Tagungsband Symposium 2014
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Tagungsband Symposium 2014
Symposium 2014 Tagungsband Conference Volume Marke im Spannungsverhältnis zwischen Marketing und Rechtsbestand – tatsächliche und rechtliche Rahmenbedingungen des Markenverständnisses Between Marketing and the Law – Trade Marks and Brand Identity in Real and Legal Terms Symposium 2014 Vorwort Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Sie halten den Tagungsband des 4. Internationalen Symposiums des Bundespatentgerichts, das am 10. April 2014 in München stattgefunden hat, in Ihren Händen. Thema dieses vierten Symposiums war – wie bereits beim zweiten – die Marke bzw. das Markenrecht. Befasste sich das erste markenrechtliche Symposium mit dem Titel „Vom harmonisierten Markenrecht zum harmonisierten Markenverfahren“ mit Markenrichtlinien, Verordnungen und der Frage der harmonisierten Anwendung von Verfahrensvorschriften in den Mitgliedstaaten, lag der Schwerpunkt des zweiten auf inhaltlichem Gebiet. Unter dem Titel „Marke im Spannungsverhältnis zwischen Marketing und Rechtsbestand – tatsächliche und rechtliche Rahmenbedingungen des Markenverständnisses“ sollte ein Einblick in zwei unterschiedliche Welten vermittelt werden, in denen die Marke eine zentrale Rolle spielt, nämlich das Marketing und die Rechtswirklichkeit. Dabei stand der Verbraucher im Mittelpunkt des Interesses. Es ging um die Fragestellung, ob der von der Rechtsprechung immer wieder zum Maßstab genommene durchschnittlich informierte, aufmerksame und verständige Durchschnittsverbraucher und sein Verständnis der Marke, tatsächlich existent oder doch nur ein Konstrukt der Rechtsprechung ist. Kurz gefasst, es sollte diskutiert werden, ob das Markenrecht ein neues Verbraucherleitbild oder besser der Verbraucher ein neues Markenrecht benötigt. Zu diesem spannenden Thema äußerten sich nicht nur namhafte (Marken-)Juristen aus Großbritannien, Litauen, Spanien und Deutschland, sondern auch Wissenschaftler und Vertreter der Industrie. Besonders großen Anklang fand der „Blick über den juristischen Tellerrand“ hinaus auf die neuesten Erkenntnisse der Neuro-Ökonomie und der Konsumpsychologie. Daraus ist – über das Symposium hinaus – eine frucht- bare Zusammenarbeit zwischen zwei der Referenten entstanden, die ihre Erkenntnisse für diesen Tagungsband in einem gemeinsamen Aufsatz zusammengefasst haben. Die – vielleicht überraschenden – Ergebnisse der Vorträge während des Symposiums können Sie auf den nächsten Seiten lesen. Es hat sich gezeigt, dass der Austausch im und um das Markenrecht nicht nur im europäischen Rahmen, sondern auch fakultätsübergreifend mit anderen Fachbereichen und Marktteilnehmern zu sehr angeregten Diskussionen und zu neuen Einsichten führt. Der Erfolg des Symposiums ist zum einen den hervorragenden Referenten und Teilnehmern der Podiumsdiskussion geschuldet, zum anderen dem interessierten und aktiven Publikum, das sich mit Fragen und Statements eingebracht hat. Dafür möchte ich Dank sagen. Den Kolleginnen und Kollegen des Bundespatentgerichts und mir ist dies Verpflichtung genug, im Jahr 2018 bei einem weiteren markenrechtlichen Symposium neue interessante Themen und aktuelle Probleme zur Debatte zu stellen. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre und positive Erinnerungen an das Symposium 2014. Beate Schmidt Präsidentin des Bundespatentgerichts Vorträge Preface Symposium 2014 Preface Ladies and Gentlemen, In your hands you are holding the conference volume of the 4th International Symposium of the Federal Patent Court of Germany, which took place in Munich on April 10, 2014. The topic of this symposium was – as already in the 2nd one – the trademark or rather trademark law. Whereas the first trademark symposium was entitled “From Harmonised Trademark Law to Harmonised Trademark Proceedings” focused on market guidelines, regulations and the question of the harmonized application of proceeding regulations in the member states, the second symposium focused on the field in terms of content. With its title “Between Marketing and the Law – Trade Marks and Brand Identity in Real and Legal Terms“ an insight into the two different worlds should be conveyed. These two worlds, in which the trademark plays a central role, are marketing and legal reality. Here, the consumer was the centre of interest. The main question was whether the consumer being informed, attentive and understanding on an average basis and its understanding of trademarks, as it is used by case law as a standard again and again, is actually existing or simply as a construction of case law. In summary, it should be discussed, whether trademark law needs a new consumer model or whether the consumer rather needs a new trademark law. Not only well-known (trademark) lawyers from Great Britain, Lithuania, Spain and Germany, but also scientists and industrial representatives gave their input to this thrilling topic. The “attitude of not being restricted to a certain legal thinking” and looking into the newest findings in neuro-economics and consumption psychology especially met with the approval of the parties involved. Hence, we can now present to you the result of the fruitful cooperation of two of the speakers, who summarized their findings in a joint paper for this conference volume. You can read the – maybe surprising – results of the presentations during the symposium on the next pages. It has been shown that the exchange within and around trademark law not only at the European level, but also at a level across boundaries with other divisions and other market participants leads to inspiring discussions and also to new insights. The success of the symposium is owed the outstanding speakers and participants of the panel discussion on the one hand and the interested and active audience, which contributed with questions and statements on the other hand. Therefore, I would like to thank you. It is an obligation for the colleagues of the Federal Patent Court and me to put new interesting topics and current issues up for discussion in 2018 on another trademark symposium. Until then, I wish you stimulating reading and positive memories of the symposium 2014. Beate Schmidt President of the Federal Patent Court Inhalt · Contents Begrüßung 4 Welcoming Address 7 Beate Schmidt Präsidentin des Bundespatentgerichts, Deutschland Grußwort 11 Welcoming Address 12 Office for Harmonization in the Internal Market, Alicante, Spain LECTURES Vom Angriff der Tatsachen auf die Erfahrungssätze About the assault of the facts on the empirical value President of the Federal Patent Court, Germany Dr. Detlef Schennen Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt, Alicante, Spanien VORTRÄGE 13 41 Dr. Christian Scheier Gründer und Geschäftsführer decode Marketingberatung GmbH Founder and General Manager decode Marketingberatung GmbH Dr. Andreas Lubberger Seniorpartner der Sozietät Lubberger Lehment Senior partner of the law firm [Sozietät] Lubberger Lehment Neuromarketing @ Henkel 67 Thomas Geister Leiter der Bereiche Globale Marktforschung und Globale Medien für das gesamte Unternehmen Henkel Head of Global Market Research and Global Media for the whole company Henkel Markenverständnis in der deutschen Rechtsprechung Brand identity in the decisions of the German courts Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Bornkamm Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof a.D. Presiding Judge at the Federal Court of Justice (retired) 2 72 Trade Marks: Reality or Illusion? 74 Marken: Wirklichkeit oder Illusion? 80 Sir Robin Jacob Professor of IP Law at University College London Professor für Gewerblichen Rechtsschutz am University College London The Average Consumer: Human or Legend? 87 Dimitris Botis Deputy Director for Legal Affairs, HABM, Spanien Deputy Director for Legal Affair, OHIM, Spain PODIUMSDISKUSSION PANEL DISCUSSION ABENDEMPFANG EVENING RECEPTION Die Wahrnehmung der Marke und ihre Bewertung nach Musil 106 The perception of trademarks and their assessment according to Musil 111 Dr. Volker Bugdahl Geschäftsführer Markenagentur at10tion Hanau General Manager Trademark Agency at10tion Hanau 95 100 Leitung · Chairman Sir Robin Jacob Impressum 116 Imprint 116 Prof. Dr. Vilenas Vadapalas Ehem. Richter am Gericht der Europäischen Union (EuG), Luxemburg/Litauen Former judge at the General Court of the European Union, Luxembourg/Lithuania Dr. Jochen Volkmer Head of Trademark Department, BMW, Deutschland Head of Trademark Department, BMW, Germany Claudia Meindel Head of Intellectual Property Legal, Euro-Triumph GmbH, Deutschland Head of Intellectual Property Legal, Euro-Triumph GmbH, Germany Dimitris Botis Deputy Director for Legal Affairs, HABM, Spanien Deputy Director for Legal Affair, OHIM, Spain Prof. Dr. Franz Hacker Vorsitzender Richter am Bundespatentgericht, Deutschland Presiding Judge at the Federal Patent Court, Germany 3 Symposium 2014 Begrüßung Herzlich willkommen zum 4. Markenrechtlichen Symposium des Bundespatentgerichts hier im Sophiensaal in München Es ist mir eine besondere Freude, Sie, sehr geehrter Herr Minister HARTLOFF, begrüßen zu dürfen. Sie haben als Minister der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz die Anreise aus Mainz nicht gescheut, um heute am Symposium des Bundespatentgerichts teilzunehmen. Ich hoffe, dass Sie neue und interessante Erkenntnisse gewinnen, die Ihnen bei Ihren vielfältigen Aufgaben von Nutzen sein werden. Aus dem Deutschen Bundestag ist zu uns gekommen der Abgeordnete Christian FLISEK, der als Fachanwalt für Gewerblichen Rechtschutz mit den Arbeitsschwerpunkten Marken-, Patent-, Wettbewerbs- und Urheberrecht hier heute besonders kritisch zuhören wird – Ihnen muss ich ja die Bedeutung des gewerblichen Rechtsschutzes nicht ausdrücklich erklären, und ich hoffe sehr, dass Sie dies Ihren Kollegen entsprechend weitergeben. Seien Sie uns herzlich willkommen! Besonders begrüßen möchte ich auch den Präsidenten des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts München, Herrn Dr. HUBER. Bei Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Huber, möchte ich zugleich noch einen Dank anbringen für die unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Bayerischen Justiz und die spontane – und wie ich gerne betone, besonders kostengünstige – Zurverfügungstellung des wunderschön restaurierten Saales 134 des Justizpalastes, in dem wir gestern unseren Begrüßungsabend veranstalten durften. Wenn die Kooperation zwischen dem Bund und den Ländern nur immer so unkompliziert von statten ginge! Aber das kann ja demnächst beim neuen Europäischen Patentgericht perfektioniert werden. Buenos dias, Herr Dr. SCHENNEN. Sie vertreten Präsident Antonio Campinos vom Harmonisierungsamt, der leider nicht kommen kann. Wir verstehen natürlich gar nicht, dass er nicht nach München zum BPatG kommt, sondern stattdessen Herrn Barroso in Alicante trifft! Leider können wir mit diesem nicht konkurrieren! Als weitere Vertreter der Justiz möchte ich ganz herzlich begrüßen die Herren Professoren Dr. BORNKAMM und Dr. ULLMANN, Ihres Zeichens beide ehemalige 4 Vorsitzende des I. Zivilsenats des Bundesgerichtshofs (natürlich nicht gleichzeitig!). Herr Bornkamm wird als Referent den Tag heute noch aktiv mitgestalten. Dafür schon vorab meinen Dank. Aus dem Vereinigten Königreich ist ein mir besonders lieber Gast zu uns gekommen, Sir Robin JACOB, – welcome Robin – den ich trotz seiner vielfältigen Verpflichtungen gewinnen konnte, hier heute vorzutragen und die Podiumsdiskussion zu leiten. Lieber Sir Robin, ich freue mich auf Ihre Beiträge! Herr Dr. LANDFERMANN, einer meiner Vorgänger im Amte, bleibt auch im Ruhestand dem Gewerblichen Rechtschutz und dem BPatG treu verbunden und ist ein gerne gesehener Gast auf unseren diversen Veranstaltungen. Liebe Frau RUDLOFF-SCHÄFFER, lieber Herr SCHMITZ, als Präsidentin und Vizepräsident des Deutschen Patent- und Markenamtes sind Sie beide uns immer herzlich willkommen. Schön, dass Sie auch bei unserem 4. Markenrechtlichen Symposium mit dabei sind. Ebenso herzlich darf ich die Präsidentin der Patentanwaltskammer, Frau Dr. BÖHM und den Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Patentanwälte, Herrn TONGBHOYAI begrüßen, die durch ihre Teilnahme heute einmal mehr ihre Verbundenheit mit dem BPatG demonstrieren. Ich freue mich auch, dass der Erste Vizepräsident der ECTA, der European Communities Trade Mark Association, Herr MÜLLER, sich die Zeit genommen hat und gekommen ist. Da ich gerade bei den Kammern und Verbänden bin: ein herzliches Willkommen an Herrn Prof. Dr. OSTERRIETH, den Vorsitzenden des Fachausschusses Gewerblicher Rechtsschutz der Bundesrechtsanwaltskammer, und Herrn Dr. REMMERTZ von der Rechtsanwaltskammer München. Als weitere Vertreterin der Justiz ist aus dem hohen Norden die Präsidentin des Landgerichts Hamburg, Frau UMLAUF, zu unserem Symposium angereist. Wir freuen uns über Ihren Besuch. Ferner darf ich begrüßen als Vertreterin des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz Frau Dr. FIGGE und aus dem Bayerischen Staatsministerium der Justiz Herrn Dr. HEINRICHSMEIER. Aus dem estnischen Justizministerium hat Frau HÄRMAND die Anreise nach Beate Schmidt seit Mai 2011 Präsidentin des Bundespatentgerichts München auf sich genommen. Zwar nicht direkt aus Japan, aber aus dem Japanischen Generalkonsulat ist Herr Konsul SHIMIZU gekommen. Vielen Dank für Ihr Interesse. Als weitere Gäste aus dem Ausland heiße ich die Vertreter des Harmonisierungsamts für den Binnenmarkt, der Patentämter Norwegens, Österreichs, Rumäniens, der Schweiz und Tschechiens herzlich willkommen. Mit Freude habe ich gesehen, dass auch die Lehre sich interessiert – stellvertretend begrüße ich Herrn Professor Dr. Jähnisch aus Jena. Liebe Referentinnen und Referenten, nicht dass Sie denken, ich hätte Sie vergessen! Mein besonderer Gruß und Dank gilt natürlich Ihnen, die Sie heute Ihren besonderen Beitrag zum Gelingen dieses Tages leisten werden: Sir Robin und Prof. Bornkamm habe ich bereits genannt. Ferner sind zu meiner Freude hier, Herr Dr. SCHEIER, Herr Dr. GEISTER, Herr Dr. LUBBERGER, Herr BOTIS, Prof. Dr. VADAPALAS, Frau MEINDEL, Herr Dr. VOLKMER UND HERR PROF. DR. HACKER. Sie alle werde ich dann im Laufe des Tages noch näher vorstellen. Ich bin schon sehr neugierig auf Ihre Ausführungen! Last but not least möchte ich stellvertretend für ihre Organisationen zwei Herren begrüßen, die zum Gelingen dieses Tages in besonderer Weise beitragen, nämlich den Präsidenten der Gesellschaft für Gewerblichen Rechtschutz und Urheberrecht, der GRUR, Herrn Dr. KUNZ-HALLSTEIN und für den Markenverband Herrn Dr. DRÖGE. Lieber Herr Kunz-Hallstein, lieber Herr Dröge, Sie bzw. Ihre Organisationen sind Mitveranstalter des 4. Markenrechtlichen Symposiums. Ihnen verdanken wir, dass wir nicht nur den geistigen Ambitionen an diesem Tag freien Lauf lassen dürfen, sondern dass auch das körperliche Wohl der Teilnehmer nicht zu kurz kommen wird! Sie laden uns um 12:00 h zum Mittagessen ein. Dazu gehen wir schräg gegenüber ins Parkcafé – unsere sportlichen Ambitionen halten sich damit heute in überschaubaren Grenzen. Herzlichen Dank und herzlich willkommen. All denjenigen, die ich aus Zeitgründen leider nicht namentlich begrüßen kann – und wir brauchen heute, ich 2006 – 2011Direktorin im Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt Marken und Muster (HABM), Alicante 2000 – 2006Leiterin der Hauptabteilung 3 (Marken, Gebrauchs- und Geschmacksmuster) des Deutschen Patent- und Markenamts 1997 – 2000Abteilungsleiterin 4.1 im Deutschen Patent- und Markenamt 1994 – 1997Richterin im 32. Markensenat des Bundespatentgerichts 1991 – 1994Bundesministerium der Justiz, als persönliche Referentin des Staatssekretärs 1986 – 1990Bundesministerium der Justiz: Referentin im Referat III B 3 (Urheberrecht), nach Übernahme in den Bundesdienst 1989 im Personalreferat 1982 – 1986Richterin am Amtsgericht Aschaffenburg warne schon mal alle Referenten vor, ein straffes Zeitmanagement –, ein herzliches Grüß Gott in München. Dank der modernen Technik ist es uns immerhin möglich, Sie schriftlich hier im Sophiensaal willkommen zu heißen! Lassen Sie mich, meine sehr geehrten Damen und Herren, noch einige wenige Sätze zu unserem heutigen Thema sagen: Es lautet „Marke im Spannungsverhältnis zwischen Marketing und Rechtsbestand – tatsächliche und rechtliche Rahmenbedingungen des Markenverständnisses“ und soll einen Einblick in zwei – nennen wir sie – Parallelwelten vermitteln, in denen die Marke eine zentrale Rolle spielt, nämlich das Marketing und die Rechtswirklichkeit. Einerseits erleben wir alle als Verbraucher tagtäglich die Omnipräsenz von Marken in Printmedien, Funk, Fernsehen, auf der Straße, zu Hause 5 Symposium 2014 Begrüßung und im Büro, weil Marken ein hohes wirtschaftliches Gut für jedes Unternehmen sind und entsprechend vermarktet werden. Andererseits sind Marken unser aller tägliches juristisches Brot: wir melden sie an, lassen sie eintragen oder widersprechen einer Eintragung, überprüfen ihren rechtlichen Bestand, mahnen Konkurrenten ab, verwechseln Marken unterschiedlicher Unternehmen oder löschen sie aus dem Register. Dabei stellt sich die Frage, ob diese beiden Welten eigentlich miteinander verzahnt sind oder parallel nebeneinander existieren. Sind wir alle hier, die wir hier sitzen, die Verbraucher, deren Meinung gefragt ist? Die Verbraucher, die die Marke eines Unternehmens von einem anderen Unternehmen unterscheiden können? Die Verbraucher, die Marken verwechseln? Die Verbraucher, die getäuscht werden? Oder ist der durchschnittlich informierte, aufmerksame und verständige Durchschnittsverbraucher, den die Rechtsprechung immer wieder bemüht, tatsächlich nur ein Konstrukt der Rechtsprechung, das mit dem realen Verbraucher aus Fleisch und Blut nichts zu tun hat? Braucht – wie wir heute Nachmittag in der Podiumsdiskussion herausfinden wollen – das Markenrecht vielleicht ein neues Verbraucherleitbild, oder besser der Verbraucher ein neues Markenrecht? In welchem Spannungsfeld stehen eigentlich Marketing und Markenrecht? Müssen die Erkenntnisse der Neuro-Ökonomie und der Konsumpsychologie in das Markenrecht einfließen oder verschleiern diese Erkenntnisse nur den klaren Blick der Rechtsprechung? Ich hoffe, dass wir diese und viele Fragen mehr heute zumindest ansprechen und gemeinsam diskutieren können. Ich persönlich finde diese Themen spannend, auch unter dem Gesichtspunkt der unterschiedlichen Herangehensweise in Deutschland und in anderen Ländern der Europäischen Union. Nach dieser Bestandsaufnahme können oder müssen wir uns dann vielleicht die Frage stellen, ob es nicht auch anders, sogar besser geht. Zumindest in Europa ist das Markenrecht ja gerade wieder in der Diskussion. Vor kurzem erst, am 25. Februar, hat das Europäische Parlament in 6 einer ersten und einzigen Lesung über eine Änderung der Verordnung (EC) Nr. 207/2009 und der Richtlinie 2008/95/EG und damit eine – weitere – Harmonisierung des Markenrechts entschieden (2013/0089(COD) – 25/02/2014 Text adopted by Parliament, 1st reading/ single reading). Das Europäische Parlament hat darauf hingewiesen, dass in einem Umfeld, in dem Wettbewerb eine immer größere Rolle spielt, die wachsende Zahl der nationalen und europaweiten Markenanmeldungen zeige, dass Marken ein hohes Wirtschaftsgut seien, wenn es um Erfolg im Markt und Wertzuwachs eines Unternehmens gehe. Diese Entwicklung sei begleitet von einer Erwartungshaltung der Markenanmelder, -inhaber und Wettbewerber gegenüber den Institutionen, die für Eintragung und Entscheidung über Marken zuständig seien. Dabei kann es nicht nur um die Eintragungspraxis der nationalen Ämter und des Harmonisierungsamtes für den Binnenmarkt gehen, sondern auch um die Rechtsprechung, die über diese Verwaltungsentscheidungen befindet. Gerade deshalb ist es wichtig, die Rechtsprechung der nationalen und der europäischen Gerichte zu kennen und den Blick über den eigenen Tellerrand zu wagen. Aus diesem Anlass vielleicht noch ein paar kurze Anmerkungen zu unserem eigenen Tellerrand: Das deutsche Recht, wie das kontinentaleuropäische Recht insgesamt, lebt in vielen Bereichen davon, dass es abstrakt-generell Rechtsfiguren festlegt oder Rechtsfragen durch Erfahrungssätze beantwortet: der durchschnittlich informierte, aufmerksame und verständige Durchschnittsverbraucher im Markenrecht ist ebenso eine Fiktion wie im Patentrecht der Durchschnittsfachmann. Die Verwechslungsgefahr, die Bekanntheit einer Marke ist im deutschen Recht eine Rechtsfrage, der die Rechtsprechung sich über Erfahrungssätze nähert, die sie selber aufgestellt hat. Aber natürlich gibt es über das Patent- und Markenrecht hinaus immer dann, wenn subjektive Elemente eine Rolle spielen, viele Rechtsfiguren, auf die die Rechtsprechung zurückgreift, ohne ihre apriorischen Annahmen zu beweisen. Denken Sie nur an die Inanspruchnahme Welcoming Address Symposium 2014 I would like to welcome you here in Munich in the Sophien-Hall to the 4th Trademark Symposium of the Federal Patent Court von Grundrechten, die die Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen gewährleisten und ihre Freiheitsbefähigung voraussetzen; an die Geschäftsfähigkeit im Zivilrecht oder an die Schuldfähigkeit im Strafrecht. Was aber bedeutet das für unser Rechtssystem? Können Straftäter nicht mehr bestraft werden, weil ihre Taten nicht auf freiem Willen beruhten, sie gleichsam „keine andere Wahl“ hatten? Wie kann, wie soll ein Täter bestraft werden, wenn dazu empirisch keine Aussage getroffen werden kann? Bleibt der Verkäufer zur Übertragung des Eigentums und der Käufer zur Zahlung des Kaufpreises verpflichtet, auch wenn sie beim Abschluss des Kaufvertrages keinen freien Willen hatten? Kann es darauf ankommen? Oder, auf das Markenrecht übertragen: muss stets der Verbraucher, oder zumindest eine randomisierte Anzahl, befragt werden, ob zwei Marken verwechselt werden? Die Rechtsprechung behilft sich hier mit axiomatischen Annahmen und Fiktionen, die in Rechtsbegriffe gegossen werden. Rechtsbegriffe stellen häufig ein bewegliches System quantitativer und qualitativer Beurteilungskriterien dar. Die normative Beurteilung kann zwar mit empirischen Feststellungen verbunden sein, dennoch ermöglichen es uns diese abstrakten Figuren und Rechtssätze, die vielfältigsten Fallgestaltungen zu lösen. Beurteilen Sie vor diesem Hintergrund bitte selbst, welchen Anteil empirische Erhebungen und normative Annahmen im deutschen Markenrecht haben sollen. Ich glaube nicht, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wir heute auf alle Fragen eine Antwort finden werden. Ich hoffe aber, dass Sie, einmal aus anderer Perspektive betrachtet, die eine oder andere neue Erkenntnis mitnehmen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine interessante Veranstaltung und gute Diskussionen! Ich darf Ihnen dann gleich unseren ersten Referenten vorstellen, der zunächst einmal einen ganz und gar nicht juristischen Blick auf den Verbraucher und seine Markenwahrnehmung werfen wird. It is a great pleasure to me to welcome you, dear Minister HARTLOFF. As Minister of Justice and Consumer Protection of the Federal State of Rhineland-Palatinate you did not spare the journey from Mainz to participate in the symposium of the Federal Patent Court today. I hope that you gain new and interesting insights that will be of use for you in your numerous tasks. From the German Bundestag we welcome the member of parliament Christian FLISEK, who will listen today in a particularly critical way as specialized attorney for intellectual property law focusing on trademark, patent, competition and copyright law. I do not have to explicitly explain to you the importance of intellectual property law and I really hope that you will forward this to your colleagues. A warm welcome to you! Also, I especially want to welcome the President of the Bavarian Constitutional Court and of the Higher Regional Court of Munich, Dr. HUBER. I would also like to thank you – dear Dr. Huber – for the uncomplicated cooperation with the Bavarian Justice and the spontaneous – and, as I emphasize with pleasure, especially cost-effective – provision of the beautifully renovated hall 134 of the Palace of Justice, in which we had our evening reception yesterday. If just the cooperation between the Federation and the States would always be that easy! But this can soon be perfected in the new European Patent Court. Buenos dias, Dr. SCHENNEN. You represent President Antonio Campinos of the Office for Harmonization, who unfortunately cannot be here. Of course, we do not understand at all why he has not come to Munich to the FPC, but rather meets Mr Barroso in Alicante! Unfortunately, we cannot compete with him! As another representative of justice I wish to welcome very warmly the Professors Dr. BORNKAMM and Dr. ULLMANN, both former Chairmen of the Ist Civil Senate of the Federal Court of Justice (of course not simultaneously!). Mr Bornkamm will also actively participate today as a speaker. Thank 7 Symposium 2014 Welcoming Address you for this already in advance. From the United Kingdom I welcome an especially dear guest, Sir Robin JACOB, – welcome Robin – whom I could win as one of today’s speakers and leader of the panel discussion despite his numerous responsibilities. Dear Sir Robin, I am looking forward to your contributions! to extend a warm welcome to the representatives from the Office for Harmonization in the Internal Market, the Patent Offices of Norway, Austria, Romania, Switzerland and the Czech Republic. I have seen with great pleasure that also the educational sector is interested – I welcome as representative Prof. JÄHNISCH from Jena. Dr. LANDFERMANN, one of my predecessors in my position, also keeps a close relationship with intellectual property law and the FPC now that he has retired and is a welcomed guest at our various events. Dear Ms RUDLOFF-SCHÄFFER, dear Mr SCHMITZ, as President and Vice President of the German Patent and Trade Mark Office you are both always very welcome. It is a pleasure that you also participate in our 4th Trademark Symposium. Also, I would like to give a warm welcome to the President of the German Chamber of Patent Attorneys, Dr. BÖHM and the President of the Federal Association of German Patent Attorneys, Mr TONGBHOYAI. With their participation today, they once more demonstrate their solidarity with the FPC. I am also glad that the First Vice President of ECTA, the European Communities Trade Mark Association, Mr MÜLLER, took his time and came here. Dear speakers, please do not think that I forgot you! Of course, I especially welcome and thank you, because you will especially contribute to this day being a success: I have already mentioned Sir Robin and Prof. Bornkamm. Furthermore, Dr. SCHEIER, Dr. GEISTER, Dr. LUBBERGER, Mr BOTIS, Prof. Dr. VADAPALAS, Ms MEINDEL, Dr. VOLKMER and Prof. Dr. HACKER are here and that is a great pleasure to me. I am going to introduce you more closely within the course of the day. I am already very curious about what you will talk about! Since I am just talking about chambers and associations: a warm welcome to Prof. Dr. OSTERRIETH, the Chairman of the Expert Committee for Intellectual Property Law of the German Federal Chambers of Attorneys-at-law, and Dr. REMMERTZ from the Chamber of Attorneys-at-law in München. As another representative of justice, the President of Hamburg Regional Court, Ms UMLAUF, came to us from the far North. We are glad that you came. Furthermore, I would like to welcome Dr. FIGGE as a representative from the Federal Ministry of Justice and Consumer Protection and Dr. HEINRICHSMEIER from the Bavarian State Ministry of Justice. Ms HÄRMAND made the long journey from the Estonian Ministry of Justice. Although, it may not be directly from Japan, but from the General Consulate of Japan, Mr Consul SHIMIZU came to us. Thank you very much for your interest. As further foreign guests I would like 8 Last but not least, I would like to welcome two representatives of their respective organizations, who will particularly contribute to the success of this day, namely the President of the Society for Intellectual Property and Copyright Law, the GRUR, Dr. KUNZ-HALLSTEIN and for the Trademark Association, Dr. DRÖGE. Dear Mr Kunz-Hallstein, dear Mr Dröge, you respectively your organizations are co-organizers of the 4th Trademark Symposium. We thank you not only for giving vent to our intellectual ambitions on this day, but also for the physical well-being of the participants, which will not lose out! You will invite us to lunch at twelve noon. Therefore, we will go to the Parkcafé diagonally across the street – thus, our sports ambitions are manageable today. Thank you very much and a warm welcome. To all those whom I cannot welcome by name due to time constraints – and today, I already warn all speakers in advance, we need a tight time management – a warm “Grüß Gott” in Munich. Thanks to the modern technologies it is at least possible to welcome you in writing here in the Sophien-Hall! WelcomingVorträge Address Symposium 2014 Beate Schmidt President of the Federal Patent Court Dear guests, please let me say a few sentences about our today’s topic: It is called „Between Marketing and the Law – Trade Marks and Brand Identity in Real and Legal Terms” and should give an insight in two – let’s call them – parallel worlds, in which the trademark plays a central role, namely marketing and legal reality. On the one hand, we as consumers all experience the omnipresence of trademarks every day – in print media, in the radio, on TV, on the street, at home and in the office, because trademarks are an important economic asset for any company and are marketed accordingly. On the other hand, trademarks are our daily legal bread: we apply for them, we let them being registered or oppose their registration, examine their legal status, warn competitors, confuse trademarks of different companies or delete them from the register. Here, the question has to be asked whether those two worlds are actually linked to each other or whether they exist next to each other. Are we, as we are all sitting here, the consumers, whose opinion is in demand? The consumers, who can differentiate the trademark of one company from another company? The consumers, who confuse trademarks? The consumers, who are deceived? Or is the reasonably informed, attentive and understanding average consumer, who is applied by case law again and again, actually only a construct of case law that has nothing to do with the real consumer of flesh and blood? Does – as we are going to try and find out in a panel discussion this afternoon – trademark law maybe need a new consumer model or does the consumer rather need a new trademark law? In which area of tension are marketing and trademark law actually correlated to one another? Do the findings from neuro-economics and consumption psychology have to be included in trademark law or do those findings only cover the clear view of case law? I hope that we can at least talk about and discuss those and many more questions together today. I personally find those topics thrilling, also with regard to the differ- 2006 – 2011Director of the Office of Harmonization in the Internal Market (OHIM), Alicante 2000 – 2006Head of Main Department 3 (trade marks, utility models and design patents) of the German Patent and Trade Mark Office 1997 – 2000Head of Department 4.1 of the German Patent and Trade Mark Office 1994 – 1997Judge of the 32nd Board of Appeal for Trade Marks at the Federal Patent Court 1991 – 1994Federal Ministry of Justice, personal assistant of the State Secretary 1986 – 1990Federal Ministry of Justice, initially seconded as desk officer (Dept. III B 3 - copyright); since 1989: Personnel Department 1982 – 1986Judge at the District Court Aschaffenburg ent approach in Germany and in other countries of the European Union. After this review we can and maybe have to ask the question whether it can also be done differently or even better. At least in Europe trademark law is currently discussed again. Not long ago, on February 25, the European Parliament in a first and the only reading has decided on the amendment of the regulation (EC) No. 207/2009 and the guideline 2008/95/EG and thus on – a further – harmonization of the trademark law (2013/0089(COD) – 25/02/2014 Text adopted by Parliament, 1st reading/single reading). The European Parliament advised that in a surrounding, in which competition plays an increasingly important role, the rising number of national and European trademark applications shows that trademarks are a high economic good when it comes to success on the market and the added value of a company. This development is accompanied by the expectations of trademark applicants, holders 9 Symposium 2014 Welcoming Address and competitors towards the institutions being responsible for registration and decision on trademarks. In this case, it is not only about the registration procedure of the national offices and the Office for Harmonization in the Internal Market, but also about the case law, which builds the basis for these administrative decisions. For this very reason it is important to know the case law of the national and European courts and to dare to not be restricted to one’s thinking. On this occasion, maybe just a few short remarks on our own restricted thinking: The German law, just as the continental European law as a whole, in many areas lives from defining abstract and general law figures or from answering issues of law with the help of empirical judgement: the reasonably well informed, attentive and understanding average consumer in trademark law is fiction just like the average expert in patent law. The risk of confusion, the awareness of a trademark in German law is an issue of law and case law comes closer with experience guidelines it has defined itself. But of course, beyond patent and trademark law, there are many law figures on which case law is reverting to always when subjective elements play a role, and this is done without proving its a priori assumptions. Just think of the claiming of fundamental rights that ensure freedom and self-determination and presume the ability of freedom; and think of the legal capacity in Civil Law or the criminal liability in Criminal Law. But what does that mean for our legal system? Can criminals not be punished anymore, because their crimes where not based on their free will and thus they did not have “any other choice”? How can, how should an offender be punished, if it is not possible to make an empirical statement hereto? Does the seller remain legally bound to the transfer of the property and the buyer to the payment of the purchase price although they both did not have a free will upon conclusion of the purchase contract? Can this be important? Or, related to trademark law: is it always the consumer, or at least a randomized number, who has to be asked, if two trademarks are confused? Case law helps itself with axiomatic assumptions and fictions that are cast into legal terms. These legal terms often represent a flexible system of quantitative and qualitative evaluation criteria. The normative evaluation can in fact be connected to empirical observations, however, it enables us to solve those abstract figures and legal propositions as well as the complex circumstances of the different cases. Against this background, please assess yourself which share should be given to empirical surveys and normative assumptions. I do not think, ladies and gentlemen, that today, we will find answers to all those questions. However, I hope that you, looking from another perspective, can take home some new insights. In this regard, I wish all of us an interesting event and good discussions! I have the honour to directly present to you our first speaker, who will first of all look at the consumer and its trademark perception from an anything but legal perspective. 10 Grußwort Dr. Schennen Symposium 2014 Meine sehr verehrten Damen und Herren, aus Anlass der Eröffnung des Symposiums 2014 begrüße ich Sie auch im Namen des Präsidenten unseres Amtes, Herrn Campinos, der bereits seine Teilnahme zugesichert hatte, aber leider heute verhindert ist, sehr herzlich und wünsche der Veranstaltung einen erfolgreichen Verlauf. Das Thema des heutigen Symposiums lautet „Marke im Spannungsverhältnis zwischen Marketing und Rechtsbestand“ und befasst sich mit der zentralen – realen oder fiktiven – Person des Verbrauchers. Hat der Markenjurist zum Verbraucherleitbild ein spannendes – oder eher ein gespanntes – Verhältnis? Und ist das Leitbild ein Leidbild mit D, ein leidvolles Bild? Fragen, ich bin mir sicher, denen wir uns im Laufe der heutigen Veranstaltung in zahlreichen Vorträgen nähern werden. Wird man zu einer Veranstaltung eingeladen, so empfiehlt es sich, den Titel der Veranstaltung genau zu lesen: Er lautet: „Symposium 2014“ und befasst sich mit „der Marke“ und „dem Markenverständnis“. Es ist nicht von der deutschen oder der europäischen Marke die Rede. Ein solcher Unterschied braucht in der Tat heute anlässlich des Standes der gemeinschaftsweiten Harmonisierung des gewerblichen Rechtsschutzes nicht mehr gemacht zu werden. Jede Befassung mit Markenwirklichkeit und Markenrecht auf deutscher Ebene hat eine europäische Dimension, und jede europäische Markenrechtpraxis muss die nationale deutsche Praxis mit einbeziehen. Deshalb hat der Präsident unseres Amtes im Rahmen des Strategieplans die Schaffung eines „European Trade Marks and Designs Network“ in Angriff genommen – diesen Titel möchte ich nicht übersetzen, um das Europäische dieser Dimension zu betonen. Und deshalb nehmen auch dieses Jahr wieder Vertreter unseres Amtes an den Fachvorträgen aktiv teil, dieses Mal mein Kollege Dimitris Botis zum Thema des Durchschnittsverbrauchers aus der Sicht des HABM. Und deshalb geben wir auch im Rahmen dieses Networks das Angebot nicht nur an die Ämter, sondern auch an die markenrechtlichen Spezialgerichte, sich in diese Kooperation einzubringen. Es ist mir ein Anliegen, sehr geehrte Frau Schmidt bzw. lie- Dr. Detlef Schennen Vorsitzender einer Beschwerdekammer, Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt, Alicante (seit 2005) 1995 – heuteHarmonisierungsamt für den Binnenmarkt, Alicante 1989 – 1995Bundesministerium der Justiz, Bonn, Referat für Patentrecht 1985 – 1989Deutsches Patent und Markenamt, München, Referat für internationale Rechtsangelegenheiten be Beate, die Du ja jahrelang bei uns in der „Höhle des Löwen“ in verantwortlicher Position tätig warst, Dir für Deine Bereitschaft zu danken, die Ausgestaltung unserer Zusammenarbeit in konkreter Form zu besprechen. Das Bundespatentgericht – das größte spezialisierte Markengericht in Europa – und die Beschwerdekammern des Harmonisierungsamts teilen die Freude und Last der Aufgabe, markenrechtlich Recht zu sprechen. Dazu habe ich einmal einige Marken für schutzunfähige Slogans aus dem Nähkästchen unserer Beschwerdeentscheidungen herausgesucht. PASSION TO PERFORM – Wir widmen uns passioniert unseren Aufgaben! LEISTUNG AUS LEIDENSCHAFT – wie gesagt…! DESIGNED TO DO MORE – Wir steigern Quantität und Qualität unserer Arbeit! EXPERTISE YOU CAN TRUST – Wir schaffen Vertrauen durch Sachverstand! NULLKOMMANIX – und wir gewähren schnellen Rechtsschutz! Dies sind die Mottos, die unterschiedslos auf HABM und BPatG zutreffen – und die deshalb keinen von uns unterscheiden können! Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Namen unseres Amtes und aller seiner Mitarbeiter wünsche ich dem Symposium einen erfolgreichen Verlauf! 11 Symposium 2014 Welcoming Address Dr. Schennen Ladies and gentlemen, I welcome you to this opening of the symposium 2014, also on behalf of the President of our Office, Mr Campinos, who had already assured his participation, but unfortunately cannot be here today. I hope the event will be a successful one. The subject of today’s symposium is “Between Marketing and the Law – Trade Marks and Brand Identity in Real and Legal Terms“ and deals with the central – real or fictitious person of the consumer. Does the trademark lawyer have a thrilling – or rather a tense – relationship to the consumer model? And is the model a sorrowful model, a model full of sorrow? I am sure that these are questions, which we will cover in the course of numerous talks during today’s event. When you are invited to an event, it is always recommendable to read the title of the event in detail. The title is: “Symposium 2014” and deals with “the trademark” and “the trademark understanding”. It is not about the German or European trademark. Such a difference is indeed not necessary anymore today with regard to the status of the community-wide harmonization of intellectual property law. Each consideration of trademark reality and trademark law on a German level has a European dimension and each European trademark practice has to consider the national German practice. That is the reason why the President of our Office has engaged himself in the creation of a “European Trade Marks and Designs Network” [title also given in English language in the German version] – I do not want to translate this title [from English into German language] in order to underline the European touch of this dimension. And that is the reason why also this year representatives of our Office participate actively in the expert presentations again; this time it is my colleague Dimitris Botis on the topic of the average consumer from the OHIM’s point of view. And that is why, in this context, we do not only give this offer to the Offices, but also to courts specialized on trademark issues in order to participate in this cooperation. It is especially important to me to thank you, dear Ms Schmidt or dear Beate, you, who has been working in the “lion’s den” with us in a responsible 12 Dr. Detlef Schennen Chairman of the Board of Appeals, Office for Harmonization in the Internal Market, Alicante (since 2005) 1995 – heuteOffice for Harmonization in the Internal Market, Alicante 1989 – 1995Federal Ministry of Justice, Bonn, Department for Patent Law 1985 – 1989German Patent and Trade Mark Office, Munich, Department for international Legal Matters position for years. It is important to me to thank you for your willingness to discuss the arrangement of our cooperation in a concrete form. The Federal Patent Court of Germany – the largest specialized trademark court in Europe – and the Boards of Appeal of the Office for Harmonization share the joy and the burden of the task to administer justice in trademark matters. Therefore, I have searched for some secrets of slogans not claiming protection from our appeal decisions. PASSION TO PERFORM – We dedicate ourselves to our tasks passionately! LEISTUNG AUS LEIDENSCHAFT [PASSION TO PERFORM] – as mentioned before…! DESIGNED TO DO MORE – We increase quantity and quality of our work! EXPERTISE YOU CAN TRUST – We build trust through expert knowledge! NULLKOMMANIX [IN NO TIME] – and we guarantee fast legal protection! These are the slogans that are valid for OHIM and FPC without any difference – and therefore cannot differentiate anyone of us! Ladies and Gentlemen, in the name of our Office and all its employees I hope that the symposium will be a great success! Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Vom Angriff der Tatsachen auf die Erfahrungssätze1 Anmerkungen zur Physiologie und Psychologie der Markenwahrnehmung Dr. Christian Scheier, Dr. Andreas Lubberger2 I. Einleitung: Erfahrungssätze im Kennzeichenrecht3 Das Stichwort „Erfahrungssatz“ oder „Erfahrungssätze“ kommt in den Registern der gängigsten Kommentare zum Markenrecht nicht vor. 4 Dennoch dürfte es keine Markenkollision geben, in der die zur Entscheidung berufene Stelle – der Prüfer beim DPMA, der Richter beim BPatG oder das Verletzungsgericht – nicht zur Einschätzung der Kollisionslage auf Erfahrungssätze zurückgreift. Wer sich das Markenrecht aneignet, lernt Erfahrungssätze und wer mit dem Markengesetz arbeitet, greift zur Beurteilung eines konkreten Einzelfalles auf Erfahrungssätze zurück. Dass Erfahrungs sätze in der markenrechtlichen Kommentarliteratur nicht eigens thematisiert werden, liegt wohl daran, dass sie zum Handwerkszeug gehören, das man einfach beherrschen muss, ohne dass es sich lohnt, sich mit diesem Werkzeug selbst zu beschäftigen. Dennoch wird vereinzelt die Frage nach der Natur der Erfahrungssätze gestellt und – natürlich – gibt es dazu zwei gegensätzliche Meinungen. Allerdings wird die Diskussion meist um die Frage nach der Natur der Verwechslungsgefahr geführt.5 Das liegt nahe, ist aber nicht dasselbe. Was sich entspricht, ist die Frage, ob Erfahrungssätze eher Normcharakter haben oder auf den Tatsachenstoff eines Verfahrens gerichtet sind. Diese Frage ist durchaus schwierig zu beantworten. Denn Erfahrungssätze enthalten Merkmale beider Bereiche:6 Rein sprachlich zielen sie auf Erfahrungen und damit die wiederholte Wahrnehmung von Tatsachen ab.7 Zugleich erschließt sich eine starke Tatsachenorientierung von markenrechtlichen Erfahrungssätzen aus ihrer praktischen Funktion im Verfahren. Sie entlasten nämlich das Verfahren aufgrund anerkannter Typisierungen von einer sonst notwendigen Überprüfung der Wirkung von Marken auf die von ihnen angesprochenen Verkehrskreise. Erfahrungssätze erleichtern somit den zur Amtsermittlung verpflichteten Prüfer im Widerspruchsverfahren genauso wie die jeweils beweis- und darlegungspflichtige Partei im Verletzungsprozess. Umgekehrt entfalten aber die Erfahrungssätze der höchstrichterlichen Rechtsprechung unzweifelhaft eine gewisse Bindungswirkung für die Untergerichte, was einen eher normativen Charakter andeutet.8 Zudem sind sie der Maßstab, an welchem die höchstrichterliche Rechtsprechung noch die Tatsachenfeststellungen der Untergerichte überprüft,9 was auf einen normähnlichen Abstrahierungsgrad vom Einzelfall hindeutet. Im Eintragungs- und Widerspruchsverfahren bilden sie zwar eine Brücke in die Praxis, grenzen 1 D er Beitrag geht auf zwei Vorträge zurück, die die Verfasser auf dem Symposium des Bundespatentgerichts im April 2014 gehalten haben. 2 Neurowissenschaftler und Berater, Hamburg; Rechtsanwalt, Berlin. 3 Die Überschrift entspricht dem gleichnamigen Titel der Monographie von Risthaus (2. Aufl. München 2007), die in der Erstauflage aus einer Dissertationsarbeit hervorgegangen ist. Entsprechend orientieren sich die Verfasser in der Auswahl der diskutierten Erfahrungssätze an dieser Monographie und greifen für die Rechtsprechungsnachweise dankbar auf die Vorarbeiten von Risthaus zurück. 