(22.05.2009) News von den Old Country Folks
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(22.05.2009) News von den Old Country Folks
(22.05.2009) News von den Old Country Folks - CD "Tombstone 1881" erscheint in Kürze Die Band hat ihren vierten Tonträger eingespielt. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Band sollte es etwas Besonderes sein. Es wurden ausschließlich eigene Stücke aufgenommen. Einige Titel sind bereits bei "countrymusic.net" und "track4" in den Country-Charts vertreten. Sie können dort angehört und gevotet werden. Weiterhin sind die Old Country Folks jetzt auch bei "myspace" vertreten. Quelle: Countrymusic.net (22.05.2009) Taylor Swift - 'Es ist doch meist das Gleiche mit der Liebe' Amerikas Country-Wunder Taylor Swift will jetzt Europa erobern Die Liste der neuen Mädchenwunder reißt nicht ab. Und auch die Geschichte von Taylor Swift erzählt sich in Superlativen. Ihr selbst betiteltes Debüt verkaufte sich fast vier Millionen Mal, das aktuelle Album 'Fearless' belegte mehrere Monate Platz eins der amerikanischen Charts. 2008 war die mittlerweile 19-Jährige als 'Best New Artist' für den Grammy nominiert. Jetzt soll Taylor auch Deutschland und den Rest von Europa erobern. Zur Verfügung hat sie dafür ihren freundlichen Country-Pop, sehr lange Beine, blonde Locken und auffällig höfliches Benehmen. . Quelle: Countrymusic.net . (20.05.2009) Tribut an den Altmeister KIRN (red). "A Tribute to Johnny Cash" ist eine Band aus sechs hessischen Musikern, die sich nach dem Ableben der Country-Ikone der Aufgabe verschrieben haben, Cashs Andenken im deutschsprachigen Raum würdig zu vertreten. Am Samstag, 6. Juni, treten sie um 21 Uhr auf der Kyrburg auf. Einlass ist ab 20 Uhr, der Eintritt kostet sechs Euro. Selbstverständlich darf dabei ein Glas Whisky zur Begrüßung nicht fehlen. "A Tribute to Johnny Cash" wollen die Songs des Großmeisters, vom frühen Rockabilly bis zu Country und Folk, so authentisch spielen, dass seine Musik weiterleben kann. Die Band besteht seit Frühjahr 2006 und hat fast das gesamte Werk Cashs im Repertoire. Quelle main-rheiner de (22.05.2009) Frühes Dylan-Gedicht basiert auf Lied von Hank Snow Ein frühes Gedicht von Bob Dylan, das im Juni in New York unter den Hammer kommt, basiert nach jüngsten Erkenntnissen auf einem Stück des kanadischen Countrysängers Hank Snow. Nach Medienberichten über das Dylan-Gedicht «Little Buddy» hätten sich Fans des verstorbenen Sängers gemeldet, die den Text aus dem gleichnamigen Snow-Song wiedererkannt hätten, erklärte eine Sprecherin des Auktionshauses Christie's am Mittwoch. Dylan verfasste das Gedicht mit dem Titel «Little Buddy» 1957 als 16-Jähriger für die Zeitung eines Sommerlagers in Wisconsin, wo er seine Ferien verbrachte. Er schrieb es noch unter seinem bürgerlichen Namen Bob Zimmerman. Das Gedicht handelt vom gewaltsamen Tod eines Hundes. Laut der Website des Hank Snow Country Music Centers schrieb Snow Text und Musik von «Little Buddy». Er nahm den Titel 1947 auf und trat damit regelmäßig in der Grand Ole Opry in Nashville auf. Dylan veränderte den Text, indem er Wörter austauschte und mit eigenen ergänzte - ganz im Stil einer alten Folk- und Country-Tradition. Das Auktionshaus Christie's rechnet für die Versteigerung am 23. Juni nach eigenen Angaben mit einem Erlös zwischen 10.000 und 15.000 Dollar (bis zu 11.000 Euro). Quelle net tribune (19.05.2009) Tennessee feiert zwei große Musikfestivals Bielefeld (dpa/tmn) - Country oder Rock'n'Roll? Diese Frage stellt sich Urlaubern im USBundesstaat Tennessee in der Zeit vom 11. bis 14. Juni. Darauf weist das Tourismusamt von Tennessee in Bielefeld hin. Denn dann gehen mit der «CMA Musik Festival Fan Fair» in Nashville und dem «Bonnaroo Music and Arts Festival» in Manchester zwei der größten Musikfestivals der USA gleichzeitig über die Bühne. Das Country-Fest in Nashville gelte als größte Veranstaltung ihrer Art weltweit. 