Aspirin, eine Übersicht
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Aspirin, eine Übersicht
Acetylsalicylsäure (ASS) Salix: Die Weide, Salicylsäure, Spirsäure, Acetyl- Spirsäure führte zum Handelsnamen Aspirin Peter Bützer Inhalt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Etwas Geschichte ............................................................................................................................ 1 Eine Übersicht ................................................................................................................................. 2 Chemische Eigenschaften ............................................................................................................... 3 , Physiologische Eigenschaften ........................................................................................................ 4 Wirkung ........................................................................................................................................... 4 Molekulare Dynamik von ASS (Pharmakokinetik) ........................................................................... 5 Nebenwirkungen .............................................................................................................................. 6 Einige allgemeingültige Eigenschaften ............................................................................................ 7 Aufgaben ....................................................................................................................................... 10 Lösungen, Systemdynamik ....................................................................................................... 11 Erweiterte Simulation ................................................................................................................. 14 1 Etwas Geschichte 1 In dem berühmten ägyptischen Papyrus Ebers, aus dem letzten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts vor Christus, wird die Behandlung von entzündeten Wunden mit einem 1 Auszug aus den Blättern der Silberweide behandelt . Schon Hippokrates, der Vater der abendländischen Medizin, soll von der Wirksamkeit des Weidensaftes gewusst und für die Linderung der Wehen bei der Geburt empfohlen haben. Auch dem Philosophen Theophrast sind die nützlichen Effekte der Salix- Arten ebenso bekannt, wie die der Gattung Spirea. Dieses Wissen war aber während mehr als zweitausend Jahren bei den Ärzten in Vergessenheit geraten - nicht in der Volksheilkunde. Kräuterfrauen sammelten die Abbildung 1: Eine Weide (Salix) Rinde der an Flussläufen verbreiteten Salix alba, kochten sie produziert Salicylsäure leicht auf und gaben sie vor allem von Gliederschmerzen geplagten Menschen. Erst spät trat in dieser Geschichte eine Wende ein. In der englischen Wiesenlandschaft nördlich von Oxford unternahm Reverend Edward Stone im Jahre 1758 einen beschaulichen Sommerspaziergang. Einem plötzlichen Impuls folgend schälte der naturkundige Geistliche ein Stück Rinde von einem Weidenbaum und biss kräftig hinein. Der bittere Geschmack des Rindensaftes erinnerte ihn sogleich an die Extrakte der Chinarinde, die damals als Heilmittel gegen Fieber verwendet wurden. Sollte die heimische Weidenrinde ähnliche Heilkräfte besitzen, wie die teuer, ja oft kaum erhältliche Chinarinde aus Südamerika? Stone probierte den Weidenrindenextrakt an etwa 50 fiebrigen Kranken seiner Gemeinde aus und fand, dass er tatsächlich das Fieber seiner Patienten, und ebenso gut wie die Chinarinde zu linder schien. 1763 meldete er seine Entdeckung und die Beobachtungen der Royal Society in London. 1828 gewinnt Buchner das Salicin durch auskochen und fällen von Weidenrindenextrakten. 1835 gewinnt der Berner Apotheker Pagenstecher aus der Spierstaude ein ätherisches Öl, aus dem der Chemiker Löwig in Zürich die Spiersäure gewinnt. 