Newsletter Ecole d`Humanité

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Newsletter Ecole d`Humanité
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Newslet ter Ecole d’Humanité
January | Januar 2013 Hasliberg Goldern, Switzerland
the
2 von der Schulleitung
January | Januar 2013
Neuanfang
Eröffnungsrede Herbst 2012
Barbara Hanusa MA 1989|'90, '07|'08, Schulleitung seit 2009
Jedes Jahr im September ist der Anreisetag der «Neuen» mit ihren
Eltern. Ein spannender Tag für uns Alle. Wie wird es gehen? Haben
die Eltern mit ihren Kindern die richtige Wahl getroffen? Stimmen
unsere Einschätzungen, dass Schule und Jugendliche zusammenpassen? Wie wird die Kooperation zwischen Schule und Elternhaus
gelingen? Wie sieht die Schulgemeinschaft im nächsten Jahr aus?
Ashley und ich versuchen in der jeweiligen Begrüssungsrede
ein Stück der Arbeit in der Ecole transparent zu machen. In diesem
Jahr ging es mir vor allem darum, wie wir Lernen organisieren:
Liebe Eltern, liebe Gäste!
Heute ist ein Neuanfang. Heute beginnt die Geschichte zwischen
euch, euren Kindern und der Ecole so richtig. Angefangen hat sie
schon etwas eher: Irgendwie habt ihr uns gefunden, habt ihr von
uns gehört. Es gab ein erstes Kennenlernen bei einem Besuch,
dazwischen haben Kontakte stattgefunden, vielleicht Telefonate
und ein Vertrag. Heute fängt es an: Ihr seid mutige Menschen, ihr
Eltern von unseren Neuen. Mutig, weil ihr auf einen anderen Weg
des Lernens setzt!
In bildungspolitischen Diskussionen hört man immer wieder
Argumente, die um Effizienz kreisen. Da heisst es: SchülerInnen
lernen nicht ohne einen gewissen Druck. Allein Selektion und
Leistungsdruck bringen Leistungsträger und Trägerinnen hervor.
Schule lehrt, was man später im Leben braucht. Kinder müssen
marktfähig gemacht werden. Und dann, vielleicht sogar nur dann,
können sie mithalten in einer globalisierten Welt. Das ist die eine
Seite. Und es gibt eine zweite: Studien zufolge haben 40% aller
SchülerInnen in Europa Angst vor der Schule, das fängt schon bei
PrimarschülerInnen an. Nicht wenige werden krank, weil sie dem
herrschenden Leistungsdruck oder dem angestrebten Tempo nicht
gewachsen sind. Viele fallen aus dem System heraus.
Entdeckungsfreude, Offenheit, Lust zum Gestalten und Lebensfreude ist der grösste Schatz, den Kinder mit auf diese Welt
bringen. Niemand, so überlegt der Hirnforscher Gerald Hüther, hat
bislang unter Effizienzgesichtspunkten berechnet, wie gross der
Verlust für eine Gesellschaft beziffert werden muss, wenn einem
Kind die Lern- und Lebensfreude schon in der Schule geraubt wird.
Wenn er oder sie mit «Null Bock» weiter durch die Schule, die Ausbildung und weiter durchs Leben geht. Würde man das berechnen, so
würde eventuell deutlich, dass die Folgekosten des gegenwärtigen
Bildungssystems grösser sind als die dafür aufgewendeten Mittel.
In der Ecole beschreiten wir andere Wege des Lernens:
1. Lernen braucht keine Noten
Über die Relativität von Noten ist schon unendlich viel geforscht und
diskutiert worden. Es wurden immer wieder ähnlich strukturierte
Versuche gemacht. Man gibt beispielsweise denselben Aufsatz 20
verschiedenen Lehrpersonen, die ihn bewerten sollen. Am Ende
gibt es die Noten von 6 bis 1 dafür und jede Note ist wirklich gut
begründet.
In Bayern hatte eine Primarschullehrerin grosse Probleme mit
ihrer Dienstaufsicht, weil ihre gesamte Klasse in den landesweiten
Vergleichstests sehr gut abgeschlossen hatte. Statt Gaussscher Normalverteilung Lernerfolg auf der ganzen Linie, das würde heissen,
dass in ihrem Fach die gesamte Klasse das Gymnasialniveau erreicht
hat. Das wollte und konnte man seitens der Schulbehörde so nicht
from the directors
the
January | Januar 2013 akzeptieren. Das konnte nicht mit rechten Mitteln zustande
gekommen sein. Die Lehrerin gibt ihre Unterrichtsmethoden
als Begründung des Erfolgs aller an. Noten sollen aber differenzieren und sortieren.
Was sagt eine Note eigentlich über das Lernen aus? Was
darüber, wie ein Kind arbeitet, die Welt entdeckt und versteht? Was haben Noten damit zu tun, ob jemand kompetent,
teamfähig, verantwortungsbewusst, kreativ oder engagiert
ist? Denn das sind die Fähigkeiten, die wir Menschen für
die Zukunft brauchen. Lernen passiert bei uns ohne Noten
aber nicht ohne Anstrengung. Dass die Ecole anstrengend
ist, werden Sie zukünftig von ihren Kindern hören. Es ist
anstrengend, in einer kleinen Gruppe zu lernen. Man kann
sich nicht abducken. Es ist anstrengend, selbst zu wählen und
zu entscheiden, was ich lernen will. Ohne Noten, aber nicht
ohne Anstrengung!
2. Lernen braucht Begeisterung
Lernen, eigenes Entdecken und Gestalten kann Freude machen. Angst und Druck sind keine Gelingensbedingungen für
nachhaltiges Lernen. Das weiss man in der Pädagogik schon
lange und seit der Hirnforschung kann man es neurophysiologisch auch beweisen. Begeisterung wirkt wie Dünger fürs
Gehirn! (Gerald Hüther). Denn nur dann, wenn SchülerInnen
mit Freude und Begeisterung neues Wissen erwerben, sich
neue Fertigkeiten aneignen, nur dann werden im Gehirn
die wichtigen Zentren für echtes Lernen aktiviert. Solche
Begeisterung kann man nicht erzwingen. Wir laden dazu ein,
sich hier auf Neues einzulassen. Zu fragen, was interessiert
mich wirklich? Wie will ich die Welt begreifen und auf sie
zugehen? Jugendliche erleben in der Ecole, dass sie starke und
kompetente Persönlichkeiten sind, die ihre Potenziale entfalten dürfen. Jede und jeder kann etwas richtig gut. Werde der
Mensch, der du bist, das heisst auch: Finde dein Potential.
Wenn ich das finde, wenn ich Erfolg habe, dann traue ich
mich später auch an für mich schwierigere Sachen heran.
