Gutachten zu Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen
Transcription
Gutachten zu Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen
Gutachten zu Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen Eine Einordnung bestehender Angebote und aktueller Entwicklungsbereiche Expertise im Auftrag des Amtes für Familie, Jugend und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen Prof. Dr. Andreas Polutta unter Mitarbeit von Dr. Kurt Salentin und Eva Jäger Oktober 2014 Das Kompetenzzentrum Soziale Dienste zeichnet sich aus durch eine netzwerkförmige Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen der Universität Bielefeld und die projektbezogene Einbindung von ehemaligen Mitarbeitenden. Kom.sd wird geleitet von Prof. Dr. Udo Seelmeyer (Geschäftsführende Leitung) und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Uwe Otto (Wissenschaftliche Leitung). Das Kompetenzzentrum Soziale Dienste steht in enger Verbindung mit der Arbeitsgruppe Soziale Arbeit der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld und wurde gegründet, um die vorhandene wissenschaftliche Expertise für die Bearbeitung anwendungsbezogener Frage- und Problemstellungen zu bündeln. Das Kompetenzzentrum Soziale Dienste ist ein wissenschaftlicher Arbeitsbereich im Institut für Innovationstransfer an der Universität Bielefeld GmbH (IIT). Das Institut für Innovationstransfer an der Universität Bielefeld ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Eigentümer des Instituts für Innovationstransfer an der Universität Bielefeld GmbH (IIT) sind die Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft – Verein der Freunde und Förderer e.V. – WLU und die Gesellschaft zur Förderung des Forschungs- und Technologietransfers in der Universität Bielefeld e.V. – GFT. Ihr Ansprechpartner bei kom.sd: Prof. Dr. Udo Seelmeyer Kompetenzzentrum Soziale Dienste Universitätsstrasse 25 D-33501 Bielefeld Tel.: 49 (0) 521 / 106 3156 Fax: 49 (0) 521 / 106 89037 Email: udo.seelmeyer@uni-bielefeld.de www.komsd.de © Copyright Kompetenzzentrum Soziale Dienste (kom.sd) / Institut für Innovationstransfer an der Universität Bielefeld GmbH, Bielefeld 2014 2 INHALTSVERZEICHNIS 1 Fragestellung und Auftrag...................................................................................4 2 Grundlagen des Gutachtens ...............................................................................6 2.1. Datengrundlage: Dokumente.....................................................................6 2.2. Befragung zentraler Akteure im Feld Jugend(kultur)arbeit als informatorische Grundlage ........................................................................7 2.3. Befragung junger Menschen im Stadtgebiet Villingen-Schwenningen als empirische Grundlage .........................................................................8 2.4. Theoretische und begriffliche Grundlagen ................................................9 3 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen ................................................................................15 3.1. Finanzielle Ausstattung ...........................................................................15 3.2. Mobile Jugendarbeit ................................................................................16 3.3. Städtische Jugendhäuser ........................................................................16 3.4. Vielfältige weitere Jugendarbeit...............................................................17 3.5. Jugendarbeit als Ort außerschulischer Bildung.......................................18 3.6. Berichtssystem, Evaluation, partizipative Qualitätsentwicklung ..............18 3.7. Kommerzielle jugendkulturelle Angebote ................................................19 3.8. Stadtjugendring........................................................................................19 3.9. Jugendförderungswerk ............................................................................20 3.10. Jugendforum - zivilgesellschaftliche Initiative..........................................20 3.11. Lücke in der Jugendkulturarbeit ..............................................................21 3.12. Zwischenfazit ...........................................................................................23 4 Online-Befragung von ExpertInnen ..................................................................25 4.1. Durchführung und Auswertungsstrategien ..............................................25 4.2. TeilnehmerInnen an der ExpertInnenbefragung......................................25 4.3. Ergebnisse der Befragung .......................................................................27 4.4. Zwischenfazit ...........................................................................................35 5 Online-Befragung junger Menschen .................................................................36 5.1. Inhaltlicher Aufbau ...................................................................................36 5.2. Auswertungsverfahren .............................................................................38 5.3. Beschreibung der Stichprobe ..................................................................38 5.4. Ausgewählte Ergebnisse der Befragung .................................................47 5.5. Zwischenfazit zur Befragung junger Menschen ......................................83 6 Fazit und Perspektiven .....................................................................................87 7 Anhänge ............................................................................................................96 7.1. Befragung von ExpertInnen .....................................................................96 7.2. Befragung junger Menschen ...................................................................98 7.3. Erwartungen junger Menschen an das jugendkulturelle Zentrum (offene Antworten) ................................................................................ 111 7.4. Ehrenamtliches Engagement (offene Antworten)................................. 118 8 Abbildungsverzeichnis ................................................................................... 120 9 Literatur .......................................................................................................... 122 3 Fragestellung und Auftrag 1 1 FRAGESTELLUNG UND AUFTRAG Das hier vorgelegte Gutachten hat zum Inhalt, aus externer wissenschaftlicher Perspektive eine Einordnung bestehender Angebote und Leistungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Villingen-Schwenningen vorzunehmen. Dabei werden Angebote der Jugendpflege, Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Bezug auf einen Gesamtrahmen, auf bestehende Infrastruktur und mögliche, noch nicht abgedeckte Bedarfe hin begutachtet werden. Das Gutachten wird aus fachlicher Sicht (der Jugendhilfeforschung, der Sozialpädagogik) dabei auch zur aktuellen Diskussion um ein jugendkulturelles Zentrum in der Stadt Stellung nehmen. Dies wird nicht isoliert, sondern im Kontext bestehender Angebote und im Lichte der für dieses Gutachten durchgeführten Jugendbefragung erfolgen. Da mit Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit ein weites Feld umrissen ist, welches öffentlich getragene Leistungen, wie auch zivilgesellschaftliches Engagement und privatwirtschaftlich betriebene Angebote umfassen kann, muss im Rahmen des Gutachtens eine Fokussierung erfolgen. Ausgangspunkt der folgenden Expertise sind die jugendwohlfahrtsstaatlichen Leistungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit nach dem SGB VIII, für die im engeren Sinne der Auftraggeber des Gutachtens die Verantwortung trägt und in denen die Stadt unmittelbar Planungs- und Steuerungsverantwortung übernimmt. Darüber hinaus werden im Rahmen des Gutachtens Schnittstellen zu privatwirtschaftlicher und bürgerschaftlicher Trägerschaft in Bezug auf jugendkulturell bedeutsame Angebote ebenso benannt, wie auch Schnittstellen, die auf kommunaler Ebene zu bedenken sind – etwa zwischen Jugendamt, Kulturamt und Bau- und Liegenschaftsamt. Ausgangspunkt offene Kinder- und Jugendarbeit als Aufgabe der Jugendhilfe Das Gutachten bezieht sich inhaltlich auf konzeptionelle Dokumente und Kennzahlen zu den bestehenden Angeboten, die das Jugendamt bereit gestellt hat, sowie als empirische Fundierung der zu erörternden Bedarfe auf eine durch kom.sd durchgeführte Befragung junger Menschen im Raum VS sowie eine Befragung bei relevanten Akteuren (Einrichtungen, Träger, Verbände) im Feld der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit. Für das Gutachten sind aus fachlicher Sicht insbesondere die Daten zu den Sichtweisen junger Menschen, dargestellt im fünften Kapitel, zentral. Daher wurden nicht nur NutzerInnen bestehender Angebote befragt, sondern wurden junge Menschen in der Stadt zwischen 12 und 27 Jahren, also potentielle NutzerInnen von Angeboten offener Kinder- und Jugendarbeit eingeladen, an einer Befragung teilzunehmen. Sicht von jungen Menschen als (potentielle) NutzerInnen 4 Fragestellung und Auftrag 1 Das Gutachten ist zunächst eine fachwissenschaftliche Einordnung und kein neues (zusätzliches) Konzept. Auch kann es die notwendigen Entscheidungen in Gemeinderat und Jugendhilfeausschuss weder ersetzen, noch bereits gefasste Beschlüsse umsetzten. So ist es beispielsweise nach Beschlusslage in politischen Gremien derzeit nicht die Frage, ob ein Ausbau jugendkultureller Angebote erfolgen soll, ob ein jugendkulturelles Zentrum entstehen soll, sondern vielmehr die Frage danach, wie dieses Angebot ausgestaltet sein soll und wie es in die Angebotsstruktur in VS sinnvoll eingebettet sein kann. Daher verfolgt das Gutachten den Anspruch, einen innovativen Impuls und eine empirische Fundierung für die politische Entscheidungsfindung, für die Jugendhilfeplanung und die Weiterentwicklung konkreter sozialpädagogischer Konzeption der offenen Arbeit zu liefern. Um dies leisten zu können, leiten das Gutachten die zentralen Fragestellungen: Welche Angebote im Bereich Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit gibt es derzeit und wie werden diese genutzt? Welche Angebote werden von jungen Menschen und von ExpertInnen aktuell vermisst und wie lässt sich ein möglicher Bedarf einordnen? Welche Konturen müsste ein Gesamtkonzept für die Angebote offenen Kinder- und Jugendarbeit haben, insbesondere unter dem Aspekt einer Stärkung jugendkultureller Angebote? Wie kann für junge Menschen eine attraktive Infrastruktur im Bereich Jugend(kultur)arbeit vorgehalten werden, die zugleich kurzfristig gestaltbar und dynamisch, also wandlungs- und erweiterungsfähig ist? Wie kann eine solche Infrastruktur organisatorisch getragen werden und welche öffentlichen, freien/verbandlichen und privatwirtschaftlichen Träger müssen dazu miteinander gemeinsam Verantwortung übernehmen? Zentrale Fragestellungen Die Erstellung des Gutachtens erfolgte im Zeitraum April bis September 2014. Ausgehend von der Beschreibung der verfügbaren Daten im zweiten Kapitel, folgen erste Einordnungen zur Struktur (Wie ist die Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in VS aufgestellt?) im dritten Kapitel. Das vierte und fünfte Kapitel präsentiert Befunde aus den Befragungen von ExpertInnen und jungen Menschen in der Stadt. Das sechste abschließende Kapitel formuliert Perspektiven und zukünftige Entwicklungsbedarfe der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kontext von Jugendkulturarbeit. 5 Grundlagen des Gutachtens 2 2 GRUNDLAGEN DES GUTACHTENS 2.1. Datengrundlage: Dokumente Neben den durch kom.sd eigens für das Gutachten durchgeführten Befragungen wurden durch den Auftraggeber bereitgestellte Daten zur Grundlage der Analyse genommen. Bereit gestellt wurden folgende Datensammlungen, Konzepte und Berichte: Bereitgestelle Dokumente Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (2014): Sachstandsbericht Jugendhäuser , Sitzungsvorlage 1463 vom 08.01.2014 Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (2014): Kosten und Erlöse in den Produktbereichen 11, 31 und 36 Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (2013): Jugendkulturelles Zentrum Kurzkonzept. Ansätze/Möglichkeiten der Weiterentwicklung aufgrund der Grundlage des Konzept von Harry Frey (2006) ergänzt durch die Planungswerkstatt Neubau „Jugendkulturelles Zentrum“ Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (2013): Jugendkulturelle Angebote in Villingen-Schwenningen, Anlage 1 zu Sitzungsdrucksache 1081 vom 17.04.2013 Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (2007): Konzeptionelle Grundlage für den Kinder- und Jugendzirkus der Stadt VillingenSchwenningen. Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (2003): Konzeption für die kommunale „offene Jugendarbeit“ in Villingen-Schwenningen. Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (o.J.):Ergebnisse einer Lebenswelterkundung durch Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (o.J.): Zusammenfassung der Ergebnisse der Jugend-/Sozialraumkonferenz Fachstelle Sucht für den Schwarzwald-Baar-Kreis (2013): Jahresbericht Mobile Jugendarbeit/Stadtteilarbeit Villingen-Schwenningen Jugend-, und Kulturzentrum Spektrum (2013): Regelmäßige Angebote und Sammlung von Presseartikeln Jugendförderungswerk Villingen-Schwenningen e.V. (2014): Konzeptionelle Grundlage für ein neues Jugend- und Kulturzentrum mit soziokultureller Ausrichtung der Stadt Villingen-Schwenningen Jugendförderungswerk Villingen-Schwenningen e.V. (2008): Jugend- und Kulturscheune Klosterhof. Bericht über die im Jahr 2007 geleistete Arbeit. Stadtjugendring Villingen-Schwenningen e.V. (2013): Jahresbericht Stadtjugendring 2004 Stadtjugendring Villingen-Schwenningen e.V. (2004) Jahresbericht Stadtjugendring 2004 Die genannten Dokumente lassen erkennen, dass nicht nur Daten, sondern insbesondere Planungsdokumente und Konzeptionen vom öffentlichen 6 Grundlagen des Gutachtens 2 Träger der Jugendhilfe, sowie von freien Trägern einbezogen wurden. Im Punkt drei dieser Expertise werden die Dokumente zur Grundlage genommen, wobei sie nicht einzeln referiert und bewertet werden können. Vielmehr geht es darum, anhand der Dokumente strukturelle Merkmale, bestehenden Konsens/Dissens, artikulierten Bedarf hinsichtlich der Jugend(kultur)arbeit heraus zu arbeiten.1 Im Rahmen dieses Gutachtens wurden zudem als wichtige Grundlage mittels zwei Online-Befragungen Informationen erhoben, die im engeren Sinne für Beantwortung der oben genannten Fragestellungen relevant sind. 2.2. Befragung zentraler Akteure im Feld Jugend(kultur)arbeit als informatorische Grundlage Die Online-Befragung wurde durch den Anbieter kom.sd entwickelt, programmiert, durchgeführt und ausgewertet. Eine Einladung zur Teilnahme wurde an Einrichtungen, Träger, Verbände und zivilgesellschaftliche Akteure im Feld der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit per E-Mail verschickt. Die Auswahl der einzubeziehenden Akteure erfolgte in Absprache mit dem Auftraggeber. Der Auftraggeber stellte eine Datei mit den entsprechenden E-Mail Adressen zur Verfügung. Einrichtungen, Träger, Verbände und zivilgesellschaftliche Akteure Eingeladen zur Befragung wurden 45 Personen, die als Einzelperson oder als institutionelle VertreterInnen antworten konnten. Beteiligt haben sich 16 Personen. Die Befragung zielte auf inhaltliche Rückmeldungen und Einschätzungen von professionellen/ehrenamtlichen Fachkräften im Feld und enthielt insbesondere offen gestellte Fragen. Zur Zusammensetzung der Akteure und zur Auswertung der Befragung siehe Kapitel vier. 1 Die Begutachtung ist zwar bewusst auf öffentlich verfügbare Daten und die eigene Online-Befragung gestützt. Darüber hinaus hat Prof. Dr. Andreas Polutta als federführender Verfasser des Gutachtens sowohl das Jugend- und Kulturzentrum „Spektrum“ in Schwenningen, als auch das Jugend- und Kulturzentrum „K3“ in Villingen persönlich im laufenden Betrieb besucht und mit den Fachkräften vor Ort gesprochen, das Gelände des ehemaligen Familienparks im Klaremer Grund einschließlich der dortigen Gebäude in Augenschein genommen, sowie mit dem Oberbürgermeister, mit Vertretern des Jugendforums und der beteiligten Ämter, mit Studierenden der Dualen Hochschule, und – sofern sich diese an ihn persönlich gewandt haben – mit BürgerInnen aus VS Gespräche geführt. 7 Grundlagen des Gutachtens 2 2.3. Befragung junger Menschen im Stadtgebiet Villingen-Schwenningen als empirische Grundlage Die Online-Befragung wurde durch den Anbieter kom.sd entwickelt, programmiert und zur Durchführung freigeschaltet, sowie nach Abschluss des Befragungszeitraumes ausgewertet. Befragt wurden junge Menschen im Alter von 12 bis unter 27 Jahren2. Eine repräsentative Stichprobe aus der Grundgesamtheit junger Menschen wurde auf Basis der Daten aus dem Einwohnermelderegister schriftlich mit einem persönlichen Zugang (Code-Nummer) zur Teilnahme an der Befragung eingeladen. Darüber hinaus wurde die Online-Befragung zur Teilnahme auch ohne persönlichen Zugangscode freigeschaltet, um niemanden von der Befragung auszuschließen. In der Auswertung wurde eine mögliche Verzerrung methodisch kontrolliert. Der Auftraggeber stellte eine entsprechende Datei aus dem Einwohnermelderegister zur Verfügung. Stichprobenziehung und freie Teilnahme junger Menschen Der Anbieter kom.sd zog aus der Grundgesamtheit junger Menschen mit Alter 12 bis einschließlich 26 Jahre in VS – das sind 13.682 Personen eine mehrfach geschichtete Stichprobe (nach Wohnort, Alter, Geschlecht: n=4.158). Von kom.sd aus erfolgten auch Druck, Kuvertierung und Versand der Einladungen zur Teilnahme an der Befragung. Der Umfragedatensatz enthielt nach Abschluss des Befragungszeitraumes vor den Sommerferien 2014 eine Anzahl von 667 Fällen. 359 (53,8%) kamen durch briefliche Einladung zustande. 285 (42,7%) sind anderweitig zur Umfrage gelangt. Für 23 Fälle fehlen Angaben zum Rekrutierungsweg. Beteiligung Im Vergleich zu ähnlichen, anonym durchgeführten Online-Befragungen ist der Rücklauf von knapp acht Prozent gut. Eine höhere Beteiligung an solchen Befragungen lässt sich nur durch persönliche face-to-face Interviews oder Telefoninterviews erzielen, die jedoch erheblich aufwändiger und kostenintensiver sind. Das Vorgehen der zusätzlichen Öffnung der Befragung hat sich als richtig erwiesen, da sich über diesen Zugang die Anzahl der Teilnehmer an der Befragung deutlich steigern ließ und die Daten keine Manipulation oder wesentliche statistische Verzerrung erkennen lassen. Die Ergebnisse der Befragung junger Menschen werden im fünften Kapitel des Gutachtens dargestellt. 2 Das Mindestalter 12 Jahre ergibt sich aus der in sozialwissenschaftlichen Befragungen ab diesem Alter vorauszusetzenden ‚Einsichtsfähigkeit‘ in die Befragung sowie der eigenständigen Mobilität im Stadtgebiet. Die Altersgrenze von 27 Jahren an der Befragung ergibt sich aus den rechtlichen Bestimmungen im SGB VIII zum AdressatInnen- und (ehrenamtlichen) MitarbeiterInnenkreis offener Jugendarbeit. Sachlich ist die Konzentration auf das Jugendalter und junge Erwachsenenalter mit der Fragestellung im Rahmen des Gutachtens zu begründen. 8 Grundlagen des Gutachtens 2 2.4. Theoretische und begriffliche Grundlagen Wie bereits im Kapitel 1 erwähnt, wird Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit als Teil der Kinder- und Jugendhilfe verstanden, wie es auch der Systematik des Sozialgesetzbuchs VIII entspricht. Für die Jugendarbeit gelten die Strukturprinzipien des offenen Zugangs für alle jungen Menschen, die systematische Ausrichtung auf Freiwilligkeit der Teilnahme, Parteilichkeit in der Interessensvertretung junger Menschen durch pädagogische Fachkräfte, Gestaltbarkeit der Inhalte und demokratische Partizipation sowie der Bereitstellung einer Arena zur Selbstinszenierung und zum Austragen von jugendtypischen Konflikten (vgl. Cloos, Köngeter, Müller, Thole 2007). Rechtlich wird in § 11 SGB VIII Jugendarbeit nicht nur auf Jugendliche begrenzt, sondern schließt als aktiv Beteiligte junge Erwachsene, sogar in angemessenem Umfang bis über 27 Jahre ein. Damit ist Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit ein Angebot für junge Menschen, das sie als TeilnehmerInnen oder als ehrenamtliche MitarbeiterInnen nutzen können, während sie noch SchülerInnen sind, oder schon im Berufsleben stehen, oder aber studieren. Ergebnisse der jüngsten Jugendstudie für Baden-Württemberg (vgl. Jugendstiftung Baden-Württemberg 2013) zeigen, dass Angebote der Jugendarbeit, wie etwa offene Jugendtreffs von Schülern bis 18 Jahren etwa zu einem Fünftel wöchentlich, also intensiv genutzt werden und dass etwa ein Drittel aller Jugendlichen die Angebote regelmäßig, aber nur hinund wieder nutzt (vgl. Schmidt/Antes 2014). Damit ist offene Jugendarbeit ein wichtiges Angebot unter vielen anderen, wie etwa Sportvereinen, Jugendgruppen in Vereinen, Musikschulen, öffentlichen Sportplätzen oder Freizeitangeboten in der Schule, das in der Lebenswelt junger Menschen eine Rolle spielt. Im Sinne des aktuellen fachlichen und rechtlichen Verständnisses sind Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit keineswegs gegensätzliche Begriffe, vielmehr ist jugendkulturelle Arbeit Teil der Jugendarbeit, und zwar als außerschulische kulturelle Jugendbildung (vgl. Deinet/Sturzenhecker 2007). Dabei ist es wichtig, sowohl den Bildungs- als auch den Kulturbegriff in einem weiten Verständnis zu verwenden. Denn Jugendkulturarbeit als Bildungsarbeit geht weit über formale (Schul-)Bildung oder einen Kanon an Bildungsinhalten hinaus und beinhaltet in besonderem Maße informelle und non-formale Bildungsprozesse (vgl. 12. Kinder und Jugendbericht 2005), die auf Aneignung, Interaktion und Auseinandersetzung in Gruppen, unter Gleichaltrigen, in Freundeskreisen, Jugendszenen, in Vereinen und Verbänden erfolgen. In diesem Sinne ist nicht das formale „gebildet-Sein“ Ziel von Jugendkulturarbeit, sondern der aktive Selbstbildungs-Prozess der Auseinandersetzung mit bzw. die Erprobung von kulturellen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten. Da dies besonders in der Jugendphase für das Entwickeln eigenständiger Persönlichkeit und die Auseinandersetzung mit Gesellschaft, ja, sogar für die lebendige Fortentwicklung einer Gesellschaft Strukturprinzipien offener Jugendarbeit AdressatInnen Jugendkulturarbeit als außerschulische Jugendbildung 9 Grundlagen des Gutachtens 2 von Bedeutung ist, gehört Jugendkulturarbeit neben Jugendfreizeitangeboten, politischer Jugendbildung oder Jugendberatung zum fachlichen Bestandteil zeitgemäßer Jugendarbeit. Jugendkulturarbeit hat einen eigenständigen Bildungsauftrag, wobei die Bildungsinhalte von den lebensweltlichen Bedarfen junger Menschen ausgehen müssen und somit nicht einem vorgegebenen Bildungsplan folgen können. Jugendkulturarbeit ist mit diesem eigenständigen Auftrag auch nicht mit Ansprüchen an Prävention, soziale Kontrolle oder Normalisierung zu überfrachten. Andere Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe, wie etwa die aufsuchende Jugendarbeit oder Straßensozialarbeit sind nicht identisch mit Jugendkulturarbeit. Jugendkulturarbeit bedeutet, kulturelle Angebote für und mit jungen Menschen zu gestalten (also nicht nur „anzubieten“). Solche Angebote können Musikveranstaltungen, Konzerte, Tanz, Theater, Malerei, Street-Art, Performances, Poetry-Slams, Grafitti, Kleinkunst, Klettern, DJing etc. umfassen. Im Gegensatz zum bloßen Besuch solcher Angebote ist für Jugendkulturarbeit kennzeichnend, dass die Angebote aktiv mitgestaltet werden können. Zudem muss öffentlich verantwortete Jugendkulturarbeit für die jeweiligen Angebote formulieren, was der Anspruch im Sinne außerschulischer Bildung ist. Dies bedeutet keineswegs, dass jede Aktion mit einem pädagogischen Interesse überladen wird, sondern dass die Arbeit vom Interesse junger Menschen ausgehen muss. Auch für experimentelle Veranstaltungen, oder Aktionen, die für junge Künstler oder für ein junges Publikum ‚einfach nur Spaß‘ machen sollen, muss Raum sein. Zugleich muss Jugendkulturarbeit darüber Rechenschaft ablegen, was der Gebrauchswert aus Sicht junger Menschen in Bezug auf ihre Bedürfnisse dabei ist. Dies unterscheidet öffentlich verantwortete Jugendkulturarbeit von kommerziellen oder verbandlichen Veranstaltungen, bei denen ein ökonomisches oder ideelles Interesse der Veranstalter hinreichend legitim ist. Jugendkulturarbeit besteht aber nicht nur in jugendspezifischen Kulturveranstaltungen, sondern umfasst die Arbeit mit Jugendkulturen und das Aufgreifen aktueller jugendkultureller Szenen3. Damit ist Jugendkulturarbeit immer höchst dynamisch, im besten Falle sogar innovativ, weil sie aktuelle Trends unter Jugendlichen aufnimmt oder bearbeitet. Das bedeutet für Jugendkulturarbeit auch potentiell die Aufnahme von Konflikten, von irritierenden und provokanten Jugendkulturen als Gegenstand der Jugendarbeit. Für Jugendkulturen ist typisch, dass sie bestehende Symbole und Verhaltensweisen neu interpretieren, verfremden oder sich eigensinnig aneignen (vgl. Richard 2001). Dies ist etwa dann irritierend, wenn durch Jugendliche Bildungsauftrag Angebote und aktive Mitgestaltung Arbeit mit Jugendkulturen und Jugendszenen 3 Diese jugendkulturellen Szenen haben oftmals zunächst einmal keine große Nähe zu öffentlich geförderten Angeboten wie denen der Jugend(kultur)arbeit, stehen diesen womöglich auch ablehnend gegenüber. Im Rahmen einer empirischen Bachelorarbeit hat Stefan Hoffmann (2014, unveröffentlicht, DHBW) im Raum Villingen-Schwenningen qualitative Interviews mit Szeneangehörigen bei „Skatern“ und „Sprayern“ durchgeführt, die unter anderem auch diese Distanz zu sozialpädagogischen Angeboten erkennen lassen. 10 Grundlagen des Gutachtens Arbeitskleidung, Militärkleidung oder Uniformen zur Mode gemacht werden, wenn ein Skateboard nicht nur ein Sportgerät, sondern eine Lebenseinstellung darstellt, das Internet zum Lebensraum oder ein Eisenbahnwaggon zur Leinwand erklärt oder ein vermeintlicher Lärm als Musik definiert wird. Dieses wird von Jugendlichen so gelebt. Andere Irritationen lösen vermeintlich besonders kommerziell angepasste Jugendliche aus, die teure Markenkleidung als Kult ansehen oder Ihre Zeit in Einkaufszentren oder virtuellen Konsum- oder Spielwelten verbringen. Manche Jugendkulturen bewegen sich dabei über die Grenzen der Legalität hinaus, bei anderen geht es eher um die Erprobung und Neuauslotung der Grenzen des Geschmacks oder der gesellschaftlichen Toleranz (vgl. Ferchhoff 2007). Jugendkulturarbeit bedeutet auch, mit diesen Irritationen und Grenzbearbeitungskonflikten umzugehen und diese innerhalb junger Menschen und zwischen den Generationen zum Thema zu machen. Deshalb ist Jugendkulturarbeit ein professionelles sozialpädagogisches Handlungsfeld. Jugendkulturarbeit ist damit einerseits Freiraum und Erprobungsraum, andererseits ein Raum (in einer Gesellschaft, in einer Stadt) zur Thematisierung und Bearbeitung solcher Grenzen. Der Sozialpädagoge Burkard Müller (1995) hat darauf hingewiesen, dass genau diese Bearbeitung im Schnittfeld von Jugendarbeit und Jugendkultur geleistet werden muss: Hier gelte es, Beziehungspartnerschaften zwischen Jugendlichen und Erwachsenen zwischen jugendkulturellen Szenen und pädagogischen Angeboten aufzubauen, in denen Interessen, Konflikte, Gestaltungsmöglichkeiten ausgehandelt werden können (vgl. ebd.). Jugendkulturarbeit stellt, sozialrechtlich betrachtet, eine Leistung in Verantwortung des öffentlichen Trägers der Jugendhilfe dar, die keineswegs nur ein freiwilliges kommunales Angebot ist, sondern im Rahmen der Bereitstellung geeigneter Infrastruktur eine kommunale Pflichtaufgabe (wenn auch im § 11 SGB VIII ohne individuell einklagbaren Rechtsanspruch versehen). Entsprechend des so genannten Subsidiaritätsprinzips muss und soll eine Kommune, ein Jugendamt diese Angebote nicht vorrangig selbst bzw. allein erbringen. Insbesondere die niedrigschwelligen Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Trägerschaft von freien Trägern, gefördert durch den öffentlichen Träger der Jugendhilfe, können Jugendkulturarbeit im Sinne außerschulischer Jugendbildung leisten. 