Beschreibung der wissenschaftlichen Daten zum

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Beschreibung der wissenschaftlichen Daten zum
Beschreibung der wissenschaftlichen Daten zur Berechnung des
ökologischen Fußabdrucks im Greenpeacespiel
„Footprint – Leben auf großem Fuß“
Mag. Arno Behrens
Dr. Stefan Giljum
Dr. Friedrich Hinterberger
Sustainable Europe Research Institute (SERI)
Garnisongasse 7/27, A-1090 Wien
T +43/1/9690728-14 F +43/1/9690728-17 E arno.behrens@seri.at
Endversion
Wien, Oktober 2005
1. Einleitung
Derzeit verbraucht die Menschheit natürliche Ressourcen im Ausmaß von etwa eineinhalb bis
zwei Planeten. Das bedeutet, dass wir nicht nur von den „Früchten“ der Biosphäre, sondern
schon von dessen Grundstock leben. Der ökologische Fußabdruck, definiert über die Fläche
auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard der Menschheit
dauerhaft zu erhalten, ist seit etwa drei Jahrzehnten größer als die ökologische Erneuerbarkeit
der Erde. Wir zerstören also durch wirtschaftliche Produktion und Konsum in zunehmendem
Maße den Kapitalstock der Natur und stellen so eine Bedrohung für die Lebensgrundlagen der
Menschen sowie für die biologische Vielfalt auf der Erde dar.
Da diese Entwicklung nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar ist, ist es unabdingbar, den
anthropogenen Zugriff auf die natürlichen Ressourcen innerhalb der nächsten Jahre drastisch
zu reduzieren, um die zukünftige Sicherung der Lebensgrundlagen in einem globalen Kontext
zu garantieren.
Nachdem in den letzten Jahren eine Reihe von Berechnungstools für den ökologischen
Fußabdruck entwickelt worden sind, stellt sich weiterhin die Frage, wie das Konzept und die
dahinter stehende Botschaft in einem besseren Maße als bisher an die breite Öffentlichkeit
kommuniziert werden kann. Ein für alle frei zugängliches Computerspiel kann hierzu einen
wichtigen Beitrag leisten.
Im Rahmen der Konzipierung des Spieles wurde das Sustainable Europe Research Institute
(SERI) von Greenpeace CEE beauftragt, die wissenschaftliche Basis für die Berechnung des
ökologischen Fußabdruckes zu erstellen. Da es sich hier jedoch nicht um einen
Fußabdrucksrechner im klassischen Sinne handelt, sondern um ein Computerspiel mit
Lerneffekt, war die Vorgabe an SERI nicht exakte Daten bereitzustellen, sondern lediglich
Größenordnungen, die untereinander in realistischen Relationen stehen. SERI ist diesem
Anspruch insofern gerecht geworden, als dass einerseits – wo möglich – präzise Daten
verwendet wurden, um den Fußabdruck so genau wie möglich zu berechnen, andererseits aber
auch auf durch Literatur fundierte Schätzungen zurückgegriffen wurde, um dort wo keine
Daten verfügbar waren zumindest richtige Größenordnungen sicherzustellen. Diese
Vorgangsweise wurde auch von anderen Autoren existierender Fußabdrucksrechner
angewendet.
Im Folgenden soll die Datenbasis des Computerspiels „Leben auf einem Hektar“ kurz
dargestellt werden.
2. Überblick: Die Kategorien
In Anlehnung an eine Vielzahl anderer Studien und Berechnungstools zum ökologischen
Fußabdruck (vgl. Redefining Progress (2003), Haberl et. al. (2004), Schnauss (2002),
Daxbeck et. al. (2001) etc.) wurden vier Hauptkategorien für den persönlichen Konsum
gewählt, welche die größten Auswirkungen hinsichtlich Ressourcenverbrauch zeigen (siehe
dazu auch Spangenberg und Lorek, 2002):
• Ernährung
• Wohnen (Energieverbrauch für Heizen und Warmwasser, Stromverbrauch für
Beleuchtung und Elektrogeräte)
• Mobilität (Eisenbahn, öffentlicher Verkehr, Flugzeug, Autoverkehr)
• Konsum (alle Produkte, welche nicht in obige Kategorien fallen).
2
Jede der vier Hauptkategorien umfasst eine Reihe von Stellgrößen, die in der folgenden
Tabelle dargestellt werden:
Abbildung 1: Die Stellgrößen
Kategorie
Hauptstellgrößen
Ernährung
> 2000 kcal
Vegan
Fleisch selten, aber doch
Ausgewogen
Fleisch oft und gerne
Nur Fleisch (2x tägl.)