4 Vgl. Ströbele/Hacker, 10. Aufl. 2012; Fezer, 4. Aufl. 2009; Ingerl/Rohnke, 3. Aufl. 2010 5 Vgl. die Nachweise bei Risthaus, Rnrn 822 ff. 6 Vgl. Risthaus, Rnrn 826 ff., der sie deshalb auch zwischen Normen und Tatsachen einordnet. 7 Aus diesem Grund will vor allem Bornkamm die Erfahrungssätze im Tatsächlichen verorten. 8 Vgl. Omsels, Kritische Anmerkungen zur Bestimmung der Irreführungsgefahr, GRUR 2005, 548,556. 9 Vgl. BGH, GRUR 2002, 550, 552 – Elternbriefe; vgl. auch BGH, GRUR 2004, 605, 606 – Dauertiefpreise; BGH, GRUR 1990, 1053, 1054 – Versäumte Meinungsumfrage. 13 Dr. Christian Scheier Gründer und Geschäftsführer decode Marketing beratung GmbH 2007 – heuteGründer und Geschäftsführer decode Marketingberatung 2001 – 2006Gründer und Geschäftsführer MediaAnalyzer 1997 – 2001Postdoktorand California Institute of Technology (USA) 1995 – 1997Doktorand Universität Zürich aber von ihrer Wirkung her die Schutzbereiche verschiedener Marken voneinander ab.10 Welche Position man hier auch immer einnimmt, eines steht völlig außer Frage: Ohne Erfahrungssätze geht es nicht. Im Zweifel kommt es in der Praxis der Überprüfung markenrechtlicher Entscheidungen entscheidungserheblich darauf an, ob die fallrelevanten Erfahrungssätze11 gesehen wurden, in der Entscheidungsbegründung verarbeitet und lege artis zur Anwendung gebracht worden sind. Jedenfalls prozessual sind Erfahrungssätze damit als eigene Kategorie zwischen der Tatsachenfeststellung anhand der üblichen Beweismittel auf der einen Seite und den Rechtsnormen auf der anderen Seite einzuordnen.12 Für die Praxis kommt es nicht auf die Einordnung, sondern auf die Richtigkeit von Erfahrungssätzen an, denn mindestens die Praxis geht selbstverständlich davon aus, dass Erfahrungssätze, welche Eingang in die Rechtsprechung gefunden haben, auf immer wieder bestätigten Tatsachenerfahrungen13 beruhen und deshalb richtig sind. Genau das soll hier hinterfragt werden. Zentrale Erfahrungssätze des Markenrechts sollen daraufhin überprüft werden, ob sie mit der Physiologie unseres optischen Apparates, mit den seit langem bekannten Erkenntnissen der Wahrnehmungspsychologie und mit den neueren Erkenntnissen der Neurowissenschaften in Einklang stehen. Dabei basiert die Themenstellung auf der Vermutung, dass sich die Wahrnehmung von Marken durch Juristen und Verbraucher auch dann noch unterscheidet, wenn sich Juristen in die Rolle eines Verbrauchers versetzen.14 II. Physiologie und Psychologie der visuellen Wahrnehmung 1. Die Fehlvorstellung vom Auge als Kamera Für den Menschen ist das Auge der wichtigste Vermittler zur Umwelt. Zwischen 60 und 90 Prozent der Sinneseindrücke, die unser Gehirn erreichen, sind letztlich visuelle Informationen, erreichen also das Gehirn über das Auge.15 Gerade wenn es um das Identifizieren und Erkennen von Objekten geht (z.B. Produkte im Super- 10 Hacker weist aus diesem Grunde Erfahrungssätzen klar eine Normqualität zu; vgl. Methodenlehre und Gewerblicher Rechtsschutz – dargestellt am Beispiel der markenrechtlichen Verwechslungsgefahr, GRUR 2004, 537 ff. Gerade Hacker, der sich zwar gegen eine tatsachenorientierte Einordnung von Erfahrungssätzen wendet, verweist allerdings zugleich auf deren methodische Funktion und die Nähe zum philosophischen Ansatz der Topik. Genau damit erschließt er zumindest eine der wesentlichen praktischen Funktionen der markenrechtlichen Erfahrungssätze. Diese liegt darin, dass der – nicht immer widerspruchsfreie – Kanon der anerkannten markenrechtlichen Erfahrungssätze mindestens den Zugang zu allen im Einzelfall relevanten Aspekten der Beurteilung einer Kollisionslage vermittelt und damit sicherstellt dass in der Beurteilung des Einzelfalls nichts Wesentliches verloren geht. 11 Allerdings werden Erfahrungssätze selten als eigene Erfahrungen der jeweiligen Richter, sondern in der Form der Präjudizien verarbeitet, die für bestimmte Erfahrungssätze stehen. 12 Wie hier, Risthaus, Rnrn. 825 ff. 14 Dr. Andreas Lubberger Seniorpartner der Sozietät Lubberger Lehment markt), dominiert der visuelle Kanal. Wie aber funktioniert visuelle Wahrnehmung? In der Alltagssprache wird das Wort „Sehen“ für einen Vorgang verwendet, der ein genaues Abbild der Umgebung liefert („ich sehe das Auto“). Die gängigste Metapher für diesen Vorgang ist das Fotografieren. Das Auge erstellt nach dieser Idee wie eine Kamera ein Abbild des betrachteten Objektes bzw. der Umgebung. Auch in der eigenen Anschauung erscheint es so, als ob das Auge ein wahrheitsgetreues Abbild der Umwelt erstellen würde. Dieser Mythos des Auges als Kamera, in der Forschung auch „naiver Realismus“ genannt, steht allerdings in direktem Widerspruch zu den inzwischen bekannten Fakten zum menschlichen Wahrnehmungsapparat. Dass das Auge keine Kamera ist wird schnell deutlich, wenn man sich mit den physiologischen Fakten unseres optischen Wahrnehmungsapparates beschäftigt. In einer Kamera treffen Lichtstrahlen auf eine Referenzfläche zur Aufnahme von Lichtsignalen. Das ist beim Auge im Prinzip genauso, denn dort treffen die über die Linse aufgenommenen Lichtsignale auf die auf der Netzhaut befindlichen Sinneszellen (s. Abbildung). Allerdings ist der in einen Fotoapparat eingelegte Film gleichmäßig beschichtet und die Sensorfläche einer Digitalkamera ist gleichmäßig mit Pixeln bestückt. Die Netzhaut des Auges ist dagegen nur ungleichmäßig mit Sinneszellen ausgestattet. Nur in einem sehr kleinen Bereich, der sogenannten Fovea, wie sie in der 5/2004 – heuteSeniorpartner der Sozietät Lubberger Lehment 1994Promotion zum Thema „Eigentumsdogmatik“ 1989 – 2004Rechtsanwalt, zunächst im Büro Rasor Schneider Schiedermair, das durch mehrere Fusionen schließlich in der Großsozietät Linklaters aufgeht, seit 1994 Partner, 2000 Wechsel nach Berlin 1985 – 1989Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht Prof. Dr. R. Steinberg, Goethe Universität Frankfurt 1977 – 1985Studium und Referendariat in Frankfurt am Main Abbildung oben zu erkennen ist, sind Sinneszellen in größerer Anzahl vorhanden. In der Fotografie lässt sich der Bildausschnitt, der aufgenommen werden soll, fast beliebig durch die Wahl des Objektivs verändern, d.h. der Winkel, in dem die Lichtsignale durch die Linse auf die Referenzfläche treffen, lässt sich je nach Brennweite vergrößern oder verkleinern. Beim Auge ist die Brennweite der Linse 13 Bornkamm (Die Feststellung der Verkehrsauffassung im Wettbewerbsprozess, WRP 2000, 830, 832 ff.) verweist jedoch zutreffend auf den Zusammenhang zur Einbringung von richterlichem Erfahrungswissen nach § 291 ZPO und damit die Grenze, die dann gilt, wenn ein Richter sich auf eigene Erfahrungen anstelle von anerkannten Erfahrungssätzen stützen will. 14 Vgl. kritisch zur Beurteilung der Verkehrsauffassung durch den Tatrichter bereits Lubberger, in: Loschelder/Erdmann (Hrsg.), Handbuch des Wettbewerbsrechts, 4. Aufl. 2010, Kap. 41, Rnrn. 18 ff. 15 Vgl. Mayer, Silke; Wettbewerbsfaktor Design, Diss. 1996, S. 98; v. Keitz, Beate, Wahrnehmung von Informationen, in Unger (Hrsg.); Konsumentenpsychologie und Markenartikel 1986, S. 98; Gröppel-Klein, Andrea, Verhaltenswissenschaftliche Grundlagen für die Markenführung von Konsumgütern, in: Bruhn (Hrsg.), Handbuch der Markenführung, 2. Aufl. 2004, S. 326 – jeweils m.w.Nw. 15 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger vorgegeben und nur durch Anspannung der Augenmuskeln zu verändern. Durch die kombinierte Wirkung der Bündelung von Lichtstrahlen über die Linse und der Konzentration von Sinneszellen im Bereich der Fovea verengt sich der Bildausschnitt, in dem wir wirklich scharf und in hoher Auflösung sehen, auf einen erstaunlich kleinen Winkel von nur 2°. Das entspricht einer Fläche von der Größe eines Daumennagels im Abstand von etwa einer Armlänge. Eine Straßenszene wie sie abfotografiert aussieht (links) bzw. wie das menschliche Auge sie sieht (rechts). Nur ein kleiner Bereich ist scharf und hochaufgelöst – der Bereich, der vom Auge in diesem Moment gerade fixiert wird. Alles, was nicht mit dem Auge fixiert wird und somit nicht im Bereich der Fovea abgebildet wird, wird nur unscharf gesehen (periphere Wahrnehmung, s. Abbildung oben rechts). Unter den Bedingungen peripherer Wahrnehmung ist ein Lesen kaum bzw. nicht möglich. Das Gleiche gilt für die Wahrnehmung aus der Distanz, bei der Details nicht wahrgenommen werden können. Formen und Farben hingegen können identifiziert werden (Farben bis zu einem Winkel von 50°)16. Die Leseforschung zeigt, dass auf Basis dieser Anatomie des Auges zu jedem Zeitpunkt nur 4-5 Buchstaben erkannt werden, und zwar in dem Bereich, der gerade vom Auge fixiert wird. Buchstaben, die weiter entfernt sind, können nicht mehr erkannt werden – allerdings kann noch erkannt werden, dass es sich um Buchstaben handelt, auf Basis des Kontextes und der visuellen Form (bis zu 4 Buchstaben links, und bis zu 14 Buchstaben rechts vom Fixationspunkt können so detektiert werden). Auch beim Lesen von Worten spielt demnach die beschränkte Auflösung im menschlichen Auge eine zentrale Rolle. Damit nicht genug, enthält die Referenzfläche des Auges auch noch ein Loch, d.h. einen Bereich, in dem sich gar keine Sinneszellen befinden. Das ist der bekannte „blinde Fleck“, der seine Ursache darin hat, dass es im Auge keine Rezeptoren an der Stelle gibt, an der die Nervenbahnen das Auge zum Gehirn hin verlassen. Man nimmt diesen blinden Fleck in der Regel nicht wahr, weil das Gehirn ihn kompensiert, auf Basis unmittelbar angrenzender Reize sowie schon gespeicherter Erinnerungen. Mit einem einfachen Experiment kann man die Existenz eines blinden Flecks jedoch demonstrieren. In dem folgenden Bild sind ein Stern und ein Punkt gezeigt. Wenn man nun das linke Auge zuhält und mit dem rechten Auge auf den Stern fokussiert und sich langsam auf das Bild zu bewegt, verschwindet zu einem gegebenen Zeitpunkt der Punkt – genau dann, wenn er in den Bereich des blinden Flecks des rechten Auges fällt. Dabei fällt auf, dass sich hier kein „Loch“ in der Wahrnehmung ergibt, sondern das Gehirn die Lücke mit der Hintergrundfarbe (hier: grau) füllt. Diese auch „filling in“ genannte Vervollständigung auf Basis der Umgebungsreize zeigt noch einmal, wie aktiv der Wahrneh- 16 Hansen, T., Pracejus, L. und Gegenfurtner, K.R. (2009). Color perception in the intermediate periphery of the visual field. Journal of Vision, Vol. 9, No. 4, 1–12. Wurm, L.H., Legge, G.E., Isenberg, L.M, und Luebker, A. (1993). Color improves object recognition in normal and low vision. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, Vol. 19, No. 4, 899–911; 16 Dr. Christian Scheier, Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 mungsvorgang ist bzw. wie wenig Wahrnehmung mit dem Vorgang des Fotografierens zu tun hat. Zudem findet im Auge ein Vorgang statt, den es bei Fotografie so nicht gibt: Über einen biochemischen Prozess werden die optischen Reize der Photorezeptoren über die Nervenzellen, die Ganglien, in elektrische Impulse, d.h. Nervenreize umgesetzt. Dabei gehen weitere Informationen verloren, denn zur Verarbeitung der Reize von 130 Mio. Photorezeptoren stehen lediglich 100 Mio. Ganglien zur Verfügung. Auch das Farbensehen ist unvollkommen. Hier allerdings entsprechen sich Auge und Kamera, denn beide können Farben nur bei ausreichenden Lichtverhältnissen wahrnehmen und unterscheiden. Es gibt im menschlichen Auge im Wesentlichen zwei Arten von Zellen, die auf einfallendes Licht reagieren: Stäbchen und Zapfen. Stäbchen ermöglichen das Hell-DunkelSehen, sind zahlreicher und lichtempfindlicher. Die Zapfen dienen dem Sehen bei Tageslicht und der Farberkennung. Die menschliche Netzhaut enthält etwa 120 Millionen Stäbchen und etwa 6 Millionen Zapfen. Farben werden oft als Eigenschaft des Lichts verstanden, sind aber tatsächlich eine Eigenschaft der Verarbeitung der Lichtreflektionen im Gehirn. Die Wahrnehmung von Farben entsteht erst im Gehirn, auf Basis von Lichtreflektionen, die Oberflächen von Objekten generieren. Diese Lichtreflektionen werden vom menschlichen Auge in einem Wellenspektrum von 380 bis 780 Nanometer (nm) registriert, einem nur kleinen Ausschnitt des gesamten Wellenspektrums.17 Im menschlichen Auge gibt es drei Arten von „Farb“-Rezeptoren, mit jeweils unterschiedlicher aber überlappender Sensitivität für Wellenlängen aus dem Blau-, Grün- und Rotbereich (trichromatisches Sehen). Die Wahrnehmung von Farben hängt jedoch nicht nur von den Wellenlängen des Lichts ab, die vom Auge registriert werden, sondern auch vom Kontext, in dem das Licht wahrgenommen wird, unter anderem Hintergrundfarben, Beleuchtung oder auch die Vertrautheit einer Umgebung. Die Vorstellung vom Auge als Kamera ist spätestens mit der Feststellung, dass das Auge optische Signale in einer Vielzahl von unterschiedlichen Rezeptoren aufnimmt und dann als Nervenimpulse an das Gehirn weiterleitet, erledigt. Denn diese Nervenimpulse produzieren kein Bild und in unserem Kopf gibt es niemanden, der „Aufnahmen“ des Auges „anschaut“ (so genanntes „Homunkulus“-Problem, Problem des kleinen Mannes im Kopf18). 2. Die kortikale Kompensationsleistung als optische Re-Konstruktion Sehen als Konstruktion Die vorstehend beschriebenen Defizite unseres optischen Apparates stehen mit der eigenen Wahrnehmung unserer Sehleistungen nicht in Einklang. Subjektiv sehen wir sehr viel besser als es die Physiologie des Auges zulässt. Der Grund dafür liegt darin, dass das Gehirn diese Defizite kompensiert. Das lässt sich schon im Eigenversuch zum blinden Fleck experimentell nachvollziehen, gilt aber nicht nur für den blinden Fleck, sondern für unseren gesamten optischen Wahrnehmungsapparat: Wie der oben beschriebene Wahrnehmungsvorgang nahe legt, nimmt das 17 Damit ist dem menschlichen Auge sowohl der Bereich des Infrarotlichts unter 380 nm als auch die UV-Strahlung über 780 nm nicht zugänglich; in beiden Bereichen können z.B. Bienen noch sehen. 18 In den Kognitionswissenschaften wird mit dem Begriff „Homunkulus“ auf die Idee Bezug genommen, dass es im Kopf nochmals ein Wesen geben müsste, das Reize wahrnimmt. Wenn man annimmt, dass in der visuellen Wahrnehmung ein Bild auf die Netzhaut projiziert wird, das als Bild dann in das Gehirn gesendet wird, dann müsste es im Kopf nochmals ein Wesen geben, das sich diese Bilder anschaut. 17 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger menschliche Gehirn Objekte und Produkte nicht als Ganzes bzw. als „Fotografie“ analog eines KameraBildes wahr. Vielmehr verarbeiten spezialisierte Nervenzellen die verschiedenen Eigenschaften von visuellen Objekten wie Farben, Orientierung, Formen oder Bewegung. Für das Gehirn besteht ein Produkt zunächst nur aus Linien, Kanten, Ecken, Rundungen, Farben oder Bewegungen. Das Gehirn bzw. die visuellen Areale im Gehirn „zerlegen“ das Produkt in seine Einzelteile, die dann schrittweise zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Anders formuliert: Die explizite und bewusste Wahrnehmung der Produkte ist eine Konstruktion des Gehirns. Bewusst sieht man ein Auto, aber für das Gehirn besteht das Auto erst einmal nur aus Linien, Kanten, Ecken, Rundungen und Farben. Da das Gehirn keine Bilder sieht, speichert es natürlich auch keine Bilder ab. Es gibt keine Bilddatenbank im Kopf. Diagnostische Merkmale Neurowissenschaftler haben errechnet, dass alleine das Auge etwa 10 Millionen Sinneseindrücke pro Sekunde ins Gehirn leitet.19 Das Auge nimmt viele Details wahr, aber nicht alles ist gleich wichtig. Wie dekodiert das Gehirn das übergeordnete Muster in all den Daten, die jede Sekunde von den Sinnen ins Gehirn geliefert werden? Die Antwort lautet: über diagnostische Merkmale.20 Diese Merkmale legen fest, um was es sich handelt. Ein Stuhl hat vier Beine, ein Schmetterling zwei Flügel, ein Auto vier Räder. Nimmt man beim Stuhl die Rückenlehne weg, ist es ein Hocker. Die Verarbeitung von optischen Informationen über diagnostische Merkmale ist viel einfacher und effizienter als die Bildverarbeitung, die bei 10 Mio Bits pro Sekunde wahrscheinlich schnell zum Zusammenbruch des Sys- tems führen würde. Denn mit Hilfe der diagnostischen Merkmale muss der Mensch diese Datendichte gar nicht detailliert auswerten, um bestimmte, ihm bekannte Dinge wahrzunehmen. Experimentell lässt sich das diagnostische Sehen leicht nachweisen. Konfrontiert man z.B. ein beliebiges Publikum mit der nachfolgenden Abbildung, so lautet die Antwort auf die Frage, was man sieht fast immer: „ein Kamel“. Präziser und richtiger wäre aber die Antwort: „eine unterbrochene Linie“. Mit dem diagnostischen Sehen wird unsere optische Wahrnehmung sehr viel leistungsstärker als sie das über eine reine Bilderaufnahme oder einen Bilderspeicher je sein könnte. Denn das Gehirn kann so viel flexibler im Umgang mit visuellen Reizen umgehen. Man kann ein bislang fremdes Auto als ein Auto erkennen, auch wenn man eine solche Art von Auto noch nie gesehen hat. Treten zwei diagnostische Merkmale gleichzeitig auf (z.B. Form und Farbe), beschleunigt sich die Reaktion bzw. das Erkennen, obwohl objektiv mehr an Information verarbeitet werden muss. Man nennt diesen Effekt „Vorteil multipler Merkmale“ (multiple feature benefit). So beschleunigt sich die Erkennung von Worten, wenn sie sowohl gesehen als auch gehört werden. Der Grund dafür ist, dass das gleichzeitige Auftreten von zwei oder mehr diagnostischen Merkmalen die Unsicherheit darüber reduziert, um welches Objekt es sich handelt. Man ist sich schneller sicher über die Identität des Objektes. Diagnostische Merkmale haben zudem eine zentrale Bedeutung für die Bestimmung von Ähnlichkeiten zwischen Objekten bzw. Marken. Darauf ist an anderer Stelle zurückzukommen. 19 Koch, K. et al. (2006). How much the eye tells the brain. Current Biology, Vol. 16, Issue 14, 1428–1434. 20 Schyns, P. G. (1998). Diagnostic recognition: task constraints, object information and their interactions. Cognition, 67, 147–179. 18 Vorträge Symposium 2014 Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung Da das schnelle Erkennen und Kategorisieren von Objekten in der Umwelt überlebenswichtig ist, kann das menschliche Gehirn diese Aufgabe mit enormer Geschwindigkeit bewältigen. In einem grundlagenwissenschaftlichen Experiment zur Objekterkennung konnten die Teilnehmer mit fast 100%iger Genauigkeit angeben, ob ein Bild ein bestimmtes Objekt zeigte und welche Art von Objekt selbst dann, wenn die Bilder nur für 150 Millisekunden (also 150 tausendstel Sekunden, etwa die Dauer eines Lidschlags) gezeigt wurden.21 Das schnelle Erkennen von Objekten und Produkten ist möglich, weil das Gehirn Reize nicht passiv, wie eine Kamera, sondern aktiv und vor allem pro-aktiv verarbeitet. Schon nach der sehr kurzen Zeitdauer von 150 Millisekunden – also bevor eine reflektierte, bewusste Wahrnehmung einsetzt – werden Erinnerungen in Form von Assoziationen aktiviert, die als Erwartungen die weitere und detailliertere Wahrnehmung beeinflussen.22 Zum Vergleich: um Worte von Pseudoworten zu unterscheiden, benötigen Menschen etwa doppelt so lange (ca. 250 – 400 Millisekunden). Pattern Recognition Erwartungen auf Basis schon gespeicherter visueller Merkmale beeinflussen die menschliche Wahrnehmung massiv. Dabei wird ein erster, unvollständiger und grober „visueller Eindruck“ des Objektes von den visuellen Zentren im Gehirn nach ganz vorne, ins Stirnhirn, „gereicht“. Dort werden Erwartungen darüber generiert, um welches Objekt (z.B. Produkt, Marke) es sich handeln könnte. Der Rückgriff auf schon gespeicherte Inhalte macht den Wahrnehmungsakt sehr effizient. Man muss zum Beispiel nicht jedes Detail eines Objek- tes betrachten. Wenn ein oder mehrere visuelle Merkmale (z.B. Farbe, Form) erkennbar sind und mit gespeicherten Inhalten übereinstimmen, „füllt“ das Gehirn die Lücken mit den erwarteten Inhalten (eine Art autocomplete-Modus, auch pattern recognition genannt).23 Den „Text“ in den oben stehenden Abbildungen kann man mühelos lesen, obwohl der linke Text signifikante Lücken und der rechte Text signifikante Schreibfehler aufweist. Was das Gehirn hier nutzt ist die Lernerfahrung, dass statistisch betrachtet nach einem „S“ und vor einem „e“ typischerweise ein „i“ folgt. Entsprechend kann über den Rückgriff auf diese Lernerfahrung die Buchstabenreihe „S e“ mühelos zu „Sie“ ergänzt werden, ohne Nachdenken. Die neurowissenschaftliche Forschung zeigt, dass das Gehirn implizit lernt, wann welches Signal mit welchen anderen gleichzeitig und wiederholt auftritt. Das zugrunde liegende Lernprinzip wird assoziatives Lernen genannt und oft mit dem Ausspruch „What fires together wires together“ zusammen gefasst. Nervenzellen, die wiederholt gleichzeitig feuern, verdrahten sich immer stärker. Über dieses Lernprinzip lernt das Gehirn die Statistik der Umwelt, also diejenigen Muster, die wiederholt auftreten. Was wiederholt zusammen auftritt, wird als zusammengehörig abgespeichert. Damit Reize zu diagnostischen Merkmalen für Marken werden, reicht das assoziative Lernen jedoch nicht aus. Was darüber hinaus benötigt wird, ist so genanntes Diskriminations-Lernen. Wenn ein Element (z.B. Farbe) über eine längere Zeit zusammen mit einem Objekt (z.B. Marke) auftritt, lernt das Gehirn eine Assoziation zwischen Element und Objekt (Assoziations-Lernen). Tritt das Element in demselben Kontext nicht oder sehr selten mit anderen Objekten 21 Grill-Spector, K. und Kanwisher, N. (2005). As soon as you know it is there, you know what it is. Psychological Science. 16 (2) 152–160 22 Bar, M. (2007). The proactive brain: Using analogies and associations to generate predictions. Trends in Cognitive Sciences, 11(7), 280–289. 23 Schwab, E. (1986). Pattern recognition by humans and machines: visual perception. Academic Press Inc. 19 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger zusammen auf, bleibt die Assoziation spezifisch, es findet ein Diskriminations-Lernen statt. Wahrnehmung von Buchstaben und Worten Die visuelle Wahrnehmung und Verarbeitung von Worten ist ein sehr aktives Forschungsgebiet, dessen Beginn über 100 Jahre zurückreicht. Im Folgenden werden einige der über Studien hinweg robusten Erkenntnisse zusammengefasst, soweit sie für markenrechtliche Fragen relevant erscheinen. Die wesentlichen Dimensionen, entlang derer Worte erkannt werden sind (1) orthographisch (visuell), (2) phonologisch (auditiv) und (3) semantisch (Wortbedeutung). Bei der visuellen Verarbeitung von Worten kommt die schon beschriebene spezielle Auflösung des visuellen Wahrnehmungsapparates zum Tragen. Weil nur ein kleiner Bereich (Fovea) scharf gesehen wird, können zu jedem Zeitpunkt nur 4-5 Buchstaben erkannt werden. Worte, die weiter in der Peripherie liegen (bis zu 4 Buchstaben nach links, bis zu 14 Buchstaben nach rechts) können nur noch als Formen wahrgenommen aber nicht mehr erkannt werden. Eine wichtige, und lange kontrovers diskutierte Frage ist die nach der Einheit der Worterkennung: Werden Worte als Ganzes erkannt (auf Basis ihrer Form), oder basiert Worterkennung auf der Erkennung der einzelnen Buchstaben? Zunächst ging man davon aus, dass die Wortform eine wichtige Rolle bei der Erkennung spielt, in erster Linie auf Basis von Experimenten zum so genannten Wortüberlegenheits-Effekt (word superiority effect): Buchstaben werden besser erkannt, wenn sie in Worte integriert sind, als wenn sie alleine präsentiert werden. Der Effekt tritt jedoch auch bei Worten auf, die in Versalien präsentiert werden, was die Wortform zerstört. Mehrere Studien konnten zudem zeigen, dass dieser Effekt auch über eine einfa- chere Alternative erklärt werden kann: dass es nämlich die Form der einzelnen Buchstaben ist, welche die Erkennung bestimmt, also keine getrennte Speicherung der Wortform als Ganzes erforderlich ist. Viele Studien deuten darauf hin, dass die Erkennung von Worten in erster Linie über die Buchstaben-Erkennung verläuft, und Worte nicht als Ganzes („Gestalt“) erkannt und repräsentiert werden. Zwar wurde ein spezielles neuronales Areal für die Erkennung von Wortformen postuliert (sog. „visual word form area“), dieses scheint jedoch nicht spezifisch für die Worterkennung zu sein, da es auch auf andere Reize reagiert (z.B. Bild des EifelTurms). Studien haben nachgewiesen, dass die Buchstaben eines Wortes parallel verarbeitet werden, und dies als Erklärungsgrundlage für die meisten Effekte der Wortform ausreicht. Worte können erst erkannt werden, wenn ihre Buchstaben erkennbar sind. Ferner sinkt die Effizienz der Worterkennung linear mit der Wortlänge, was mit der Idee einer Wortform-Erkennung nur schwer vereinbar ist. Eine weitere Erkenntnis betrifft die Erkennung einzelner Buchstaben eines Wortes, in Abhängigkeit ihrer Position in einem Wort. Die Genauigkeit der Erkennung von Buchstaben eines Wortes ist nicht gleichförmig, sondern folgt einer W-Form: insbesondere der erste Buchstabe wird am besten erkannt bzw. erinnert, und auch der letzte Buchstabe hat in vielen Untersuchungen einen Wahrnehmungsvorteil, wenn auch nicht so ausgeprägt wie der erste Buchstabe.24 Ferner wird bei längeren Worten (>4 Buchstaben) auch ein Buchstabe in der Wortmitte gut erkannt, da das Auge in der Regel in der Wortmitte oder leicht links davon „landet“ (wo die visuelle Auflösung besonders gut ist). Ein weiterer, wichtiger Faktor ist die Häufigkeit, mit der das Wort in geschriebener Sprache vorkommt (word frequency). Worte, die besonders häufig auftreten, werden schnel- 24 Tydgat, I. & Grainger, J. (2009). Serial position effects in the identification of letters, digits and symbols. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, Vol. 35, No. 2, 480–498. 20 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 ler erkannt als Worte, die selten auftreten. Die Erkennung von häufigen Worten ist schneller und genauer als bei anderen Worten. Die Worthäufigkeit hat auch Einfluss auf die Betrachtungsdauer. Je seltener ein Wort vorkommt, desto länger wird es betrachtet. Optische Täuschung Die pattern recognition hat jedoch nicht nur Vorteile. Mit dieser Form der optischen Re-Konstruktion lassen wir uns leicht in die Irre führen, wenn ein Objekt in eine Umgebung platziert wird, in der es sich so nicht befinden dürfte. Das ist seit Jahrhunderten bekannt und wird gern für gezielte Sinnestäuschungen – das trompe l’oeil – verwendet. Am einfachsten lässt sich das anhand der unzähligen visuellen Illusionen demonstrieren, die man wahrnehmen und unmittelbar erleben kann. Die Abbildung oben zeigt ein Beispiel. Gezeigt sind zwei Tische bzw. Tischplatten, deren Form sehr unterschiedlich aussieht. Eine wirkt eher lang und schmal, die andere kurz und breit. Tatsächlich ist die Form der Tischplatte beider Exemplare identisch, was man leicht durch Nachzeichnen auf transparentem Papier und Rotieren des eines Tisches in den anderen verifizieren kann. Beide Tische sind genau deckungsgleich. Das wahrgenommene Bild (die beiden Formen sind unterschiedlich) weicht deutlich von der Realität ab (beide Formen sind identisch). Damit wird nochmal deutlich: Wahrnehmung funktioniert nicht wie eine Kamera, sondern beinhaltet fundamental einen konstruktiven Akt, der auch und insbesondere Erinnertes sowie Erwartungen beinhaltet, die auf Basis schon gelernter Inhalte aktiviert werden. Das Beispiel verdeutlicht auch, dass Introspektion bzw. die eigene Anschauung beim Wahrnehmen ein schlechter Ratgeber sein kann, da Realität und subjektive Wahrnehmung oft deutlich voneinander abweichen. 3. Hierarchie der Wahrnehmung Die Erkenntnisse zu den physiologischen Grenzen unseres optischen Apparates und den Mechanismen der gehirngesteuerten visuellen Wahrnehmung führen in einem weiteren Schritt zur Feststellung einer unterschiedlichen Qualität visueller Signale im Sinne eines Rankings. Schon das Auge nimmt bestimmte Signale schlechter auf als andere und die gehirngesteuerte Orientierung an diagnostischen Signalen wirkt wie ein Filter. Entsprechend spielen nicht alle wahrnehmbaren Merkmale eines Objektes eine gleich bedeutende Rolle. Die Verarbeitung visueller Eigenschaften wie Farben, Formen oder Schrift dauert aus verschiedenen Gründen unterschiedlich lange, die visuelle Wahrnehmung ist also asynchron. Dabei zeigt sich über viele Studien hinweg, dass von allen visuellen Merkmalen eines Objektes Formen und Farben am schnellsten wahrgenommen werden. Ein robuster Befund aus der Wahrnehmungs- bzw. Lernpsychologie zeigt insbesondere die hohe Relevanz visuell-bildhafter Reize (z.B. Farben, Formen) gegenüber textlichen Informationen (z.B. Produkt- und Markennamen). Der so genannte Bildüberlegenheits-Effekt (picture superiority effect) beschreibt das Phänomen, dass bildhafte Informationen besser erinnert und wiedererkannt werden als Wörter.25 Auf Basis der bislang referierten Befunde können folgende Regeln abgeleitet werden: • F okale Nahsicht vor peripherer Wahrnehmung/ Fernsicht (optische Auflösung) •B ilder, Formen und Farben vor Schrift •D iagnostische vor anderen Merkmalen •H äufig vorkommende vor selten vorkommenden Merkmalen 25 Hockley, W.E. (2008). The picture superiority effect in associative recognition. Memory & Cognition, Vol. 36, No. 7, 1351–1359. 21 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Erinnertes und Erwartetes vor Unbekanntem Bei der Frage, welche Rolle Formen und Farben bei der Erkennung von Objekten spielen, war lange Zeit klar: Formen vor Farben. Farben wurden eine relevante Rolle bei der Objekterkennung abgesprochen. Schon aus der um den Faktor zwanzig größeren Zahl der Zäpfchen im Vergleich zu den Stäbchen lässt sich eine weitaus leistungsfähigere Wahrnehmung von Formen gegenüber der Wahrnehmung von Farben vermuten. Zudem können Formen bei abnehmendem Licht besser wahrgenommen werden. Trotzdem zeigen inzwischen viele Studien eindeutig: der Vorteil von Formen gegenüber Farben ist oft minimal (z.B. im Bereich von 20 Millisekunden in der neuronalen Verarbeitungsgeschwindigkeit) und Farben spielen eine zentrale Rolle, sofern sie für ein Objekt (z.B. Produkt, Marke) diagnostischen Charakter haben26. 4. Die Reaktionssteuerung Die Reaktionssteuerung im Autopilot- und PilotModus Visuelle Reize sind zentrale Stimuli für unser Verhalten. Bereits die Geschwindigkeit und Dichte der optischen Wahrnehmung weckt erste Zweifel, dass die – oft überlebenswichtige – Reaktion auf optische Reize ein bewusstes, rationales Handeln ist. Spätestens seit dem Nobelpreis für den Psychologen Daniel Kahneman und dessen Arbeiten zu den beiden Arten der Reaktionssteuerung im menschlichen Gehirn ist aber bekannt und anerkannt, dass das Bild des „rationalen“ Entscheiders insgesamt deutlich korrigiert bzw. ergänzt werden muss27. Es gibt im menschlichen Gehirn zwei Arten der Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung, Kahneman spricht von „System 1“ und „System 2“ (s. Abbildung). System 1 arbeitet wie ein Autopilot: schnell, automatisiert, ohne Nachdenken und implizit. Dieses System ist unter anderem für Wahrnehmung zuständig. Es arbeitet assoziativ und ermöglicht die effiziente Erkennung von Marken. System 2 arbeitet wie ein Pilot: kontrolliert, langsam, seriell. Dieses System wird aktiv, wenn System 1 nicht mehr weiter weiß, es also zu Störungen kommt und das Ziel besteht, das Problem über Nachdenken zu lösen. Ein klassisches Beispiel, das auch die Arbeitsteilung der beiden Systeme verdeutlicht, ist das Autofahren. Die ersten Fahrstunden müssen mangels Erfahrung vornehmlich über System 2 absolviert werden. Die vielen Reize können noch nicht automatisiert in Bewegungsabläufe übersetzt werden. Nach einigen Jahren fährt man von A nach B und wundert sich oft, wie man an das Ziel gekommen ist, weil die Gedanken während der ganzen Fahrt überall waren, nur nicht beim Fahren selbst. Je mehr Routine und Erfahrung in einem Gebiet oder einer Tätigkeit (z.B. Produkte einkaufen, Werbung betrachten) bestehen, desto mehr übernimmt der Autopilot im Kopf. Wie in einer Firma werden Abläufe wo immer möglich automatisiert, in erster Linie aus Effizienzgründen. Die entscheidende Erkenntnis hierbei ist, dass das System 1 – der Autopilot im Kopf – sehr viel mächtiger ist, als lange angenommen. Kahneman beschreibt es mit dem Bild, dass das Nachdenken für den Menschen ist wie das Schwimmen für Katzen: man kann es, aber tut es äußerst ungerne. Obwohl unser Gehirn nur 2 % des Körpergewichts ausmacht, verbraucht es etwa 75 % der Glukose im Blut, was das Gehirn zum mit Abstand „teuersten“ Organ im Körper macht was den Energieverbrauch betrifft. Glukose (die zentrale Art von 26 Tanaka, J.W. und Presnell, L.M. (1999). Color diagnosticity in object recognition. Percept. Psychohys., 61 (6), 1140-1153; Therriault, D.J., Yaxley, R.H., Zwaan, R.A. (2009). The role of color diagnosticity in object recognition and representation. Cognitive Processing, 335–342 27 Kahneman, D. (2012). Schnelles Denken, langsames Denken. Siedler Verlag. 22 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Zucker im Blut) ist die primäre Energiequelle für das Gehirn und den Rest des Körpers. Die Energiekosten sind besonders hoch für mentale Aufgaben, die das Kahneman’sche System 2 erfordern (z.B. Nachdenken, Selbstkontrolle). Denken verbraucht also viel Körperenergie und ist deshalb unökonomisch.28 Es stellt sich heraus, vielleicht doch nicht so überraschend wenn man sein eigenes Verhalten ehrlich reflektiert, dass Menschen in aller Regel über System 1 reagieren, insbesondere wenn eine oder mehrere der vier folgenden Bedingungen erfüllt sind: Reiz-Überlastung: Der Pilot im Kopf (System 2) hat eine sehr beschränkte Verarbeitungskapazität von geschätzten 40 Bits (System 1: 11 Millionen Bits). Flüstert jemand während eines Vortrages, oder ein Handy klingelt, kann man dem Vortrag nicht mehr bewusst folgen. Die Konsequenz ist, dass es bei ReizÜberlastung (overload) eine starke Tendenz hin zu System 1-Entscheidungen gibt. Zeitdruck: wenn keine Zeit da ist, das langsame System 2 zu aktivieren, dominiert der Autopilot. Geringes Involvement: wenn keine oder nicht ausreichend Motivation da ist, über etwas nachzudenken, dominiert der Autopilot. Hohe Komplexität: wenn ein Problem bzw. eine Aufgabe sehr komplex ist, wird oft auf intuitives Erfahrungswissen (System 1) zurückgegriffen. Effizienzsteigerung im Autopilot Modus Die Kognitionswissenschaft kennt mehrere Phänomene der menschlichen Wahrnehmung, die ihren evolutionsbiologischen Grund in der ressourcenschonenden Effizienzsteigerung im Autopiloten (System 1) und der limitierten Kapazität des bewussten System 2 haben, die aber auch zu Gefahren durch Fehlwahrnehmungen führen; die stimulus generalization und die damit in enger Verbindung stehende kategoriale Wahrnehmung, die Top-Down-Verarbeitung, die inattentional blindness sowie die change blindness und der confirmation bias. Von zentraler Bedeutung ist zunächst die Erkenntnis, dass der menschliche Wahrnehmungsapparat per se nicht in der Lage ist, jeden objektiv vorhandenen Unterschied zwischen Reizen auch als solchen wahrzunehmen. Man spricht in diesem Zusammenhang vom gerade noch wahrnehmbaren Unterschied (just noticeable difference). Auch wenn es objektiv Unterschiede gibt, kann dieselbe Wahrnehmung erfolgen, wenn der Unterschied unter dem gerade noch wahrnehmbaren Unterschied liegt. Dazu kommt, dass das menschliche Gehirn besonders effizient darin ist, objektive Unterschiede zu kompensieren um damit Stabilität in der Wahrnehmung der Umwelt herzustellen (so genannte Objektkonstanz).29 Der Grund liegt darin, dass beispielsweise im Bereich farblicher Reize die subjektive Wahrnehmung je nach Helligkeit, Farbumfeld usw. differieren kann. Für das Gehirn ist es aber wichtig, eine Stabilität der Wahrnehmung trotz dieser Einflüsse zu gewährleisten. Für unsere Vorfahren musste eine Erdbeere auch dann erkennbar sein, wenn die Lichtverhältnisse suboptimal waren. Diese generalisierende Funktionsweise des menschlichen Gehirns ist in lernpsychologischen Experimenten vielfach belegt worden. In der Fachsprache heißt dieser Vorgang Reiz-Generalisierung (stimulus generalization).30 Aufgrund der Reiz-Generalisierung ist es in einer konkreten Situation aus Sicht des menschlichen Wahrnehmungsapparates und Gehirns nicht ausschlaggebend, ob tatsächlich genau die ehemals erlernte Form oder 28 Fairclough, S.F. und Houston, K. (2004). A metabolic measure of mental effort. Biological Psychology, 66, 177–190. 29 Healey, G. & Slater, D. (1994). Global color constancy: recognition of objects by use of illumination-invariant properties of color distributions. JOSA A, Vol. 11, Issue 11, 3003–3010. 30 Shettleworth, S. J. (2010) Cognition, Evolution, and Behavior (2nd edn) Oxford Univ. Press 23 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Farbe vorliegt, sondern es findet ein Generalisierungsprozess auf ähnliche Reize statt. Die heutigen Erkenntnisse der Neurowissenschaften über die Leistungsfähigkeit der menschlichen Informationsverarbeitung sind teilweise schon lange aus der Wahrnehmungspsychologie bekannt, die hierzu das Prägnanzgesetz formuliert hat. Danach werden wahrgenommene Objekte nicht in ihrer tatsächlichen Form gespeichert, sondern in einer vereinfachten, idealtypischen Form, die es ermöglicht verschiedene gleichartige Gegenstände schnell und leicht zu identifizieren, auch wenn sie in der Formgebung nicht identisch sind.31 Diese Form kategorialer Wahrnehmung ist jedoch nicht auf gegenständliche Objekte beschränkt, sondern gilt genauso für die Farbwahrnehmung. Menschen können zwar viele Farbnuancen sensorisch unterscheiden (Schätzungen zufolge bis zu zwei Millionen Farbnuancen), nutzen aber weltweit nur wenige Farbkategorien („rot“, „grün“, „gelb“, „blau“, „lila“ etc.). Ein Beispiel ist die Wahrnehmung eines Regenbogens: Obwohl ein Regenbogen aus einem kontinuierlichen Spektrum an Wellenlängen besteht, nimmt man Kategorien von einzelnen Farben wahr statt des Kontinuums. Die subjektive Wahrnehmung ist diskret bzw. kategorial, die physische Realität ist kontinuierlich. Es fällt Menschen entsprechend leichter (d.h. sie sind schneller und genauer), zwei Farbnuancen zu unterscheiden, wenn eine der beiden Farbabstufungen in einer anderen Farbkategorie liegt (z.B. grün und gelb), als wenn beide Farben in derselben Farbkategorie repräsentiert sind (z.B. zwei Grüntöne), auch wenn die objektiven Unterschiede für beide Farbpaare identisch sind. Das Gehirn ordnet Farben nach Farbkategorien, und Farbunterschiede innerhalb einer Farbkategorie ergeben sehr ähnliche Aktivierungen in den relevanten neuronalen Arealen.32 Der kognitive Apparat des Menschen formt aus einer kontinuierlichen physikalischen Dimension (wahrnehmbare Wellenlängen im Lichtspektrum) eine kategoriale Repräsentation, im Übrigen nicht nur von Farben sondern der Wahrnehmungsreize insgesamt. Das Beispiel der Wahrnehmung eines Regenbogens zeigt, dass kategoriale Repräsentationen (z.B. von Farben) im Gehirn die Wahrnehmung optischer Reize stark beeinflussen können. Diese auch Top-Down-Verarbeitung (vom Gehirn zu den Sinnen) genannte Disposition führt dazu, dass Menschen oft das sehen, was sie zu sehen erwarten und das übersehen, was sie nicht erwarten. Das hat massive Auswirkungen auf den Alltag, ist aber keineswegs auf Alltagswahrnehmungen beschränkt. Sogar Radiologen übersehen das experimentell eingefügte Bild eines Gorillas wenn sie nach Auffälligkeiten in Lungenscans suchen.33 Ein Gorilla wird einfach nicht erwartet und deshalb leicht übersehen, auch wenn er vom Auge registriert wird (inattentional blindness). Diese Form der Verarbeitung ist sehr effizient, denn über den Rückgriff auf Erinnertes und den darauf basierenden Erwartungen kann die weitere Verarbeitung eines Reizes hypothesen-geleitet und damit schnell erfolgen. Gibt es eine sehr eindeutige und klare Erwartung, um welches Objekt es sich handelt, und wird die Erwartung durch die eingehenden Signale bestätigt, reduziert sich die neuronale Aktivierung deutlich. Das ist sehr effizient, denn warum sollte weiter Energie in die Erkennung investiert werden, wenn es hinreichend klar ist, um welches Objekt es sich handelt? Dieser neuronale Abschalt-Effekt ist unter anderem der Grund dafür, dass die meisten Unfälle genau dort passieren, wo man sich gut auskennt (z.B. Wohngegend). 31 Wagemans, J., Elder, J. H., Kubovy, M., Palmer, S. E., Peterson, M. A., Singh, M., & von derHeydt, R. (2012). A Century of Gestalt Psychology in Visual Perception: I. PerceptualGrouping and Figure-Ground Organization. Psychological Bulletin, 138 (6), 1218–1252. 32 Brouwer, G.J. und Heeger, D.J. (2013). Categorical clustering of the neural representation of color. The Journal of Neuroscience, 33 (39), 15545–15465. 33 Drew, T., Vö, M.L.-H. & Wolfe, J.M. (2013). The invisible gorilla strikes again: sustained inattentional blindness in expert observers. Psychological Science, Vol. 24, No. 9, 1848–1853. 24 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Man schaut nicht mehr genau hin und das Gehirn vervollständigt die Informationen aus dem Gedächtnis. Ein weiterer Grund für diese Effekte ist die beschränkte Verarbeitungskapazität im Kahneman‘schen System 2. Wie erwähnt beträgt diese Kapazität des bewussten Wahrnehmens gerade einmal 40 Bits und entsprechend sind Menschen nicht in der Lage, mehr als 3 bis 4 Informationen gleichzeitig im Bewusstsein zu halten. Sucht der Radiologe nach Auffälligkeiten in Lungenscans kann ein unerwarteter Gorilla im Bild schon alleine deshalb übersehen werden, weil sich die beschränkte bewusste Aufmerksamkeit auf die für Lungenauffälligkeiten diagnostischen Merkmale konzentriert, und alle weiteren Reize ausgeblendet werden. Auf der beschränkten bewussten Wahrnehmung bzw. Aufmerksamkeit beruht auch die so genannte Veränderungsblindheit (change blindness): der Mensch ist erstaunlich anfällig dafür, Veränderungen in Reizen nicht zu bemerken. Blickt der Betrachter beispielsweise auf eine Abbildung und wird die Aufmerksamkeit kurz abgelenkt, etwa durch eine vorbeigehende Person, so erkennt der Betrachter zwischenzeitlich vorgenommene Veränderungen des Bildes nicht, auch wenn diese umfangreich sind. So kann es passieren, dass man einen Freund in einem Raum nicht bemerkt, wenn man nach einem freien Platz sucht, obwohl der Freund winkt. Ein weiterer Effekt, der auf die Top-Down-Verarbeitung zurückgeht, ist der so genannte Bestätigungsfehler (confirmation bias). Damit wird in der Kognitionspsychologie die Neigung bezeichnet, Informationen so zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen bzw. bestätigen.34 Unbewusst ausgeblendet werden dabei Informationen, die eigene Erwartungen widerlegen. Wird ein Vorgang wiederholt durchgeführt, entstehen Habitualisierungs-Effekte, d.h. man schaut nicht mehr genau hin und lässt sich zunehmend von den automatisch generierten Erwartungen leiten, auf Basis leicht verarbeitbarer und effizienter nicht-verbaler Hinweisreize (z.B. Farben, Formen, Größen, Symbole, Bilder, Klänge, Melodien). Sorgfältiges Lesen erfordert kognitive Aktivität, die dann nicht mehr oder nicht mehr in relevantem Ausmaß investiert wird bzw. investiert werden muss. Konsequenzen für die Steuerung der Reizreaktion Die Konsequenzen der ressourcenschonenden Reizverarbeitung im Autopilot-Modus liegen auf der Hand. Die Reaktion erfolgt automatisiert, ohne Reflektion (also implizit) und gehorcht den oben beschriebenen Gesetzmäßigkeiten. Alles, was außerhalb der auf Geschwindigkeit und Effizienz ausgerichteten automatisierten Wahrnehmung liegt, muss entweder als Störung der Automatisierung (Unbekanntes ist immer gefährlich) die Mauer zur kognitiven Verarbeitung durchbrechen oder fällt aus der Wahrnehmung heraus. Das bedeutet, dass auf unerwartete Reize entweder gar keine (inattentional blindness, change blindness) oder eine – im wissenschaftlichen Sinne – falsche, weil inadäquate Reaktion erfolgt (stimulus generalization, confirmation bias), die jedenfalls nicht durch eine der Abweichung des visuellen Signals entsprechende Abweichung vom üblichen Reaktionsverhalten geprägt ist. 5. Zur Wahrnehmung von Marken Marken als diagnostische Merkmale Marken greifen die Disposition unseres Wahrnehmungsapparates zur Orientierung an diagnostischen 34 Nickerson, R. S. (1998). Confirmation Bias: A Ubiquitous Phenomenon in Many Guises. Review of General Psychology 2 (2): 175–220 25 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Merkmalen auf. Denn sie vereinfachen und bündeln die Aufnahme der zu einem Produkt verfügbaren Informationen in einem einfachen visuellen Signal, das für die Rezeption und Reizreaktion im Autopilot-Modus zugänglich ist. Für alle Marken gilt, dass sie umso sicherer als diagnostisches Merkmal funktionieren, je bekannter sie sind.35 Je stärker der Charakter einer Marke als diagnostisches Merkmal ausgebildet ist, umso schneller und sicherer erfolgt die Zuordnung zu einem bestimmten Produkt, einem bestimmten Hersteller und einer bestimmten Produkterwartung. In einer Studie zur Objekterkennung zeigte sich, dass bereits bei einer Darbietungszeit von 1/15 Sekunde 94 % der Befragten in der Lage waren, eine auf dem Bild gezeigte Flasche ohne Lesen, also rein auf Basis visueller Merkmale, der Marke Martini korrekt zuzuordnen.36 In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, dass Konsumenten in der Lage sind, innert 100 Millisekunden zu erkennen, ob es sich bei einer Vorlage um eine Werbeanzeige oder eine redaktionelle Seite handelte und – wenn die Werbeanzeige typisch für ein Produkt war – um welches Produkt es sich handelte.37 Das Wahrnehmen und Erkennen von bekannten Objekten und Produkten verläuft automatisch und so schnell, dass ein bewusstes Nachdenken nicht möglich und auch nicht nötig ist. Bewusst wird einzig das Ergebnis des Wahrnehmungsaktes. Die visuelle Ähnlichkeit des ersten Eindrucks mit schon gespeicherten visuellen Merkmalen entscheidet, welche Objekte als Erwartungen mental aktiviert werden. Die Form einer Bohrmaschine ähnelt der Form eines Haarföhns oder auch einer Waffe. Ohne dass der Betrachter es bewusst bemerkt, werden im Gehirn diese visuell ähnlichen Objekte als erste Erwartungen aktiviert – außer das Objekt besitzt eineindeutige Hinweisreize (z.B. Coca-Cola Rot und Typographie), dann wird genau dieses Objekt als Erwartung generiert. Je größer die Überlappung zwischen den visuellen Merkmalen im Gedächtnis und den (beachteten) visuellen Merkmalen des Reizes, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Reiz (z.B. rote Tasse) die assoziierten Inhalte (z.B. Marke Nescafé) aktiviert. Dabei sind es in erster Linie die schon erwähnten diagnostischen Merkmale, welche Ähnlichkeitsurteile bestimmen, denn diese diagnostischen Merkmale fallen besonders auf (sonst wären sie nicht diagnostisch). Die konkrete bzw. genaue Auswahl und Gewichtung der Merkmale, auf deren Basis Ähnlichkeit in einer Produktkategorie bestimmt wird, gilt es im konkreten Fall zu bestimmen, da sie grundlegend kontext-sensitiv ist. Viele Marken sind darüber hinaus darauf angelegt, durch eine Kombination verschiedener diagnostischer Merkmale die Stabilität der Wahrnehmung zu stärken und damit die sichere Zuordnung zu einem bestimmen mit der Marke verknüpften Vorstellungsbild zu steigern. Hierbei spielen Formen und Farben eine herausragende Rolle. So werden Wortmarken oder Bildsymbole zum Beispiel, auch wenn sie nicht farbig eingetragen sind, vom Markeninhaber nur in Kombination mit einer bestimmten Farbe verwendet. Auch Konsumgüter sind aus dem gleichen Grund häufig immer nur in einer bestimmten Farbe oder Farbkombination verpackt. Ein typisches Beispiel ist die goldene Farbe beim Osterhasen von Lindt. Diagnostisch für Marken sind bestimmte Elemente dann, wenn sie von einer hohen Anzahl von Konsumenten einer Marke zugeordnet werden und sie gleichzeitig kaum oder gar nicht anderen Marken derselben 35 Macdonald, E.K. und Sharp, B.M. (2000). Brand awareness effects on consumer decision making for a common, repeat purchase product: a replication. Journal of Business Research, 48, 5–15. 