3. Lernen braucht den ganzen Menschen
Table of Contents | Inhaltsverzeichnis
Neuanfang2
Roughly Zones
4
Naturwissenschaftliches Projekt – Der Traum vom Fliegen
6
Von Findlingen und anderen Reisen 8
Fest oder doch flüssig?
9
Pilz, pilziger, am pilzigsten…
10
Physik ist lebendig…
Nachruf auf Rigmor Poeschel
People | Leute
Natalie Lüthi-Peterson
Come and celebrate LPC's 65th Birthday
Neue Mitarbeiter | New Mitarbeiter 2012
Impressum
Editor | Redaktion Contact | Kontakt Foto Frontpage | Titelseite Reverse Side | Rückseite Guido Bieri
ecolianer@ecole.ch
Guido Bieri Kleiner Nesterdstern | four-footed earthstar (Geastrum quadrifidum)
Arjuna Brütsch Balm bei Brienz
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Gelernt wird niemals nur mit dem Kopf, sondern mit Hand,
Herz, Kopf und Fuss. Hier bietet das Internat Möglichkeiten,
die es sonst in der anders organisierten Schule weniger gibt.
Lernen findet rund um die Uhr statt: Neben den Kursen
bietet die Ecole unzählige Möglichkeiten in Begegnungen zu
lernen. Wie gehen andere Jugendliche mit Streit um? Wie mit
Freundschaften? Wie mache ich meinem Tutor verständlich,
was ich gerne lernen will? Wie artikuliere ich in der Familiengruppe was mich stört? Wie kommen wir am Esstisch als
Grossfamilie miteinander aus? Lernen passiert über Bücher,
Begegnung und Gespräch, beim Handwerken, beim Wandern
und beim Skifahren.
Die Ecole ist ein riesiges Lerntreibhaus, zu dessen Fenstern die Berge hereinschauen und das Ihrige zum Lernen dazu
tun. Lernen ohne Noten, mit Begeisterung, mit dem ganzen
Menschen. Lernen wird unterstützt von einem heterogenen,
bunten und engagierten Team von PädagogInnen. Ihr mutigen Eltern topft eure Kinder heute in dieses Lerntreibhaus
ein. Wir freuen uns auf gute gemeinsame Lernjahre und auf
Wachstum mit euren Kindern und mit euch.
Fichten-Keimling
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von der Schulleitung
happiness, or deeper living – okay or not okay? Don’t look for a
handbook of regulations. It’s your call.
Your call. From now on a lot of things are your call. Try to call
well. But not too well. And not always well. Don’t plant your peach
tree in the Arctic, but don’t always follow the rules in the gardening
book, either. No risk, no fun. But on the other side: no limit, no life.
Roughly Zones
Graduation Speech 2012
Ashley Curtis MA 1988–1993, 1995–2004, Director since 2009
A bunch of people, or maybe just a couple, sit around a wood stove
in a farmhouse in the middle of winter while a storm rages outside.
They’re worried about the peach tree that they planted in the fall.
This wind and this cold may be too much for it, and it may die on
this night, and never bear leaves again. They question why they
insisted on planting a peach tree so far north, in such a climate, and
blame it on the human tendency not to accept reasonable limits.
Here’s the poem, by Robert Frost:
We sit indoors and talk of the cold outside.
And every gust that gathers strength and heaves
Is a threat to the house. But the house has long been tried.
We think of the tree. If it never again has leaves,
We’ll know, we say, that this was the night it died.
It is very far north, we admit, to have brought the peach.
What comes over a man, is it soul or mind--That to no limits and bounds he can stay confined?
You would say his ambition was to extend the reach
Clear to the Artic of every living kind.
Why is his nature forever so hard to teach
That though there is no fixed line between wrong and right,
There are roughly zones whose laws must be obeyed?
There is nothing much we can do for the tree tonight,
But we can’t help feeling more than a little betrayed
That the northwest wind should rise to such a height
Just when the cold went down so many below.
The tree has no leaves and may never have them again.
We must wait till some months hence in the spring to know.
But if it is destined never again to grow,
It can blame this limitless trait in the hearts of men.
You’re now finishing up your 2, or 3, or 4, or 5, or 7, or 9 years
at the Ecole and are about to head off into the big world out there.
The Ecole is a very strange place for a number of reasons, one of
which is its special combination of freedoms and limitations. There
aren’t many other places where students can ski glaciers, make
swords, milk goats, and solve elaborate murder mysteries and call
it all school, where they can talk to their teachers who are also their
parents and hike leaders and cleaning supervisors with so few rules
of engagement, or where it is so easy to invent and offer activities
and courses, from Michael Schreier’s Imaginary Television to Nutella
Tasting in all its variations. On the other hand, 17-year-olds are expected to be in their houses or the library by 8.15 at night, not to
smoke, drink, game, surf, text, toke, tube, twitter, watch dvds or even
go to local restaurants. That these rules are actually fictions, that
they pretend to be against certain activities but are mainly there to
clear away some time and space for other things – like the freedoms
I just mentioned – is something you’ve certainly figured out by now.
We think our rules, within our context, are generally helpful, for
a time. But for you, that time is over. (Or will be in a few days, don’t
get me wrong.) But what then? During your adolescence these rules
from the directors
provided you with guidelines, in certain areas, about what is okay
and what is not okay. How will you answer those questions now?
What is okay to do and what is not okay? This question
sometimes tortures many of us, and if it gains the upper hand in
our consciousness, it can even lead to lives deformed by indecision
and guilt. Certain people, on the other hand, seem to breeze right
past it – some with admirable lightness and grace, others leaving
destruction and hurt in their paths.
What is okay to do and what is not okay? I obviously can’t
give you an answer, but what I want to do is give you a poem. It’s
the one I quoted at the beginning of this talk, and the title, which I
haven’t yet told you, is “There Are Roughly Zones.” This title comes
from one of the lines in the poem, which reads: “though there is
no fixed line between wrong and right,/ There are roughly zones
whose laws must be obeyed.”
Ecole rules draw some pretty fixed lines between wrong and
right – it’s time for you to leave these now. And I recommend that
you not believe that such fixed lines really exist at all, because belief
in their existence can lead either to fanaticism or to the indecisive
guilt I described above. On the other hand, there are roughly zones
whose laws must be obeyed. Stepping outside of these zones is
both dangerous and hurtful. And lightness and grace come from
somewhere in between, from a recognition that you yourself decide
where to go and where to stop, you and no one else, but that going
too far will damage both yourself and others.