2008 seien täglich mehr als 50 000 Besucher dabei gewesen. In Manchester stehen den Angaben zufolge unter anderem Bruce Springsteen, Elvis Costello, Al Green und die Beastie Boys auf dem Programm. Das Musikspektrum reiche von Rock über Folk und Hip-Hop bis Reggae. Beim Bonnaroo-Fest werden insgesamt 80 000 Besucher erwartet. CMA Musik Festival: www.cmafest.com - Music & Arts Festival: www.bonnaroo.com - Tennessee Tourismus: www.tennessee.de Texas Lightning - Western Bound Von Pamela Böhm & Dorothee Junk Eigentlich hatten sie im vergangenen Herbst eine kreative Schaffenspause von unbestimmter Dauer angekündigt. Doch dann konnte das Hamburger Quintett um den Comedy-Star Olli Dittrich und seinen TV-Partner Jon Flemming Olsen der ihnen angebotenen Aufgabe nicht widerstehen: Mit ihrem am 17. April in die deutschen Läden kommenden Album "Western Bound" liefern Texas Lightning in Kooperation mit dem Babelsberger Filmorchester den Soundtrack zu dem Zeichentrickfilm "WinneToons – Die Legende vom Schatz im Silbersee". Die Australierin Jane Comerford schrieb den Titelsong für den Kinofilm zu der gleichnamigen und frei auf Karl May-Charakteren basierenden TV-Serie: "Seven Ways to Heaven". Inspiriert von dem süßen Cartoon, werden auf dem neuen Album neben Live-Aufnahmen auch einige neue Lieder zu hören sein. Vielleicht ein Ansporn für die erfolgreiche Formation, die 2006 als erste Countryband im Finale des Eurovision Song Contests antrat, weiterzumachen? Fans würden es sich wünschen. Schließlich stehen von der bereits 1996 gegründeten Band, die nach diversen Besetzungswechseln 2005 ihr erstes offizielles Album auf den Markt brachte, erst zwei Alben – und zwei selbst produzierte Raritäten – in den Plattenläden. "Seven Ways to Heaven", Titelsong des Films und Opener des Albums, lässt direkt den typischen Sound erkennen, der einem von bisherigen Hits der Band im Ohr ist: eine Mischung aus Schlager, Pop und Country. Eine eingängige Melodie, poppig-flotter Rhythmus und dazu eine leichte CountryNote machen den Song voraussehbar und gleichzeitig auch radio- und filmtauglich. Ähnlich gestrickt sind auch "Summer Kiss", "Hurricane of Love" und "Out There Somewhere", die sich alle in die Linie der Texas Lightning-Hits einreihen – eingängig, mit Ohrwurmpotential und gute Laune versprechend. Ein besonderes Schmankerl ist "I Wish You Were Here". Der Titel lässt schon ahnen, dass man den Song irgendwoher kennt, und auch die Melodie kommt einem sehr bekannt vor. Aber woher? Spätestens beim instrumentalen Mundharmonika-Zwischenspiel wird das klar: hier wurde der bekannten Winnetou-Melodie – ein Klassiker – ein Text verpasst. Ein Song zum Seufzen und Schmunzeln. Selbst Pierre Brice wäre begeistert. An den vereinzelt eingestreuten, symphonischen Instrumentalstücken auf "Western Bound" erkennt man, dass es sich um einen Soundtrack handelt. Das "Arizona Main Theme" bietet eine Westerntypische, heroische Melodie zu flotten, mexikanischen Rhythmen, inklusive Mundharmonika-Solo. Ähnlich klingt auch "Buffalo Chase in Arizona". "Dad's Theme" beginnt mit einem Gitarren-Duett, das dann von einem symphonischen Satz in melancholisch stimmender Harmonik abgelöst wird, während "Nscho-Tschi's Theme" teilweise an den Herr der Ringe-Soundtrack von Enya und teilweise an die Musik von latein-amerikanischen Straßenmusikern erinnert. "Bobby’s Theme" liefert dann noch eine tragische, Musical-hafte Happy End-Melodie. Alles Musik, die eines WesternTrickfilms würdig sind. Als Auflockerung findet man neben diesen ganzen Soundtrack-Titeln noch das, wofür Texas Lightning bekannt sind: Country-Fassungen bekannter Songs, hier als Live-Versionen mit Orchester. Dabei