Begleitmaterial "Krähe und Bär"
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Begleitmaterial "Krähe und Bär"
Begleitmaterial zur Vorstellung KRÄHE UND BÄR Eine Produktion von DSCHUNGEL WIEN Österreichische Erstaufführung | Schauspiel, Figurentheater Empfohlen von 8 bis 14 Jahren Do. 07. Apr. 10:00 | Fr. 08. Apr. 10:00 + 14:30 Mo. 11. Apr. 10:30 | Di. 12. Apr. 10:30 Mi. 27. Apr. 10:00 | Do. 28. Apr. 10:00 | Fr. 29. Apr. 10:00 + 14:30 Ansprechperson für Informationen, Anmeldung und Kartenreservierung Mag. Christina Bierbaumer / Mo. – Fr. 09:00 - 17:00 Fon: +43.1.522 07 20 -18 / Fax: +43.1.522 07 20 -30 c.bierbaumer@dschungelwien.at / www.dschungelwien.at INHALTSVERZEICHNIS 1. ZUR PRODUKTION................................................................................................ 3 2. AUSFÜHRLICHE INHALTSANGABE .................................................................. 4 3. INTERVIEW MIT DER REGISSEURIN ................................................................. 6 4. DAS BÜHNENBILD ................................................................................................ 7 5. DAS TEAM ............................................................................................................. 10 6. AUSZÜGE AUS DEM STÜCK ............................................................................. 10 7. INFORMATIONEN UND ÜBUNGEN FÜR DEN UNTERRICHT...................... 11 2 1. ZUR PRODUKTION Krähe und Bär oder: Die Sonne scheint für uns alle Eine Produktion von DSCHUNGEL WIEN Österreichische Erstaufführung Schauspiel, Figurentheater für Kinder von 8 bis 14 Jahren Dauer: 70 Min. Krähe: „Höflichkeit ist was für satte Tiere“ Ein Bär im Zoo und eine Krähe in Freiheit. Der Bär dreht Tag für Tag seine Runden im Käfig, der viel zu klein für ihn ist, und träumt von der weiten Welt. Die Krähe kommt immer wieder bei ihm vorbei, weil der Bär drei volle Mahlzeiten am Tag serviert bekommt, in der Hoffnung, etwas abzubekommen. Ein ungleiches Paar, das über Umwege und mit einigen Anfangsschwierigkeiten zu Freunden wird. Der Bär teilt sein Essen und die Krähe berichtet von fremden Ländern. Sie träumt von einem geregelten Leben und er von der Freiheit. Eines Nachts erfahren sie von der Schlange ein Geheimnis: Sie können mit Hilfe ihres Giftes die Körper tauschen. Gesagt, getan: Die Krähe lebt ab sofort mit drei Mahlzeiten am Tag im Bärenkäfig und der Bär kann sich endlich in die Lüfte erheben und die weite Welt ansehen. Doch nun ist die Krähe im Körper des Bären im Käfig eingesperrt und führt zwar ein ruhiges und sattes, aber dafür langweiliges Leben. Der Bär, im Körper der Krähe, sieht sich mit einigen Problemen der Freiheit konfrontiert und muss lernen, dass draußen das Recht des Stärkeren zählt. In seinem klugen und vielschichtigen Stück ergründet der preisgekrönte Autor Martin Baltscheit die Frage, ob ein sicheres Leben mit Grenzen einhergehen und notwendigerweise unfrei sein muss. Und ob die „große Freiheit“ nicht auch eine Freiheit mit Pferdefuß sein kann, da sie manchmal am Recht des Stärkeren endet. Am Ende teilen Krähe und Bär das Leben miteinander - in einer freien Entscheidung und mit Vollpension! Autor: Martin Baltscheit | Regie: Julia Burger | Bühne, Kostüm: Nora Pierer | Dramaturgie: Marianne Artmann | Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH, Hamburg | Spiel: Viviane Podlich, Sven Kaschte Vorstellungen für Schulklassen und Hortgruppen: Do. 07. Apr. 10:00 Fr. 08. Apr. 10:00 + 14:30 Mo. 11. Apr. 10:30 Di. 12. Apr. 10:30 Mi. 27. Apr. 10:00 Do. 28. Apr. 10:00 Fr. 29. Apr. 10:00 + 14:30 3 2. AUSFÜHRLICHE INHALTSANGABE Diese Inhaltsangabe dient in erster Linie zur Information für Sie als PädagogIn und ist nicht dazu gedacht, sie an die SchülerInnen weiterzugeben. Wenn Sie allerdings Sorge haben, dass die SchülerInnen Verständnisschwierigkeiten haben könnten - etwa, weil Deutsch nicht ihre Muttersprache ist -, können Sie den Ablauf natürlich mit ihnen besprechen. Die Inhaltsangabe soll Ihnen außerdem helfen, nach dem Vorstellungsbesuch mit den SchülerInnen darüber zu sprechen, was sie gesehen haben. Ein Bär im Zoo. Das eingesperrte Tier sitzt stumpf in seinem Gehege und spielt auf seiner Melodika. Eine Krähe nähert sich seinem Essen, rutscht ab und fällt ins Wasser. Der Bär reagiert vorerst nicht, dann taucht er sie auch noch unter und erst in letzter Minute zieht er sie aus dem Wasser. Die geschockte Krähe beschimpft ihn. Der Bär ärgert sich über die unhöfliche Krähe, will seine Ruhe haben und schickt sie weg. Doch schon am nächsten Tag ist sie wieder da. Der Bär will ihr nichts von seinem Futter abgeben und verjagt sie. In der Nacht träumt der Bär von der Krähe und spricht im Schlaf: er wünscht sich, dass die Krähe wieder kommt. Sie sei klug und witzig. Am nächsten Tag kommt die Krähe wieder und fragt nach Essen. Im Austausch dafür fliegt sie auf und sagt ihm, was sie sieht: eine Stadt, einen Fluss, Züge und Busse voller Menschen. Aber keinen Ausweg für den Bären. Der Bär gibt ihr etwas von seinem Essen, denn sie hat die Wahrheit gesagt. Am nächsten Tag ist die Krähe wieder da. Sie erklärt dem Bären, dass die Mauer rund um sein Gehege das Paradies sei. Er habe drei Mahlzeiten am Tag, einen Pool und die Mauer schütze vor Löwen. Der Bär hat aber keine Angst vor Löwen und vor Krähen schütze ihn die Mauer nicht. Und sein Essen würde er ihr auch nicht abgeben. Die Krähe würde ja nur mit ihm sprechen, um an sein Essen zu kommen. Sie solle aber seinetwegen kommen. Morgen. Am nächsten Tag bringt die Krähe einen Farbeimer mit und malt dem Bären ein Bild an die Wand seines Geheges: ein weißes Rechteck, in dem sie den unteren Teil blau ausmalt. Himmel und Meer. Ein Ausblick für den Bären. Doch für den Bären stimmt das nicht, er malt Gitterstäbe davor. Schließlich malt er noch mehr an die Wand: „Ich male mir Flügel! Damit ich fortfliegen kann. So wie du!