2 Professionelles Handlungsfeld Beziehungspartnerschaften aufbauen Verantwortung für Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit 11 Grundlagen des Gutachtens Der Kulturbegriff im Folgenden wird nicht normativ-wertend verstanden, in dem Sinne, dass es eine besonders erstrebenswerte Kultur gäbe, die es zu vermitteln gelte. Diese Position negiert nicht, dass z.B. Kulturarbeit immer auch Werte vermittelt (und vermitteln muss)4 und dass allein durch die Förderung/Nicht-Förderung Wertungen erfolgen5. Diese Position soll aber in Bezug auf Jugendkulturen die Augen dafür öffnen, an welchen Stellen Kulturarbeit an bestehende Jugendkulturen in der Lebenswelt junger Menschen anknüpfen kann. Ein normativer Kulturbegriff liegt beispielsweise dann zu Grunde, wenn die Erwachsenengeneration einen kulturellen Verfall der Jugend beklagt, etwa weil die Jugend nicht mehr reden, schreiben, rechnen oder Schiller und Goethe zitieren könne, nicht das Stadttheater oder das Konzerthaus besuche etc.. Einerseits hebt dieser Aspekt hervor, dass Bildung und Kultur im Sinne von „Enkulturation“ (Kron 1991, S. 47 f.) miteinander verbunden sind. Über Kultur in Form von Literatur, Tanz, Musik, bildender Kunst etc. werden bestimmte Werte, Fähigkeiten und Kompetenzen, auch so genannte Kulturtechniken vermittelt. Diese Kompetenzen können eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen und über Zugänge oder Ausschlüsse junger Menschen auf dem Weg des Erwachsenwerdens entscheiden. Andererseits verstellt ein zuweilen vorgetragener Vorwurf des ‚Kulturverlusts‘ an die junge Generation6 unter Umständen die Möglichkeit, zu verstehen, welche Bedeutung jugendkulturelle Ausdrucksformen für junge Menschen – auch gerade in der Abgrenzung von der Erwachsenenwelt oder von bildungsbürgerlicher „Hochkultur“ – haben können. Rainer Treptow (2001) hat bereits vor mehr als zehn Jahren darauf hingewiesen, dass sich aus Sicht von Jugendlichen andere Relevanzen ergeben, als aus Sicht von Erwachsenen, dass sich aber auch innerhalb verschiedener Jugendkulturen große Unterschiede zeigen. Festgemacht am Verhältnis von „Kultur und Kommerz“ stellt Treptow fest: „Kommerzialisierung der Kultur wird von bestimmten jugendkulturellen Szenen begrüßt und dient hier als wichtige Orientierung im Hinblick auf die Gestaltung des eigenen Lebensstils. Demgegenüber stehen aber auch jugendliche Teilkul- 2 Kultur und Werte Kultur und gesellschaftliche Teilhabe Anpassung an und Abgrenzung von der Erwachsenenwelt 4 Positive Beispiele dafür sind Programme wie „junge VHS“ oder das KulturamtAngebot „Auftakt“ in Villingen-Schwenningen oder auch das Engagement des „Freundeskreis Kultur VS“. Zugleich kann man daran festmachen, dass ‚kulturelle Bildungsangebote und – initiativen‘ für Jugendliche und ‚Jugendkulturen‘ (siehe oben) nicht identisch sind. 5 Ein Beispiel für die notwendige Bewertung: Im Rahmen einer von der Stadt VS beauftragten Lebenswelterkundung (Quelle siehe 2.1) von jungen Menschen in der Innenstadt wurde mehrfach der Wunsch geäußert, dass sie sich ein bestimmtes amerikanisches Schnellrestaurant in der Innenstadt wünschen, um dort ihre Freizeit zu verbringen. Diesen Wunsch - als Vorstellung eines bestimmten Lebensstils von Jugendlichen - sollte man zwar ernst nehmen, aber er ist im Rahmen der damaligen Lebenswelterkundung sicher nicht so bewertet worden, dass es Aufgabe der Jugendförderung wäre, die gewerbliche Ansiedlung der Imbissketten McDonalds oder BurgerKing zu forcieren, sondern andere Formen der Freizeitgestaltung zu fördern. 6 Dies lässt schon in der Antike Platon Sokrates beklagen (Politeia, VIII). 12 Grundlagen des Gutachtens 2 turen, die auf originärer Ausdrucksfähigkeit bestehen und in Abgrenzung von vorgefundenen Stilelementen handeln“ (vgl. Treptow 2001:116). Daher ist der Kulturbegriff immer im Plural zu verstehen. Ein zu enges Verständnis kommt auch dann zum Ausdruck, wenn von der einen Kultur (bzw. der Jugendkultur) gesprochen wird und damit entweder verschiedene kulturelle Praxen zu einer Form homogenisiert werden oder nur die durchsetzungsmächtigste Kulturform (so genannter ‚Mainstream‘) beachtet wird und dabei andere, weniger anerkannte (Sub-)Kulturen ausgeschlossen werden. In der Jugendsoziologie werden aber gerade zahlreiche Jugendszenen und Jugendkulturen in ihrer Vielfalt und Abgrenzung voneinander beschrieben. Ebenso ist dort erforscht, wie sich junge Menschen spielerisch jugendkulturellen Stilen zuordnen, diese Stile aber auch mehrfach wechseln. (vgl. Ferchhoff 2007, Hitzler/Niederbacher 2010). Im sozialwissenschaftlichen Verständnis von Jugendkulturen empfiehlt es sich, zunächst aufmerksam dafür zu sein, welche kulturellen Ausdrucksformen Jugendliche praktizieren und was dies für sie bedeutet, was sie präferieren und was sie auch zu ihrer Entfaltung vermissen.7 Mit Blick auf kulturgeschichtliche Forschung ist es wichtig, zu beachten, dass sich kulturelle Praxen stets wandeln und nicht in der Reproduktion bereits bestehender Kulturformen erschöpfen. Kultur ist damit das „Ergebnis von Spannungen zwischen Tradition, Modernisierung, Utopie“ (Treptow 2001:1111). Kultur ist als selbst Gegenstand von Auseinandersetzungen, ein dynamisches Spannungsfeld, eine Bühne für die Auseinandersetzung zwischen Generationen und auch zwischen verschiedenen Gruppen junger Menschen. Jugendkulturarbeit ist – darauf weist auch die Präambel des jugendkulturellen Kurzkonzeptes (2013) der Stadt VS richtiger Weise hin – nicht in der Lage, „sämtliche Ansprüche und Stilrichtungen zu befriedigen“ (ebd. S. 1), sie muss aber Freiräume (nicht nur baulicher, sondern auch pädagogischkonzeptioneller Art) für solche Auseinandersetzungen bieten und solche Bedarfe berücksichtigen, die zu bestimmten Zeiten von jungen Menschen artikuliert werden. So ist ein zum Ausdruck gebrachter Bedarf zunächst einmal ein ernst zu nehmender Bedarf, der von freien Trägern und vom öffentlichen Träger der Jugendhilfe daraufhin geprüft werden muss, ob dieser von der Jugendhilfe aufgenommen und bedient werden kann. Dabei kann Jugendkulturarbeit, im Verständnis dieses Gutachtens, als wohlfahrtsstaatliche Jugendhilfeleistung (neben kommerziellen jugendkulturell interessanten Angeboten) eigene, nicht kommerzielle Angebote oder Brücken zu anderen Angeboten bereitstellen. Jugendkulturarbeit kann mit ihren Angeboten jedoch nicht die Aufgaben kommerzieller Anbieter übernehmen. Vielmehr stellt Jugendkulturarbeit im kommunalen Gefüge ein Querschnittsthema dar, das verschiedene kommunale Ressorts betrifft, etwa das Jugendamt, Kulturamt, Bauamt, die Wirtschaftsförderung etc.. Kulturen Kulturen im Wandel Bedarfe 7 Dieser Zugang ist für die Herangehensweise an das Gutachten ebenso erforderlich, wie für die anstehende Ausgestaltung eines Konzeptes für offene Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit durch die Akteure in Villingen-Schwenningen. 13 Grundlagen des Gutachtens Aber auch zwischen der Stadtverwaltung, zivilgesellschaftlichen Initiativen, lokaler Wirtschaft und kommerziellen Veranstaltern sowie Bildungsträgern ist für eine kommunale Gesamtstrategie ein konstruktiver Dialog erforderlich.8 Die Definition von Jugendkulturarbeit, die als Ergebnis der Planungswerkstatt aus dem Jahr 2013 in der Veröffentlichung des Amtes für Familie, Jugend und Soziales („Kurzkonzept Jugendkulturelles Zentrum“, siehe 2.1) festgehalten ist, kann als gute Grundlage dienen. Denn hier wird hervorgehoben, dass in einer öffentlich verantworteten Jugendkulturarbeit „Anregungen zur eigenständigen Gestaltung der im jugendkulturellen Selbstverständnis wichtigen Themen und die selbsttätige Entwicklung von Ausdrucksformen“ (ebd., S. 1) geleistet werden müssen, und zwar durch Kulturveranstaltungen innerhalb bestehender Einrichtungen der offenen Jugendarbeit als auch in soziokulturellen Zentren, Bürgerhäusern etc.. Räume für jugendkulturelle Arbeit müssen nach dem oben Dargestellten also veränderbare, gestaltbare und flexible Räume sein. Diese Räume müssen zwar von dort haupt- und ehrenamtlich tätigen JugendkulturarbeiterInnen arrangiert werden – Werner Lindner (2014) beschreibt das „Arrangieren“ (ebd.) als Kern des pädagogischen Handelns in der offenen Jugendarbeit. Sie müssen aber zugleich Aneignungsräume und Erprobungsräume sein. Nicht zuletzt müssen diese Orte einen geschützten und moderierten Raum zum Austragen von Konflikten zwischen unterschiedlichen jugendkulturellen Szenen und verschiedenen ethno-kulturellen Gruppen bieten (vgl. Jagusch/Michel-Schilling 2014). 2 Querschnittsthema Jugendkulturarbeit Anregungen zu eigenständiger Gestaltung Arrangieren und Aus-probieren Es geht also nicht nur um „Proberäume“ für Bands, sondern um ein erweitertes Verständnis von Probe-Räumen, die Jugendliche und junge Erwachsene benötigen. 8 Folgt man diesem Verständnis, so ist bereits aus dieser theoretischen Betrachtung abzuleiten, dass eine Art „Runder Tisch Jugendkulturarbeit“ oder eine starke, Interessen vermittelnde Instanz innerhalb einer Stadt durchaus sinnvoll ist. Dieser Gedanke wird im Fazit mit dem vorgeschlagenen Trägerverbund „Jugend-KulturVS“ (Arbeitstitel) aufgegriffen. 14 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 3 ZU STRUKTUREN DER JUGENDARBEIT UND JUGENDKULTURARBEIT IN VILLINGENSCHWENNINGEN Auf Basis der unter 2.1 genannten Dokumente, die im Rahmen des Gutachtens gesichtet und ausgewertet wurden, lässt sich zusammenfassend feststellen: 3.1. Finanzielle Ausstattung Für den Bereich der Jugendarbeit wird in Villingen-Schwenningen ein im Bundesvergleich unterdurchschnittlicher, im Landesvergleich durchschnittlicher Anteil der Gesamtausgaben des gesamten Kinder- und Jugendhilfebudgets aufgewendet. Für den in VS zusammengefassten Bereich „Jugendarbeit und Bürgerschaftliches Engagement“ werden im kommunalen Haushalt im Jahr 2013 Kosten in Höhe von € 1.506.175 ausgewiesen9, wobei davon € 577.474 auf Personalkosten und € 850.758 auf Sachkosten entfielen. Erlöse können in diesem Bereich (naturgemäß) nur geringfügig (in Höhe von € 174.022) verbucht werden. Betrachtet man nur die Jugendhäuser in Villingen und Schwenningen, so wendet die Stadt hier im Jahr 2014 € 481.658 auf, wobei die Jugendhäuser einen Kostendeckungsgrad von rund vier bis 14% aufweisen. Für das Jahr 2014 wurden die Ausgaben auf € 1.602.167 leicht erhöht, für das Jahr 2015 wird nach Angaben der Abteilungsleiterin Jugendarbeit und bürgerschaftliches Engagement die Personalausstattung der Jugendhäuser erhöht werden. Die Gesamtausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe im Stadtjugendamt, einschließlich Kindertagesstätten und erzieherischer Hilfen liegen 2014 im Haushalt bei € 42.307.900. Betrachtet man das Gesamtergebnis aus Kosten und Erlösen (€ 22.044.500), für die gesamte Kinder- und Jugendhilfe, so werden im Jahr 2014 knapp sieben Prozent der Jugendhilfeausgaben für „Jugendarbeit und Bürgerschaftliches Engagement“ verausgabt. Daraus ergibt sich, dass im Stadtbezirk Villingen-Schwenningen vergleichsweise mehr aufgewendet wird als im Schwarzwald-Baar-Kreis insgesamt. Der Landkreis zählt nämlich auch innerhalb Baden-Württembergs zu den Regionen, die relativ wenig für Jugendarbeit verausgaben. Von den Gesamtausgaben für Kinder- und Jugendhilfe werden im Landkreis für Jugendarbeit nur unter 3,25% finanzielle Mittel ausgegeben. Zu diesem Ergebnis kommt die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik im Forschungsverbund des Deutschen Jugendinstituts DJI und der TU Dortmund (vgl. AGJ 2014). Die 9 Alle Angaben, außer den im Text gekennzeichneten Daten der amtlichen Statistik, beziehen sich auf die Dokumentation in: Amt für Familie, Jugend, und Soziales der Stadt Villingen-Schwenningen (2014): Kosten und Erlöse in den Produktbereichen 11, 31 und 36, S. 451-502 15 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 Höhe der finanziellen Ausgaben im Stadtbezirk für Jugendarbeit kann damit als vergleichsweise gut gelten, wenngleich knapp ein Viertel der Kommunen deutschlandweit mehr, nämlich zwischen 6 und 11,5 % der Mittel für Jugendarbeit aufwenden (vgl. AGJ 2014, S. 62 ff). 3.2. Mobile Jugendarbeit Im Bereich mobiler Jugendarbeit ist die Angebotsstruktur im Stadtbezirk erkennbar profiliert. Die dezentralen Angebote der mobilen Jugendarbeit, sind seit 2007 in Trägerschaft des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation (BWLV). Mit ihrem sozialräumlichen Ansatz hat diese Arbeit auch in jüngerer Zeit zur Etablierung zusätzlicher offener Jugendarbeit, dem Jugendzentrum „Chilly“ (mit im Vergleich zu den beiden Jugendhäusern geringeren Öffnungszeiten) in den Stadtteilen Haslach/Wöschhalde geführt. Die mobile Jugendarbeit kann hinsichtlich der Zielgruppen und der sozialräumlichen und präventionsorientierten Konzeption nicht in gleichem Umfang Jugendkulturarbeit abdecken – auch wenn die Arbeit „der Mobilen“ bestimmte jugendkulturelle Aspekte wie den mit Graffiti-Kunst bemalten Wohnwagen als Zugang zu jungen Menschen aufgreift oder mit Tanz- und Sportprojekten Kulturarbeit und Suchtprävention miteinander verbindet. Im Gegensatz zu Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit, welche sich an alle Jugendliche ohne einen ‚Problemfokus‘ richten, ist die Arbeit stärker präventiv bzw. als Hilfsangebot ausgerichtet. In der Selbstdarstellung heißt es: „Ihr Ziel ist es Beziehungen zu Jugendlichen aufzubauen die Probleme zu Hause, und in der Schule haben.“ (http://www.bw-lv.de/quicklinks/mobile-jugendarbeit/). In den Räumen des „Chilly“ wird zudem ein Proberaum für eine Band genutzt. 3.3. Städtische Jugendhäuser Die zwei kommunal getragenen Jugendhäuser verfolgen beide konzeptionell den Anspruch, offene Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit sowie Gruppenangebote miteinander zu verbinden. Sie tragen jeweils den Namen „Jugend- und Kulturzentrum“ in ihrer offiziellen Internetpräsenz bzw. in den Sachstandsberichten. Die Annahme der Angebote und die Vielfalt der jugendkulturellen Angebote variiert. Ohne dies abschließend empirisch im Rahmen des Gutachtens untersuchen zu können, ist die Nutzung vielfältig. Beider Jugendhäuser haben einen offenen Cafébetrieb und bieten feste Angebote kleinerer jugendlicher Gruppen und zahlreicher Gruppen aus dem Stadtteil. Es gibt zahlreiche Kooperationen mit Vereinen und anderen Jugendhilfeangeboten. Für Villingen weist der Sachstandsbericht die nicht geringe Besucherzahl von täglich 40 NutzerInnen aus10. Bei einem zufälli- 10 Zahlen zu NutzerInnen der Jugendzentren sind oft schwer zu erheben und sind inhaltlich zudem für sich genommen meist wenig aussagekräftig. Dennoch ist es schade, dass in den Sachstandsberichten nicht systematisch und auch nicht für beide Jugendhäuser in vergleichbarer Form Angaben enthalten sind. Zur Form der Berichterstattung siehe folgender Punkt in diesem Kapitel. 16 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 gen Besuch (nicht repräsentativ!) des Gutachters wochentags vor Ort konnte für Schwenningen diese Anzahl als höher, in Villingen als niedriger erlebt werden. Beide Jugendhäuser präsentieren, trotz geringer Personaldecke hauptamtlicher Fachkräfte in ihren Sachstandsberichten, ein beachtliches Programm und umfangreiche Öffnungszeiten. Das Programm umfasst einen hohen Anteil an jugendkulturellen Angeboten. Das Jugendhaus in Villingen vermittelt gestalterisch im Cafébereich und der anliegenden Scheuer eher den Charme der 1990er Jahre, das Schwenninger Jugendhaus präsentiert sich baulich als eine durch Jugendliche angeeignete ehemalige Stadtvilla, mit etwas morbiden Charme, aber durchaus vorhandenem jugendkulturellem ‚Flair‘. In beiden Jugendhäusern stehen Gruppen, Party-, Disco- und Bühnenräume zur Verfügung, die teils im offenen Betrieb, teils für Veranstaltungen genutzt wurden und mit erkennbarem Aufwand hergerichtet wurden. Dies geschah offenbar größtenteils gemeinsam mit Jugendlichen, die diese Räume auch immer wieder umgestaltet haben. Die Sachstandsberichte beider Jugendhäuser belegen, dass neben dem offenen Cafébetrieb, verschiedenen Beratungs- und Bildungsangeboten die Räume als Gruppen- und Proberäume, für kleine und mittelgroße Konzerte und große Festivals (z.B. VS Music Contest, Rock Garten, Grafitti-Jam), für Partys, Ferienprogramme und Kooperationsveranstaltungen genutzt werden. Die an das Jugendhaus K3 angegliederte Scheuer bietet mit dem kommunalen Kino, dem Folk Club und Rock Club ein Kulturprogramm für ein junges Publikum, das aber eher ab dem jungen Erwachsenenalter aufwärts und weniger Jugendliche anspricht. 3.4. Vielfältige weitere Jugendarbeit In Villingen-Schwenningen existieren über die Jugendhäuser hinaus vielfältige Angebote der Jugendarbeit, wobei offene Jugendarbeit auch von freien Trägern geleistet wird. So führt die Stiftung St. Franziskus im Kinder- und Familienzentrum KiFaz, im Wohngebiet „Schilterhäusle“ ein weiteres offenes Angebot, das an drei Nachmittagen/Abenden wöchentlich öffnet. Allerdings (ähnlich wie das in Haslach/Wöschhalde vom bwlv getragene „Chilly“) hat dieses Angebot eine klare nahräumliche Ausrichtung auf das lokale Umfeld der Einrichtung und ein eher jüngeres Publikum, als die beiden kommunalen Jugendhäuser. Jugendfreizeitangebote existieren in verschiedener Form: Neben Kinderund Jugendzirkus und Ferienfreizeiten stehen (laut Jahresbericht des Stadtjugendrings) zahlreiche verbandlicher Jugendfreizeitangebote zur Verfügung. Jugendarbeit in Gemeinden und von Vereinen wird in erheblichem Umfang erbracht, was sich in den verfügbaren Unterlagen vermutlich nur ansatzweise abbildet. Es ist davon auszugehen, dass diese Angebote unter großem Einsatz von (ehrenamtlichem) Personal, Zeit und finanzieller Eigenleistung der Gemeinden, Verbände und Vereine erfolgen. In den Außenbezirken des Stadtgebietes existieren mit den selbst verwalteten Jugendräumen sozialräumlich nahe Angebote, die eine Basis- 17 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 Infrastruktur und einen wichtigen Ort für Jugendliche bieten. Diese Angebote können jedoch von der Ausrichtung her nur ein lokales Angebot darstellen. Um einem erweiterten Anspruch an außerschulische Jugendbildung gerecht zu werden, sind sie strukturell mit weiteren Angeboten in Jugendzentren, Schulen und/oder Vereinen zu verzahnen. Inwieweit dies in den einzelnen Stadtbezirken umgesetzt wird, und wie dies durch sozialpädagogische Fachkräfte unterstützt wird, wurde im Rahmen dieses Gutachtens nicht untersucht. 3.5. Jugendarbeit als Ort außerschulischer Bildung Offene Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit sind in VillingenSchwenningen bislang (anders als die Schulsozialarbeit) offenbar bislang nur teilweise konzeptionell auf ein verändertes Verhältnis von Schule und Jugendhilfe ausgerichtet. Im Sinne des Ausbaus ganztägiger Bildungssettings und des Aufbaus ‚kommunaler Bildungslandschaften‘ erscheint räumlicher und inhaltlicher Entwicklungsbedarf, der darauf abzielt, offensiv und selbstbewusst Angebote der Jugendarbeit als Bildungsorte zu profilieren. Damit ist Jugendarbeit als Bildungsarbeit etwas anderes und Eigenständiges, gerade auch im Verhältnis zu Schulsozialarbeit oder ganztägiger „Betreuung“ von Schülerinnen an Schulen durch Sozialpädagoginnen. Wenn zu einer ‚kommunalen Bildungslandschaft‘ auch die tertiären Bildungseinrichtungen zählen, dann ist dazu festzustellen, dass die Zusammenarbeit von Hochschulen bzw. Studierenden und Jugendzentren bislang nur punktuell oder über einzelne persönliche Kontakte existiert. Ein Hinweis darauf, dass hier wenig Berührungspunkte existieren, zeigte sich auch im Verlauf dieses Gutachtens: Es ist trotz persönlicher Einladung nicht gelungen, die Studierendenvertretung der Dualen Hochschule oder das Kulturreferat des AStA der Hochschule Furtwangen, Standort Schwenningen, für eine Teilnahme an der ExpertInnenbefragung zu gewinnen. Hier besteht – wenn man diese Zusammenarbeit fördern möchte – auf beiden Seiten Entwicklungsbedarf einer systematischeren Zusammenarbeit. Die städtische Konzeption der offenen Jugendarbeit in VillingenSchwenningen hat bislang noch nicht den Aspekt der Inklusion von Menschen mit Behinderung aufgenommen. Hier besteht konzeptioneller Entwicklungsbedarf. 3.6. Berichtssystem, Evaluation, partizipative Qualitätsentwicklung Das kommunale Berichtssystem zu Angeboten der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit, soweit aus den vorliegenden Dokumenten ersichtlich, ist fachlich weiter zu entwickeln. In vorliegenden Berichten werden Angebote und Kooperationen beschrieben, damit werden aber vornehmlich die Strukturen und nur teilweise die pädagogischen Prozesse abgebildet. Die Qualität der Angebote aus Sicht junger Menschen wird nur sehr sporadisch erfasst, und wenn, dann vermittelt durch Erwachsene (Fachkräfte). Die 18 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 Jugendarbeitsangebote in kommunaler und freier Trägerschaft nutzen je eigene und sehr unterschiedliche Formate der Berichterstattung. Hier besteht Bedarf einer Fortentwicklung der Standards von Evaluation und Dokumentation, die auch die NutzerInnen der Angebote stärker partizipativ einbindet. Bei der Weiterentwicklung von Standards der Dokumentation muss sehr sorgfältig darauf geachtet werden, dass Dokumentation nicht die praktische Arbeit erschwert. Dokumentation sollte nicht mit Anforderungen überfrachtet werden, die Fachkräfte und Träger strukturell nicht leisten können. Die Einführung eines Qualitätsdialogs zwischen jungen Menschen, Freien Trägern und Jugendamt auf Grundlage der Berichte ist zudem wichtig, damit Dokumentation nicht abstrakt bleibt sondern eine fundierte Grundlage, beispielsweise für Zielvereinbarungen und Planungen für den kommenden Berichtszeitraum bietet. 3.7. Kommerzielle jugendkulturelle Angebote Kommerzielle kulturelle Angebote für junge Menschen sind in den beiden großen Stadtzentren Villingen und Schwenningen verfügbar. Während solche kommerziellen Angebote in Schwenningen neben den Kinos eher auf Studierende ausgerichtet sind (und für eine Stadt mit drei Hochschulen wiederum relativ gering ausfallen), gibt es in Villingen Ansätze einer vor allem musikkulturellen (Kneipen-)Szene, die Anknüpfungspunkte für jugendkulturelle Gruppen, insbesondere im jungen Erwachsenenalter bietet. Kommerzielle Angebote wurden im Rahmen dieses Gutachtens nicht systematisch erfasst, hier wird auf die Darstellung des Jugendförderungswerk Villingen-Schwenningen e.V. (2014 siehe Punkt 2.1) verwiesen. In jenem Entwurf wird eine sorgfältige Bestandsaufnahme vorgenommen, wobei allerdings die Verbindungen und Grenzen zwischen kommerziellen Angeboten und Leistungen in öffentlicher Trägerschaft aber noch zu wenig thematisiert werden. 3.8. Stadtjugendring Zur Struktur der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit gehört auch die Arbeit des Stadtjugendrings. Dieser übernimmt eine nicht unbedeutende Rolle in der Unterstützung von zahlreichen größeren und kleinsten Jugendverbänden in der Stadt. Nach dem Jahresbericht 2013 werden mit vergleichsweise geringen finanziellen Mitteln von knapp € 25.000 und geringem hauptamtlichem Personal durchaus beachtlich umfangreiche Koordinations- und Unterstützungsleistungen für die verbandliche Jugendarbeit geleistet. Kernbereiche des Stadtjugendrings sind die Vergabe finanzieller Fördermittel/Gruppenzuschüsse und die Koordination von Fortbildungsangeboten und Schulungen für verbandliche Jugendarbeit und Jugendgruppen. Dem Stadtjugendring kommt jedoch auch die Funktion zu, ein Forum für fachliche und jugendpolitische Auseinandersetzung zu bieten (was im Sachbericht auch als satzungsgemäße Zielsetzung dokumentiert ist). Nach Einschätzung der Gutachter im Kontext der aktuellen Diskussion um Bedarfe in der Jugendkulturarbeit, besteht auf diesem Feld weiterer 19 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 fachlicher Profilierungsbedarf: Der Stadtjugendring könnte als Organ der Positionierung freier Träger ebenso stärker aktiviert werden, wie zur parteilichen und partizipativen Vertretung junger Menschen. Diese Funktion kann über das Selbstverständnis einer Servicestelle für Jugendverbände weit hinausgehen. Dieses ist, angesichts des bescheidenen kommunalen Zuschusses, nur abgestützt durch die 28 Jugendverbände möglich. Diese sollten für verbandsübergreifende Fragestellungen auch in Bezug auf Jugendkulturarbeit sensibilisiert und aktiviert werden. 3.9. Jugendförderungswerk Zur Struktur gehört ebenfalls, dass es einen freien Träger, das Jugendförderungswerk e.V., gibt, der in der Vergangenheit umfangreiche, vielfältige und geradezu pionierhaft-verdienstvolle Jugendkulturarbeit geleistet hat. Auf die im kommunalen Raum nicht konfliktfreie Historie kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Es bleibt zu konstatieren, dass der Träger weiterhin existiert, keine eigenen Räume/Gebäude vorhält, aber seit Jahren erhebliches Engagement bei der baulichen und konzeptionellen Neugestaltung eines Jugendkulturzentrums auf dem Gelände des ehemaligen Familienparks zeigt. Das Jugendförderungswerk hat 2014 konzeptionelle Vorschläge und Pläne für eine Sanierung und Erweiterung der dortigen Gebäude vorgelegt. Das Gelände und die teils baufälligen, bzw. derzeit nicht nutzbaren Gebäudeteile im Klosterhof/Klaremer Grund sind in städtischem Besitz. Über die Positionen zur Sanierbarkeit und mögliche Baukosten bestehen Verhandlungen seit 2007. Diese sind an anderer Stelle hinreichend erörtert worden, bzw. werden von den beteiligten Architekten und den Dezernaten weiter geprüft. Eine Bewertung ist im Rahmen dieses Gutachtens nicht möglich, wohl aber die Feststellung, dass die bauund genehmigungsrechtlichen Fragen kompliziert und auch „festgefahren“ sind. Die Sache sähe vermutlich anders aus, wenn der freie Träger Jugendförderungswerk e.V. über eigenen Bau und Grund verfügen würde, aber so besteht die Situation, dass ein freier Träger konzeptionell ein Gelände und Gebäude reaktivieren möchte, was aber mit städtischem Bauen und entsprechenden Genehmigungen (Betriebserlaubnis, Abnahme als Versammlungsstätte etc.) verbunden ist. 3.10. Jugendforum - zivilgesellschaftliche Initiative In den vergangenen Jahren hat sich ein Jugendforum gegründet, das zwar eine Nähe zum Jugendförderungswerk hat, von diesem Träger auch maßgebliche Unterstützung erhält, aber im Rahmen dieses Gutachtens davon systematisch unterschieden wird. Denn hier handelt es sich formal nicht um einen freien Träger der Jugendhilfe, sondern um eine zivilgesellschaftliche Initiative junger Menschen in VS, die personell und von der Altersstruktur her nur zu einem geringen Teil mit dem Jugendförderungswerk identisch ist. Die eigene Internetpräsenz mit anderen presserechtlich verantwortlichen Personen und eigene Präsenz in Online-Sozialen Netzwerken bestätigen, dass es sich hier um etwas Eigenständiges handelt. Das 20 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 Jugendforum dient jungen Menschen, die sich in bestehenden Angeboten bislang nicht ausreichend beheimatet fühlen, als Ort des Austauschs und als eine Art Bürgerinitiative. Von ihm gehen jugendpolitische Aktionen und Initiativen aus, etwa zur Organisation von Konzerten. Im Jugendforum sind junge Menschen jugendpolitisch in den vergangenen Jahren sehr aktiv und fordern nicht nur ein Jugendkulturzentrum in VS, sie entwickeln auch Konzepte und tragen diese in kommunalen Gremien mit großer Ernsthaftigkeit vor. Das Jugendforum wird daher zunächst einmal als eine zivilgesellschaftliche Gruppe engagierter junger Menschen beschrieben, die mit hohem persönlichen Einsatz bereits über eine lange Zeit und mit hoher Verbindlichkeit einen Bedarf an jugendkulturellen Angeboten, insbesondere im Bereich der selbst verantworteten musisch-künstlerischen Kulturarbeit und kleineren wie größeren Konzerten und Partys zum Ausdruck bringt. 3.11. Lücke in der Jugendkulturarbeit Jenseits der durchaus vielfältigen Angebotsstruktur jugendkultureller Angebote existiert eine konzeptionelle Lücke in der Jugendkulturarbeit, die nicht nur deshalb konstatiert werden kann, weil vor vielen Jahren (mit einer zeitweiligen Reaktivierung und erneuten Schließung im Jahr 2007) die ehemalige Jugendscheune im Familienpark abgerissen wurde. Dies wäre eine rein historische Begründung – und Jugendkulturarbeit wandelt sich ständig. Ein Beleg für den von Jugendlichen artikulierten Bedarf ist vielmehr die mehrjährige Initiative des Jugendforums bis zum heutigen Tag. Die Durchführung der so genannten „Planungswerkstatt“ im Jahr 2013 belegt diesen Bedarf ebenfalls und zeigt auch, dass Planungen schon auf den Weg gebracht sind. Beschlussfassungen des Gemeinderates sowie dezidierte Absichtserklärungen und Entscheidungen des Jugendhilfeausschusses weisen auch formal aus, dass es den politischen Willen zur Errichtung eines Jugendkulturzentrums gibt. Kontrovers wird dabei seit Jahren die Frage des Ortes sowie die erforderliche Größe der Einrichtung verhandelt, weniger wurde die Frage der inhaltlichen Ausrichtung geklärt. Es wird bei näherer Betrachtung der baulichen und konzeptionellen Schwierigkeiten sowie der strittigen Bewertung der Historie im Familienpark durch verschiedene Beteiligte ersichtlich, dass die Diskussion nicht einfach, ja geradezu verfahren ist. Gleichwohl ist dieser Prozess für Planungen in der Jugendarbeit zu lang und für außen Stehende (wie z.B. die Autoren dieses Gutachters) befremdlich. Hier besteht dringender Bedarf, eine Lösung zu finden, die über bisherige Vorschläge hinaus geht, und neue Strukturen für einen konstruktiven Prozess schafft (siehe Kapitel 6). Verfahren ist die Situation vor allem hinsichtlich der baurechtlichen Vorgaben (Brandschutz, Energieeinspar- und Versammlungsstättenverordnung etc.), die bei einem Neubau oder der Umnutzung von ehemaligen Industriegebäuden relevant werden. Aus Sicht des Gutachters kann seitens der Politik und der Stadtverwaltung mangelnder Wille zur Lösung derzeit nicht festgestellt werden. Ein Neubau in der bislang erörterten Größenordnung, insbesondere in städtischer Trägerschaft, bzw. die Erteilung einer neuen 21 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 Betriebsgenehmigung muss (leider) den Vorschriften folgen, die Jugendliche und manche erwachsene BürgerInnen verständlicher Weise frustrieren. Diese Frustrationskette muss freilich schnell beendet werden, und zwar so bald, dass die derzeit engagierten Gruppen junger Menschen dies noch in ihrer Jugendphase erleben. Positiv erscheint an der derzeitigen Situation, dass eine zeitnahe Lösung von allen politischen Parteien in der Kommunalpolitik angestrebt wird. Hier können die Perspektiven aus Sicht der Gutachter nur in einer Kombination verschiedener, auch schnell realisierbarer Maßnahmen, gepaart mit „Mut“ zu kreativen Lösungen liegen. Hinzu kommen muss mittelfristig eine integrierte (Jugend)Kulturentwicklungsplanung und Stadtplanung in VS. Einige Vorschläge und Perspektiven dazu werden – auch im Lichte der Ergebnisse der durchgeführten Befragungen – im Kapitel 6 dieses Gutachtens vorgestellt. Bei der wirtschaftlichen Planung eines zusätzlichen Angebotes muss berücksichtigt werden, dass vor allem Personal- und laufende Betriebskosten langfristig bedeutsamer als einmalige Baukosten sind (für die im Falle des Jugendkulturzentrums offenbar auch Rücklagen existieren). Betrachtet man die im ersten Punkt dargelegte Finanzierung der offenen Jugendarbeit in VS, so wäre zwar eine Erhöhung des Anteils für diesen Leistungsbereich der Jugendhilfe wünschenswert und im interkommunalen Vergleich auch vertretbar. Eine solche Erhöhung der verfügbaren Mittel muss jedoch im politischen Prozess oder mit der Einwerbung zusätzlicher Projekt- und Fördermittel langfristig durchgesetzt werden. Möglichkeiten einer teilweisen Re-Finanzierung eines Jugendkulturzentrums durch Vermietungen und Einnahmen bei Veranstaltungen bestehen zwar in gewissem Ausmaß, können aber den Unterhalt nur teilweise abdecken. Zudem steht zunächst eine Aufbau- und Etablierungsphase an, für die solche Einnahmen kaum verlässlich kalkuliert werden können. Da die finanziellen Ressourcen vermutlich kurzfristig nicht in wesentlichem Umfang zu beeinflussen sind, muss beachtet werden, dass ein neues Jugendkulturzentrum nicht zu finanziellen und personellen Umverteilungen führt, die beispielsweise bestehende Jugend- und Kulturzentren – eben die Jugendhäuser – in ihrer Existenz bedrohen. So kann die Planung nur im Gesamtkontext und unter Nutzung und zeitgemäßer Fortentwicklung der bestehenden Einrichtungen „K3“ und „Spektrum“ erfolgen, wenn nicht substanzielle zusätzliche Ressourcen für den Betrieb einer weiteren Einrichtung zur Verfügung stehen. Zu diesen strukturellen Fragen gehören auch Klärungen hinsichtlich der Trägerschaft bestehender und zusätzlicher jugendkultureller Angebote. Dazu folgen Ausführungen in den Kapiteln 4 (aus Sicht beteiligter Akteure) und 6 (Fazit) dieses Gutachtens. 