8. Sinfoniekonzert Informationssammlung für Lehrer und Schüler
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8. Sinfoniekonzert Informationssammlung für Lehrer und Schüler
Informationssammlung für Lehrer und Schüler 8. Sinfoniekonzert mit dem Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchester George Gershwin Cuban Overture Martin Wind „From the Flensburg Fjord to the Hudson River”, Suite für Jazz-Quartett und Orchester (Auftragskomposition für das Schleswig-Holsteinische Sinfonieorchester) George Gershwin Rhapsody in Blue (Arrangement: Ferde Grofé) Turn out the Stars – music written or inspired by Bill Evans (Arrangements: Martin Wind, Bill Cunliffe) Martin-Wind-Quartett Dirigent: Peter Sommerer 12.07.2016 13.07.2016 15.07.2016 19.30 Uhr 19.30 Uhr 19.30 Uhr Schleswig, A. P. Møller Skolen Flensburg, Deutsches Haus Rendsburg, Stadttheater George Gerschwin (1898-1937) Zitat von George Gerschwin: „Jazz ist das Ergebnis der Energie, die in Amerika gespeichert ist.“ (https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=9489_George+Gershwin) Kurzbiografie Am 26. September 1898 wurde George Gershwin (eigtl. Jacob Gershovitz) als Sohn eines russisch-jüdischen Einwanderers in East New York (heute: Brooklyn) geboren. Ab 1910 erhielt er Klavierunterricht. Ab 1914 arbeitete er zunächst als Gutachter für Unterhaltungsmusik bei der Verlagsfirma Remick & Co. Nach ersten Erfolgen mit Kompositionen in diesem Bereich (Schlager, Operetten, Revuen) machten ihn die von Paul Whiteman angeregte Rhapsody in Blue (Klavierkonzert mit Jazzorchester, 1924), das Piano Concerto in F (1925), das Orchesterwerk An American in Paris (1928) und die Oper Porgy and Bess (1935) berühmt. Seine als »sinfonischer Jazz« charakterisierte Musik vereinigt Elemente der von Europa (besonders Maurice Ravel und Sergej Rachmaninow) beeinflussten amerikanischen Musik und des Jazz. (http://www.schott-musik.de/shop/persons/featured/george-gershwin/index.html) Rhapsody in Blue In der Rhapsody in Blue gibt George Gershwin auf einmalige Weise den amerikanischen Zeitgeist der zwanziger Jahre wieder. Ihm gelang es als einem der ersten Komponisten, den Jazz in die Kunstmusik zu integrieren. Schon die Uraufführung 1924 in New York war ein voller Erfolg und konnte weltweit Aufsehen erregen. Gershwin selbst saß am Klavier und beeindruckte das Publikum mit seinem neuartigen Werk. Als „Experiment in Modern Music“ wurde das Konzert von Dirigent Paul Whiteman angekündigt, der mit diesem Konzert Jazz als wichtige und ernstzunehmende, neue Form der Musik präsentieren wollte, die Rhapsody in Blue, ein wichtiger Teil dieses Konzertabends, zeugt von einer großen melodischen sowie rhythmischen Erfindungsgabe und der perfekten Beherrschung technischer Mittel. Dieser „sinfonische Jazz“ weicht von den damals gebräuchlichen Formmustern ab und war zu seiner Zeit einmalig. Viele der Melodien sind mittlerweile weltberühmt. (http://www.schott-musik.de/shop/products/show,251050,,f.html) Olin Downes, ein amerikanischer Musikkritiker, schrieb über die Premiere in der New York Times: „Die Zuschauer füllten das Haus in dem höchsten Maße, dass das Konzert fast zweimal ausverkauft hätte sein können.“ Whiteman über die Rhapsody in Blue: „Diese Komposition zeugt von herausragendem kompositorischen Talent, auch wird deutlich, dass diese Visionen des jungen Komponisten weit über die seiner vorherigen hinausgehen.