“ Die Krähe versucht, den Bären abzulenken und fragt nach seiner Kindheit. Der Bär wurde in einem anderen Zoo geboren, seine Mutter hat nach ihm gebissen, deshalb wurde er hierher gebracht und musste ohne Mutter aufwachsen. Die Krähe trumpft mit ihrem Wortschatz auf: der Bär solle seine Situation nicht dramatisieren, der Status Quo sei nicht zu ändern. Plötzlich wird eine Flasche und eine Mütze in das Gehege geworfen – wohl von einem Kind. Der Bär mag keine Kinder. Die Krähe entgegnet, dass die Kinder den Bären lieben. Fast alle haben einen Teddybären. Auf die Frage der Krähe, ob sie 4 sein Essen haben könne, sagt der Bär: „Sobald ich hier raus bin, kannst du es haben. Für immer!“ Die Krähe setzt sich eine Clownsnase auf, um den Bären aufzuheitern. Sie kommen auf die Menschen zu sprechen – und was sie über sie sagen, ist nicht gerade schmeichelhaft: sie sind laut, sie riechen nicht gut, sie können sich auch gegenseitig nicht riechen. Sie denken in Gruppen, sind immer gegen etwas, müssen andauernd in den Krieg ziehen. Man müsste sie einsperren! Die Krähe redet sich in Rage, doch der Bär hat Einwände: Da ist kein Frieden ohne Freiheit. Niemand ist frei, solange noch einer eingesperrt ist. Er würde niemanden für sein Glück einsperren. Die beiden geraten in Streit, sind traurig und singen ein Lied. Das gemeinsame Musizieren bringt sie wieder zusammen und der Bär gibt der Krähe etwas von seinem Essen ab. Am nächsten Tag hat die Krähe eine Überraschung für den Bären: Sie hat von der Schlange eine Medizin bekommen, mit deren Hilfe sie die Körper tauschen können. Und tatsächlich: Der Bär wird eine Krähe und fliegt weg. Die Krähe bleibt als Bär im Gehege. Der Bär im Körper der Krähe (ab jetzt: Krähenbär) begegnet einer anderen Krähe, die ihn verjagt: er nimmt ihr nur ihr Futter weg, das ist ihr Revier, und wenn er nicht abhaut, hackt sie ihm die Augen aus. Die Krähe im Körper des Bären (ab jetzt: Bärenkrähe) liegt inzwischen vollgefressen im Gehege. Sie hat es ein wenig übertrieben und versucht sich mit Bewegung Erleichterung zu verschaffen, um wieder essen zu können. Der Krähenbär ist hungrig und schlecht gelaunt. Die Bärenkrähe hat sich überfressen und wünscht sich, noch einmal leicht zu sein, fliegen zu können, frei wie ein Vogel zu sein. Per Video sehen wir, wie der Krähenbär einer Ratte begegnet. Mit falschen Versprechungen lockt sie ihn in einen Müllcontainer, räumt ihn leer und macht den Deckel zu: Der Krähenbär ist im Container gefangen und wünscht sich in sein früheres Leben zurück. Die Bärenkrähe sieht im Traum den Bären halbverhungert in einer Kiste sitzen. Er braucht Hilfe. Doch sie schafft es nicht über die Mauer. Schließlich trinkt sie noch einmal von der Medizin und sitzt plötzlich wieder in ihrem eigenen Köper im Gehege. Sie fliegt zum Container, doch sie findet den Bären dort nicht, nur Federn, Fell und Abfall, wie nach einer Explosion. Die Krähe sucht den Bären überall und landet schließlich wieder im Bärengehege. Sie ist verzweifelt. Da kommt plötzlich der Bär und klettert in sein Gehege, das er nun nicht mehr als Käfig, sondern als Zuhause empfindet. Die beiden umarmen sich. Der Bär hat herausgefunden, wie man die Gitter aufmachen kann. Er kann jetzt also kommen und gehen, wie er will. Krähe: „Das Leben tauschen ist ein Glück, was?“ Bär: „Das Leben teilen ist ein Glück, liebe Krähe, das Leben teilen.“ 5 3. INTERVIEW MIT DER REGISSEURIN JULIA BURGER Was hat Sie an diesem Stück interessiert, warum wollten Sie es auf die Bühne bringen? Zum einen bin ich ein großer Fan des Autors Martin Baltscheit und war schon länger auf der Suche nach einem Text von ihm, den ich auf die Bühne bringen konnte, zum anderen finde ich die extreme Gegensätzlichkeit der Figuren sehr spannend. Also nicht nur, dass es zwei so unterschiedliche Tiere sind, sondern auch, dass es zwei entgegengesetzte Charaktere sind, deren Lebensrealitäten sich so sehr voneinander unterscheiden. Also der Bär im Zoo in Gefangenschaft und die Krähe in Freiheit. Das sich daraus ergebende Spannungsfeld interessiert mich. Das Stück ist für vier DarstellerInnen geschrieben, Sie setzen es mit zwei um. Warum? Es ist so, dass die beiden zusätzlichen Figuren, die in unserer Version nicht extra besetzt sind, erst sehr spät im Stück auftauchen und jeweils auch nur eine Szene haben. Es liegt also recht nahe, sich in erster Linie auf die beiden Figuren zu konzentrieren, die mehr oder weniger durchgängig auf der Bühne sein werden und für die beiden Figuren, denen der Bär im Körper der Krähe auf seiner Reise begegnet, andere Lösungen zu suchen. Viviane Podlich ist Puppenspielerin, Sven Kaschte ist Schauspieler. Wie kamen Sie auf die Idee für diese Besetzung und was erhoffen