My favorite line in the poem is, “It is very far north, we admit,
to have brought the peach.” The people in the poem, obviously,
are either very close to or have crossed over into a rough zone
where peach trees simply can’t survive. There are several wonderful things about this situation. One is that they won’t know for
months whether the tree has survived or not – it will look just the
same until spring, and only when the leaves come out, or don’t,
will they be able to tell what really happened in the storm they’re
experiencing now. The consequences of your decisions often aren’t
apparent for a long time, if they ever are. We live with ambiguities.
Another thing I like in the line is its absurdity: “It is very far north,
we admit, to have brought the peach.” Without its context it’s a
whacky sentence, and you would have no idea what it means. And
what I particularly like is the kind of rueful good humor I hear in
it, a kind of, well, we may be idiots, but it was worth a shot, wasn’t
it? Sort of reminds me of asking a student in our family, who we’ll
call Joe to protect his semi-innocence – if he had taken the bus
to Reuti (not allowed), and the sheepish grin he gave me when he
finally answered, “well, yeah, kind of.”
But best of all, it’s a peach. Succulent, sweet, juicy, delicious
– what’s more pleasurable than a peach? (Don’t answer that.) The
people in the poem may have strayed somewhat into the wrong
zone, but it was in the name of pleasure, sweetness, life. And they
didn’t stray too far – they didn’t, as the poem later reminds us,
bring the peach tree “clear to the Arctic”.
Sometimes we risk a tree. And sometimes we risk other things,
including a little moral consistency, for the pursuit of pleasure, or
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I like to give the graduating seniors a symbolic present with
their diplomas. This year I give you a poem and a peach. “There
Are Roughly Zones” is in your diploma case. The peaches are in
this basket. Eat the peach soon, or it will rot. The poem has been
around since 1936, and will survive.
Spore forming capsule of a moss covered with ice
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6 Course
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Naturwissenschaftliches Projekt –
Der Traum vom Fliegen
Von der Praxis zur Theorie
Diesem Grundsatz wird in den Naturwissenschaften schon oft
nachgelebt, nur versteht man oft unter Praxis einen chemischen
oder physikalischen Versuch.
In diesem Kurs nahmen wir das Wort Praxis noch etwas
genauer und gingen schon ziemlich zu Beginn der Kursperiode
daran, das erste freifliegende Fahrzeug, das einen Menschen
tragen konnte, nämlich den Heissluftballon, als Modell zu bauen.
Mit Seidenpapier, Klebstoff und Schere machten wir – 10 Schülerinnen und Schüler zwischen 12 und 16 Jahren – uns ans Werk
und innerhalb von vier Stunden sind fünf farbige Heissluftballone
entstanden. Mit Brennspritbrennern ausgerüstet, starteten wir
sie an einem kühlen Spätsommermorgen oben an der Hauspiste.
Gross war die Spannung: Fliegen sie wohl? Haben wir genau genug
gearbeitet? Reicht die Treibstoffmenge oder haben wir gar zu viel
eingefüllt und der Ballon ist zu schwer, um abzuheben? Gross war
die Erleichterung, als nach einiger Aufwärmzeit der erste Ballon
erst langsam, dann immer schneller an Höhe gewann und nach
wenigen Minuten nur noch als kleines Pünktchen am Himmel
sichtbar war. Auch der zweite und dritte Ballon stiegen bald in
die Höhe, dann aber kam der Wind und das Starten wurde zur
Herausforderung. Trotz gemeinsamem Bemühen, konnten wir
nicht verhindern, dass die letzten beiden Ballone Feuer fingen
und verbrannten.
Zurück im Kurslokal standen dann die Fragen im Raum: Was
waren die Gründe für Erfolg und
Misserfolg? Wie
ist das nun mit der
Treibstoffmenge?
Könnte man nicht
eine Kamera an
den Ballon anhängen und Luftbilder
von der Ecole und
ihrer Umgebung
machen? Wie viel
Last kann so ein
Ballon überhaupt
tragen und wie
Kurs
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gesteuert? Wie kommt es, dass ein geübter Segelflieger wie ein
Greifvogel stundenlang in der Luft bleiben kann? Auch hier wurde die Geschichte des Segelflugs durch Vorträge erhellt und ein
Einblick in die Anfänge des Motorfluges gegeben, der uns auch
noch weiter beschäftigen wird.
Als praktisches Projekt wird uns in der dritten Kursperiode der
Bau eines flugfähigen Luftschiffes, eines Zeppelins, beschäftigen.
Wegen seiner Grösse kann nicht jeder sein eigenes Gerät bauen,
wir werden also gemeinsam ein, ev. zwei Luftschiffe anfertigen.
Da wir hier nicht auf fertige Baupläne zurückgreifen können, müssen wir selber planen. Einiges an Theorie haben wir schon in den
früheren Projekten kennen gelernt. Während der Arbeit werden
sich dann die Probleme ergeben, die wir im Team besprechen
müssen. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, beim Material
und insbesondere beim Antrieb, wo auch elektronische Probleme angegangen werden müssen. Hier ist Teamarbeit, Kreativität
und Flexibilität gefragt. Wird es uns wohl gelingen? Eines kann
ich sagen: Die Gruppe ist sehr motiviert. Ich bin zuversichtlich.
Christian Egli und SchülerInnen Arina, David, Géraldine,
Leon, Leon, Nicolina, Ramona, Sofie, Sunyan, Till
kann man das berechnen? Die nächsten Tage befassten wir uns
nun mit der Theorie. Von der Wärmeausdehnung, über die Gesetze
des Auftriebs bis zur Dichte arbeiteten wir uns durch die physikalischen Grundlagen des Heissluftballons. Mit zwei Vorträgen
zur Pionierzeit des Ballonflugs und einem Einblick in die Welt der
modernen Heissluftballonfahrt rundeten wir das Thema ab.
In der zweiten Kursperiode stand das Thema Segelflug im
Zentrum. Schon Leonardo da Vinci machte erste Studien und entwarf verschiedene
Flugapparate, aber
erst nach vielen
Misserfolgen und
Irr wegen gelang
es Otto von Lilienthal einen Gleiter
zu bauen, der es
ihm erlaubte, einige hundert Meter
durch die Luft zu
segeln.
