5.11.2004, 23:40 Sehr
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5.11.2004, 23:40 Sehr
Hansjuerg.Zumstein@sfdrs.ch 5.11.2004, 23:40 Sehr geehrter Herr Roth Ich schlage als Interviewtermin vor: 17.11, 18.11 oder 19.11. Mir persönlich würde der 18.11 am besten zusagen. Meine Recherchen haben bisher ergeben: * Die Danzer-Gruppe bzw Interholco hatte geschäftliche Kontakte mit Gus Kouwenhoven auch in diesem Jahr. Es besteht der Verdacht, dass diese Kontakt als Verstoss gegen UN-Bestimmungen einzustufen sind, da Kouwenhoven laut UN-Beschluss keine Finanztransaktionen mehr durchführen darf. * Herr Gus Kouwenhoven wurde schon im Jahr 2001 von der UNO als Waffenhändler definiert. * Mir liegen Unterlagen vor, die suggerieren, dass Danzer-Verantwortliche veranlasst haben, die Marke OTC gegen aussen zu vermeiden ("sans marquage OTC"), was wiederum darauf hindeutet, dass Danzer-intern die Problematik solcher Lieferungen sehr wohl bewusst war, weshalb man die Quelle wohl aus Imagegründen verschweigen wollte. * Die Danzer-Gruppe bezog auch grössere Holzmenge von der Maryland Prozessing Company. Deren Besitzer, Herr Fawaz, war laut UNO aufs engste liiert mit der Armee von Charles Taylor. Es stellt sich daher die Frage, ob Kontakte mit solchen Personen nicht den Danzer-eigenen Regeln widersprechen. * Daselbe gilt für die Inland Logging Company, bzw die Herren Cooper, mit denen die Danzer-Gruppe sogar eine Art Exklusivabnahmevertrag hatte (Quelle UN-Report). Bezüglich Ihres Mails vom 26.10 bitte ich Sie noch um Präzisierung, wieviel der Anteil Liberia verglichen mit den Bezügen aus Westafrika ausmacht. Selbstverständlich werden Sie wie zugesichert im Beitrag zu diesen Punkten Stellungen nehmen können. Ich bitte Sie, mir aus technischen Gründen (Crew-Bestellung), bis nächsten Dienstag mitzuteilen, welcher Te rmin Ihnen am besten zusagt. Für Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung, mit freundlichen Grüssen Hansjürg Zumstein Johannes Roth/Baar/CH 9.11.2004, 17:08 Sehr geehrter Herr Zumstein, wir beziehen uns auf unsere geführten Telefonate und den ausgetauschten Schriftverkehr. Ihre Fragestellungen suggerieren uns inzwischen, dass Sie eine einseitige und vordergründig investigative Darstellung mit Vorwürfen zu Geschäftstätigkeiten unserer Unternehmensgruppe anstreben, Anspruch: „Aufregende Sendung“. An einer derartigen Aufbereitung eines höchst komplexen Themas möchten wir uns nicht beteiligen. Sie würde dem vielschichtigen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Geschehen in den betroffenen Regionen nicht gerecht werden. Deshalb möchten wir davon absehen, Ihnen Kulisse für Dreharbeiten zu bieten. Auch einem Interviewwunsch erteilen wir zu diesem Zeitpunkt eine Absage. Unsere grundsätzliche Informationsbereitschaft bleibt davon unberührt. Nachstehend finden Sie unsere Antworten zu gestellten Fragen. Interholco AG hat von den Firmen Inland Logging, OTC und Maryland bis zum Inkrafttreten des UNExportbanns aus Liberia Holz bezogen. Alle Rundholzstämme, die wir aus Liberia bezogen haben, waren mit den für den Export notwendigen Identifikationsnummern versehen. Wegen der sensiblen, politischen Lage in Liberia hat sich Interholco vor allem im Jahre 2002 routinemäßig darüber informiert, inwieweit