Lawrence Audio Violin Speakers (German) 27.04.2012 | von

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Lawrence Audio Violin Speakers (German) 27.04.2012 | von
Lawrence Audio Violin Speakers (German)
27.04.2012 | von Wolfgang Kemper
http://www.hifistatement.net/de/tests/item/1008-lawrence-audio-violin
Trotz des nahezu unüberschaubaren Angebots an Lautsprechern gibt es nur wenige, die auch optisch einen
starken Eindruck hinterlassen. Gleich eine ganze Serie feinstens verarbeiteter und ungewöhnlich gestalteter
Schallwandler hat Lawrence Audio im Programm. Die Violin soll zeigen, ob der Klang hält, was das Design
verspricht.
Es war einmal vor vielen Jahren, irgendwann in den 1970-ern, in einem der ganz frühen HiFi-Jahrbücher, die
damals vom Deutschen Hifidelity Institut e.V. herausgegeben wurden und mit Hilfe derer man sich einen
Ü berblick über das Angebot hochwertiger HiFi-Geräte verschaffen konnte. Dort fand sich der Lautsprecher
eines großen japanischen Herstellers, dessen Tiefton-Membran der Form des menschlichen Ohres
nachempfunden war. Damals hielt ich das für einen peinlichen und untauglichen Innovations-Versuch. Ich
hatte jedoch nie die Gelegenheit, dieses besondere Produkt zu hören, so dass ich zu seiner Qualität keinerlei
Aussage machen kann. Eine Aussage über die Leistungen der Lawrence Audio dürfen Sie hier aber mit Recht
von mir erwarten.
Können Sie sich beim Betrachten des Aufmacher-Fotos vorstellen, an was ich mich erinnert fühle? Die Violin ist
eine auffällige Erscheinung und ruft die unterschiedlichsten Reaktionen hervor, wie so oft bei Dingen, die vom
Gewohnten abweichen. In der deutschsprachigen Presselandschaft verstieg sich jemand dazu, die Violin
schlicht geschmacklos zu finden. In den USA errang sie 2011 in der Zeitschrift Stereotime die Auszeichnung
„Most Wanted Component‟ und erhielt sowohl 2011 als auch 2012 den „CES Innovations Award‟, bei dem
auch die optische Komponente in die Bewertung einfließt. Und – viel wichtiger – meine Frau fand die Violin
gleich „hübsch“. Es ist vielleicht zu simpel gedacht, wenn man dem Designer unterstellt, dass er habt nach der
Devise gehandelt, ein Lautsprecher müsse, weil er Instrumente reproduziert, auch wie ein solches aussehen.
Mister Lawrence Liao, Inhaber und Chef-Designer seines Unternehmens bezeichnet sich selbst als Künstler und
hat diese Designlinie, so kann man auf seiner Website nachlesen, aus Liebe zur klassischen Musik und deren
Instrumenten so geformt und getauft. Und sind nicht Musikinstrumente immer auch Gebilde, die auch auf
Grund ihrer Form spezifische akustische Merkmale haben? Welche Eigenschaften bringt die ausgefallene
Formgebung der Violin mit sich? Zuerst fällt mal auf, dass dieses Gehäuse keinerlei parallel verlaufenden
Flächen besitzt und somit keine stehenden Wellen zulässt. Allein das ist schon ein gewichtiger Pluspunkt. Wer
sich einen so auffälligen Lautsprecher anschafft, wird ihn auch entsprechend platzieren. Findet man ihn
hässlich, wird man ihn kaum kaufen. Gefällt er aber, haben wir hier einen Lautsprecher mit besonderem
Objektwert, den man auch zur Geltung bringen möchte. So denke ich, dass eine Violin gerade wegen ihrer
optischen Erscheinung leichter einen akustisch günstigen Platz findet als viele der üblichen Boxen-Quader oder
Säulen. Somit dürfte die Formgebung geeignet sein, durch eine freie Aufstellung aus optisch-ästhetischen
Ü berlegungen auch die akustischen Voraussetzungen für den musikalischen Auftritt im Wohnzimmer zu
perfektionieren.