Wohnen
Größe
Anzahl der Bewohner
Bautyp
Energie
Temperatur
Strombewusstsein
.
Strom
(pro Kopf je nach Haushaltsgröße)
Mobilität
Eisenbahn
Nebenstellgrößen
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Briefmarke als Teppich
Ein bisschen beengt
Genug Platz für mich
viel Freiraum übrig
Zum Verlaufen
Passivhaus
Niedrigenergiehaus
Wohnung in Mehrfamilienhaus
Ein-/Zweifamilienhaus
konventionelles Energiemix
konventionelles Ökoenergiemix
verbessertes Ökoenergiemix
Ganzjährig Sommer im Zimmer
Angenehm flauschig warm
Wohl temperiert
Im Winter ist es überall kälter
Auch für Eisbären geeignet
Wohnung leuchtet wie Christbaum/sehr viele
Elektrogeräte
Nur die Besenkammer bleibt dunkel/viele Elektrogeräte
In einigen Zimmern Licht/einige Elektrogeräte
Nur in einem Zimmer Licht/wenige Elektrogeräte
Tappe im Dunkeln/kaum Elektrogeräte
konventionelles Strommix
konventionelles Ökostrommix
verbessertes Ökostrommix
Leidenschaftlicher Bahnfahrer
Oft auch in den Urlaub
Gelegentlich Ausflüge
Nur selten
3
Öffentlicher Verkehr
Flugreisen
Auto
Autotyp
Ich habe doch mein Auto!
Mit Bus-Bahn-Bim überall hin
Jeden Tag zur Arbeit
Ab und zu
Wenn es sein muss
Ich habe doch mein Auto!
Vielflieger (gerne auch mal Business Class)
Jeden Urlaub weit weg
Ab und zu
Aufregend, weil selten
Fliegen sollen die Vögel
Immer und überall hin
Häufig
Gelegentlich
Selten
Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlich
SUV
Sportflitzer/Luxuskarrosse
Familienkutsche
Kleinwagen
Ökoauto
Motorrad
Motorroller
Anzahl der Mitfahrer
Konsum
Einkommen
Lebensstilfaktor
Technikfaktor
Millionär/superreich "kann mir alles leisten"
Ganz gut
Durchschnitt
Untere Mittelklasse
Arm wie eine Kirchenmaus
Immer das Neueste - Vorjahresmodelle auf den Müll!
Durchschnitt
Langlebige Qualitätsprodukte, für die Ewigkeit gekauft!
Jeden Hightech-Schnickschnack
Neue Dinge gerne
Technik, wo notwendig
Nur das notwendigste
Technik, was ist das?
Generell wurde versucht, durch die Wahl der Hauptstellgrößen die wichtigsten Faktoren in
der jeweiligen Hauptkategorie abzudecken. Die Nebenstellgrößen setzen sich jeweils aus 2
Extremwerten und einer Abstufung dazwischen zusammen.
3. Ernährung
In der Kategorie Ernährung gibt es die fünf Hauptstellgrößen „Vegan“, „Fleisch selten, aber
doch“, „Ausgewogen“, „Fleisch oft und gerne“ und „Nur Fleisch“. Die Stellgröße
„Ausgewogen“ bezieht sich dabei auf die durchschnittliche Zusammensetzung der Nahrung
aus tierischen und pflanzlichen Produkten, wobei ein Erwachsener laut Österreichischem
Ernährungsbericht 2003 rund 226,4 kg pro Jahr an tierischen Produkten und 284,6 kg pro Jahr
an pflanzlichen Produkten verspeist1. Die Umrechnung auf die Extremgrößen „Vegan“ bzw.
1
Tierische Produkte beinhalten in diesem Zusammenhang nicht nur Fleisch, sondern auch Eier, Milchprodukte
etc.
4
„Nur Fleisch“ wurde anhand der Nährwerttabelle aus Universität Hohenheim (2005)
vorgenommen, unter der daraus abgeleiteten Annahme, dass man bei gleich hohem
Kalorienbedarf 1 kg tierischer Produkte mit etwa 1,5 kg pflanzlicher Produkte substituieren
muss. Daraus ergibt sich für die Stellgröße „Vegan“ ein jährlicher Konsum von 624,2 kg
pflanzlicher Produkte und für die Stellgröße „Nur Fleisch“ ein jährlicher Konsum von 416,1
kg tierischer Produkte. Die Zwischenstellgrößen „Fleisch selten, aber doch“ und „Fleisch oft
und gerne“ stellen respektiv die Mittelwerte aus „Vegan“ und „Ausgewogen“ bzw.