1859 gelingt Kolbe die Synthese von Salicylsäure aus Phenol und Kohlendioxid, ein Verfahren, welches erst 1874 technologisch einsatzfähig ist (siehe Synthese). Er meint 1873, das Salicylsäure bei Infektionen indiziert sei, weil ein Bestandteil davon, das Phenol bakterizid sei. Schwarcz Joe, Der Geist aus der Flasche, Neue Episoden vom Leben auf Molekülbasis, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, 2003, S. 82 Prof. Dr. Peter Bützer, Pädagogische Hochschule, St.Gallen, Peter Bützer 1897 findet der Chemiker Felix Hoffmann die Synthese von Acetylsalicylsäure (ASS), eine Substanz, die bereits 44 Jahre zuvor der Carl Friedrich Gerhardt in unreiner und nicht haltbarer Form hergestellt hatte- sie wurde deshalb vergessen. 1898 ASS wird als neues Arzneimittel am Internistenkongress in Wiesbaden vorgestellt. 1899 wird, nach einer pharmakologischen Prüfung, von der Firma Bayer der Name Aspirin gegeben und die Produktion aufgenommen. Der Name leitet sich aus einer alten Bezeichnung der Salicylsäure – Acidum spiricum – und einem A für „Acetyl“ ab. 2 Heute werden pro Jahr ca. 2,5 Mio. Kilogramm produziert, ein Aspirinzeitalter? (ca. 50'000'000'000 Tabletten). 2 Eine Übersicht Abbildung 2: Begriffe, die mit Acetylsalicylsäure zusammenhängen. Je grösser die Schrift und die zugehörigen Punkte, desto bedeutsamer ist die Beziehung. 2 2 Bayer AG, Aspirin ein Jahrhundertpharmakon, Leverkusen (1983), 1-10 Oktober 2010 Peter Bützer 3 3 Chemische Eigenschaften ASS 3 ASS Stick and Ball ASS Elektronendichte ASS LUMO O OH O O Abbildung 3: Molekülmodelle von Acetylsailcylsäure (ASS) Charakteristika: Nur zum Teil planares Molekül, C9H8O4, M: 180.16 g/mol, farblose, weisse Kristalle, Absorption max. bei 229 nm (im UV); CAS-Nr.: 50-78-2 Smiles: C1=CC=CC(OC(=O)C)=C1C(=O)O; InChI=1/C9H8O4/c1-6(10)13-8-5-3-2-4-7(8)9(11)12/h2-5H,1H3,(H,11,12) Wasserlöslichkeit: 4600 mg/L (25 deg C); Exper. Ref: Yalkowsky S.H. Dannenfelser R.M. (1992) –1 –1 Akute Toxizität: 200 mg·kg (Ratte, peroral), 250 mg·kg (Maus, peroral) GHS: Gefahr, H-Sätze: H301: Giftig bei Verschlucken. 3 Smp. 136-137°C, d=1.4 g/cm ; lipophil, löslich in Alkohol 1g/5 ml (25°C), Ether 1g/10 ml (25°C) und heissem Wasser. In kaltem Wasser nur sehr schlecht löslich (1g/100 ml (25°C), 1 g/100 ml (37°C). Enthält einen aromatischen Ring (unpolar) eine OH- Gruppe (polar) O O und eine Estergruppe (unpolar) (Log C + + Octanol-Water Partition Coef (SRC): + H2O, NaOH O Na O Log Kow (KOWWIN v1.67 estimate) Addition ONa+ Säure OH = 1.13; Log Kow (Exper. database Natriumphenolat match) = 1.19; Exper. Ref: Hansch O O H2SO4 C. et al. (1995). Die stark sauren HO OH OH Eigenschaften (pKs=3.49) lassen O + Veresterung O O viele physiologische Interpretationen O OH O zu. Saurer Geschmack, geruchlos, ASS Salicylsäure O nicht speicherbar, Ausscheidung +H2O Hydrolyse über die Niere, Blase. Ausser dem O Ring gut abbaubar. Der Ester lässt O O HO O sich mit Wasser leicht hydrolysieren OH OH +O2, Oxidation OH N (in Säure und Alkohol spalten); + H Glycin + O OH Halbwertszeit bei pH 7 ca. 60, bei OH OH Konjugation Genisinsä ure 1% pH 8 ca. 6 Tage. HO Salicylursäure 85% Herstellung: Natriumphenolat mit Salicylsäure direkt 10% CO2 unter Druck (Kolbe- Synthese) Abbildung 4: Reaktionen von Salicylsäure und und Wasser zu Salicylsäure, Acetylsalicylsäure (ASS) diese mit Essigsäureanhydrid und Schwefelsäure oder Phosphorsäure als Katalysator zu Acetylsalicylsäure (ASS) und Essigsäure. 3 Acetylsalicylsäure, ABC Chemie, Fachlexikon, Verlag Harri Deutsch, Thun, Frankfurt/Main (1979) 149 Oktober 2010 Peter Bützer 4 4 Physiologische Eigenschaften 4,5 Dosierung: ca. 0.5-1 Gramm, bei rheumatischem Fieber 5 - 10 Gramm. Die übliche Dosis von 0.5 g kann alle 4 Std. wiederholt werden. Aufnahme im Magen rasch und vollständig. 6 MRTD : 66.7 mg/kg-KG/Tag.Das Plasmamaximum wird in 1-1.3 Std. erreicht. Im Gastrointestinaltrakt und bei der Resorption wird ASS nur wenig hydrolysiert. Die Aufnahme erfolgt langsam, weshalb die Magenschleimhaut im Vergleich zur Salicylsäure geschont wird. Wird auch durch Abbildung 5: Aspirin ® mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure die Haut aufgenommen (Massagemittel: (ASS) Wintergrünöl). Sie wird zu 50 - 80% an Plasmaproteine gebunden und verteilt sich rasch in allen Geweben. Die weitere Metabolisierung (Oxidation) findet vor allem in der Leber statt. Die Bioverfügbarkeit beträgt 80-100%. Ausscheidung über Niere Blase. Die Eliminationshalbwertszeit ist bei Normaldosen 2-4 Std., bei höheren Dosen auf bis zu 15-30 Std. verzögert. 