22 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 3.12. Zwischenfazit Insgesamt kann zusammengefasst werden, dass die Jugendarbeit, einschließlich verbandlicher, mobiler und sozialräumlicher Arbeit in VS plural und dezentral gut aufgestellt erscheint. Trotz des Ausbaus dezentraler Angebote, kann davon ausgegangen werden, dass eine Grundversorgung mit offener Jugendarbeit in der Fläche aller Stadtbezirke zum Teil nur knapp gegeben ist. Hinsichtlich der fachlichen Profilierung von Jugendarbeit als Bildungsort, dem Verhältnis von Jugendarbeit und Ganztagsschule, der jugendpolitischen Interessensvertretung im Stadtjugendring oder hinsichtlich der Evaluation/Dokumentation sowie partizipativer Qualitätsentwicklung mit jungen Menschen besteht nach Sichtung der Dokumente Entwicklungsbedarf. Die derzeitige Grundlage der „Konzeption für die kommunale offene Jugendarbeit“ (Quelle siehe 2.1) der Stadt aus dem Jahr 2003 enthält noch eine „Matrix“ aller Angebotsformen, in denen noch die Spalte „Familienpark“ enthalten ist. In den Texten der Konzeption liest sich die Beschreibung des Familienparks ambivalent und nicht konsistent (Geht es vorrangig um Familien, oder um Jugendliche? Und, wenn es um Beides geht, wie wird dies dann konzeptionell verknüpft und begründet?). Faktisch existiert diese „Spalte“ aber heute nicht. Manche Angebote, wie etwa der Kinderzirkus, die dort aufgeführt wurden, finden mittlerweile in anderer Form statt. Familienangebote werden konzeptionell sozialräumlich offenbar heute anders verortet. Die dort noch aufgeführte Jugendscheune fehlt seither und wurde nur teilweise von anderen Angeboten kompensiert. Diese Matrix und auch die Konzeption insgesamt sollten aktualisiert werden. Ein Teil von Jugendarbeit, im engeren Sinne Jugendkulturarbeit ist dadurch gekennzeichnet, dass neben bestehenden wertvollen und offenbar auch breit genutzten Angeboten zugleich eine fehlende Passung zu manchen jugendkulturellen Szenen vorherrscht. Es sind insbesondere Formen der selbst verantworteten Jugendkulturarbeit und Möglichkeiten zur Gestaltung von (Sub-)Kultur, Räumlichkeiten für Proben und zur Entwicklung als „kulturelle Keimzellen“ sowie für Veranstaltungen von größeren Konzerten und Partys, die innerhalb der Gesamtstruktur der Jugendangebote als fehlend markiert werden (vgl. Ergebnisse der Planungswerkstatt 2013). Mit Blick auf das unter 2.4 vorgestellte Verständnis von Jugendkulturarbeit fällt in der Diskussion insgesamt eine bislang zu wenig fachliche und zu stark auf Gebäude fokussierte Diskussion auf. Inhaltlich muss darüber entschieden werden, wo welche Angebote ihren Platz haben können. Der Wunsch, strukturell solche, derzeit fehlenden Angebote möglichst außerhalb der Stadtzentren zu verorten wird sowohl von jungen Menschen als auch von Trägern und politischen VertreterInnen formuliert. Dies lässt sich einerseits positiv so lesen, dass für diese Angebote ein geographisch zentraler Ort zwischen Villingen und Schwenningen bevorzugt wird, wo ‚die Sozialräumliches und dezentrales Profil Entwicklungsfelder Update der kommunalen Konzeption Fehlende Passung zu selbst verantworteter Jugendkulturarbeit Lesart eins: Jugendkulturarbeit „vor die Tore“ der Stadt 23 Zu Strukturen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen 3 Jugend‘ zudem niemanden stört und sich ‚frei entfalten‘ kann. Das Gelände der ehemaligen Jugendscheune hat dazuhin die symbolische Bedeutung, da dieser Ort vor vielen Jahren einmal einer war, der für Jugendliche zur Verfügung stand. Für große Konzerte oder Großdiscoveranstaltungen überzeugt diese Sichtweise, wobei festgehalten werden muss, dass diese Veranstaltungen nur eine Schnittmenge zu einem kleinen Teil von Jugendkulturarbeit haben und womöglich eine größere Nähe zu kommerziellen Freizeitveranstaltungen. Die andere Lesart ist aber, dass damit Jugendkulturarbeit „vor die Tore“ der beiden Städte ausgelagert wird, während andere Kulturveranstaltungen (etwa die Fasnet als kulturelle Brauchtumsveranstaltung, die Kneipenkultur, die „Marktkultur“) selbstverständlich in den Städten ihren Platz haben, auch wenn sie nicht von allen BürgerInnen gleichermaßen gemocht oder genutzt werden. Wenn Jugendkulturarbeit produktive und kreative Auseinandersetzung mit Kultur „in Gesellschaft“ bedeutet, (wie oben beschrieben), dann müsste diese Arbeit durchaus in kluger Weise in die Mitte der Städte hinein verlagert werden, müsste in gewissem Umfang dort auch ‚ausgehalten‘ werden und könnte letztlich für ein Publikum bis weit ins junge Erwachsenenalter hinein das Spektrum von Kultur in den Stadtzentren bereichern. Von Städten ist bekannt, dass Jugend- und Subkultur, dass ‚Kreativquartiere‘ dazu beitragen, Stadtteile und ganze Städte attraktiv zu machen und zu entwickeln. Lesart zwei: Jugendkulturarbeit „in die Stadt bringen“ Es lassen sich für beide Lesarten Argumente finden, die im weiteren Verlauf des Gutachtens weiter aufgegriffen werden. 24 Online-Befragung von ExpertInnen 4 4 ONLINE-BEFRAGUNG VON EXPERTINNEN Zentrale Akteure, die im Stadtgebiet Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit verantworten, wurden eingeladen, in einer Befragung ihre Sichtweisen und Einschätzungen darzulegen. 4.1. Durchführung und Auswertungsstrategien Die Befragung der Akteure wurde im Sommer 2014 durchgeführt. Die Befragung richtete sich an 45 Vertreter/innen von Trägern, Ämtern, Verbänden und Vereinen in den Bereichen Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen. Zusätzlich wurden weitere (zivilgesellschaftliche) Akteure in diesem Feld, wie das „Jugendforum“, selbst verwaltete Jugendtreffs und die Studierendenvertretungen der Hochschulen einbezogen. Es ging vorrangig um inhaltliche Fragen und nicht um statistische Daten zu den Angeboten im Verantwortungsbereich der Akteure. Ziel dieser Befragung war es insbesondere, die fachlichen Einschätzungen der ExpertInnen zu erfahren. Aus praktischen Gründen wurden einzelne Personen angeschrieben, auf Basis einer vom Auftraggeber des Gutachtens erstellten (und teilweise durch den Auftragnehmer um weitere Akteure ergänzten) Liste mit E-Mail Adressen. Es wurde den ExpertInnen frei gestellt, als Einzelperson oder in Abstimmung mit KollegInnen oder Ihrer Organisation zu antworten. Die Befragten wurden persönlich durch Prof. Dr. Andreas Polutta angeschrieben, so dass bei Bedarf eine direkte Korrespondenz möglich war. Aus inhaltlichen Gründen und angesichts der überschaubaren Teilnehmerzahl konnte die Befragung nicht anonym erfolgen. Die TeilnehmerInnen wurden über die Freiwilligkeit der Teilnahme informiert, ebenso wie darüber, dass für das Gutachten unter Umständen ihre Angaben, gegebenenfalls auch im „Originalton“ verwendet würden. Ein Großteil der Fragen wurde offen gestellt, so dass die Fachleute ihre Stellungnahme und Position kurz ausführen konnten. Daher war für diese Befragung vor allem eine inhaltliche und weniger eine statistische Auswertung vorgesehen. 4.2. TeilnehmerInnen an der ExpertInnenbefragung 45 Befragungsteilnehmer wurden zur Teilnahme an der Online-Befragung eingeladen (siehe Anlage 7.1). 16 Personen beteiligten sich an der Befragung haben und die Fragen des Online-Fragebogens weitgehend beantwortet. 25 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Die teilnehmenden Personen der ExpertInnenbefragung setzen sich wie folgt zusammen: Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Villingen-Schwenningen, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Kreisverband Schwarzwald-Baar Amt für Schule, Bildung und Sport, Amtsleiter Jugend- und Kulturzentrum Spektrum, Leitung Jugendforum Amt für Familie, Jugend und Soziales, Abteilung Jugendarbeit und Bürgerschaftliches Engagement Kinder- und Familienzentrum, Schulsozialarbeit Villingen-Schwenningen Kirchlicher Träger der Jugendhilfe Jugendhaus Schwenningen, Mitarbeiter/in Caritasverband f.d. Schwarzwald - Baar- Kreis e.V. Jugendsozialarbeit an Schulen bwlv Fachstelle Sucht, Träger der Mobilen Jugendarbeit Caritasverband, Jugendsozialarbeit/Ganztagsbetreuung/Jugendmigrationsdienst Amt für Familie, Jugend und Soziales, Amtsleiter Kinder- und Familienzentrum/Sozialraumteam Schilterhäusle Diakonisches Werk bwlv/Sozialraumteam Schwenningen Caritasverband für den Schwarzwald-Baar-Kreis e.V., Leitung/ Geschäftsführung Abbildung 1: TeilnehmerInnen an der ExpertInnenbefragung Die Angaben der Fachleute liefern wichtige Hinweise und Sichtweisen, auch wenn sich eine Generalisierung der Ergebnisse aufgrund der geringen Fallzahl verbietet. Es ist erfreulich, dass es gelungen ist eine Vielfalt aus Vertretern verschiedener kommunaler Ressorts, aus einem Jugendhaus, von Freien Trägern und dem Jugendforum als Initiative zu gewinnen. Die Ergebnisse werden unter Punkt 4.3 vorgestellt. Die für eine lokale Expertenbefragung vergleichsweise geringe Beteiligung erfreut weniger. Sie kann verschiedene Gründe haben. Vereinzelte technische Schwierigkeiten (nicht auf allen Betriebssystemen/Browsern verfügbare Funktion, die Befragung unterbrechen zu können) wurden in den Fällen, in denen sich die Beteiligten zurück gemeldet hatten durch einen neu versandten Zugang gelöst. Einzelne E-Mail Adressen waren offenbar aufgrund fehlerhafter Aufnahme in die Liste, in einem Jugendhaus aufgrund eines nicht funktionsfähigen PC nicht zustellbar. Neben solchen Einzelfällen kann die Rücklaufquote aber vor allem als Hinweis darauf interpretiert werden, dass entweder unter den Beteiligten das Thema sehr unterschiedlich (teils 26 Online-Befragung von ExpertInnen 4 nicht) präsent war bzw. als nicht relevant eingeschätzt wurde oder dass eine Positionierung zu Fragen der Jugendkulturarbeit als zu heikel, angesichts der politisierten Debatte rund um die Kommunalwahl, angesehen wurde. Beide Vermutungen würden dafür sprechen, dass ein inhaltlich arbeitendes Gremium wie ein „Runder Tisch Jugendkulturarbeit“ bzw. der in Kap. 6 vorgeschlagene Trägerverbund „Jugend-Kultur-VS“ stärker als bislang verschiedene Gruppen und Akteure miteinander ins Gespräch bringen müsste. Hier müssten – wenn die (Nicht-)Teilnahme an der Befragung so gedeutet werden kann – insbesondere die Studierendenvertretungen der Hochschulen, der Stadtjugendring und auch die Verantwortlichen in allen Jugendhäusern und Jugendtreffs, also diejenigen, die in dieser ExpertInnenbefragung noch nicht teilgenommen haben, stärker gewonnen werden. 4.3. Ergebnisse der Befragung Die Befragungsteilnehmer verteilten sich auf die oben genannten Institutionen, in denen sie in einem Fall ehrenamtlich, in sechs Fällen hauptamtlich und in acht Fällen in der Leitung/Geschäftsführung tätig sind. Die Bandbreite an Jugendangeboten und Tätigkeitsschwerpunkten ist groß und geht weit über Jugendarbeit hinaus. Sie deckt auch andere Leistungsbereiche innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe ab. Genannt wurden: • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Gemeinwesen orientierte Jugendarbeit Offene Kinder- und Jugendarbeit mit Programmangeboten Jugendkulturelle Angebote Peer-Arbeit und Community-Arbeit mit Schwerpunkt Selbstorganisation Veranstaltungen im nicht-profitorientierten Bereich. Kinder- und Jugendzirkus Ferienprogramme Projekte zur Kinder- und Jugendbeteiligung Beratung für jugendliche Migrantinnen und Schulsozialarbeit Jugendberatung, Einzelfallhilfe, Prävention, Projektarbeit Streetwork, aufsuchende Arbeit Einzelfallhilfe Projektarbeit Jugendsozialarbeit an Schulen / Ganztagesbetreuung an Schulen Schulsozialarbeit Jugendmigrationsberatung Angebote im Jugendhaus Angebote in Stadtteiljugendtreffs Angebote im Familienzentrum Entwicklung des Schul-. und Vereinssportes Soziale Gruppenarbeit Präventive Gruppenangebote Gemeinwesen- und Netzwerkarbeit Krisenintervention Abbildung 2: Jugendangebote im Verantwortungsbereich der ExpertInnen 27 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Befragt nach der Schnittmenge, die die ExpertInnen zwischen Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit sehen, zeigt sich, dass diese als prinzipiell groß angesehen wird. Abbildung 3: Schnittmenge Jugendarbeit-Jugendkulturarbeit (Anzahl) Der Stellenwert von Jugendarbeit im eigenen Verantwortungsbereich wird als hoch bis sehr hoch eingeschätzt. Abbildung 4: Stellenwert von Jugendarbeit (Anzahl der Nennungen) Hinsichtlich des Stellenwertes von Jugendkulturarbeit (Abb. 5 auf folgender Seite) in dem eigenen Bereich stellt sich das Bild weniger geschlossen dar: während zwei VertreterInnen des Jugendhauses Spektrum sowie von der Initiative Jugendforum den Stellenwert als sehr groß benennen, wird dieser als „eher klein“ unter anderem von VertreterInnen des Amtes für Familie, Jugend und Soziales, vom Kinderschutzbund, der mobilen Jugendarbeit aber auch von konfessionellen Trägern der Jugendarbeit eingeschätzt. 28 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Abbildung 5: Stellenwert von Jugendkulturarbeit (Anzahl der Nennungen) Befragt danach, welche Aspekte in der eigenen Arbeit bislang zu wenig umgesetzt werden, finden sich verschiedene Nennungen, die von verstärkter Mädchenarbeit, zusätzlichem Schülercafé bis hin zu Investitionsbedarf in sportliche Infrastruktur oder der Vernetzung von Sport und Kulturangeboten reichen. Bemerkenswert ist, dass auch Akteure jenseits des Jugendforums konstatieren, dass bislang „größere Veranstaltungen ohne Kommerz für Jugendliche“ (BWLV), „Freizeitangebote“ (Jugendamtsleitung) sowie „Angebote zur Freizeitgestaltung“ (Vorstand Caritasverband) zu wenig angeboten werden. Hinsichtlich der Altersgruppen, die erreicht werden, sind die meisten ExpertInnen der Ansicht, dass dies in ihrer Arbeit zufriedenstellend gelingt. Im Bereich der Jugendsozialarbeit wird dies skeptischer eingeschätzt. Abbildung 6: Bewertung der Altersstruktur (Anzahl der Nennungen) 29 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Auch die Diversität der in den eigenen Angeboten erreichten jungen Menschen wird als überwiegend zufriedenstellend wahrgenommen. In der Jugendsozialarbeit, beim Kinderschutzbund, aber auch im Jugendamt wird dies kritischer bewertet. Abbildung 7: Bewertung der Diversität (Anzahl der Nennungen) Eine „Baustelle“, die zumindest die Hälfte der ExpertInnen sieht, lässt sich hinsichtlich Partizipation und ehrenamtlichem Engagement erkennen. Eher bzw. voll zufriedenstellend wird Beteiligung und ehrenamtliche Mitarbeit im Jugend- und im Schulamt, aber auch im Sozialraumteam Schwenningen, im Caritasverband sowie im Jugendforum gesehen. Abbildung 8: Bewertung von Beteiligung und Ehrenamtlichkeit (Anzahl) 30 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Methodenkritisch muss hier angemerkt werden, dass die Fragestellung sowohl „Beteiligung“ als auch „Ehrenamt“ zugleich umfasste. Wenn es zutrifft, dass hier ein Entwicklungsbedarf liegt, dann müsste dieser in der weiteren Konzeptentwicklung präzisiert werden. Stärken und Schwächen Die ExpertInnen wurden auch zu wahrgenommenen Stärken und Schwächen der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in Villingen-Schwenningen insgesamt befragt. Als Stärken wurden von VertreterInnen öffentlicher und freier Träger benannt, dass die Sozialraumteams, die Streetwork und die Jugendhäuser mit Ihren Standorten prinzipiell gut aufgestellt seien, dass es ein vielfältiges Vereinsangebot gebe, dass der jüngst erfolgte Ausbau der Schulsozialarbeit neue Zugänge zur Jugendhilfe schaffe. Ferner wird hervorgehoben, dass in VS die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund gelänge. Eine Differenzierung nehmen die VertreterInnen vor, die im Jugendforum organisiert sind: Aus ihrer Sicht ist insbesondere das Jugend- und Kulturzentrum Spektrum eine Stärke, da hier eine „breit gefächerte Angebotsstruktur für jede Altersgruppe und vor Allem die überaus offene und bestens organisierte Führung des Hauses“ (Jugendforum) wahrgenommen werden. Auch aktuelle Schwächen werden benannt. Um mit der Differenzierung aus Sicht der im Jugendforum vertretenen Personen fortzufahren: Hier liege eine Schwäche darin, dass ein Teil der Jugendlichen im Jugendhaus K3 derzeit keine Heimat finde, weil „es dort nicht schön sei und man sich nicht wirklich wohl fühle“ (Jugendforum), was in der Interpretation dieser Gruppe von Jugendlichen mit einer nicht ausreichenden bzw. für sie nicht ansprechenden Angebotsstruktur zusammen hänge. Interessant ist, dass bei den Antworten von VertreterInnen aus der Verwaltung und von freien Trägern mehrfach genannt wird, dass „Infrastruktur für selbstständige Entwicklung der Subkultur der freien Jugendlichen“ (Amt für Schule, Bildung und Sport) sowie „Veranstaltungsmöglichkeiten für größere Gruppen“ (bwlv) fehlen. Ebenso wird die Frage aufgeworfen, „ob verschiedene Alters- und Jugendmilieugruppen erreicht werden“ (Caritasverband) wobei an anderer Stelle plausibel gemacht wird, dass auch offene Jugendangebote im Dilemma stehen, dass sie „bestimmte Jugendgruppen erreich[en und dabei zugleich] fast immer andere Jugendgruppen aus[schließen]“ (Jugendamt). Die Befragung zu diesem Punkt brachte zudem hervor, dass Personal- und Sanierungsbedarf gesehen wird, sowie den Hinweis darauf, dass es zu wenig „Abstimmung und Vernetzung“ (Jugendamt) und zu viele „Konkurrenzsituationen“ gebe. 31 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Zukünftiger Entwicklungsbedarf Befragt danach, was für die zukünftige Entwicklung der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit in VS besonders wichtig sei, benannten die Fachleute folgende Punkte, die hier redaktionell bearbeitet und er zusammengefasst, sowie aufgrund der Zusammenfassung ohne namentliche Nennung dargestellt werden: Schaffung von Plattformen zur eigenständigen Gestaltung Förderung der Eigeninitiative und Partizipation der jungen Menschen Schaffung von Raum für freie Entfaltungsmöglichkeiten und für Veranstaltungen und Aktionen, von denen ein hoher Lautstärkepegel ausgeht Förderung von jugendkulturellen Ausdrucksformen Engere Zusammenarbeit und Vernetzung der Angebote bei Verhinderung von Konkurrenzsituation Versprechungen einhalten Keine Entscheidungen vom grünen Tisch, die jungen Menschen müssen mehr miteinbezogen werden. Jugendkulturelle Angebote als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten Schaffung von Experimentierfeldern für Jugendliche (Proberäume, Auftrittsräume...) Verstärkung des präventiven Bereichs Diversifizierung zur Erreichung möglichst vieler unterschiedlicher Jugendgruppen Förderung des ehrenamtlichen Engagements von Jugendlichen Konzentration auf das Vorhandene und vorsichtiger Umgang mit dem Eröffnen neuer Baustellen Ausbau der verschiedenen Angebote im Bereich der Jugendarbeit Abbildung 9: zukünftiger Entwicklungsbedarf aus ExpertInnensicht Neben einigen quer liegenden Entwicklungsfeldern, wie z.B. der präventiven Arbeit, lassen die Statements auf einen hohen Konsens darin schließen, dass jugendkulturelle Erprobungsräume, unter enger Beteiligung junger Menschen, zu schaffen sind. Offenbar gehen die Einschätzungen darüber auseinander, ob dies im Rahmen bestehender Angebote integrierbar ist, oder nicht. Denn konkret nach dem Fehlen wichtiger Angebote befragt ergibt sich eine geteilte Auffassung: 32 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Abbildung 10: Fehlende Angebote? (Anzahl der Nennungen) Noch konkreter nach dem Bedarf eines jugendkulturellen Zentrums befragt, sehen dies die ExpertInnen wie folgt: Abbildung 11: Notwendigkeit eines jugendkulturellen Zentrums (Anzahl) Aufschlussreich ist folgende Erläuterung, die von MitarbeiterInnen des Jugendzentrums Spektrum gegeben wurden: „Hier fehlt uns die Rubrik eher ja. Wir sehen aber eher den Bedarf für ein soziokulturelles Zentrum als Ergänzung zu den bestehenden Einrichtungen (mit Proberäumen)“ (Spektrum.) Andere begründen die Befürwortung damit, dass sie sich von einem Jugendkulturzentrum jugendkulturelle Begegnungsräume, eine Aufwertung der Jugendkulturangebote im Vergleich zu Nachbarstädten oder die oben bereits genannten Freiräume für Jugendliche versprechen. ExpertInnen, die die Notwendigkeit des Zentrums nicht für plausibel halten, begründen dies grosso modo damit, dass ein Jugendkulturzentrum nicht 33 Online-Befragung von ExpertInnen 4 als reine Großveranstaltungshalle funktioniere, sondern die Anbindung an einen offenen Jugend(kultur)arbeitsbereich benötige, wobei gerade hier die Crux darin liege, dass damit bestehende Jugend- und Kulturzentren hinsichtlich ihrer Konzeption und Finanzierung in Bedrängnis gerieten. Weiter wird in Frage gestellt, ob der Bedarf für Veranstaltungen mit über 200 Personen tatsächlich in der Größenordnung bestehe, dass er ein schlüssiges Konzept begründe. Den ExpertInnen wurde die folgende Frage gestellt: Angenommen, es gäbe ein jugendkulturelles Zentrum, was sollte an diesem Ort stattfinden können? Genannt wurden, in zusammen gefasster Form: Konzerte, Vorträge, Spiele, Kommunikation, Veranstaltungen mit mehr als 150 Besuchern in lärmunempfindlicher Umgebung. Günstige Vermietung von Proberäumen, umfassende Kulturarbeit, mehrtägige Events, Theater und Kleinkunst, ein zentraler Treffpunkt zur Freizeitgestaltung, Regelmäßige Veranstaltungen an den Wochenenden, Lesungen, Bereitstellung selbst verwalteter Räume, Diskussionsforen, Begegnungstreffen diverser Gruppen sowie inklusive und integrative Angebote. Hier wird deutlich, dass sehr verschiedene Erwartungen nebeneinander auf das jugendkulturelle Zentrum projiziert werden11: Während es für einige nur ein kleines Segment von Großveranstaltungen und Proberäumen abdecken sollte, erwarten andere davon ein ausgewachsenes Kulturzentrum mit vielfältiger Ausrichtung und einem angeschlossenen offenen Bereich. Diese verschiedenen Erwartungen und Funktionen werden noch im sechsten Kapitel zu differenzieren und zu bewerten sein. Trägerschaft Auf einer anderen Ebene als diese inhaltliche Kontroverse liegt die Frage nach der Trägerschaft eines zukünftigen Jugendkulturzentrums. Es wurde gefragt, wie die ExpertInnen zur Idee einer möglichen Trägerschaft durch einen Trägerverbund stehen. Diejenigen, die das Zentrum befürworten, halten es überwiegend (sechs Nennungen) für eine gute Lösung, die Verantwortung für diese Arbeit im Rahmen eines Trägerverbundes, dem mehrere Organisationen/Vereine/Verbände angehören, zu übernehmen. Zwei Befragten ist diese Lösung nicht plausibel oder sie erwarten einen zu hohen bürokratischen Aufwand. Das Jugendforum präferiert das Jugendförderungswerk als Träger, ein Freier Träger plädiert für ein Ausschreibungsverfahren und ein Sozialraumteam gibt zu bedenken, dass ein solcher Träger „nicht politisch verwoben“ und in diesem Handlungsfeld erfahren sein sollte. Auch zu diesen Aspekten wird im sechsten Kapitel noch eine Bewertung aus externer Perspektive der Gutachter erfolgen. Auf die Frage, ob sich die ExpertInnen in den kommenden fünf Jahren eine personelle und/oder finanzielle Beteiligung an einem jugendkulturellen 11 Ein Befund, der sich auch aus der Befragung junger Menschen ergibt (siehe Kapitel 5) 34 Online-Befragung von ExpertInnen 4 Zentrum vorstellen können, antworten die in der Befragung beteiligten freien Träger mit nein, das Amt für Familie, Jugend und Soziales bejaht dies prinzipiell im Sinne von Betriebskosten oder eines finanziellen Zuschusses an den Betriebsträger, das Amt für Schule, Bildung und Sport sieht sich möglicherweise im Sinne von Ausfallbürgschaften beteiligt, das Jugendforum kann sich eine personelle Beteiligung vorstellen. Bei der Frage nach dem Ort eines jugendkulturellen Zentrums werden von verschiedener Seite die bekannten Argumente für das Gelände des ehemaligen Familienparks (Zentralität, keine direkten Anwohner, verfügbarer Platz, Möglichkeit zur Reaktivierung des Areals) vorgetragen, wobei auch Gegenargumente nicht fehlen: Der Ort dürfe keinen „Gettostatus“ haben, man dürfe auch an anderen Orten nicht „nicht alles für sich wehrende Nachbarn einstampfen“ (Kinderschutzbund) und sogar vom ehemaligen Familienpark-Gelände habe es seinerzeit „Ruhestörungen bei den Bewohnern des Schilterhäusle“ (Kinder- und Familienzentrum) gegeben. Weiter findet sich der Hinweis, dass die Erreichbarkeit zwar wichtig sei, aber für Jugendliche viele Orte für Veranstaltungen erreichbar seien. 4.4. Zwischenfazit Die Angaben aus der Expertinnenbefragung lassen zwar einerseits in der kommunalen Fachöffentlichkeit bereits bekannte Positionen erkennen. Andererseits können hier - anders als in der kommunalpolitischen Auseinandersetzung - einzelne Positionen und Argumente zunächst vorgestellt und im Rahmen dieses Gutachtens fachlich abgewogen werden. Es ist klar, dass im Rahmen dieser Befragung nicht die komplette Akteurslandschaft abgebildet wurde. Die geringe Teilnahmebereitschaft der haupt- und ehrenamtlichen „Profis“ ist vielleicht selbst schon ein Ergebnis: Hier müssten weitere Gruppen/Träger/Akteure für die Thematik gewonnen werden. Ebenso können Aussagen der Beteiligten weder unumstößliche Festlegungen noch etwa Förder- oder Finanzierungszusagen sein. Was jedoch aus diesen Einschätzungen der ExpertInnen deutlich wurde, ist der Konsens, eine bestehende, in Teilen durchaus als gut funktionierend eingeschätzte Angebotspalette zu aktualisieren, konzeptionell weiter zu entwickeln und erweitern zu wollen. Dies betrifft Querschnittsthemen wie Beteiligung und Ehrenamtlichkeit ebenso wie Jugendkulturarbeit, die bislang von den beteiligten Trägern insgesamt weniger abgedeckt wird, als etwa offene Jugendarbeit, Jugendgruppenarbeit, sozialräumliche Arbeit oder Jugendberatungsangebote. An die Feststellung dieses inhaltlichen Entwicklungsbedarfs können und müssen sich weitere Schritte anschließen. Die Erweiterung in Richtung jugendkultureller Arbeit trifft nicht nur auf prinzipielle Zustimmung, sondern wird auch von verschiedenen, bislang in der kommunalen Öffentlichkeit vielleicht weniger wahrgenommenen Seiten engagiert vertreten. Es wird aber auch offensichtlich, dass derzeit zu viele Erwartungen ausdrücklich oder implizit mit einer solchen Erweiterung verbunden sind. 35 Online-Befragung junger Menschen 5 5 ONLINE-BEFRAGUNG JUNGER MENSCHEN Nicht nur Akteure, die Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit leisten, können als ExpertInnen gelten – ebenso sind junge Menschen gewissermaßen ExpertInnen ihrer eigenen Lebenswelt. Die grundsätzliche Ausrichtung und das Format der Befragung sind bereits unter Punkt 2.3 vorgestellt worden. Die Online-Befragung junger Menschen, dient dazu, aus Sicht potentieller NutzerInnen, bestehende Angebote und Bedarfe zu eruieren. Erstmals wurde damit für das gesamte Stadtgebiet eine Befragung durchgeführt, die sich nicht nur auf einen bestimmten Stadtteil oder Sozialraum bezieht oder sich nur an junge Menschen richtet, die bereits Angebote der Jugendarbeit nutzen. 5.1. Inhaltlicher Aufbau Die Befragung junger Menschen war inhaltlich wie folgt aufgebaut: FORMALES Code-Nr./Sicherung einmaliger Teilnahme Zentrale Inhalte PERSON (Anonymisierte soziodemographische Merkmale) Wohnort, Alter, Geschlecht, Schulform, Schule, Ausbildung, Beruf Freizeit und Freizeitverhalten NUTZUNG UND NICHT-NUTZUNG von Infrastruktur der Jugendarbeit Bekanntheit von Angeboten und Nutzung/Nichtnutzung der Angebote Differenzierung von Nutzungsdimensionen aus Sicht junger Menschen Bewertung bestehender Angebote Vermisste Angebote EIGENES ENGAGEMENT Aktive Beteiligung und Mitarbeit, Ehrenamt AKTUELLE DISKUSSION (Jugendkulturelles Zentrum in VS) Kenntnis der Diskussion Nutzungsbereitschaft, Bereitschaft, dort aktiv regelmäßig mitzuarbeiten Erwartungen Ort des jugendkulturellen Zentrums RESSOURCEN Mobilität Verfügbare Zeit Finanzielle Ressourcen Abbildung 12: Inhalte der Befragung junger Menschen 36 Online-Befragung junger Menschen 5 Dieser oben dargestellte Teil der der Befragung war für junge Menschen anonym möglich. Es wurden keine Personendaten (Namen, Anschrift etc.) erfasst. 