liegt ihr Potenzial zu gütigen, aber auch menschenfeindlichen Handlungen.“ Noch nicht einmal auf den Unterschied zwischen proselytischen, missionarischen und imperialistischen Religionen wie dem Christentum und Islam auf der einen und dem nicht missionarischen Judentum auf der Seite wird hier reflektiert. Und natürlich: Es gibt keine Sonderkommissionen bei Landeskriminalämtern oder dem Bundeskriminalamt zu gefährlichen Christen oder Juden, die Massaker in Köln, Frankfurt, Augsburg, Berlin, München oder Hamburg planten. Es gibt aber Sonderkommissionen und Expertengruppen zu Islamismus und Jihad. Das weiß man beim Spiegel nicht, möchte es nicht wissen, weil die AutorInnen von der spezifischen und einzigartig gefährlichen Art des Islamismus und Jihad schweigen wollen. Es gibt keine Christen die versuchen sich in Atomkraftwerke einzuschleusen um dort womöglich eine atomare Katastrophe herbeizuführen, wie wir es ganz aktuell aus Belgien Das Besondere an dieser Sphäre ist ja gerade, dass sie Gewissheiten bietet, die keine Begründung mehr brauchen. hören. Der gesamte Sicherheitsapparat an Flughäfen weltweit existiert nicht wegen schwachköpfiger oder indoktrinierender evangelikaler Prediger, sondern wegen Jihadisten und dem radikalen Islam. In anderem Kontext ist die Analyse und Kritik an evangelikalen Christen sicher sehr wichtig. Aber die gezielte Vermischung einer solche Analyse und Kritik angesichts von dutzenden zerfetzter Menschen in Brüssel ist nicht nur ungeheuerlich, sondern lässt nach den Motiven suchen. Und logisch durchdacht herrscht hier ein antijüdisches Ressentiment vor, da zeitlich das Judentum den revolutionären Gedanken des einen Gottes gleichsam erfunden hat. Das wird diffamiert und da sind wir bei Sloterdijk und weiten Teilen des kulturellen wie wissenschaftlichen Establishments. Wer das antimonotheistische Ressentiment des Spiegels zu Ende denkt, kommt unweigerlich auf das Judentum. Der radikal neue Gedanke eines einzigen Gottes war weltgeschichtlich von ungeheurer Bedeutung, weg von der Naturidolatrie der Antike und hin zum geistvollen Nachdenken über Mensch und Gott. Man muss gar nicht gläubig sein, um diesen welthistorischen Bruch oder die Bedeutung des geschriebenen Gesetzes im Judentum in seiner revolutionären, befreienden Natur zu erkennen. Die Motivation jedoch, gerade angesichts der zerfetzten Menschen von Brüssel vom bösen Judentum zu reden – das der religiöse Ursprung des Christentums ist –, die könnte gerade zu Ostern antijüdischer kaum sein. Quelle: Audiatur-Online Beispielhaftes | 21 Ausgabe 2 | 3 2016 „Operation Yonatan“ oder wie Israel vor 40 Jahren der Welt gezeigt hat, wie man Terrorismus bekämpft von Lothar Klein, Vorsitzender der Sächsischen Israelfreunde e.V. Vor 40 Jahren wurde die auf einer Halbinsel des Viktoriasees gelegene Stadt Entebbe über Nacht weltberühmt. Hier beendete die israelische Spezialeinheit Sayeret Matkal die einwöchige Entführung eines Passagierflugzeugs der Air France und befreite in der Nacht zum 4. Juli 1976 die letzten 105 der meist jüdischen und israelischen Geiseln aus den Händen palästinensischer und deutscher Terroristen im Terminal des Flughafens. Damit hatte der jüdische Staat der Welt ein Beispiel für den Kampf gegen den weltweit agierenden Terrorismus gegeben. Ohne dieses Beispiel hätte es sicher auch keine erfolgreiche Befreiung deutscher Geiseln aus den Händen palästinensischer Terroristen am 18. Oktober 1977 im somalischen Mogadischu durch die GSG 9 gegeben. Dieser Artikel zeigt die Zusammenhänge auf. Das Geschehen im Einzelnen Am 27. Juni 1976 war ein Airbus A300 der Air France mit zwölf Besatzungsmitgliedern und 258 Fluggästen an Bord, der von Tel Aviv über Athen nach Paris fliegen sollte, nach dem Start in Athen entführt worden. Die Entführer, die sich „Kommando Che Guevara“ nannten, waren zwei Terroristen der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP), sowie die beiden Gründungsmitglieder der westdeutschen „Revolutionären Zellen“ (RZ), Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann. Die vier waren gemeinsam Die Entführer, die sich „Kommando Che Guevara“ nannten, waren zwei Terroristen der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP), sowie die beiden Gründungsmitglieder der westdeutschen „Revolutionären Zellen“ (RZ), Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann. mit weiteren Passagieren in Athen zugestiegen und konnten wegen eines Streiks des dortigen Sicherheitspersonals unbemerkt Schusswaffen, Handgranaten und Sprengstoff an Bord bringen. Anführer des Kommandos war Wilfried Böse, der sich den Passagieren vom Cockpit aus unter dem Decknamen „Basil al-Kubaisy“ als neuer Kapitän des Flugzeugs vorstellte. Ziel der Terroraktion war es, unter Androhung der Ermordung der Geiseln die Freilassung von 40 in Israel inhaftierten palästinensischen Terroristen, die Befreiung von weiteren 13 Gefangenen aus Gefängnissen in Kenia, Frankreich, der Schweiz und Deutschland – hier konkret der RAF-Terroristen Jan Carl Raspe, Ingrid Schubert und Werner Hoppe sowie Ralf Reinders, Inge Viett und Fritz Teufel von der terroristischen „Bewegung 2. Juni“ – zu erpressen. Außerdem forderten sie 5 Millionen Dollar Lösegeld für das Flugzeug. Die Maschine wurde zum Flughafen Bengasi in Libyen umgeleitet. Eine schwangere Passagierin täuschte dort akute Gesundheitsprobleme vor, woraufhin die Luftpiraten sie als einzige Geisel freiließen. Das ermöglichte den israelischen Sicherheitskräften, wichtige Details zu den Entführern in Erfahrung zu bringen. Nach einem über sechsstündigen Aufenthalt in großer Hitze, während die Passagiere das verminte Flugzeug nicht verlassen durften und ohne Nahrung und Klimaanlage auskommen mussten, wurde die Maschine aufgetankt und landete nach ihrem Weiterflug am 28. Juni auf dem Flughafen Entebbe in der Nähe von Ugandas Hauptstadt Kampala. Hier schlossen sich den vier Entführern weitere drei bewaffnete PFLP-Kämpfer an. Die lokalen ugandischen Behörden unterstützten die Terroristen. Ugandas Diktator Idi Amin begrüßte sie nach ihrem Eintreffen sogar persönlich, während er den Geiseln erklärte, ihr persönlicher, „von Gott, dem Allmächtigen bestimmter Retter“ zu sein. Bald darauf wurden sämtliche 77 israelischen bzw. jüdischen sowie fünf weitere Geiseln unter den 253 Passagieren von den deutschen Terroristen anhand ihrer Namen in den eingesammelten Pässen selektiert und innerhalb des Terminals in einem Nebenraum untergebracht. Als ein Holocaustüberlebender Böse dabei seine eintätowierte Häftlingsnummer zeigte und ihn so an die Selektion in den Konzentrationslagern erinnerte, erwiderte Böse auf den darin implizierten Vorwurf, er sei kein Nazi, sondern Idealist. Die übrigen – bis auf zehn junge Franzosen und die Besatzung – wurden freigelassen. Michel Bacos, der entführte französische Kapitän des Flugs ZUM LEBEN 22 | 139, besprach sich zunächst mit den elf Mitgliedern seiner Besatzung und verkündete Böse anschließend, dass alle Passagiere seiner Verantwortung unterlägen und deshalb die Besatzung und er keine Passagiere zurücklassen könnten, sondern bei ihnen bleiben müssten. Böse akzeptierte das. Später wurde Bacos vom französischen Staatspräsidenten der Orden der Ehrenlegion verliehen und er erhielt Ehrungen des Staates Israel und verschiedener jüdischer Organisationen. Auch die anderen Mitglieder der Flugzeugbesatzung wurden ausgezeichnet. Eine französische Nonne weigerte sich ebenfalls zu gehen und wollte den Platz einer jüdischen Geisel übernehmen, wurde aber von ugandischen Soldaten in das wartende Air-France-Flugzeug gezwungen. Damit verblieben noch 105 Geiseln in den Händen der Terroristen. Um den Terroristen kein Exempel für irgendeine Erpressbarkeit zu geben, entwickelte ein Sonderstab des israelischen Verteidigungsministeriums zusammen mit dem Geheimdienst einen kühnen Plan, um ihre Landsleute und weitere Geiseln zu befreien. Der sah vor, mehrere Einheiten der Spezialeinheit Sayeret Matkal in vier Hercules-Transportflugzeugen nach Entebbe zu fliegen, begleitet von Transportmaschinen zum Abtransport der Geiseln, zwei Boeing 707, davon eine Sanitätsmaschine zur Versorgung möglicher Verletzter und eine Maschine mit einer Kommandoleitstelle, von der aus die Aktion geleitet werden sollte. Den Zwischenstopp in Kenia zum Auftanken für den Rückflug und die mögliche medizinische Versorgung Verletzter koordinierte der Sayeret Matkal-Kommandeur und spätere Ministerpräsident Ehud Barak. Doch zunächst musste das Ganze auf Durchführbarkeit geprüft werden. Und dafür brauchte man Zeit, doch das Ultimatum lief, denn die Terroristen hatten damit gedroht, mit der Ermordung der Geiseln zu beginnen. Während über einen persönlichen Kontakt eines ehemaligen israelischen Generals zu Idi Amin versucht wurde, Amins Unterstützung für die Terroristen einzustellen und eine Freilassung der Geiseln zu erwirken, begannen in Israel die Planungen zur Befreiung der Geiseln Gestalt anzunehmen. In Israel und vor Ort sowie bei den freigelassenen Geiseln in Paris sammelten das israelische Militär und der Mossad mehrere Tage lang Informationen und werteten diese aus. Der Flughafen Entebbe war wenige Jahre zuvor von einer israelischen Firma erweitert worden, weshalb Pläne der Anlage verfügbar waren, anhand derer der Terminal zu Trainingszwecken in Israel nachgebaut wurde. Als wertvolle Quelle erwies ZUM LEBEN Ausgabe 2 | 3 2016 Als ein Holocaustüberlebender Böse dabei seine eintätowierte Häftlingsnummer zeigte und ihn so an die Selektion in den Konzentrationslagern erinnerte, erwiderte Böse auf den darin implizierten Vorwurf, er sei kein Nazi, sondern Idealist. sich auch ein ehemaliger französisch-jüdischer Armeeoffizier, der sich an wesentliche Details der Gebäude, der Entführer, ihrer Bewaffnung und ihrer Kooperation mit den ugandischen Streitkräften erinnerte. Eine besondere, in der Vergangenheit nicht bekannte Informationsquelle war der deutsche Bundesbeamte Ulrich Wegener. Er war Gründer und Kommandeur der Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9), einer Spezialeinheit des Bundesgrenzschutzes (heute Bundespolizei), die als Lehre aus dem Desaster der gescheiterten Geiselbefreiung in Fürstenfeldbruck während des Anschlages palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München aufgebaut wurde. Nach eigenen Angaben war Wegener im Rahmen der Aufstellung der GSG 9 selbst an der Operation Entebbe der israelischen Sicherheitsstreitkräfte 1976 in Uganda beteiligt. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte er dazu am 14. November 2000 in der Sendung „Alpha Forum“: „Ich darf einiges noch nicht sagen, weil es noch nicht freigegeben ist. Ich kann nur so viel sagen: Ich war im Interesse der Deutschen und Israelis in Entebbe, aber schon, bevor der israelische Schlag durchgeführt wurde. Wir haben versucht, Informationen zu sammeln über den Gegner, die Terroristen wie auch über die möglichen Unterstützer, die in Uganda vorhanden waren. Wir waren sehr erfolgreich und konnten sehr viele Informationen sammeln.“ Das deutsche Interesse bestand offensichtlich darin, als Lektion von München Israel bei der Befreiung seiner Geiseln zu unterstützen. Dabei bestand schon seit Gründung der GSG 9 und den engen Konsultationen mit den Israelis zwischen Ulrich Wegener und Muki Betser, dem Major der Sayeret Matkal, eine enge Freundschaft. So beschreibt es auch Muki Betser selbst in seinem Buch „Im geheimen Auftrag, das 1996 im Heyne Verlag auch in Deutsch erschienen ist. Nachdem die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte Einsatzbereitschaft signalisiert hatten, erteilte Ministerpräsident Jitzhak Rabin nach einstimmiger Zustimmung aller in der Knesset vertretenen Parteien den Einsatzbefehl an die schon auf dem Weg befindlichen Einheiten. Die Elitesoldaten wurden aus einer Entfernung von rund 4000 km unerkannt nach Entebbe eingeflogen, wo sie sich insgesamt nur 90 Minuten aufhielten. Die Einsatztruppe von insgesamt etwa hundert Männern bestand aus einer Stabseinheit unter Leitung von Brigadegeneral Dan Schomron und zugehörigen Kommunikations- und Unterstützungstruppen, einer Eingreiftruppe von 29 Mann unter Leitung von Oberstleutnant Yonatan „Yoni“ Netanyahu, rund 100 Soldaten der Sayeret Matkal in verschiedenen Gruppen unter Major Moshe „Muki“ Betser und Matan Vilnai sowie einer Verstärkungstruppe, die zur Sicherung der Umgebung, zur Zerstörung der MiG-Jäger der ugandischen Luftwaffe, zur Sicherung der Übernahme der Geiseln und zur Betankung der Flieger dienen sollte. Das erste Flugzeug identifizierte sich über Funk als eine Linienmaschine, die auf dem Flughafen tatsächlich wenig später erwartet wurde. So konnte es zunächst unerkannt landen und in einen entlegenen Teil des Flugfeldes rollen. Im Schutz der Dunkelheit wurden ein schwarzer Mercedes und einige Land Rover entladen. Man wollte damit die Landung eines hohen ugandischen Offiziellen oder Amins selbst vortäuschen. Das israelische Kommando fuhr, eine Wagenkarawane Amins imitierend, direkt zum Hauptgebäude. Auf dieser Fahrt wurden zwei ugandische Wachsoldaten erschossen, die die Fahrzeuge anhalten wollten. Ugandische Truppen eröffneten ihrerseits das Feuer auf die Israelis, als diese nun zu Fuß auf das Flughafengebäude zuliefen, wobei Oberstleutnant Yonatan Netanyahu, der Bruder des heutigen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, durch einen Schuss getötet wurde. Aus weiteren Lastflugzeugen wurden Panzerwagen und | 23 Ausgabe 2 | 3 2016 mit Mörsern ausgestattete Jeeps ausgeladen, mit denen die MIGs zerstört, der Rückweg gesichert und die ugandischen Soldaten vor Ort bekämpft wurden. Die mit ugandischen Uniformen verkleidete Kommandoeinheit drang in das Hauptgebäude ein, in dem die 105 Geiseln festgehalten wurden. In einem Feuergefecht wurden alle sieben Geiselnehmer, 20 ugandische Soldaten, aber auch drei der Geiseln – unbeabsichtigt durch Schüsse ihrer eigenen Befreier, da sie dem Befehl zum Hinlegen nicht nachkamen und man sie für Terroristen hielt – getötet. 102 überwiegend israelische Geiseln, einschließlich der Air-France-Besatzung, wurden schließlich befreit. Die israelischen Luftstreitkräfte flogen die Geiseln – mit einer Zwischenlandung zum Auftanken in Kenia – nach Israel aus, wo die Befreiten und deren Befreier begeistert empfangen wurden. Damit hatte der kleine jüdische Staat der Welt ein Beispiel gegeben, wie Terror bekämpft werden kann, statt sich von ihm erpressen zu lassen. Resümee Vielleicht war es gerade diese Peinlichkeit, die manche Länder veranlasste, die Aktion als „ernste Verletzung der Souveränität eines Mitgliedsstaates.“ zu verurteilten. Die israelfeindlichen afroarabischen und sozialistischen Staaten hatten dazu eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates verlangt. Die meisten westlich orientierten Staaten – mit Ausnahme Japans – tolerierten die Aktion. Im Sicherheitsrat fand eine ausdrückliche Verurteilung Israels keine Mehrheit. Israels Botschafter Chaim Herzog verteidigte den Einsatz, auf den man „mit Fug und Recht stolz“ sei, vor dem UN-Sicherheitsrat als Ausdruck der Werte, für die Israel stehe, für Menschenwürde, das Menschenleben wie für die menschliche Freiheit an sich. Er führte dazu aus: „Wir treten mit einer einfachen Botschaft an den Sicherheitsrat: Wir sind stolz auf das, was wir getan haben, weil wir der Welt gezeigt haben, dass in einem kleinen Land, in der Situation Israels, die den Mitgliedern dieses Rates nur allzu bekannt ist, die menschliche Würde, menschliches Leben und die Freiheit der Menschen höchste Werte darstellen. Wir sind nicht nur stolz, weil wir das Leben von über hundert Unschuldigen – Männern, Frauen und Kindern – gerettet haben, sondern aufgrund der Bedeutung unserer Tat für das Anliegen der Freiheit der Menschen.“ Wie sehr Herzog damit Recht hatte, zeigte das Schicksal der Geisel Dora Bloch. Sie war wegen Atemnot in ein Krankenhaus in Kampala gebracht worden und war schon auf dem Weg der Besserung, wie der britische Konsul nach einem Besuch bei ihr berichtete. Aus Wut über die Geiselbefreiung erteilte Diktator Amin jedoch den Befehl, die schon ältere Dame ermorden zu lassen. Ebenso wurden dabei einige sie schützende Ärzte und Krankenschwestern von Amins Soldaten ermordet. Aus Rache für die Hilfe, die Kenia den israelischen Befreiern geboten hatte, ließ er auch über 100 in Uganda lebende Kenianer töten. Interessant sind auch die Reaktionen in der deutschen Öffentlichkeit. In der Folge verschlechterte sich das eh angespannte Verhältnis mit der sozialistischen DDR, die – neben der „Stürmer“-ähnlichen Hetze gegen den Judenstaat in den SED-gesteuerten Medien Aus Wut über die Geiselbefreiung erteilte Diktator Amin jedoch den Befehl, die schon ältere Dame ermorden zu lassen. Ebenso wurden dabei einige sie schützende Ärzte und Krankenschwestern von Amins Soldaten ermordet. Aus Rache für die Hilfe, die Kenia den israelischen Befreiern geboten hatte, ließ er auch über 100 in Uganda lebende Kenianer töten. – den palästinensischen Terror gegen Israel unterstützte und Terroristen wie dem Drahtzieher von München 1972, Abu Doud, in Ostberlin Unterschlupf gewährte, wie auch den mit den Palästinensern kooperierenden westdeutschen Linksterroristen der RAF, RZ und anderer Gruppierungen. Indes verstärkte die erfolgreiche Geiselbefreiung seitens regimekritischer, zumeist christlicher Bürger und Gruppen in der DDR und besonders in Sachsen die Sympathien für Israel, ebenso auch unter der Bevölkerung der Bundesrepublik. Unter westdeutschen Linksradikalen hat indes kein anderer von Deutschen verübter Terrorakt für solche Irritationen gesorgt wie die von Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann durchgeführte „Selektion von Entebbe“. Der polnisch-deutsch-jüdische Publizist Henryk M. Broder bezeichnete in seinem 2013 im Bertelsmann Verlag erschienen Buch „Vergesst Auschwitz!: Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage“ die „Operation Entebbe“ später als Wendepunkt, der zu seinem Bruch mit der radikalen Linken geführt habe. Dort schreibt er: „Kaum waren die befreiten Geiseln in Tel Aviv gelandet, setzte eine Diskussion über die völkerrechtlichen Aspekte der israelischen Kommandoaktion ein. Der damalige UN-Generalsekretär Kurt Waldheim, ein Österreicher mit einer lupenreinen NS-Vergangenheit, bezeichnete die Aktion als eine ‚ernste Verletzung der Souveränität eines UN-Mitgliedsstaates‘. Deutsche Antiimperialisten stimmten Waldheim zu und beklagten in Botschaften an Idi Amin die ‚flagrante Verletzung der Souveränität‘ Ugandas durch die brutalen Israelis. Ich kam mir vor wie ein Besucher in einem Irrenhaus, in dem die Patienten die Verwaltung an sich gerissen hatten. Stein des Anstoßes war nicht die Entführung der Maschine und die Selektion der jüdischen Geiseln – die erste nach 1945 –, es war die israelische Aktion zur Befreiung der Geiseln. Die ‚Operation Entebbe‘ war mein privates Erweckungserlebnis.“ Auch der einstige Frankfurter Linksautonome, Mitbegründer der Grünen und spätere Bundesaußenminister Joseph „Joschka“ Fischer bezeichnete die „Selektion von Entebbe“ als Schlüsselerlebnis, das zu seiner Abkehr von Gewalt und Militanz geführt habe. Diese erste „Selektion“ von Juden und Nichtjuden seit dem Zweiten Weltkrieg erinnerte weltweit an Auschwitz. Ein Aufschrei innerhalb der radikalen Linken blieb jedoch genau so aus, wie er heute beim Boykott israelischer Waren nach dem NS-Motto „Kauf nicht bei Juden“ ausbleibt. Weite Teile der deutschen Linken sind bis in die Gegenwart antizionistisch, antiisraelisch ZUM LEBEN 24 | Ausgabe 2 | 2016 Große Freude am Flughafen Ben Gurion über die Rückkehr der Geiseln von Entebbe und damit antisemitisch eingestellt geblieben. An dieser Stelle darf ein Hinweis auf eine detailgetreue Verfilmung der „Operation Entebbe“ nicht fehlen, die unter dem etwas irreführenden Titel „Die keine Gnade kennen“ auch in Deutsch erschienen ist. Dieser beeindruckende Film mit Starbesetzungen wie Charles Bronson als General Dan Shomron und Siegfried Buchholz als Wilfried Böse, Peter Finch u.a. ist – wenn nicht vergriffen – in der Buchhandlung „Willis Fischladen (www. willis-fischladen.de) ebenso wie das Buch von Henryk M. Broder zu bestellen. Israel hat der Erfolg von Entebbe nach dem beinahe-Desaster im Yom-Kippur-Krieg von 1973 neues Selbstbewusstsein verliehen. Der persönliche Verlust seines Bruders Yoni hat das Denken und Handeln Benjamin Netanyahus nachhaltig geprägt. In der Tat hat der Judenstaat in den 40 Jahren seit Entebbe – auch durch bittere Erfahrungen mit vielfältigen Anschlägen gegen seine Zivilbevölkerung im Inland – ein ausgeklügeltes System der Terrorprävention und -bekämpfung entwickelt, von dem der Westen vieles lernen könnte. Und dies geschieht auch. So übten beispielsweise im vergangenen Herbst deutsche Spezialkräfte der Bundeswehr zusammen mit israelischen Kameraden in einem speziell errichteten Camp mit einer ZUM LEBEN künstlichen Stadt in der Negevwüste den Häuserkampf gegen Terroristen. Indes habe ich von Israelkennern in Deutschland in den vergangenen Monaten immer wieder gehört, dass sie sich – trotz berichteter regelmäßiger palästinensischer Gewalt gegen Juden – in Israel wesentlich sicherer fühlen würden, als in Paris oder Brüssel. Die Vereinten Nationen jedoch machen es dem kleinen Judenstaat mitten in einer brodelnden islamischen Umgebung mehrheitlich zum Vorwurf, die Chuzpe zu besitzen, sich gegen die Vernichtung seiner Bürger und seiner Existenz erfolgreich zu wehren. Daran hat sich leider in 40 Jahren nichts geändert. Vielleicht kommen angesichts sich dramatisch auch in Europa veränderter Sicherheitslagen auch immer mehr Verantwortungsträger der westlichen Demokratien zu der Erkenntnis: „Von Israel lernen heißt Siegen lernen!“ Zumindest hat die NATO jetzt einen Schritt in die richtige Richtung getan. Als sich Israels Staatspräsident Reuven Rivlin am 21. Juni mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel traf, hat er sich für die Erlaubnis bedankt, Israel eine ständige Vertretung am NATO-Hauptquartier zu geben, indem er sagte: „Der Mangel an Stabilität in der Region macht unsere enge Zusammenarbeit nicht nur wichtig, sondern essentiell.“ Recht hat er! DVD – Die keine Gnade kennen 27. Juni 1976: Auf dem Entebbe Airport in Uganda bringen palästinensische Terroristen ein Passagierflugzeug der Air France in ihre Gewalt und nehmen die über 200, meist israelischen Passagiere als Geiseln. Ihr Ziel: Die Geiseln gegen einige ihrer in Gefangenschaft befindlichen Gesinnungsgenossen einzutauschen. Für die Geiseln beginnt ein sieben Tage dauerndes Martyrium, denn ihre Heimat ist tausende Kilometer entfernt und vom ugandischen Präsidenten Idi Amin und seinem Regime ist keine Hilfe zu erwarten. 15,00 EUR Bestell-Tel. 03727 2701 Quellen: Henryk M. Broder, Vergesst Auschwitz! Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israel-Frage, Bertelsmann 2013 Muki Betser, Im geheimen Auftrag, Heyne Verlag1996 Fotos: Archiv der Israel Defense Forces (IDF), mit freundlicher Genehmigung Heimwärtsstrebendes | 25 Ausgabe 2 | 2016 … und nächstes Jahr in Jerusalem! Bericht über die 20. Reise nach Äthiopien Text und Fotos von Pfr. Matthias Franke, Dennheritz Dieser Gruß zum Passahfest hat von je her die Sehnsucht aller Juden in der Diaspora nach Zion zum Ausdruck gebracht. Dieser Wunsch ist natürlich auch bei den Falascha, den äthiopischen Juden, lebendig. Seit einigen Jahrzehnten sind immer wieder z.T. große Gruppen von ihnen nach Israel ausgewandert und immer noch gibt es diesen Wunsch nach Auswanderung nach Erez Israel bei vielen, die sich als Juden verstehen. Die Frage, „Wer hat wirklich jüdische Wurzeln?“, ist nicht leicht und manchmal gar nicht zu beantworten. Als ich im Herbst in Äthiopien war, erzählten mir viele, dass es bald eine neue Möglichkeit zur Auswanderung gäbe. Von ca. 9000 war die Rede und jeder hoffte, dass er/sie dann möglichst einer/eine von diesen 9000 sein werde. So hatte ich mich entschlossen, die Jahrtausende alte Kultur noch einmal in Fotos festzuhalten. Wenn wirklich in den nächsten Jahren noch einmal 9000 Falascha Äthiopien verlassen werden, dann wird es kaum noch jüdisches Leben als religiös erfahrbare Gemeinschaft geben. So habe ich im April mit einem in Israel lebenden Falascha viele Juden in Addis Abeba, Gondar und in einigen kleinen Dörfern besucht, um etwas von dieser beeindruckenden, fast 3000 Jahre alten jüdischen Kultur in Äthiopien festzuhalten. Es ist nicht leicht als Nichtjude Zugang zu ihnen zu bekommen, befürchten doch viele von ihnen, missioniert zu werden. Aber die Türen waren weit offen. Ich konnte zu den Gebetszeiten und Gottesdiensten dabei sein, in Gondar die Vorbereitung für das Pessachfest miterleben und einige Familien in ihren Häusern besuchen. Und immer wieder konnte ich den Wunsch verstehen: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Da ich zum Ende des Jahres meine Dienstzeit als Pfarrer beenden werde, weiß ich noch nicht, wie es bei mir mit den Äthiopienbesuchen weitergehen wird. Natürlich möchte ich viele von ihnen wiedersehen. Aber vielleicht heißt es in den nächsten Jahren für unser Wiedersehen für die Falascha und für mich auch: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ ZUM LEBEN 26 | Aufstrebendes Ausgabe 2 | 3 2016 „Alija“, der Aufstieg von Johannes Gerloff, Jerusalem Seit der Zerstörung des salomonischen Tempels im 6.Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung lebt die Mehrheit des jüdischen Volkes außerhalb des Landes Israel. Seither ist „Alija“, die Rückkehr in das Land Israel, das Sehnen, das Juden weltweit verbindet. Das hebräische Wort „Alija“ bedeutet wörtlich übersetzt „Hinaufsteigen“. Ins Land Israel und insbesondere sein Zentrum, Jerusalem, geht man immer hinauf. Das gilt auch für Menschen, die aus höher gelegenen Gegenden, etwa den Alpen oder dem Himalaya, nach Israel kommen. Im Gegenzug ist das Verlassen des Heiligen Landes immer ein Abstieg. So heißt es schon von Abram in 1.Mose12, Vers10: „Abram ging hinab nach Ägypten…“ Seine Rückkehr in das verheißene Land wird zu Beginn des folgenden Kapitels beschrieben: „Und Abram zog herauf aus Ägypten“ (1. Mose13,1). Die hebräische Bibel ist, genau wie das moderne Hebräisch, konsequent in diesem Sprachgebrauch. „An den Wasserströmen Babylons saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten“, klagte der Psalmist (Psalm137,1). „Wenn ich dich, Jerusalem, vergesse, wird meine rechte Hand absterben. Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich nicht gedenke, wenn ich Jerusalem nicht erhebe über den Gipfel meiner Freuden“, sagt jeder Bräutigam Ein jemenitischer Familie geht durch die Wüste in Richtung des Auffanglagers in Aden nach dem Treueversprechen an seine Braut und zertritt im Gedenken an das zerstörte Jerusalem ein Glas. führt. Zum Abschluss eines jeden Sederabends verspricht man einander: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Im Jahr 70 nach Christus wurde der Tempel, der von einigen Rückkehrern aus Babylon gebaut und von Herodes dem Großen prachtvoll renoviert worden war, dem Erdboden gleichgemacht. Nach dem zweiten jüdischen Krieg im Jahr 135 verbot der Römische Kaiser Hadrian Juden den Zugang zu Jerusalem unter Androhung der Todesstrafe. Judäa wurde in Palästina, Sichem in Neapolis (heute „Nablus“) und Jerusalem in Aelia Capitolina umbenannt. Jede jüdische Verbindung zum verheißenen Land und seinen heiligen Städten sollte unmöglich gemacht werden. An die Hoffnung auf „Alija“ klammerten sich Juden, als Rabbi Mosche ben Nachman, kurz „Ramban“ genannt, Mitte des 13.Jahrhunderts in Jerusalem nur noch zwei Juden, aber keine Synagoge und keine Thorarolle vorfand. In der Stadt, aus der eigentlich die Thora hervorgehen sollte (Jesaja 2,4; Micha 4,2), war keine einzige Thorarolle. Es gab keine Hoffnung mehr, die man als Jude hätte noch verlieren können, stellt Nachmanides in der Zeit zwischen dem 6. und 7. Kreuzzug fest. Doch die Sehnsucht blieb. Nach jedem Essen haben Juden durch die Jahrtausende hindurch gebetet: „Erbarme dich doch Herr, unser Gott, über dein Volk Israel, über Jerusalem, deine Stadt, über Zion, den Wohnort deiner Herrlichkeit“. Das Passahfest beginnt mit dem Sederabend, bei dem sich das jüdische Volk jedes Jahr die Erlösung aus Ägypten vor Augen Erste Alija (1882-1903): 20 000 bis 30 000 Juden wandern aus Osteuropa, Russland, Rumänien und dem Jemen nach Palästina ein. Dritte Alija (1919-1923): 35 000 Einwanderer kommen aus Russland und Rumänien. Zweite Alija (1904-1914): 35 000 bis 40 000 Juden kommen aus Russland und Polen. 30.000 1880 Am Ziel der Heimkehr hielt das Volk Israel fest, auch als Martin Luther im 16. Jahrhundert darüber spottete: „So lasst sie noch hinfaren jns land und gen Jerusalem, Tempel bawen, Priesterthum, Fuerstenthum und Mosen mit seinem gesetze auffrichten und also sie selbs widerumb Jueden werden und das Land besitzen.“ Sarkastisch fügte der deutsche Reformator noch hinzu: „Wenn das geschehen ist, so sollen sie uns bald auff den ferssen nach 40.000 1890 1900 35.000 1910 1920 | 27 Ausgabe 2 | 3 2016 sehen daher komen und auch Jueden werden“ (WA 50.323,36-324,8). Würden Lutheraner die Worte des wortgewaltigen Reformators ernst nehmen, müssten sie sich heute, 500 Jahre nach Anschlag der 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg, beim nächsten Rabbiner zur Beschneidung melden. Denn „die jueden faren jns land und gen Jerusalem“. Im Jahr 2017 lebt die größte jüdische Gemeinde weltweit wieder im Land Israel. Seit zweieinhalb Jahrtausenden haben nicht so viele Juden im Land Israel gewohnt. genannte Hurva-Synagoge erinnert noch heute an ihn. 1721 kommt Rabbi Jesaja Horowitz. Im 18. Jahrhundert werden in Jerusalem 19 Talmudschulen von Juden aus Italien, Konstantinopel, Amsterdam und Aleppo gegründet. 1760 trifft Rabbi Schalom Scharabi aus dem Jemen in Jerusalem ein und 1771 gründet Rabbi Menachem Mendel aus Vitebsk mit 300 Anhängern eine chassidische Siedlung. 1799 rückt das Heilige Land mit dem Orientfeldzug Napoleons in den Brennpunkt des internationalen Interesses. Bevor der französische Kaiser vor den Toren von Akko scheitert, verkündet er noch, Palästina und Jerusalem sollten seinen rechtmäßigen Erben, dem jüdischen Volk, zurückgegeben werden. Im 19. Jahrhundert setzte sich dieser Trend fort. Antisemitische Ausbrüche verstärkten „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ (Psalm 130,1) – das ist die richtige Gebetshaltung, erklärt ein orthodoxer Jude und verweist darauf, dass viele Synagogen deshalb so gebaut sind, dass man einige Stufen hinabsteigen muss, um dann tatsächlich „aus der Tiefe“ rufen zu können. Vor allem aber ist dieses „Lied des Hinaufgehens“, so die Überschrift von Psalm 130, ein Schrei nach Erlösung aus der Zerstreuung. Wenn der Apostel Paulus in Aussicht stellte, dass einmal „ganz Israel gerettet“ wird (Römer 11,26), dann schließt das in jüdischem Denken automatisch mit ein, dass Gott durch den Propheten Hesekiel (39,28) nicht nur die Rückkehr des Volkes in das Land vorhersagt, sondern auch verspricht: „Ich will nicht einen von ihnen dort zurücklassen“. Also werden sie erfahren, daß ich, der HERR, ihr Gott bin, der ich sie habe lassen unter die Heiden wegführen und wiederum in ihr Land versammeln und nicht einen von ihnen dort gelassen habe. Hesekiel 39,28 Der Gott Israels hat den Schrei seines Volkes gehört. Seit dem absoluten Tiefpunkt Jerusalems zur Zeit von Rabbi Mose Nachmanides und dem Bau der nach ihm benannten „Ramban-Synagoge“ begann ein ständiger Strom von Juden in das Land Israel hinaufzuziehen. 1483 traf Rabbi Elia aus Ferrara in Jerusalem ein, 1579 120 Neueinwanderer aus Damaskus, 1700 Juda der Fromme mit 1.000 seiner Anhänger. Die so Vierte Alija (1924-1931): 80 000 Juden vor allem aus dem Mittelstand wandern aus Polen und der Sowjetunion ins britische Mandatsgebiet Palästina ein. Fünfte Alija (1932-1938): nach der Machtübernahme Hitlers kommen etwa eine Viertel Million deutsche Juden. ihn. Als beispielsweise 1840 die Juden von Damaskus beschuldigt werden, den Priester Toma und seinen moslemischen Diener ermordet zu haben, um ihr Blut für die Mazzot (ungesäuerten Brote) am Passahfest zu verwenden, drängt der in Sarajevo geborene Rabbi Juda Alkalai sein Volk zur Alija. 1881 lösen Pogrome in Russland und Rumänien die so genannte „Erste Alija“ aus. 40.000 Juden machen sich auf den Weg nach Palästina. Während um Jerusalem herum erste jüdische Siedlungen entstehen – Mischkenot Schaananim (1860), Mea Schearim (1873), Machane Jehuda (1887) – setzen sich jüdische Bittsteller vor dem Berliner Kongress (1878) für die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina ein. Fürst Otto von Bismarck erklärt sie für wahnsinnig. Trotzdem formiert sich der Zionismus als säkulare politische Bewegung in Europa. Anfang September 1897 schreibt der österreichische Journalist Theodor Herzl unmittelbar nach dem ersten Zionistenkongress in sein Tagebuch: „Fasse ich den Baseler Kongress in ein Wort zusammen — das ich mich hüten werde, öffentlich auszusprechen — so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es jeder einsehen.“ Gegen immense Widerstände setzt sich die Bewegung fort. Unermüdlich bearbeitet Herzl die Mächtigen seiner Zeit, bittet den deutschen Kaiser um ein Protektorat über den jüdischen Staat und muss sich von Papst Pius X. im Januar 1904 in Rom sagen lassen: „Die Juden haben unseren Herrn nicht anerkannt, also können wir das jüdische Volk nicht anerkennen.“ 1899 vertreibt der Pascha von Damaskus die Juden Operation Fliegender Teppich (1949/1950): 49 000 Juden aus dem Jemen. Operation Esra und Nehemia (1950): 110 000 Juden aus dem Irak. Die „Alija Beit“ (1934-1948): Illegale Einwanderung von etwa 90 000 Juden, die vom Naziregime verfolgt wurden. Insgesamt kommen zwischen 1948 und 1951 ungefähr 690 000 Einwanderer aus Ägypten, dem Irak, Jemen, Polen und Rumänien. 1955-1957: Mit dem Ende der französischen Kolonialherrschaft kommen etwa 100 000 Juden aus Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen nach Israel. 80.000 250.000 90.000 1930 1940 49.000 110.000 690.000 110.000 1950 1960 28 | Ausgabe 2 | 3 2016 aus einer Siedlung auf den Golanhöhen. Im April 1909 wird die erste jüdische Stadt im Land Israel gegründet: Tel Aviv. Im Dezember desselben Jahres der erste Kibbuz: Degania am Südende des Sees Genezareth. Im März 1917 vertreiben die Türken alle Juden aus Haifa und Tel Aviv. Im November 1917 erklärt die britische Regierung in der so genannten „Balfour Declaration“ ihre Unterstützung für eine jüdische Heimstätte in Palästina. Am 24. Juli 1922 beauftragt der Völkerbund in San Remo die britische Regierung im Palästina Mandat ausdrücklich damit, die Alija und die Besiedlung des Landes durch das jüdische Volk zu fördern. Zwischen 1919 und 1924 kommen 35.000 idealistische Pioniere mit „Zertifikaten“ der britischen Regierung ins Mandatsgebiet Palästina. 1924-1931 treiben polnische Wirtschaftssanktionen viele jüdische Angehörige aus kleinbürgerlichen Schichten „hinauf nach Zion“. Zwischen 1929 und 1939 fliehen eine Viertel Million Juden vor den Nazis aus Deutschland nach Palästina. Diese großen jüdischen Einwanderungswellen nach Palästina erregten den Widerstand von Teilen der arabischen Bevölkerung. Extremistische Führer wie der Großmufti und Hitler-Freund Hadsch Amin el-Husseini gewannen die Oberhand und hetzten ihre Anhänger immer wieder zu blutigen Aufständen an, etwa 1929 und 1936. Die britische Regierung reagierte auf die arabische Gewalt mit einer Einschränkung und teilweise massiven Behinderung der jüdischen Einwanderung nach Palästina, was ein klarer Verstoß gegen das Völkerbundsmandat darstellte. David Ben-Gurion, der wenige Jahre später zum ersten Ministerpräsidenten des Staates Israel wurde, stellte in dieser schweren Zeit die Richtlinie auf: 1969-1975: 100 000 Einwanderer kommen aus der Sowjetunion. „Wir werden gemeinsam mit England gegen Hitler kämpfen, als gäbe es kein Weißbuch, und wir werden das Weißbuch bekämpfen, als gäbe es keinen Krieg.“ Hunderte verzweifelter Holocaustüberlebender verlieren im Kampf gegen England ihr Leben, bevor am 14. Mai 1948 der Staat Israel proklamiert wird. Jahr 2017 lebt die größte jüdische Gemeinde weltweit wieder im Land Israel. Seit zweieinhalb Jahrtausenden haben nicht so viele Juden im Land Israel gewohnt. Die raison d‘être des jüdischen Staates Israel ist, bedrängten Juden aus aller Welt Zuflucht zu bieten. Der junge Staat wurde von einer Welle der Immigration überschwemmt, so dass sich allein in den Jahren von 1948 bis 1951 die jüdische Bevölkerung in Israel verdoppelte. Die ersten Einwanderer kamen nicht nur als Holocaustüberlebende aus Europa. Ungefähr eine Million Juden mussten in diesem Zeitraum ihre Heimat in arabischen Ländern verlassen, weil ihnen das Leben dort unmöglich gemacht wurde. Die meisten flohen nach Israel. In den fast sieben Jahrzehnten seines Bestehens bewältigte der Staat Israel mehrere große 1984/1985: Operation Moses rettet 8 000 Juden aus dem äthiopischen Bürgerkrieg. Einwanderungswellen, so dass heute mehr als sechs Millionen Juden im „Land ihrer Väter“ leben. In den vergangenen Jahren zogen Zigtausende von Juden aus Frankreich und der Ukraine nach Israel. Eljakim HaEtzni lebt seit 44 Jahren in Kirjat Arba bei Hebron. Unermüdlich verteidigt der fast 90-jährige Jurist und ehemalige Knessetabgeordnete das Recht seines Volkes auf ein Leben im Land Israel. Er erinnert sich, wie seine Familie 1938 aus dem norddeutschen Kiel vertrieben wurde mit den Worten: „Juden nach Palästina!