„Ausgewogen“ und „Nur Fleisch“ dar.
Weiters gibt es die drei Nebenstellgrößen „Egal wo, Hauptsache billig“, „Bewusst einkaufen,
egal wo“ und „Vom Bauern/Markt ums Eck“, die sich auf das Einkaufsverhalten des Spielers
beziehen. Basierend auf der Annahme, dass ein durchschnittlicher Österreicher „Egal wo,
Hauptsache billig“ einkauft, und sich der mittlere Flächenverbrauch daher auf diese Größe
bezieht, wird für die Stellgröße „Vom Bauern/Markt ums Eck“ sowohl ein geringerer
Energiebedarf durch z.B. eine Reduktion importierter Produkte, als auch die Veränderung des
Flächenverbrauchs auf Grund biologischer Landwirtschaft berechnet. Die Mittelgröße
„Bewusst einkaufen, egal wo“ ergibt sich dann aus dem Mittelwert der beiden
Extremkategorien. Während die Daten für die Reduktion des Transportbedarfs auf Redefining
Progress (2003) beruhen, entstammen die Daten für Veränderungen im Flächenverbrauch auf
Grund eines Umsteigens auf biologische Landwirtschaft auf Hadatsch et. al. (2000) für
pflanzliche Produkte und Amt der NÖ Landesregierung (1999) für tierische Produkte.
Die Grundlage für die Fußabdrucksflächen in der Kategorie „Ernährung“ stammt aus Haberl
et. al. (2004). Aus diesem Gutachten geht hervor, dass der ökologische Fußabdruck für die
Ernährung eines durchschnittlichen Österreichers 1,73 gha/a (globale Hektar pro Jahr) beträgt,
wovon 1,53 gha auf den Konsum von tierischen Produkten und nur 0,20 gha auf den Konsum
von pflanzlichen Produkten entfallen. Folglich stellt der Wert von 1,73 gha den Wert für die
Hauptstellgröße „Ausgewogen“ im Zusammenhang mit der Nebenstellgröße „Egal wo,
Hauptsache billig“ dar. Anhand der oben erwähnten Daten des Österreichischen
Ernährungsberichtes 2003 lässt sich der ökologische Fußabdruck pro kg tierische/pflanzliche
Ernährung berechnen und somit auch die Extremwerte „Vegan“ und „Nur Fleisch“ und die
Mittelwerte „Fleisch selten, aber doch“ und „Fleisch oft und gerne“ (jeweils für die
Nebenstellgröße „Egal wo, Hauptsache billig“). Die daraus resultierende Zwischentabelle
sieht wie folgt aus:
Abbildung 2: Ökologischer Fußabdruck für die verschiedenen Hauptstellgrößen bei durchschnittlichem
Kaufverhalten
Vegan
Egal wo, Hauptsache billig
0,44 624,2 kg
Fleisch selten, aber
doch
Egal wo, Hauptsache billig
1,08 Mittelwert
226,4 kg tierische und 284,6
Ausgewogen
Egal wo, Hauptsache billig
1,72 kg pflanzliche Produkte
Fleisch oft und gerne
Egal wo, Hauptsache billig
2,26 Mittelwert
Nur Fleisch (2x tägl.)
Egal wo, Hauptsache billig
2,79 416,1 kg
Basierend auf Redefining Progress (2003) wurden nun Schätzungen vorgenommen, wie sich
die Substitution von Durchschnittsgütern durch Bionahrungsmittel auswirken könnte. Diese
Auswirkungen wurden auf Grund des Fossilenergieanteils am Fußabdruck vorgenommen, der
bei sinkender Transportintensität eines Produktes kleiner wird. Da dieser Anteil bei
pflanzlichen Produkten beträchtlich höher ist als bei tierischen, sind die prozentuellen
Veränderungen beim Umstieg auf biologisch produzierte pflanzliche Produkte größer als
beim Umstieg auf biologisch produzierte tierische Produkte.
5
Hinsichtlich der Ertragsraten bei verschiedenen Landwirtschaftssystemen wurde auf Basis
von Hadatsch et. al. (2000) geschätzt, dass man beim Umstieg von konventionellem auf
biologischen Landbau pflanzlicher Produkte für die Produktion der gleichen Menge in etwa
25% mehr Landfläche benötigt. Für die biologische Produktion tierischer Produkte sind laut
Amt der NÖ Landesregierung (1999) Flächenbedarfssteigerungen von rund 50% zu erwarten.