Sie sich von der Form des Figurentheaters? PuppenspielerInnen sind sehr vielseitig in ihrem Fach ausgebildet. Hier geht es nicht nur darum, tatsächlich mit einer Puppe zu spielen, sondern auch mit Masken, mit großen Puppen, die durch mehrere SpielerInnen geführt werden und so weiter. Gerade hier kann es spannend sein für eine Puppenspielerin ein Tier zu spielen bzw. in unserem Fall mehrere Tiere, denn Viviane Podlich verkörpert auch die Tiere, denen der Bär im Krähenkörper auf seiner Reise begegnet. Dazu kommt, dass in einer früheren Arbeit mit den beiden SpielerInnen schnell klar wurde, wie wunderbar sie zusammen auf der Bühne harmonieren. Ich freue mich sehr, das Stück mit diesen beiden SpielerInnen zu erarbeiten. Wenn Sie die beiden Hauptfiguren, den Bären und die Krähe, charakterisieren sollten, wie würden Sie das tun? Der Bär ist einsam und traurig. Die Gefangenschaft hat ihn zornig werden lassen und er ist ein Eigenbrötler geworden. Er vertraut niemandem und will 6 zuerst keine/n FreundIn haben. Er ist aber nicht durchwegs böse, er ist Opfer seiner Situation und lernt mit Hilfe der Krähe sich aus dieser zu befreien. Die Krähe ist ein starker Charakter, der ständige Kampf ums Überleben hat die Krähe zu einem Überlebenskünstler werden lassen. Sie ist sehr praktisch, sehr vorlaut und sehr gewitzt. Die beiden sind ein ungleiches Paar, die beste Voraussetzung für eine wunderbare Freundschaft. Freiheit ist ein sehr komplexes Thema, was sollen die ZuschauerInnen – wenn Sie sich das wünschen könnten - von der Vorstellung mitnehmen? Vielleicht, dass es verschiedenen Arten von Freiheit gibt. Und dass es manchmal ein bisschen Zeit braucht, um herauszufinden, was einen selbst frei macht. Ich würde mir wünschen, dass die ZuseherInnen für sich mitnehmen, sich diese Zeit zu nehmen, um eben herauszufinden, wo ihre persönliche Freiheit zu finden ist, um sich dann mit Mut auf den Weg zu machen. 4. DAS BÜHNENBILD Eine rigorose Abtrennung zwischen ZuschauerInnenraum und Bühne in Form von Absperrgittern bildet das markante Element auf der Bühne. Dahinter gibt es das Reich des Bären im Zoo mit einem Teich: einem vermeintlichen Idyll und einem klar geregelten Tagesablauf. An der Grundsituation des Stücks interessiert für den Raum ganz besonders die Trennung, das Dahinter oder Davor, die richtige oder falsche Seiten im Auge des/der Betrachters/in. Und die Möglichkeit diese Ein- bzw. Absperrung verbal, geistig und physisch überwinden zu können. Der Teich im Bärengehege wird mit verschiedenen Mörteleimern dargestellt, die im Verlauf des Stücks auch anderweitig Verwendung finden. Die Bühnengestaltung wird durch – teils bemalte – Blechwände im Hintergrund abgerundet. Video kommt ebenfalls zum Einsatz: Die Szene, in der der Bär im Körper der Krähe im Container eingesperrt ist und die Krähe das – im Traum? – sehen kann und ein zweites Mal von der Schlangenmedizin trinkt, wird mittels Videoprojektion sichtbar gemacht. 7 5. DAS TEAM Julia Burger (Regie) 1984 in München geboren. Studium in Wien. Während ihrer Regieassistenz am Schauspielhaus Zürich realisierte sie einen audiovisuellen „Hörspaziergang“ zur Geschichte des Schiffbaus (2010) und führte Regie bei „Die Totalvernutzung der Welt“ von Sandra Gugic im Rahmen des Autorenprojektes „Startguthaben“ an der Garage X in Wien (2011) und bei „Illusionen“ von Iwan Wyrypajew (2012). Seit der Spielzeit 2012/13 arbeitet Julia Burger als freie Regisseurin und realisierte vermehrt Kinder- und Jugendtheaterprojekte u. a. „Ich Jane, du Tarzan“, im Rahmen des SCHÄXPIR Festivals und Höhenrausch 3.0 in Linz, „Maximal Medial (AT)“ am DSCHUNGEL WIEN, im Rahmen von Macht|schule|theater, „Die Schneekönigin“ nach H. C. Andersen und „Ein Akkordeon auf Reisen“ am DSCHUNGEL WIEN, neben Theaterprojekten in Zürich und für WERK X in Wien. Seit Anfang 2015 ist sie als stellvertretende künstlerische Leitung, Regisseurin und Ensembleleitung fest am DSCHUNGEL WIEN engagiert. Nora Pierer (Ausstattung) Geboren 1985 in Graz, 2003 Matura in Basel mit dem Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten. Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel. 2005-2013 Studium der Deutschen Philologie an der Universität Wien und 2007-2012 Studium Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für angewandte Kunst. Mehrere Praktika, Bühnen- und Kostümbildassistenzen am Theater Freiburg, Theater Augsburg, Volkstheater Wien, Burgtheater, Landestheater St. Pölten, Theater in der Josefstadt, Het Nationale Toneel Den Haag, sowie Realisierung eigener Bühnenbildarbeiten und Ausstattungen an der Universität für Musik und darstellende Kunst, im DSCHUNGEL WIEN und im WUK. Lebt und arbeitet in Wien und international. Sven Kaschte (Darsteller) Geboren 1977 in München, Schauspielausbildung in Salzburg. Zuletzt spielte Sven Kaschte u. a. am Landestheater Linz, am TAG, im Werk X, bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf, den Schlossspielen Kobersdorf und am DSCHUNGEL WIEN u.a. in der Jugendproduktion „Kiwi“ und der mit dem STELLA 2010 ausgezeichneten Klassikeradaption „Moby Dick“. Sven Kaschte ist Mitbegründer der Theatergruppe Plaisiranstalt, die im DSCHUNGEL WIEN mit „Sturm“ und „Alltag“ zu sehen ist. Seit der Saison 2015/16 ist er Ensemblemitglied am DSCHUNGEL WIEN. Viviane Podlich (Darstellerin, Puppenspielerin) 1990 in der Nähe von Bremen geboren und aufgewachsen. Nach der Schule absolvierte sie mehrere Regieassistenzen und Praktika an verschiedenen Puppentheatern in Göttingen und Berlin und entdeckte dort ihre Leidenschaft für Puppen- und Objekttheater. Seit 2012 studiert sie „Zeitgenössische Puppenspielkunst“ an der Hochschule für Schauspielkunst 8 „Ernst Busch“ in Berlin. In der Saison 2015/16 ist sie artist-in-residence am DSCHUNGEL WIEN. 9 6. AUSZÜGE AUS DEM STÜCK 2. Szene: Eine Krähe erholt sich Die Krähe ist erschöpft und atmet schwer, sie steht noch unter Schock. Der Bär geht Kreise. Sein Gesicht ist ernst und leer. Krähe Sag mal, wolltest du mich fressen? Krähe Krähe Oder hast du Gewichte an den Tatzen? Was ist so schwer daran, eine Krähe aus dem Wasser zu ziehen? Hallo Fressmaschine! Hörst du mich, oder bist du taub, vor lauter Wohlstand? Also fürs nächste Mal: runterdrücken: Schlecht. Rausziehen: Gut! Krähe Jetzt bleib doch mal stehen, du brauner Haufen Bärenkacke! Der Bär bleibt stehen. Er sieht die Krähe an. Bär Du bist nicht höflich. Krähe Höflichkeit ist was für satte Tiere. Bär Ich kann unhöfliche Krähen nicht leiden. Krähe Und deshalb wolltest du mich umbringen? Bär Ich wollte meine Ruhe. Krähe Und dafür killt man kleine Vögel? Bär Wer ist ins Wasser gesprungen? Krähe Ich bin nicht gesprungen, ich bin gestolpert. Bär Und zufällig war mein Teich im Weg und ich habe vergessen es auf die Einladung zu schreiben? Was für eine Einladung? Krähe Bär Krähe Liebe Krähe, komm zur Knochenparty und bedien dich. Aber Vorsicht, der Teich ist kalt und beißt! Sag mal, bist du jetzt schlecht gelaunt? Bär Sag mal, bist du jetzt bescheuert? Krähe So eine Einladung habe ich nie bekommen. Bär So eine Einladung hat es nie gegeben! Szene 13: In der Fremde Der Bär im Körper der Krähe (=Krähenbär) landet neben einer grauen Krähe. Graue Na, du Bratapfelbarsch! Krähenbär Wie bitte? Graue Ich sagte: Na, du Bratapfelbarsch! Krähenbär Bratapfelbarsch, sagt man nicht. Graue So? Was sagt man denn? Brutupfelbursch? Krähenbär Graue Weder noch. Man sagt: „Guten Tag“, „Hallo“, oder „Gute Landung, Kumpel“. Man sagt alles Mögliche. Vielleicht sagt man auch nichts. Nichts ist ok, wenn man nicht reden will. Aber alles andere ist … Ja? Krähenbär … unhöflich. Graue Sagt wer? Krähenbär Ich. Und jeder, der Benehmen hat. Graue Benehmen ist was für feine Tiere. Für arme Teufel wie uns ist Benehmen Zeitverschwendung. Krähenbär Gute Manieren sind niemals Zeitverschwendung. Graue So redet einer, der sein Essen serviert bekommt. 10 7. INFORMATIONEN UND ÜBUNGEN FÜR DEN UNTERRICHT 1. Informationen über Krähen und Bären Warum könnte der Autor ausgerechnet eine Krähe und einen Bären zu den Hauptfiguren des Stücks gemacht haben? Was wissen die Kinder über Krähen und Bären? Sammeln Sie das Wissen der Kinder an der Tafel. Sie können auch die folgenden Informationen an die Kinder austeilen und sie in Kleingruppen Informationen zu Aussehen, Lebensraum, Nahrung etc. ausarbeiten und den jeweils anderen SchülerInnen vortragen lassen. 1.1 Die Krähe Die Nebelkrähe ist eine Art von Aaskrähe, die bei uns oft zu sehen ist. Die andere Art sind Rabenkrähen. Deren Gefieder ist allerdings komplett schwarz. Eine Krähe ist ein Vogel. Krähen gehören zur Gattung der Rabenvögel. Die Vögel, die wir als Krähen kennen, sind die eher kleineren Arten der Rabenvögel. In Europa kommen vor allem Saatkrähen, Aaskrähen, Elstern und Dohlen vor. Es gibt aber auf der Erde viele verschiedene Arten von Raben und Krähen, die über die ganze Welt verteilt leben. Krähen sind meistens ganz schwarz, manchmal aber auch grau oder wie die Elster schwarz-weiß. Eine Ausnahme ist der Eichelhäher: Auch er gehört zu den Krähen, doch hat er braunes Gefieder und blauschwarze Flügel. Alle Arten von Raben und Krähen zählen zu den Singvögeln, auch wenn sie krächzen und nicht singen wie zum Beispiel Amseln oder Drosseln. Die meisten Krähen sind Allesfresser. Besonders gern fressen sie Nüsse, Getreidesamen, aber auch kleine Käfer und Insekten und Aas von toten Tieren. WissenschaftlerInnen sagen, dass Raben und Krähen die klügsten Vögel sind. Sie können ihre Nahrung verstecken und sich alle Verstecke merken. Sie suchen die Verstecke so aus, dass sie sich sicher sind, dass sie keiner findet. Dazu müssen sie sich in andere hineinversetzen können, das gelingt anderen Vögeln kaum. Sie gehören außerdem zu den wenigen Tieren, die vorher genau planen, was sie tun, und die sich in einem Spiegel erkennen können. Viele Krähen sind Kulturfolger, das bedeutet, dass sie sich dort niederlassen, wo Menschen wohnen. Auch dort passen sie sich sehr geschickt an die Lebensumstände an. Krähen suchen oft im Abfall von Menschen nach Dingen, die sie noch essen können. Krähen nutzen außerdem rote Ampeln aus, indem sie überfahrene Nüsse oder Eicheln zwischen stehenden Autos aufpicken. Quelle: http://klexikon.zum.de/wiki/Kr%C3%A4he 11 1.2 Der Bär (Braunbär) Braunbären sind die bekanntesten Vertreter aus der Familie der Bären. Mit ihrem breiten Kopf, der langen Schnauze und den kleinen runden Ohren sehen sie aus wie richtige Kuschel-Teddys. Aber Vorsicht: Sie gehören zu den Raubtieren! Je nachdem, wo sie leben, sind sie klein oder riesengroß: Sie können zwischen zwei und drei Metern lang sein und 150 bis 780 