“ „Jetzt sind wir hier und es ist euch wieder nicht recht!“, hält er seinen deutschen Zuhörern entgegen. Die Jahre des Kampfes haben ihn zu der Überzeugung gebracht, dass nur „facts on the ground“ („Tatsachen auf dem Boden“) die Verwurzelung des jüdischen Volkes im Land Israel dauerhaft garantieren. Auf das Wohlwollen der Völkerwelt, internationales Recht oder internationale Garantien gibt der alt gewordene Siedlerführer nicht mehr viel. HaEtzni gibt sich als nicht-orthodoxer, säkularer Jude. Trotzdem weiß er: „Wir sind hier Kraft der Bibel.“ Er glaubt nicht an einen Gott, der sich um das Schicksal einzelner Menschen kümmert. Aber er ist fasziniert von der Tatsache, dass die Bibel schon vor 2 500 Jahren vorausgesagt hat, dass das Volk Israel den Geboten seines Gottes ungehorsam sein wird; dass es deshalb sein Land verlassen und in alle Welt zerstreut werden wird; dass es sich dort aber nicht assimilieren können sondern nach Jahrtausenden der Diaspora wieder in sein Land zurückkehren wird. „Das ist rational nicht erklärbar!“, weiß der alte Herr und freut sich darüber, dass sein Garten in der Väterstadt Hebron nach einem außergewöhnlich regenreichen Winter üppig grünt. © Johannes Gerloff, Christlicher Medienverbund KEP 1990: Nach dem Fall Eisernen Vorhangs beginnt der Exodus der sowjetischen Juden. Von 1989 bis 1995 kommen 600 000 Einwanderer aus der GUS. 1991: Operation Salomon rettet in 33 Stunden mehr als 14 000 äthiopische Juden vor dem Bürgerkrieg. 2011-2013: Operation Taubenflügel bringt fast 8 000 Juden aus Äthiopien. 1991: Am 30. März 1992 stellt TIME Magazine fest: Wenn Israel in den nächsten fünf Jahren eine Million Juden aus der ehemaligen Sowjetunion integrieren möchte, entspräche das in etwa der Aufgabe, wenn die USA ganz Frankreich absorbieren wolle. 100.000 1970 8.000 1980 600.000 14.000 1990 8.000 2000 2010 | 29 Ausgabe 2 | 3 2016 Judenrettung aus dem Jemen: Geheimmission „Fliegender Teppich“ beendet Darunter ist der Rabbiner der Gemeinde. Dieser hat eine Torah-Rolle mitgebracht, deren Alter auf 500 bis 600 Jahre geschätzt wird. Antisemitismus und der Bürgerkrieg im Jemen haben die Juden dazu gebracht, das arabische Land zu verlassen. Foto: The Jewish Agency for Israel/Arielle Di-Porto SANAA / JERUSALEM (inn) – In einer geheimen Mission hat Israel 19 Juden aus dem Jemen nach Israel gebracht. Nun gibt es in dem kriegsgebeutelten arabischen Land noch etwa 50 jüdische Bürger. von Dana Nowak, Israelnetz-Redaktionsleiterin Wetzlar Die Einwandererorganisation „Jewish Agency“ hat in den vergangenen Tagen eine kleine Gruppe Juden aus dem Jemen nach Israel gebracht. 17 Juden konnten nach einem Jahr Vorbereitungszeit in geheimer Mission nach Israel ausgeflogen werden. Zusätzlich sind zwei weitere Juden in der vergangenen Woche heimlich aus dem Jemen ausgereist, wie die Jewish Agency am Montag mitteilte. Das US-Außenministerium hatte bei den Aktionen geholfen. Von den neu eingewanderten Juden stammen 14 aus der Stadt Raida. Darunter ist der Rabbiner der Gemeinde. Dieser hat eine Torah-Rolle mitgebracht, deren Alter auf 500 bis 600 Jahre geschätzt wird. Eine fünfköpfige Familie kommt aus der Hauptstadt Sanaa. In den vergangenen Jahren hat die Jewish Agency etwa 200 Juden heimlich aus dem Jemen nach Israel gebracht, teilt die Einwanderungsbehörde laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ mit. Nun verbleiben in dem arabischen Land noch schätzungsweise 50 Juden. Die meisten von ihnen leben in Sanaa in einem geschützten Bereich nahe der amerikanischen Botschaft. Trotz des seit einem Jahr andauernden Bürgerkrieges im Jemen wollen sie das Land nicht verlassen. Im Rahmen der Operation „Fliegender Teppich“ hat die Jewish Agency seit 1949 rund 50.000 Juden aus dem Jemen nach Israel gebracht. Der Vorsitzende der Organisation, Natan Scharansky, sagte über den jüngsten Einsatz: „Heute bringen wir diese historische Mission zu Ende. Dieses Kapitel in der Geschichte einer der ältesten jüdischen Gemeinden der Welt wird abgeschlossen, aber der einzigartige 2.000 Jahre alte Beitrag des jemenitischen Judentums für das jüdische Volk wird im Staat Israel weiterleben.“ Gebetsreise mit Christa Behr zu den Konzentrationsund Vernichtungslagern in Polen 25. – 30. August 2016 Wer teilnehmen möchte, melde sich bitte bei Regina Hydzik (Hotelreservierung), E-Mail-Adresse reginahydzik@gmail.com, Telefonnummer: 0048 33 4451631 oder bei Christa Behr (christa.behr@gmail.com) an. 30 | Begriffliches Ausgabe 2 | 3 2016 Sandstrand von Gaza, Foto: public domain Wie ist das mit Palästina? Zur Geschichte auf dem schmalen Landstreifen an der Südwestküste von Kanaan an. Dieses kulturell hochstehende Volk hatte deutlich enge Beziehungen zur der minoischen Kultur des Mittelmeerraumes. Seine Heimat muss in Kaphthor, Kreta oder Zypern festzumachen sein. In den ägyptischen Berichten werden sie Seevölker genannt, mit denen das Volk vom Nil zahlreiche Kämpfe bestritt. Hier fehlt der Raum, um auf die einzelnen Theorien der Herkunft näher einzugehen. Erwähnt soll nur noch werden, dass in der Völkertafel 1. Mose 10,6-14 die Philister mit Kasluchitern und Keretitern in enger Verbindung mit den Ägyptern (Mizrajim) genannt werden. Genau ist das nicht auszumachen. Hier wird deutlich aufgezeigt, dass die Philister keine Semiten, Verwandte der Israeliten waren, sondern eher Hamiten gewesen sein könnten. Eben durch die Beziehung zu Mizrajim, Ägypten. Wer die Philister waren, woher sie kamen, wann sie in dem heutigen Gazastreifen, siedelten, liegt trotz vieler Forschungen noch immer im Dunkeln. Wir begegnen den Philistern (hebr. P’lischitim) schon früh in der Abrahamsgeschichte, d. h. um ca. 2000 bis 1800 v. Chr. Nach Jakobs Tod in Ägypten trug sich eine sehr interessante Geschichte zu, die in 1. Chronik 7 berichtet wird und mit den Philistern zu tun hat. Ephraims Söhne versuchten noch lange vor dem Exodus von den Bewohnern von Gath Vieh zu stehlen und wurden dabei getötet. Demnach fielen sie dort Philistern in die Hände, die kurzen Prozess mit ihnen machten. Neuere Forschungen setzen überraschenderweise etwa 1300 v. Chr. für die Besiedlung durch die Philister Die intensiven Forschungen in den letzten hundert Jahren, vor allem der letzten fünf Jahrzehnte (durch die bedeutenden israelischen Archäologen Dr. Trude und Moshe Dothan) bezeugen die Existenz eines kleinen Volkes. Dennoch besaß es beeindruckende Fähigkeiten. Als kleines Volk verfügte es neben seinen großartigen seefahrerischen und militärischen Fähigkeiten auch über eine beeindruckende Baukultur. Die Philister wussten, wie man Eisen und damit auch eiserne Waffen herstellt, womit sie den Israeliten überlegen waren. Israel nahm sie in Zeiten des Friedens, denn nicht immer führten sie Krieg gegeneinander, gern als Dienstleister und Schmiede in Anspruch. So bestätigen Ausgrabungen in Aschdod und Ekron Hat der Name Palästina offenbar weniger mit Peléschet, Philistäa oder Philisterland zu tun als tatsächlich mit – Israel? von Horst Krüger, Aachen Der Name Palästina für Eretz Israel, das Land Israel, wird immer wieder auf Kaiser Hadrian zurückgeführt, der etwa 135 n. Chr. der von den Römern unterworfenen Provinz Judäa-Syrien diesen Namen gab. Damit verbunden ist die Vorstellung, dass die Benennung Palästina sprachlich auf das hebräische Original Peléschet, das Land der Philister –– zurückzuführen ist. Palästina sollte somit an die Philister erinnern und Israel zusätzlich zu der schweren Niederlage demütigen und schänden. Trotzdem stellt sich die Frage: ist diese Sichtweise historisch korrekt und gibt es nicht auch eine andere Möglichkeit? Als Abonnent der Zeitschrift Biblical Archaeology Review, BAR stieß ich vor 15 Jahren in der Ausgabe von Mai/Juni 2001 auf einen Artikel von Prof. Dr. Dr. David Jacobson vom University College, London, der sich mit diesem Thema gründlich beschäftigt hatte. Seine Schlussfolgerungen aus geographischen und philologischen Überlegungen heraus mögen überraschen, sind aber nicht so einfach von der Hand zu weisen. Nach seinen Erkenntnissen hat der Name Palästina offenbar weniger mit Peléschet, Philistäa oder Philisterland zu tun als tatsächlich mit – Israel. Seine Ausführungen haben mich seitdem nicht mehr losgelassen. | 31 Ausgabe 2 | 3 2016 die biblische Erwähnung (Richter 16,23-30) eines imposanten Gebäudes, das viele Hunderte Personen fasste (Trude und Moshe Dothan, Die Philister, Zivilisation und Kultur eines Seevolkes; Jürgen Spanuth, Die Philister, das unbekannte Volk, Lehrmeister und Widersacher der Israeliten). Zwischen den Philistern und den Ägyptern kam es oft zu militärischen Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Erfolgen (Zeugnisse davon liefern ägyptische Berichte), Tatsache ist aber, dass wir trotz allem noch immer relativ wenig über dieses Volk wissen. Israel tat sich zwar schwer mit der Herstellung wirkungsvoller Waffen, zunächst aus Bronze und erst relativ spät aus Eisen, jedoch gelang es dem König David etwa um 1000 v. Chr., die Philister klein zu halten. Das scheint sich Jahrhunderte lang fortgesetzt zu haben, auch wenn vor allem Aschdod mit dem gleichzeitig auch von Israel genutzten Hafen Jaffa zu besonderer Größe heranwuchs. Die Philister verschwanden um ca. 600 v. Chr. nach der Eroberung von Aschdod durch Nebukadnezar von der Bildfläche und werden nicht mehr erwähnt. Es wurden aber dennoch vereinzelt Münzen nach diesen Ereignissen gefunden, die auf die Philister zurückgeführt werden. Der griechische Weltenbummler und Geschichtsschreiber Herodot Um etwa 450 v. Chr. kommt der griechische Historiker Herodot von Halikarnassos aus seiner Heimat in Kleinasien in das Land. Das war grob gerechnet um die Zeit, als Esra und Nehemia in Jerusalem wirkten. Herodot berichtet in seinem zweiten Buch über das Land Palästina. Das erlebt er nicht nur als schmalen Landstreifen am Meer, sondern als weites zusammenhängendes Land vom Mittelmeer bis zum Jordan und nach Syrien hinein. Er hielt sich offenbar eine längere Zeit dort auf und lernte das Land gut kennen. Ausführlich beschreibt er die schmachvolle Niederlage des assyrischen Königs Sanherib (Σενναχηριμ (Sennacherim). Lassen wir Herodot hier mit der Erwähnung von Palästina zu Wort kommen: Die Phönizier und Syrer von Palaistina (Φοίνικεςδε και Σύροι οι εν τη Παλαιστίνη -Phoinikes de kai syroi hoi en tē palaistinē) selbst bekennen, dass sie diese Sitte (der Be- schneidung) von den Ägyptern gelernt haben. … Die Säulen von Sesostris, die in den eroberten Ländern errichtet wurden, sind zum größten Teil verschwunden, aber in dem Teil Syriens, das Palaistina genannt wird (εν δε τη Παλαιστίνη Συρίη – en de tē Palaistinē Syriē), sah ich sie immer noch stehen mit der oben erwähnten Aufschrift und dem sichtbaren Emblem (Herodot, Buch II, Kap. 104 und 106). Zwischen Persien und Phönizien liegt ein breites Stück Land hinter dem die Gegend, die ich beschreibe, unser Meer berührt und sich von Phönizien entlang der Küste von Palaistina-Syrien bis nach Ägypten erstreckt (παρά τε Συρίην την Παλαιστίνην και Αιγυπτον – pará te Syriēn tēn Palaistinēn kai Aigypton), wo es aufhört. Diese ganze Region umfasst nur drei Nationen. (Herodot, Buch IV, Kap. 39). Herodot beschreibt also ganz klar und unmissverständlich nicht einen schmalen Streifen am Meer, den wir heute Gazastreifen nennen und mit dem Land der Philister identifizieren, sondern ein weites Land mit dem Namen Palästina-Syrien, das sich vom Mittelmeer bis weit nach Osten, vor allem von ganz Eretz Israel bis nach Syrien und an den Jordan erstreckte. In diesem Land gab es Menschen – so berichtet er –, die die Beschneidung pflegten. Herodot ist erstaunt und erfährt, dass sie die Beschneidung von den Ägyptern gelernt haben. Während die Philister in den alten Berichten der biblischen Geschichtsbücher Unbeschnittene genannt werden, trifft auf die Israeliten die Beschneidung zu! Und das waren und sind Semiten, nicht wie die europäischen Philister. Übrigens sind die Araber, die sich heute Palästinenser nennen, gleichfalls Semiten und über Abraham Verwandte der Juden! Dürfen wir nicht vergessen. Ähnlich schreibt der bekannte griechische Philosoph Aristoteles etwa 100 Jahre später in seiner Meteorologie, Buch 2, Teil 3: Wenn es nun wiederum in Palästina, wie gesagt wird, einen See geben soll, in dem ein Tier oder ein Mensch, die man bindet und hineinwirft, schwimmt und nicht untergeht, würde das oben Gesagte erhärten. Man sagt, dass der See so bitter und salzig ist, dass kein Fisch darin lebt und dass Kleider, die man darin spült, sauber werden. Auch er bezieht sich auf das ganze Land zwischen Mittelmeer und Totes Meer. Es würde hier zu weit führen, auch die griechischen und lateinischen Autoren wie Polemo von Illium, Ovid und Dio Chrysostomo zu zitieren (letzterer erwähnt wie Aristoteles das Tote Meer). Auch Philo von Alexandria, ein Zeitgenosse Jesu, erwähnt in seinen Schriften über Abraham und Mose Palästina ausdrücklich. Josephus nimmt in der Reihe der Autoren eine Sonderstellung ein. Er ist nämlich der einzige, der nach Hunderten von Jahren nach Herodot – ungefähr im Jahre 93 n. Chr. – das längst vergangene und vergessene Volk der Philister Palaistinoi nennt (gegen Ende seines Buches über die Jüdischen Altertümer). Offensichtlich glaubte er an eine Transliteration, also eine buchstabengetreue Übertragung der semitischen Bezeichnung P’lischitim bzw. Peleschet für die Philister und ihr Land. Dann aber lässt sich nicht ausschließen, dass er an einigen Stellen doch auch das gesamte Land gemeint hat. Sprachliche Gründe Damit kommen wir zur philologischen, zur sprachlichen Seite der Argumentation. Mir scheint, dass diese Gründe noch schwerer wiegen und noch deutlicher erkennen lassen, dass mit Palästina nicht das Land der Philister, sondern das Land Israel gemeint sein muss. In der hebräischen Bibel, dem Tanach, werden die Philister P’lischtim, wird ihr Land Peleschet (hebr. Wurzel: שלפ- p-l-sch) genannt. Natürlich kann man eine gewisse phonetische Ähnlichkeit mit Palästina konstruieren, es gibt aber sehr viel deutlichere sprachliche Möglichkeiten. Es betrifft die Septuaginta (LXX), die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel durch jüdische Gelehrte in Alexandria zwischen etwa 250 und 100 v. Chr. Die Gelehrten sind sich über die Zeit der Übersetzung aus dem Hebräischen inzwischen nicht mehr so sicher. Damals entschieden sich die Dolmetscher in der Anfangsphase ihrer Arbeit zunächst bei den Wörtern Philister und das Land der Philister im Pentateuch bis zum Buch Josua in allen 13 Fällen für den griechischen Ausdruck Φυλιστιιμ – Phylistiim, (1. Mose10,14; 21,32.34; 26,1.1415.18; 2. Mose 13,17; 15,14; 23,31; Josua 13,2-3.5), Ge ton Phylistiim, Land der Philister – und nicht für Palaistina! Warum? Die Frage stellt sich, weil es bereits eine Reihe von Schriftstellern gab, die den Begriff Palästina wie selbstverständlich benutzten. Sollte das diesen hochgebildeten, in der griechischen Sprache und Welt bewanderten Gelehrten, die mit der Übersetzung ZUM LEBEN 32 | Ausgabe 2 | 3 2016 Was liegt näher als die Annahme, dass Herodot von dem Pálaistes Jakob inspiriert wurde und konsequenterweise das Land Palaistina nannte, Ringkämpferland? beschäftigt waren, tatsächlich entgangen sein, dass damit Peleschet, das Philisterland gemeint war, oder wussten sie es bereits besser und genauer? Kaum denkbar, dass sie unwissend waren. Das ist schon merkwürdig. Der Begriff Phylistiim in der Septuaginta ist jedenfalls tatsächlich eine Transliteration, d. h. eine buchstabengetreue Umsetzung des hebräischen Wortes P’lischtim. Weiterhin ist in diesem Zusammenhang besonders interessant, dass eben dieses Wort Phylistiim für die Philister auch in apokryphen griechischen Schriften auftaucht, und zwar 1. Makkabäer 3,24; Oden 1,14; Ben Sira 46,18; 47,7; 50,26. Zeitlich läge das ungefähr in einem großzügigen Zeitrahmen nicht lange nach der Entstehung der Septuaginta. Eine sehr wichtige Tatsache muss desgleichen in Betracht gezogen werden. Im Laufe der Hellenisierung, d. h. der Zeit, in der sich griechisches Denken und griechischer Einfluss im Mittelmeerraum und darüber hinaus in Kleinasien und weiter nach Osten ausbreitete, übernahmen die Griechen nicht einfach die Namen für fremde Länder, Flüsse usw., indem sie sie transliterierten, sondern übersetzten sie! Ein interessantes Phänomen. Wir kennen das aus unserer Zeit: Für uns heißt München München und Köln Köln, für einen Amerikaner aber Munich und Cologne, das italienische Milano nennen wir Mailand und das Napoli Neapel. Ein einfaches von sehr vielen Beispielen ist Ägypten, das die Griechen Aigyptos nannten und nicht in seiner ursprünglichen Form. Auf Hebräisch heißt Ägypten Mizrajim. Für das Schilfmeer wählten sie nicht Jam Suf oder einen ähnlich Ausdruck, sondern Erythra Thalassa, Rotes Meer usw., obwohl es in der ganzen hebräischen Bibel nur Jam Suf heißt, Schilfmeer. Warum haben die Übersetzer der LXX nicht ebenso Palästina und Palästiner oder Palästinenser, wie wir heute sagen, geschrieben? Sie haben mit Sicherheit darunter kaum das Philisterland und die Philister verstanden. Hier gibt es einige Aufgaben für Phonetiker und Linguisten. Erwähnt werden muss, dass die Philister von Richter Kapitel 3,3 ab Fremde, allophyloi, (αλλοφυλοι) genannt werden. Diesen Ausdruck finden wir zwar bereits 2. Mose 34,15, aber dabei ist nicht eindeutig klar, ob es sich um Philister oder um Fremde bzw. die Bewohner des Landes handelt. Nach der Bibelstelle Richter 3,3 kommt das Wort Fremde, Allophyloi, sowohl für das Volk als auch für das Land der Philister mindestens 248 x vor! Herkunft des Begriffes Palästina Woher kommt aber nun das Wort Palästina? Was steckt dahinter? Wenn mich ein Griechisch-Lehrer fragt: Was heißt palaistes auf Deutsch? Antworte ich ohne lange nachzudenken: Ringer, Ringkämpfer, Gegner. Das ist ein bekanntes, beliebtes Motiv bei den antiken griechischen Schriftstellern. Schon der Theologe Martin Noth, ein anerkannter Orientalist, wies 1939 auf den Zusammenhang zwischen palaistes und Palästina hin (Zeitschrift d. deutschen Palästina-Vereins, 62, S. 133, FN Nr. 3). Leider hat er aber seine Erkenntnis nicht weiterverfolgt und ist sie auch nicht von Theologen aufgegriffen worden. Jacobson kann sich vorstellen, dass Herodot auf seiner Reise damals, fast 600 Jahre vor Hadrian, als die Philister bereits sehr lange von der Bildfläche verschwunden waren (ich erinnere an ihre Vernichtung durch Nebukadnezar), Juden fragte: Was bedeutet denn der Name Israel? Daraufhin wird man ihm ein ganz spezielles Ereignis aus der Frühgeschichte des Volkes erzählt haben. Das wird 1. Mose 32,25-33 eindrucksvoll geschildert. Es handelt vom Stammvater Jakob, der von einer übernatürlichen Persönlichkeit in einen Ringkampf verwickelt wird. Jakob der Pálaistes, der bei der Gelegenheit eines Ringkampfes den Namen Israel empfängt. Hier der Wortlaut (V. 25/29): Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte heraufkam (καὶ ἐπάλαιεν ἄνθρωπος μετ᾿ αὐτοῦ – kai epálaien anthroōpos met’ autou) … Nicht mehr Jakob soll dein Name heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast überwältigt (ki sarita im elohim). Was liegt näher als die Annahme, dass Herodot von dem Pálaistes Jakob inspiriert wurde und konsequenterweise das Land Palaistina nannte, Ringkämpferland? Der Bericht in 1. Mose 32,25 wird von den Übersetzern der hebräischen Bibel ins Griechische mit dem Wort epálaien (von paláiō, palaiós) geschmückt. Die ganze Sache wäre logisch und darüber hinaus auch linguistisch ein interessantes Wortspiel. Jakob kämpfte (hebr. sarita) mit Gott (El). Daraus ergibt sich Isra-El. Palaistes, Palästina gleich Israel. Fazit Damit ergäbe sich eine Erklärung dafür, warum die oben erwähnten griechischen und lateinischen Autoren den Namen Palästina auf das gesamte Land Israel bezogen. Herodot lebte im 5., Aristoteles im 4. Jh. v. Chr. Das müssen wir im Auge behalten. Inwieweit Hadrian 600 Jahre später im Jahr 135 nach der Bar-Kochba-Revolte dem jüdischen Volk mit der Namensgebung Palästina schaden und Schmerzen zufügen wollte, ob er überhaupt Ahnung von einem Volk der Philister hatte, kann nach Meinung von Jacobson nicht nachgewiesen werden. Dass Philo und Josephus Jahrzehnte vor Hadrian das Land mit Palästina bezeichneten, lässt diese Theorie in einem anderen Licht erscheinen. Nach Jacobson war die Bezeichnung Syria-Palaistina eher eine rationale Namensgebung für das große Gebiet Judäa-Syrien, das mehr umfasste als nur den schmalen Landstrich, auf dem einmal die Philister gewohnt haben. Mithin haben wir es möglicherweise mit einem Wortspiel zu tun – Palästina = Israel: Land des Ringkämpfers. Es lohnt sich, darüber einmal nachzudenken. Wir werden das Problem zwar heute nicht lösen können, dennoch ist die ganze Angelegenheit es wert, unter diesen Gesichtspunkten betrachtet zu werden. Eine Folgerung wäre nämlich, dass die Araber in Israel und im Gazastreifen wenig Anspruch darauf haben, das von ihnen bewohnte und beanspruchte Land Palästina und sich selbst Palästinenser zu nennen (Ursprünglich, so kann ich mich erinnern, wollte Arafat diesen Namen sowieso nicht) und dass diese Bezeichnung eher auf Israel und die Israelis zutrifft. Immerhin … Judenfeindliches | 33 Ausgabe 2 | 3 2016 „Antisemiten können nicht integriert werden“ Merkel „Die Bekämpfung des Antisemitismus ist ein ganz wichtiges Thema – in Deutschland, in Europa aber auch in den anderen Teilen der Welt.“ Mit diesen Worten begann am Montag, 14. März 2016, das Grußwort von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel an die Teilnehmer der „Internationalen Konferenz zur Bekämpfung von Antisemitismus“. Die Kanzlerin konstatierte, dass Antisemitismus „leider auch im heutigen Alltag präsent ist“. Er äußere sich in Vorurteilen, entlade sich in verbalen Attacken und münde oft in Gewalt. „Damit dürfen wir uns niemals abfinden“, machte Merkel deutlich. Merkel: Antisemitismus hat bei uns keinen Platz Sie zeigte sich erfreut, dass die von der „Interparlamentarischen Koalition zur Bekämpfung von Antisemitismus“ (ICCA) organisierte Konferenz, für die nach London und Ottawa Berlin der dritte Gastgeber ist, das Thema Antisemitismus im Sport in den Vordergrund rücke. Sport, so Merkel, sei wichtig für das gesellschaftliche Zusammenleben, weil er dazu beitragen könne, Vorbehalte ab- und Brücken aufzubauen. Mit Blick auf die Flüchtlingssituation äußerte die Bundeskanzlerin Verständnis für die unlängst vom Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, geäußerte Sorge, durch den starken Zuzug von Menschen aus Gebieten, wo es israelfeindliche Bilder gebe, könnten diese Bilder nach Deutschland importiert werden und hier zu einem Antisemitismus führen, der das Wertegefüge in eine Richtung brächte, „die wir alle nicht wollen“. Diese Sorge zu äußern sei völlig legitim, befand Merkel. „Entscheidend ist jedoch, welche Schlussfolgerungen wir daraus ziehen.“ Laut der Kanzlerin bestehen diese darin, dass jedem, der hier lebt, klar sein muss, „dass Antisemitismus und Vorurteile gegenüber anderen Menschen bei uns keinen Platz haben“. Lammert Lammert: Einwanderung „in das Grundgesetz“ Schon am Vormittag bei der Begrüßung der Konferenzteilnehmer hatte sich Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert ähnlich geäußert. Zwar gebe es keinen Kausalzusammenhang zwischen den Flüchtlingsströmen und dem Antisemitismus. „Es gibt aber Verbindungen, bei denen ich uns dringend empfehle, dass wir sie weder übersehen noch voreilige Verknüpfungen herstellen“, sagte er. Lammert verwies darauf, dass es in der politischen Klasse Deutschlands einen breiten Konsens darüber gebe, dass Flüchtlinge unter Bezug auf das Grundgesetz integriert werden. „Wer nach Deutschland kommt, wandert in das Grundgesetz ein“, sagte er. Die Frage, wie die Deutschen sich das friedliche Zusammenleben der Menschen vorstellen, sei darin geregelt. Dies stehe für niemanden zur Disposition, „auch und gerade nicht für Flüchtlinge“. Wer in Deutschland leben will, so Lammert weiter, müsse das Existenzrecht Israels anerkennen. „Antisemiten können nicht integriert werden“, machte er deutlich. „Wir sind uns dieser Aufgabe bewusst“ Der Bundestagspräsident sagte außerdem, es sei ihm bewusst, dass die deutsche Hauptstadt Berlin „nicht irgendein Austragungsort der Konferenz gegen Antisemitismus ist“. Der Zentralratspräsident Schuster habe vor kurzem in einem Interview gesagt, in Deutschland gebe es mehr als sechs Millionen gute Gründe, gegen Antisemitismus zu kämpfen, sagte Lammert. Den Konferenzteilnehmern versicherte er: „Wir sind uns dieser Aufgabe bewusst.“ Im Deutschen Bundestag gebe es eine „an die Vollständigkeit heranreichende Zahl an Kollegen, die sich dieser Aufgabe ganz persönlich verbunden fühlen“. Beispielhaft führte der Bundestagspräsident den ehemaligen SPD-Ab- Timmermans Prof. Weisskirchen geordneten Professor Gert Weisskirchen an, der den Bundestag in dieser Frage über viele Jahre lang national und international vertreten habe, sowie die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau, die diese Aufgabe nun fortführe. Timmermans: Das kann und darf nicht unser Europa sein Die heutige Situation der Juden in Europa nahm Frans Timmermans, Erster Vizepräsident der Europäischen Kommission, in den Blick. Jüdische Kinder verließen öffentliche Schulen, weil sie sich belästigt fühlen, Lehrer würden sich nicht trauen, über den Holocaust zu unterrichten, Synagogen müssten schwer bewacht werden und Schülern werde geraten, ihre Kippas unter der Baseballkappe zu verdecken, damit sie nicht auf der Straßen angegriffen werden. „Das kann und darf nicht unser Europa sein“, betonte der ehemalige Außenminister der Niederlande. Timmermans machte zugleich deutlich, dass das Gefühl des Alleinseins und der Angst bei demjenigen, der angegriffen wird, weil er die Kippa trägt, genauso groß ist wie bei derjenigen, die angespuckt wird, weil sie ein Kopftuch trägt. „Sie werden nicht dafür diskriminiert, dass sie etwas tun, sondern dafür, was sie sind“, sagte er. Politiker müssten in solchen Fällen die ersten sein, die die Stimme dagegen erheben, forderte Timmermans. In diesem Zusammenhang äußerte er sein Bedauern, dass das Leugnen des Holocausts derzeit nur in 13 der 28 Mitgliedstaaten der EU unter (jms/israelnetz.com) Strafe gestellt ist. ZUM LEBEN 34 | Mörderisches Ausgabe 2 | 3 2016 Vier Tote bei Terroranschlag in Tel Aviv Quelle: Botschaft des Staates Israel (Ynet/ Amt des Ministerpräsidenten/Präsidialamt, 09.06.16) In dem Einkaufsviertel Sarona Market ist am 8. Juni ein Terroranschlag verübt worden. Vier Menschen wurden getötet, 16 verletzt, einer von ihnen schwebt nach wie vor in Lebensgefahr. Gegen 21.30 Uhr Ortszeit hatten die beiden Terroristen in einem beliebten Café begonnen, um sich zu schießen. Zuvor hatten sie, nach Aussage eines Angestellten, in Anzügen an einem Tisch gesessen und etwas zu essen bestellt. Die beiden Angreifer wurden von der Polizei festgenommen, einer wurde dabei verletzt und befindet sich zurzeit im Krankenhaus. Sarona Market liegt in unmittelbarer Nähe der so genannten „Kiriya“, dem Sitz des Verteidigungsministeriums und des Hauptquartiers der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu kam noch am späten Abend an den Ort Der Minister für Innere Sicherheit, Gilad Erdan, und Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Ort des Anschlags: Screenshot: GPO des Anschlags. Bürgermeister Ron Huldai erklärte in einem Tweet: „Wir werden weiterhin in Tel Aviv leben. Der Terror wird uns nicht besiegen.“ den Familien der Ermordeten, die ihre Lieben in dem verabscheuungswürdigen Terroranschlag in Sarona Market mitten in Tel Aviv verloren haben. Trotz der gewaltigen Anstrengungen der Sicherheitskräfte, den Terrorismus zu verhindern, waren diese Mörder in der Lage, ihren abscheulichen Angriff auszuführen. Gegen diese Art von Terroranschlägen haben wir keinen Iron Dome [von Israel entwickeltes Raketenabwehrsystem]. Der Kampf gegen den Terrorismus ist schwer und lang, doch der Staat Israel wird sich nicht entmutigen lassen. Es wird keine Wiederkehr des Terrors geben, und wir werden nicht ruhen und die Täter zur Rechenschaft ziehen. Ich möchte den Sicherheitskräften und den Bürgern danken, die unter Beschuss ihre Geistesgegenwart, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihren Mut unter Beweis gestellt und dadurch ein noch viel schlimmeres Ereignis verhindert haben. Wir beten für die schnelle Genesung der Verwundeten.“ Staatspräsident Reuven Rivlin sagte in einer Erklärung zum Attentat: „Mein Herz ist bei Polizist lud versehentlich Terrorist ein von Michael Müller und Ulrich W. Sahm Nach dem Anschlag in Tel Aviv, bei dem am Mittwochabend vier Menschen getötet und sieben schwer verletzt wurden, riegelt Israel das Westjordanland und den Gazastreifen ab. Während des Schawuot-Fests, das bis Sonntagnacht geht, werden sämtliche Grenzübergänge zu den palästinensischen Autonomiegebieten geschlossen, berichtet der israelische Armeesender „Galei Zahal“. Zum Freitagsgebet auf den Tempelberg dürften Palästinenser aus dem Westjordanland aber nach den üblichen Regelungen gehen. HAMAS Unter den Beschlüssen des israelischen Kabinetts habe sich auch die Entscheidung befunden, die Leichname getöteter palästinen- | 35 Ausgabe 2 | 3 2016 Polizist entdeckte den Mann, wie er vor seinem Haus Passanten um ein Glas Wasser bat. Der Polizist war nicht im Dienst, hatte aber die Schießerei gehört. Er dachte, dass es sich um eines der Opfer handelte und lud den Mann in seine Wohnung ein. Er bot ihm zur Beruhigung ein Glas Wasser. Um seinen Kollegen zu helfen, verließ er erneut seine Wohnung, während er den Fremden bei Frau und Kindern im Wohnzimmer zurückließ. Nach dem Anschlag in Tel Aviv war die Lage unter den Polizisten zuerst unklar. Foto: Israelische Polizei sischer Angreifer zunächst nicht mehr zu ihren Familien zurückzugeben. Verteidigungsminister Avigdor Liberman soll diese Maßnahme initiiert haben. Er habe auch die schnellere Zerstörung von Häusern palästinensischer Attentäter gefordert. Das israelische Militär hat laut eigenen Angaben auch zwei weitere Bataillone, die mehrere hundert Soldaten umfassen, ins Westjordanland gesendet. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu gab bekannt, dass die Polizei einen Komplizen der beiden Attentäter festgenommen hat. Wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, habe es Razzien in Jatta, der palästinensischen Heimatstadt der Attentäter, gegeben. Dort sei der dritte Mann geschnappt worden. „Wir haben die Arbeitserlaubnis der Familienmitglieder eingeschränkt und eine Sicherheitszone um Tel Aviv errichtet“, sagte Netanjahu. Der Tel Aviver Bürgermeister Ron Huldai ( Avoda ) hat derweil mit einem Interview für Aufsehen gesorgt, das er „Galei Zahal“ gegeben hat: „Wir sind vielleicht der einzige Staat auf der gesamten Welt, in dem Menschen unter unserer Besatzung leben, ohne Bürgerrechte eingeräumt zu bekommen.“ Die Führer Israels behaupteten dagegen, dass diese Gebiete in gleicher Weise behandelt würden. „Der Schmerz, den wir ertragen müssen, hat uns noch nicht zu der Erkenntnis gebracht, dass wir Dinge ändern müssen“, sagte Huldai. Mit Verspätung kommen auch teils unglaubliche Geschichten über den Anschlag in Tel Aviv ans Tageslicht. Der unverletzte der beiden Terroristen mischte sich unter die fliehenden Israelis aus dem Max-Brenner-Restaurant und suchte in einem Wohnhaus Zuflucht. Das berichtete der israelische Rundfunk. Ein Auf dem Weg nach unten stürmte ihm ein Kollege mit gezückter Pistole entgegen. Er war einer jener Polizisten, die einen Terroristen vor der Cinemathek angeschossen und überwältigt hatten. Gemeinsam betraten sie die Wohnung, wo der herauf stürmende Polizist bemerkte, dass der „Gast“ genauso gekleidet war wie der andere Terrorist, den er gerade überwältigt hatte. Es stellte sich heraus, dass der Gast in der Wohnung des Polizisten kein „Opfer“ des Anschlags war, sondern einer der beiden Täter. Gemeinsam fesselten sie den Gast mit Handschellen. Wenig später konnte der 21-jährige Attentäter abgeführt und in das Schikma-Gefängnis gebracht werden. nensischen Attentäter hätten die Mitglieder des Sicherheitsrates erreicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte den Angehörigen der Opfer ihre Anteilnahme aus. In einem Kondolenztelegramm schreibt sie an Premierminister Netanjahu: „Die Nachricht von dem terroristischen Anschlag im Sarona-Vergnügungsviertel in Tel Aviv hat mich tief erschüttert.“ Sie verurteile diesen feigen Angriff auf das Schärfste. Den Verletzten wünsche sie eine rasche und vollständige Genesung. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte in einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes: „Unsere Gedanken sind bei unseren israelischen Freunden und den Familien der Opfer.“ Mord und Terror seien durch nichts zu rechtfertigen. Schon gar nicht könnten sie ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein: „Wer solche Taten auch noch rechtfertigt, macht sich mitschuldig an dem Mord von Unschuldigen, und auch an der politischen Blockade.“ Mit freundlicher Genehmigung von Christlicher Medienverbund KEP, www.israelnetz.com Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, veröffentlichte laut der Nachrichtenagentur WAFA am Donnerstag eine Erklärung: „Wir verurteilen Gewalt und Angriffe auf Zivilisten beider Seiten.“ Um Frieden zu erreichen, ermahne er jeden, der mit seinem Handeln zu einer erhöhten Anspannung und zu Stress beitrage. Die Flucht in die Gewalt gelte es zu unterlassen. Wie die Attentäter von Tel Aviv nach Israel gelangten Seit dem Beginn der aktuellen Terror-Welle in Israel im vergangenen Herbst verurteilte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zum ersten Mal einen der Angriffe. Wie die „Jerusalem Post“ berichtet, hätten die Mitglieder des Sicherheitsrats den Anschlag in Tel Aviv „auf das Schärfste verurteilt“. TEL AVIV (inn) – Die Attentäter von Tel Aviv sind über Lücken des Sicherheitszauns nach Israel gekommen und haben dort Unterstützung erhalten. Die Armee sieht das Problem illegaler Übertritte als eine der „größten Herausforderungen“. Terrorismus in allen Ausprägungen sei die größte Gefahr für internationalen Frieden und Sicherheit. Die Mitglieder sprachen den Angehörigen der Opfer und der israelischen Regierung ihre „tiefste Sympathie“ und Kondolenzen aus. Die Verantwortlichen für diese Tat müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, bezeichnete die Stellungnahme als „wichtig und moralisch“. Die Bilder des Anschlags durch die palästi- von Daniel Frick, Christlicher Medienverbund KEP, www.israelnetz.com Nach dem Anschlag von Tel Aviv mit vier Toten ist bekannt geworden, auf welchem Weg die Täter nach Israel gelangt sind. Die beiden Cousins Muhammad und Chalid Muhamra stammen aus dem Dorf Jatta südlich von Hebron. Durch eine Lücke im Sicherheitszaun haben sie das Westjordanland verlassen und sind nach Meitar gelangt, einer Stadt nahe des Zauns, erklärten Sicherheitskräfte laut der Onlinezeitung „Times of Israel“. Zu diesem Zeitpunkt trugen die beiden bereits ihre Waffen bei sich, Maschinenge- ZUM LEBEN 36 | Ausgabe 2 | 3 2016 Beschädigungen binnen weniger Tage zu beheben. Trotz der ständigen Überwachung gelinge jedoch keine vollständige Kontrolle. „Was man verstehen muss: Ein Zaun ist ein Zaun. Es ist ein Hindernis, aber keine unüberwindbare Barriere.