1 Gramm ist in 6 Stunden zur Hälfte eliminiert. Der Anteil der freien Salicylsäure im Harn steigt bis 85% (normal 10%). Die Ausscheidungsgeschwindigkeit ist abhängig vom Harn- pH und damit auch von der Salzausscheidung. Je alkalische der Urin, desto rascher die Ausscheidung (Salzbildung). Viele Pharmakologen meinen, dass ASS heute als Medikament die Zulassung nicht mehr erhalten würde. 5 Wirkung ASS wirkt hemmend auf die Synthese der Prostaglandine, welche beim Temperaturzentrum eingreifen und die Schmerzrezeptoren sensibilisieren. Es blockiert die COX (Cyclooxygenase), ein Enzym, welches die Synthese der entzündlich wirkenden und schmerzerzeugenden Prostanoidhormonen katalysiert. Aspirin bewirkt hier eine Acetylierung der OHSeringruppe im Protein. Damit wird der Kanal verschlossen, durch welchen das Prostanoidhormon – Vorgängermolekül zur katalytisch aktiven Stelle des Enzyms gelangt. Die irreversible Hemmung der COX bewirkt, dass die Tromboxan-A2-Synthese unterbunden wird. Der Effekt einer einmaligen Acetylierung hält somit über die Lebensdauer 7 der Thrombozyten, also ca. 1 Woche, an . COX O HO O O OH CH3-CO-O-Serin Prostaglandin H2 O O OH OH Arachidonsäure Abbildung 6: ASS hemmt die Cyclooxygenase (COX) O O O H N 2 Serin Acetyl- HO-Serin O OH CycloOxygenase, COX OH O O HO O Aspirin HO Acetylsalicylsäure O H N 2 OH Acetyliertes Serin HO Salicylsäure Abbildung 7: Acetylierung von Serin durch ASS 4 Schröder E., Rufer C., Schmieche R., Arzneimittelchemie I, Georg Thieme Verlag, Stuttgart (1976) 189, 391 Acetylsalicylsäure, Roche Lexikon Medizin, Urban und Schwarzenberg, München/Wien/Baltimore (1984), 127 6 MRTD: Maximum Recommended Therapeutic Dose, http://www.fda.gov/cder/Offices/OPS_IO/MRTD.htm#A, 2007-06-13 7 Lüllmann H., Mohr K., Ziegler A., Taschenatlas der Pharmakologie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 1994, 148, und Nature Structural Biology, 2 (1995) 637 5 Oktober 2010 Peter Bützer 5 antiphlogistisch oder antiinflammatorisch (entzündungshemmend), darum auch antirheumatisch, antipyretisch (fiebersenkend), Temperatur wird nur bis zur Normaltemperatur gesenkt. analgetisch (schmerzlindernd), wirkt bei fast allen Schmerzen. antithrombotisch (unterdrückt Thrombozytenaggregation), wirkt vorbeugend bei Herzinfarkten. Therapie mit Aspirin von 6,4 Jahren könnte bei 1000 Frauen etwa 3 schwere oder sogar tödliche Herz- und Gefässerkrankungen verhindern, bei Männern hingegen 4. Gleichzeit aber würden bei einer solchen RoutineEinnahme bei 2,5 von 1000 Frauen und bei 3 von 1000 Männern schwere innere Blutungen auftreten. Damit steigert die regelmässige Aspirin-Pille das Risiko einer solchen Blutung um 70 Prozent - und zwar bei 8 Männern und Frauen gleichermassen . 9 Die Toxizität ist sehr niedrig : ca. 30 - 40 g könnten letal sein, LD(50) Mensch ca. 0.4-0.5 g/kg; LD(50) oral Ratte 1.5 g/kg, Maus 1.1 g/kg. 6 Molekulare Dynamik von ASS (Pharmakokinetik) ® Wie jedermann weiss, hält die schmerzlindernde (analgetische) Wirkung einer Aspirin -Tablette ungefähr vier bis höchstens sechs Stunden an. Dasselbe gilt für andere nicht-retardierte Formen der ASS. Die 10 maximale Blutkonzentration wird in ca 0.5-1 Std. erreicht . Die ASS hat zwar im Körper kein langes Leben: sie wird sogleich hydrolysiert – in Essigsäure und Salicylsäure zerlegt. Ihre Plasmahalbwertszeit beträgt daher nur etwa 15-20 Minuten. Ihr wichtigster Metabolit, die Salicylsäure, besitzt aber eine vergleichbare pharmakologische Aktivität. Da die Salicylsäure eine Plasmahalbwertszeit von etwa 2 bis 3 Stunden hat, trägt sie wohl wesentlich zur schmerzlindernden O O Wirkung bei. In diesem Fall passen also Plasmahalbwertszeit des hauptsächlichsten OH OH Wirkstoffes und Wirkungsdauer gut O +H2O O zusammen: eine Korrelation, die uns O vertraut ist und auch einleuchtet. OH HO Abbildung 8: Abspaltung der Essigsäure von ASS Nun hat die ASS aber neben analgetischen und Bildung von Salicylsäure noch zwei andere wichtige Eigenschaften, nämlich eine entzündungshemmende (antiphlogistisch) und eine plättchenhemmende (antithrombotische) Wirkung. Die