36 Kapferer, J.-N. (1995). Brand confusion: Empirical study of a legal concept. Psychology & Marketing, 12(6), 551–568. 37 Pieters, R. und Wedel, M. (2012). Ad Gist: Ad communication in a single eye fixation. Marketing Science, Vol. 31, No. 1., 59–73. 26 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Produktkategorie zugeordnet werden. Ein Beispiel ist die rote Farbe, die innerhalb der Kategorie der SodaGetränke für Coca-Cola distinktiv und gut gelernt ist. Sobald ein zweiter Anbieter eine schon „belegte“ diagnostische Farbe prominent einsetzt, und dies schließt auch ähnliche Farbnuancen innerhalb dieser Farbkategorie ein, kommt es entweder je nach Kontext zu Verwechslungen, oder die Farbe verliert ihren diagnostischen Charakter, weil die Marke nun nicht mehr eindeutig einer Farbkategorie zugeordnet werden kann. Diagnostische Farben (oder auch Formen oder Symbole) haben demnach im Marketing nicht nur eine dekorative Funktion, sondern spielen bei der Markierung von Produkten und Marken eine herausragende Rolle, insbesondere für die visuelle Suche (wo ist es?) und Identifikation (was ist es bzw. wer ist es?). Die Identifikations- und Unterscheidungsfunktion von solchen Merkmalen kann so stark bzw. diagnostisch sein, wie der Markenname selbst (s. Abbildung oben). Die Abbildung zeigt eine Reihe marken-diagnostischer Formen. Diese funktionieren auch dann als Hinweisreize für die jeweilige Marke, wenn die Farbgebung nicht den realen bzw. gelernten Farben entspricht. Die Reaktion beschleunigt sich jedoch wie erwähnt, wenn mehrere diagnostische Merkmale genutzt werden können, zum Beispiel Farbe und Schrifttyp (s. Abbildung). Viele Betrachter übersehen, dass in diesem Beispiel nicht Coca-Cola sondern ein Phantasiewort (Coco- Cala) geschrieben steht. Auch wenn man nicht direkt auf die Schrift fixiert, sondern die Aufmerksamkeit „schweben“ lässt, vervollständigt sich das wahrgenommene Bild bei vielen Betrachtern zu „Coca-Cola“. Auf Basis der (schon gelernten bzw. gespeicherten) Typographie und Farbe wird die Erwartung generiert, dass es sich um Coca-Cola handelt und diese Erwartung kann die objektive Wahrnehmung „überstimmen“. Die aufgrund von Farben (bzw. Formen oder Größen) generierten Erwartungen werden im nächsten Verarbeitungsschritt zurück zu den visuellen Arealen gereicht und beeinflussen die weitere, detailliertere Verarbeitung des Objektes in die erwartete Richtung. Die diagnostische Überlegenheit von Bildern Bereits die Hierarchie der Wahrnehmung legt eine Überlegenheit von Bildmarken gegenüber Wortmarken nahe. Denn Bildmarken erreichen ihren Adressaten auch noch in dem verhältnismäßig großen Bereich der peripheren bzw. distanten Wahrnehmung, in dem Wortmarken schon aus rein physikalischen Gründen keine Wirkung mehr haben.38 Der Vorrang von Formen und Farben gegenüber Schrift eröffnet den Zugang zu einer noch weitergehenden Erkenntnis, die aufgrund der Physiologie unseres Wahrnehmungsapparates nahe liegt; dem bislang noch nicht thematisierten Vorrangverhältnis von Produktaufmachungen gegenüber Marken. Denn Produktaufmachungen sind in der peripheren bzw. distanten Wahrnehmung noch zu identifizieren; die kleineren Markenlogos sind es nicht mehr. Aus der Sicht der Wahrnehmungspsychologie führt das aber nicht notwendig zu einem weiteren Vorrangverhältnis. Vielmehr kommt Produktaufmachungen genauso wie Marken der Charakter eines diagnostischen Merkmals zu, d.h. 38 Wortmarken müssen deshalb am Verkaufsort, wenn sie ihren Adressaten erreichen wollen, nochmals gesondert und vergrößert kommuniziert werden. Das geschieht über Deckenschilder oder Markenregale, in denen die Wortmarke in deutlich vergrößerter Schrift über dem Markensortiment angebracht ist. 27 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger dass hier keine für die Wahrnehmung beachtlichen Unterschiede bestehen, die über die erleichterte Wahrnehmung von Produktaufmachungen hinausgehen. Ein Regal mit Waschmittelprodukten, wie es sich aus der peripheren bzw. distanten Wahrnehmung dem Gehirn präsentiert. Sichtbar sind Farben, Formen und Größen. Es kann nicht gelesen werden. Wie bereits erwähnt, ist die hier nur für das periphere oder distante Sehen veranschaulichte Überlegenheit von Bildern als robuster Befund aus der Wahrnehmungs- bzw. Lernpsychologie wissenschaftlich vielfach abgesichert. Dieser Effekt tritt auch bei Marken oder Werbeanzeigen auf. Um es mit dem bekannten Werbeforscher Kröber-Riel zu formulieren: „Bilder sind schnelle Schüsse ins Gehirn“. Jeder Marketing-Fachmann kennt das Phänomen, dass sich viele Kunden in ihrer Interaktion mit Kontaktpunkten einer Marke (z.B. Verpackung, Werbung) sehr stark an bildhaften Elementen orientieren, was auch mit erklärt, warum moderne Werbung und Verpackungsdesigns überwiegend bildhaft gestaltet sind, und der absolute wie relative Anteil von Worten über alle Branchen über die Jahre hinweg signifikant gesunken ist. In Marktforschungen können sich viele Konsumenten nicht an den genauen Produktnamen erinnern, obwohl sie das Produkt regelmäßig kaufen und nutzen. Mit Hilfe von Messungen der zeitlichen Aufmerksamkeitsverteilung über Blickaufzeichnung wurde für die Wahrnehmung von Werbeanzeigen gezeigt, dass die initiale Aufmerksamkeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zunächst auf die Bildelemente und nicht auf Texte gerichtet wird. Ein ähnlicher Wahrnehmungsvorteil wurde auch für Farben gezeigt39. Bilder werden schneller erkannt, wenn sie in ihrer typischen bzw. diagnostischen Farbe (z.B. gelbe Banane) dargeboten werden, als wenn sie ohne oder mit verfälschter Farbe gezeigt werden. Dabei soll hier nicht die Aussage sein, dass die Schrift bzw. Texte keine Rolle spielen. Die Aussage ist vielmehr, dass nicht-verbale Reize eine ähnlich potente Rolle bei der Marken-Identifikation spielen, und in manchen Kontexten sind es in erster Linie die nicht-verbalen Reize, die für die Identifikation genutzt werden. Wie genau die Gewichtung der einzelnen Merkmale ist hängt signifikant vom konkreten Kontext ab, unter anderen dem Auftritt der Wettbewerber, der Konsistenz im eigenen Auftritt hinsichtlich der relevanten Merkmale, oder den Marketing- und Media-Investitionen. Reizsteuerung durch Produkt- und Zeichen aufmachung Ein weiterer Aspekt ist die konkrete Gestaltung: ein Wort wird weniger ins Gewicht fallen, wenn es schlecht lesbar ist, zum Beispiel weil es auf einem visuell unruhigen Hintergrund platziert ist. Je auffälliger ein Merkmal auf einem Produkt umgesetzt ist, desto eher wird es wahrgenommen, gelernt und in der Folge für die Erkennung genutzt. In der Fachsprache wird dies „Salienz“ (saliency) genannt. Salienz aktiviert denjenigen Teil der Aufmerksamkeit, der nicht durch Erwartungen sondern durch den Reiz selbst bedingt ist. 39 Wurm, L.H., Legge, G.E., Isenberg, L.M, und Luebker, A. (1993). Color improves object recognition in normal and low vision. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, Vol. 19, No. 4, 899–911 28 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Es ist sehr wichtig zu wissen, ob ein gegebenes Merkmal auffällig ist oder nicht, um abzuschätzen, ob es bei der Erkennung eine Rolle spielt bzw. spielen kann. Dabei kann man heute auf validierte Software-Modelle zurückgreifen, die nachbilden bzw. simulieren, wie das Gehirn die Auffälligkeit von Merkmalen bestimmt. Die Abbildung oben links zeigt ein typisches Ergebnis. Untersucht wurde ein Bild, das einen Text zeigt („Golden Eagle Deluxe“), Kaffeebohnen sowie eine rote Tasse (Bild A). Ebenfalls gezeigt sind zwei Ergebnisse der Aufmerksamkeits-Simulation: eine so genannte Heatmap-Darstellung (Bild B), welche die AufmerksamkeitsSchwerpunkte visualisiert (je dunkler das Rot, desto stärker wird das Element beachtet), sowie eine quantitative Auswertung (Bild C) für die beiden Bereiche. Wie man sieht ist die rote Tasse der Blickfang. Sie wird am stärksten beachtet und kann deshalb eine wichtige Rolle beim Wahrnehmen, Lernen und Identifizieren dieser Marke einnehmen. Dies geschieht jedoch nur dann, wenn diese rote Tasse konsistent eingesetzt wurde bzw. wird (Assoziations-Lernen), sowie in diesem Markt einzigartig ist (Diskriminations-Lernen). Dann und nur dann eignet sich die rote Tasse als diagnostisches Merkmal für die Marke. Wird aber diese bzw. eine ähnliche rote Tasse schon von einer anderen Marke in demselben Markt verwendet (hier: Nescafé), und ist sie schon für diese Marke diagnostisch, entsteht die Gefahr von Verwechslungen und Verwässerungen. Aufgrund der frühen bzw. schnellen Wahrnehmung der roten Tasse wird – wie gezeigt schon nach weniger als einer Viertel Sekunde, also noch bevor gelesen und nachgedacht werden kann – eine Erwartung darüber generiert, um welche Marke es sich handelt. Wird eine eindeutige Hypothese generiert (hier: Nescafé) kann es zu dem beschriebenen neuronalen Abschalt-Effekt kommen – man schaut nicht mehr genauer hin, liest die Texte nicht mehr genau, weil es ja schon eine eindeutige Erwartung gibt, um welche Marke es sich handelt. In der Marketing-Praxis sind viele Fälle bekannt, in denen die relevanten Verkehrskreise im Rahmen von Werbemittel-Tests felsenfest davon überzeugt sind, eine Werbefigur oder Botschaft gesehen zu haben bzw. zu erinnern, welche das Unternehmen seit Jahren, teilweise Jahrzehnten nicht mehr einsetzt bzw. kommuniziert. Sobald klar ist, welche Marke der Absender der Botschaft ist, werden gelernte Inhalte und Assoziationen sowie darauf basierende Erwartungen aktiviert. Ähnlichkeit und Unähnlichkeit Die Wahrnehmung von Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten ist eine menschliche Grunderfahrung. Denn die natürliche Umwelt erschließt sich in ihrer Ordnung der Tier- und Pflanzenwelt über ein gleiches oder ein ungleiches Äußeres. Evolutionäre Stammbäume können so nicht nur über die DNA, sondern auch anhand der Ausprägung typischer äußerer Merkmale nachvollzogen werden. Die äußere Ähnlichkeit ist jedoch nicht nur ein Indikator für evolutionäre Verwandtschaftsbeziehungen. Die Ähnlichkeit menschlicher Physiognomien informiert zugleich über Blutsverwandtschaften. 29 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Dieses Prinzip prägt auch die Warenwelt. Denn Produkte gleicher Herkunft werden von Herstellern ähnlich gestaltet, um über das äußere Erscheinungsbild einen Herkunftsbezug herzustellen. Gleiches gilt für die Markenbildung, wenn verschiedene Marken auf eine gleiche Herkunft hinweisen sollen: Wahrnehmungspsychologisch reagieren wir auf die Ähnlichkeit von Reizen nach immer dem gleichen Muster; dem Gesetz der Ähnlichkeit. 40 Danach gruppiert der menschliche Wahrnehmungsapparat Reize als zusammengehörig, wenn sie sich ähnlich sind. Je ähnlicher Menschen zwei Objekte einstufen, desto eher glauben sie auch, dass das eine Objekt ähnliche Eigenschaften aufweist wie das andere. Viele der psychologischen Theorien zur Frage, wie Menschen Objekte kategorisieren (in „Schubladen“ packen), gehen davon aus, dass die Zuordnung über Ähnlichkeitsmaße erfolgt. Je ähnlicher sich zwei Objekte bzw. Reize sind, desto eher werden sie in dieselbe Kategorie („Schublade“) eingeordnet. In einer Studie zur Hersteller-Verwechslung wurde gezeigt, dass die wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen Verpackungen und Produkten signifikant die Einschätzung beeinflusst, ob zwei Produkte von demselben Hersteller stammen. 41 Je äußerlich ähnlicher zwei Produkte, desto eher werden sie als zusammengehörig, weil vom selben Hersteller, wahrgenommen. Probanden ordneten die Produkte (Handelsmarken und bekannte, nationale Marken) nach Ähnlichkeit im Namen oder Formen, und/oder Farben. Farben und Formen werden also, wie nicht anders zu erwarten, als Ordnungskriterium und Maß für Ähnlichkeit von Produkten und Marken genutzt. Im Falle der visuellen Ähnlichkeit bestätigt die wissenschaftliche Forschung die eigene Anschauung: was ähnlich aussieht, gehört auch zusammen. Allerdings gibt die Ähnlichkeit von Produktaufmachungen und Zeichen in der Warenwelt nicht nur Auskunft über die gleiche Herkunft. Die visuelle Ähnlichkeit wird vielmehr auch auf Produkt-Merkmale generalisiert, d.h. visuell ähnliche Produkte oder Marken werden bezogen auf wahrgenommene Leistung und Qualität ähnlich wahrgenommen. Äußere Ähnlichkeit ist also nicht nur ein Hinweis auf einen gleichen Ursprung, sondern auch ein Hinweis auf ähnliche Eigenschaften. Auch das ist eine menschliche Grunderfahrung. Denn der Schluss von der Ähnlichkeit des äußeren Erscheinungsbildes auf eine gleiche Herkunft geht weiter. Was in der Tier- und Pflanzenwelt herkunftsgleich ist, ist auch eigenschaftsidentisch. Verwechslungsgefahr Für die Verwechslungsgefahr sind aus der Wahrnehmungslehre zwei Faktoren von besonderer Bedeutung. Die Relevanz des peripheren Sehens für eine normale Einkaufssituation und die Steuerung von Alltagseinkäufen über den Autopiloten im Kahneman’schen System 1. Ein Beispiel sind die Goldhasen von Lindt bzw. Riegelein. In der Abbildung ist rechts gezeigt, wie sich die beiden Gestaltungen der peripheren Wahrnehmung präsentieren. Diese Situation entspricht etwa der, wenn der Konsument im Supermarkt steht und aus der Distanz oder über die periphere Wahrnehmung registriert, dass man hier Osterhasen erwerben kann. 40 W agemans, J., Elder, J. H., Kubovy, M., Palmer, S. E., Peterson, M. A., Singh, M., & von der Heydt, R. (2012). A Century of Gestalt Psychology in Visual Perception: I. Perceptual Grouping and Figure-Ground Organization. Psychological Bulletin, 138 (6), 1218–1252 41 Loken, B., Ross, I. und Hinkle, R.L. (1986). Consumer confusion of origin and brand similarity perceptions. Journal of Public Policy and Marketing, 5, 195–211. 30 Die Ähnlichkeit in der äußeren Aufmachung der Produkte weist auf eine gleiche Herkunft hin. Die auf den Osterhasen angebrachten unterschiedlichen Wortmarken, die diesen Irrtum korrigieren und eine unterschiedlichen Herkunft anzeigen sollen, werden nicht mehr erkannt. Im Bereich der distanten oder peripheren Wahrnehmung kann ein Verbraucher aus der Perspektive vom Korridor auf das Warenregal anhand der Aufmachung beider Produkte eine unterschiedliche Herkunft nur dann erkennen, wenn es den Herstellern Riegelein und/oder Lindt gelungen ist, die Farbe der Schleife zu einem diagnostischen Merkmal zu entwickeln. Was die Wahrnehmung von Produkt- oder Markenbotschaften angeht, so erfolgt im Kahneman’schen System die Rezeption von Werbung über alle Produktkategorien hinweg über System 1; genauso wie der Großteil der Rezeption von Produktaufmachungen und Markenreizen im Supermarkt. Reiz-Überlastung herrscht insgesamt in nahezu allen Produktkategorien vor. 42 Auch und gerade Experten entscheiden sehr oft über System 1, sie müssen nicht mehr nachdenken sondern kennen die Antwort „intuitiv“. Sie sind genauso anfällig für alle Formen von Wahrnehmungsverzerrungen (für die System 1 bekannt ist) wie alle anderen auch. Das oft gehörte Argument, non-verbale Reize würden Experten (z.B. Ärzte, Apotheker) nicht beeinflussen, muss deshalb kritisch betrachtet werden. In aller Regel basiert ein solches Argument auf wenigen Fakten (wenn es überhaupt welche gibt), sondern auf der nicht mehr zeitgemäßen Annahme eines rein rationalen Entscheiders. Zumindest sollte überprüft werden, ob eine oder mehrere der oben genannten Bedingungen gelten, die System 1 Reaktionssteuerungen begünstigen (Zeitdruck, Komplexität, Overload, geringes Involvement). Falls ja, muss von einer starken Einflussnahme von System 1-Prozessen ausgegangen werden. Im Falle der Wahrnehmung und Identifizierung von Marken ist davon auszugehen, dass diese über System 1 erfolgt. Dedizierte neuroökonomische Untersuchungen haben beim Anblick starker Marken einen so genannten Effekt der „kortikalen Entlastung“ nachgewiesen. Es reduziert sich bei starken Marken die Aktivierung in Hirnarealen, die für das Nachdenken zuständig sind. Auch Vertrautheit führt zu diesem Effekt: wenn etwas vertraut ist, muss man nicht weiter darüber nachdenken, sondern kann „auf Autopilot“ reagieren. Am Rande sei erwähnt, dass die gängigen Erhebungen zur Durchsetzungskraft und Einzigartigkeit von Markeneigenschaften (z.B. Farben, Formen) in erster Linie das bewusste und reflektierte System 2 befragen. Der Trend in der Marketingforschung ist, diese tradierten Verfahren um so genannte implizite Verfahren mit Zugang zu System 1 zu ergänzen. III. Erfahrungssätze auf dem Prüfstand Einige zentrale Erfahrungssätze des Kennzeichenrechts, insbesondere zur Beurteilung der Verwechslungsgefahr, sind nunmehr daraufhin zu überprüfen, ob sie den vorstehenden beschriebenen Erkenntnissen zur wirklichen Markenwahrnehmung standhalten. Es ist unbedingt erforderlich, den Begriff der Ähnlichkeit im Hinblick auf die Verwechslungsgefahr auszulegen. Die Verwechslungsgefahr sollte die spezifische Voraussetzung für den Schutz darstellen; ob sie vor- 42 Schwartz, B. (2004). The paradox of choice: why more is less. Harper Perennial. 31 Symposium 2014 2011 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger liegt, hängt von einer Vielzahl von Umständen ab, insbesondere dem Bekanntheitsgrad der Marke im Markt, der gedanklichen Verbindung, die das benutzte oder eingetragene Zeichen zu ihr hervorrufen kann, sowie dem Grad der Ähnlichkeit zwischen der Marke und dem Zeichen und zwischen den damit gekennzeichneten Waren oder Dienstleistungen. 43 Hierbei handelt es sich um einen Erfahrungssatz mit der Qualität einer Rechtsnorm. Er beinhaltet mehrere Aussagen, vor allem aber die zentrale Aussage, dass eine Ähnlichkeit von Marken eine Verwechslungsgefahr hervorruft. Dieser Satz ist richtig, weil sich aus der Wahrnehmungslehre die Annahme bestätigt, dass der Adressat der Marke aus der Marke auf die Identität der Ware oder Dienstleistung schließt. Die Bestimmung der Identität und die Unterscheidung von Tieren, Pflanzen oder Menschen anhand der äußeren Erscheinung ist eine menschliche Grunderfahrung, die sich auf die Wahrnehmung von Produkten und Waren erstreckt. Wer sich über die äußere Erscheinung täuscht, verwechselt auch den Gegenstand der Wahrnehmung. Was das Warenzeichenrecht angeht, ist festzustellen, dass dieses Recht ein wesentlicher Bestandteil des Systems eines unverfälschten Wettbewerbs ist, das der Vertrag schaffen und erhalten will. In einem solchen System müssen die Unternehmen in der Lage sein, die Kundschaft durch die Qualität ihrer Erzeugnisse oder ihrer Dienstleistungen an sich zu binden, was nur möglich ist, wenn es Kennzeichen gibt, mit deren Hilfe sich diese Erzeugnisse und Dienstleistungen identifizieren lassen.44 Dieser Satz ist nur teilweise richtig. Denn Unternehmen ist es auch möglich, Kunden über die Identifizierung anhand des äußeren Erscheinungsbildes von Waren oder Dienstleistungen an sich zu binden. Marken greifen dort ein, wo diese Identifizierung nicht möglich ist oder sie wirken komplementär zu einem bestimmten äußeren Erscheinungsbild von Ware oder Dienstleistung. Für die Bestimmung der genauen Reichweite dieses ausschließlichen Rechts des Warenzeicheninhabers ist die Hauptfunktion des Warenzeichens zu berücksichtigen, die darin besteht, dem Verbraucher oder Endabnehmer die Ursprungsidentität des gekennzeichneten Erzeugnisses zu garantieren, indem sie ihm ermöglicht, dieses Erzeugnis ohne Verwechslungsgefahr von Erzeugnissen anderer Herkunft zu unterscheiden.45 Dieser Satz ist richtig. Er knüpft an die Feststellung an, dass die menschliche Wahrnehmung mit dem äußeren Erscheinungsbild von Pflanzen, Tieren, Menschen und Waren Herkunftsvorstellungen verknüpft. Was gleich aussieht, hat eine gleiche Herkunft, was unterschiedlich aussieht, hat eine unterschiedliche Herkunft. Die Herkunftsfunktion von Marken basiert auf diesem elementaren Wahrnehmungsprinzip. Zu diesen Funktionen gehört nicht nur die Hauptfunktion der Marke, die Gewährleistung der Herkunft der Ware oder Dienstleistung gegenüber den Verbrauchern, sondern es gehören dazu auch ihre anderen Funktionen wie u. a. die Gewährleistung der Qualität dieser Ware oder Dienstleistung…46 43 Aus dem 11. Erwägungsgrund der aktualisierten Markenrechtsrichtlinie 2008/95/EG vom 22.10.2008 44 EuGH C-10/89 = GRUR Int 1990, 960 – HAG II, Rn 13. 45 EuGH C-10/89 = GRUR Int 1990, 960 – HAG II, Rn 14. 46 EuGH C-487/07 = GRUR – LOréal/Bellure, Rn 58. 32 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Dieser Satz ist richtig. Mit den Herkunftsvorstellungen, die über eine Marke vermittelt werden, verbinden sich, jedenfalls wenn die Marke bekannt ist, auch bestimme Eigenschaftserwartungen. Denn die Zuordnung von Eigenschaften zu einer bestimmten Herkunftsvorstellung gehört ebenso wie das Hervorrufen von Herkunftsvorstellungen zur evolutionären Grundausstattung der menschlichen Wahrnehmung. Bezogen auf Waren und Dienstleistungen steht dabei die durch das äußere Erscheinungsbild ausgelöste Erwartung einer bestimmten Qualität im Vordergrund. Der Verkehr weist einfachen Gestaltungselementen keine Herkunftsfunktion zu.47 Dieser Satz ist falsch. Gerade einfache Gestaltungselemente erschließen sich hervorragend der optischen Wahrnehmung. Sie dienen problemlos als Herkunftshinweis. Die Überlegenheit dieses Gestaltungsprinzips lässt sich sowohl am immer stärkeren Abstraktionsgrad historischer Bildmarken im Prozess einer mehrfachen Modernisierung als auch an der Markenbildung moderner Zeichen und Symbole wie zum Beispiel von Facebook oder Twitter nachvollziehen. Einer Farbe wird vom Verkehr ohne grafische Gestaltung keine Herkunftsfunktion zugesprochen.48 Dieser Satz ist falsch. Farben können im Vergleich zu schriftlichen Herkunftshinweisen relativ problemlos (wenn auch in kategorialer Stufung) wahrgenommen werden und es gibt keinen Grund dafür ihnen die Eignung als Herkunftshinweis zu dienen abzusprechen. Viele Unternehmen bedienen sich in ihrer Corporate Identity einer bestimmten Farbsprache, was die Neigung des Verkehrs, Farben im Geschäftsleben einen Herkunftshinweis zu entnehmen, weiter fördert. 49 Der Verkehr nimmt Zeichen nicht gleichzeitig wahr und vergleicht sie bewusst, sondern gewinnt seine Auffassung aufgrund eines undeutlichen Erinnerungseindrucks von einem in der Vergangenheit wahrgenommenen Zeichen.50 Dieser Satz ist im Prinzip richtig. Allerdings ist er zu präzisieren. Hinsichtlich der offensichtlich mit diesem Satz angesprochenen Einkaufssituation ist festzuhalten, dass der Durchschnittsverbraucher auch dann zu einem unmittelbaren Markenvergleich nicht in der Lage ist, wenn Produkte mit unterschiedlicher Kennzeichnung im Verkaufsregal nahe beieinander stehen – zumindest nicht ohne eine aktive, bewusste Auseinandersetzung. Das lässt der geringe Bildausschnitt des fokalen Sehens von 2° einfach nicht zu. Was den „undeutlichen Erinnerungseindruck“ angeht, so ist der Satz dahin zu präzisieren, dass Marken im Erinnerungsbild nie als Ganzes, d.h. wie eine Bilddatei, abgespeichert werden. Was gelernt und in der Wahrnehmung miteinander verknüpft wird, sind die diagnostischen Merkmale von Marken. Richtig ist an diesem Satz vor allem, dass Marken nicht bewusst wahrgenommen und verglichen werden, denn die Markenwahrnehmung erfolgt ohne Reflektion und automatisiert. Die davon ausgelöste Reaktionssteuerung findet im Kahneman’schen System 1 statt, d.h. sie erfolgt über „Autopilot“. 47 BGH, GRUR 2000, 502, 503 – St. Pauli Girl. 48 BGH, GRUR 1997, 754, 755 – grau/magenta. 49 So zutreffend auch Risthaus, Rn.; Völker in FS Helm, S. 260f. 50 EuGH C-342/47 = GRUR Int 1999, 734 – Lloyd, Rn. 26; BGH, GRUR 1993, 972, 974 Sana/Schosana. 33 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Der Verkehr nimmt die Marke als Ganzes auf, ohne sie einer zergliedernden Betrachtungsweise zu unterziehen.51 Dieser Satz ist teilweise richtig. Der Verkehr nimmt eine Marke nicht als Ganzes auf, sondern als Muster, d.h. als eine Verknüpfung ihrer diagnostischen Merkmale (pattern recognition). Richtig ist aber, dass diese Merkmale nicht einer zergliedernden Betrachtungsweise unterzogen werden. Denn eine solche Betrachtungsweise ist typisch für die bewusste kognitive Markenwahrnehmung und Markenverarbeitung wie sie nur der Amtsprüfer oder Richter, nicht aber der Verbraucher vornimmt. In der Regel treten Übereinstimmungen in der Erinnerung mehr hervor als Unterschiede.52 Dieser Satz ist gleich aus zahlreichen Gründen richtig. Denn die Wahrnehmung im Autopilot ist darauf ausgerichtet, sich an bekannten Wahrnehmungsbildern zu orientieren. Die gut untersuchten Phänomene auf dieser Wahrnehmungsebene, d.h. die „pattern recognition“, die „inattentional blindness“, die „change blindness“ sowie die „stimulus generalization“ wirken sich alle als Wahrnehmungsdefizit hinsichtlich vorhandener Unterschiede aus, wenn es schon eine irgendwie begründete Wahrnehmungserwartung gibt. Der Wortanfang wird vom Verkehr regelmäßig stärker beachtet.53 Dieser Satz ist nur teilweise richtig. Zunächst kommuniziert er zu Unrecht die Botschaft, dass Wortelemente vom Verkehr überhaupt beachtet werden. Das findet aber überall dort schon nicht statt, wo Wortelemente aus der Distanz oder in der Peripherie nicht wahrgenommen werden. Des Weiteren ist der Wortanfang bei der Wahrnehmung von Schrift zwar tatsächlich am wichtigsten, der letzte Buchstabe ist aber von fast gleichrangiger Bedeutung. Wie die Lesebeispiele mit den Lücken oder vertauschen Buchstaben veranschaulicht haben, muss bei der Worterkennung vor allem der Rahmen stimmen. Der Verkehr nimmt Silbenvertauschungen nicht wahr.54 Dieser Satz ist nur teilweise richtig. Silbenvertauschungen werden dann von der pattern recognition und der change blindness verdrängt, wenn sie nicht am Wortanfang oder am Ende stehen. Am Wortanfang oder Wortende sind sie bedeutsam, das heißt unterscheidungskräftig. Wörter werden im Verkehr schriftbildlich verwechselt, wenn sie in Position und Zahl der Buchstaben (Wortlänge), in der Verwendung von Groß- und Kleinbuchstaben und in der Positionierung von Ober- und Unterlängen Übereinstimmungen aufweisen.55 Dieser Satz ist richtig. Er entspricht der vorrangigen Orientierung der Wahrnehmung an geometrischen Mustern. Allerdings geht es dabei wirklich nur um die Wahrnehmungskategorie der schriftbildlichen Wahrnehmung. 51 EuGH C-251/95 = GRUR 1998, 387 –Sabèl/Puma, Rn. 23; BGH, GRUR 1976, 353, 354 – Colorboy; BGH, GRUR 2000, 506, 508 – Attaché/Tisserand; BGH, GRUR 2002, 342, 343 – ASRA/ESTRA-PUREN. 52 BGH, GRUR 1961, 343, 346 – Meßmer-Tee; BGH, GRUR 1993, 972, 973 – Sana/Schosana; BPatG, GRZR 1996, 496, 499 – PARK/Jean Barth. 53 EuG, GRUR Int. 2004, 647, m651 – Mundicolor/Mundicor; BGH, GRUR 1996,200, 201 – Innovadiclophont; BGH, GRUR 1998, 942, 943 – ALKA-SELTZER; BPatG, GRUR 1996, 496, 499 – PARK/Jean Barth; BPatG, GRUR 1997, 287, 289 – INTECTA. 54 BPatG 36, 123, 126 – babalu/BALUBA. 55 BGH, GRUR 1974, 30, 31 – Erotex. 34 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Wenn der Verkehr ein Bild mit einem Wort umschreiben kann, das die nahe liegende und erschöpfende Benennung des Bildes ermöglicht, denkt er nicht mehr an das konkrete Bild, sondern vergleicht den umschreibenden Begriff der Wortmarke.56 Bildmotivs eingesetzt und auch vom Verkehr nicht als solche wahrgenommen. Da Verzierungen häufig dazu dienen, ein bestimmtes Merkmal besonders hervortreten zu lassen, beschreibt dieser Erfahrungssatz zugleich die Technik der Salienz. Dieser Satz ist falsch. Er steht für die verfehlte Wortund Schriftlastigkeit der gegenwärtigen Erfahrungssätze zur Markenwahrnehmung und zum Markenvergleich. Tatsächlich steht die bei der Erkennung von Marken und Produkten in der Regel die unmittelbare Bildwahrnehmung im Vordergrund. Ein mehrteiliges Zeichen wird vom Verkehr grundsätzlich als Ganzes wahrgenommen.59 In der Regel ist in einer kombinierten Wort/- Bildmarke mit ähnlich kennzeichnungsstarken Elementen der Wortbestandteil prägend.57 Dieser Satz ist falsch. Er steht für die verfehlte Wort- und Schriftlastigkeit der gegenwärtigen Erfahrungssätze zur Markenwahrnehmung und zum Markenvergleich. Tatsächlich steht die unmittelbare Bildwahrnehmung im Vordergrund. Verzierungen werden vom Verkehr regelmäßig nicht selbständig wahrgenommen, sondern lenken den Blick auf den Bildkern.58 Dieser Satz ist richtig, wenn man den Bildkern nicht im Sinne einer präzisen Flächenmitte, sondern im Sinne des zentralen Motivs versteht. Verzierungen erscheinen nämlich nicht als geschlossene geometrische Formen und sind somit kaum einer idealtypischen Erfassung zugänglich. Zudem werden sie von Markeninhabern nicht als diagnostische Elemente eines Dieser Satz ist falsch, denn er will eine Regel postulieren, wo es keine Regel gibt. Mehrteilige Zeichen können vom Verkehr ebenso als mehrere Zeichen wahrgenommen werden (z.B. Worte). Den Ausschlag geben die formalen Vorgaben des Inhabers. Sind die verschiedenen Zeichenelemente in eine einheitliche/ geschlossene geometrische Form eingebunden, geht der Verkehr von einem Zeichen aus. Werden aber die verschiedenen Elemente in unterschiedlicher äußerer Formgebung präsentiert, wird der Verkehr von zwei Zeichen ausgehen (so genanntes chunking). Je bekannter ein Zeichen ist, desto größer ist die Gefahr, dass ein jüngeres ähnliches Zeichen mit dem älteren Zeichen verwechselt wird.60 Dieser Satz ist richtig. Er kollidiert zwar mit der rationalen Überlegung, dass eine zunehmende Bekanntheit einer Marke deren Unterscheidungskraft stärkt und dies wiederum wie eine Art Selbstschutz vor Verwechslungen wirkt. Bekannte Marken werden aber mit einer Mehrzahl von festen diagnostischen Merkmalen als Erinnerungsmuster gespeichert, so dass der Wahrnehmungsapparat auf diese Signale nicht mit 56 BPatG, GRUR 1996, 877, 878 – Schlüssel-Bild; BGH, GRUR 1999, 991,992 – Schlüssel. 57 BGH, GRUR 1961, 628, 630 – Umberto Rosso; BGH, GRUR 1996, 198, 199 – Springende Raubkatze; BGH, GRUR 2002, 809, 811 – Frühstücks-Drink; EuG, GRUR Int 2005,943, 944 – SELENIUM ACE. 58 BGH, GRUR 1958, 610, 611 – Zahnrad; BPatG, GRUR 1997, 283, 284 – TAX FREE. 59 EuGH, GRUR 2005, 1042, 1044 – Medion, Rnr. 28; BGH, GRUR 1996 774, 775 – falke-run/LE RUN; BGH, GRUR 1998, 387, 390 – Sabèl/Puma. 60 Dieser Erfahrungssatz liegt der Aussage des BGH zugrunde, dass ein bekanntes oder sogar berühmtes Zeichen dem Verkehr in Erinnerung bleibt und er es deshalb eher in einer anderen Kennzeichnung wiederzuerkennen glaubt; vgl. BGH, GRUR 2002, 171, 175 – Marlboro-Dach; BGH, GRUR 2003, 880, 881 – City Plus; BGH, GRUR 2004, 594, 597 –Ferrari-Pferd. 35 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Aufmerksamkeit, sondern mit Entspannung und einer Autocomplete-Wahrnehmung reagiert, die die Wirklichkeit nicht trifft. Daraus resultiert eine signifikant erhöhte Verwechslungsgefahr. die praktische Wertlosigkeit zu attestieren und den – meist erfahrenen – Inhabern überflüssige Investitionen in die Anmeldung, Aufrechterhaltung und Rechtsverteidigung ihrer Wortmarken entgegenzuhalten. Was stimmt hier nicht? IV. Ergebnis und Ausblick Was hier nicht stimmt, ist das unausgesprochene Dogma von der Einheitlichkeit der Verwechslungsgefahr, das sich aus der Fokussierung auf nur einen einzigen Wahrnehmungssachverhalt herleitet. Rechtsprechung und Literatur gehen nämlich heute in Anknüpfung an die Rechtsprechung des EuGH und den Wortlaut des Art. 5 lit. b) der Markenrechtsrichtlinie davon aus, dass es für die Prognose einer Verwechslungsgefahr auf die Wahrnehmung eines Durchschnittsverbrauchers der von der Marke angesprochenen Verkehrskreise ankommt.62 Dabei wird unausgesprochen auf die Wahrnehmungssituation eines solchen Durchschnittsverbrauchers vor dem Einkauf abgestellt. Das ist richtig und liegt auch den vorstehenden Erläuterungen zur tatsächlichen Markenwahrnehmung zugrunde. Denn wenn es bei den Abwehransprüchen des Markenrechts um die Beseitigung einer Verwechslungsgefahr geht, kann man sich nicht mit einer Wahrnehmungssituation nach dem Kauf beschäftigen, wo ein etwaiger Verwechslungsschaden bereits eingetreten ist. Hinzu kommt die (hier so bezeichnete) Wettbewerbsfunktion der Marke, die darin liegt, dass der Verbraucher als Nachfrager nur dann sinnvoll den Leistungswettbewerb der Anbieter steuern kann, wenn er sich in seinem Kaufverhalten über Produkt und Herkunft sicher ist und diese Information kommunizieren (unter anderem) Marken.63 Den Angriff der Tatsachen auf die Erfahrungssätze gibt es nicht. Vielmehr halten erstaunlich viele Erfahrungssätze des Markenrechts einer Überprüfung aus naturwissenschaftlicher Perspektive stand. Was es aber gibt, ist eine andere Hierarchie der Wahrnehmung. Während die etablierten Erfahrungssätze des Markenrechts offensichtlich auf der Annahme einer Markenprägung durch Worte und Wortbestandteile beruhen, diese sehr differenziert analysieren und Bildern, Formen und Farben eine Nachrangigkeit zuweisen, stehen aus naturwissenschaftlicher Perspektive Worte und Wortbestandteile zusammengesetzter Marken auf der untersten Stufe. Dieses bereits aus der Physik unseres optischen Apparates abzuleitende Ergebnis scheint zwingend. Gleichwohl hinterlässt es ein Störgefühl. Denn in der registerlichen Praxis dominieren die Wortmarken. Nach Auskunft des DPMA61 waren dort per Ende 2013 789.589 Marken eingetragen. Dieser hohe Bestand setzt sich zu 56 % aus reinen Wortmarken und zu 44 % aus Wort-/Bildmarken und Bildmarken zusammen, wobei wiederum die Wort-/Bildmarken dominieren. Vor diesem statistischen Hintergrund einer klar erkennbaren Präferenz für Wort- bzw. Schriftzeichen fällt es schwer, einem solch riesigen Markenbestand 61 Die Verfasser danken der Leitung der Hauptabteilung Marken für bereitwillige Unterstützung und die internen statistischen Recherchen. 62 Vgl. statt aller EuGH C-342/97 = GRUR Int 1999, 734 – Lloyd, Rn 26; BGH GRUR 2004, 947, 948 = MarkenR 2004, 470 Gazoz. 63 Vgl. zur Bedeutung der Marke als wesentlicher Bestandteil eines unverfälschten Wettbewerbs EuGH 102/77 = GRUR Int 1978, 291, 298 – Hoffmann-La Roche; EuGH 3/78 = GRUR Int 1979, 99, 104 – Centrafarm/AHP; EuGH C-10/89 = GRUR Int 1990,960, 961 – HAG II, Rn 13. 36 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 Dennoch ist diese – wichtige – Fokussierung auf die Wahrnehmungssituation eines von der Marke angesprochenen Durchschnittsadressaten zu einseitig. Es gibt nämlich – rein tatsächlich – daneben noch die Wahrnehmungssituation nach dem Kauf64 und die Wahrnehmungssituation des Amtsprüfers im Anmelde- und Widerspruchsverfahren bzw. des Richters im patentgerichtlichen Verfahren oder im Verletzungsstreit. Für den Angriff der Tatsachen auf die Erfahrungssätze sind diese Wahrnehmungssituationen mit zu berücksichtigen. Denn es könnte ja sein, dass bestimmte Erfahrungssätze gar nicht auf die Verwechslungsgefahr eines Durchschnittsverbrauchers vor dem Einkauf zugeschnitten sind. 1. Wahrnehmungssituation vor dem Kauf Für die Wahrnehmungssituation vor dem Kauf ist die Hierarchie der Wahrnehmung zu beachten. Hier ist von einem neuen Erfahrungssatz auszugehen, dass grafisch und farblich gestaltete Marken in erster Linie durch ihre Formen geprägt werden. Das gilt jedenfalls dann, wenn diese als geschlossene geometrische Formen (Bild) erscheinen oder ohne größere Mühe zu einer solchen zusammengesetzt werden können.65 Als Ausnahme zum Vorrang der Formen sind jedoch die Fälle zu beachten, in denen der Markeninhaber bereits in seiner Markenarchitektur und/oder Werbung einer bestimmten Farbgebung einen diagnostischen Charakter zuweist. Beispiele hierfür sind das Magenta der Telekom, das Gelb der Post, das Braun von UPS oder die Farbkombination grüngelb für BP, blauweiß für ARAL oder das rot-blaugrau der ICE-Dienstleistungen der Deutschen Bahn. Allerdings treten Marken in ihrer Funktion als Herkunftshinweis vor dem Kauf dann hinter die Produkt aufmachung zurück, wenn diese ebenfalls eine individuelle Form- und Farbgebung aufweist. Denn Farben und Formen von Produkten sind leichter wahrzunehmen und aus der Wahrnehmungsperspektive eines Durchschnittsverbrauchers vor dem Kauf bestehen zwischen individuellen Ausstattungsmerkmalen eines Produktes und Marken keine wesensmäßigen Unterschiede.66 Für bekannte Marken ist davon auszugehen, dass sie im Verbraucherbewusstsein durch mehrere diagnostische Merkmale verankert sind. Für die Kaufentscheidung im Kahneman’schen System 1 und damit die Verwechslungsgefahr genügt die Wahrnehmung eines dieser Merkmale. Hinsichtlich des Nachweises einer Schädigung im Bereich des Bekanntheitsschutzes sollte sich also zukünftig der beweisbelastete Markeninhaber67 auf die Erfahrungssätze stützen können, dass eine bekannte Marke besonders anfällig für Verwechslungen ist und dass bei einer Offenbarung der Verwechslung nach dem Kauf automatisch eine Störung des diagnostischen Codes dieser Marke eintritt, die eine Schwächung ihrer Unterscheidungskraft zur Folge hat. 2. Wahrnehmungssituation nach dem Kauf Nach dem Kauf besteht regelmäßig Gelegenheit zu einer genaueren Betrachtung von Produkt und Marke. Die Marke kommt eher in das fokale Blickfeld und kann wiederholt aus der Nähe betrachtet werden. Die Wortmarke oder ein Wortelement in zusammengesetzten 64 Im Marketing finden dort auftretende Verwechslungen durchaus Beachtung und werden dort als „post sale confusion“ bezeichnet. 65 Die auf Seite 27 abgebildeten Bildsymbole von Mac Donalds, Apple, Nike, Mercedes, Twitter und Facebook tragen dem Vorrang von Formen Rechnung. 66 Dieser Gemeinsamkeit wird die Vorschrift des § 4 Nr. 9 lit. a) UWG am besten gerecht. 67 Vgl. EuGH C-252/07 = GRUR 2009, 56 – Intel, Rnrn.. 37-39, 77; EuGH C-383/12P = MarkenR 2014, 21 – Wolf, Rnrn. 34–37. 37 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Zeichen werden nun eher fokussiert. Mit dieser Wahrnehmung werden die diagnostischen Merkmale einer Marke stabilisiert, denn ihnen wird in dieser Wahrnehmungssituation ein Name gegeben. Bild, Farbe und Wort wirken zusammen und es entsteht ein zusätzlicher „multiple features benefit“. Das DiskriminationsLernen der Marke wird signifikant unterstützt, das heißt die Marke gewinnt an Unterscheidungskraft. Bei reinen Wortmarken entsteht hier die Markenwahrnehmung und auch das generiert Unterscheidungskraft. Diese Unterscheidungskraft kommt jedenfalls dann auch schon vor dem Kauf zur Wirkung, wenn die Wortmarke nicht mit anderen Bild- oder Farbelementen einer Marke, sondern mit einem bestimmten Erscheinungsbild eines Produktes zu verknüpfen ist, das eine „pattern recognition“ erlaubt. In diesem Fall muss die Wortmarke vor dem Kauf gar nicht wahrgenommen werden, um unterscheidend zu wirken. Es reicht aus, wenn andere diagnostische Merkmale wahrgenommen werden können, die mit der Wortmarke verknüpft sind. Nach dem Kauf treten Verwechslungen nicht auf68, sondern werden offenbar.69 Das führt zu einer Störung des diagnostischen Lernens. Diese Störung bleibt zwar ohne wettbewerbliche Relevanz. Aus Sicht des Markeninhabers ist sie jedoch weitaus gewichtiger als der Einzelfall einer Verwechslung. Denn der Einzelfall einer Verwechslung ist als isolierter Umsatzverlust zu verschmerzen, wogegen die Schädigung der Un- terscheidungskraft einer Marke die Investitionen in den Aufbau und die Verteidigung der Marke dauerhaft entwertet. Vor diesem Hintergrund haben auch diejenigen Erfahrungssätze Gewicht, die sich mit der Bewertung von Worten oder Wortbestandteilen bzw. der Analyse von schriftlichen Erscheinungsbildern der Marke beschäftigen. Hier geht es allerdings nicht mehr um den Schutzzweck der Wettbewerbsfunktion der Marke, sondern um den Schutz der Herkunftsfunktion im Inhaberinteresse.70 Diese Herkunftsfunktion leidet auch bei einer Schwächung der im Wettbewerb relevanten Markenelemente durch nachträgliches Bekanntwerden eines Fehlkaufs anhand einer anderen als der erwarteten Wortmarke.71 3. Wahrnehmungssituation des Prüfers oder Richters Im Anmelde- und Widerspruchsverfahren ist der Adressat einer Marke der Prüfer, im Markenprozess ist es der Richter. Beide nehmen Marken in einer Sondersituation wahr. Sie nehmen Marken nicht nur im fokalen Gesichtsfeld, aus der Nähe und für eine sehr lange Betrachtungszeit wahr, sie beschäftigen sich auch aktiv, d.h. im Kahneman’schen System 2, mit deren Erscheinungsbild, das sie unter Heranziehung beruflicher Erfahrung methodisch-systematisch kognitiv aufarbeiten. Vom vorgegebenen Prüfungsmaßstab des Durchschnittsverbrauchers vor dem Kauf ist diese Wahrnehmungssituation denkbar weit entfernt. Hier gilt auch qua Konvention und Wahrnehmungssituation eine andere Hierarchie der Wahrnehmung. Die Wortmarken oder 68 Abgesehen vom Sonderfall der sog. „post sale confusion“ die dann eintritt, wenn bestimmte Zeichen oder Ausstattungselemente insoweit als versteckte Nachahmung konzipiert sind, als sie erst bei Ingebrauchnahme in Erscheinung treten. 69 Nach einer Studie der British Brands Group räumen 54 % der 16–24 jährigen ein, schon einmal durch eine täuschende Produktaufmachung zum Fehlkauf verleitet worden zu sein; vgl. „A study into the impact of similar packaging on consumer behaviour“ 2009. 70 Mittelbar ist auch die Wettbewerbsfunktion berührt, denn der inter-brand Wettbewerb ist insoweit eine besonders effiziente Form des Wettbewerbs, als er eine sichere und schnelle Orientierung für das Käuferpublikum bietet, das sich sonst mit höherem Aufwand und einer höheren Fehlerquote an anderen Auswahlkriterien für die Kaufentscheidung orientieren müsste. 71 Gegen diese Form der Verwässerung der Kennzeichnungskraft sind nach § 14 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG allerdings nur bekannte Marken geschützt. 38 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 die schriftlichen Elemente von zusammengesetzten Marken stehen auf der obersten Stufe, dann folgen die Bildelemente, dann die Farben, denen man aus normativen Gründen (Freihaltebedürfnis) ebenso skeptisch gegenübersteht wie dreidimensionalen Formgebungen. Diese Wahrnehmungssituation wirkt wie ein Filter. Würde man, wie es die heutigen Erkenntnisse der Kognitionswissenschaften nahelegen, für die Verwechslungsgefahr allein auf diejenigen diagnostischen Merkmale von Marken abstellen, die in Bruchteilen von Sekunden auch noch aus der Peripherie oder Distanz aufgenommen und dann im Kahneman’schen System 1 verarbeitet werden, so müsste man Wortmarken die Eintragung wegen mangelnder Unterscheidungskraft versagen. Bei Wort-/Bildmarken hätte dieser Ansatz eine exponentielle Steigerung der angenommenen Fälle einer Verwechslungsgefahr zur Folge. Entsprechend hätten im Amtsverfahren Neuanmeldungen von Wortmarken und von Wort-/Bildmarken praktisch keine Chance auf Eintragung. Das wäre ein offensichtlich unbilliges Ergebnis und hätte eine erhebliche Schwächung des Gesamtsystems des Registerschutzes zur Folge. Allerdings sind die Entscheidungen der Prüfer im Eintragungs- und Widerspruchsverfahren auch gar nicht darauf gerichtet, den Kollisionsfall in einer konkreten Benutzungssituation zu entscheiden. Ihre Entscheidung ist abstrakt und richtungsweisend für eine unbestimmte Vielzahl von Einzelfällen. Insoweit können hier für die Beurteilung der Verwechslungsgefahr auch diejenigen Wortmarken und Wort-Markenbestandteile herangezogen werden, die im Einzelfall eventuell erst nach der Kaufentscheidung zur Wirkung kommen, aber gleichwohl die Unterscheidungskraft und damit den faktischen Schutzbereich einer Marke bestimmen. Für die registerliche Bestimmung dieses Schutzbereichs sind diese Elemente sogar unverzichtbar. Denn sie erlauben eine ganz andere Ausdifferenzierung der Marken und öffnen damit das Register, das andernfalls schnell verstopft wäre. Zudem geht es hier vorrangig um die Begründung und Ordnung von Eigentumsverhältnissen und nur sehr mittelbar noch um den Schutz des Verbrauchers vor Fehlentscheidungen beim Einkauf. Anhand der (zusätzlichen) Wortelemente lassen sich nämlich Eigentumsverhältnisse an Marken sehr viel differenzierter ausbilden, als das allein anhand von Formen oder Farben möglich wäre. Denn die Kombinationsmöglichkeiten allein von Formen und Farben wären viel geringer. 4. Kategoriale Unterscheidung der Erfahrungssätze Dies vor Augen besteht kein Anlass, die im voranstehenden Abschnitt als unrichtig identifizierten Erfahrungssätze insgesamt aufzugeben. Sie sind vielmehr lediglich darauf hin zu überprüfen, ob sie als vorrangig normative Vorgaben für das Amtsverfahren und das anschließende patentgerichtliche Streitverfahren noch Bedeutung haben und insoweit hinreichend sichere Orientierung bieten. 39 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Fraglich ist, ob das auch für den Verletzungsrichter gilt. Das ist nicht der Fall. Denn der Verletzungsrichter entscheidet über eine Markenkollision in einem konkreten Benutzungsfall. Hierfür sind nach der Rechtsprechung des EuGH sämtliche Umstände des Einzelfalls zu berücksichtigen72 (die dem Amtsprüfer und Patentrichter gar nicht zur Kenntnis kommen). Das sind nach den obigen Erkenntnissen vor allem diejenigen zusätzlichen diagnostischen Merkmale von Produkt und Produktaufmachung, die die Verwechslungsgefahr erhöhen oder herabsetzen können.73 Dabei darf der Verletzungsrichter trotz einer vergleichbaren Wahrnehmungssituation denjenigen Erfahrungssätzen keine Beachtung mehr schenken, die offensichtlich auf das Amtsverfahren und die dortige Wahrnehmungssituation zugeschnitten sind. Denn er ist tatsächlich zur Simulation der Verbraucherwahrnehmung aufgefordert. Entsprechend kann der Verletzungsrichter entscheidungserheblich auf Worte und Wortbestandteile nur dann noch belastbar abstellen, wenn er hierfür auf eine Wahrnehmungssituation nach der Kaufentscheidung fokussiert und seiner Entscheidungsfindung nicht mehr die ratio des Schutzes des Käuferpublikums vor Fehlentscheidungen, sondern den Schutz des Markeninhabers vor einer Schwächung der Unterscheidungskraft zugrunde legt.74 Insgesamt fordert die Beschäftigung mit den naturwissenschaftlichen Tatsachengrundlagen der Markenwahrnehmung nicht zur Aufgabe, sondern zur Unterscheidung von Erfahrungssätzen heraus. Das Markenrecht würde den Tatsachen der Markenwahrnehmung erheblich näher kommen und erheblich an Transparenz und Prägnanz gewinnen, wenn das Amtsverfahren von der unsinnigen Bindung an die Wahrnehmungssituation eines Durchschnittsverbrauchers vor dem Kauf befreit und das Verletzungsverfahren um die Konzentration auf die diagnostischen Merkmale auf den obersten Stufen der Wahrnehmungshierarchie bereichert würde. Ein duales System mit der kategorialen Unterscheidung zwischen der Benutzungsverletzung und der Registerverletzung75 einer Marke wäre die Folge und einfach besser. 