“ Auch die Politik sieht die illegalen Übertritte als ein erhebliches Problem. Mitte März hat die Knesset ein Gesetz verabschiedet, das härtere Strafen für Israelis vorsieht, die Palästinenser beim illegalen Aufenthalt helfen. Premier Netanjahu hat angekündigt, einen Schutzzaun an allen Grenzen Israels zu errichten. Mit freundlicher Genehmigung von Christlicher Medienverbund KEP, www.israelnetz.com Nicht völlig unüberwindlich: Der Sicherheitszaun am Westjordanland, Foto: Eman, Wikipedia | Gemeinfrei wehre des schwedischen Herstellers „Carl Gustaf“. Diese Waffe ist einfach und billig herzustellen und wird in palästinensischen Schmieden nachgebaut. Durch einen Mittelsmann haben die Täter nach Informationen der Polizei die Waffen erhalten. In Meitar trafen die beiden einen Komplizen, der sie in die Beduinenstadt Segev Schalom südöstlich von Be‘er Scheva fuhr. Dort wechselten sie dann die Kleider, um als Geschäftsmänner zu erscheinen. In Anzügen fuhren sie mit dem Taxi zum Sarona-Markt in Tel Aviv. Nach dem sie beim Schokoladenrestaurant „Max Brenner“ Essen bestellt hatten, begannen sie, auf die Gäste zu feuern. Am Tag nach dem Anschlag erklärte der israelische Premier Benjamin Netanjahu, für die Behebung der Lücken im Sicherheitszaun seien bereits Gelder überwiesen; die Arbeiten begönnen am 28. Juni, hieß es in einer Mitteilung des Büros des Premierministers. Anlass für die Maßnahme war der Anschlag von Anfang März, bei dem in Jaffa ein US-Amerikaner getötet wurde. Das Problem illegaler Übertritte hat Israel jedoch auch an beste- henden Abschnitten des Zaunes. Die Sprecherin der Ephraim-Brigade beurteilt es gegenüber „Israelnetz“ als eine der „größten Herausforderungen“ der Armee. Die Ephraim-Brigade besteht aus 180 Soldatinnen, die das Gebiet am Sicherheitszaun bei Tulkarm unter anderem mit Videokameras überwachen. Palästinenser brennen den Zaun punktuell nieder oder schneiden Löcher hinein, um illegal aus dem Westjordanland zu gelangen. „Je nach Regionen gibt es pro Woche im Schnitt drei Festnahmen nach Versuchen, den Sicherheitszaun zu beschädigen, manchmal gibt es auch täglich Festnahmen.“ Die Festgenommenen erhielten dann einen Gerichtsprozess und je nach Schwere des Vergehens ein entsprechendes Strafmaß. Meist handele es sich bei denjenigen, die durch den Sicherheitszaun kommen, um Palästinenser auf Arbeitssuche. „Das Problem ist, dass von Hunderten Palästinensern, die illegal kommen, um Arbeit zu finden, einer ein Terrorist ist.“ Das Ziel der Armee sei es, überhaupt keine illegalen Übertritte zuzulassen. Aus diesem Grund bemühe sie sich, Maschinengewehre des schwedischen Herstellers „Carl Gustaf“: Diese Waffe ist einfach und billig herzustellen und wird in palästinensischen Schmieden nachgebaut. Nach Attentat in Tel Aviv kündigt Hamas „weitere Überraschungen“ für Israel an Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Bei einem Terroranschlag am 8. Juni im Zentrum von Tel Aviv, sind vier Menschen ums Leben gekommen. Mindestens sechs weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Trotz gegenteiligen und widersprüchlichen Meldungen, stellt sich heraus, dass beide Attentäter vom Donnerstagabend in Tel Aviv überlebt haben. Einer liegt mit Schusswunden im Ichilow-Hospital, konnte aber in der ganzen Nacht verhört werden. Der zweite, ebenfalls 21 Jahre alt und ein Cousin des ersten, wurde unverletzt festgenommen und sitze laut Rundfunkberichten im Schikma-Gefängnis. Das sagte auf Anfrage der Polizeisprecher Micky Rosenfeld Der Hamas-Sprecher im Gazastreifen Hussam Badran erklärte, dass der Anschlag in Tel Aviv Israels „erste Überraschung zum Ramadan“ sei. Die Attentäter, Muhammad and Khalid Muhamra, seien Mitglieder der Hamasorganisation. Israels Verteidigungsminister Lieberman sei es „nicht gelungen, den Widerstand der Palästinenser zu brechen“. An dem von der Jerusalemer Stadtverwaltung aus Anlass des Ramadan-Monats festlich beleuchteten Damaskustor versammelten sich in der Nacht Palästinenser, um Süßigkeiten | 37 Ausgabe 2 | 3 2016 an Passanten zu verteilen. Ähnliche Szenen wurden aus Gaza und Tulkarem gemeldet. In Hebron gab es aus Anlass des tödlichen Anschlags in Tel Aviv Feuerwerk. Die israelische Armee umstellte die Häuser der Attentäter in einem Dorf bei Jatta. Familienangehörige der 21 Jahre alten Cousins wurden verhört. Das berichteten Augenzeugen aus Jatta bei Hebron. Mehrere Verdächtige, den Attentätern geholfen zu haben, wurden in der Nacht verhaftet. Militärkorrespondenten berichten, dass der Sicherheitszaun im Süden des Westjordanlandes „viele Löcher“ aufweise. Doch müsse noch geprüft werden, auf welchem Weg die beiden Cousins nach Israel gewechselt seien. Israelische Sprecher bezeichneten die Attentäter als „illegale Eindringlinge“. Sie hätten jedoch keine „kriminelle Vergangenheit“ und seien den Sicherheitskräften bisher nicht wegen „Sicherheitsverstößen“ aufgefallen. Bei einer nächtlichen Sicherheitssitzung mit Beteiligung des kurz zuvor aus Moskau zurückgekehrten Premierministers Netanjahu, Verteidigungsministers Liberman sowie Spitzen von Geheimdienst und Militär, wurden Erleichterungen für Palästinenser aus den besetzten Gebieten „eingefroren“. Der Verteidigungsminister hatte wegen des Ramadan-Fastenmonats erhebliche Reiseerleichterungen für Muslime beschlossen, damit sie ungehindert zu Verwandten in Israel und zum Gebet auf dem Jerusalemer Tempelberg reisen könnten. Es seien 204 Einreisegenehmigungen für Familienangehörige der Attentäter und weitere 83.000 Genehmigungen für Muslime für ungültig erklärt worden. Der Terroranschlag habe die Lage wieder grundlegend geändert. Die verantwortlichen Israelis hatten in den vergangenen Wochen ein spürbares Nachlassen der „Gewaltwelle“ registriert. In den meisten Fällen hätten einzelne Palästinenser, darunter Jugendliche, wegen Streit in der Familie, wegen Familienschande, Schulden oder anderen gesellschaftlichen Problemen zum Messer, einer Schere oder zu einem Schraubenzieher gegriffen. Sie seien losgezogen, „Juden abzustechen“ und hätten gleichzeitig „Selbstmord durch israelische Sicherheitsleute“ in Kauf genommen. Der Anschlag in Tel Aviv habe sich von den typischen Attacken der letzten Wochen unterschieden. Es waren zwei Täter, die offensichtlich eine terroristische Infrastruktur nutzen konnten. Sie hätten sich im Westjordanland hergestellte Waffen besorgt und wurden in deren Verwendung eingewiesen. Jemand muss sie durch die Sicherheitskontrollen an der Grenze zu Israel geschleust haben und zu dem wichtigsten Vergnügungszentrum in Tel Aviv gefahren haben. Viele Details sind am Morgen nach dem Anschlag noch unbekannt. Der Geheimdienst wird sie aufklären müssen, was vermutlich Unannehmlichkeiten („Schikanen“) für die Menschen im Westjordanland nach sich ziehen dürfe. Der Bürgermeister von Tel Aviv, Ron Huldai, rief zu einer schnellen Rückkehr zur „Normalität“ auf. Die Bürger forderten mehr Polizeipräsenz im Sarona Park, bei dem der Anschlag im Max-Brenner-Restaurant seinen Ausgang genommen hat. Das Sarona-Zentrum mit zahlreichen Restaurants und Marktständen wird nach Angaben seines Direktors täglich von 80.000 Menschen besucht. Doch die Eingänge seien gut bewacht durch „professionelle Sicherheitsleute“. In Interviews erklärte er, dass die Terroristen mutmaßlich die Wachmänner bemerkt hätten Israelische Sicherheitskräfte am Tatort im „Sarona Market“ Einkaufszentrum in Tel Aviv. Foto Miriam Alster / Flash90 Ein simpler Blick ins (arabische) Netz (in diesem Fall Twitter) genügt und man weiß woran man ist. Selbst hohe muslimische Feiertage wie den Ramadan nutzt die Terrororganisation Hamas um zu weiteren Attentaten und Morden gegen Israelis aufzurufen! Das Attentat am 8. Juni in Tel-Aviv preist sie als Heldentat an. IDF-Sprecher Maj. Arye Sharuz Shalicar und deshalb nicht in den Sarona-Markt eingedrungen seien. Das hätte zu erheblich mehr Toten und Verletzten geführt. Die Attentäter hätten sich deshalb in eines der Restaurants am äußeren Rand, zur Straße hin, begeben. Um nicht aufzufallen, seien sie „vornehm gekleidet“ gewesen, wie „Geschäftsleute“ mit dunklen Anzügen und Schlips. Sie hätten im Max Brenner Restaurant ein Dessert bestellt, ehe sie auf die feiernden Menschen in dem Lokal geschossen haben. Aufnahmen von Sicherheitskameras haben den Augenblick festgehalten. Zu sehen sind Menschen, die in Panik das Restaurant verlassen, während die Cousins um sich schießen. Bei einem habe die Waffe schließlich geklemmt, woraufhin er es wütend auf den Boden warf, ehe er flüchtete. Der noch bewaffnete Terrorist wurde danach bei einem Feuerwechsel mit Wachmännern des israelischen Rundfunks angeschossen. Der zweite Attentäter sei in Richtung der Cinemathek geflohen, wo Polizisten ihn mit Schüssen verletzten und „neutralisieren“ konnten. Während der ganzen Nacht sei er verhört worden, während die Ärzte im Ichilow-Hospital ihn behandelten. Quelle: Audiatur, mit freundlicher Genehmigung des Autors 38 | Verkehrtes Ausgabe Ausgabe 2-3 2 | 3| 2016 2015 +EILMELDUNG+ s e ig ld u h sc n u t if re g n n a M r e ch is Jüd palästinensisches Messer mit seinem Hals an. Deutsche Medien und der Terror in Tel Aviv: Wer sind hier die Hardliner? Wer sind hier die Hardliner? tödlichen Schüsse ab. Beide Täter konnten festgenommen werden. Die Reaktionen auf palästinensischer Seite waren die gewohnt abscheulichen: Die Hamas pries den Anschlag als »heldenhafte Tat«, die Fatah sah in ihm eine »individuelle und natürliche Reaktion«, in Hebron wurde er mit einem Feuerwerk gefeiert, in einem »Flüchtlingslager« südlich von Bethlehem gab es eine lautstarke Solidaritätskundgebung, in anderen Orten des Westjordanlandes und in Gaza wurden Süßigkeiten an die Bevölkerung verteilt. Hardliner« (»Berliner Zeitung«) oder »lautester Hardliner« (»ZEIT Online«) auskommen. »Wie reagieren die rechten Hardliner in Israels Regierung?«, fragt auch Nicola Abé auf »Spiegel Online« gleich im zweizeiligen Vorspann ihres Beitrags. Der neue israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sei »in der Vergangenheit« schließlich »durch brutale Rhetorik« aufgefallen und habe mit Moshe Yaalon »eine der letzten vernünftigen Stimmen in der derzeitigen ultrarechten israelischen Regierung« beerbt. Wieder einmal haben palästinensische Terroristen ihr mörderisches Werk verrichtet, diesmal mitten in Tel Aviv, im belebten und beliebten Sarona-Park. Die in einem Vorort von Hebron lebenden Cousins Ahmad Mussa Makhamreh und Khalid Muhammad Mussa Makhamreh, beide 21 Jahre alt, erschossen dort am vergangenen Mittwochabend vier Menschen und verletzten 17 weitere teilweise schwer. Ihr Attentat hatten sie professionell vorbereitet: Sie betraten in schwarzen Anzügen und mit Krawatten – also gut gekleidet und damit unauffällig – das im Park gelegene Café »Max Brenner«, bestellten sich ein Dessert und etwas zu trinken und warteten darauf, dass sich der Laden füllt. Dann gaben sie ihre Das Augenmerk vieler deutscher Medien gilt allerdings – trotz der außerordentlichen Heimtücke und Kaltblütigkeit der Tat – weniger der Sicherheit der Israelis; und auch die bodenlose Menschenverachtung, die aus den palästinensischen Freudenbekundungen spricht, sind allenfalls ein untergeordnetes Thema. Man interessiert sich mehr für die Maßnahmen, die sich die israelische Regierung nun überlegen könnte. Dass die in den Augen zahlreicher Journalisten nur komplett überzogen, aber niemals legitim und angemessen sein können, zeigt sich bereits daran, dass etliche Beiträge wie gehabt nicht ohne Begriffe wie »Hardliner« und »ultrarechter Verteidigungsminister« (»FAZ.net«), »ultrarechter Um eine Eskalation handelt es sich demzufolge nämlich erst, wenn Israel reagiert – getreu dem Motto: »Alles begann, als er zurückschlug«. Nach dem terroristischen Attentat in Tel Aviv interessieren sich viele deutsche Medien weniger für die jüdischen Opfer, sondern vor allem für die mögliche – und natürlich in jedem Fall für überzogen gehaltene – Reaktion der israelischen Regierung. Dem zugrunde liegt die so gewohnte wie bizarre Logik, dass eine Eskalation immer erst dann gegeben ist, wenn der jüdische Staat sich wehrt. | 39 Ausgabe 2 2-3 | 3| 2016 2015 Mord an Juden? Business as usual! Man muss sich das noch einmal vergegenwärtigen: Palästinensische Killer töten und verletzen wahllos und hinterhältig Gäste eines israelischen Cafés, verbreiten Tod, Hass, Angst und Schrecken und demonstrieren damit, dass sich auch im lebensfrohen Tel Aviv niemand – und schon gar kein Jude – seines Lebens sicher sein kann. Im Gazastreifen und im Westjordanland wird dieser Judenmord frenetisch gefeiert – weshalb sich einmal mehr die Frage stellt, wie (und warum) die Israelis mit solchen Menschen eigentlich Frieden schließen sollen. Das Ganze geschieht just zu einem Zeitpunkt, da die seit Oktober 2015 dauernde »Messer-Intifada« gerade spürbar abgeflaut war, weshalb der jüdische Staat zum muslimischen Fastenmonat Ramadan 83.000 zusätzliche Reisegenehmigungen für Palästi- …und auch die bodenlose Menschenverachtung, die aus den palästinensischen Freudenbekundungen spricht, sind allenfalls ein untergeordnetes Thema. nenser – etwa für Familienbesuche in Israel, die Teilnahme an Gebeten in Jerusalem oder Reisen vom Tel Aviver Flughafen aus – erteilt hatte. Wo aber sitzen für deutsche Medien die Hardliner? Logisch: in der israelischen Regierung. »Die Frage ist nun, ob der rechte Verteidigungsminister Lieberman auf Eskalation setzt«, so Nicola Abé weiter. Ein bemerkenswerter Satz, der einer bezeichnenden Logik folgt. Um eine Eskalation handelt es sich demzufolge nämlich erst, wenn Israel reagiert – getreu dem Motto: »Alles begann, als er zurückschlug«. Die Ermordung von Juden in Tel Aviv ist demgegenüber business as usual, und wer das Menschenmögliche dafür tun will, dass sie sich nicht wiederholt, ist ein Hardliner – ein (ultra)rechter noch » dazu. Vermutlich sind der Autorin von »Spiegel Online« »die ›soften Juden‹ der Vergangenheit lieber, die sich nicht verteidigt haben«, wie Gerd Buurmann in einem lesenswerten Kommentar auf seinem Blog »Tapfer im Nirgendwo« schreibt. »Die sind nämlich tot, und man kann so schön Kränze für sie flechten, Stolpersteine verlegen und sie in Sonntagsreden einbauen, ohne dass sie mucken.« Verdrehung von Ursache und Wirkung Auch die »Berliner Morgenpost« hebt in ihrem Beitrag die israelische Reaktion auf den Anschlag hervor. »Israel droht Palästinensern mit Vergeltung«, lautet ihre Schlagzeile, mit der das bei »Israelkritikern« so beliebte Bild von der »alttestamentarischen Rache« heraufbeschworen wird. »ZEIT Online« titelt derweil: »Israel verbietet Palästinensern die Einreise«, legt den Schwerpunkt also ebenfalls nicht auf das Attentat, sondern sieht den Nachrichtenwert in der als repressiv und autoritär dargestellten israelischen Antwort. Eine ähnliche Überschrift wählt »FAZ.net«: »Israel widerruft Einreisegenehmigung für Palästinenser«. Der »Südwestrundfunk« geht unterdessen auf seinem Twitter-Account auf Äquidistanz, kann (oder will) Ursache und Wirkung also nicht auseinanderhalten: Mit den Worten: »Nach den vier Toten in Tel Aviv wird die Spirale der Gewalt wohl weitergedreht« kommentiert der Sender dort die Schlagzeile von »tagesschau. de«: »Netanyahu sagt Terroristen Kampf an«. »Spirale der Gewalt« heißt: Terror und Selbstverteidigung, Mord und Sühne, Antisemitismus und jüdische Souveränität – es ist alles das Gleiche, moralisch, politisch, rechtlich. Auch hier lautet die Botschaft: Das Problem beginnt erst, wenn Israel sich wehrt. Die Hamas hat nach den Morden von Tel Aviv angekündigt, es werde während des Ramadan »weitere Überraschungen« für Israel geben. Sollte es dazu kommen, wird eine andere Überraschung allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausbleiben: die nämlich, dass in der Nahostberichterstattung der Hardliner unter den deutschen Medien einmal nicht Ursache und Wirkung sowie Täter und Opfer verdreht werden, nicht der Antisemitismus unterschlagen wird und das israelische Recht auf Selbstverteidigung nicht bloß eine Worthülse ist. Quelle: HaOlam, Lizas Welt - Zuerst veröffentlicht auf MENA-Watch. VORTRÄGE & SEMINARE ZU Nahost Islam Israel arabische Welt Antisemitismus Islamismus Carmen Matussek Islamwissenschaftlerin, freie Journalistin und Dozentin Mein Motiv: Im Zuge meines Studiums habe ich antisemitische Propaganda in den arabischen Medien untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend. In Vorträgen und Seminaren gebe ich Wissen und Erfahrungen weiter, und gemeinsam erarbeiten wir Wege, wie wir mit den Herausforderungen einer „multikulturellen“ Gesellschaft und dem besorgniserregenden Anstieg des Antisemitismus weltweit umgehen können. Mein Ziel: Sie können kompetent und überzeugend auf Unterstellungen antworten, wie wir sie viel zu oft in Gesprächen am Arbeitsplatz, an der Uni, in den Schulen, von Politikern und in den Medien zu hören bekommen, z.B. · Die Palästinenser waren vorher im Land; es gehört ihnen · Israel bombardiert Schulen, Krankenhäuser, Kindergärten… · „Islamophobie“ ist wie Antisemitismus · Islam bedeutet Friede · Fanatismus gibt es überall, siehe Kreuzzüge… · Juden regieren die Medien · Die Hamas muss als demokratisch gewählte Partei anerkannt werden · Israel muss als der Stärkere die Gewaltspirale durchbrechen » · Die Juden machen jetzt mit den Palästinensern dasselbe… · Apartheidsystem · Israel stiehlt den Palästinensern das Wasser · … Meine Vorträge: 1 – 3 Stunden Meine Seminare: 1 – 3 Tage Mein Honorar: nach Absprache Kontakt: carmen.matussek@web.de Mobil: 0177-2643275 ZUM LEBEN 40 | Unvergleichliches Ausgabe 2 | 3 2016 Wie Israel mit dem Terror umgeht Auf Streife in Jerusalem. Foto Israel Police von Alex Feuerherdt Was sich gestern in Brüssel oder im November des vergangenen Jahres in Paris zugetragen hat, kennt man in Israel zur Genüge. Denn der jüdische Staat steht seit Jahrzehnten im Fadenkreuz islamistischer Terroristen. Auch deshalb lohnt sich ein Blick darauf, wie in Israel mit dem Terror umgegangen wird – und wie sich das Land dabei seine Liberalität bewahrt. Als der Deutsche Bundestag Ende des vergangenen Jahres der Opfer von Terrorangriffen gedachte, war es Bundestagspräsident Norbert Lammert wichtig, über die Trauer angesichts der Anschläge des „Islamischen Staates“ in der französischen Hauptstadt am 13. November diejenigen nicht zu vergessen, die in anderen Attacken ermordet wurden. „Der Terror betrifft uns alle, er kennt keine Grenzen“, sagte er. „Wir denken nicht nur an die Opfer in Paris, sondern ebenso an die über 200 russischen Passagiere, die auf dem Rückflug von ihrem Urlaubsort Ägypten waren, an die Hotelgäste in Bamako und Mogadischu, an die Menschen in Sarajevo, Bagdad und Beirut, die alle in den vergangenen drei Wochen bei Terroranschlägen jäh aus ihrem Leben gerissen wurden.“ Dass seit Anfang Oktober 2015 in Israel eine Art Messer-Intifada tobt, bei der Palästinenser überwiegend mit Stichwerkzeugen, aber auch mit Brandsätzen, Schusswaffen und ihren Autos jüdische Israelis töten und verletzen, unterschlug Lammert. In den Foto- und Klickstrecken mit Beispielen für terroristische Angriffe seit dem 11. September 2001, die deutschsprachige Medien auch jetzt, nach den Anschlägen in Brüssel, wieder veröffentlichen, fehlt der jüdische Staat ebenfalls so gut wie immer. Dabei steht Israel, ein Staat mit einer ähnlichen Einwohnerzahl wie Österreich, im Fadenkreuz islamistischer Terroristen wie kaum ein anderes Land. Seit der Jahrtausendwende sind dort 1.304 Zivilisten palästinensischen Angriffen zum Opfer gefallen. Würde man diese Bilanz auf die deutsche Bevölkerung hochrechnen, dann wären das 12.000 Tote in 15 Jahren. Vor allem im Zuge der zweiten Intifada kam es zu zahllosen Selbstmordanschlägen, beispielsweise am 1. Juni 2001 auf die Diskothek „Dolphinarium“ in Tel Aviv (21 Tote, 120 Verletzte), am 9. August 2001 auf die Pizzeria „Sbarro“ in Jerusalem (15 Tote, 130 Verletzte) oder am 27. März 2002 auf eine Pessach-Feier im Park-Hotel in Netanya (30 Tote, 140 Verletzte). Einer Studie des Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center zufolge verübten palästinensische Terroristen allein zwischen September 2000 und Dezember 2005 insgesamt 147 Selbstmordattentate, bei denen über 500 Israelis ermordet wurden. Von Sicherheit und Freizügigkeit Was sich im November 2015 in Paris und am gestrigen Dienstag in Brüssel zugetragen hat, kennt man im jüdischen Staat zur Genüge. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu wird deshalb auch nicht müde zu betonen, dass die Islamisten, die in Europa ihr Unwesen treiben, vom gleichen Schlage seien wie diejenigen, die in dem von ihm regierten Land ihre Taten verüben. „Der einzige Weg, diese Terroristen zu besiegen, ist es, zusammenzustehen und gemeinsam zu „Es ist nicht so, dass wir ihnen Brüssel anbieten können oder Istanbul oder Kalifornien oder sogar das Westjordanland. Was sie wollen, ist unsere völlige Zerstörung und ihre totale Dominanz.“ Premierminister Benjamin Netanjahus Aussage zu Islamisten | 41 Ausgabe 2 | 3 2016 kämpfen“, sagte er nach den Attacken in der belgischen Hauptstadt. „Es ist nicht so, dass wir ihnen Brüssel anbieten können oder Istanbul oder Kalifornien oder sogar das Westjordanland. Was sie wollen, ist unsere völlige Zerstörung und ihre totale Dominanz.“ Doch aus Israel lässt man sich in Europa nur äußerst ungern etwas sagen. Dabei lohnt sich der Blick dorthin, auch in Bezug auf die Frage, wie man im jüdischen Staat mit dem Terror umgeht. Man weiß dort, dass er sich nicht besiegen lassen wird, weshalb es in erster Linie darum geht, die Probleme und Schwierigkeiten, die sich aus ihm ergeben, zu meistern und mit ihnen zu leben. Und das heißt nicht zuletzt, so viel Sicherheit wie möglich zu gewährleisten, ohne die Freizügigkeit allzu sehr einzuschränken und ohne die Bürgerrechte zu verstümmeln. So sind in Israel beispielsweise Metalldetektoren omnipräsent. Sie sind, wie Ulrich Schmid in der „Neuen Zürcher Zeitung“ schrieb, „Israels Eintrittspforte zu etwas mehr Sicherheit“. Es gibt sie nicht nur am Flughafen von Tel Aviv, sondern auch in Bahnhöfen, Regierungsgebäuden, größeren Theatern und Kinos, Schulen, Universitäten und vielen Supermärkten. Taschenkontrollen vor dem Einstieg in einen Bus und dem Betreten eines Cafés, einer Kneipe oder eines Restaurants sind zumindest dann obligatorisch, wenn der Terror wieder einmal Hochkonjunktur hat. Am Flughafen wird jeder Reisende einem so diskreten wie aufwendigen Befragungsritual unterzogen, und das Sicherheitspersonal verfügt über hinreichend Erfahrungen und Menschenkenntnis, um potenziell gefährliche Fluggäste herauszufiltern. Die Zäune an den Grenzen – die vor allem nach der zweiten Intifada errichtet wurden, seit dem „Arabischen Frühling“ aber beispielsweise auch an der langen Grenze zu Ägypten stehen – und die sogenannten Roadblocks sorgen für allerlei Verdruss, Klagen und Verzögerungen, doch sie sind nicht der Schikane wegen errichtet worden, sondern um die Anschlagsgefahr zu verringern. Mit spürund nachweisbarem Erfolg. Auch Bewaffnung sieht man im jüdischen Staat relativ häufig. Bei Soldaten, Polizisten, Grenzwächter und Gefängniswärter ist sie ohnehin eine Selbstverständlichkeit, doch auch rund 300.000 Privatpersonen besitzen eine Waffe. Die meisten von ihnen sind ehemalige Sicherheitsbeamte, Siedler oder Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen. Waffenträger müssen ausgebildet sein, der israelische Staat lehnt jedes Jahr Tausende von Anträgen auf Genehmigung ab. Der Tageszeitung „Haaretz“ zufolge besitzt jeder neunzehnte Bürger eine Waffe – im internationalen Vergleich ist das keine sonderlich hohe Zahl. Ohnehin ist Israel, anders als es in westlichen Medien oft suggeriert wird, keineswegs ein Land von durchgeknallten Bürgerwehren. Meldungen über einen missbräuchlichen Einsatz der Bewaffnung sind selten, im Gegenteil konnte schon so mancher Angreifer, der mit einem Messer, einer Schusswaffe oder seinem Fahrzeug Israelis attackiert hatte, gezielt unschädlich gemacht werden. Privat nach Israel Ferien in Galiläa mit sagenhaftem Blick auf Jordan, Golan und See Genezareth! Liberalität im Angesicht des Terrors Die israelischen Maßnahmen gegen den Terror haben dazu geführt, dass Organisationen wie die Hamas und der Islamische Jihad nicht mehr über die gleichen Mittel, Kapazitäten und Möglichkeiten verfügen wie in früheren Jahren. Selbstmordanschläge mit Sprengsätzen beispielsweise kommen so gut wie gar nicht mehr vor, und das Raketenabwehrsystem »Iron Dome« fängt viele der Geschosse aus dem Gazastreifen zuverlässig ab. Die Angriffe von Palästinensern mit Messern, Molotow-Cocktails, Schusswaffen und Autos häufen sich zwar und sind wegen ihrer zeitlichen und räumlichen Unvorhersehbarkeit auch eine große und tödliche Gefahr. Aber sie sind auch ein Ausdruck davon, dass Anschläge mit größerem Kaliber immer schwieriger werden. Gleichzeitig hat sich Israel – ein Staat, den die meisten seiner Nachbarn seit seiner Gründung 1948 als Feind betrachten und vernichten wollen – stets seine Liberalität bewahrt. Das Thema Sicherheit wird in der Gesellschaft kontrovers diskutiert, und es ist keineswegs so, dass permanent immer rigidere Maßnahmen eingeführt werden, die die Freiheit der Bürger über Gebühr einschränken. Die hierzulande derzeit häufig zu vernehmende Forderung, sich das Leben nicht von der Angst diktieren zu lassen, ist in Israel Realität. Hinzu kommt, dass die große muslimische Minderheit im Land, die knapp 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht, über mehr demokratische Rechte verfügt, als Muslime in arabischen Ländern haben – daran hat auch der islamistische Terror nichts geändert. Dass sich die Verhältnisse in Europa ähnlich darstellen würden, wenn dieser Kontinent in einem Ausmaß mit Terror konfrontiert wäre, wie es der jüdische Staat seit jeher gewohnt ist, darf man getrost bezweifeln. drei Doppelzimmer, sep. Eing., Dusche, WC, TV, Klima, Balkon Anschrift: Hanna u. Yehuda Lavie D.N. Drom HaGolan, 12370 Karkom, Israel Fon. +972 4 6935714 Fax. +972 4 6931091 Mobil: +972 52 2796777 E-Mail: levyi@netvision.net.il … ganz privat und wie zuhause! Quelle: Audiatur-Online ZUM LEBEN 42 | Zeichenhaftes Ausgabe 2 | 3 2016 Demonstrationszug an der Synagoge Mit einem „Marsch des Lebens“ durch die Stadt wurde am 8. Mai auch in Dresden an die Opfer des Holocausts erinnert von Heinz Reuss, Tübingen, Internationaler Direktor des Marsch des Lebens e.V. Am 71. Jahrestag des Kriegsendes und wenige Tag nach dem von Juden weltweit und in Israel begangenen Holocaustgedenktag, Yom HaSchoa, haben Dresdner zusammen mit Gästen aus ganz Deutschland und aus Israel ein Zeichen gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Antizionismus und Israelfeindschaft gesetzt. Mitveranstalter des zweiten Marsches in Dresden – Der erste fand am 27. Januar 2015 statt. – waren die Jüdische Gemeinde zu Dresden mit ihrem Rabbiner Alexander Nachama und die Sächsischen Israelfreunde e.V. mit ihrem Vorsitzenden, dem Dresdner CDU-Stadtrat Lothar Klein. Im Gedenken an die Deportation vieler Hunderter Dresdner Juden 1942 und 1943 in das Ghetto von Riga sowie später nach Auschwitz und Theresienstadt vom einstigen Güterbahnhof Dresden-Neustadt aus, dem so genannten Leipziger Bahnhof, hatten die Veranstalter diesen als Ausgangspunkt für den Demonstrationszug der rund 250 Teilnehmer gewählt. Dort begrüßte der Initiator der Marsch-des-Lebens-Bewegung, der Tübinger Pastor Jobst Bittner, die Teilnehmer. Zur Einleitung sprach die Knessetabgeordnete Meirav Ben Ari (Kulanu) darüber, wie wertvoll es für die Überlebenden der Schoa und deren Nachfahren sei, dass sich die Kinder und Enkel der Nazitäter an die Aufarbeitung ihrer eigenen Familiengeschichte machen und die Versöhnung mit Holocaustüberlebenden sowie deren Kindern und Enkeln suchen, um mit Ablauf Holoca -8.00Uh Strasse -Begrüs -8.15 U über Str zum Marktplatz vorbei an zahlreichen Stationen eh -Buchholzer Strasse 32 Größtes Kaufhaus des obe -Buchholzer Str. 30 Modewaren und Damenkonfe den familiären Wurzeln JudenhassGemeinde und -Buchholzer Str. von 17 Israelitische Israelfeindschaft aufzuräumen. Der Pfarrer -Buchholzer Str. 16 Posamentenfabrikation Türk u der Dresdner Ev.-Luth. Kirchgemeinde Sankt -Scheibnerstr. 3 Chanange Heinrich zur Information: Pauli, Michael Schubert, nahm Bezug auf -Töpferweg Chanange Isaak den Judenhass in der 5Geschichte der Kirche -Museumsgasse 1 Posamentenfabrikation Change und das Versagen der Christen angesichts der -Wolkensteinerstr. 2a Maßkleider für Herren und K Judenverfolgung. -9.00 Uhr-9.05 Uhr Marktplatz Annaberg-B, S T I Gedenkläuten der Bergkirchenglocken Dann setzte sich der Marsch in Bewegung(zeitgleich HaShoah Gedenken an 6 Millionen ermordeter Ju entlang der Elbe bis zur Neuen Dresdner Syna-Grusswort Tobias Frauenlob goge und von dort zur Frauenkirche auf dem -Marsch des Lebens Impuls Neumarkt, um unterwegs an Orte jüdischen -Singen Lebens und-Aaronitischer Leidens in der Stadt zu erinnern. Segen Vor der Frauenkirche, wo weitere Teilneh-Hatikvah – Israelische Nationalhymne -9.30auch Uhr Einladung zum 18.5. anlässlich Unabhän mer, darunter Holocaustüberlebende, 18.00 Uhr auf den Demonstrationszug mit Bannern mit Israel feiern! und Israelfahnen warteten, war bereits eine Liedtexte: Bühne aufgebaut. Von dort sprach zunächst -Hevenu Shalom alechem (3x) Hevenu Shalom, Sh Jobst Bittner-Kadosh, noch einmal den(2x), Teilnehmern Kadosh, zu Kadosh Adonai, Elohim Tz' Va' O -HATIKVAH ISRAELISCHE NATIONALHYMNE Kol od balevav P'nimah Nefesh Yehudi homiyah Ulfa'atey mizrach kadimah Ayin l'tzion tzofiyah. | 43 Ausgabe 2 | 3 2016 an der Frauenkirche Pfr. Michael Schubert Knessetabgeordneter Yoel Hasson Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch Jobst Bittner Lothar Klein Rabbiner Nachama Tanz über das Anliegen der Märsche. Auf ihn folgte der Vizesprecher der Knesset, Yoel Hasson (Zionist Camp), der angesichts des neuen Antisemitismus und der Israelfeindschaft in Europa den Veranstaltern und Teilnehmern für das starke Zeichen der Solidarität mit dem jüdischen Volk und mit Israel dankte. Auch er betonte die Wichtigkeit der Begegnung zwischen Nachfahren der Tätergeneration und der Opfergeneration. Nach ihm ging Dresdens Zweite Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur und Tourismus, Annekatrin Klepsch (Die Linke), nahm die bei PEGIDA und anderen Aktionen zum Ausdruck gebrachte Fremdenfeindlichkeit und rechte Gesinnung in der Stadt Bezug, brachte aber auch ihre Sympathie mit Israel seit einem mehrmonatigen Aufenthalt im Kibbuz Nirim vor ihrer Studienzeit zum Ausdruck. Danach wandte sich Stadtrat Lothar Klein von der Bühne auf dem symbolträchtigen Platz vor der wieder aufgebauten Frauenkirche an die Zuhörer und begrüßte als Dresdner die israelischen Gäste in Hebräisch. Er mahnte an, dass am Jahrestag des Kriegsendes an diesem geschichtsträchtigen Ort daran erinnert werden muss, dass die Zerstörung Dresdens, die seit Jahrzehnten einen Opfermythos begründet hat, mit der Zerstörung der Semper-Synagoge in der Reichspogromnacht begann. Er benannte anhand der Tatsache, dass in den neun Außenlagern des KZ Flossenbürg, die es allein im Dresdner Stadtgebiet gab, Juden aus Dresden und ganz Europa Zwangsarbeit für die NS-Rüstungsindustrie leisten mussten, bis auch diese zum Kriegsende in die Vernichtungslager deportiert wurden, dass Dresden keine unschuldige Stadt war. Nur wenige Juden überlebten den Nationalsozialismus, weil sie ausgerechnet in den Wirren nach der Bombardierung der Stadt im Februar 1945 untertauchen konnten. Doch auch nach dem Krieg habe es in der DDR keine wirkliche Aufarbeitung des Holocaust gegeben. Unter dem Vorwand eines staatlich verordneten „Antifaschismus“ habe sich das SED-Regime aus der gesamtdeutschen Verantwortung gegenüber den Juden gestohlen und sehr bald die Feinde des Staates Israel unterstützt, den Terrorismus gefördert und massive Hetze gegen den Staat der Holocaustüberlebenden betrieben. Erst die letzte, frei gewählte Volkskammer habe 1990 eine Entschuldigung gegenüber Israel ausgesprochen und einen Neuanfang in den Beziehungen zu Israel eingeleitet, der im vereinten Deutschland fortgesetzt wurde, besonders von Sachsen. Er ging auf die Aktivitäten der Sächsischen Israelfreunde – besonders auch für Holocaustüberlebende in Israel – ein und verdeutlichte, wie notwendig diese angesichts des neuen Antisemitismus und neuer Feindschaft gegen Israel seien. Wie der CDU-Stadtrat weiter ausführte, habe er darum keinerlei Verständnis dafür, wenn dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, heute Panikmache vorgeworfen werde, weil er Ängste bei Juden in unserem Land angesichts der massiven Zuwanderung von Menschen aus Ländern benannt habe, in denen Menschen von Kindesbeinen an zum Hass gegen Juden und Israel erzogen werden. Klein benannte auch die verzerrte und unfaire Darstellung Israels in den meisten deutschen und europäischen Medien, in der Politik bis hinein in die UNO. Er verteidigte das legitime Recht der einzigen Demokratie im Nahen Osten, seine Bürger gegen Terror und Krieg zu schützen. Weiter sagte er: „Im ersten Buch der Bibel, in Genesis 12, Vers 3, können wir nachlesen, dass Gott Abraham beruft und für ihn und seine Nachkommen eine Verheißung gibt: ‚Ich will segnen, die dich segnen und verfluchen, die dich verfluchen und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden!‘ So wie unsere Vorfahren immer wieder die Wahl zwischen Segen und Fluch hatten, haben auch wir die Wahl in den Herausforderungen unserer heutigen Zeit. Denn auch heute gibt es Judenhass und Antisemitismus, der sich oftmals nicht nur als einseitige Israelkritik sondern auch als Delegitimierung der Existenz des jüdischen Staates tarnt. Wer Israel mit zweierlei Maß misst, ist ein Antisemit, und wer israelische Produkte aus Judäa und Samaria boykottiert, knüpft nicht nur an Nazi-Methoden an sondern vernichtet auch die Möglichkeit palästinensischer Familienväter, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.“ In diesem Zusammenhang verurteilte er auch die BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen für „Palästina“) und den Boykott israelischer Waren in Deutschland und der Europäischen Union. An die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde und an die Knessetabgeordneten gerichtet, versicherte er, dass das jüdische Volk und der Staat Israel auch im Freistaat Sachsen und in dessen Landeshauptstadt Dresden viele Freunde haben, die als Christen auch darum aus der Bibel wissen, dass „der Hüter Israels nicht schläft, noch schlummert“. Auf ihn folgte noch einmal Pfarrer Michael Schubert, der aus biblischer Sicht klarstellte, „…dass die Schoa der Versuch war, Gottes ZUM LEBEN 44 | Ausgabe Ausgabe 2-3 2 | 3| 2016 2015 „El Male Rachamim“ Lothar Klein mit Yoel Hasson Tanz Teilnehmer Rabbi Nachama, Michael Herschel, Stefan Haas (vorn) Augapfel anzutasten. Die Schoa, das war der Versuch, jüdisches Leben auszurotten. Die Schoa, das war der dämonische Versuch, der Welt – oder wir dürfen sogar sagen: Gott selbst - sein Auge auszureißen. Das sollten wir nicht noch einmal versuchen. Das darf nicht noch einmal geschehen. Und angesichts des nahen Lutherdenkmals hier drüben möchte ich als Lutheraner bekennen: So sehr ich Martin Luther ansonsten schätze, das, was er damals zu den Juden gesagt hat, war total daneben – menschlich, politisch und geistlich-theologisch. Hier kann ich nur voller Scham bekennen: An dieser Stelle hat Martin Luther geirrt. Hier hat er gesündigt an seiner und an späteren Generationen. Hier ist er, sind wir Lutheraner schuldig geworden. Hier müssen wir umkehren, Buße tun, umdenken und uns heute und für alle Zeiten an die Seite des jüdischen Volkes stellen. Wir haben den Auftrag, Israel zu segnen, ihm Gutes zu tun, zu helfen. Wir haben den Auftrag, Israel zu ermutigen, es zu trösten, es wieder aufzurichten. Wir haben den Auftrag, uns zu diesem Land und zu diesem Volk zu stellen, dafür einzutreten und auch, so wie heute, dafür auf die Straße zu gehen. Wir haben den Auftrag, uns zu Israel zu stellen, wie ein Bruder zum anderen steht, denn Israel ist unser älterer Bruder. Und wir dürfen nicht schweigen, sondern müssen uns zu diesem älteren Bruder stellen und gegen alles rechte und linke Gedankengut, das dies anders sieht, festhalten: Ja, Israel ist unser Bruder. Der ewige Gott ist unser gemeinsamer himmlischer Vater. Wir gehören zusammen. Und der Zaun der Feindschaft zwischen den Juden und unserem Volk oder auch den Juden und anderen Völkern soll für immer eingerissen sein und bleiben. Und ich wünsche mir, dass unsere Stadt Dresden bekannt wird in der Welt als eine Stadt, die zu den Juden und zu Israel steht, dass hier jüdisches Leben möglich ist und willkommen geheißen wird. Ich wünsche mir, dass unsere Stadt nicht länger bekannt ist für die Demonstrationen von PEGIDA, für rechte Gewalt oder dafür, dass Ausländer Angst haben, hierher zu kommen. Ich wünsche mir vielmehr, dass Dresden bekannt wird für ‚Märsche des Lebens‘ wie heute, für Segensmärsche, für Segenshandlungen, dafür, dass Menschen aus anderen Völkern und ganz besonders auch Juden hier willkommen sind und sich hier wohl fühlen können. Ich wünsche mir, dass unsere Stadt Dresden nicht nur bekannt ist für die Schönheit von Elbflorenz, für Architektur, Malerei, Musik und Kultur, sondern auch für Achtung, Respekt und To- | 45 Ausgabe 2 2-3 | 3| 2016 2015 leranz, für Gottvertrauen und Nächstenliebe, dafür, dass es eine Stadt ist, die angefüllt ist mit Glauben, mit Hoffnung und mit Liebe. Und ich wünsche mir, dass Dresden so etwas wie ein ‚Augenlid‘ ist für Gottes Augapfel Israel.