entzündungshemmende, fiebersenkende (antipyretische) Wirkung der Salicylate wird ja trotz vielen "modernen" nicht-steroidalen Entzündungshemmern immer noch genutzt. Um die Entzündungshemmung zu bewirken, sind hohe ASS-Dosen notwendig. So eingesetzt weist das Medikament viel längere Plasmahalbwertszeiten - über 20 Stunden Abbildung 9: Mechanismus der Esterhydrolyse auf. Dies hängt damit zusammen, dass die 11 Salicylat-ausscheidenden Vorgänge (z.B. Kupplung an Glucuronsäure ) in ihrer Kapazität limitiert sind, d.h. von hohen Dosen gewissermassen überfordert werden. Während niedrige (analgetische) ASS-Dosen zu Gesamtsalicylat-Plasmaspiegeln zwischen 30 und 100 mg/ml führen, steigen diese Spiegel unter entzündungshemmenden Dosen überproportional, oft über die Toxizitätsgrenze von etwa 300 mg/ml an. Auch in Vergiftungsfällen ist die limitierte Kapazität der Salicylatausscheidung dafür verantwortlich, dass der klinische Verlauf viel protrahierter (verzögerter) verläuft, als man es von der Wirkungsdauer einer einfachen analgetischen Dosis ableiten könnte. In der ärztlichen Praxis hat die ASS heute besonders wegen ihrer plättchenhemmenden (antithrombotisch) Wirkung grosse Bedeutung erlangt, wobei bemerkenswert kleine Dosen benötigt werden. Die Hemmung der Thrombozytenaggregation ist aber ein Effekt, der nicht 4 und auch nicht 20 Stunden, sondern rund eine Woche anhält! Zudem handelt es sich um eine für die ASS spezifische Eigenschaft, die sich bei anderen 8 Berger J.S., Roncaglioni M.C., Avanzini F., Pangrazzi I., Tognoni G., Brown D.L., Aspirin for the Primary Prevention of Cardiovascular Events in Women and Men, Aspirin for the Primary Prevention of Cardiovascular Events in Women and Men, JAMA. 2006;295:306-313 9 Acetylsalicylsäure, ABC Toxikologie, Fachlexikon, Verlag Harri Deutsch Thun, Frankfurt/Main (1985) 16 10 Kompendium, Aspirin, http://www.kompendium.ch/MonographieTxt.aspx?lang=de&MonType=fi, 2005-12-17 11 Lüllmann H. Mohr K., Ziegler A., Taschenatlas der Pharmakologie, Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 1994, 194 Oktober 2010 Peter Bützer 6 Salicylaten nicht findet. Die Aktion des Medikamentes lässt sich deshalb schlagwortartig so umschreiben: es kommt, verändert etwas - die Änderung bleibt recht lange bestehen. Die Tatsache, dass die ASS die Thrombozyten-Cyclooxygenasen irreversibel blockiert, hat zur Folge, dass diese Wirkung weniger vom Medikament selbst als von der natürlichen Lebensdauer der Thrombozyten abhängt. Das eingangs erwähnte Konzept, dass die Wirkungsdauer in der Regel mit der Plasma-Halbwertszeit zusammenhängt, wird hier ganz über den Haufen geworfen. Das Beispiel der ASS steht keineswegs für ein besonders komplexes Geschehen. In der modernen Pharmakotherapie ist man ständig mit kinetischen Abläufen konfrontiert, die sich nicht mit dem einfachen Zusammenhang "Wirkungsdauer entspricht Halbwertszeit" erklären lassen. 7 Nebenwirkungen Reizung der Magenschleimhaut bis zu Magenblutungen, bei 500 mg innert 30 bis 60 Minuten (vor allem durch die freie Säure). 30- 40 Gramm könnten 12 tödlich sein. Die orale LD(50) beträgt: Maus 1.1 g, Ratte: 1.5 g . (Bei vorgeschädigter Niere sowie bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren.) Bei hohen und sehr hohen Dosen, ab 160 mg/kg: Reizbarkeit, Schwindel, Ohrensausen mit Schwindel, Schwerhörigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Hyperventilation (das CO2 wird ausgetrieben), respiratorische Alkalose, später metabolische Acidose, Psychosen bis zum akuten toxischen Nierenversagen. Selten allergische Reaktionen. Das Risiko bei einer Schwangerschaft steigt bei Einnahme von ASS, weil die Prostaglandinsynthese gehemmt wird. Diese Verbindungen werden jedoch auch für das Einnisten des Embryos in der Gebärmutter benötigt. Die Erfahrung zeigt, dass Aspirin bei jedem fünften Asthmatiker einen 13 Anfall auslösen kann . Abbildung 10: Darmblutung: Rektumschleimhaut bei oraler Einnahme von Acetylsalicylsäure Negativer Einfluss auf den Krankheitsverlauf ASS kann einen Krankheitsverlauf auch verlängern oder die Abwehr verschlechtern. Eine experimentelle Sepsis mit dem Bakterium