macht das Quintett in Cowboy-Kleidung auch nicht vor anderen Filmsongs Halt: Sie covern sowohl die Titelmelodie von "The Godfather" von Nino Rota – statt der Mandoline übernimmt die Gitarre die Melodie, um den Song mehr dem Western-Genre anzupassen – als auch den Titelsong der Kult-Serie "Ein Colt für alle Fälle". Auch wenn Lee Majors aka Colt Seavers nicht selbst singt, sorgt die Version von "The Unknown Stuntman" dennoch für absolut gute Laune. Zu den Coversongs gehören auch zwei echte Country-Titel: "Gentle On My Mind" von Tammy Wynette passt mit dem Banjo-Picking und der schönen Orchester-Instrumentierung gut zum Soundtrack. Ein echtes Highlight ist jedoch die Version von "On the Old Kentucky Shore" vom "Father of Bluegrass", Bill Monroe. Das Arrangement mit zweistimmigem Gesang, teilweise a-cappella, ist ein wahrer (Country-) Hörgenuss. Fazit: Ein Mischmasch aus eigenen Songs, original Filmscore und Live-Cover-Versionen. Um das Album von vorn bis hinten schön durch zu hören, gibt es zu viel Kraut und Rüben. Es sind aber auch einige Gold-Nuggets darunter zu finden. VÖ: 17. April 2009 Label: X-cell (Universal) 01 Seven Ways to Heaven (Radio Mix) 02 Gentle on my Mind (Liveat Berlin Adlershof) 03 Summer Kiss 04 Arizona Main Theme (Score) On The Old Kentucky Shore (Liveat Berlin 05 Adlershof) 06 I Wish You Were Here 07 Dad's Theme (Score) 08 Hurricane of Love 09 The Godfather (Live at Berlin Adlershof) 10 Out There Somewhere 11 Nscho-Tschi's Theme (Score) The Unknown Stuntman (Live at Berlin 12 Adelrshof) 13 Buffalo Chase in Arizona (Score) 14 Bobby's Theme (Score) Virginia - Der Gitarrenladen schließt zuletzt Den Donnerstagabend im New River Trail Cafe wird so leicht kein Einwohner des Dörfchens Fries verpassen. Schon gegen Nachmittag trudeln die ersten Gäste ein, setzen sich auf abgewetzte Stühle an wackligen Tischen, bestellen Sandwiches, Hamburger, Buchweizenpfannkuchen und Cola im Plastikbecher. Auf Essen und Trinken aber kommt es nicht an, sondern nur auf die Musik. Schon zupft jemand ein paar Töne auf seiner Gitarre, dann sind es zwei, drei Gäste, die den ersten Song gemeinsam improvisieren. Schließlich hat sich ein halbes Dutzend Musiker zusammengefunden mit Geige, Banjo, Bass, Mandoline und Harfe. Wer mitspielen möchte, setzt sich einfach dazu. Es gibt keine Bühne, kein Mikrofon, keinen Verstärker, nur ein paar Stühle im Halbkreis am Fenster. Eine Gage bekommt niemand und verlangt auch niemand, denn Musik ist im äußersten Südwesten Virginias, in den entlegenen Bergen und Tälern der Appalachen, ein selbstverständlicher Teil des Alltags. Und als einzig wahre Musik gelten hier nach wie vor Bluegrass und Old Time Mountain Music, die volkstümlichen Quellen und Wegbereiter der amerikanischen Country Music. Einwanderer und Sklaven prägten die Musik Schon ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass man sich hier in einer Art Niemandsland befindet. Der südwestliche Zipfel von Virginia schiebt sich weit hinaus in die Gebiete der Bundesstaaten North Carolina, Tennessee, Kentucky und West Virginia. Erst um 1790 wurde dieses schwer zugängliche Bergland von europäischen Einwanderern besiedelt, und als Mitte des neunzehnten Jahrhunderts Zehntausende in den amerikanischen Westen strömten, lebten hier nur wenige Familien. Dennoch ist es die Gegend, in der Nordamerika seine ureigene Musik kreierte. Für die Menschen nämlich gab es kaum Abwechslung, Musik war ihre einzige Unterhaltung - mitgebracht von schwarzen Sklaven aus Afrika, von schottischen, irischen und deutschen Bauern, später von italienischen, polnischen und russischen Bergarbeitern, eine kuriose Mischung aus Instrumenten und Stilrichtungen, die unter dem Begriff "Old Time Mountain Music" zusammengefasst wird. Nur die Main Street und ein paar Geschäfte Und hier, wo