“ Der engagierte Pfarrer forderte die Teilnehmer auf, daran mitzuwirken. sammelten sich alle Redner noch einmal auf der Bühne. Im Gedenken an die 6 Millionen in der Schoa ermordeten Juden zündeten sie sechs Kerzen an und der Dresdner Gemeinderabbiner Alexander Nachama betete das „El Male Rachamim“ (hebr.: „Gott voller Erbarmen“). Dann rief der Moderator der Veranstaltung, Stefan Haas, Pastor der TOS-Gemeinde in Leipzig, nacheinander einige Kinder und Enkel von in den Holocaust verstrickten NS-Tätern auf die Bühne, um die Geschichten ihrer Familien zu erzählen. Anschließend sprach der Musiker Dr. Itamar Ringel über seine in der Schoa ermordeten Familienmitglieder und spielte auf seiner Bratsche ein Musikstück eines jüdischen Komponisten, der den Holocaust nicht überlebt hat. Jugendliche der TOS-Gemeinde Leipzig setzten mit dem Stück „Schema Israel“ das Thema der Demonstration in beeindruckender Weise choreografisch in einem Tanz um. Danach überreichten diese den Holocaustüberlebenden und den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde – darunter die frisch angetraute Ehefrau des Rabbis und auch der Chefdirigent der Neuen Jüdischen Kammerphilharmonie Dresden, Michael Herschel – als Zeichen ihrer Betroffenheit weiße Rosen. Zum Schluss ver- Abschließend dankte Jobst Bittner allen Teilnehmern und Mitwirkenden. Die Veranstalter waren sich darin einig, dass der Marsch und die deutlichen Worte der Gastredner hier in Dresden dem Motto der Veranstaltung gerecht geworden sind: „ERINNERN – VERSÖHNEN – GEMEINSAM EIN ZEICHEN SETZEN“ Lothar Klein bedankte sich besonders bei Rabbiner Alexander Nachama und dem Vizesprecher der Knesset, Yoel Hasson, für ihre Teilnahme und versprach, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Yoel Hasson lud den Vorsitzenden der Sächsischen Israelfreunde ein, ihn bei seiner nächsten Israelreise in der Knesset zu besuchen. Der „Marsch des Lebens“ geht auf eine Initiative von Jobst Bittner aus Tübingen aus dem Jahr 2007 zurück. In den vergangenen Jahren fanden Gedenk- und Versöhnungsmärsche auf der ganzen Welt statt, teilweise über mehrere Tage und tausende Kilometer. Mehrfach wurde der Marsch des Lebens von der Knesset für sein besonderes Engagement für Holocaustüberlebende ausgezeichnet. Der Präsident des Deutschen Bundestages, Professor Norbert Lammert, schrieb in einem Grußwort über die Bewegung: „Die Initiative ‚Marsch des Lebens‘ ist wertvoll und wichtig. Aus einer bescheidenen Gebetsaktion ist längst eine internationale Bewegung geworden, die Zeitzeugen und Nachgeborene einschließt. Ich hoffe, dass sich viele Menschen von dieser Idee bewegen lassen.“ Da Antisemitismus und Judenhass in Europa leider wieder zunehmen, ist es umso wichtiger, die Verstrickungen von Familien, Kirchen und Orten in den Holocaust weiter aufzuarbeiten, diese Schuld vor Gott zu bringen und Wege der Versöhnung zum jüdischen Volk und zum Staat Israel zu gehen. Eine wirksame Möglichkeit, öffentlich Zeichen an den Orten der NS-Verbrechen zu setzen, ist es, jährlich am Yom HaSchoa, dem in Israel begangenen Holocaustgedenktag, Märschen des Lebens in unseren Städten durchzuführen. Dazu wollen wir anhand der positiven Erfahrungen mit den Märschen – wie hier in Dresden – ermutigen. Kontakt: www.marschdeslebens.org Anzeige Sehenswertes Bestell-Tel. 03727 2701 20. Sächsische Israelkonferenz DVD 1 – Freitagabend Eröffnung/Schabatt, DVD 2 – Bibelarbeit Johannes Gerloff, DVD 3 – Vortrag Dr. Hans-Peter Raddatz, DVD 4 – Rick Wienecke Fountain of Tears, DVD 5 – CFFI Youth, DVD 6 – Israelabend, DVD 7 – Gottesdienst am Sonntag Audio-CD: 5,00 EUR; DVD: Einzelpreis 7,00 EUR, Paketpreis: 40,00 EUR Henryk M. Broder Dr. Theo Lehmann Sieben Kapitel aus dem Buch Daniel Nicht alles, was zur Sprache kommt, ist der Rede wert! Was hier zur Sprache kommt, ist es aber allemal. In sieben Vorträgen wird einem wichtigen Propheten der Bibel und dem, was er zu unserer Zeit und der Weltgeschichte gesagt hat, nachspürt. Das Buch Daniel ist brennend aktuell. Den machtversessenen „Weltherrschern“ schreibt Gott hier sein Stopp ins Stammbuch. Ob sie Nebukadnezar, Hitler oder wie die Herrscher unserer Zeit heißen, ob sie Angst und Terror verbreiten: sie fürchten aufrichtige Menschen. Einzelpreis 7,00 EUR, Paketpreis: 40,00 EUR 46 | UNverantwortliches Ausgabe 2 | 3 2016 Sie lesen richtig! Blanker Antisemitismus im alten Stil Von Alex Feuerherdt, MENA-Watch – Der unabhängige Nahost-Thinktank, Wien Auf seiner jüngsten Sitzung hat der UN-Menschenrechtsrat erneut mehr Resolutionen gegen Israel verabschiedet als gegen alle anderen Staaten der Welt zusammen. Zudem hat er einen notorischen Israelfeind zum Sonderberichterstatter für die palästinensischen Gebiete ernannt. Bereits im Vorfeld der Versammlung gab es Proteste gegen das Gremium. Um zu zeigen, wie es um die Verfasstheit des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen (UNHRC) steht und warum dieses Gremium seinem edlen Namen nichts als Hohn spricht, genügen im Grunde genommen zwei Zahlen: 62 und 55. Zweiundsechzigmal hat der Rat zwischen 2006, dem Jahr seiner Gründung, und 2015 den Staat Israel in Resolutionen verurteilt, auf fünfundfünfzig Verurteilungen kommen alle anderen Länder zusammen. Das heißt also, dass der jüdische Staat nach Auffassung dieser UN-Einrichtung mehr Menschenrechtsverletzungen begeht als der Rest der Welt insgesamt, darunter sämtliche Autokratien, Despotien und Diktaturen. Natürlich hat das mit der Realität nicht das Geringste zu tun, dafür zeigt es umso eindrucksvoller die ideologische Grundlage dieser Einrichtung, die Israel zudem als einzigem Land auf ausnahmslos jeder ihrer Sitzungen einen eigenen, festen Tagesordnungspunkt widmet. Diese Besessenheit ist Ausdruck eines institutionalisierten Antisemitismus, der für die Vereinten Nationen insgesamt charakteristisch ist, im Menschenrechtsrat jedoch besonders deutlich zutage tritt. Dazu passt auch die am Donnerstag vorgenommene Neubesetzung der Position des UNHRC-Sonderberichterstatters „zur Situation der Menschenrechte in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten“. Schon die mit diesem Amt verbundene Aufgabenbeschreibung spricht Bände, denn das Mandat bezieht sich – anders als das der übrigen Uno-Sonderberichterstatter in Kriegs- und Krisengebieten – nur auf die Untersuchung der (angeblichen) Verstöße einer Seite, nämlich der israelischen. Menschenrechtsverletzungen durch die Hamas, die Fatah oder den Islamischen Jihad bleiben dagegen außen vor. Kein Wunder deshalb, wenn dieser Posten von Leuten versehen wird, die aus ihrer Voreingenommenheit gegenüber dem jüdischen Staat keinen Hehl machen. So wie beispielsweise Richard Falk, der ihn zwischen 2008 und 2014 innehatte und Israel regelmäßig bezichtigte, ein „Apartheidstaat“ zu sein sowie „ethnische Säuberungen“ zum Nachteil der Palästinenser zu verüben. Falks Nachfolger wurde der Indonesier Makarim Wibisono, doch der trat nach knapp einem Jahr wieder zurück und begründete diesen Schritt damit, ihm sei der Zugang zum Gazastreifen und zu Teilen des Westjordanlandes verweigert worden. Das israelische Außenministerium erklärte dazu kurz und bündig, Wibisonos Posten sei – wie der gesamte Menschenrechtsrat – leider per se vollkommen unausgewogen, und solange das so sei, werde Israel sich entsprechend verhalten. Nun hat der UN-Menschenrechtsrat im Rahmen seiner Sitzung in Genf einen Nachfolger benannt. Dabei handelt es sich um den kanadischen Juraprofessor Michael Lynk, dessen Vita sich die Uno-kritische Nichtregierungsorganisation UN-Watch näher angesehen hat. Demnach beteiligt sich Lynk bereits seit etwa 30 Jahren rege an Aktivitäten zur Dämonisierung und Delegitimierung Israels. In dieser Zeit hat er unter anderem die Israelis in die Nähe der Nazis gerückt, explizit gegen Israel gerichtete „Anti-Apartheid-Wochen“ unterstützt, Petitionen gegen „israelische Kriegsverbrechen“ unterzeichnet, dem jüdischen Staat „ethnische Säuberungen“ unterstellt, die Legitimität von dessen Gründung 1948 angezweifelt und für die Isolation Israels auf diplomatischem Parkett plädiert. Kurzum: Lynk ist für das Amt des UNHRC-Sonderberichterstatters für die palästinensischen Kundgebung gegen den UN-Menschenrechtsrat vor dem Büro der Vereinten Nationen in Genf, 21. März 2016 (© Eldad Beck) Absurdes | 47 Ausgabe 2 | 3 2016 Gebiete bestens qualifiziert, weil er die damit verbundenen antiisraelischen Anforderungen erfüllt wie allenfalls noch die ebenfalls zur Auswahl stehende britische Juraprofessorin Penelope Green. Auch ansonsten tat der UN-Menschenrechtsrat – mit den Stimmen von Menschenrechtsparadiesen wie Saudi-Arabien, Katar und Pakistan –, was er auf seinen Sitzungen immer tut: Von den neun Verurteilungen, die sich gegen einzelne Staaten richteten, betrafen fünf Israel. Hinzu kam der Beschluss des UNHRC, eine „Schwarze Liste“ von Unternehmen zu erstellen, die geschäftlichen Aktivitäten in israelischen Siedlungen im Westjordanland nachgehen. Diese Übersicht soll jedes Jahr aktualisiert werden. Knapp 140.000 Dollar lässt sich der Rat diesen Spaß kosten. Bereits zu Beginn der mehrtägigen Sitzung gab es in Genf eine Protestdemonstration gegen den Menschenrechtsrat (Foto oben), zu der eine Koalition von pro-israelischen Organisationen aufgerufen hatte. Hauptredner war Yair Lapid, der Vorsitzende der israelischen Partei Jesh Atid. Man protestiere, sagte er, gegen die Tatsache, dass im UN-Menschenrechtsrat „nicht das getan wird, was eigentlich getan werden soll – stattdessen unterstützen sie Mord, sie unterstützen Terror, und sie unterstützen Ungerechtigkeit“. Was der Rat tue, sei „blanker Antisemitismus im alten Stil“. „400.000 ermordete Menschen in Syrien, Zehntausende im Irak, in Libyen und Afghanistan“, so Lapid weiter, „in Ruanda, Sudan und überall im Nahen Osten werden Frauen vergewaltigt“. Doch „der Rat verurteilt Israel“, fügte er hinzu. Die Vereinigten Staaten rief er deshalb dazu auf, die Finanzierung der Uno so lange einzustellen, bis deren Menschenrechtsrat Israel fair behandelt und seine antisemitischen Erklärungen beendet. Eine Forderung, die auch an Europa zu stellen wäre. Doch dessen Mitglieder im Menschenrechtsrat begreifen den dortigen Antisemitismus gar nicht als Skandal, wie schon ihr Abstimmungsverhalten regelmäßig zeigt: Bei den fünf Verurteilungen Israels im Rahmen der jüngsten Sitzung beispielsweise gab es keine einzige Gegenstimme, die Europäer waren maximal zu einer Enthaltung bereit. Und bei der Nominierung von Michael Lynk als Sonderberichterstatter hat mit Frankreich ein europäisches Ratsmitglied eine tragende Rolle gespielt. Jenes Frankreich, aus dem immer mehr Juden auswandern. Quelle: Lizas World Netanjahu: UNESCO-Resolution ignoriert Verbindung der Juden zum Tempelberg Die Kultur-Organisation der Vereinten Nationen UNESCO beklagt in einer Resolution israelische Aggression am Tempelberg. Israel sieht darin einen weiteren Tiefpunkt in der Haltung der UNO gegenüber dem jüdischen Volk. von Daniel Frick, Christlicher Medienverbund KEP Der israelische Premier Benjamin Netanjahu hat am Samstagabend eine Resolution der UNESCO zum Tempelberg als „absurd“ kritisiert. Die Kulturvereinigung der Vereinten Nationen hatte am Freitag in der 199. Sitzung des Exekutivrats „israelische Aggression“ und Ausgrabungen am Tempelberg beklagt. Das Areal wird dabei durchweg mit dem arabischen Namen „Haram al-Scharif“ („ehrwürdiges Heiligtum“) benannt. In dem Dokument fordern die Länder im Exekutivrat, den „historischen Status quo“ wiederherzustellen, „der bis zum September 2000 bestand“. Israel wird vorgehalten, die Religionsfreiheit der Muslime einzuschränken sowie Ausgrabungen in Ostjerusalem und um die Altstadt herum durchzuführen, während es gleichzeitig die Restauration verschiedener muslimischer Stätten verhindere. Israel setze zudem gefälschte jüdische Gräber auf muslimische Friedhöfe. Die Länder Algerien, Ägypten, Libanon, Marokko, Oman, Katar und Sudan haben die Resolution eingebracht. 33 Länder stimmten dafür, darunter Frankreich, Schweden und Spanien. Sechs Länder stimmten dagegen, darunter Deutschland, Großbritannien und die Vereinigten Staaten. 17 Länder enthielten sich. Netanjahu erklärte laut Mitteilung seines Büros, mit einer solchen Resolution schreibe die UNESCO die Menschheitsgeschichte um. „Die UNESCO ignoriert die einzigartige historische Verbindung des Judentums zum Tempelberg, wo über einen Zeitraum von tausend Jahren hinweg lang zwei Tempel standen, und zu dem jeder Jude in der Welt seit Tausenden von Jahren gebetet hat. Die UN haben einmal mehr bewiesen, dass es keinen Tiefpunkt gibt, vor dem sie Halt machen.“ Der Vorsitzende der Oppositionspartei „Jesch Atid“, Jair Lapid, kritisierte die Resolution ebenfalls und nannte sie einen „Schandfleck auf den Vereinten Nationen“. Er sieht sie als Teil der „fortlaufenden politischen Angriffe auf den Staat Israel und auf das Judentum“. Die UNESCO fördere damit die aktuelle Terrorwelle. „Die UNESCO kann sich dieser Verantwortung nicht entziehen“, sagte Lapid laut der israelischen Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Die Generalleiterin der UNESCO, die Bulgarin Irina Bokova, forderte in einer Stellungnahme alle Seiten auf, Vertrauen aufzubauen. „Jerusalem ist ein heiliges Land für drei monotheistische Religionen, ein Ort des Dialogs für alle Juden, Christen und Muslime“, sagte sie laut Mitteilung der UNESCO. „Ich glaube, die Mitgliedsstaaten haben eine Verantwortung zum Auftrag der UNESCO, auf Wegen voranzuschreiten, die Dialog, Toleranz und Frieden fördern.“ © Daniel Frick, mit freundlicher Genehmigung von Christlicher Medienverbund KEP, www.israelnetz.com 48 | Zynisches Ausgabe 2 | 3 2016 Geschenke und Strafen Wie Europas Gouvernanten in Nahost versagen Ursache und Wirkung Die Antwort auf die Reiseerleichterung war eine Terrorattacke im Herzen von Tel-Aviv. Daraufhin wurden die Sondergenehmigungen storniert. Ausgenommen sind Passierscheine für muslimische Palästinenser, die auf dem Haram A Scharif (Tempelberg) beten wollen. Ebenso können die Arbeiter weiter pendeln. Trotz Sicherheitsbedenken gab es am ersten Freitag des Ramadan keine Altersbeschränkung für Besucher der drittheiligsten Stätte des Islam. Reaktionen aus Europa Staatspräsident François Hollande anlässlich des Ministertreffens „Initiative de Paris pour la paix au Proche-Orient“. Foto: F. de La Mure / MAEDI von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Man kennt das aus dem Kindergarten: Da hat ein Fünfjähriger eine neue Schaufel bekommen und haut sie seinem Kameraden über den Kopf. Wenn die Erzieherin dem Jungen dann verbietet, mitzuspielen, gibt es Riesengeschrei. Doch niemand käme auf die Idee, die Erzieherin als unmenschlich zu beschimpfen. Es ist Konsens: Gewalt bleibt nicht ohne Folgen. Genauso beim Fußball, wo rote und gelbe Karten ausgeteilt werden. Nur im Umgang mit Palästinensern stehen alle Regeln Kopf. Das Ramadangeschenk Der von dpa als „Bulldozer“, „Rechtsextremist“ und „Hardliner“ titulierte neue Verteidigungsminister Avigdor Liberman hatte beschlossen, die Reisemöglichkeiten für Palästinenser zu erleichtern. Um den Ramadan im Familienkreis feiern zu können, erhielten 83.000 Palästinenser aus dem Westjordanland und 300 aus dem Gazastreifen eine Sondergenehmigung für Besuche in Israel. Das war fast eine Verdoppelung der 100.000 Genehmigungen für Palästinenser, die täglich zur Arbeit nach Israel pendeln, und so ein Standbein der palästinensischen Wirtschaft darstellen. Zusätzlich hat sich Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat ins Zeug gelegt und vor dem Ramadan im arabischen Ostteil der Stadt für saubere Straßen, neuen Straßenbelag, Festbeleuchtung und kulturelle Veranstaltungen gesorgt. Auch die erneute Einfuhr von Zement und Baumaterialien nach Gaza hatte der angeblich so palästinenserfeindliche Liberman genehmigt, obgleich die Hamas immer wieder israelischen Zement für den Bau von Angriffstunneln entwendet. Während Ägypten den Zugang zum Gazastreifen hermetisch abgesperrt hat und Jordanien mit bürokratischen Mitteln die Durchreise von Bewohnern des Gazastreifens effektiv verhindert, fließen immer mehr Güter von und über Israel in den Gazastreifen. Sämtlicher Strom und alles Trinkwasser im Gazastreifen stammen aus Israel, nachdem die Palästinenser eigenhändig ihr Grundwasser abgepumpt und es mit nachfließendem Salzwasser aus dem Mittelmeer und ihren Abwässern verseucht haben. Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault hat die Terrorattacke mit 4 Toten und vielen Verletzten in Tel Aviv scharf verurteilt. Gleichzeitig bezichtigte er Israel, mit der Stornierung der Besuchsgenehmigungen die „Spannungen zu erhöhen, anstatt den Frieden voranzutreiben“. Der Kommissar des UNO-Menschrechtsrates, Zeid Ra’ad Al Hussein, behauptete gar, dass die Rücknahme der Genehmigungen eine vom Völkerrecht untersagte „Kollektivbestrafung“ sei. Obgleich es das erklärte Ziel der Attentäter ist, den Israelis kollektiv ein „normales Leben“ unmöglich zu machen, wird das weder von EU noch UNO verurteilt. Inzwischen wurde ein Helfer der Terroristen von Tel Aviv verhaftet. Es war also ein geplanter Anschlag und keine „spontane“ Aktion von Einzeltätern. Die Hamas-Organisation, von vielen Ländern als „Terror-Organisation“ eingestuft, übernahm zwar nicht die Verantwortung, erklärte aber, dass die Terroristen ihr nahestanden. Zwei Onkel der Attentäter sind Mitglieder des „militärischen Zweigs“ der Fatah-Partei. Die Behauptung, dass Israel gegen das Völkerrecht verstoße, wenn es vertrauensbildende Gesten aufhebt, ist in diesem Fall besonders Gleichgültig was die Israelis tun; die Palästinenser finden stets Ausreden für Mord und Totschlag. Europas gewählte Führer und Pressevertreter finden passende Argumente, um die palästinensischen Verbrechen zu rechtfertigen. Gegenwärtiges | 49 Ausgabe 2 | 3 2016 perfide. Schließlich ist die gezielte Ermordung „unschuldiger Zivilisten“ ein Kriegsverbrechen. Die Feiern nach dem Anschlag bezeugen, dass viele Palästinenser damit sympathisieren. In Hebron gab es Feuerwerk. In Tulkarem, am Jerusalemer Damaskustor unter der zu Ehren des Ramadan aufgehängten Festbeleuchtung und in Gaza wurden Kuchen, Datteln und Süßigkeiten an Passanten ausgeteilt. Eine eindeutige Verurteilung ließ nicht einmal Mahmoud Abbas verlauten, der angeblich so friedenswillige und zuletzt vor 10 Jahren gewählte Präsident der Autonomiebehörde. Jene, die jetzt Israel wegen einer vermeintlichen „Kollektivbestrafung“ und „Eskalation der Spannungen“ bezichtigen, haben zuvor mit keinem Wort die von Israel beschlossenen „Gesten“ aus Anlass des muslimischen Fastenmonats Ramadan als Schritt zur Entspannung gewürdigt. Auch die Beschuldigung, dass Israel seine „Blockade“ des Gazastreifens verschärft habe, ist sogar nach palästinensischen Angaben falsch. Gleichwohl werden auch friedliche Palästinenser durch die Folgen der Mordaktion „kollektiv bestraft“, denn bei hunderten Händlern in der Altstadt Jerusalems und in arabischen Dörfern bleiben die Kunden aus. Doppelter Standard Gleichgültig was die Israelis tun; die Palästinenser finden stets Ausreden für Mord und Totschlag. Europas gewählte Führer und Pressevertreter finden passende Argumente, um die palästinensischen Verbrechen zu rechtfertigen. Wenn in den arabischen Vierteln Jerusalems die Stadtverwaltung boykottiert wird und Israelis sich nicht immer effektiv um sie kümmern, gilt das als Grund, mit Äxten und Messern loszuziehen. Und wenn Israel kostenfreien Strom liefert, die Viertel ungefragt in Ordnung bringt und Festbeleuchtung aufhängt, werden unter den Girlanden die „erfolgreichen“ Morde gefeiert, ohne dass ein europäischer Demokrat diesen Zynismus verurteilt. Was immer israelische Regierungen tun: ihre Politiker gelten als Hardliner. Wann immer es Terroranschläge in Israel gibt: Schuld sind die Juden selbst. Mit den von der EU in Nahost aufgestellten Regeln könnte man in Europa nicht einmal einen Kindergarten leiten. Quelle: Ulrich W. Sahm für Audiatur, mit freundlicher Genehmigung des Autors 75 Jahre nach dem Massaker von Babyn Jar Antisemitismus in der Gegenwart Ein Bericht von Volker Rabe, Erlau Als am 06.05.2016 in Israel die Sirenen heulten und das Leben zum Gedenken für eine kurze Zeit still stand, wusste jeder im Land: Es ist Holocaustgedenktag! In diesem Jahr wurde genau an diesem Tag auch des Massakers von Babyn Jar (Russisch: Babij Jar) gedacht, da es sich zum 75. Mal jährt. Babyn Jar ist ein Vorort von Kiew, der Hauptstadt der Ukraine. Am 29. und 30.September 1941 wurden in der Schlucht von Babyn Jar innerhalb von 36 Stunden 33.771 Juden erschossen! An dieser „Aktion“ waren Angehörige des Sicherheitsdienstes (SD), des Sonderkommandos 4a der SS-Einsatzgruppe C, Polizeiangehörige der Ordnungspolizei, Angehörige der Geheimen Feldpolizei sowie ukrainische Miliz und Wehrmacht beteiligt. Das Ausmaß dieses Verbrechens ist auch 75 Jahre danach kaum zu begreifen. Während einer Ukraine-Reise im Jahr 2012, die wir u.a. auch dazu nutzten, Schoah-Überlebende zu besuchen und ihnen Hilfsgüter zu überreichen, trafen wir auf eine ältere Die Schlucht Babi Jar bei Kiew, Dame, die das Massaker von Babyn Jar als sechsjähriges wo Ende 1941 binnen weniger Mädchen überlebte. Sie lag zitternd vor uns und erTage mehr als 33000 Juden zählte, dass sie bei den Erschießungen von den Leichen erschossen wurden lebendig begraben wurde. Sie harrte unter den blutüberströmten Leichenbergen aus und konnte später im Schutz der Dunkelheit aus der Schlucht fliehen und dem Ort des unvorstellbaren Grauens entrinnen. Sie versteckte sich in Abwasserkanälen der Stadt bis sie irgendwann von Soldaten der Roten Armee halb verhungert gefunden wurde. Von ihren Angehörigen hat niemand das Grauen überlebt. Als nun in diesem Jahr am Holocaustgedenktag des Massakers in Babyn Jar vor Ort gedacht wurde, kam es leider zu einem unsäglichen, antisemitischen Vorfall, der viele Menschen – vor allem die jüdischen Ukrainer – sehr erschreckt hat. Am Rande der offiziellen Gedenkveranstaltung, bei der auch Vertreter des Staates Israel anwesend waren, wurde eine Flagge des Staates Israel verbrannt. Leider sind die ukrainischen Behörden derzeit nicht in der Lage, derartige Vorfälle zu unterbinden oder wenigstens die Täter schnellstmöglich zu bestrafen. Gerade zu diesem Zeitpunkt weilten wir wieder mit einer Gruppe in der Ukraine, um Schoah-Überlebende zu besuchen und Suppenküchen zu unterstützen. Wir haben das Entsetzen über diese Tat direkt in den Augen unserer Gastgeber und den Holocaustüberlebenden sehen können. Antisemitismus in seiner abscheulichen und perversesten Form wurde hier wieder einmal sichtbar. Nicht nur die Opfer und Überlebenden von Babyn Jar, sondern auch der gesamte Holocaustgedenktag wurde auf das Entwürdigendste geschändet! Als Vertreter der Sächsischen Israelfreunde habe ich vor Ort meine tiefe Anteilnahme versichert und diese Tat auf das Schärfste verurteilt. Dieser Artikel soll uns alle daran erinnern, wie schnell aus zunächst verbalem Antisemitismus fürchterliche Taten entstehen können. Möge der Messias Israels uns allen die Kraft und den Mut schenken, solchen Entwicklungen schon in ihren Anfängen entgegenzuwirken. 50 | Friedloses Ausgabe 2 | 3 2016 „Betet für den Frieden Jerusalems“, heißt es in der Bibel, Foto: © Halfpoint – fotolia.com Warum in Israel kein Friede werden will Wie kaum ein anderes Land und Volk erlebt Israel die Friedlosigkeit dieser Welt, leidet an der Abwesenheit von Frieden und sehnt sich nach echtem Frieden. Warum kommt das Land Israel trotzdem nicht zur Ruhe? Eine Analyse von Johannes Gerloff Das Kaddisch-Gebet wird oft als jüdisches Totengebet bezeichnet, weil es auf Beerdigungen rezitiert wird. Zudem beten Juden das Kaddisch im Gedenken an geliebte Verstorbene. Eigentlich ist dieses Gebet, das in besonderer Weise den Namen Gottes groß macht, heiligt und verherrlicht, aber Teil jeder Synagogenliturgie. Dass Gott sein Reich aufrichten und der Messias „in unseren Tagen“ kommen möge, ist Lebensatem allen jüdischen Seins. Zum Abschluss des Kaddisch steigt der Gebetsschrei zum Himmel: „Der Frieden schafft in der Höhe, er schaffe Frieden über uns und über ganz Israel!“ Doch warum kommt das Land Israel nicht zur Ruhe? Potentielle Israelreisende plagen sich mit Überlegungen, ob man heute das Risiko einer Fahrt ins Heilige Land überhaupt noch verantworten könne. Kaum eine Region steht so sehr im Fokus von Friedensbemühungen. Warum sind alle Friedensinitiativen bis dato vergeblich? Seit Jahrtausenden fordert die Bibel: „Betet für den Frieden Jerusalems!“ Trotzdem steht vielen Menschen gerade diese heilige Stadt als Symbol für Krieg und Leid, Terror und Tränen, Mauern, Besatzung, Freiheitskampf, Extremismus, Intoleranz und religiösen Fanatismus. In den sechs Jahrtausenden ihrer archäologisch nachweisbaren Existenz wurde die Stadt, die den „Frieden“ im Namen trägt, mindestens zweimal vollständig dem Erdboden gleich gemacht, 40-mal teilweise zerstört, 23-mal belagert, 52-mal angegriffen und 44-mal erobert oder zurückerobert. Zweifellos wurde Jerusalem im Laufe seiner Geschichte Zeuge grauenhafter Szenarien. An manchen Stellen häufen sich die Trümmer 14 Meter. Junge, lebenslustige Israelis zieht es heute viel mehr nach Eilat, Tel Aviv oder Haifa, als in die heiligen Städte Sichem, Hebron oder Jerusalem. Wer der Frage nach dem Frieden Jerusalems beziehungsweise der Friedlosigkeit des Landes Israel nachgeht, muss sich darüber klar werden, in welcher Relation der Zustand Israels beurteilt werden soll. Im Vergleich zu den Friedensaussichten der Bibel sieht es in der heutigen Hauptstadt des Staates Israel selbstverständlich düster aus. Wir sind weit davon entfernt, dass Wölfe und Lämmer, Leoparden und Böcke, Löwen und Mastvieh friedlich beieinander liegen. Das Kommen des Messias, der den Völkern Frieden gebietet und alle Tränen abwischt, liegt noch in der Zukunft. Der Schrei des Kaddisch nach Frieden „wie im Himmel so auf Erden“ ist nach wie vor unbeantwortet. Aber gilt das nur für Jerusalem? Ist das nicht der Zustand der ganzen Welt?! Wir leben in einer friedlosen Welt. Um Israel herum und weit darüber hinaus gibt es ein furchtbares Blutbad. Allein im syrischen Bürgerkrieg wurden in den gerade zurück- | 51 Im Vergleich zu den Friedensaussichten der Bibel sieht es in der heutigen Hauptstadt des Staates Israel selbstverständlich düster aus. Wir sind weit davon entfernt, dass Wölfe und Lämmer, Leoparden und Böcke, Löwen und Mastvieh friedlich beieinander liegen. liegenden Jahren pro Jahr mehr Menschen getötet, als im gesamten arabisch-israelischer Konflikt. Das stimmt, wenn die vorsichtigsten Schätzungen der UNO gelten. Die Villa im Dschungel Angesichts innerarabischer und innermuslimischer Gewalt war Israel schon lange vor dem so genannten „Arabischen Frühling“ eine Insel des Friedens und der Stabilität. Man denke nur an die „Camp Wars“ im Libanon der späten 1980er-Jahre, wie die Assad-Familie problematische Städte wie Hama „befriedet“ hat oder an mehr als eine Million Tote des irakisch-iranischen Krieges. Der jordanische König Hussein hat im Schwarzen September von 1970 mehr Palästinenser getötet, als Israel in sieben Jahrzehnten seiner Existenz. Die Umwälzungen der arabischen Welt seit Ende 2011 lassen viele Israelis dankbar erkennen: „Unser Land ist eine Luxusvilla inmitten eines mörderischen Dschungels.“ Selbst den Vergleich mit vielen westlichen Großstädten braucht Jerusalem nicht zu scheuen. Die Stadt, deren Name auf Hebräisch „Jeruschalajim“ – „man wird Frieden sehen“ – heißt, ist tatsächlich ein Vorbild gelebter friedlicher Koexistenz. Das gilt umso mehr, wenn man bedenkt, wie viele unterschiedlich geprägte Menschen, wie viele religiöse Überzeugungen, Mentalitäten, Wertmaßstäbe, Theologien, Ideologien und Zukunftshoffnungen in Israel nebeneinander existieren. Zynische Konzentration auf den Nahostkonflikt Angesichts dessen, wie andere Länder ihre eigenen Herausforderungen des Zusammenlebens meistern, erscheint die Konzentration der Weltöffentlichkeit auf „den Nahostkonflikt“ geradezu zynisch. Angesichts einer Realität, deren zahlmäßige Ausmaße heute jeder im Internet mühelos ergoogeln kann, erweist sich die teils unterschwellig suggerierte, teils offen ausgesprochene Behauptung, Israels Konflikt mit seinen arabischen Nachbarn sei die Mutter aller Feindschaft, als Mutter aller Heuchelei. Vielleicht wäre es ja umgekehrt, dass sich mit einer – gewiss utopischen! – Lösung aller anderen Konflikte, der Streit um Jerusalem von selbst lösen würde?! Und: Ist es vielleicht die Forderung nach der Lösung eines Konflikts, die Konflikte immer wieder neu anheizt? Man bedenke: Eine Lösung fordert, dass Menschen sich festlegen, Entscheidungen treffen, deren Folgen nicht selten kommende Generationen zu tragen haben. Friedensverhandlungen, deren Ziel ein Endstatusabkommen ist, schüren Misstrauen, Ängste und gar Aggressionen. Wäre es angesichts der Realitäten unserer Psyche und unserer Umgebung nicht viel förderlicher für Ruhe und Frieden, weniger Konfliktlösungen zu fordern, als Konflikte ganz bewusst zu managen? Konkret würde das für die Lage in Nahost bedeuten, pompöse Friedensinitiativen auf Eis zu legen und in kleinen, für alle Beteiligten überschaubaren Schritten, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Mörderischer Hass auf Israel Trotz dieser Überlegungen bleibt aber, dass die Auseinandersetzung um den jüdischen Staat Israel Ursachen hat, die ihn einzigartig machen. Es gibt keinen anderen Staat auf der Erde, dessen Vernichtung von einem Mit-UN-Mitglied offen gefordert, seit Jahren propagiert und zum Staatsziel erhoben wird. Bemerkenswert ist, mit welcher Gelassenheit diese Hetze von der Mehrheit aller anderen UN-Mitglieder hingenommen wird. Der mörderische Hass, der das Volk Israel seit Beginn seiner Existenz begleitet, ist beispiellos. Er fand seinen ersten Ausdruck im Bemühen des ägyptischen Pharao, die neugeborenen Söhne der Hebräer den Nilkrokodilen vorzuwerfen. Die Vernichtungskampagne des persischen Großwesirs Haman, die im biblischen Buch Ester nachgezeichnet wird, war ein erster Tiefpunkt. Rational kaum begründbar zieht sich dieser Hass durch die antike Judenfeindschaft, über das christliche Mittelalter bis hin zum rassistisch definierten Antisemitismus der Neuzeit mit seinen grauenhaften Folgen. Seit 1988 erklärt die Islamische Widerstandsbewegung in ihrer Charta: „Der Tag des letzten Gerichts wird nicht kommen, bis die Muslime die Juden bekämpfen und töten, bis sich die Juden hinter Felsen und Bäumen verstecken, die rufen werden: Muslim! Hier versteckt sich ein Jude hinter mir. Komm und töte ihn!“ Damit fordert die Hamas nicht nur ein Ende der Besatzung Palästinas, nicht nur ein Ende des Staates Israel, sondern die Vernichtung des jüdischen Volkes weltweit. Zu bedenken ist, dass dies ein Zitat aus der Überlieferung der Aussprüche und Handlungen des Propheten Mohammed ist, die für Muslime weltweit neben dem Koran normativen Charakter besitzt. Allumfassender Friede aus der Höhe „Osseh Schalom BiMeromav“ – Der Friede schafft in der Höhe – „Hu Ja’asseh Schalom Aleinu“ – Er mache Frieden über uns! Das ist der Ruf des jüdischen Kaddisch -Gebets. Damit wenden sich die jüdischen Beter ab von irdischen Vorstellungen und immanenten Erlösungsangeboten. Ziel ist nicht ein politisch von Menschen ausgehandelter Frieden. Es geht um den allumfassenden, wirklich tiefenwirksamen Schalom aus der Höhe. Schon bei politischer Ruhe versagen menschliche Bemühungen ganz offensichtlich, wenn der eigentliche Grund für die Unruhe in heiligen Schriften liegt, die von den Unruhestiftern als göttliche Offenbarung betrachtet werden. Deshalb bleibt als Einziger, der wirklich Frieden schaffen kann, auch der „in der Höhe“: „Er schaffe Frieden über uns und über ganz Israel! Dazu“, so schließt das Kaddisch , „sage man Amen!“ © Johannes Gerloff, Christlicher Medienverbund KEP, www.israelnetz.com ZUM LEBEN 52 | Sehnsuchtsvolles Ausgabe 2 | 3 2016 Ziel christlicher Sehnsucht: Das irdische oder das himmlische Jerusalem? von Johannes Gerloff, Jerusalem Aber wie sieht das für Christen aus? Sagt das Neue Testament nicht von Abraham, dass er ein „Fremdling“ war „in dem verheißenen Lande“ und deshalb „wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Hebräer 11,9f.)? Müssen die Leute des Neuen Bundes nicht mit dem Schreiber der Hebräerbriefes (11,16) sagen: „Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen“? Zumal sich der Autor des Hebräerbriefes nicht an Heidenchristen, sondern ausdrücklich an „hebräische“ Jesus-Nachfolger richtete, wenn er schrieb: „Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte. Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem!“ (Hebräer 12,18.22). Deshalb behaupten heute viele Christen, das irdische Jerusalem habe für Christen – abgesehen von einer historischen – keinerlei Bedeutung mehr. Sie verweisen auf die Allegorie des Paulus: „Hagar bedeutet den Berg Sinai in Arabien und ist ein Gleichnis für das jetzige Jerusalem, das mit seinen Kindern in der Knechtschaft lebt. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; das ist unsre Mutter“ (Galater 4,25f.). Die heute von Israelis und Arabern, Muslimen und Juden, so heiß umstrittene Stadt sei für Christus-Gläubige eine Stadt wie jede andere. Spätestens seit der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten sei doch die Zeit gekommen, dass man „weder auf dem Berg Garizim noch in Jerusalem den Vater anbeten“ müsse, sondern „im Geist und in der Wahrheit“ (Johannes 4,21.24). Das sind Fragen, Anfragen, denen sich jeder Jerusalem-Pilger, jeder Wallfahrer im Hei- Deshalb hatte Paulus „Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn“ (2. Korinther 5,8). An anderer Stelle schrie © Alex_Vinci – shutterstock.com Haupt, Höhepunkt, Gipfel aller Freuden soll die Stadt Jerusalem sein, meinte der Psalmist im alten Israel. Er drohte Gläubigen die schlimmsten Verkrüppelungen an, sollten sie dies vergessen. Bis heute prägt diese Wertung der Stadt auf dem Bergrücken zwischen Mittelmeer und Totem Meer das Denken, Beten und Sehnen des jüdischen Volkes. Bei jeder jüdischen Hochzeit zertritt der Bräutigam ein Glas und gelobt: „Wenn ich dich, Jerusalem, vergesse, verdorre meine Rechte…“ (Psalm 137,5f.). per als „Leib der Sünde“ (Römer 6,6), der gezeichnet ist von Krankheit und Tod (Markus 5,29). Unser Körper ist „verweslich“ (1. Korinther 15,42.50.53.54), ein „sterblicher Leib“ (Römer 6,12; 8,11; 1. Korinther 15,53f; 2. Korinther 4,11). Jesus benutzte das Wort „Leib“, wenn er sagte: „Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier“ (Lukas 17,37). Auch an anderen Stellen im Neuen Testament wird einfach vom „Leib“ gesprochen, wenn ganz offensichtlich ein „toter Körper“, ein „Leichnam“ gemeint ist (Johannes 19,31; Apostelgeschichte 9,40). Illusionslos beschrieb Paulus unseren irdischen Körper als „fern von dem Herrn“ (2. Korinther 5,6) und erklärte, dass „Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können“ (1. Korinther 15,50). Jerusalem wird unter dem neuen Himmel auf der neuen Erde zu finden sein, mit Mauern und Toren und einem Marktplatz, ganz neu, ganz anders, ganz makellos – aber doch erkennbar als die Stadt Jerusalem! ligen Land, jeder Israel-Freund stellen muss! Andererseits – und das ist das Problem für die Kritiker der christlichen „Jerusalem-Euphorie“ – hat Jesus nicht vom himmlischen, sondern ganz offensichtlich vom irdischen Jerusalem gesagt, es sei „die Stadt des großen Königs“ (Matthäus 5,35). Bis ins letzte Buch des Neuen Testaments hinein wird das irdische Jerusalem als „die heilige“ (Matthäus 4,5; 27,53; Offenbarung 11,2) und „geliebte Stadt“ (Offenbarung 20,9) bezeichnet. Ein Vergleich kann möglicherweise einen Ausweg aus dieser „Zwickmühle“ weisen. Das Neue Testament beschreibt unseren Kör- er auf: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?!“ (Römer 7,24). Paulus wusste, dass auch wir, „die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, in uns selbst seufzen und uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes sehnen“ (Römer 8,23). Im Laufe der Kirchengeschichte gab es deshalb immer wieder Menschen, die ihren irdischen Leib verachteten. Ihr ganzes Streben galt dem künftigen, himmlischen Auferstehungsleib, der im Neuen Testament als „unsterblich“ (1. Korinther 15,53f.), „unverweslich“ (1. Korinther 15,42.52-54), „in Herrlichkeit“ | 53 und „in Kraft“ (1. Korinther 15,43), das heißt, in der ungebrochenen Gegenwart Gottes, beschrieben wird. Über dieser Aussicht vergaßen viele die Bedeutung des irdischen Leibes. Dabei hatte Jesus mehr als einmal irdische Körper geheilt und der Judasbrief berichtet gar, dass sich der Erzengel Michael mit dem Teufel „um den Leichnam des Mose“ stritt (Vers 9). Jesus hatte vor der Gefahr gewarnt, dass „dein ganzer Leib wird in die Hölle geworfen“ wird (Matthäus 5,29f.). Paulus ermahnte seine Leser: „Gebt nicht der Sünde eure Glieder hin als Waffen der Ungerechtigkeit“ (Römer 6,13). Vielmehr sollte der irdische Leib ein Opfer sein, „das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist“ (Römer 12,1) und für seinen eigenen Körper hoffte der Apostel, „dass Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod“ (Philipper 1,20). Christen in der antiken Weltstadt Korinth meinten anhand der biblischen Auferstehungshoffnung jede Libertinage rechtfertigen zu können: Wenn der irdische Körper sowieso vergänglich ist, warum dann die Mühe um eine Beherrschung dessen, was sowieso für Geier und Würmer bestimmt ist? Dem hielt der Apostel engagiert entgegen: „Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Ihr seid teuer erkauft, darum preist Gott mit eurem Leibe!