Shakespeare in 3sat - Shakespeare
Transcription
Shakespeare in 3sat - Shakespeare
DIE ZEITUNG ZUM SHAKESPEARE - SCHWERPUNKT VOM 15. BIS 29. MÄRZ 2008 3sat inszeniert den bedeutendsten Dramatiker der Weltliteratur LIEBESTOLL Was ist Liebe? „Verständ’ge Raserei / Und ekle Gall und süße Spezerei“, wie Romeo klagt? Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu kennt die (Un)Tiefen der Liebe bei Shakespeare – und ihre Kehrseite, die Eifersucht (Seite 4). MACHTVOLL Wer die Macht hat, verliert sie auch, wer an sie glaubt, der muss dran glauben, weiß Albert Ostermaier. Der Dramatiker und Lyriker schätzt Shakespeare als Pathologen der Macht – der selbst wiederum das Mächtigste beherrscht: die Sprache (Seite 6). TODGEWEIHT „Die Hard“ – stirb langsam – galt schon zu Shakespeares Zeiten. Die Krimiautorin Andrea Maria Schenkel, gerade zum zweiten Mal mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnet, liebt deshalb vor allem „Richard III.“ (Seite 8). KÖNIGLICH Luc Bondy hat Shakespeares Geschichte vom König, der auf seine Macht verzichtet, die Liebe verliert und den Tod erntet, mit einem phänomenalen Gert Voss als König Lear inszeniert. Ein Interview mit dem Star-Regisseur (Seite 10). © ZDF, 3satgrafik Shakespeare neu erleben: Zwei Wochen lang dreht sich alles um Liebe, Macht und Tod. Mit legendären Verfilmungen, preisgekrönten Theaterinszenierungen, Talkrunden und Dokumentationen. Ab dem 15. März Mit Shakespeare gewinnen: Kniffelige Fragen rund um den englischen Barden auf Seite 11 2 INHALT Editorial, Impressum 2 „Mehr als der alte Mann mit Bart“ Interview mit dem Filmemacher Michael Wood 3 Shakespeares Leben LIEBE Die Säugamme der Lüge Schriftsteller Feridun Zaimoglu über „Die Liebe bei Shakespeare“ 4 Othello von und mit Orson Welles Romeo und Julia von Leander Haußmann Ein Sommernachtstraum von Max Reinhardt und William Dieterle Viel Lärm um nichts von und mit Kenneth Branagh Verlorene Liebesmüh von und mit Kenneth Branagh Der Widerspenstigen Zähmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton 5 MACHT Wer an sie glaubt, der muss dran glauben Dramatiker Albert Ostermaier über „Shakespeare und die Macht“ 6 Titus mit Anthony Hopkins Macbeth von Roman Polanski hamlet_X von Herbert Fritsch Al Pacino’s Looking for Richard mit Vanessa Redgrave Schlachten! von Tom Lanoye und Luk Perceval 7 TOD Ein Meister in Sachen Tod Krimiautorin Andrea Maria Schenkel über den „Tod bei Shakespeare“ 8 König Lear mit Gert Voss Hamlet mit Asta Nielsen Julius Cäsar mit Marlon Brando Ran von Akira Kurosawa 9 © ZDF, 3satgrafik HOCHVEREHRTES PUBLIKUM W arum Shakespeare? Kein Jahres-, Todes- oder sonstiges Jubiläum steht 2008 an, um gleich die Frage zu beantworten. Warum also widmet 3sat dem meistgespielten Dramatiker der Welt einen außergewöhnlichen Schwerpunkt? Die Antwort lautet ganz einfach: wem sonst? „Je länger und intensiver man sich mit Shakespeares Stücken beschäftigt“, so hat Harold Bloom, der Doyen der amerikanischen Literaturwissenschaft, bekannt, „desto mehr erkennt man, dass die angemessene Haltung, die man ihnen gegenüber einzunehmen hat, die Ehrfurcht ist.“ Diese Einstellung ist verständlich. Kein Dramatiker vor Shakespeare und keiner nach ihm hat so wie er das Äußerste an menschlichen Möglichkeiten formuliert und durchgespielt. Es ist, als ob er den Menschen als ästhetisches, als intellektuelles, als moralisches und spirituelles Wesen erst erfunden habe. Nicht umsonst haben wir die universalen Begriffe, mit denen Shakespeare den menschlichen Kosmos beschreibt, in den Titel unseres Programmschwerpunktes gestellt: die Liebe, die Macht und den Tod. „Die ganze Welt ist Bühne Im deutschsprachigen Raum begann die Bedeutung Shakespeares mit Und alle Frauen und Männer bloße Spieler. seiner Übersetzung durch Schlegel Sie treten auf und gehen wieder ab, und Tieck Ende des 18. Jahrhunderts. Seitdem lernen wir Shakespeare mit Sein Leben lang spielt einer manche Rollen ...“ jeder neuen Übersetzung aus einer neuen Perspektive kennen. Darüber William Shakespeare: „Wie es euch gefällt“, II, 7 nachzudenken, wer wir sind, wäre ohne Shakespeare nicht möglich. Er hat den modernen Menschen auf der Bühne erschaffen, sein Streben, Wirken, Abgründiges wie Erhellendes uns vor Augen geführt. Ob der zögernde Machtpolitiker Hamlet, der an seiner Liebe sterbende Romeo (Liebe macht eben auch tot) oder der wilde, animalische Caliban – wir reiben uns an diesen Figuren, wir suchen uns in ihnen zu erkennen, wir ergründen in ihren Schicksalen unsere eigenen Lebenslinien. Ohne Shakespeare geht es also nicht. Vom 15. bis zum 29. März 2008 zeigt 3sat die wichtigsten, die schönsten und die herausragenden Shakespeare-Verfilmungen. In Erstausstrahlung präsentieren wir die großartige „König Lear“-Inszenierung Luc Bondys, die wir im vergangenen Jahr am Wiener Burgtheater mit Gert Voss in der Titelrolle nach ihrer triumphalen Premiere für das Fernsehpublikum aufgezeichnet haben. Liebe, Macht, Tod – auch bei Lear sind das die zentralen Themen. Sie diskutieren wir in drei Talkrunden aus dem ZDF-Hauptstadtstudio unter dem Label „3sat extra“: Politiker, Schauspieler und Shakespeare-Kenner erörtern ihren Zugang zu Shakespeares Kosmos. Mit Andrea Maria Schenkel, Feridun Zaimoglu und Albert Ostermaier melden sich drei gewichtige Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur bei uns zu Wort und enthüllen ihr eigenes Verhältnis zu Shakespeare. Und schließlich freuen wir uns, die neuesten „hamlet_X“-Filme des österreichischen Videokünstlers Herbert Fritsch zu zeigen, der an seinem wunderbar-größenwahnsinnigen Plan weiter arbeitet, den gesamten Hamlet, zerlegt in bits and pieces, als großes und unfassbares Assoziations-Welttheater filmisch aufzuführen. Shakespeare, 3sat zeigt es, ist eben immer aktuell. Und wir bekennen zum Schluss: Shakespeare – mehr braucht es eigentlich nicht. DANIEL FIEDLER Koordinator 3sat „Lear ist ein Niemand im Niemandsland“ Luc Bondy über seine Inszenierung am Wiener Burgtheater 10 FOYER – Das Theatermagazin spezial: Shakespeare Mit Theo Koll Service 11 Sendetermine im Überblick 12 IMPRESSUM Herausgegeben von der Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat Verantwor tlich: Stefanie Wald Redaktion: Maya Geyermann, Dr. Ronald Dietrich Mitarbeit: Marion Leibrecht Grafik: ZDF/3sat Grafik Harald Schröder, Andrea Wagner Druck: alpha print medien AG Kontakt: Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat c /o ZDF, 55100 Mainz E-Mail: presse@3sat.de Internet: www.3sat.de 3sat ist das Gemeinschaftsprogramm von ZDF, ORF, SRG und ARD 3 „MEHR ALS DER ALTE MANN MIT DEM BART“ Der Filmemacher Michael Wood über den Menschen William Shakespeare Warum glauben manche Menschen, dass es sich bei Shakespeares Texten nicht um das Werk eines Einzelnen handelt? © akg Menschen lieben das Mysteriöse, sie lieben Verschwörungstheorien und Spekulationen. Und Shakespeare ist ohne Zweifel sehr mysteriös. Es gibt vieles, das wir über ihn nicht wissen. Man muss sich jedoch bei jeder historischen Betrachtung an der Quellenlage orientieren, und was Shakespeares Leben angeht, so legen die Quellen dar, dass Shakespeare ohne Zweifel der wahre Autor seiner Werke ist. Sie zeigen neben Shakespeares Stärken auch seine Schwächen. Es geht darum, ein realistisches Bild von ihm zu zeichnen. Und wie bei jeder historischen Person wäre es wenig hilfreich, aus ihm eine gottähnliche Figur zu machen, die über den Dingen schwebt. Man muss ihn als das sehen, was er war: ein Schriftsteller des elisabethanischen Englands, der unter Hochdruck für die Literaturindustrie produzierte, der viele seiner Stücke ständig überarbeitete, aber einige auch nur, wie jeder andere Schriftsteller, ganz schnell hinter sich brachte. William wurde sehr jung Vater, er musste die Schule verlassen, war arbeitslos und hatte lange Zeit keine rosigen Zukunftsaussichten. © ZDF/David Wallace Zwei Jahre lang stöberte Michael Wood in den Archiven, kämpfte sich durch Unmengen an Material und bereiste ganz England. Der englische Historiker und Spezialist für Dokumentarfilme zeigt in „Auf der Suche nach Shakespeare“ das Ergebnis seiner Anstrengungen. Entstanden ist eine Abenteuerreise, die zeigt, wie politische, religiöse und familiäre Umstände Shakespeare und sein Werk geprägt haben. Shakespeare ist einer der wichtigsten Dramatiker der Weltliteratur, sein Einfluss ist erheblich. War es dadurch einfacher oder schwieriger, sein Leben zu erforschen? Es war ganz furchtbar. Jeder hat eine Meinung zu Shakespeares Leben. Und jedes einzelne Detail seines Lebens wurde zigfach diskutiert. Es gibt eine Reihe von Shakespeare-Stücken, über die mehr geschrieben wurde als über ganze Länder dieser Erde. Es war also in der Tat sehr viel schwieriger, als ich zu Beginn dachte. Einfach auch deshalb, weil man die riesigen Mengen an Material, durch die man sich kämpfen muss, im Grunde nicht