Pasteurella multocida bei Kaninchen führt zu einer schlechteren 14 Bakterienabwehr . Eine experimentelle Lungenentzündung mit Pneumokokken bei der Maus führt zu einem 15 schlechteren Überleben und einer schlechteren Infektabwehr in der Lunge unter Acetylsalicylsäure . Eine experimenteller Rhinitis mit Rhinovirus beim Menschen zeigt mit Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder 16 Ibuprofen eine stärkere Nasenschwellung, längere Virusausscheidung und unterdrückte Antikörperbildung . Besonderes: ASS löst bei gewissen Pflanzen die Blütenbildung aus, verhindert bei anderen das rasche Austrocknen und macht einige resistent gegen Virusbefall. Warum? Pflanzen sind Krankheitserregern nicht schutzlos ausgeliefert. Sie werden gegen Infektionen von Pilzen oder Bakterien resistent. Für die Aktivierung der Pflanzenabwehrmechanismen ist Salicylsäure verantwortlich. Salicylsäure scheint die Funktion eines Alarmsignals zu haben, das in der Pflanze ein ganzes Feuerwerk biochemischer Vorgänge auslöst, sobald ein krankmachender Eindringling auftaucht. Wenn z.B. ein Pilz ein Blatt einer Gurkenpflanze befällt, lässt diese als erste Schutzmassnahme die schon infizierten Zellen ihres Blattes absterben - es tritt Nekrose ein. Unmittelbar nach einer solchen Notfallreaktion strömen Salicylsäure und andere Immunisierungsbotenstoffe in die dem kranken Blatt benachbarten Blätter. Sie steigern deren Abwehrbereitschaft, indem sie die Synthese zahlreicher Enzyme und Proteine zur Bekämpfung des Schädlings auslösen. Salicylsäure bindet sich an Wasserstoffperoxid abbauende Enzyme und ermöglicht so die Vernichtung der 17 Krankheitserreger durch Oxidation . 12 Acetylsalicylsäure, Römpp Lexikon Chemie – Version 2.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1999 Frey Christine, Aspirin: Gefährlich für Asthmatiker, Gesundheits-Tipp 4/2004 Vaughn, L. K. et al. ,Effects of antipyresis on bacterial numbers in infected rabbits, Brain Res Bull. 1981 Aug;7(2), 1981, pp.175–180; PMID 7272797 15 Esposito, A. L., Aspirin impairs antibacterial mechanisms in experimental pneumococcal pneumonia, Am Rev Respir Dis. 1984 Nov;130(5), 1984, pp.857–862, PMID 6238561 16 Graham, N. M. H. et al., Adverse effects of aspirin, acetaminophen, and ibuprofen on immune function, viral shedding, and clinical status in rhinovirus-infected volunteers. J Infect Dis. 1990 Dec;162(6), 1990, pp.1277–1282; PMID 2172402 17 cds, Auch Pflanzen haben Geheimwaffen, NZZ, Mittwoch 1.Febr., 1994, Nr. 26, S.61 13 14 Oktober 2010 Peter Bützer 8 7 Einige allgemeingültige Eigenschaften Medikamente reagieren nicht bei allen Personen gleich. Grund für diese induviduellen Unterschiede sind vielfältig wie beispielsweise unterschiedlicher Körperbau, Stoffwechsel, Ernährung, Bewegung, Umgebung etc. Das zeigt sich sehr deutlich an 8 Personen (männlich, 21-25 Jahre), die je eine Tablette von 1 Gramm 18 ASS am Morgen um 8 Uhr mit 100 ml Wasser eingenommen haben : 0.60 0.50 1 2 conc. (mmol/l) 0.40 3 4 0.30 5 6 7 0.20 8 Mittel 0.10 0.00 0 2 4 6 8 10 time (h) Abbildung 11: Konzentrationsverlauf von ASS im Blutplasma nach der Einnahme von 1 g ASS mit 100 ml Wasser. Schwarz mit Punkten ist der Mittelwert aller Messungen. Folgerung: Die Messungen der 8 Personen unterscheiden sich so stark, dass eine allgemeingültige Aussage, also der Mittelwert, nur gerade für 3- 4 Personen sinnvoll übertragbar ist. Selbst die Zeit, bis die maximale Plasmakonzentration erreicht wird, variiert von 2 bis 6 Stunden! Die erreichten maximalen Konzentrationen weichen bis zu einem Faktor 1.7 voneinander ab. Die Ausscheidungsgeschwindigkeit ist abhängig vom HarnpH und damit auch von der Salzausscheidung. Je alkalische der Urin, desto rascher die Ausscheidung (Salzbildung). Diese Ausscheidungsgeschwindigkeit beeinflusst auch das Maximum der Plasmakonzentration. Eine genaue Analyse der Messungen zeigt, dass diese Elimination individuell sehr unterschiedlich ist, in demselben Masse wie die Aufnahmegeschwindigkeit. So sind die Beobachtungen erklärbar, dass die schmerzlindernde Wirkung selbst von einem so gut bekannten Medikament wie ASS bei jeder Person verschieden ausfallen kann. Es ist daher spannend zu sehen, dass auch der Zustand bei der Einnahme, „nüchtern“ oder „nach einer Mahlzeit“ sowohl den Wirkungseintritt, als auch die maximale Plasmakonzentration beeinflussen. 