“ (1. Korinther 6,19f.). Paulus glaubte nicht etwa an eine in der griechischen Philosophie verankerte Unsterblichkeit der Seele. Er war davon überzeugt: „Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt“ (Römer 8,10). Unser irdischer Körper hat Ewigkeitshoffnung! Deshalb erbat Paulus für die Christen in Thessalonich auch: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus“ (1. Thessalonicher 5,23). Der Apostel war sich dessen bewusst, dass der Messias Jesus „durch den Tod seines sterblichen Leibes“ Menschen mit Gott versöhnt hat, um sie „heilig und untadelig und makellos vor sein Angesicht“ zu stellen (Kolosser 1,22). Und nicht nur der Leib von Jesus hat in der Theologie des Paulus eine Heilsbedeutung, sondern auch sein eigener sterblicher Körper. So konnte er sich freuen „in den Leiden, die ich für euch leide“, wie er der Gemeinde in Kolossä erklärte, „denn ich erstatte an meinem Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt“ (Kolosser 1,24). Wer heute über Kontinuität und Diskontinuität zwischen unserem jetzigen Körper und unserem Auferstehungsleib nachdenkt, kann fast nur spekulieren. Nur der Auferstehungsleib Jesu gibt uns einigen Aufschluss, denn immerhin soll unser „nichtiger Leib“ so verwandelt werden, „dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe“ (Philipper 3,21). Entscheidend ist, dass das Grab von Jesus nach der Auferstehung leer war. Das bedeutet, dass nicht etwa seine Seele von einem irdischen Leib in eine neue Hülle schlüpfte, sondern der alte, sterbliche, zerschlagene, zu Tode gefolterte Körper auferweckt und verwandelt wurde. Der neue Körper von Jesus war sichtbar und – wenngleich zuweilen mit Schwierigkeiten – erkennbar. Der Auferstandene war nicht an Raum und Zeit gebunden, aber sein Leib war Materie. Der Unterschied zwischen „natürlichem“ und „geistlichem“ Leib kann nicht als Unterschied zwischen „materiell“ und „immateriell“ erklärt werden. Jesus war nach seiner Auferstehung nicht etwa ein Geist. Seinen schockierten Jüngern rief er entgegen: „Was seid ihr so erschrocken? Seht meine Hände und meine Füße, ich bin’s selber. Fasst mich an und seht.“ Die Jünger konnten den auferstandenen Herrn betasten und er aß mit ihnen. Er gab sich ihnen zu erkennen, indem er ihnen an seinen Händen und Füßen die Folgen der erlittenen Folter zeigte (Lukas 24,38-43). Der Auferstehungsleib war ganz neu, ganz anders, aber irgendwie immer noch erkennbar gezeichnet davon, was er in der Zeit vor der Auferstehung erlebt hatte. Ein für alle Mal brandmarkt Paulus jegliche Leibverachtung und Körperfeindlichkeit als Irrweg: „Es sind Gebote und Lehren von Menschen, die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbsterwählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, dass sie den Leib nicht schonen; sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch“ (Kolosser 2,23). Gilt für die Beziehung zwischen dem irdischen und dem himmlischen Jerusalem vielleicht Ähnliches? Gewiss, das himmlische Jerusalem wird ganz neu sein. Es wird nicht von Menschen erbaut werden, sondern „von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann“ (Offenbarung 21,2). Das biblische Zeugnis ist eindeutig, dass das neue Jerusalem aus anderen Baumaterialien hergestellt sein wird, und dass es darin keinen Tempel und weder Sonne noch Mond gibt, „denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm“ (Offenbarung 21,23). Doch genau wie das alte Jerusalem bezeichnet der Seher Johannes das neue Jerusalem als „die heilige Stadt“ (Offenbarung 21,2.10; 22,19). Und die Heilige Stadt, die von Gott auf die neue Erde herniederkommt, ist nicht etwa nur ganz allgemein „die Stadt Gottes“, sondern erkennbar Jerusalem. Über den Ewigkeitsbestand anderer Städte kann man nur spekulieren. Jerusalem wird unter dem neuen Himmel auf der neuen Erde zu finden sein, mit Mauern und Toren und einem Marktplatz, ganz neu, ganz anders, ganz makellos – aber doch erkennbar als die Stadt Jerusalem! Paulus hat darauf aufmerksam gemacht, dass Irdisches und Himmlisches untrennbar miteinander verbunden ist: „Wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen“ (1. Korinther 15,49); und auch, dass das Irdische dem Himmlischen notwendig vorausgehen muss, dass das Himmlische vom Irdischen abhängig ist: „Der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; danach der geistliche“ (1. Korinther 15,46). In der hebräischen Grammatik gibt es nicht nur einen Singular (Einzahl) und einen Plural (Mehrzahl), sondern auch noch einen Dual, eine „Zweizahl“. So heißen zum Beispiel (zwei) Augen „einajim“, (zwei) Ohren „osnajim“, (zwei) Hände „jadajim“ und (zwei) Füße „raglajim“. Rabbinische Lehrer verweisen darauf, dass die grammatikalische Form des hebräischen Namens Jerusalems, „Jeruschalajim“, ein Dual, eine Zweiheit, ist. Wie der geistliche Leib einen natürlichen voraussetzt, setzt das himmlische Jerusalem ein irdisches voraus. Der Talmud (Traktat Ta’anit 5a) überliefert ein Wort von Rabbi Jochanan: „Der Heilige, gelobt sei Er, sagt: ‚Ich werde nicht in das himmlische Jerusalem einziehen, bis ich in das irdische Jerusalem einziehen kann‘“. Die Frage, ob es ein himmlisches Jerusalem gibt, beantwortet der Rabbi mit einem Zitat aus Psalm 122,3: „Selbstverständlich, denn es steht geschrieben, ‚Jerusalem ist gebaut als eine Stadt, die zusammengefügt ist‘“ aus einer irdischen und einer himmlischen Komponente. Das alte, heute sichtbare, oftmals so unbequeme, unfreie und unvollkommene Jerusalem ist untrennbar verbunden mit seinem himmlischen Pendant. © Johannes Gerloff, Christlicher Medienver ZUM LEBEN 54 | Unvergessliches Ausgabe 2 | 3 2016 „Vergesse ich dich, Jerusalem...“ Warum Jerusalem dem jüdischen Volk so wichtig ist von Johannes Gerloff, Jerusalem In Richtung Jerusalem sollte man beten. Das lernt jedes Kind in der Schule, mindestens in Israel. So hat es der alte König Salomo bei der Einweihung des ersten jüdischen Tempels gelehrt. Dafür hat der biblische Prophet Daniel sein Leben aufs Spiel gesetzt. Dreimal am Tage betete er am offenen Fenster in Richtung Jerusalem. Deshalb lehrt der Talmud, dass man „in einem Raum, der keine Fenster hat, nicht beten sollte“ (Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 34b). Seit Jahrtausenden beten orthodoxe Juden in aller Welt wenigstens dreimal täglich nach jeder Mahlzeit: „Baue Jerusalem, die Heilige Stadt, schnell in unseren Tagen!“ Ihr gesamter Tagesablauf, alle Gottesdienste, der Jahreszyklus und die biblischen Feste des Judentums sind geprägt von der Sehnsucht nach Jerusalem. Das Denken bibel- und traditionsgläubiger Juden ist durchdrungen von dem Bewusstsein, das im Psalm 137 zum Ausdruck kommt: „An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten“ (Vers 1). In Babel stehen dem Menschen alle Möglichkeiten off en. Wie in Ägypten kann er den Boden bearbeiten, „seinen Samen säen und selbst tränken wie in einem Garten“ (5. Mose 11,10). Wenn die Menschen ihre Kräfte nicht durch Uneinigkeit aufreiben oder aufgrund ihrer Faulheit brach liegen lassen, ist Babylon das Land, in dem Erfolg garantiert ist. Die regelmäßige Wasserversorgung durch die Ströme Euphrat und Tigris ist, neben dem schon in 1. Mose 11,3 erwähnten Erdharz, bis heute die Grundlage für den Reichtum des Zweistromlandes. So ist „Babel“ der biblische Inbegriff für Macht, Reichtum, Herrlichkeit, Üppigkeit, Schönheit, Weisheit und Kunst. Babylon wohnt „an großen Wassern“ und hat deshalb „große Schätze“ (Jeremia 51,13). Das in der Bibel beschriebene Babel ist Inbegriff von Kultur und Zivilisation, die „Zarte und Verwöhnte“ (Jesaja 47,1), in der sich der Mensch „einen Namen macht“ (1. Mose 11,4). In Babel beweist er sich selbst, der Welt und Gott, was er aus eigener Kraft kann. Angesichts der Errungenschaften des „schönsten unter den Königreichen“ (Jesaja 13,19) muss selbst der Schöpfergott zugeben: „...nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun“ (1. Mose 11,6). Das biblische Babylon ist das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, ganz im Gegensatz zu „Zion“. Mose machte die Israeliten schon in der Wüste darauf aufmerksam, dass das „gelobte Land“, im Gegensatz zu Ägypten und Babylon, bergig ist und nur vom Regen und Tau des Himmels getränkt wird (5. Mose 11,10ff). Im Land Israel kann der Mensch seinen ganzen Fleiß, all sein Wissen und Können in den Erdboden stecken. Am Ende bleibt er doch auf den Segen Gottes, den Regen, angewiesen. In Israel kann der Mensch aus eigener Kraft nichts zustande bringen, weil es ein Land ist, „auf das der Herr, dein Gott, achthat“ (5. Mose 11,12). In Babylon oder Ägypten kann man vom Zustand des Landes und dem Erfolg seiner Menschen auf den Fleiß oder das Können der Arbeiter zurück schließen. Im Israelland dagegen hängt alles an der Zuwendung Gottes. Und zu der Zeit, als die Israeliten „an den Wassern von Babel saßen“, war Zion auch noch „wie ein Acker gepflügt“, Jerusalem „zum Steinhaufen“ und „der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps“ geworden (Jeremia 26,18). Die rabbinischen Schriftausleger hören schon im Namen „Zion“ die „Ziah“, die Trockenheit, das verdorrte Land, die Steppe – gerade auch in Psalm 137, Vers 1, der mit „den Strömen Babels“ beginnt. Von der Herrlichkeit der Gottesstadt war jedenfalls nichts übriggeblieben. Die schlimmsten Erwartungen der Propheten waren schreckliche Wirklichkeit geworden. „Juda liegt jämmerlich da, seine Städte sind verschmachtet. Sie sitzen trauernd auf der Erde, und in Jerusalem ist nichts als lautes Klagen“ (Jeremia 14,2). Die Leute lagen auf den Gassen Jerusalems, vom Schwert und Hunger hingestreckt, und niemand konnte sie begraben, sie und ihre Frauen, Söhne und Töchter (Jeremia 14,16). Es sind nur Verrückte, die weinen, wenn sie an Zion denken, noch dazu während sie an den „Wassern von Babel“ sitzen. Oder sind es diejenigen, die wissen, was selbst noch das zerstörte Zion in den Augen Gottes darstellt? Welche Pläne und Absichten der lebendige Gott mit diesem „vergessenen und von aller Welt verlassenen judäischen Bergnest“ hat, wie es ein christlicher Pilger in der Mitte des 19. Jahrhunderts charakterisierte? Die geistlichen Leiter des jüdischen Volkes waren sich dessen bewusst, wie leicht man „Zion“ vergisst. Sie unternahmen alles, um die Erinnerung an Jerusalem im jüdischen Volk wachzuhalten. Deshalb sollte eine jüdische Frau niemals all ihren Schmuck zur gleichen Zeit tragen. Deshalb sollte auch das schönste Haus an irgendeiner Stelle, am besten in der Nähe des Eingangs, unvollkommen gelassen Ihre Erinnerungen an Jerusalem wären zum „Prinzip Zion“ vergeistlicht, ihre Sehnsucht existenzial uminterpretiert und damit politisch korrekt in die rechten Bahnen geleitet worden. Nur noch im stillen Kämmerlein hätten sie die „Herzenstüren“ in Richtung (des theologischen Konzeptes) „Zion“ geöffnet... | 55 Ausgabe 2 | 3 2016 werden, zum Beispiel durch das Fehlen eines Stückes Verputz. Deshalb sollen auch beim rauschendsten Festbankett bewusst ein oder zwei Speisen ausgelassen werden (vergleiche den Babylonischen Talmud, Traktat Baba Batra 60b). All das, um auszuschließen, dass irdische Vollkommenheiten und Schönheiten darüber hinweg täuschen, dass erst im auferbauten Zion vollkommene Freude möglich ist. Die jüdischen Gelehrten wussten schon im Altertum, dass Jerusalem nichts menschlich Attraktives, weder „die Früchte des Sees Genezareth“, noch „die Thermalquellen von Tiberias“, zu bieten hat (Babylonischer Talmud, Traktat Pesahim 8b). Nur den vom Geist Gottes geeichten Augen und dem von der Liebe Gottes getränkten Herzen ist die in den talmudischen Schriften so hoch gepriesene Schönheit Jerusalems sichtbar. Deshalb hängten die Juden ganz bewusst „ihre Harfen an die Weiden dort im Lande“ (Psalm 137,2). Bis zum heutigen Tage ist aus diesem Grunde in orthodoxen Synagogen keine Instrumentalmusik zu hören. Die Babylonier, von denen die Israeliten gefangen gehalten wurden, dienten zwar selbst nicht dem Gott Israels. Aber sie gehörten auch nicht zu denen, die anderen ihre eigene Kultur und ihre eigenen Glaubensüberzeugungen aufzuzwingen suchten, nicht einmal Besiegten. Vielmehr forderten sie die jüdischen Exulanten auf, ihre eigene Kultur und Religion mitzubringen und weiterzuentwickeln: Bringt das, was euch euer Gott anvertraut hat, mit ein in unsere Kultur! Macht uns bekannt mit dem, was euer Leben und eure Vorstellungen prägt! „Singt uns ein Lied von Zion!“ (Psalm 137,3) Immerhin ist die bis heute grundlegende Traditionssammlung des Judentums, der Babylonische Talmud, im Zweistromland entstanden. Babel ist nicht nur das Land der unbegrenzten Möglichkeiten im materiellen Bereich, sondern auch ein „Markt der unbegrenzten religiösen Möglichkeiten“. In Babel ist alles erlaubt, wird alles toleriert. Niemand muss seinen Gott, seinen Glauben, seine Erfahrungen, Wünsche oder Vorstellungen zugunsten einer einheitlich vorgeschriebenen Staatsreligion zurückstellen. Toleranz ist die alles tragende Religion Babylons. Spätestens hier wird deutlich, dass es nur die wirklich „Verrückten“, die „starrsinnigen Fundamentalisten“ sind, die nicht anders können, als die Bibel wörtlich zu nehmen und dieser so wohlmeinenden Aufforderung zu entgegnen: „Wie könnten wir des Herrn Lied singen in fremdem Lande?“ (Psalm 137,4). Wären die Gefangenen damals in Babylon „rechte Christen“ und nicht „jüdische Starrköpfe“ gewesen, hätten sie dieses Angebot schleunigst beim Schopf ergriffen. Ihre Erinnerungen an Jerusalem wären zum „Prinzip Zion“ vergeistlicht, ihre Sehnsucht existenzial uminterpretiert und damit politisch korrekt in die rechten Bahnen geleitet worden. Nur noch im stillen Kämmerlein hätten sie die „Herzenstüren“ in Richtung (des theologischen Konzeptes) „Zion“ geöffnet... Doch die Sänger des Psalms 137 hatten auch an den „Wassern von Babylon“ nicht vergessen, dass Freude nur vollkommen sein kann, wenn Jerusalem auferbaut, das Volk Israel mit dem Land Israel vereint ist und Zion, das heißt die Stadt Jerusalem im Lande Judäa, seinem von Gott bestimmten Zweck dient. Sie wussten: „Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte“ (Psalm 137,5). Wenn Gott etwas Entscheidendes tut, dann sieht der biblische Sprachgebrauch ihn das mit „seiner Rechten“ tun. Mit „seiner Rechten“ hat der Schöpfer „den Himmel ausgespannt“ (Jesaja 48,13) und Israel aus Ägypten erlöst (2. Mose 15,6.12). Die „Rechte“ des Herrn ist aus Moses Sicht der Ursprung der Tora (5. Mose 33,2). Nicht militärische Macht oder taktische Schläue haben den Israeliten zu ihrem Land verholfen, „sondern deine Rechte, dein Arm und das Licht deines Angesichts“ hat Zion erworben (Psalm 44,4; 78,54). Der gläubige Israelit weiß, wenn sein Gott hilft, errettet oder erlöst, das heißt, „Heil schafft“, dann tut er das mit seiner „rechten Hand“. Er weiß um die Zusage seines Gottes, „ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit“ (Jesaja 41,10) und antwortet ihm darauf: „Meine Seele hängt an dir; deine rechte Hand hält mich“ (Psalm 63,9). Denn Gottes „rechte Hand“ pflanzt, erfreut, stärkt, herrscht und richtet „voll Gerechtigkeit“. Und wenn der Gott Israels sich gegen sein Volk wendet, dann hat er „seine rechte Hand zurückgezogen“ oder „seine rechte Hand... geführt wie ein Widersacher“ (Klagelieder 2,3f.). Dieser alttestamentlich-jüdische Sprachgebrauch zieht sich bis ins Neue Testament hinein, wenn die Apostel vom Messias Jesus sagen, dass „Gott [ihn] durch seine rechte Hand erhöht [hat] zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben“ (Apostelgeschichte 5,31). Deshalb schwört der lebendige Gott „bei seiner Rechten“, ja, „die rechte Hand“ Gottes steht für ihn selbst. Deshalb singt man „mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten“: „Die Rechte des Herrn behält den Sieg! Die Rechte des Herrn ist erhöht; die Rechte des Herrn behält den Sieg!“ (Psalm 118,15f.). Was die Heilige Schrift über die Bedeutung der „rechten Hand“ Gottes für das Handeln Gottes aussagt, das gilt auch für die „rechte Hand“ eines Menschen. Wenn ein Mensch erfolgreich sein will, dann muss er sein Werk mit seiner „rechten Hand“ auf die rechte Weise vollbringen. Und wenn ein Mensch erfolgreich war, dann hat er das mit seiner „rechten Hand“ geschafft. Die „rechte Hand“ von Menschen spielt in der Bibel eine entscheidende Rolle beim Segnen, beim Unterscheiden, bei der Reinigung und beim Gutes tun. Deshalb ist auch entscheidend, dass „der Herr... dein Schatten über deiner rechten Hand“ ist (Psalm 121,5). Darüber hinaus sehen jüdische Rabbiner einen Zusammenhang zwischen „meiner Rechten“ (yemini) und dem Wort „leha’amin“. Das hebräische Verb „leha’amin“ bedeutet „vertrauen, treu sein, jemandem etwas zutrauen, glauben“. Es bezeichnet die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Von daher erstaunt es wenig, wenn der biblische Sprachgebrauch an manchen Stellen die „rechte Hand“ eines Menschen als das Organ bezeichnet, durch das Gott mit einem Menschen Verbindung aufnimmt und kommuniziert. Im 137. Psalm „vergisst“ die „rechte Hand“, so wörtlich übersetzt, ihre Funktion, wenn sie Jerusalem vergisst. Wie ein welkendes Blatt verdorrt sie und fällt schließlich ab. Damit wird einem Menschen jede Möglichkeit genommen, in den Augen der Menschen, aber auch in den Augen Gottes, etwas zu schaffen, das als „Erfolg“ oder gar „Frucht“ bezeichnet werden könnte. Ja aber, wird jetzt so mancher Bibelleser einwenden, kann man das denn so absolut sagen, dass einem, der Jerusalem vergisst, jede Möglichkeit genommen wird, erfolgreich zu sein? Und hat Gott nach den ersten Aussagen der Heiligen Schrift nicht durch sein Wort geschaffen? Ja, das stimmt! Und deshalb vergessen die „Zionisten“ an den „Wassern von Babylon“ auch nicht hinzuzufügen: „Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein“ (Psalm 137,6). Nach dem hebräischen Urtext soll Jerusalem nicht etwa nur die „höchste Freude“, oder, um im biblischen Sprachgebrauch zu bleiben, der „Kopf meiner Freude“ sein. Jegliche Möglichkeit, etwas zu schaffen, sei es durch das „Wort“ oder die „rechte Hand“, soll mir genommen sein, wenn ich Jerusalem nicht erhebe „über das Haupt meiner Freude“ hinaus, das heißt, wenn Jerusalem nicht alle nur denkbaren, irdischen und geistlichen, Freuden übersteigt. © Johannes Gerloff, Christlicher Medienverbund KEP 56 | Heilsbringendes Ausgabe 2 | 3 2016 Der Auszug aus dem Land des Todes Symbolische Speisen und Wein kennzeichnen das festliche Seder-Mahl Der Auszug aus Ägypten ist das Urgeschehen des Erlösungshandelns Gottes. In der Festwoche vom 15. bis 21. Nissan gedenkt das Volk Israel daran, wie Gott es im Gericht bewahrt und aus dem Land der Knechtschaft und des Todes herausgeführt hat. Das Passahfest begann in diesem Jahr am Abend des 22. April und endete in Israel am 29. April. Bis zur Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 nach Christus wurde am Vorabend des Festes ein Lamm für jede Familie geschlachtet, genau nach Vorschrift (2. Mose 12). Sein Blut war in Ägypten an den Türrahmen gestrichen worden und hatte den Würgeengel, der alle Erstgeborenen in Ägypten tötete, veranlasst, an den Häusern der Israeliten „vorüberzugehen“. Das hebräische Wort für „überspringen“, „übergehen“, „auslassen“ ist „passach“. Daher kommt das Wort „Pessach“, „Passah“, „Passahfest“ – oder auch die griechische Bezeichnung „Pas‘cha“ für Ostern. Der römisch-jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus berichtet, wie in den letzten Jahren des Tempels in Jerusalem an einem Fest noch mehr als eine viertel Million Passahlämmer geopfert wurden (Jüdische Kriege vi.9.3). Abgesehen von wenigen Ausnahmen – etwa bei der Volksgruppe der Samaritaner , die jedes Jahr auf dem Berg Garizim in Samaria ihr Passahopfer darbringt – wurde das Tieropfer mittlerweile durch Symbole ersetzt, wenn das jüdische Volk am Abend des 14. Nissan den „Sederabend“ feiert. „Seder“ ist die „Ordnung“, der zufolge dieser Abend begangen wird. Im Rahmen eines festlichen Mahls werden symbolische Speisen verzehrt – ganz bewusst lässig auf die Seite gelehnt, als freie Menschen. Sklaven müssen im Angesicht ihrer Herren aufrecht stehen. Auf dem Tisch liegen drei ungesäuerte Brote, „Matzen“ genannt. Im Mittelpunkt steht der Sederteller mit einem gekochten Ei, einem Knochen, dem so genannten „Charoset“, Salat und Petersilie, bitteren Kräutern und Salzwasser. Das „Charoset“, ein süßes Gemisch aus geriebenen Äpfeln, Nüssen, Wein und Zimt, soll an den Lehm erinnern, mit dem die hebräischen Sklaven in Ägypten Ziegel herstellen mussten. Die bitteren Kräuter, meist Meerrettich, symbolisieren die Härte der Sklaverei. Das Salzwasser erinnert an die Tränen, die bei alledem vergossen wurden. Das Ei steht nach jüdischer Vorstellung für die besonderen Opfer der Festzeit. Der Knochen erinnert an das Lamm, das geschlachtet wurde, dem dabei aber kein Knochen gebrochen werden durfte. Petersilie und Salat stellen die Verbindung zum Frühling her. Während des Mahls werden vier Becher Wein getrunken. Ein fünfter Kelch wartet auf den Propheten Elia, den Vorgänger des Messias. Zu Beginn des Abends steht die Frage des Jüngsten: „Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen?“ Die Sederliturgie, die „Pessach-Hagadda“ (übersetzt: „Pessach-Erzählung“), beantwortet diese Frage mit Zitaten aus den Heiligen Schriften, spielerischen Gesängen und Texten aus der jüdischen Tradition. Der ganze Abend ist darauf ausgerichtet, allen Anwesenden die Einzelheiten des Heilshandelns Gottes so einzuprägen, als sei jeder selbst aus Ägypten ausgezogen. Im Andenken an die Eile des Auszugs soll das jüdische Volk eine Woche lang nichts essen, das einen Gärungsprozess durchlaufen hat. Das Gebot, dass „keinerlei Gesäuertes in deinen Häusern zu finden sein“ soll (2. Mose 12,19), wird sehr genau genommen und ist Anlass für einen gründlichen und stressreichen Frühjahrsputz. Sorgfältig wird alles Gesäuerte bis auf den letzten Krümel verbrannt. Der Sabbat, der dem Passahfest vorausgeht, ist bekannt als „Schabbat HaGadol“, „der große Sabbat“. In diesem Jahr war das der 16. April. Im Gottesdienst am „Schabbat HaGadol“ wird ein Abschnitt aus dem Propheten Maleachi (3,4–24) verlesen. Nachmittags erklären die Rabbiner die speziellen Gebote für Pessach. Am Sabbat während des Passafests wird das Hohelied Salomos verlesen. Unmittelbar im Anschluss an Pessach feiern die nordafrikanischen Juden – und in den letzten Jahren immer mehr Israelis mit ihnen – das traditionelle Maimuna-Fest mit symbolischen Speisen. Nach der Überlieferung fällt es auf den Todestag des Vaters des mittelalterlichen jüdischen Philosophen Moses Maimonides, der einige Zeit in der marokkanischen Stadt Fes lebte. © Atomer turjeman – fotolia.com von Johannes Gerloff, Jerusalem Tierisches | 57 Ausgabe 2 | 3 2016 Tierschutz in den jüdischen Schriften eine Betrachtung von Uwe Dziuballa, Chemnitz Der Schabbat, an dem der Wochenabschnitt Beschlich gelesen wird, heißt Schabbat Schira, „des Gesanges“. An diesem Schabbat wird das „Lied des Meeres“ erwähnt. Mosche und die Kinder Israels danken Gott für das göttliche Wunder der Spaltung des Schilfmeeres, aus dem sie trockenen Fußes das sichere Ufer erreichen konnten. Es gibt für Israel nichts wichtigeres, als sich dankbar für die Errettung aus der Not zu erweisen. In unserer Schirra heißt es: „Und sie glaubten an Gott und an Mosche, seinen Diener, da sangen sie … „as jaschir“ zur rechten Zeit. Die Betonung auf das Singen zur rechten Zeit ist hier besonders wichtig. Hätten sie gleich nach ihrem Auszug aus Mizraim gesungen, hätte man ihnen vorwerfen können: „Danken sollt ihr eigentlich dem Pharao, denn er hat euch aus Ägypten frei gelassen: Schaut wie mächtig er ist, eine ganze Armee, die ist noch vorhanden, während ihr in der Wüste umherirrt. Jetzt aber, da die ganze Armee Pharaos im Meer versunken ist, war es wahrscheinlich an der Zeit zu singen: „Aschira I’aschem“. Der Schabbat Schira fällt zeitlich in die Nähe von TuBischwat, dem Neujahr der Bäume. Aufgrund einer Agada gedenkt man der Geschöpfe, besonders der Vögel des Himmels, indem man ihnen Futter zur Nahrung vorlegt. Es heißt nämlich, dass, als Mosche kundgetan hat, dass am Schabbat das himmlische Brot, das Manna, nicht zu finden sein wird, zwei seiner Kontrahenten, Dothan und Abiram, um Mosche unglaubwürdig zu machen, heimlich Manna nahmen, das sie eigens aufbewahrt hatten und es auf den Feldern auslegten. Als aber am Morgen einige Kleingläubige vom Volke hinausgingen, um „einzusammeln“, fanden sie nichts. Es heißt, dass die Vögel des Himmels die Ankündigung Moses einlösen wollten und alles Manna von den Feldern wegnahmen. Auf diese Weise haben sich die Vögel des Himmels verdient gemacht; sie sollen am Schabbat Schira ihren „Lohn“ erhalten. Aber nicht nur am Schabbat Schira soll man „Zaar baalej chaim“, Tierquälerei, meiden und gut zu den Tieren sein. Im Talmud finden wir weitere Beispiele. Man darf sich kein Tier anschaffen, bevor man nicht für seine Nahrung vorgesorgt hat. Ein weiteres Beispiel: Wenn zwei Menschen Hilfe brauchen, einer beim Aufladen, der Andere beim Abladen, soll man dem beim Abladen zuerst helfen, weil man dabei sowohl einem Mitmenschen als auch einem Tier hilft. Wenn aber derjenige, dem man beim Aufladen helfen soll, ein Feind ist, dann soll man zuerst ihm helfen, um somit die Feindschaft zu beenden. Um der Tiere willen darf in manchen Fällen sogar das Schabbatgebot verletzt werden. Wenn das Tier beispielsweise ins Wasser oder in eine Grube fällt, so darf man es am Schabbat aus dieser misslichen Lage befreien. Man darf das Vieh am Schabbat, eventuell durch einen Nichtjuden, melken, weil ansonsten dem Tier Schmerz bereitet würde (Schulchan Aruch 87,9). Ebenso finden wir in Schulchan Aruch 191: Es ist von der Tora verboten, Tiere zu quälen. Im Gegenteil, man muss jedes Tier aus seiner Qual retten, selbst ein herrenloses. Wenn Tiere umgekehrt den Menschen quälen oder der Mensch sie zur Heilung braucht, darf er sie sogar töten, da die Tora erlaubt hat, zu schächten – also, zu töten. Aber das Schächten ist eine mildere Tötung für das Vieh. Es wird gelehrt: Es gibt drei Verdienste, die im Jenseits belohnt werden … das dritte ist die Schonung der Tiere. Das Schächtgebot wird im Judentum sehr streng eingehalten. Man darf Fleisch nur von reinen und geschächteten Tieren genießen. Gejagtes Wild ist strengstens verboten! Ein Jude darf kein Jäger sein und Tiere erschießen, es ist eine grausame Qual. Wir dürfen kein „Verendetes“ und auf dem Felde von Tieren „Zerrissenes“ zu uns nehmen. Eine Speise, die man nicht essen darf, nennen wir darum auch Trefa, „Zerrissenes“. Für uns Juden ist es ein Hauptelement unseres religiösen Brauchtums. Wer uns am Schächten hindern will, der trifft uns an empfindlicher Stelle. Das Schächten verbieten zu wollen, gehörte schon sehr früh in Steinbock Ein Gedi am r Toten Mee Foto: Jürgen Werth zu den antisemitischen Maßnahmen, um jüdisches Leben unmöglich zu machen. Mag sein, dass diejenigen, die ein Schächtverbot fordern, wirklich die Tiere schützen wollen. Dann sollen sie sich genauestens erkundigen, was das ist und weshalb. Beim Schächten, wenn es vorschriftsmäßig durchgeführt wird, fühlt das Tier so gut wie keinen Schmerz. Im Zusammenhang mit dem Schabbat Schira ist ebenfalls zu erwähnen, dass jegliche Kreatur Lobgesänge auf Gott anstimmt. Der „Perek Schira“, der uralte Midrasch, der in sechs Abschnitte unterteilt ist, nennt zunächst Himmel und Erde, dann Bäume und Gemüse, drittens Kriechtiere, dann die Vögel, das Vieh und schließlich die anderen Tiere, wie diese den Schöpfer für die ihnen verliehenen Formen und Eigenschaften loben und preisen. uwedziuballa@aol.com Seit 2000 in Chemnitz; mit über 5000 Jahren Erfahrung SCHALOM RESTAURANT Heinrich-Zille-Straße 15 · 09111 Chemnitz mobil: 0172 . 91 50 345 www.schalom-chemnitz.de Entdecken Sie unsere koschere Küche! 58 | Hilfreiches Ausgabe 2 | 3 2016 Neues von den Handwerkerdiensten in Israel Dank für Eure Gebetsunterstützung während unseres Israeleinsatzes vom 20. März bis 17. April 2016. von Hanna & Wilfried Schwotzer, Berlin Schalom Ihr lieben Beter, ganz herzlichen Wir sind uns ganz sicher, dass wir getragen wurden. Gott kennt unsere Schwächen. So stellte er den Sächsischen Israelfreunden (SIF) für sechs Wochen Henrike Oberländer zur Seite. Sie kommt aus dem Allgäu und hat ein großes Herz für Israel. Mit Handwerk hat sie wenig am Hut, aber sie spricht fließend Hebräisch und Englisch, kann gut organisieren, singt gern und spielt gut Gitarre. Sie führte sehr viele Telefonate, erledigte behördliche Aufgaben, dolmetschte bei Einkäufen, Besuchen und handwerklichen Vorbereitungen. Wenn sie dann den Israelis von der Arbeit der Sächsischen Israelfreunde erzählte, kam großes Staunen und die Antwort war oft: „Kol HaKawod – Alle Achtung!“ Unsere neue Unterkunft in Givat Ye’arim liegt ca. 17 Kilometer westlich von Jerusalem. Als wir dort ankamen, begrüßte uns die Unsere neue Unterkunft in Givat Ye’arim Bettwäsche von ca. 20 abgereisten Handwerkern. Die Waschmaschine lief z.T. von früh bis abends. Am zweiten Tag kam ein Hilferuf aus Maor bei Hadera. Das liegt ca. 100 Kilometer entfernt. So packten wir drei unser Bettzeug ein und fuhren für zwei Tage nach Maor. Dort entsteht eine weitere Unterkunft für die Handwerker weiter im Norden Israels. Ein zusätzlich angereister Maler hatte noch viel Arbeit und wir drei machten uns ans Putzen. Trotz Widerstände in der Ortsverwaltung konnte dieses neue Heim an die Gojim, die Heiden, vermietet werden. Das ehemalige Haus des Rabbiners stand neun Monate leer und war sehr heruntergekommen. Mit heißem Wasser, viel Chemie, Hochdruckreiniger, Spachtel, Schrubber usw. wurde es langsam sauber, hell, freundlich und benutzbar. Zugleich sei es auch eine Verpflichtung, diesen Ort vor den Herrn zu bringen und hier in Maor ein „Wohlgeruch Christi“ (2. Korinther 2,15) unter den Menschen zu sein, sagte uns Henoch Ackermann. Zurück in Givat Ye’arim gab es noch viel zu ordnen, zu organisieren und zu erkunden. Jetzt haben die Handwerker Unterkunft, Material und Arbeitsmittel endlich zusammen an einem Ort in einem wunderschönen Haus. Das erleichtert den Dienst sehr. | 59 Ausgabe 2 | 3 2016 Hände zum Leben Handwerkerdienste in Israel Besuchsdienste Xhesi und Hanna in Sderot Überblick Israel Besuch im Kuhstall in Beit Rimon auf der Jerusalemer Altstadtmauer In den ersten zwei Wochen wollten wir ursprünglich Urlaub und Besuche machen. Doch da Ruth und Jochen Peter, die Koordinatoren für die ganze Arbeit, durch Krankheit ausgefallen sind, haben wir angeboten, zu helfen. Für Urlaub war da keine Zeit, nur für ein paar Besuche. So haben wir die Zeit in Maor genutzt, um Chaja in Hadera zu besuchen. Sie hatte uns im vergangenen Jahr für unseren Enkel Max selbstgestrickte Babyschuhe geschenkt. Die Fotos von ihm wollten wir ihr gern zeigen. Henrike hat übersetzt und so erfuhren wir noch mehr von ihrer bewegenden Geschichte. Chaja ist Holocaustüberlebende und war auch Passagierin auf dem Schiff „Exodus“, mit der sie ca. neun Monate unterwegs war. In Bat Yam besuchten wir Familie Katz, bei der wir im auch im vergangenen Jahr gearbeitet haben. Die Wiedersehensfreude war groß. Danach ging es weiter nach Beer Sheva, um Xhesi wieder zu sehen und von ihrer Arbeit zu hören. Ihr Herz brennt für Jesus und sie studiert an der Ben Gurion Universität. Zurück ging es dann am nächsten Tag über Sderot. Wir sollten dort ein paar Wohnungen ansehen, um die Arbeit der Handwerkergruppe im Mai vorzubereiten. Das war leider so nicht möglich. Wir wurden aber ganz herzlich mit Kaffee und frischem Gebäck willkommen geheißen. Anschließend lernten wir Sderot kennen. So besuchten wir die Polizeistation mit einer großen Sammlung von Raketenschrott, der von Hamas-Raketen aus dem Gazastreifen stammt, die auf oder um den Ort niedergegangen sind. Wir konnten auch die größte Jeschiwa für Militärangehörige besuchen. Das ist eine Bibelhochschule, an der sich männliche Soldaten dem Studium der Thora widmen. Von deren Dachterrasse hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den Ort. Von einer nahen Anhöhe, auf der sich eine Gedenkstätte befindet, konnten wir auf den Gazastreifen blicken. Das alles hat uns sehr beeindruckt, besonders wenn man nur an den letzten Gazakonflikt im Sommer 2014 zurückdenkt. Die Menschen dort leben ihren ganz normalen Alltag. Doch sie wissen, dass sie bei Raketenalarm nur 15 Sekunden Zeit haben, um in einem Bunker Schutz zu suchen, … aber nach fünf Minuten geht das Leben weiter. Am Ende dieser Woche konnten wir einer Einladung zum Schabbat in Beit Rimon bei Nazareth folgen. Dort hatten wir im vergangenen Jahr eine Familie kennengelernt. Als wir von unserer Arbeit erzählten, luden sie uns spontan nach Hause ein. So gingen wir 60 | Hilfreiches Ausgabe 2 | 3 2016 gemeinsam in die Synagoge und feierten in der Familie Schabbat mit Lesung, Gebet, Kiddusch und einem mehrgängigem leckeren Menü. Das Erzählen haben sie uns leicht gemacht. Ascher, ein Freund der Familie, sprach Deutsch. Da am Schabbat im ganzen Ort kein Auto fährt, ließen wir unseres draußen vor dem Tor des Ortes stehen, um dann am Nachmittag zurück fahren zu können. Am 3. März reiste unsere Gruppe an. Der große Teil kam am Abend, zwei gegen Mitternacht und zwei gegen Morgen auf dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv an und wir holten sie dort ab – eine Fahrstrecke von jeweils ca. 45 Minuten. Der Dienst der SIF-Handwerker findet an drei verschiedenen Orten statt. Es hat sich gut bewährt, den Anfang und die Wochenenden gemeinsam zu verbringen. So waren wir am ersten Tag mit auf der Jerusalemer Altstadtmauer. Die Gruppe „NeverBeSilent“ um den holländischen TV-Produzenten Bart Repko und dessen Frau Joke trifft sich täglich 8.45 Uhr mit Interessierten aus aller Welt am Jaffator, – außer am Schabbat – um von dort aus auf der Mauer Jerusalems zu wandern und Gottes Verheißungen zu proklamieren. Er erklärt, warum sie das tun. In Jesaja 62,6+7 steht: „O Jerusalem, ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht einen Augenblick schweigen sollen. Die ihr den Herrn erinnern sollt, gönnt euch keine Ruhe! Und lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem [wieder] aufrichtet, und bis er es zum Ruhm auf Erden setzt!“ Dazu werden wir aufgefordert. Wir beten viel für alles Mögliche in der Welt: Hunger, Krieg, Terror, Ausgrenzung, Flüchtlinge, Christenverfolgung, Bewahrung der Schöpfung etc. …, aber wir werden speziell aufgefordert: „Betet um Frieden für Jerusalem! Gut gehen soll es allen, die dich lieben.“ (Psalm 122,6) – eine Aufforderung an uns alle! Anschließend ging es durch die Altstadt mit Stopp an der Klagemauer, zum Geldumtausch, Falafelessen und selbstverständlich mit jeder Gruppe zur Holocaustgedenkstädte Yad Vashem. Das ist zeitlich, physisch und psychisch ein Mammutprogramm. Nach dem gemeinsamen Abendessen reiste die erste Gruppe von fünf Personen nach Maor ab, die zweite am nächsten Tag nach dem Frühstück nach Katzrin auf dem Golan. Unser gemeinsames tägliches Programm begann um 7:00 Uhr mit Andacht und 8:00 Uhr Frühstück. In der Andachtszeit beschäftigten sich die Gruppen mit den Kapiteln 9 bis 11 des Römerbriefes, Johannes Gerloff zu treffen. Eine Gruppe mit Behinderten aus Sachsen hatte ihn für diesen Abend ins Hotel Ramat Rachel eingeladen und wir konnten mit hinzukommen. Wir staunten, wie bibelkundig diese Menschen waren. Johannes Gerloff hat es sehr gut verstanden, die Behinderten, unseren Handwerkerdienst, die Situation im Land, den biblischen Hintergrund und jüdisches Verständnis zu verbinden. Andachtszeit der die bleibende Erwählung Israels und das Verhältnis der Gemeinde Jesu zum Volk Gottes klarstellt. Das ist auch der Thema es Buches des Theologen, Nahostkorrespondenten der KEP und häufigen Referenten der sächsischen Israelkonferenzen, Johannes Gerloff, „Verflucht und von Christus getrennt?