12 Die anschließende Teilnahme an einer Verlosung13 war optional. Diese diente als Anreiz (Incentive) und war im Anschluss an den abgeschlossenen Fragebogen möglich. Die Teilnahme war datentechnisch von der Befragung unabhängig. Für die Verlosung musste eine E-Mail Adresse angegeben werden, die in der datenmäßigen Erfassung getrennt von den Befragungsergebnissen gespeichert wurde. Doppelte E-Mail Adressen wurden gefiltert. Außer den per Los gezogenen Gewinner-E-Mail Adressen wurden alle anderen anschließend durch kom.sd gelöscht. Die Fragestellungen wurden entsprechend der Standards quantitativer empirischer Sozialforschung formuliert, wobei Fragen möglichst wertfrei gestellt werden sollten und geschlossene sowie offene Fragestellungen enthalten waren. Die Antwortkategorien wurden weitgehend mit vier Antwortmöglichkeiten skaliert, um eine Tendenz, flüchtig eine mittlere Kategorie anzukreuzen auszuschließen. Die angeschriebenen jungen Menschen wurden in jugendgerechter Form über die Freiwilligkeit und Anonymität der Teilnahme und über die Inhalte und den Verwendungszweck informiert (siehe Anhang: Einladungsschreiben). Dabei musste nicht zuletzt der Spagat zwischen der Anrede jüngerer Jugendlicher und junger Erwachsener bis weit über zwanzig Jahre vollbracht werden. Die Durchführenden der Studie haben sich entschieden, die Befragten in der Du-Form anzureden. Im Anschreiben und auf der ersten Seite der Online-Befragung wurde dies den Teilnehmern erläutert. Fragen und Inhalte der Befragung, die für Befragte nicht zutreffend waren, wurden entweder durch die OnlineBefragungssoftware „Unipark“ gefiltert oder konnten von den TeilnehmerInnen einfach ausgelassen werden. Optionale Verlosung Freiwilligkeit der Teilnahme 12 Der vollständige Fragebogen sowie die postalische Einladung sind im Anhang und 7.2 dokumentiert. Es wird darauf hingewiesen, dass die schriftliche Dokumentation umfangreicher erscheint, als es die Online-Befragung für die meisten TeilnehmerInnen war, da bei der Online-Version, je nach Antwortverhalten, Filter in der Befragungssoftware wirksam wurden. Nur die Fragen wurden präsentiert, die für den Befragten relevant waren. Beispielsweise wurden weitere Fragen zur Nutzung eines Angebotes nicht gestellt, wenn zuvor angegeben wurde, dass ein Angebot nicht bekannt ist. 13 Verlost wurden durch die Stadt ein I-Pod Mini sowie 20 Bädergutscheine. 37 Online-Befragung junger Menschen 5 5.2. Auswertungsverfahren Die Daten der Befragung wurden einer quantitativen statistischen Analyse mit der Analysesoftware Statistical Package for Social Sciences (IBM SPSS 22 für Windows) (wenn geschlossenes Antwortformat) bzw. einer redaktionellen Aufbereitung (wenn offenes Antwortformat) unterzogen. Im Rahmen dieses Gutachtens ist die Befragung vollständig deskriptiv statistisch (Häufigkeiten) und - soweit für die Fragestellung sinnvoll und mit den verfügbaren Fallzahlen umsetzbar - bivariat statistisch (Kreuztabellen, Zusammenhänge verschiedener Variablen) ausgewertet und analysiert worden. Die vollständige Grundauszählung und Auswertung wurde an den Auftraggeber übergeben. 5.3. Beschreibung der Stichprobe Melderegister-Stichprobe brutto Am 10.4.2014 lieferte das Melderegister der Stadt Villingen-Schwenningen einen Auszug aus dem Melderegister, der alle Personen im Alter zwischen 12 und 26 Jahren umfasst. Der Umfang beträgt 13.682 Personen. Daraus wurde von kom.sd eine mehrfach geschichtete Zufallsstichprobe gezogen. Die Schichten bestehen aus einer Kombination von Alter, Geschlecht und Wohn-Stadtteil. Der Umfang der Stichprobe sollte insgesamt 4.000 Personen betragen. Aufgrund von Rundungseffekten bei kleinen Zellbesetzungen (bedingt vor allem durch die teils geringe Anzahl von Personen in Stadtteilen wie Weigheim, Mülhausen oder Herzogenweiler) beträgt die Stichprobe tatsächlich 4.158 Personen. Nach Ziehung der Stichprobe wurden die Melderegister-Daten bei kom.sd wieder gelöscht. Stadtteil Villingen Schwenningen Herzogenweiler Marbach Total Melderegister brutto nicht angeschrieben 4081 Melderegister brutto angeschrieben 1707 Total 5788 4132 1728 5860 10 18 28 226 112 338 Mühlhausen 76 50 126 Obereschach 206 109 315 Pfaffenweiler 230 115 345 Rietheim 118 72 190 Tannheim 171 89 260 Weigheim 119 72 191 Weilersbach 155 86 241 9524 4158 13682 Abbildung 13: Vergleich der Wohnortverteilung Melderegister-Stichprobe 38 Online-Befragung junger Menschen 5 UmfrageteilnehmerInnen Am 9.5.2014 wurden die 4.158 ausgewählten Personen schriftlich zur Teilnahme an einer Online-Befragung aufgefordert. Sie erhielten postalisch einen Zugangscode, der sie als Angehörige der ausgewählten Gruppe ausweist. Zugangscode und Personendaten sind nicht verknüpft. Außer den angeschriebenen Personen, deren Adressen aus dem Melderegister stammen, konnten auch weitere Personen an der Umfrage teilnehmen. Sie können anhand des Zugangscodes (es wurden keine Namen erfasst) voneinander getrennt werden. Die angeschriebenen Personen werden als Melderegister-Nettostichprobe bezeichnet, die weiteren Personen als Dritt-Teilnehmer. Der nach Abschluss des Befragungszeitraumes Ende Juni erstellte Umfragedatensatz enthält 667 Fälle. 359 (53,8%) kamen durch briefliche Einladung zustande. 285 (42,7%) sind anderweitig zur Umfrage gelangt. für 23 Fälle fehlen Angaben zum Rekrutierungsweg. Einer erhebliche Zahl von Teilnehmern hat die Befragung nach wenigen Items abgebrochen. Das ist für solche Befragungen üblich. Wenn die Teilnahmedauer sehr kurz war und bereits in den ersten Fragen (4, 5, 6, 7, 10, 11, 13, 14, 19) nur fehlende Werte vorhanden sind, wurde der Fall aus der weiteren Analyse ausgeschlossen. Dadurch reduziert sich die Fallzahl auf 542. Rücklaufquoten bzw. Antwortbereitschaft Für die Melderegister-Stichprobe lässt sich die Antwortbereitschaft bestimmen. Sie errechnet sich als Quotient aus effektiver Teilnehmerzahl und Zahl angeschriebener Personen. Wegen fehlender Werte gehen nur 322 TeilnehmerInnen in die Analyse ein. Stadtteil Total Villingen Schwenningen Herzogenweiler Marbach Mühlhausen Obereschach Pfaffenweiler Rietheim Tannheim Weigheim Weilersbach Melderegister Melderegister brutto netto 1707 131 1728 107 18 1 112 7 50 6 109 18 115 13 72 14 89 12 72 8 86 5 4158 322 7,7% 6,2% 5,6% 6,3% 12,0% 16,5% 11,3% 19,4% 13,5% 11,1% 5,8% 7,7% Abbildung 14: Rücklaufquote nach Stadtteil 39 Online-Befragung junger Menschen 5 Die Rücklaufquote variiert stark zwischen den Stadtteilen. In den kleineren Stadtteilen (insbesondere Rietheim und Obereschbach) beträgt sie teils deutlich über 15%. Dagegen liegt sie in Villingen und Schwenningen unter 8%. Alter 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 Total Melderegister Melderegister brutto netto 220 12 242 23 252 33 257 25 263 26 270 33 254 17 258 24 280 15 285 15 298 24 313 20 317 22 313 16 336 17 4158 322 5,5% 9,5% 13,1% 9,7% 9,9% 12,2% 6,7% 9,3% 5,4% 5,3% 8,1% 6,4% 6,9% 5,1% 5,1% 7,7% Abbildung 15: Rücklaufquote nach Alter Die Teilnahmebereitschaft variiert mit dem Alter. Die Altersgruppe zwischen 13 und 17 Jahren hat zu mehr als 10% teilgenommen. Mit steigendem Alter sinkt die Teilnahme auf gut 5%. Der Wert für die 12-Jährigen kann durch die Tatsache verfälscht sein, dass zwischen Melderegisterauszug und Befragung einige Wochen verstrichen sind, in denen die Stichprobe tatsächlich gealtert ist. Melderegister Melderegister brutto netto Geschlecht ... männlich 2158 154 7,1% ... weiblich 2000 168 8,4% 4158 322 7,7% Total Abbildung 16: Rücklaufquote nach Geschlecht Junge Frauen haben mit 8,4% etwas bereitwilliger teilgenommen als junge Männer (7,1%). 40 Online-Befragung junger Menschen 5 Vergleich der Teilstichproben Im Folgenden werden die Melderegister-Nettostichprobe und die Stichprobe der Dritt-Teilnehmer miteinander und mit der MelderegisterBruttostichprobe, also der Grundgesamtheit, verglichen. Vergleich hinsichtlich Wohnort/Stadtteil Die folgende Tabelle enthält die Fallzahlen der Stichproben. In welchem Stadtbezirk/welcher Ortschaft wohnst Du? Melderegister brutto Villingen Schwenningen Herzogenweiler Marbach Mühlhausen Obereschach Pfaffenweiler Rietheim Tannheim Weigheim Weilersbach Total Melderegister netto DrittTeilnehmer 5788 5860 28 338 126 315 345 190 260 191 241 131 107 1 7 6 18 13 14 12 8 5 97 77 0 3 2 8 2 0 0 0 4 Ich wohne nicht in VillingenSchwenningen, aber im Schwarzwald-Baar-Kreis 0 0 23 Ich wohne weder in VillingenSchwenningen, noch im Schwarzwald-Baar-Kreis 0 1 3 13682 323 219 Abbildung 17: Anzahl TeilnehmerInnen nach Wohnort und Zugangsweg Wie sich bereits anhand der geschilderten Rücklaufquoten erahnen lässt, entspricht die Verteilung der Wohnorte in der realisierten Stichprobe nicht exakt derjenigen in der Grundgesamtheit. Junge Menschen leben laut Melderegister zu 42,8 % in Schwenningen, sind in der Befragung mit 33,1 % vertreten. Die kleineren Ortsteile sind durchweg überrepräsentiert. So müssten beispielsweise aus Pfaffenweiler 2,5 % der Befragten beteiligt sein, in der Stichprobe sind es 4 %. 14 Auch Unterschiede zwischen den Teilnehmern mit und ohne schriftliche Einladung sind nach Stadtteil erkennbar (obige Tabelle). Es zeigt sich hier im Gegensatz zu den schriftlich Eingeladenen - eine Überrepräsentation der großen Stadtteile unter den Dritt-Teilnehmern. Über die Öffnung der 14 Die Unterschiede der Verteilungen sind statistisch signifikant (Chi²-Test, p<5%). Für die Zwecke dieser Studie – hier geht es nicht um eine Sozialstukturanalyse, in der die Stichprobe exakt der Grundgesamtheit entsprechen müsste – stellen diese Verteilungen aber kein Problem dar. 41 Online-Befragung junger Menschen 5 Befragung sind auch einige Personen eingegangen, die im SchwarzwaldBaar-Kreis (n=23) und außerhalb des Kreises (n=3) wohnen. Vergleich hinsichtlich des Alters Die Verteilung der Altersjahre in den Teilstichproben zeigt eine Abnahme der Fallzahlen in den jüngsten Geburtskohorten. Wie alt bist Du? Melderegister Melderegister brutto netto Wie alt bist Du? 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 Total DrittTeilnehmer 723 789 823 838 866 894 832 850 923 936 977 1034 1051 1034 1112 12 23 33 26 26 33 17 24 15 15 24 20 22 16 17 1 5 12 11 26 21 15 13 19 19 19 19 11 17 11 13682 323 219 Abbildung 18: Altersverteilung nach Wohnort und Zugangsweg In der realisierten Stichprobe sind jüngeren Kohorten, insbesondere die Altersgruppe zwischen 14 und 17 Jahren, dagegen signifikant stärker vertreten als die älteren. Das Durchschnittsalter beträgt in der Grundgesamtheit 19,48 Jahre, in der realisierten Stichprobe 18,60 Jahre. Der Unterschied ist statistisch signifikant (t-Test, p<5%). Ein etwas jüngeres Durchschnittsalter als ein exaktes „Abbild“ der Wohnbevölkerung ist für die Fragen nach Jugend(kultur)arbeit aber nicht nur unproblematisch, sondern inhaltlich sogar plausibel. Auch die Rekrutierungswege sind mit einem Altersunterschied verknüpft. Die Dritt-Teilnehmer sind im Durchschnitt älter als die angeschriebenen Personen. Ihr Durchschnittsalter entspricht sogar fast genau dem der Grundgesamtheit. Die Verteilung weicht jedoch deutlich ab: die 12-Jährigen fehlen unter den Dritt-Teilnehmern fast völlig. (Personen mit unplausibelen oder zu hohen Altersangaben wie 0, 99, 40 wurden ausgeschlossen.) 42 Online-Befragung junger Menschen 5 Vergleich hinsichtlich des Geschlechts Die bereits im Zusammenhang mit der Rücklaufquote erwähnte, höhere Teilnahmebereitschaft der jungen Frauen zeigt sich auch in der Verteilung nach Geschlecht. Sie ist in der Melderegister-Nettostichprobe signifikant von der Grundgesamtheit verschieden. Melderegister Melderegister brutto netto Geschlecht ... männlich 51,9% 48,0% ... weiblich 48,1% 52,0% 100,0% 100,0% Total Abbildung 19: Geschlechtsverteilung im Rücklauf Die Geschlechteranteile variieren auch mit dem Rekrutierungsweg. Unter den Dritt-Teilnehmern sind mehr weibliche Personen (53,9% vs. 52,0%). Allerdings ist die Differenz statistisch nicht signifikant. gruppe Melderegister netto Geschlecht Total DrittTeilnehmer ... männlich 48,0% 46,1% ... weiblich 52,0% 53,9% 100,0% 100,0% Abbildung 20: Geschlechtsverteilung im bei Dritt-Teilnehmern Für den Zweck dieser Befragung kann zusammenfassend festgehalten werden, dass die gewonnene Stichprobe hinsichtlich der Wohnorte, der Alters- und Geschlechtsverteilung eine gute Basis für die weitern Auswertungen bietet. Die Öffnung der Teilnahme über die postalisch angeschriebenen jungen Menschen hinaus hat für die Interpretierbarkeit zu keinen maßgeblichen Ungleichgewichten geführt, kompensiert teilweise sogar die Verteilungen auf die Stadtteile oder die Altersversteilung im Rücklauf der angeschriebenen Stichprobe. 43 Online-Befragung junger Menschen 5 In der Stichprobe vertretene Schulformen An der Befragung haben junge Menschen teilgenommen die verschiedene Schultypen, Hochschulen (ein Viertel) und zu einem Teil (knapp ein Fünftel) auch keine Schule (mehr) besuchen. Ein Drittel der Befragten besucht das Gymnasium. Abbildung 21: Schulformen der BefragungsteilnehmerInnen, (Häufigkeiten) Von den jungen Menschen, die keine Schule (mehr) besuchen, stehen drei Viertel schon im Berufsleben. Migrationshintergrund Im Rahmen solcher Befragungen es nicht einfach, verlässliche Daten dazu zu erhalten, in welchem Ausmaß die Befragten einen Migrationshintergrund haben. Die Abfrage der Staatsangehörigkeit führt ebenso zu falschen Werten wie die Abfrage der Geburtsorte oder der Angaben bei den Eltern. In dieser Befragung, die angesichts der Kürze auf sehr wenige soziodemographische Merkmale beschränkt war, wurde der Weg gewählt, daheim andere gesprochene Sprachen abzufragen. Diese Angabe beinhaltet einen Hinweis auf Migration im familiären Hintergrund. Unter den Sprachen, die angegeben worden sind, fallen aber auch Schulsprachen. 44 Online-Befragung junger Menschen 5 Abbildung 22: Daheim gesprochene Sprachen, außer Deutsch Bezogen auf die gesamte Stichprobe sind es 24,9% der Befragten, bei denen zuhause eine andere Sprache gesprochen wird und 75,1 % die daheim keine andere Sprache außer Deutsch sprechen. Als „PseudoMigrationsvariable“ wurde auf dieser Basis für die weiteren Auswertungen eine neu gebildete Variable, unter Ausschluss der beiden Schulsprachen, verwendet, um – ähnlich wie bei der statistischen Kontrolle nach Schulform, Wohnort und Geschlecht – zu untersuchen, ob Migrationshintergrund (z.B. bei der Nutzung von Angeboten) einen Einfluss hat. Mit diesem Vorgehen ist es möglich, sich trotz fehlender exakter Daten zumindest der Bedeutung von Einwanderungshintergrund anzunähern. Im den weiteren Auswertungen in Kapitel 5.4 wird diese Variable „Spricht zuhause eine andere Sprache“ mit „Migrationshintergrund“ im Text gleichgesetzt. Schulformen und Sprachen korrespondieren im Übrigen: Während die Realschüler in der Stichprobe zu 38 % daheim (auch) eine andere Sprache als Deutsch sprechen, sind es bei den Berufs- und Fachschülern nur 20 %. 45 Online-Befragung junger Menschen 5 Art der Wohnform Von den 514 Personen in der Stichprobe, die die Frage nach der Art zu wohnen beantwortet haben, wohnen insgesamt 70% bei ihren Eltern bzw. bei Mutter oder Vater. Bei einer Aufschlüsselung nach Altersgruppen wird erkennbar, dass nahezu alle Befragten bis 18 Jahren bei Eltern, Mutter oder Vater wohnen. Wohnformen: Wie wohnst Du? Bei meinen Eltern/meiner Mutter/meinem Vater In einer eigenen Wohnung In einer Wohngemeinschaft N N N In einer In einem anderen Wohnheim Wohnform gesamt N N N Alter 12-14 80 15-17 135 0 1 1 0 137 18-20 73 10 11 6 1 101 21-23 50 27 25 3 2 107 24-26 23 51 10 3 2 89 361 88 47 13 5 514 gesamt 0 0 0 0 80 Abbildung 23: Wohnformen nach Altersgruppen (Häufigkeiten) Ort, von dem aus an der Online-Befragung teilgenommen wurde Zu 90% haben die jungen Menschen angegeben, von zuhause aus teilgenommen zu haben. Von den Übrigen haben zehn Prozent in der Schule, ein Prozent in einem Jugendhaus und vier Prozent „an anderen Orten“ teilgenommen. Zudem gaben 89 % aller TeilnehmerInnen an, die Befragung alleine absolviert zu haben. Sieben Prozent haben dazu keine Angabe gemacht. In zehn Fällen wurden Eltern/Verwandte angegeben, mit denen der Fragebogen gemeinsam ausgefüllt wurde. Weitere gemeinsame Beantwortungen in quantitativ sehr geringem Umfang gab es mit Freunden, Geschwistern, LehrerInnen und anderen Personen. 46 Online-Befragung junger Menschen 5 5.4. Ausgewählte Ergebnisse der Befragung Wie oben beschrieben, könnte allein die deskriptiv-statistische Darstellung der Befragungsergebnisse mehrere hundert Seiten füllen. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse präsentiert. Wohn- und Freizeitorte Junge Menschen wurden nach ihren Wohnorten (nach Stadtbezirk) befragt und ihnen wurde ebenfalls die Frage gestellt in welchen Stadtbezirken/ oder außerhalb sie ihre meiste Freizeit verbringen. Villingen Schwenningen Herzogenweiler Marbach Mühlhausen Obereschach Pfaffenweiler Rietheim Tannheim Weigheim Weilersbach außerh. VS im Schwarzwald-Baar-Kr. außerh. SchwarzwaldBaar-Kr. gesamt In welchem Stadtbezirk/welcher Ortschaft wohnst Du? % N 42,1% 228 33,9% 184 ,2% 1 1,8% 10 1,5% 8 4,8% 26 2,8% 15 2,6% 14 2,2% 12 1,5% 8 1,7% 9 In welchem Stadtbezirk/welcher Zunahme FreizeitOrtschaft vergegenüber Wohbringst Du die nort meiste Freizeit? % N % N 50,6% 274 +20,2% +46 34,3% 186 +1,1% +2 ,4% 2 +100,0% +1 ,4% 2 -80,0% -8 ,9% 5 -37,5% -3 2,2% 12 -53,8% -14 1,5% 8 -46,7% -7 ,6% 3 -78,6% -11 ,9% 5 -58,3% -7 ,7% 4 -50,0% -4 1,1% 6 -33,3% -3 4,2% 23 4,2% 23 0,0% 0 ,7% 4 2,2% 12 +200,0% +8 100,0% 542 100,0% 542 Abbildung 24: Vergleich und Bilanz von Wohnorten und Freizeitorten Hier zeigt sich, dass insbesondere in den Stadtbezirken Villingen und Schwenningen die meisten jungen Menschen sowohl wohnen als auch ihre Freizeit verbringen. Der Stadtbezirk Villingen hat eine nennenswert positive Bilanz: hier verbringen 46 Befragte bzw. 20% mehr ihre Freizeit als dort wohnen. In den kleineren Stadtbezirken gibt es negative Bilanzen von dreißig bis achtzig Prozent der Befragten, die zwar dort wohnen, aber nicht überwiegend ihre Freizeit verbringen. Ein Teil junger Menschen in der Befragung wohnt und verbringt seine Freizeit außerhalb des Stadtgebietes, eine zahlenmäßig leicht positive Bilanz weist der Freizeitort „außerhalb des 47 Online-Befragung junger Menschen 5 Schwarzwald-Baar-Kreises“ auf15. Zwischen den Außenbezirken (also z.B. von Obereschach nach Weilersbach) findet praktisch keine Wanderungsbewegung junger Menschen statt, diese vollziehen sich in die zentralen Stadtbezirke hinein und zwischen den beiden zentralen Stadtbezirken. Für den Stadtbezirk Schwenningen kann festgestellt werden, dass hier das Wohn- Freizeitverhältnis sehr ausgeglichen und von wenig „Wanderungsbewegungen“ gekennzeichnet ist. Weder finden nennenswerte „Abwanderungen“ in der Freizeit der 184 Schwenninger BewohnerInnen statt (166 davon verbringen ihre Freizeit auch dort), noch ist Schwenningen in besonderer Weise ein Stadtteil, der in der Freizeit UmfrageteilnehmerInnen anzieht: Insgesamt verbringen 186 Befragte ihre Freizeit in Schwenningen. Die größten „Zuwanderungen“ in der Freizeit liegen bei fünf Befragten aus Villingen und weiteren 5 Personen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis. Die stärkste „Abwanderung“ liegt bei 9 jungen Schwenninger Bewohnern, die ihre Freizeit meist im Villinger Stadtgebiet verbringen. Wenngleich in Betracht gezogen werden muss, dass in der Stichprobe insgesamt ein etwas geringerer Anteil an Schwenninger BewohnernInnen vertreten ist, so ist in der Gesamtbetrachtung Schwenningen ein Stadtbezirk mit weniger Freizeitwanderung. Schwenningen: Geringe „Wanderungen“ Für den Stadtbezirk Villingen kann aus den Daten heraus gelesen werden, dass sich hier deutlich mehr junge Menschen in ihrer Freizeit aufhalten als dort wohnen, wobei von den 228 dort wohnenden Personen der größte Teil, nämlich 212 junge Menschen eben auch in Villingen seine Freizeit verbringt. Insgesamt geben 274 BefragungsteilnehmerInnen an, dass sie sich in Villingen in ihrer Freizeit aufhalten. Damit ist dieser Stadtbezirk der Freizeitort schlechthin in der Befragung. Es wird zu bewerten sein, ob man dies als Argument dafür nimmt, diesen Ort als Freizeitort weiter auszubauen (nach dem Prinzip: Die Menschen dort abholen, wo sie sind) oder als Argument dafür, andere Stadtbezirke intensiver auszubauen und deren Attraktivität zu erhöhen (nach dem Prinzip eines Strukturausgleichs). In Kapitel 6 wird ein Vorschlag unterbreitet, der versucht, beide Wege zu verbinden. Villingen: Höhere „Zuwanderung“ Die folgenden beiden Grafiken visualisieren die Freizeitwanderungsbewegungen, bezogen auf den Stadtbezirk Schwenningen (Abb. 25) und den Stadtbezirk Villingen (Abb. 26). 15 Die vermeintliche Zunahme in Prozent ist bei geringen Fallzahlen (grau), wie in Herzogenweiler oder „außerhalb des Scharzw.-Baar-Kreis“ nicht relevant, die gut 20 % Zuwachs in Villingen hingegen verweisen auf eine nennenswerte Anzahl. 48 Online-Befragung junger Menschen 5 aus dem SBK 9 4 3 5 166 5 (von184) 1 1 3 1 1 von außerhalb des SBK in den SBK 5 nach außerhalb des SBK Abbildung 25: Zusammensetzung Personen mit Freizeitaufenthalt in Schwenningen16 Insgesamt sind es 186 junge Menschen in der Befragung, die in Schwenningen ihre Freizeit verbringen. 16 Quelle der Hintergrundkarte: http://www.villingen-schwenningen.de/verwaltung/ortschaften.html, Quelle der Eintragungen und Daten: kom.sd. 49 Online-Befragung junger Menschen 5 1 aus dem SBK 12 212 9 (von228) 7 7 9 5 1 5 11 7 1 in den SBK 3 nach außerhalb des SBK Abbildung 26: Zusammensetzung Personen mit Freizeitaufenthalt in Villingen17 Insgesamt sind es 274 junge Menschen in der Befragung, die in Villingen ihre Freizeit verbringen. 17 Quelle der Hintergrundkarte: http://www.villingen-schwenningen.de/verwaltung/ortschaften.html, Quelle der Eintragungen und Daten: kom.sd. 50 Online-Befragung junger Menschen 5 Freizeitverhalten Die Studie umfasste einige wenige Fragen zur allgemeinen Freizeitgestaltung. Die Frage „An welchen Orten verbringst Du die meiste Freizeit?“ sollte Aufschluss über die häufigsten Freizeitorte geben. Es waren bis zu drei Angaben wählbar. gesamt weiblich männlich Bei Freunden daheim 49,7 53,3 45,7 In einem Verein, z.B. freiwillige Feuerwehr, Musikverein, Sportverein usw. 29,5 24,1 35,5 An kostenpflichtigen Orten (Fitnessstudios, Spielhallen, Eiscafés etc.) 22,5 26,6 18,0 In Schwimmbädern, Reithallen, Eishallen oder auf Sportplätzen 20,2 19,7 20,8 In der Fußgängerzone, in Einkaufszentren usw. 18,1 24,8 10,6 Im Park, auf Spielplätzen, Skaterplätzen usw. 14,1 16,1 11,8 An einem anderen Ort 11,4 10,9 11,8 Auf dem Schulhof /an der (Hoch-)Schule 10,0 9,1 11,0 In Jugendzentren, Jugendtreffs, Jugendcafés usw. 3,9 3,3 4,5 N= 519 Abbildung 27: Häufigste Freizeitorte (in Prozent) Die Freizeit verbringen die Befragten meistens - mit deutlichem Abstand im privaten Bereich, also bei Freunden. Bei männlichen Teilnehmern steht ein Verein an zweiter Stelle, bei weiblichen jungen Menschen hingegen ein kostenpflichtiges/kommerzielles Angebot bzw. der öffentliche Raum rund um Einkaufszentren und Fußgängerzonen. Jugendzentren werden bei der Frage nach dem häufigsten Freizeitort mit rund vier Prozent sehr selten genannt. Hier werden die späteren Fragen nach der auch sporadischen Nutzung etwas differenziertere Ergebnisse zeigen. Freizeit ist jedenfalls eine Zeit, die insgesamt überwiegend im Privaten, in Vereinen sowie an kommerziellen Orten und im öffentlichen Raum verbracht wird. Personen mit (rekonstruiertem) Migrationshintergrund sind erheblich seltener in Vereinen (14% zu 34%), dafür nutzen sie häufiger kostenpflichtige Orte (31% zu 20%) und etwas öfter auch Parkanlagen, Spielplätze etc. (20% zu 12%). In Vereinen sind GymnasiastInnen und RealschülerInnen zu 38% bzw. 36% besonders stark vertreten. Studierende gaben in offenen Antworten beispielsweise auch „die Natur“ an sowie andere Städte, z.B. Stuttgart, Konstanz, Ravensburg, oder Tübingen an. In der gesamten Stichprobe verbringen weniger als die Hälfte die Freizeit auch außerhalb VS. Kostenpflichtige Angebote bekommen ihre Bedeutung etwa ab dem 16. Lebensjahr. Differenziert nach Wohnorten zeigt sich in Villingen und den umliegenden Stadtbezirken eine höhere Bedeutung von Vereinen, während in Schwenningen Schulhöfe und Parkanlagen häufiger genannt werden. 51 Online-Befragung junger Menschen 5 Formen der eigenen Mobilität Nach den häufigsten Formen der eigenen Fortbewegung wurden die TeilnehmerInnen gefragt. Abbildung 28: Häufigste Formen der Mobilität (in Prozent) Die jungen Menschen nutzen vielfältige Fortbewegungsarten. Männliche Personen nutzen häufiger das Fahrrad, sind aber etwas „fußfauler“ als weibliche Befragte. Bus und Bahn sowie die Mitnahme bei Eltern oder Freunden spielt bei den weiblichen jungen Menschen eine größere Rolle. Selbstverständlich verändern sich die Formen der Mobilität altersabhängig: N=514 Mit dem Fahrrad Alter 12-14 15-17 18-20 21-23 24-26 gesamt Mit Bus und Bahn Zu Fuß % 69,5 % 48,8 % 61,0 63,3 56,4 42,1 51,7 54,0 34,7 22,4 19,1 56,6 36,9 von Eltern / Mit dem Freunden Motorrad anderes mitgenommen / Auto Verkehrsmittel % % % 53,7 4,9 1,2 57,6 48,5 56,1 57,3 54,7 26,7 8,4 7,9 11,5 65,3 76,6 75,3 1,4 1,0 ,9 1,1 56,0 31,5 45,4 1,2 Abbildung 29: Häufigste Mobilität nach Altersgruppen (in Prozent) 52 Online-Befragung junger Menschen 5 Bewertung der eigenen Mobilität Nach der Zufriedenheit mit der eigenen Mobilität gefragt, wurde deutlich, dass junge Menschen insgesamt nicht unzufrieden sind, aber nur eine mittelmäßige Zufriedenheit angeben. Die Zufriedenheit sinkt leicht in den Altersgruppen über 17 Jahren ab. Abbildung 30: Zufriedenheit mit Mobilität (Mittelwerte) Die Wichtigkeit von Mobilität wird insgesamt hoch eingeschätzt. Bis zum Alter von 23 Jahren wird die Mobilität als zunehmend wichtiger bewertet. Die Altersgruppen darüber messen der Mobilität wieder etwas weniger Bedeutung bei, wobei auch ihnen Mobilität überwiegend wichtig ist. Auf die Frage danach, ob mögliche Einschränkungen darauf zurück gehen, dass junge Menschen nicht so viel unterwegs sein dürfen, wie sie eigentlich möchten, zeigt sich, dass dies auch für die jüngeren Altersgruppen eher keine Rolle spielt. Etwas mehr wird über alle Alter hinweg angegeben, dass die Befragten nicht so viel unterwegs sein können, wie sie eigentlich wollen. Von massiven Einschränkungen bei der Mobilität kann aber nach den Angaben der jungen Menschen nicht ausgegangen werden. Mit Blick auf zahlreiche angegebene Freizeitangebote außerhalb VS, die junge Menschen nutzen, ist die Mobilität, zumindest von einem großen Teil der Befragten sehr hoch. Öffentlicher Nahverkehr spielt im Vergleich zu städtischeren Räumen eine geringere Rolle. Nach der Bewertung des öffentlichen Nahverkehrs wurde aus zeitökonomischen Gründen, und weil dies den Auftrag des Gutachtens gesprengt hätte, in dieser Studie nicht gefragt. 53 Online-Befragung junger Menschen 5 Bekanntheit verschiedener Angebote In der Befragung wurden 18 verschiedene „Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene“ zur Auswahl angeboten. Die Teilnehmer wurden zunächst danach befragt, welche Angebote sie kennen. Fast alle Befragten kennen mindestens ein Angebot. Kleine Differenzierungen ergeben sich darin, dass weibliche Personen zu 100 %, männliche hingegen nur zu 96,5 % mindestens ein Angebot kennen. Das Alter und der Besuch unterschiedlicher Schulformen spielen keine Rolle. Junge Menschen, die zuhause (auch) andere Sprachen als Deutsch sprechen, also, wie unter 5.3 ausgeführt, jene, die bei denen ein Migrationshintergrund angenommen werden kann, kennen mindestens ein Angebot zu 97,1 % (im Vergleich zu Personen aus deutschsprachigen Haushalten mit 98,8 %. Interessant ist der insgesamt hohe Bekanntheitsgrad von öffentlich getragenen Jugendzentren, aber auch der Jugendverbandsarbeit, von Kirchen und Verbänden getragenen Jugendangebote (siehe Abb. 31 auf der folgenden Seite). Andere vorhandene und z.B. in der Tageszeitung auch häufig vorgestellte Angebote, wie etwa der Kinder- und Jugendzirkus sind weniger bekannt. Die Bekanntheit von offenen Jugendtreffs in Villingen.Schwenningen liegt exakt gleichauf (dort ebenfalls 66%) mit den Ergebnissen der Jugendstudie Baden-Württemberg (vgl. Jugendstiftung BaWü 2013). Bei dieser Frage ging es noch nicht um die Nutzung oder um die Bewertung der Angebote, daher ist Abb. 31 nicht als „Ranking“ zu lesen, sondern gibt nur Aufschluss über die Bekanntheit. Die Kenntnis der verschiedenen kommerziellen und nicht kommerziellen Angebote variiert teils erheblich nach Wohnorten. So ist die Kenntnis der Jugendarbeit der freiwilligen Feuerwehr bei Personen aus den Stadtbezirken Villingen (mit 34 %) und Schwenningen (mit 24%) geringer als etwa in Obereschach (mit 50 %). Aber auch innerhalb der BewohnerInnen der großen Stadtzentren zeigen sich Unterschiede: Während in Villingen Jugendangebote der Kultur- und Musikvereine zu gut 40 % bekannt sind, trifft dies nur auf knapp 27 % der der Schwenninger jungen Leute zu. Dies mag an dem höheren Anteil an Studierenden mit Wohnort Schwenningen (34% zu 20% in VL) liegen, die, anders als bereits möglicher Weise schon länger in Villingen wohnende junge Menschen darüber weniger informiert sind. Da insgesamt die Kenntnis der meisten Angebote in Schwenningen etwas geringer ausfällt, kann dies ggf. zum Anlass genommen werden kann, daraus Schlüsse für die Öffentlichkeitsarbeit der Vereine, Verbände und Anbieter zu ziehen. Die folgende Grafik zeigt, welche Angebote von welchem Anteil der Befragten bekannt sind (Die Beschriftung entspricht der Formulierung in der Online-Befragung): 54 Online-Befragung junger Menschen 5 Abbildung 31: Bekanntheit von Angeboten (in Prozent) 55 Online-Befragung junger Menschen 5 Nutzung von Angeboten insgesamt Bei den folgenden Auswertungen wurden die Angebote betrachtet, die häufig genutzt werden. Dazu wurden die Antworten „sehr oft“ und „manchmal“ auf die Frage nach der Nutzung zusammengefasst. Von den oben in Abb. 31 genannten Angeboten nutzen junge Menschen, über alle Altersgruppen hinweg, zwischen zwei und drei Angeboten. Ab 20 Jahren gibt es eine leicht abfallende Tendenz. Im Durchschnitt werden rechnerisch 2,6 Angebote häufig genutzt. Die Vielfalt häufig genutzter Angebote hängt von verschiedenen Faktoren ab: Auf welche Schule oder Hochschule gehst Du? Werkrealschule Realschule Gymnasium Berufs- oder Fachschule Waldorfschule Hochschule Sonstige Schule keine Schule (mehr) gesamt Zahl genutzter Angebote Angebote N 1,8 18 3,1 44 2,8 182 2,3 47 1,5 2 2,5 130 2,3 15 2,6 101 2,6 539 Abbildung 32: Anzahl häufig genutzter Angebote nach Schulform RealschülerInnen nutzen mehr Angebote als Studierende oder als Werkrealschüler. Kleine Fallzahlen (grau gedruckt) sollten nicht interpretiert werden, da der Wert völlig zufällig sein kann. In welchem StadtbeVillingen zirk/welcher Ortschaft wohnst Schwenningen Du? Herzogenweiler Marbach Mühlhausen Obereschach Pfaffenweiler Rietheim Tannheim Weigheim Weilersbach außerh. VS im SchwarzwaldBaar-Kr. außerh. Schwarzwald-BaarKr. gesamt Zahl genutzter Angebote Angebote N 2,7 227 2,3 184 2,0 1 3,7 10 3,0 8 2,7 26 2,8 15 2,7 14 3,4 12 2,3 8 3,6 9 2,6 22 2,7 3 2,6 539 Abbildung 33: Anzahl häufig genutzter Angebote nach Wohnort 56 Online-Befragung junger Menschen 5 Nach Ortsbezirken differenziert betrachtet, ergibt sich, dass hier ebenfalls unterschiedlich viele Angebote genutzt werden, wobei bei kleinen Fallzahlen (n<10, grau) die Werte nicht einzeln interpretiert werden sollten. Der Unterschied zwischen den beiden großen Stadtteilen ist allerdings aussagekräftig: In Schwenningen werden weniger Angebote genutzt. Unterschiede in der Nutzungsvielfalt nach Geschlecht waren nicht erkennbar. Migrationshintergrund hat aber einen deutlichen Einfluss: Spricht zu Hause eine andere Sprache Nein Ja Gesamt Zahl genutzter Angebote Angebote N 2,8 401 2,1 138 2,6 539 Abbildung 34: Anzahl häufig genutzter Angebote nach Sprache Diejenigen, die zuhause (auch) eine andere Sprache sprechen, nutzen weniger vielfältige Angebote. Knapp die Hälfte (45% der Befragten) nutzt zusätzlich Freizeitangebote „auch außerhalb von Villingen-Schwenningen“. Die Nutzung von Freizeitangeboten außerhalb von VS steigt mit dem Alter. Die jüngeren Altersgruppen von 12 bis 17 Jahren sind zu 30-40% auch außerhalb des Stadtgebiets unterwegs, im Alter darüber sind es 50-60%. 