Stadt Geschichte Erleben - Kulturreferat der Stadt Nürnberg

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Stadt Geschichte Erleben - Kulturreferat der Stadt Nürnberg
Nürnberg:
Stadt Geschichte Erleben
im Neuen Rathaus am Hauptmarkt 18
1050–1427
1
Der 1349 auf einem Teil des ehemaligen Judenviertels planmäßig angelegte Hauptmarkt mit der Schaufassade der Frauenkirche und dem Schönen Brunnen, nach einem Gemälde von Lorenz Strauch von 1599.
2 Die Burganlage von
Süden im Jahr 1594.
3 Der Nürnberger
Wappendreipass:
Reichswappen,
großes und kleines
Stadtwappen.
Aufstieg zur heimlichen
Hauptstadt des Heiligen
Römischen Reiches
Schon seit dem 9. Jahrhundert gibt es Siedlungsspuren auf dem
fast 50 Meter über die Pegnitz ragenden Sandsteinplateau
bzw. dessen näherer Umgebung. Im 11. Jahrhundert schufen die
deutschen Könige hier mit der Reichsburg einen Verwaltungsmittelpunkt für das umliegende Reichsland und einen Zentralort
zwischen den Flusssystemen von Rhein/Main und Donau.
Die Förderung durch Könige und Kaiser begleitete den Aufstieg der 1050
erstmals urkundlich erwähnten Stadt zu einem der bedeutendsten Fernhandels- und Gewerbeplätze Europas während des gesamten Mittelalters.
So garantierte Kaiser Friedrich II. 1219 wichtige Freiheits- und Handelsprivilegien, Kaiser Karl IV. legte in der Goldenen Bulle von 1356 fest, dass jeder
neugewählte König seinen ersten Reichstag in Nürnberg abhalten sollte –
Nürnberg war nun bevorzugter Tagungsort für Reichsversammlungen.
1427 war mit dem Kauf der Burggrafenburg und der Reichswälder ein
erster Höhepunkt in der Territorialentwicklung erreicht. Schon 1424
hatte König Sigismund der Stadt die Reichskleinodien zur Aufbewahrung übergeben und mit
der Heiligsprechung von
Sebaldus 1425 durch Papst
Martin V. hatte Nürnberg
entsprechend seiner nunmehrigen Bedeutung einen
eigenen Stadtheiligen.
1427–1631
Quasi Centrum Europae
Die Blütezeit der
Reichsstadt Nürnberg
An die Stelle des Königtums als Machtfaktor trat in Franken
und der Oberpfalz – neben die Hochstifte Würzburg, Bamberg
und Eichstätt sowie die Hochadelsfamilien der Hohenzollern und
Wittelsbacher – die Korporation der etwa 40 führenden Nürn2 Albrecht Dürer (1471–1528):
berger Familien. Aufstieg, Organisation und Ausformung dieses
Der berühmte Maler und Humanist „Patriziats“ prägten jahrhundertelang die Nürnberger Geschichte.
als Repräsentant der Nürnberger 1 Ansicht Nürnbergs aus der
Schedelschen Weltchronik 1493. Der Kupferstich wird dem Lehrer Dürers, Michael Wohlgemut, zugeschrieben.
Blütezeit, in der die Stadt auf einem Für die bedeutende Stellung der Reichsstadt im Heiligen Römischen
Höhepunkt ihrer politisch-wirtschaftlichen Macht und zugleich Reich zeichnet insbesondere die Verdopplung des Nürnberger
kulturellen Bedeutung war, Kupfer- Landgebiets 1504/05 auf etwa 1.200 Quadratkilometer verantstich von Lucas Kilian um 1758.
wortlich. Voraussetzung für die erfolgreiche Expansion war dabei
3 Die sieben Älteren Herren
(Septemvirn): repräsentative Darstellung der Regierung
der Reichsstadt Nürnberg.
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der Reichtum Nürnbergs bzw. seiner Familien und Stiftungen.
