Ammoniak - (Haber-Bosch-Verfahren)
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Ammoniak - (Haber-Bosch-Verfahren)
Ammoniak Ammoniak (Haber-Bosch-Verfahren) Kap. 2.2. der Vorlesung Technische Anorganische Chemie, 6.2015, C. Röhr Ammoniak Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur Ammoniak Einleitung Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur Ammoniak Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur Ammoniak Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur Ammoniak Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Thermodynamik (Wdh.) ◮ ◮ Reaktionsgleichung: 23 H2 + 12 N2 ⇋ NH3 qualitativ (Le Chatelier): ◮ ◮ ◮ ◦ ∆H− 298 = −45.93 kJ/mol NH3 (exotherm) Abnahme der Zahl der Gasteilchen Gleichgewichtskonstante (p=Partialdrücke, y=Molenbrüche; P=Gesamtdruck) Kp = ◮ = yNH 3 3/2 1/2 y P 2 N2 ➀ yH T -Abhängigkeit (P=const.) ◮ ◮ ◮ ◮ pNH 3 3/2 1/2 p 2 N2 pH ◦ = −RTlnK ➁ und ∆G− ◦ = ∆H− ◦ − T ∆S− ◦ aus ∆G− P − ◦ folgt: lnKP = − ∆H + const. ➂ (van’t Hoff) RT 7→ ↑ T 7→ KP ⇓, yNH3 im Gas ⇓ P-Abhängigkeit (T =const.) ◮ ◮ ◮ keine Fremdgase: yNH3 + yH2 + yN2 = 1 ➃ stöchiometrisches Verhältnis: yH2 /yN2 = 3 ➄ ➃ und ➄ in ➂ (für KP ) eingesetzen und umformen: √ yNH3 = 1 + a − a2 + 2a mit: a = √8 K 1 P ➅ 27 ◮ ◮ P a klein, wenn P groß + KP groß (wenn T-klein) je kleiner a, umso näher ist yNH3 an 1 Ammoniak Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Thermodynamik: graphisch (VL 6) 100 90 70 10 00 60 ba r 50 ar 0b r ba 30 30 20 10 ar 0b 20 40 10 Volumen−% Ammoniak 80 1b 200° ar 400° 600° Temperatur ◮ P groß 7→ a klein 7→ yNH3 nahe 1 ◮ T groß 7→ Kp klein 7→ a groß 7→ yNH3 klein gegen 1 Ammoniak Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Kinetik: Tempkin-Pizhev-Gleichung Reaktionsschritte (vereinfacht) ◮ ➀ Adsorption von molekularem N2 N2 + L → N2 L ◮ ➁ N ’löst’ sich im Fe (geschwindigkeitsbestimmend; Bildung von Fe-Subnitriden) N2 ⇋ 2Ngel. (mit k2,hin und k2,rück ) ◮ ➂ Adsorption von H2 unter Dissoziation: (H auf Fe-Oberfläche mobil) H2 → 2Hads ◮ ➃ stufenweise Reaktion von Ngel mit Hads : +H +H +H −−−−→ NHads − −−−−→ NH2,ads − −−−−→ NH3,ads Ngel − ◮ ➄ Desorption von NH3 . . NH3,ads → NH3 . Ammoniak Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Kinetik: Tempkin-Pizhev-Gleichung Gesamtgleichung der Kinetik (nach länglicher Ableitung) 1 2 −1 3/2 p −3 pN−1 ) rNH3 = kB pNH p pN2 (1 − 2 pNH 3 H2 2 3 H2 KpNH3 {z } | {z } a kinetischerTerm | b Potentialterm ◮ mit kB : Geschwindigkeitskonstante der NH3 -Bildung (∝ k2,hin der Rkt. ➁) ◮ −1 a: kinetischer Term: = kB pNH p pN2 3 H2 3/2 ◮ ◮ ◮ ◮ 3/2 −1 p pN2 für T -Abhängigkeit nach Arrhenius: = kB0 e −Ea /RT pNH 3 H2 7 rNH3 steigt exponentiell mit T → 7→ kleine NH3 -Konzentrationen günstig, da Rkt. −1. Ordnung bzgl. pNH3 b: Potentialterm: = 1 − 1 Kp2 NH3 ◮ ◮ ◮ ◮ 2 pNH p −3 p −1 3 H2 N2 im Gleichgewicht = 0 7 wegen T -Abhängigkeit der GG-Konstante Kp → (KP fällt mit steigendem T , da exotherme Reaktion) 7→ r fällt mit steigendem T Ammoniak Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Kinetik: Tempkin-Pizhev-Gleichung graphisch 900 Vol−% Ammoniak Reaktionsgeschwindigkeit 800 700 5 600 500 6 400 7 300 8 200 10 12 100 400° 14 18 16 450° 500° 550° 600° 650° Temperatur ◮ r als Raumvolumengeschwindigkeit [kmol NH3 /h m3Kat. ] ◮ r erst mit höherer T sinnvoll groß (wegen a) ◮ r steigt mit T ◮ r durchläuft ein Maximum, dessen Höhe mit zunehmender NH3 -Konzentration abnimmt Ammoniak Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Katalysator ◮ poröser Voll-Katalysator aus Eisen (kein Träger-Kat.) ◮ als Pellets 6-10 mm (Druckabfall!) ◮ 45 % Porosität ◮ innere Oberfläche: 10-20 m2 /g ◮ Fe3 O4 (Magnetit), wird im Reaktor mit H2 zu α-Fe reduziert (ca. 5 Tage, ebenfalls exotherme Reaktion) ◮ mit weiteren Oxiden (werden natürlich nicht reduziert) ◮ ◮ ◮ ◮ 0.5 - 1.2 % K2 O (Aktivator: erhöht die Aktivität) 2.5 - 4 % Al2 O3 (Strukturstabilistor) 0 - 1 % MgO (Strukturstabilisator) 2 - 3.5 % CaO (erhöht Giftbeständigkeit gegen Cl + S) Ammoniak Grundbegriffe der Reaktionstechnik Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur Ammoniak Grundbegriffe der Reaktionstechnik Bilanzen Bilanzen, die bei Anlagen-Projektierung zu berücksichtigen sind: ◮ Massenbilanz (chemische Reaktion: Thermodynamik, Kinetik) ◮ Energiebilanz (Thermodynamik) ◮ Impulserhaltung (Strömungslehre) Ammoniak Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktionsführungen (VL 7) diskontinuierlich (Satzbetrieb) kontinuierlich (Fließbetrieb) ◮ ermöglicht lange Reaktionszeiten ◮ keine Totzeiten ◮ leichtere Reinigung ◮ gute Automation ◮ geringere Investition ◮ konstante Reaktionsbedingungen ◮ flexible Einsatzbereiche ◮ ◮ leichtere Änderungen der Bedingungen während des Betriebs geringere Energiekosten durch Nutzung der Abwärme ◮ umweltfreundlicher Ammoniak Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktortypen: Vorteile (VL 7) Rührkessel (kontinuierlich oder diskontinuierlich) Strömungsrohr (kontinuierlich) ◮ hoher Umsatz bei geringem Reaktorvolumen einheitliches T und c ◮ gleichmäßige Verweilzeit ◮ leicht zu regeln ◮ ◮ gut zugänglich (Reinigung) große Wärmeaustauschfläche pro Reaktorvolumen ◮ hoher Durchsatz bei geringem Druckverlust ◮ hohe Wärmeübergangszahlen durch hohe Strömungsgeschwindigkeit ◮ geringer Platzbedarf ◮ leichte Wärmezu- und -abfuhr ◮ einfacherer Korrosionsschutz ◮ ◮ bei Gefahr rasch zu entleeren günstig für Druckreaktionen (Materialbeanspruchung wg. kleinem Durchmesser) ◮ Produkte/Edukte an verschiedenen Stellen zugebbar/abnehmbar ◮ gute Vermischung ◮ Ammoniak Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktortypen: Nachteile (VL 7) Rührkessel (kontinuierlich oder diskontinuierlich) ◮ geringeres r , geringerer Umsatz ◮ höheres Reaktorvolumen ◮ Strömungsrohr (kontinuierlich) ◮ ungleichmäßige Temperatur-Verteilung ungleichmäßige Verweilzeit ◮ geringe Vermischung schlechte Wärmeabfuhr ◮ schlechte Reinigungsmöglichkeit ◮ kein festangeordneter Katalysator möglich ◮ hoher Druckverlust ◮ Verschleiß und Leckverluste durch bewegte Teile ◮ Ammoniak Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktortypen: Anwendungsbereiche (VL 7) Rührkessel (kontinuierlich oder diskontinuierlich) Strömungsrohr (kontinuierlich) ◮ gas/flüssig-Reaktionen ◮ heterogen-katalysierte Reaktionen ◮ flüssig/flüssig-Reaktionen bei schlechter Mischbarkeit ◮ Flüssigphasen-Reaktionen ohne Mischungsschwierigkeiten ◮ Reaktionen mit hochviskosen Stoffen ◮ homogene Gasphasen-Reaktionen ◮ Reaktionen mit suspendierten Katalysatoren Ammoniak Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktorschaltungen Reaktorschaltungen ◮ ◮ Parallelschaltung von Rohrreaktoren 7→ Rohrbündel-Reaktoren Serienschaltungen von Reaktoren ◮ ◮ Kessel: Rührkesselkaskasde Rohre: Hordenreaktor ◮ Kessel-Rohr (Spezialreaktor für autokatalytisch Reaktionen) ◮ Reaktoren mit Rückführung reale Reaktoren: immer zwischen den Idealtypen Rührkessel und Strömungsrohr Auslegung/Berechnungen von Reaktoren ◮ Umsatz, Produktionsleitung (wirtschaftliche Gesichtpunkte) ◮ PC: Thermodynamik, Geschwindigkeitskonstante, Ordnung der Reaktion, Folge- und Nebenreaktionen ◮ Reaktorvolumen, Druckabfall Ammoniak Reaktoren und Gesamtanlagen Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur Ammoniak Reaktoren und Gesamtanlagen Reaktoren (VL 6) Wärmeaustauscher Katalysator drucktragender Mantel Stickstoff + Wasserstoff Ammoniak ◮ heute ausschliesslich Vollraumreaktoren ◮ Hordenreaktoren mit mehreren Katalysatorhorden (meist 3) ◮ bei 500 t/d 7→ 28 t Katalysator, von Stufe zu Stufe drastisch mehr ◮ wirtschaftlich: 500 bis 2000 t/d ◮ 100 -300 cm Durchmesser des Kat.-Einsatzes ◮ Länge: 20-30 m ◮ 30 cm Durchmesser des Zentralrohrs ◮ Cr/Mo Stahl innen, aussen Stahlwickelrohr Ammoniak Reaktoren und Gesamtanlagen Gesamtanlage NH 3 0.0 H 2 73.99 N 2 24.66 CH 4 1.1 Ar 0.25 Betriebsdruck: 300 bar (30 MPa) Leistung: 900 t/d Ausschleusung 4 979 m 3 /h 3 3 105 870 m /h 15°C 111 900 m 3 /h Frischgaskompressor 45°C NH 3 3.41 H 2 62.09 N 2 20.49 CH 4 10.84 Ar 3.17 332 100 m 3 /h Kreisgaspumpe 150°C 86°C 150°C 24°C 15°C 15°C Tiefkühlung Wärmeaustauscher Kondensator Dampferzeuger Reaktor Wärmeaustauscher NH 3 Dampf 50 bar 1 t/h 30°C Ent− spannung− behälter 3°C NH 3 20°C 10.55 t/h 300°C NH 3 H2 N2 CH 4 Ar 16.87 50.65 16.66 12.26 3.56 384 030 m3 /h 30°C 179°C 27.6 t/h NH 3 97.05 H2 1.26 N2 0.46 CH 4 1.1 Ar 0.16 35°C NH 3 8.34 H 2 55.98 N 2 18.38 CH 4 13.44 Ar 3.93 NH 3 6.37 H 2 60.18 N 2 19.87 CH 4 10.53 Ar 3.96 NH 3 Ammoniak Verwendung, Produktionszahlen Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur Ammoniak Verwendung, Produktionszahlen Verwendung von Ammoniak I: Herstellung von Düngemitteln (VL 8) Weltjahresproduktion (2014): 140 000 000 t Produkt Harnstoff Reaktion/Verfahren/Verwendung 2NH3 + CO2 −→ H2 NCOONH4 H2 NCOONH4 −→ NH2 CONH2 + H2 O Ammoniumsulfat 2NH3 + H2 SO4 −→ (NH4 )2 SO4 2NH3 + CO2 + H2 O + CaSO4 −→ (NH4 )2 SO4 + CaCO3 Ammoniumnitrat NH3 + HNO3 −→ NH4 NO3 Kalkammonsalpeter Eintragen von CaCO3 in eine NH4 NO3 -Schmelze Ammoniumphosphate Neutralisation von H3 PO4 mit NH3 Ammoniumchlorid Neutralisation von HCl mit NH3 , doppelte Umsetzung von Ammoniumsalzen Ammoniak Verwendung, Produktionszahlen Verwendung von Ammoniak II: Herstellung von Zwischen- u. Endprodukten Produkt Salpetersäure Reaktion/Verfahren/Verwendung 4NH3 + 5O2 −→ 4NO + 6H2 O 2NO + O2 −→ 2NO2 3NO2 + H2 O −→ 2HNO3 + NO Blausäure CH4 + NH3 −→ HCN + 3H2 Hydrazin NH3 + Cl2 −→ NH2 Cl + HCl NH3 + NH2 Cl −→ N2 H4 + HCl Ammoniumnitrit 2NH3 + H2 O + NO + NO2 −→ 2NH4 NO2 − − − Hydroxylamin NO− 2 + 2HSO3 −→ HON(SO3 )2 + OH − − HON(SO− ) + H O − → HONHSO + HSO 2 2 3 3 4 − − HONHSO3 + H2 O −→ NH2 OH + HSO4 Alkylamine Umsetzung von Fettsäuren mit NH3 zu Nitrilen, anschließende Hydrierung (Verw. als Flotationsmittel) Methylamine Umsetzung von Methanol bzw. Dimethylether mit NH3 Amidoschwefelsäure 2SO3 + 3NH3 −→ NH(SO3 NH4 )2 NH(SO3 NH4 )2 + H2 O −→ NH2 SO3 H + (NH4 )SO4 Acrylnitril Ammonoxidation von Propen Ammoniak Verwendung, Produktionszahlen Verwendung von Ammoniak III: Verwendung als Betriebsmittel Produkt Reaktion/Verfahren/Verwendung NH3 Herstellung von Soda nach dem Ammoniak-Soda-Verfahren Desorption von n-Paraffinen aus Molsieben (Parex-Verfahren) Kältemittel Ammoniak Literatur Einleitung Ausgangsstoffe: H2 -Gewinnung Physikalisch-chemische Grundlagen, Katalysator Grundbegriffe der Reaktionstechnik Reaktoren und Gesamtanlagen Verwendung, Produktionszahlen Literatur