Diese Werte wurden für die Extremgrößen „Vegan“ und „Nur Fleisch“ herangezogen. Für die
biologische Produktion einer ausgewogenen Ernährung wurde eine Erhöhung der benötigten
Fläche um 35% geschätzt. Für die übrigen Hauptstellgrößen wurden Mittelwerte errechnet.
Addiert man die beiden Effekte (Reduktion des Fossilenergieanteiles, Ertragseinbußen), so
wird deutlich, dass die Einsparungen beim Umstieg von konventioneller auf ökologische
Landwirtschaft bei pflanzlichen Produkten mit 20% am höchsten sind. Auch bei einer
ausgewogenen Ernährung sind Verbesserungen in der Größenordnung von 5% zu erwarten.
Auf Grund des erhöhten Flächenbedarfs von 50% bei tierischen Produkten ergibt sich hier
beim Umstieg allerdings sogar ein Anstieg der benötigten Fläche von etwa 15%.
Abbildung 3: Veränderungen im Flächenverbrauch beim Umstieg von konventionellem zu biologischem
Landbau
Summe der Effekte auf
Flächenverbrauch
Stellgröße
Fossilenergieeffekt
Ertragseffekt
Vegan
-20%
-45%
+25%
Ausgewogen
-5%
-40%
+35%
Nur Fleisch
+15%
-35%
+50%
Die Zwischenstellgrößen „Fleisch selten, aber doch“ und „Fleisch oft und gerne“ sind hier
bewusst nicht angegeben, da sie jeweils den Mittelwert der nächst höheren und tieferen
Kategorien bilden.
Mit diesen Veränderungen im Vergleich zu „Egal wo, Hauptsache billig“ wurde die
Stellgröße „Vom Bauern/Markt ums Eck“ berechnet. Die Zwischenstellgröße „Bewusst
einkaufen, egal wo“ ergibt sich wieder aus dem Mittelwert.
Damit ergibt sich folgende Tabelle mit den jeweiligen Fußabdruckswerten.
Abbildung 4: Werte für der Stellgrößen in der Kategorie Ernährung
Vegan
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Fleisch selten, aber doch Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Ausgewogen
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Fleisch oft und gerne
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
Nur Fleisch (2x tägl.)
Egal wo, hauptsache billig
Bewusst einkaufen, egal wo
Vom Bauern/Markt ums Eck
0,44
0,40
0,35
1,08
1,04
0,99
1,72
1,68
1,63
2,26
2,34
2,42
2,79
3,00
3,21
6
Die Tabelle zeigt die Auswirkungen beim Umstieg auf mehr tierische Produkte in der
Gesamternährung. Hier nimmt der Fußabdruck beständig zu. Gleichzeitig findet beim
Umstieg auf „bewussteres“ Einkaufsverhalten eine Reduktion des Fußabdruckes in den ersten
drei Hauptkategorien statt. Bei den beiden letzten Hauptkategorien kommt es jedoch auf
Grund des hohen Fleischanteiles und dem damit verbundenen Anstieg des Flächenbedarfes
resultierend aus den Ertragseinbußen zu einem Anstieg des ökologischen Fußabdruckes. Dies
ist keineswegs ein Widerspruch: vielmehr wird dem Spieler dadurch verdeutlicht, dass ein
hoher Fleischkonsum mit einem niedrigen Fußabdruck nicht vereinbar ist und dass sich der
Umstieg auf mehr pflanzliche Produkte schnell bezahlt macht.
4. Wohnen
Die Kategorie Wohnen fasst den ökologischen Fußabdruck des persönlichen Energie- und
Stromverbrauches in den eigenen vier Wänden zusammen.
Der Fußabdruck für den Energieverbrauch beruht insbesondere auf dem Bautyp, wobei hier
zwischen Passivhäusern, Niedrigenergiehäusern, Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und
Ein-/Zweifamilienhäusern unterschieden wird. Die Energiekennzahlen pro Quadratmeter
beruhen für Ökohäuser auf Niedrigenergiehaus (2005) und für Ein-/Mehrfamilienhäuser auf
Erdgas oe. (2005).