Die wirtschaftliche und kulturelle Blüte wurde von einem stürmischen Bevölkerungswachstum begleitet. Im Betrachtungszeitraum
schwankte die Einwohnerzahl auf hohem
Niveau zwischen 30.000 und 45.000.
Nürnberg war zusammen mit Köln und Augsburg mit Abstand die bevölkerungsreichste
Stadt Deutschlands. In einer neuen geistigen
Strömungen aufgeschlossenen Atmosphäre
fielen auch die Gedanken Martin Luthers auf
fruchtbaren Boden: 1524/25 trat Nürnberg,
ein Zentrum des Humanismus, als erste
Reichsstadt offen zur Reformation über.
1631–1806
1
Nürnberger Karikatur auf
Personen und Ereignisse der
Französischen Revolution,
um 1790.
2
Der Barockgarten von Georg Hannibal Braun in St. Johannis im berühmten Hesperidenbuch des Johann Christof Volkamer von 1708.
Krisen, Spätblüte
und neue Verfassung
der Reichsstadt
Mit dem Eintritt Nürnbergs in den Dreißigjährigen Krieg kam es zu
mehreren Strukturbrüchen: Die öffentlichen Finanzen gerieten in
Schieflage. Durch die immensen Kriegszerstörungen im weiten Umland verloren Nürnberger Familien und Stiftungen einen Großteil
ihrer Einnahmen. Die Bevölkerungszahl sank schlagartig auf unter
20.000 und stieg danach auf kaum mehr über 25.000 Einwohner.
3 Meisterwerke Nürnberger
Feinmechanik um 1730: Geigenklavizimbel, Mechanischer
Kunstwagen und Rollstuhl.
Allerdings bildeten der Handel der Nürnberger Großkaufleute
und die Erzeugnisse der differenzierten Handwerke eine solide
Grundlage für eine bemerkenswerte Hochkultur und Prachtentfaltung. Zudem stand der
sprichwörtliche „Nürnberger
Witz“ noch immer für Innovationskraft und technisches
Know-how aus Nürnberg.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts
gelang es den im städtischen
Gremium des Genanntenkollegiums organisierten Kaufleuten,
mit dem Grundvertrag von 1794
eine neue Verfassung durchzusetzen. Neben der Vertretung
ihrer Interessen konsolidierte
man sogar die Staatsschulden.
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1806–1918
1
Jungfernfahrt der ersten
Eisenbahn in Deutschland am
7.12.1835 von Nürnberg nach Fürth, nach einer Zeichnung
von Carl Alexander Heideloff.
2
Der städtische Rechenschaftsbericht von 1824 als Symbol
des ersten Schritts zur Wiedererlangung der kommunalen Selbstverwaltung für Nürnberg
im Königreich Bayern.
3 In der liberalen Tradition
seiner Amtsvorgänger folgte
Otto Geßler (1875–1955)
1913 Georg von Schuh als
Oberbürgermeister.
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Ende der Reichsstadt:
Nürnberg im
Königreich Bayern
Mit der Einverleibung in das neu gegründete Königreich Bayern
verlor Nürnberg 1806 seine Selbständigkeit. Die Besitzergreifung
ging einher mit antibayerischen Ausschreitungen, provoziert durch
das selbstherrliche Auftreten der neuen Landesherren. Die Zäsur
löste aber auch einen Modernisierungsschub der Kommunalverwaltung aus, die schrittweise bis zum Erlass der Gemeindeordnung
1869 ihre Selbstverwaltungskompetenz zurückerlangte.