in einem einzigen Menschenleben bewältigen kann. Sie waren für Ihre Filmaufnahmen in den englischen Midlands unterwegs. Was ist das Besondere an dieser Landschaft, die Autoren von Shakespeare bis Tolkin immer wieder inspirierte? England ist ein kleines Land, aber jede seiner Regionen hat ihren ganz eigenen Charakter. Die Midlands brachten zu Shakespeares Zeiten eine Reihe guter Schriftsteller und Dichter hervor. Man nannte die Region das „Herz Englands“ und war der Auffassung, dass diese Landschaft etwas typisch Englisches verkörperte. Die Midlands waren reich an Geschichten und Mythen, Liedern und Volksweisen. Und sie hatten ohne Zweifel einen großen Einfluss auf Shakespeare. Dies zu wissen, macht Shakespeare menschlicher. Wir haben ja immer noch das Bild von Shakespeare als dem alten Kerl mit dem Bart, der zum elisabethanischen Establishment zählte. Zu wissen, dass er eigentlich ein rebellischer junger Mann war, hilft, einen Zugang zu seinem Leben zu finden. Es stimmt, dass er sehr jung Vater wurde, Ärger mit den Behörden hatte, arbeitslos war und dass er nicht zur Universität ging. Aber auch gerade das ist interessant. Schon zu seiner Zeit waren die Studenten der Cambridge University große Fans seiner Stücke, und sie betonten, dass er eben kein Studierter war, ganz anders als die Neunmalklugen, die gescheite und ausgefallene Stücke schrieben, die nicht halb so ansprechend waren. Welche Bedeutung hat ein Dichter des 16. Jahrhunderts heute? Ich denke, dass große Schriftsteller immer relevant sind, ganz egal, wann sie gelebt haben. Denn sie lassen uns die menschliche Seele sehen. Letztlich geht es bei Shakespeare um Menschen und Liebe, um die Konflikte, in die wir im Grunde alle im Laufe unseres Leben einmal verwickelt sind. Auch ein historischer Schriftsteller inspiriert uns, wenn wir uns mit ihm befassen. Deshalb ist Shakespeare nach wie vor relevant. Interview: Sally Thomas; gekürzte Fassung Mit freundlicher Genehmigung von Maya Vision International Auf der Suche nach Shakespeare Samstag, 15. März 2008, 20.15 Uhr Dokumentation, Großbritannien 2008 Länge: 89 Minuten Erstausstrahlung WILLIAM SHAKESPEARE William Shakespeare wird vermutlich am 23. April 1564 in Stratford-uponAvon geboren. Der Sohn des Handschuhmachers John Shakespeare und seiner Frau Mary, Tochter eines wohlhabenden Landbesitzers, besucht zunächst die Lateinschule in Stratford, doch wegen Geldnöten des Vaters muss er die Schule vorzeitig verlassen. Mit 18 heiratet er die 26-jährige Anne Hathaway, mit der er drei Kinder bekommt. Über die Jahre zwischen 1585 und 1592 ist wenig bekannt. Als sicher gilt, dass er seit den 1590er Jahren Mitglied und Teilhaber einer der führenden Theatergruppen Londons ist, den „Lord Strange’s Men“, für die er seine ersten Stücke verfasst, unter anderem die Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“. Sein erstes gedrucktes Werk ist jedoch das Versepos „Venus und Adonis“, das er 1593 zu Papier bringt, als die Theater wegen der Pest in London geschlossen sind. In den folgenden Jahren entstehen unter anderem „Richard II.“, „Romeo und Julia“, und „Ein Sommernachtstraum“. 1599 kauft Shakespeare einen Anteil des Globe Theatre – künftig das Stammhaus der Truppe. Diese nennt sich, nach der Thronbesteigung James’I. 1603, in „The King’s Men“ um. Es wird angenommen, dass Shakespeare bis zum Ende seiner Theaterarbeit von seiner Familie getrennt in London lebt. 1613 verkauft er seinen Anteil des Globe Theatres und zieht nach Stratford zurück, wo er am 23. April 1616 stirbt. 4 worfen, um seiner Lust willen der List des jungen Fleisches zu erliegen. Täuschung und Schwindel sind jedoch Wertungen der Betrachter, der Schaulustigen, der in diese Liebe Nichteingeweihten. Welcher Körper ist unantastbar? Und welcher Körper darf sich ans verbotene Fleisch nicht pressen, da er sonst selbst und sein Gegenüber verdirbt? Die iebe © ZDF, 3satgrafik bei Shakespeare VON FERIDUN Z AIMOGLU W as tut ein verdienter „Negergeneral“, wenn ihn ein hochverliebtes junges Ding anstaunt? Er staunt zurück und kann das Glück nicht fassen, dass es ihn, den Berserker in blut’gen Schlachten, den feinen Herren zu Hofe vorzieht. Klein machen kann er sich nicht, der Soldat, er hat zu oft die brustdekorierten Blender in der Schlacht versagen sehen – er weiß, dass er brüllen muss, er weiß, dass man ihn benutzt wie ein Werkzeug, und er weiß, dass die Krieger den Gesängen vor dem Kampf nicht hinterher träumen dürfen: Sie müssen sich die Seele aus dem Leib brüllen, damit sie nicht zuschanden kommen. Damit der Feind keine unverdiente Gnade erfährt. Die Untertanen feiern ihn, er ist nach ihrem Geschmack geraten, der rohe Kerl, sagen sie, er bricht den Feinden die Lanze und spaltet ihre Schilder, er ist ein Massakermeister. „Wehe den Rotten, die unsere Grenzen verrücken wollen! Wehe dem Gezücht, das sich mit unsrem ,Negergeneral‘ anlegt!“ Der alte Mann aber hat keinen Sinn für die Hymnen der Städter, die ihn anspornen, die Schädel der Türkenmuselmanen zu stapeln vor den Toren der Städte. Sie wollen doch nur, dass man sie ungestört ihren Geschäften nachgehen lässt. Wer ihm Zweifel nachsagt ist ein Intrigant, er wird den Lump überleben. Und doch ist in seiner Nähe ein Mann, der ihn ob seiner Liebe zu dem jungen Ding ermahnt, sein bisschen Glück nicht zu verspielen. Der Einflüsterer hat vielen Männern, die man zu Helden erkor, die Torheit angesehen, er ist erfahren darin, in Ernstfällen zur Seite und in den Schatten zu treten. Also rät er dem General, sich zu schonen. Fabel vom schrillen Liebhaber Die Zivilisten sind Othello ein Gräuel, die parfümierten jungen Offiziere ebenso, er liebt nicht „ein junges Ding“, er liebt eine junge, schöne Frau. Wie sieht sie aus, diese Liebe eines alten Mannes zu einem Mädchen, das seine Tochter sein könnte? Man spricht schon hinter dem Rükken des „Negergenerals“ von dunkler Magie, von einer Zuneigung wider Sitte und Brauchtum. Zu den Gerüchtemachern gehört Jago, er liebt es, wenn er das Nichts befeuern kann mit elenden Worten, er glaubt nicht zu Unrecht, er habe es in der Hand, den obersten Landsknecht zum Memmen zu machen: In dieser Liebe wird der Alte vergehen, in dieser Liebe nützen ihm die Narben nicht, die er dem Mädchen vorzeigt, weil er in seiner Nähe verarmt und allen Reichtum vor seinen Füßen aufhäufen will. Die junge Frau hat diesen Mann mehr als gern, und dass er mit Heldentaten prahlt – verschämt und gut gelaunt – versteht sie richtig: Ihm fehlt die Wortgewalt des Poeten, aber er kann noch zürnen, er kann noch mit ganzer Kraft greifen und packen, er kann noch eine Herrlichkeit besingen, dass ihm das Wasser in die Augen schießt. Von dieser Liebe wird sie satt, sie sieht in ihm keinen Untertanen, aber einen in ihrer Zivilisation aufgestiegenen Barbaren. An dieser Stelle setzen wir an, wir, die wir Shakespeares Kühnheit bewundern dürfen, als großer Volksbelustiger die Fabel vom schrillen Liebhaber auf der Bühne zu bebildern. Damals ließen sich die Adeligen in den Logen von Dirnen bedienen, unten aber verfolgten die einfachen Leute das Schaustück auf der Bühne – sie starrten die Schautafeln der geheimen Geschichte der Herren an. Sie ließen sich beherrschen von Raubrittern, die sich auf die höhere Macht beriefen, das ja. Hier endlich aber konnten sie, ungeniert und ungestraft, gegen ein Entgelt von einigen Münzen, das Liebesleben der feinen Damen und Herren belauschen und beglotzen. Der König und die Königin, der Feldherr und der Pfaffe, der irre Thronanwärter und die männermordende Buhlerin: Alle diese und andere Gestalten in Shakespeares Stücken speisen sich aus der Not, aus der Sucht oder aus dem Willen zum Verfall. Es kommt für alle die Stunde, da sie nicht innehalten können und irre werden, und das geschieht, weil die Gesetze der Gier und Begierde jedes Naturgesetz brechen, an das sich die Herren und die Knechte halten müssen. Shakespeare stattet seine Figuren mit dem Nötigsten aus, dass sie sich gefeit fühlen können gegen das Böse, das nur dann entsteht, wenn es keimen kann im Fleisch. Die Liebe ist kein Vorwand noch Mittel, eine unverschmutzte, nicht körperliche Liebe ist bei Shakespeare nicht zu haben. Auch heute, da die bürgerliche Moral und der proletarische Kodex um die Körper kämpfen, haftet der Liebe eines älteren Mannes zu einer jungen Frau der Ruch des Unanständigen an. Es wird ihm vorge- Lüge als Säugamme der Liebe Desdemona ist von Othellos Unverdorbenheit beeindruckt – mag er auch in kniehohem Blut gebadet haben, wenn er sich ihr erklärt, entdeckt sie kein Falsch. Jago aber hat sich vom kleinen Teufel zum üblen Anpeitscher gewandelt, und er bedeutet dem General, dass das junge Ding seinem Nebenbuhler Frechheiten gestattet. Die Lüge ist die Säugamme der Liebe, dieses Glaubensbekenntnis schreibt Shakespeare in seine Stücke ein, und die Männer, vom Wahn absorbiert, sehen ihre einzige