Abbildung 5: Energiekennzahl für verschiedene Bautypen
Energiekennzahlen (Heizung, Warmwasser, Normtemperatur 20°C)
Passivhaus
Niedrigenergiehaus
Wohnung in Mehrfamilienhaus
Ein-/Zweifamilienhaus
kWh/m2
15
35
120
165
Die Umrechnung des Energiebedarfes pro Person und ausgewählter Wohnungsgröße erfolgt
für den jeweiligen Energiemix mittels folgender Tabelle. Die Zahlen für fossile Energieträger
stammen von Wackernagel et. al. (1999), jene für erneuerbare Energieträger von EAI (2002)
und die Zahl für Geothermie von Infinitepower (2005).
Abbildung 6: Spezifischer Energie-Fußabdruck verschiedener Energiequellen
Spezifischer Energie-Fußabdruck (in GJ/gha/a)
Wasserkraft
Kohle
Flüssige Erdölprodukte
Erdgas
Photovoltaik Elektrizität
Sonnenkollektoren (Warmwasser)
Windenergie
Geothermie
Ethanol
sonstige
Mittelwert Wind, Photovoltaik, Geothermie
1.000
55
71
93
4.400
12.000
9.000
30
100
100
4500
Als Energiemix stehen dabei drei Alternativen zur Verfügung. Der so genannte
„konventionelle Energiemix“ beruht auf gegenwärtigen österreichischen Verhältnissen.
Datenbasis ist die EVA Energieflussrechnung Österreichs aus dem Jahr 2000. Für den
„Ökoenergiemix“ wurden einerseits die Anteile fossiler Energieträger reduziert, andererseits
jene von Windkraft, Biomasse und Sonnenkollektoren erhöht. Gleichzeitig wird Ethanol und
Geothermie mit geringen Anteilen eingeführt. Der Anteil von Wasserkraft erhöht sich
7
vernachlässigbar. In einem weiteren Schritt werden für den „Verbesserten Ökoenergiemix“
die Anteile fossiler Energieträger zu Gunsten von Kraft aus Wind und Sonnenkollektoren
gänzlich reduziert. Im Vergleich zum „Ökoenergiemix“ bleiben die Anteile von Wasserkraft,
Biomasse, Ethanol und Geothermie nahezu unverändert. Aus diesen Daten ergibt sich die
folgende Matrix, die den energiebedingten Fußabdruck pro m² Wohnfläche für den jeweiligen
Bautyp widerspiegelt.
Abbildung 7: Energiebedingter Fußabdruck für verschiedene Bautypen pro m² Wohnfläche
gha/m² (konventionelles gha/m²
gha/m² (verbessertes
Energiemix)
(Ökoenergiemix)
Ökoenergiemix)
Passivhaus
0,00063
0,00035
0,00023
Niedrigenergiehaus
0,00147
0,00082
0,00054
Wohnung in
Mehrfamilienhaus
0,00505
0,00282
0,00187
Ein-/Zweifamilienhaus
0,00694
0,00387
0,00257
Neben Bautyp und Energiemix spielt für die Berechnung des Energiefußabdruckes auch noch
die Raumtemperatur eine Rolle. Laut Wien Energie Haus (2005) steigt der Energiebedarf mit
jedem Grad Abweichung von der Normraumtemperatur von 20° C um sechs Prozent.
Umgekehrt reduziert er sich gleichermaßen bei einer Reduktion der Raumtemperatur.
Die Methode für die Berechnung des stromverbrauchorientierten Fußabdruckes ist
vergleichbar mit jener für den Energiefußabdruck, mit der Ausnahme, dass für den
Stromverbrauch weniger die Wohnfläche, als die Anzahl von Bewohnern von Bedeutung ist.
Laut Wien Energie Haus (2005) beläuft sich der Stromverbrauch der jeweiligen
Haushaltsgröße wie in folgender Tabelle dargestellt.
Abbildung 8: Stromverbrauch je Haushaltsgröße
Stromverbrauch
kWh/a
1-Personen Haushalt
2-Personen Haushalt
3-Personen Haushalt
4-Personen Haushalt
5-Personen Haushalt
6-Personen Haushalt
1500
2500
3000
3500
4000
4500
Abhängig von den Einstellungen der Stellgröße „Strombewusstsein“ können diese Zahlen bis
zu 50% höher (Faktor 1,5) bzw. niedriger (Faktor 0,5) sein. Ein 1-Personen-Haushalt mit
einem Bewohner ohne geschärftes Strombewusstsein kann so einen Jahresstromverbrauch von
bis zu 2250 kWh/a aufweisen, während sparsame Einzelbewohner ihren Stromverbrauch auf
750 kWh/a reduzieren können. Diese Zahlen sind laut Wien Energie Haus (2005) auch vom
Alter der Bewohner abhängig, da z.B. ein allein stehender Mittdreißiger im Durchschnitt viel
mehr Strom verbraucht als ein allein stehender gesunder 90-Jähriger. Da jedoch das Alter im
Spiel nicht abgefragt wird, kann das Stromverhalten über die Stellgröße „Strombewusstsein“
reguliert werden. Wie aus Abbildung 8 hervorgeht, sinkt außerdem der Stromverbrauch pro
Kopf, je mehr Menschen in einer Wohnung wohnen.