Aufgrund der Schaffung innovationsfreundlicher Bedingungen und
der jahrhundertelangen Tradition von Unternehmergeist, Erfindungsreichtum und handwerklichem Können avancierte Nürnberg zu
Bayerns führendem Industriestandort. Deutsche Technikgeschichte
schrieb der Stadtteil Gostenhof: Hier startete 1835 die erste Eisenbahn
in Deutschland, hier wurden 1844 die Staatsbahnlinie und ein Jahr
zuvor als weiteres Massentransportmittel der
Ludwig-Donau-Main-Kanal eröffnet. 1847
ging zudem das erste Gaswerk Bayerns dort
in Betrieb. Maschinen- und Eisenbahnbau,
die Elektro- und Zweiradindustrie, Schreibgeräte, Lebkuchen und Spielwaren markieren
weltweit bekannte Branchen der fränkischen
Industriemetropole. Gleichzeitig wuchs
die Stadt sowohl durch Eingemeindungen
und Zuwanderung als auch qualitativ durch
technischen und kulturellen Städtebau.
1918–1933
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Die Innenstadt 1928: Trotz vieler Neubauten speziell auf der Lorenzer Seite hatte Nürnberg sein historisches Stadtbild weitgehend bewahrt. Nur an der östlichen Stadtmauer hatte man starke Eingriffe vorgenommen. Zudem erschloss ein Straßenbahnliniennetz die Altstadt.
Die Meistermannschaft des „Club“ 1920 und 1921. Der Titel für 1922 wurde verfrüht dazugesetzt, in diesem Jahr schaffte der 1. FCN die Meisterschaft nicht.
Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner
(1867–1919), der auch vier Jahre in Nürnberg
als Redakteur der „Fränkischen Tagespost“
verbracht hatte, war kurz vor seiner Ermordung
noch Hauptredner in Nürnberg, Plakat 1919.
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In der Weimarer Republik:
„Rotes Nürnberg“
in liberaler Tradition
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen und politischen
Bedingungen nach dem Ersten Weltkrieg erlebte
Nürnberg in der Weimarer Republik eine kulturelle
und städtebauliche Blüte. Bauten wie die Sternwarte,
das neue Stadion oder das Planetarium setzten
architektonische Akzente und waren Ausdruck des
gesellschaftlichen und politischen Aufbruchs. Das Dürerjahr 1928, aber auch Nürnbergs Renommee als „Sporthochburg“ strahlten weit über die Grenzen der Stadt.
Die Errichtung des ersten Gesundheitsamts in Bayern,
die Professionalisierung des Wohlfahrtswesens und
eine fortschrittliche Sozialpolitik setzten
neue Standards in der Verwaltung. Darüber
hinaus wurden Grundlagen für einen
kommunalen Wohnungsbau sowie für
den späteren Stadtteil Langwasser gelegt.
Getragen wurde diese Linie von einer
sozialliberalen Koalition, die Nürnberg
zum Gegenentwurf der konservativen
Staatsregierung in München machte. Das
sozialdemokratische Milieu mit einer
starken Arbeiterschaft prägte Nürnberg
wie keine andere Stadt in Bayern.
3
Im „Dritten Reich“:
„Stadt der Reichsparteitage“
und Kriegszerstörung
1
1933–1945
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Die ausgebrannte orthodoxe Synagoge in der Essenweinstraße nach der Pogromnacht am 9./10.11.1938.
Marschkolonnen der SA vor dem geschmückten Rathaus anlässlich
des Festzugs durch die Stadt am 11.9.1938 im Rahmen des „Reichs-
parteitags Großdeutschland“.
Luftaufnahme der kriegszerstörten nordwestlichen Nürnberger Altstadt von 1947.
Oberbürgermeister Willy Liebel, Winifred Wagner, Adolf Hitler und Gauleiter
Julius Streicher in der „Führerloge“ im Opernhaus anlässlich der Aufführung
von Richard Wagners „Meistersinger
von Nürnberg“ am 10.9.1935.
1933 übernahmen die Nationalsozialisten in allen politischen
und gesellschaftlichen Bereichen die Macht. In Nürnberg
trat der bisherige NSDAP-Fraktionsvorsitzende Willy Liebel
an die Spitze der Verwaltung, Beamte wurden wegen ihrer
jüdischen Abstammung oder politischen Gesinnung entlassen.