Kilogramm wiegen - fast so viel wie ein kleines Auto. Die kleinsten Braunbären leben in den Alpen und sind gerade mal so groß wie ein Bernhardiner. Braunbären in Skandinavien und Westrussland sind schon bedeutend größer. Wahre Riesen unter den Braunbären findet man in Asien und Nordamerika: die Grizzlybären und die zum Teil über 700 Kilogramm schweren Kodiak-Bären sind die größten Landraubtiere der Erde. Alle haben kurze, kräftige Beine mit großen Tatzen und langen Krallen, die sie - anders als Katzen - nicht einziehen können. Braunbären waren früher vom Westen Nordafrikas bis Europa (außer auf Island und den Mittelmeerinseln), in Asien (bis Tibet) und in Nordamerika zu Hause. In vielen Regionen wurden sie ausgerottet. In Österreich wurden inzwischen einige wenige Bären wieder angesiedelt. Die meisten Braunbären gibt es heute in Russland und Nordamerika. Braunbären wohnen am liebsten in großen, ausgedehnten Laub- und Nadelwäldern. Weit im Norden leben sie aber auch in der Tundra. Sie sind sowohl am Tag als auch in der Nacht aktiv. Meist laufen Braunbären auf allen vieren herum, wenn sie jedoch etwas wittern oder einem Angreifer drohen, richten sie sich auf den Hinterbeinen auf - und dann sehen sie wirklich riesengroß und bärenstark aus. Bären sind ein bisschen anders als die übrigen Raubtiere: Es lässt sich nur ganz schwer erkennen, ob sie verärgert oder friedlich sind. Das liegt daran, dass sie keine Mimik haben; ihr Gesichts-Ausdruck ist fast immer genau gleich, keine Bewegung ist erkennbar. Auch, wenn sie meist behäbig und ruhig wirken: Auf kurzen Strecken können sie blitzschnell laufen. Grizzlys werden dabei fast so schnell wie ein Pferd. Den Winter verbringen Bären in Fels- oder Erdhöhlen, die sie mit Moos und Zweigen auspolstern. Dort halten sie zwar keinen richtigen Winterschlaf, aber eine Winterruhe. Sie schlafen die meiste Zeit und fressen nicht, sondern zehren von der dicken Speckschicht, die sie sich das Jahr über angefressen haben. Obwohl Braunbären Raubtiere sind, fressen sie fast alles, was ihnen vor die Schnauze kommt: Früchte, Beeren, junge Knospen und Wurzeln, Krebse, Fische, Frösche oder Ameisen, Vogeleier und Honig. Auch vor Aas machen sie nicht halt. Bären haben keine Feinde – außer den Menschen. Bären wurden oft unter schlechten Bedingungen als Tanzbären oder in viel zu kleinen Gehegen in Zoos gehalten. Wenn ein Bär im Zoo ohne Pause von einer Seite des Geheges zur anderen läuft, dann kann das eine Verhaltensstörung sein. Diese tritt bei Tieren in Gefangenschaft auf, wenn sie in viel zu kleinen Gehegen gehalten werden und sich keiner richtig um sie kümmert. In der freien Natur hätten die Tiere mehr Platz und sie wären den ganzen Tag mit der Nahrungssuche beschäftigt. Deshalb ist es wichtig, den Tieren in Zoos artgerechte Gehege zu bieten und sie zu beschäftigen. Quellen: http://www.kindernetz.de/oli/tierlexikon/-/id=74994/nid=74994/did=81828/1269uhl/ und http://www.tivi.de/fernsehen/purplus/artikel/41887/index.html 12 Sie können die Kinder auch eine Krähe und einen Bären zeichnen lassen oder Ausmalbilder verwenden. Vorlagen finden Sie etwa unter http://www.supercoloring.com/de/ausmalbilder/saeugetiere/baeren http://www.supercoloring.com/de/ausmalbilder/voegel/kraehen Zur Vorbereitung: Nun wissen wir schon eine ganze Menge über Krähen und Bären. Zurück zu unserer Frage: warum hat sich der Autor wohl ausgerechnet für diese Tiere entschieden? Was ist das Besondere an ihnen? Zur Nachbereitung: Ihr habt in der Theatervorstellung den Bären und die Krähe gesehen. Mit welchen Eigenschaften würdet ihr sie charakterisieren? Wie war die Krähe, wie der Bär? Was haben sie gemacht, wie waren sie gelaunt, wie haben sie gesprochen, was waren ihre Probleme? 13 2. Tiere in unserer Sprache – Sprichwörter und Redewendungen mit Tieren Spielen Sie doch mit den Kindern ein Sprichwörter-Quiz: Ein Kind nennt ein Tier, das andere sucht ein Sprichwort, in dem dieses Tier vorkommt. Das Spiel funktioniert zu zweit, in Kleingruppen oder auch im Klassenverband möglich. Das Quiz kann außerdem mündlich oder schriftlich gespielt werden. Damit es nicht zu schwierig wird, können ausgewählte Tiere auch vorher festgelegt werden und z.B. auf Zettel geschrieben werden, aus denen dann ein Zettel gezogen wird. Für jüngere Kinder können auch erst Sprichwörter mit Tieren gesammelt werden, danach wird das Quiz gespielt. Hier finden Sie eine Auswahl von Sprichwörtern und Redewendungen mit Tieren: Affen Ein Affentheater machen Mich laust der Affe! Dem Affen Zucker geben Sich zum Affen machen Wie vom wilden Affen gebissen sein Hasen Da liegt der Hase im Pfeffer. Ein alter Hase sein Ein Hasenfuß sein Ein Hasenherz haben Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts Bären Da steppt der Bär Jemandem einen Bären aufbinden Viele Hunde sind des Hasen Tod Wissen, wie der Hase läuft Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen Elefanten Wie ein Elefant im Porzellanladen Ein Gedächtnis wie ein Elefant haben Hühner Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Da lachen ja die Hühner! Hahn im Korb sein Herumlaufen wie ein aufgescheuchtes Huhn Ein Hühnchen zu rupfen haben Esel Eine Eselsbrücke bauen Fische Der Hecht im Karpfenteich sein Ein toller Hecht sein Einen dicken Fisch an der Angel haben Sich wie ein Fisch