15 Jahre Balatonalmadi Festrede des 1. Bürgermeisters Wolfgang
Transcription
15 Jahre Balatonalmadi Festrede des 1. Bürgermeisters Wolfgang
15 Jahre Balatonalmadi Festrede des 1. Bürgermeisters Wolfgang Grubwinkler es ist mir eine große Freude und ein außerordentliches Vergnügen, heute hier in Balatonalmádi die Feierlichkeit des 15-jährigen Bestehens des Städtepartnerschaftsvertrages zwischen Balatonalmádi und Eggenfelden mit Ihnen begehen zu dürfen. Ich bedanke mich sehr herzlich für die Einladung zu dieser Feierlichkeit, die mich mit Stadtratskollegen und Repräsentanten des Freundeskreises Balatonalmadi aus Eggenfelden in das Herz von Ungarn geführt hat. Sehr geehrter Herr Staatssekretär Dr. Kontrat, Lieber Janos Keszey, Liebe Vorsitzende der beiden Freundeskreise Piroschka Sillo und Bruno Holzleitner Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freunde aus Eggenfelden und Balatonalmádi private und berufliche Kontakte führen Herrn Gottfried Anders, Unternehmer aus Eggenfelden, und Herrn Dr. László Kerényi, 1. Bürgermeister der Stadt Balatonalmádi, bereits in den Vorjahren zusammen. 1991 entwickelte sich aus dieser Beziehung der Wunsch nach einer partnerschaftlichen Verbindung beider Heimatstädte. Am 14.07.1992 machte Herr Gottfried Anders an Herrn 1. Bürgermeister der Stadt Eggenfelden, Karl Riedler den schriftlichen Vorschlag eine partnerschaftliche Beziehung zur Stadt Balatonalmádi aufzunehmen. Nach mehreren gegenseitigen Besuchen beschließt der Kulturausschuss der Stadt Eggenfelden am 29.04.1997 eine Städtefreundschaft mit der Stadt Balatonalmádi zu vereinbaren. Eine 40-köpfige Gruppe aus Vertretern des öffentlichen Lebens sowie Vertreter der Stadt Balatonalmádi reisten am 05.07.1987 nach Eggenfelden, um der Unterzeichnung einer Urkunde über die Städtefreundschaft zwischen Eggenfelden und Balatonalmadi beizuwohnen. Am 06.05.2000 beschließt der Stadtrat Eggenfelden die Städtefreundschaft in eine Städtepartnerschaft umzuwandeln. Im Mai 2000 hat ein unsichtbarer Faden zwei Städte verbunden. Sie waren sehr unterschiedlich, hatten andere Geschichten, andere Traditionen. Was vor zwanzig Jahren noch mehr einer Idee, einem Plan entsprach, ist heute erfolgreiche Praxis. Viel Strecke, viel überwundene Distanz, und doch eine echte „Win-Win“-Situation: Denn die Menschen sowohl in Balatonalmádi als auch in Eggenfelden sind durch den Austausch reicher geworden. Nicht an Geld, sondern an Lebenserfahrungen und an Freunden. Von Anfang an standen Bürgerbegegnungen im Fokus der Partnerschaft. In den ersten Jahren fanden Treffen nicht nur zwischen offiziellen Vertretern, sondern vor allem auch zwischen Jugendlichen, jungen Sportlern, Schülern Musikern und Vereinen statt. Dieser enge Kontakt verankerte die Städtepartnerschaft fest im Bewusstsein unserer Bürger und wirkt auch weiterhin belebend. Die Jahre sind vergangen, und wir haben schnell gelernt uns gemeinsam zu verstehen und zu schätzen. Wir haben unsere Erfahrungen gemacht, sie ausgetauscht und voneinander gelernt. Heute können wir ruhig sagen, dass der unsichtbare Faden, sich in einen starken Knoten verwandelt hat. Das ist ein Beweis dafür, dass aus der Partnerschaft Freundschaft wurde, nicht nur zwischen den Städten sondern vor allem zwischen den Menschen. Eine Städtepartnerschaft kann nicht funktionieren, solange sie nur auf dem Papier und auf Ebene der städtischen Vertreter existiert. Städtepartnerschaften bedürfen der Beteiligung der Bürger, um sie mit Leben zu füllen. Daher bedanke ich mich ganz herzlich bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich in den vergangenen Jahrzehnten ehrenamtlich für die Partnerschaft engagiert und somit wesentlich zu ihrem Gelingen beigetragen haben. Ich bin immer wieder beeindruckt, dass viele der Kontakte zwischen den Bürgern und den Vereinen von einer großen Kontinuität geprägt sind und über viele Jahre hinweg bestehen. Die Zeit reicht nicht, um alle Akteure der Städtepartnerschaft zu nennen. Ich möchte mich jedoch bei den beiden Freundeskreisen in Balatonalmádi und Eggenfelden bedanken. Die Tage, die vor uns stehen, geben uns die Möglichkeit, das was wir gebaut haben zu verfestigen, und auch neue Hände zu finden, die den Faden halten und weiter über den Grenzen entfalten. Dies ist in so stürmischen Zeiten wie heute umso vordringlicher. Denn das Haus Europa, das auf gemeinsamen unveränderbaren Werten basiert: Würde des Menschen, persönliche Freiheit, Solidarität und Demokratie steht unter Druck. Jetzt zeigt sich, wie belastbar diese gemeinsame Basis ist und wie unter den 28 Mitgliedsländern Solidarität geübt wird. Deutschland wird nie vergessen, wie Ungarn im Sommer 1989 seine Grenzen geöffnet hat und damit auch den Eisernen Vorhang, der Ost und West über den Kalten Krieg hinweg trennte. Von Ungarn gingen wichtige Zeichen für die deutsche Wiedervereinigung aus. Als gewählter Verantwortlicher für rund 14.500 Menschen in Eggenfelden sucht man nach lokalen Antworten und Lösungen, wie der stetig anschwellende Zuzug von Flüchtlingen noch zu bewältigen ist. In Eggenfelden sind dies in einem halben Dutzend Einrichtungen momentan rund 450 Personen. Manche bleiben nur Tage und Wochen, andere sind bereits Jahre hier. Wir gehen in Eggenfelden proaktiv an die Probleme heran. So haben wir in nur 6 Monaten Bauzeit eine neue Gemeinschaftsunterkunft auf städtische Kosten im alten Bahnhof errichtet. Dutzende von Bürgern engagieren sich freiwillig. Wir drehen gerade einen Videofilm, der den Neuankömmlingen in verständlicher Bildersprache aufzeigt, wie sie sich in unserer Umgebung und unserer Kultur möglichst konfliktfrei verhalten. Dem liegt ein positives Menschenbild zugrunde – aber Integration bedeutet auch, sich auf die Regeln des Gastlandes einzulassen., Ich bin mir nicht sicher, ob Europa diese Herausforderung human und in Solidarität meistern wird. Sicher ist, dass sich Vieles verändern wird und unsere Gesellschaften auch auf lokaler Ebene in den nächsten Jahren ein neues Gesicht annehmen werden. Verzagen hieße resignieren. Das ist nicht unsere Mentalität. Von den Verantwortlichen erfordert dies viel Mut zur Anerkennung der Realität und manch unpopulärer Entscheidung. Ich wünsche uns allen, dass uns unsere Freundschaft die Kraft gibt, diesen Mut aufzubringen – und dass die Bande zwischen Balatonalmadi und Eggenfelden noch Generationen von Bürgern der beiden Städte zusammen führt.