72 Vgl. EuGH C 251/95 = GRUR 1998, 387 – Sabèl/Puma – Rn. 22; EuGH C-425/98 = GRUR Int 2000, 899 – adidas/ Marca Mode, Rn. 40; EuGH C-120/04 = GRUR 2005, 1042 – Medion, Rn 27; EuGH C-102/07 GRUR 2008, 503 – adidas/Marca Mode II, Rn 29; EuGH C-254/09P = GRUR 2010, 1098 – Calvin Klein, Rn 44. Zur Problematik dieses Ansatzes für die Bestimmung der Verwechslungsgefahr vgl. Lubberger, Die Verwechslungsgefahr – Rechtsbegriff oder Tatfrage? in: Festschrift 50 Jahre Bundespatentgericht 2011, S. 687 ff. 73 Entsprechend empfiehlt es sich für den Kläger eines Verletzungsverfahrens über eine engere Antragstellung nachzudenken, die auf die Benutzung der Verletzungsmarke in ihrer konkreten Benutzungssituation gerichtet ist. 74 De lege lata ist das nur im Rahmen des Bekanntheitsschutzes nach § 14 Abs. 2 Nr. 3 MarkenG beachtlich. 75 Der eingangs diskutierte Meinungsstreit um das Wesen der Erfahrungssätze ginge dann in einer Synthese dahin auf, dass die Erfahrungssätze für die Benutzungsverletzung Tatsachencharakter und die Erfahrungssätze für die Registerverletzung Norm charakter haben. 40 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 About the assault of the facts on the empirical values1 Annotations on physiology and psychology of brand perception Dr. Christian Scheier, Dr. Andreas Lubberger2 I. Introduction: Empirical values in labelling law3 The keywords “empirical value” or “empirical values” does not come up in the registers of the most common comments on trademark law. 4 However, there should be no trademark conflict, in which the institution responsible for the decision – the examiner at the GPTO, the judge at the BPatG or the infringement court – does not revert to empirical values for the assessment of the conflict situation. The fact that empirical values are not discussed solely in trademark comment literature is probably caused by the fact that they are a tool of the trade, which you have to master and without which it would not be worth it to occupy oneself with this tool. However, occasionally, the question on the nature of empirical values is asked and – of course – there are two opposing opinions on that. Nevertheless, the discussion is mostly led on the question of the nature of the risk of confusion.5 This is obvious, but it is not the same. What is corresponding to each other is the question whether empirical values rather have a standard character or whether they are directed to the factual material of a process. This question is by no means easy to answer, because empirical values consist of features from both areas:6 From a clear linguistic perspective they aim at experiences and thus at the repeated perception of facts.7 At the same time, a strong factual orientation of empirical values from trademark law is revealed from their practical function during the proceeding. The reason for that is that they lighten the load of the process with the help of recognized typifications, where otherwise an analysis of the effect of trademarks on the respective target groups would be necessary. Empirical values thus enlighten the examiner responsible for the official investigation during the opposition proceedings just like the party responsible for producing proof and for presenting the case to the court in an infringement proceeding. On the other hand, however, the empirical values of the supreme courts’ ruling unquestionably unfold a certain educational effect for the lower courts, which implies a rather normative character.8 Additionally, they are the standard, with the help of which the supreme courts’ ruling verifies the lower courts’ conclusion of facts.9 This suggests an abstract level close to norm in each case. During the registration and opposition proceedings they in fact form a bridge to the practice, but they differentiate between the scope of 1 T he article is based on two presentations held by the authors on the symposium of the Federal Patent Court in April 2014. 2 Neuro-scientist and consultant, Hamburg, Germany; Attorney-at-law, Berlin, Germany. 3 The title corresponds with the monography by Risthaus of the same title (2nd ed. Munich 2007), which in the first edition arose from a doctoral thesis. Respectively, the authors orient themselves on this monography when it comes to the selection of discussed empirical values and for the juridical evidence, they thankfully fall back on the previous work of Risthaus. 4 Cf. Ströbele/Hacker, 10th ed. 2012; Fezer, 4th ed. 2009; Ingerl/Rohnke, 3rd ed. 2010 5 Cf. evidence of Risthaus, paragraphs 822 et seqq. 6 Cf. Risthaus, paragraphs 826 et seqq., who, for that reason, categorizes them between norms and facts. 7 For that reason especially Bornkamm wants to place the empirical values in the actual field. 8 Cf. Omsels, Kritische Anmerkungen zur Bestimmung der Irreführungsgefahr [Critical annotations for the determination of the risk of deception], GRUR 2005, 548,556. 9 Cf. Federal Court of Justice, GRUR [Intellectual Property and Copyright Journal] 2002, 550, 552 – Letters from parents; cf. also Federal Court of Justice, GRUR 2004, 605, 606 – Permanently low prices; Federal Court of Justice, GRUR 1990, 1053, 1054 – Missed opinion poll. 41 Dr. Christian Scheier Founder and General Manager decode Marketingberatung GmbH (marketing consulting company) 2007 – todayFounder and General Manager decode Marketingberatung (marketing consulting company) 2001 – 2006Founder and General Manager MediaAnalyzer 1997 – 2001Postdoctoral fellow California Institute of Technology (USA) 1995 – 1997 Ph.D. University Zurich protection of different trademarks when it comes to their effect.10 Whichever position one might take here, there is no question about one thing: it is impossible without empirical values. In case of doubt when examining trademark decisions relevant to the individual case in practice, it depends on the fact, whether the empirical values11 relevant to the case were seen, processed in the legal findings of the court and lege artis were applied. In any case, in the procedural sense empirical values are to be categorized as a separate category between the conclusion of facts with the help of common pieces of evidence on the one hand and the legal rule on the other hand.12 For the practice, it is not about the categorization, but rather about the correctness of empirical values, because at least the practice naturally assumes that empirical values, which have entered court rulings, are based on constantly confirmed factual experiences13 and therefore are correct. This is exactly what should be analysed here. Central empirical values of trademark law should be assessed to determine, whether they are in accordance with the physiology of our optical apparatus, with the findings of the perception psychology, which have long been known and with the newer findings of neurosciences. In doing so, the matters covered are based on the assumption that the perception of trademarks by lawyers and consumers is still different, even when lawyers put themselves in the position of a consumer.14 II. Physiology and Psychology of visual perception 1. The misconception of the eye as a camera For a human being, the eye is the most important intermediary to the environment. Between 60 and 90 percent of the sensory impressions that reach or brain, in the end are visual pieces of information, thus they reach the brain with the help of the eye.15 Especially 10 For this reason, Hacker clearly assigns a norm quality to empirical values; cf. Methodenlehre und Gewerblicher Rechtsschutz – dargestellt am Beispiel der markenrechtlichen Verwechslungsgefahr [Methodology and intellectual property – using the example of trademark risk of confusion], GRUR 2004, 537 et seqq. Especially Hacker, although he opposes the factual categorization of empirical values, is simultaneously referring to their methodological function and the proximity to the philosophical approach of the topography. That is exactly the way he at least reveals one of the basic practical functions of the empirical trademark values. The reason for that is that the canon of the recognized empirical trademark values – not always being free of opposition – at least provides access to all aspects for the evaluation of the conflict situation relevant for each case and thus ensures that when evaluating each case none of the essential issues is lost. 11 However, empirical values are randomly individual experiences of the respective judge, but rather processed in the form of precedents, which stand for certain empirical values. 12 As in this case, Risthaus, paragraphs 825 et seqq. 42 Prof. Dr. Peter Meier-Beck Symposium 2011 Dr. Andreas Lubberger Senior partner of the law firm [Sozietät] Lubberger Lehment when it is about identifying and recognizing objects (e.g. products in the supermarket), the visual channel is dominating. But how does visual perception work? In everyday speech the word “see” is used for a process that delivers an exact image of the environment (“I see the car”). The most common metaphor for this process is taking photographs. According to this idea, the eye creates an image of the observed object or the environment just like a camera. In the own view it also seems as if the eye creates a truthful image of the environment. This myth of the eye as a camera, also called “naive realism” in science, indeed conflicts directly with the meanwhile well-known facts regarding the human perception apparatus. It becomes clear quickly that the eye is no camera, when we take a closer look at the physiological facts of our visual perception apparatus. In a camera, beams of light meet a reference area for the absorption of light signals. With regard to the eye, this is principally the same, because here, the light signals absorbed by the lens meet the receptor cells on the retina (see figure). However, the film put into a camera is coated evenly and the sensor surface of a digital camera is evenly equipped with pixels. In comparison, the retina of the eye is only unevenly equipped with receptor cells. Only within a very small area, the 5/2004 – todaySenior partner of the law firm [Sozietät] Lubberger Lehment 1994Ph.D. on the subject of „Property dogmatics“ 1989 – 2004Attorney-at-law, at first in the office Rasor Schneider Schiedermair, which became the large law firm [Großsozietät] Linklaters after several mergers, Partner since 1994, change to Berlin in 2000 1985 – 1989Research assistant at the chair of Public Law Prof. Dr. R. Steinberg, Goethe University Frankfurt 1977 – 1985Studies and traineeship in Frankfurt am Main so-called fovea centralis, as shown in the upper part of the figure, the receptor cells exist in greater numbers. In photography, nearly any image section can be selected by changing the lens, i.e. the angle, in which the light signals meet the reference surface through the lens, can be increased or decreased according to the respective focal length. With regard to the eye, the fo- 13 Bornkamm (Die Feststellung der Verkehrsauffassung im Wettbewerbsprozess [The statement of the standard market practice in the competition process], WRP 2000, 830, 832 et seqq.) correctly refers to the relationship regarding judicial empirical knowledge according to § 291 ZPO [German Code of Civil Procedure] and thus the boundary applicable, if a judge wants to base his/her decisions on individual experience instead of recognized empirical values. 14 Cf. Lubberger already critically regarding the evaluation of the standard market practice by the trial judge in: Loschelder/Erdmann (ed.), Handbuch des Wettbewerbsrechts [Competition Law Guide], 4th ed. 2010, ch. 41, paragraphs 18 et seqq. 15 Cf. Mayer, Silke; Wettbewerbsfaktor Design [Design as a competitive factor], Doctoral thesis. 1996, p. 98; v. Keitz, Beate, Wahrnehmung von Informationen [Perception of information], in Unger (ed.); Konsumentenpsychologie und Markenartikel [Consumption psychology and branded articles] 1986, p. 98; Gröppel-Klein, Andrea, Verhaltenswissenschaftliche Grundlagen für die Markenführung von Konsumgütern [Behaviour-oriented foundations for the brand management of consumption goods], in: Bruhn (ed.), Handbuch der Markenführung [Brand Management Guide], 2nd ed. 2004, p. 326 – with further ref. respectively 43 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger cal length of the lens is preset and can only be changed by exerting the eye muscles. The image section, within which we really see sharply and in high resolution, is narrowed down to an astonishing small angle of only 2° by the combined effect of bundling beams of light with the help of the lens and the concentration of receptor cells within the fovea centralis. This corresponds to an area as big as a thumbnail within a distance of approximately one arm length. A scene on the street as it looks when taking a photograph (left) and as it looks through a human eye (right). Just a small area is sharp and in high resolution – the area, which is fixated by the eye just in that moment. Everything that is not fixated by the eye and thus is not reproduced within the area of the fovea centralis, is only seen in a blurred way (peripheral perception, see right figure). Under the circumstances of peripheral perception reading is rarely or not possible. The same is valid for the perception from a distance, from which details cannot be perceived. However, shapes and colours can be identified (colours up to an angle of 50°)16. Literacy research reveals that on the basis of this anatomy of the eye, at each point in time 4 to 5 letters can be recognized, namely in this area, which is being fixated by the eye. Letters that are further away cannot be recognized anymore – however, on the basis of the context and the visual shape, it is still possible to recognize that there are letters (up to 4 letters to the left and up to 14 letters to the right of the fixation point can be detected like this). Thus, the limited resolution of the human eye also plays a central role when reading words. But that is not all; the reference surface of the eye also contains a hole, i.e. an area, in which no receptor cells can be found. This is the well-known “blind spot”, which has its cause in the fact that in the eye there are no receptors at the point, in which the nerves leave the eye towards the brain. Generally, you are not aware of this blind spot, since the brain compensates it on the basis of directly adjacent stimuli as well as memories already saved. However, the existence of the blind spot can be demonstrated with a simple experiment. In the following picture, a star and a dot are shown. If you now hold your left eye closed and focus the star with your right eye and then move slowly towards the picture, the dot will disappear at a certain point in time – exactly when he it is in the area of the right eye’s blind spot. It can be noted that this does not result in a “hole” within the perception, but that the brain fills this gap with the background colour (here: grey). This completion on the basis of surrounding stimuli, also called “filling in”, shows once more how active the perception process is or how little perception has to do with the process of photographing. Furthermore, there is a process going on within the eye that cannot be found in photography like that: with the help of a biochemical process, the optical 16 Hansen, T., Pracejus, L. und Gegenfurtner, K.R. (2009). Color perception in the intermediate periphery of the visual field. Journal of Vision, Vol. 9, No. 4, 1-12. Wurm, L.H., Legge, G.E., Isenberg, L.M, und Luebker, A. (1993). Color improves object recognition in normal and low vision. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, Vol. 19, No. 4, 899–911; 44 Prof. Dr. Peter Meier-Beck Symposium 2011 stimuli of the photographic receptors are converted into electric impulses, i.e. nerve impulses by the nerve cells, the ganglia. Within this process, further information get lost, because for the processing of the stimuli of 130 million photographic receptors only 100 million ganglia are available. Seeing colours is also incomplete. However, here, eye and camera correlate, because they both can only perceive and differentiate colours with sufficient lighting conditions. In the human eye, there are basically two types of cells that react on incident light: rods and cones. Rods enable light-dark vision; they exist in larger numbers and are more sensitive to light. The cones serve seeing in daylight and recognizing colours. The human retina contains about 120 million rods and about 6 million cones. Colours are often understood as a festure of light, but actually they are a feature for processing light reflections in the brain. The perception of colours firstly is created in the brain on the basis of light reflections that generate surfaces of objects. Those light reflections are taken note of by the human eye in a wave spectrum of 380 to 780 nanometres (nm), only a small section of the total wave spectrum.17 In the human eye, there are three types of “colour” receptors with respectively different, but overlapping sensitivity for wavelengths from the blue, green and red area (trichromatic seeing). However, the perception of colours depends not only on the wavelengths of the light taken note of by the eye, but also from the context, in which the light is perceived, amongst others the background colours, the lighting or even the familiarity with the environment. The idea of the eye as a camera at the latest can be forgotten with the observation that the eye records optical signals in a multitude of different receptors and then passes them on to the brain as nerve impulses. Because those nerve impulses produce no image and in our head there is nobody, who “looks at” the “photographs” of the eye (so-called “Homunkulus” problem, problem of the little man in the head18). 2. The cortical compensation performance as optical re-construction a) Seeing as construction The previously described deficits of our optical apparatus do not correlate with the individual perception of our eyesight. Subjectively we can see much better than the physiology of the eye allows. The reason for that is that the brain compensates these deficits. This can easily be reconstructed in the self-experiment, but it is not only valid for the blind spot, but for our entire optical perception apparatus: As the above described perception process suggests, the human brain does not perceive objects and products not as a whole or as “photograph” analogous to a camera. It is rather specialized nerve cells processing the different features of visual objects like colours, orientation, shapes or movement. For a brain, a product initially does only consist of lines, borders, corners, curves, colours or movements. The brain or the visual areas in the brain “break down” the products into its separate parts, which are then put together to form a whole. Expressed differently: the explicit and conscious per- 17 Thus, the human eye is not able to see the area of infra-red light under 380 nm as well as UV radiation above 780 nm; in both areas, e.g. bees can still see. 18 In cognitive sciences, the term „Homunkulus“ refers to the idea that in the head, there should be another creature that perceives stimuli. Assuming that in visual perception, an image is projected on the retina, which is then send to the brain as an image, then there would have to be a further creature in the head, which looks at those images. 45 Symposium 2014 2011 Dr. Prof. Christian Dr. PeterScheier Meier-Beck · Dr. Andreas Lubberger ception of products is a construction of the brain. You see the car, but for the brain, the car first of all only consists of lines, borders, corners, curves and colours. Since the brain does not see images, it does of course also not save images. There is no image database in our head. b) Diagnostic features Neuro-scientists have calculated that the eye alone leads 10 million sensual impressions per second into the brain.19 The eye perceives many details, but not everything is similarly important. How does the brain decode paramount patterns in all the data, which are delivered by the senses to the brain in every second? The answer is: by diagnostic features.20 The features define what it is about. A chair has four legs, butterfly has two wings, a car has four wheels. If you remove the back rest from the chair, it is a stool. The processing of optical information via diagnostic features is much simpler and more efficient than image processing, which would probably collapse quickly at a rate of 10 million bits per second. Because with the help of diagnostic features, a human does not have to analyze this data density in detail in order to perceive certain, well-known things. The diagnostic way of seeing can be easily proven experimentally. If you e.g. face any audience with the picture above, the answer to the question what they see, will nearly always be: “a camel”. However, more precisely and more correct would be the answer “a broken line”. With the diagnostic way of seeing, our optical perception is getting much more efficient than it could ever be with a pure image taking or image storing. The reason for that is that the brain can handle visual stimuli so much more flexibly. A so far foreign car can be rec- ognized as a car, even if you have never seen such a car before. If two diagnostic features occur simultaneously (e.g. shape and colour), reacting or recognizing is accelerated, although objectively more information has to be processed. This effect is called “multiple feature benefit”. Like that, recognizing words is accelerated, when they are seen as well as heard. The reason for that is that the simultaneous occurrence of two or more diagnostic features reduces the uncertainty of which object it is about. You are certain about the identity of the object quicker. Furthermore, diagnostic features are of central significance when it comes to the determination of similarities between objects or trademarks. This will be discussed at another point again. c) Speed of information processing Since the quick recognizing and categorizing of objects is vital in the environment, the human brain is able to manage this task with an enormous speed. In a basic science experiment regarding object recognition, the participants could say with nearly 100 % of accuracy, whether an image shows a certain object and which type of object it is, even if the images where only shown for 150 milliseconds (thus 150 thousandth seconds, approximately the length of the blink of the eye).21 The quick recognition of objects and products is possible, because the brain does not process stimuli passively, but actively and especially pro-actively. Already after the very short duration of 150 milliseconds – so before the reflective, conscious perception starts – memories in the form of associations, which influence the further and more detailed perception as expectations, are activated.22 As a comparison: In order to differentiate 19 Koch, K. et al. (2006). How much the eye tells the brain. Current Biology, Vol. 16, Issue 14, 1428–1434. 20 Schyns, P. G. (1998). Diagnostic recognition: task constraints, object information and their interactions. Cognition, 67, 147–179. 21 Grill-Spector, K. and Kanwisher, N. (2005). As soon as you know it is there, you know what it is. Psychological Science. 16 (2) 152–160 46 Prof. Dr. Peter Meier-Beck Symposium 2011 words from pseudo-words, humans need about twice as long (approx. 250 – 400 milliseconds). d) Pattern Recognition Expectations on the basis of previously saved visual features massively influence human perception. Therefore, a first, incomplete and rough “visual impression” of an object is “passed on” from the visual centres in the brain right to the front, into the frontal lobe. There, expectations on which object (e.g. product, trademark) it could be are generated. The fallback on already saved contents makes the act of perception very efficient. For example, one does not have to look at each detail of an object. In case one or more visual features (e.g. colour, shape) are recognizable and correlate with the saved contents, the brain “fills” the gaps with the expected contents (a type of autocomplete mode, also known as pattern recognition).23 The “text“ of the figures above can easily be read, although the text on the left shows significant gaps and the text on the right shows significant spelling mistakes. What the brain uses here, is the learning experience that seen from a statistical perspective, a “y” is typically followed by an “o” and before an “u” comes typically an “o” as well [converted into equivalent for German word “Sie” – “you”]. Respectively, by falling back on the learning experience, the combination of letters “y u” can be completed easily to “you”, without any further thinking. Neuro-scientific research shows that the brain learns implicitly, at which point which signal comes up with which other signals at the same time or repeatedly. The underlying learning principle is called associative learning and is often summarized by saying “what fires together wires together”. Nerve cells, which fire together repeatedly, wire together stronger and stronger. With the help of this learning principle the brain learns the statistics of the environment, thus those patterns that come up repeatedly. What comes up together repeatedly is saved as a matching pattern. However, in order to create trademarks out of diagnostic features, associative learning is not sufficient. The so-called discriminative learning is required beyond that. If an element (e.g. a colour) is coming up together with an object for a longer time, the brain learns an association between element and object (associative learning). If the element does not or only very rarely come up with other objects within the same context, the association remains specific; a discriminative learning takes place. e) Perception of letters and words The visual recognition and processing of words is a very active field of science, which began over 100 years ago. In the following, some of the robust findings from different studies are summarized, as far as they seem relevant for trademark issues. The essential dimensions, along which words are recognized, are (1) orthographic (visual), (2) phonologic (auditive) and (3) semantic (word meaning). With regard to visual processing of words, the already described special resolution of the visual perception apparatus comes into effect. Because only a small section (fovea centralis) is seen sharply, only 4-5 letters can be recognized at each point in time. More peripheral words (up to 4 letters to the left, up to 14 letters to the right), can only be perceived as shapes, but cannot be recognized anymore. An important question as well as a question discussed controversially for a long time is the question after the unity of word recognition: are words recognized as a whole (on the basis of their shape) or is the word rec- 22 B ar, M. (2007). The proactive brain: Using analogies and associations to generate predictions. Trends in Cognitive Sciences, 11(7), 280–289. 23 Schwab, E. (1986). Pattern recognition by humans and machines: visual perception. Academic Press Inc. 47 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger ognition based on the recognition of individual letters? At first, it was assumed that the shape of a word plays an important role for recognition, primarily on the basis of experiments regarding the so-called word superiority effect: Letters are recognized better, if they are integrated into words than if they are presented alone. However, the effect does also come up with words that are presented in capital letters, because this destroys the shape of the word. Furthermore, several studies have revealed that this effect can also be explained with a simple alternative: namely, that it is the form of the individual letters that determines the recognition, thus no separate storage of the shape of words as a whole is required. Many studies suggest that the recognition of words primarily takes place with the help of letter recognition and that words are not recognized and represented as we whole (“figure”). In fact, a special neuronal area was postulated for the recognition of shapes of words (so-called “visual word form area”), but this does not seem to be specific for word recognition, since it also reacts on other stimuli (e.g. image of the Eiffel Tower). Studies have given evidence that the letters of a word are processed parallel and that this is sufficient as a basis for explaining most of the effects of the shape of words. Words can only be recognized if their letters are recognizable. Furthermore, the efficiency of word recognition decreases linearly with the word length. This is difficult to reconcile with the idea of the recognition of the shape of words. Another finding relates to the recognition of separate letters of a word depending on their position in a word. The accuracy of recognizing letters of a word is not symmetrical, but rather follows a W form: especially the first letter is recognized or remembered in the best way and also the last letter has a perception advantage in many investigations, although not as distinctive as the first letter.24 Furthermore, when it comes to longer words (> 4 letters), also a letter in the middle of the word is well recognized, since the eye generally “lands” in the middle of the word or slightly left from it (where the visual resolution is particularly good). Another important factor is the frequency with which the word comes up in written language (word frequency). Words that come up particularly frequently are recognized quicker than words that come up rarely. The word frequency also influences the length of examination. The rarer a word comes up, the longer it is examined. f) Optical illusion However, the pattern recognition does not have advantages only. With this form of optical re-construction we are easily misled if an object is placed into a surrounding in which it should not be normally. This is known for centuries and is often used for precise sensual illusions – the trompe l’oeil. The easiest way to demonstrate this is on the basis of the countless visual illusions that we can recognize and experience directly. The figure on page 49 shows an example. We can see two tables or tabletops, whose shape appears very differently. One tabletop seems rather long and narrow; the other seems rather short and wide. Actually, the shape of the tabletop of each table is identical, which can easily be verified by copying both tables on transparent paper and letting one table rotate into the other one. Both tables are exactly concurrent. The perceived image (both shapes are different) clearly differs from reality. This shows again: 24 Tydgat, I. & Grainger, J. (2009). Serial position effects in the identification of letters, digits and symbols. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, Vol. 35, No. 2, 480–498. 48 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 perception does not work like a camera, but rather fundamentally consists of a constructive act, which again consists of especially memories as well as expectations that are activated on the basis of previously learned contents. This example also shows that introspection or the individual view of perception can be a doubtful motive, since reality and subjective perception vary greatly often. · F ocal close-up view before peripheral perception/ long-distance view (optical resolution) 3. Hierarchy of perception Regarding the question, which role shapes and colours play with regard to the recognition of objects, for a long time it was clear: shapes before colours. Colours were denied a relevant role when it comes to the recognition of objects. The by the factor twenty larger number of rods in comparison to the number of coans already gives rise to the suspicion that the perception of shapes is by far more efficient than the perception of colours. However, meanwhile many studies clearly show: the advantage of shapes in comparison to colours is often very small (e.g. within the area of 20 milliseconds in the neuronal processing speed) and colours play a central role provided they have a diagnostic character for an object (e.g. product, trademark).26 The findings of physiological boundaries of our optical apparatus and the mechanisms of the visual perception controlled by the brain, in a further step lead to the observation of different qualities of visual signals in the sense of a ranking. The eye already absorbs certain signals worth than others and the orientation by diagnostic signals controlled by the brain has the effect of a filter. Respectively, not all perceivable features of an object play synonymous role. The processing of visual characteristics like colours, shapes or writing has different durations for different reasons, thus the visual perception is asynchronous. Across many studies, it can be observed that shapes and colours are the features of an object that are perceived in the quickest way. A robust result from perception or education psychology particularly shows the high relevance of visual-graphic stimuli (e.g. colours, shapes) towards textual information (e.g. product and trademark names). The so-called picture superiority effect describes the phenomenon that graphic information are memorized and recognized more easily than words.25 On the basis of the results referred to until now, the following rules can be derived: · Images, shapes and colours before writing · Diagnostic before other features · F eatures coming up frequently before features coming up rarely · Memorized and expected before unknown 4. The control of reactions a) The control of reactions in the autopilot and pilot mode Visual stimuli are central stimuli for our behaviour. The speed and density of optical perception already implies certain doubts that the – often vital – reaction on optical stimuli is a conscious, rational action. However, at the latest since the Nobel Prize for the psychologist Daniel Kahneman and his work on the two types of control of reactions in the human brain it is known and 25 Hockley, W.E. (2008). The picture superiority effect in associative recognition. Memory & Cognition, Vol. 36, No. 7, 1351–1359. 26 Tanaka, J.W. und Presnell, L.M. (1999). Color diagnosticity in object recognition. Percept. Psychohys., 61 (6), 1140–1153; Therriault, D.J., Yaxley, R.H., Zwaan, R.A. (2009). The role of color diagnosticity in object recognition and representation. Cognitive Processing, 335–342 49 recognized that the image of the “rational” decider as a whole has to be clearly corrected or completed.27 In the human brain there are two types of information processing and decision-making, Kahneman talks about “system 1” and “system 2” (see figure): ·S ystem 1 works like an autopilot: quick, automated, without any further thinking and implicit. This system is inter alia responsible for the perception. It works associatively and enables the efficient recognition of trademarks. ·S ystem 2 works like a pilot: controlled, slow, serial. This system gets active when system 1 can no longer continue, thus when there are interruptions and when there is the aim of solving the problem by further thinking. A classic example, which also explains the distribution of tasks of both systems, is driving by car. The first driving lessons have to be complete primarily with the help of system 2 due to a lack of experience. The great number of stimuli cannot be translated into sequences of movements in an automated way yet. After several years, you drive from A to B and often you are surprised how you reached the destination, because the thoughts are anywhere but the driving itself. The more routine and experience we have in a field or an activity (e.g. buying products, looking at advertisements), the more the autopilot in our head takes over. Just like in a company, processes are automated wherever possible, primarily for efficiency reasons. Here, the decisive finding is that system 1 – the autopilot in one’s head – is much more powerful than assumed for a long time. Kahneman describes it with the image that further thinking for humans is like swimming for cats: you are able to do it, but you hate doing it. Although our brain amounts to only 2 % of our body weight, it consumes about 75 % of the glucose in our blood, what makes the brain the by far “most expensive” organ in our body when it comes to individual consumption. Glucose (the central type of sugar in the blood) is the primary source of energy for the brain and the residual body. The energy costs require (e.g. further thinking, self-control). Thinking consumes a lot of body energy and thus is uneconomic.28 It becomes apparent, maybe not that surprising if we are reflecting our own behavior honestly, that humans generally react by system 1, especially when one or more of the four conditions are fulfilled: 1. Stimuli overload: the pilot in our head (system 2) has a very limited processing capacity of estimated 40 bits (system 1: 11 million bits). If someone is whispering during a presentation, or if a mobile phone is ringing, you cannot follow the presentation consciously anymore. The consequence is that in case of stimuli overload there is a strong tendency towards System 1 decisions. 2. Time pressure: in case there is no time to activate the slow system 2, the autopilot is dominating. 3. L ow involvement: in case there is no or not enough motivation to think about something, the autopilot is dominating. 4. High complexity: in case a problem or a task is very complex, we often fall back on intuitive empirical knowledge (system 1). 27 Kahneman, D. (2012). Schnelles Denken, langsames Denken [Thinking, Fast and Slow]. [Published by] Siedler Verlag. 28 Fairclough, S.F. und Houston, K. (2004). A metabolic measure of mental effort. Biological Psychology, 66, 177–190. 50 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 b) Increase in efficiency in the autopilot mode Cognitive science knows several phenomena of human perception that have their evolutionary reason in the resource-saving increase in efficiency of the autopilot (system 1) and the limited capacity of the conscious system 2, but that can also lead to risks through wrong perceptions; the stimulus generalization and the herewith closely connected categorical perception, the top-down processing, the inattentional blindness as well as the change blindness and the confirmation bias. It is of central importance to realize first of all that the human perception apparatus per se is not capable of perceiving any objectively available difference between stimuli as such. In this context, this is referred to as the just noticeable difference. Although objectively, there are differences, the same perception can occur in case the difference lies just below the perceivable difference. In addition, the human brain is especially efficient in compensating objective differences and thus in producing stability in perception of the environment (so-called consistency of objects).29 The reason is that for example in the area of coloured stimuli, the subjective perception can differ according to brightness, colour surrounding etc.. However, it is important for the brain to guarantee a stability of perception despite those influences. For our ancestors, a strawberry also had to be recognizable if the lighting conditions were suboptimal. This generalizing functioning of the human brain has been proven in many educational and psychological experiments. In technical jargon this process is called stimulus generalization.30 Due to the stimulus generalization, it is not relevant in a spe- cific situation from the view of the human perception apparatus and the brain, whether the exact previously learned shape or colour is given, but there is rather a generalization process on similar stimuli taking place. Today’s findings of neuro-sciences about the productivity of human information processing are partially known for a long time already from perception psychology, which has defined the conciseness law for it. According to this law, perceived objects are not saved in their actual shape, but rather in a simplified, idealized form, which enables the quick and easy identification of different similar objects, even though they are not identical in shape.31 However, this type of categorial perception is not limited to objects, but can be applied to colour perception as well. Humans may be able to differentiate many colour shades in a sensory way (estimates claim up to two million colour shades), but worldwide they only use a few colour categories (“red”, “green”, “yellow”, “blue”, “purple” etc.). An example is the perception of a rainbow: although a rainbow consists of a consistent spectrum of wavelengths, you will perceive categories of individual colours instead of a continuum. The subjective perception is discrete or categorial, the physical reality is consistent. Thus, it is easier for humans (i.e. they are quicker and more precise) to differentiate two colour shades, if one of the two colour shades is in another colour category (e.g. green and yellow), then if both colours are represented in the same colour category (e.g. two green shades), even though the objective differences are identical for both colour pairs. The brain arranges colours according to colour categories, and colour differences within one colour category lead to very similar 29 Healey, G. & Slater, D. (1994). Global color constancy: recognition of objects by use of illumination-invariant properties of color distributions. JOSA A, Vol. 11, Issue 11, 3003–3010. 30 Shettleworth, S. J.(2010) Cognition, Evolution, and Behavior (2nd edn) Oxford Univ. Press 31 Wagemans, J., Elder, J. H., Kubovy, M., Palmer, S. E., Peterson, M. A., Singh, M., & von der Heydt, R. (2012). A Century of Gestalt Psychology in Visual Perception: I. Perceptual Grouping and Figure-Ground Organization. Psychological Bulletin, 138 (6), 1218–1252. 51 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger activations in the relevant neuronal areas.32 The cognitive human apparatus forms a categorial representation from a consistent physical dimension (perceivable wavelengths in the light spectrum); as a matter of fact not only from colours, but from perception stimuli as a whole. The example of perception of a rainbow shows that categorical representation (e.g. of colours) in the brain can strongly influence the perception of optical stimuli. This disposition, which is also called topdown processing (from the brain to the senses) leads to humans often seeing what they are expecting to see and overlooking what they do not expect. This has massive implications for the everyday life, but it is not limited to everyday perceptions. Even radiologists overlook the experimentally inserted picture of a gorilla when searching for conspicuous things in lung scans.33 A gorilla is simply not expected and thus is easily overlooked, even though it is registered by the eye (inattentional blindness). This type of processing is very efficient, because with the help of the fallback on memories and the expectations based on them a further processing of a stimulus can be hypotheses-led and thus implemented quickly. If there is a very unambiguous and clear expectation about which object is concerned and if the expectation is confirmed by the incoming signals, the neuronal activation is clearly reduced. This is very efficient: why should more energy be invested in the process of recognition, if it is sufficiently clear, which object is concerned? This neuronal switching-off process is, amongst others, the reason for most accidents happening exactly in areas we know best (e.g. residential area). You do not watch pre- cisely anymore and the brain completes the information from its own memory. Another reason for these effects is the limited processing capacity in Kahneman’s system 2. As mentioned the capacity of the conscious perception is just about 40 bits and thus, humans are not able to keep more than 3 to 4 pieces of information in their mind at the same time. If a radiologist searches for conspicuous things in lung scans, an unexpected gorilla in the picture can be overlooked simply because the limited conscious perception or the attention is based on the so-called change blindness: humans are especially susceptible to not noticing changes of their stimuli. If the observer is for example looking on a figure and if the attention is shortly distracted, for example by a person passing by, the observer will not recognize changes taken place in the meantime, even though these are extensive. Thus, it can happen that you will not notice a friend in the room when looking for an empty seat, even though the friend is waving. Another effect that is based on top-down processing is the so-called confirmation bias. In cognitive psychology this is the term for the tendency to interpret information in a way that these fulfill the individual expectations or confirm them.34 Pieces of information that oppose the own expectations are cut out unconsciously. If a process is carried out repeatedly, habitualization effects are created, i.e. you are not watching in detail anymore and are increasingly led by the automatically generated expectations on the basis of easily processable and efficient non-verbal reference stimuli (e.g. colours, shapes, sizes, symbols, images, sounds, melodies). Thorough reading requires cognitive activity which is then not invested 32 Brouwer, G.J. und Heeger, D.J. (2013). Categorical clustering of the neural representation of color. The Journal of Neuroscience, 33 (39), 15545–15465. 