Wir bauten
als Einstieg ein Segelflugmodell aus
Balsaholz. Hier war
schon einiges handwerkliches Geschick erforderlich. Vor allem die
gewölbte Flügelform und das Austrimmen des Flugzeugs stellte
eine Herausforderung dar. Auch hier war die Spannung gross als
wir die Gleiter zum ersten Mal fliegen liessen. Einige segelten
auf Anhieb majestätisch durch die Luft und landeten sanft auf
der Wiese. Andere hoben ihre Nase stolz in die Höhe, um sie
kurz darauf steil in die Erde zu rammen. Wieder andere gerieten
kurz nach dem Start in Schieflage und stürzten seitwärts ab. Hier
war Korrekturarbeit gefragt: Höhen- und Seitenruder mussten
angepasst werden, verzogene Holzteile gerichtet und Ungleichgewichte mit Bleikugeln auskorrigiert werden, bis alle Segler ein
gutes Flugverhalten zeigten. Auf die Praxis folgte wieder die
Theorie. Was hat es mit der gewölbten Tragfläche auf sich und
welche physikalischen Gesetze spielen hier eine Rolle? Wie wird
ein Segelflugzeug gestartet, stabilisiert und mit welchen Rudern
Sunyan baut den Segelflieger aus Balsaholz zusammen
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8 January | Januar 2013
Course
Kurs
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January | Januar 2013 Fest oder doch flüssig?
Von Findlingen und anderen Reisen
Die Lage der Ecole in einer beeindruckenden Hochgebirgslandschaft ermöglicht es, im Geografieunterricht
vieles direkt vor Ort zu erfahren. Wandernde und kollidierende Kontinente oder die Auswirkungen vergangener
Eiszeiten werden so wirklich greifbar. Während der Intensivwoche Ende Oktober konnten Murod, Arjuna, Sara
und Fabian (Maturaklasse 11) die Geschichte eines Findlings rekonstruieren, Folgen der Auffaltung und Erosion
der Alpen studieren und die aktuelle Bedrohung eines Dorfes durch Naturgefahren betrachten Roman Jaschok
Ich bin ein Findling, dessen Geschichte wahrscheinlich vor etwa 300
Mio. Jahren im Grimselgebiet begann. Aus aufsteigendem und sich
langsam abkühlendem Magma entstand tief im Erdinneren mein
Granitgestein. Dann hat das Tethysmeer sehr viele Sedimente über
mir abgelagert und so wurde ich vor 90-200 Mio. Jahren durch Druck
und Hitze zu einem Gneis umgeformt.
Vor 90 Mio. Jahren begann die afrikanische Platte die europäische zu rammen und ich wurde dadurch nach oben gedrückt. Im
Findling nahe der Strasse Brünig-Hohfluh
Laufe einer langen Zeit wurden die Sedimentschichten über mir
abgetragen. Darauf hat mich ein Gletscher mitgerissen und mich vor
über 10'000 Jahren einfach an der heutigen Stelle zwischen Hasliberg
und Brünig liegen gelassen. Aber ich fand es nicht so schlimm, denn
die Aussicht war wundervoll. Vor 100 Jahren haben die Menschen
vor mir eine Strasse gebaut. Nun fahren immer mehr Autos durch,
deren Abgase mir das Leben schwer machen. Naja, auch meine Zeit
ist mal vorbei. Fabian Bienz
Ein Montagnachmittag, es ist schon halb drei gewesen und
ich komme wieder mal zu spät zum Geographieunterricht.
Ein Blick auf die Berge sagt mir, dass sich der Nebel nicht
gelichtet hat. Sonst sehen wir fast jeden Tag die Schönheit des
Rosenlauigletschers. Mir fällt wieder eine vergangene Stunde
ein: Es war ein klarer Tag und wir haben rübergeschaut und
alle möglichen Details, über die wir im Buch gelesen hatten,
auf das Tal vor uns übertragen: Wir fanden das Nähr- und
Zehrgebiet, die Nunatakker, das vom Gletscher ausgeschliffene Haslital, das Hängetal des Rosenlaui mit dem dazu gehörigen Wasserfall (Reichenbachfall), der sich, wie wir auch
gelernt haben, immer mehr rückwärts einschneidet und die
typischen, vom Gletscher abgerundeten Felsen und Hügel,
wie auch um die Ecole herum.
Heute bringt Roman uns einen Zeitungsartikel mit. Er
heisst: «Eine Insel auf Weltreise». Wieso Weltreise? Weil die
Insel Spitzbergen in mehreren hundert Millionen Jahren 15000
Kilometer gewandert ist. Von der Antarktis bis in die Arktis.
Wie ist dies möglich? Erstaunt höre ich, dass Alfred Wegener,
ein deutscher Polarforscher und Geophysiker, vor rund 100
Jahren die Vermutung aufgestellt hat, dass der innere Teil der
Erde flüssig ist und wir auf verschiedenen Platten darauf «herumtreiben», wenn auch sehr gemächlich. Eine Behauptung
welche heute als selbstverständlich angesehen wird, wurde
von der Generation meiner Grossmutter belächelt. Was hat
sie noch in der Schule gelernt?
Was hat aber jetzt Spitzbergen für eine Bedeutung?
Weshalb können wir überhaupt wissen, dass die Theorie der
Plattentektonik stimmt? Hundertprozentig sicher können wir
natürlich nie sein, aber Alfred Wegener bekam durch die Funde
auf Spitzbergen genügend Hinweise, um sich von der Richtigkeit
seiner Vermutung zu überzeugen. Roman lächelt über unsere
Annahme, dass man im Eis fossile Pinguine gefunden hat, welche am Nordpol wirklich nichts zu suchen haben, sagt aber,
dass wir gar nicht so falsch liegen. Denn im Gestein kann man
wirklich unglaublich viele Überreste von Tieren und Pflanzen
finden, welche unmöglich genau dort, in der Arktis gelebt haben
können. Die Insel hat sich im Laufe ihrer Reise stark verändert,
sie wurde zusammen gedrückt und teilweise wieder etwas
aufgeschmolzen. Und in Steinbrüchen findet man Gesteine,
welche unter tropischen Bedingungen entstanden sind.
Wir schliessen die Stunde mit der Feststellung, dass es
eines Tages wieder nur einen einzigen Kontinent geben könnte,
denn der Atlantik wird immer grösser und was dort an Meeresboden neu entsteht, wird im Pazifischen Ozean eingespart.
Arjuna Brütsch
Faltungsspuren am Balm bei Brienz
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10 Course
January | Januar 2013
Kurs
Essen oder Gift?
Pilz, pilziger, am pilzigsten…
Filziger Gelbfuss, Nebelkappe, Mehlräsling,
Schopftintling, Bitterer Schleimkopf, Schleiereule,
Gewimperter Erdstern, Goldzahn-Schneckling, Fichten-Blutreizker, Grubiger Milchling, Espen-Rotkappe,
Violetter Rötelritterling, Parasol, Nadelschwindling,
Rettichhelmling, Stachelbeer-Täubling…
…sind die deutschen Namen einiger Pilze, die wir an einem
Freitag im Oktober in den Wäldern um die Ecole gefunden haben.
Im Rahmen des Kurses «Nutzen – vom Gras bis zur Kuh» haben wir
während einer einstündigen Exkursion in den Wäldern rund um die
Ecole 57 Pilzarten gefunden, mindestens, denn einige liessen sich
auf die «Schnelle» nicht bestimmen. Das Gemisch aus viel Regen
und Wärme führte dieses Jahr zu einer grossartigen Pilzvielfalt.