auf dem Trockenen fühlen Hunde Auf den Hund kommen Aufpassen wie ein Schießhund Bekannt sein wie ein bunter Hund Da liegt der Hund begraben. Da wird der Hund in der Pfanne verrückt! Das ist des Pudels Kern! Das ist ein dicker Hund. Den letzten beißen die Hunde. Hunde, die bellen, beißen nicht. Mit allen Hunden gehetzt sein Schlafende Hunde wecken Viele Hunde sind des Hasen Tod. Vor die Hunde gehen Wie ein Hund leben Wie Hund und Katze leben Fliegen Keiner Fliege etwas zuleide tun (können) Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen Flöhe Die Flöhe husten hören Jemandem einen Floh ins Ohr setzen Frösche Einen Frosch im Hals haben Sei kein Frosch! Geier Sich wie ein Geier auf etwas stürzen Weiß der Geier! Katzen Bei Nacht sind alle Katzen grau. Die Katze aus dem Sack lassen 14 Die Katze beißt sich in den Schwanz Die Katze im Sack kaufen Die Katze lässt das Mausen nicht Für die Katz sein Wie die Katze um den heißen Brei Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse Wie Hund und Katze sein Katzenwäsche machen Krähen Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus Pferde Auf dem hohen Ross sitzen Aufs falsche Pferd setzen Das beste Pferd im Stall Die Pferde scheu machen Immer sachte mit den jungen Pferden! Mit jemandem Pferde stehlen können Schafe Ein schwarzes Schaf Sich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen lassen Schlangen Wie das Kaninchen vor der Schlange Krokodile Krokodilstränen weinen Kühe Auf keine Kuhhaut gehen Einen Kuhhandel eingehen Mäuse Da beißt die Maus keinen Faden ab Es ist zum Mäusemelken. Mit Speck fängt man Mäuse. Weiße Mäuse sehen Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse Murmeltiere Schlafen wie ein Murmeltier 15 Schweine Die Sau rauslassen Ein Schweinegeld verdienen Ich glaub‘ mein Schwein pfeift! Perlen vor die Säue werfen Schwein haben Vögel Der frühe Vogel fängt den Wurm. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Stolz wie ein Pfau Einen Vogel haben 3. Thema Freiheit 3.1 Wie sieht Freiheit aus? (für jüngere Kinder) Im Stück malt die Krähe an die Wand des Bärenkäfigs ein Bild: Meer und Himmel. Sie möchte dem Bären damit ein Bild von Freiheit schenken. Wie sieht die Freiheit für euch aus? An welchem Ort fühlt ihr euch frei? Malt ein Bild dieses Ortes (am Meer, im Wald, auf dem Spielplatz, im Freibad, im Kinderzimmer, …). Sprechen Sie mit Ihren SchülerInnen über Orte, an denen sie sich frei fühlen und lassen Sie sie diesen Ort malen. 3.2 Was bedeutet Freiheit? (für ältere Kinder) Dass ich mich frei bewegen kann, nicht eingesperrt bin? Wenn ich mich frei bewegen kann, aber hungrig bin/kein Dach über dem Kopf habe, bin ich dann frei? Kann es sein, dass meine Freiheit auf Kosten anderer geht? Und wenn ich frei entscheiden kann, was ich mir kaufe, und ich genug Geld habe, mir zu kaufen, was ich möchte, und ich trotzdem das Gefühl habe, dass ich etwas Bestimmtes kaufen muss, weil man das einfach haben muss, weil man sonst „out“ ist, bin ich dann frei? (Wenn es nichts gibt, von dem ich denke, dass ich es haben „muss“: gibt es dann vielleicht etwas, von dem ich denke, dass ich es tun „muss“ (gut aussehen, Sport treiben, Musik hören, ausgehen, vegetarisch/vegan essen, …)?) Lassen Sie die SchülerInnen den Begriff „Freiheit“ erklären, ihre Gedanken dazu sagen/aufschreiben/in Kleingruppen diskutieren. 3.3 Menschenrecht „Freiheit“ (für ältere Kinder) Menschenrechte sind Rechte, die für alle Menschen überall auf der Welt gelten. Die Idee, genau festzulegen, welche Rechte dies sind, gibt es schon lange Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die UNO (Vereinigung vieler Länder) daran, diese Rechte auch schriftlich zu verfassen und den einzelnen Ländern zur Unterzeichnung vorzulegen. Am 10. Dezember 1948 wurde von der UNO die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. Wir haben uns angesehen, in welchen Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Begriff „frei“ vorkommt: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. (Artikel 1) Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. (Artikel 3) Jeder hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen. (Artikel 13) Eine Ehe darf nur bei freier und uneingeschränkter Willenseinigung der künftigen Ehegatten geschlossen werden. (Artikel 16) 16 Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen. (Artikel 18) Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten. (Artikel 19) Jeder hat das Recht, an der Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten seines Landes unmittelbar oder durch frei gewählte Vertreter mitzuwirken. (Artikel 21) Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuss der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind. (Artikel 22) Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit (Artikel 23) Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit (Artikel 24) Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften teilzuhaben. (Artikel 27) Jeweils 2-3 SchülerInnen nehmen sich einen dieser Artikel vor und versuchen herauszufinden, von welcher Art „Freiheit“ jeweils die Rede ist (zB Meinungsfreiheit). Jüngere SchülerInnen brauchen dabei vermutlich Ihre Hilfe. Anschließend präsentieren die SchülerInnen den Artikel in eigenen Worten den anderen SchülerInnen. 