Ganzheitlich gegen Frauenbeschwerden (Seiten 16-19)
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Ganzheitlich gegen Frauenbeschwerden (Seiten 16-19)
GESUNDHEIT Naturheilkunde Ganzheitlich gegen Frauen Bei gynäkologischen Erkrankungen ist meist ein Arzt gefragt. Bei vielen gutartigen Beschwerden besteht die Möglichkeit, mit sanften und natürlichen Methoden vorzubeugen und sie zu behandeln. Text: Stella Cornelius-Koch F rauen sind anders krank als Männer. Besonders deutlich wird dies an den Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Nach einem Gesundheitsbericht aus Deutschland führen gutartige gynäkologische Diagnosen mit 1,2 Prozent zwar vergleichsweise selten zum Tod. Sie gehören aber zu den häufigsten Gesundheitsproblemen von Frauen und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Identität als Frau beeinträchtigt Dabei scheinen Frauen in den verschiedenen Lebensphasen ein eigenes Risikoprofil zu entwickeln: So werden junge Frauen zwischen 25 und 34 Jahren vor allem durch Entzündungen und andere Erkrankungen an den Eierstöcken beeinträchtigt, während Frauen mittleren Alters, also zwischen 35 und 54 Jahren, eher unter Zyklusstörungen und Schmerzen leiden. Mit der richtigen Ernährung beschwerdefrei Nach Angaben der Ärztin Christiane Northrup hat sich eine Ernährungsumstellung vor allem bei Menstruationskrämpfen, starken Blutungen, Myom- und Endometrioseschmerzen bewährt. Allgemein sinnvoll ist eine fettarme, ballaststoffreiche und überwiegend vegetarische Ernährung. Betroffene Frauen sollten zudem ausprobieren, wie ihr Körper reagiert, wenn sie drei Monate folgende Tipps beherzigen: zum Beispiel in Keksen, Kuchen, Chips. Sie können das Verhältnis der hormonartigen Linolsäuren stören, die bei fast allen Zellprozessen eine wichtige Rolle spielen. • Meiden Sie Milchprodukte wie Käse, Eis, Joghurt, Hüttenkäse oder steigen Sie auf solche aus Bio-Anbau um. Antibiotika- und Hormonreste aus konventionell erzeugten Milchprodukten können das weibliche Hormonsystem negativ beeinflussen. Der Kalziumbedarf kann über dunkelgrünes Blattgemüse oder mit Kalzium angereicherter Sojamilch gedeckt werden. • Nehmen Sie essenzielle Fettsäuren zu sich. Diese sind unter anderem in Kaltwasserfischen wie zum Beispiel Lachs (auf biologische Erzeugung achten), aber auch in Raps-, Oliven-, Walnuss- oder Leinsamenöl enthalten. • Schränken Sie den Verzehr von raffinierten Kohlenhydraten ein. Sie finden sich 16 Natürlich | 6-2007 • Essen Sie höchstens zweimal pro Woche rotes Fleisch und Eigelb. Beides enthält viel Arachidonsäure, das bei sensiblen Frauen den Anteil an Linolsäuren der Serie zwei erhöhen und so Gebärmutterkrämpfe fördern kann. • Meiden Sie stattdessen Lebensmittel mit Transfettsäuren, die in Lebensmitteln mit gehärteten Fetten wie zum Beispiel in manchen Margarinen oder Backwaren stecken. Was vielen nicht bewusst ist: Die weiblichen Geschlechtsorgane sind ein wichtiges Ausdrucksorgan der Psyche. «Gynäkologische Beschwerden sind eine sehr häufige und tabuisierte Stressreaktion», sagt die Ärztin Barbara Ehret-Wagener, Leiterin des Internationalen Zentrums für Frauengesundheit (IZFG) im deutschen Bad Salzuflen. «Das Schlimme ist: Bei dieser Symptomverschiebung kommt zu einem Stress noch ein anderer hinzu.» Den betroffenen Frauen wird jedoch nur selten umfassend geholfen, beklagt die Gynäkologin. Denn anstatt gemeinsam nach den eigentlichen Ursachen zu suchen, wird das Problem lieber schnell beseitigt und zum Beispiel die Gebärmutter entfernt. Eine solche Hysterektomie kann jedoch weitreichende körperliche und psychosoziale Folgen haben. Botschaften in Erkrankungen erkennen Die amerikanische Frauenärztin und