Erlösung darin, eine böse Großtat zu begehen. Sie morden, sie verfügen ein letztes Mal über den Körper der Frau und im letzten Akt ihres Lebens verzwergen sie zu kleinen miesen Schurken. Vielleicht hat der gefeierte Feldherr schon immer um das Duldungsrecht gewusst, das er sich in vielen Abwehrschlachten erkämpft hat. Nun aber kann er nur die Unschuld verderben, er tötet eine Zivilistin, und wir wissen, dass diese Liebe nicht gut gehen würde: Der schrille Liebhaber und das großäugige Mädchen passen nicht zueinander. Er hat keine Ahnung, dass im Verkehrsstrom der Liebschaften Mäßigung geboten ist. Nicht umsonst raten ihm seine Freunde, vorsichtig vorzugehen, es treiben sich in den Schatten viele Lauscher herum, die ganz andere Männer zu Fall gebracht haben. Doch wie könnte ein Soldat auf sein Ungestüm verzichten? Es ist ja alles keine Frage des Temperaments, sondern der Körpertemperatur. Othello will nicht einem Minnesänger gleichtun, der sich ans Herz fasst, weil diese Geste für ihn nur eine professionelle Handbewegung ist. Das Kriegshandwerk bedingt Angriff und Verteidigung, und vielleicht provoziert er die Gewalt, weil er anfängt in den Begriffen des Krieges zu denken. Plötzlich, so glaubt er, will man ihm die rechtmäßige Beute entreißen, er weiß aber nicht, dass er im Kampf mit den Zivilisten unterliegen wird. Am Ende war für ihn die Liebe nichts weiter als ein Vorkommnis in der Jahreszeit seines Verfalls. FERIDUN ZAIMOGLU Bei ihm ist „Romeo und Julia“ eine Liebestragödie zwischen einem Muslimen und einer Christin, den „Othello“ übersetzte er in Slangsprache. Feridun Zaimoglus Thema sind gesellschaftliche Außenseiter, „Menschen, die schräg zur Landschaft eingepflockt sind“, wie er selbst sagt. 1964 in der Türkei geboren, lebt Zaimoglu seit mehr als 40 Jahren in Deutschland und arbeitet als freier Schriftsteller. Seinen Durchbruch hatte er 1995 mit dem Roman „Kanak Sprak“, in dem er die Probleme und das Idiom türkischer Jugendlicher beschreibt. Sein jüngster Roman „Leyla“ (2006) wurde hochgelobt. Zuletzt erschien der Erzählband „Rom intensiv“ (2007). © Britta Rating LIEBE 5 MONUMENTALER MOHR Orson Welles’ Klassiker „Othello“ O b seine finanziellen Nöte seine Kreativität gesteigert hätten? Nein, beschied Orson Welles lakonisch. Doch so ganz mag man dem Meister nicht glauben. Denn es ist gerade sein notorischer Geldmangel, der zum Beispiel in „Othello“ zu einigen filmischen Lösungen geführt hat, die immer wieder gerne zitiert werden. So spielt eine Szene – wenig werkgetreu – in einem türkischen Bad: Dafür mussten sich die Darsteller nämlich nur Tücher umwickeln. Immer wenn es gerade Geld gab, rief Welles die Schauspieler zusammen, nach Marokko, Italien oder Frankreich. Weil „Othello“ so gewissermaßen ein Film ohne Land © ZDF, HR/DEGETO Liebe und Tod liegen dicht beieinander – Orson Welles als „Othello“ war, reichte Welles ihn scherzeshalber bei den Filmfestspielen in Cannes 1952 als marokkanische Produktion ein. Erst als der Festivaldirektor panisch in Welles’ Zimmer lief und ihn nach der marokkanischen Nationalhymne fragte, verstand er, dass er die Goldene Palme für den besten Film gewonnen hatte. Preiswürdig und zeitlos sind in der Tat die monumentalen Bilder, das expressionistische Licht- und Schattenspiel, mit dem Welles die Geschichte des Mohren Othello erzählt, der zum General Venedigs aufsteigt und die schöne Desdemona gegen den Willen ihres Vaters heiratet. Was schief beginnt, nimmt dann ein böses Ende. Othellos Fähnrich Jago ist ein machtgieriger Intrigant, der sich an seinem Herrn rächen will, denn nicht ihn, sondern den Soldaten Cassio hat Othello zum Leutnant bestimmt. Leander Haußmanns spektakuläre „Romeo und Julia“- Inszenierung egie-Wilder, DDR-Wunderkind, Klassik-Zertrümmerer – so wurde Anfang der 1990er Jahre Leander Haußmann als Shooting-Star des Theaters gefeiert. Haußmann, der später mit Filmen wie „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“ bekannt wurde, lockte mit seiner – immer noch unkonventionellen – „Romeo und Julia“-Inszenierung selbst hartgesottene Theaterverweigerer ins Münchener Residenztheater. Die LoveStory der Literatur schlechthin um das Liebesspaar, das an der Rivalität seiner verfeindeten Familien zugrunde geht, wird bei Leander Haußmann vorrangig zur Geschichte einer Jugend, die von übergeordneten Idealen wenig hält und sich statt dessen von der ungezähmten Macht des Gefühls lenken lässt. Die Inszenierung, die durch zum Teil halsbrecherische akrobatische Einlagen, turbulente Fechtszenen, eine brüchige Leiter bei der Balkonszene und der Akzentuierung durch Musik besticht, bildete einen Höhepunkt auf dem Berliner Theater- CHAOS IN DER ELFENWELT Max Reinhardts „Ein Sommernachtstraum“ © ZDF,ARD/Degeto Im Zauberwald ist die Verwirrung groß F ür die Hollywoodbosse war Max Reinhardts Verfilmung des „Sommernachtstraums“ 1935 ein Abenteuer. Sie hatten dem berühmten Theatermann angeboten, die Regie für die Adaption seines Bühnenerfolgs von 1905 selbst zu übernehmen. Reinhardt sagte begeistert zu und – entsetzte erst einmal die Produzenten: 67.000 Kilogramm Bäume, 600.000 Meter Zellophan und 650.000 taghelle Glühlampen standen auf seiner Wunschliste. Damit verwandelte er das Filmstudio in einen fantastischen Zauberwald mit Wasserfall und Zauberlichteffekten. Dort, im Reich des Elfenkönigs Oberon, findet die Komödie um das Liebespaar Hermia und Lysander statt. Die beiden sind just dann im Wald, als der schelmische Puck Lust auf einen Schabernack hat. Eigent- Orson Welles' Othello Freitag, 21. März, 22.25 Uhr Spielfilm, Marokko/Großbritannien 1949 Regie: Orson Welles Mit: Orson Welles, Michael Lawrence Micheál MacLiammóir u.a. Länge: 90 Minuten SWINGING, SINGING SHAKESPEARE BRÜCHIGE LIEBESLEITER R Jago beginnt sein Doppelspiel: Er sorgt dafür, dass Cassio wieder degradiert wird und schlägt ihm scheinheilig vor, bei Othellos Frau Desdemona um Fürsprache zu bitten. Othello redet er indes ein, dass Cassio und Desdemona eine Affäre haben. Ein Taschentuch als fingiertes Beweisstück für Desdemonas Ehebruch genügt und der eifersüchtige Othello dreht durch – im Wahn erwürgt er seine Frau. Lange Zeit blieb der Film Fragment. Erst Welles’ Tochter Beatrice rekonstruierte ihn 1991 nach dem überraschenden Fund der Negative für mehr als eine Million Dollar. S treffen 1993. Haußmanns letzte Theaterarbeit war seine Inszenierung von Shakespeares „Sturm“ am Berliner Ensemble. Romeo und Julia Samstag, 22. März, 22.45 Uhr Aufzeichnung einer Aufführung des Bayerischen Staatsschauspiels im Residenztheater, München 1993 Inszenierung: Leander Haußmann Mit: Guntram Bratia, Wolfgang Bauer, Anne Marie Bubke u.a. Länge: 128 Minuten lich sollte er nur für Oberon eine Zaubertinktur besorgen, damit dieser seine Frau Titania im Schlaf verzaubern kann – auf das sie denjenigen für immer liebe, den sie nach dem Aufwachen zuerst erblickt, natürlich Oberon. Aber das allein ist dem Elfen Puck zu langweilig. Er sieht im Wald das Liebespaar Hermia und Lysander, Demetrius, der für Hermia brennt und Helena, die ihr Herz an Demetrius verloren hat. Um das Chaos perfekt zu machen, verzaubert Puck die beiden Männer und arrangiert alles so, dass sie sich in die bis dahin verschmähte Helena verlieben. Die glaubt an einen Scherz, und die vernachlässigte Hermia versteht die Welt nicht mehr. Als schließlich Titania erwacht, läuft ihr nicht Oberon über den Weg, sondern der Weber Zettel in Eselsgestalt, in den sie sich prompt verliebt. Die Verwirrung der Gefühle ist komplett. So lernen im Verlauf einer Sommernacht alle Beteiligten die Liebe als Traum und Albtraum gleichermaßen kennen. Ein Sommernachtstraum Montag, 24. März, 10.50 Uhr Spielfilm, USA 1995 Regie: Max Reinhardt und William Dieterle; Mit: Olivia de Havilland, Mickey Rooney, Dick Powell u.a. Länge: 128 Minuten © ZDF, Hermann Roth Wenn zwei sich küssen ... TRAUMPAAR S ie waren das Traumpaar Englands: Kenneth Branagh und Emma Thompson. Gemeinsam hatten sie schon in Branaghs oscarprämiertem Filmdebüt „Heinrich V.