57 Online-Befragung junger Menschen 5 Nicht-Nutzung Für die Analyse wurde auch ausgewertet, wie viel Prozent der Befragten mindestens ein Angebot nutzt. Rund 90 % nutzen irgendein Angebot, wobei es auch gut 10 % der Befragten gibt, die aus der oben genannten Liste gar kein Angebot nutzen. Bei Menschen mit angenommenem Migrationshintergrund beträgt dieser Anteil an Nicht-Nutzern rund 19 %, was die Ergebnisse aus obiger Abbildung noch einmal unterstreicht. In gleicher Größenordnung gilt dies auch für junge Menschen in „Außenbezirken“ (alle umliegenden Stadteile VS zusammengefasst). Geschlecht Ort Schule Anteil der Befragten, die kein Angebot nutzen Anteil (%) N männlich weiblich 12,6 8,4 254 285 Villingen Schwenningen Außenbezirke 11,9 9,8 19,1 227 184 103 Werkrealschule Realschule Gymnasium Berufs- oder Fachschule 27,8 11,4 9,3 18 44 182 6,4 47 Waldorfschule Hochschule Sonstige Schule keine Schule (mehr) 50,0 13,1 13,3 2 130 15 5,9 101 Spricht zu Hause eine andere Sprache nein ja 7,5 18,8 401 138 gesamt 10,4 539 Abbildung 35: Anteil von Nicht-NutzerInnen Die kleine Anteil derer, die gar kein Angebot aus der obigen Palette (Abb.31) nutzen, kann möglicherweise ganz andere Dinge in ihrer Freizeit machen, die in der Befragung nicht erhoben wurden. Die Nicht-NutzerInnen bilden auch keine homogene Gruppe (denn „Sprache“ und „Außenbezirke“ korrelieren umgekehrt statistisch), d.h. die jeweils rund 19% sind also keine Gruppe, die aus den gleichen Personen besteht. Nicht-Nutzung der obigen Angebote kann zwar auch ein Hinweis auf Ausschluss eines Teils junger Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe sein, dies hat aber offenbar verschiedene Ursachen. 58 Online-Befragung junger Menschen 5 Ressourcen zur Freizeitgestaltung In der Befragung wurde erhoben, wie zufrieden die jungen Menschen mit ihren zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten sind. Dabei zeigte sich, dass ein überwiegender Teil mit den finanziellen Möglichkeiten zufrieden ist (5% der Befragten sogar sehr zufrieden). Ein Viertel aber sind in wirtschaftlicher Hinsicht unzufrieden. Ein Teil der Unzufriedenheit kann mit gesteigerten Ansprüchen erklärt werden. Zufriedenheit sagt also noch nichts über die Höhe des verfügbaren Geldes aus. Es ist aber davon auszugehen, dass dieser Anteil in besonderer Weise auf nichtkommerzielle Freizeitangebote angewiesen ist, oder sich bei kostenpflichtigen Angeboten in seiner Freizeitgestaltung einschränken muss. Abbildung 36: Finanzielle Zufriedenheit (Anzahl) Geteilt sind die BefragungsteilnehmerInnen hinsichtlich der Zufriedenheit mit ihren zeitlichen Ressourcen. Diese relativ hohe Unzufriedenheit hinsichtlich der verfügbaren Zeit hat vermutlich mit hoher schulischer/beruflicher/Studien-Inanspruchnahme zu tun und mutmaßlich weniger mit Verboten seitens der Eltern, weil sich kein deutlicher Alterseffekt zeigt. GymnasiastInnen sind unter den Befragten zeitlich am wenigsten zufrieden. Abbildung 37: Zeitliche Zufriedenheit (Anzahl) Auffällig und bemerkenswert ist eine hohe Gesamtunzufriedenheit der Befragugngsteilnehmer. Diese kann aber als globale Abfrage nicht zu sehr in die eine oder andere Richtung interpretiert werden. Denkbar ist, dass diese Frage - die relativ weit am Ende der Befragung gestellt wurde - auch dazu genutzt wurde, einen grundsätzlichen Wunsch nach Verbesserung der Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung auszudrücken. Es ist aber auch bekannt, dass Zufriedenheit/Unzufriedenheit mit einer Sensibilisierung zu 59 Online-Befragung junger Menschen 5 tun hat, daher sind in der Regel Personen kritischer, die sich mit ihrer Situation auseinander gesetzt haben. Die objektiven zeitlichen und ökonomischen Ressourcen junger Menschen konnten im Rahmen der Befragung nicht erfasst werden. Abbildung 38: Gesamtzufriedenheit mit Freizeitgestaltung (Anzahl) Auch die Gesamtunzufriedenheit wurde nach verschiedenen Merkmalen hin weiter untersucht. Der einzig statistisch signifikante Zusammenhang besteht darin, dass die Zufriedenheit mit der Freizeit in VS insgesamt deutlich mit steigendem Alter sinkt. Die Bewertung der finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten korrelieren mäßig (.255) und die Bewertung der finanziellen Möglichkeiten hängt etwas schwächer (0.16), aber statistisch signifikant, mit einer Zufriedenheit mit den Freizeitmöglichkeiten insgesamt zusammen. Nutzung von Angeboten im Vergleich Für den Nutzungsvergleich in der folgenden Darstellung wurden wieder die Angebote aus Abb. 31 dargestellt, nun aber mit der Anzahl der NutzerInnen dieser Angebote in der Befragung. Hinsichtlich der Nutzung ergeben sich erhebliche Unterschiede unter den Angeboten – und im Vergleich zu der Bekanntheit der Angebote. So rangieren etwa Jugendhäuser in der Nutzung etwa gleichauf mit Ferienprogrammen, Jugendangeboten in Kirchengemeinden, Angeboten im Zusammenhang mit der Fasnet oder Veranstaltungen an Schulen. Im Verhältnis zu ihrer Bekanntheit werden Jugendzentren von den Befragten relativ wenig genutzt. Etwa ein Viertel der Umfrageteilnehmer gehört zu den jungen Menschen, die zumindest sporadisch Jugendzentren nutzen18. Andere Kultur- und Jugendbildungsangebote sind zwar weniger bekannt, werden aber dafür vergleichsweise häufig genutzt. Die folgende Grafik in Abb. 39 zeigt die Nutzung in der Reihenfolge ihrer Bekanntheit (aus Abb. 31). 18 Dies liegt unter dem Landesdurchschnitt von 35% (vgl. Jugendstiftung BaWü 2013) junger Menschen, die „offene Jugendtreffs“ nutzen. Auch in der Studie wurde der Prozentsatz von häufigen bis gelegentlichen NutzerInnen erhoben. Der Wert ist allerdings aufgrund methodischer Unterschiede und anderer Stichprobenzusammensetzung nicht vollständig vergleichbar. Allein der in unserer Befragung höhere Altersdurchschnitt erklärt die Differenz allerdings nicht, da der Nutzungsanteil von Jugendzentren in VS linear über alle Altersjahrgänge nur um etwa einen Prozentpunkt absinkt. 60 Online-Befragung junger Menschen 5 Abbildung 39: Nutzung von Angeboten (Häufigkeiten) 61 Online-Befragung junger Menschen 5 Nutzungsvergleich ausgewählter Angebotsgruppen Für die Auswertungen unter diesem Abschnitt wurden aus der Vielzahl abgefragter Angebote Zusammenfassungen vorgenommen. So wurden beispielsweise zu „Jugendveranstaltungen Bildung + Kultur“ die oben genannten Jugendbildungsangebote und jene des Kulturamtes zusammengefasst. Als NutzerInnen wurden hier wieder nur diejenigen einbezogen, die die mindestens ein Angebot aus der jeweiligen Angebotsgruppe „manchmal“ oder „sehr oft“ nutzen. Die Prozentangaben, die sich auf den Anteil dieser Personen an der Stichprobe beziehen, sind daher deutlich geringer, als bei Einschluss auch der sporadischen NutzerInnen (wie oben beschrieben). So beträgt der Anteil der intensiveren NutzerInnen eines Jugendhauses in der folgenden Abbildung knapp zehn Prozent, im Gegensatz zu dem oben gezeigten Viertel. Abbildung 40: Intensivere Nutzung von Angebotsgruppen (in Prozent) Wer profitiert von Angeboten? In diesem Gutachten gilt das primäre Interesse den verschiedenen Formen von Jugendarbeit und nicht kommerziellen Angeboten. Die (offene) Jugendarbeit bleibt bei der häufigeren Nutzung insgesamt weit hinter kommerziellen Angeboten und denen der Vereine und Kirchen zurück. Trotzdem ist es spannend, zu betrachten, wen die Angebotsgruppen erreichen. Offene Jugendarbeit erreicht nämlich erstaunlich gut Werkrealschüler und überproportional häufig auch Personen mit Migrationshintergrund (andere Sprache gesprochen). Es sind genau diese Gruppen, die die sonst beliebtesten Angebote (kostenpflichtige Partys/Vereine+Kirchen) weniger wahrnehmen. Hier kompensiert offensichtlich die offene Jugendarbeit ein 62 Online-Befragung junger Menschen 5 Auf welche Schule oder Hochschule gehst Du? J uge n dar b eit J uge n dve J uge n dve rban dsa rbeit Kost en Ange pflic ht ig e b ote +Par ty s Offe neJ u gen d arb e it Selb s tv er a ntw ortet e An gebo te dung +Kult ur J uge n dar b eit % % % % % % % Werkrealschule 16,7 27,8 5,6 16,7 44,4 44,4 0,0 Realschule 22,7 61,4 13,6 11,4 75,0 15,9 18,2 Gymnasium 20,3 52,2 14,3 5,5 83,5 6,6 19,8 8,2 32,7 14,3 4,1 83,7 4,1 4,1 0,0 0,0 50,0 0,0 50,0 0,0 0,0 4,6 30,0 7,7 5,4 80,8 6,9 12,3 26,7 33,3 13,3 0,0 80,0 0,0 13,3 9,8 45,1 7,8 7,8 85,3 12,7 17,6 13,7 43,0 11,3 6,5 81,0 9,4 15,1 nein 14,4 48,8 11,9 7,7 83,4 6,9 15,6 ja 11,6 26,1 9,4 2,9 73,9 16,7 13,8 gesamt 13,7 43,0 11,3 6,5 81,0 9,4 15,1 Berufs- oder Fachschule Waldorfschule Hochschule Sonstige Schule keine Schule (mehr) gesamt Spricht zu Hause eine andere Sprache rans t.Bil Vere in e+K irc he n soziales Ungleichgewicht und stellt eine wichtige Ressource dar. Siehe folgende Tabelle19: Abbildung 41: Nutzung von Angebotsgruppen nach Schule u. Sprache Zugleich ist in der Gesamtschau der Auswertungen (ohne Abbildung) erkennbar, dass die Angebote der Jugendarbeit und offenen Jugendarbeit in hohem Maße von jungen Menschen verschiedenen Alters genutzt werden. Auch darf die überproportional häufige Nutzung der genannten Gruppen nicht darüber hinweg täuschen, dass zahlenmäßig die meisten NutzerInnen von Jugendzentren in der Befragung GymnasiastInnen sind - und junge Menschen, die keine Schule (mehr) besuchen. Unter GymnasiastInnen und Studierenden ist allerdings der größte Anteil an sporadischen NutzerInnen. Offene Jugendarbeit ist nicht eine Veranstaltung für sozial am Rande stehende junge Menschen, wirkt aber besonders integrativ. So sind insgesamt diese Angebote durch die Integration mehrerer Schulformen und sozialer Gruppen ein wichtiger Begegnungsort. 19 Wegen Mehrfachnennungen ergibt die Summe der Prozentzahlen in einer Zeile mehr als 100 %. Die Werte geben an, zu welchem Anteil die jeweiligen Gruppen (z.B. BerufsschülerInnen) angeben, die jeweiligen Angebote häufig zu nutzen. 63 Online-Befragung junger Menschen 5 Unterschiede nach Geschlecht sind nicht ausgeprägt. Bei Differenzierung nach dem Rekrutierungsweg, zeigt sich, dass beide Gruppen (angeschrieben vs. anderweitig zur Umfrage gekommen) im Großen und Ganzen die Angebote gleich nutzen. Die nicht postalisch angeschriebenen konzentrieren sich aber stärker auf die offene Jugendarbeit, was zu erwarten war, weil sie z.B. durch die Angebote dort auf die Befragung aufmerksam wurden20 oder sich aktiv für Jugendarbeit interessieren. Nach Wohnorten differenziert, zeigt sich, dass kirchliche und Vereinsangebote insbesondere in den hier so bezeichneten „Außenbezirken“ und in Villingen deutlich stärker genutzt werden. Die geringste Nutzung der Jugendverbandsarbeit findet sich in Schwenningen. Abbildung 42: Nutzung von Angebotsgruppen nach Wohnorten (in Prozent) Angebote wie die offene Jugendarbeit, auch selbst verantwortete Angebote und kommerzielle Angebote werden über alle Altersgruppen hinweg ähnlich intensiv genutzt. Hingegen nimmt bei der Jugendarbeit, und den kirchlichen- verbandlichen Angeboten der Anteil der NutzerInnen ab etwa 20 Jahren erkennbar ab. 20 Die Befragten geben überwiegend an „von Freunden“ oder „durchs Internet“ von der Befragung erfahren zu haben. 64 Online-Befragung junger Menschen 5 Eigenes Engagement in Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit Eine Frage an junge Menschen im Stadtgebiet VS lautete: Bist Du selbst im Bereich Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit (also in einem der gerade genannten Angebote) als ehrenamtliche/r Mitarbeiter/in aktiv? Dazu gab knapp ein Fünftel der Befragten an, dass sie sogar sehr oft ehrenamtlich in diesem Bereich tätig sind. Ein weiteres gutes Fünftel ist selten oder manchmal ehrenamtlich aktiv. Knapp sechzig Prozent sind dies nie. Abbildung 43: Ehrenamtliche Aktivität in Jugend(kultur)arbeit (Anzahl) Das ehrenamtliche Engagement ist nicht geschlechtsspezifisch verschieden. In allen Altersgruppen engagieren sich die jungen Menschen gleichermaßen. Die engagiertesten Alterskohorten verteilen sich auf die Altersjahrgänge der 13-, 17-, 19-, 20- und 26jährigen. Interessanter Weise ist das Engagement bei Nicht-Schülern (= zu drei Vierteln Berufstätige!) und Schülern am Gymnasien am höchsten, während RealschülerInnen und Fachschüler etwas unterdurchschnittlich ehrenamtlich tätig sind. Studierende sind durchschnittlich in der Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit aktiv. Im Stadtbezirk Villingen ist das ehrenamtliche Engagement etwas ausgeprägter als in Schwennigen. Unter den zusätzlichen TeilnehmerInnen an der Befragung ist ein mehr als zehn Prozentpunkte größerer Anteil Ehrenamtlicher als in der Zufallsstichprobe. Auch zeigt sich der Einfluss des (rekonstruierten) Migrationshintergrunds: Während die zuhause deutsch sprechenden TeilnehmerInnen zu einem Drittel mindestens manchmal ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig sind, beträgt der Anteil bei jenen, die zuhause eine andere Sprache neben Deutsch sprechen, nur ein gutes Fünftel. Die beachtliche Vielfalt ehrenamtlicher Tätigkeiten, die junge Menschen genannt haben, ist als Liste im Anhang 7.4 dargestellt. 65 Online-Befragung junger Menschen 5 Bewertung von Jugendzentren und Jugendhäusern Für den Fall, dass sie Jugendzentren kennen, wurden die Teilnehmer nach einer Bewertung unter verschiedenen Aspekten befragt. Zunächst gibt die folgende Tabelle eine Übersicht über Jugendzentren, die von den Befragten in der Online-Befragung mit einem Auswahlmenü als „genutzt“ angegeben wurden: Genannte Jugendhäuser im Auswahlmenü K3 Jugendhaus (Villingen) Spektrum Jugend- und Familienzentrum (Schwenningen) N 63 33 Jugendtreff Marbach Jugendtreff Obereschach 1 5 KiFaZ Schilterhäusle Chilly Jugendtreff (Haslach/Wöschhalde) 1 Jugendtreff Weilersbach Veranstaltungen in der Scheuer (Villingen) Ein anderes Jugendzentrum Total Missing Gesamt 5 4 22 4 138 404 542 Abbildung 44: Genutzte Jugendzentren (Anzahl) Es zeigt sich, dass eine Auswertung aufgrund der Fallzahlen nur für die Jugendhäuser in den beiden Stadtzentren möglich und sinnvoll ist. Trotz seiner anderen Ausrichtung wird die Scheuer aufgrund der hinreichenden Fallzahl hinzugenommen. Beim Vergleich der Bewertungen sind insbesondere die beiden ähnlich, nämlich als ‚Jugend- und Kulturzentren‘ ausgerichteten Jugendhäuser Spektrum und K3 interessant. Bei den Darstellungen der statistischen Analyse werden in der nächsten Grafik Mittelwerte21 angegeben, die wie folgt zu lesen sind: Beispielsweise gab es zur Frage „Ist das Jugendzentrum gut erreichbar?“ vier Antwortpunkte: von 1 – „nein“ über 2 – „eher nein“ und 3 – „eher ja“ bis 4 – „ja“. Bei einem Mittelwert von 3,7 (wie beim Jugendhaus K3, vgl. Abb. 45) zeigt dies eine sehr gute Erreichbarkeit an. Eine Dezimalstelle Abweichung (wie beispielsweise die Erreichbarkeit des Spektrum mit 3,6) liegt sehr nahe bei diesem guten Erreichbarkeitswert. Die Unterschiede in den Angaben zu den Beteiligungsmöglichkeiten, den Räumen, den Möglichkeiten und auch zur Frage, ob sich die jungen Menschen dort ernst genommen fühlen, sind hingegen sehr deutlich. 21 Der angegebene Wert ist die Summe der Antwortpunkte eines Items (der Frage) dividiert durch die Summe aller Befragten und ermöglicht eine Aussage zur durchschnittlichen Antworttendenz aller Befragten bei skalenbasiertem Antwortformat. 66 Online-Befragung junger Menschen 5 Abbildung 45: Bewertung der Jugendzentren (Mittelwerte: 1=niedrig, 4=hoch) Insgesamt fällt mit Blick auf die Abb. 45 auf, dass die jungen Menschen in der Befragung beide Jugendhäuser sehr gut erreichen können. Auch die Frage danach, ob sich die Personen dort ernst genommen fühlen, wird insgesamt eher bejaht. Ernst genommen zu werden ist also nach der räumlichen Erreichbarkeit der zweitwichtigste Aspekt in der Bewertung! Eher zu alt fühlen sich die jungen Menschen für die bestehenden Jugendzentren besonders ausgeprägt bei Fachschülern, Studierenden, und jenen, die nicht mehr die Schule besuchen (ohne Abb.). Nur ein insgesamt kleiner Teil ist dort ehrenamtlich aktiv, wie in Abb. 45 ersichtlich. Das Schwenninger Jugendhaus hat die erkennbar positiveren Werte bei den Partizipationsmöglichkeiten, also bei der wahrgenommenen Beteiligung. Gefragt wurde hier: „Hast Du das Gefühl, bei den Angeboten mit entscheiden zu können? (z.B. was gemacht wird, wenn ihr etwas vorschlagt)“. Die Gruppe der weiblichen Befragten (Mittelwert: 2,1, ohne Abb.) hat im Vergleich zu den männlichen weniger das Gefühl, mit entscheiden zu können – ein Befund der aufmerksam für die Wünsche von Mädchen und jungen Frauen machen muss. Die Gruppe der TeilnehmerInnen über offenen Zugang zu der Befragung fühlt sich leicht mehr beteiligt, als die 67 Online-Befragung junger Menschen 5 postalisch eingeladenen und ist etwas (nur zwei Dezimalstellen) häufiger selbst ehrenamtlich dort aktiv. Dafür sind die „Dritt-TeilnehmerInnen“ etwas unzufriedener mit Räumen und Ausstattung. Betrachtet man die Gesamtgruppe (vgl. Abb. 45), so zeigt sich: Auch die Antworten zur Frage nach den Räumen und der Ausstattung sowie auf die abschließende Frage „Bist Du zufrieden mit den Angeboten, die im Jugendzentrum möglich sind?“ bestätigen eine höhere Akzeptanz und Zufriedenheit mit dem Jugendhaus Spektrum. Das K3 wird zwar quantitativ von mehr jungen Menschen der Stichprobe (etwa doppelt so vielen) besucht, schneidet aber in den Bewertungen schlechter ab. Die Ergebnisse verweisen auf nicht nur baulichen, sondern auch auf methodischen Bedarf zur Weiterentwicklung des K3, wenn es das Ziel ist, die Besucherinnen zu halten und das Jugendzentrum attraktiv zu gestalten. Gründe für den Besuch von Jugendzentren In der Befragung wurde den jungen Menschen eine Liste möglicher Gründe für die Nutzung eines Jugendzentrums präsentiert, aus denen sie mehrfache Antworten auswählen konnten oder weitere Gründe ergänzen konnten. Die folgende Grafik zeigt, dass es Jugendlichen und jungen Erwachsenen in erster Linie darum geht, dort Freunde zu treffen (höchster Wert), dass also der Begegnungsort im Mittelpunkt steht und also auch „Spaß haben“ (dritthäufigste Nennung) sehr hoch im Kurs steht. Dass an zweiter Stelle „Partys feiern“ genannt wird, passt durchaus dazu. Interessant an den Ergebnissen, dargestellt in der folgenden Abb. 46, sind aber weniger diese prominenten Nennungen, sondern die Vielfalt der Nutzungsgründe ‚im Mittelfeld‘, die sich auf eine sehr breite Palette von Entspannung, Sicherheit, ausprobieren können, Tanzen und Musik machen können etc. erstreckt. Immerhin stehen hinter den Nennungen, die zwischen 10 und 20 Prozent rangieren jeweils mehr als fünfzehn bis über dreißig Personen, für die solche Aspekte – neben anderen – auch wichtig sind. Es wird auch erkennbar, dass die Jugendzentren mit Blick auf diese Nutzungsgründe zu Recht als Jugend- und Kulturzentren und auch als Orte außerschulischer Bildung bezeichnet werden können: Auch wenn beispielsweise Theater keine Rolle spielt, so sind aktives Tanzen und Musizieren, aber auch einfach nur „Chillen“ (Antwort: entspannen) von hoher Bedeutung, aber zugleich „neues Erproben“ und „interessante Dinge lernen“. In den offenen Antworten, die gegeben wurden, kommen ebenso diese vielfältigen Gründe zu Ausdruck. Etwa in Antworten von „weil es der einzige mir bekannte Ort ist, wo eine Jugendparty stattfindet“ bis: „dort kann ich, auch wenn es mir schlecht geht, mit Ramona und Völki22 reden, sie hören mir immer zu“. 22 gemeint sind Mitarbeiterin und Mitarbeiter, Anmerkung der Verfasser. 68 Online-Befragung junger Menschen 5 Die Stärke der Jugendzentren liegt also in der Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten.23 Die Besonderheit ist das Potential, welches in der Verbindung von Spaß, informellem Lernen und aktiver Gestaltung liegt. Abbildung 46: Warum nutzt Du das Angebot? (in Prozent) Übrigens ist es nicht nur eine Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten: In offenen Jugendzentren sind auch die verschiedenen Altersklassen, auch über 20 Jahren, sehr gleichmäßig vertreten. 23 Ein Befund, der sich auch aus einer jüngeren Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) herauslesen lässt (vgl. Gadow/Peucker/Pluto/Seckinger 2013) 69 Online-Befragung junger Menschen 5 Verschiedene Nutzungsgründe bei den Jugendhäusern Auch hier zeigen sich hinsichtlich der beiden Jugendzentren K3 und Spektrum sehr verschiedene Nutzungsgründe, die jeweils im Vordergrund stehen. Nutzungsgründe mit den größten Unterschieden hinsichtlich K3 und Spektrum N=119 Anteil Zustimmung (%) K3 Weil ich mich da entspannen kann. 20,6 Weil ich da Musik machen kann. 14,3 Weil ich da insgesamt kreativ werden kann. 6,3 Weil ich mich dort sicher fühle. 11,9 Weil ich dort neue Sachen ausprobieren kann. 14,3 Weil ich da tanzen kann. 27,0 Weil es mir in persönlichen Dingen weiterhilft. Weil ich da Verantwortung übernehmen kann. Weil ich da interessante Dinge lerne. Anteil Zustimmung (%) Spektrum 7,9 3,2 11,1 Weil ich etwas verändern will. 4,8 Weil ich da Anderen helfen kann. 3,2 Weil Andere sagen, dass ich dahin gehen soll. 7,9 37,5 25,0 21,9 21,9 21,9 21,9 18,7 15,6 15,6 9,4 9,4 3,1 Abbildung 47: Nutzungsgründe nach K3 und Spektrum (in Prozent) Dargestellt sind hier nur die Nutzungsgründe, in die für die beiden Jugendhäuser deutlich unterschiedlich beantwortet werden. Spaß haben und Partys werden etwa im Anteil gleich genannt. Auffällig ist aber, dass die Möglichkeiten zur Entspannung und „da insgesamt kreativ werden“ zu können sowie „da Verantwortung übernehmen“ zu können, im Spektrum erheblich größer eingeschätzt werden (in der Tabelle blau hervorgehoben). Für das K3 ist der Nutzungsgrund, da tanzen zu können bedeutsamer als im Spektrum, ebenso wie der Grund, dass „andere sagen, dass ich dahin gehen soll“, der im Spektrum kaum eine Rolle spielt. Mit Blick auf die vorgestellte Sicht junger Menschen, können die Aneignungs- und Bildungsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Unterstützungsmöglichkeiten im Spektrum als sehr gut angesehen werden. Verantwortungsübernahme, Kreativität und persönliche Hilfe spielen im K3 – nach Angabe der jungen Menschen – weniger und im Spektrum mehr eine Rolle. Es sei darauf hingewiesen, dass solche Auswertungen dazu dienen sollen, die Profile der Jugendzentren aus Sicht junger Menschen zu verstehen, und nicht vorschnell Jugendzentren oder deren MitarbeiterInnen zu vergleichen oder zu bewerten. Die Befunde sollten vielmehr Anlass geben, die zukünftige Profilierung und Weiterentwicklung entsprechend gestalten zu können. 70 Online-Befragung junger Menschen 5 Fehlende Angebote im Bereich Jugendkultur in VS? Die folgenden Fragen wurden wieder an alle Befragte in der Stichprobe gestellt, da diese nicht abhängig von der Kenntnis oder Nutzung von Jugendzentren gefiltert wurden. Ausdrücklich wurden junge Menschen danach befragt, ob ihrer Ansicht nach „wichtige Angebote im Bereich Jugendkultur in VillingenSchwenningen fehlen“. Hier lässt sich feststellen, dass im Gesamtdurchschnitt drei Viertel dieser zunächst pauschal gestellten Frage zustimmen. Ab den Altersgruppen der über 17jährigen bejahen dies rund achtzig Prozent der Befragten. Die Gruppe der 130 Studierenden sieht zu 82,3% fehlende Angebote. Findest Du, dass wichtige Angebote im Bereich Jugendkultur in VillingenSchwenningen fehlen? Auf welche Werkrealschule Schule oder Realschule Hochschule gehst Gymnasium Du? Berufs- oder Fachschule % Zustimmung 61,1 70,5 75,7 69,4 Waldorfschule Hochschule Sonstige Schule keine Schule (mehr) gesamt N 18 44 181 49 50,0 82,3 60,0 2 130 15 73,5 74,9 102 541 Abbildung 48: Einschätzung zu fehlenden Angeboten Um diese pauschale Aussage zu präzisieren, wurden mit einer Auswahlliste verschiedene Angebote erfragt. Diese Auswahl umfasst bewusst mehrere Formate, die im weiteren Sinne als jugendkulturell verstanden werden können. Sie decken sowohl Bereiche ab, die zum Aufgabenbereich öffentlich verantworteter Jugendkulturarbeit gehören, als auch Bereiche, die ebenso privatwirtschaftlich getragen sein können. Die folgende Grafik stellt den Anteil der Nennungen in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit dar. 71 Online-Befragung junger Menschen 5 Abbildung 49: Nennung fehlender jugendkultureller Angebote (in Prozent) Die Nennungen bestätigen Bedarf in den Bereichen, die grundsätzlich in der öffentlichen Debatte um Jugendkulturangebote in der Stadt bereits benannt sind. Allerdings ist im Gegensatz zur viel diskutierten ‚Gebäudefrage‘ zunächst einmal inhaltlich abgefragt worden, was als fehlend bewertet wird. Interessant ist, dass an erster Stelle ein Aspekt genannt ist, der gar nichts mit Gebäuden zu tun hat und dass viele Punkte benannt werden, für die sehr unterschiedliche Arten und Größen von Gebäuden in Frage kommen. Ein Freitextfeld konnte zudem von jungen Menschen genutzt werden, um selbst von ihren vermisste Angebote anzugeben. Auf der folgenden Seite werden die offenen Antworten nur grob redaktionell bearbeitet aufgeführt (ähnliche Nennungen wurden mit „*“ gruppiert). 72 Online-Befragung junger Menschen 5 Veranstaltungen für Standardtänzer Paintballanlage, Paint Ball Cafe´s für junge Erwachsene (in Schwenningen gibt es nur 3 in denen man einen ruhigen Abend verbringen kann und zwar: Vau, Zampoli, Capitol) Skateranlage eine Skateboard Bahn * Skatepark * bessere Skaterplätze Hockeyplatz * Einen Hockey Platz * Streethockeyfeld Öffentliche Plätze, z.B. ein Park wo man sich auch aufhalten DARF, der schön ist und sich alle Altersgruppen treffen können Kletterhalle * Kletterhalle * eine kletterhalle Veranstaltungen im Medien-bereich Mountainbike Park im Wald oder auf der Wiese anstatt alles zu bebauen, Mountainbike- Strecke Lan-Partys Diskotheken einfach ein Platz wo die Jugendlichen sich treffen können ohne gleich Ruhestörung für die Anwohner Minigolfplatz, Golfplatz, eine Minigolfanlage. mehr Fußballplätze, Spielplätze Fußballplätze und mehr Freizeitmöglichkeiten Mehr Grünfläche, seitdem der Stadtpark zugebaut wird und deshalb nicht mehr so einladend ist Ausbau der Parkanlage an dem See Angebote oder Orte wo ältere sich mal treffen können und Interessen austauschen. So für Leute ab 18 Jahren. Wo es mal eher was zum chillen ist. Nicht Party. Ein Club für junge Erwachsene (18-25) der unabhängig von der Stadt ist oder Events im Bereich Party die keine geschlossen ethnischen Gruppen anzieht wie Kingz Fame usw ;) Möglichkeiten, die junge und ältere Jugendliche am Wochenende gegen abends nutzen können. Veranstaltungen in der Tonhalle für Jugendliche, vergünstigte Kursangebote !!!!Grillplätze!!!! * Grillplätze Treffpunkt und Unterstützung von Talenten durch Förderung Räumlichkeiten für junge Erwachsene mit Angeboten wie: Dart, Kicker, Billiard o.ä. In denen man sich auch willkommen fühlt. Ordentliche Sportanlagen und die Möglichkeiten, sie zu nutzen Sport ist wichtig, bringt uns Menschen zusammen Treffpunkt, der gut erreichbar ist Angebote für alle Altersgruppen im Jugendhaus Eine Location für Abibälle/Abschlussbälle und Stufenparty's Möglichkeiten für Indoor Aktivitäten Mehr Angebote für spezielle Gruppen (Fangruppen, Games o.