Buchautorin Christiane Northrup glaubt, dass gynäkologische Erkrankungen in vielen Fällen auf unterdrückte Emotionen zurückzuführen sind. Wichtig ist daher, bei auftretenden Beschwerden auch mögliche Botschaften dahinter zu erkennen. Grundsätzlich hilfreich ist es, Stress abzubauen und regelmässig für Entspannung zu sorgen. Zwar geht manchmal kein Weg an einer konventionellen Behandlung oder sogar eine Operation vorbei. Vor allem starke oder lang anhaltende Beschwerden beschwerden sollten immer frauenärztlich abgeklärt werden. Bei vielen gutartigen gynäkologischen Beschwerden besteht die Möglichkeit, mit sanften und natürlichen Methoden vorzubeugen und sie zu behandeln: Menstruationsbeschwerden • Unregelmässige oder ausbleibende Periode: Zyklen von 24 bis 35 Tagen gelten als normal. Von einer unregelmässigen Periode spricht man, wenn die Blutung dauerhaft seltener oder häufiger auftritt oder es zu Zwischenblutungen kommt. Ein möglicher Grund sind Störungen im Hypothalamus zum Beispiel wegen Stress, Ängsten oder Depressionen. Der Hypothalamus ist das wohl wichtigste Steuerzentrum des Vegetativen Systems. Die Bedeutung dieses relativ kleinen Zwischenhirnareals kann man daraus ersehen, dass selbst geringste Störungen im Hypothalamus Auswirkungen auf die Lebensfähigkeit des Individuums haben. Eine ausbleibende Regelblutung geht oft auf starke seelische Belastungen, aber auch Leistungssport und Magersucht zurück. Therapiemöglichkeiten sind: Natürliche Hormone: Die Pille beziehungsweise ein Hormonpräparat kann die Periode wieder regulieren. Liegt bei Unregelmässigkeiten ein zu hoher Östrogen-Spiegel vor, empfiehlt Northrup natürliches Progesteron. Dazu wird ab der Mitte des Zyklus – meist 14. bis 28. Tag – ein viertel bis ein halber Teelöffel einer zweiprozentigen Creme ein- bis zweimal täglich auf weiche Hautstellen wie Brust, Bauch, Nacken oder Innenseite der Arme aufgetragen. Lichttherapie: Hierbei wird vom 14. bis 17. Zyklustag über den Zeitraum von rund sechs Monaten nachts eine Nachttischlampe mit einer 100-Watt-Birne neben dem Bett angelassen. Das Licht sollte auf Decke und Wand gerichtet werden, damit der Schlaf möglichst wenig gestört wird. Psychotherapie: Bei einer ausbleibenden Periode ist es besonders wichtig, körperlichen oder seelischen Stress abzubauen. Nach Ausschluss organischer Ursachen kann eine Psychotherapie helfen. • Verlängerte oder starke Regelblutung: Bei einer Menorrhagie dauert die Regelblutung länger als sechs Tage. Bei einer verstärkten Blutung (Hypermenorrhoe) werden mitunter mehr als 15 Monatsbinden pro Tag benötigt. Grund sind neben dem Beginn der Wechseljahre oft organische Veränderungen, wie eine Endometriose, Myome und – in seltenen Fällen – bösartige Tumore. Bei einer Endometriose siedeln sich Gebärmutterschleimhautinseln Fotos: Irisblende.de Nahrungsergänzung: Magnesium (300 bis 600 Milligramm pro Tag) wirkt krampflösend, Vitamin B6 (150 bis 200 Milligramm pro Tag) zusätzlich schmerzlindernd. Akupunktur: Akupunktur kann die Krämpfe verringern oder sogar beseitigen. Meist sind zehn Sitzungen nötig. Oft tritt jedoch schon nach drei Sitzungen eine deutliche Besserung ein. Naturheilkunde: Bewährt hat sich die Einnahme von Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) in Form von Tee – je Tasse ein Teelöffel zerkleinertes Kraut – oder Extrakten (siehe «Natürlich» 7-06). ausserhalb der Gebärmutter an. Myome sind häufig vorkommende, gutartige Tumore (Geschwülste), die sich aus der Gebärmuttermuskulatur entwickeln. Wichtig: Die Beschwerden sollten immer behandelt werden, da sonst die Gefahr von Eisenmangel oder Blutarmut besteht. Therapiemöglichkeiten sind: Medikamentöse Behandlung: Hormonpräparate, die Antibabypille und Kontraktionsmittel (sie stärken die Gebärmuttermuskulatur) können die Blutungsstärke verringern. Schonende Operation: Durch eine Endometriumablation (Menolyse) kann in vielen Fällen eine Gebärmutterentfernung vermieden werden. Hierbei wird die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) mittels Laser, Hitze oder Vereisung entfernt. Naturheilkunde: Eine Hypermenorrhoe kann durch Homöopathika (zum Beispiel Tollkirsche, Zaubernuss oder Schafgarbe) gut beeinflusst werden. Bewährt hat sich auch Zimt. Hierzu ein Teelöffel klein geschnittene Zimtrinde oder ein Teelöffel Zimtpulver mit 250 Milliliter kochendem Wasser übergiessen, zugedeckt zehn Mi18 Natürlich | 6-2007 nuten ziehen lassen und abseihen. Täglich zwei- bis dreimal eine Tasse zu den Mahlzeiten trinken. • Schmerzhafte Regelblutung: Mehr als jede zweite Frau hat krampfartige Unterleibsbeschwerden während der Regelblutung (Dysmenorrhoe). Mögliche Ursache ist ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron kurz vor der Regelblutung: So regt das Östrogen die Bildung von Prostaglandinen an. Sie sorgen dafür, dass sich die Gebärmuttermuskulatur verstärkt zusammenzieht, um die Abstossung der Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Häufig gehen die Schmerzen auch auf Myome, eine Endometriose oder Polypen zurück – häufig bei Blutungen nach den Wechseljahren. Therapiemöglichkeiten sind: Medikamentöse Behandlung: Hilfreich zu Beginn der Periode, also noch bevor der Schmerz einsetzt, sind schmerzstillende und krampflösende Mittel, wie zum Beispiel Ibuprofen, die die Prostaglandinbildung hemmen. In manchen Fällen helfen auch Gestagen-Präparate oder die Antibabypille. • Prämenstruelles Syndrom (PMS): Zwischen zehn und 40 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter dem Prämenstruellen Syndrom (PMS). Die Symptome – Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Brustspannen, unreine Haut und Heisshunger-Attacken – treten einige Tage vor der Periode auf und sind nach Einsetzen der Blutung schlagartig verschwunden. Mögliche Ursachen sind ein Mangel an Progesteron in der zweiten Zyklushälfte, eine genetische Veranlagung oder bereits erlebte Schwangerschaften. Sie können die Progesteron-Produktion regelrecht «erschöpfen». Mögliche Therapieformen sind: Nahrungsergänzung: Neben einer ausgewogenen Ernährung hat sich eine Nahrungsergänzung mit täglich 1200 Milligramm Kalzium bewährt, ebenso Magnesium (400 bis 600 Milligramm täglich) und Vitamin B6 (150 bis 200 Milligramm täglich). Naturheilkunde: Studien zufolge kann Mönchspfeffer (Agnus castus) PMS-Symptome wie depressive Verstimmungen lindern oder ganz beseitigen. Ideal sind dreimal täglich 650 Milligramm. Meditation: Die Ärztin Alice Domar, Leiterin des «Mind/Body Centers for Women’s Health» in Boston empfiehlt bei stressbedingten PMS-Beschwerden folgende Übung: Konzentrieren Sie sich auf einen kurzen Satz, den Sie mehrmals wiederholen. Dabei tief und ruhig ein- und ausatmen. Die US-Psychologin Joan Borysenko bezeichnet PMS auch als «emotionalen Hausputz». Demnach sind die Tage vor Beginn der Periode am besten dazu geeignet, darüber nachzudenken, was einen stört und im Verlaufe des Monats angestaute Emotionen wieder loszuwerden. Naturheilkunde GESUNDHEIT INFOBOX Literatur • Northrup: «Frauenkörper, Frauenweisheit», Verlag Zabert Sandmann 2006, ISBN 3-932023-22-4, Fr. 43.80 • Northrup: «Weisheit der Wechseljahre», Zabert Sandmann, 2006, ISBN 3-89883-141-3, Fr. 43.80 • Knöpfel: «Sanfte Medizin für Frauen», Aurelia Verlag 2003, ISBN 3-936676-07-5, Fr. 28.80 • Lohmann: «Natürliche Medizin für Frauen – Die besten Alternativtherapien und Heilmittel», Knaur