33 Drew, T., Vö, M.L.-H. & Wolfe, J.M. (2013). The invisible gorilla strikes again: sustained inattentional blindness in expert observers. Psychological Science, Vol. 24, No. 9, 1848–1853. 34 Nickerson, R. S. (1998). Confirmation Bias: A Ubiquitous Phenomenon in Many Guises. Review of General Psychology 2 (2): 175–220 52 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 anymore or not invested to the relevant extent anymore or which does not have to be invested anymore. c) Consequences for the control of stimuli reaction The consequences for the resource-saving stimuli processing in the autopilot mode are obvious. The reaction takes place automatically, without reflection (thus implicitly) and obeys the above described regularities. Everything beyond the automated perception focusing on speed and efficiency, does either have to break the wall to cognitive processing as disruption of the automation (the unknown is always dangerous) or it falls out of the perception. That means that unexpected stimuli are either followed by no (inattentional blindness, change blindness) or by a – from a scientific perspective – wrong, because inadequate reaction (stimulus generalization, confirmation bias), which is in any case not shaped by a deviation referring to a deviation of the visual signal from the common reactive behaviour. 5. The perception of trademarks a) Trademarks as diagnostic features Trademarks pick up the disposition of our perception apparatus for the orientation towards diagnostic features. Because they facilitate and bundle the absorption of the available information regarding a product in a simple visual signal that is accessible for the reception and stimulus reaction in the autopilot mode. It is valid for all trademarks that the more well-known they are, the safer they work as diagnostic features.35 The more distinctive the character of a trademark is, the quicker and safer the allocation to a certain product, a certain producer or a certain product expectation takes place. In a study regarding object recognition it was shown that already when the object was only shown for 1/15 seconds, 94 % of the interviewees were able to allocate a bottle shown on the picture to the trademark Martini without reading, thus purely on the basis of visual characteristics.36 In another study, it could be shown that consumers are able to recognize within 100 milliseconds whether the presented item is an advertisement or an editorial page and – if an advertisement was typical for the product – which product is concerned.37 Perceiving and recognizing well-known objects and products takes place automatically and quickly, so that conscious further thinking is not possible and also not required. Only the result of the act of perception is conscious. The visual similarity of the first impression with previously saved visual characteristics decides on which objects are activated mentally as expectations. The shape of a power drill is similar to the shape of a hairdryer or a weapon. Without the observer consciously recognizing it, visually similar objects are activated in the brain as first expectations – except for the object possesses completely unambiguous reference stimuli (e.g. Coca-Cola red and typography), then exactly this object is generated as expectation. The larger the overlapping between visual features in the memory and the (noticed) visual features of a stimulus, the higher the probability that the stimulus (e.g. red cup) activates the associated contents (e.g. trademark Nescafé). Here, it is primarily about the already 35 Macdonald, E.K. and Sharp, B.M. (2000). Brand awareness effects on consumer decision making for a common, repeat purchase product: a replication. Journal of Business Research, 48, 5–15. 36 Kapferer, J.-N. (1995). Brand confusion: Empirical study of a legal concept. Psychology & Marketing, 12(6), 551–568. 37 Pieters, R. und Wedel, M. (2012). Ad Gist: Ad communication in a single eye fixation. Marketing Science, Vol. 31, No. 1., 59–73. 53 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger mentioned diagnostic features, which determine similarity decisions, since these diagnostic features especially attracting attention (otherwise they would not be diagnostic). The concrete or exact selection and weighting of features, on which basis the similarity in the product category is determined, has to be determined in the concrete case, since it is basically context-sensitive. Beyond that, many trademarks are designed to strengthen the stability of perception by a combination of different diagnostic features and thus the sure allocation to a certain imaginative picture linked with the trademark. Here, shapes and colours play a decisive role. In this way, word marks or device symbols are for example, even though they are not registered in colour, only used by the trademark owner in combination with a certain colour. Consumption goods are often only packed in a certain colour or colour combination for that reason. A typical example is the golden colour of the Easter bunny of Lindt. Certain elements are then diagnostically for trademarks if they are allocated by a large number of consumers of a trademark and if they are at the same time only rarely or not at all allocated to other trademarks of the same product category. An example is the red colour, which is distinctive and easy to learn for Coca-Cola within the category of soda beverages. As soon as a second supplier is prominently using an already “occupied” diagnostic colour, and this does also include a similar colour shade within this colour category, depending on the context confusions can be observed or the colour loses its diagnostic character, because the trademark cannot be allocated clearly to 54 one colour category anymore. Thus, diagnostic colours (or even shapes and symbols) in marketing do not only have a decorative function, but also play an outstanding role when marking the products and trademarks, especially for the visual search (where is it?) and identification (what is it or who is it?). The identifying and differentiating function of such features can be as strong or diagnostic as the trademark name itself (see figure above). The figure shows a number of trademark diagnostic shapes. These do also work as reference stimuli for the respective trademark, even if the colour shading does not correspond to the real or learned colours. However, the reaction is accelerated as mentioned if several diagnostic features can be used, as for example colour and typography (see figure). Many observers overlook that in this example not Coca-Cola, but an imaginative word (Coco-Cala) is written down. Although one is not directly fixating the writing, but let the attention “float”, the perceived image for many observers is completed to “Coca-Cola”. On the basis of the (already learned or saved) typography and colour the expectation is generated that it is about Coca-Cola and this expectation can “defeat” the objective perception. The expectations generated on the basis of colours (or shapes or sizes) are handed back to the visual areas in the next processing step and influence the further, detailed processing of objects in the expected direction. Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 b) The diagnostic superiority of images Already the hierarchy of perception indicates a superiority of device marks in comparison to word marks. This is due to the fact that device marks reach their addressees even in the relatively large area of peripheral or distant perception, in which word marks have no effect anymore just for purely physical reasons.38 The priority of shapes and colours towards writing opens the access to an even more extensive finding, which seems reasonable because of the physiology of our perception apparatus; the priority relationship of product presentations towards trademarks, which has not yet been discussed until now. Because product presentations are still identifiable in the peripheral or distant perception; whereas the smaller trademark logos are not. Rather product presentations are, just like trademarks, attached to the character of a diagnostic feature, i.e. that here no differences relevant for the perception are existent, that go beyond the relieved perception of product presentations. A shelf with washing powder products as it is presented to the brain in the peripheral or distant perception. Colours, shapes and sizes can be seen. Reading is not possible. As already mentioned, the here presented priority of images only for the peripheral and distant seeing as a robust finding is frequently secured scientifically from a perception and educational psychology point of view. This effect does also come up with trademarks and advertisement. To say it with the words of the well-known advertising researcher Kröber-Riel: “Images are quick shots into the brain”. Any marketing expert knows the phenomenon that many clients orient themselves in the interaction with contact points of a trademark (e.g. packaging, advertisement) very strongly on graphic elements. This also explains why modern advertisement and packaging designs primarily are designed graphically and why the absolute as well as relative share of words has decreased significantly in all sectors within the years. In market research, many consumers cannot remember the exact product name, although they regularly buy and use it. With the help of measurements of the timely distribution of attention by way of recording looks it was shown for the perception of advertisements that the initial attention is directed first of all to the graphical elements and not the texts. A similar perception advantage was shown for colours.39 Images are recognized quicker, when they are presented in their typical or diagnostic colour (e.g. yellow banana) than if they are shown without or with the wrong colour. However, the statement should not be that the writing or the texts play no role. The statement is rather that non-verbal stimuli play a similarly important role for trademark identification and in some contexts there are primarily the non-verbal stimuli that are used for identification. How exactly the weighting of the separate features is, depends significantly on the concrete 38 That is the reason why word marks, if they want to reach the addressee, have to be communicated separately and in an enlarged way. This happens with the help of ceilling signs or trademark shelves, in which the word mark is allocated in a clearly enlarged writing above the trademark range. 55 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger context, amongst others on the appearance of competitors, the consistency in the individual appearance with regard to the relevant features or the marketing and media investments. c) Control of stimuli by product and sign presentation Another aspect is the concrete design: a word will be of less importance if it is difficult to read, for example because it is placed on a visually uneven background. The more remarkable a feature is converted on a product, the higher is the probability that it is being perceived, learned and thus, as a result, used for recognition. In expert terms this is called “saliency”. Saliency activates this part of the attention which is depending not on expectation, but rather on the stimulus itself. It is very important to know is a given feature is remarkable or not in order to assess whether it plays or can play a role in recognition. Therefore, today it is possible to fall back on validated software models that reproduce and simulate how the brain determined the remarkability of features. The figure above shows a typical example. An image was examined that shows a text (“Golden Eagle Deluxe”), coffee beans as well as a red cup (figure A). Furthermore, two results of the attention simulation are shown: one so-called heatmap graphic (figure B), which visualizes the attention focuses (the darker the red, the stronger the element is observed), as well as the quantitative evaluation (figure C) for both areas. As you can see, the red cup is the eye-catcher. It is observed in the strongest way and therefore can take an important role in perceiving, learning and identifying this trademark. However, this does only happen if the red cup has or is consistently being used (associative learning), as well as if it is unique on this market (dis- criminative learning). Then and only then the red cup is suitable as diagnostic feature of the trademark. But if this or a similar red cup is already being used on the same market (here: Nescafé), and if it is already diagnostic for this trademark, there is a danger if confusion and dilution. Since the red cup is perceived earlier and quicker – as shown already after less than a quarter second, thus even before observer read or think – an expectation is generated on which trademark is concerned. If a clear hypothesis is generated (here: Nescafé), the described neuronal switching-off effect can occur – you do not look at it in more detail, you do not read the texts in detail, since there is already a clear expectation on which trademark is concerned. In marketing practice many cases are known, in which the relevant target groups within the scope of tests for means of advertising are firmly convinced of having seen or remembered an advertising figure or message, which the company has not used or communicated anymore for years. As soon as it gets clear which trademark is the sender of the message, learned contents and associations as well as expectations based on them are activated. d) Similarity and dissimilarity The perception of similarities and dissimilarities is a basic human experience, because the natural environment is revealed in its order of flora and fauna by a similar or dissimilar outward appearance. Thus, evolutionary phylogenetic trees can not only be reconstructed by the DNA, but also with the help of the shaping of typical outward features. However, the outward similarity if not only an indicator for evolutionary family relationships. The similarity 39 Wurm, L.H., Legge, G.E., Isenberg, L.M, und Luebker, A. (1993). Color improves object recognition in normal and low vision. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, Vol. 19, No. 4, 899–911 56 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 of human physiognomies also informs on blood relationships. This principle also forms the world of goods, since products of the same origin are design similarly by producers, in order to create a relation of origin with the help of the outward appearance. The same is valid for the brand creation, when different brands should indicate the same origin: From a perception psychological perspective we always react on the similarity of stimuli in the same pattern; the law of similarity. 40 According to this law, the human perception apparatus is grouping stimuli as matching when they are similar to each other. The more similar humans group two objects, the more they believe that the one object has similar characteristics then the other. Many of the psychological theories assume that regarding the question how humans categorize objects (thinking in “stereotypes”) that the allocation is realized with the help of similarity measures. The more similar two objects or stimuli are, the higher is the probability that they are allocated to the same category (“stereotype”). In a study regarding the confusion of producers it was shown that the perceived similarity of packaging and products is significantly influencing the assessment whether two products originate from the same producer. 41 The more similar two products are concerning their outward appearance, the higher is the probability that they are perceived as matching, because they are from the same producer. Test persons arranged the products (commercial trademarks and well-known, national brands) according to similarity of the name or shape and / or colours. Thus, colours and shapes are, which was not expected differently, used as allocation criterion and measure for the similarity of products and trademarks. In case of the visual similarity scientific research confirms the individual view: what looks similar, also belongs together. However, the similarity of product presentations and signs in the world of goods does not only reveal information on the same origin. The visual similarity is rather also generalized regarding the product features, i.e. visually similar products or trademarks are perceived similarly related to performance and quality. Thus, outward similarity is no hint to similar characteristics. This is also a human basic experience, because the conclusion from the similarity of the outward appearance to the same origin continues. What has the same origin in flora and fauna, does also have similar characteristics. e) Risk of confusion Regarding the risk of confusion there are two factors of special importance in perception theory: the relevance of peripheral seeing for a normal shopping situation and the controlling of everyday purchases with the help of the autopilot in Kahneman’s system 1. 40 Wagemans, J., Elder, J. H., Kubovy, M., Palmer, S. E., Peterson, M. A., Singh, M., & von der Heydt, R. (2012). A Century of Gestalt Psychology in Visual Perception: I. Perceptual Grouping and Figure-Ground Organization. Psychological Bulletin, 138 (6), 1218–1252 41 Loken, B., Ross, I. und Hinkle, R.L. (1986). Consumer confusion of origin and brand similarity perceptions. Journal of Public Policy and Marketing, 5, 195–211. 57 An example can be shown with the golden bunnies of Lindt or Riegelein. In the figure to the right it is shown how both designs are presented in the peripheral perception. This situation is comparable to the situation in which the consumer stands in the supermarket and registers from distance or in the peripheral perception that an Easter bunny can be purchased. The similarity of the outward presentation of the products is indicating a similar origin. The different word marks shown on the Easter bunnies, which correct this mistake and which should indicate different origins, are not recognized anymore. In the area of the distant and peripheral perception a consumer can only recognize a different origin from the perspective of the corridor to the shelf of goods when the producers Riegelein and/or Lindt where able to develop the colour of the bow to a diagnostic feature. When it comes to the perception of product and brand messages, in Kahneman’s system the reception of advertisements with the help of product categories happens by system 1; just like the biggest part of reception of product presentations and trademark stimuli in the supermarket. Stimuli overload is prevailing in nearly all product categories. 42 Also and even experts often decide over system 1, they do not have to think anymore, but they rather know the answer “intuitively”. They are just as susceptible to all forms of perception distortions (for which system 1 is known) as anyone else. The often heard argument, that non-verbal stimuli would not influence experts (e.g. doctors, pharmacists), thus has to be regarded critically. Generally, such an argument is based on a few facts (if there are any at all), but rather on the outdated assumption of a purely rational decider. At least it should be examined, whether one or more of the above mentioned conditions that could facilitate system 1 controls of reaction are valid (time pressure, complexity, overload, low involvement). If yes, a strong influence of system 1 processes has to be assumed. With regard to the perception and identification of trademarks it has to be assumed that it is happening via system 1. Like this, dedicated neuro-economic investigations have proven a so-called effect of “cortical relief” when observing strong brands. With strong trademarks, the activation of brain areas that are responsible for further thinking is reduced. Familiarity also lead to this effect: when something is familiar, you do not have to think about it anymore, but you can rather react “with the help of the autopilot”. By the way it should be mentioned that common surveys concerning assertiveness and uniqueness of trademark characteristics (e.g. colours, shapes) primarily question the conscious and reflective system 2. The trend in marketing investigations is to complete these traditional processes by so-called implicit processes with access to system 1. III. Empirical values under the miscroscope Several central empirical values of labelling law, especially for the evaluation of risk of confusion, now have to be examined with regard to whether they can bear the previously described findings for real trademark perception. 1. It is absolutely necessary to interpret the term similarity with regard to risk of confusion. The risk of con- 42 Schwartz, B. (2004). The paradox of choice: why more is less. Harper Perennial. 58 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 fusion should be the specific prerequisite for protection; whether it exists does depend on a multitude of circumstances, especially the degree of fame of a trademark on the market, the intellectual connection, which the used and registered sign can evoke as well as the degree of similarity between the trademark and the sign as well as between the marked goods and services with it.43 Here, we are talking about an empirical value with the quality of a legal rule. He consists of several statements, but especially of the central statement that the similarity of trademarks evokes a risk of confusion. This sentence is correct, because it is confirmed from perception theory the assumption that the addressee of the trademark can extrapolate from the trademark to the identity of good or service is confirmed. The determination of identity and the differentiation of animals, plants or humans on the basis of the outward appearance is a human basic experience which extends in the perception of products and goods. Who is mistaken about the outward appearance, also confuses the subject of perception. 2. With regard to trademark law it has to be detected that this law is an essential part of the system of unadulterated competition, which the contract will create and sustain. In such system companies have to be able to commit their clients to themselves with the quality of their products or services. This is only possible if there is a trademark with which products and services can be identified.44 This sentence is only partially correct, because companies are also able to commit client to themselves with the identification on the basis of the outward ap- pearance of goods and services. Trademarks intervene where such identification is not possible or they have a complementary effect to a certain outward appearance of a good or a service. 3. For the determination of the exact range of this exclusionary right of the trademark holder the main function of a trademark has to be considered, which consists in guaranteeing the original identity of the marked product to the consumer and end purchaser by enabling him/her to differentiate this product from products of other origin without any risk of confusion.45 This sentence is correct. It resumes the statement that the human perception with the outward appearance of plants, animals, humans and goods links original assumptions. What appears in the same way, has the same origin, what appears differently, has a different origin. The function as an indicator of origin of trademarks is based on the elementary principle of perception. 4. Not only the main function of a trademark, the guarantee of origin of the good or service towards the consumer belong to these functions, but also its other functions belong to it, amongst others the guarantee of quality of the good or service…46 This sentence is correct. With the original assumptions that are delivered with a trademark, in any case if the trademark is well-known, also certain characteristic expectations are connected, because the allocation of characteristics to a certain origin assumption belongs to the evolutionary basic equipment of the human perception just like evoking origin assumptions. With regard to goods and services, the expectation to a cer- 43 From the 11th reason for consideration from the updated trademark regulation 2008/95/EG of 22/10/2008 44 European Court of Justice C-10/89 = GRUR Int 1990, 960 – HAG II, Paragraph 13. 45 European Court of Justice C-10/89 = GRUR Int 1990, 960 – HAG II, Rn 14. 46 European Court of Justice C-487/07 = GRUR – L‘Oréal/Bellure, Rn 58. 59 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger tain quality caused by the outward appearance is in the foreground. 5. In circulation simple design elements are not allocated to a function as indicator of an origin.47 This sentence is wrong. Simple design elements are just revealed excellently for optical perception. Without any problems, they serve as evidence of origin. The superiority of this principle of design can be best understood with the help of the increasingly strong degree of abstraction of historical device marks in the process of numerous modernizations as well as with the help of trademark formation of modern signs and symbols as for example Facebook and Twitter. 6. In circulation a colour is not allocated to a function as indicator of an origin without graphic design.48 This sentence is wrong. Colours can be perceived nearly without any problems in comparison to written hints of origin (even though in a categorical shade) and there is no reason to deny their suitability as hint of origin. Many companies make use of their corporate identity with a certain language of colour. This again promotes the affection in circulation to connect colours in business life to a certain hint of origin. 49 7. In circulation, signs are not perceived in the same ways and they are not compared consciously, but perception is rather created on the basis of an unclear memory impression of a sign perceived in the past.50 This sentence is principally correct. However, it has to be defined more precisely. With regard to the purchase situation which is apparently meant with this sentence, it has to be stated that the average consumer is not even able to directly compare trademarks when products with different labelling are located close to each other in the shop shelf – at least only with an active and conscious examination. This is not allowed by the very narrow image section of 2° regarding the focal view. With regard to the “unclear memory impression”, the sentence has to be defined more precisely with regard to the fact that trademarks as memory image are never saved as a whole, i.e. as an image file. What is learned and linked to each other in perception, are the diagnostic features of trademarks. Above all, this sentence is correct concerning the fact that trademarks are not perceived and compared consciously, because trademark perception takes place without reflection and in an automated way. The control of reaction takes place within Kahneman’s system 1, i.e. ivia “autopilot”. 8. In circulation, trademarks are perceived as a whole without looking at them in a dismembered way.51 This sentence is partially correct. In circulation, trademarks are not perceived as a whole, but rather as a pattern, i.e. as a link of their diagnostic features (pattern recognition). However, it is correct that these features are looked at in a dismembered way, because such way of looking at them is typical for the consciously cognitive trademark perception and trademark processing as it is carried out only by the office’s examiner or judge, but not by the consumer. 47 Federal Court of Justice, GRUR 2000, 502, 503 – St. Pauli Girl. 48 Federal Court of Justice, GRUR 1997, 754, 755 – grey/magenta. 49 Also applicable Risthaus, paragraph 153; Völker in FS Helm, S. 260f. 50 European Court of Justice C-342/47 = GRUR Int 1999, 734 – Lloyd, Rn. 26; Federal Court of Justice, GRUR 1993, 972, 974 Sana/Schosana. 51 European Court of Justice C-251/95 = GRUR 1998, 387 –Sabèl/Puma, Rn. 23; Federal Court of Justice, GRUR 1976, 353, 354 – Colorboy; Federal Court of Justice, GRUR 2000, 506, 508 – Attaché/Tisserand; Federal Court of Justice, GRUR 2002, 342, 343 – ASRA/ESTRA-PUREN. 52 Federal Court of Justice, GRUR 1961, 343, 346 – Meßmer-Tee; Federal Court of Justice, GRUR 1993, 972, 973 – Sana/Schosana; Federal Patent Court, GRZR 1996, 496, 499 – PARK/Jean Barth. 60 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 9. Generally, concordances are more apparent in memory than differences.52 This sentence is correct for several reasons, because perception in the autopilot is created to orient oneself towards well-known perception images. The thoroughly investigated phenomena at this level of perception, i.e. “pattern recognition“, „inattentional blindness“, „change blindness“ as well as „stimulus generalization“ have the effect of a perception deficit if there is already a somehow reasonable perception expectation. 10. The beginning of a word is regularly noticed in a stronger way in circulation.53 This sentence is only partially correct. First of all, it wrongly communicates the message that word elements are noticed in circulation at all. However, this is already not taking place in case word elements are not perceived from distance or in periphery. Furthermore, the beginning of a word is in fact the most important factor when it comes to perception of writing, but the last letter is as important. As the reading exampled with gaps and mixed up letters have illustrated, regarding word recognition the frame is the most important factor. 11. In circulation, mixed up syllables are not perceived.54 This sentence is only partially correct. Mixed up syllables are suppressed by pattern recognition and change blindness, if they are not located at the beginning or the end of a word. At the beginning or end of a word they are significant, that means distinctive. 12. Words are mixed up regarding their script in circulation, when they show concordances regarding their position and number of letters (wordlength), regarding the usage of capital and small letters and regarding the positioning of ascenders and descenders.55 This sentence is correct. It relates to the primary orientation of perception on geometric patterns. However, in this case it is really about the perception category of the script perception only. 13. When in circulation it is possible paraphrase an image with a word that enables the close and exhaustive designation of the image, people do not think about the concrete image anymore, but rather compare the paraphrasing term of the word mark.56 This sentence is wrong. It stands for an inappropriate importance of words and writing of the current empirical values concerning trademark perception and trademark comparison. Actually, the direct image perception for the recognition of trademarks and products is generally in the foreground. 14. Generally, in a combined word/device mark with similarly distinctive elements the word part is significant.57 This sentence is wrong. It stands for the inappropriate importance of words and writing of the current empirical values concerning trademark perception and trademark comparison. Actually, the direct image perception is in the foreground. 53 Court of First Instance, GRUR Int. 2004, 647, m651 – Mundicolor/Mundicor; Federal Court of Justice, GRUR 1996,200, 201 – Innovadiclophont; Federal Court of Justice, GRUR 1998, 942, 943 – ALKA-SELTZER; Federal Patent Court, GRUR 1996, 496, 499 – PARK/Jean Barth; Federal Patent Court, GRUR 1997, 287, 289 – INTECTA. 54 Federal Patent Court Rulings 36, 123, 126 – babalu/BALUBA. 55 Federal Court of Justice, GRUR 1974, 30, 31 – Erotex. 56 Federal Patent Court, GRUR 1996, 877, 878 – Schlüssel-Bild; Federal Court of Justice, GRUR 1999, 991,992 – Schlüssel. 57 Federal Court of Justice, GRUR 1961, 628, 630 – Umberto Rosso; Federal Court of Justice, GRUR 1996, 198, 199 – Jumping big cat; Federal Court of Justice, GRUR 2002, 809, 811 – Breakfast drink; Court of First Instance, GRUR Int 2005,943, 944 – SELENIUM ACE. 61 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger 15. Decorations are regularly not perceived independently in circulation, but rather direct the attention to the image core.58 This sentence is correct if the image core is not understood in the sense of a precise centre of the surface, but in the sense of a central motif. Namely, decorations do not appear as closed geometric shapes and thus they are rarely accessible to an idealized entry. Furthermore, they are not used by trademark owners as diagnostic elements of an image motif and are also not perceived as such in circulation. Since decorations often serve the stressing of a certain features, this empirical describes the technique of saliency at the same time. 16. A sign consisting of several parts is basically perceived as a whole in circulation.59 This sentence is wrong since it wants to postulate a rule where there is no rule. Signs consisting of several parts can also be perceived as several signs in circulation (e.g. words). The decisive factor is formed by the formal requirements of the owner. If the different sign elements are integrated into a united/closed geometric form, a sign is assumed in circulation. However, if the different elements are presented in different outward designs, two signs will be assumed in circulation (so-called chunking). 17. The more well-known a sign is, the bigger is the risk that a younger and similar sign is mixed up with an older sign.60 This sentence is correct. Although it clashes with the rational consideration that an increasing fame of a trademark is strengthening its distinctiveness and this again has the effect of a type of self-protection from confusions, well-known trademarks are saved with many solid diagnostic features as memory pattern, so that the perception apparatus does not react to these signals with attention, but rather with relaxation and an autocomplete perception that does not meet reality. This results in a significantly increased risk of confusion. IV. Result and outlook The assault of the facts on the empirical values does not exist. It is rather an astonishingly large number of empirical values of trademark law that can bear an examination from a scientific point of view. However, a different hierarchy of perception does exist. Whereas established empirical values of trademark law apparently are based on the assumption of trademark influence through words and word parts, that they are examining them in a very differentiated way and that they are allocating a subordination to images, shapes and colours, from a scientific point of view words and word parts of compound trademarks are at the lowest level. This result, which can already be derived from the physics of our optical apparatus, seems to be obligatory. However, it leaves a feeling of disruption, because in registration practice word marks are dominating. According to the GPTO61 information, at the end of 2013, 789,589 trademarks had been registered here. This big stock is composed of 56 % of pure word marks and 58 Federal Court of Justice, GRUR 1958, 610, 611 – Gearwheel; Federal Patent Court, GRUR 1997, 283, 284 – TAX FREE. 59 European Court of Justice, GRUR 2005, 1042, 1044 – Medion, paragraph 28; Federal Court of Justice, GRUR 1996 774, 775 – falke-run/LE RUN; Federal Court of Justice, GRUR 1998, 387, 390 – Sabèl/Puma. 60 This empirical value is based on the statement of the Federal Court of Justice that a well-known or even famous sign stays in memory in circulation and it is thus recognized rather in a different labelling; cf. Federal Court of Justice, GRUR 2002, 171, 175 – Marlboro roof; Federal Court of Justice, GRUR 2003, 880, 881 – City Plus; Federal Court of Justice, GRUR 2004, 594, 597 – Ferrari horse. 61 The authors are thankful to the management of the main division of trademarks for the willingly support and the internal statistical research. 62 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 44 % of word/device marks and device marks, whereas in turn word/device marks are dominating. Against this statistical background of a clear perceptible preference of word or written signs it is difficult to certify such a huge stock of trademarks as practically worthless and to oppose superfluous investments for application, maintenance and legal defense of their word marks to the – most of the time experienced – owners. What is wrong here? What is wrong here is the unspoken doctrine of unity of risk of confusion, which is derived from the focusing on only a single matter of perception, because court rulings and literature in connection to court ruling of the EuGH and the wording of art. 5 lit. b) of the trademark regulation are assuming that for the prognosis of risk of confusion on the perception of an average consumer it depends on the target groups of the trademark.62 Here, the perception situation of such average consumer before the purchase is taken into account in an unspoken way. This is correct and is based on the previous explanations of actual trademark perception. Since when it comes to the removal of a risk of confusion regarding the defensive claims of trademark law, one cannot pay attention to the perception situation after the purchase, in which any confusion damage has already started. Furthermore, there is the (here referred to as) competitive function of a trademark, which is based on the fact that the consumer as demander can only control the performance competition of the suppliers appropriately if he/she is sure about the product and origin regarding his/her purchase behavior and these pieces of information are (amongst others) communicated through trademarks.63 However, this – important – focusing on the perception situation of an average addressee attracted by a trademark is unilateral. The reason is that there are furthermore – purely actually – the perception situation after the purchase64 and the perception situation of the office’s examiner during the application and opposition proceedings or the judge during the patent court proceedings or the infringement dispute. For the attack of the facts on the empirical values, these perception situations have to be considered, because it could be that certain empirical values are not tailored to the risk of confusion of an average consumer before the purchase. 1. Perception situation before the purchase The hierarchy of perception has to be observed for the perception situation before the purchase. Here, a new empirical value has to be assumed, namely that graphically designed and coloured trademarks are primarily formed by their shape. In any case, this applies if they appear as closed geometric shapes (image) or if they can be assembled without any problems.65 However, an exception of the priority of shapes are the cases in which the trademark owner is already allocating a diagnostic feature in its trademark architecture and/or advertising of a certain colour shade. Examples therefore are the magenta of Telekom [German teleconmmunications company], the yellow of 62 Cf. instead of all European Court of Justice C-342/97 = GRUR Int 1999, 734 – Lloyd, Paragraph 26; Federal Court of Justice, GRUR 2004, 947, 948 = MarkenR 2004, 470 Gazoz. 63 Cf. for the meaning of trademarks as essential part of an unadulterated competition European Court of Justice 102/77 = GRUR Int 1978, 291, 298 – Hoffmann-La Roche; European Court of Justice 3/78 = GRUR Int 1979, 99, 104 – Centrafarm/AHP; European Court of Justice C-10/89 = GRUR Int 1990,960, 961 – HAG II, Paragraph 13. 64 Such confusions occurring in marketing are definitely of certain importance and are called “post sale confusion” in this context. 65 The above shown image symbols of Mac Donalds, Apple, Nike, Mercedes, Twitter and Facebook are accommodating the priority of shapes. 63 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger the Post [German Post Office], the brown of UPS or the colour combinations green-yellow of BP, bluewhite of ARAL or the red-blue-grey of ICE [German high-speed train] services of the Deutsche Bahn [German national rail company]. However, trademarks in their function as evidence of origin before the purchase step back behind the product presentation in case they also show an individual shape and colour shade. The reason is that colours and shapes of products are perceivable more easily and from a perception perspective of an average consumer before the purchase there are no essential differences between individual equipment features of a product or trademark.66 For well-known trademarks it has to be assumed that the consumer conscience is established in several diagnostic features. For the purchase decision regarding Kahneman’s system 1 and thus the risk of confusion the perception of one of these features is sufficient. Thus, with regard to the evidence of a damage in the field of fame protection the evidence-burdened trademark owner67 should be able to fall back on the empirical values saying that a well-known trademark is particularly susceptible to confusions and that when the confusion is disclosed after the purchase, the disruption of the diagnostic code of this trademark, which results in a weakening of distinctiveness, is automatically revealed. 2. Perception situation after the purchase After the purchase there is the regular chance to look at the product and the trademark in more detail. The trademark rather gets in the focal field of view and can be looked at closely in a repeated manner. Now, the word mark or the word element in compound signs are more likely to being focused. With this perception the diagnostic features of a trademark are stabilized, because they are given a name in this perception situation. Image, colour and word appear together and an additional „multiple features benefit“ arises. The discriminative learning of the trademark is significantly supported, that means that the trademark gains distinctiveness. With regard to pure word marks, the trademark perception is developed here and this also creates distinctiveness. In any case, this distinctiveness also has an effect already before the purchase, when the word mark is not linked to other image or colour elements of a trademark, but with a certain appearance of a product. This allows „pattern recognition“. In this case, the word mark does not have to be perceived before the purchase in order to have a distinctive effect. It is sufficient when other diagnostic features, which are linked to the word mark, are perceived. After the purchase there are no confusions68, but rather get obvious.69 This leads to a disruption of diagnostic learning. In fact, this disruption remains without competitive relevance. However, from the trademark owner’s point of view, it is by far more significant than the individual case of confusion, since the individual case of confusion can be coped with as isolated loss of turnover, against which the investments for composing and defending a trademark is permanently devalued with regard to the damage 66 This similarity is corresponding in the best way to the regulation of § 4 No. 9 lit. a) UC [UWG]. 67 Cf. European Court of Justice C-252/07 = GRUR 2009, 56 – Intel, paragraphs 37–39, 77; European Court of Justice C-383/12P = MarkenR 2014, 21 – Wolf, paragraphs 34–37. 68 Despite the special case of the so-called „post sale confusion“, which comes up when certain signs or equipment elements are designed as hidden imitation insofar, that they only come up upon start of usage. 69 According to a study of the British Brands Group, 54 % of the 16–24 years-olds admit that they have already been persuaded to a bad buy by a deceptive product presentation; cf. „A study into the impact of similar packaging on consumer behaviour“ 2009. 64 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger Symposium 2014 of distinctiveness of a trademark. Against this background, also those empirical values are important, which deal with the assessment of words and word parts or the analysis of written appearances of a trademark. However, here it is not about the protective purpose of the competitive function of a trademark, but rather about the protection of the origin function of the owner’s interest.70 This origin function is also suffering when trademark elements relevant for competition are weakened by later noticing of a bad buy on the basis of a word mark different from the one that was expected.71 3. Perception situation of the examiner and the judge During the application and opposition proceedings, the addressee of a trademark is the examiner, in the trademark trial, it is the judge. Both perceive trademarks in a special situation. They do not only perceive trademarks in the focal visual field, closely and for a very long time, but they also actively pay attention actively, i.e. with Kahneman’s system 2, to their appearance, which they incorporate critically by falling back on work experience in a methodological-systematic and cognitive way. The perception situation is in an extremely far distance to the given assessment standard. Here, qua convention and perception situation also another hierarchy of perception is applied. The word marks or the written elements if compound trademarks are on the highest level, followed by the device elements, then the colours, which are observed as sceptical as three-dimensional shapes for normative reasons (requirement of availability). This perception situation works like a filter. If one would, as it is recommended by the findings of cognitive sciences, take into account for the risk of confusion only the respective diagnostic features of trademarks, which are absorbed in split seconds even from periphery or distance and then processed via Kahneman’s system 1, the registration of word marks due to lack of distinctiveness would be refused. When it comes to word / device marks this approach would result in an exponential increase of assumed cases of risk of confusion. Consequently, in official proceedings new applications of word marks and word/device marks would practically have no chance of registration. This would obviously be an unreasonable result and would result in a considerable weakening of the whole system of register protection. However, the decisions of examiners in registrations and opposition proceedings are not directed towards deciding in case of a conflict in a concrete situation of use. Their decision is abstract and pointing the way ahead an undetermined multitude of individual cases. Insofar, we can also consult those word marks and word mark parts for the evaluation of risk of confusion that only have an effect eventually in the individual case only after the purchase decision, but which even though determine the distinctiveness and thus the factual protective area of a trademark. For the register determination of the protective area these elements are even essential, since they allow a totally different differentiation of trademarks and thus open the register, which would otherwise be exhausted. Furthermore, here, it is mainly about the explanation and order of property conditions and only very indirectly 70 Indirectly also the competitive function is involved, because the inter-brand competition is insofar an especially efficient form of competition, since it offers a secure and fast orientation for the buyers‘ audience, which would otherwise have to oriented towards other selection criteria for the purchase decision, which would require a greater effort and create higher error rates. 