“. Um 9:00 Uhr ging es dann los zu den Baustellen in Ma’ale Adumim und in Jerusalem. Wir waren bei Holocaustüberlebenden und Bedürftigen. Bei einer Familie leben die Enkelkinder mit den Großeltern gemeinsam in einer sehr kleinen Wohnung. Der Vater der Kinder ist gestorben und die krebskranke Mutter in der Ukraine ist nicht transportfähig. Das alles ist so schon sehr schwer, doch Reisegruppe mit behinderten Menschen aus Sachsen Am ersten gemeinsamen Wochenende trafen sich die Gruppen in Maor am neuen Haus, um es zu besichtigen. Anschließend waren alle zu einem Basar bei Holocaustüberlebenden in Pardesia bei Hadera eingeladen. Wir wurden mit Musik begrüßt und sangen und tanzten sogleich mit. Wir hatten gute Gespräche mit den Bewohnern und manche von uns konnten einiges auf dem Basar erwerben. Enkelkinder wohnen bei den Großeltern wenn man den Zustand der Wohnung bei unserer Ankunft gesehen hat, war klar, was zu tun war. Da war Schimmel zu bekämpfen, der durch Feuchtigkeit im Winter, undichte Dächer und Wasserschäden entstanden ist. Es gab lose Farbreste zu entfernen, Löcher zu verspachteln und dann natürlich die Räume neu zu streichen. Als die Arbeit fertig war und wir in leuchtende Gesichter schauen konnten, ist uns das Lohn genug gewesen. „Tröstet, trösten mein Volk!“, spricht euer Gott. (Jesaja 40,1) Das ist unser Auftrag. Auch neue Freundschaften sind dabei entstanden und wir wurden eingeladen, wieder zu kommen. Oft waren wir abends erst nach 19.00 Uhr zurück. Da blieb kaum Zeit für Ausflüge nach Jerusalem. Nur an einem Abend haben wir die Gelegenheit genutzt, Friedhof für gefallene israelische Soldaten Danach fuhren wir noch zum Baden ans Mittelmeer. Von dort ging es weiter nach Haifa, wo wir einen Stopp am Friedhof für gefallene israelische Soldaten machten. Die Gräber dort sind ganz anders als bei uns gestaltet. Es gibt Grünpflanzen und parkähnliche Anlagen. Beim Hindurchgehen kam eine Frau, wahrscheinlich die Tochter von Holocaustüberlebenden, auf eine Frau unserer Gruppe zu und sprach sie an. Henrike erzählte von uns und unserer Arbeit. Daraufhin sagte die Israelin: „Ich habe vergeben.“ und ging sehr tief bewegt weiter… – wir auch. Unser Ziel an diesem Tag war die Jugendherberge Poriya am See Genezareth. Inzwischen war es | 61 Ausgabe 2 | 3 2016 Hände zum Leben Handwerkerdienste in Israel Schabbat. Im großen Speiseraum wartete ein sehr reichhaltiges Buffet mit leckeren orientalischen Speisen auf uns. Am nächsten Tag besuchten wir in Tiberias die Messianische Pniel-Gemeinde. Dort trafen wir wieder auf Henoch, der einen Teil der Gruppe mit in Tel Henoch Aviv abgeholt und sie am ersten Tag begleitet hat. Er wohnt auch in Maor, kümmert sich um Holocaustüberlebende und arbeitet mit den SIF zusammen. Er kommt mit seiner Familie nach Tiberias zum Gottesdienst. Außer der hebräischen Sprache war der Gottesdienst gar nicht viel anders wie bei uns in einer Gemeinde – mit viel Lobpreis und Anbetung. Man hat sich wie zuhause gefühlt. Bevor wir uns wieder für eine Woche verabschiedeten, haben wir noch das Baden im See Genezareth genossen. Am letzten gemeinsamen Wochenende war erst einmal Saubermachen angesagt, das Werkzeug war zu reinigen und aufzuräumen. Dann war endlich Gelegenheit, nach Jerusalem zu fahren und Einkäufe zu erledigen. Schließlich gab es ja auch Wünsche aus der Heimat! Ein Besuch auf dem großen Markt Mahane Jehuda in der Jerusalemer Neustadt gehört unbedingt dazu! Die Vielfalt und Farbenpracht der Auslagen sowie das gesamte Markttreiben sind immer wieder ein Erlebnis. an der Klagemauer Abends waren wir an der Klagemauer verabredet, wo wir dem Volk Gottes in besonderer Weise nahe sein konnten. Dann ging es zur jüdischen Hilfsorganisation Hineni (dt: Hier bin ich), die von dem in Holland geborenen Benjamin Philip geleitet wird und sich um Opfer von Terroranschlägen kümmert, aber auch Menschen hilft, ihre jüdische Identität zu finden und zu leben. Dort haben die die SIF schon viele Arbeitseinsätze geleistet. Auch die März-Gruppe besuchte Hineni und besichtigte dort einen Thoraschrein. Die SIF wurden gebeten, beim Umzug des Schrankes zu helfen. Bei dieser Gelegenheit richtete Benjamin folgende Worte an die Gruppe: „Jemand hatte damals in Holland eine Prophetie über meinen Vater: Er werde überleben, in Israel Kinder haben, und es werden Nichtjuden kommen, die ihnen (den Israelis) helfen, und die den Weg gemeinsam mit ihnen gehen werden. Danke, Ihr lieben Handwerker und Freunde, dass Ihr Euch gemeinsam mit uns in diesen Dienst einbringt, ‚Weggefährten‘ seines Volkes zu sein!“ Alle waren sehr berührt und sagten zu ihm: „Dass Ihr unsere Hilfe überhaupt annehmt, ist für uns ein Wunder.“ Daraufhin antwortete er schlicht: „Wenn Gottes Wille hier auf Erden geschieht, empfinden wir kleine Menschen das als Wunder.“ ein Bad im Toten Meer um 4.30 Uhr Ruth und Jochen Peter vom Flughafen in Tel Aviv abholen. Das war eine große Freude, die Beiden wieder zu sehen. Ruth hatte eine Behandlungspause und konnte an einem lange geplanten Familientreffen in Israel teilnehmen. Wir sind sehr oft in unseren Gedanken und Gebeten bei den beiden. Der Herr segne und behüte sie! Vier arbeitsreiche und anstrengende Wochen lagen nun hinter uns. Auch Anfechtungen blieben uns nicht erspart. Sie kamen manchmal aus völlig unerwarteter Richtung und brachten uns gelegentlich an unsere Grenzen, aber wir haben einen großen Gott und Herrn. Wir sind dankbar für alle Bewahrungen, für alle Dienste die wir tun durften, für die gute Gemeinschaft, für viele gute Begegnungen mit den Menschen in Israel, dass wir das Land bereisen, die Speisen genießen durften und gesegnet nach Hause fliegen konnten. En Gedi-Wasserfall i Für den Vorabend des Schabbat hatten wir dort das Abschlussessen auch für unsere Gruppe bestellt. Ein Mitarbeiter hat uns durch den Schabbateingang geleitet und uns dessen jüdisch-biblisches Verständnis vermittelt. Wie wird es wohl einmal sein, wenn wir alle – Juden und Christen gemeinsam – die Feste Gottes feiern? Am Schabbat waren wir noch einmal gemeinsam unterwegs zum Toten Meer (Yam haMelach, Salzmeer). In En Gedi sind wir zum berühmten Wasserfall gegangen und erlebten die traumhafte Landschaft, das schöne Wetter, Wüste und Berge – einfach herrlich! Selbstverständlich gehörte auch ein Bad im Toten Meer dazu. Dafür fuhren wir nach En Bokek. Es ist einfach ein Genuss, sich auf das Wasser legen zu können, nichts weiter tun zu müssen und dennoch nicht unterzugehen. Zurück im Quartier ging es ans Kofferpacken, Kassen der Gruppen abrechnen, Einchecken, etwas schlafen und Sächsische Israelfreunde e.V. „Hände zum Leben“ Konto: 90061941 BLZ: 87096124 IBAN: DE16 8709 6124 0090 0619 41 BIC: GENODEF1MIW Kreditinstitut: Volksbank Mittweida eG Spendenzweck: Spenderkreis Besuchs- und Handwerkerdienst Michael Sawitzki Koordination Handwerkerdienste Rochlitzer Straße 6 09236 Claußnitz/Germany Telefon: 0049 (0) 37202 2549 Telefax: 0049 (0) 37202 2553 Mobil: 0049 (0) 172 1004311 Mobil Israel: 00972 (0) 52 6315529 E-Mail: m.sawitzki@zum-leben.de Internet: www.zum-leben.de Überschrift | 1 Ihre christliche Buchhandlung in Schönborn-Dreiwerden Seminare NEUER ONLINESHOP! buchhandlung-fischladen.de Neuheiten! ISBN 978-3-9815429-9-8 9 783981 54299 8 Schalom 2016 - 2017 Dr. Yehuda Bohrer israelisch-sächsischer Kalender mit jüdischem Kalendarium 5777 Schalom 2016 – 2017 israelisch-sächsischer Kalender Kalender mit jüdischem Kalendarium 5777 israelisch-sächsischer Kalender mit jüdischem Kalendarium 5777, DIN A4 Der erste Heshvan ist immer der zweite Neumondtag. Der ursprüngliche Name des Monats war „MarHeshvan“. Jedoch wurde das „Mar“ falsch verstanden bzw. umgedeutet, so dass die Kurzform Heshvan entstand. Sonntag Montag Jom Rischon Dienstag Jom Schenij Mittwoch Jom Schlischij Jom Reviij 30 31 Schalom 2016 - 2017 Im Hebräischen steht „mar“ für bitter, was man darauf bezog, dass in diesem Monat kein Fest gefeiert wird. israelisch-sächsischer Kalender mit jüdischem Kalendarium 5777 28. Tischri 6 5. Heshvan 13 12. Heshvan 20 Har Bental 19. Heshvan Der Har Bental ist ein Vulkan in den Golanhöhen und bietet mit seinen 1.171 Metern Höhe einen hervorragenden Rundumblick zum Hermongebirge und ins fruchtbare Hulethal. 27 29. Tischri 7 6. Heshvan 14 13. Heshvan 21 20. Heshvan 28 1 30. Tischri 2 1. Heshvan 8 7. Heshvan 15 14. Heshvan 22 21. Heshvan 29 9 8. Heshvan 16 15. Heshvan 23 22. Heshvan 30 Das genaue geografische Detail in biblischen Berichten hat die Funktion einer Realitätskontrolle für die biblische Botschaft. Diese zeitlosen geografischen Wegweiser überbrücken die Kluft zwischen einer entfernten Vergangenheit und dem Hier und Jetzt. Sie stellen einen biblischen Mechanismus dar, der es den vom Exil heimkehrenden Juden ermöglicht, biblische Geschichte noch einmal neu zu erleben und an den Ereignissen einer längst vergangenen Zeit teilzunehmen. Abgesehen davon, dass diese Wegweiser den Rahmen für diese Ereignisse bilden, dienen sie auch der insgeheimen Absicht, auf die vor uns liegende Zukunft hinzuweisen. Das genaue geografische Detail in biblischen Berichten hat die Funktion einer Realitätskontrolle für die biblische Botschaft. Diese zeitlosen geografischen Wegweiser überElul 5776 / Tischri 5777brücken die Kluft zwischen einer entfernten Vergangenheit und dem Hier und Jetzt. Sie stellen einen biblischen 30 31 1 2 3 4 5 Mechanismus dar, der es den vom Exil heimkehrenden 4 5 Juden ermöglicht, biblische Geschichte noch einmal 6 7 8 9 10 11 12 neu zu erleben und an den Ereignissen einer längst 11 12 13 14 15 16 17 18 19 vergangenen Zeit teilzunehmen. Abgesehen davon, dass 18 19 20 21 22 23 24diese 25 Wegweiser 26 den Rahmen für diese Ereignisse bilden, 25 26 dienen sie auch der insgeheimen Absicht, auf die vor uns 27 28 29 30 1 2 3 liegende Zukunft hinzuweisen. 2 3 Oktober Schalom – 2017 10,00 EUR2016 und Staffelpreise Heshvan Spuren des Höchsten in seinem Land Spuren des Höchsten in seinem Land Heshvan Sonntag Montag Jom Rischon Dienstag Jom Schenij Mittwoch Jom Schlischij Donnerstag Jom Reviij Jom Chamischij Jom Schischij Freitag Samstag Schabbat Der erste Heshvan ist immer der zweite Neumond- Donnerstag tag. Freitag Samstag Jom Chamischij Jom Schischij 3 2. Heshvan Im 10 9. Heshvan 17 16. Heshvan 24 Schabbat Der ursprüngliche Name des Monats war „MarHeshvan“. Jedoch wurde das „Mar“ falsch verstanden bzw. umgedeutet, so dass die Kurzform Heshvan entstand. 28. Tischri 29. Tischri Hebräischen steht 3. Heshvan 4. Heshvan „mar“ für bitter, was man darauf bezog, dass in diesem Monat kein Fest ge5. Heshvan feiert wird. 10. Heshvan 30. Tischri 1. Heshvan 2. Heshvan 3. Heshvan Edition Kalender 4. Heshvan 6. Heshvan 7. Heshvan 8. Heshvan 9. Heshvan 10. Heshvan 11. Heshvan 13. Heshvan 14. Heshvan 15. Heshvan 16. Heshvan 17. Heshvan 18. Heshvan 20. Heshvan 21. Heshvan 22. Heshvan 23. Heshvan 24. Heshvan 25. Heshvan 27. Heshvan 28. Heshvan 29. Heshvan 1. Kislew 2. Kislew 11. Heshvan 12. Heshvan 17. Heshvan 18. Heshvan Har Bental 19. Heshvan Der Har Bental ist ein Vulkan in den Golanhöhen und bietet mit seinen 1.171 Metern Höhe einen her- 23. Heshvan vorragenden 24. Heshvan 25. Heshvan Rundumblick 1 zum Hermongebirge und ins fruchtbare Hulethal. 26. Heshvan 3. Kislew Foto: Har Bental 26. Heshvan 27. Heshvan 28. Heshvan 29. Heshvan 1. Kislew 2. Kislew 3. Kislew Foto: Har Bental 16,5 x 23 cm, 265 Seiten; 20,00 EUR 10,00 EUR und Staffelpreise -Posterkalender Kalender der Sächsischen Israelfreunde e.V. – www.zum-leben.de | © PhotoZion, C/o John Theodor Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre unter Ichihnenwill wohnen Psalm 119,81 Israel 2017 22,00 EUR zzgl. Porto/Versand Kalender der Sächsischen Israelfreunde e.V. – www.zum-leben.de | © PhotoZion, C/o John Theodor Meine Seele verlangt nach deinem Heil; ich hoffe auf dein Wort. Wundervolles · 60 cm x 120 cm · vier Blätter mit Perforation · wird gerollt geliefert · limitierte Stückzahl Kalender der Sächsischen Israelfreunde e.V. – www.zum-leben.de | © PhotoZion, C/o John Theodor Kalender der Sächsischen Israelfreunde e.V. – www.zum-leben.de | © PhotoZion, C/o John Theodor einziehe! Psalm 24,7 und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Es dürstet meine Seele nach dir, Hesekiel 37,27 mein ganzer Mensch verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist. Psalm 63,2 Judäische Wüste JANUAR OKTOBER FEBRUAR FEBRUAR Sa So Mo Di Mi Do Fr 1 2 7 8 3 4 5 Sa So Mo Di Mi Do Fr 6 9 10 11 12 13 4 5 6 7 1 2 8 9 10 MÄRZ DEZEMBER2015 APRIL Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr 3 4 5 6 7 Jüdisches Viertel, Jerusalem Klagemauer, Jerusalem 3 4 5 MAI 1 2 3 1 2 8 9 10 8 9 10 11 12 13 14 6 JUNI Sa So Mo Di Mi Do Fr 7 6 7 1 2 8 9 10 11 12 3 4 JULI Sa So Mo Di Mi Do Fr 5 3 4 5 6 7 AUGUST Sa So Mo Di Mi Do Fr 1 2 1 2 8 9 8 9 10 11 12 13 14 3 4 5 6 Sa So Mo Di Mi Do Fr 7 5 6 7 3 Goldenes Tor, Jerusalem SEPTEMBER 1 2 8 9 10 11 OKTOBER Sa So Mo Di Mi Do Fr 4 Sa So Mo Di Mi Do Fr 1 2 3 4 5 6 7 8 NOVEMBER 7 1 2 8 9 10 11 12 13 3 4 5 DEZEMBER Sa So Mo Di Mi Do Fr 6 4 5 6 7 1 2 8 9 10 Sa So Mo Di Mi Do Fr 3 1 2 3 4 5 6 7 8 14 15 16 17 18 19 20 11 12 13 14 15 16 17 11 12 13 14 15 16 17 15 16 17 18 19 20 21 13 14 15 16 17 18 19 10 11 12 13 14 15 16 15 16 17 18 19 20 21 12 13 14 15 16 17 18 9 10 11 12 13 14 15 14 15 16 17 18 19 20 11 12 13 14 15 16 17 9 10 11 12 13 14 15 21 22 23 24 25 26 27 18 19 20 21 22 23 24 18 19 20 21 22 23 24 22 23 24 25 26 27 28 20 21 22 23 24 25 26 17 18 19 20 21 22 23 22 23 24 25 26 27 28 19 20 21 22 23 24 25 16 17 18 19 20 21 22 21 22 23 24 25 26 27 18 19 20 21 22 23 24 16 17 18 19 20 21 22 28 29 30 31 25 26 27 28 25 26 27 28 29 30 31 29 30 27 28 29 30 31 24 25 26 27 28 29 30 29 30 31 26 27 28 29 30 31 23 24 25 26 27 28 29 28 29 30 31 25 26 27 28 29 30 30 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Ulrich W. Sahm Kochbuch – Wundersa(h)mes aus Jerusalem Israelisches Orangenhuhn Zutaten: let 400 g Hühnerbrustfi 2 EL Olivenöl 1 Zwiebel 2 TL Dijonsenf 1 EL Stärke n) ¼ EL Zimt (gemahle n) ¼ EL Ingwer (gemahle 3 EL Sherry (trocken) 150 ml Orangensaft Salz, Pfeffer 2 Orangen Man schneidet das Hühnerbrustfilet in Streifen. Dann dünstet man die in Ringe geschnittene Zwiebel im Öl an. Senf, Stärke, Zimt und Ingwer werden vermischt und zusammen mit dem Sherry zu einer glatten Paste verrührt, anschließend mit Orangensaft umgerührt. Das Hühnerbrustfilet wird in der Pfanne angebraten. Dann gießt man das überschüssige Öl ab und gibt die Orangensaftmischung hinzu. Alles wird gut durchgerührt und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Man bringt alles zum Kochen, reduziert die Hitze und lässt alles abgedeckt ca. 20 Min. köcheln. Zum Schluss gibt man die Orangenfilets hinzu und lässt das Gericht weitere 2-3 Min. köcheln. Serviert wird das Orangenhuhn mit Reis. 69 Das „private“ Kochbuch von Ulrich Sahm, mit Rezepten, die er seinen Gästen in Jerusalem präsentiert, mitsamt einem kulinarischen Rundgang durch die biblische, jüdische, muslimische und israelische Küche. „Zicklein in der Milch seiner Mutter“, Esaus Linsengericht und in einem letzten Kapitel auch jener Lokus, „Wo König Salomo zu Fuß hinging“. Aus dem Fundus unter dem Lokus der Archäologen kreierte Sahm die „Letzte Mahlzeit des Achiel vom 8. des Av im Jahr 587 vor Christi“. 23 x 13 cm, 100 Seiten, Ringbindung; 20,00 EUR ... Der nahöstliche DNA-Krieg von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Von Kain und Abel über Eteokles und Polyneikes bis Remus und Romulus – Erzählwerke der Antike sind voll von Mord und Totschlag unter Brüdern. Die Aufklärung teilte die Menschheit in „Rassen“ ein, wobei Juden wie Araber zu „Semiten“ erklärt wurden. Völlig ungestört durch Fakten haben sich Ägypter und Marokkaner im 6. Jahrhundert einer Genwäsche unterzogen. Denn erst dann, mit der Annahme des Arabischen, wurden sie zu „Semiten“. Die Juden betrachten sich als Volksstamm und vererben ihr Judentum über die Mutter. Allein die Zugehörigkeit zur Priesterkaste, den Cohanim, vererbt sich über den Vater. Doch an der Hautfarbe sieht man, dass Juden sich seit dem ersten Exil vor 3000 Jahren mit den jeweiligen Lokal-Bevölkerungen vermischt haben, im Jemen, in Äthiopien, in Polen und Russland, im heutigen Irak und anderswo. Moderne Märchen Der Familienname der palästinensischen Cousins aus Jatta bei Hebron, die in Tel Aviv den Terroranschlag mit vier Toten und Dutzenden Verletzten durchgeführt haben, hat mal wieder DNA-Aktivisten mobilisiert. „Mahamra“, so der Name des Clans der Attentäter, bedeutet „Weinmacher“. Da Moslems bekanntlich Alkohol verboten ist, kommen „Experten“ wie Zvi Misinai zu Schluss, dass Bewohner von Jatta, darunter die Terroristen von Tel Aviv, zum Islam konvertierte Juden seien. Um diese These zu stützen, brachte Misinai schon 2012 in einem schmalzigen Youtube-Film die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse des DNA-Labors im Hadassa-Hospital in Jerusalem. Prof. Ariella Oppenheim untersuchte die DNA von Palästinensern und entdeckte typisch „jüdische“ Gene. Manche hätten sogar Gene der „Cohen“, den biblischen Priestern. Das biblische Jutta wurde noch im 4. Jahrhundert von Eusebius als „große jüdische Stadt“ beschrieben. Misinai behauptet, dass Bewohner Jattas an ihren jüdischen Familiennamen festhalten und gewisse jüdische Gebräuche befolgen, ohne ihren Ursprung zu kennen. Sie entzünden Kerzen an Gräbern und legen sich Tefilin (Gebetsriemen) an. Die Moslems täten das als Mittel gegen Kopfschmerzen. Zeitgleich tauchten 2012 auch „wissenschaftliche“ Darstellungen der „anderen Seite“ auf. Die heutigen Juden seien nicht Nachkommen des aus dem heutigen Irak nach Kanaan eingewanderten Eroberers Abraham, sondern im 8. Jahrhundert zum Judentum konvertierte Kusaren. Wo das Judentum herkam, dem sich diese Kusaren angeschlossen hätten, bleibt ein Geheimnis. Die „Forscher“ kamen zum Schluss, dass Benjamin Netanjahu, wie andere europäische Juden, keinerlei „Anrechte“ auf das Land Israel hätten, während „Palästinenser“ die wahren genetischen Nachfahren von Abraham seien und deshalb „Ureinwohner“. Angestoßen hat diese Theorie Mitri Raheb, evangelischer Pastor aus Bethlehem. Weil er „neben“ der Krippe Jesu in Bethlehem wohne, sei er ein Nachfahre des kinderlosen Jesus, während Netanjahu ein „Fremdling“ sei. Pastor Rahebs Behauptung ist besonders absurd, weil das Christentum bekanntlich eine Glaubensreligion ist, der sich jeder anschließen kann. Raheb ist kein besserer oder echterer Christ, weil er aus Bethlehem stammt. Der „Forscher“ Misinai rührt evangelikale Gesprächspartner zu Tränen: Sie sehen in seinen Aktivitäten einen Beweis dafür, dass am Ende die jüdischen Israelis mitsamt ihren palästinensischen Blutsbrüdern an Jesus Christus glauben und so den Frieden sichern würden. Da ist der biblische Mythos realistischer: Kain und Abel zeigen, dass Blutsverwandtschaft keinen Schutz vor Gewalt, Mord und Totschlag bietet. Gänzlich inakzeptabel ist es, mit der von Hitler ad absurdum geführte Rassentheorie politische Ansprüche zu rechtfertigen. Der Genpool ist eine wilde Mischung Der israelische Forscher Jaakov Habakuk hat viele Jahre die Lebensweise der Höhlenbewohner in der Gegend von Hebron erkundet und dazu ein Buch veröffentlicht. Auf Anfrage sagte er, bei diesen „Ureinwohnern“ keinerlei © Zffoto – fotolia.com Genetisches | 63 Ausgabe 2 | 3 2016 Friedensinitiativen, die sich auf Vererbung stützen, statt auf politische Präferenzen, sind zum Scheitern verurteilt. jüdische Spuren entdeckt zu haben. Doch Forscher des Israel-Museums haben bei der Vorbereitung zu einem historisch-biblischen Festmahl entdeckt, dass in dieser Region Keramik in identischen Formen und mit Dekorationen hergestellt würde, wie von Archäologen gefundene Keramik aus biblischer Zeit. Da haben sich Traditionen vererbt. Die meisten Palästinenser sind ebenso wie die meisten Juden erst in den letzten 100 Jahren eingewandert. Man kann es an ihren Familiennamen ablesen. Manche Christen behaupten stolz, ihren Stammbaum bis auf die Kreuzfahrer zurückverfolgen zu können. Auch die waren Eroberer, wie die Griechen unter Alexander dem Großen, Römer, Araber, Perser, Osmanen, Briten und andere. Jeder Eroberer hat Nachfahren hinterlassen. Und von den Sarazenen hinterlassene Gene müssten gemäß diesem Prinzip die Schweizer Politik gegenüber den Arabern mitbestimmen. Wer dieses zurecht als „absurd“ zurückweist, möge genauso nachdenken, ehe er von Semiten und deren Blutbruderschaft redet oder gar – im Sinne der Nürnberger Rassengesetze – von Halb- oder Vierteljuden. Es gibt sie genau so wenig wie Halb- oder Viertel-Schweizer. Oder würde jemand für FDP-Nationalrat Fathi Derder, den Sohn eines Algeriers und einer Walliserin, das Schweizersein halbieren wollen? Wichtig ist nicht der Stammbaum, sondern neben dem Pass das Selbstverständnis. Ein Araber, der sich als Palästinenser empfindet, wird trotz einer jüdischen Ur-Urgroßmutter nicht automatisch zum Israelfreund. Er ist es, wenn überhaupt, nicht aus genetischen Gründen, sondern aus einer persönlichen Entscheidung heraus. Friedensinitiativen, die sich auf Vererbung stützen, statt auf politische Präferenzen, sind zum Scheitern verurteilt. Quelle: Audiatur, mit freundlicher Genehmigung des Autors 64 | Überschrift EBENEZER OPERATION EXODUS Ausgabe 2 | 2016 ALIYAH – DAS VOLK GOTTES KEHRT ZURÜCK! Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir. Ich will deinen Samen vom Osten herführen und dich vom Westen her sammeln. Ich will zum Norden sagen: Gib heraus! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bringe meine Söhne aus der Ferne herbei und meine Töchter vom Ende der Welt. Jesaja 43,5–6 D JOHANNES BARTHEL, NATIONALER KOORDINATOR oben: Gruppe von Olim aus Deutschland bei ihrer Ankunft in Israel ie Rückkehr des Volkes Gottes in das ihnen von Gott zugeteilte Land ist eines der größten Wunder, das wir heutzutage live miterleben dürfen. Selbst Menschen, die nicht an die Bibel als das Wort Gottes glauben, müssen zugeben, dass die Wiederherstellung Israels als Nation, verbunden mit der Heimkehr der Juden aus allen Nationen, einmalig ist und unvergleichlich in der Weltgeschichte. In den letzten Jahren gab es ungewohnte Nachrichten – wir hörten über die Heimkehr der äthiopischen Juden, des Stammes Manasse aus Indien oder jetzt aktuell der Kaifeng-Juden aus China. Viele Christen wunderten sich, dass es dort überhaupt Juden gab. Aber Gott erfüllt nur Sein Wort, in dem Er verheißen hat, niemanden zurückzulassen und sie aus allen Ländern in ihre Heimat Israel zu bringen. Die Zeiten des Exils für die Juden sind vorbei! Seit dem Fall der Sowjetunion kamen Millionen Juden zurück aus diesem Gebiet, das wir allgemein als „Land des Nordens“ bezeichnen. Ebenezer Operation Exodus hat bis heute in dieser Region die meisten Mitarbeiter, die ganz praktisch bei der Aliyah helfen; so konnten wir im Jahr 2015 über 5200 Juden aus den GUSLändern helfen, nach Israel zu kommen. Während wir in den 1990er-Jahren bis 2005 auch mit 176 Schiffsüberfahrten Odessa–Haifa sehr viele Olim mit ihren Besitztümern nach Israel brachten, sind jetzt Flüge das Haupttransportmittel. Was aber in den letzten Jahren geschehen ist, war so vor einiger Zeit kaum absehbar: Die Juden aus dem Westen kehren heim. Bei weltweit etwas über 30 000 Olim im Jahr 2015 war Frankreich mit fast 8000 Rückkehrern das Land, aus dem am meisten Juden ausgewandert sind; erst danach kam die Ukraine und dann Russland. Auch aus Italien, Holland und anderen westlichen Ländern, ja sogar aus Deutschland ist eine Zunahme der Auswanderung um 50 % zu verzeichnen. Die Beteiligung der Christen Das Wort Gottes enthält einige Hinweise, dass wir nicht nur passive Beobachter sein sollten, sondern eine aktive Rolle haben. Jesaja 49,22 ist so eine Stelle, die dies vorhersagt: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will meine Hand zu den Heiden hin erheben und für die Völker mein Banner aufrichten; und sie werden dir deine Söhne im Gewandbausch herbringen, und deine Töchter werden auf der Schulter herbeigetragen werden. rechts: Der Stamm Manasse aus Indien kehrt nach 2.600 Jahren heim. Ebenezer Mitarbeiter sind dabei beteiligt. ZUM LEBEN Im Januar 1991 trafen sich ca. 120 Fürbitter aus verschiedensten Ländern in Jerusalem, um für Israel einzutreten. In der ersten Nacht nach Beginn der Konferenz begann der Golfkrieg und wir mussten des Öfteren mit Gasmasken teilweise über Stunden in Ebenezer Operation Exodus Überschrift | 65 Ausgabe 2 | 2016 speziell abgedichteten Räumen ausharren. Für mich selbst war dies mein erster Aufenthalt in Israel. Während wir damals beteten, sprach Gott ganz klar: Helft meinem Volk, nach Israel heimzukommen! Noch während der Konferenz, die wir als Gründungsdatum für Ebenezer Operation Exodus bezeichnen, sammelten wir unter den Teilnehmern ein Opfer ein; davon wurden die ersten Flüge aus Ungarn bezahlt. Wenige Monate darauf gab es dann schon die erste Schiffsüberfahrt. Seitdem, also jetzt seit 25 Jahren, durften wir über 150 000 Juden helfen, nach Israel zu kommen. In 50 Ländern haben wir Büros oder Vertretungen, in denen wir unsere Hilfe anbieten. Seit zwei Jahren führen wir auch aus Deutschland Aliyah-Gruppenflüge durch; dies hat uns viele Türen geöffnet zu den Juden hier. Für viele von ihnen ist unsere Hilfe bei der Aliyah die erste Begegnung mit bibelgläubigen Christen, und sie staunen, dass Christen sich dafür engagieren. Wir ermutigen sie dadurch, die Weissagungen des Wortes Gottes ernst zu nehmen – insofern ist unser Dienst nicht nur eine Nothilfe für Juden in schwierigen Situationen, sondern ein Anstoß, über ihren eigenen Glauben nachzudenken. Eine Frucht unseres Dienstes ist es auch, dass Christen in ihrem Glauben gestärkt werden, sei es durch ehrenamtliche Mitarbeit oder auf einer unserer Reisen durch das „Land der Verheißung“. Immer wieder hören wir: Mein Glaube an den Gott der Bibel wurde gefestigt, weil ich sehen kann, wie sich jahrtausendealte Prophetien bis ins Detail erfüllen. Vor ein paar Jahren haben wir einige dieser Bibelstellen zu einem kleinen Heft zusammengestellt, es wird von vielen Gebetskreisen gerne benutzt. Wenn Sie möchten, senden wir es Ihnen gerne zu – oder unsere DVD oder das Buch „Operation Exodus“. Wir bieten auch an, in Ihre Gemeinde oder Ihren Gebetskreis zu kommen, um zu berichten über die Heimkehr der Juden aus aller Welt und wie sich Christen daran beteiligen. Jeden Monat versenden wir einen Gebetsbrief mit aktuellen Anliegen und wir freuen uns über neue Fürbitter. Ebenezer Mitarbeiter dienen den Auswanderern am Frankfurter Flughafen mit frischen Obst, Snacks und Getränken Wir lehren aber nicht nur in christlichen Gemeinden; Juden dienen wir auf dreifache Weise: ų Wir suchen jüdische Menschen auf und informieren über die Möglichkeit der Heimkehr. ų Wir unterstützen beim Umzug, z. B. helfen wir beim Packen der Umzugsgüter, bringen die Rückkehrer zum Flughafen oder organisieren Aliyah-Gruppenflüge. ų Unser Büro in Jerusalem dient als Anlaufstelle, wenn die Neueingewanderten Hilfe brauchen. Danke für Ihre Unterstützung, sei es finanziell, durch Gebet oder praktisch. Wir freuen uns mit Ihnen in Kontakt zu kommen. Schalom und Gottes Segen. Wir unterstützen Juden weltweit bei ihrer Rückkehr nach Israel. Als gemeinnützig anerkanntes Hilfswerk sind ihre Spenden an uns steuerlich absetzbar. Bitte geben sie bei einer Überweisung ihre genaue Anschrift an, damit wir ihnen die Spendenbescheinigung zusenden können. Ebenezer Emergency Fund International (Deutschland) e.V Postfach 200204 44632 Herne Fon: 02325 64 77 270 E-Mail: info@ebenezer-international.de Besuchen Sie uns im Internet unter: www.ebenezer-international.org HypoVereinsbank Erlangen IBAN: DE98 7632 0072 0012 2343 25 BIC: HYVEDEMM417 Ein christlicher Dienst, der Juden bei ihrer Rückkehr nach Israel unterstützt GLOSSAR Aliyah nennt man die Einwanderung von Juden aus der Diaspora („Zerstreuung“) nach Israel. Das hebräische Wort bedeutet „Aufstieg“ und wird auch für den Weg nach (dem hoch gelegenen) Jerusalem gebraucht. Olim ist das hebräische Wort für jüdische Menschen, die nach Israel einwandern, also für Menschen, die Aliyah machen. Im Singular ist die männliche Form Oleh, die weibliche Olah. Zu potenziellen Olim halten wir den Kontakt aufrecht und ermutigen sie zur Aliyah. ZUM LEBEN Reisen Sie mit den Sächsischen Israelfreunden nach Israel! 4.-11. Dezember 2016 BotschafterSeminar 2016 Leitung: Michael Schneider Sonntag, 4. Dezember 2016 - Ankunft und Einführung Ankunft am Ben Gurion Flughafen und fahrt nach Jerusalem Einführung durch Johannes Gerloff in die Medienwelt und Israel: „Wie fest reflektieren die Medien die Realität in Israel und inwiefern üben Kirchen Einfluss auf die heutige Politik aus?“ Abendessen und Übernachtung im Hotel „Dan Panorama“ in Jerusalem (5-Sterne-Hotel in Laufnähe zur Altstadt!) 16.-23. Oktober 2016 Laubhüttenfest in Jerusalem Leitung: Wilfried Gotter Sonntag, 16. Oktober 2016 Flug nach Tel Aviv Montag, 17. Oktober 2016 - Feiertag Wanderung im Wadi Kelt, Taufstelle am Jordan, Baden im Toten Meer, Jericho, Tass Saada, ehemaliger Terrorist der PLO, Abendessen im Restaurant, Parade der Nationen – ICEJ-Laubhüttenfest Dienstag, 18. Oktober 2016 Besuch Beit El - Tefillin Fabrik, Rabbi Bohrer in der Laubhütte Lev Haolam mit Nati Rom, ein Aktivist der sich für Produkte aus den „Siedlungen“ stark macht! Shilo - Standort der Bundeslade für fast 400 Jahre, Multimedia-Ausstellung Christliche Zionisten: Friends of Zion Museum in Jerusalem Mittwoch, 19. Oktober 2016 Besuch in Maor - Information zur Handwerkerarbeit der Sächsischen Israelfreunde, Cäsarea - die prächtige Stadt des Herodes am Mittelmeer, Zichron Yaakov - Tour mit einem Bummel durch die Rothschild Gärten, Baden am Dor Strand am Mittelmeer, Weinprobe im Carmel-Weingut in Zichron Donnerstag, 20. Oktober 2016 Priestersegen an der Klagemauer, Herzl-Museum und Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, Mea Shearim Tour im Viertel der streng gläubigen Juden, Machane Yehuda - der jüdische Markt mit seiner Fülle, Jerusalemmarsch - die Nationen ziehen durch Jerusalem, um Solidarität und Segen zu bringen Freitag, 21. Oktober 2016 Die alte Stadt Davids und die Ausgrabungen am Ophel, lassen uns eintauchen in biblische Geschichte. Jüdisches Viertel mit den Vorbereitungen auf den Schabbat Schabbateingang an der Klagemauer – Alles, nur keine Klage! Erew Schabbat bei Familien zuhause in Jerusalem Samstag, 22. Oktober 2016 Ölberg, Garten Gethsemane, Christliches Viertel mit der Via, Dolorosa und orientalischem Basar, Gartengrab - Abendmahl mit Lobpreis von Rikki und Martin Montag, 5. Dezember 2016 - Ist Israel ein Apartheitsstaat? Politische Tour entlang der Sicherheits-/„Apartheit“-Mauer, durch Ost- und Westjerusalem, Besuch im palästinensischen Flüchtlingslager Aida in Bethlehem, Das Israelische Rechtssystem: Besuch im Obersten Gerichtshof Israels. Treffen mit Prof. Yitzhak Englard, ehemaliger Oberrichter Israels Führung durch das Israelische Parlament und Treffen mit Knesset-Abgeordneten, Abendessen und Übernachtung im Hotel „Dan Panorama“ in Jerusalem Dienstag, 6. Dezember 2016 - Sind Siedlungen das Hindernis für den Frieden? Treffen mit Dr. Khalil Shikaki vom Palestinian Center for Policy and Survey Research in Ramallah, Besuch der neuen Palästinenserstadt Rawabi, ein Milliarden-Investitionsprojekt im Westjordanland,Tour durch Samaria zum Berg Garizim mit Blick auf Sichem und das verbrannte Josefsgrab, Treffen mit Nati Rom, einem Aktivisten gegen den Boykott von Waren aus Judäa und Samaria, Blick von Alfei Menashe auf Tel Aviv mit geopolitischer Sicht auf die Lage in Judäa und Samaria, Abendessen und Übernachtung im Hotel „Dan Panorama“ in Jerusalem Mittwoch, 7. Dezember 2016 - Der Tempelberg Jerusalem - warum gibt es dort keine Religionsfreiheit? Führung am oder auf dem Tempelberg mit Rabbi Yehuda Glick, Tempelbergaktivist und Abgeordneter der Knesset, Besuch im Tempelinstitut im Jüdischen Viertel, Diskussion mit einem muslimischen Sheikh in Jerusalem über die Bedeutung des Tempelberges im Islam,Treffen mit Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Hospizes, Vortrag von Chaled Abu Toameh, arabischer Korrespondent der „Jerusalem Post“, Abendessen und Übernachtung im Hotel „Dan Panorama“ in Jerusalem Donnerstag, 8. Dezember 2016 - BDS – Boykott und Israels Wirtschaft: „Wem schadet der Boykott? Fahrt nach Mishor Adumim im Westjordanland und Besuch der Fabrik „Extal“, einer israelischen Firma, in welcher Hunderte Palästinenser arbeiten, Besuch bei „Save the Childs Heart“, wo arabische Kinder kostenlose Herzoperationen in Israel bekommen, Besuch in der Israelisch-Deutschen Handelskammer und Vortrag des Vorsitzenden Grisha Alroi-Arloser über die israelische Wirtschaft, Abendessen und Übernachtung im Hotel „Dan Panorama“ in Jerusalem Freitag, 9. Dezember 2016 - Theologie und Politik – Ist das Volk Israel das auserwählte Volk Gottes? Theologie und Politik – Ist das Volk Israel das auserwählte Volk Gottes? Gespräch mit NGO Monitor, einer Organisation welche „Hilfs- und Friedenswerke“ weltweit beobachtet und versucht rauszufinden, was die Motivationen im Hintergrund der Humanitären Arbeit sind, die Palästinensische Befreiungstheologie und ihren Einfluss auf Christen heute: Besuch bei Sabeel, ein ökumenisches Zentrum für palästinensische Befreiungstheologie, Vortrag von Pastor Wayne Hilsden von der King of Kings Gemeinde, Gespräch mit dem palästinensischen Pastor Steven Khoury und mit David Nekrutman vom Zentrum für Jüdisch-Christliche Verständigung und Zusammenarbeit, Abendessen und Übernachtung im Hotel „Dan Panorama“ in Jerusalem Samstag, 10. Dezember 2016 - Freier Tag, Auswertungsrunde Vortrag von Armeesprecher Major Arye Sharuz Shalicar, aufgewachsen in Berlin als Sohn persischer Juden, Abendessen und Übernachtung im Hotel Dan Panorama in Jerusalem, Möglichkeit zum Besuch eines speziellen Klezmer-Konzerts zum Schabbatausklang Sonntag, 11. Dezember 2016 Transfer zum Flughafen, Rückflug Sonntag, 23. Oktober 2016 Rückflug Flüge: Prague - Tel Aviv Ben Gurion El Al LY 2522 16.10 11:40 (So) 16.10 16:30 Tel Aviv Ben Gurion - Prague El Al LY 2521 23.10 07:15 (So) 23.10 10:30 oder München - Tel Aviv Ben Gurion El Al LY 354 16.10 10:20 (So) 16.10 15:10 Tel Aviv Ben Gurion - München El Al LY 353 23.10 06:00 (So) 23.10 09:15 Flüge: Frankfurt - Tel Aviv Ben Gurion El Al 358 04.12 11:00 - 16:10 Tel Aviv Ben Gurion – Frankfurt El Al LY 355 11.12 14:40 - 18:25 oder Berlin-Schönefeld - Tel Aviv Ben Gurion El Al 2372 04.12 10:55 - 16:05 Tel Aviv Ben Gurion - Berlin-Schönefeld El Al LY 2373 11.12 17:20 - 20:55 oder Prague - Tel Aviv Ben Gurion El Al 2522 04.12 12:25 - 17:15 Tel Aviv Ben Gurion - Prague El Al 2523 11.12 17:50 - 21:10 Preis: 1.630,00 € bei mindestens 35 Teilnehmern Anmeldeadresse und alle weiteren Informationen beim Veranstalter der Reise: Die Israelreisebörse · Schönbacher Marktsteig 22 · 08468 Reichenbach Telefon 03765 719851 · Fax 03765 3090027 · info@israelreise.de · www.israelreise.de Preis: 1.485,00 € bei mindestens 35 Teilnehmern weitere Reiseangebote www.israelreise.de 03. – 16. Oktober 2016 09. – 21. Oktober 2016 4. – 11. Dezember 2016 Studienreise der RPAG Singen & Musizieren Botschafter-Seminar 2016 Studienreise der Religionspädagogischen Arbeitsgemeinschaft (RPAG) des Ev.-luth. Kirchenkreises Uelzen an biblischen Orten mit Michael Schneider (Jerusalem) 19. – 26. Februar 2017 12. - 24. März 2017 23. April – 1. Mai 2017 Zum ersten Mal nach Israel Gemeinde-Israelreise Israelreise des ICF Berlin Viele träumen von einer Israelreise – wir machen es möglich mit unserer besonderen Israelreise. Wir haben ganz bewusst einfache Unterkünfte gewählt um einen richtig guten Preis anbieten zu können: Preis bei mind. 30 Teilnehmern: 1.195,00 € Vom Norden bis zur Negevwüste Der Ölbaum – Wurzel und Zweige Lied über eine besondere „Israel-Tour“ 2015/2016 von Jörg Swoboda am 15./16.02.2016 Diesen Liedtext von Jörg Swoboda, der als Komponist vieler christlicher Lieder zusammen mit Theo Lehmann bekannt ist, drucken wir ganz aktuell hier ab. Die gesungene Version steht auf unserer Website www.zum-leben.de zum Anhören bereit. Wir hoffen, dass dieses Lied nicht nur unter Israel-Reisegruppen weite Verbreitung findet. (LK) 3. Ich sah am Jordan, wie im grünen Land 7. Ich war in Magdala, Marias Stadt, Johannes zögernd noch vor Jesus stand. der Jesus ihre Schuld vergeben hat. Als er ihn taufte, klang vom Himmelsthron: Sie war ein neuer Mensch, war froh und frei Ja, Jesus, du bist mein geliebter Sohn. und ging den neuen Weg und blieb dabei. 4. Kapernaum, hier steht das Petrus-Haus. Als Fischer fuhr er auf den See hinaus. Wo Jesus seine ersten Jünger fand, da zogen sie ihr Netz prallvoll an Land. 8. Ich sah vom Ölberg auf Jerusalem, zog durch die Straßen, doch vor alledem stand ich bewegt und stumm auf Golgatha, sah auch ins leere Grab, Halleluja! Israel-Tour 1. Ich hatte Israel schon lang im Sinn. Dann endlich glückte es, und ich flog hin. Was ich erlebte, das vergess ich nicht, denn seitdem hab ich eine neue Sicht. 5. In Kana war die Hochzeit in Gefahr. Hier wurd’ zu Wein, was vorher Wasser war. Doch noch viel größre Wunder tat er dann. Als Retter aus der Not sah man ihn an. 9. Was ich schon lange weiß, las seinerzeit, kann ich verankern nun in Raum und Zeit, verbinde Worte jetzt mit einem Ort, nahm mehr als Bilder mit, denn ich war dort. 2. Ich konnt vom Toten Meer den Nebo sehn den alten Mose dort ganz oben steh‘n. Er reckte aus den Arm und seine Hand und wies hinüber ins gelobte Land. 6. In Nazareth kam er zu Tode fast. 10. Vor allem bin ich reich, zwar nicht an Geld, So sehr hat man ihn für sein Wort gehasst. das mit der Zeit doch nur im Wert verfällt. Geliebt, verflucht, verfolgt und auch geschätzt, Im Herzen Gottes hab ich einen Platz, ging er nur Gottes Weg bis ganz zuletzt. durch Jesus, denn er ist mein größter Schatz. 