Auch das kulturelle Leben wurde mit Aktionen wie einer
Bücherverbrennung, der Säuberung der städtischen Kunstsammlungen von „Entarteter Kunst“ oder der Entfernung
missliebiger Gebäude gleichgeschaltet. Die ehemals rote
Hochburg bekam nun als „Stadt der Reichsparteitage“ und
Austragungsort der jährlichen NS-Propagandaveranstaltung
eine neue Rolle. 1935 wurden in diesem Rahmen die
„Nürnberger Gesetze“ verkündet, die die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung forcierten.
In mehreren Transportwellen wurden weit über
tausend Nürnberger Juden deportiert und ermordet.
Mit dem verheerenden Luftangriff vom 2. Januar
1945 erreichte die Bombardierung der Stadt
durch die Alliierten ihren Höhepunkt. Tausende
Menschen verloren ihr Leben und mit der
Nürnberger Altstadt versank ein einzigartiges
kulturhistorisches Gesamtbaudenkmal von weltgeschichtlicher Bedeutung in Schutt und Asche.
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1945–heute
1 Hauptkriegsverbrecherprozess im Justiz palast an der Fürther Straße. Hermann Göring, Rudolf Heß und Joachim von Ribbentrop auf der Anklagebank, 1946.
2 Symbol des Wiederaufbaus: Nur außer-
halb des Mauerrings konnten moderne Gebäude wie das sogenannte Plärrer Hochhaus entstehen, 1954.
3 In Zusammenhang mit der erstmaligen
Verleihung des Internationalen Nürn berger Menschenrechtspreises 1993 eingeweiht: Die „Straße der Menschen-
rechte“ von Dani Karavan.
4 Ein Höhepunkt im Kulturjahr: In der
„Blauen Nacht“ wird die Stadt zur Bühne,
Installation am Hauptmarkt, 2014.
4
Der Weg zum Zentrum
einer europäischen
Metropolregion
Die Wiederherstellung des Altstadtbildes und die Rückkehr
zur demokratischen Grundordnung prägten die ersten
Nachkriegsjahre und -jahrzehnte. Noch 1945 wurde Nürnberg
zum Verhandlungsort des Internationalen Militärtribunals.
Die „Nürnberger Prozesse“ gelten seither als Geburtsstunde des internationalen Völkerstrafrechts.
Der durch das Wegbrechen traditioneller Industrien
und Branchen ausgelöste Strukturwandel ging einher
mit dem Umbau zur modernen Dienstleistungs- und
Informationsgesellschaft. Messe, Hochschulen und ein
überdurchschnittlich gut vertretener Hochtechnologiesektor sind dabei wichtige Standortfaktoren. Der Wegfall
des „Eisernen Vorhangs“ rückte Nürnberg
nach 1990 wieder in die Mitte Europas.
Als Fernhandels-, Kultur- und Wirtschaftsmetropole seit jeher von Zuwanderung
profitierend, trug Nürnberg dieser Entwicklung als eine der beiden ersten Städte der
Bundesrepublik 1973 mit der Gründung
eines Ausländerbeirats Rechnung. Pluralität
und Vielfalt kennzeichnen Nürnbergs
Kultur- und Bildungslandschaft und bürgen
für Urbanität und Lebensqualität der Stadt.
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Nürnberg:
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vom 11. Jahrhundert bis in die Gegenwart, die Sie dort
sichten können. Das Stadtarchiv berät Sie gerne und lädt Sie
zu stadtgeschichtlichen Sonderausstellungen und Veranstaltungen ein!
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Sehenswürdigkeiten und verschiedenen Sammlungen
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und Gegenwart und haben Sie teil am Kultur- und Bildungsangebot der Stadt!
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Herausgeber: Kulturreferat der Stadt Nürnberg, Bildnachweis: Stadt Nürnberg, Grafik: Martin Küchle, Druck: Nova Druck Goppert GmbH
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