ä.) Nutzung von Sporthallen sollte einfacher werden, auch für kleine Gruppen ohne Vereinszugehörigkeit Jugendliche werden vertröstet, nicht ernst genommen. Nicht nur Räume fehlen, die Gemeinwohlorientierung fehlt In VS herrscht keine offene Atmosphäre, begünstigt durch mangelhafte Verwaltungsorgane Selbstorganisierende Jugendtreffs in vielen Statd- und Wohnviertel Ein schönes Jugendhaus, das das Treffen unter Jugendlichen unterstützt Jugendgemeinderat, oder ein Oberbürgermeister der Jugendlichen, aber auch soziale Projekte in denen die Jugend motiviert wird und auch gelobt wird. Diskos mit spezieller Musik, mal keine Charts Wiederbelebung des s'Rössle Einkaufszentrum mit exclusiven (die es hier nicht gibt) Läden Vor allem: Wiederbelebung der Bowlingbahn und Erlebniscenter Le prom!!!!! Räume, die nicht überwacht werden Bowling Center * Sachen wie Bowling oder ähnliches Studentenangebote in Vereinen mit semesterangepassten Zeiten eine Möglichkeit im Sommer im Freien zu Schwimmen Viel mehr Möglichkeiten aktiv Sport zu machen: Reck, etc. Kneipen, Bars Einkaufsmöglichkeiten, KFC, Starbucks, Subway Läden zum Shoppen für Männer. Läden mit aktueller Mode. Poetryslams oder Debattierräume Eine Halle zu der man den schlüssel leihen kann und dann z.B. Ausdruckstanz machen kann Ein besseres Schwimmbad * Ein neues Freibad in Schwenningen * Erlebnisbad * ein Freibad in Schwenningen Große Gelände zum mieten Es fehlt Geld für das Jugendhaus Platz zum Ausruhen, zum Hausaufgaben machen oder einfach nur Entspannen * Schöne Räume zum chillen * Einfach zum Ausruhen und entspannen Räume, in welchen Beratungen bei persönlichen Problemen stattfinden können Große Partys im Bezirk Schwenningen für die Studenten z.B. Abschlussfeiern Metalkeller etc. mehr Konzerte von Metal Bands... Abbildung 50: Offene Nennung fehlender (jugendkultureller) Angebote Es fällt auch hier auf, dass in den Wünschen sowohl im engeren Sinne Jugendarbeit und Jugendpolitik angesprochen sind, wie auch lokale Wirtschaftsförderung, der Mittelstand im Bereich Gastronomie, die Raumplanung, mithin die BürgerInnen in der Stadt. Die Nennungen sollen und können an diese Stelle nicht einzeln bewertet werden. Deutlich wird: Es 73 Online-Befragung junger Menschen 5 geht jungen Menschen um konkrete Angebote in Einrichtungen und um Infrastruktur im öffentlichen Raum (neben Grillplätzen, Skatebahnen, Mountainbike-Strecken und Parks, kurioser Weise auch sogar um vermeintlich anachronistische Minigolfplätze). Und es geht um kommerzielle Angebote, die vermisst werden sowie ‚studentische‘ Angebote. Nicht zuletzt lässt sich aus den Antworten auch der Wunsch nach Anerkennung und Belebung heraus lesen. Integration fehlender Angebote in Jugendzentren? Die Wünsche sind sehr unterschiedlich nah am Profil bestehender Jugendzentren und auch grundsätzlich inhaltlich sehr unterschiedlich weit von offener Jugendarbeit entfernt. Daher verwundert es nicht, dass nur rund 27 % der Befragten die Möglichkeit sehen, ihre Wünsche auch an oder in bestehenden Jugendhäusern unter zu bringen. Dabei gibt es hier Unterschiede: Denkst Du, dass diese fehlenden Angebote auch in den bestehenden Jugendhäusern möglich wären? Auf welche Werkrealschule Schule oder Realschule Hochschule gehst Gymnasium Du? Berufs- oder Fachschule Waldorfschule Hochschule Sonstige Schule keine Schule (mehr) gesamt Anteil Zustimmung (eher/ja, %) 42,9 41,9 27,9 N 7 31 136 17,6 34 0,0 20,4 55,6 30,4 27,4 1 103 9 69 390 Abbildung 51: Integration fehlender Angebote in Jugendhäusern Während Realschüler, teils auch die überwiegend erwerbstätigen jungen Erwachsenen eher Integrationsmöglichkeiten ihrer Wünsche in Jugendhäuser sehen, trifft dies für Fachschüler und Studierende weniger zu. An anderer Stelle im Fragebogen wurden Nicht-NutzerInnen von Jugendhäusern noch offen danach gefragt, was sich ändern müsste, dass sie diese nutzen. Dabei wurde von verschiedenen Gruppen sehr Unterschiedliches genannt: Im Wesentlichen wurde erkennbar, dass für eine Attraktivität der Jugendhäuser entscheidend ist, dass dort ähnliche Personengruppen vermutet werden, die man treffen möchte und dass dort die Angebote als für die Altersgruppe passend wahrgenommen werden. Teilweise – auch in der Frage zur Integration fehlender Angebote (Abb. 51) – urteilen die jungen Menschen über die Integrierbarkeit ihrer Wünsche, ohne selbst zu den NutzerInnen zu gehören. Sie kennen das Jugendzentrum also nur irgendwie es gehört aber nicht zu ihren lebensweltlichen Orten. Hier zeigt sich auch, wie schwierig es ist, eine Nutzung und Integrierbarkeit von Wünschen bei einem zukünftigen jugendkulturellen Zentrum, aber auch bei der Weiterentwicklung bestehender Jugendzentren sicher voraussagen zu 74 Online-Befragung junger Menschen 5 können. Die Nutzung ergibt sich aus der Dynamik, die dann entsteht, wenn Menschen dort aktiv beteiligt sind und dies mitgestalten können. Dabei wird man auf diejenigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen angewiesen sein, die bereits engagiert sind und etwas gestalten wollen, da dies wiederum eine Anziehungskraft entfalten kann. Angesichts der Vielfalt von Interessen muss dabei freilich berücksichtigt werden – das ist die professionelle Aufgabe des Arrangierens der Angebote – dass nicht einzelne, zu spezifische Gruppen ausschließend wirken. Vielmehr muss es möglich sein, verschiedene Interessen und Gruppen zu integrieren. So müssten beispielsweise SchülerInnen und Studierende gleichermaßen beteiligt werden. Das heißt nicht, dass die Ausrichtung zu einem Einheitsbrei, einem Mainstream nivelliert werden muss, sondern dass unter dem „Dach“ von Jugendkulturarbeit gerade Verschiedenes möglich wird. Junge Menschen zum jugendkulturellen Zentrum in VS Konkret wurden die Teilnehmer an der Befragung zur Diskussion um ein jugendkulturelles Zentrum in der Stadt befragt. Dabei wurde die Eingangsfrage formuliert: Hast Du davon gehört, dass vielleicht ein zentral erreichbares Zentrum für Jugend und Kultur, also ein „jugendkulturelles Zentrum“ entstehen soll?24 Es ging zunächst einmal darum, zu erfahren, ob die kommunal- und jugendpolitische Diskussion und die Auseinandersetzungen in der Lokalpresse die jungen Menschen überhaupt erreicht haben. Im Mittel trifft dies für weniger als vierzig Prozent der Befragten zu. Dabei sind – um es pointiert auszudrücken – vergleichsweise gut „männliche, deutsch sprechende Gymnasialschüler in Villingen“ über das Jugendkulturzentrum informiert. Im etwa gleichen Umfang sind ebenfalls Teilnehmer aus Obereschach und aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis informiert. Interessanter Weise ist die Debatte um das Jugendkulturzentrum an mindestens der Hälfte der jungen Menschen auch in Villingen und etwa zwei Dritteln in Schwenningen bislang vorbei gegangen. Die postalisch eingeladenen TeilnehmerInnen haben zu rund 30 % davon Kenntnis, die offen Teilnehmenden zu rund 50%. Studierende sind nicht überdurchschnittlich darüber im Bilde. 24 Die Formulierung wurde von kom.sd bewusst in dieser Weise, mit dem vorläufigen Namen und der Formulierung „vielleicht“ gewählt, damit die Offenheit im derzeitigen Prozess zu Ausdruck gebracht wird, wo das Zentrum genau sein wird und wie es genau heißen wird. Damit sollten keine politischen und planerischen Entscheidungen der Vergangenheit in Frage gestellt oder der Zukunft vorweg genommen werden. Zudem sollte durch kom.sd den Befragten nicht etwas versprochen werden, für das das Institut nicht verantwortlich ist. 75 Online-Befragung junger Menschen 5 Kenntnis der Planung zum jugendkulturellen Zentrum in VS Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede (blau markiert) hinsichtlich der Kenntnis der Debatte zusammen. Geschlecht männlich weiblich Anteil der Befragten, die davon gehört haben, dass ein „jugendkulturelles Zentrum“ entstehen soll Anteil (%) N 43,3 250 33,9 274 Villingen Schwenningen 51,8 23,3 222 167 Obereschach 52,0 25 Schule Werkrealschule Realschule 27,8 27,9 18 43 Gymnasium 44,1 177 Berufs- oder Fachschule 31,3 48 Waldorfschule ,0 2 Hochschule 36,1 122 Sonstige Schule 42,9 14 Spricht zu Hause eine andere Sprache keine Schule (mehr) 41,0 100 nein 41,1 389 Ort ja gesamt 30,4 135 38,4 524 Abbildung 52: Kenntnis jugendkulturelles Zentrum Nutzungsabsicht junger Menschen zum jugendkulturellen Zentrum Die weiteren Fragen wurden hypothetisch gestellt: „Nehmen wir an, es gäbe bald ein neues jugendkulturelles Zentrum: Würdest Du zu diesem jugendkulturellen Zentrum hingehen?“ Die Befragungsteilnehmer geben zu etwa 55 % an, dass sie (eher) dahin gehen würden, rund 45 % erwarten dies (eher) nicht. Die folgende Grafik differenziert die Antworten (Häufigkeiten) für die beiden großen Stadtbezirke und alle weiteren Teilnehmenden, die außerhalb wohnen. 76 Online-Befragung junger Menschen 5 Abbildung 53: Nutzungsabsicht Jugendkulturzentrum (Häufigkeiten) Die Häufigkeiten wurden hier dargestellt, um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie groß die Anzahl der potentiellen Besucher von den Befragten wäre, wenn die jungen Menschen ihre Absicht umsetzten. Da die Anzahl Schwenninger (hier: n=179) und Villinger (hier: n=224) TeilnehmerInnen nicht nur unterschiedlich ist, sondern Schwenningen (siehe Stichprobenbeschreibung) auch statistisch leicht unterrepräsentiert ist, ist auch eine prozentuale Betrachtung interessant: Dies bestätigt aber die Tendenz, denn 43,5 % der Personen mit Wohnort Schwenningen und 62,5 % der Personen mit Wohnort Villingen hätten die Absicht, dort in Zukunft hin zu gehen (Antworten ja und eher ja zusammengefasst, ohne Abbildung). Unterschiede in der zukünftigen Nutzungsabsicht nach Alter, Geschlecht, Sprache/Migration oder Schulform sind statistisch nicht ausgeprägt. Postalisch eingeladene würden weniger wahrscheinlich das Jugendkulturzentrum besuchen (48%) als zusätzlich Teilnehmende an der Befragung (66 %). 77 Online-Befragung junger Menschen 5 Erwartungen junger Menschen zum jugendkulturellen Zentrum Die folgende Frage wurde offen, mit einem Textfeld zur freien Eingabe gestellt: Was für Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung würdest Du im jugendkulturellen Zentrum erwarten? Die TeilnehmerInnen der Befragung haben von der Möglichkeit, dort Erwartungen und inhaltliche Vorschläge einzutragen sehr intensiv Gebrauch gemacht. Die vollständige, bewusst nicht redaktionell bearbeitete Liste aller offenen Antworten ist im Anhang 7.3 dokumentiert. Diese Liste der Nennungen sollte auch eine Anregung für die Ausgestaltung von Sportplätzen, Parkanlagen, bestehenden Jugendhäusern und bei der Planung der Infrastruktur des öffentlichen Raums sein! O-Töne im Anhang Erwartungen für viele Felder interessant Aus den Nennungen wird deutlich, dass sehr verschiedene Arten von Veranstaltungen („Konzerte“, „Workshops“, „Partys“, „Disco“, „Jugendtheater“) über bestimmte Räume (z.B. „Kuschelecke“) oder Aktionen („Garten anlegen“, „Kochen“, „Slackline“, „Themenwochen“) erwartet werden. Teilweise beziehen sich die Erwartungen auch auf die Atmosphäre (Dass „man sich mit 18 nicht vor kommt wie ein alter Sack“, „Inklusive Angebote“) und die Art und Weise der Führung eines solchen Zentrums („Leider keine Ideen aber ich denke ich und viele Jugendliche sind weniger ein Fan von Events die von der Stadt organisiert werden aber ich finde es gut dass in diesem Bereich etwas getan wird vielleicht kann sich meine Meinung ändern ;)“). Die hier genannten Zitate sind nur ein Ausschnitt aus der Liste der Nennungen, mit denen man sich in der Jugendarbeits-Landschaft beschäftigen muss. Diese Auseinandersetzung der zuständigen Akteure kann das Gutachten nicht ersetzen. Daher wurde die Liste auch nicht sortiert oder bearbeitet. Die TeilnehmerInnen der Befragung benennen auch sehr häufig bezeichnender Weise die gesamte Palette wohlbekannter Ausstattung von Jugendzentren („Kicker“, „Sofas“, „Tischtennis“, „Café“, „Billard“). Will man das nicht als „einfallslos“ abtun, so hat dies vielleicht damit zu tun, dass junge Menschen eine größere Pluralität wünschen. Die Orte müssten offenbar nicht ganz anders sein als bestehende Einrichtungen, sondern einfach die Optionen erweitern, wo man hin geht. Auch die Tatsache, dass in so großem Umfang sportliche Angebote erwartet bzw. gewünscht werden, zeigt, dass in diesem Bereich – also offenbar auch nicht im Verein – ein hoher Bedarf an verschiedensten Sportstätten herrscht. Zahlreiche Anregungen Optionen erweitern Sportstätten Es ist zu entscheiden, ob man eine Lösung anstrebt, die an einem Ort möglichst viele Erwartungen und Formate ermöglicht, oder ob die Erwartungen an verschiedenen Orten ihren Platz haben sollten. Im sechsten Kapitel wird zur hier angerissenen Frage die Einschätzung und Bewertung der Gutachter vorgestellt. Für beide Lösungen gilt, dass es kaum möglich sein wird, alle Erwartungen, Interessen und Wünsche gleichermaßen erfüllen zu können. Es ist auch nicht die Aufgabe der Jugendkulturarbeit, „Wünsche zu bedienen“, sondern mit diesen Wünschen und den jungen Menschen, die sie äußern zu arbei- Mit Wünschen arbeiten, aber kein „Wunschkonzert“ 78 Online-Befragung junger Menschen 5 ten. Dabei geht es gerade auch darum, um deren Realisierung gemeinsam zu ringen und dieses als Entwicklungsprozess zu gestalten. Daher ist der nächste hier behandelte Aspekt aus der Studie - die aktive Beteiligung - so wichtig. Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit beim jugendkulturellen Zentrum „Würdest Du dabei aktiv mitmachen wollen?“ wurden die jungen Menschen gefragt. Würdest Du dort dabei aktiv mitmachen wollen? N=438 ja eher ja eher nein nein gesamt % % % % % 23,5% 49,0% 21,6% 5,9% 100,0% weiblich 28,6% 35,0% 28,6% 7,7% 100,0% gesamt 26,3% 41,6% 25,3% 6,8% 100,0% Geschlecht männlich Abbildung 54: Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit Hier fällt eine insgesamt sehr hohe aktive Teilnahmebereitschaft auf, oben dargestellt nach Geschlecht. Bewohner aus Villingen und den umliegenden Stadtbezirken bejahen diese Frage (ja und eher ja zusammengefasst) zu etwa drei Viertel (!) und Bewohner aus Schwenningen zu über der Hälfte der Befragten. Damit wird ein enorm hohes Potential an möglichen aktiven jungen Menschen erkennbar. Die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit ist bei Studierenden mit gut der Hälfte dieser Gruppe etwas geringer ausgeprägt. Überdurchschnittlich gern beteiligen, würden sich interessanter Weise auch gerade diejenigen, die zuhause eine andere Sprache sprechen (72,3%). Erstaunliches Potential aktiver Mitwirkungsbereitschaft Ehrenamtliche Verantwortung im jugendkulturellen Zentrum Konkreter nach der Bereitschaft zur dortigen Verantwortungsübernahme gefragt, zeigt sich ebenfalls ein erhebliches Potential, und zwar auch in höheren Altersgruppen: N=445 Würdest Du Dich dort selbst als ehrenamtliche/r Mitarbeiter/in beteiligen wollen? ja eher ja eher nein nein gesamt Alterskategorie 12-14 15-17 18-20 21-23 24-26 gesamt % 9,3% % 17,3% % 37,3% % 36,0% % 100,0% 9,1% 14,1% 8,9% 13,5% 22,3% 16,5% 25,6% 27,0% 45,5% 42,4% 40,0% 33,8% 23,1% 27,1% 25,6% 25,7% 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% 10,8% 21,8% 40,4% 27,0% 100,0% Abbildung 55: Bereitschaft ehrenamtlichen Arbeit Wenngleich junge Menschen damit sicher nicht meinten, für den Betrieb eines Jugendkulturzentrums Verantwortung zu übernehmen, so weist dieser Befund doch darauf hin, dass hier junge Menschen abgeholt und 79 Online-Befragung junger Menschen integriert werden können und dass sie dies – zumindest prinzipiell – wünschen. Auch hier ist es interessant zu sehen, dass genau die Gruppen Personen mit Migrationshintergrund und SchülerInnen außerhalb des Gymnasiums - Interesse bekunden, die bislang wenig ehrenamtlich engagiert sind (siehe Abschnitt zu Ehrenamt). 5 Chance: Erreichung neuer Gruppen Wichtigkeit eines jugendkulturellen Zentrums für junge Menschen Abschließend wurde erhoben, wie wichtig jungen Menschen insgesamt ein neues Jugendkulturzentrum ist. Insgesamt ist ein solches Zentrum den meisten Befragten sehr oder eher wichtig – zusammen 58,7%: N=448 Alles in Allem: Wie wichtig ist Dir insgesamt ein neues jugendkulturelles Zentrum? Ich habe gerade keine sehr eher eher Meinung wichtig wichtig unwichtig unwichtig dazu gesamt % % % Ort Schwenningen Außenbezirke+ 29,9% 37,6% 14,7% 5,1% 12,7% 100,0% 14,4% 30,8% 26,7% 10,3% 17,8% 100,0% 18,0% 45,0% 22,0% 2,0% 15,0% 100,0% 22,1% 36,6% 20,3% 6,0% 15,0% 100,0% Villingen SBK + Außerhalb gesamt % % % Abbildung 56: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum Gesamt und Orte Während unter jungen Menschen aus Villingen der höchste Anteil an Menschen ist, denen das Jugendkulturzentrum sehr wichtig ist, sind in Schwenningen die meisten Personen, die zum Zeitpunkt der Befragung gerade keine dazu Meinung haben. Der Anteil der Personen, denen das jugendkulturelle Zentrum sehr und eher wichtig ist, liegt in den umliegenden Ortsteilen + Schwarzwald-Baar-Kreis + außerhalb bei rund 70 %, in Schwenningen bei nur 45 %. In höheren Alterskategorien nimmt die Wichtigkeit nur leicht zu, aber der Anteil derer mit einer Meinung dazu, wird größer: N=448 Wem ist es besonders wichtig? Alles in Allem: Wie wichtig ist Dir insgesamt ein neues jugendkulturelles Zentrum? Ich habe gerade keine sehr eher eher Meinung wichtig wichtig unwichtig unwichtig dazu gesamt Alter 12-14 % 17,1% % 38,2% % 21,1% % 2,6% % 21,1% % 100,0% 15-17 17,2% 41,0% 23,0% 6,6% 12,3% 100,0% 18-20 26,2% 32,1% 25,0% 4,8% 11,9% 100,0% 21-23 25,3% 30,8% 17,6% 8,8% 17,6% 100,0% 24-26 26,7% 40,0% 13,3% 6,7% 13,3% 100,0% gesamt 22,1% 36,6% 20,3% 6,0% 15,0% 100,0% Abbildung 57: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Alter 80 Online-Befragung junger Menschen 5 Die folgende Grafik stellt die Wichtigkeit nach Wohnort dar. Abbildung 58: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Ort Die Daten zeigen auch (siehe Abb. 59), dass ein Jugendkulturzentrum von SchülerInnen der meisten Schulformen und auch von den Erwerbstätigen jungen Menschen für wichtig gehalten wird. Es dürfte also keine Veranstaltung etwa nur für „OberschülerInnen“ oder Studierende sein, wenn man die beigemessene Bedeutung der Befragten ernst nehmen möchte. Auf welche Schule oder Hochschule gehst Du? Werkrealschule Realschule Gymnasium Berufs- oder Fachschule Waldorfschule Hochschule Sonstige Schule keine Schule (mehr) gesamt Kein „Exklusivangebot“ Alles in Allem: Wie wichtig ist Dir insgesamt ein neues jugendkulturelles Zentrum? % eher/sehr wichtig) N 56,3 16 55,6 36 59,0 161 70,0 40 100,0 1 50,5 97 42,9 14 66,3 58,7 83 448 Abbildung 59: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Schulform 81 Online-Befragung junger Menschen 5 Die Auswertung nach zuhause gesprochener Sprache zeigt, dass denjenigen, die daheim (auch) andere Sprachen als Deutsch sprechen, ein Jugendkulturzentrum überdurchschnittlich wichtig ist. Bei der Kontrolle auf eine mögliche Verzerrung der Ergebnisse durch die offene Teilnahmemöglichkeit zeigt sich, dass nicht festgestellt werden kann, dass die die Gruppe der Dritt-Teilnehmer die Bedeutung völlig anders bewertet, als die Gruppe, die per Zufallsstichprobe zu Stande kam: Alles in Allem: Wie wichtig ist Dir insgesamt ein neues jugendkulturelles Zentrum? % eher/sehr wichtig) Zugang Ich habe einen Brief bekommen. Mein persönlicher Code lautet: Ich bin anderweitig auf die Umfrage aufmerksam geworden gesamt N 55,1 274 64,4 174 58,7 448 Abbildung 60: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Zugang Wenn eine Instrumentalisierung (z.B. „pro Jugendkulturzentrum“) in nennenswertem Ausmaß erfolgt wäre, so hätte sich dies bei dieser Frage stärker gezeigt. Zwar ist der Anteil unter den zusätzlich Teilnehmenden höher, denen das Jugendkulturzentrum wichtig ist, aber weder antwortet diese Gruppe geschlossen, noch verschiebt sich dadurch maßgeblich das Ergebnis. 82 Online-Befragung junger Menschen 5 5.5. Zwischenfazit zur Befragung junger Menschen Die Studie zeigt: Sozialräume sind nicht statische Räume, wie etwa ein Verwaltungsbezirk oder ein Stadtteil auf der Landkarte. Sie werden vielmehr dadurch hergestellt, dass sich junge Menschen im Raum bewegen, hin zu Orten und Menschen, die für sie sozial interessant sind. Diese Erkenntnis darf nicht darüber hinweg täuschen: Für die beiden zentralen Stadtbezirke gilt, dass dort Wohn- und Freizeitorte für den überwiegenden Teil der Befragten identisch sind. Betrachtet man die Wanderungsbewegungen in der freien Zeit junger Menschen, dann ist Villingen der bedeutsamste Freizeitort. Hierhin begeben sich deutlich mehr junge Menschen als dort wohnen. Sie kommen aus den Ortsteilen und dem Schwarzwald-BaarKreis. Die Bedeutung von Villingen als attraktivem Freizeitort wird man nicht mit einzelnen Maßnahmen beeinflussen können, vielleicht ist dieser Freizeitort auch gerade eine Stärke und darf nicht als Schwäche anderer Orte interpretiert werden. Gleichwohl sind Maßnahmen in Betracht zu ziehen, die in Schwenningen - beispielsweise für Gruppen von Studierenden, aber auch für jene, die nicht so stark in Vereine eingebunden sind weitere jugendkulturelle Akzente setzen. Angesichts der Ausgangslage, dass die jungen Menschen schon jetzt in den beiden Stadtzentren, insbesondere in Villingen vor Ort sind, sollten zukünftige Konzepte, die junge Menschen „abholen“ wollen, auch an diesen Orten ansetzen. Freizeit wird insgesamt überwiegend im Privaten, in Vereinen sowie an kommerziellen Orten und im öffentlichen Raum verbracht. Dabei gibt es im Freizeitverhalten erkennbar verschiedene Gruppen. Jugendliche und junge Erwachsene sind in ihrer Freizeit recht mobil und sie nutzen viele verschiedene Möglichkeiten, um unterwegs zu sein. Die Zufriedenheit mit der Mobilität ist mäßig, wobei die jungen Menschen weniger durch Verbote eingeschränkt sind, als eher dadurch, dass sie angeben, nicht so viel unterwegs sein zu können, wie sie es gern möchten. Einschränkungen bei den Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung sieht ein Viertel der Befragten in finanzieller Hinsicht, mit ihren zeitlichen Möglichkeiten ist rund die Hälfte junger Menschen unzufrieden. Auch wenn subjektive Zufriedenheit mit den Freizeitmöglichkeiten wenig über die faktische Freizeitgestaltung aussagt25, „Gelebte“ Sozialräume Möglichkeiten der Freizeitgestaltung 25 So ist in der Sozialforschung das Phänomen der adaptiven Präferenzen bekannt: Menschen, die unter objektiv schlechten Lebensbedingungen leben, sind mit diesen manchmal vergleichsweise zufrieden (weil sie es nicht anders kennen), während beispielsweise Bildung maßgeblich dazu beitragen kann, kritischer mit solchen Lebensbedingungen (und damit unzufriedener) zu werden. 83 Online-Befragung junger Menschen dann fällt doch auf, dass rund zwei Drittel der Befragten diesbezüglich eher unzufrieden sind. Auf diese Unzufriedenheit könnte die Antwort eine integrierte Stadtentwicklungsstrategie sein, die die Attraktivität von VS als Freizeitort junger Menschen erhöht. Attraktivität Bei genauerer Betrachtung von verschiedenen Freizeitangeboten für junge Menschen, zeigt es sich, dass neben kostenpflichtigen und kommerziellen Angeboten auch öffentlich getragene oder geförderte Angebote der offenen Jugendarbeit und der verbandlichen Jugendarbeit sehr gut bekannt sind. Kenntnis und Nutzung 5 Die tatsächliche Nutzung heute in VS bestehender Angebote unterscheidet sich teilweise von der Bekanntheit der Angebote. Insgesamt werden auch hier Angebote wie Schwimmbäder, Eishalle, Soccercenter sowie weitere kostenpflichtige und kommerzielle Angebote am häufigsten genutzt. Es gibt allerdings einen Anteil an Befragten von rund 10 Prozent, bei weniger privilegierten Gruppen sogar an die 20 Prozent, die keine der genannten 18 Angebotsformen nutzen. In Zusammenschau mit den Wünschen, die ein Teil junger Menschen zu zukünftigen Angeboten formuliert, ergibt sich die Aufgabe, zukünftige Infrastruktur zur Freizeitgestaltung und aktiven Betätigung möglichst inkludierend und nicht exkludierend zu gestalten Betrachtet man die Summe der genannten Angebote aus dem Bereich der Jugendarbeit, dann nimmt diese bei der Nutzung insgesamt einen hohen Stellenwert ein. Jugendhäuser als Orte offener Jugendarbeit werden in VS vergleichsweise wenig, aber immerhin von einem Viertel aller Befragten zumindest sporadisch genutzt. Betrachtet man die häufigere Nutzung, dann ist – neben den an erster Stelle bedeutsamsten kostenpflichtigen Angeboten und Partys – gerade die kirchliche und vereinsgebundene Jugendarbeit für 43 Prozent der Befragten von Bedeutung. Offene Jugendarbeit erreicht erstaunlich gut Werkrealschüler und überproportional häufig auch Personen mit Migrationshintergrund (andere Sprache gesprochen). Es sind genau diese Gruppen, die die sonst beliebtesten Angebote (kostenpflichte Partys/Vereine+Kirchen) weniger wahrnehmen. Hier kompensiert offensichtlich die offene Jugendarbeit ein soziales Ungleichgewicht und stellt eine wichtige Ressource dar. Unter Gymnasiasten und Studierenden ist der größte Anteil an sporadischen NutzerInnen, doch auch sie besuchen die Jugendhäuser. Offene Jugendarbeit stellt durch die Integration mehrerer Schulformen und sozialer Gruppen einen wichtigen Begegnungsort dar. Junge Menschen in VS sind häufig, aber (freilich) nicht in der Mehrzahl ehrenamtlich tätig. Zum Ehrenamt zählen sehr vielfältige Betätigungen in Vereinen, Kirchen und Initiativen. Während die zuhause deutsch sprechenden TeilnehmerInnen zu einem Drittel mindestens manchmal ehrenamtlich Nutzung von Jugendarbeit insgesamt hoch Offene Jugendarbeit als Kompensation und zugleich wichtigem Begegnungsort Unterschiede beim Ehrenamt 84 Online-Befragung junger Menschen 5 in der Jugendarbeit tätig sind, beträgt der Anteil bei jenen, die zuhause eine andere Sprache neben Deutsch sprechen, nur ein gutes Fünftel. Bei der Bewertung von Jugendzentren lassen sich Unterschiede hinsichtlich der Jugendhäuser in beiden großen Stadtzentren erkennen. Obwohl in Villingen mehr junge Menschen als in Schwenningen das Jugendhaus nutzen, schneidet es hinsichtlich der partizipativen Aneignungs- und Nutzungsmöglichkeiten schlechter ab als das Schwenninger Jugendhaus, das überwiegend sehr positiv bewertet wird. Die Bewertungen junger Menschen betreffen nicht nur die räumliche Ausstattung, sondern auch die Gesamtkonzeption des Jugendhauses, die von NutzerInnen in Schwenningen als insgesamt attraktiver wahrgenommen wird. Beim Besuch von Jugendzentren ist jungen Menschen wichtig, dort einen Ort zu haben, an dem sie Freunde treffen und Spaß haben können, sowie vielfältige Möglichkeiten bestehen. Das Besondere an den Jugendhäusern in VS ist, das dort eine Verbindung von Spaß, informellem Lernen und aktiver Gestaltung möglich ist, wobei diese Kombination in Schwenningen – nach den Angaben der Befragten jungen Menschen – besonders gut funktioniert. Fehlende jugendkulturelle Angebote werden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen am häufigsten in Möglichkeiten für „Outdoor Aktivitäten“ gesehen, gefolgt von vermissten Möglichkeiten für kleinere Partys bis 200 Personen sowie Konzert- und Discoveranstaltungen für junge Erwachsene. Cafés für junge Leute und größere Partyräume werden von weniger als der Hälfte der Personen vermisst. Zu einem Drittel vermissen die Befragten Orte für Jugendkreativität, zur freien Gestaltung und für Proberäume. Damit formulieren junge Menschen Wünsche an Angebote, die teils den Aufgabenbereich von öffentlich getragener Jugendkulturarbeit als außerschulischer Bildung betreffen, zu einem Teil aber auch ebenso auf Angebote verweisen, die in privatwirtschaftlicher Trägerschaft erbracht werden können. Die Nennung von vermissten Angeboten und die Formulierungen von Wünschen an ein zukünftiges jugendkulturelles Zentrum bestätigen den Bedarf, hier zu differenzieren – und neue Formen geteilter Verantwortung von staatlichen, bürgerschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren zu entwickeln. Die Planungen und die Diskussion zu einem zukünftigen jugendkulturellen Zentrum sind für knapp vierzig Prozent der jungen Menschen ein Thema. Besonders nah am Thema sind männliche Befragte, Schüler an Gymnasien, Personen aus Villingen und umliegenden Stadtbezirken wie Obereschach. Über die Hälfte aller Befragten beabsichtigt, zu einem zukünftigen Jugendkulturzentrum zu gehen. Dies gilt für gut 43 Prozent der Personen in Schwenningen. Der Mehrheit aller Befragten ist ein jugendkulturelles Zentrum sehr wichtig und sie können sich nicht nur zu einem großen Teil vorstellen, dort aktiv mitzumachen, sondern dort auch ehrenamtlich Verantwortung zu übernehmen. Die Bereitschaft dazu ist bei Personen- Bewertung der Jugendhäuser Freunde, Spaß + vielfältige Nutzungsmöglichkeiten Fehlende jugendkulturelle Angebote Geteilte Verantwortung Jugendkulturzentrum 85 Online-Befragung junger Menschen 5 gruppen besonders hoch, die bislang in dieser Hinsicht noch nicht so sehr in der Jugendarbeit aktiv sind. Erwartungen und Wünsche an das zukünftige jugendkulturelle Zentrum sind – wie zu erwarten war – ausgesprochen vielfältig und teilweise auch nicht einfach miteinander zu verbinden. Es ist aus den Angaben junger Menschen ersichtlich, dass es keineswegs nur um eine reine Veranstaltungshalle geht, sondern um Aufenthaltsbereiche und offene Cafébereiche und insgesamt um Orte mit jugendkulturell „passender“ Atmosphäre. Es ist angesichts der mannigfaltigen und teils nicht kompatiblen geäußerten Erwartungen eine Überlegung wert, Lösungen zu entwickeln, die eine sinnvolle und attraktive Verteilung auf verschiedene Orte und Räume umfassen. Dabei müsste darauf geachtet werden, dass Begegnungen verschiedener jugendkultureller Interessensgruppen möglich wären und eine Isolierung von sozialen Gruppen vermieden wird. Manche der gewünschten Angebote werden sich möglicher