71 However, only well-known trademarks are protected against this type of dilution of labelling power according to § 14 Par. 2 No. 3 MarkenG. 65 Symposium 2014 Dr. Christian Scheier · Dr. Andreas Lubberger about the protection of the consumer from wrong decisions during purchase. Since with the help of (additional) word elements property conditions of trademarks can be trained in a much more differentiated way as this would be possible with the help of shapes and colours. The reason is that possible combinations from shapes and colours alone would be much lower. 4. Categorical differentiation of empirical values Having this in mind, there is no reason to give up completely the empirical values identified as incorrect in the previous paragraph. Rather, they should merely be assessed with regard to whether they are still important and insofar offer sufficient safe orientation as primarily normative requirements for the official process and the following patent dispute. It is questionable whether this is also valid for the infringement judge. This is not the case, because the infringement judge decides on a trademark collision in a concrete usage case. Here, according to court ruling of the EuGH all facts of the individual case have to be considered72 (which will not be noted by the office’s examiner or the patent judge). According to the above mentioned findings it is especially those additional diagnostic features of products or product presentations that can increase or decrease the risk of confusion.73 In that case the infringement judge is not allowed to con- sider those empirical values, which are apparently suitable for the office proceedings and the perception situation even though it is about a comparable perception situation. The reason is that he /she is actually asked to simulate the consumer perception. Respectively, the infringement judge can only take into account word and word elements relevant to the decision, if he focuses on a perception situation after the purchase decision herewith and if it is not the ratio of protection of the buyers’ audience against wrong decisions, but rather the protection of the trademark owner from weakening the distinctiveness when it comes to decision-making.74 Overall, the consideration of scientific factual basics of trademark perception does not require the task, but the differentiation of empirical values. Trademark law would come considerably closer to the facts of trademark perception and would gain considerable transparency and pregnancy in case the official proceeding was released from the senseless connection to perception situation of an average consumer before the purchase and in case of the infringement proceeding would be enriched by the concentration on the diagnostic features on the higher levels of perception hierarchy. A dual system with the categorical differentiation between the use infringement and the register infringement75 of a trademark would be the result and it would simply be better. 72 Cf. European Court of Justice C 251/95 = GRUR 1998, 387 – Sabèl/Puma - Paragraph 22; European Court of Justice C-425/98 = GRUR Int 2000, 899 – adidas/ Marca Mode, Paragraph 40; European Court of Justice C-120/04 = GRUR 2005, 1042 – Medion, Paragraph 27; European Court of Justice C-102/07 GRUR 2008, 503 – adidas/Marca Mode II, Rn 29; European Court of Justice C-254/09P = GRUR 2010, 1098 – Calvin Klein, Paragraph 44. Zur Problematik dieses Ansatzes für die Bestimmung der Verwechslungsgefahr [Regarding the approach to determine the risk of confusion] cf. Lubberger, Die Verwechslungsgefahr – Rechtsbegriff oder Tatfrage? [The risk of confusion – Legal term or matter of fact?] in: Festschrift 50 Jahre Bundespatentgericht 2011 [Commemorative publication 50 years Federal Patent Court 2011], p. 687 et seqq. 73 It is thus recommendable for the plaintiff of an infringement proceeding to think about a more narrow application, which is directed towards the infringing trademark in its concrete usage situation. 74 De lege lata this is only considerable within the scope of fame protection according to § 14 para. 2 No. 3 MarkenG. 75 The initially discussed opinion dispute about the nature of empirical values would then lead to a synthesis that the empirical values for the use infringement would have a factual character and the empirical values for the register infringement would have a normative character. 66 Thomas Geister Symposium 2014 Neuromarketing @ Henkel Thomas Geister (PowerPoint Presentation) Who we are Adhesive Technologies Did you know … … that Henkel is the world‘s Number One adhesives producer? … that Henkel sells detergents for around 25 billion wash loads per year? … that every second more than 20 hair colorants from Henkel are sold worldwide? • 8,117 million euros sales HENKEL AT A GLANCE 2013 • Around 47,000 employees all over the world • 2.5 billion euros adjusted1 operating profit (EBIT) • 16.4 billion euros sales, • 3.5 % organic sales growth • 57 % of our sales generated by our top 10 brands • 44 % of our sales generated in emerging markets • 137 years of brand success 1A djusted for one-time charges/gains and restructuring charges. • +2.7 % organic sales growth • 1,370 million euros adjusted1 operating profit (EBIT) • 30 % innovation rate2 • 70 % of our sales generated by our top 10 brands 1A djusted for one-time charges/gains and restructuring charges. 2P ercentage share of sales generated with new products launched onto the market within the last five years. Beauty Care • 3,510 million euros sales • +3.0 % organic sales growth • 525 million euros adjusted1 operating profit (EBIT) • 45 % innovation rate2 • >90 % of our sales generated by our top 10 brands 1A djusted for one-time charges/gains and restructuring charges. 2P ercentage share of sales generated with new products launched onto the market within the last three years. Laundry & Home Care • 4,580 million euros sales • +5.7 % organic sales growth • 714 million euros adjusted1 operating profit (EBIT) • 45 % innovation rate2 • 85 % of our sales generated by our top 10 brand clusters Global leading positions in consumer and industrial businesses 1A djusted for one-time charges/gains and restructuring charges. 2P ercentage share of sales generated with new products launched onto the market within the last three years. 67 What guides us Our Approach to Neuromarketing Our strategic priorities We will outperform our competition as a globalized company with simplified operations and a highly inspired team! LAUNDRY HABITS, BRANDS & PRODUCTS Laundry Benefits What do Consumers look for? •C ategory core needs: - Clean clothes personal hygiene - Keep clothes ‘like new’ social need • Washing process: - Minimal time & effort for plan & doing - Minimal water & energy BUT we also need to understand implicit rewards Laundry Habits What do Consumers do? •C ategory trend: - Highest machine loading capacity ever - BUT more wash loads per household Our targets 2016 • 20 bn E sales • 10 bn E sales in emerging markets • 10 % annual growth in earnings per share1 Including continuous portfolio optimization. 1A verage annual growth in adjusted earnings per preferred share (compound annual growth rate/CAGR). Why? - Consumers separate clothes more – use bigger range of detergents Laundry Care Product Types (Fig. above left) Laundry Care Brands (Fig. above right) NEURO REWARD SYSTEM decode® Reward Profile Framework 68 Thomas Geister Head of Global Market Research and Global Media for the whole company Henkel 2011 – 2013Position in corporate strategy and developing the total Henkel strategy and targets for the next 4 years 2004 – 2011Positions in international marketing at Henkel incl. worldwide responsibility for a body care portfolio Neuromarketing Quantitative Validation 1999 – 2003Positions in local marketing at Henkel both in Germany and the US including the groups head styling and body care 1998University degree in economics Leiter der Bereiche Globale Marktforschung und Globale Medien für das gesamte Unternehmen Henkel Selected Henkel Laundry Brands 2011 – 2013Position bei Henkel in der Unternehmensstrategie und Entwicklung der kompletten Strategie sowie der Ziele für Henkel für die nächsten 4 Jahre •P ersil: Everything in perfect order! •S pee: Breaking conventions: It‘s only laundry! 2004 – 2011Positionen bei Henkel im internationalen Marketing nebst weltweiter Verantwortlichkeit für ein Körperpflege-Portfolio Reward Profiles HENKEL CASES Case Persil Liquid Analysis 2009 1999 – 2003Positionen bei Henkel im lokalen Marketing sowohl in Deutschland als auch in den USA in den Bereichen Haarstyling und Körperpflege 1998Universitätsabschluss in Betriebswirtschaft Persil Relative to “A” - more performing - more traditional - lacks vitality & freedom Competitor A 69 Symposium 2014 Thomas Geister Liquid Territory Problem: Persil Liquid is under fair share Case Perwoll Analysis Liquid Territory Perwoll Relative to “C” - S trong tradition & trust - L acks excitement & adventure Reason: Powder brand = reward profile Liquid Objective: Strengthen competitor territory w/o loosing core positioning Powder Territory Competitor C Case Perwoll Launches: Farbiges & Feines R Brilliante Farben HDD Liquid vs. HDD Power Case Persil Liquid Market Share Liquid 70 Case Perwoll Liquid Market Share Legal Research @ Henkel Legal Research Example Claim Substantiation Diadermine – Diadermine Lift+ Dry Oil MultiZone Target group • 200 women per formula, 30 – 55 years •R egular user body care products •N ational spread France (Paris, Bordeaux, Lille, Lyon, Montpellier, Nantes, Tours) Legal Research vs. Explicit opinion & behavior Neuromarketing Implicit, unconscious perception of brands & products Henkel Market Research Toolbox Explicit Methods Procedure • 3 weeks product usage at home • Interview in test persons’ household “I am going to read out a few statements which could apply to a body oil. Please tell me to what extent they apply to the tested product.” - Improves the skin appearance: 84% - I would recommend it to a friend: 93% Legal Research Launched 2013 71 Symposium 2014 Prof. Dr. Joachim Bornkamm Markenverständnis in der deutschen Rechtsprechung Brand identity in the decisions of the German courts Prof. Dr. Joachim Bornkamm, Vors. Ri. BGH a.D., Freiburg i. Br. (PowerPoint Presentation) Clarifying my topic Approach of Bundesgerichtshof E-Mail of Beate Schmidt: The morning will end with a talk of Andreas Lubberger on: „How to challenge experience with the help of facts “ – he will deal with the discussion well-known to us judges whether the idea that the question of how a trade mark is conceived by the addressed public is largely considered as an empirical judgement (hence a point of law) is in line with the results of modern market research. • Consumer perception not a question of fact which could be verified by witnesses It would be appreciated, if you would align your talk to these points of discussion. Perhaps we could hear how empirical judgements (which often are worded as guiding principles (Leitsätze) are developed by the Bundesgerichtshof and and how far (findings of) facts play a role in his process. Where do we rely on the perception of the consumer • Unfair competition - Is an advertising misleading? • Trade Mark Law -D istinctive character of a sign for which trademark protection is sought - Acquired distinctive character through use - Danger of confusion European consumer model has to be applied • The national court must take into accountthe prevoked expectations of an average consumer who is reasonably well-informed, reasonably observant and circumspect. Consumer surveys are, however, not precluded. •H ence question of law or question of fact? 72 • No act which took place in the past, which could be established by witness evidence • but rather a prediction • how will consumers perceive a particular sign? - will he/she perceive it as a sign of origin? - will he/she confuse it with an older sign? • judge has to make a prognosis - prognosis which cannot be made with the help of witnesses - prognosis which needs special expertise • similar prognosis decisions - does person skilled in the art consider a particular feature as an alternative solution (doctrine of equivalence)? - what kind of economic effects will result from a merger? • judge may have the necessary expertise for the prognosis - because he/she belongs to the consumer group addressed - because he/she has acquired sufficient expertise • if not, an expert may be needed to supply judge with the necessary expertise • expert will rely on consumer survey • under German law of Civil Procedure empirical judgements are considered as questions of law Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Bornkamm Presiding Judge at the Federal Court of Justice (retired) 2005 – 2010President of the Association of European Competition Law Judges [AECLJ]) • If judge decides without the help of an expert he has - to tell the parties about the empirical judgement to be applied - to tell the parties why he believes to have sufficient expertise • Parties can challenge empirical judgement with party expert • Bundesgerichtshof will set aside judgment of lower court, - where judge has not shown why he has considered himself sufficient expert - where judge has not shown the empirical judgement he plans to rely on in his judgment - where judge does not explain why he differs in his finding from the results of a party expert - where the empirical judgement relied on in his judgement is not in line with the general experience of life (“widerspricht der Lebenserfahrung“) - lack of expert evidence in cases above Jan. – July 2013 Nov. 2006 – Feb. 2014 Chairman of the Cartel Senate Chairman of the Ist Civil Senate From March 1996Judge at the Federal Court of Justice (Ist Civil Senate and until 2009 Cartel Senate) -> retired since 01/03/2014 1988 – 1996 Judge at the Higher Regional Court of Karlsruhe (VIth Civil Senate) 1985 – 1988Research assistant at the German Federal Court of Justice 1981 – 1983Expert in the Copyright Law Department of the Federal Ministry of Justice 1977 – 1981 and 1983 – 1985Judge at the Local Court and Regional Court of Freiburg Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof a.D. 2005 – 2010Präsident der Vereinigung Europäischer Kartellrichter (Association of European Competition Law Judges [AECLJ]) Jan. – Juli 2013 Nov. 2006 – Feb. 2014 Vorsitzender des Kartellsenats Vorsitzender des I. Zivilsenats Ab März 1996Richter am Bundesgerichtshof (I. Zivilsenat und bis 2009 Kartell senat) -> seit 1.3.2014 im Ruhestand 1988 – 1996 Richter am Oberlandesgericht Karlsruhe (VI. Zivilsenat) 1985 – 1988Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesgerichtshof 1981 – 1983Referent im Urheberrechtsreferat des Bundesministerium der Justiz 1977 – 1981 und 1983 – 1985Richter am Amtsgericht und Land gericht in Freiburg Symposium 2014 Sir Robin Jacob Trade Marks: Reality or Illusion? The Rt. Hon. Professor Sir Robin Jacob1 What a pleasure to be back in Munich – not only a beautiful city but one of Europe’s great IP cities. When I told Joachim Bornkamm the title of this talk, he said, “Great title: All you really need is a good title. It doesn’t matter what you say after that”. So if you like the title you can go now. Somehow I think that might not go down well, however. Today I thought it might be worthwhile to try to consider what a trade mark actually is for. In my opinion no one can truly answer the question. And that is why there are so many questions courts send to the CJEU, why its answers are so often opaque and not infrequently inconsistent with one another. Indeed, although patent law has its complexities, deep down I think trade mark law is more difficult and inherently full of self-inconsistencies. Another- and really the main – purpose of this talk is to ask what values trade mark law does or should protect. Is trade mark law promoting a better society or is it supporting what less attractive aspects of human nature – supporting investment into conspicuous consumerism and diverting investment away from matters of true value to humanity. Does it or should it encourage investment in the ephemeral, the meretricious? I like this latter word – defined in the Oxford English Dictionary as “apparently attractive but having no real value.” The dictionary goes on to provide a host of synonyms, some of which are “flashy, pretentious, garish, chintzy, tinselly” and one the English language stole from German, “kitschy”. In short does or should trade mark law protect illusion? I begin by adapting quite a lot from a talk I gave at Fordham University in 1997. “There are basically two sides, whom I will personify as two characters called “Free Trader” and “Protectionist”. Free Trader calls intellectual property rights “monopolies”. Protectionist, as his name indicates, regards such rights as “protective”. He also likes the name “intellectual property” he seeks to derive justification for his views from the use of the word “property”. And “intellectual” adds a real notion of class – of rights worthy of protection. Free Trader’s basic stance is against any rights which prevent or restrict competition unless a case can be made for their existence. He is happy to accept that a legal right to prevent traders from deceiving the public should exist. Such a right is embodied for instance in the English law of passing off. It is included within other laws of unfair competition. Few would doubt that it is unfair to sell goods by telling lies. Free Trader is unwilling for the law of trade marks (registered or unregistered) to go further than preventing deception. He agrees that a system of properly controlled trade mark registration can serve a useful purpose. He accepts that such a system serves the same end of stopping dishonest trading. Second Free Trader recognises that it is legitimate for a party to get his mark registered – get his protection – a little way in advance of actually commencing use. That has an administrative and commercial convenience. Thirdly he accepts that the registered mark system is a convenient way of his finding out what marks are claimed by others But Free Trader does not go further than this. He objects to marks being registered on the offchance of later use or still worse with a view to compelling others to take a licence or for some other reason pay him money – a trade mark troll. He objects to registration 1 H ugh Laddie Professor of Intellectual Property Law. University College London, former Lord Justice of Appeal of the Court of Appeal of England and Wales. 74 Sir Robin Jacob Professor of IP Law at University College London of descriptive marks. He objects to specifications of goods or services which are too wide. He wants marks which are not used to be readily removable – and would like an affidavit verifying substantial commercial use before a registration can be renewed. Free Trader objects to registrations of marks which are not, in his view trade marks at all, for instance the names of performer Thus, for example, he thoroughly supports the decision2 of Laddie J that “Elvis Presley” is not a trade mark. He, like Laddie J, thinks that it is the name of a dead rock and roll star and that is that. Anyone can make memorabilia referring to Elvis. He sees no reason why anyone should get a monopoly on such items. Nor does he sympathise with live people, e.g. sportsmen, registering their names as trade marks for goods or services with which he have no real connection. If the law is to give protection to a name and likeness (which Free Trader doubts) then at least that should be a separate right: it is a nonsense to try and bring it under the rubric “trade mark”. Free Trader also objects to attempts to dress-up as a trade mark or trade dress any aspect of the appearance of an article which is functional or simply decorative. He applauds my decision in Hodgkinson & Corby v Wards Mobility.3 There the defendants were selling a copy of an article of highly distinctive appearance (a cushion for the immobile) but I refused to find passing off in the absence of any evidence of deception. Free Trader reacts with horror when he is told that in some Continental jurisdictions the sale of copies which are unnecessarily close to an original is regarded as “unfair competition”. “Why is it unfair if there is no deception, no patent, no registered design and no copyright?” he asks. He loves what I said in Hodgkinson: since 2011Professor of IP Law at University College London 2003 – 2011 Lord Justice of Appeal 1993 – 2003 High Court Judge 1981 – 1993 QC in practice at the IP Bar 1967 – 1981 Junior Barrister in Practice at the IP Bar “There is no tort of copying. There is no tort of taking a man’s market or customers. Neither the market nor the customers are the plaintiff’s to own. There is no tort of making use of another’s goodwill as such. There is no tort of competition.” Free Trader likewise objects to trade mark rights going further than he thinks they need to. Free Trader objected, for instance, to the old British trade marks act provision, s.4 of the 1938 Act. This got into the Act via pressure from the drug companies. There was a case4 in the 1930’s which gave rise to the pressure. A wily merchant decided to trade on the back of a wellknown health pill. The pill was called “Yeast-Vite”. He said his yeast pills were “a substitute for Yeast-Vite”. He was sued both for passing off and infringement of the registered mark Yeast Vite. He won5. Free Trader says comparative advertising, unless it is dishonest, is all right. He is happy with “My film is as good as Kodak but half the price” or with “my perfumes smell like Trésor or Miracle or some other well-known brand – provided always the statements are true. 2 March 18th 1997 3 [1995] FSR 169 4 Irvings Yeast-Vite v Horsenail (1934) 51 RPC 110 5 On registered trade mark. However there was evidence that he had sold his pills as Yeast Vite and at first instance a passing off injunction was granted. 75 Symposium 2014 Sir Robin Jacob I turn to Protectionist. He starts from a wholly different vision: that a trade mark is a creation of the owner. It is created by being devised, and it is brought up and maintained by promotion. It is the result of investment – often considerable investment. It is an icon, to be valued in itself. If you walk out of here onto Maximilianstrasse with Protectionist his eyes will light up at the great international brands glitzily on display. Thus, he says, it should be regarded as property and the law should treat it is such. Protectionist endorses an analogy given by Prof. Hugh Hansen: “You can’t use a man’s car without his permission because it belongs to him. So also with his trade mark.” Protectionist invokes other ideas, claiming a moral high ground. He says: “It is wrong for a trader to use the trade mark of his rival howsoever. Doing so is to give the trader a ‘free ride’”. “Thou shalt not reap where another has sown” says Protectionist, endorsing in his more extreme view the old British view under s.4. Protectionist often appeals to the adage “Anything worth copying is worth protecting.” Protectionist is particularly concerned for famous marks. He thinks they are especially worthy of protection – after all they are the result of vast investment. He would not, for instance, go along with the English case of Stringellows6, where the owner of a famous nightclub of that name was held unable to stop the sale of oven-ready chips of especial thinness. This was so even though there was some confusion. The court said it did not matter: there was no damage. Not so says Protectionist. All confusion is damaging: it dilutes the mark. The extreme Protectionist view goes even further. He says that even a non-confusing association will damage the mark and ought to be stopped. He applauds the the Claeryn/Klarein case7: The plaintiff used Claeryn for gin; the defendant Klarein for washing up liquid. The defendant lost. The idea is that those who drink the gin do not want an association with the washing up liquid. Protectionist has no sympathy for the views of the Free Trader. He says to him “You are just bleating about competition. I am just as much in favour of proper competition as you. All I say is that one trader should steer well clear of the mark of another. He does not have to try and come close. Let him invent his own mark and build it up himself. He is certainly free to do that, and if he does so he is not reaping where others have sown, he is reaping his own crops.” My fictional characters Free Trader and Protectionist have their real counterparts. They represent views passionately held. My first question is, why so passionate? The protagonists for each side are strident8. I have begun to think that it is because, to many, it has become not so much a matter of rational argument: it has become a matter of belief, almost a religious question. Moreover the Protectionist side has been getting a louder and louder voice. Why? I am bound to say that I think it is because they have the richest and most organised lobby. The public have no real voice in any of the debates I concluded my 1997 lecture in this way: “I suspect the debate will continue for ever: there is never going to be a reconciliation between Protectionist and Free Trader. They talk different languages. The courts will sit at the interface, inclining one way and then the other depending, I suspect, on innate views as to how competitive the commercial world should be”. 6 [1984] RPC 501 7 472 NJ 1489 (1975) 8 See for instance the fierce (and highly readable) debate between Kamperman Sanders and Peter Prescott QC on the Wagamama case. The articles are “Back to the Dark Ages” [1996] 1 EIPR 3; “Think Before You Waga Finger” [1996] 1 EIPR 317; “The Return to Waga mama”; [1996] 1 EIPR 521; and “Has the Benelux Trade Mark Law been Written into the Directive?” [1997] EIPR 99. 76 Sir Robin Jacob Symposium 2014 My 1997 talk was rather prophetic. I even used the word “free ride” for the Protectionist point of view. In Europe Protectionist has largely won for the time being – the high point is the ECJ decision of 2009 L’Oréal v Bellure9. The defendant was honestly telling the truth: And the use was not “purely descriptive” because it was used for advertising the Defendants‘ products. (i)It is lawful to make and sell a smell-alike product. [41] As regards the concept of ‘taking unfair advantage of the distinctive character or the repute of the trade mark’, also referred to as ‘parasitism’ or ‘free-riding’, that concept relates not to the detriment caused to the mark but to the advantage taken by the third party as a result of the use of the identical or similar sign. It covers, in particular, cases where, by reason of a transfer of the image of the mark or of the characteristics which it projects to the goods identified by the identical or similar sign, there is clear exploitation on the coat-tails of the mark with a reputation. (ii)The best and only practical way to describe its smell is to inform people that it smells like X. (iii)That is done by the use of the comparison lists. (iv)The Defendants get a major promotional advantage from using such lists. (v)Neither customers nor ultimate consumers are deceived as a result of the use of the lists. (vi)Neither the image nor the distinctiveness of the trade mark for the comparable fine fragrance is impaired by the use of the lists – there is no tarnishment or blurring. (vii)Sales of the corresponding fine fragrance are not affected by the use of the lists. And: I would add that a touch of reality is called for here. Consumers are not stupid. They will not see the cheap copy as being the same in quality as the original. They will see it for what it is and no more. The Court said the following: [58] These functions include not only the essential function of the trade mark, which is to guarantee to consumers the origin of the goods or services, but also its other functions, in particular that of guaranteeing the quality of the goods or services in question and those of communication, investment or advertising. 9 I don’t understand that. As regards Art 5(2) infringement the court was particularly sanctimonious; it said: [49] … where a third party attempts, through the use of a sign similar to a mark with a reputation, to ride on the coat-tails of that mark in order to benefit from its power of attraction, its reputation and its prestige, and to exploit, without paying any financial compensation and without being required to make efforts of his own in that regard, the marketing effort expended by the proprietor of that mark in order to create and maintain the image of that mark, the advantage resulting from such use must be considered to be an advantage that has been unfairly taken of the distinctive character or the repute of that mark. In my judgment applying the Court’s decision I said: So far as I can see this is saying if there is “clear exploitation on the coat-tails” that is ipso facto not only an advantage but an unfair one at that. In short, the provision should be read as though the word “unfair” Case C-487/07 77 Symposium 2014 Sir Robin Jacob „So we see the Court saying was simply not there. No line bethe ” image” of a trade mark smoking does. So also for many tween “permissible free riding” other famous brands. is to be protected. It that I call and “impermissible free riding” It is this which leads me to is to be drawn. All free-riding is into question. “ question the Court’s protection “unfair.” It is a conclusion high for these “functions.” It seems in moral content (the thought is to me that it is encouraging inclearly that copyists, even of lawful products should be vestment – advertising investment – in things which condemned) rather than on economic content. do not really matter to mankind. True it is that some people like to wear Gucci or Rolex watches or carry So we see the Court saying the” image” of a trade mark Mulberry handbags, but their motive is image. “Look is to be protected. It that I call into question. at me” they say –“ I am one of the exclusive wealthy” I said this also in my judgment in a paragraph which “I am like a celebrity.”. It is part of human nature, but it has no or little comment: is not its best side and I think trade mark law should •M oreover there is no harm to the trade mark owner – simply keep away. Industries of that sort often pay as other than possibly a “harm” which, to be fair, L’Oréal much as 30 to 40 % of revenue on advertising and prohas never asserted. That “harm” would be letting the motion, but in the great scheme of things it is essentruth out – that it is possible to produce cheap pertially meretricious and not something the law should fumes which smell somewhat like a famous original. encourage. Better our resources should go on technolI can understand that a purveyor of a product sold at ogy and medicines. a very high price as an exclusive luxury item would I should say I am grateful to Professor Barton Beebe of not like the public to know that it can be imitated, New York University who has written a major article albeit not to the same quality, cheaply – there is a bit on this subject. His main thesis is that humankind has of a message that the price of the real thing may be always valued scarcity – Roman emperors and senaexcessive and that the “luxury image” may be a bit of tors wore purple togas because purple was such an a delusion. But an uncomfortable (from the point of expensive dye. Trade mark law is being used to create view of the trade mark owner) truth is still the truth: artificial scarcity and thus to pander to this meretriit surely needs a strong reason to suppress it. cious side of human nature, It is this paragraph I want to discuss further. For it too European trade mark law should be amended in two is about image versus reality. I once edited the leading ways: textbook on UK trade marks. I noticed something significant: that if you took out all the cases dealing with cig(1) It should be lawful to tell the truth in commerce; arettes and other smoking things and those concerned (2) The only function of a trade mark which should be with drinks, especially alcoholic drinks, the book would protected is the origin function. be about half the size! Actually the rival products were much the same: it was advertising which sought to It is important to accept and appreciate that in all promote a difference – an image – when in reality there these cases the merchant who uses such a list does was little to choose between them. One brand of cigaso to promote his product. So there is a kind of “free rette was much the same as another, What made Marlriding”. Although that expression has crept into Euroborough famous and successful was the image of the pean Trade Mark law (see also Mango v Diknak [2005] healthy young cowboy – miles from the reality of what ETMR 5 at [19]) it is, to me at least, subtly and danger- 78 Sir Robin Vorträge Jacob Symposium 2014 ously emotive: it carries the unwritten message that it ought to be stopped. That is far from being necessarily so. The needs of proper competition and lawful free trade will involve an element at least of “free riding.” The problem for trade mark law is where to draw the line between permissible and impermissible “free riding.” Using the epithet does not solve the problem. also with “advertising” – persuading people to buy the product by what you do in your advertisements. And above all “investment” – the investment in the brand image – the illusion becomes more important than the reality. It is also important to note here that there are different sorts of “free riding”. There are cases of out-andout counterfeiting. At the other extreme there are cases where, without deceiving or confusing anyone, the defendant is in competition with the trade mark owner and advertises fairly but comparatively. Then there are cases where although he gets some benefit from the fame of the trade mark, his actual activity is such that he is not in competition with the trade mark owner and does not impinge on his trade. This sort of case may, or may not, involve some adverse effect on the fame, distinctiveness or repute of the trade mark. To lump them altogether under the same name “free riding” confuses the debate. I do not resile from any of that. I regret that the ECJ in this case has not addressed the competition aspects of what it calls “riding on the coattails”. The trouble with deprecatory metaphorical expressions such as this (“free-riding” is another), containing as they do clear disapproval of the defendants’ trade as such, is that they do not provide clear rules by which a trader can know clearly what he can and cannot do. These functions include not only the essential function of the trade mark, which is to guarantee to consumers the origin of the goods or services, but also its other functions, in particular that of guaranteeing the quality of the goods or services in question and those of communication, investment or advertising. Now what are these functions? Communication? That could just be another word for indicating trade origin. But maybe more, communicating glamour, illusion. So 79 Symposium 2014 Sir Robin Jacob Marken: Wirklichkeit oder Illusion? Rt. Hon. Professor Sir Robin Jacob1 Es ist mir eine besondere Freude, wieder in München sein; in dieser nicht nur sehr schönen Stadt, sondern in einer der bedeutendsten Städte Europas, wenn es um Geistiges Eigentum geht. Als ich Joachim Bornkamm über den Titel dieser Rede informierte, sagte er „Ein großartiger Titel: Alles, was Sie wirklich brauchen, ist ein guter Titel. Was Sie danach sagen, ist nicht mehr wichtig.” Wenn Ihnen also der Titel gefallen hat, können Sie nun gehen. Irgendwie meine ich aber, das könnte doch nicht so gut ankommen. Für heute habe ich mir überlegt, dass es lohnend wäre, einmal genauer zu überlegen, wozu eine Marke eigentlich gut ist. Meiner Meinung nach kann diese Frage niemand wirklich beantworten. Und aus eben diesem Grund richten die Gerichte so viele Anfragen an den EuGH, sind seine Antworten oftmals so undurchsichtig und weichen häufig die einzelnen Antworten voneinander ab. Auch wenn das Patentrecht tatsächlich seine ganz eigenen Komplexitäten aufweist, so denke ich im tiefsten Innern doch, dass das Markenrecht das schwierigere Gebiet und an sich bereits voller Widersprüche ist. Ein weiterer – und in Wahrheit der eigentliche – Sinn dieser Rede besteht darin zu erörtern, welche Werte das Markenrecht schützt oder schützen sollte. Trägt das Markenrecht zu einer besseren Gesellschaft bei oder unterstützt es die weniger attraktiven Aspekte der menschlichen Natur, indem Investitionen in unübersehbaren Konsumismus gefördert und Investitionen von den wahren Werten der Menschheit abgelenkt werden? Ermutigt es zu Investitionen in die Welt des Ephemerischen, des Trügerischen, was im Englischen auch mit „meretricious“ bezeichnet wird, oder sollte es dazu ermutigen? Der letztgenannte Ausdruck ge- 1 80 fällt mir besonders. Im Oxford English Dictionary wird er als „augenscheinlich attraktiv, jedoch ohne wahren Wert“ definiert. In diesem Wörterbuch werden dann im Weiteren eine Vielzahl an Synonymen angeboten, so zum Beispiel „halbseiden, prätentiös, aufdringlichschreiend, auffällig bunt und billig, gauklerhaft“ und es befindet sich auch ein Ausdruck darunter, der der deutschen Sprache entnommen wurde, nämlich „kitschig“. Kurz gesagt, schützt das Markenrecht Illusionen oder sollten Illusionen durch das Markenrecht geschützt werden? Ich beginne damit, einiges aus einer Rede zu übernehmen, die ich 1997 an der Fordham University hielt. „Es existieren grundsätzlich zwei Seiten, die ich mittels zweier Charaktere personifiziere. Der eine ist der „Freie Händler“, der andere der „Protektionist“. Der Freie Händler bezeichnet die Rechte des Geistigen Eigentums als „Rechte auf Monopolstellungen“. Der Protektionist, in Anlehnung an seinen Namen, betrachtet derartige Rechte als „Schutzrechte“. Ihm gefällt auch die Bezeichnung „Geistiges Eigentum“; er begründet seine Sichtweise damit, dass das Wort „Eigentum“ bereits in der Wortverbindung enthalten ist. Und das Wort „Geistig“ verleiht dem Ganzen zusätzlich Klasse und lässt es zu Rechten werden, die es wert sind, geschützt zu werden. Der Freie Händler ist grundsätzlich gegen Rechte, die den Wettbewerb verhindern oder einschränken, sofern keine Grundlage bzw. kein Bedarf für sie besteht. Er akzeptiert gerne, dass der Öffentlichkeit das Recht auf Schutz vor Irreführung durch einen Händler von Gesetzes wegen zuzusichern ist. Dieses Recht findet sich beispielsweise in einem englischen Gesetz gegen den Kennzeichenmissbrauch, dem so genannten Law of Passing-Off. Es ist Teil des Gesetzeswerkes über Hugh Laddie Professor für Immaterialgüterrecht. University College London, ehemals Lord Justice of Appeal am Court of Appeal von England und Wales. Dr. Joachim Bornkamm Symposium 2014 Sir Robin Jacob Professor für Gewerblichen Rechtsschutz am University College London unlauteren Wettbewerb. Nur wenige würden anzweifeln, dass es unlauter ist, Waren zu vertreiben, indem man Lügen verbreitet. Der Freie Händler ist nicht bereit, sich für das Markenrecht (eingetragene oder nicht eingetragene Marken) weiter einzubringen als für den Schutz vor Irreführung. Er stimmt zu, dass ein System der ordnungsgemäß gesteuerten Eintragungen von Markenrechten einem nützlichen Zweck dienen kann. Er akzeptiert, dass ein derartiges System ebenfalls das Ziel verfolgt, unehrlichen Handel zu stoppen. Zweitens erkennt der Freie Händler die Legitimität einer Partei auf Eintragung und Erlangung von Schutz für ihre Marke an, und zwar kurz bevor diese das erste Mal eingesetzt wird. Dies bringt für Verwaltungs- und Handelstätigkeiten Annehmlichkeiten. Drittens erkennt er an, dass er durch das System der Eintragung von Marken bequem herausfinden kann, welche Marken von anderen beansprucht werden. Doch weiter geht der Freie Händler nicht. Er lehnt Markenjäger ab und somit die Eintragung von Marken, bei denen die Chance auf spätere Verwendung gering ist oder, noch schlimmer, für die eine Eintragung beantragt wird, um durch die Vergabe von Lizenzen oder aus anderen Gründen Gewinne zu generieren. Er lehnt die Eintragung von beschreibenden Marken ab. Er lehnt Waren- oder Dienstleistungsverzeichnisse ab, die zu weit gefasst sind. Er will, dass Marken, die nicht verwendet werden, auf einfache Art entfernt werden können – und wünscht sich, dass mittels einer Versicherung an Eides Statt klar gestellt wird, dass die Marken größtenteils gewerblich genutzt werden, bevor eine Eintragung erneuert werden kann. Der Freie Händler lehnt die Eintragungen von Marken ab, die seiner Meinung nach überhaupt keine Marken sind, wie beispielsweise die Namen von Künstlern. Da- 2 seit 2011Professor für Gewerblichen Rechtsschutz am University College London 2003 – 2011Berufungsrichter 1993 – 2003Richter am High Court 1981 – 1993Praktizierender Kronanwalt 1967 – 1981 Praktisches Referendariat im Gewerblichen Rechtschutz bei IP Bar her unterstützt er zum Beispiel mit Nachdruck die Entscheidung2 von Laddie J, nach welcher „Elvis Presley“ keine Marke ist. Er ist wie Laddie J der Auffassung, dass dies nicht mehr oder weniger als der Name eines toten Rock‘n‘Roll-Stars ist. Devotionalien mit Bezug auf Elvis kann jeder herstellen. Er kann keinen Grund erkennen, warum irgendjemand für derartige Artikel ein Monopol erhalten sollte. Und er sympathisiert auch nicht mit Lebenden, zum Beispiel Sportlern, die ihren Namen als Marke für Güter und Dienstleistungen eintragen lassen, zu denen sie keine echte Verbindung haben. Wenn das Gesetz schon Namen und dergleichen unter Schutz stellen soll (was der Freie Händler anzweifelt), dann sollte dies zumindest ein gesondertes Recht sein: Der Versuch, dies unter der Rubrik „Marke“ unterzubringen, ist unsinnig. Der Freie Händler lehnt außerdem alle Versuche ab, sämtliche Ausführungen oder Gestaltungen eines Artikels, der eine bestimmte Funktion hat oder einfach nur zu Dekorationszwecken dient, als Marke oder als Handelsaufmachung zu verpacken. Meine Entschei- 18. März 1997 81 Symposium 2014 Sir Robin Jacob dung in Hodgkinson & Corby gegen Wards Mobility findet seinen Beifall.3 Die Beklagten verkauften dort eine Kopie eines Artikels von einem ganz besonders charakteristischen Äußeren (ein Kissen für unbewegliche Personen), doch ich weigerte mich, in Ermangelung eines Beweises für eine Irreführung Anzeichen für ein Passing-Off festzustellen. Der Freie Händler reagiert entsetzt, wenn er hört, dass der Verkauf von Kopien, die dem Original unnötig nahe kommen, in einigen Gerichtsbarkeiten auf dem Festland als „unlauterer Wettbewerb“ angesehen wird. „Was ist daran unlauter, wenn es sich nicht um Irreführung handelt, kein Patent, kein Gebrauchsmuster und kein Urheberrecht vorliegt?“, mag er sich fragen. Er findet meine Aussage in Hodgkinson gut: „Kopieren stellt kein Vergehen dar. Jemandem Marktanteile oder Kunden wegzunehmen, stellt kein Unrecht dar. Weder der Markt noch die Kunden sind das Eigentum des Klägers. Es stellt kein Vergehen dar, das Entgegenkommen eines anderen für sich zu nutzen. Wettbewerb stellt kein Vergehen dar.“ Der Freie Händler lehnt ebenfalls ab, wenn Markenrechte über das hinausgehen, was er als unbedingt notwendig erachtet. Freie Händler erhoben beispielsweise gegen das alte britische Markenrecht, Abs. 4 im „Trade Marks Act 1938“, Einspruch. Dieser wurde auf Druck der Arzneimittelhersteller in das Gesetz aufgenommen. In den 1930er-Jahren gab es einen Fall4, der hierzu geführt hatte. Ein gerissener Händler beschloss, ein Produkt in Anlehnung an eine bekannte Gesundheitspille zu vertreiben. Die Pille trug den Namen „Yeast-Vite“. Er bezeichnete seine Hefepillen als „Ersatz für Yeast-Vite“. Er wurde wegen Passing-Off und einer Verletzung der eingetragenen Marke Yeast Vite verklagt. Er gewann5. Einem Freien Händlern zufolge ist vergleichende Werbung in Ordnung, sofern sie nicht unredlich ist. Ihm gefällt „Unser Film ist so gut wie der von Kodak, aber kostet nur halb so viel“ oder „unser Parfum duftet wie Trésor oder Miracle oder wie eine andere bekannte Marke“ – immer vorausgesetzt, die Aussagen stimmen. Nun wende ich mich dem Protektionisten zu. Er geht von einer völlig anderen Sichtweise aus: eine Marke ist die Kreation des Inhabers. Sie wird kreiert, indem sie entwickelt wird, und dann wird sie mittels Werbung populär gemacht und populär gehalten. Sie beruht auf Investitionen – oftmals beträchtlichen Investitionen. Sie ist eine Ikone, die einen Wert an sich darstellt. Wenn Sie mit einem Protektionisten die Maximilianstraße entlanggehen, werden seine Augen angesichts der dort glamourös in den Schaufenstern ausgestellten tollen internationalen Marken zu leuchten beginnen. Seiner Meinung nach sollten diese als Eigentum betrachtet und vom Gesetz auch als solches behandelt werden. Der Protektionist befürwortet eine Analogie von Prof. Hugh Hansen: „Man darf nie das Auto eines anderen Menschen ohne dessen Erlaubnis fahren, da es ihm gehört. Mit Marken verhält es sich genauso.