18 Bogentoft C., Carlsson I., Ekenved G., Magnusson A.., Influence of food on the absorption of acetylsalicylic acid from enteric-coated dosage forms, Eur. J. Clin. Pharmacol. 14 , 1978, p.351-355 Oktober 2010 Peter Bützer 8 0.4 0.35 conc. (mmol/l) 0.3 0.25 nach Mahlzeit 0.2 nüchtern 0.15 0.1 0.05 0 0 2 4 6 8 10 time (h) Abbildung 12: Kontzentrationsverlauf von ASS im Blutplasma nach der Einnahme von 1 g ASS mit 100 ml Wasser auf den nüchternen Magen oder nach einer einheitlichen Mahlzeit (2 Scheiben weisses Brot, Butter, 1 Scheibe Schinken, 2 Stück Käse, 150 ml Milch). Folgerung: Obwohl die Einnahme von ASS auf den nüchteren Magen zu höheren Plutplasmakonzentrationen und zu einem rascheren Wirkungseintritt führt, ist dieser Einnahmezeitpunkt trotzdem nicht sinnvoll. ASS führt zu Magenblutungen, und diese sind bei leerem Magen stärker. Die Nahrung hat einen deutlichen Einfluss auf die Wirkung von ASS. Da hier eine einheitliche Nahrung von allen 8 Probanden eingenommen wurde, kann diese Beeinflussung aus dem Experiment nicht herausgelesen werden. Quintessenz: Medikamente wirken bei verschiedenen Personen sehr unterschiedlich! Die Freisetzung von ASS hängt starkt von der Darreichungsform ab. Es werden 2 Beispiele gegeben: Die Einnahme als aufgelöste Brausetablette und die Verwendung einer Tablette mit einem magensäureresistenten Überzug. Tabelle 1: Pharmakokinetische Parameter von Acetylsalicylsäure (ASS) im Plasma nach einer einzelnen oralen Gabe von 1000 mg ASS als Brausetablette oder einer einzelnen oralen Gabe von 2 x 19 500 mg ASS als gewöhnliche Tablette Parameter a) 1000 mg ASS Brausetablette b) 2 x 500 mg ASS Tablette Faktor a/b cmax (mg/L) 16.7 (8.8-26.2) 7.6 (3.0-16.60) 2.2 Tmax (h) 0.33 (0.21-0.67) 0.58 (0.25-3.00) 0.57 T1/2 (h) 0.33 (0.26-0.51) 0.55 (0.26-1.97) 0.6 AUC (mgh/L) 9.14 (6.88-12.02) 9.78 (6.59-13.98) 0.93 Die Brausetablette zeigt einen 1.8 mal rascheren Wirkungseintritt (Tmax) und eine 2.2 mal höhere maximale Plasmakonzentration (cmax) als die normale Tablette. So gesehen können Generika nicht nur mit ihrem Wirkstoff mit dem Originalpräparat verglichen werden, denn die Darreichungsformen Kautabletten, Tabletten, Granulat im Beutel und magensaftresistente Tabletten 20 sind bedeutsam . 19 20 Bartholomäus J, Mit Pellets, Pumpen und Pflastern, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=34005, 2010-10-01 Blume H., Brauer G., Prof. Dingermann Th., Mutschler E., Zündorf I., Stellungnahme der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft zur Bekanntmachung der 5. Tranche zur Austauschbarkeit von Arzneimitteln im Rahmen der Aut-idem-Regelung, August 2003, http://www.dphg.de/read_news/?detail=16, 2010-10-01 Oktober 2010 Peter Bützer 9 nüchtern 0.4 0.35 conc. (mmol/l) 0.3 0.25 normal 0.2 magensaftresistent 0.15 0.1 0.05 0 0 2 4 6 8 10 time (h) Abbildung 13: Vergleich der Einnahme einer Tablette von 1 g ASS mit der gleichen Menge ASS als Granulat mit einem magensäureresistenten Überzug mit 100 ml Wasser eingenommen. Folgerung: Die Darreichungsform hat selbst auf nüchternen Magen einen ganz entscheidenden Einfluss auf den Wirkungsverlauf. Noch wesentlich grösser ist der Einfluss nach Nahrungsaufnahme. 0.35 0.3 conc. (mmol/l) 0.25 nach Mahlzeit 0.2 nach Mahlzeit magensaftresistent 0.15 0.1 0.05 0 0 2 4 6 8 10 time (h) Abbildung 14: 1 g ASS als normale Tablette und als Granulat mit magensaftresistenter Beschichtung mit 100 ml Wasser eingenommen. Oktober 2010 Peter Bützer 9 10 Aufgaben 1. Zeichnen Sie das räumliche Modell von Acetylsalicylsäure (ASS). 2. Welches Molekül wird über den Magen (pH= 2.5) besser aufgenommen, Vitamin C (pKs= 4.32) oder Salicylsäure (pKs= 3.5)? Warum? Wie viel? 3. Wie nennt man die chemische Reaktion von Salicylsäure zu ASS? 4. Weshalb wird Salicylsäure über die Blase und nicht über den Darm ausgeschieden? 