Weise wirtschaftlich betreiben lassen, andere Teile werden auf öffentliche Mittel aus der Jugendförderung aber auch der Kulturförderung angewiesen sein. Die Wünsche und Erwartungen, auch die aktive Beteiligungsbereitschaft junger Menschen sind sehr ernst zu nehmen. Zugleich scheint auf ein zukünftiges Jugendkulturzentrum sehr vieles projiziert zu werden, was verschiedene Formate erfordert. Manches scheint kurzfristig umsetzbar, anderes benötigt Zeit. Daher werden im abschließenden Fazit aus Sicht der Gutachter konkrete Vorschläge zur Umsetzung im Sinne eines Maßnahmenbündels gemacht. Dazu werden oben genannte Erkenntnisse aus der Jugendbefragung einbezogen, die Aufschluss darüber geben, wo sich junge Menschen derzeit in ihrer Freizeit aufhalten und an welchen Stellen sie bislang „Anschluss“ finden und wo sie zur Zeit in öffentlichen Einrichtungen und in der Angebotsstruktur Defizite ausmachen. Viele Erwartungen Eine Lösung für alles? Wünsche und Beteiligungsbereitschaft ernst nehmen 86 Fazit und Perspektiven 6 6 FAZIT UND PERSPEKTIVEN Mit der externen Betrachtung der bestehenden Strukturen (Kapitel 3), der Auswertung der Expertenansichten (Kapitel 4) und den empirischen Ergebnissen der Befragung junger Menschen sollte allen am zukünftigen Prozess Beteiligten und EntscheidungsträgerInnen eine Grundlage geliefert werden, Schlussfolgerungen zu ziehen. Auf Basis der vorgelegten Erkenntnisse ist sicher nicht die eine richtige Schlussfolgerung möglich. Die im Folgenden abgeleiteten Perspektiven sind als ein Vorschlag zu verstehen, wie die Entwicklung einer Gesamtkonzeption und die Planung von Maßnahmen aus Sicht der Gutachter stimmig und zügig umsetzbar wäre. Ob man sich dem anschließt oder nicht: Wenn dieses Gutachten eine fachliche und inhaltliche Auseinandersetzung anstößt, die zu zügigen Entscheidungen führt, ist dies im Sinne der Verfasser. Die Autoren von kom.sd verstehen sich schließlich nicht als Gutachter, die der Jugendhilfeplanung, dem Jugendhilfeausschuss, der Stadtentwicklung, der Kulturförderung, freien Trägern, dem Gemeinderat etc. ihre Aufgaben und die Planungs- und Entscheidungskompetenz abnehmen wollten oder könnten. Die Jugendarbeit ist im verbandlichen und kirchlichen Bereich in VS gut aufgestellt. Ebenso sind Teile der offenen Arbeit gut ausgestaltet, so beispielsweise die mobile, sozialräumliche und präventive Arbeit und offene Treffs in nicht zentral gelegenen Stadtteilen in freier Trägerschaft sowie die weitgehend selbstverantworteten Jugendtreffs in den Außenbezirken von VS. Diese dezentralen Angebote müssen erhalten und, soweit möglich, auch ausgebaut und abgesichert werden. Dabei sind im Zuge des Wandels hin zu ganztägigen Schulformen und ganztägiger Bildung integrierte Konzepte von Jugendarbeit und Schule zu entwickeln, die die jeweiligen Charakteristika von schulischer und außerschulischer Bildung gleichberechtigt neben einander erhalten. Im Bereich der offenen Jugendarbeit ist bei dieser Ausrichtung allerdings jener Teil derzeit nicht gut abgedeckt, der mit nicht kommerziellen Jugendkulturangeboten ältere Jugendliche und junge Erwachsene anspricht. In Schwenningen leistet dies das Jugendhaus Spektrum, stößt dabei aber an seine Kapazitätsgrenzen. In Villingen ist das K3 ein Haus, das nach Weiterentwicklung ruft. Auch die Scheuer bietet jungen Erwachsenen ein teils attraktives Angebot, ist aber weniger ein Ort, den sich Jugendliche und junge Erwachsene aneignen können und wollen, möglicherweise ist der dort aktive Personenkreis mittlerweile deutlich älter als die Personen bis unter 27 Jahre, die in der Studie befragt wurden. Empirische Basis Verschiedene Interpretationen Anstehende Entscheidungen Verbandliche, kirchliche & dezentrale Jugendarbeit absichern Entwicklungsbedarf 87 Fazit und Perspektiven Die Schließung einer – auch hier durch das Gutachten bestätigten – Lücke im Bereich jugendkultureller Aneignungsräume muss zügig erfolgen, weil entsprechende Beschlussfassungen, Absichtserklärungen vorliegen und Planungen und Konzeptentwicklungsprozesse begonnen wurden. Die Planungen haben bislang nicht zu einem konsensfähigen Ganzen und zu einer Lösung geführt, die für die beteiligten Akteure überwiegend inhaltlich und wirtschaftlich schlüssig ist. 6 Jugendkulturelle Aneignungsräume Zur Schließung der Lücke im jugendkulturellen Bereich gibt es im Grunde zwei Szenarien a) Es wird weiter nach einer zentralen Lösung gesucht, vermutlich ein Neubau, bevor es mit der Jugendkulturarbeit „losgehen“ kann. b) Es werden kurzfristige und mittelfristige dezentrale Lösungen gesucht, die an verschiedenen Orten jugendkulturelle Angebote ermöglichen. Zu „Szenario a)“ schätzen die Gutachter die Situation so ein, dass eine kurzfristige Lösung nicht in Sichtweite ist. Nach Stand der derzeitigen Erörterungen wird vor allem der Ort des ehemaligen Familienparks diskutiert, nachdem sich viele andere über die Jahre hinweg als nicht umsetzbar erwiesen haben. Als Gebäude gibt es dort kein heute nutzbares Haus. Hier besteht Bedarf eines – zumindest überwiegenden - Neubaus und der Erteilung einer neuen Betriebserlaubnis. Da es hier um städtisches Bauen geht, folgt es den Regeln, die dafür gelten, einschließlich der Ausschreibung von Sanierungs- und Baumaßnahmen. Das Gelände hat eine Geschichte, mit der nicht nur evtl. Altlasten im Erdreich verbunden sind, sondern es hat auch eine belastende Geschichte für alle, die heute dort tätig würden (und sei es die Last hoher Erwartungen). Die ehemaligen NutzerInnen dieses Geländes sind heute erwachsen. Der ehemalige Träger hat das nachvollziehbare Interesse, an diesem Ort die Arbeit fortzuführen, die er spätestens 2007 beenden musste. Es liegt ein aktueller inhaltlicher und baulicher Konzeptentwurf des ehemaligen freien Trägers vor, der fachlich durchaus überzeugend ist, aber in der Konkretisierung der dort genannten „Bereichsfelder“ „Pädagogik, Kultur und Wirtschaft“ in denen „Kooperationen“ angestrebt werden noch zu präzisieren ist. Für die Gesamtplanung wirft ein neues Jugendkulturzentrum, welches ‚alles‘ bieten soll, die Frage auf, ob bestehende Jugend- und Kulturzentren für die Umsetzung und den Betrieb auf dem Klosterhof geschlossen werden müssten. Weder über Historie der ehemaligen Jugendscheune, noch über Baukosten und Sanierungsmaßnahmen kann im Rahmen des Gutachtens ein Urteil gefällt werden, dies übersteigt die Kompetenz von kom.sd. Es kann aber konstatiert werden, dass die Situation hier, trotz in jüngerer Zeit offenbar konstruktiven Planungsprozessen, so verfahren ist, dass vermutlich in den nächsten zwei Jahren dort noch überhaupt keine Jugendkulturarbeit stattfinden könnte. Kurzfristige Lösung nicht in Sicht Belastungsfaktoren Und selbst wenn alle Entscheidungen zum Neubau plötzlich ganz reibungslos liefen: Der Bau und vermutlich auch der Betrieb durch einen freien 88 Fazit und Perspektiven 6 Träger müssten nach VOB und VOL ausgeschrieben werden, mit dem bekannten Zeitaufwand. Das Gelände Klosterhof könnte daher – so die Einschätzung der Verfasser – nur eine von mehreren mittelfristigen Möglichkeiten innerhalb von Szenario b) sein. Daher halten die Verfasser „Szenario b)“ für viel versprechender: Ganz konkret müssten bei diesem Weg drei Ansätze verfolgt werden. Gesamtstrategie 1) Sofort: Schaffung von Freiraum für die Planung und Durchführung von jugendkulturellen Projekten und Veranstaltungen in beiden Jugendzentren. Entwicklung der Jugendzentren. 2) Sofort: Gewinnung einer jugendtypischen Versammlungsstätte, möglichst in Kooperation mit privatwirtschaftlichem Betreiber für eine Anzahl von Veranstaltungen mit mehr als 200 Personen. 3) Sofort in (Stadtentwicklungs-/Kulturförderungs-)Planungsprozesse aufnehmen, mittelfristig realisieren: Entwicklung eines „Kreativquartiers“ in dem Räume für kreative junge Menschen bereit gestellt werden, in dem aber auch Möglichkeiten zu einem selbst betriebenen Café, jugendkultureller Kunstwerkstatt, Projektarbeit etc. besteht. Diese drei Punkte der Strategie kann man unterschiedlich umsetzen, beispielsweise sind „Kreativquartier“ und Versammlungsstätte an verschiedenen Orten, vielleicht auch auf dem Klosterhof vorstellbar oder man kann sie als „urbane“ Plätze in der Nähe der Stadtzentren ausgestalten. Im Folgenden wird ein noch deutlich konkreterer Vorschlag für Szenario b) entworfen. Die Voraussetzung Ein Trägerverbund, Arbeitstitel „Jugend-Kultur-VS“, wird gegründet. In ihm sind mehrere freie Träger, der Stadtjugendring, das Jugendreferat das Jugendforum und Studierendenvertretungen der Hochschulen vertreten. Es sollte ein unabhängiger und freiwilliger Zusammenschluss sein (ggf., aber nicht notwendiger Weise in der Rechtsform eines e.V.) und dieser sollte auch perspektivisch im Jugendhilfeausschuss vertreten sein. Satzungsgemäße Zielsetzung des Verbundes wären die Durchführung jugendkultureller Projekte und Veranstaltungen sowie die Gestaltung von partizipativer Jugendkulturarbeit in VS. Der Trägerverbund wählt ein geschäftsführendes Organ (eine oder mehrere haupt- oder ehrenamtliche Personen mit klaren Verantwortlichkeiten). Der Trägerverbund würde finanziell vom Amt für Familie, Jugend und Soziales sowie dem Amt für Schule, Bildung und Sport gefördert, dies würde auch die Finanzierung einer Stelle für die Geschäftsführung einschließen. Der Trägerverbund wäre eigenverantwortlicher Akteur, auch haftender Veranstalter in den drei Bereichen (1-3, siehe oben). Trägerverbund notwendig „Jugend-Kultur-VS“ als eigenständiger Akteur 89 Fazit und Perspektiven 6 Konkretisierung von Szenario b) als Gesamt-Aktionsplan 1) Schaffung von Freiraum für die Planung und Durchführung von (mehr als bisher) jugendkulturellen Projekten und Veranstaltungen (für etwa max. 150 Personen) im Villinger im K3. Gepaart sollte dies sein mit beteiligungsoffener, konzeptioneller Revision des dortigen offenen Cafebetriebs. Bereitstellung eines Büros für den Trägerverbund „Jugend-Kultur-VS“ an der Kalkofenstraße. Ganz konkret… 2) Schließung einer Kooperationsvereinbarung mit dem Pächter/Betreiber der Schwenninger Expressguthalle für eine Anzahl von zunächst 6 Veranstaltungen26 im Jahr 2015 mit mehr als 200 Personen. Die Veranstaltungen werden vom Trägerverbund „JugendKultur-VS“ organisiert. 3) Die laufenden Stadtentwicklungs- und Planungsprozesse werden darauf gerichtet, ein zentrumsnahes „Kreativquartier“ in die Neugestaltung des Areals der ehemaligen französischen Kaserne in Villingen aufzunehmen. Unter Beteiligung des Trägerverbunds „JugendKultur-VS“ werden für die Stadt- und Kulturentwicklung Möglichkeiten konkret ausgelotet, wie sich die Schaffung von städtischem Wohnraum, von Büroräumen für die Stadtverwaltung und die Integration jugendkultureller Kreativität nicht ausschließen, sondern ergänzen können. Wichtig ist, dass die drei Punkte im Sinne eines Gesamt-Aktionsplanes eine Einheit bilden und zusammen umgesetzt werden. Die Umsetzung braucht politische Unterstützung. Ebenso wichtig ist, dass sie unter dem „Dach“ „Jugend-Kultur-VS“ als Markenzeichen erkennbar werden, weil aus größeren Veranstaltungen Personen fürs Mitmachen bei kleineren Projekten gewonnen werden und – anders herum – auch von kleineren „Keimzellen“ größere Events ausgehen können. Die bisherige Aktivität des Jugendforums zeigt, dass auch ein „virtuelles Dach“, gerade in Zeiten von Facebook, WhatsApp, Twitter & Co funktionieren kann – allerdings nicht ohne feste „Spielorte“, festes Personal und ein festes Budget. Die Verfasser des Gutachtens sind nicht naiv. Jeder der drei Punkte wird mit kleineren und größeren Problemen verbunden sein. Einige Argumente, die für den Vorschlag sprechen, sollen im Folgenden näher ausgeführt werden. Ein „Dach“, ein „Markenzeichen“ naiv? 26 Wenn sich die Veranstaltungsreihe bewährt, kann man für 2016 die Anzahl der Veranstaltungen natürlich erhöhen. Es geht aber zunächst um einen überschaubaren Anfang. 90 Fazit und Perspektiven 6 Zum Trägerverbund Die Gründung eines Trägerverbundes ist nicht ohne Aufwand und inhaltliche Diskussion möglich. Auch der Betrieb ist sicher nicht immer konfliktfrei möglich. Da aber gerade hinsichtlich der Trägerschaft jugendkultureller Arbeit ein ‚gordischer Knoten‘ zu lösen ist, scheint dies ein zumindest denkbarer konstruktiver Weg und auch ein Neuanfang zu sein, der bisherige Träger systematisch einschließt (im Gegensatz zu der Alternative einer öffentlichen überregionalen Ausschreibung). Es gibt durchaus Beispiele für die Arbeit solcher Trägerverbünde.27 Die Gründung und die Arbeit eines solchen Trägerverbunds muss durch den öffentlichen Jugendhilfeträger unterstützt werden, gegebenenfalls ist eine Personalstelle für eine sozialpädagogische Fachkraft als GeschäftsführerIn zu finanzieren. Die operative Arbeit von „Jugend-Kultur-VS“ wäre jedoch nicht die Aufgabe des Amtes. Konstruktiver Neuanfang Zum Jugendhaus K3 Wenn die Schlussfolgerung in diesem Gutachten richtig ist, dass ohnehin Weiterentwicklungsbedarf im K3 besteht, so sollte dies jetzt zum Anlass genommen werden, dort mutige Veränderungen, gemeinsam mit allen Beteiligten anzugehen. Damit sind weniger bauliche Maßnahmen gemeint, als vielmehr die Frage der Nutzungsmöglichkeiten. Die Fokussierung auf das K3 in Villingen trägt zudem der Tatsache Rechnung, dass hier die jungen Menschen bereits heute vor Ort sind (siehe Jugendbefragung). Integrierte Weiterentwicklung Die Weiterentwicklung des K3 darf nicht so verstanden werden, dass das Spektrum aus dem Blick gerät. Vielmehr muss auch hier die Arbeit substanziell abgesichert werden. Die Tatsache, dass das K3 in einem Wohngebiet liegt darf nicht dazu führen, dass das Jugendhaus nicht auch als Jugendkulturzentrum genutzt wird. Dann könnte man es gleich schließen. Vielmehr müssen für alle jugendlichen und erwachsenen BürgerInnen tragbare Lösungen gefunden werden. Bestimmte Räume im K3 sind bereits bisher durchaus gut für kleinere Konzerte und Veranstaltungen nutzbar. Solche auch kleinere Veranstaltungen vor die Tore der Stadt zu verlegen und damit „die Jugend“ aus der Stadt auszusperren, wäre nicht „sozialraumorientiert“ und für eine lebendige Stadt ein Armutszeugnis. Den Verfassern ist bewusst, dass diese Position (auch unter jungen Menschen) kontrovers gesehen wird. Nicht wenige Befragte äußern selbst den Wunsch, „abseits von Wohngebieten“ (siehe Anhang 7.3: Erwartungen junger Menschen) laute Freizeitaktivitäten, insbesondere Partys machen zu wollen. Dieser Wunsch ist nachvollziehbar, verweist aber auf den Punkt, der unten unter „Große und sehr laute Veranstaltungen“ behandelt wird. Interessensvermittlung 27 So ist beispielsweise in der Stadt Essen mit einem etwas anderen Auftrag ein Trägerverbund gegründet worden, um die Annäherung der Jugendarbeit an Schulen, die interkulturelle Arbeit und die Interessenvertretung junger Menschen zu fördern. Er fungiert unter anderem als Träger eines offenen Jugendzentrums. Siehe: http://www.akj-essen.de/index.php?id=11 91 Fazit und Perspektiven 6 Zur Expressguthalle im Schwenninger Bahnhof Die Expressguthalle ist als Veranstaltungsort nach der Versammlungsstättenverordnung zugelassen, d.h. sie bietet die Möglichkeit für Veranstaltungen mit über 200 Personen. Derzeit hat ein Pächter einen laufenden Vertrag und betreibt dort (kommerziell) kulturelle Angebote für junge Erwachsene. Die Deutsche Bahn will das Bahnhofsgebäude verkaufen, die Stadt verhandelt über den Kauf. Bestehende Versammlungsstätte Es wurden bislang in der öffentlichen Diskussion Vorschläge gemacht, den Ort für das Jugendkulturzentrum anstatt der bisherigen Nutzung und damit quasi gegen den privatwirtschaftlichen Betrieb dieser Location zu denken. Hier wagen die Autoren stattdessen den Vorschlag, Möglichkeiten einer Kooperation zu entwickeln, auch wenn dies vielleicht eine bisher ungewöhnliche Partnerschaft erfordert. Auch wenn die Stadt das Bahnhofsgebäude kaufen sollte, könnte eine Kooperation von Jugendkulturarbeit und mittelständischem Betreiber ein denkbares Konstrukt sein. Mit, nicht gegen Privatwirtschaft Wohl wissend, dass das bisherige Publikum, das Veranstaltungen dort nutzt, nicht identisch mit den jungen Menschen ist, die bei größeren Veranstaltungen von „Jugend-Kultur-VS“ angesprochen werden, halten die Verfasser des Gutachtens eine solche Lösung für sinnvoller. Denn damit würde es verhindert, dass ein bisheriges Angebot für die jetzigen NutzerInnen der Expressguthalle zu Nichte gemacht würde. Diese Lösung wäre im Übrigen wirtschaftlich geschickter. Der aktuelle 14. Kinder- und Jugendbericht fordert, ein „Aufwachsen in geteilter Verantwortung“: Gemeint ist damit, dass es auch in bestimmten Bereichen einen „Wohlfahrtsmix“ geben müsse, in dem „Staat“, „Markt“, „Dritter Sektor“ und „private Gemeinschaften“ gemeinsam Verantwortung übernehmen (BMFSFJ 2014, S. 71 ff.). Am Beispiel der Expressguthalle im Schwenninger Bahnhof konkretisiert hieße dies, gemeinsam mit der Stadt (Staat), einem privaten Betreiber (Markt), dem Trägerverbund „JugendKultur-VS“ (Dritter Sektor) und Gruppen junger Menschen (privaten Gemeinschaften) etwas – nämlich größere Konzerte und Partys – auf die Beine zu stellen. Wohlfahrtsmix – geteilte Verantwortung Zum Kreativquartier auf dem ehemaligen Kasernengelände Das Gelände wurde hier deshalb als Vorschlag in Feld geführt, weil es von der Struktur und den dort (möglicherweise) nutzbaren Gebäuden her denkbar erscheint, dass hier Räume zur Gestaltung und kreativen Um-Nutzung in Frage kommen könnten. Den Verfassern ist das Gelände nur von außen und wenigen Skizzen bekannt, aber es ist offensichtlich, dass bei einer zivilen Umnutzung dieses stadtnahen Areals hier Möglichkeiten entstehen, die nicht nur in einer reinen Wohnnutzung oder geschäftlichen Nutzung liegen. So sollte nicht nur an den „urbanen Wohnungsbau“ (Amtsblatt VS vom 04.10.14, S. 1) planerisch gedacht werden. Die im Amtsblatt dokumentierte Ort mit Potential Chance zur Stadtentwicklung 92 Fazit und Perspektiven 6 Aussage des Oberbürgermeisters, wonach es das Ziel sei „neue städtebauliche Akzente zu setzen und gemeinsam mit den Bürgern hierfür Ideen zu entwickeln“ (ebd.) kann man als Bereitschaft lesen, auch die Bedürfnisse junger Erwachsener und jugendlicher BürgerInnen mit zu denken. Es geht nicht in erster Linie um genau dieses oder jenes Areal oder ein konkretes Gebäude. Aber es wäre zu bedenken, ob in jenen Bereichen, die z.B. eher an eine gewerbliche oder städtische Nutzung als an eine Wohnnutzung angrenzen, Freiraum für junge Menschen gelassen wird. Für diesen Zweck geht es gerade nicht darum, bestehende Gebäude „auf Hochglanz“ zu sanieren. Möglicher Weise kommen sogar Gebäude in Betracht, die die Größe und Voraussetzungen einer Versammlungsstätte erfüllen, also z.B. einzelne Kino-, Kasino-, Gesellschaftsräume, die den Verfassern im Einzelnen nicht von innen bekannt sind. Gewiss lassen sich kleinere Räume für Proben und als „Keimzellen“ eines Kreativquartiers planerisch reservieren. Es geht darum, dass ein Teil der Angebote und Möglichkeiten, die für die Jugendkulturarbeit gefordert werden, genau solche Räumlichkeiten benötigt, die einen gewissen „Charme“ , eine Atmosphäre haben. Das kann ein ehemaliges Industriegebäude sein, ein ehemaliger Schlachthof oder eine ehemalige Schießpulverfabrik … es geht immer darum, dass solche Gebäude einen „Geruch“ haben, zugleich aber den Prozess der Veränderung und Wandlung für etwas Neues zulassen. Villingen-Schwenningen ist nicht Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt oder Mannheim, wo es andere Strukturen, Kultur-Szenen und auch jugendkulturelle Gruppen gibt. Selbst ein Vergleich mit anderen BadenWürttembergischen (Hochschul-)Städten ist nur bedingt möglich: So ist das auch in der Planungswerkstatt herangezogene Vorbild des Esslinger „Komma“ interessant, aber es ist in einer andern Struktur gewachsen. Für Villingen-Schwenningen gilt, dass es offenbar auch hier junge Menschen gibt, die gerade auch hier vor Ort Räume zur kreativen Entfaltung (übrigens zwar auch, aber nicht für Musik) suchen oder solche Orte in ihrer Freizeit aufsuchen würden, weil sie dies mit einer attraktiven, lebendigen Stadt verbinden. Daher lohnt es sehr, bei der Stadtentwicklung diesen Aspekt mit zu denken und hier den Mut zu beweisen, Neues entstehen zu lassen, wenn hier „Spiel-Räume“ bereitgestellt werden. Wenn hier von SpielRäumen die Rede ist, so bedeutet dies, dass auch personelle Verantwortung mit zu denken ist. Es muss auch haupt- oder ehrenamtliche JugendkulturarbeiterInnen geben, die zur Einhaltung von Spielregeln beitragen. Besonders zu berücksichtigen wäre hier die Prämisse, diese Räume und die jungen Menschen nicht zu „pädagogisieren“ ganz im Sinne Lothar Böhnischs und Richard Münchmeiers (1987): „Räume werden mit Kommunikation gefüllt, mit Konsens, aber auch mit viel Konflikt. Räume vertragen Abspaltungen und eigenwillige Besetzungen viel besser als pädagogisch genormte Beziehungen und bürokratische Verfahren“ (ebd. S. 247). Wie diese nicht pädagogisch und bürokratisch überformte Begleitung eines „Kreativquartiers“ abzudecken und zu organisieren ist, sollte durch die Stadt und „Jugend-Kultur-VS“ entwickelt werden. Keimzellen wachsen lassen Atmosphäre nutzen Mut beweisen Spiel-Räume partnerschaftlich entwickeln 93 Fazit und Perspektiven 6 Was wäre mit den Vorschlägen des Gesamtkonzepts abgedeckt? Die hier skizzierte Gesamtstrategie zur Förderung von Jugendkulturarbeit deckt somit einen Teil von größeren Party- und Konzertveranstaltungen nach der Versammlungsstättenverordnung (kurzfristig, in Schwenningen) ab, die Förderung von kleineren Kulturveranstaltungen in beiden Jugendhäusern (kurzfristig, mit Schwerpunkt K3 in Villingen), sowie die Schaffung weiterer Räume für Proben, Gruppen, Tanzen etc. (mittelfristig in den ehemaligen Kasernengebäuden). Große und sehr laute Veranstaltungen Der Ausbau von Großveranstaltungen wie den so genannten „Stufenpartys“ oder einer reinen „Party-Halle“ wird dabei nicht oder nur teilweise abgedeckt. Jugendliche, besonders Schüler wollen (unter anderem auch) diese Partys, was die Jugendstudie zeigt. Dieses Anliegen von Jugendlichen, insbesondere Schülern ist verständlich und wurde hier nicht einfach ‚vergessen‘. Aber, soweit erkennbar, erforderte dies eine große Veranstaltungshalle. Der Neubau einer großen Veranstaltungshalle deckt aber nicht zugleich den gesamten Rahmen von Jugendkulturarbeit, offener Jugendarbeit zugleich mit ab. Mit anderen Worten: Mit einer neuen Party-Halle wären längst nicht die oben genannten anderen Angebote auch alle integriert. Ein Hallenneubau erscheint aus Sicht der Verfasser als Gesamtlösung ungeeignet. Vor allem wären bei üblicher Bauweise gerade nicht die Atmosphäre geschaffen und die nach-und-nach Gestaltbarkeit, die Aneignungsmöglichkeiten gegeben, die für Jugendkulturarbeit aber erforderlich sind. Für das Segment von großen Partys und großen Konzerten ist eine solche Halle sicher sinnvoll. Das läge aber nicht im Kernbereich der Jugendkulturarbeit als öffentlicher Aufgabe. Wenn ein privater Investor ein tragfähiges Konzept zum Betrieb einer Halle für Stufenpartys und überregionale Konzerte und Tanzveranstaltungen – möglicherweise in Kombination mit einem Kletterpark oder einem Areal für Trendsportarten (wie ja auch von jungen Menschen gewünscht, siehe Anhang 7.3) – vorlegt, dann könnte diesem Betreiber womöglich seitens der Stadt im Rahmen der Möglichkeiten entgegen gekommen werden. Für diesen Bereich erscheint nach wie vor das Areal Klosterhof/im Klaremer Grund eine interessante Option. Einen solchen Investor und ggf. auch Betreiber gilt es für dieses Segment zu gewinnen, wenn man dieses Angebot fördern möchte. Dies wäre sinnvoller, als weiter über einen Bau in städtischer Hand nachzudenken. Ein Investor würde nicht zuletzt an die Fragen des wirtschaftlichen Betriebs solcher Arten von Veranstaltungen anders heran gehen können und müssen. Diese „Baustelle“ wird also bewusst, wegen der inhaltlichen Überlegungen, (siehe Punkt 2.4), vom Bereich der Jugendkulturarbeit im engeren Sinne hier unterschieden. Party-Halle Gewinnung eines Investors 94 Fazit und Perspektiven 6 Andere „Baustellen“ Andere „Baustellen“ in der Kinder- und Jugendarbeit, die bereits in Kapitel 3 zu bestehenden Strukturen deutlich wurden, wie der Bedarf an Fortentwicklung der Dokumentation und Evaluation von Angeboten unter Einbezug von jungen Menschen oder auch die von ExpertInnen gesehene Weiterentwicklungsbedarfe im Kontext von Jugendhilfe und Schule sollen hier im Fazit erwähnt werden. Sie sollten unabhängig von den Vorschlägen zur Fortentwicklung der Jugendkulturarbeit verfolgt werden. Die Steuerungsverantwortung für diese Form der Qualitätsentwicklung liegt hier beim öffentlichen Träger der Jugendhilfe (dem Jugendamt). Siehe auch Kapitel 3, 4, 5… Auch auf die in Kapitel 4 von ExpertInnen angeregten Entwicklungsbedarfe sei an dieser Stelle nur noch einmal verwiesen, weil nicht alles im Fazit wiederholt oder aufgenommen werden kann. Das Gutachten ist kein Schlusspunkt Der Prozess des Gutachtens sollte verschiedene Gruppen in die Fragen nach der Bewertung und Weiterentwicklung von Angeboten in der Jugend(kultur)arbeit einbeziehen. Dieser Prozess hat gezeigt, dass die Breite der Beteiligung bzw.das „Commitment“ mit Jugendarbeit und Jugendkulturarbeit von manchen Akteuren in VS noch weiter entwickelt werden kann und muss. Nichts desto trotz gibt es in VS eine Basis, auch das hat der Prozess des Gutachtens gezeigt. Wir hoffen, dass die Ergebnisse sachliche Entscheidungen und konstruktive Lösungen für die Zukunft fördern. Allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie den Jugendhilfe-Akteuren, die sich an diesem Weg bis hierher beteiligt haben, sei ganz herzlich gedankt. 95 Anhänge 7 7 ANHÄNGE 7.1. Befragung von ExpertInnen Liste der eingeladenen Personen für die ExpertInnenbefragung (Auszug, ohne Namen und E-Mail Adressen) Arbeitsfeld Einrichtung/Institution 1 Offene Jugendarbeit Jugendhaus Villingen 2 Offene Jugendarbeit Jugendhaus Villingen 3 Offene Jugendarbeit Jugendhaus Schwenningen 4 Offene Jugendarbeit Jugendhaus Schwenningen Jugendsozialarbeit/ 5 Offene Jugendarbeit Kinder- und Jugendzirkus 6 Offene Jugendarbeit OV Marbach/Jugendtreff (selbstverwaltet) 7 Offene Jugendarbeit OV Tannheim/Jugendtreff (selbstverwaltet) 8 Offene Jugendarbeit OV Mühlhausen/Jugendtreff (selbstverwaltet) 9 Offene Jugendarbeit OV Obereschach/Jugendtreff (selbstverwaltet) 10 Offene Jugendarbeit OV Pfaffenweiler/Jugendtreff (selbstverwaltet) 11 Offene Jugendarbeit OV Rietheim/Jugendtreff (selbstverwaltet) 12 Offene Jugendarbeit OV Weilersbach/Jugendtreff (selbstverwaltet) Jugendsozialarbeit/ 13 Schulsozialarbeit Caritasverband Schwarzwald-Baar-Kreis Schulsozialarbeit, Werkrealschule Deutenberg Jugendsozialarbeit/ 14 Schulsozialarbeit Caritasverband Schwarzwald-Baar-Kreis, Schulsozialarbeit Realschule Schulsozialarbeit, Realschule Jugendsozialarbeit/ 15 Schulsozialarbeit Caritasverband Schwarzwald-BaarKreis,Schulsozialarbeit, Gymnasium am Deutenberg Jugendsozialarbeit/ 16 Schulsozialarbeit Caritasverband Schwarzwald-Baar-Kreis Schulsozialarbeit, Golden-Bühl-Schule Jugendsozialarbeit/ 17 Schulsozialarbeit Caritasverband Geschäftsführer Schwarzwald-Baar-Kreis, Jugendsozialarbeit/ 18 Schulsozialarbeit Caritasverband Leitung Schwarzwald-Baar-Kreis, Jugendsozialarbeit/ Schulsozialarbeit 19 Jugendmigrationsdienst Diakonisches Werk Jugendsozialarbeit/ 20 Schulsozialarbeit Diakonisches Werk, Schulsozialarbeit, Schulverbund Friedenssschule und Hirschbergschule Jugendsozialarbeit/ 21 Schulsozialarbeit Diakonisches Werk, Schulsozialarbeit, Schulverbund Karl-Brachat-RS und Steppachule Jugendsozialarbeit/ 22 Schulsozialarbeit Kinder- und Familienzentrum, Schulsozialarbeit Bickebergschule Jugendsozialarbeit/ 23 Schulsozialarbeit Kinder- und Familienzentrum, Schulsozialarbeit Gartenschule 96 Anhänge Jugendsozialarbeit/ 24 Schulsozialarbeit Kinder- und Familienzentrum, Schulsozialarbeit Neckarschule 25 Kinder- und Jugendhilfe Kinder- und Familienzentrum, Leitung Schulsozialarbeit Gemeinwesenarbeit 26 Jugendtreff Kinder- und Familienzentrum, Leitung Gemeinwesenorientierte 27 Jugendarbeit Kinderschutzbund/Jugendtreff Vorsitzender Kinder- und Jugendarbeit Förderung von verbandl. 