“ Ein Protektionist beruft sich auf die Ideen anderer und nimmt für sich in Anspruch, die Moral hochzuhalten. Er sagt: „Es ist falsch, wenn ein Händler die Marke irgendeines seiner Konkurrenten nutzt. Damit würde der Händler zum „Trittbrettfahrer“. „Man darf nicht ernten, was ein anderer gesät hat“, so der Protektionist. Damit befürwortet er in seiner noch extremeren Ansicht die alte britische Sicht aus Abs. 4. Der Protektionist bezieht sich oftmals auf den Spruch „Alles, was es wert ist, kopiert zu werden, ist wert, geschützt zu werden.“ 3 [1995] FSR 169 4 Irvings Yeast-Vite v Horsenail (1934) 51 RPC 110 5 Was die eingetragene Marke anbelangte. Es gab jedoch Beweise dafür, dass er seine Pillen unter der Bezeichnung „Yeast Vite“ verkauft hatte. In der ersten Instanz wurde eine einstweilige Verfügung zum Passing-Off erlassen. 82 Sir Robin Jacob Symposium 2014 Ein Protektionist macht sich insbesondere um berühmte Marken Gedanken. Seiner Meinung nach sind diese besonders schützenswert – schließlich wurden riesige Summen in diese investiert. Er würde beispielsweise nicht mit dem englischen Fall von Stringfellows6 konform gehen, bei dem der Inhaber eines berühmten Nachtclubs den Verkauf ofenfertiger Pommes Frites selbigen Namens, die besonders dünn sind, nicht unterbinden konnte. Trotz einer gewissen Verwechslungsgefahr war das einfach so. Das Gericht war der Ansicht, dass es keine Rolle spiele: Es entstünde kein Schaden. Der Protektionist ist da anderer Meinung. Jegliche Verwechslungsgefahr richtet Schaden an: Sie schwächt die Marke. Die Ansicht eines extremen Protektionisten geht sogar noch darüber hinaus. Seiner Meinung nach fügen sogar Assoziationen, die keine Verwechslung mit sich bringen, der Marke Schaden zu und sollten deshalb unterbunden werden. Er zollt dem Fall Claeryn/Klarein7 Beifall. Der Kläger hatte eine Ginsorte Claeryn genannt, das Spülmittel des Beklagten trug den Namen Klarein. Der Beklagte verlor. Der Gedanke dabei ist, dass jemand, der den Gin trinkt, keine Assoziation mit dem Spülmittel herstellen möchte. Der Protektionist hat kein Verständnis für die Ansichten des Freien Händlers. Er sagt zu ihm: „Ihr meckert bloß über die Konkurrenz. Ich befürworte ordentlichen Wettbewerb genau wie ihr. Mir geht es nur darum, dass ein Händler die Finger von der Marke eines anderen lassen sollte. Er sollte erst gar nicht versuchen, in deren Nähe zu kommen. Soll er doch eine eigene Marke erfinden und diese selber aufbauen. Es steht ihm durchaus frei, das zu tun. Und wenn er das tut, erntet er nicht das, was andere gesät haben, sondern seine eigenen Früchte.“ Meine fiktiven Charaktere „Freier Händler“ und „Protektionist“ haben echte Entsprechungen. Sie stehen für Ansichten, die leidenschaftlich vertreten werden. Meine erste Frage lautet: „Warum so leidenschaftlich?“ Die Protagonisten jeder Seite agieren vehement8. Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass das daher kommt, dass es für viele nicht so sehr um rationale Argumente geht: Vielmehr ist es für sie eine Glaubensfrage, ja schon fast eine religiöse Frage. Die Seite der Protektionisten erhebt dabei ihre Stimme immer mehr. Warum? Ich bin versucht zu sagen, dass dies meiner Ansicht nach daher kommt, dass sie die reichste und am besten organisierte Lobby hat. In all diesen Debatten hat die Öffentlichkeit eigentlich nichts zu sagen. Meinen Vortrag im Jahre 1997 schloss ich wie folgt: „Ich vermute, dass die Debatte ewig weitergehen wird: Es wird nie zu einer Versöhnung zwischen Protektionisten und Freien Händlern kommen. Sie sprechen eine andere Sprache. Die Gerichte werden an der Schnittstelle sitzen, einmal mehr zu den einen tendieren, dann wieder mehr zu den anderen, je nachdem, wie wettbewerbsfähig die Geschäftswelt ihrer Ansicht nach sein sollte, so vermute ich.“ Das, was ich 1997 sagte, war ziemlich prophetisch. Ich verwendete sogar den Begriff „Trittbrettfahrer“ für die Sichtweise der Protektionisten. In Europa sind die Protektionisten derzeit auf Siegeszug – den Höhepunkt stellt das Urteil des EuGH von 2009 zu L’Oréal gegen Bellure9 dar. Der Beklagte sagte die Wahrheit: 6 7 8 [1984] RPC 501 472 NJ 1489 (1975) Siehe beispielsweise die heftige (und äußerst lesenswerte) Debatte zwischen Kamperman Sanders und Peter Prescott QC zum Fall Wagamama. Artikel dazu: „Back to the Dark Ages“ [1996] 1 EIPR 3; „Think Before You Waga Finger“ [1996] 1 EIPR 317; „The Return to Wagamama“; [1996] 1 EIPR 521; und „Has the Benelux Trade Mark Law been Written into the Directive?“ [1997] EIPR 99. 9 Fall C-487/07 83 Symposium 2014 Sir Robin Jacob (i)Es ist rechtmäßig, ein ähnlich riechendes Produkt herzustellen und zu verkaufen. (ii)Die beste und einzig praktikable Weise, um einen Geruch zu beschreiben, besteht darin, den Konsumenten zu erklären, dass es wie X riecht. (iii)Dies erfolgt mithilfe von Vergleichslisten. (iv)Die Beklagten ziehen einen erheblichen Werbevorteil aus der Verwendung solcher Listen. (v)Weder die Kunden noch die Verbraucher werden letztendlich durch die Verwendung der Listen getäuscht. (vi)Weder das Image noch die Unterscheidungskraft der Marke für das vergleichbare Luxusparfüm wird durch die Verwendung der Listen beeinträchtigt – es kommt zu keiner Beeinträchtigung oder Verwässerung. (vii)Der Verkauf des entsprechenden Luxusparfüms wird durch die Verwendung der Listen nicht beeinträchtigt. Und: Ich möchte noch hinzufügen, dass wir hier nicht realitätsfremd werden dürfen. Die Verbraucher sind nicht dumm. Sie wissen durchaus, dass die Billigkopie nicht die gleiche Qualität aufweist wie das Original. Sie betrachten diese als das, was sie ist – und nicht mehr. Und die Verwendung war nicht rein beschreibend, da sie für die Werbung der Beklagten, ihrer Produkte, eingesetzt wurde. Das verstehe ich nicht. Im Hinblick auf die Verletzung von Art. 5(2) war der Gerichtshof besonders scheinheilig; er äußerte sich wie folgt: [41] Was den Begriff „unlautere Ausnutzung der Unterscheidungskraft oder der Wertschätzung der Marke“, auch als „parasitäres Verhalten“ und „Trittbrettfahren“ bezeichnet, betrifft, ist er nicht nur mit der Beeinträchtigung der Marke verknüpft, sondern auch mit dem Vorteil, den der Dritte aus der Verwendung des identischen oder ähnlichen Zeichens zieht. Er umfasst insbesondere die Fälle, in denen aufgrund der Übertragung des Bildes der Marke oder der durch sie vermittelten Merkmale auf die mit dem identischen oder ähnlichen Zeichen gekennzeichneten Waren eine eindeutige Ausnutzung der bekannten Marke gegeben ist. [49] … Versucht ein Dritter, sich durch die Verwendung eines Zeichens, das einer bekannten Marke ähnlich ist, in den Bereich der Sogwirkung dieser Marke zu begeben, um von ihrer Anziehungskraft, ihrem Ruf und ihrem Ansehen zu profitieren und, ohne jede finanzielle Gegenleistung und ohne dafür eigene Anstrengungen machen zu müssen, die wirtschaftlichen Anstrengungen des Markeninhabers zur Schaffung und Aufrechterhaltung des Images dieser Marke auszunutzen, ist der sich aus dieser Verwendung ergebende Vorteil als unlautere Ausnutzung der Unterscheidungskraft oder der Wertschätzung der Marke anzusehen. Der Gerichtshof äußerte sich wie folgt: [58] Zu diesen Funktionen gehört nicht nur die Hauptfunktion der Marke, die Gewährleistung der Herkunft der Ware oder Dienstleistung gegenüber den Verbrauchern, sondern es gehören dazu auch ihre anderen Funktionen wie u. a. die Gewährleistung der Qualität dieser Ware „Der Gerichtshof sagt demoder Dienstleistung oder die Kommunikations-, Investitionsnach, dass das „Bild“ einer oder Werbefunktionen. Marke zu schützen ist. Das stelle ich in Frage.“ 84 In meinem Urteil äußerte ich mich unter Anwendung der Entscheidung des Gerichtshofs: Soweit ich sehen kann, ist es, wenn eine „eindeutige Ausnut- Sir Robin Vorträge Jacob Symposium 2014 zung“ vorliegt, ipso facto nicht nur ein Vorteil, sondern auch noch ein unlauterer. Kurz gesagt, sollte die Klausel so gelesen werden, als ob das Wort „unlauter“ einfach nicht vorkommen würde. Zwischen „zulässigem Trittbrettfahren“ und „unzulässigem Trittbrettfahren“ darf keine Grenze gezogen werden. Jegliche Form von Trittbrettfahren ist „unlauter“. Es handelt sich hierbei um eine Schlussfolgerung von hohem moralischem Inhalt (der Gedanke geht dabei klar dahin, dass Kopierer, selbst von rechtmäßigen Produkten, verurteilt werden sollten) und nicht von wirtschaftlichem Inhalt. Der Gerichtshof sagt demnach, dass das „Bild“ einer Marke zu schützen ist. Das stelle ich in Frage. Das sagte ich auch in meinem Urteil in einem Absatz, über das kaum Worte verloren werden müssen: „Des Weiteren entstehen dem Markeninhaber keine Nachteile – höchstens möglicherweise ein „Nachteil“, der, um fair zu sein, niemals von L’Oréal geltend gemacht wurde. Dieser „Nachteil“ besteht darin, dass die Wahrheit ans Licht kommt – dass es möglich ist, billiges Parfum herzustellen, das ähnlich wie ein berühmtes Original riecht. Ich kann verstehen, dass der Lieferant eines Produkts, das als ein exklusiver Luxusartikel zu einem sehr hohen Preis verkauft wird, es nicht so gerne sehen würde, wenn die Öffentlichkeit mitbekommen würde, dass es nachgemacht werden kann, wenngleich nicht in der gleichen Qualität, billig – darin liegt auch unterschwellig die Botschaft, dass der Preis einer echten Sache zu hoch sein könnte und dass das „Luxusimage“ ein wenig von einer Illusion hätte. Eine unbequeme (aus Sicht des Markeninhabers) Wahrheit ist aber trotzdem die Wahrheit: Da braucht es sicher einen guten Grund, um diese nicht ans Licht kommen zu lassen.“ Diesen Absatz möchte ich noch ein wenig mehr erörtern. Denn auch hier geht es um Image im Vergleich zur Realität. Vor einiger Zeit habe ich das führende Fachbuch zum Thema Marken in Großbritannien redigiert. Ich habe etwas Wichtiges bemerkt: Wenn man alle Fälle herauslässt, bei denen es um Zigaretten oder andere Rauchwaren geht, und alle, die sich um Getränke drehen, vor allem alkoholische Getränke, wäre das Buch nur noch halb so dick! Die Konkurrenzprodukte waren tatsächlich nahezu identisch: Es war die Werbung, die dafür sorgen sollte, einen Unterschied zu machen – ein Image zu fördern –, wo es doch in Wirklichkeit kaum etwas gab, das dafür sprach, sich für das eine oder das andere Angebot zu entscheiden. Eine Zigarettenmarke ähnelte weitestgehend der anderen. Marlborough wurde durch das Bild des gesunden jungen Cowboys bekannt und erfolgreich – meilenweit von der Realität entfernt, die das Rauchen schafft. Das gilt auch für viele weitere bekannte Marken. Dies führt mich nun dazu, den Schutz in Frage zu stellen, den der Gerichtshof diesen „Funktionen“ zugesteht. Mir scheint es, dass damit zu Investitionen – Investitionen in Werbung – in Dinge angeregt werden soll, die für die Menschheit nicht wirklich von Bedeutung sind. Es stimmt, dass einige Leute gerne Uhren von Gucci oder Rolex tragen oder Handtaschen von Mulberry mögen. Ihr Motiv ist dabei aber im Image begründet. „Schau mich an“, sagen sie. „Ich gehöre zu den exklusiven Reichen.“ „Ich trete wie ein Star auf.“ Es gehört zur menschlichen Natur, auch wenn es den Menschen nicht von seiner besten Seite zeigt. Meiner Meinung nach sollte sich das Markenrecht einfach heraushalten. Branchen dieser Art geben oft ganze 30 bis 40 % ihres Umsatzes für Werbung und Verkaufsförderung aus. Aber eigentlich ist es im Wesentlichen trügerisch und nichts, das von Gesetzesseite noch gefördert werden sollte. Wir sollten unsere Ressourcen lieber in Technologien und die Medizin stecken. Ich bin Professor Barton Beebe von der New York University sehr dankbar für einen wichtigen Artikel, den er zu diesem Thema verfasst hat. Er vertritt die Hauptthese, dass die Menschheit schon immer Dingen besonders hohen Wert beigemessen hat, die knapp sind: Die römischen Kaiser und Senatoren trugen purpurfarbene Togas, da Purpur damals ein extrem teures Färbemittel war. Das Markenrecht wird dazu benutzt, eine 85 Symposium 2014 Sir Robin Jacob künstliche Knappheit zu schaffen und somit die trügerische Seite der menschlichen Natur zu befriedigen. Das europäische Markenrecht sollte auf zweierlei Weise novelliert werden: (1) Es sollte rechtmäßig sein, im Handel die Wahrheit zu sagen; (2) Die einzige Funktion einer Marke, die geschützt werden sollte, ist die Herkunftsfunktion. Es ist wichtig zu akzeptieren und zu würdigen, dass der Händler, der solche Listen verwendet, dies in allen Fällen tut, um sein Produkt zu bewerben. Es ist also eine Art von „Trittbrettfahren“. Auch wenn sich dieser Ausdruck in das Europäische Markenrecht eingeschlichen hat (siehe auch Mango gegen Diknak [2005] ETMR 5 unter [19]), erscheint es zumindest mir subtil und gefährlich gefühlsgeladen: es beinhaltet die ungeschriebene Botschaft, dass es unterbunden werden sollte. Das ist bei weitem nicht unbedingt der Fall. Die Notwendigkeit von ordnungsgemäßem Wettbewerb und rechtmäßigem freiem Handel beinhaltet zumindest das Element des „Trittbrettfahrens“. Das Problem, dem das Markenrecht ausgesetzt ist, besteht darin, wo die Grenze zwischen zulässigem und unzulässigem „Trittbrettfahren“ zu ziehen ist. Alleine den Beinamen zu nutzen, löst das Problem nicht. Hier muss auch unbedingt beachtet werden, dass es verschiedene Arten von „Trittbrettfahren“ gibt. Es gibt Fälle von ausgemachten Fälschungen. Das andere Extrem sind Fälle, in denen der Beklagte, ohne irgendjemanden irrezuführen oder zu verwirren, mit dem Markeninhaber im Wettbewerb steht und lauter, jedoch vergleichend wirbt. Und dann gibt es wieder Fälle, in denen er in gewisser Weise vom Ruhm der Marke profitiert. Seine eigentliche Aktivität ist aber so ausgelegt, dass er nicht in Wettbewerb mit dem Markeninhaber geht und dessen Handel nicht beeinflusst. Diese Art von Fall kann gelegentlich gewisse nachteilige Auswirkungen auf den Ruhm, die Unterscheidungskraft oder 86 die Wertschätzung der Marke haben. All dies pauschal unter der Bezeichnung „Trittbrettfahren“ abzuhandeln, schafft in der Debatte eine gewisse Verwirrung. Ich gehe hiervon keineswegs ab. Ich bedauere, dass der EuGH die Wettbewerbsaspekte dessen, was er als „sich in die Sogwirkung einer Marke zu begeben“ bezeichnet, nicht mit berücksichtigt hat. Das Problem mit ablehnenden metaphorischen Ausdrücken wie diesem („Trittbrettfahren“ ist ein weiterer), die eine klare Missbilligung des Handels eines Beklagten implizieren, besteht darin, dass sie keine klaren Regeln festlegen, anhand derer ein Händler genau weiß, was er tun kann und was er nicht tun kann. Zu diesen Funktionen gehört nicht nur die Hauptfunktion der Marke, die Gewährleistung der Herkunft der Ware oder Dienstleistung gegenüber den Verbrauchern, sondern es gehören dazu auch ihre anderen Funktionen wie u. a. die Gewährleistung der Qualität dieser Ware oder Dienstleistung oder die Kommunikations-, Investitions- oder Werbefunktionen. Was sind das nun für Funktionen? Kommunikation? Das könnte wiederum nur ein weiteres Wort für den Hinweis auf die betriebliche Herkunft sein. Vielleicht aber auch mehr, Kommunizieren von Glamour, Illusion. Das gilt auch für „Werbung“ – Menschen zu überzeugen, das Produkt zu kaufen, um das es in Ihren Werbemaßnahmen geht. Und vor allem „Investitionen“ – die Investitionen in das Markenimage – die Illusion wird wichtiger als die Realität. Dimitris Botis Symposium 2014 The Average Consumer: Human or Legend? Dimitris Botis (PowerPoint Presentation) The role of the public in TM examination The relevant public in AG Examination AG examined from the consumer‘s perspective • Distinctive Character • Descriptiveness • Signs that have become customary • Acquired Distinctiveness • Public Policy and Morality • Deceptive signs • Emblems 6ter PC & similar signs Art. 7.1.b CTMR: Distinctive Character ‘… distinctive character must be assessed, first, by reference to the products or services in respect of which registration is sought and, second, by reference to the perception of the relevant public …‘ - ECJ Judgment of 6 March 2014, C-409/12, Backaldrin Österreich The Kornspitz Company GmbH v Pfahnl Backmittel GmbH (KORNSPITZ), paragraphs 27, 30. Art. 7.1.f CTMR: Public policy and morality ‘… The existence of the absolute ground for refusal laid down in Article 7(1)(f) must be assessed with reference to the perception of the average consumer, within the European Union […] the legislation and administrative practice of certain Member States are taken into account not because of their normative value, but as evidence of facts which enable to assess the perception of the sign by the relevant public …‘ - GC Case T-232/10, Couture Tech Ltd v OHIM (Soviet Coat of Arms), paragraphs 30–37. - ECJ Joined Cases C-473/01 & C-474/01 Procter & Gamble v OHIM [2004] ECR I-5173, paragraph 33. Art. 7.1.c CTMR: Descriptiveness ‘… The assessment whether a sign is descriptive should be made in relation to the goods or services concerned and in relation to the understanding of the target public …‘ - GC Case T-34/00, Eurocool Logistik GmbH v OHIM (EUROCOOL), ECR II-683, paragraph 38. Art. 7.1.d CTMR: Sign has become customary ‘… The relevant classes of persons in determining whether that trade mark has become the common name in the trade […] comprise all consumers or end users and, depending on the features of the market concerned, all those who deal with the product commercially …‘ ‘… trade mark is liable to revocation if, in consequence of acts or inactivity of the proprietor, it has become the common name from the point of view solely of end users of the product …‘ Art. 7.1.g CTMR: Deceptive marks Article 7(1)(g) expressly provides that marks which are of such a nature as to deceive the public [...] , shall not be registered. ‘… The circumstances for refusing registration referred to in Article 7(1)(g) CTMR presuppose the existence of actual deceit or a sufficiently serious risk that the consumer will be deceived …‘ - ECJ Judgment of 30 May 2006, Case C-259/04 (Elizabeth Emanuel), paragraph 47. Art. 7.1.h CTMR: Emblems 6ter PC ‘… A trade mark which does not exactly reproduce a State emblem can nevertheless be covered by Article 6ter, where it is perceived by the relevant public as 87 Symposium 2014 Dimitris Botis imitating such an emblem [...] [as concerns] the expression ‘imitation from a heraldic point of view’, a difference detected by a specialist in heraldic art will not necessarily be perceived by the average consumer ...’ - ECJ Case C-202/08 P, American Clothing Associates NV v OHIM (MAPLE LEAF), paragraphs 50–51. The relevant public in RG examination RG examined from the consumer‘s perspective • Identity • Likelihood of Confusion • Reputation •U nregistered trade marks and other similar signs if national law so provides Art. 8.1.a CTMR: Identity ‘… The criterion of identity must be interpreted strictly. The very definition of identity implies that the elements compared should be the same in all respects ‘…However, the perception of identity must be assessed globally with respect to an average consumer ‘… In those circumstances, a sign is identical with the mark where it reproduces, without any modification or addition, all its elements or where, viewed as a whole, it contains differences so insignificant that they may go unnoticed by an average consumer .…‘ [...] it is the perception of marks in the mind of the relevant public which plays a decisive role in the global assessment of the likelihood of confusion …’ - ECJ Cases C-251/95, (Sabèl), paragraph 23 and C-342/97, (Lloyd Schuhfabrik Meyer), paragraph 25. Art. 8.1.b CTMR: Likelihood of Confusion The public is also relevant for: • The comparison of the goods (objective factor: whether the relevant consumer circles overlap or not) • The comparison of the signs (in terms of pronunciation and understanding) • The definition of the dominant and distinctive components of the signs Art. 8.5 CTMR: Reputation ‘… A trade mark’s reputation must be assessed by reference to the perception of the relevant public ...’ ‘… If the public targeted by the earlier mark is completely distinct from the public targeted by the later mark [it] may never be confronted with the latter, so that it will not establish any link …’ ‘… The existence of detriment must be assessed by reference to consumers of the goods for which the earlier mark is registered […] unfair advantage must be assessed by reference to the consumers of the goods for which the later mark is registered ...’ ‘... Proof that the use of the later mark is or would be detrimental to the distinctive character of the earlier mark requires evidence of a change in the economic behaviour of the average consumer …’ - ECJ Case C-291/00, LTJ Diffusion SA v Sadas Vertbaudet SA (ARTHUR & FELICIE), paragraphs 50–54. - ECJ Case C-252/07, Intel Corporation Inc. v CPM United Kingdom Ltd (INTEL), paragraphs 30, 34-37, 48, 77. Art. 8.1.b CTMR: Likelihood of Confusion ‘… A likelihood of confusion exists if there is a risk that the public might believe that the goods or services in question come from the same undertaking or, as the case may be, from economically-linked undertakings Exceptions: The perception of the consumer is NOT relevant in: 88 • The clarity and precision of the specification (Art. 28 CTMR) Dimitris Botis From 2012 Deputy Director for Legal Affairs in the International Cooperation and Legal Affairs Department at OHIM • The representation of the sign (Art. 7.1.a CTMR) • Functionality of the sign (Art. 7.1.e CTMR) • Fraudulent filings by agents (Art. 8.3 CTMR) •U nregistered trade marks and other similar signs if national law so provides (Art. 8.4 CTMR) Art. 28 CTMR: Clarity and Precision ‘… The goods and services for which the protection of the trade mark is sought [must] be identified with sufficient clarity and precision to enable the competent authorities and economic operators, on that basis alone, to determine the extent of the protection sought …‘ - ECJ Judgment of 19/06/2012, Case C-307/10, Chartered Institute of Patent Attorneys v Registrar of Trademarks (IP TRANSLATOR), paragraph 49. Art. 7.1.a CTMR: Representation of the sign ‘… The entry of the mark in a public register has the aim of making it accessible to the competent authorities and the public, particularly to economic operators …‘ ‘… The object of the representation is specifically to avoid any element of subjectivity in the process of identifying and perceiving the sign. Consequently, the means of representation must be unequivocal and objective …‘ 2011 – 2012OHIM – Head of the Litigation Service 2006 – 2010OHIM – Litigation Unit – Litigator before the EU Courts 2003 – 2006OHIM – Trade Marks Department – Head of Service 4 1997 - 2003OHIM – Opposition Division – Head of Unit from 2001 1993 – 1997IP Private Legal Practice, Athens, Greece Seit 2012 Stellvertretender Direktor für Rechtsangelegenheiten in der Abteilung für Internationale Kooperation und Rechtsangelegenheiten beim HABM 2011 – 2012HABM – Leiter der Prozessgruppe 2006 – 2010HABM – Prozessabteilung – Prozessanwalt vor den EU-Gerichten 2003 – 2006HABM – Markenabteilung – Leiter der Gruppe 4 1997 - 2003HABM – Widerspruchsabteilung – Abteilungsleiter seit 2001 1993 – 1997Privatkanzlei für Gewerblichen Rechtsschutz, Athen, Griechenland - ECJ Case C-273/00, Sieckmann v Deutsches Patent und Markenamt (SIECKMANN), paragraphs 49-54. Art. 7.1.e CTMR: Functionality ‘… The presumed perception of the sign by the average consumer is not a decisive element when applying Article 7(1)(e)(ii), but, at most, may be a relevant criterion of assessment for the competent authority when it identifies the essential characteristics of the sign …‘ - ECJ Case C-48/09 P, Lego Juris A/S v OHIM (Shape of a Red Lego Brick), paragraph 76. 89 Symposium 2014 Dimitris Botis The role of the relevant public: Conclusion • The subject-matter of the registration as regards the representation of the sign and the specification of the goods and services is not established by reference to the consumer. The relevant consumer circles: Breakdown Depending on the sector concerned: •C onversely, the applicability of the absolute and relative grounds for refusal is determined, as a rule, by reference to the perception of the relevant public. - The general public and/or •O ccasionally, the relevant consumer circles and their possible overlap are also taken into account as objective factors, e.g. with regard to the similarity of the goods or the probability of drawing a link between the signs. •A ll those who deal with the product commercially i.e. intermediaries in the distribution chain • The end users of the goods, who may be: - A specialised public and/or - Professionals who may be end users themselves or assist the end user in his choice The relevant consumer circles: Identifying the relevant public: Factors The relevant territory: •A rt. 7.2: Suffices if the ground for non-registrability obtains in part of the EU •A rticle 8.1.b: it must be determined whether a likelihood of confusion exists ‘on the part of the public in the territory where the earlier mark is protected’. The goods and services in question: • The perception of the marks in the mind of the average consumer of the type of goods in question plays a decisive role in the overall appreciation of the likelihood of confusion - ECJ Cases C-251/95, (Sabèl), paragraph 23 and C-342/97, (Lloyd Schuhfabrik Meyer), paragraph 25. The average consumer: Attributes The Average Consumer - ECJ: C-342/97, ‘Lloyd Schuhfabrik Meyer’, paragraph 26 • The average consumer of the products concerned is deemed to be reasonably well informed and reasonably observant and circumspect [...] the relevant public’s degree of attention is likely to vary according to the category of goods or services in question. - Two variables (interlinked) to be considered: - Sophistication: knowledge, experience, training - Attentiveness: purchase involvement d CASE BY CASE 90 Dimitris Botis Symposium 2014 Higher attention ‘… Where it is established in fact that the objective characteristics of a given product mean that the average consumer purchases it only after a particularly careful examination, it is important in law to take into account that such a fact may reduce the likelihood of confusion between marks relating to such goods at the crucial moment when the choice between those marks is made …‘ - ECJ, Case C-361/04 P, Claude Ruiz-Picasso e.a. v OHIM (PICASSO/PICARO), paragraph 40 Higher attention: Examples As a rule, a higher attention tends to diminish the risk of confusion, but it does not rule it out entirely: •P rofessionals - GC: Case T-79/07 (POLAR/POLARIS) paragraphs 50–51 • I ntermediaries - ECJ: C-412/05P (TRAVATAN) paragraph 66 •E xpensive, luxurious goods etc. - GC: T-63/09 (SWIFT GTI), paragraphs 39-42 d If certain market sectors are more resilient to confu- sion than others, there is no legal or economic justification why the law should confer more protection than actually required Lower degree of attention: Limits? If the degree of attention is variable and depends on the goods, how low is the consumer’s attention deemed to be in case of e.g. hasty purchases or inexpensive goods? - Empirical approach however extreme the results? Can we speak about a ‘less than reasonably attentive consumer’? (moron in a hurry)? - Or does the notion of the ‘reasonably well-informed and attentive consumer’ function as a safety net against extremes? No ECJ guidance yet … Behavioural and cognitive patterns •P otentially hazardous goods e.g. pharmaceuticals - GC: T-331/09 (TOLPOSAN), paragraph 26 Higher Attention: Discrimination? Criticism: The restriction of the scope of protection due to a higher attention in certain sectors unduly discriminates between marks and fails to protect economic investment. ECJ Justification: The likelihood of confusion is the specific condition for protection [..] its existence cannot merely be presumed, but rather must follow from the circumstances of the case - Case C-425/98, Marca Mode, ECR. I-4861, paragraphs 33–34 - Case C-292/00, Davidoff , ECR I-389, paragraph 28. Perception of distinctiveness ‘… Average consumers are not in the habit of making assumptions about the origin of products on the basis of their shape/colour/packaging and could therefore prove more difficult to establish distinctiveness in relation to 3-D marks …‘ 91 Symposium 2014 Dimitris Botis - ECJ: C-136/02 P (MAGLITE), paragraph 31 - ECJ: C-104/01 (LIBERTEL), paragraph 65 Imperfect Recollection ‘… the average consumer only rarely has the chance to make a direct comparison between the different marks [and] must place his trust in the imperfect picture of them that he has kept in his mind …‘ - GC: C-342/97, (Lloyd Schuhfabrik Meyer), paragraph 26 Overall impression ‘… The average consumer normally perceives a mark as a whole and does not proceed to analyse its various details …‘ ‘… An average consumer perceiving a word sign will break it down into elements which suggest a concrete meaning or resemble known words …‘ - ECJ: C-597/12 (ZEBINIX), paragraph 19 - GC: T-356/02 (VITAKRAFT), paragraph 51 Comparison of the signs ‘… The average consumer will more readily refer to the goods in question by citing the name of the mark so that the word element prevails over the figurative element …‘ - GC: T-514/11 (BETWIN), paragraph 46 Conceptual counteraction ‘… The conceptual differences may, in certain circumstances, counteract the visual and phonetic similarities between the signs concerned. For there to be such a counteraction, at least one of the signs at issue must have, from the point of view of the relevant public, a clear and specific meaning, so that the public is capable of grasping it immediately …‘ Behavioural and cognitive patterns • Are these principles empirically based? • Are they economically justified? • Do they amount to ’well-known’ facts? • Are they legal presumptions? • If so, are they rebuttable presumptions? Split Publics: How far is it safe? Splitting the public into sub-sections is not compatible with the notion of an ‘average consumer’ •M ay be necessary if, objectively, there is no obvious or possible average (e.g. languages) •M ay be inevitable where multiple publics are involved (e.g. professionals + public at large) •B ut is it also justified where some consumers behave differently based on subjective considerations such as interest or taste? Languages and Confusion in the EU - GC: T-292/01 (BASS/PASH), ‘… Article 8.1.b CTMR does not require a likelihood of confusion in all Member States and in all linguistic areas of the EU [...] conversely, the unitary character of the Community trade mark in fact means that an earlier mark can be relied on against any later infringing mark, even if only in relation to the perception of consumers in part of the Community …‘ - GC: T-355/02 (ZIRH/SIR) - ECJ C-514/06 P Armacell Enterprise GmbH/OHIM - GC: T-185/02, (PICARO/PICASSO) 92 Dimitris Botis Symposium 2014 Split by interest? ‘… Within the general European consuming public (here of cosmetic and medicinal products), there exists a more specialised public which is specifically interested in, and has particular knowledge of, matters relating to alternative forms of medicine, esotericism, Hinduism, oriental culture etc …‘ - ECJ C-494/08 P, Prana Haus GmbH/OHIM, (PRANAHAUS) Conclusion: Normative v. Empirical The Average Consumer: Real or Fictitious? The average consumer is deemed to be reasonably well-informed, observant and circumspect. • Does not necessarily coincide with the real average •O pens the door for legal fiction in the form of normative considerations. • These are often disguised as predetermined behavioural and cognitive patterns. Split by interest, taste? AYUURI NATURAL Ayurvedic preparations; homeopathic preparations; herbal health preparations ‘… There is insufficient basis to conclude that consumers in general are familiar with the concept of ‘Ayurveda’ in the sense of traditional Indian medicinal teachings […] only a part of the relevant public, made up of professionals in the field of health treatments and also the public specifically interested in Indian culture or questions relating to alternative forms of medicine, will readily associate ‘Ayurveda’ and ‘ayur’ …’ CONCLUSION However, such patterns may not be empirically sound: Example: Jacoby et al (1977) concluded that ‘the vast majority of consumers neither use nor comprehend nutrition information in arriving at food purchase decisions.’ Diverging from the real average towards a presumed behaviour may be justified when it is intended to guarantee or safeguard the economic scope of trade mark protection - GC Case T- 313/10, Three-N-Products Private Ltd. V OHIM, paragraph 51 - ECJ C-14/12 P, Sheilesh Shah v Three-N-Products Private Ltd. 93 Podiumsdiskussion Braucht das Markenrecht ein neues Verbraucherleitbild? Panel Discussion Does trademark law need a new concept of the average consumer? Podiumsdiskussion Symposium 2014 Podiumsdiskussion Braucht das Markenrecht ein neues Verbraucherleitbild? Anlässlich des Symposiums des Bundespatentgerichts fand am Nachmittag des 10. April 2014 eine Podiumsdiskussion zum Thema „Braucht das Markenrecht ein neues Verbraucherleitbild?“ statt. Geleitet wurde die Diskussionsrunde von Rt. Hon. Sir Robin Jacob (University College, London, Vereinigtes Königreich). Weitere Teilnehmer waren Prof. Dr. Vilenas Vadapalas ehem. Richter am Gericht der Europäischen Union (EuG), Luxemburg/Litauen, Dr. Jochen Volkmer Head of Trademark Department, BMW, Deutschland, Claudia Meindel Head of Intellectual Property Legal, Euro-Triumph GmbH, Deutschland, Dimitris Botis Deputy Director for Legal Affairs, HABM, Spanien und Prof. Dr. Franz Hacker Vorsitzender Richter am Bundespatentgericht, Deutschland. Sir Robin Jacob begann die Podiumsdiskussion typisch britisch mit einem Witz zu den drei fiktiven Charakteren im Geistigen Eigentum, dem informierten Nutzer im Designrecht, dem Durchschnittsfachmann im Patentrecht und dem normal informierten und angemessen aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbraucher. Statt der Frage nach dem „Wie“ eines neuen Verbraucherleitbildes stellte er jedoch sogleich das „Ob“ in Frage. Er wollte wissen, ob das Markenrecht überhaupt ein Konzept bzw. Leitbild für einen fiktiven Verbraucher benötige. Dieses Leitbild sei ohnehin nur eine Erfindung des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaften (EuGH), die eher hinderlich denn hilfreich sei. Herr Prof. Hacker nahm die angriffslustige Frage auf und formulierte aus seiner Sicht die Bedeutung des Verbrauchers im Markenrecht. Man habe im Verlauf des Vormit- tags zwei ganz unterschiedliche Sichtweisen vorgestellt bekommen: Zum einen den Verbraucher aus Unternehmenssicht. Dabei handle es sich um den realen Verbraucher aus „Fleisch und Blut“, der sich von einer Ware bzw. Dienstleistung angesprochen fühle und sie erwerbe. Zum anderen den Verbraucher, mit dem sich das Markenrecht beschäftige. Wesentlich sei dabei, dass der Verbraucher nicht im Zentrum des Markenrechts stehe. Dieses befasse sich vielmehr mit der Auseinandersetzung von Unternehmen im Wettbewerb, die ihre „Claims“ absteckten. Weder am Markenverletzungsprozess noch am Widerspruchsverfahren sei der Verbraucher beteiligt. Mittelbar spiele er bei der Beurteilung der Verwechslungsgefahr natürlich eine Rolle. Dort empfehle es sich aber, mit dem zu arbeiten, was man habe: Leitbilder bzw. Standards, um Rechtssicherheit in der Auseinandersetzung zwischen Unternehmen zu schaffen. Je stärker die gerichtlichen Verfahren mit Tatsachen beladen würden, desto unsicherer würden die Ergebnisse werden. Sein Plädoyer war daher ein Festhalten am Status quo, eine Stimme für den Durchschnittsverbraucher, so wie er bisher definiert wird. Herr Prof. Vadapalas entgegnete, dass das Leitbild des Verbrauchers doch ein sehr traditionelles sei. Der EuGH habe es in seinem Lloyd-Urteil mit einem sehr komplexen Konzept begründet. Ihm persönlich bereite es Schwierigkeiten, ein neues Leitbild zu definieren. Wesentlich sei jedenfalls, dass auch ein neues Konzept ein – wie er sich ausdrückte – „statistisches“ Element enthalte. Das bedeute nicht, dass der Durchschnittsverbraucher auch der Endverbraucher sein müsse. Vielmehr könne es jeder sein, der in der Vertriebskette im Handel mit der Ware oder Dienstleistung in Berührung komme, vom Zwischenhändler über den Verkäufer bis hin zum Endverbraucher. Im März 2014 habe der EuGH im „Kornspitz“-Fall entschieden, dass auch Zwischenhändler zu berücksichtigen seien. Er finde es bemerkenswert, dass die Diskussion über den Durchschnittsverbraucher regelmäßig wieder aufkomme. Bereits 2004/2005 habe der irische Richter Cook anlässlich einer Diskussion vorgeschlagen, man solle doch einfach „seine eigene Frau“ 95 Symposium 2014 Podiumsdiskussion fragen, dann wisse man, was der Durchschnittsverbraucher denke! So einfach sei die Lage natürlich nicht zu beurteilen, zeige aber die immer wiederkehrende Problematik des Themas. Herr Dr. Volkmer, vom Diskussionsleiter als Vertreter einer berühmten Marke vorgestellt und zum Thema befragt, antwortete provokant, er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, das Markenrecht verfolge mit dem Verbraucherleitbild einen Selbstzweck und es diene lediglich der Beschäftigung vieler Juristen, seien es Anwälte oder Richter. Sinn und Zweck des Markenrechts sei aber doch vielmehr, Unternehmen die Möglichkeit zu verschaffen, mittels einer Kennzeichnung auf dem Markt ungehindert von anderen Wettbewerbern Produkte und Dienstleistungen abzusetzen. Der Konsument erhalte mit der Marke einen Indikator, woher die Ware bzw. Dienstleistung stamme. Die Marke transportiere Werte und Geschichte. Für den Markeninhaber gebe es den Durchschnittsverbraucher ohnehin nicht. Er brauche kein Leitbild, sondern richte seine Produkte auf einen konkret definierten Kundenkreis aus. Wie der Vertreter der Firma Henkel in der Präsentation am Vormittag vorgetragen habe, wolle der Unternehmer die Marke nur innerhalb eines bestimmten Segments schärfen. Der Konsument, der angesprochen werden solle, sei dann der Durchschnittsverbraucher. Im Rechtsstreit müsse der Markeninhaber eben vortragen, wer dieser Durchschnittsverbraucher ist. Eine Eingrenzung sei ohne weiteres möglich. Die Produkte richteten sich schließlich nicht an DIE Bevölkerung, sondern nur an einen spezifischen Konsumenten, der definiert werden könne. Aus Unternehmenssicht sei der Durchschnittsverbraucher das geringste Problem. Im Ergebnis könne der Markeninhaber daher gut mit der bekannten Definition des Durchschnittsverbrauchers durch die Rechtsprechung leben. Frau Meindel stimmte ihrem Vorredner zu, dass es den Durchschnittsverbraucher als solchen nicht gebe. Er sei schon immer dem Wandel der Zeit unterworfen gewesen. Habe in den 50iger Jahren des letzten Jahrtausends eine Familie gemeinsam vor dem Fernsehgerät drei öffentlich-rechtliche Programme gesehen und einen 96 Telefonapparat mit Wählscheibe besessen, bilde dies die heutige Lebenswirklichkeit nicht mehr ab. Der Wissensstand vor 60 Jahren sei deutlich homogener gewesen als dies heute der Fall sei. Heutzutage informiere sich der Verbraucher aus den unterschiedlichsten Quellen. Dementsprechend müsse jeder Konsument vom Unternehmer woanders „abgeholt“ werden. Von einem empirischen Verbraucherverständnis rate sie ab. Es sei heute schwieriger denn je, insoweit valide Tatsachen zu eruieren. Der aus Dutzenden von Quellen informierte Verbraucher reagiere zunehmend irrational. Ihr Unternehmen zum Beispiel fertige Produkte für Mädchen, die dann Frauen im Alter von 50+ kaufen würden. Sie plädiere daher dafür, den Durchschnittsverbraucher wie bisher – ggf. differenzierter als heute mit der Bildung von Untergruppen – normativ festzustellen. Es sei unbedingt zu vermeiden, ein neues Verbraucherleitbild in einer Weise zu definieren, die es im Vorfeld eines Rechtsstreits erforderlich mache, kostenträchtige demoskopische Umfrage anfertigen zu lassen, die klären müssten, wer eigentlich der konkret angesprochene Verbraucher sei. Aus Unternehmenssicht sei das Bild des normativen Durchschnittsverbrauchers vorzuziehen, und zwar selbst dann, wenn es an den Rändern Unschärfen und Ungerechtigkeiten aufweise. Herr Botis versuchte, die Frage des Diskussionsleiters nach der Nützlichkeit des Konzepts eines Durchschnittsverbrauchers für das HABM zu beantworten. Er wies auf Art. 8 Abs. 1 lit. b GMV hin, in dem ausdrücklich darauf verwiesen werde, dass „für das Publikum die Gefahr von Verwechslungen“ bestehen müsse. In erster Linie gehe es natürlich um den Schutz des Markeninhabers. Er solle vor der Gefahr von Verwechslungen geschützt werden, nicht der Konsument. Auch bei den relativen Eintragungshindernissen gehe es nur um das Ansehen der Marke. Man hätte selbstverständlich im Gesetz auch vorsehen können, dass die Konsumentenperspektive den Vorrang haben solle. Selbst das EuG habe es aber in manchen Bereichen nicht als angemessen erachtet, sich auf einen Durchschnittskonsumenten zu beziehen. Man müsse die Figur des Durchschnittsverbrauchers, die es Podiumsdiskussion Symposium 2014 Sir Robin Jacob University College, London, Vereinigtes Königreich als solche ja in der Realität nicht gebe, an die verschiedenen Schutzhindernisse anpassen. Selbst im Kontext der Verwechslungsgefahr gebe es Differenzierungen, je nachdem, ob Einzel-, Kollektiv-, Gewährleistungs- oder andere Marken zu prüfen seien. Beim HABM habe man deshalb Vorschläge erarbeitet, die den Prototypen eines Konsumenten abbildeten, der sich in bestimmten Situationen auf eine bestimmte Art und Weise verhalte. Dies könne ein gutes Tool für ein neues Konzept sein. Sir Robin Jacob schaltete sich an dieser Stelle in die Diskussion mit einem eigenen Beitrag ein. Auch er sei der Auffassung, dass der EuGH den Durchschnittsverbraucher im Lloyd-Fall erfunden habe. Aus seiner Sicht habe dies mit Wahrnehmungen außerhalb Deutschlands zu tun gehabt. Deutsche Gerichte hätten eine Verwechslungsgefahr in Fällen bejaht, in denen andere Gerichte eine solche nicht im Entferntesten erkannt hätten. Die Wahrnehmung in Großbritannien sei gewesen, dass der deutsche Verbraucher besonders dumm sein müsse. Denke man z. B. an das Verfahren Terranova/Terrapin zurück, sei es für englische Gerichte schier unglaublich gewesen, dass in Deutschland Verwechslungsgefahr angenommen worden sei. Dieses habe eine Reihe von Fragen aufgeworfen, insbesondere diejenige nach der Bestimmung des Durchschnittsverbrauchers. Aber könne man mittels einer mathematischen Methode den Durchschnittsverbraucher ermitteln? Aus seiner Sicht schwer vorstellbar. Was würde passieren, so Sir Robin Jacob, wenn 40 % der Bevölkerung getäuscht und einer Verwechslung unterliegen würden, 60 % aber nicht? Nur wenig Befragte würden sagen, dass dann keine Verwechslungsgefahr vorliege. Doch rein mathematisch sei noch nicht die Hälfte der Betroffenen getäuscht. Der Durchschnittsverbraucher sei daher ein gefährliches Konzept, vor allem ein im Fluss befindliches. Wie sei zu entscheiden, wenn 20 % oder 30 % der Bevölkerung getäuscht würden? Bestehe auch dann schon die ernsthafte Gefahr einer Verwechslung? Er habe einmal ein Verfahren geführt, in dem Zitronensaft aus Plastikzitronen verkauft worden sei. Es habe nachgewiesen werden können, dass einige Personen Prof. Dr. Vilenas Vadapalas ehem. Richter am Gericht der Europäischen Union (EuG), Luxemburg/Litauen Dr. Jochen Volkmer Head of Trademark Department, BMW, Deutschland Claudia Meindel Head of Intellectual Property Legal, Euro-Triumph GmbH, Deutschland Dimitris Botis Deputy Director for Legal Affairs, HABM, Spanien Prof. Dr. Franz Hacker Vorsitzender Richter am Bundespatentgericht, Deutschland 97 Symposium 2014 Podiumsdiskussion getäuscht worden seien. Es habe sich um ca. 3 Mio. Frauen gehandelt. Dies sei jedoch hinzunehmen gewesen, damit müsse man im Markenrecht leben. te nicht mehr ausdrücklich die Wortmarke „Starbucks“ verwende, würde es doch außerhalb immer noch so bezeichnet werden. Es sei aber, so Sir Robin Jacob weiter, an der Zeit, das Publikum in die Diskussion einzubeziehen. Es wurde die Frage gestellt, ob nach den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen des Vormittags zur Neurowissenschaft und den tatsächlichen Wahrnehmungen von Kunden juristische Konsequenzen gezogen werden müssten. Aus dem Publikum kam darauf der Hinweis, dass Juristen doch Rechtsnormen anwendeten und diese immer auch einen Normadressaten hätten. Herr Prof. Hacker habe richtigerweise darauf hingewiesen, dass dieser Normadressat im Markenrecht nicht der Verbraucher sei. Im Wettbewerbsrecht sei dies vielleicht anders zu beurteilen, nicht aber im Markenrecht. Als was sei dieser Verbraucher aber dann zu qualifizieren? Sir Robin Jacob habe eingangs auf den Durchschnittsfachmann im Patentrecht hingewiesen. Auch dieser stelle nur einen idealen – irgendwie zu definierenden – Standard dar, an dem gemessen werden müsse, ob die Patentanmeldung schutzfähig ist oder nicht. Orientiere man sich an dieser Ansicht auch für den Verbraucher sei man ein Stück weiter und könne z. B. auch das von Prof. Vadapalas angerissene Sprachproblem lösen. Es gehe nicht darum, ob alle Verbraucher Englisch lernen müssen. Die Frage sei vielmehr, ob ein Unternehmen, das ein Zeichen auf Englisch anmelde, sich nicht absichtlich an einen Personenkreis richte, der Englisch verstehe. Herr Prof. Vadapalas meldete sich zu Wort. Er erklärte, dass es in der Tat einige juristische Dogmen gebe, die der Überprüfung bedürften. Eines der Probleme beim Durchschnittsverbraucher innerhalb der EU sei z. B. die Frage, wie gut er Englisch verstehe. 