Für die Berechnung des ökologischen Fußabdruckes wurde für den „konventionellen
Strommix“ der inländische elektrische Energiemix 2003 vom Verband der
Elektrizitätsunternehmen Österreichs herangezogen. Die Umrechnung in Flächeneinheiten
wurde anhand der Daten in Abbildung 6 vorgenommen. Die Zusammensetzung der einzelnen
Stromproduktionsarten für den „Ökostrommix“ wurde auf Grund gängiger
Zusammensetzungen bei gegenwärtigen Ökostromanbietern vorgenommen. Im konkreten Fall
8
wurden Daten von der Ökostrom AG verwendet (72% Wasserkraft, 26,1% Wind, 1%
Photovoltaik, 0,9% Biomasse). Der „verbesserte Ökostrommix“ geht von zunehmenden
Investitionen in Photovoltaik in der Zukunft und einer entsprechenden Reifung der
Technologie aus und basiert auf einem Mix von je einem Drittel Wasserkraft, Photovoltaik
und Wind. Auf Grund der hohen Flächenintensität von Biomasse/Biogas kommt es zu keinem
anteilsmäßigen Anstieg dieser Produktionsart. Folgende Matrix zeigt den strombedingten
Flächenverbrauch pro Person und Jahr für die jeweilige Haushaltsgröße bei einem
Strombewusstsein, das der Nebenstellgröße „In einigen Zimmern Licht/einige Elektrogeräte“
(Faktor 1) entspricht.
Abbildung 9: Strombedingter durchschnittlicher Flächenverbrauch pro Person und Jahr für die jeweilige
Haushaltsgröße
gha/a/Person
gha/a/Person
(konventionelles
gha/a/Person
(verbessertes
Strommix)
Ökostrommix)
(Ökostrommix)
1-Personen Haushalt
0,0328
0,0045
0,0029
2-Personen Haushalt
0,0273
0,0038
0,0024
3-Personen Haushalt
0,0218
0,0030
0,0020
4-Personen Haushalt
0,0191
0,0027
0,0017
5-Personen Haushalt
0,0175
0,0024
0,0016
6-Personen Haushalt
0,0164
0,0023
0,0015
Die Matrix zeigt, dass der strombedingte Fußabdruck sehr klein ist. Auch die Summe von
Energie- und Stromfußabdruck ist gegenüber anderen Kategorien nicht besonders hoch, was
unter anderem auch daran liegt, dass „graue Energie“, also die Energie für Hausbau und –
instandhaltung, nicht einberechnet ist. Global Footprint Network (2004) gehen hierfür von
einem durchschnittlichen Wert von 0,54 gha aus, der dem Fußabdruck für Wohnen noch
hinzuzuzählen wäre.
5. Mobilität
Die Kategorie Mobilität/Transport setzt sich aus den Hauptstellgrößen Auto, Eisenbahn,
öffentlicher Nahverkehr und Flugreisen zusammen.
Innerhalb der Stellgröße „Auto“ steht eine Reihe von verschiedenen Autotypen zur
Verfügung, die vom kleinen Motorroller bis zum „SUV“ (Sport Utility Vehicle) reichen. Für
jeden dieser Typen wurde ein Normbenzinverbrauch angegeben (Quellen: ÖAMTC, Oeko
Test 5/01, Wombat Tours), der Mittels Energiedichte von Superbenzin in den
Energieverbrauch umgerechnet wurde. Basierend auf Redefining Progress (2003) wurde unter
Zuhilfenahme von österreichischen Daten einerseits der Fußabdruck für fossile Energie pro
100 km berechnet (inkl. „graue Energie“ für die Erzeugung von Autos und Bau/Erhaltung der
Strassen), andererseits aber auch die durch Straßen verbaute Fläche (Quellen:
Umweltbundesamt, Verkehrsclub Österreich). Die Summe dieser beiden Faktoren ergibt den
Fußabdruck pro gefahrene Distanz, und wird durch die Anzahl der Insassen im Auto dividiert,
um den Fußabdruck pro Person zu erhalten.