Als Unterrichtender in Biologie an der Ecole kann ich, dank
der Freiheit den Unterricht zu gestalten, auf aussergewöhnliche
Phänomene dann eingehen, wenn sie passieren und vertieft bear-
Louise und Erik the Helper rüsten Pilze für die Spagetthi
beiten. Einmal ist es ein Massenvorkommen von Maikäfern, dann
Spitzmäuse, die Katzen nicht fressen oder eben wie dieses Jahr die
Pilze. Weil die Pilze, neben Pflanzen und Tieren, die dritte grosse
Gruppe (ein eigenes Reich sogar) der Lebewesen sind, können
auch am Beispiel der Pilze einige der grundlegenden Phänomene
in der Biologie anschaulich behandelt werden. Plötzlich wird die
Zellatmung (bei der Hefeteigherstellung), das Ergebnis der Meiose
(Sporenpulver) oder die Symbiose (Lebensgemeinschaft zwischen
Pilzen und den Waldbäumen) sicht- und greifbar. Die Teile der
Ökosysteme, Produzenten (grüne Pflanzen), Konsumenten (Tiere)
und Zersetzer (Pilze) werden zu einem Ganzen.
Die SchülerInnen haben gelernt die Vielfalt der Pilze anhand
gemeinsamer Merkmale in Gruppen einzuteilen, teilweise bis zur
Bestimmung der Art. Wenn die Art dann sicher bestimmt war und
sich als essbar herausstellte, wurde der Pilz gegessen, denn Liebe
geht bekanntlich durch den Magen. Lest selber… Guido Bieri
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Vergiftungssymptome des Grünen Knollenblätterpilzes (links) und des Fliegenpilzes (rechts)
Das Thema ist «Nutzen aus der Natur”. Dazu gehören Pflanzen, Tiere und
auch Pilze. Letzteres haben wir am genauesten angeschaut.Wir waren im
Wald, haben sie gesucht, haben sie mit Hilfe von Büchern bestimmt und die Merkmale ins Heft geschrieben. Einmal, das
hat mir besonders gefallen, waren wir in kleineren Gruppen
im Wald Pilze suchen, um sie am Tag darauf zu rüsten, zu
kochen und anschliessend zu essen. Wir fanden aber auch
giftige Pilze, oder solche mit einer abnehmbaren schleimigen Haut. Jetzt sind wir gerade daran einen Vortrag
über Pilze vorzubereiten. Ich mache einen über Giftpilze,
weil mich interessiert was alles passieren kann, wenn man
sich beim Sammeln nicht genug gut auskennt, einen giftigen
isst und daran vielleicht sogar stirbt. Und was man genau
hat, was genau mit einem passiert, wenn man einen solchen
giftigen Pilz isst.
Wir haben auch noch die Pflanzen durchgenommen. Mit der
Photosynthese, Befruchtung und so weiter. Doch das interessiert mich nicht so, denn ich hatte das alles schon früher
mal in der Schule. Was mir auch nicht so gefallen hat
war, als wir in der Bibliothek einen langen Text voll
mit Infos lesen mussten. Das fand ich langweilig.
Allgemein aber gefällt mir der Biokurs, denn er
ist sehr abwechslungsreich. Zum Beispiel
haben wir auch manchmal so kurze Filme
geschaut und haben versucht die Fehler bei Galileo rauszufinden.
Wir haben im Herbsttrimester den Nutzen der Lebewesen angeschaut.
Wie zum Beispiel Früchte: diejenigen Pflanzenteile, die Samen enthalten,
Louise Schneider
werden von den Biologen als Frucht bezeichnet.
Aber vor allem haben wir uns mit Pilzen befasst. Beispielsweise haben
wir Gruppen kennengelernt, die unterschiedliche Aufgaben in einem Waldökosystem haben: Zersetzer, die totes Holz, Laub usw. abbauen, Parasiten,
die z.B. Bäume abtöten können und Mykorrhizapilze, die mit Bäumen in
Partnerschaft leben.
Aber wir haben uns am meisten auf Esspilze konzentriert. Wir haben
Grüner Knollenblätterpilz und die Pilzwurzel (Mykorrhiza),
die
verschiedenen
Merkmale gelernt. Wir sind in den Wald gegangen und
seiner Verbindung zum Wirtsbaum, mit der er in enger
haben
sehr
viele
Pilze
gesucht. Die Esspilze haben wir dann mit Spaghetti
Symbiose lebt.
gegessen. Die Giftpilze haben wir bestimmt, wie zum Beispiel den Grünen
Knollenblätterpilz, einer der giftigsten. Wenn diese sich in einer Pilzmahlzeit befinden, verursachen die Gifte sehr starke Symptome und führen
ohne Behandlung zum Tod.
Doch mein Lieblings Pilz ist immer noch der Lilafarbene Rötelritterling.
(Lepista nuda). Arik Himmel
Nutzen der Pilze
Jan Fehlmann schafft Ordnung
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12 Course
January | Januar 2013
Riesenschirmling (Macrolepiota procera)
mit > als 30 cm Durchmesser
the
Kurs
January | Januar 2013 Sooo fein…
Ich kam und komme gern in diesen Kurs. Es gefällt mir, dass
wir viele Sachen ausprobieren. Zum Beispiel haben wir im Wald
einen Grünen Kollenblätterpilz gefunden und haben ihn mitgenommen und ihn anschliessend im Klassenzimmer beschrieben.
Oder wir sind eine Stunde in den Wald gegangen und haben Pilze
gesucht. Nachher haben wir alle essbaren geschnitten und sie mit
Pasta gegessen. Es war sooooo fein…
Ich habe in diesem Kurs so viel gelernt, das ich so schnell nicht
wieder vergessen werde. Zum Beispiel den Lebenszyklus eines
Ständerpilzes. Jan Fehlmann
Merkmale sind wichtig…
Ich finde diesen Kurs toll. Ich werde viel davon behalten können, denn wir haben
Pilze gesammelt und dann bestimmt. Hätten wir nur alles auswendig gelernt, hätte ich gar
nichts gelernt. Wir haben gefunden und gegessen:
- den Mehlräsling
- den Fichtenreizker
- die Schleiereule
- den Purpurfarbenen Röterritterling
Am wichtigsten waren für mich die Merkmale des Grünen Knollenblätterpilzes.
Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)
› Hut: grün bis perlweiss
› Geruch: Süsslich aufdringlich
› Stiel: mit einer Knolle und einer lappigen Haut an der Basis
› Gift: tödlich
Am liebsten gegessen habe ich den:
Mehlräsling (Clitopilus prunulus)
› Hut: weiss
› Geruch: nach feuchtem Mehl, wenn er nass ist riecht man es sehr gut.