2007/2008 im „NewLook“-Fall habe das Gericht festgestellt, die allgemeine Öffentlichkeit in den nordischen Staaten verfüge über Grundkenntnisse der englischen Sprache. Aber wer wisse schon, was „Grundkenntnisse“ seien? Im letzten Urteil des EuG vom Juni 2013, an dem er beteiligt gewesen sei, habe man die einmal getroffene Feststellung einfach bestätigt und ergänzt, dass innerhalb der EU in allen Mitgliedstaaten solche Grundkenntnisse vorhanden seien. Seine eigenen empirischen Feststellungen in Frankreich und Spanien würden dies jedoch nicht bestätigen. Aus seiner derzeitigen Tätigkeit als Professor an einer Universität in der Türkei könne er noch beitragen, dass das Leitbild des Durchschnittsverbrauchers dort von der Rechtsprechung aufgegeben worden sei. Begründet habe das Gericht dies mit dem Hinweis, dass jeder Fall anders sei und differenziert betrachtet werden müsse. Herr Botis ergänzte, dass aus seiner Sicht jedenfalls nicht auf bestimmte Prozentsätze abgestellt werden dürfe. Ein „signifikanter“ Teil des Verkehrs müsse getäuscht werden und sich irren. Allerdings sei es wiederum sehr schwierig zu definieren, was signifikant sei. Sir Robin Jacob erklärte, er könne diese kognitiven Theorien nicht nachvollziehen. In der realen Welt kenne er kein einziges Produkt, das ohne Wortmarke verkauft werde. Es gebe Verzierungen, Abkürzungen wie BMW etc. Und selbst wenn „Starbucks“ in seinen Cafés heu- 98 Herr Prof. Hacker, der sich in seiner Auffassung bestätigt sah, ergänzte, dass das Leitbild des Durchschnittsverbrauchers nicht in der „Lloyd“-Entscheidung entstanden sei. Das Leitbild komme vielmehr aus dem Wettbewerbsrecht in einem Fall der Irreführung, der „Mars“-Entscheidung. Es sei um den Import von Schokoladeriegeln mit einem Aufdruck „+10 %“ gegangen. Der Schokoriegel habe in der Tat 10 % mehr Masse enthalten, der Aufdruck habe aber mehr als 10 % der Oberfläche des Riegels eingenommen. Der EuGH habe in einem Vorabentscheidungsverfahren den Begriff des aufmerksamen und verständigen Verbrauchers geprägt und erklärt, dass dieser die 10 % als das verstünde, was sie bedeuteten: das Produkt enthalte 10 % mehr, unabhängig davon wie groß der Aufdruck sei. Der verständige Verbraucher sei also von vorneherein als normatives Instrument verstanden worden. Die deutsche Rechtsprechung im Wettbewerbsrecht sei zu restriktiv gewesen, was in- Podiumsdiskussion Symposium 2014 nerhalb der EU zu Handelshemmnissen geführt habe. Die Entscheidung des EuGH sei zugleich ein politisches Statement für einen aufgeklärten Verbraucher gewesen, womit der Durchschnittsverbraucher geboren gewesen sei. Herr Prof. Hacker stimmte Herrn Dr. Volkmer im Übrigen zu, dass Marken Produkte erkennbar machen sollen, bestätigte aber zugleich sein eingangs geäußertes Statement, das MarkenRECHT beschäftige sich mit dem Ausgleich zwischen Unternehmen. Er fügte überspitzt an, der Verbraucher habe dort nur eine „Statistenrolle“. Auch Herr RA Dr. Lubberger, einer der Vortragenden des Vormittags, pflichtete Herrn Prof. Hacker bei. Er fügte aber zugleich an, aus seiner Sicht werde das Leitbild des Durchschnittsverbrauchers immer weniger wichtig. Anfangs habe es geholfen, u. a. dem Anwalt im Markenrecht eine Orientierung zu bieten, wie die Gerichte entscheiden würden. Heute gebe es eine Vielzahl an entschiedenen Sachverhalten, so dass auf den Verbraucher mehr oder weniger verzichtet werden könne. Es sei schließlich auch bekannt, dass der reale Verbraucher viel schneller getäuscht werden könne als der fiktive Durchschnittsverbraucher. Man wolle sich an diesem – realen – Maßstab aber nicht orientieren, da dies wiederum eine Stärkung des Schutzbereichs der Marken mit einem negativen Einfluss auf den Wettbewerb zur Folge hätte. Herr Dr. Volkmer widersprach einem Einwand aus dem Publikum, dass eine Parallelwertung zum Patentrecht vorzunehmen sei. Der Durchschnittsfachmann sei mit dem Durchschnittsverbraucher nicht gleichzusetzen. Im Patentrecht stehe man vor einer anderen Situation. Es ginge darum, ein Monopolrecht auf einer Basis zu gewähren, die Anforderungen an die Anerkennung als Erfindung stelle. Für eine Marke sei keinerlei schöpferische Leistung erforderlich. Es müsse deshalb durchaus auf den realen Verbraucher abgestellt werden, an den die Marke sich richte, nicht auf den Unternehmer, der eine Marke registriert habe, oder seinen Wettbewerber, die beide nicht getäuscht würden. Markenrecht habe, wie eingangs erwähnt, keinen Selbstzweck. Sir Robin Jacob griff sodann noch einmal ein Argument aus dem Beitrag von Herrn Botis auf und fragte nach, ob der Durch- schnittsverbraucher tatsächlich in unterschiedlichen Konstellationen einen anderen „Charakter“ besitze. Müsse er bei der Unterscheidungskraft anders gesehen werden als bei der Verwechslungsgefahr, oder nicht. Herr Botis meinte, dass Gerichte manchmal nicht flexibel genug seien und ihre einmal gefundenen Begründungen perpetuieren würden. Ein Vertreter aus dem Publikum widersprach Herrn Botis und bezeichnete das Markenrecht als durchaus dynamische Materie, die sich mit den Zeiten durch die Rechtsprechung gewandelt habe. Es sei sehr wohl versucht worden, die Wirklichkeit in den Entscheidungen abzubilden. Früher seien Produkte nur im stationären Handel gekauft worden, heute auch über das Internet. Natürlich werde dies in der Rechtsprechung zwischenzeitlich berücksichtigt. Die Diskussion zwischen den Verfechtern des normativ zu bestimmenden Durchschnittsverbrauchers und denjenigen, die ihn real bestimmen wollen, wogte noch ein bisschen hin und her. Herr Prof. Hacker ergänzte seinen Beitrag durch den Hinweis auf die Frage der Feststellung der Verwechslungsgefahr im Registerrecht, bei der konkrete Sachverhalte naturgemäß noch gar nicht zu beurteilen seien. Aber auch im Verletzungsprozess müsse abstrahiert werden, um sachgerechte Verurteilungen aussprechen zu können. Dem wiederum begegnete Sir Robin Jacob mit großer Skepsis und verwies darauf, dass er als Engländer an ein faktenbasiertes Streitrechtssystem gewöhnt sei, in dem der Durchschnittsverbraucher als Leitbild letztlich als ungeeigneter Maßstab angesehen werde. In gewohnt erfrischender Art beendete Sir Robin Jacob fünf Minuten vor dem eigentlich vorgesehenen Ende die Podiumsdiskussion und dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Seinem Dank schloss sich Frau Präsidentin Schmidt mit herzlichen Worten und dem Wunsch an, dass am Ende eines langen Tages die Teilnehmer und das Publikum vielleicht körperlich erschöpft, aber geistig erfrischt das Symposium verlassen würden. 99 Symposium 2014 Panel Discussion Panel Discussion Does trademark law need a new concept of the average consumer? On the occasion of the symposium of the Federal Patent Court a panel discussion with the topic “Does trademark law need a new concept of the average consumer?” took place in the afternoon of April 10, 2014. This discussion was led by Rt. Hon. Sir Robin Jacob (University College, London, United Kingdom). Further participants were Prof. Dr. Vilenas Vadapalas former judge at the General Court of the European Union (EuG), Luxembourg/Lithuania, Dr. Jochen Volkmer Head of Trademark Department, BMW, Germany, Claudia Meindel Head of Intellectual Property Legal, Euro-Triumph GmbH, Germany, Dimitris Botis Deputy Director for Legal Affairs, OHIM, Spain and Prof. Dr. Franz Hacker Presiding Judge at the Federal Patent Court, Germany. Sir Robin Jacob started the panel discussion typically British with a joke about the three fictitious characters of intellectual property, the informed user in design law, the average expert in patent law and the normally informed and the reasonably attentive and sensible average consumer. However, instead of asking the question of the “how“, he asked the question of the “whether“. He wanted to know whether trademark law requires a concept or standard model for a fictitious consumer at all. Anyhow, this model is just an invention of the European Court of Justice (ECJ), which is rather cumbersome than being helpful. Prof. Hacker picked up this aggressive question and expressed his view on the importance of consumers in trademark law. In the course of the morning, two com- 100 pletely different points of view were presented: On the one hand, the consumer from a company perspective. This is about the real consumer of “flesh and blood”, who is attracted by a good or service and purchases it. On the other hand, there is the consumer trademark law is dealing with. Here, it is substantial that the consumer is not the centre of trademark law. This is rather concerned with the examination of companies in competition, that are mapping out their “claims”. The consumer is participating neither in trademark infringement proceedings nor in opposition proceedings. Indirectly, he is of course playing a role in examination of the risk of confusion. However, here it is recommended to work with what you have: Models or standards in order to create legal security regarding the examination between companies. The larger the burden of facts is for the court proceedings, the less safe the results would get. Therefore, his summing-up was to adhere to the status quo, a vote for the average consumer as it is defined until now. Prof. Vadapalas opposed that the standard model of the consumer is however a very traditional one. The ECJ has justified it in the Lloyd judgement with a very complex concept. He personally has some difficulty to define a new model. In any case, it is substantial that a new concept contains a – as he described it – “statistical” element. This does not mean that the average consumer does also have to be the end consumer. It could rather be anyone, who gets in touch with the distribution chain in trade and with the good or service, from the intermediate trader to the seller up to the end consumer. In March 2014 the ECJ has decided in the “Kornspitz” case that also intermediate traders are to be considered. He thinks that it is remarkable that the discussion on the average consumer is coming up regularly. Already in 2004/2005 the Irish judge Cook had proposed on the occasion of a discussion that one should ask “his own wife” in order to find out what the average consumer thinks! Of course the situation is not that easy to evaluate, but it shows the difficulties of the topic coming up again and again. Panel Discussion Symposium 2011 Sir Robin Jacob University College, London, United Kingdom Dr. Volkmer, presented as a representative of a famous trademark by the moderator, was questioned about the topic and answered provocatively that he was not able to hold back the impression that trademark law is pursuing an end in itself with the consumer model and it merely serves the employment of many jurists, be it lawyers or judges. However, the object of trademark law is rather to enable companies to sell products and services by means of a labelling on the market without hindrance of other competitors. With the trademark the consumer receives an indicator where the good or the service comes from. The trademark transports values and history. For the trademark owner there is no average consumer anyway. He does not need a model, but rather directs his products on a concretely defined customer group. As the representative from the company Henkel had presented in the presentation in the morning, the entrepreneur does only want to sharpen the trademark within a certain segment. Then, the consumer, who should be addressed, is the average consumer. In legal dispute the trademark owner simply has to present, who is the average consumer. A limitation is easily possible. After all, the products are not directed to THE public, but rather to a specific consumer, who could be defined. From a company’s perspective the average consumer is the slightest problem. As a result, the trademark owner is able to live well with the known definition of the average consumer through case law. Ms Meindel agreed with her previous speaker that the average consumer does not exist as such. He has always been subject to changing times. Whereas in the 1950s a family watched three public programs in front of the television and possessed a telephone with dial, this is not the life reality anymore. 60 years ago, the level of education was much more homogenous than today. Nowadays, the consumer is informing itself from a variety of sources. Accordingly, each consumer has to be “picked up” somewhere else. She is advising against an empirical consumer understanding. Today, it is more difficult than ever to assess valid facts. The Prof. Dr. Vilenas Vadapalas former judge at the General Court of the European Union (EuG), Luxembourg/Lithuania Dr. Jochen Volkmer Head of Trademark Department, BMW, Germany Claudia Meindel Head of Intellectual Property Legal, Euro-Triumph GmbH, Germany Dimitris Botis Deputy Director for Legal Affairs, OHIM, Spain Prof. Dr. Franz Hacker Presiding Judge at the Federal Patent Court, Germany 101 BPatG Conference Volume 2011 Panel Discussion consumer being informed from a dozen sources is reacting increasingly irrational. Her company, for example, manufactures products for girls, which are then bought by women 50+. She pleads for normatively detecting the average consumer as always – if necessary more differentiated than today by forming subgroups. It definitely has to be avoided to define a new consumer standard model in a way, which would require before a legal dispute to implementing expensive public opinion surveys, which have to clarify who the concretely targeted consumer actually is. From a company’s perspective the image of the normative average consumer is to be preferred, even if it shows blurredness and injustices at the edges. Mr Botis tried to answer the question of the moderator according to the usability of the concept of an average consumer for the OHIM. He referred to Art. 8 Para. 1 lit. b GMV [Regulation on the Community Trade Mark], which explicitly refers that “for the audience there is the danger of confusions”. Firstly, it is of course about the protection of the trademark owner. He should be protected from the danger of confusion, not the consumer. Even in case of relative grounds for refusal, it is only about the reputation of the trademark. It would also have been possible to define in the law that the consumer perspective has the priority. Even the EuG has considered it not reasonable in some areas to refer to an average consumer. One would have to adapt the character of the average consumer, which does not exist in reality as such, to the different grounds for refusal. Even in the context of risk of confusion there are differentiations depending on whether single, collective or guarantee trademarks are to be examined. Therefore, the OHIM has worked out propositions that show the prototype of a consumer, who is reacting in a certain way in certain situations. This could be a good tool for a new concept. Sir Robin Jacob entered the discussion at this point with an own contribution. He is also of the opinion that the ECJ has invented the average consumer in 102 the Lloyd case. From his point of view, this had to do with perceptions outside Germany. German courts had approved the risk of confusion in cases in which other courts would have recognized such risk not in the least. The perception in Great Britain was that the German consumer would have to be especially stupid. If one looks e.g. back to the case Terranova/Terrapin, it would have been unbelievable for English courts to assume a risk of confusion in Germany. This prompted a number of questions, especially the question after the determination of the average consumer. But is it possible to determine an average consumer by means of a mathematic method? From his point of view this is scarcely conceivable. What would happen, Sir Robin Jacob said, if 40 % of the population are deceived and would underlie confusion, but 60 % don’t? Just a few persons questioned would say that in this case no risk of confusion exists. However, from a mathematical perspective half of the persons affected are not yet deceived. Therefore, the average consumer is a dangerous concept, above all once that is being in progress. How can it be decided when 20 % or 30 % of the population is deceived? Is a serious danger of confusion then already given? He has once led a process in which lemon juice from plastic lemons was sold. It could be given evidence that some persons have been deceived. These were approx. 3 million women. However, this has to be accepted, one has to live with it in trademark law. However, as Sir Robin Jacob continues, the time has come to include the audience in the discussion. The question was asked whether according to the scientific findings of neuro-science of the morning and the actual perceptions of clients, legal appropriate actions have to be taken. Prof. Vadapalas asked to speak. He explained that there are really some legal dogmas that have to be assessed. One of the issues regarding the average consumer within the EU is e.g. the question of how good are his / her English skills. 2007/2008 in the “New Look” case the court detected that the general public in the Panel Discussion Symposium 2014 Nordic countries has basic knowledge of the English language. But who knows what “basic knowledge” is? In the last judgement of the EuG of June 2013, in which he participated, the once stated detection was simply confirmed and completed regarding the fact that within the EU such basic knowledge is given in all member states. However, his own empirical detections in France and Spain would not confirm this. He could furthermore contribute from his current activity as a profession at a university in Turkey that the model of the average consumer has been given up by court ruling there. The court explained this with the indication that each case is different and had to be regarded in a differentiated way. Mr Botis added that from his point of view in any case it is not possible to refer to certain percentages. A “significant” part of circulation would have to be deceived and mistaken. However, it is again very difficult to define what significant is. Sir Robin Jacob explained that he could not understand these cognitive theories. In the real world he does not know any product that is sold without a word mark. There are decorations, abbreviations like BMW etc. And even if today, “Starbucks” would not use the word mark “Starbucks” in its cafés anymore, outside it would still be called this way. Thereupon, there is the indication from the audience that lawyers would apply legal norms and that these would also have a normative addressee. Prof Hacker has indicated correctly that this normative addressee in trademark law is not the consumer. In competition law this maybe has to be evaluated differently, but not in trademark law. However, according to what should this consumer be qualified? Sir Robin Jacob indicated the average expert in patent law at the beginning. This also simply demonstrates an ideal standard – to be defined in any way –, at which it has to be measured if the patent application should be registered or not. If one would also focus on this perspective regarding the consumer, another problem would be solved and e.g. the mentioned language problem according to Prof. Vadapalas would be solved as well. It is not about the question whether all consumers have to learn the English language. The question is rather, whether a company, which is applying for an English sign, is not focusing on purpose on one target group speaking English. Prof. Hacker, who feels confirmed in his opinion, added that the standard model of the average consumer did not develop because of the “Lloyd’s” decision. The standard model rather comes from competition law in a case of misleading, the “Mars” decision. It was about the import of chocolate bars with the imprint “+10 %”. The chocolate bar in fact contained 10 % more mass; however, the imprint used did take more than 10 % of the surface of the bar. The ECJ had defined and explained the term of the attentive and understanding consumer in the decision of the previous proceedings. Furthermore, the ECJ explained that this consumer would understand the 10 % as what they are: the product contains 10 % more regardless of the size of the imprint. Thus, the understanding consumer had been a normative instrument right from the beginning. German court rulings in competition law have been too restrictive and led to trade barriers within the EU. At the same time, the decision of the ECJ has been a political statement for an enlightened consumer and thus the average consumer was born. As a matter of fact, Prof. Hacker agreed with Dr. Volkmer that trademarks should make products recognizable; however, he simultaneously confirmed his statement from the beginning that the trademark LAW deals with the settlement between companies. He added in an exaggerated way that here, the consumer only has a “supernumerary role”. Also Attorney-at-law Dr. Lubberger, one of the speakers of the morning, agreed with Prof. Hacker. At the same time, he added that from his point of view the standard model of an average consumer is getting decreasingly important. Initially, it helped to offer orientation of how the courts would decide to, amongst 103 Symposium 2014 2011 Panel Discussion others, the attorney in trademark law. Today, there is a multitude of case-law so that the consumer can be more or less disregarded. In the end, it is also known that the real consumer can be deceived much faster than the fictitious average consumer. However, one does not want to orient themselves on the – real – measure, since this would result in strengthening of the protective area of trademarks with a negative influence on the competition. Dr. Volkmer opposed to a contribution from the audience that a parallel evaluation with patent law has to be implemented. The average expert cannot be equated with the average consumer. In patent law, we have a completely different situation. It is about guaranteeing a monopoly right on the basis of the requirements to the recognition as invention. For a trademark, by no means there is any creative performance required. Therefore, the focus has to be on the real consumer towards which the trademark is directed, not the company, which has registered the trademark or the competitor that were both not deceived. As mentioned at the beginning, trademark law is no end in itself. Then, Sir Robin Jacob picked up an argument from the contribution of Mr Botis once again and asked, whether the average consumer really possesses a different “character” in different constellations. Would he have to be seen in a different way regarding the distinctiveness than regarding the risk of confusion, or not? Mr Botis mentioned that courts sometimes are not flexible enough and would perpetuate their justified explanations once found. 104 One representative from the audience opposed to Mr Botis and called trademark law an absolutely dynamic matter, which changed over the time through court ruling. Indeed, it has been tried to demonstrate the reality in the decisions. In former times, products were only sold in stationary trade, today they are also sold via the Internet. Of course this is meanwhile considered in case law. The discussion between the supporters of the average consumer to be determined normatively and those, who want to determine him in reality still continued for some time from one side to another. Prof. Hacker complemented his contribution with the hint to the question of defining the risk of confusion in the register, where concrete facts naturally cannot be evaluated yet. However, also in infringement proceedings abstraction is necessary, in order to reach proper judgements. In turn, Sir Robin Jacob answered with great scepticism and indicated that he as an English person is used to a factual-based legal dispute system, in which the average consumer is finally rather a useless criterion. In his usual refreshing way, Sir Robin Jacob ended the panel discussion five minutes before the actual time envisaged and thanked all participants. Furthermore, President Schmidt added her thank with cordial words and the wish that at the end of a long day the participants and the audience are maybe physically exhausted, but therefore intellectually refreshed when leaving the symposium. Abendempfang Evening Reception 105 Symposium 2014 Abendempfang Die Wahrnehmung der Marke und ihre Bewertung nach Musil Dr. Volker Bugdahl1 Sehr geehrte Damen und Herren, die verehrte Frau Präsidentin des Bundespatentgerichts, Beate Schmidt, hat mich mit der ebenso ehrenvollen wie anspruchsvollen Aufgabe betraut, Sie schon heute auf das morgige Symposium einzustimmen. Ich versuche es mit einem Rückgriff auf die Literatur. Möglicherweise läutet dieser bisher unbeachtete Vorschlag zur Markenbewertung eine Revolution ein. Dann werden Sie sagen können, Sie sind dabei gewesen. Belletristische Einstimmung Zuvor ein paar Fragen an das verehrte Auditorium: 1. Wer kennt Robert Musil? Persönlich? Es spricht für die Ehrlichkeit der Anwesenden, dass sich nicht viele gemeldet haben, denn Robert Musil ist am 15.4.1942 in Genf gestorben. 2. Wer kennt seinen Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“2? 3. Wer hat ihn gelesen oder vorgelesen bekommen? 4. Kontrollfrage: Wie viele Seiten hat der Roman? Da der Roman unvollendet blieb, wechselt die Seitenzahl je nach Ergänzung aus den Notizen Musils. Die Ausgaben bei Rowohlt umfassen Bd. 1: 1074 S. (1930); Bd. 2: 605 S. (1933); Bd. 3: 462 S. (1943), also zusammen 2141 Seiten.. 5. Wessen Eltern hätten es gerne gesehen, wenn Sie von Musil und seinem Meisterwerk wenigstens gehört hätten? Nachdem nun geklärt ist, dass nicht allzu viele von Ihnen „Den Mann ohne Eigenschaften“ kennen, kann ich guten Gewissens fortfahren. Sie werden überrascht sein, zu hören, dass in der schöngeistigen Literatur bereits 1930 eine Methode der Markenbewertung veröffentlicht wurde. 1 2 Im „Mann ohne Eigenschaften“ ist tatsächlich ein semi-quantitatives Markenbewertungsverfahren ver steckt. Der Protagonist Ulrich, also der Mann ohne Eigenschaften, hat als Sekretär des Grafen von Leinsdorf die Aufgabe, an der Vorbereitung der „Parallelaktion“ 1918 mitzuwirken. Dann soll der österreichische Kaiser Franz Joseph sein 70 jähriges, der deutsche Kaiser Wilhelm II. sein 30 jähriges Thronjubiläum mit einem großen symbolischen Akt feiern. Die österreichischen Feierlichkeiten sollen die preußischen möglichst übertrumpfen. Ulrich nimmt hierzu Eingaben und Anregungen aus der Bevölkerung auf und prüft sie. Und jetzt wird es spannend! Über einen der Bittsteller berichtet er: „Wenn er durch die Straßen gehe, ..., zähle er schon seit Jahren an den großen lateinischen Buchstaben der Geschäftsschilder die Balken (A bestehe zum Beispiel aus dreien, M aus vieren) und dividiere ihre Zahl durch die Anzahl der Buchstaben. Bisher sei das durchschnittliche Ergebnis ... zweieinhalb gewesen; ersichtlich sei dies aber keineswegs unverbrüchlich und könne sich mit jeder neuen Straße ändern: so wird man von großer Sorge bei Abweichungen, von großer Freude beim Zutreffen erfüllt, was den läuternden Wirkungen ähnle, die man der Tragödie zuschreibt. Wenn man dagegen die Buchstaben selbst zähle, so sei, ..., die Teilbarkeit durch drei ein großer Glücksfall, weshalb die meisten Aufschriften geradezu ein Gefühl der Nichtbefriedigung hinterlassen, das man deutlich bemerkt…, bis auf jene, die durch Massenbuchstaben, das heißt aus solchen mit vier Balken, bestehn, zum Beispiel WEM, die unter allen Umständen ganz besonders glücklich machen. Was folge daraus, fragte der Besucher. Nichts anderes, als dass das Ministerium für Volksgesundheit eine Verordnung herausgeben müsse, die bei Firmenbezeichnungen die Wahl von vierbal- Dr. Volker Bugdahl, Markenagentur at10tion, Hanau Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Rowohlt, 1978, S. 348-349 106 Dr. Volker Bugdahl Geschäftsführer Markenagentur at10tion Hanau 2005 – jetztGeschäftsführer Markenagentur at10tion Hanau kigen Buchstabenfolgen begünstige und die Verwendung einbalkiger wie O, S, I, C möglichst unterdrücke, denn sie machen durch ihre Unergiebigkeit traurig!“ 1975 – 2005Forschung, Vertrieb, Stab Marken bei Degussa AG Hanau 1970 – 1974Forschung bei Unilever Forschungs institut Hamburg Bewertung von Firmenmarken Ich habe dieses Verfahren an einigen Firmennamen erprobt (siehe Tabelle 1). Name Balken Summe Buchstaben Summe Quotient Balken : Buchstaben Buchstaben Teilbarkeit : 3 ADIDAS 12 6 2,0 2x PUMA 10 4 2,5 AGFA 11 4 2,8 KODAK 12 5 2,4 FUJI 7 4 1,8 HENKEL 19 6 3,2 UNILEVER 20 8 2,5 ALTANA 16 6 2,7 BASF 9 4 2,3 BAYER 15 5 3,0 EVONIK 14 6 2,3 STADA 11 5 2,2 AVENTIS 17 7 2,4 NOVARTIS 17 8 2,1 BMW 10 3 3,3 DAIMLER 19 7 2,7 CHRYSLER 20 8 2,5 VW 6 2 3,0 HONDA 12 4 3,0 TOYOTA 12 6 2,0 EON 8 3 2,7 RWE 11 3 3,7 SIEMENS 18 7 2,6 THYSSEN 19 7 2,7 KRUPP 11 4 2,8 2x 2x 2x 1x 2x 1x 1x Tabelle 1 107 Symposium 2014 Abendempfang Es heißt ja „Judex non calculat“, aber um das Musilsche Verfahren anzuwenden, kann ich uns das Zählen von Balken und Buchstaben nicht ersparen. Grundregel ist, dass alle Rundungen an Buchstaben glattgestreckt werden, bis sie ein Balken geworden sind. Beginnen wir mit PUMA. Bei den Filmherstellern wäre AGFA besser als KODAK oder FUJI, hat aber zu früh aufgegeben. Im Bereich Kosmetik, Waschmittel zeigt sich, dass HENKEL (3,2) UNILEVER (2,5) weit überlegen ist. Hier kommt bei Henkel zusätzlich die glücklichmachende Teilbarkeit durch 3 zum Tragen. Das P hat 2 Balken, das U ist einer, das M hat 4 Balken und das A 3 Balken. Das macht zusammen 10 Balken. PUMA besteht aus 4 Buchstaben. Teilen wir 10 Balken durch 4 Buchstaben, erhalten wir 2,5 als Balken-BuchstabenQuotienten BaBuQ. Ich nehme an, dass Sie mir jetzt nach dieser kurzen Einarbeitung mühelos folgen werden. Bei den Chemie- und Pharmafirmen fallen im BaBuQ positiv auf: BAYER (3,0) und ALTANA (2,7). Patentnachkocher wie STADA (2,2) oder die Pseudolatein Derivate von Hoechst, AVENTIS (2,4) und von Ciba-Geigy, NOVARTIS (2,1) werden mit geringeren Werten (wegen vorsätzlicher Vernichtung alter hoher Markenwerte) zu Recht abgestraft. Der Quotient Balken/Buchstaben (BaBuQ) ließe sich z. B. mit 106 EURO multiplizieren, um einen finanziellen Wert zu beziffern. Der BaBuQ alleine ist aber schon aussagekräftig genug. So zeigt z. B. der Vergleich von ADIDAS und PUMA, dass PUMA (Probier Unbedingt Mal Adidas) mit dem besseren/höheren BaBuQ erfolgreicher sein muß. Da nützt ADIDAS die Teilbarkeit durch 3 wenig, denn der Abstand im BaBuQ ist zu groß. Name Bei den Automarken sind BMW (3,3) und VW (3,0) einsame Spitze, BMW zusätzlich mit der glücklichmachenden Teilbarkeit durch 3, wobei allerdings eine japanische Bedrohung durch HONDA (3,0, jedoch keine Dreiteilbarkeit) erkennbar ist. Die französischen und italienischen Mitbewerber sind zu vernachlässigen. Balken Summe Buchstaben Summe Quotient Balken : Buchstaben KURT BOCK (BASF) 17 8 2,1 NORBERT REITHOFER (BMW) 43 16 2,7 MARTIN WINTERKORN (VW) 43 16 2,7 FRANK APPEL (Deutsche Post) 27 10 2,7 JOSEF ACKERMANN 38 14 2,7 JÜRGEN FITSCHEN 35 14 2,5 ANSHU JAIN (Deutsche Bank) 20 9 2,2 BEATE SCHMIDT(BPatG) 29 12 2,4 Tabelle 2 108 Buchstaben Teilbarkeit : 3 4x Abendempfang Symposium 2014 Auf dem Gebiet der Technik gibt es ein Kopf-an-KopfRennen der schwerfällig gewordenen Giganten SIEMENS und THYSSENKRUPP, wobei – salopp ausgedrückt – KRUPP der bessere Teil von THYSSEN ist. dentin Beate Schmidt die Einzige unter zahlreichen Führungskräften, die glücklich macht, und sogar vierfach. Bewertung von Führungskräften Durch diese Aussagen ermutigt, wenden wir uns entschlossen der nationalen Frage zu. Welche unserer Politiker waren oder sind die besten Marken? Es könnte als gewagt angesehen werden, wollte man das Musil’sche Markenbewertungsverfahren auch auf Führungskräfte anwenden. Wir unternehmen dennoch den Versuch mit wenigen repräsentativen Persönlichkeiten (siehe Tabelle 2). Tabelle 2 legt nahe, dass die Deutsche Post nach Klaus Zumwinkel nun so gut gesteuert wird wie BMW und VW. Verdächtig ist, dass die VVs von BMW und VW identische Werte aufweisen. Aber man muss ja nicht immer gleich an Absprachen denken. Die Deutsche Bank ist nicht mehr, was sie unter Herrn Ackermann war. Folgerichtig wurde der Vorstand auf zwei Manager mit etwas schlechteren Werten aufgeteilt, was das Problem vielleicht löst. Nicht unerwartet, ist unsere verehrte Präsi- Name Bewertung von Politikern Tabelle 3 weist ANGELA MERKEL als klare Siegerin aus, sowohl über den überragenden Balken-BuchstabenQuotienten von 3,1, als auch über den Glücksfaktor. Der neue Justizminister HEIKO MAAS hat den gleichen BaBuQ von 2,4 wie Beate Schmidt, macht aber nur 3x glücklich und ist somit der 4x glücklich machenden Präsidentin des BPatG etwas unterlegen. GERHARD SCHRÖDER macht auch glücklich, aber nicht mehr die SPD. Seine Teilbarkeit durch 2 – „zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“3 ist bereits bekannt, aber 3 Johann Wolfgang v. Goethe, Faust I, Vor dem Tor Balken Summe Buchstaben Summe Quotient Balken : Buchstaben Buchstaben Teilbarkeit : 3 ANGELA MERKEL 37 12 3,1 4x GUIDO WESTERWELLE 40 16 2,5 HEIKO MAAS 22 9 2,4 PHILIPP RÖSLER 29 13 2,2 GERHARD SCHRÖDER 36 15 2,4 SIGMAR GABRIEL 32 13 2,5 PEER STEINBRÜCK 37 14 2,6 CLAUDIA ROTH 22 11 2 JÜRGEN TRITTIN 30 13 2,3 SAHRA WAGENKNECHT 45 16 2,8 3x 5x Tabelle 3 109 Symposium 2014 Abendempfang vielleicht entdeckt die Presse noch eine dritte Seele in ihm. Insofern kann sich hier eine kleine Schwäche des Musil’schen Verfahrens andeuten. Plausibel erscheinen dagegen die zweitbesten Werte unserer schönsten Kommunistin SAHRA WAGENKNECHT, die allerdings nicht glücklich macht. Immerhin ließe sich im Notfall eine Koalition mit ihr schmieden, um die linke Flanke der CDU/CSU zu stärken. Insgesamt betrachtet, lassen die Zahlen vermuten, dass die deutschen Spitzenpolitiker mit Ausnahme der Kanzlerin vielleicht noch nicht das mögliche Optimum darstellen. Aber dafür gibt es ja wieder Wahlen. Zusammenfassung Das Musil’sche Markenbewertungsverfahren erweist sich in der Anwendung als einfach und reproduzierbar. Die Ergebnisse sind realitätsnah, plausibel und vergleichbar. Dieses Verfahren ist preiswert und empfiehlt sich deshalb zur Standardisierung und zur Massenbewertung von Marken. Es wird jeden Controller zufrieden stellen und lässt den produktiven Mitarbeitern der Unternehmen mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben, was zu einem neuen Wirtschaftsaufschwung führen würde. Nicht unberücksichtigt sollte bleiben, dass durch glücklich machende Namen ein Beitrag zur Stärkung des Immunsystems geleistet wird und dass dies zur Ausgabenminderung bei den Krankenkassen führt. Möglicherweise könnte eine Markennamenreform im Musil’schen Sinne eine Gesundheitsreform überflüssig machen. Schließlich ist das Musil’sche Verfahren auch zur Beurteilung von Führungspersönlichkeiten geeignet. Dieses Verfahren wird nicht nur dem Gesundheitsministerium, sondern auch dem Wirtschaftsministerium, dem Justizministerium (dem ja das Deutsche Patentund Markenamt unterstellt ist) sowie den gesetzgebenden Gremien der Europäischen Gemeinschaft wärmstens empfohlen. Falls Sie Ihren persönlichen BaBuQ und Glücksfaktor berechnen wollen, kann ich Ihnen noch eine Hilfestellung zur Verbesserung Ihrer Werte an die Hand geben. Sollten Sie über Titel wie Dr., Prof. mit einem Punkt verfügen, könnten Sie diesen Punkt als kürzeste Ausprägung eines Balkens werten. Ich wünsche Ihnen einen anregenden Festabend und für morgen ein denkwürdiges Symposium. 110 Evening Abendempfang Reception Symposium 2014 The perception of trademarks and their assessment according to Musil Volker Bugdahl1 Ladies and gentlemen, the dear President of the Federal Patent Court, Beate Schmidt, gave me this honourable as well as challenging task to introduce you to tomorrow’s symposium already today. I will try this with by falling back on literature. Maybe, this proposal for the evaluation of trademarks, which was disregarded until now, rings in a revolution. Then, you will be able to say that you were a part of it. Literary Introduction At first, a few questions to the dear audience: 1. Who knows Robert Musil? In person? It speaks for the honesty of everyone present that not many put their hand up, since Robert Musil died on 15/04/1942 in Geneva. 2. Who knows his novel “The Man without Qualities“2? 3. Who has read it or had it read to him/her? 4. Control question: How many pages does this novel have? Since the novel remained unfinished, the number of pages varies depending on the supplement of notes from Musil. The editions from Rowohlt contain Vol. 1: 1074 p. (1930); Vol. 2: 605 p. (1933); Vol. 3: 462 p. (1943), thus 2141 pages in total… 5. Whose parents would have liked to see you at least having heard from Musil and his masterpiece? After having now clarified that not too many of you know “The Man without Qualities”, I can continue with a clear conscience. You will be surprised to hear that in the aesthetic literature a method for trademark evaluation was already published in 1930. In “The Man without Qualities” you can find indeed a semi-quantitative trademark evaluation procedure. As a secretary of the Count Leinsdorf, the protagonist Ulrich, thus the man without qualities, has the task to participate in the preparation of the “parallel action” in 1918. In that year, the 70th year of Austrian Emperor Franz Joseph’s reign and the 30th year of the German Emperor Wilhelm II’s reign should be celebrated with a big symbolic act. The Austrian celebrations shall preferably outclass the Prussian ones. Therefore, Ulrich collects submissions and ideas from the population and examines them. And now it is getting exciting! He reports on one petitioner: “When he walks down the streets, … , for many years already he counts the bars of the Latin letters on the commercial signs (A for example consist of three, M of four) and divides their number by the number of letters. Until now, the average result … was two and a half; this may be obvious, but not at all unceasing and can change with each new street: thus, you are filled with great concern in case of deviations and with great joy in case of accuracy, which is similar to the purifying effects of a tragedy. If however, you count the letters themselves, then, … , the divisibility by three is a very happy state of affairs, which is why many inscriptions leave you with a feeling of almost dissatisfaction, which is clearly noticed…, except for those which contain of mass letters, thus of such with four bars, for example WEM, that make particularly happy under all circumstances. What is the result thereof, one visitor asks. Nothing else than that the Ministry of Public Health has to issue a regulation that, in relation to company names, promotes the choice of four-bar letter sequences and preferably suppresses the usage of one-bar letter sequences, such as O, S, I, C, because these make sad because of their unproductiveness!” 1 D r. Volker Bugdahl, Trademark Agency at10tion, Hanau, Germany 2 Robert Musil, The Man without Qualities, Rowohlt, 1978, p. 348–349 111 Dr. Volker Bugdahl General Manager Trademark Agency at10tion Hanau 2005 – todayGeneral Manager Trademark Agency at10tion Hanau Evaluation of company trademarks 1975 – 2005Research, Sales, Department Trademarks at Degussa AG Hanau I have tested this procedure with some company names (see Table 1). 1970 – 1974Research at Unilever Research Institute Hamburg Name They say that “Judex non calculat”, but to apply the Musilian procedure, I cannot spare us the counting of bars and letters. The basic rule is that all curves of a letter are smoothed down until they become one bar. Let us begin with PUMA. Bars Sum Letters Sum Quotient Bars : Letters Letters Divisibility : 3 ADIDAS 12 6 2,0 2x PUMA 10 4 2,5 AGFA 11 4 2,8 KODAK 12 5 2,4 FUJI 7 4 1,8 HENKEL 19 6 3,2 UNILEVER 20 8 2,5 ALTANA 16 6 2,7 BASF 9 4 2,3 BAYER 15 5 3,0 EVONIK 14 6 2,3 STADA 11 5 2,2 AVENTIS 17 7 2,4 NOVARTIS 17 8 2,1 BMW 10 3 3,3 DAIMLER 19 7 2,7 CHRYSLER 20 8 2,5 VW 6 2 3,0 HONDA 12 4 3,0 TOYOTA 12 6 2,0 EON 8 3 2,7 RWE 11 3 3,7 SIEMENS 18 7 2,6 THYSSEN 19 7 2,7 KRUPP 11 4 2,8 Table 1 112 2x 2x 2x 1x 2x 1x 1x Evening Abendempfang Reception Symposium 2014 The P has 2 bars, the U is one, the M has 4 bars and the A has 3 bars. This results in 10 bars in total. PUMA consists of 4 letters. If we divide 10 bars by 4 letters, we get 2,5 as bar-letter quotient BaLeQ [BaBuQ]. I assume that you can follow me without any difficulties after this short introduction. The quotient bars/letters (BaBuQ) could for example be multiplied by 106 EURO in order to amount to a financial value. However, the BaBuQ alone is already expressive enough. For example, the comparison of ADIDAS and PUMA shows that PUMA (Probier Unbedingt Mal Adidas [Equivalent for German expression using the first letters of PUMA: You absolutely have to try Adidas]) with the better/higher BaBuQ has to be more successful. In this respect, it did not help ADIDAS very much that it is divisible by 3, since the distance in the BaBuQ is too high. With regard to film manufacturers AGFA would be better than KODAK or FUJI, but it did give up too early. In the field of cosmetics and detergents, it can be seen that HENKEL (3.2) is far superior to UNILEVER (2.5). Here, in addition, the divisibility by 3, which is making happy, comes into effect. With regard to the chemical and pharmaceutical companies, the following have a positive effect: BAYER (3.0) and ALTANA (2.7). Copycats like STADA (2.2) or the pseudo-Latin derivatives of Hoechst, AVENTIS (2.4) and of Ciba-Geigy, NOVARTIS (2.1) are punished legitimately with lower values (because of their deliberate destruction of old high trademark values). With regard to the car brands BMW (3.3) and VW (3.0) have no rival, BMW additionally with the divisibility by 3, which is making happy, whereas, however, a Japanese threat by HONDA (3.0, though no divisibility by 3) can be recognized. The French and Italian competitors can be disregarded. In the field of technics there is a neck-and-neck race of the already cumbersome giants SIEMENS and THYSSENKRUPP, whereas – casually speaking – KRUPP is the better part of THYSSEN. Evaluation of Managers It may be regarded as ambitious to apply the Musilian trademark evaluation procedure to managers as well. However, we make a try with a few representative personalities (see Table 2). Name Bars Sum Letters Sum Quotient Bars : Letters KURT BOCK (BASF) 17 8 2,1 NORBERT REITHOFER (BMW) 43 16 2,7 MARTIN WINTERKORN (VW) 43 16 2,7 FRANK APPEL (Deutsche Post) 27 10 2,7 JOSEF ACKERMANN 38 14 2,7 JÜRGEN FITSCHEN 35 14 2,5 ANSHU JAIN (Deutsche Bank) 20 9 2,2 BEATE SCHMIDT(BPatG) 29 12 2,4 Letters Divisibility : 3 4x Table 2 113 Symposium 2014 Evening Reception Table 2 shows that after Klaus Zumwinkel, the Deutsche Post is now steered just as good as BMW and VW. It is suspicious that the VVs of BMW and VW result in identical values. But you do not have to think of secret agreements right away. Deutsche Bank is not what it used to be under Mr Ackermann anymore. Consequently, the Board of Directors was allocated to two managers with worse values; this will maybe resolve the problem. Not unexpectedly, our dear President Beate Schmidt is the only one from numerous managers, who makes happy, in fact four-fold. Evaluation of politicians Encouraged by these statements, we focus on the national question in a determined way. Who of our politicians was or is the best brand? Name Table 3 shows ANGELA MERKEL as clear winner with the outstanding bar-letter quotient of 3.1 as well as with the happiness coefficient. The new Minister of Justice HEIKO MAAS with 2.4 has the same BaBuQ as Beate Schmidt, but he only makes happy 3x and thus is defeated by the President of the BPatG, who makes happy 4 x. GERHARD SCHRÖDER also makes happy, but not the SPD [Social Democratic Party of Germany] anymore. His divisibility by 2 – “two souls, alas, are dwelling in my breast”3 is already known, but maybe the press additionally discovers a third soul in him. In this respect, a little weakness of the Musilian procedure can be revealed. 3 Johann Wolfgang v. Goethe, Faust Part 1, Before the Gate. Bars Sum Letters Sum Quotient Bars : Letters Letters Divisibility : 3 ANGELA MERKEL 37 12 3,1 4x GUIDO WESTERWELLE 40 16 2,5 HEIKO MAAS 22 9 2,4 PHILIPP RÖSLER 29 13 2,2 GERHARD SCHRÖDER 36 15 2,4 SIGMAR GABRIEL 32 13 2,5 PEER STEINBRÜCK 37 14 2,6 CLAUDIA ROTH 22 11 2 JÜRGEN TRITTIN 30 13 2,3 SAHRA WAGENKNECHT 45 16 2,8 Table 3 114 3x 5x Evening Reception Symposium 2014 In contrast to this, the second-best value of our most beautiful communist SAHRA WAGENKNECHT seems plausible, but does not make happy. If you want to calculate your personal BaBuQ and happiness coefficient, I can offer you assistance in order to improve your values. At least, if necessary, a coalition with her would be possible in order to strengthen the left wing of CDU/CSU [Christian Democratic/Social Union of Germany]. In case you have a title like Dr., Prof. including a dot, you could count this dot as the shortest shape of a bar. Overall, the figures suggest that the German top politicians, except for the Chancellor, maybe do not represent the possible optimum. But therefore, we will have polls again. I wish you a stimulating and festive evening and tomorrow, a memorable symposium! Summary Applying the Musilian trademark evaluation procedure shows that it is simple and reproducible. The results are close to reality, plausible and comparable. This procedure is inexpensive and thus, is recommendable for standardization and for mass evaluation of trademarks. It will satisfy any controller gives productive employees of the companies more time for their actual tasks, which would accordingly lead to an economic upswing. It should not be disregarded that names making happy contribute to strengthening the immune system, which would again mean decreased expenses for the health insurances. Possibly, a trademark name reform in a Musilian way could make a health care reform redundant. Finally, the Musilian procedure is also appropriate for the evaluation of management personalities. This procedure is not only warmly recommended to the Ministry of Health, but also to the Ministry of Economics, the Ministry of Justice (under which the German Patent and Trade Mark Office is operating) as well as the legislative committees of the European community. 115 Impressum · Imprint Herausgeber Die Präsidentin des Bundespatentgerichts Referat für Öffentlichkeitsarbeit, internationale Angelegenheiten und Informationsdienste Postfach 90 02 53, 81502 München Publisher The President of the Federal Patent Court Department of Public Relations, International Affairs and Information Services P.O. Box 90 02 53, 81502 Munich, Germany Redaktion Dr. Ariane Mittenberger-Huber, Vorsitzende Richterin am Bundespatentgericht, München Editor Dr. Ariane Mittenberger-Huber, Presiding Judge at the Federal Patent Court, Munich Gestaltung Grafikbüro Ehlers + Kaplan GbR, Mainz www.grafikbuero.com Design Grafikstudio Ehlers + Kaplan GbR, Mainz www.grafikbuero.com Fotos Richter am Bundespatentgericht Dr. Manfred Müller und Richter am Bundespatentgericht Thomas Kleinschmidt Photos Dr. Manfred Müller, Judge at the Federal Patent Court and Thomas Kleinschmidt, Judge at the Federal Patent Court Druck Deutsches Patent- und Markenamt, München Printing German Patent and Trade Mark Office, Munich Bestellungen schriftlich an den Herausgeber oder per Tel.: +49 89 69937-203 Fax: +49 89 69937-200 E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de www.bundespatentgericht.de Orders In writing to the Publisher or by Phone: +49 89 69937-203 Fax: +49 89 69937-200 E-Mail: pressestelle@bpatg.bund.de www.bundespatentgericht.de München 2014 © BPatG Munich 2014 © BPatG 116 Bundespatentgericht Federal Patent Court Cincinnatistraße 64 D - 81549 München bundespatentgericht@bpatg.bund.de www.bundespatentgericht.de