“ gespielt. An diese fulminante Shakespeare-Verfilmung schloss der irische Alleskönner mit der romantischen Komödie „Viel Lärm um nichts“ (1993) an. In den Rollen des Benedikt und der Beatrice liefern sich Branagh und Thompson ebenso witzige wie spitzzüngige Wortgefechte. Hinzu kommen Edelmann Claudio und die schöne Hero, die sich sofort ineinander verlieben. Wie diese beiden unterschiedlichen Paare zueinander finden, grenzt schon an Zauberei. Denn bis zum Happy End werden aus Toten Lebende und aus Narren Helden. Branagh inszenierte den Liebeszank und das Liebeswerben, die Ränkespiele und Intrigen vor dem Hintergrund einer traumhaften toskanischen Landschaft. Viel Lärm um nichts Samstag, 22. März, 20.15 Uhr Spielfilm, USA/Großbritannien 1993 Regie: Kenneth Branagh Mit: Kenneth Branagh, Keanu Reeves, Emma Thompson, Denzel Washington u.a. Länge: 107 Minuten hakespeare für Musicalfans – Kenneth Branagh erschließt den englischen Barden immer neuen Publikumskreisen. In der 30er-JahreVersion von „Verlorene Liebesmüh“, lässt er singen und tanzen – zu mitreißenden Songs von Cole Porter bis George Gershwin. Die Handlung des Klassikers indes bleibt unverändert: Der junge König von Navarra hat zusammen mit seinen drei besten Freunden einen folgenschweren Eid abgelegt. Sie wollen in den nächsten drei Jahren nur drei Stunden täglich schlafen, eine einzige Mahlzeit zu sich nehmen und – das Schwierigste: keine Frau begehren. Doch bald sehen sich der junge König und seine Freunde einer extremen Belastungsprobe ihres Gelübdes ausgesetzt ... Verlorene Liebesmüh Samstag, 22. März, 16.00 Uhr Spielfilm, Großbritannien/USA 2000 Regie: Kenneth Branagh Mit: Kenneth Branagh, Richard Briers, Alicia Silverstone u.a. Länge: 88 Minuten WIE IM RICHTIGEN LEBEN S ie küssten und sie schlugen sich: Elizabeth Taylor und Richard Burton spielten bereits in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ (1966) ein zerstrittenes Ehepaar. In der Shakespeare-Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ (1966) ziehen sie als Katharina und Petruchio wieder alle Register des Liebens und Hassens. Für Taylor und Burton die richtigen Rollen, schließlich waren sie für ihre privaten Beziehungskrisen mindestens so berühmt wie für ihre Schauspielkunst. Der Widerspenstigen Zähmung Sonntag, 23. März, 16.10 Uhr Spielfilm, Italien/USA 1966 Regie: Franco Zeffirelli Mit: Elizabeth Taylor, Richard Burton, Michael York u.a. Länge: 122 Minuten 6 mächtigen und Dahinschmachten. Die Macht bei Shakespeare ist jedoch nicht nur die Macht der Herrschenden. Die Macht, das sind nicht nur Machtgelüste, die Macht geht nicht nur einher mit dem Schwert, mit Gift, mit würgenden oder blutigen Händen. Die Macht ist auch die Macht der Natur, – der Natur, die stürmt, die Wellen wirft, Schiffe und Herzen untergehen lässt, der Natur, die auch die Natur der Menschen ist, die alles daran geben, stärker zu sein als sie und doch immer schwächer sind. Shakespeare © ZDF, 3satgrafik und die MACHT VON ALBERT OSTERMAIER N ie hätten diese Zeilen des Shakespeare-Sonetts XCIV von den Lippen Lady Macbeths kommen können, die alles unterlässt, was Hilfe wäre und nichts, was ihr zur Macht verhilft. Lady Macbeth, die „kühl bleibt wie ein Stein“, aber nur das Messer rührt in des anderen Brust. Sie, die sich versuchen lässt von Gier, Ehrgeiz und Gewalt. Sie, für die die Sonne jeden Tag mit einem Blutbad beendet, das sich über den Horizont ergießt als Prophezeiung der Nacht, wenn sie den Schlafenden zum Ungeheuer wird: „Gib mir die Dolche! Schlafende und Tote sind Bilder nur; der Kindheit Aug’ allein scheut den gemalten Teufel.“ Das Morden ist ein Kinderspiel für Lady Macbeth, nichts, das nach einer Entschuldigung verlangen würde: „Mein Hände sind blutig, wie die deinen; doch ich schäme mich, daß mein Herz so weiß ist“. Die Schuld trägt man nicht, man kann sie sich mit etwas Wasser abwaschen von der bleichen Haut; Schuld zählt nur, solange sie sichtbar ist. Man kann im Bewusstsein Lady Macbeths nur Außen gezeichnet sein, nicht aber dort, wo das blutige Handeln entspringt: Das Herz bleibt weiß. Ein unbeschriebenes Blatt im Stück, im Sonett das Blatt einer Unschuldsblume: „Das Schönste läßt sein Tun am tiefsten sinken: Verfaulte Lilien mehr als Unkraut stinken.“ Die Macht lässt niemanden „Wer Macht zum Wehtun hat und läßt es sein, Nicht tut, was man ihm zutrauen möchte meist, Wer andere rührt und kühl bleibt wie ein Stein, Beharrlich die Versuchung von sich weist, Den sollen alle Himmelsgaben zieren.“ unverändert zurück, Lady Macbeth wird wie die Lilie den Kopf hängen lassen müssen, weil das Unrecht zum Himmel stinkt. Pathologe der Macht Wer die Macht hat, verliert sie auch, wer an sie glaubt, der muss dran glauben. Die Macht ist das fieberhaft Gewünschte, sie zu erlangen ist eine schon krankhafte Leidenschaft, die, wenn sie ihr Ziel erreicht hat, nichts mehr wert ist. Macht ist die Triebfeder in der Hand Shakespeares, die er in die schwarze Tinte steckt, die er in Blut taucht, mit der er auf die Rükken der Liebenden schreibt, mit der er die Brust durchbohrt, die schönen Gesichter zerkratzt, das Herz aufschlitzt. Shakespeare ist ein Pathologe der Macht, er ist ihr Leichenbeschauer, er seziert sie mit seinen scharfen Sätzen, legt ihre Anatomie frei, wenn er die Schädeldecken aufklappt mit gekonnten Schnitten, wenn er Stammbäume fällt und Äste absägt, wenn er die Metastasen des Irrsinns nachzeichnet und die Thronfolgen, die immer auch Folgen von Entthronungen sind. Wer mit aller Macht an die Macht will, ist ihren Launen und den Kopflosigkeiten des Schicksals ohnmächtig ausgeliefert. Die Macht ist bei Shakespeare stets zu greifen. Sie ist für die einen zum Greifen nah, für die anderen unbegreifbar, wenn sie sie verlieren, aber für alle ist sie Teil ihres Lebens oder Tod. Die Macht und die Gewalt sind in Shakespeares Texten offensichtlich, denn sie sind eingeschrieben in die Welt, in der er lebt und überlebt: In London wütet die Pest, die Fehlgläubigen hängen an den Bäumen, alles ist Angst, Verschwörung, Verfolgung. Es wird gefoltert, um die Wahrheit herauszuquälen, wird gegen Ausländer gehetzt, die allen als Feinde erscheinen, immer wieder droht die Gefahr von Anschlägen, einer Invasion fremder Mächte, von Umstürzen. Das Leben in der Stadt ist lebensgefährlich, Krankheiten allerorten, Dreck, Verbrechen, wütende Streitereien. Und zugleich ist alles orgiastisches Fest, als gälte es vor dem Tod das Leben nochmals zu fassen mit vollen Händen. Fast die ganze Stadt besteht wegen der hohen Sterblichkeit aus 20-Jährigen, die sich vergnügen, morden, huren oder in See stechen, hin zu den neuen Kolonien und ihren Geheimnissen. Jeder versucht zu leben, so lange er leben kann, zu erleben, was er leben kann: „Süß ist die Blume, die der Sommer bringt, lebt sie auch nur und haucht ihr Leben aus, doch wenn Verwesung in die Blume dringt, ist das gemeinste Unkraut ihr voraus.” Der Tod spielt immer mit in den Machtspielen und den Spielen mit der Macht, mit dem Verspielen des Lebens oder der Liebe, dem Er- Die Macht der Sprache Die Macht ist die Macht des Himmels oder jener, die die Macht haben, durch ihn ihre Macht auf Erden abzuleiten. Die Macht ist die Macht der Verwünschungen, der Schattenwelten, der Hexen, Kobolde, die Macht der Waldgeister und Feen, vor allem die Macht der Verwandlung. Die Suche nach Macht ist ja auch der Wunsch, ein anderer zu sein, Gewalt und Stimme zu haben, zu bestimmen, wer man ist. Die Macht ist die Macht der Musik, wenn sie verführt, die Seelen weit macht, die Träume an der Hand nimmt, wenn sie die Körper beim Lieben wie Klangkörper klingen lässt und ungeahnte Saiten anschlägt in ihrer Brust. Die Macht der Musik, wenn sie vergessen macht. Die Macht der Bilder, welche die Figuren voneinander haben, die Bilder welche sie sich machen. Die Macht der Liebe, die Macht der Liebenden, weil Liebe alles zu verändern vermag, weil Liebe die Macht der Ohnmächtigen ist, weil sie alles umwirft und auch wieder neu zusammensetzt, weil der, der die Liebe nicht hat und doch alle Macht hat, am Ende nichts hat, was zählt. Doch eine Macht überstrahlt alle anderen: Die Macht der Sprache, die Macht durch Sprache, die Macht mit Sprache, die Sprachmacht, die selbst Bucklige schön macht, die Sprache, die verführt, berührt, verklärt, verkehrt, verdreht, die träumt, mordet, wünscht, sehnt, zum Lachen und ums Leben bringt, die Schatten wirft und Sonnenstrahlen auf leuchtende Gesichter, die Sprache, die Welten erfindet und nie verloren geht, die selbst noch spricht, wenn sie schweigt. Die Macht Shakespeares, Sätze geschrieben zu haben, die zugleich Stille sind und der Sturm, den er wie kein anderer immer wieder neu in uns entfacht. ALBERT OSTERMAIER Albert Ostermaier, Jahrgang 1967, hat gerade „Heinrich VI.“ für Shakespeares „Rosenkriege“ neu übersetzt, die im Mai am Wiener Burgtheater Premiere haben. Begonnen hat er seine schriftstellerische Karriere allerdings mit der Poesie. Sein erstes Theaterstück „Zwischen zwei Feuern.Tollertopographie.“ wurde 1995 uraufgeführt und war ein großer Erfolg. Seitdem war er unter anderem Hausautor des Nationaltheaters in Mannheim und des Bayerischen Staatsschauspiels. Sowohl für seine dramatische als auch seine dichterische Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Kleist-Preis 2003. Seit 2006 ist Albert Ostermaier Künstlerischer Leiter des internationalen Brechtfestivals in Augsburg. Zurzeit arbeitet er mit Florian Henckel von Donnersmarck an einer Bühnenfassung von dessen Film „Das Leben der Anderen“. © Glücklich/laif MACHT ROSENKRIEG-MARATHON Z wölf Stunden auf dem Schlachtfeld von Sex und Macht – das ist Shakespeares Dramenzyklus „Rosenkriege“ in der Inszenierung von Luk Perceval. Es geht um rund 100 Jahre englische Geschichte, von der Anklage Richards II. im Jahre 1398 bis zur Krönung Heinrichs VII. 1485. Das große Spiel vom Aufstieg zur Macht ist auch ein Spiel der Entwicklung des Theaters: Es enthält Elemente des Volkstheaters, des bürgerlichen Dramas und des Slapstick. 