5. Was sind die Unterschiede zwischen der Salicylsäure und dem Aspirin? Geben Sie Begründungen chemischer und medizinischer Art an. 6. Was ist die Voraussetzung, damit ein Stoff, wie Wintergrünöl (Salicylsäuremethylester) oder "Vicks" als Salbe verwendet werden kann? 7. Weshalb ist Acetylsalicylsäure gegen Rheuma nur in relativ hohen Dosen wirksam? 8. Schreiben Sie die Oxidationszahlen zu allen Atomen der Kolbe Synthese von Salicylsäure. 9. Acetylsalicylsäure ist präventiv wirksam bei Herzinfarktpatienten. Auf welche Wirkung ist diese Anwendung wohl zurückzuführen? 10. Weshalb wird Acetylsalicylsäure oft zusammen mit Vitamin C gegeben? 11. Weshalb ist ASS farblos? 12. Was ist eine Acetylgruppe und welche Bedeutung hat diese bei der Wirkung von Aspirin? 13. Zeichen Sie die Dosis-Wirkungs-Kurven und interpretieren Sie! 14. Wie ist der Konzentrationsverlauf von ASS und Salicylsäure im Blut? 15. Weshalb ist die antithrombotische Wirkung von Aspirin nicht durch die Metabolisierung der Wirksubstanz bestimmt? 16. Was ist molekular der Unterschied zwischen ASS und Salicylsäuremethylester (wesentlicher Bestandteil von Wintergrünöl)? Zusatzaufgabe: Versuchen Sie die Angaben von Tabelle 1 (Liberation, Freisetzung) in Ihrem Modell zu berücksichtigen und zu validieren. Oktober 2010 Peter Bützer 10 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 11 Lösungen, Systemdynamik Berechnung nach der "Verteilungsformel", pKs (Vitamin C) = 4.32, pKs (Salicylsäure) = 3.5, pH pH-pKs 2.5-4.32 (Magen) = 2.5; Vitamin C : [A ]/[HA]= 10 ; Vitamin C: [A ]/[HA]= 10 = 0.015; Salicylsäure: [A 2.5-3.5 ]/[HA]= 10 =0.1; Vitamin C wird besser aufgenommen, da es mehr undissoziierte Säure hat. Für die Salicylsäure ist das eine Acetylierung, für Essigsäureanhydrid eine Veresterung. Im Blut bei pH = 7.2 ist Salicylsäure praktisch vollständig dissoziiert, d. h. sie liegt als wasserlösliches Ion vor. Wasserlösliche Stoffe werden aber über die Niere ausgeschieden. Salicylsäure hat eine freie OH-Gruppe, Aspirin nicht. Diese Gruppe macht die Salicylsäure polarer als Aspirin. Wegen dem "Schutz" der OH-Gruppe durch ein relativ unpolares Acetyl (-CO-CH3) beim Aspirin, wird dieses die Zellmembranen besser passieren können. Beim Stoffwechsel (Abbau) erwartet man bei Aspirin Salicylsäure und Essigsäure unter Anlagerung von einem Wassermolekül. Der Stoff muss relativ unpolar sein, damit die Haut mit ihren "Fettschichten" gut passiert werden kann. Dies erreicht man durch Verminderung der Polarität der Säure mit einem Ester. In grossen Dosen steigt die Halbwertszeit der Ausscheidung gewaltig an von ca. 3 auf 20 Stunden. Das ist vort allem bei langen Therapien günstig (Rheuma). Die Oxidationszahl von Kohlendioxid ändert sich von (IV), die Oxidationszahl des Kohlenstoffatoms am Benzolring, wo das Kohlendioxid angehängt wird von (1-) zu (0). Die blutgerinnungshemmende Wirkung. Ein Herzinfarkt bedeutet immer einen Verschluss eines Blutgefässes. Dieser Verschluss kommt meist durch Blutgerinnsel zustande. Die Bildung dieser Blutgerinnsel kann durch Acetylsalicylsäure teilweise unterdrückt werden. Bei saurem Urin wird weniger Salicylsäure ausgeschieden, d. h. die Konzentration von Aspirin bleibt während längerer Zeit höher. Ein saurer Urin kann aber mit Vitamin C praktisch ohne Nebenwirkungen, ja sogar mit einem gewissen Nutzen (unterdrückt teilweise Entzündungen) erreicht werden. Das Molekül hat zu wenig konjugierte Doppelbindungen um im sichtbaren Bereich des Lichts Farbe zu zeigen. Die Acetylgruppe ist ein Rest der Essigsäure: CH3-C=O. Diese Acetylgruppe wird vom Aspirin schnell auf die Seitenkette des Serins im Enzym COX übertragen und blockiert so die Synthese der Prostaglandine. Acetylgruppen von anderen Wirkstoffen werden nicht übertragen. 