Interessant wäre in diesem Zusammenhang auch eine Abfrage des Fahrverhaltens, d.h. wie
sich die jährliche Fahrdistanz in etwa auf Stadtverkehr bzw. Überlandverkehr aufteilt. Da wir
auf Grund von ÖAMTC-Statistiken annehmen können, dass der Normverbrauch im
Stadtverkehr um etwa 20% höher liegt, während er beim Überlandverkehr um etwa 15%
sinkt, wäre dies eine gute Möglichkeit zu zeigen, dass sich insbesondere in der Stadt der
Umstieg auf andere Alternativen lohnt.
9
Für die Berechnung des ökologischen Fußabdruckes von Bahnfahrten wurde die angegebene
jährliche mit der Eisenbahn zurückgelegte Distanz in Energieverbrauch umgerechnet. Dies
geschah wiederum auf Basis von Redefining Progress (2003) unter Zuhilfenahme von Daten
der ÖBB. Insbesondere der Energieaufwand pro gefahrenen Personenkilometer bei gegebener
Auslastung ist hier von Relevanz. Gleichermaßen wurde die verbaute Fläche berechnet, wobei
hier auf Daten vom Umweltbundesamt und der Internetseite „www.bahnfakten.at“
zurückgegriffen wurde. Insgesamt ergibt sich so ein konstanter Flächenwert pro gefahrenen
Kilometer, unabhängig von der gefahrenen Distanz.
Die Hauptstellgröße „Öffentliche Verkehrsmittel“ setzt sich zu je einem Drittel aus dem
Fußabdruck von Bus, Straßenbahn und U-Bahn zusammen. Für Autobusse, die in Wien mit
Flüssiggas betrieben werden, konnte der Energiebedarf bei den Wiener Linien in Erfahrung
gebracht werden. Durch Umrechnung von Liter auf kWh bzw. Megajoules konnte mittels
Redefining Progess (2003) der fossile Fußabdruck (pro km) berechnet werden. Die
Berechnung des Fußabdruckes von Straßenbahn und U-Bahn wurde in ähnlicher Art und
Weise vorgenommen: der jeweilige Energiebedarf (Quelle: Wiener Linien) wurde anhand des
aktuellen Strommixes und den relevanten Fußabdruckfaktoren (siehe Kategorie Wohnen) in
die benötigten Flächeneinheiten pro gefahrenen km umgerechnet. Auf eine Berechnung der
bebauten Flächen für das jeweilige Verkehrsmittel wurde innerhalb dieser Stellgröße
verzichtet, da eine Zurechnung nur sehr schwer vorzunehmen ist.
Der ökologische Fußabdruck von Flugreisen wurde mit Hilfe von Redefining Progress (2003)
berechnet. Der Energiebedarf für das Fliegen ergibt sich aus der Multiplikation der
geflogenen km mit einem Energiefaktor von 3,1 MJ/km (dieser inkludiert auch die Energie
für die Bereitstellung der Infrastruktur am Boden). Mittels Kohlenstoff-Absorptionsfaktoren
und Äquivalenzfaktoren (Quelle: Redefining Progress, 2003) konnte so der Fußabdruck pro
geflogenen km errechnet werden.
Eine Addition der 4 verschiedenen Hauptstellgrößen in der Kategorie Mobilität/Transport
zeigt, dass ein Großteil des Fußabdruckes auf Flugreisen und Autofahrten zurückzuführen
sind. Bahnfahrten fallen erst bei größeren Strecken ins Gewicht, öffentliche Verkehrsmittel so
gut wie gar nicht.
6. Konsum
Da eine genauere Berechnung des ökologischen Fußabdruckes der Kategorie „Konsum“ nur
unter einem größeren zeitlichen Aufwand möglich gewesen wäre (es müssten die
Fußabdrücke einer Vielzahl von Konsumprodukten separat berechnet und dann in
verschiedene Konsumkörbe aggregiert werden), unterliegen die hier angegebenen Daten
Schätzungen.