3sat zeigt eine zweieinhalbstündige Fassung des Stücks. © ZDF, Matthias Horn Machtspiele – Thomas Thieme als Dirty Rich Schlachten! Donnerstag, 27. März, 1.30 Uhr Von Tom Lanoye und Luk Perceval Nach den „Rosenkriegen” von William Shakespeare Aufzeichnung einer Aufführung bei den Salzburger Festspielen, 1999 Inszenierung: Luk Perceval Mit: Wolf Bachofner, Marion Breckwoldt u.a. Länge: 156 Minuten AL PACINO SUCHT RICHARD III. V on Machtgier getrieben kommt Richard durch Skrupellosigkeit an die englische Krone. Doch dann regt sich Widerstand gegen seine Herrschaft und er wird in einer Schlacht vernichtet – Das ist Shakespeares „Richard III.“ Doch was sagt uns sein Werk heute? In einem dreijährigen Projekt erarbeitete Hollywood-Star Al Pacino vor der eindrucksvollen Kulisse New Yorks einen „Richard III.“ in neuem Gewand. Er engagierte berühmte Kollegen, darunter Kevin Spacey und Alec Baldwin, ließ sich von Shakespeare-Fachleuten wie Kenneth Branagh und John Gielgud beraten und befragte Passanten auf der Straße. Pacinos Regiedebüt ist eine liebevolle Hommage an Shakespeare, in der Richard und die anderen Figuren des Stücks zu Menschen aus Fleisch und Blut wurden. Und es ist ein spannender Einblick in die Arbeit von Theaterregisseuren und Schauspielern. Nicht Millionengagen, sondern die Liebe zu Shakespeare und zum Theater waren Antrieb der Stars. Al Pacino’s Looking for Richard Dienstag, 18. März, 22.25 Uhr Spielfilm, USA 1996 Regie: Al Pacino Mit: Al Pacino, Alec Baldwin, Winona Ryder u.a. Länge: 112 Minuten 7 TITUS ALS GESAMTKUNSTWERK Die eigenwillige Adaption von Julie Taymor P anzerwagen, Motorräder und Lautsprecher, schräge Outfits, ein Billardtisch, Splatter-Elemente: Die amerikanische Regisseurin Julie Taymor, bekannt durch ihren Film „Frida“ mit Selma Hayek und ihre Musical-Version von „The Lion King“ am Broadway, katapultiert „Titus Andronicus“, das blutigste Stück Shakespeares, in die Moderne. Hinzu kommt der Soundtrack ihres Mannes Elliot Goldenthal, der in seinen bombastischen Momenten an Carl Orff erinnert, aber auch fast übergangslos mit bizarrem BigbandSound, Industrial Rock und anderen schrillen Einfällen aufwartet. Ein Gesamtkunstwerk, das der Textgrundlage aber treu bleibt: Nach einem siegreichen Feldzug gegen die Goten kehrt der römische Feldherr Titus Andronicus nach Rom zurück. Als Gefangene begleiten ihn die Goten-Führerin Tamora, deren ältesten Sohn Titus hinrichten ließ. Trotz seiner Ansprüche als Triumphator und Liebling des Volkes verzichtet Titus nach dem Tod des Kaisers auf den römischen Thron und rät sogar gegen jede Vernunft zur Wahl des verschlagenen Kaisersohns Saturnius. Selbst als dieser seinem Bruder Bassianus die Braut, Titus’ Tochter Lavinia, wegnimmt, ist Titus bereit, der Staats- räson zu gehorchen. Doch als Bassianus mit Lavinia flieht und Saturnius ausgerechnet die nach Vergeltung dürstende Tamora zur Mitregentin macht, gerät Titus endgültig ins Zentrum einer blutrünstigen Geschichte mit ebenso vielen schuldigen wie unschuldigen Opfern. Regisseurin Julie Taymor konnte Anthony Hopkins als Hauptdarsteller gewinnen. Dessen Titus erinnert in mancher Szene stark an Hannibal Lecter, auch wenn Titus’ Brutalität nicht abgrundtiefer Bosheit, sondern zunächst einer Verbohrtheit und später reiner Verzweiflung entspringt. Doch selbst Stars wie Hopkins oder Jessica Lange werden Teil eines mitreißenden Ganzen: Mal choreografiert Taymor die Massenauftritte, lässt Soldaten ballettartig marschieren, um dann wieder zurückhaltend dem Text in angepasster Versform Raum zu geben. Titus Donnerstag, 20. März, 22.25 Uhr Spielfilm, USA/Italien 1999 Regie: Julie Taymor Mit: Anthony Hopkins, Jessica Lange, Alan Cumming u.a. Länge: 162 Minuten Erstausstrahlung © ZDF/Enrico Appetito Im Rom zur Zeit Titus’ ein ungewöhnliches Erscheinungsbild – Jessica Lange als Tamora DER PRINZ IM KALEIDOSKOP „hamlet_X“ verzigfacht „Sein oder Nichtsein“ K atja Riemann, Ulrich Mühe, Rufus Beck, – bekannte deutsche Darsteller spielen Sequenzen aus Shakespeares „Hamlet“. Aus der klassischen Tragödie wird so ein großes elektronisches Mosaik: In Fragmente zerlegt, mit immer anderen Schauspielern und in unterschiedlichen Umsetzungen, entstehen völlig neue Hamletfiguren. Die Biografien der Darsteller fließen in die Geschichten ein, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, zwischen „Hamlet“ und dem „wahren Leben“ werden bewusst verwischt. Alles könnte so sein, oder auch nicht. Wenn etwa Rockstar Bela B von seiner Zeit als Maître de Plaisir am dänischen Hof erzählt und Rosalind Baffoe von ihrer Begegnung mit Mr. X, dem Party-Löwen Hamlet. Die Opernsängerin und Dramatikerin Paula Fünfeck singt ein Lied davon, wie Hamlets Vater Gift ins Ohr geträufelt wurde, und Wolfram Koch erklärt, was es mit dem Gift auf sich hat. „hamlet_X“ ist Stummfilm, Zeichentrick-, Experimental- und Spielfilm. Quer durch alle Genres versprechen überraschende, manchmal auch verwirrende Bilder eine kurzweilige Unterhaltung. Herbert Fritsch, Erfinder des Projekts „hamlet_X“, beschäftigt sich seit 2000 mit dem Hamletmythos, sammelt Geschichten, Erzählweisen und Bilder. hamlet_X Samstag, 15. März, 1.35 Uhr Kurzfilme, Deutschland 2003 - 2008 Regie: Herbert Fritsch Mit: Rufus Beck, Matthias Schweighöfer, Ulrich Mühe u.a. Länge: 270 Minuten Teilweise Erstausstrahlungen © ZDF/H. Fritsch, hamlet-X GbR Anne Tismer verzweifelt in „Der Mörder von Gonzago” © ZDF/Columbia Von den Geistern seiner Opfer verfolgt – Jon Finch als Macbeth DIE INNEREN DÄMONEN AUF FILM GEBANNT Roman Polanskis furioser „Macbeth“ P olanskis „Macbeth“ ist ein finsteres Drama um die Gier nach Macht und zugleich eine textgetreue Adaption der Shakespeare-Tragödie. Die blutrünstige Verfilmung wurde bei ihrer Premiere 1971 kontrovers aufgenommen und mit dem brutalen Mord an Polanskis Frau Sharon Tate 1969 in Verbindung gebracht. Davon wollte Polanski nichts wissen. Für ihn ist der Film eine reine Umsetzung des Stücks. Die Feldherren Macbeth und Banquo treffen nach einer siegreichen Schlacht auf drei Hexen, die Macbeth vorhersagen, dass er zukünftiger König Schottlands wird. Banquo werde der Stammvater einer Reihe von Herrschern. Diese Prophezeiung lässt Macbeth keine Ruhe. Lady Macbeth bringt ihren Mann dazu, König Duncan im Schlaf zu ermorden. Nach der Tat lenkt sie den Verdacht auf andere. Macbeth wird zum Kö- nig gekrönt. Diesem Mord folgen weitere, Macbeth lässt jeden töten, der ihm im Wege steht. Doch die Geister der Ermordeten lassen ihn nicht mehr los. Wie der Hexenfluch prophezeite, begeht Lady Macbeth Selbstmord. Die Macht des blutigen Königs beginnt zu schwinden. Als der schottische Edelmann Macduff, dessen Frau und Kind Macbeth hat umbringen lassen, gegen ihn in die Schlacht zieht, ist sein Untergang besiegelt. Roman Polanskis Shakespeare-Verfilmung fesselt durch ihre prägnante Schauspielerführung und die dichte Atmosphäre von Furcht und Gewalt. Macbeth Sonntag, 23. März, 22.35 Uhr Spielfilm, Großbritannien 1971 Regie: Roman Polanski Mit: Jon Finch, Francesca Annis u.a. Länge: 134 Minuten 8 D ER TOD © ZDF, 3satgrafik bei Shakespeare VON ANDREA MARIA SCHENKEL D ie Geburt, ein Zufall. Die eigene Geburt ist weder beeinflussbar, noch wählbar. Der Tod ist die einzige Konstante in unserem Leben, wir gehen mit dem ersten Atemzug, dem ersten Schrei auf ihn zu, drehen die Sanduhr des Lebens um, ehe wir mit dem Leben begonnen haben. Ehe wir erahnen können, erfahren haben, was Leben ist. Und eben deshalb fasziniert uns der Tod. Zieht uns an und stößt uns doch zugleich ab. Wir möchten zu gerne wissen, wann alles endet, und im gleichen Augenblick verbannen wir das Ende aus unserem Dasein. Und doch ist der Tod allgegenwärtig. Literatur, die sich mit ihm befasst, zieht uns geradezu magisch an. Sie lässt uns das Ende sehen. Für einen Moment kommen wir dem Tod nahe, setzen uns über ihn hinweg. Besiegen ihn, überleben das Ende, wozu wir doch im eigenen Leben nie imstande wären. Ein Meister in Sachen Tod Ein Meister in Sachen Tod ist zweifellos William Shakespeare. Er machte seine Späße damit, nur um uns im nächsten Augenblick mit ungeheurer Ernsthaftigkeit den Spiegel vorzuhalten. So zieht er die Zuschauer heute wie damals in seinen Bann. Shakespeares Stücke wirken auf mich so mannigfaltig wie das Leben selbst. Ein brodelnder Kessel aus Lie- be, Lust, Leidenschaft, Eifersucht, Gewalt, Betrug und Tod. In keinem seiner Stücke setzt er sich so sehr mit dem Tod auseinander wie in „Hamlet“. Ich muss gestehen, es ist nicht mein Lieblingsstück. Mein Favorit ist und bleibt „Richard III.