› Lamellen: herablaufend und wichtig, mit einem rosa Schimmer
› Sporenpulver: rosa
Mykorrhiza
Das Wort «Mykorrhiza kommt aus dem Latein und bedeutet : «Pilzwurzel». Die Mykorrhizapilze gehen z.B mit Bäumen eine Symbiose ein. Der Pilz erhält Zucker und somit Energie vom
Baum, der Baum bekommt im Gegenzug Wasser und andere Mineralien, die er dringend
braucht. Pilzsymbiosen können auch mit Tieren (z.B. Blattschneider-Ameisen) oder auch
mit krautigen Pflanzen (z.B. Orchideen) vorkommen. Suthichay Wattakawanit
«Ausbeute» von einer Stunde Pilze sammeln
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14 Course | People
January | Januar 2013
Physik ist lebendig…
…in Frau Eisenhauers Kurs
Rebekka Gerber und Kevin Gehri auch für Arik, Charlotte, Julian und Timon
Als unser Physikkurs am Anfang des Trimesters begann, lernten wir
durch unsere eigene körperliche Leistung die Begriffe Kraft, Arbeit
und Leistung und die Einheiten Joule, Newton und Watt kennen.
Wir alle rannten Treppen hoch, stoppten Zeiten, versuchten schwere
Gegenstände hochzuheben und verglichen dann unsere Leistungen.
Wir machten viel, bei dem wir gegen die Anziehungskraft der Erde
arbeiteten, z.B. wenn wir mit einem Stock (Hebel) versuchten, einen
schweren Gegenstand anzuheben.
Immer merkten wir, wenn wir Arbeit sparten, war der Weg länger. In unserem Physikbuch ist eine DVD, auf der viele Versuche als
Computeranimationen dargestellt sind. Man kann Veränderungen
machen, wie ein anderes Gewicht oder eine andere Höhe nehmen.
Die anzuschauen, machte auch Spass.
Wir besassen seit September ein Comic «Erneuerbare Energie», in dem wir neben dem Kurs arbeiteten. So wussten wir schon
einiges, als wir in der 2. Kursperiode das Thema «Energie» hatten.
Dort machten wir ganz lustige Versuche. Eine Brausetablette in
einer Filmdose war Raketentreibstoff. Ein Glas Mineralwasser, in das
wir eine Handvoll Rosinen warfen, war ein Aquarium, die Rosinen
stiegen hoch und runter, ganz langsam, wie Fische.
Unser komplett neues Thema, das mehr draussen als drinnen stattfand, war Himmelskunde. Dabei lernten wir ein Buch
von Martin Wagenschein kennen. Jeder von uns hatte aus dem
Internet einen Ausdruck von seinem Buch: «Die Erde unter den
Sternen».
Nachruf auf Rigmor Poeschel
10. Juni 1932–4. Oktober 2012
Rigmor Poeschel
Frau Poeschel kam früh in Kontakt mit der Reformpädagogik, weil
sie einige Jahre als Jugendliche in der Schule war, die Anna Geheeb,
die Schwester von Paulus, mit Otto Erdmann und seiner Frau gegründet hatte.
Eigentlich kam sie in die Ecole, weil sie nach ihrer Ausbildung
als Chemielaborantin ein halbes Jahr Zwischenzeit hatte, bevor
sie eine Arbeitsstelle in Kanada antreten wollte. Dieses halbe Jahr
gedachte sie auszufüllen, indem sie als Helferin hierher kam und
hängen blieb. Sie lernte nämlich in diesem halben Jahr ihren Mann
kennen und ging nicht mehr weg.
Was sich durch ihr Leben durchzieht, ist Klarheit, Direktheit,
die uns nicht immer gepasst hat, und ihre absolute Fürsorge! Ich
erlebte das selber: unser Ismael, der zwischen neun und zwölf Jahren
immer wieder verunfallte. Da kam ein Telefon eines Nachmittags,
er habe ein Loch im Kopf. Bis ich vom Blatti in der Post war, war
Ismael gewaschen, seine Jacke auch, er war absolut ruhig und wusste,
was auf ihn zukommt und ich bin nur noch bei Herrn Poeschel ins
Auto gesessen und mit ihm zum Hausarzt gefahren. Ich musste
wirklich nichts tun, als nur mein Kind zum Arzt zu begleiten und
zurückzubringen.
Ich lernte Frau Poeschel eigentlich erst so richtig nach ihrer
Pensionierung kennen und schätzen. Da fing sie zum Beispiel mit
über 70 an, Auto fahren zu lernen.
Und da, Entscheidungskompetenz war eine andere Stärke bei
ihr: Sie hatte sich ein neues Auto gekauft, das war zwei Wochen alt
und dann verursachte sie einen Selbstunfall auf der Autobahn. Das
Erste, was sie den Menschen fragte, der ihr aus dem Auto half, war:
«Habe ich irgendjemanden verletzt?» Was machte sie anderntags?
Sie war einen Tag im Spital, verkaufte ihr Auto und kaufte ein GA
und fuhr nie mehr selber.
Ihr war das Singen in Interlaken im Schlosschor sehr, sehr
wichtig. Das gab ihr Lebensenergie, gerade auch dann, als ihr Mann
krank geworden war. Das war etwas, das zog sie konsequent durch.
Jeden Dienstagabend ging sie in diesen Chor und organisierte, dass
jemand bei ihm war und ihn hütete.
Ich erlebte sie mit der Demenzerkrankung ihres Mannes offen
und direkt. Sie informierte alle Mitmenschen in ihrem Umfeld.
Sie erlebte auf einem Seniorenausflug auf dem Schiff, dass
jemand Fremdes sagte: «So einen nimmt man doch nicht mit!» Da
war sie schlagfertig und antwortete:
istUmbau
Ihnen jainnur
zu wünPhil«Da
beim
Hohfluh
schen, dass Sie diese Krankheit nie bekommen!»
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Sie war überhaupt sehr kontaktfreudig. Sie erzählte immer
wieder von ihren Begegnungen, wenn sie unterwegs gewesen war.
Einmal war der Bus voll, die Kindergartenkinder fuhren vom Turnen
nach Hause, und sie wusste, ‹ich kann nicht bis zum Brünig stehen›.
Da bat sie: «Ihr zwei, ihr habt doch so kleine Hintern, könnt ihr nicht
ein bisschen zusammenrutschen, dass ich da auch noch eine kleine
Ecke habe, dass ich mich hinsetzen kann?» Und dann plauderte sie
mit ihnen, bis sie ausstiegen.