Laut Global Footprint Network (2004) entfallen auf den durchschnittlichen Konsum von
Gütern und Dienstleistungen in Österreich 0,66 gha. In der Aufgliederung von Global
Footprint Network (2004) entfallen in diese Endverbrauchskategorie Produkte wie Papier,
Kleidung, Schuhe, Haushaltsgeräte, Möbel, alle anderen Güter (z.B. Unterhaltungselektronik)
sowie Dienstleistungen. Für die für dieses Spiel relevante Hauptstellgröße „Einkommen“
wurde daher für ein durchschnittliches Arbeitnehmerentgelt von 1.760 € netto (Quelle:
Statistik Austria, 2005) ein konsumbedingter Fußabdruck von 0,66 gha angenommen. Dies
entspricht etwa 3,8 m² pro €. Dieser Faktor wurde verwendet, um den konsumbedingten
Fußabdruck anderer Einkommen zu berechnen (unter der Annahme, dass der Konsumanteil in
verschiedenen Einkommenskategorien gleich bleibt).
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Um unterschiedliche Einkaufsverhalten widerspiegeln zu können, wurde des Weiteren die
Hauptstellgröße „Lebensstilfaktor“ eingeführt, die den durchschnittlichen Fußabdruck der
gewählten Einkommenskategorie nach oben oder unten verändern kann. Kaufen
Konsumenten besonders viel und immer das Neueste ein, so erhöht sich der durchschnittliche
Konsumfußabdruck um 50% (Faktor 1,5). Kauft jemand bevorzugt langlebige Produkte und
generell wenig ein, sinkt der Konsumfußabdruck um 50% (Faktor 0,5).
Das Einkaufsverhalten bei elektronischen Produkten wird gesondert über einen
„Technikfaktor“ in die Betrachtung gezogen, da wir davon ausgehen, dass solche Produkte
einen besonders hohen Fußabdruck aufweisen. Auf Basis des dem Verbraucherpreisindex der
Statistik Austria (2005a) zugrunde liegenden Warenkorbes und der Gewichtung der Produkte
innerhalb desselben wurde geschätzt, dass in Österreich rund 20% des Konsums für
elektronische Produkte ausgegeben werden. Daher werden auch nur 20% des
lebensstilbereinigten Fußabdruckes dem entsprechenden „Technikfaktor“ (0,5 – 2)
unterzogen. Rechnet man diesen Faktor auf den gesamten Konsumfußabdruck um, so erhöht
sich letzterer bei Wahl der Nebenstellgröße „Jeden Hightech-Schnickschnack“ um 40%,
während er bei Wahl der Nebenstellgröße „Technik, was ist das?“ um 10% sinkt.
7. Schlussbemerkungen
Im Vergleich zu gängigen ökologischen Fußabdruckrechnern liegt der Durchschnittswert bei
unserer Berechnungsmethode bei etwas über 4 gha. Da der WWF in seinem Living Planet
Report 2004 für Österreich einen Durchschnittswert von 4,6 gha pro Kopf errechnet hat, lässt
sich daraus schließen, dass unsere Berechnungen den wahren Fußabdruck etwas
unterschätzen. Rechnet man andererseits den oben erwähnten Fußabdruck für Neubau und
Instandhaltung von Häusern in der Höhe von 0,54 gha dazu, dann zeigt sich, dass die
vorliegenden Berechnungen für das Spiel sehr nahe an den international gängigen Werten
liegen.
Die Spannbreite der Daten liegt zwischen 0,42 gha als Minimalwert (wenn jeweils die am
wenigsten flächenintensive Stellgröße gewählt wird) und 23,12 gha als Maximalwert (wenn
jeweils die flächenintensivste Stellgröße gewählt wird). Während der größte Teil des
Minimalwertes auf dem Ernährungsfußabdruck beruht, setzt sich der Maximalwert zu einem
Großteil aus Konsum, Auto, Flugreisen und Ernährung (in dieser Reihenfolge) zusammen.
11
Quellenverzeichnis
Amt der Niederösterreichischen Landesregierung (1999) Einfluss von Forstwirtschaft,
Landwirtschaft und Ernährung auf das Klima, St. Pölten, verfügbar unter
http://www.noel.gv.at/Service/RU/RU3/Klimabuendnis/Download/Studie.pdf (Stand: Oktober
2005)
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www.oekotest.de (Stand: Juni 2005)
www.wombat-tours.com (Stand: Juni 2005)
Persönliche Gespräche:
ÖBB (2005) Telefongespräche mit den Herren Eisenkölbl und Gruber bezüglich
Energieverbrauch und Auslastung von Personenzügen in Österreich
Wien Energie Haus (2005) Telefongespräch mit Herrn Krehan bezüglich Strom- und
Energieverbrauch in Wiener Haushalten.
Umweltbundesamt (2005) Telefongespräch mit Frau Roda bezüglich der Größe der
österreichischen Verkehrsflächen
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