Badische Zeitung, Montag, 14. September 2009

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Badische Zeitung, Montag, 14. September 2009
Badische Zeitung, Montag, 14. September 2009
Musikalische Grenzen überschritten
Grand Bazaar begeisterte im Kesselhaus mit einer spannenden Stilmixtur. | Foto: Thomas Loisl
Mink
Mit einem feinen und
spannenden Jazzkonzert
eröffnete das Basler
Quartett Grand Bazaar am
Samstagabend die neue
Veranstaltungssaison im
Kulturzentrum Kesselhaus
in Weil-Friedlingen. Die
Gruppe begeisterte das
wenige, aber interessierte
Publikum mit einer
aufregenden Mixtur aus
mediterranen und
orientalischen
Musikeinflüssen, die auf
amerikanisch-europäischen
Jazz trafen und zu einer
heißen und packenden
Einheit verschmolzen.
Sehr rhythmusbetont legte die Band groovend los, mit einem quirligen Schlagzeug, knackigem
Bass, einer entfesselten Gitarre und einem am Bebop geschulten Saxophon. "Sette e mezzo",
siebeneinhalb, hieß das erst Stück, dessen Wurzeln in Italien lagen, und das die Band mit
mediterraner Leidenschaft und viel Esprit in Szene setzte. In unmittelbarer Nähe des Punktes, wo
drei Länder aufeinander treffen, überschritt Grand Bazaar auch musikalische Grenzen. Doch waren
es nicht nur europäische, sondern sehr stark auch orientalische Einflüsse, welche die Musik des
Quartetts zu einer spannenden Erlebnis machten. Der Grand Bazaar ist ein riesiger überdachter
Markt in Istanbul, einer der größten und ältesten der Welt. 1461 eröffnet beherbergt er rund 60
überdachte Straßen und 1200 Geschäfte, wo Schmuck, Keramik, Teppiche, Gewürze und vieles
mehr angeboten werden. Und so kamen mehrere der Stücke der Band aus der Türkei, auch aus dem
Irak. Prägnante Einflüsse östlicher Folklore paarten sich mit Jazz, eingängige Melodiestücke trafen
auf komplizierte Tempi, Eingängiges verband sich spielerisch mit Virtuosem. Eine Musik, die prall
von Leben war und zugleich voller Geist.
Grand Bazaar präsentierte sich im Kesselhaus als eine Band von virtuosen Könnern. Drummer
Lucio Marelli gab mit seinem einfallsreichen, vitalen Spiel die Basis vor. Absolut sicher auch in den
kompliziertesten Rhythmen wirkte das Schlagzeug in dem kleinen Raum allerdings manchmal ein
wenig zu dominant. Melodiös groovend spielte Pascal Ujak den Bass. Vor diesem Hintergrund
ergingen sich Gitarre und Saxophon in Melodie und virtuosen Eskapaden. René Rothachers Gitarre
erklang flink und temperamentvoll, mal zupfte er sphärische Melodien, Rock-Elemente spielten
hinein, und mal jaulte die Gitarre verzerrt wie bei Jimi Hendrix. Ihm gegenüber stand Joel Schmidt
mit dem Saxophon, das von getragen melodiösen Parts zu kraftvollen, leidenschaftlichen
Ausbrüchen wechselte. Inspirierte Improvisationen und gekonnte Grenzüberschreitungen machten
den Auftritt von Grand Bazaar im Kesselhaus zu einem Ereignis. So darf man auch gespannt sein
auf die weiteren Veranstaltungen des interessanten Programms, das das Verein Kulturzentrum
Kesselhaus vorgelegt hat. Bergitta Victor kommt am 26. September, am 3. Oktober gibt es ein
Theaterstück über die Bildhauerin Camille Claudel, am 10. Oktober Elektrojazz und Hip Hop mit
Lampone. Christina Lux spielt am 24. Oktober akustische Gitarre, am 30. Oktober stehen Stephan
Rigert's Talking Drums auf dem Programm. Ebenfalls der akustischen Gitarre widmet sich Alex
Kabasser am 28. November, bevor am 12. Dezember die Sängerin Patty Moon auftritt. Das Konzert
mit Grand Bazaar am Samstag war jedenfalls ein vielversprechender Auftakt der Saison.
Autor: Thomas Loisl Mink