“ (http://www.history.com/this-day-in-history/rhapsody-in-blue-by-george-gershwin-performed-for-first-time) Der Zeitgeist der 20er Jazzbewegung 20er Jahre Die Zwanziger Jahre, von vielen auch das Zeitalter des Jazz genannt, war eine Zeit voller Umbrüche und neu entdeckter Freiheiten der Jugend. In den Großstädten kam es zur Annäherung zwischen verschiedenen Völkergruppen und somit auch zum Austausch von verschiedenen Musikstilen. Der Jazz war einer der wichtigsten Musikformen, der nun Einzug in die westliche Musikkultur hielt. Cuban Overture Musiker auf Kuba Anfang 1932 hatte Gershwin einen Kurzurlaub nach Kuba unternommen. Im Hotel angekommen, wurde er von einer Rumba-Band überrascht, die sich unter seinem Fenster versammelt hatte, um dem berühmten Gast ein Ständchen zu bringen. Gershwin war sofort von den Tanzrhythmen der kubanischen Musik fasziniert und schrieb binnen drei Wochen eine Orchesterkomposition in diesem Stil. Sapo Cubano (Klanghölzer), Bongo, Kürbis und Maracas entfachten ein rhythmisches Feuerwerk. In dieser Ouvertüre verbindet Gershwin kubanische Rhythmen in kunstvoller Weise mit dem Klang des Orchesters, wobei die Blechbläser nach Art einer Big Band eingesetzt werden. Darüber hinaus gelangen auch authentische kubanische Schlaginstrumente zum Einsatz. So erweist sich Gershwin in diesem Werk erneut als virtuoser Meister, der verschiedene stilistische Elemente so miteinander verbinden kann, dass stets sein persönlicher Stil erkennbar bleibt. Lateinamerikanische Tänzer Uraufführung New Yorker Lewisohn-Stadion 1931 hatte sich George Gershwin mit dem Musical Of Thee I Sing endgültig am Broadway etabliert. Um seine Stellung auch im Metier der Konzertmusik zu festigen, fand am 16. August 1932 im New Yorker Lewisohn-Stadion ein Konzert mit der New York Philharmonic statt, in dem ausschließlich Werke Gershwins zu hören waren. Auf dem Programm standen unter anderem sein Concerto in F und An American in Paris, sowie die Uraufführung der Cuban Overture auf dem Programm. In dem Stadion-Konzert wurde das Stück noch unter dem ursprünglichen Werktitel Rumba aufgeführt. Für die erste Aufführung im geschlossenen Konzertsaal der Metropolitan Opera am 1. November 1932 änderte Gershwin den Titel in Cuban Overture. Gershwin begründet diese Entscheidung folgendermaßen: Wenn die Leute „Rumba“ lesen, denken sie an den „Peanut Vendor“ oder ähnliche Schlager. „Cuban Overture“ entspricht besser der Absicht und dem Charakter der Musik. (George Gershwin) (http://www.schott-musik.de/news/archive/show,9091.html; https://www.mphil.de/werke/cubanoverture.html) Martin Wind (* 1968) Zitat von Martin Wind:: „Ich bin Deutscher, bin Europäer, in der klassischen Tradition und auch als Jazzmusiker ausgebildet, das hat mir viel bedeutet. Ich habe jahrelang in Orchestern gespielt, spielte u. a. Prokofiev mit Rostropowitsch, Stravinsky mit Kitajenko und Tschaikovsky mit Gergejev, Berg mit Guidon Kremer ... Aber ich bin auch dieser von Ray Brown beeinflusste Bassist: grooven, mit Swing spielen – all das ist Teil meiner Persönlichkeit.“ Kurzbiografie Martin Wind, 1968 in Flensburg geboren, war 1989 einer der Gründungsmitglieder des Bundesjazzorchesters unter der Leitung von Peter Herbolzheimer. In dieser Zeit lebte er in Köln und studierte dort Kontrabass. 1996 ging er mit Hilfe eines Stipendiums des DAAD an die New York University, wo er sein Studium in Jazzcomposition und Performance 1998 mit einem Master’s Degree abschloss. Seit 1997 ist Martin Wind Dozent an der Jazzabteilung der New York University. 1995 landete Martin Wind auf dem dritten Platz der International Thelonious Monk Bass Competition in Washington, D.C. und 1996 gewann er den ersten Cognac Hennessy/Blue Note Jazz Search mit seinem Trio »Dreiklang«, dem eine Plattenveröffentlichung auf dem Blue Note Label folgte. Im Jahr 2000 erhielt er als erster Jazzmusiker den Kulturpreis seines Heimatbundeslandes SchleswigHolstein. Martin Wind konzertiert inzwischen regelmäßig in den etablierten Clubs in New York und ist auch als Studiomusiker vielbeschäftigt. So wirkte er unter anderem bei den Filmmusiken von »Intolerable Cruelty«,»The Alamo« und »Mona Lisa Smiles« mit. Es folgten mehr als 100 Platteneinspielungen als Leader und Sideman. Martin Wind ist Mitglied der Trios von Bill Mays, Dena DeRose und Friedman und konzertiert regelmäßig mit Matt Wilsons Formationen, Ken Peplowski und dem Village Vanguard Jazz Orchestra. 