Die Violin kommt mit separaten, schwarzen Ständern ins Haus, die obligatorisch sind und sie zur Standbox
machen. Denn die Bassreflexöffnung befindet sich unten im Boden des eigentlichen Lautsprechers und bedarf
der Möglichkeit der freien Abstrahlung. Durch zwei Gewindeschrauben werden Lautsprecher-Gehäuse und
Ständer miteinander fest verbunden und lassen sich auch gemeinsam bewegen, um die passende Platzierung
zu finden. Je vier massive Spikes pro Lautsprecher mit der Option zum Ausgleich von Unebenheiten gehören
zum Lieferumfang. Sie werden komplettiert durch passende Unterlegscheiben zur Schonung sensibler
Fußböden oder deren Eigentümer. Beide Lautsprecher tragen dieselbe Seriennummer. Es handelt sich also um
ein abgestimmtes Paar.
Technisch ist die Violin ein Zwei-Wege-Konzept. Das aufwändige Gehäuse besteht aus hochwertigem MDF und
beinhaltet zwei Systeme aus dem Hause Aurum Cantus: einen 20-Zentimeter-Tief-Mitteltöner und ein
Hochton-Bändchen aus hochreinem Aluminium mit 130 mal 8,5 mal 0,01 Millimeter Membran-Abmessungen.
Vor der Membran liegt zum Schutz ein feinmaschiges, beinahe transparentes Metallgitter, damit dem
empfindlichen Musikanten mechanisch von außen kein Schaden zugefügt werden kann. Das Bändchen, so
Lawrence Audio, ist hoch belastbar und magnetisch abgeschirmt. Die Ü bernahme-Frequenz zum MittelTieftöner liegt bei 2,2 Kilohertz. Bändchen-seitig fällt der Pegel mit einer Steilheit von 18 Dezibel pro Oktave ab.
Das Mittel-Tiefton-Chassis steigt mit einer Flankensteilheit von 12 Dezibel ins musikalische Geschehen ein. Der
Aluminium Korb ist der Arbeitsplatz für eine Sandwich-Membran aus Karbonfiber-Zellstoff-Karbonfiber. Der
Antrieb besteht aus eine 50 Millimeter großen, aus Flachdraht gewickelten, mit Kupfer beschichteten
Aluminium-Schwingspule und einem 120 mal 20 Millimeter großen Ferrit-Magneten. Beide Chassis sind in die
nach oben geneigte Vorderseite des Gehäuses eingelassen. Davor befindet sich die schwarze Holzplatte mit
der Schallführung für das Bändchen zur optimalen Ankopplung an den Raum.
Die Frequenzweiche ist aus hochwertigen MKP-Kondensatoren, Spulen aus hochreinem oxydfreiem Kupfer
und Metall-Oxyd-Film-Widerständen nach Militär-Standard aufgebaut. Die Verkabelung von der Weiche zu
den beiden Chassis erfolgt mit Teflon-isolierten OCC-Kabeln. Angeschlossen wird die Violin über ein Paar
beeindruckender Schraubanschlüsse, die Bananas, Kabelschuhe und offene Kabelenden aufnehmen können.
Nicht vorgesehen ist der Betrieb im Bi-Wiring oder Bi-Amping Modus. Insgesamt also ein imposanter Aufwand
im Detail, der erfreut und Erwartungen schürt.
Zum Einhören hatte ich Lust auf Bruce Dunlap About Home, erschienen bei Chesky Records, die ich vom
Computer vollständig hörte. Denn die Musik entspannte angenehm und klang wunderschön. Räumlich
aufgelöst und frei vom Lautsprecher umschmeichelten mich die lieblichen Töne der akustischen Gitarre und
ihrer Begleiter.
Haydns Menuett aus dem Divertimento in D, gespielt von Jörg Baumann Violoncello und Klaus Stoll Kontrabass
auf Teldec lies mich aufhorchen: Dieses Volumen in den Tiefen, gleichzeitig ungemein detailreich – so war ich
das muntere Stückchen nicht gewohnt. Freundlicherweise hat mir Jörg Klein vom Vertrieb Hörgenuss für
Audiophile ein Paar drei Meter lange Lautsprecherkabel vom Typ Absolue Création In-Tim mitgeschickt, da
meine üblicherweise mit den Triangle-Lautsprechern verwendeten QED-Verbindungen bei gleicher Länge
ziemlich steif sind. Ich wollte aber beim Auffinden eines geeigneten Standortes für die Violin nicht
eingeschränkt sein.Die In-Tims sind schön beweglich. Die geeignete Position fand ich dann mit etwa einem
Meter seitlichem Wandabstand und noch etwas mehr Raum nach hinten.