28 Jugendarbeit Stadtjugendring Villingen-Schwenningen e.V. Fachstelle Sucht und Träger 29 der Mobilen Jugendarbeit bwlv 30 Sozialraumteamvorsitz Kinderschutzbund/Sozialraumteam Steppach 31 Sozialraumteamvorsitz Stadtjugendring/Sozialraumteam Raum 32 Sozialraumteamvorsitz Kinder- und Familienzentrum/Sozialraumteam Schilterhäusle 33 Sozialraumteamvorsitz bwlv/Sozialraumteam Villinger Innenstadt 34 Sozialraumteamvorsitz bwlv/Sozialraumteam Schwenningen 35 Sozialraumteamvorsitz bwlv/Sozialraumteam Haslach/Wöschhalde 36 Jugendarbeit Jugendförderungswerk 37 Kulturamt Amtsleiter Amt für Schule, Bildung und Sport Amt für Schule, 38 Bildung und Sport Amtsleiter Amt für Schule, Bildung und Sport Amt für Familie, 39 Jugend und Soziales Amtleiter FJS- Abteilung Jugendarbeit und Bürgerschaftliches Engag40 ment Amt für Familie, Jugend und Soziales FJS41 Bürgerschaftliches Engagement Amt für Familie, Jugend und Soziales FJS42 Integrationsförderung Amt für Familie, Jugend und Soziales 43 Initiative junger Menschen Jugendforum 44 Studierendenvertretung StuV Duale Hochschule 45 Studierendenvertretung ASTA Hochschule Furtwangen, Standort Schwenningen, Vorsitz und Kulturreferent 7 Steppach, ländlicher 97 Anhänge 7 7.2. Befragung junger Menschen Dokumentation des postalischen Anschreibens (2 Seiten) 98 Anhänge 7 99 Anhänge Statistische Kennzahlen Online-Befragung: Mittlere Bearbeitungszeit (arithm. Mittel) 0h 37m 42.06s Mittlere Bearbeitungszeit (Median) 0h 11m 33s Tageszeit mit den meisten Zugriffen Stunde 11 Anzahl 82 Durchschnittliche Teilnehmeranzahl pro Tag 53.14 Durchschnittliche Teilnehmeranzahl pro Woche 148.80 Seite mit meisten Abbrüchen Seite: Begrüßung (Anzahl 207) Dokumentation des Online-Fragebogens: 100 7 Anhänge 101 7 Anhänge 102 7 Anhänge 103 7 Anhänge 104 7 Anhänge 105 7 Anhänge 106 7 Anhänge 107 7 Anhänge 108 7 Anhänge 109 7 Anhänge 110 7 Anhänge 7.3. Erwartungen junger Menschen an das jugendkulturelle Zentrum (offene Antworten) Jugendkulturelles Zentrum: Was für Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung würdest Du dort erwarten? (Offene Antworten aus der Online-Befragung, nicht sortiert oder bearbeitet) Musikanlage, Sportmöglichkeiten, Sitzmöglichkeiten Discos zum Feiern, Tanzräume mit angeboten für verschiedene Tänze, Große fläche zum Einradfahren, Inliner fahren, Hockey spielen, usw... Spotmöglichketen, Musik, Filme Bands Sport Möglichkeiten Spaß Grill platz Sportplätze etc. Musikveranstaltungen PLatz um freunde zu treffen evtl kleines cafe Möglichkeit für private Partys / Veranstaltungen Verschiedene Angebote für sportliche Aktivitäten Kreative Workshops Nichts, weil ich nicht weiß was das ist!! Tanzen, Konzerte besuchen, Parties für Jugendliche Billiard Schulinfo und hobby artige unterstützungen außerhalb des hauses -Ausflüge -Caffe -Cocktailstunden Party´s Tanzgruppen für sozialschwächere Jungendliche Andere sportliche Angebote Politik & Witschaft verständlich machen für Jugendliche die Möglichkeit sich gut unterhalten zu können, Veranstaltungen von zB Bands, Vilt eine Art Disco Konzerte, Events, Jugendtreff Sport Angebote, Klettern, Sport party machen, sich mit freunden dort treffen, chillen, musik hören Konzerte, Partys, Outdoor Neue Leute Party Chiller Lounge Partys, Sportangebote, leute treffen die die selben interressen haben Grillen Jugend Treff, Offene Band-/Chorproben bzw. Bewerbung solcher, kleinere und größere Veranstaltungen für verschiedene Geschmäcker, keine Sperrstunde, keine Beschwerden wg. Lärm Musik (Bands, Karaoke), Disco, Filme abende Freizeitaktivitäten im Freien -Proberäume mit geringer Mietgebür gemütliche Athmosphäre Sport, Musik, Freunde Hockey,Fußball,Handball,spiele Konsolen treffen mit gliechaltrigen keine Assis wenn es eine gute Fühtung hat, ohne Streit und ohne Stress, mit guten angeboten. es sollte ein respektvoller Umgang herrschen. Sitzmöglichkeiten um mit Freunden zu reden und andere Sachen zu machen wie Lesen Spiele mit Freunden Spielen, Hausaufgaben Nachhilfe, Sportaktivitäten Sport, Freizeitbeschäftigungen Eine Disco für Jugendliche, Eine Flirtschule, Ein Relaxraum. 111 7 Anhänge Kurse : Grafiti ; Ausflüge freie Gestaltung bzw. kreative Förderung spezieller Gruppen (Gamer,Sprayer) regelmäßige kleinere Veranstaltungen, mit verschiedenen Angebote / Themen so 2-4 mal im Monat Half Pipe für Skater , Biker Tischtennis Basketball sportliches Lan-Partys Partys für Jugendliche/junge Erwachsene musikalische Beschäftigung (Instrumente, etc.) Konzerte Hardcore,Rock,Hip-Hop,...)Fußballcamps mit Profifußballern Ort an dem man mit Freunden abhängen/chillen kann Partys Sportliche Aktivitäten Ein Ort, wo jedes Wochenende Stufenparties für Jungendliche auch unter 18 angeboten werden.2.Treffpunkt für Jungendliche (z. B. Jugendcafe mit gemütlichen Sofas)3. Billiard, Airhockey und Tischkicker Projekte Playstation-Turniere, Kicker, Billard, Dart, etc. Tischkicker dartautomat Billardtisch Workshops wie z.B Zeichenkurse, Tanzschule... etc. Evtl Gruppenaktivitäten wie gemeinsames kochen, Anlegen eines kleinen Gartens etc. Spielnachmittage... Selbstverdeitigungskurse, Verschiedene Räume zur freien Gestaltung. Gepflegte Räume, keine abgenutzten, heruntergekommene Räume. Eigene Pläne zur Eintragung, wann und wo welche Personen diese Räume nutzen dürfen. Platz für Jugendlichen und zwar für unterschiedliche Altersgruppen moderne Umgebung zentrale Lage des Gebäudes Party, Labern, Ausflüge Billiard, Dart, Tischkicker Freundliche Menschen Leute die auch ich kenne und schöne Angebote wie Jugend freizeiten Sportgeräte Raum mit Sitzgelegenheiten Partys Veranstaltungen Treff mit freunden Chillen Slagline Wlan Kuschelecke Sportplatz, tischtennisplatte, schaukeln Übernachtungen in Hütten Gemeinsames Kochen Brettspiele spielen Ausflüge, auch mal Partys für 14-18 jährige ! Tanzkurse Sportliche angebote entspannen mir Freunden, Sitzmöglichkeiten, Getränke Gespräche / Heranführung über/ an Politik/ Weltgeschehen, Gespräche über Bücher/ Filme, Musik ? Minigolf-Platz ? Laser-tech ? Veranstaltungen für Zocker (Fifa14,Egoshooter) Turniere ? in Schwenningen Tanzgruppen, Musikveranstaltungen (Songcontests, zusammen jammen, Aufführungen) gemeinsames Kochen/Backen, da viele nicht mehr selbst kochen oder backen können - Tanzkurse verschiedene Kulturen kennen lernen, durch gemeinsame Projekte Das für jedes alter was dabei ist. Und man sich mit 18 nicht vor kommt wie ein alter Sack. Treff mit Freunden Spiele , wie Dart, Kicker und Billard Musik ein schauspiel kurs ein sportprogramm ein kochkurs Kletterwand - Musik - Kreativecke Arcade Spiele (Videospielautomaten), Virtual Reality Spiele, Kicker Unterhaltung, essen und trinken Kicker Tischtennisplatte Stufenpartys Jugendtreff, Programm für Jugendliche, Partys Disco Partys Sport Skateboards Bahn einen Raum wo unter 16 Jahre alten nicht rein dürfen Kicker Billard Dart Sofas zum chilln einfach gemütlich sitzen in 112 7 Anhänge ner netten runde Einen großen Raum zum feiern und mieten, um eigene private Partys zu feiern Leider keine Ideen aber ich denke ich und viele Jugendliche sind weniger ein Fan von Events die von der Stadt organisiert werden aber ich finde es gut dass in diesem Bereich etwas getan wird vielleicht kann sich meine Meinung ändern ;) Förderprogramm Talente - Konzerte - Veranstaltungen für Jugendliche in verschiedenen alters (Von Politik bis Disco) Inklusive Angebote (ich bin Rollstuhlfahrer ) Fan-Gruppe von VfB Stuttgart - in den Ferien und am Wochenende Billard Tisch verschiedene Themenwochen, Diskussionsrunden mit Personal, Events Konzerte Partys Treffpunkt mit Freunden usw. Möglichkeiten sich mit Freunden zu treffen oder neue Leute kennen zu lernen und zusammen zu Spielen, Sport zu treiben oder andere Aktivitäten zu starten. Möglichkeiten für Kinder ihre Hausaufgaben zumachen Möglichkeiten für Sportliche Aktivitäten Internet,Musikanlage Tanzparty für Teenager; organisierte Ausflüge; spezielle Kreatievkurse Fußballplatz, Leseecke, Tanzproberäume zum Tanzen Ein Platz wo man Fußball spielen kann, eine Leseecke, ein Raum in dem man tischtennis spielen kann tanzworkshops Treffpunkt für viele Jugendliche Partys Angebote für junge Erwachsene Platz um Freunde zu treffen, Jugendtreffs (Gruppenstunden), verschiedene Angebote für Ausflüge und sonstiges Ich fände es cool wenn es auch christliche Teile gäbe Ausflüge machen Leute kennen lernen Gemeinsam was spielen (Kicker, Basketball usw.) Jugend und Kultur verbinden (Jugendtheater,...) Ein Platz wo man sich ungestört mit Freunden treffen kann oder auch Abends etwas unternehmen kann, ohne dass sich andere Bewohner beschweren falls es zu Laut wäre So sachen wie Billiard, Kicker Sofas Musik Tanzgruooen Disco Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung, zum Ausleben der Kreativität, für Partys z.B. Stufenpartys Disko Dass man die Räume mieten kann Außenbereich Jugendcafé Partys Treffpunkt für Jugendgruppen außerhalb eines Vereins/ für Cliquen laute Musik hören, ohne Ärger zu bekommen; Mehr Konzerte Möglichkeiten zur kreativen Gestaltung Mehr Discos für junge Erwachsene Beach-Volleyball Feld Fußballfeld Cafe Räume, die Schülern die Möglichkeit bieten, z.B. Stufenpartys mit mehr als 200 Leuten zu veranstalten. Dies ist zur Zeit nur möglich, wenn man zu den Black Riders geht und für viel Geld den baufälligen Raum mietet und am Ende noch in Sachen Kaution sportliche Aktivitäten, musikalische Aktivitäten (Chor, Band), Tischkicker Viel Platz für Aktivitäten draußen, z.B. ein Fußballfeld mit Toren oder ein Basketball-Platz Jugendcafé zum Wohlfühlen, Entspannen und Plaudern ( also nicht mit lauter Musik ) So etwas wie einen Botanischen Garten , evtl. mit Bänken o Sport, Musik, gemeinsame Ausflüge Raum nur für Jugendliche Evtl. Kurse die Jugendliche eher ansprechen wie beispielsweise Andriod-Spiel-Programmierkurs Themen-Treffs Tanzgruppen Konzerte Partys 113 7 Anhänge Musik Partys -Möglichkeit für Schüler ihre Stufenpartys zu feiern -Möglichkeit zur Weiterbildung der politischen Interessen, z.B. Vorträge von Gemeinderäten, welche für Jugendliche interessant gestaltet werden und deren politisches Interesse wächst Infoveranstalungen, kleinere Partys, Konzerte kultureller Austausch Spielmöglichkeiten wie Billiard/Dart o.ä. kleines Kino? Trampolinpark, Räume zur freien Gestaltung, Sport Konzerte Probenräume Kreativität fördern, psychologische Betreuung für Jugendliche mit Problemen, Tanzveranstaltung, Theater, Konzerte Zusammenkommen für Jugendliche ( Jugendraum ) Raum für Partys Organisierte Aktivitäten -Abendveranstaltungen mit Niveau -Sprachkurse in entspannter Atmosphäre Möglichkeiten zum zusammen essen und trinken . Einen großen Bildschirm auf dem bei bedarf Filme oder Präsentationen oä. Komfortable Möbel ( Sitzgelegenheiten) Arbeitsgruppen für verschiedene Interessen und Räumlichkeiten für diese (ähnlich wie die Clubs an japanischen Schulen) Räumlichkeiten für Sportaktivitäten (Basketball, Fußball, etc.) Eine Bibliothek oder einen Ruheraum, zum Lernen und Lesen Abwechslungsreiche Angebote Angebote um neue Kontakte zu knüpfen (ohne Gruppenbildung) vor allem sportliche Angebote Nichts besonderes Möglichkeiten, sich in kleineren Gruppen zu treffen und vor allem Sportlich etwas zu unternehmen, ohne dabei Anwohner zu stören! Ausflüge in den Ferien Wasserschlachten oder sonstiges Das jeder rein darf und auch etwas machen kann, und wenn was kaputt geht das man dazu steht oder andere sagen nich so schlimm also zusammenhalt Räume um sich mit freunden zutreffen (jugendtreffs) Partys ohne Alkohol Räume zum Mieten zum Beispiel für Geburtstage Mediale Angebote, Filme schauen - dikutieren, Video-Gruppen, Sportangebote, Angebote für Kinder die vielleicht auch nicht so selbstsicher sind, z.B. Bastelkurse, Sportgruppe für dickere Kinder, Jugendliche, Kleine Bücherei, etc. Eine wenig sinnvolle Frage. Veranstaltung, die mich als Jugendliche, junge Erwachsene ansprechen Billardtisch Gemeinsame Ausflüge sollten organisiert werden Infoveranstaltungen in verschiedenen Bereichen (z.B. aktuelle politische Themen) Organisation und Präsentation von Projekten Angebote, die junge Leute ansprechen - ganz verschiedener Art. Kulturaufführungen, Partys, Disco für junge Leute jugenddisco, jugendcafe, jugendtreff Frei zugänglicher Raum für Treffen auch unter der Woche Musikanlage Abseits von Wohngebieten um auch Nachts Unternehmungen anbieten zu können Platz für Kreativität; Konzerte; Autonomie; Proberäume Jugendcafé, billiard, outdooraktivitäten Sprayerwand. Sportangebote jemand der jugendlichen hilft Konzerte, Lesungen, Diskussionen Tischhockey, Tischtennis, Fußballtor, Basketballtor, Fernseh, Wlan Einfaches, ungezwungenes Treffen, Kennenlernen, Chillen Jugend-Aktion: Kochen, Basteln/Bauen, Kicker-Turnier (o.Ä.) - Jugend-Bildung: Seminare/Workshops zu div. Themen; z.B. Bewerbung,Erste-Hilfe, Mediation, ... Weiterhilfe Musik und Theater -Konzerte von lokalen Bands -Partys -Jugendtreff -Prävention von Gewalt und Drogen Möglichkeit zur Veranstaltung von Partys und Veranstaltung von z.B. Jugendgruppen wie KjG Pokerabende, filmabende Outdooraktivitäten 114 7 Anhänge Mehr Sportvereine Einen großen Park Fernseher oder Leinwand großes Sofa Kleine Bar Billiard, Tischtennis,Spielfeld für Ballspiele abgetrennte räume die man billig miten kann zum tanzen etc. schallisolierung möglichkeiten zum partys feiern nach 22.00 ohne jnd zu belästigen Spaß, Musik, Billiard Konzerte, Partys Veranstaltungen z.B Konzerte etc. mehr Partymöglichkeiten Konzerte Kreativ und Kultur Konzerte, Cafe ähnliches Ambiente, Kultur Spass haben und regelmäßig irgendwas Unternehmen Spielangebot Jugger wäre optimal. evtl. Matten und Hindernisse für die Sportart parcour oder Skateanlagen (Halfpipe etc) Seminare, Workshops, Konzerte Tischkicker Dart Billiard Disco, Party, Bar künstlerische/musikalische Wirkungsstätte, Räumlichkeiten, die Jugendliche auch ohne feste Organisationsform (bspw. Verein) möglichst unbürokratisch für Proben, Konzerte oder ähnliche Projekte nutzen können. Partys Konzerte Proberäume für Bands Räumlichkeiten zur freien Gestaltung Kurs z.B. zeichnen oder backen oder so etwas, oder fester jugend treffs Fussball Leseraum, Platz zum Ausruhen und Musik hören, Café Billiard -Tischkicker -Cafe/Getränke Sport, Kultur, Musik, Party Konzerte und EMINEM Party kleiner Konzerte ; Einfach ein ort um auszuspnnen und sich ohne kontrolle mit freunden zu treffen auch zu ungewöhnlicheren zeiten , z.b. wenn mann früher schule aus hat Disco, Dart-Billiard usw., junge Verantwortliche Freunde treffen Abwechlungsreiches Programm neue Leute kennen lernen kleine Konzerte, Jugendliche unter sich sein können ohne Eltern und Kontrolle, kleine Partys, die sie selber veranstalten können Veranstaltungen auch für über 200 Personen für Stufenpartys, Konzerte, Disko. Raum um Partys also z.B. Stufenpartys zu feiern holt uns tupac zurück!!! Konzerte EMINEM Partys, filmabende, spieleabende ich kann mir nichts darunter vorstellen. die ganze Sache muss gut organisiert werden, damit die Leute viel darüber reden und die Anzahl der Besucher steigen etc. Partys für junge Erwachsene Die Möglichkeit mit Freunden zusammen dort zur zu verbringen ohne von Erwachsenen kontrolliert zu werden Kicker,billiard etc Kissenzone, weiße wand zum anmalen, große spiegelwand -Unterhaltung -Platz für Partys (auch zum mieten) -Konzerte Platz für Veranstaltungen mit mehr als 200 Leuten, z.B. Konzerte von Jugendbands Wochenendveranstaltungen, z.B. Disko für Jugendliche Treffpunkt für Jugendliche mit gleichen Interessen Ausflüge Kleinere Partys,Stufenpartys,Sportaktivitäten Freunde treffen Kinderbetreuung Räume zur freien Gestaltung (z.B. Bandproben) Partys für Jugendliche Tanzraum, Raum zum Entspannen 115 7 Anhänge Freunde treffen Gesellige Runden Partys feiern Treff aller Jugendlichen, mit bisschen Musik im Hintergrund und insgesamt wie ein Café aufgebaut,was man sich als Schüler auch leisten kann. Und die Musik nicht zu laut, damit man ins Gespräch kommt, mit Sofas und auch Räumen, wo man Lerngruppen etc Party,training,spieleautomaten (z.B Dart) Partys auch im privaten Bereich, Stufenpartys etc. Paintball/Airsoft-Arena Aussen-Arena sport, Musik und getränke Räume in denen man mit freunden chilen kann, party räume mit musik anlagen bars wo sich jeder bedienen kann , tischkicker billard tisch und große räume in denen beispielsweise sportarten ausgeübt bzw. trainiert werden können. Selber veranstalltungen machen koennen 2. Tischkiker oder so smielen können 3. Computer spielen Musik hören/ spielen Auftritte (talent Shows) Wie eine Disco Ein Raum zum Chillen, ein Proberaum und ein Raum mit Musik Billiard, Tischkicker, Sofas Musikanlage, öffentliche und private Partys (Vermietung) für Jugendliche/ junge Erwachsene Ausflüge Musik und tanzen Spiele Party Nette Leute Viele moderne Angebote veranstaltungsort konzerte parties Disco Tanzabende Kulturabende bei denen Musik aus verschiedenen Ländern gespielt wird und man dazu tanzen kann Die Angebote die 2 Seiten davor aufgezählt wurden. Konzerte, Tanzräume, Outdoor-Aktivitäten Konzerte Kurse Cafe Konzerte, Bandproberäume, allgemein von jugendlichen selbstverwaltete Veranstaltungen Gute Stimmung Konzert Aktivitäten Viele live-Konzerte Freizeitgestaltungsangebote Konzerte für ü. 200 mit INTERESSANTEN Bands, Freizeitgestaltng Größere Konzerte, Proberäume, Partys, Café, kultureller Austausch, Förderung der Subkultur. Konzerte Freie Gestaltung (Café?) Disco Freunde treffen (auch nach Mitternacht) Kreative Entfaltung Allgemein Programmpunkte die alle Jugendlichen ansprechen würden Bewerbungen schreiben, Netzwerkkontakte knüpfen, Ehrenamt übernehmen Konzerte, Bunte Abende, Ort für Stupas etc. Konzerte, Möglichkeiten für Bands,dort zu proben, Begegnungsstätte, kultureller Austausch, allgemein mehr Möglichkeiten,um selbst kreativ zu werden, Partys, Veranstaltungen für Jugendliche und junge Erwachsene im Allgemeinen großere veranstaltungen wie partys konzerte, kreative künsterische angebote, selbsorganisierte cafes usw Viel Platz, um kreativ zu werden. Sofas, Sitzkissen usw zum Auruhen und Entspannen. Selbstorganisierte Parties mit z.B Livemusik. Tanzflächen, Gemütliches beisammen sein, Erfahrungen austauschen, Musik hören. Konzerte Kletter/Hochseil angebote Bandproberäume, genügend Freiraum um das Gebäude herum, Konzertsaal/Veranstaltungssaal Zum Treffen von Freunden. Zur Hilfe in der Schule. Auch dass man entweder TV schauen kann, Outdoort Sportmöglichmeiten gibt. Dass man gegen Alkohol, Gewalt, etc... aufgeklärt wird Spielekonsolen Fernseher Tischkicker nix mehr ich finde es so wie es ist am besten des einzige wo man ändern könnte wären die zeiten... Workshops zu Kunst, Kultur, Geschichte Beratung zu Familienproblemen Konzerte Das ich machen kann was ich möchte, das ich laute Konzerte erleben 116 7 Anhänge kann, das ich lange Party machen kann, das ich Unterstützung bekomme... Musik spiele partys Möglichkeiten sich kreativ zu betätigen Mehr als im spektrum weil es sonst sich nicht lohnt dort hinzugehen Konzerte Kultureller Austausch Konzerte Konzerte Partys Disco Party Fussballplatz Eine Bar ein zockerzimmer chilleckke Pc ecke konzerte,partys,treffen Party, Disco, Freunde treffen Freunde treffen, Musik machen, Veranstaltungen planen gute Konzerte, angaben gelten nur für den mehr als unwahrscheinliche Fall, dass hier das gewünschte Genre gespiekt wird Konzerte, Partys, Stufenpartys Konzerte zur Förderung lokaler Bands Möglichkeiten für Stufenpartys Treffmöglichkeiten die nicht in den Sommerferien teilweise geschlossen sind Möglichkeiten, Stufenpartys zu veranstalten kulturelle Angebote für Jugendliche (Kunst/Musik) -Raum, selbst kreativ tätig zu sein (Proberäume etc.) Konzerte, stufenparties, proberäume für diverse Gruppen (Tanzen, Bands etc.) 117 7 Anhänge 7.4. Ehrenamtliches Engagement (offene Antworten) Im Folgenden werden die Nennungen der jungen Menschen, die an der Befragung teilgenommen haben zu ihrem ehrenamtlichen Engagement aufgelistet. Zur Wahrung der Anonymität wurden die offenen Antworten umformuliert und zusammengefasst. Die Anzahl der Plus-Zeichen („+“) zeigt an, wie häufig die Tätigkeiten/Organisationen genannt wurden. MinistrantIn, KindergottesdiensthelferIn +++++++++ LeiterIn Jugendgruppe, Teenclub +++ Gruppenleitung KJG +++++++++++ MitarbeiterIn EJGS ++++++ LeiterIn von Freizeiten/Gruppenstunden ++ HelferIn + Kinder- und Jugendarbeit einer Kirchengemeinde +++++++++++++ Kirchen- und Gemeindearbeit, Seelsorgearbeit ++++++++ Kindertage, Kinderaktionen in Kirchen ++ Caritas-Verband +++ Pfadfinder, Gruppenleitung, Juniorleitung +++++ Freizeitprogramme von Kirchen, Vereinen, Verbänden +++++ (Jugend-)GruppenleiterIn ++++++ TennistrainerIn ++++ FußballtrainerIn ++++ JugendbeisitzerIn, -vertreterIn Fußballverein + ÜbungsleiterIn, TrainerIn Schwimmverein +++ JugendtrainerIn Hockey +++ Jugendangebote im Sportverein + SchiedsrichterIn + TrainerIn Kunstturnen, Turnen ++ Sportverein, TrainerIn und AushilfstrainerIn ++++ Reitverein + TanztrainerIn ++ NachwuchstrainerIn + Tischtennis + Jugendausschuss Schwimm- und Skiclub + 118 7 Anhänge Fortsetzung: Ehrenamtliches Engagement Bandmitglied, MusikerIn +++++ HelferIn für VS-Music Contest + Im Musikverein als Mitglied ++++++ Musikprojekte ++ Jugendkapelle + Mitglied der Guggemusik, Stadtharmonie ++ Mitglied/HelferIn in Narrenzunft, Fasnetverein ++++ Schulprogramme, Schulprojekte +++++ Mitmachen Ehrensache, Schulaktion + Studentische Vereinigung, Fachschaft + Mitglied beim AStA Hochschule Furtwangen + Studierendenvertretung der DHBW ++ Partys einer Studentenorganisation organisieren + Jugendfeuerwehr, freiwillige Feuerwehr ++++++ Deutsches Rotes Kreuz, OrtsjugendleiterIn, TeamerIn JRK +++++ SanitäterIn Malteser Hilfsdienst + Vorstand, Mitglied DLRG ++ AusbilderIn + Umweltzentrum + Brennpunkt Theater Mitglied + HelferIn Jugendhaus ++ Antifa Arbeit + Selbst organisierte Arbeit ++ Jugendforum + Organisation von Jugenddiscos + 119 7 Abbildungsverzeichnis 8 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: TeilnehmerInnen an der ExpertInnenbefragung ............................................. 26 Abbildung 2: Jugendangebote im Verantwortungsbereich der ExpertInnen ....................... 27 Abbildung 3: Schnittmenge Jugendarbeit‐Jugendkulturarbeit ............................................. 28 Abbildung 4: Stellenwert von Jugendarbeit ......................................................................... 28 Abbildung 5: Stellenwert von Jugendkulturarbeit ................................................................ 29 Abbildung 6: Bewertung der Altersstruktur ......................................................................... 29 Abbildung 7: Bewertung der Diversität ................................................................................ 30 Abbildung 8: Bewertung von Beteiligung und Ehrenamtlichkeit .......................................... 30 Abbildung 9: zukünftiger Entwicklungsbedarf aus ExpertInnensicht ................................... 32 Abbildung 10: Fehlende Angebote? ..................................................................................... 33 Abbildung 11: Notwendigkeit eines jugendkulturellen Zentrums ........................................ 33 Abbildung 12: Inhalte der Befragung junger Menschen ...................................................... 36 Abbildung 13: Vergleich der Wohnortverteilung Melderegister‐Stichprobe ........................ 38 Abbildung 14: Rücklaufquote nach Stadtteil ........................................................................ 39 Abbildung 15: Rücklaufquote nach Alter .............................................................................. 40 Abbildung 16: Rücklaufquote nach Geschlecht .................................................................... 40 Abbildung 17: Anzahl TeilnehmerInnen nach Wohnort und Zugangsweg ........................... 41 Abbildung 18: Altersverteilung nach Wohnort und Zugangsweg ........................................ 42 Abbildung 19: Geschlechtsverteilung im Rücklauf ............................................................... 43 Abbildung 20: Geschlechtsverteilung im bei Dritt‐Teilnehmern ........................................... 43 Abbildung 21: Schulformen der BefragungsteilnehmerInnen, (Häufigkeiten) ..................... 44 Abbildung 22: Daheim gesprochene Sprachen, außer Deutsch ........................................... 45 Abbildung 23: Wohnformen nach Altersgruppen (Häufigkeiten) ......................................... 46 Abbildung 24: Vergleich und Bilanz von Wohnorten und Freizeitorten ............................... 47 Abbildung 25: Zusammensetzung Personen mit Freizeitaufenthalt in Schwenningen ........ 49 Abbildung 26: Zusammensetzung Personen mit Freizeitaufenthalt in Villingen ................. 50 Abbildung 27: Häufigste Freizeitorte (in Prozent) ................................................................ 51 Abbildung 28: Häufigste Formen der Mobilität (in Prozent) ................................................ 52 Abbildung 29: Häufigste Mobilität nach Altersgruppen (in Prozent) ................................... 52 Abbildung 30: Zufriedenheit mit Mobilität (Mittelwerte) .................................................... 53 Abbildung 31: Bekanntheit von Angeboten (in Prozent) ...................................................... 55 Abbildung 32: Anzahl häufig genutzter Angebote nach Schulform ..................................... 56 Abbildung 33: Anzahl häufig genutzter Angebote nach Wohnort ....................................... 56 Abbildung 34: Anzahl häufig genutzter Angebote nach Sprache ......................................... 57 Abbildung 35: Anteil von Nicht‐NutzerInnen ........................................................................ 58 Abbildung 36: Finanzielle Zufriedenheit (Anzahl) ................................................................. 59 Abbildung 37: Zeitliche Zufriedenheit (Anzahl) .................................................................... 59 Abbildung 38: Gesamtzufriedenheit mit Freizeitgestaltung (Anzahl) .................................. 60 Abbildung 39: Nutzung von Angeboten (Häufigkeiten) ....................................................... 61 Abbildung 40: Intensivere Nutzung von Angebotsgruppen (in Prozent) .............................. 62 Abbildung 41: Nutzung von Angebotsgruppen nach Schule u. Sprache ............................... 63 Abbildung 42: Nutzung von Angebotsgruppen nach Wohnorten (in Prozent) ..................... 64 Abbildung 43: Ehrenamtliche Aktivität in Jugend(kultur)arbeit (Anzahl) ............................ 65 Abbildung 44: Genutzte Jugendzentren (Anzahl) ................................................................ 66 Abbildung 45: Bewertung der Jugendzentren (Mittelwerte: 4=hoch, 1=niedrig) ................. 67 120 8 Abbildungsverzeichnis Abbildung 46: Warum nutzt Du das Angebot? (in Prozent) ................................................. 69 Abbildung 47: Nutzungsgründe nach K3 und Spektrum (in Prozent) .................................. 70 Abbildung 48: Einschätzung zu fehlenden Angeboten ......................................................... 71 Abbildung 49: Nennung fehlender jugendkultureller Angebote (in Prozent) ....................... 72 Abbildung 50: Offene Nennung fehlender (jugendkultureller) Angebote ............................ 73 Abbildung 51: Integration fehlender Angebote in Jugendhäusern ...................................... 74 Abbildung 52: Kenntnis jugendkulturelles Zentrum ............................................................. 76 Abbildung 53: Nutzungsabsicht Jugendkulturzentrum (Häufigkeiten) ................................ 77 Abbildung 54: Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit ................................................................ 79 Abbildung 55: Bereitschaft ehrenamtlichen Arbeit .............................................................. 79 Abbildung 56: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum Gesamt und Orte .................................... 80 Abbildung 57: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Alter ............................................... 80 Abbildung 58: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Ort .................................................. 81 Abbildung 59: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Schulform ....................................... 81 Abbildung 60: Wichtigkeit Jugendkulturzentrum nach Zugang ........................................... 82 121 8 Literatur 9 LITERATUR AGJ, Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (Hrsg.) (2014): Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik: Sandra Fendrich, Julia von der Gathen-Huy, Thomas Mühlmann, Jens Pothmann, Matthias Schilling, Eva Strunz, Agathe Tabel: Entwicklungslinien zu Strukturen, Angeboten und Leistungen der Kinderund Jugendhilfe. Expertise für die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe. Berlin BMFSFJ, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2014). 14. Kinder- und Jugendbericht. Kinder- und Jugendhilfe in neuer Verantwortung. Berlin BMFSFJ, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005). 12. Kinder- und Jugendbericht. Bildung Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Berlin Böhnisch, Lothar/Münchmeier, Richard (1987): Wozu Jugendarbeit? Weinheim Cloos, Peter/ Köngeter, Stefan/Müller, Burkhard/Thole, Werner (2009): Die Pädagogik der Kinder- und Jugendarbeit. Wiesbaden Ferchhoff , Wilfried (2007): Jugend und Jugendkulturen im 21. Jahrhundert. Lebensformen und Lebensstile. Wiesbaden Gadow, Tina/Peucker, Christian/Pluto, Liane/Seckinger, Mike (2013): Vielfalt offener Kinder- und Jugendarbeit. Eine empirische Analyse. In: Deutsche Jugend, Jg. 61, S. 380-389 Hitzler, Ronald/Niederbacher, Arne: Leben in Szenen. Formen juveniler Vergemeinschaftung heute. Wiesbaden Jagusch, Birgit/Michel-Schilling, Andrea (2014): Diversität in der Offenen Jugendarbeit. In: Migration und Soziale Arbeit, Nr. 1/2014, S. 67-75 Jugendstiftung Baden-Württemberg (2013): Jugendstudie Baden-Württemberg 2013. Sersheim Kron, Friedrich W. (1991): Enkulturation-Sozialisation-Erziehung. In: Ders.: Grundwissen Pädagogik. S. 47-49 Lindner, Werner (2014): Arrangieren: der didaktische Kern der Jugendarbeit. In: Deutsche Jugend, Jg. 62, S. 10-18 Müller, Burkhard (1995): Wozu brauchen Jugendliche Erwachsene. Über gendarbeit und Jugendkultur. In: Deutsche Jugend, Jg. 43, S. 160-169 Ju- Richard, Birgit (2001): Neue Jugendkulturen. In: Otto, Hans-Uwe/Thiersch, Hans (Hrsg.): Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Neuwied/Kriftel Schmidt, Miriam/Antes, Wolfgang (2014): Jugendliche in ihrer freien Zeit. Ergebnisse der neuen Jguendstudie Baden Württemberg. In: Blätter der Wohlfahrtspflege 1/2014, S. 30-34 Sturzenhecker, Benedikt/Deinet, Ulrich (Hrsg.) (2007): Konzeptentwicklung in der Kinder und Jugendarbeit. Weinheim/München Treptow, Rainer (2001): Kulturtheorie. In: Otto, Hans-Uwe/Thiersch, Hans (Hrsg.): Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Neuwied/Kriftel 122 9