2005 und 2006 schrieb Martin die Musik für zwei Produktionen des legendären »American Place Theatre«, und seine Komposition »The Cruise Blues« wurde von dem Posaunisten Wycliff Gordon erstmals aufgenommen. Er hat inzwischen über 50 Kompositionen und Arrangements geschrieben. (http://www.martinwind.com/bio.htm) Martin-Wind-Quartett Das Martin-Wind-Quartett besteht aus Scott Robinson (Tenorsaxophon), Bill Cunliffe (Piano) und Joe La Barbera (Drums). Die Band wurde vor ca. 10 Jahren gegründet und spielte u. a. auf dem „JazzBaltica”-Festival (2008) und dem „Punta del Este Jazz“Festival in Uruguay (2015). 2008 erschien die erste CD „Salt’n Pepper!” (Challenge Records) und 2009 folgte die DVD „Live at JazzBaltica”. Darauf folgten das Album „Get it!” (Laika Records, 2010) und die vorerst letzte Aufnahme „Turn out the Stars – music written or inspired by Bill Evans” (2014). Martin-Wind-Quartett Turn out the stars (veröffentlicht am 20. Mai 2014) Gespielte Stücke aus dem Album: 1. Turn out the Stars 2. My Foolish Heart 3. The Days of Wine and Roses 4. Jeremy 5. Blue in Green 6. T. T. T. T. (Twelve Tone Tune Two) Entstehungsgeschichte Turn out the Stars ist Winds bislang ambitionierteste Arbeit als Arrangeur. Den Wunsch, etwas für ein gesamtes Orchester zu komponieren und gleichzeitig einen Tribut an Bill Evans zu zollen, äußert er, als er sich mit Giancarlo Di Napoli, Leiter des Festivals Ancona Jazz, trifft: „Da habe ich ihm gesagt, dass ich immer schon mal etwas fürs Orchester schreiben wollte, wünschte mir, einige von Bills Kompositionen im Orchestergewand zu erleben. Ich habe ihn mit der legendären Aufnahme „Live at the Village Vanguard“ entdeckt. Seine romantische Art Jazz zu spielen hat mich sofort zutiefst berührt. Evans hatte europäische Wurzeln und eine klassische Ausbildung, die man in seinem Anschlag und in seiner Harmonik hört. Daher habe ich mich ihm immer so nahe gefühlt: der klassische Background, die gemeinsame Liebe zur Musik der europäischen Romantik, auch meine Liebe zu den großen russischen Komponisten.“ Wer war Bill Evans ? Bill Evans gilt als einer der einflussreichsten Pianisten des Modern Jazz und war stilbildend für eine ganze Generation von Musikern, zu denen Herbie Hancock, Keith Jarrett, Chick Corea und Brad Mehldau gehören. Stark geprägt von Vorbildern wie Lennie Tristano sowie vom Impressionismus Claude Debussys und Maurice Ravels brachte Evans eine introvertierte und lyrische Sensibilität in den Jazz. In seinen Klaviertrios machte er Bass und Schlagzeug von Begleitern zu gleichberechtigten Partnern. Neben seinem ersten Trio (1958–1961) mit Scott LaFaro und Paul Motian wird vor allem seine letzte Formation (1978–1980) mit Marc Johnson und Joe LaBarbera als Höhepunkt dieses Zusammenspiels gesehen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bill_Evans_%28Pianist%29) Aufnahme des Albums Eines von mehreren Konzerten des Wind-Quartetts (das in drei der neun Titel alleine agiert), mit dem Orchestra Filarmonica Marchigiana, fand im wunderschönen, über 350 Jahre alten Teatro Rossini in Pesaro statt. Ein Programm aus Evans-Kompositionen („Turn Out The Stars“, „Blue in Green“, „Twelve Tone Tune Two“), von durch Evans inspirierten Stücken („Memory of Scotty“, „Kind of Bill”, „Goodbye Mr. Evans”, „Jeremy”) und Standards aus Evans’ Repertoire („My Foolish Heart”, „The Days of Wine and Roses”). Vier Arrangements stammen aus der Feder Winds, weitere steuerten