“ Der sich aufrichtig zu seiner Bosheit bekennende Schurke Richard. Bereits mit seinen ersten Worten offenbart er sich. Erklärt uns, dass sich seine äußere Hässlichkeit in seinem Inneren widerspiegelt. Böse ist er, abgrundtief böse. Angetrieben vom Ehrgeiz intrigiert er, wo er nur kann. Spielt jeden gegen jeden aus. Feind, Freund, Bruder. Schreckt nicht davor zurück, zu töten oder töten zu lassen, um sein Ziel zu erreichen. Lässt uns nicht eine Sekunde im Zweifel, dass er selbst bereit ist, Tod zu spielen. Der Tod, ein Mysterium Richard versucht niemals, der Gute zu sein, er ist in seiner Bosheit ehrlich. Er lässt uns nicht los, lockt uns, wirbt um uns, und wir folgen ihm nur zu gern. Lieben ihn dafür. Ihn, den Hässlichen, den Krüppel. Wir sind von Anfang an seine Komplizen. Werden zu Beteiligten am tödlichen Reigen. Spielen mit, bewundern seine Schlechtigkeit. Wir lieben ihn, und wie für alle Liebenden wird das Hässliche schön. Wir sehen seine wahre Gestalt nicht mehr, sehen über seine Bosheit hinweg. Sind fassungslos und fasziniert zugleich, als er der Witwe noch an der Totenbahre seines Opfers, am „blutenden“ Leichnam, seine Liebe gesteht. Wie er um sie ringt, am Ende siegt und ihre Hand erhält. Wir lieben und verehren ihn dafür, hoffen und bangen, lachen erleichtert auf, als der Coup gelingt. Wir sind seine Mittäter. Wissen wir doch, dass all das Liebeswerben nur Spiel war, und fühlen uns wohl dabei. Wollte nicht jeder in seinem Leben schon einmal abgrundtief böse und schlecht sein? Ist doch das Böse das Faszinierende. Der Tod das Anziehende. Das Hässliche wird schön, das Böse gut, und der Tod? Er bleibt, was er immer war, der einzig feste Punkt in unserem Leben, das Maß aller Dinge und aus diesem Grund Mysterium, unser Mysterium. Während Richard Herr ist über Leben und Tod, ein „Macher“, ist Hamlet das genaue Gegenteil. Für mich ist er zu Beginn des Stücks ein verwöhnter Prinz. Pubertär. Ein Heranwachsender, der sich in seiner Depression suhlt, sie cool und chic findet. Der sich selbst bemitleidet. Der die Trauer über den Verlust des Vaters zelebriert, darin Hof hält, sich gefällt und in Szene setzt. Ein Knabe eben, ein Kind. Den Wert des Lebens schätzt er noch nicht, er ist bereit, alles fortzuwerfen. Wie die Süßigkeiten werfenden Narren auf den Karnevalswagen kommt er mir vor, wie er da mit weit ausholenden Bewegungen sein Leben und das Leben der anderen aus gefüllten Taschen in die Menge wirft. Richard, der Bösewicht, liegt mir mehr am Herzen. ratet. Ein verwöhnter Jüngling ist er, eifersüchtig bis zum Gehtnichtmehr. Den Vater hatte er noch im Bett der Mutter geduldet. Schließlich verdankte er ihm seine Existenz, aber einen anderen? Nein. Nur ihm darf ihre Liebe gehören, nur ihm. Hamlet muss jung sein. Ein Mann sieht die Welt mit anderen Augen, hat mehr Lebenserfahrung, kann nicht eine solche Lawine lostreten, alle in dieses Spiel mit dem Tod hineinziehen, nicht diese Spur des Todes zurück lassen. Jung muss er sein, jung wie Romeo und Julia. Das Leben darf noch nicht kostbar sein. Es muss noch leicht sein, ein Tanz, er darf es noch verschwenden. Deshalb irritiert es mich immer, wenn ich einen Hamlet jenseits der 30 auf der Bühne sehe, der mit unheilschwangerer Stimme den Totenschädel in der Hand hält. Für Hamlet selbst ist es doch zu Beginn ein Spiel, ein Ausloten seiner Grenzen, etwas, das allen Eltern jeden Tag im Zusammenleben mit heranwachsenden Kindern begegnet. Und so wie Kindern der Umgang mit neuen Partnern im Leben der Eltern oft schwer fällt, fällt Hamlet der Umgang mit Claudius schwer. Da kommt ihm der Geist, der Claudius des Mordes bezichtigt, gerade recht. Hamlet läuft diesem Bild hinterher, passt es doch genau in seine Gefühlswelt hinein. Und er wähnt sich im Recht, auf der Seite des Guten. In diesem Wahn tötet er. Tötet zuerst versehentlich Polonius, den Vater seiner Liebe Ophelia. Tötet die Liebe Ophelias und damit Ophelia selbst. Er ist es, der sie in den Tod schickt. Durch seine Jugend und ihren Wunsch nach Wahrheit, die nur eine Unterscheidung in Gut und Böse, in Recht und Unrecht zulässt. Unfähig, die Zwischentöne zu sehen, treibt er sie in den Tod. Und wieder haben wir hier den Tod, diesmal selbst gewählt. Erst der Tod Ophelias lässt Hamlet aufwachen, erwachsen werden. Er erkennt, wie unschätzbar wertvoll das Leben ist und dass er es verschwendet hat. Hamlet erkennt die Verschwendung zu spät, erst im Angesicht seines Todes. Und wie er so schön sagt: „Der Rest ist Schweigen.“ Das Leben, ein Spiel Hamlet lässt sich treiben. Er kann nicht verstehen, dass seine Mutter nach dem Tod des Vaters erneut hei- ANDREA MARIA SCHENKEL Sie gilt als die deutsche Krimi-Entdeckung der letzten Jahre. Andrea Maria Schenkel wurde 2006 mit ihrem Erstling „Tannöd“ schlagar tig berühmt. Der Roman steht seit seinem Erscheinen ganz oben in den Bestsellerlisten, gefolgt von ihrem zweiten Buch „Kalteis“ (2007). Beide beruhen auf historischen Kriminalfällen und bescher ten ihr den Deutschen Krimi Preis. „Tannöd“ erlebt in diesem Jahr seine Bühnenaufführung und Verfilmung. Nach Schenkels Bekunden interessier t sie an Kriminalfällen nicht die Aufklärung, sondern, „warum der Böse böse wird“. Andrea Maria Schenkel lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Regensburg. © Edition Nautilus TOD 9 SHAKESPEARE UND DER SAMURAI DAS MÄDCHEN HAMLET Stummfilmstar Asta Nielsen spielt den Dänenprinzen H © ZDF, Deutsches Filmmuseum Frankfurt Crossdressing um 1920 amlet ist eine Frau – dem Dänenkönig wurde kein Sohn, sondern eine Tochter geboren. Die legendäre Verfilmung mit Asta Nielsen geht zurück auf eine norwegische Sage aus dem 12. Jahrhundert, nach der Hamlet weiblich war: Der alte König ist schwer verwundet, und um die Krone zu retten, gibt seine Frau Gertrude ihr neugeborenes Kind als Jungen aus. Was folgt, ist aus dem Drama von William Shakespeare bekannt, wird nun aber aus der Perspektive einer jungen Frau erzählt, die ihre wahre Natur und ihre Gefühle verbergen muss. Für dieses Spiel mit Geschlechterrollen war Asta Nielsen, 1881 in Kopenhagen geboren, mit ihrer androgynen Erscheinung und präzisen Körpersprache prädestiniert. Durch ihre Interpretationen dunkler und extremer Frauenfiguren wurde sie zum Filmstar des deutschen Kaiserreichs. Akira Kurosawas Epos „Ran“ ist eine Bilderschlacht „Hamlet“ war 1920 die erste Produktion von Nielsens eigener Firma – und der erste große internationale Erfolg des deutschen Films nach dem Ersten Weltkrieg. Als Drehorte dienten die mittelalterlichen Festungstürme, das gotische Rathaus und der prächtige Kaisersaal der kleinen Stadt Goslar im Harz. Die Innenaufnahmen entstanden auf dem Berliner Flugplatz Johannisthal, wo eine mächtige Glashalle zum Filmatelier umgestaltet wurde. 3sat zeigt den „Hamlet“ in einer aufwendig restaurierten Originalfassung. Der Komponist und Klarinettist Michael Riessler hat dafür eigens eine neue Filmmusik geschaffen. Hamlet Sonntag, 23. März, 11.00 Uhr Stummfilm, Deutschland 1920 Regie: Sven Gade und Heinz Schall Mit: Asta Nielsen, Paul Conradi u.a. Länge: 112 Minuten A kira Kurosawa schuf 1985 „Ran“ – sein letztes großes Epos. 1.400 Statisten und 200 Pferde kamen in den großen Panoramen- und Schlachtenszenen zum Einsatz. Mit zwölf Millionen Dollar war es der bis dato teuerste Film Japans. „Ran“, was auf Japanisch so viel wie Aufruhr oder Umsturz, aber auch Wahnsinn und Chaos bedeutet, stützt sich auf zwei literarische Stoffe: die Legende um einen japanischen Herrscher, der seinen drei Söhnen sein Reich überlässt, und auf Elemente des „König Lear“. Die Geschichte spielt im Japan des 16. Jahrhunderts: Ein alternder Herrscher überträgt sein Reich den beiden ältesten seiner drei Söhne. Unfähig, die aufrichtige Liebe seines jüngsten Sohnes zu erkennen und die Hinterlist der beiden anderen zu durchschauen, kommt seine Einsicht zu spät: Ausgestoßen und geistig umnachtet irrt er umher und muss erleben, wie seine Söhne Land und Erbe in Chaos und Verderben apokalyptischer Schlachten stürzen. Von den grandiosen Farben über die eindrucksvolle Musik bis hin zur virtuosen Montage gelang dem Regisseur von „Die sieben Samurai“ und „Rashomon“ ein großartiges Werk der Filmgeschichte. Ran Montag, 24. März, 22.45 Uhr Spielfilm, Japan/Frankreich 1985 Regie: Akira Kurosawa Mit: Tatsuya Nakadai, Akira Terao u.a. Länge: 155 Minuten WAHNSINNIG GUT Gert Voss als König Lear M ich haben alte Männer immer fasziniert, wenn sie sich ihre Wachheit erhalten“, hat Gert Voss über seine Rolle als König Lear in einem Interview gesagt, „diese Verbindung eines zerfallenden Körpers mit einer unglaublichen Neugier und Helligkeit des Denkens.