ihre Lieferanten von den United Nations als Waffenhändler bzw. Terroristen erkannt worden sind. In den Jahren 2002 und auch 2003 lagen bezüglich Inland Logging, Maryland und OTC hierzu gemäss unseren Informationen keine klaren Erkenntnisse vor, und in einem Telefonat im Juni 2002 mit einem Mitarbeiter der UN sah dieser auch keinen Grund, unsere Lieferanten zu diskriminieren. Auch wenn Gus Kouwenhoven offensichtlich bei OTC formal eine leitende Position innehatte, hat er im Tagesgeschäft und bei unseren Lieferbeziehungen keine Rolle gespielt. Das Unternehmen wurde von asiatischen Mitarbeitern des Mutterhauses geführt. Direkte Kontakte zu Gus Kouwenhoven gab es im Zusammenhang mit den OTC-Geschäftsbeziehungen nicht. Im September 2004 haben wir intern beschlossen, mit Herrn Kouwenhoven jüngst aufgenommene Lieferbeziehung aus der Republik Kongo heraus einzustellen. Wie in vielen Ländern West- und Zentralafrikas ist die arbeitsintensive Holzindustrie einer der wichtigsten Arbeitgeber. Diesen Fakt haben die UN in ihren Analysen über die Situation in Liberia auch immer positiv gewürdigt und sich bewusst bis Mitte 2003 gegen einen Holzexportbann entschieden. Unsere Lieferantenfirmen haben nachweislich in Liberia viele Arbeitsplätze geschaffen und damit Familien ernährt. Dieser wichtige Punkt wird in der einseitigen Diskussion oft vergessen. Im Rahmen unseres gruppenweiten Umweltmanagement-Systems (Environmental Management System), in dem wir uns nach der Industrienorm ISO 14001 richten, werden wir bis Anfang 2005 ein Projekt zur Aufstellung systematischer Kriterien für den Holzeinkauf in Afrika abschließen. Neben den klassischen Umweltaspekten, wie nachhaltiger Forstbewirtschaftung, wird hierbei vor allem die Frage der Legalität des Holzeinschlages im Vordergrund stehen. Nach interner Inkraftsetzung dieser Kriterien werden wir deren Einhaltung in Zukunft, auch unter Mitwirkung von unabhängigen Dritten, regelmäßig überprüfen. Weitergehend können wir uns erst äußern, wenn laufende Untersuchungen, zu denen auch Überprüfungen von Lieferantenbeziehungen in Afrika gehören, abgeschlossen sind. Über den Zeitplan hatten wir Sie informiert. Mit freundlichen Grüßen Johannes Roth Hansjuerg.Zumstein@sfdrs.ch 9.11.2004, 19:06 Sehr geehrter Herr Roth Ich bedaure ausserordentlich, dass Sie bzw die Danzer-Gruppe verzichtet, Ihren Standpunkt vor der Kamera zu vertreten. Den Vorwurf, ich würde einseitig recherchieren, muss ich hingegen in aller Schärfe zurückweisen. Wie immer wieder betont, bin ich bzw SFDRS offen, den Standpunkt der Danzer-Gruppe bzw die besten Argumente zu berücksichtigen. Ich bin aber verpflichtet, Sie mit allen Ergebnissen zu konfrontieren. Dies habe ich in transparenter Weise getan. Schon daraus können Sie ableiten, dass eine einseitige Darstellung in keiner Weise geplant ist. Selbstverständlich sind dies Zwischenergebnisse, und es kann durchaus sein, dass SFDRS nach Durchsicht Ihrer Gegenargumente zu Schlüssen kommt, die den Zwischenergebnissen widersprechen. Ich werde mich nach meinem Liberia-Aufenthalt nochmals bei Ihnen melden und Sie auch mit den Ergebnissen meiner weiteren Recherche vertraut machen. Vielleicht ergibt sich danach ja eine Möglichkeit, über Ihren Standpunkt bezüglich