der Saxophonist Scott Robinson und der Pianist Bill Cunliffe bei. „From the Flensburg Fjord to the Hudson River“, Suite für Jazz-Quartett und Orchester 1. The Fjord 2. Kiel 3. Cologne 4. The Hudson Martin Wind über die Auftragskomposition Diese Komposition in vier Sätzen beschreibt musikalisch die wichtigsten Abschnitte meines Lebens, wobei jede Station von einem anderen Instrument des Quartetts verkörpert wird. Der erste Satz „The Fjord” ist eine Liebeserklärung an meine Heimatstadt Flensburg und die Flensburger Förde, an der ich meine Kinder- und Jugendjahre verbringen durfte. Ich habe versucht, die Stille der Förde und die Weite der sie umgebenden Landschaft einzufangen. Der oft von tiefhängenden Wolken bedeckte Himmel prägt das Bild ebenso wie Flensburger Förde die Mischung aus gelber Rapsblüte, grünen Wiesen und Wäldern und blaugrauem Fördewasser. Nieselregen trägt zu einer leicht melancholischen Grundstimmung bei. Hier sind meine Ursprünge, hier wurde ich geprägt; daher wird dieser erste Abschnitt von meiner Stimme, dem Kontrabass, dominiert. Im zweiten Satz „Kiel” reflektiere ich meine Zeit im Marinemusikkorps Ostsee. Der bekannte Marsch „Gruß an Kiel” stand Pate, und Drummer Joe La Barbera kann sich hier zusammen mit seinen klassischen Kollegen austoben. Bei Vereidigungen musste ich oft in der Schlagzeuggruppe als Beckenspieler aushelfen. Viele der Berufssoldaten waren bei diesen Anlässen schon zu früher Stunde angeheitert. Beim Schreiben dieses Satzes versuchte ich, mir vorzustellen, wie ein „betrunkener” Marsch geradezu entgleisen könnte. Im dritten Abschnitt „Cologne” dreht sich alles um das Klavier. Fast sechs Jahre lang studierte ich an der Musikhochschule Köln klassischen Kontrabass und habe in der Zeit unzählige Klavierkonzerte mit dem Hochschulorchester und diversen internationalen Studentenorchestern gespielt. Meine Studien in Kontrapunkt, Formenlehre und Kompositionstechniken des 20. Jahrhunderts kommen in diesem Satz zur Anwendung. Pianist Bill Cunliffe ist mit klassischer Musik gleichermaßen vertraut wie mit diversen Stilen des Jazz und somit der ideale Interpret für diesen Part. Seit nunmehr 20 Jahren lebe ich in New York, der Metropole am Hudson River. Es ist die Stadt, die von allen Kulturen der Welt beeinflusst, und zu Recht als gigantischer „Melting Pot” bezeichnet wird. Sie ist immer in Bewegung, das Leben spielt sich hier mit einem unglaublichen Tempo ab und in einer faszinierenden, aber auch erschöpfenden Intensität. Ich habe versucht, die Unruhe und überwältigende Reizüberflutung dieser Stadt in dem finalen Satz „The Hudson” festzuhalten: Kaum ist ein Rhythmus etabliert, endet er auch schon und geht in einen anderen über. So geht es von einem reinen Dreivierteltakt in einen swingenden Blues über, bevor sich Orchester und Quartett in einem aggressiven Siebenviertel-Rhythmus duellieren. Am Schluss kommt es zu einer Verdichtung aller Elemente, die in einem erlösenden letzten Aufbäumen endet. Saxophonist Scott Robinson ist ein Künstler mit vielen Gesichtern: Er beherrscht die meisten Holz- und Blechblasinstrumente und fühlt sich in nahezu jeder musikalischen Situation zu Hause. (Martin Wind) Zum Vertiefen: George Gershwin http://gershwin.com/ (Infos über die Gershwin-Brüder) https://www.dhm.de/lemo/biografie/george-gershwin (ausführliche Biografie von Gershwin) https://www.youtube.com/watch?v=eFHdRkeEnpM (Rhapsody in Blue) https://www.youtube.com/watch?v=nRGTvK2S-G8 (Cuban Overture) Martin Wind http://www.martinwind.com/ (offizielle Homepage von Martin Wind) https://www.youtube.com/watch?v=Wt6x2EW-7nI (Turn out the Stars) Infosammlung zusammengestellt von Annika Rachor, Praktikantin in der Dramaturgie und Regie am Landestheater Schleswig-Holstein, Flensburg.