“ Mit wehendem Greisenhaar und bauschendem Hemd spielt Voss, selbst ein Schauspieler der Königsklasse, den alten Lear, dem sich alle beugen müssen, der aber auch geliebt werden will. Virtuos vollzieht Voss Lears Verwandlung vom blind ignoranten Herrscher zum zürnenden Propheten, der schließlich als verzweifelter und wahnsinnig gewordener König endet. © ZDF/Ruth Walz Toben, zetern, schreien – Gert Voss als Lear Denn Lear veranstaltet einen Wettstreit unter seinen drei Töchtern: Als Preis für ihr Erbe sollen sie ihm ihre Zuneigung bekunden. Die Heuchelei der beiden Älteren bringt die Jüngste dazu, sich zu verweigern. Wutentbrannt verstößt ihr Vater sie und teilt sein Reich unter den beiden anderen auf. Sein Unglück und das seiner Familie beginnt. Die Worte seines Narren, zu ihm als Warnung gesprochen, können ihn nicht mehr erreichen. Luc Bondy hat „König Lear“ als Stück über das Sehen und das NichtSehen arrangiert, über Macht, Ohnmacht und den Tod. Die Inszenierung am Wiener Burgtheater war in drei Sparten für den österreichischen Theaterpreis „Nestroy“ nominiert. Das verwundert nicht, ist doch das Stück mit einem großartigen Ensemble besetzt. Neben Gert Voss brilliert vor allem Birgit Minichmayr, die den Narren als einen kleinen biegsamen Scherzbold mit frecher Schnauze gibt, der Lears Handeln weise in Versen kommentiert. König Lear Samstag, 29. März, 20.15 Uhr Burgtheater Wien/Wiener Festwochen 2007 Regie: Luc Bondy Mit: Gert Voss, Andrea Clausen, Martin Schwab, Caroline Peters, Birgit Minichmayr u.a. Länge: 141 Minuten Erstausstrahlung © ZDF/MDR,Tobis Das Unheil bricht herein in Akira Kurosawas „Ran“ „AUCH DU, BRUTUS” „Julius Caesar“ mit Starbesetzung J oseph L. Mankiewicz’ filmisches Meisterwerk, mit James Mason und Marlon Brando in den Hauptrollen, müsste eigentlich „Marcus Brutus“ heißen. Dies wäre auch für die literarische Vorlage der passendere Titel. Doch zu Shakespeares Zeiten wurden Stücke nach ihren ranghöchsten Figuren benannt, in diesem Fall nach Julius Caesar. Aber es ist zweifellos die Tragödie um Caesers Ziehsohn Brutus, um die es hier geht. Sein Tyrannenmord, wie er den gemeinsamen Putsch mit Cassius and Casca gegen Caesar vor dem römischen Volk nennt, war nur kurz von Ruhm gekrönt. Denn als Mark Anton den Verräter in einer feurigen Rede brandmarkt, schlägt die Stimmung um. James Mason brilliert in der Rolle des Umstürzlers. Für Marlon Brando bot die Figur des Mark Anton die Gelegenheit, einmal nicht den Halbstarken spielen zu müssen. Dementsprechend nervös soll er bei den Proben zu „Julius Caesar“ gewesen sein. Eine grundlose Sorge: Seine Darstellung brachte ihm letztlich eine Oscar-Nominierung ein – eine von vier Nominierungen, die der Film 1953 erhielt. Ausgezeichnet wurde er aber für das beste Szenen- © ZDF,ARD/Degeto Den Dolch im Gewande – James Mason als Brutus bild. Kurioserweise, denn Regisseur Joseph L. Mankiewicz hatte nur ein Budget von zwei Millionen Dollar zur Verfügung und nutzte die Bauten und Kostüme des Historienepos „Quo Vadis“ – und der war leer ausgegangen. Julius Caesar Donnerstag, 27. März, 22.25 Uhr Spielfilm, USA 1953 Regie: Joseph L. Mankiewicz Mit: Marlon Brando, James Mason, John Gielgud u.a. Länge: 117 Minuten I N T E RV I E W 10 „LEAR IST EIN NIEMAND IM NIEMANDSLAND“ Luc Bondy über seine Inszenierung am Wiener Burgtheater Was ist für Sie das Aktuelle, das Faszinierende am „König Lear“? Wenn man älter wird und bei sich schon die ersten Vergreisungssymptome entdeckt: Eigensinn, Verblendung, Ungerechtigkeit, Selbstmitleid, Durchhaltevermögen, Suche nach dem Essenziellen, da kann einem Lear aktuell erscheinen. Das heißt, mit dem Alter gewinnt man mehr Verständnis für das Innenleben und das Handeln dieses armen und ungerechten Menschen. Immer noch aktuell ist auch Lears Missverständnis: Er gibt seine institutionelle Macht auf und glaubt, dass er weiterhin wie ein König geehrt wird, was nach dem alten Recht eines gottgebundenen Königtums auch der Fall gewesen wäre. Aber für die Generationen eines neuen Zeitalters ist er jetzt ein Niemand und wird in ein Niemandsland geschickt. Was schwebte Ihnen bei der Figur des Lear vor? Sie haben ja die Rolle mit Gert Voss genial besetzt. Voss kann als einziger sehr weit in die Fantasie eines solchen Menschen hineingehen, und das wird dann tief und manchmal unangenehm. Er ist einer der wenigen Schauspieler, die sich in der Zeit der Probe so stark mit einer Rolle identifizieren, dass seine Physiognomie sich entsprechend verändert. Sie haben sich ein Jahr intensiv mit Shakespeare und seinem Stoff befasst, die Proben zum „König Lear“ dauerten drei Monate. Wie haben Sie Ihr Lear-Jahr durchlebt? Es war eben ein Lear-Jahr in meinem Kopf durch und durch, weil ich fünf Monate vorher mit Marie-Louise Bischofberger und Jeff Layton den Text neu übersetzt habe. Die Lieder hat der Dichter Peter Handke für uns geschrieben. Die Tiefe und der Reichtum dieses Stückes verlangen im Grunde noch mehr Zeit als ein Jahr. Ich fühlte mich gut, aber nicht gut genug vorbereitet. Sie haben den Originaltext eigens für Ihre Inszenierung neu ins Deutsche übertragen. Warum? Das ist die beste Vorbereitung überhaupt; man lernt den Sinn der Sätze, man betrachtet jedes Wort, man liest in dieser wunderbaren englischen Ausgabe die neuesten Erkenntnisse über das Stück. Dann muss man sich um eine Flüssigkeit, einen Rhythmus bemühen, ohne dass es bemüht dasteht ... Samuel Beckett hat einmal geschrieben, der Lear sei unaufführbar. Beckett war auch Regisseur. Also wusste er auch aus dieser Sicht, dass Lear durch die Vielfalt ineinander verwobener Themen, das Stück als gesamtes sowie gekürztes, nicht zum Inszenieren ist. Er hat recht, aber es ist nun einmal ein tolles Theaterstück, und da lohnt sogar das Scheitern. Der Shakespeare-Themenschwerpunkt in 3sat steht unter dem Motto „Liebe Macht Tod“. Was fällt Ihnen zu Liebe, Macht und Tod bei Shakespeare ein? Macht kann die anderen und sich selber töten. Macht kann sich als Liebe tarnen und so töten, aus Liebe stirbt man, und eine Liebe, die stirbt, sieht dem Tod ähnlich, und schließlich hat man nicht sehr viel Macht über die Liebe, sie aber über uns! Das kann man alles bei Shakespeare lesen. © David Baltzer/ZENIT LUC BONDY In der Fachwelt gilt er als begnadeter Schauspieler-Regisseur, der die Elite der deutschen Schauspieler zu atemberaubenden Leistungen zu steigern in der Lage ist. Luc Bondy erhielt seine Schauspielausbildung in Paris bei dem Pantomimen Jacques Lecoq, bevor er 1969 als Assistent am Hamburger Thalia Theater ins Regiefach wechselte. Ab den 1970er Jahren brachte er viel beachtete Inszenierungen auf die europäischen Bühnen. 1985 übernahm Bondy die Direktion der Berliner Schaubühne und machte sich in den folgenden Jahren einen Namen mit Uraufführungen von Botho Strauß’ Theaterstücken. Mit seinen Operninszenierungen, beispielsweise für die Salzburger Festspiele, erwies sich Bondy als ebenso erfolgreich. 1998 wurde Bondy Schauspieldirektor der Wiener Festwochen, seit 2000 ist er deren Intendant. DIE GANZE WELT IST BÜHNE ... ... und auf allen Bühnen ist Shakespeare Luc Bondys „König Lear“ ist nur eine von vielen herausragenden ShakespeareInszenierungen, die derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen sind. Theo Koll stellt in „FOYER“ die wichtigsten aktuellen Aufführungen vor. FOYER – Das Theatermagazin spezial: Shakespeare Samstag, 15. März, 19.20 Uhr Moderation: Theo Koll Erstausstrahlung S E RV I C E SHAKESPEARE ALL IN ONE „Warum hat es bloß mich auf diesen Scheiß-Thron verschlagen?“, fragt sich Shakespeares Heinrich VI. Nicht im elisabethanischen Original, sondern in den burlesken Nacherzählungen von Urs Widmer und Walter E. Richartz. So frei wie möglich, so nah wie nötig, haben sie sich auf ihre ganz eigene Weise an Shakespeares Dramen gemacht. 