sich alle Straßen irgendwo im Gebirge verlieren, beginnt die Crooked Road. Sie macht ihrem Namen alle Ehre: Krumm und kurvenreich windet sie sich über vierhundert Kilometer an der Südgrenze Virginias durch Berge und Wälder bis fast nach Kentucky. Die Straße, so sagen die Leute, sei so kurvig, dass man in manchen Windungen sein eigenes Rücklicht sehen könne. Dörfer oder gar Städte gibt es selten, die Bauernhäuser stehen manchmal in kilometerweitem Abstand. "Fifty miles of elbow room, left hand side and right hand side", heißt es über diesen Landstrich in einem Country Song. Fährt man dann doch einmal durch eine Kleinstadt, besteht sie aus kaum mehr als der typischen Main Street mit einem urtümlichen Friseurladen, einem alteingesessenen Uhrmacher, einer Eisenwarenhandlung, einem Gitarrengeschäft und einem Diner, der seit mindestens fünfzig Jahren weder sein Aussehen noch seine Speisekarte verändert hat. Dort meint man auch am Tresen genau jenen verschrobenen Alten wiederzuerkennen, den der Mountain-Musiker Kelly Harrell 1927 in seinem Lied "Charlie, He's a Good Old Man" besang. Fast jeder spielt ein Instrument "Taking the crooked road" ist ein fester Begriff der Mountain Music. Jetzt ist er auch das MarketingEtikett für die vor zwei Jahren ins Leben gerufene Straße, die die wichtigsten Stationen der frühen Country Music zusammenschließt. "Dafür mussten wir nichts künstlich schaffen, sämtliche Perlen waren da, wir haben sie lediglich auf eine Kette gezogen", sagt Joe Wilson, Vorsitzender des National Council for Traditional Arts, ein Schriftsteller und Musikliebhaber, der im Südwesten Virginias verwurzelt ist. Angesichts der wenigen Einwohner ist die Anzahl der Musiker hier erstaunlich hoch. Fast jeder spielt ein Instrument. In der Nähe von Galax gibt es eine zwölf Kilometer lange Nebenstraße, an der kein einziges Dorf steht, und doch sind seit 1920 aus den verstreuten Farmhäusern einunddreißig Bands hervorgegangen. Die Menschen bevorzugen auch heute noch das eigene Musizieren vor dem Konsum der Poptrends. "Musik ist einfach besser, wenn man sie selbst macht - wie hausgebackene Biscuits im Vergleich zum abgepackten Brot im Laden", sagte einst die Sängerin und Banjospielerin Dorothy Rorick, die den Frauen ihrer Generation diesen Rat fürs Leben gab: "Wenn du schon kein Banjo spielen kannst, heirate wenigstens einen Banjo-Spieler." Kaum jemand kann Noten lesen Deshalb gibt es jeden Tag irgendwo eine spontane Session oder Jamboree. Die Leute treffen sich ohne feste Verabredung, haben nie zusammen geübt, aber alle kennen die Standard-Songs und können improvisieren. Kaum jemand kann Noten lesen, man hört einfach zu und spielt nach. "Catching the tune" nennt man das hier. Die Texte handeln vom harten Leben auf dem Land und in den Kohlebergwerken, von Eisenbahnunfällen und Familientragödien. Während der Sommermonate finden hier und da auch Touristen den Weg zu den Sessions, aber während der restlichen Jahreszeit sind die Farmer in Latzhosen, die Bergarbeiter in abgetragenen Jeans, die Teenager in schlichten TShirts und die Frauen mit ihren lila gefärbten, hochtoupierten Haaren unter sich. Kultstatus hat der "Friday Night Jamboree" in Floyd. Im Country Store an der Hauptstraße räumt man dann Regale und Tische beiseite und schafft Platz für vierhundert Sitzplätze. Noch einmal so viele Zuhörer zwängen sich zum Konzert stehend in den Raum, und bei gutem Wetter scharen sich tausend Menschen um die fünf oder sechs Bands, die sich entlang der Straße postieren. Vorher verbringt manch einer den halben Tag in einem unscheinbaren Lagerhaus, dessen winziges Reklameschild auf die Existenz der Firma County Sales hinweist, die beste Adresse in Amerika für traditionelle Country Music auf Schallplatten, Kassetten und CDs. Erfolgreiche Hinterwäldler Das