3.4 Hat die Freiheit auch Grenzen? Freiheit gehört also zu den Menschenrechten und ist auch im österreichischen Gesetz verankert. Allerdings darf die Freiheit des Einzelnen nicht die Freiheit anderer einschränken. Die eigene Freiheit endet also spätestens dort, wo die Freiheit anderer geschützt werden muss. Denkt Euch dazu Beispiele aus: überlegt Euch eine Situation, in der ein Mensch etwas macht, was er/sie machen möchte, aber dabei jemand anders in dessen/deren Freiheit einschränkt. Die Beispiele können erzählt, aufgeschrieben oder auch szenisch dargestellt werden. Beispiel: eine/r möchte laut Musik hören, der/die andere möchte im selben Raum ein Buch lesen. 17 3.5 Sicherheit/Schutz versus Freiheit Im Stück sagt die Krähe zum Bären: „Deine Mauer [sie meint die Mauer um das Bärengehege] ist das Paradies. Schon mal drüber nachgedacht? Drei Mahlzeiten am Tag, großer Pool [sie meint den Teich im Bärengehege] und die Mauer schützt vor Löwen.“ Der Bär kann das nicht nachvollziehen. Für ihn bedeutet die Mauer nicht Schutz, sondern Gefangenschaft. Wie groß ist das Bedürfnis der Kinder nach Freiheit bzw. Sicherheit? Auf dem Spielplatz gibt es mehr Sicherheit als im Wald, aber auch weniger Freiheit. Vorgegebene Regeln bei einem Bewegungsspiel sorgen für mehr Sicherheit, schränken aber die Fantasie ein. Diskutieren Sie mit den Kindern über Sicherheit und Freiheit oder probieren Sie verschiedene Vertrauensspiele aus: Blinde Schlange: Allen Kindern werden die Augen verbunden, nur ein Kind darf sehen. Alle fassen sich an den Händen oder halten sich an den Schultern des anderen fest. Die sehende Person führt die Schlange nun durch den Raum. Sie gibt Sicherheit und sorgt dafür, dass die anderen nicht gegen eine Wand laufen oder über einen Gegenstand stolpern. Die anderen Kinder müssen dieser Person folgen und können sich nicht frei bewegen. In Zweierteams führt jeweils ein Kind ein anderes Kind, dem die Augen verbunden wurden, durch einen Hindernisparkour. Bei diesem Spiel darf nicht gesprochen werden, die Anweisungen erfolgen über ein Klopfen auf die Schultern. Einmal klopfen bedeutet zum Beispiel rechts, zweimal links und so weiter. Die Bedeutung der Anweisungen wird vor Spielbeginn abgesprochen. 18 4. Weitere Anregungen, zur Nachbereitung 4.1 Schimpfwörter Vor allem in der ersten Szene bezeichnet die Krähe den Bären mit wenig schmeichelhaften Schimpfwörtern. Diese sind allerdings nicht völlig willkürlich gewählt. An welche erinnern sich die Kinder noch? Können sie erklären, warum die Krähe diese Schimpfwörter ausgewählt hat (z.B. Pelztasse, Bratapfel)? Die Kinder können sich nach demselben Muster ein Schimpfwort für die Krähe überlegen. Aber Achtung: es muss ein kluges Schimpfwort sein, das zu Aussehen und/oder Verhalten der Krähe passt! 4.2 Fremdwörter und lateinische Redewendungen Wir haben schon gehört, dass Krähen besonders kluge Tiere sind. In unserem Stück ist die Sprache der Krähe mit Fremdwörtern gespickt und sie kennt auch einige lateinische Redewendungen. Können sich die Kinder noch an solche Wörter und Sätze erinnern? Sie werden im Stück auch erklärt oder übersetzt. Wer hat sich etwas gemerkt (z.B. dramatisieren, Status Quo, Sol lucet omnibus)? Kennen die Kinder noch andere Fremdwörter oder lateinische Redewendungen? Je nach Alter der Kinder werden diese gesammelt, es wird ein kleiner „SchlaumeierDialog“ geschrieben oder sogar szenisch dargestellt. 4.3 Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral In der ersten Szene fällt die Krähe ins Wasser und der Bär reagiert vorerst nicht, dann taucht er sie auch noch unter und erst in letzter Minute zieht er sie aus dem Wasser. Die geschockte Krähe beschimpft ihn. Der Bär sagt, sie sei nicht höflich. Die Krähe antwortet: „Höflichkeit ist was für satte Tiere.“ Als der Bär im Körper der Krähe der grauen Krähe begegnet und sie unhöflich nennt, sagt diese zu ihm: „Benehmen ist was für feine Tiere. Für arme Teufel wie uns ist Benehmen Zeitverschwendung. So redet einer, der sein Essen serviert bekommt.“ Was könnte damit gemeint sein? Lassen Sie die Kinder über die Sätze der beiden Krähen diskutieren und sie erklären. 4.4 Neid Im Theaterstück ist der Bär neidisch auf die Krähe, weil sie sich frei bewegen kann. Die Krähe ist neidisch auf den Bären, weil dieser sein Essen serviert bekommt und nichts dafür tun muss. Haben der Bär und die Krähe im ersten Teil des Stückes auch über die Schattenseiten des Lebens des jeweils anderen nachgedacht? Welche Erfahrungen mussten sie machen, nachdem sie die Körper getauscht haben? Wie ging es dem Bären im Körper der Krähe bei der Nahrungssuche? Wie ging es der Krähe im Körper des Bären im Zoo? 19 4.5 Die Menschen in den Augen der Tiere In einer Szene sprechen der Bär und die Krähe über die Menschen. Können sich die Kinder noch an etwas erinnern, was die beiden über die Menschen gesagt haben? Menschen sind total verrückt. Wie die sich anziehen. Sie sind so laut! Und wenn sie auf die Welt kommen, können sie nix. Alles, was die machen, macht Krach. Dabei stinken sie. Und gegenseitig können sie sich auch nicht riechen. Sie denken in Gruppen. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Du oder ich! Wir oder die! Die können nicht anders, die sind so geboren. Müssen andauernd in den Krieg ziehen. Und wenn sie alles kaputt gehauen haben, bauen sie es wieder auf. Menschen sind immer gegen was. Nie dafür. Man müsste sie einsperren. Jede Gruppe in einen eigenen Käfig. Alle Tiere kommen und sehen es sich an: Friedliche, stille Menschen sitzen in Gehegen vor Fernsehern und streicheln ihre Telefone. 4.6 Kuscheltiere Im Stück erzählt die Krähe dem Bären, dass Menschenkinder Teddybären haben: Bär Krähe Bär Krähe Was ist das schon wieder? Ein Teddybär ist ein Stoffbär zum Kuscheln. Du meinst, ein ausgestopfter Bär? Nein. Ein Tier aus Stoff, nachgemacht und kuschelweich. Jedes Kind hat einen. Sie lieben Stofftiere. Sie lieben dich. Bär Und dich lieben sie nicht? Krähe Von einer Kuschelkrähe habe ich noch nie gehört. Hat die Krähe recht? Hat eine/r der Schüler/innen eine Krähe als Kuscheltier? Unsere Recherche ergab, dass es Plüschkrähen gibt: plueschtier.de german.alibaba.com german.alibaba.com 20 daseinhornimgarten.de 5. Weitere Anregungen, zur Vor- oder Nachbereitung 5.1 Wie bewegen sich Tiere? In der Gruppe versuchen die Kinder, sich wie –von Ihnen vorgegebene – Tiere zu bewegen. Je nach Alter der SchülerInnen wird grob oder genau auf Bewegungsabläufe geachtet. Ermuntern Sie die SchülerInnen, nicht nur auf Arme und Beine, sondern auch auf Schultern, Hüfte, Kopf usw. zu achten. Sie können die Übung auch in eine Geschichte verpacken, zum Beispiel „Im Safaripark“, „Auf dem Bauernhof“, „Im Zoo“: bei letzterem gehen die Kinder als ZoobesucherInnen durch den Raum, dann kommen sie in der Geschichte zum Gehege eines Tieres (das Sie vorgeben) und schlüpfen in die Rolle des Tieres. Danach gehen sie weiter und kommen zum nächsten. Variante: Jeweils 2-3 Kinder verkörpern dasselbe Tier in einem Gehege. Die „Gehege“ werden im Raum verteilt. Sie als PädagogIn – oder ein/e freiwillige/r Schüler/in – sind der/die Zoobesucher/in und schauen sich nacheinander die Tiere im Zoo an. Fortführung der Übung: Spiel „Tiere finden sich“ Tiere (die den Spielenden bekannt sind) werden auf verschiedene Zettel geschrieben. Dabei muss ein Tier mindestens zweimal vorkommen. Musik wird eingespielt und solange diese läuft, tanzen alle SpielerInnen wild durcheinander und tauschen Zettel, die sie vorher bekommen haben. Wenn die Musik stoppt, schauen alle auf ihren Zettel und machen das Tier geräuschlos nach, das auf ihrem Zettel steht und versuchen jemanden zu finden, der dasselbe Tier nachahmt. Hat sich ein Paar gefunden, setzen sie sich an den Rand und für alle übrigen beginnt das Spiel von vorn. 5.2 Bärobik Die Krähe im Körper des Bären fühlt sich wie im Schlaraffenland: drei Mahlzeiten am Tag und sie muss nichts dafür tun. Doch leider drückt sie der Bauch: sie hat zu viel gefressen. Deshalb macht sie „Bärobik“, wie der Autor in einer Regieanweisung schreibt. Das Wort ist eine Erfindung des Autors, zusammengesetzt aus „Bär“ und „Aerobik“, einem Fitnesstraining mit rhythmischen Bewegungen. Wie könnte das aussehen? Erfindet euer eigenes „Bärobik“-Programm! Jeweils ein Kind macht eine Übung vor, die anderen machen sie nach. Denkt dabei daran: ihr habt den Körper eines Bären! 5.4 Theater und Figurentheater spielen Vorbereitung: Eine Krähe basteln oder falten. Im Internet finden sich viele Bastel- und Faltanleitungen für Raben und Krähen: 21 Für jüngere Kinder: http://www.kinderspiele-welt.de/basteln-und-werkeln/raben-basteln.html http://www.trendmarkt24.at/bastelideen.rabe-basteln.html Für ältere Kinder: http://de.origami-club.com/animal/crow/crow2/index.html https://www.youtube.com/watch?v=Yqqqe0x5pkw https://www.youtube.com/watch?v=sJNznwjuSlI Nun probieren die SchülerInnen mit ihrem eigenen Körper aus, wie sich Bären und Krähen bewegen. Wie könnte man die Bewegungen der Krähe auf die gebastelte oder gefaltete Krähe übertragen? Kann man sie fliegen oder hüpfen lassen, ihren Kopf zur Seite drehen usw.? Anschließend suchen die Kinder eine Stimme für den Bären und die Krähe (hoch, tief, langsam, schnell etc.). Nun können jeweils zu zweit kleine Szenen gespielt werden: ein Kind spielt den Bären. Ein anderes Kind spielt die Krähe – die gefaltete oder gebastelte Krähe wird wie eine Puppe geführt. Wichtig dabei ist: eine Puppe wird dann „lebendig“, wenn sie sich beim „Sprechen“ ein wenig bewegt wird. Zur Vorbereitung können sich die Kinder selbst eine Szene ausdenken, die passiert, wenn sich ein Bär und eine Krähe begegnen. Zur Nachbereitung kann eine Szene aus dem Stück nachgespielt werden. Variante: wenn die Kinder lieber mit ihrem eigenen Körper als mit einer Figur spielen, können auch einfache Krähenschnäbel aus Papier gebastelt werden. Beide Kinder sind dann SchauspielerInnen. Optionale Fortführung der Stimmübung: Im Theaterstück tauschen Krähe und Bär die Körper. Die Kinder können versuchen, die Bewegungen des Bären mit der Stimme der Krähe zu kombinieren – und umgekehrt. Thematische Fortführung zur Vorbereitung: Nachdem die Kinder die erfundene Szene gespielt haben, wird die Szene nochmals wiederholt: diesmal darf sich das Kind, das den Bären spielt, nicht von seinem Platz 22 wegbewegen. Es ist „eingesperrt“. Das Kind, das die Krähe spielt, darf und soll den ganzen Raum ausnutzen, der zur Verfügung steht, ist ständig in Bewegung, spielt mit Nähe und Distanz zum Bären, taucht hinter/vor/neben ihm auf und „fliegt“ wieder weg. Was hat sich bei der Szene geändert? Wie haben sich die beiden gefühlt? 23