11 DER GROSSE FÜR KLEINE SHAKESPEARES LEBEN Mit den Klassikern der Weltliteratur kann man gar nicht früh genug anfangen – zumindest wenn sie fesselnd und verständlich geschrieben sind. Der Kinderbuchautor Andrew Matthews hat in „Die schönsten Shakespeare Geschichten“ die bekanntesten Stücke des Schriftstellers gesammelt und kindgerecht nacherzählt: lebendig und auf einfache, aber poetische Art. Fröhliche Erzählungen, wie der sprichwörtlich zauberhafte „Sommernachtstraum“ oder die Verwechslungskomödie „Was ihr wollt“, gleichen die düsteren Geschichten um Hamlet und Macbeth allemal aus. Angela William Shakespeare war homosexuell. Er war außerdem ein katholischer Spion und seine Verse stammen eigentlich von Königin Elisabeth I. Über Shakespeare wird viel gemunkelt. Will man es genau wissen, sollte man Hildegard Hammerschmidt-Hummels spannende und detailreiche Shakespeare-Biografie lesen. Die Gesamtdarstellung von Zeit, Leben und Werk des vielleicht berühmtesten Unbekannten der Weltliteratur trägt viele Details zu einem schlüssigen Ganzen zusammen. SHAKESPEARE SPIELEN Barretts detailreiche Illustrationen geben dem Buch einen fantasievollen Rahmen. Aus dem Englischen von Mirjam Pressler. Andrew Matthews: Die schönsten Shakespeare Geschichten KeRLE Verlag, ab 8 Jahren Hildegard Hammerschmidt-Hummel William Shakespeare Seine Zeit – Sein Leben – Sein Werk Verlag Philipp von Zabern OPERNDRAMA Die Schauergeschichte um den machtverrückten Heerführer Macbeth war Verdis erste ShakespeareVertonung und wurde bei der Uraufführung im Jahr 1847 enthusiastisch aufgenommen. Für die Inszenierung im Opernhauses Zürich be- „My wooden O“ nannte Shakespeare zärtlich seine Lieblingsspielstätte, das runde Globe Theatre in London. Würde er heute leben, er wäre vermutlich Fan des Neusser Globes, einem Nachbau des großen Vorbilds. Jedes Jahr für vier Wochen werden hier die Stücke des elisabethanischen Meisters zum Leben erweckt. Rund 15.000 Zuschauer lockt es jährlich in die Welt der Könige und Clowns, Liebhaber und Schurken. In diesem Jahr bespielen vom 24. Juli bis 24. August unter anderen die „shakespeare company bremen” und Kompanien aus New York und Paris die Bühne. Shakespeare’s Geschichten Nacherzählt von Urs Widmer und Walter E. Richartz Gelesen von: Elke Heidenreich, Otto Sander, Bernd Rauschenbach und Urs Widmer Kein & Aber, 14 CDs, Gesamtlaufzeit: 15 Stunden 40 Minuten Shakespeare spielen – das bedeutet, verdammt viel Text auswendig lernen. Es gibt aber eine andere Spielart, bei der man, zugegeben, auch sein Gedächtnis bemühen muss: das Shakespeare-Memo. Die Welt des großen Meisters erschließen Bilderkärtchen. Darauf zu sehen: Berühmte Illustrationen seiner Dramen, Szenenbilder von Film und Bühne, das London von damals und heute Porträts, sowie wichtiger Zeitgenossen. FÜR GLOBE-TROTTER www.shakespeare-festival.de lässt Regisseur David Pountney die Handlung ganz im historischen Kontext. In den Hauptrollen: Thomas Hampson als zerrissener Macbeth und Paoletta Marrocu als seine dämonische Lady, Roberto Scandiuzzi gibt den Banquo und Luis Lima überzeugt als Macduff. Franz Welser-Möst dirigiert Chor und Orchester des Opernhauses Zürich. Macbeth TDK, 2 DVDs Laufzeit: 186 Minuten Shakespeare Memo Game Piatnik Testen Sie Ihr Shakespeare-Wissen ... und gewinnen Sie eine von drei Shakespeare Geschichten-Boxen In vier Fragen ist jeweils ein bestimmter Buchstabe gesucht. Die vier Buchstaben ergeben das Lösungswort. 1 „Die erste Seite, die ich in ihm las, machte mich zeitlebens ihm eigen“, sagte einst ein weltberühmter Schriftsteller. In seinen Jugendjahren war die Lektüre Shakespeares für ihn und seine stürmischen Freunde ein Erweckungserlebnis. Danach wollten sie Theaterstücke schreiben wie der Engländer. Weg von den Griechen und Franzosen, genial sollten sie sein. Als Genie und fast so bedeutend wie Shakespeare wird der Urheber der Zeilen hierzulande auch heute noch gefeiert. Gesucht ist der dritte Buchstabe des zweiten Vornamens. 2 Die früheste amtliche Erwähnung William Shakespeares ist ein Eintrag im Taufbuch der Pfarrkirche in Stratford-uponAvon. Seinen Geburtstag kann man sich in etwa daraus ableiten. Dass es mit großer Wahrscheinlichkeit der 23. April ist, trifft sich gut. Denn so teilt sich Shakespeare das Datum mit dem Gedenktag an eine andere große, allerdings weit ältere und heilige Nationalfigur Englands. Gesucht ist der zweite Buchstabe des Vornamens (ohne Titel). 3 Er steht auf der Liste der „wahren“ Verfasser von Shakespeares Texten an oberster Stelle. Obwohl die Theorie, dass er zum Beispiel „Verlorene Liebesmüh“ geschrieben haben soll, sich durch nichts belegen lässt. Dabei könnte seinen Anhängern doch das Lebenswerk der gesuchten Person auch schon reichen. Schließlich war er ein berühmter Staatsmann, Schriftsteller und Philosoph. Gesucht ist der zweite Buchstabe des Nachnamens. 4 Ihre Schauspielkunst, ihr extravaganter Lebensstil und ihre Affären brachten dieser Dame im Paris des 19. Jahrhunderts gleichermaßen Verehrer und Neider ein. Als Hauptdarstellerin einer Shakespeare-Tragödie – in einer Hosenrolle – machte sie sich in der Theatergeschichte unvergesslich. Die gleiche melancholische und zerrissene Figur aus Shakespeares gleichnamigem Drama verkörperte die Französin in ihrem ersten Spielfilm. Von welcher „Göttlichen“ ist hier die Rede? Gesucht ist der dritte Buchstabe des Vornamens. Schicken Sie das Lösungswort und Ihre Anschrift per Postkarte an: Presse und Öffentlichkeitsarbeit 3sat, c/o ZDF, 55100 Mainz oder per Mail an magazin@3sat.de Einsendeschluss ist der 31. März 2008 12 SONNTAG, 23. MÄRZ 2008 SAMSTAG, 15. MÄRZ 2008 19.20 Uhr FOYER – Das Theatermagazin spezial: Shakespeare 11.00 Uhr 20.15 Uhr Auf der Suche nach Shakespeare Dokumentation von Michael Wood Großbritannien 2008 Länge: 89 Minuten Erstausstrahlung © ZDF/David Wallace 1.35 Uhr 12.50 Uhr Der elektronische Hamlet Film von Achim Forst, Deutschland 2008 Länge: 9 Minuten, Erstausstrahlung 16.10 Uhr Der Widerspenstigen Zähmung (The Taming of the Shrew) Spielfilm von Franco Zeffirelli, Italien/USA 1966 Mit: Elizabeth Taylor, Richard Burton, Cyril Cusack u.a. Länge: 122 Minuten hamlet_X Kurzfilme von Herbert Fritsch, Deutschland 2003 - 2008 Mit: Ulrich Mühe, Herbert Knaup u.a. Länge: 270 Minuten, teilweise Erstausstrahlungen Hamlet Stummfilm von Sven Gade und Heinz Schall, Deutschland 1920 Mit: Asta Nielsen, Paul Conradi, Eduard von Winterstein u.a. Länge: 112 Minuten Moderation: Theo Koll Länge: 35 Minuten, Erstausstrahlung 22.35 Uhr Macbeth DIENSTAG, 18. MÄRZ 2008 22.25 Uhr Al Pacino’s Looking for Richard (Looking for Richard) Spielfilm von Al Pacino, USA 1996 Mit: Al Pacino, Alec Baldwin, Kevin Spacey, Winona Ryder, Kenneth Branagh, Kevin Kline u.a. Länge: 112 Minuten © ZDF/Columbia MONTAG, 24. MÄRZ 2008 10.50 Uhr DONNERSTAG, 20. MÄRZ 2008 22.25 Uhr © ZDF/Enrico Appetito 22.45 Uhr FREITAG, 21. MÄRZ 2008 22.25 Uhr Orson Welles’ Othello (Othello) Shakespeare in 3sat – Sendetermine im Überblick Verlorene Liebesmüh (Love’s Labour’s Lost) 20.15 Uhr Spielfilm von Kenneth Branagh Großbritannien/USA 2000 Mit: Kenneth Branagh, Alessandro Nivola, Adrian Lester u.a. Länge: 88 Minuten 21.00 Uhr 22.25 Uhr Julius Caesar Spielfilm von Joseph L. Mankiewicz, USA 1953 Mit: Marlon Brando, James Mason, John Gielgud u.a. Länge: 117 Minuten 1.30 Uhr Schlachten! Von Tom Lanoye und Luk Perceval Nach den „Rosenkriegen” von William Shakespeare Aufzeichnung einer Aufführung ©ZDF, Matthias Horn bei den Salzburger Festspielen, 1999 Inszenierung: Luk Perceval Mit: Wolf Bachofner, Jytte-Merle Böhrnsen u.a. Länge: 156 Minuten Viel Lärm um nichts (Much Ado About Nothing) 3sat extra: „Liebe“ Talkrunde aus dem Zollernhof in Berlin Gäste u.a.: Bas Karst Länge: 44 Minuten, Erstausstrahlung 22.45 Uhr 3sat extra „Macht“ Talkrunde aus dem Zollernhof in Berlin Moderation: Thea Dorn Gäste u.a.: Albert Ostermaier Länge: 44 Minuten, Erstausstrahlung Spielfilm von Kenneth Branagh USA/Großbritannien 1993 Mit: Denzel Washington, Kenneth Branagh, Keanu Reeves, u.a. Länge: 107 Minuten 22.00 Uhr Spielfilm von Akira Kurosawa Japan/Frankreich 1985 Mit: Tatsuya Nakadai, Akira Terao, Jinpachi Nezu u.a. Länge: 155 Minuten DONNERSTAG, 27. MÄRZ 2008 SAMSTAG, 22. MÄRZ 2008 © ZDF,ARD/Degeto Ran © ZDF/MDR,Tobis Spielfilm von Orson Welles, Marokko/Großbritannien 1949 Mit: Orson Welles, Micheál MacLiammóir, Robert Coote u.a. Länge: 90 Minuten 16.00 Uhr Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream) Spielfilm von Max Reinhardt und William Dieterle USA 1935 Mit: Ian Hunter, Mickey Rooney, James Cagney u.a. Länge: 128 Minuten Titus Spielfilm von Julie Taymor USA/Italien 1999 Mit: Anthony Hopkins, Jessica Lange, Alan Cumming, Laura Fraser u.a. Länge: 162 Minuten, Erstausstrahlung Spielfilm von Roman Polanski Großbritannien 1971 Mit: Jon Finch, Francesca Annis, Martin Shaw, Nicholas Selby u.a. Länge: 134 Minuten SAMSTAG, 29. MÄRZ 2008 20.15 Uhr König Lear Romeo und Julia Aufzeichnung einer Aufführung des Bayerischen Staatsschauspiels München im Residenztheater, 1993 Inszenierung: Leander Haußmann © ZDF, Hermann Roth Mit: Guntram Bratia, Anne Marie Bubke, Wolfgang Bauer, Margit Carstensen u.a. Länge: 128 Minuten © ZDF, Ruth Walz 22.35 Uhr Aufzeichnung aus dem Burgtheater Wien, Wiener Festwochen 2007 Inszenierung: Luc Bondy Mit Gert Voss, Andrea Clausen u.a. Länge: 141 Minuten, Erstausstrahlung 3sat extra: „Tod“ Talkrunde aus dem Zollernhof in Berlin Gäste u.a.: Andrea Maria Schenkel, Claus Peymann Länge: 44 Minuten, Erstausstrahlung Noch mehr Shakespeare im ZDFtheaterkanal So, 15. März, 21.30 Uhr: Julius Caesar Mi, 19. März, 21.30 Uhr: Richard III. Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 1988 Inszenierung und Fernsehregie: Michael Bogdanov Schauspielhaus Zürich, 2003, Inszenierung: Stefan Pucher Do, 27. März, 15.15 Uhr: Romeo und Julia Di, 18. März, 19.40 Uhr: Othello Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 2005 Inszenierung: Stefan Pucher Mailänder Scala, 2000, Ballett von Kenneth MacMillan nach der Musik von Sergej Prokofiev Weitere Infos und Sendetermine unter www.zdftheaterkanal.de