Es folgte Franz Liszts h-moll Sonate in einer Einspielung auf Decca mit Alfred Brendel vom Rechner: Sagenhaft
die Wucht und Dynamik des Flügels. Er stand plastisch im Raum hinter den Lautsprechern, donnerte und blieb
dennoch feingezeichnet mit zarten Farben. So ein Grundton-Volumen bei einer derartigen Auflösung war ich
nicht gewohnt. Es war faszinierend, aber war das tonal richtig so?
Also griff ich zu Esther Ofarims Kinderspiele, einer meiner Immer-Wieder-Referenz-Aufnahmen. Und siehe da,
Stimme und Gitarre schienen ehrlich körperhaft, standen etwas dichter beieinander als oftmals sonst und
waren einfach schön anzuhören. Aber Esthers Stimme hatte für mein Gefühl etwas zu viel Grundton, wirklich
nur eine Spur zu viel. Ich gebe aber gerne zu, dass Esther Ofarim bislang nicht in meinem Hörraum aufgetreten
ist, doch der Klang ihrer Stimme passte nicht zu meiner Vorstellung.
Also schloss ich probehalber mein QED-Kabel an, das gerade bis an die Violin reichte. Und siehe da, der Effekt
war weg. Allerdings auch ein wenig der beeindruckenden räumlichen Tiefe und Auflösung im unteren
Grundtonbereich bei Alfred Brendels Interpretation der h-moll Sonate von Franz Liszt, die mir das Absolue
Création so beeindruckend präsentiert hatte.
Trotzdem entschied ich mich, mit meinem QED weiter zu hören und wählte dazu Tschaikowskys Pathétique in
einer Live-Aufnahme mit den Münchener Philharmonikern unter Sergiu Celibidache auf EMI aus dem Jahr
1992. Das war wunderbar rund, warm, trotzdem sehr gut aufgelöst, fein gezeichnet. Das Bändchen zeigte, was
es kann. Diese ergreifende, gefühlvolle Musik erklang, wie ich es mir schöner kaum vorstellen kann.
Wenn die Violin so fantastisch auflöst, wie klingt denn dann eine andere meiner·Referenz-Aufnahmen, Oscar
Petersons „You look good to me‟? Die Antwort: tonal stimmig, auch hier transparent und der von Ray Brown
gezupfte und gestrichene Kontrabass keineswegs zu fett. Bei den beiden folgenden Digital-Versionen von
Musikstücken, die ich gleichfalls auf Vinyl besitze, hatte ich den Eindruck, dass der unangenehme, harsche
Digital-Charakter abgemildert wurde. Ein erfreuliches Phänomen. Keineswegs ging dies einher mit zu wenig
Höhen. Im Gegenteil, das Bändchen der Violin spielt farbenfroh, offen und luftig.
Was mich bei allen Stücken bisher besonders faszinierte, war die in meinem Raum bisher nicht erlebte
herrliche Räumlichkeit und Staffelung des musikalischen Geschehens in der Tiefe bis weit hinter die
Lautsprecher. Probeweise nahm ich meinen T+A Röhren-Vorverstärker aus der Kette und schloss den DAWandler, der ja als Vorverstärker agieren kann, direkt an die kleine Spectral Endstufe an. Das Klanggeschehen
wurde sofort weniger in die Tiefe gestaffelt. Erstaunlich, wie die Violin dies deutlich macht. Sofort musste der
Vorverstärker wieder mitspielen.
In Richtung Rock-Musik bewegte ich mich über mit „Under The Boardwalk‟, interpretiert von Rickie Lee Jones
auf Girl At Her Volcano. Auch hier war ein beeindruckend sauberer und, wie sich‘s gehört, kräftiger Bass zu
hören. Sängerin und Sänger standen mit farbigem Timbre auf der Bühne. Genau die Dynamik, die dieses Stück
in sich trägt und so, wie ich es hören möchte.
Nun zu den obligatorischen Rolling Stones, jetzt von der Schallplatte, und zwar die A-Seite von Let It Bleed:
Alles stimmte bei „Gimmie Shelter‟, die Stimmen glaubhaft, die Instrumente vielschichtig, detailreich,
farbenreich und räumlich aufgelöst. Nur irgendetwas war nicht so, wie es sollte. Ich muss zugeben, dass ich
eine Weile brauchte, weil die farbige Detail-Vielfalt mich beeindruckte, bis ich mir sicher war, dass die
Räumlichkeit hier nicht überzeugte. Mick Jagger steht bei den Stones nicht hinten. Aber so hörte es sich an.