Blue Ridge Music Center zwischen Floyd und Galax, vor kurzem erst eröffnet, hat große Pläne und soll sich zu einem wichtigen Anlaufpunkt an der Crooked Road entwickeln. Derzeit gibt es eine kleine Ausstellung zur Country Music, die von den frühen Protagonisten und ihren Erfolgstiteln erzählt: von Byrd Moores's Hot Shots, von Ernest Stoneman and his Dixie Mountaineers oder vom legendären Dock Boggs, der von 1920 an ein halbes Jahrhundert lang in der Country-Szene aktiv war. Und weil ein Music Center ohne Musik nicht denkbar ist, gibt es den ganzen Tag über musikalische Einlagen von Amateurmusikern aus der Umgebung. In Galax braucht man keine neuen Projekte, hier vibriert die Luft seit Jahrzehnten vor Bluegrass und Old Time Mountain Music. In einem Friseurladen an der Main Street spielte in den zwanziger Jahren eine Gruppe, die sich "The Hill Billies", "die Hinterwäldler", nannte und später eine der einflussreichsten in der Geschichte der Country Music war. Nach ihr wurde das ganze Genre zeitweise Hillbilly Music genannt. Die Jungs gingen auf Tournee durch ganz Amerika und traten sogar vor dem Präsidenten im Weißen Haus auf. Heute wird nicht mehr beim Friseur gespielt, aber wenn man in Barr's Fiddle Shop zufällig Stevie Barr antrifft, den Sohn des Besitzers, dann kann es passieren, dass er zum Banjo greift, einen Song improvisiert und am Ende so begeistert davon ist, dass er ins Studio rennt und gleich eine Aufnahme macht. Gitarren, Geigen, Banjos Jeden Freitagabend ist der renovierte Kinosaal des Rex Theater Schauplatz einer der letzten Live Music Shows im amerikanischen Radio. In der "Blue Ridge Back Roads Show" spielen die Bands, wie sollte es anders sein, ohne Gage, der Eintritt ist frei. Höhepunkt des Musikjahres in Galax aber ist die Old Fiddlers Convention, ein Wettbewerb für Musiker, der seit 1935 ausgetragen wird. Fünfzigtausend Menschen finden sich dazu ein, obwohl keine prominenten Künstler auftreten und kaum Werbung gemacht wird. Zweitausend Nachwuchs- und Amateurmusiker bewerben sich um die Auszeichnungen für Bands, für Banjo-, Mandolinen-, Bass-, Geigen- und Gitarrensolisten. Musiker brauchen Instrumente, und deshalb gibt es in diesem Teil der Appalachen an jeder zweiten Straßenkreuzung oder auch irgendwo mitten im Wald einen Instrumentenbauer, der in Handarbeit Gitarren, Geigen oder Banjos herstellt. In dem abgeschiedenen Bergnest Mouth of Wilson an der Crooked Road hat Wayne Henderson seine Werkstatt, der wohl beste Gitarrenbauer Amerikas, auf dessen Warteliste viele berühmte Popmusiker stehen. Sie genießen bei ihm keinen Vorrang vor den namenlosen Einheimischen, und sie bekommen ihr Instrument, wie anderswo oft üblich, auch nicht umsonst: "Wenn die Stars sich keine gute Gitarre kaufen können, wer denn sonst?" ist Hendersons Credo. Dass sich auch die weniger Betuchten unbedingt ein Instrument leisten wollen, sieht man in Appalachia, einer sterbenden, fast schon gestorbenen Bergbaustadt im Kohlerevier an der Grenze zu Kentucky. Dort ist mehr als die Hälfte aller Geschäfte mit Brettern vernagelt, der Rest sieht trostlos aus; nur der Gitarrenladen ist adrett dekoriert und hält inmitten der allgemeinen Tristesse die Stellung. Museum der Country Music in Bristol Das Städtchen Bristol hingegen befindet sich im Aufschwung. Es wurde vom amerikanischen Kongress offiziell zum "Birthplace of Country Music" erklärt, und mit diesem Etikett soll in Zukunft der Tourismus zum Blühen gebracht werden. Ein riesiges Wandgemälde in der Innenstadt zeugt vom neuen Selbstbewusstsein. Und in den nächsten Jahren entsteht ein interaktives Museum zur Geschichte und Gegenwart der Country Music, das zum Anlaufpunkt für alle Fans werden soll. Bristol ist ohne Zweifel ein Meilenstein in der Popularisierung einer Musik, die lange Zeit ausschließlich lokale Bedeutung besaß. 