Verlag 2005, ISBN 3-426-64214-6, Fr. 26.80 • Fischer: «Frauenheilbuch – Naturheilkunde, medizinisches Wissen und Selbsthilfetipps für eine ganzheitliche Frauengesundheit», Verlag Nymphenburger 2004, ISBN 3-485-01013-9, Fr. 34.90 Internet • www.die-frauenaerzte.ch • www.help.ch/branchen/frauenarzt/ • www.endometriose.ch • http://de.womenhealth.ch • www.gynaekologie.usz.ch/ Natürliche Hormone: Ein etwaiger Östrogenüberschuss kann auch hier durch natürliches Progesteron ausgeglichen werden. Die Anwendung erfolgt ab dem 10. Zyklustag wie bei unregelmässiger Periode beschrieben. Erkrankungen der Gebärmutter und der Eierstöcke • Endometriose und Myome: Bei einer Endometriose (Endometrium = Gebärmutterschleimhaut) siedelt sich Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe auch ausserhalb der Gebärmutter an. Nach Schätzungen sind zehn bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter betrof- fen. Zu den typischen Beschwerden gehören Beckenschmerzen, ein gestörter Menstruationszyklus (Zwischenblutungen) und Unfruchtbarkeit. Ähnliches gilt für Myome – gutartigen Tumoren der Gebärmutter, unter denen etwa 30 Prozent aller Frauen leiden. Da die Gebärmutter gut durchblutet ist, können Myome mitunter starke Blutungen verursachen oder zu Druck im Becken, häufigem Harndrang oder Schwangerschaftsproblemen führen. Als Therapiemöglichkeiten bietet sich Folgendes an: Schonende Operation: Seit Kurzem gibt es mit der Myom-Embolisation eine Gebärmutter erhaltende Alternative zur Gebärmutterentfernung. Bei dem Eingriff werden über einen Katheter kleine Kunststoffkügelchen in die Blutgefässe gespritzt, die das Myom versorgen, sodass es mit der Zeit aushungert. Auch eine Endometriose kann per Laparoskopie (Bauchspiegelung) Organ-erhaltend entfernt werden. Natürliche Hormone: Die bei Endometriose häufig verordneten Hormone bewirken eine Art vorübergehende Menopause und können unter anderem zu Hitzewallungen führen. Eine nebenwirkungsfreie Alternative ist eine natürliche Progesteron-Creme (Anwendung wie bei unregelmässiger Periode). Progesteron ist auch eine Alternative bei Myomen, die vor allem Blutungen verursachen. Blockierte Energie freisetzen: Da sowohl Endometriose als auch Myome oft mit Stress, unterdrückten Gefühlen und Wünschen zu tun haben, kann es hilfreich sein, diese durch Akupunktur, Massagen und kreativen Beschäftigungen freizusetzen. • Eierstockzysten und Polyzystisches Ovarien-Syndrom (PCO-Syndrom): Krankhafte Zysten können entstehen, wenn der Follikel das Ei nicht ausstösst oder die Zyste platzt und sich – mitunter sehr schmerzhaft – in die Bauchhöhle ergiesst. Eierstockzysten können auch im Zusammenhang mit einer Endometriose auftreten. Die Zysten sind nur in rund fünf Prozent aller Fälle bösartig, wobei die Wahrscheinlichkeit hierfür nach der Menopause steigt. Die Bildung vieler Zysten in den Eierstöcken infolge unterentwickelter Eier (Polyzystisches Ovarien-Syndrom) zeigt meist einen zu hohen Gehalt an männlichen Hormonen an. Als Therapievarianten stehen zur Auswahl: Hormontherapie: Bei einem PCO-Syndrom wird meist die Antibabypille oder ein Gestagen-Präparat verabreicht, um den normalen Menstruationszyklus zu aktivieren. Übergewicht abbauen: Etwa jede zweite Frau mit einem PCO-Syndrom hat einen zu hohen Körperfettanteil. Durch Umstellung auf eine fettarme Vollwertkost und körperliche Bewegung kann der zu hohe Androgen-Spiegel gesenkt werden. Weiblichkeit anerkennen: Das PCO-Syndrom findet sich häufig bei Frauen, denen als Mädchen das Gefühl vermittelt wurde, weniger wert zu sein. Wichtig ist es daher, eventuell mit Hilfe eines Therapeuten eine positive Einstellung zur eigenen Weiblichkeit zu finden. ■