Ablehnung eines Interviews nochmals zu diskutieren. Ich verbleibe mit freundlichen Grüssen Hansjürg Zumstein Hansjuerg.Zumstein@sfdrs.ch 16.11.2004, 11:31 Sehr geehrter Herr Roth Wie heute bereits telefonisch mitgeteilt, komme ich soeben aus Liberia zurück. Wie versprochen teile ich Ihnen den neusten Recherchestand mit: - Laut Arthur Blundell (Mitglied des Panel of Experts on Liberia im Auftrag des UN-Security Councel) sind die Geschäftskontakte der Danzer-Gruppe mit Gus Kouwenhoven bis September 2004 keine Verletzung der UN-Sanktionen. - Am 5. Dezember wird der Security Councel entscheiden, ob der Holzbann verlängert wird. Zu diesem Zweck weilten die UN-Experten, u.a. Arthur Blundell, in Liberia. Ich habe sie auch dazu interviewt. Zudem habe Jonathan P. Klein, Leiter der Unmil-Aktion, interviewt. Ergebnis: Die UNO würde sehr gerne den Holzbann aufheben, damit sich die Wirtschaft in Liberia wieder entwickeln könnte, fürchtet aber, dass Gelder wiederum in die Hände von bewaffneten Gruppen fliessen könnte. - Ich habe ferner Enrcio Carisch interviewt, zeitweili g Mitglied des Panel of Experts on Liberia. Er hat insbesondere diverse Finanztransaktionen untersucht. Seiner Meinung nach hätte die Danzer-Gruppe viel vorsichtiger sein müssen mit Geschäftskontakten in Liberia. - Zudem habe ich in Monrovia Ihren Geschäftspartner Oscar Cooper (ILC) interviewt. Er dementiert, dass er Rebellengruppen finanziell unterstützt habe. Er erklärte, er hätte während einer gewissen Zeit einen Exklusivvertrag mit Interholco gehabt, da Interholco seiner Firma mit einem Darlehen die Holzförderung ermöglichte. - Ich habe auch die OTC-Anlage in Buchana besichtigt. Sie ist völlig zerstört, ein Wiederaufbau erscheint unmöglich. - Der von Ihnen in Ihrer Antwort angeführte Punkt, wonach Holzschlag ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für Liberia bzw Westafrika ist, wird durch meine Recherchen gestützt. Die OTC -Anlage beschäftigte je nach Quelle zwischen 3-4000 Personen. Für Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Ich verbleibe mit freundlichen Grüssen HJ. Zumstein Johannes Roth/Baar/CH 16.11.2004, 18:12 Sehr geehrter Herr Zumstein, vielen Dank für die Zusammenfassung unseres Telefonats. Ihre Reise hat unsere Informationen an Sie im wesentlichen bestätigt. Die sehr schwierige Situation, von der Sie auf Ihrer Reise einen ersten Eindruck bekommen haben, erfordert unserer Meinung eine tiefere Aufarbeitung, als es das vorgesehene Format zulassen würde. Wir möchten daher unseren bekannten Standpunkt beibehalten und von einer Beteiligung zum gegenwärtigen Zeitpunkt weiterhin absehen. Wir sind aber gerne bereit, bei weiterem Interesse am Thema Afrika, einen Kontakt zu Herrn Jean-Jacques Landrot, President, IFIA / ATIBT (Association Technique Internationale des Bois Tropicaux),Paris zu vermitteln. Er bearbeitet mit der UN ein Projekt, wie nach Aufhebung des Holzexportbanns Holzeinschlag und -vermarktung so organisiert werden können, dass eine Fehlleitung der Erträge verhindert werden kann. Mit freundlichen Grüssen Johannes Roth Hansjuerg.Zumstein@sfdrs.ch 18.11.2004, 11:40 Sehr geehrter Herr Roth Ich komme zurück auf unser heutiges Telefon. Da Ihre Firma bis im September 2004 mit Gus Kouwenhoven in Kontakt war, bitte