Die sich nach hinten öffnende Räumlichkeit ließ das Anmachende nicht rüber kommen. Es fehlte jegliche
Aggressivität. Nun kenn ich den Charakter meiner kleinen Spectral-Endstufe. Sie öffnet den Raum nach hinten.
Also ersetze ich die Spectral Endstufe durch meine zwei 55 Watt Röhren-Monos in Trioden-Schaltung. Und
siehe da, jetzt war das Klangbild weniger tief gestaffelt, aber Mick Jagger sang vorne. Farbe, Details, Dynamik,
alles war ähnlich, nur die Raumabbildung war jetzt richtiger.
Ich habe noch viele verschieden Schallplatten gehört, einfach wegen des tollen Klanges. Ganz besonders Spaß
gemacht hat mir das Stück „Guter Mond, Du gehst so stille‟ von Dieter Ilg auf BASS. Egal mit welcher Endstufe
ich welche Musik hörte, die oben beschriebenen Eindrücke bestätigten sich immer wieder. Ich möchte noch
unbedingt erwähnen, dass die tonale Balance der Violin in hohem Maße erhalten blieb, egal ob ich aus
meinem Hörsessel aufstand oder zwei Meter vor dem Lautsprecher stand. Die Lawrence Audio gewährt dem
Hörer also einen sehr großzügigen Raum, in dem er genussvoll hören kann.
Die Violin kostet komplett 6300 Euro. Das ist gemessen an ihrem musikalischen Können nahezu ein Geschenk.
Denn sie kann jede Menge anderer Lautsprecher absolut blossstellen. Dafür ist es aber mit dem Entrichten des
Kaufpreises nicht getan. Will man alles aus der Violin herausholen, kommt man nicht umhin, sich Zeit zu
nehmen für die Auswahl der richtigen Zuspieler, da sie die Charaktere ihrer Mit-Musikanten sehr, sehr deutlich
offenbart. Aber auch die Suche nach dem stimmigen Ganzen ist keine Frage des Geldes: Bei meinen oben
beschriebenen Variationen der Kette war auch eine weniger teure Lösung die für mein Empfinden bessere.
STATEMENT :
An keiner Stelle des Hörtest hatte ich den Eindruck, dass die Violin die eine oder andere Musikrichtung
bevorzugt. Sie macht alles auf ihre Art und die ist ehrlich, transparent, detailreich und klangfarbenstark. Die
Lawrence Audio hat mir musikalische Erlebnisse beschert, die ich bisher hier so nicht gehört habe. Haben Sie
Mut zum Besonderen!
GEHÖ RT MIT :
Computer
Apple MacMini, OS X 10.6.8, Amarra Mini 2.3
DA-Wandler
Antelope Zodiac plus
Plattenspieler
Kenwood KD-990 mit Kunststeinauflage, Benz-Micro Glider L2
Phonostufe
Primare R-20
Vorverstärker
T+A P-10
Endstufe
Spectral DMA 100 S, AirTight ATM-3
Kabel Audioquest Diamond USB, Inakustik Black&White NF-1302, QED Genesis Silver Spiral, Absolue Créations
In-Tim, MudrAkustik Max Netzleiste, Mudra und Audiquest NRG-X2 Netzkabel
HERSTELLERANGABEN
Lawrence Audio Violin
Konzept
2-Wege Bassreflex
Frequenzgang
35 Hz bis 40 KHz
Empfindlichkeit
88db oder definiert bei 2,83V/1m: 90dB
Impedanz
8 Ohm, minimal 6,4 Ohm
Empfohlene Verstärkerleistung
30 bis 150 Watt
Hochtöner
13 mm Aluminium-Bändchen
Tief-/Mitteltöner
20 cm, Korb aus Aluminium, Membran aus Carbon-Fiber
Ü bergangsfrequenz 2200 Hz
Höhe inkl. Ständern 123 cm
Breite
Box 26 cm, Ständer: 35 cm
Tiefe
Box 40cm, Ständer 43cm
Gewicht
Box 19,5kg, Ständer 7kg
Paarpreis
6300 Euro inkl. Ständer
Ausführung
Kirsche Natur oder Rosenholz, Sonderausführungen auf Anfrage
VERTRIEB
Hoergenuss für Audiophile
Anschrift Jörg Klein
Fichardstr. 56
60322 Frankfurt
Telefon 069 40326292
E-Mail info@hgfa.de
Internet www.hgfa.de