68 | Verwässertes Ausgabe 2 | 3 2016 Der Ökumenische Rat der Kirchen und die siebenwöchige Gehirnwäsche des ÖRK bezüglich Palästina, Palästina und noch einmal Palästina fortzuführen – und zwar zum Nachteil der Christen in anderen Regionen des Nahen Ostens, wie bereits in einem früheren Artikel detailliert ausgeführt wurde. Tveit war in Begleitung der Erzbischöfin von Schweden zu einem Gottesdienst in einer Jerusalemer Kirche erschienen, der von dem arabisch-lutherischen Bischof Munib Younan gefeiert wurde, um den Beginn der „Sieben Wochen im Zeichen des Wassers 2016“ zu verkünden. Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, zum Auftakt der Kampagne „Sieben Wochen im Zeichen des Wassers“ in Jerusalem. Foto „Ökumenisches Wassernetzwerk“ von Malcolm Lowe Der 12. Februar 2016 war ein Tag neuer Hoffnung für die leidenden Christen im Nahen Osten. Papst Franziskus aus Rom und Kyrill, der Patriarch von Moskau, trafen sich in Havanna auf Kuba, um eine gemeinsame Erklärung an die Welt herauszugeben. Nachdem sie einander versprochen hatten, die Geschichte der Spaltung zwischen der Westund der Ostkirche neu zu schreiben, setzten sie die gegenwärtige gnadenlose Verfolgung von Christen an oberste Stelle ihrer Agenda: „Unser Blick muss sich zunächst auf jene Regionen der Welt richten, in denen Christen Opfer von Verfolgung werden. In zahlreichen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas werden ganze Familien, Dörfer und Städte unserer Schwestern und Brüder in Christus vollständig ausgelöscht. Ihre Kirchen werden auf barbarische Weise verwüstet und geplündert, ihre sakralen Objekte geschändet und ZUM LEBEN ihre Bauwerke und Denkmäler zerstört …“ Dies waren keine leeren Worte. Das Moskauer Patriarchat hat große Geldsummen von seinen Gläubigen gesammelt, um den verfolgten Christen in Syrien zu helfen. Auch die römisch-katholische Kirche, und dort insbesondere der Orden der Franziskaner, versucht vor Ort in Syrien auf eigene Gefahr das Leid der Menschen zu lindern. Zufälligerweise war der Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Olav Fyske Tveit vor Ort im Nahen Osten. Allerdings war er nicht dort, um Interesse an den christlichen Opfern der islamischen Milizen in Syrien und im Irak zu zeigen. Ebenso wenig nahm er sich für die Verfolgung der Kopten in Ägypten Zeit, die trotz der Bemühungen von Präsident Abd al-Fattah as-Sisi, die Angriffe von Moslems auf christliche Kirchen zu verhindern, immer noch fortdauert. Wie bereits vermutet, kam Tveit nach Jerusalem, um die jahrzehntelange Besessenheit Sollen andere die andächtige, unsinnige Zeremonie beschreiben – konzentrieren wir uns an dieser Stelle lieber auf die „Predigt“ (oder vielmehr auf die pseudo-christliche, politische Standpauke) von Tveit. Auf der Internetseite des ÖRK kann man diese herunterladen. Betrachten wir jedoch erst einmal ein paar grundlegende Definitionen. Regelmäßig verbreitet die palästinensische Propaganda die falsche Behauptung, Israel stehle palästinensisches Wasser. Diese Anschuldigungen wurden bereits mehrfach eindeutig widerlegt und fallen unter die Rubrik der typischen palästinensischen Propagandalügen. Dies kümmert die Propagandisten, die diese Lügen jedem Neuling gegenüber immer wieder herunterbeten, jedoch herzlich wenig. Eine Person, die diese Lügen zum ersten Mal hört – vielleicht aus dem Munde eines palästinensischen Klerikers – und naiv genug ist, sie zu glauben, kann man getrost als einen ahnungslosen Betrogenen bezeichnen. Jeder jedoch, der solche Lügen jahrein, jahraus wiederholt, obwohl er jede Gelegenheit hatte, sich über den wahren Sachverhalt zu informieren, und der sogar einen Langzeit-Mechanismus in Gang setzt, um diese Lügen aufrechtzuerhalten, der ist ein schamloser Lügner. Zu der erstgenannten Kategorie muss man wohl auch Martin Schulz zählen, den sonst eher besonnenen Präsidenten des Europäischen Parlaments, der | 69 Ausgabe 2 | 3 2016 sich zu einem für ihn untypischen, übereilten Urteil verleiten ließ. Dies geschah anlässlich seines Israel-Besuchs im Februar 2014, als er in Ramallah mit einer solchen falschen Behauptung konfrontiert wurde, und zwar durch einen palästinensischen Jugendlichen, ein Opfer des palästinensischen Bildungssystems. Desselben Bildungssystems, das seit zwei Jahrzehnten besteht und das derzeit ganze Wellen verblendeter und irregeführter jugendlicher Terroristen hervorbringt. Aufgewühlt von dem, was er gehört hatte, fügte Schulz diesen Vorwurf noch im letzten Moment einer Rede hinzu, die er vor der Knesset halten sollte. Die israelischen Abgeordneten, die die Lüge sofort als solche erkannten, brachen in Tumult aus und wenige Zeit später verließen einige von ihnen den Saal. Im Nachhinein fügte Schulz der veröffentlichten Fassung seiner Rede einen Vermerk hinzu, in dem er erklärte, dass er lediglich das wiederholt habe, was er gehört hatte, ohne Zeit zur Überprüfung der Fakten gehabt zu haben. Auch der Anführer der Abgeordneten, die den Saal verlassen hatten, Naftali Bennett, reiste nach Brüssel, um sich mit Herrn Schulz zu versöhnen und überreichte ihm sogar eine antike Münze als Zeichen der Freundschaft. Beide Männer hatten erkannt, dass sie Fehler gemacht hatten und beide hatten gebührende Wiedergutmachung geleistet. Neben anderen hat auch der Autor dieses Textes in einem frei verfügbaren Artikel die Wahrheiten und Unwahrheiten in dieser Angelegenheit ausführlich erklärt. Bereits seit Jahrzehnten hat der ÖRK eine Initiative, das sogenannte Ökumenische Wassernetzwerk (ÖWN), das sich mit Wasser im Allgemeinen und mit dem palästinensischen Wasser im Besonderen befasst. Eine derartige Initiative, so sollte man meinen, müsste sich der Widerlegung all der palästinensischen Lügen und unbegründeten Ansprüche in dieser Frage bewusst sein, zumindest seit 2014. Und dennoch wiederholte Tveit sie in seiner sogenannten „Predigt“ froh und munter. Lassen wir jedoch die Schönfärberei von Bibelzitaten und theologischen Plattitüden außer Acht und kommen wir nun zum Kern der „Predigt“, Tveits Anschuldigungen gegen Israel, die er ohne zu zögern dem „palästinensischen Interessensverband EWASH“ für bare Münze abnimmt. Er sagt: „80 Prozent des Grundwassers aus den palästinensischen Bergen wird unterirdisch nach Israel gepumpt und den Palästinensern bleiben lediglich 20 Prozent des verfügbaren Wassers“. Dies ist eine unglaubliche Behauptung: Israel stiehlt 80 Prozent des Wassers der Palästinenser und pumpt es bis nach Israel. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass es ein solches System von Pumpen und Rohrleitungen überhaupt nicht gibt. Die – hier bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte – Wahrheit sieht ganz anders aus. Nahezu die gesamte palästinensische Bevölkerung konzentriert sich auf eine Reihe von Städten und Dörfern in der zentralen, von Nord nach Süd verlaufenden Bergregion (Jenin, Nablus, Ramallah, Bethlehem, Hebron). Durch den vorherrschenden Westwind konzentrieren sich hier auch die Regenfälle. Große Mengen dieser Niederschläge fließen jedoch durch unterirdische Gesteinsschichten entweder Richtung Osten (hauptsächlich nach Jericho) oder Westen, wo sie in Quellen im israelischen Staatsgebiet von vor 1967 wieder zu Tage treten. Der Einzige also, den Tveit für diesen „Diebstahl“ verurteilen kann, ist der Schöpfer dieser Welt. Aber diese Situation ist nicht einzigartig. Vergleichbare Fälle gibt es überall auf der Welt. Die Standardlösung besteht in einer Vereinbarung, aufgrund derer die Nutznießer der Situation einen bestimmten prozentualen Anteil ihres Wasser an diejenigen abgeben, die dort leben, wo die Regenfälle niedergehen. Natürlich gibt es keine Standardformel, um die Prozentzahl zu berechnen, da diese von lokalen Faktoren abhängt. Überdies hat Israel 1955 im Rahmen des Abkommens von Taba genau solch eine Vereinbarung mit den Palästinensern getroffen. In den vergangenen Jahren sind die Niederschläge zurückgegangen und trotzdem leitet Israel weiterhin die vereinbarte Menge Wasser und sogar mehr an die Palästinenser weiter. Mit anderen Worten, der zentrale Vorwurf der Palästinenser – Israel stehle ihr Wasser – ist bereits seit über zwanzig Jahren widerlegt. Dennoch verbreiten palästinensische Propagandisten weiterhin diese Lüge, denn die Wahrheit ist weder für sie, noch für ihr bereitwilliges Publikum von Israel-Hassern, von Bedeutung. Tveit sagt weiter, wobei er abermals EWASH zitiert: „In Ramallah gibt es durchschnittlich mehr Niederschläge als in London. Und dabei beträgt der Pro-Kopf-Wasserverbrauch in London 150 Liter/Tag, im Gegensatz zum dem eines Durchschnitts-Palästinensers mit nur 70 Litern/Tag. In Israel beläuft sich der Wasserverbrauch pro Kopf jedoch auf ganze 300 Liter/Tag.“ Es spielt keine Rolle, ob diese Zahlen richtig oder nur eine weitere Lüge sind. Der Punkt ist, dass die Zahlen ganz und gar unbedeutend sind. Israels Verpflichtung den Palästinensern gegenüber basiert ausschließlich auf den Niederschlagsmengen, die in den Bergen fallen. Inwiefern sich dies auf den Pro-Kopf-Verbrauch auswirkt, hängt von etwas ganz anderem ab: Wie viele Palästinenser gibt es, die Wasser verbrauchen? Die Verpflichtung ist dieselbe – ob die Regionen, die unter der Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde stehen, nur hundert oder hundert Millionen Palästinenser beherbergen. Wenn es das Ziel der Palästinenser ist, ihre Bevölkerungszahl alle zwanzig Jahre zu verdoppeln, wie sie behaupten (ob dies nun der Wahrheit entspricht oder nicht), so liegt dies einzig in ihrer eigenen Verantwortung und nicht in der Israels. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass alle Anschuldigungen gegen Israel bezüglich des Pro-Kopf-Verbrauchs von Wasser null und nichtig sind und unverzüglich zurückgewiesen und nicht weiter beachtet werden sollten. Wann immer Palästinenser Sie mit solchen ProKopf-Daten konfrontieren, was sie ausnahmslos tun, sollten Sie wissen, dass sie versuchen, Sie mit unbedeutenden Informationen zu blenden. Genau wie Tveit es tut. Worüber Tveit hätte nachdenken und worüber er hätte reden sollen, wenn er den Palästinensern ernsthaft helfen wollte, so wäre dies eine Erklärung dazu gewesen, warum die Israelis sich über so viel mehr Wasser pro Kopf freuen können – um die Genialität dessen, wie Israel seine ehemaligen Wasserprobleme gelöst hat, der absoluten Unfähigkeit der Palästinensischen Autonomiebehörde, ihre eigenen Probleme zu lösen, gegenüber zu stellen. Und er hätte die Palästinenser ermahnen sollen, von Israel zu lernen, anstatt Israel sinnlos zu verleumden. In der Tat sollte sein ganzes Ökumenisches Wassernetzwerk, wenn es überhaupt etwas wert ist, das israelische Modell weltweit empfehlen. Bis vor wenigen Jahren unterlag Israel extrem starken Schwankungen hinsichtlich der jährlichen Niederschlagsmengen. Heute hat das Land durch eine Kombination von Gesetzesvorschriften und technologischen Initiativen das Problem gelöst. Recyclingprozesse bereiten heute rund 80 Prozent des Schmutzwassers wieder auf. Neue Entsalzungsanlagen wurden entlang der Mittelmeerküste errichtet, so dass Israel jetzt über eine Fülle von Wasser für sich verfügt. All das kostet natürlich Geld und so ZUM LEBEN 70 | Ausgabe 2 | 3 2016 Anstatt dass die Palästinensische Autonomiebehörde ihre eigenen Rechtsvorschriften durchsetzt, bestellt sie einfach mehr Wasser und Strom aus den israelischen Netzen. Und gleichzeitig bezahlt auch sie ihre Rechnungen nicht: Normalerweise ist sie hunderte Millionen Schekel im Rückstand. Und lassen Sie sich von niemandem durch Behauptungen in die Irre führen, dass israelische Siedlungen im Westjordanland palästinensisches Wasser raubten. Die größten Siedlungsblöcke wurden an das israelische Wassernetz angeschlossen, sie erhalten und bezahlen also auch Wasser aus Israel. Israel gab in den letzten Jahren Hunderte Millionen Dollar aus, um an seiner Mittelmeerküste Wasserentsalzungsanlagen zu bauen, so dass es jetzt Wasser im Überfluss hat. Gleichzeitig verbreiten palästinensische Propagandisten ständig die falschen Anschuldigungen, Israel würde palästinensisches Wasser stehlen. US-Botschafter in Israel, Daniel Shapiro, beim Besuch der Entsalzungsanlage in Hadera am 26. Juli 2012, Foto: US-Botschaft in Tel Aviv. zahlen die Israelis mehr für ihr Wasser. Zudem werden Bußgelder auferlegt, wenn mehr als die per Gesetz für private Haushalte definierte Pro-Kopf-Menge verbraucht wird. Unter der Palästinensischen Autonomiebehörde herrscht das genaue Gegenteil. Bis zu 30 Prozent ihres Wassers, so wird geschätzt, geht bereits in ihren Wasserleitungssystemen verloren. Abwässer laufen ungehemmt auf das Land der Palästinensischen Autonomiebehörde und verschmutzen dieses; ein gewisser Teil davon fließt weiter abwärts und belastet auch Israel. Was recycelt wird, sind – so wie in Tveits Fall – lediglich die schmutzigen alten Wasserlügen. Da die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) an keine Küste grenzt, wurde ihr im Abkommen von Taba zugestanden, die wasserführende Gesteinsschicht im östlichen Gebirge zu erschließen, was sie jedoch so gut wie gar nicht tut. Außerdem zahlt eine sehr große Anzahl der Palästinenser keine Wasserrechnung oder stiehlt das Wasser einfach durch illegale Anschlüsse aus dem öffentlichen Wassernetz. Dasselbe gilt für die palästinensische Elektrizität: Rechnungen werden nicht bezahlt und es erfolgen ungestraft illegale Anschlüsse an das Stromnetz. ZUM LEBEN Die dritte Behauptung, die Tveit von EWASH übernommen hat, ist, dass „in den vergangenen vier Jahren nur 1,5 Prozent der Anträge von Palästinensern zum Bohren von Brunnen und für andere Wasseranlagen in Zone C von den israelischen Behörden genehmigt wurden“. Jeder, der etwas von Hydrologie versteht, sollte dieser Tatsache Beifall zollen, wenn es denn stimmen würde. Zone C (in welcher der Anteil der palästinensischen Bevölkerung immer nur gering war) besteht aus trockenen oder wasserarmen Regionen, in denen Brunnenbohrungen strikt reglementiert werden müssen. Diese Situation zeigt sich auch in Gaza. Hier bilden die natürlichen Felsformationen eine gegenteilige Situation: das in Israel fallende Regenwasser fließt unterirdisch nach Gaza. Dies ist der Grund dafür, dass Gaza für die Dauer vieler Jahrtausende der Menschheitsgeschichte eine fruchtbare Oase war. Seit der Gründung der Palästinensischen Autonomiebehörde 1993 in Gaza (im Rahmen des Oslo-Friedensprozesses) und seit der Machtergreifung der Hamas im Jahr 2007 hat der Wildwuchs unkontrollierter Brunnenbohrungen durch Palästinenser jedoch zu einem Absinken des Grundwasserspiegels und dem Eindringen von Meerwasser in die grundwasserführenden Erdschichten geführt. Dies hat das Grundwasser untrinkbar gemacht. Die Bewohner Gazas haben das Geschenk Gottes, das von Israel genommen und ihnen geschenkt wurde, zerstört. Jetzt importieren sie nur noch Trinkwasser aus dem wasserreichen Israel. Die „Sieben Wochen im Zeichen des Wassers“ des ÖRK sind faktisch sieben Wochen Gehirnwäsche. Wenn das schmutzige Wasser des ÖRK in dessen Mitgliedskirchen fließt, wird es die Köpfe naiver, ignoranter Christen verschmutzen und von pseudochristlichen Israel-Hassern so gierig aufgesogen werden, als ob sie sich einen Schuss einer erstklassigen Droge setzen würden. Was die Nöte der Christen im Nahen Osten betrifft, so wird es dem ÖRK wie gewöhnlich gelingen, sie zugunsten „Palästinas“ von der Tagesordnung zu streichen. Und was Tveit selbst angeht, so hat er nicht länger eine Entschuldigung für die Wiederholung dieser Lügen. Wenn er tatsächlich völlig ahnungslos hinsichtlich der Wahrheit wäre, dann könnte er dies zeigen, indem er seine bisherige Ignoranz eingestehen, Reue zeigen und seine sieben nassen Wochen absagen würde. Wir glauben jedoch nicht, dass so etwas wie eine wahre Einschätzung der Angelegenheit für ihn oder seinesgleichen überhaupt von Interesse ist. Einer der Vorgänger von Tveit, Konrad Raiser, gab tatsächlich einmal zu, dass der ÖRK zu Unrecht die Wahrheit außer Acht gelassen habe. Dies sei, so sagte er, bei dessen Haltung gegenüber sowjetischen Dissidenten der Fall gewesen. In seinem Fall war es jedoch lediglich eine Unterlassungssünde; etwas, das leichter zu bereuen ist. Auf jeden Fall gestand er sie erst dann ein, als er nicht mehr im Amt und die Sowjetunion bereits von der Bildfläche verschwunden war. Der aktuelle Ökumenische Rat der Kirchen hat jedoch seine bewussten Sünden vervielfacht, indem er eine wahre Buchstabensuppe von untergeordneten Netzwerken geschaffen hat, die gegen Israel opponieren: EAPPI, KP, ÖWN, PJP … (ganz zu schweigen von den erfinderischen Titeln, für die sie stehen). Das EAPPI beispielsweise rekrutiert Freiwillige aus Kirchen in der ganzen Welt, um ihnen drei Monate lang die Köpfe mit palästinensischen Unterstellungen vollzustopfen (drei Monate lang – weil dies die längste Zeitspanne ist, die Israel Besuchern zugesteht, die als angebliche Touristen ins Land kommen). Den wohlmeinenden Freiwilligen wird keinerlei Gelegenheit geboten, die Anschuldigungen gegen Israel zu überprüfen. Sie sind dann verpflichtet, weitere drei Monate lang damit zu verbringen, durch ihre eigenen Kirchen zu reisen und diese Beschuldigungen zu wiederholen. Die Wahrheit wird dabei nicht nur ignoriert, sie ist in diesem System schlicht und einfach bedeutungslos. Quelle: Übersetzung Redaktion Audiatur - Zuerst in Englisch erschienen beim Gatestone Institute, New York. Der Autor, Malcolm Lowe, ist ein walisischer Wissenschaftler auf den Spezialgebieten Griechische Philosophie, Neues Testament und interreligiöse Beziehungen. | 71 Ideal für Schüler- und Gemeindeguppen Entdecken Sie in Reichenbach/ Vogtland die Wurzeln des christlichen Glaubens. Bildungs- und Begegnungszentrum Wiesenstraße 62 08468 Reichenbach Telefon: 03765 2573720 (ehemaliges Gelände der Landesgartenschau) VIDEO Film über das Bildungs und Begegnungszentrum online ansehen. 72 | Solidarisches Ausgabe 2 | 3 2016 v. l. Thomas Mersinger, Hanna Mielke, Joachim Posselt, Marlis Gutberlet, Siegfried Wiegand und Helga Sächsische Israelfreunde nahmen am Gedenken des Staates Israel zum Yom HaShoah 2016 in Jerusalem teil ein Bericht von Thomas Mersinger, Eilenburg Beim diesjährigen Maieinsatz der Handwerker der Sächsischen Israelfreunde stand eine besondere Veranstaltung im Fokus der Jerusalemer Gruppe, die uns schon vor der Reise sehr beschäftigte. Wir hatten eine Einladung zur Teilnahme an der offiziellen staatlichen Eröffnungszeremonie des Yom HaShoa, des Märtyrer- und Heldengedenktages, und zur Kranzniederlegung in der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Nicht nur die Hürden bis zum Erhalt der Zutrittsberechtigung sondern vor allem unsere Erwartung, wie wir empfangen werden und wie man ZUM LEBEN uns begegnen wird, steigerten unsere Aufregung deutlich. Wegen der Teilnahme von Regierungsmitgliedern und internationalen Gästen unterlagen diese Veranstaltungen höchsten Sicherheitsstandards. Also wollte man auch von uns wissen, wer kommt. Doch von der Übermittlung der Teilnehmerdaten unserer Gruppe über die Bestellung unseres Kranzes und den Schleifentext darauf bis zu den Zutrittsmodalitäten hat Lothar Klein alles telefonisch und per E-Mail mit Shavit Aharoni-Simons von den Christian Friends of Yad Vashem vorher geklärt. Die Zeremonie begann am 4. Mai um 20.00 Uhr mit Reden von Präsident Reuven Rivlin und Premierminister Benjamin Netanjahu. Danach wurden Erlebnisberichte von sechs Shoa-Überlebenden auf großen Leinwänden gezeigt, die uns sehr berührten und uns unsere Verantwortung deutlich vor Augen malten. Dies zu sehen und zu wissen, dass man zu dem Volk gehört, das dieses große Unrecht begangen hat, hat uns beschämt. Nach jedem der sechs Berichte hat der jeweilige Überlebende eine der großen Flammen entzündet, die jeweils für eine Million ermordeter Juden steht. Sechs Millionen Menschen sind eine riesengroße Zahl, aber wenn man dann die Möglichkeit hat, mit einem Menschen zu sprechen, der die „Hölle der Höllen“ in Auschwitz erlebt und – Gott sei Dank – überlebt | 73 Ausgabe 2 | 3 2016 Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat, dann kann man das Ausmaß dieses Verbrechens und der Not der Opfer nicht mehr erfassen. Eine alte Dame, in deren Wohnung wir Renovierungsarbeiten ausführen durften und die das KZ Auschwitz überlebt, aber dort ihre Eltern und sieben ihrer Geschwister verloren hat, fragte: „Warum wollen Sie das wissen, Sie können es doch nicht verstehen.“ Damit hatte sie Recht. Sie sagte weiter: „Ich kann es nicht vergessen. Kann man denn seine Eltern vergessen? Wir haben kein Grab, an dem wir trauern können. Ich habe nur ein ganz kleines Bild von meinen Eltern, aber immer, wenn ich es ansehe, muss ich wieder daran denken.“ Wie hätten wir sie trösten können? So sagte ich ihr, dass auch wir an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs glauben und für sie beten. Darauf sagte sie uns: „Meine Söhne heißen auch Abraham, Isaak und Jakob.“ Und noch etwas sagte sie uns: „Ich mag das Wort ‚Wiedergutmachung‘ nicht. Es gibt keine Wiedergutmachung. Wie will man denn das, was geschehen ist, wieder gut machen?“ Und später fügte sie hinzu: „Nichtwahr, so etwas darf nie wieder passieren!“ Am nächsten Tag fand 10.00 Uhr die Kranzniederlegung statt. Die Sächsischen Israelfreunde hatten das Vorrecht, auch einen Kranz für die Opfer der Shoa niederlegen zu dürfen. Ausgewählt wurden dafür unsere mit 16 Jahren jüngste Teilnehmerin, Hanna Mielke, und unser mit fast 72 Jahren ältester Teilnehmer, Siegfried Wiegand. Auch hier wieder Aufre- Siegfried Wiegand und Hanna Mielke gung pur. Aber ebenso wie am Vortag war alles bestens organisiert von Shavit Aharoni-Simons: Die Plätze waren reserviert, wir wurden sehr freundlich und zuvorkommend begrüßt und der Kranz mit der Aufschrift „Sächsische Israelfreunde“ war da. Nachdem Staatspräsident Reuven Rivlin, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und weitere Regierungsmitglieder Israels sowie zahlreiche Vertreter von Staaten und Organisationen des In- und Auslands ihre Kränze niedergelegt hatten, durften auch die Sächsischen Israelfreunde ihren Kranz niederlegen und damit ihre Trauer über die Opfer der Shoa und ihre Ehrerbietung ihnen gegenüber zum Ausdruck bringen. Nach der offiziellen Veranstaltung hatten wir noch die Gelegenheit, an einer Führung durch Yad Vashem teilzunehmen, die von einer jungen Frau geleitet wurde, die die Enkelin einer Shoa-Überlebenden aus Rumänien ist. Gerade sie konnte uns die Ausstellung mehrerer Torah-Schreine aus Rumänien und weiterer wertvoller Gegenstände des religiösen Gebrauchs sehr anschaulich beschreiben. Dabei bezog sie sich immer wieder auf den Glauben ihrer Großmutter. „Wie will man denn das, was geschehen ist, wieder gut machen?“ Leider lässt sich nicht alles berichten, was wir erlebt haben, nicht nur wegen des begrenzten Platzes, sondern auch, weil manches in unseren Herzen hängengeblieben ist, was man nicht so leicht in Worte fassen kann. Wir arbeiten aber daran, andere an dem Erlebten teilhaben zu lassen. Auch die Fotos vermitteln einen Eindruck davon, was wir erlebt haben. Nach diesem herausfordernden Ereignis ist uns ein großer Stein vom Herzen gefallen. Es ergaben sich auch mehrere interessante Gespräche mit anderen Teilnehmern, die uns zeigten, dass in vielen Ländern der Welt Christen für das Volk Israel einstehen. Und immer wieder staune ich darüber, wie barmherzig der große Gott mit dem deutschen Volk nach all diesen Verbrechen umgegangen ist. Wir haben nicht nur die Chance sondern auch das Vorrecht, Israel zu segnen durch Gebet, durch Parteiergreifen, durch Hingehen, durch Spenden, durch Trösten. ZUM LEBEN 74 | Desinformatives Ausgabe 2 | 3 2016 Verheerend: Verzerrtes Israelbild in deutschen Schulbüchern in einem nicht demokratisch geprägten regionalen Umfeld“ weitgehend ausgeblendet. Bereits 1985 war eine entsprechende Untersuchung durchgeführt worden. Auch vor 30 Jahren hatte sich bereits ein ähnliches Bild der Darstellung in den deutschen Schulbüchern abgezeichnet. Auf israelischer Seite hat sich unterdessen die Darstellung Deutschlands in den Schulbüchern verbessert und endete nicht mit dem Holocaust, sondern berücksichtigt auch die jüngste Geschichte Deutschlands in Europa. © picture-factory – fotolia.com Kein religiöses, sondern ein politisch-kulturelles Problem von Norbert Schäfer, Christlicher Medienverbund KEP, www.israelnetz.com Experten aus Bildungspolitik, Schulbuchforschung und dem Schulbuchverlagswesen haben in Berlin über die Darstellung Israels in deutschen Lehrbüchern diskutiert. Das Ergebnis ist verheerend: Das Land wird verzerrt und einseitig dargestellt. Zwischen 2011 und 2014 hat die Deutsch-Israelische Schulbuchkommission deutsche und israelische Schulbücher der Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde im Hinblick der Darstellung des jeweils anderen Landes hin untersucht. Der Bericht, im August 2015 vorgelegt vom Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchförderung für den Zeitraum 2011 bis 2014, fördert zutage, dass in deutschen Schulbüchern Israel oft einseitig als Aggressor dargestellt wird und Fakten zum Verständnis der Geschichte des Landes nicht berücksichtigt oder falsch dargestellt werden. In dem Bericht heißt ZUM LEBEN es unter anderem: „Verkürzungen und Verzerrungen sind die Folge. Israel erscheint primär als kriegführender Krisenstaat im Nahen Osten.“ In den untersuchten Schulbüchern würden die „historische Entwicklung der israelischen Gesellschaft, die Errungenschaften des jüdischen Staates auf sozialem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet und die Besonderheit Israels als liberale Demokratie 2015 haben etwa 500.000 Menschen Asyl in Deutschland beantragt. „Eine signifikant hohe Zahl dieser akzeptierten Flüchtlinge kommen aus dem Nahen Osten. Das ist deshalb relevant, weil andere Untersuchungen von Schulbüchern in Syrien oder den palästinensischen Gebieten festgestellt haben, dass dort ein antisemitisches und antizionistisches Weltbild vermittelt wird“, erklärte Maya Zehden, Präsidiumsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, am Dienstag auf der Veranstaltung im Auswärtigen Amt in Berlin. Ein Teil der so erzogenen Bevölkerung gehöre dann zu Deutschland. Bereits vor der Einwanderungswelle habe man „einige beängstigende Vorfälle“ mit Menschen aus diesem Kulturkreis an jüdischen Personen registriert. Deutlich werde, dass das „Auslassen von Informationen ein verzerrtes Bild erzeugt“, sagte Tenhafen. Bildungsziel müsse sein, dass „Terror grundsätzlich kein Mittel der politischen Auseinandersetzung ist“. Dies sei wichtig für die demokratische Erziehung in Deutschland. | 75 Ausgabe 2 | 3 2016 Zehden sieht darin kein religiöses, sondern ein politisch-kulturelles Problem, das jedoch von einigen Imamen hier gefördert würde. Auf Einladung des „Mideast Freedom Forum Berlin“, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der „Scholars for Peace in the Middle East“ haben Experten aus Bildungspolitik, Schulbuchforschung und dem Verlagswesen für Schulbücher im Auswärtigen Amt über den Bericht, die Darstellung Israels in deutschen Schulbüchern und Lösungen diskutiert. Dabei kam heraus, dass das Land oft einseitig als Aggressor dargestellt wird und wichtige Fakten für das Verständnis der Geschichte und des Friedensprozesses in den Büchern weitgehend unterschlagen wird. Kirsten Tenhafen, Mitglied der „Scholars for Peace in the Middle East“ und Vorstandsmitglied des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus, verdeutlichte die Problematik anhand von Beispielen aus Schulbüchern. „In einem Schulbuch fehlt komplett die Information, dass es sich bei dem Täter um ein Mitglied der Hamas handelt. Mit dem Fehlen dieser Information wird im Schulbuch Maya Zehden, Präsidiumsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, erwog eine Rückrufaktion für Schulbücher mit falschen Darstellungen. Foto: Israelnetz/Norbert Schäfer Dirk Sadowski, Leiter der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission des Georg Eckert-Instituts – Leibniz-Instituts für internationale Schulbuchforschung, konstatierte eine verzerrte Darstellung Foto: Israelnetz/Norbert Schäfer der Eindruck erweckt, der Täter handle aus Empörung gegen die Unterdrücker.“ Deutlich werde, dass das „Auslassen von Informationen ein verzerrtes Bild erzeugt“, sagte Tenhafen. Bildungsziel müsse sein, dass „Terror grundsätzlich kein Mittel der politischen Auseinandersetzung ist“. Dies sei wichtig für die demokratische Erziehung in Deutschland. In den Darstellungen des israelisch-palästinensischen Konfliktes fehlten wichtige historische Fakten und Zusammenhänge, es gebe „Falschdarstellungen“ und „Behauptungen“. Bei der Beschreibung der innerisraelischen Sicherheitsanlagen werde nicht erwähnt, dass dadurch der Terror in Israel um 90 Prozent zurückgegangen sei, stattdessen würden die Anlagen als „Sperranlagen“ oder „Trennmauer“ bezeichnet. Quellen und Quellentexte können nach Auffassung Tenhafens von den Schülern nicht korrekt eingeordnet werden. „Aussagen bleiben unhinterfragt stehen.“ entsprechend auch in einem Schulbuch widerspiegeln. Gegensätze dürften nicht ignoriert werden. Gleichzeitig gelte das Überwältigungsverbot, das verbiete, Schüler für eine bestimmte Position zu instrumentalisieren. Die internen Qualitätskontrollen könnten Fehler „im permanenten Prozess der Optimierung“ nicht ausschließen. Es dauere mitunter zehn Jahre, bis ein Buch neu aufgelegt werde. Zehden wünschte eine Rückrufmöglichkeit für Bücher, bei denen offensichtlich Mängel festgestellt worden seien. Wenig Veränderung seit 1985 Forderung nach hohen Qualitätsstandards Dirk Sadowski, wissenschaftlicher Koordinator der Deutsch-Israelischen Schulbuchkommission des Georg Eckert-Instituts – Leibniz-Instituts für internationale Schulbuchforschung, hat die Studie verantwortlich geleitet. Sadowski konstatierte, dass sich in den letzten 30 Jahren wenig geändert habe, das Ergebnis der Studie sei „negativ“, es habe sich „im Prinzip nichts, oder nur sehr wenig geändert an der Israeldarstellung“. Es habe sich eine starke Vereinseitigung des Bildes von Israel offenbart. In den wenigsten Büchern werde dargestellt, dass das Land die einzige Demokratie im Nahen Osten sei. Auch die deutsch-israelischen Beziehungen fehlten nahezu komplett in den Büchern. Zudem hätten die Forscher eine „Engführung“ auf den israelisch-palästinensischen Konflikt festgestellt, der losgelöst der Probleme in der arabischen Welt dargestellt werde. „Die Geschichte des Konflikts wird dadurch unzulässig verkürzt“, sagte Sadowski. Die Veranstaltung im Auswärtigen Amt stand unter dem Thema „Pädagogik des Ressentiments – Das Israelbild in deutschen Schulbüchern“. Martin Kloke, Verlagsredakteur des Cornelsen-Schulbuchverlages in Berlin, erkannte den Vorwurf über Verkürzungen in den Darstellungen an. Kloke verwies auf den „Beutelsbacher Konsens“, in dem Grundsätze für die politische Bildung festgelegt sind. Das, was in der Gesellschaft umstritten sei, müsse sich Götz Bieber, Direktor des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg, appellierte an die Verlage, das, „was in der Schulbuchforschung heraus gekommen ist, diff erenziert aufzuarbeiten“. Bieber wollte den Autoren der Schulbücher keinen Vorwurf machen, sie brächten stattdessen „Anleitung zur weiteren Entwicklung der Materialien“. Jörg Rensmann, Vorstandsmitglied des „Mideast Freedom Forums“, erklärte: „Schulbücher sind noch immer ein wichtiges Medium der Wissensvermittlung für unsere Kinder. Das Stichwort Demokratie ist dabei enorm wichtig. Wenn wir uns mit dem Nahost-Konflikt befassen, sollten wir sowohl was die Sachtexte, als auch was die Auswahl von Quellen angeht, nach hohen Qualitätsstandards arbeiten.“ Es müsse darauf geachtet werden, dass es nicht zu Darstellungen komme, die möglicherweise an antisemitische Vorurteile anknüpfen können. Etwa das Nichterklären, dass die Hamas eine auf Vernichtung ausgerichtete antizionistische-Terror-Organisation sei, mit einer entsprechenden Charta. Auch dürfe nicht verschwiegen werden, dass es auf die historische Abfolge von Ereignissen ankomme. „Wenn ich in einem Schulbuch lese, dass der UN-Teilungsplan von 1947 von beiden Seiten nicht anerkannt wurde, so ist das sachlich falsch.