21 22 Zeitverlauf simuliert (Simulations-Typ 4) : HWZe ke Magen ASS resorbieren ASS-eliminieren kr kh hydrolysieren HWZh SS eliminieren 21 22 Simulations-Software: Vensim® PLE, Ventana Systems, Inc., http://www.vensim.com/ Bützer Peter, Roth Markus, Die Zeit im Griff, Systemdynamik in Chemie und Biochemie, verlag pestalozzianum, Zürich 2006, 57ff Oktober 2010 Peter Bützer 12 Dokumentation (Gleichungen, Parameter) (01) ASS= INTEG ( +resorbieren-"ASSeliminieren"-hydrolysieren, 0) Units: mg (02) "ASS-eliminieren"= IF THEN ELSE(ASS>0, ke*ASS , 0 ) Units: mg/Minute (03) eliminieren= IF THEN ELSE(SS>0, ke*SS , 0 ) Units: mg/Minute (04) FINAL TIME = 600 Units: Minute The final time for the simulation. (05) HWZe= 150 Units: Minute [120,180] (06) HWZh= 20 Units: Minute [15,20] (07) hydrolysieren= kh*ASS Units: mg/Minute (08) INITIAL TIME = 0 (09) (10) (11) (12) (13) (14) (15) (16) Units: Minute The initial time for the simulation. ke= LN(2)/HWZe Units: 1/Minute [0.01,1] kh= LN(2)/HWZh Units: 1/Minute kr= 0.005 Units: 1/Minute [0.001,0.1] Magen= INTEG (-resorbieren, 1500) Units: mg resorbieren= kr*Magen Units: mg/Minute SAVEPER = TIME STEP Units: Minute [0,?] The frequency with which output is stored. SS= INTEG (+hydrolysieren-eliminieren,0) Units: mg TIME STEP = 1 Units: Minute [0,?] The time step for the simulation. Zeitdiagramm Blutkonzentration 600 mg 450 300 150 0 0 60 ASS : Current 120 180 240 300 360 Time (Minute) 420 480 540 600 SS : Current Abbildung 15: Zeitdiagramm für ASS und Salicylsäure im Blut 23 Diese Pharmakokinetik von Aspirin stimmt recht gut mit gemessenen Daten überein . 23 Higgs .A., Salmon J.A., Henderson B., Vane J.R., Pharmacokinetics of aspirin and salicylate in relation to inhibition of arachidonate cyclooxygenase and antiinflammatory activity, Proc Natl Acad Sci U S A, 1987 March, 84(5), pp. 1417–1420 Oktober 2010 Peter Bützer 13 160 140 ASS (ug/ml) 120 100 Messungen Simulation 80 60 40 20 0 0 100 200 300 400 Zeit (min) Abbildung 16: Vergleich von Messdaten und Simulation Dosis-Effekt-Kurven (Person mit 60 kg) 1 relativer Effekt 0.8 LD(50) unten LD(50) oben 1 g Tablette 10 g 0.6 0.4 0.2 0.0001 0 0.1 100 100000 Dosis in mg/kg Abbildung 17: Dosis-Effekt-Kurven von ASS 14. 15. Die Wirkungsdauer ist durch die Lebensdauer der Thrombozyten bestimmt, da diese durch die Acetylierung irreversibel gehemmt werden. Hier wirkt nur ASS, nicht aber Salicylsäure. ASS hat eine freie Säure und kann damit Ionenbindungen machen. Salicylsäuremethylester (z.B. in Sportcremen) hat keine freie Säure und kann mit der freien OH-Gruppe nur H-Brückenbindungen machen. Im Körper werden beide Derivate in die freie Salicylsäure umgewandelt. Oktober 2010 Peter Bützer 11 14 Erweiterte Simulation Zusätzlich wird die Bioverfügbarkeit, das Blutvolumen und die Hydrolyse im Output berücksichtigt. Konzentration Blutvolumen HWZe kr ke Magen MG ASS resorbieren ASS-eliminieren Bio verfügbarkeit verbleiben kh hydrolysieren Ausscheidung HWZh SS eliminieren Dokumentation (01) ASS= INTEG (+resorbieren-"ASSeliminieren"-hydrolysieren, 0) Units: mg (02) "ASS-eliminieren"= IF THEN ELSE(ASS>0, ke*ASS , 0 ) Units: mg/Hour [0,?] (03) Ausscheidung= INTEG ("ASSeliminieren"+eliminieren, 0) Units: mg 1 Gramm ist in 6 Stunden zur Hälfte eliminiert. (04) Bio verfügbarkeit= 0.8 Units: Dmnl [0.8,1] (05) Blutvolumen= 6 Units: l [4,6] (06) eliminieren= IF THEN ELSE(SS>0, ke*SS , 0 ) Units: mg/Hour [0,?] (07) FINAL TIME = 10 Units: Hour The final time for the simulation. (08) HWZe= 2.4 Units: Hour [2,3] (09) HWZh= 0.25 Units: Hour [0.25,0.3] (10) hydrolysieren= kh*ASS Units: mg/Hour [0,?] (11) INITIAL TIME = 0 Units: Hour Oktober 2010 The initial time for the simulation. ke= LN(2)/HWZe Units: 1/Hour [0.01,1] (13) kh= LN(2)/HWZh Units: 1/Hour (14) Konzentration= (ASS+SS)/Blutvolumen/MG Units: mmol/l (15) kr= 0.4 Units: 1/Hour [0.2,1] (16) Magen= INTEG (-resorbieren-verbleiben, 1000) Units: mg [0,?] (17) MG= 180.16*1 Units: mg/mmol (18) resorbieren= kr*Magen Units: mg/Hour [0,?] (19) SAVEPER = 1 Units: Hour [0,?] The frequency with which output is stored. (20) SS= INTEG (+hydrolysieren-eliminieren, 0) Units: mg [0,?] (21) TIME STEP = 0.1 Units: Hour [0,?] The time step for the simulation. (22) verbleiben= (1-Bio verfügbarkeit)*resorbieren Units: mg/Hour (12) Peter Bützer 15 0.45 0.4 Konzentration (mmol/l) 0.35 0.3 0.25 Messung Konzentration 0.2 0.15 0.1 0.05 0 0 2 4 6 8 10 Zeit (Std.) Vergleich von Simulation mit Messung (nüchtern) 24 24 Bogentoft C., Carlsson I., Ekenved G., Magnusson A.., Influence of food on the absorption of acetylsalicylic acid from enteric-coated dosage forms, Eur. J. Clin. Pharmacol. 14 , 1978, p.351-355 Oktober 2010