1927 fand hier ein Ereignis statt, das manche als "Big Bang" der Country Music bezeichnen. Ein Talentsucher der Victor Talking Machine Company, einer der ersten Schallplattenfirmen Amerikas, hatte von der Musikbegeisterung im Südwesten Virginias gehört, machte sich mit einem mobilen Studio auf den beschwerlichen Weg in die Berge und suchte per Zeitungsannonce Musiker für Plattenaufnahmen. Fünfzig Dollar bot er pro Schallplatte. Die Branche brauchte damals jenseits der Klassik dringend neue Musik für die Grammophone, die sich in den Vereinigten Staaten bestens verkauften, um auch unter der einfachen Bevölkerung neue Käuferschichten zu erschließen. Das Experiment des Victor Labels in den Appalachen war erfolgreich: Während der legendären "Bristol Sessions" wurden sechsundsiebzig Aufnahmen von neunzehn Bands gemacht. Die meisten Musiker brachten es nur zu zwei oder drei Platten, doch in Bristol begannen auch die glanzvollen Karrieren von Jimmie Rodgers und der Carter Family. Abwechslung zur Farmarbeit A.P. Carter, seine Frau Sara und deren Schwester Maybelle waren die ersten Stars der Country Music, von denen sich Komponisten und Texter bis heute inspirieren lassen. Die Carter Family fuhr im geborgten Auto zu den Sessions nach Bristol, hatte unterwegs vier platte Reifen und kehrte nach der Aufnahme sofort auf ihre Farm zurück. Später nahm sie Hunderte von Platten auf, doch reich wurde sie davon nicht. Trotz des Ruhms ist die Familie bodenständig geblieben, hat Kinder aufgezogen, Felder beackert, einen Laden geführt. Zu sehr war vor allem A.P. Carter mit seiner Bergheimat verwurzelt. "Taking the Crooked Road home" ist nicht nur ein Country Song, sondern in den Appalachen damals wie heute eine Lebenseinstellung. Nach dem Tod des alten Carter hielt Tochter Janette die Erinnerung an die Musik der ursprünglichen Carter Family durch regelmäßige Konzertveranstaltungen im familieneigenen Country Store am Leben. Als der Laden zu klein für das ständig wachsende Publikum wurde, errichtete man nebenan eine Art Scheune, den Carter Family Fold, in der bis zu neunhundert Menschen Platz haben. Seit 1976 finden hier jahrein, jahraus jeden Samstagabend Auftritte von Country Bands statt. Johnny Cash, verheiratet mit A.P. Carters Nichte June, ließ sich mehrfach hier sehen, er gab sogar seine letzten beiden Konzerte auf der Bühne des Family Fold. Wallfahrtsort für Fans von Old Time Mountain Music Inzwischen hat sich der grob gezimmerte Schuppen im abgelegenen Dörfchen Hiltons zum Wallfahrtsort für Fans von Bluegrass und Old Time Mountain Music gemausert. Mindestens fünfhundert Menschen finden sich hier jeden Samstag ein, obwohl es im Umkreis von fünfzig Kilometern keine einzige Unterkunft gibt. Sobald die Musik beginnt, springen die Zuhörer von ihren Sitzen auf und rennen, hinken oder stolpern auf den Tanzboden vor der Bühne: Ehepaare, alt und jung, kleine Kinder, Enkel mit Großmutter, Vater mit Tochter, Teenager in T-Shirt und Baseballmütze, Frauen mit Hut und Cowboystiefeln, Bauern in abgetragener Latzhose, von weit her gereiste Städter im eleganten Polohemd. Der Eintritt kostet nur ein paar lächerliche Dollar, die Bibel liegt auf einem Tisch vor der Tanzfläche, und direkt neben der Bühne befindet sich die Küche, in der die heutige Carter Family in einem Chaos aus CDs, Ketchupflaschen, Papierhandtüchern, Plastikbechern, Hot Dogs und selbstgebackenem Kuchen das ganze Ereignis organisiert. "I do the booking and the cooking", sagt Rita Forrester, die Enkelin von A.P. Carter. Es ist nicht anders als damals in den Jahren des großen musikalischen Erfolgs und so wie überall im Südwesten Virginias: Musik ist und bleibt eine bodenständige Familienangelegenheit. Von Volker Mehnert. Quelle Text: F.A.Z., 06.12.2007, Nr. 284 / Seite R3