Oder, das amüsierte mich besonders: Im Sommer war sie
unterwegs nach Interlaken mit ganz viel Asiaten im Abteil. Die
knipsten wie wild und dann meinte sie zu den beiden, die bei ihr im
Viererabteil sassen: «Jetzt setzen Sie sich doch einmal hin, schauen
Sie diese Bergwelt an, Sie können doch nicht dauernd knipsen! Sie
haben ja nachher überhaupt keine Ahnung, wo Sie gewesen sind
und was Sie gesehen haben. Lassen sie diese Natur auf sich wirken!»
Diese beiden Menschen setzten sich hin und begannen zu schauen.
Sie war dankbar für jeden Besuch, während der Betreuung
ihres Mannes, aber auch nachher, als sie alleine war. Für mich war
es etwas ganz Schönes zu erleben, dass sie nie klagte. Sie wollte im
Gespräch wie abschätzen, ist es richtig, was ich denke? Eigentlich
mag ich nicht mehr, eigentlich brauche ich eine Auszeit. Ist es richtig,
dass ich jetzt entscheide, dass mein Mann 2, 3 Wochen in die Klinik
geht und ich Ferien machen kann? Sie spürte ganz gut, jetzt habe
ich keine Kraft mehr, jetzt muss ich für mich sorgen. Und nachher
freute sie sich wieder auf die Aufgabe mit ihm.
Was ich auch etwas sehr Schönes an ihr fand, sie sah in den
Einschränkungen, die sie in den letzten fünf Jahren erlebte, immer
das: «Ich kann ja immer noch ...», und dann zählte sie auf, was sie
immer noch kann. Und das fand ich wirklich bemerkenswert. Sie
freute sich im letzten Jahr, in dem sie noch lebte, sehr an der Natur,
sei das, wenn sie drinnen sass und hinausblickte oder auf dem Balkon
draussen, einfach schauen. Und sie sagte mir auch verschiedene
Male: «Auch wenn ich öfters allein bin, ich fühle mich nicht allein. Ich
habe so Vieles, an das ich denken kann. Meine Welt ist sehr reich.»
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January | Januar 2013 Sie las auch gerne bis zum Schluss. Bei meinem zweitletzten
Besuch erstaunte sie mich: «Wissen Sie was? Jetzt habe ich doch das
gesamte Werk von Charles Dickens und habe gestern festgestellt,
ich habe den Roman «Great Expectations» nicht. Ich habe ihn heute
bestellt. Das werde ich als Nächstes lesen.»
Sie war auch eine begnadete Erzählerin. Wenn sie aus ihrer
Kindheit, aus ihrer Jugendzeit erzählte, das war einfach spannend
und dann kam immer: «Gell, das haben Sie nicht gewusst?»
Sie redete in den letzten Wochen und Monaten abgeklärt,
getrost vom Tod. Der hatte für sie nichts Bedrohliches. Sie sprach
über ihre Beerdigung, es war ganz klar, wo und wie sie das haben
möchte und der Pfarrer berichtete mir einmal: «Ich erlebe das selten,
dass jemand so genau darüber spricht, was er will, wenn er einmal
nicht mehr da ist.»
Wie sie ihre letzte Diagnose bekam, dass sie vielleicht noch
zwei Tage, vielleicht noch zwei Monate, vielleicht auch noch zwei
Jahre leben werde, fragte der Arzt sie als Erstes: «Was möchten
Sie denn noch erleben?» Da äusserte sie spontan: «Meinen 80.
Geburtstag, den möchte ich noch mit meinen Kindern und ihren
Familien feiern.» Und das war etwas ganz Besonderes. An ihrem
Geburtstag hatte sie ein «offenes Haus». Ich ging vorbei, eigentlich
wollte ich nur etwas bringen, und da waren ganz viele Menschen
in ihrer Stube, zwei ihrer Söhne mit ihren Frauen waren dort, sie
servierten allen Kaffee, Kuchen, Tee, und es war ein ganz fröhliches,
schönes Beisammensein und am anderen Tag feierte sie mit ihrer
Familie im kleinen Kreis.
Sie ist für mich ein Vorbild geworden, zum Beispiel im Annehmen dessen, was unvermeidlich ist. Sie ist für mich Vorbild
geworden, von ihrem positiven Denken her, und auch Vorbild im
ruhigen Abschiednehmen. Wenn ich sie besuchen ging, dann war
es ein Geben und Nehmen. Ich bin jedes Mal gestärkt aus diesem
Besuch nach Hause zurück an meine Arbeit gegangen.
Fränzi Bächtold-Barth
People | Leute
Births | Geburt
Deaths | Todesfälle
› 8. November 2012: Eva, Tochter von MarieJosé, ehemals van Gelder H 9|'95–6|'96 und Jasper van der Werff ten Bosch
› 23. November 2012: Natalie Lüthi-Peterson MA 4|'49–3|'61,
› 18. August 2012: Yael Ilona, Tochter von Isabelle und David
Müller-Weber (MA 8|'00–6|'02).
15
› 14. Oktober 2012: Rigmor Poeschel MA 9|'56–6|'95
9|'95–11|'12, Director 4|'61–7|'95
Natalie Lüthi-Peterson †
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16 January | Januar 2013
People
Leute
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26 February 1926 – 23 November 2012
Natalie Lüthi-Peterson died on the 23rd of November, 2012, in her home. Her
family was at her side for the last weeks of her life. After many days of struggle
she went to sleep and passed away peacefully.
Natalie’s life, work, and character are, as we all know, so remarkable and inspiring that no short summary could ever do them justice. It is inconceivable to
think of the Ecole without Natalie. Yet that is what we are challenged to do now.
Our special sympathy goes out to Armin, Piet, Molly, Chris, Doey, and
their families.
A ceremony was held at the Ecole on Saturday, December 1st, to remember
Natalie together and celebrate her life.
Natalie's death occurred only just before the printing of this issue of the
Ecolianer. The next issue will be dedicated to an appreciation of Natalie and
all that she has given to so many of us, to the Ecole and LPC, and to the world.
Come and celebrate LPC's 65th Birthday
Thursday 4–Sunday 7 July 2013 at the Ecole d'Humanité
Luethi Peterson Camps International turns 65 next summer!
While most people retire at that age, LPC has no such plans. On
the contrary, there are still 6–7 camps each year and in 2013 we
are planning a special event: from 4th–7th July 2013 we will have a
reunion or “World Gathering”, bringing together over 100 LPC-ers
to celebrate the past, present and future of LPC.
Retirement age is a time to stop and admire all that has been
created, developed, achieved; an opportunity to come together
and celebrate. In LPC terms it’s a chance to remember, to exchange
stories, to (re-)discover that there really are other people who know
what “Putzpause” means and who can sing the same songs as you,
even if you have never met before. It’s a time to share and have
fun, while celebrating the unique world that we have in common.