“ Die ganzen folgenden Ereignisse könnten dadurch über die Jahrzehnte hinweg von den Schülern nicht richtig beurteilt werden. Die Bundesrepublik habe mit Recht den Anspruch, gesichertes Wissen zu vermitteln. Es gelte, dies anhand von Fakten zu tun, nicht mittels Gerüchten oder fragwürdiger Quellen. Es gelte Israel als das darzustellen, was es wirklich sei: „Eine funktionierende, plurale Demokratie“. Mit freundlicher Genehmigung von Israelnetz ZUM LEBEN 76 | Ahnungsloses Ausgabe 2 | 3 2016 Finsterlinge bedrohen Israel Die einen nennt man „Siedlerlobby“, diese arbeite sehr geheim gegen die ultimative Zwei-Staaten-Friedenslösung indem sie die Errichtung eines (judenfreien) palästinensischen Staates hintertreibt und damit Israels Zukunft als „jüdischer Staat“ gefährdet. Und dann gibt es, noch geheimer, den „zunehmenden Einfluss“ der Orthodoxen, die den säkularen Charakter des Staates gefährden, weil sie in Israel eine Theokratie schaffen wollen, einen Gottesstaat nach iranischem Vorbild, doch nur eben auf „jüdisch“. In Jerusalem können wir zwar von beidem nichts merken, aber was heißt das schon. Wer über Geheimwissen verfügt, der braucht keine Fakten, um überzeugt zu sein. Wer von „jüdischer Lobby“ in Deutschland, in Europa, in der Finanzwelt oder in der Politik redet, ist zudem davon befreit, Namen zu nennen. Wenn dann doch mal Namen genannt werden, handelt es sich meist um den jeweiligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland und vielleicht noch Henryk Broder oder gar um Charlotte Knobloch. Die werden zu pikanten Themen interviewt, weil sie vermeintlich das schlechte Gewissen der Deutschen repräsentieren. Und wenn sie dann die von ihnen erwartete Kritik äußern, etwa wegen der Preisverleihung an zwielichtige pro-palästinensische Vereine oder Personen, werden ihre Aussagen zu einer „Lobby“ hochstilisiert. Man reibt sich die Augen und wundert sich. Israels Zukunft und sein gesellschaftlicher Bestand werden von zwei finsteren Kräften akut bedroht. Ähnlich verhält es sich mit der „Siedlerlobby“ in Israel. Mal werden Politiker wie Naftali Bennett oder Uriel Ariel erwähnt, doch die reden nicht als Anführer einer „Lobby“, sondern eher als Minister und Parteipolitiker. Wer sind die „Siedler“ wirklich? © photozion.com Eine halbe Million Israelis gelten als „Siedler“, weil sie im Ostteil Jerusalems und in Siedlungen im Westjordanland leben. Doch wenn man die meisten Bewohner Ost-Jerusalems oder der großen Städte im Westjordanland fragt, wird man schnell feststellen, dass viele sich gar nicht bewusst sind, „Siedler“ zu sein. Sie sind nach Gilo, Ost-Talpiot oder Ramot gezogen, weil sie sich eine Wohnung im Stadtzentrum nicht mehr leisten konnten. Gleiches gilt für die Bewohner von Schlafstädten nahe Tel Aviv oder für Ma‘aleh Adumim. Deren Bewohner gehören nicht einmal der israelischen Rechten an, wie Wahlergebnisse zei- | 77 Ausgabe 2 | 3 2016 gen. Sie repräsentieren vielmehr „typische“ Israelis unterschiedlicher politischer Couleur. Und obgleich die Medien in Europa „die“ Siedler meist als „Orthodoxe“ darstellen, haben 2015 von den 206.000 Wahlberechtigten in den Siedlungen nur etwa 30% die fromme Schasspartei oder orthodoxe Parteien gewählt. Namentlich erwähnt werden dann noch rechtsextremistische Siedler, meistens nachdem sie verhaftet worden sind, weil sie Kirchen in Israel angesteckt oder gar Mord an Palästinenser begangen haben, wie in dem Dorf Duma. Doch diese inhaftierten Einzeltäter können kaum als „Lobby“ bezeichnet werden, zumal ihr Einfluss auf die Gesellschaft eher beschränkt ist, wenn sie als geächtete Verbrecher im Gefängnis sitzen. Linke bauen Siedlungen – Rechte reißen sie ab Bei genauem Hinschauen stellt sich heraus, dass die „Siedlungspolitik“ ganz lobbyfrei von den jeweiligen israelischen Regierungen beschlossen und durchgeführt wird. Die sozialistischen Regierungen bis 1977 und dann noch einmal unter Rabin, Peres und Barak haben aus unterschiedlichen Interessen heraus munter Siedlungen bauen lassen. Ausgerechnet unter rechtsgerichteten Politikern wie Begin und Scharon wurden Siedlungen im Sinai, im Gazastreifen und auch im Westjordanland abgerissen. Unter Netanjahu gab es immer wieder einen Baustopp im Westjordanland, der immer noch anhält, um Abbas an den Verhandlungstisch zu locken. Netanjahu hat zudem den Palästinensern mehr Land zur Selbstverwaltung übergeben als Rabin und Peres zuvor, darunter 90 Prozent der Stadt Hebron. Planung und Bau von Siedlungen sind eine reine Regierungsangelegenheit, die nicht irgendeiner ominösen anonymen „Lobby“ folgen, sondern anderen Bedürfnissen und Interessen gelten, wie einer Behebung der Wohnungsnot. Einfluss der Orthodoxen Mit dem vermeintlich zunehmenden Einfluss der Orthodoxen sieht es ähnlich aus. Aus guten Gründen leben die meisten Orthodoxen in geschlossenen Vierteln, etwa in Bnei Brak bei Tel Aviv oder in Mea Schearim in Jerusalem. Wegen ihres ausgeprägten traditionellen Lebensstils tun sie sich schwer, in weltlichen Vierteln zurecht zu kommen, weil dort am Sabbat Autos fahren und jeder Fernsehen schaut. Berichtet werden in Europa grosse Demonstrationen der Orthodoxen, auch weil sie Stoff für exotische Bilder liefern. Doch gerade diese Demonstrationen zeugen davon, dass die Orthodoxen immer weniger Einfluss haben, denn sonst bräuchten sie nicht auf die Straße gehen und ihre Forderungen erkämpfen. Einen Höhepunkt der Berichterstattung über den „Kulturkampf“ zwischen frommen und weltlichen Juden im „zerrissenen Israel“ gab es im Dezember 2011, als in Ashdod ein Orthodoxer Jude in einem öffentlichen Bus eine junge Frau, Tanya Rosenblit, von der vordersten Bank in den hinteren Teil des Busses verweisen wollte. Er argumentierte, dass ihm als frommer Mensch der Anblick von Frauen verboten sei. In dem Fall rief der Busfahrer die Polizei. Die zog den Orthodoxen aus dem Bus. Die junge Frau konnte die Fahrt auf der vordersten Bank sitzend fortsetzen. Dieses eine Ereignis führte weltweit zu einem Aufschrei der Empörung wegen „Segregation“ in israelischen Bussen. Es gab später noch einige weitere Zwischenfälle dieser Art und natürlich eine heftige Debatte in Israel. Sie endete mit einer Weisung der Regierung, in allen öffentlichen Verkehrsmitteln Aufkleber an sichtbarer Stelle anzubringen, die es dem Fahrer und den Passagieren streng verbieten, Anderen einen Sitzplatz zuzuweisen. Dass aktuell die Mitteldeutsche Regiobahn in jedem Zug zwischen Leipzig und Chemnitz zwei Frauenabteile einrichten will, war in Israel übrigens kein Thema. Tatsache ist, dass orthodoxe Parteien fast in jeder Regierung vertreten waren und oft das „Zünglein an der Waage“ darstellten. Doch gleichzeitig verzichten die Orthodoxen auf Ministerämter, weil sie keine Verantwortung übernehmen wollen. Eine Ausnahme bildet jetzt Gesundheitsminister Jakob Litzmann. Der war jahrelang „stellvertetender“ Minister, während der Ministerposten beim Premierminister lag. Weil dieser Zustand als „unnatürlich“ galt, wurde Litzman ultimativ gezwungen, sich endlich als Verantwortung tragender Minister zu bezeichnen. Wer nimmt hier auf wen Einfluss? Der übermäßige Einfluss der Orthodoxen wurde vor allem in der vorigen Regierung Netanjahus angeprangert, als erstmals seit Jahren keine Orthodoxe in der Koalition ver- treten waren. Finanzminister Jair Lapid und andere junge Abgeordnete bemühten sich, den Orthodoxen bisherige Privilegien zu nehmen, wie zum Beispiel die Befreiung vom Militärdienst. Denn das hatte zur Folge, dass viele Orthodoxe nicht arbeiten konnten und auch keine Steuern zahlten. Sowie einer arbeitete, erfüllte er nicht mehr das Kriterium, ununterbrochen die Tora zu studieren und deshalb vom Militärdienst befreit zu sein. Um dieses Monopol der Orthodoxen zu brechen, hat sich die Armee zunehmend auf ihre Ansprüche eingestellt. Sie hat separate Einheiten geschaffen, in denen keine Frauen dienen, wo die Speisen ultra-koscher sind und wo den Soldaten Zeit für ihre religiösen Studien gelassen wird. Die Absicht ist, Orthodoxe besser in die allgemeine Gesellschaft zu integrieren. Warum is(s)t selbst die Armee kosher? Dass in allen Armeeküchen koschere Speisen gereicht werden, hängt nicht vom Einfluss der Orthodoxen ab. Vielmehr geht man von einem „minimalen Konsens“ aus. Denn koschere Speisen können alle essen, auch dienende Moslems. Entsprechend kaufen Palästinenser im Westjordanland und in Jerusalem in jüdischen Supermärkten ein, wo alle Waren einen Koscherstempel des Rabbinats tragen. Für die Moslems garantiert es, dass auch die Fleischwaren „Halal“ sind, also ohne Schweinefleisch. Der Koscherstempel hat in Israel eine ähnliche Bedeutung wie in Europa die Überwachung aller Nahrungsmittelprodukte durch das Gesundheitsamt, nur dass in Israel diese Aufgaben den Rabbinern übertragen worden sind. Rabbiner sind – anders als christliche Pastoren – keine Theologen, sondern Gesetzeshüter. Es wird vielleicht einige Leser enttäuschen: Aber in über 40 Jahren sind dem Autor in Israel keine finsteren Verschwörer begegnet. Keine geheime rechte Siedlerlobby sitzt an den Schalthebeln der Macht und noch weniger ist mit einer Regierungsübernahme der Orthodoxen zu rechnen. Wer solche Dinge sucht, wird sich weiterhin vertrauensvoll an die europäische Presse wenden müssen. Quelle: Audiatur, mit freundlicher Genehmigung des Autors Newsletter der Botschaft Israels in Deutschland. Melden Sie sich kostenlos an unter: www.israel.de ZUM LEBEN 78 | Künstlerisches Ausgabe Ausgabe 2-3 2 | 3| 2016 2015 Diplomatischer Eiertanz in Nahost von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Diplomatische Eiertänze, wohl nur so kann man die Methode von intelligenten und hingebungsvollen Diplomaten nennen, Probleme in der Welt zu lösen und „Frieden“ zu schaffen. Mit köstlichen Winkelzügen versuchten die Deutschen früher, sich gegenseitig auszustechen. In Nahost funktioniert die Politik genauso. Eine Glanzleistung präsentiert dabei das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Es unterstützte die UNO Flüchtlingshilfeorganisation UNRWA schon ein Jahr vor ihrer Gründung. Deutschland – aber wo liegt es? – 1949 wurden auf den Trümmern des deutschen Reiches BRD und DDR gegründet und damit begann ein jahrelanges diplomatisches Tauziehen. Die damalige BRD „beanspruchte“ das Territorium der Sowjetischen Besatzungszone als Teil von Großdeutschland. Da sich die BRD als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches betrachtete, war für sie ein „wiedervereinigtes“ Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Die DDR hingegen betrachtete sich als legitimer, selbständiger Staat, wobei sie nach Westen hin eine echte „Grenze“ besaß und nicht, wie in Westdeutschland behauptet, nur eine „Zonengrenze“, also eine Linie ohne politische Konsequenzen. Jahrelang verhandelten Ost- und Westdeutschland um eine neutrale Form der gegenseitigen Anerkennung, Mit köstlichen Winkelzügen versuchten die Deutschen früher, sich gegenseitig auszustechen. In Nahost funktioniert die Politik genauso. ohne sich wirklich anzuerkennen. Das Ergebnis war eine „ständige Vertretung“ der BRD in Ost-Berlin und keine Botschaft. Die DDR gibt es nicht mehr. Dennoch erinnert der Sprachgebrauch immer noch an die alten Verwerfungen. So kann man in „Mitteldeutschland“ bis zur polnischen Grenze fahren und vergeblich nach „Ostdeutschland“ suchen. Das gibt es nämlich nicht… Noch komplizierter ist es im Nahen Osten 1948 entstand Israel und wurde gleich von seinen Nachbarn überfallen. Nach Beendigung des Krieges war das Territorium grösser und noch unübersichtlicher. Man könnte fast sagen: dem Nahen Osten fehlte eine DDR und eine klare Grenze zwischen den Machtblöcken. 1949 gab es Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und seinen Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon und Syrien. Zwei Jahrzehnte später, 1968, schuf Arafat in der zweiten PLO-Charta aus einem Teil der Araber die „Palästinenser“. Als ihr Vertreter beanspruchte er das ganze ehemalige britische Mandatsgebiet (abzüglich des heutigen Jordaniens). Weitere 20 Jahre später, 1988, reduzierte sich der offizielle palästinensische Gebiets-Anspruch auf die von Israel besetzten Gebiete. Jerusalem – wie Berlin, nur noch unübersichtlicher Die palästinensischen Ansprüche auf Jerusalem klingen ähnlich wie die Ansprüche der DDR auf ganz Berlin und ihre Weigerung, West-Berlin als Enklave der BRD anzuerkennen. Allerdings ist alles noch viel komplizierter. West-Jerusalem wird nur de facto als Hauptstadt Israels akzeptiert und nicht de jure. Viele Botschaften stehen in Tel Aviv, weil man Jerusalem als „corpus separatum“ sieht, also als Element der nie verwirklichten UNO-Resolution 181 von 1947. Nur wenn es um Israel geht, gilt der „corpus separatum“, nicht aber bei den Palästinensern, wenn die Ostjerusalem als ihre Hauptstadt einfordern. Der Staat Israel wurde keineswegs nach seiner Gründung sofort rundum diplomatisch anerkannt. Die Amerikaner taten sich zunächst schwer mit der Gründung eines jüdischen Staates, folgten dann aber sehr schnell den Sowjets, weil sie in Sorge waren, Israel könnte sich dem Ostblock zuwenden. Westdeutschland nahm Rücksichten auf die befreundeten arabischen Staaten, während die DDR nicht daran dachte, Israel anzuerkennen. So war alles in der Schwebe. Der „Kalte Krieg“ in Nahost Es bedurfte erst eines schweren Verstoßes des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser gegen die damals noch geltende Hallsteindoktrin: Nasser hatte den DDR-Vorsitzenden Walter Ulbricht zu einem offiziellen Besuch nach Kairo eingeladen. Für die Bonner Republik war das ein unerträglicher Affront, der zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Ägypten (und weiteren arabischen Ländern) und dem Beschluss führte, 1965 Israel anzuerkennen. Der jüdische Staat, dessen sichere Existenz heute zur „deutschen Staatsraison“ erhoben worden ist, existierte damals schon 17 Jahre. Heute reagiert Israel ähnlich allergisch, wenn befreundete Staaten den noch nicht ausgerufenen aber auf dem Papier schon existierenden „Staat Palästina“ anerkennen. Theologische Geschäfte Als wäre das alles nicht verwirrend genug, tat sich auch der Vatikan schwer mit der Anerkennung eines „jüdischen Staates“, weil „die Juden“ eine Anerkennung Jesu als Messias und Erlöser verweigert hatten. Was das mit Staatsrecht zu tun hat, weiß vermutlich nur der liebe Gott. 1994, nach Unterzeichnung der Osloer Verträge, musste auch der Heilige Stuhl einsehen, dass man ohne Anerkennung eines Staates schlecht mit ihm Geschäfte machen kann. Vatikanische Einrichtungen wie das lukrative Notre Dame Hotel in Jerusalem mitsamt Restaurants konnte nur nach einer gegenseitigen Anerkennung auf den Status einer exterritorialen Enklave des Vatikans mit entsprechender Steuerfreiheit hoffen. | 79 Ausgabe 2 2-3 | 3| 2016 2015 Ein Staat auf dem Papier Papier ist geduldig und tatsächlich steht auf Briefköpfen und Hinweistafeln in Ramallah schon „State of Palestine“ mitsamt Staatswappen. Vor der UNO weht in einer Reihe mit Flaggen von anderen UNO-Mitgliedern die palästinensische Fahne. In UNO-Gremien wird wie selbstverständlich vom „Staat Palästina“ geredet, obgleich Präsident Mahmoud Abbas ihn aus guten Gründen noch nicht ausgerufen hat. Denn dann wäre er schnell bankrott. Bei der Einrichtung einer diplomatischen Vertretung in den „Palästinensergebieten“ 1994 war Deutschland genauso pingelig, wie zuvor bei der Anerkennung der DDR. Weil „Palästina“ noch kein Staat war, durfte es keine Botschaft geben. Also hat Deutschland in Jericho als erstes Ausland eine „Repräsentanz“ eingerichtet. So wollte man den Israelis einen Gefallen tun, denn die hatten in den Osloer Verträgen ausländische Vertretungen vorgesehen, um den Palästinensern bei ihren Friedensbemühungen behilflich zu sein. Die Diplomaten gehören formal zum Personal der deutschen Botschaft in Tel Aviv und erhalten dort auch die CD-Autonummern für ihre Fahrzeuge. Die deutschen Diplomaten dürfen aus Sicherheitsgründen nicht in der Stadt ihres Amtssitzes wohnen, sondern müssen sich eine Bleibe in Ostjerusalem suchen. Doch auch dort gibt es Auflagen: Sie dürfen nur in eine Wohnung mieten, die einem Araber gehört und nicht etwa einem Juden. Das ist natürlich kein Rassismus, sondern reine Rücksichtnahme auf die palästinensischen Gastgeber in Ramallah, wie es Diplomaten unter vorgehaltener Hand verraten. Die Hauptaufgabe der diplomatischen Vertretungen in Ramallah ist eine Förderung des „Aufbaus“ von Palästina. Das geht von der Ausarbeitung einer Verfassung bis zur Ausbildung der Polizei und der Finanzierung von Projekten mit Milliardensummen. Hinzu kommen noch kulturelle Einrichtungen, wie ein Goetheinstitut und die Förderung von Kooperation auf allen Ebenen. Würden die Palästinenser jetzt einen Staat ausrufen, würden diese Milliardensummen bis hin zur Finanzierung der aufgeblähten Bürokratie wegfallen. Dann stün- de ihnen nur noch eine dürftige Entwicklungshilfe zu, wie z. B. Äthiopien. Die Autonomiegebiete erhalten dank ihres ungeklärten Status heute ein Vielfaches an Finanzhilfe aus aller Welt. Kein Wunder, dass das Interesse der Palästinenser an einem eigenen Staat immer schlagartig nachlässt, sowie die Gefahr besteht, dass er tatsächlich möglich würde. Kleinlich ist das Auswärtige Amt bei der „Möchte-gern Botschaft“ der Palästinenser in Berlin. Die nennt sich „Palästinensische Mission“ und „Die Diplomatische Vertretung Palästinas in Deutschland“ im Untertitel. Chefin Dr. Khouloud Daibes darf sich „Botschafterin“ nennen, aber ihr Dienstwagen genießt keine diplomatische Immunität mangels CD-Zeichen. Früher gab es eine „Informationsstelle Palästina“ in Bonn und dann eine „Generaldelegation Palästinas“, während in Ostberlin eine richtige Botschaft existierte. Schafft die Schweiz es, in Nahost neutral zu bleiben? Die neutrale Schweiz führt auf der Homepage des EDA ebenfalls einen Eiertanz auf. Im Titel geht es da nicht um die Beziehungen zur Autonomiebehörde, also der offiziellen Repräsentanz der Palästinenser, sondern um ein diffuses Gebilde namens „Besetzte palästinensische Gebiet“. Das ist bekanntlich ein Vorgriff auf künftige Entwicklungen, denn bis heute haben die Palästinenser nicht alle besetzten Gebiete zur Verwaltung übergeben bekommen, schon gar nicht das von Israel annektierte Ostjerusalem. Nach palästinensischer Auffassung gilt auch das Kernland des Staates Israel als besetztes palästinensisches Gebiet. „Eckpfeiler der Schweizer Außenpolitik im Nahen Osten sind friedensfördernde Maßnahmen, Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe sowie die Förderung des Völkerrechtes – insbesondere der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts.“ Das EDA bezeichnet Israel als wichtigen Handelspartner der Schweiz im Nahen Osten mit 18.440 Schweizerinnen und Schweizern im Land, eine der größten Auslandschweizer-Kolonie im asiatischen Raum, während im „Besetzten Palästinensischen Gebiet“ nur 83 Schweizer Staatsbürger leben und es eine recht bescheidene wirtschaftliche Koope- ration gibt. Der Besuch von Präsident Abbas in Bern im November 2012 war der Beginn jährlicher politischer Konsultationen zwischen der Schweiz und der Palästinensischen Autonomiebehörde. Demgegenüber pflegen Israel und die Schweiz seit 2004 nur einen „regelmäßigen politischen Dialog“. Die Schweiz ist im „Besetzten Palästinensischen Gebiet“ mit einem Vertretungsbüro in Ramallah und einem Kooperationsbüro der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) in Ost-Jerusalem (!) vertreten. „Die Gründung des Staates Israel ist eng mit der Schweiz verknüpft: Der erste Zionistenkongress 1897 fand in Basel statt. Weitere 15 von insgesamt 22 Kongressen wurden ebenfalls in der Schweiz abgehalten“, heisst es beim EDA, doch volle diplomatische Anerkennung kam aus nicht weiter erklärten Gründen erst 10 Jahre nach der Entstehung Israels zustande: „1949 anerkannte sie den neuen Staat und eröffnete in Tel Aviv ein Konsulat. Es wurde 1958 zur Botschaft aufgewertet.“ Weiter heißt es: „Nach der Eskalation im Nahost-Konflikt stellte die Schweiz zwischen 2002 und 2005 die Rüstungsgeschäfte und die militärische Zusammenarbeit mit Israel ein.“ Gemeint ist die mörderische Terrorwelle der Palästinenser, für deren Beendigung Israel gestraft wurde. Allerdings merkte man in der Schweiz bald, dass man sich mit dieser Maßnahme auch selber schadete. Inzwischen erwirbt die Schweiz laut Medienberichten sogar israelische Heron-Drohnen, die mit Kameras für Aufklärungsflüge, aber auch mit Angriffswaffen ausgestattet werden können. Derzeit erkennen 134 Länder den von der PLO 1988 in Algerien ausgerufenen unabhängigen Staat Palästina an. Darunter sind politische Schwergewichte wie Russland, aber kein einziger westeuropäischer Staat, schreibt der Tagesanzeiger. In der Schweiz ist eine formelle Anerkennung „Palästinas“ derzeit kein Thema. Der Bundesrat anerkenne Palästina faktisch bereits jetzt, so der Tagesanzeiger. „Seit 1948 unterstützt sie insbesondere das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA)“ heißt es auf der offiziellen Homepage des EDA, obgleich die UNRWA nach eigenen Angaben erst im Dezember 1949 gegründet worden war. Nur mit einem nahöstlichen Eiertanz kann man diesen Widerspruch verstehen: Das EDA unterstützte das UNO-Flüchtlingswerk schon ein Jahr vor seiner Gründung. Genauso redet alle Welt heute von einer Anerkennung des Staates Palästina, noch ehe es ihn gibt… 80 | Aktuelles Vermischtes Ausgabe 2 | 3 2016 Kurzberichte Die Meerenge von Tiran Hadar Cohen, Foto: Israeli Police von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Die Übergabe der Inseln Tiran und Snapir in der Meerenge von Tiran am „Eingang“ zum Golf von Akaba, von Ägypten an Saudi Arabien, hat in Kairo einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. Präsident A-Sisi wird vorgeworfen ägyptisches Mutterland für einen Haufen Geld, 16 Milliarden US-Dollar saudischer Finanzhilfe, zu veräußern. Das stehe eine Stufe vor Hochverrat. Noch muss das ägyptische Parlament dem Projekt zustimmen. Weltweites Aufsehen erlangte dieses Geschäft, als Saudi Arabien verkündete, mit einer Hochbrücke Asien mit Afrika bei den unbewohnten Inseln verbinden zu wollen, vergleichbar mit der Bosporus-Brücke bei Istanbul, die Europa mit Asien verbindet. Obgleich von dem Projekt direkt betroffen, hatte Israel zunächst geschwiegen. Inzwischen haben jedoch Experten und Politiker damit verbundene rechtliche Probleme aufgeworfen. Dennoch hat der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon die Übergabe der Inseln und den geplanten Bau der Brücken ausdrücklich begrüßt. Die beiden Inseln gehörten bis 1950 zu Saudi Arabien. Sie wurden an Ägypten verpachtet, weil es die Meerenge mit seiner Armee besser vor Übergriff en vor allem Israels schützen könne. 1967 missbrauchte der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser die Inseln, um einen casus belli gegen Israel zu konstruieren. Er sperrte die Meerenge für Schiffe auf dem Weg nach Eilat. Das interpretierte der jüdische Staat als offene Kriegserklärung. Kurz darauf brach tatsächlich der Sechs-Tage-Krieg aus, auch wegen anderer ägyptischer Provokationen, wie der Abberufung von UNO-Friedenstruppen im Sinai. Damals hatte der Hafen von Eilat im Süden Israels eine große strategische Bedeutung. Nur durch die Meerenge von Tiran konnte Israel bis zur Khomeini-Revolution 1979 mehr als 25 Prozent seines Ölbedarfs heimlich aus Iran be- ziehen. Mit der Schließung der Meerenge war Israel von der Ölzufuhr abgeschnitten. Mehrmals hatte Israel die Inseln erobert und besetzt. Erstmals 1956, beim Sinai-Krieg und dann in der Zeit zwischen 1967 und der Umsetzung des Friedensvertrags mit Ägypten 1982. Kairo verpflichtete sich in dem Friedensankommen mit Israel ausdrücklich, eine freie Durchfahrt von Schiffen zu garantieren. Aus diesem Grund wurde auf einer der Inseln ein Stützpunkt der MFO-Friedenstruppen errichtet, um den Schifffahrtsweg zu kontrollieren. Heute monieren israelische Rechtsexperten, dass Saudi Arabien nicht Partner des Friedensabkommens zwischen Israel und Ägypten sei. Durch die Übergabe der Inseln sei die ägyptische Verpflichtung an Israel gegenstandslos geworden. Während Israels Justizministerium auf einer schriftlichen Formalisierung der Abkommen besteht, behauptete der Likud-Politiker und Verteidigungsminister Mosche Jaalon im Kabinett von Benjamin Netanjahu, dass Saudi Arabien an Israel eine schriftliche Erklärung abgegeben habe, freie Schifffahrt in der Meerenge von Tiran, nun unter saudischer Souveränität, garantieren zu wollen. Entsprechend habe Israels Regierung auch dem geplanten Bau der Brücken zugestimmt. Der Hafen von Eilat soll heute dazu verwendet werden, dem ägyptischen Suezkanal Konkurrenz zu machen. Sowie die Chinesen eine geplante Eisenbahntrasse zwischen Eilat und dem Norden Israels fertiggestellt haben, könnten sich Schiffe aller Nationen die hohen Gebühren für eine Durchfahrt des Kanals sparen und die Container auf dem Landweg von Eilat zu den Mittelmeerhafen Aschdod transportieren lassen. Sehr viel mehr wäre freilich Jordanien von einer möglichen Sperrung der Meerenge betroffen. Denn sein einziger Zugang zum Meer geht über den Hafen von Akaba, direkt gegenüber dem israelischen Hafen in Eilat. Doch da Saudi Arabien und Jordanien verbündet sind, gibt es in Amman offenbar keine Bedenken. Dank des Friedensvertrages Israel/Jordanien kann das Haschemitische Königreich seine Waren auch auf dem Landweg zum nordisraelischen Hafen transportieren und in alle Welt exportieren. Bedenken gegen das Abkommen melden inzwischen auch ägyptische Touritistik-Unternehmer an. Obgleich die Saudis behauptet haben, mit dem Brückenprojekt auch der ägyptischen Touristenindustrie helfen zu wollen, wird befürchtet, dass künftig Touristen aus dem ägyptischen Scharm A Scheich künftig nicht mehr bei den Korallenriffs vor den nun saudischen Inseln schnorcheln könnten. Taucher finden vor Caesarea 1600 Jahre altes Wrack von Ulrich W. Sahm, Jerusalem Taucher der Israel Antiquities Authority (IAA) haben im alten Hafen von Caesarea aus einem Schiffswrack Statuen, Tausende Münzen und andere Funde geborgen. Das Handelsschiff war vor 1.600 Jahren gesunken. Die Hobbytaucher Ran Feinstein und Ofer Ra‘anan aus Raanana hatten das Schiff zuerst entdeckt und der Antikenbehörde gemeldet. Es handelt sich um den größten archäologischen Unterwasserfund seit 30 Jahren. Ein gemeinsamer Tauchgang mit IAA Archäologen ergab, dass ein ausgedehnter Teil des Schiffes auf dem Meeresboden frei von Sand war. Die Taucher fanden Eisenanker, Holzdübel und andere Gegenstände, die für Bau und Betrieb des Segelschiffes verwendet wurden. Eine Unterwasserbergung der Ladung wurde mit Unterstützung von Tauchern der IAA und Freiwilligen mit moderner Ausrüstung durchgeführt. Viele Funde sind aus Bronze und in außergewöhnlich gutem Erhaltungszustand, darunter eine Bronzelampe mit dem Bild des Sonnengottes Sol, eine Figur der Mondgöttin Klumpen von Münzen, die im Meer entdeckt wurden, wiegt 20 Kilogramm. Fotonachweis: Clara Amit, mit freundlicher Genehmigung von der Israel Antiquities Authority. Luna, eine Lampe in dem Bild des Kopfes eines afrikanischen Sklaven, Fragmente von drei lebensgroßen in Bronze gegossenen Statuen, als Tiere gestaltet, sowie ein Bronze Wasserhahn in der Form eines Wildschweins mit einem Schwan auf den Kopf. Ebenso wurden Fragmente großer Gefäße gefunden, in denen die Besatzung des Schiffes Trinkwasser aufbewahrte. Eine große Überraschung war die Entdeckung von zwei metallischen Klumpen mit Tausenden Münzen. Jeder Klumpen wog 20 kg und hatte die Form des Keramikgefäßes | 81 Ausgabe 2 | 3 2016 angenommen, in dem sie transportiert wurden. Laut Jacob Sharvit, Direktor der Abteilung für Meeresarchäologie in der IAA und seinem Stellvertreter Dror Planer: „Neben ihrer außergewöhnlichen Schönheit sind die Funde von historischer Bedeutung. Die Lage und Verteilung der Funde auf dem Meeresboden zeigen an, dass ein großes Handelsschiff Metall zur Wiederverwertung geladen hatte und am Eingang zum Hafen offenbar in einen Sturm geraten und an der Ufermauer gekentert war. Eine vorläufige Untersuchung der Eisenanker legt nahe, dass die Matrosen versucht hatten, das Abdriften des Schiffes zu stoppen, ehe es am Ufer zerschellte. Sie warfen Anker ins Meer, doch sie brachen durch die Kraft der Wellen und des Windes. Metallstatuen sind seltene archäologische Funde. In der Antike wurden sie immer wieder eingeschmolzen um das Metall neu zu verwenden. Wenn wir Bronze-Artefakte finden, dann meistens im Meer. Da sind die Statuen zusammen mit dem Schiff untergegangen und wurden so vor dem Einschmelzen „gerettet“. Sharvit und Planer fügten hinzu: „In Caesarea wurden bisher nur wenige Bronzestatuen gefunden, während die aktuelle Schiffsladung eine Fülle spektakulärer Statuen enthält. Der Sand hatte sie geschützt, so dass die Statuen in einem erstaunlichen Erhaltungszustand geblieben sind, als hätte man sie gestern gegossen und nicht schon vor 1600 Jahren.“ Die entdeckten Münzen, tragen das Bild des Kaisers Konstantin, der das Weströmische Reich (312-324 CE) regierte und später als Konstantin der Große, Herrscher des Römischen Reiches (324-337 CE) bekannt geworden ist. Auch Münzen mit dem Abbild von Kaiser Licinius wurden gefunden. Der regierte im östlichen Teil des römischen Reiches und war ein Rivale von Konstantin, bis zu seinem Sturz in einem Kampf zwischen beiden Herrschern. Die Funde müssen jetzt noch untersucht und konserviert werden, ehe sie ausgestellt werden können. Über den Hafen von Caesarea wurde in der römischen Zeit ein großes Handelsvolumen abgewickelt. Die Stadt war vor 2.000 Jahren Sitz des römischen Prokurators Pontius Pilatus, dessen Namenszug auf dem Sockel einer Statue gefunden worden ist. Das Schiffswrack stammt aus der Zeit, als das Christentum zur offiziellen Religion des römischen Reiches erklärt worden war. Kaiser Konstantin setzte der Verfolgung von Christen ein Ende. In Konstantins Zeit wurden auch die Grundlagen des Christentums festgelegt. Pro-palästinensische „Inspektoren“ wollen keine israelischen Produkte in niederländischen Supermärkten von Redaktion Audiatur Mitglieder der pro-palästinesischen Bewegung „Diensten Onderzoek Centrum Palestina“ (DocP) (Untersuchungsdienst Zentrum Palästina) haben in den Niederlanden dutzende Supermärkte besucht, um israelische Produkte zu registrieren und zu deren Boykott aufzurufen. Unter anderem in Amsterdam, Rotterdam, Groningen, Leiden und Den Haag suchten Gruppen von sechs bis acht sogenannten Inspektoren in Supermärkten systematisch nach Produkten, aus dem Westjordanland, respektive Judäa und Samaria und das Label „pro- Ein BDS „Inspektionsteam“ in Aktion im Jahr 2015 Israel für ein freies Palästina“. Der Verkauf von Produkten aus den Gebieten westlich des Jordanufers benennt die Gruppe als typisch für das „unglaubliche Unrecht und die zunehmende Unterdrückung von Palästinensern in ihrem eigenen Land“ Am Donnerstag wird die zweite Kammer des niederländischen Parlamentes über die EU-Gesetzgebung debattieren, welche vorschreibt, dass Produkte aus so genannt besetzten Gebieten nicht mehr das Label „Made in Israel“ tragen dürfen. Quellen: Centrum Informatie en Documentatie Israel, Geenstijl, Elsevier, DoCP Juden feiern Schawuot Pro-palästinensische „Inspektoren“. Foto DoCP/Twitter duziert in Israel“ tragen. Anschließend übergaben sie dem zuständigen Filialleiter Listen mit „infizierten Produkten“, von Orangen bis hin zu vegetarischen Fleischersatzprodukten. Gemäß DoCP dürfen solche Produkte nicht mehr verkauft werden. Die „Aktivisten“ meldeten darüber hinaus die Zwischenstände der gefunden Produkte an Beteiligte vor dem Supermarkt, um die Resultate auf ein großes Plakat zu notieren. Außerdem wurden Flyer an die einkaufenden Kunden verteilt, welche raten, keine israelischen Produkte mehr zu kaufen. DoCP schreibt auf ihrer Website, dass die Reaktionen überwiegend positiv gewesen seien. Bei einer Aldi-Filiale in Enschede hätten Menschen sogar geholfen, die „illegalen Produkte“ zu suchen. Eine Filiale von Albert Heijn in Amsterdam habe sich indes geweigert, die „Inspektoren“ hereinzulassen. Die Gruppierung ist in den Niederlanden als nicht gewinnorientiert registriert und profitiert dadurch von Steuervorteilen bei Schenkungen. DocP sagt man wolle „Druck ausüben auf Das jüdische Wochenfest ist – genau wie das christliche Pfingstfest – ohne die so genannte „Omer-Zählung“ ab Pessach nicht denkbar. „Omer“ ist das hebräische Wort für die Getreidegarbe, die im Heiligtum als Opfer dargebracht wurde. Am zweiten Tag des Passahfestes sollte das Volk Israel nach biblischer Anweisung mit der Zählung beginnen. Fünfzig Tage beziehungsweise sieben „Wochen“ (Hebräisch „Schawuot“) nach der Gedenkfeier an den Auszug aus dem Land der Sklaverei sollte ein Erntedankfest für die Erstlingsfrüchte des Feldes gefeiert werden. Diese „Fünfzig“ war für die ersten Christen ein so fest stehender Begriff, dass die Zahl – „Pentekoste“, von der „Pfingsten“ kommt – im Neuen Testament ausschließlich für die Omer-Zählung verwendet wird (Apostelgeschichte 2,1; 20,16; 1. Korinther 16,8). Neben Pessach und Sukkot ist Schawuot eines der großen Wallfahrtsfeste Israels, an dem „alles, was männlich ist, vor dem Angesicht des Herrn“ erscheinen sollte. Die Anordnung wird ausdrücklich in Verbindung gesetzt zur Existenz des Volkes Israel im Land Israel 82 | Die Früchte zeugen von Gottes Segen, Foto: Government Press Office (2. Mose 23,16f; 34,23f; 5. Mose 16,16). Ein ungestörtes, von Gott losgelöstes – also: „Gottloses“ – Wohnen im Land ist nach biblischer Vorstellung undenkbar. Zudem sollten die Israeliten niemals vergessen, „dass du Sklave warst in Ägypten“ (5. Mose 16,12). Deshalb, so erklären Rabbiner heute, zählt man in der Omer-Zählung auch nicht rückwärts, wie es eigentlich üblich ist, wenn ein Mensch auf einen bestimmten Zeitpunkt zulebt. Ein Brautpaar, das seine Hochzeit vor Augen hat, zählt die bis zum großen Ereignis verbleibenden Tage. Beim Omer-Zählen dagegen bleibt immer der Rückblick auf die Befreiung. (3. Mose 23,10ff.; 5. Mose 16,9) Schon Mose verband das Wochenfest, das in diesem Jahr am Abend des 11. Juni beginnt, mit dem „Bewahren und Tun der Gesetze“ Gottes (5. Mose 16,12). Heute ist Schawuot das Fest, an dem das jüdische Volk in besonderer Weise an die Gabe der Torah denkt. Deshalb studieren fromme Juden an Schawuot die ganze Nacht hindurch das Wort Gottes. Sie machen sich unter anderem Gedanken darüber, ob die Offenbarung seines Willens eine einmalige Angelegenheit war, oder ob der Schöpfer auch heute noch in die Gegenwart hinein spricht. Begeisterung über Torah Am Morgen sprechen sie dann das Frühgebet zum frühestmöglichen Zeitpunkt, um so ihrer Begeisterung über die Gabe der Torah Ausdruck zu verleihen. An der Westmauer sind die Gebete von Tänzen und Gesängen begleitet. Nicht nur im Gottesdienst wird das Buch Rut vorgelesen, dessen Handlung während der Getreideernte im Frühjahr stattfindet. Der Übergang von der Gersten- zur Weizenernte fällt auf Schawuot. Die biblischen Bestimmungen für das Wochenfest erwarten vom Volk, dass es sich versammelt, die Arbeit einstellt und eine Reihe bestimmter Opfer im Heiligtum darbringt (4. Mose 28,26-31). Außerdem sollte jeder Ausgabe 2 | 3 2016 „eine freiwillige Gabe deiner Hand geben je nachdem, wie dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat“. Und vor allem anderen galt auch für dieses Fest: „Du sollst dich freuen vor dem Herrn!“ (5. Mose 16,10-17). Nach jüdischer Tradition soll der Berg Sinai, als Mose die Torah empfing, grün gewesen sein. Deshalb werden manche Synagogen mit grünen Pflanzen und Blumen dekoriert. Schawuot wird auch als „Gerichtstag für die Fruchtbäume“ bezeichnet. Dass vielerlei Milchspeisen verzehrt werden, soll darauf verweisen, dass die Torah der Muttermilch gleicht: Wie ein Säugling die Milch seiner Mutter braucht, braucht das jüdische Volk die Weisung Gottes. Die Kibbutz - und Moschav-Bewegungen des modernen Israel griffen in besonderer Weise Schawuot als Erntedankfest auf. Sie nutzten es, um neue Produkte und Errungenschaften aus der Landwirtschaft, aber auch darüber hinaus, vorzustellen. (jg) © Johannes Gerloff, Christlicher Medienverbund KEP, www.israelnetz.com Der Falafel-Krieg Zwischen Israelis, Palästinensern und Ägyptern tobt seit langem ein Krieg wegen kulinarischen Urheberrechten. Jeder beansprucht für sich, die typisch orientalischen Gerichte erfunden zu haben: fettgebackene würzige Falafel und der Hummus genannte Kichererbsenbrei. Jeder reklamiert sie als Nationalspeise. Foto: Flickr/yummy-porky Palästinenser betrachten es als „Diebstahl“, wenn Israelis diese Speisen als ihre Erfindung ausgeben. In England haben Palästinenser mit wenig Erfolg gegen israelische Hummus-Produzenten vor Gericht geklagt. Sie hatten auch versucht, diese Gerichte patentieren zu lassen, wie die Griechen ihren Feta-Käse. Jetzt hat Shaul Stampfer, Professor des sowjetischen und osteuropäischen Judentums am Hebrew University Mandel Institut für Jüdische Studien in Jerusalem, dieser hochpolitischen Debatte ungewollt zumindest wissenschaftlich einen Schlusspunkt gesetzt. Stampfer untersuchte die Geschichte von Lebensmitteln, um festzustellen, warum sie mit Juden in Verbindung gebracht würden. Falafel seien relativ moderne Erfindungen. Das stehe im Widerspruch zu seiner ursprünglichen Annahme, wonach Israelis sich die Falafel von den Palästinensern angeeignet hätten. Viele „ikonische“ Speisen, darunter die britischen „Fish and Chips“, ägyptisches Koshary oder das chinesisch-amerikanische Chop Suey seien relativ moderne Erfindungen. In seinem Aufsatz über das „Geheimleben von Falafel und Bagel“ stellt er fest, dass die frittierten Kichererbsenbälle, Falafel frühestens im 20. Jahrhundert entstehen konnten. Denn die Fladenbrottaschen, in denen die Falafel zusammen mit einem kleingeschnittenen Gurken und Tomatensalat gereicht werden, konnten erst dank europäischer Backtechnologie hergestellt werden. Und diese Technologie habe den Nahen Osten erst im 19. Jahrhundert erreicht. Ebenso seien Tomaten nur vor etwa 100 Jahren in Nahost eingeführt worden. Manche behaupten, der Ursprung von Falafel läge in Ägypten. Dort hätten sie christliche Kopten schon im 4. Jahrhundert mit Saubohnen hergestellt. Doch Stampfer stellte fest, dass die in Öl gebackenen Falafel erstmals erst nach der britischen Besatzung im Jahr 1882 erwähnt worden seien. Zudem sei vor der Neuzeit das Öl viel zu teuer gewesen. Falafel waren in Beirut und im britischen Mandatsgebiet Palästina seit Mitte der 1930er Jahre verbreitet. Die Falafel mit exotischen und orientalischen Gewürzen wie Kreuzkümmel und Koriander hätten bei jüdischen Immigranten in Palästina vor der Staatsgründung Israels eine Rolle bei der Selbstfindung gespielt und ihnen geholfen, sich eine neue Identität zu verpassen. Noch deutlicher könne man das bei den Palästinensern heute bemerken, die darum kämpfen, Hummus und Falafel als ihre Nationalspeise registrieren zu lassen, weil sie Teil ihrer Identität seien. Stampfer besteht darauf, dass alle Mythen um das Alter dieser Speisen falsch seien. Falafel sei eine viel zu moderne Entwicklung, als dass irgendjemand den Ursprung für sich beanspruchen könne. Quelle: Audiatur, mit freundlicher Genehmigung des Autors von ILONA ROTHIN und MARCEL BUCKAN » FILM Gott hat sie geschickt Sächsische Handwerker helfen in Israel Jesaja 40, 1 »Tröstet, tröstet mein Volk« Axel Schwaiger Geschichte und Gott: Eine Deutung aus christlicher Sicht Warum die Beschäftigung mit Geschichte? Vieles in unserem Leben können wir nur verstehen, wenn wir die Vorgeschichte dazu kennen. Für gläubige Christen kommt noch eine andere entscheidende Perspektive hinzu: Geschichte gibt es, weil sie gewollt ist. Gott hat uns (und alle anderen irdischen Lebewesen) als Wesen der Zeit geschaffen. In die Geschichte der Menschen hinein offenbart sich der unwandelbare Gott als zum Heil handelnder Gott. So „verbindet“ sich Geschichte mit einer Heilsgeschichte. Das vorliegende Werk ist der Versuch, die Spuren dieser Heilsgeschichte bis in die Gegenwart und Zukunft hinein verständlich zu machen. Über allem entsteht der Eindruck, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Gottes Hand liegen und nichts davon dem großen Weltenlenker entgleitet. Seit über 70 Jahren diskutieren die Deutschen ihre Verantwor-tung für den Holocaust. Die Sächsischen Israelfreunde nicht. Sie tun etwas. Sie nehmen ihre Bibel ernst. Sie leben ihren Glauben. Sie handeln danach. Deshalb kommen Handwerker aus Sachsen auf eigene Kosten jedes Jahr nach Israel, um Holocaustüberlebende zu treffen und ihre Wohnungen herzurichten. Begegnungen, die für beide Seiten nicht leicht sind und dennoch jeden berühren. Bestellung/weitere Infos: Telefon: 03727 92624 E-Mail: info@zum-leben.de 29,90 EUR Untertitel: Deutsch, Hebräisch, Englisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch Bestell-Tel. 03727 2701 Die MENORAH-Bauer Die Besonderheit an unseren Leuchtern ist der Sockel oder die Verzierung aus ECHTEM Jerusalemer Kalkstein (Meleke), der Stein aus dem ganz Jerusalem erbaut ist. 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