ich Sie, mir seine Mailadresse bzw seine Koordinaten mitzuteilen, damit ich ihn ebenfalls befragen kann. Zu den Fakten: - Im Gegensatz zu Ihren Ausführungen hat der UN-Sicherheitsrat Gus Kouwenhoven bereits am 26. Oktober 2001 als Waffenhändler bezeichnet (vgl. S. 12 und S. 75 des Reports). - Ihre Aussage, wonach Gus Kouwenhoven erst im Jahr 2004 auf die Assets Freeze List kam, trifft zu. Das genaue Publikationsdatum ist der 15. Juni 2004. - Dessen ungeachtet hatte die Danzer-Gruppe nach eigenen Angaben geschäftlichen Kontakt mit Kouwenhoven bis in d en September 2004. Dies ist laut UNO legal, da der Vollzug der Resolution 1532 nicht Individuen untersteht, sondern den UN-Mitgliedstaaten. Für mich ist es schlicht nicht nachvollziehbar, wie eine seriöse Firma, und Danzer-Gruppe hat ja gestützt auf den Webauftritt diesen Anspruch, mit einem Geschäftsmann handeln kann, der auf einer Asset Freeze Liste und einer Travel Ban Liste steht. Letztere übrigens wegen Verstoss gegen das Waffenembargo ("arms dealer in contraventions of UNCS resolution 1343"). - Laut mir vorliegenden Unterlagen schrieb Gus Kouwenhoven am 17.5.2004 ein Mail an Ihren Herrn Ulrich Grauert. Auszüge: "Dear Ulrich (...) My outstanding with you today is Euros 250.000, can you deduct the next 50.000 Euros from my account and sent me the balance of the invoice in the amout of euros 33.780 to my account in Austria. (...) Anyhow I will call both you and Christian and discuss further Details As I have to go bakc to the bush by Wednesday. Best regards Gus." - Mir liegt Kontoauszug des erwähnten österreichischen Kontos vor. Aufgrund der UN-Sanktionen musste Danzer jederzeit damit rechnen, dass allfällige Ueberweisungenn in Oesterreich arretiert würden, ist doch die Absicht des Asset Freeze, den dort aufgeführten Personen jegliche geschäftliche Tätigkeit zu verhindern. Ich verbleibe mit freundlichen Grüssen, Hansjuerg Zumstein Rundschau Schweizer Fernsehen Johannes Roth/Baar/CH 19.11.2004, 10:31 Sehr geehrter Herr Zumstein, die von Ihnen aufgeführten Fakten bedürfen einer Richtigstellung: Sie zitierten aus dem Bericht des 'Panel of Experts on Liberia'. In dem Bericht wird OTC mit Waffenhandel in Verbindung gebracht, nicht aber Gus Kouwenhoven (GK). Bezüglich OTC kommt der UN-Sicherheitsrat in seinen Beratungen zu anderen Ergebnissen, wie auch aus späteren UN-Berichte hervorgeht. GK wird vom UN-Sicherheitsrat zu dieser Zeit als 'Owner Hotel Africa' geführt. GK wird erstmalig per 14.06.2004 (Liste Asset Freeze) als Waffenhändler geführt. In allen früheren Auflistungen des UN-Scherheitsrats wird GK als 'Owner Hotel Africa' (bis 6.06.2003) und anschliessend als 'Owner Hotel Africa, President OTC' (bis 14.06.2004) geführt. Für die UN war offensichtlich bis 14.06.2004 kein Beweis über Waffenhandel erbracht. Das Geschäft in der Republic Congo entstand anfangs 2004, also vor der UN Resolution 1532. Als wir im September Hinweis auf den Asset Freeze der UN erhielten, wurden die Geschäfte eingestellt, wie Ihnen bereits aus meinem Mail vom 9.11. bekannt. Ich gehe davon aus, dass das Dokument aus dem Sie zitieren zu den Unterlagen gehört, von denen Sie mir am Telefon sagten, Sie hätten sie von Greenpeace erhalten. Mit freundlichen Grüssen Johannes Roth