Retirement is also when we think about what to do next.
“LPC” has retired and from now on, the name of our organisation is
“LPC International”. What will the name change mean? What will be
different about the “new” organisation? Are we still “international”?
What does the future hold? Who knows what ideas might come
from our reunion, or which conversations might cause something
to change somewhere?
Whether you want to see old friends, meet new people, dance
those dances you have almost forgotten, share stories about your
LPC-experiences, make music or enjoy the beauty of the Hasliberg,
you are very welcome to join us and over 100 others for the first
weekend in July 2013.
If you want to attend, please visit the LPC website at
www.luethipetersoncamps.org to find out how to register as
a participant. If you have questions – or no access to internet –, feel
free to contact
Sue Howells on +41-32 968 32 61 or
Piet-Hein van der Ploeg on +31-71-5420390.
Piet-Hein & Sue
LPC Saint Sulpice
in Neuchatel from 2009
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18 People
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Leute
January | Januar 2013 Neue Mitarbeiter | New Mitarbeiter 2012
Christian Egli
K 69–76, MA seit'12
Nach 36 Jahren wieder zurück an der Ecole
Am Ende meiner siebenjährigen Schulzeit an der Ecole stand für mich
fest: ich möchte einmal einen pädagogischen Beruf ausüben. Vorher
aber möchte ich einen Beruf erlernen, die Welt entdecken und erst
dann, mit Lebenserfahrung, mich dem Lehrerberuf widmen.
So habe ich dann ein Landwirtschaftsstudium absolviert, habe
während vier Jahren in einem Entwicklungsprojekt in Bhutan gearbeitet,
und anschliessend in einem Öko-Büro Natur- und Landschaftsschutzprojekte bearbeitet.
Nach dem Besuch eines Lehrerseminars begann ich an einer
Rudolf Steinerschule vor allem naturwissenschaftliche Fächer zu unterrichten. Nach 16 Jahren hat sich nun die Gelegenheit ergeben, dass
ich einen Urlaub machen konnte. Endlich war die Gelegenheit da, mir
einen Wunsch, den ich schon lange hegte, zu erfüllen, nämlich an der
Schule zu mitzuarbeiten, in der ich den wichtigsten Teil meiner Jugend
verbracht und so viele Impulse für mein Leben erhalten habe.
Es hat geklappt. Seit Sommer unterrichte ich Mathematik und
ein Naturwissenschaftsprojekt und führe zusammen mit einer Kollegin
eine kleine Ecole-Familie. Vieles ist noch vertraut, vieles ist auch neu
und ungewohnt. Das Leben geht auch an der Ecole nicht vorbei. Das
soll auch so sein.
Betsy Winston & Michel Raab
Michel and I decided to move from Coyhaique, Chile to
the Hasliberg because we were ready for a change of pace
(and seasons). I worked here between 2003 and 2005 as a
Math, EFL and Science teacher. I left because I was ready
for some more adventure, but I thought I would want to
come back some day.
Two years ago, I got my Masters in Teaching of Science and then everything fell into place. Luckily, Michel
was happy to try something new as well. We love living
in the mountains and all the activities that surround the
lifestyle, such as climbing, trail-running, biking and skiing. I'm happy to be back and look forward to settling in
more as the year goes on.we are excited about our roles
in the new Eco-literacy program; we are enjoying getting
to know the hiking trails around the Haslital and out into
the rest of the Berner Oberland, and we look forward to
the coming of Winter and getting our snow legs, learning how to manage everyday life in the snowy alps! We
feel very fortunate to join the Ecole community and look
forward to establishing ourselves here in the coming years.
Marnie & Daniel Davis Wood
Although we moved to the Ecole together in August 2012,
the experience has been brand new for only one of us
and a return to a familiar lifestyle for the other. Marnie
spent some time in 2000-01 at the Ecole as a helper and
later became a Praktikantin. While studying Education in
Melbourne, Australia and Oulu, Finland, and then working
in education policy for a state government in Australia,
Marnie remained close to the Ecole through her work as
a director of Luethi-Peterson Camps.
Dan had his first taste of Ecole life visiting the Hasliberg for the LPC Christmas Conference. He was twelve
months into a PhD in Melbourne at the time, but, over
the following years, the idea of living and working at the
Ecole remained appealing and the end of Dan’s studies
in July 2012 offered the perfect opportunity for this big
lifestyle change for both of us. Having enjoyed a gorgeous
first summer on the Hasliberg, we’re now settling in with
our teaching duties (EFL for Marnie; English and History
for Dan), family life in Haus Sandra, and the many other
projects Ecole life gives us the chance to pursue. Having
been keen vegetable gardeners at our home in Melbourne,
we are excited about our roles in the new Eco-literacy
program; we are enjoying getting to know the hiking trails
around the Haslital and out into the rest of the Berner
Oberland, and we look forward to the coming of Winter
and getting our snow legs, learning how to manage everyday life in the snowy alps! We feel very fortunate to
join the Ecole community and look forward to establishing
ourselves here in the coming years.
Gillian Bell
Hong Bödeker
Thilo Bödeker
Marnie Davis Wood
Christian Egli
Michel Raab
Michael Dürst
Hello, I am a Praktikant at
the Ecole this year. I came
to the ecole as a student in
2005 and stayed here for
one year. It is a wonderful
gift to be able to spend
another year here, where
I am teaching English and
Nonviolence, as well as
many afternoon courses
that I very much enjoy.
Like many others at the
moment, I am from Rhode
Island, USA. I am a recent
college graduate and am
enjoying finding my way
in the world. .
& Nate Wigton
Hi, I have come to the
Ecole with Gillian; drawn
to the school’s commitment to outdoor education. After studying as a
marine archaeologist and
training as a collegiate distance runner, I come to the
school bringing a mixed
bag of knowledge and experience. In my free time I
have a passion for freediving and spearfishing.
Michael Dürst & Carolyne mit
Sohn Maron
Daniel Davis Wood
Gillian Bell
Jochen Rettig
Nate Wigton
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Betsy Winston
Seit meiner Jugendzeit welche ich als Mitarbeiterkind
an der Ecole verbracht hatte war für mich klar, dass ich
eines Tages wieder an die Ecole zurückkommen würde.
Nun, nach 24 Jahren Abwesenheit ist der Moment der
Wahrheit gekommen! Es freut mich sehr, dass wir hier als
Familie ankommen durften. An dieser Stelle ein grosses
Dankeschön für den herzlichen Empfang, den uns die
Ecole Gemeinschaft bereitet hat!.
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20 January | Januar 2013