NS Otto Hahn: Nuklearbetriebenes Forschungs
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NS Otto Hahn: Nuklearbetriebenes Forschungs
Historie Als die Kernenergie „Ahoi“ rief NS Otto Hahn: Nuklearbetriebenes Forschungs- und Frachtschiff Jerome Reinartz, Hattingen für den Antrieb der Turbinen zu erzeugen. Dieses integrierte Konzept macht den Reaktor kompakter und wartungsärmer. Gründlich hatten sich die Konstrukteure auf die ungewohnte Aufgabe vorbereitet. Mit zahlreichen Tests und Nullleistungsexperimenten an Land sollte sicher gestellt werden, dass alles möglichst reibungslos funktioniert. Die Mühen machten sich bezahlt. Es waren nur Kleinigkeiten, die im jahrelangen Betrieb noch optimiert werden mussten. Dabei lernten die Nuklearwissenschaftler unschätzbar viel. Geschichte Abb. 1: Die „Otto Hahn“ vor Kapstadt, Quelle: Helmholtz-Zentrum Geesthacht (ex GKSS) Vor 50 Jahren, im September 1963, begann in Kiel der Bau des bis heute einzigen deutschen nuklearen Schiffes, des NS Otto Hahn (Abbildung 1). Das Forschungs- und Frachtschiff zeigt im Rückblick vor allem eines: Die Technik lief zuverlässig. Doch Kostendruck und Vorbehalte machten den Traum von einem Zeitalter der Kernenergie-Schifffahrt zunichte. Unter den Augen von Prof. Dr. Otto Hahn, dem Entdecker der Kernspaltung, lief das zu diesem Zeitpunkt noch konventionelle Schiff am 13. Juni 1964 vom Stapel. Zuvor war es von Hanna Lenz, der Ehefrau des damaligen Wissenschaftsministers Anschrift des Verfassers: Jerome Reinartz atw-Redaktion 652 Hans Lenz (FDP) getauft worden. Vier Jahre später war der Reaktor eingebaut und betriebsbereit. Schon der Name des Energielieferanten für das 16.870-B.R.T.- Gefährt wies in Richtung Zukunft und zeigte gleichzeitig den Prototyp-Charakter an: Der „Fortschrittliche Druckwasserreaktor (FDR)“ der Otto Hahn war nicht nur aufgrund der Anpassung an den Einsatz auf hoher See eine Weiterentwicklung damaliger Druckwasserreaktoren. (Tabelle 1) Die Konstrukteure um Erich Bagge sprachen deshalb von einem „Fortschrittlichen Druckwasserreaktor“, weil das Konzept besser und sicherer sein sollte, als die Reaktoren an Bord anderer Atomschiffe. Ein FDR enthält Wasser als Kühlmittel. Aber der Reaktor führt nicht, wie andere Leichtwasserreaktoren, das Primärkühlmittel über einen Wärmetauscher, um dann dort Dampf in einem sekundären Kreislauf zu erzeugen, sondern dieser Reaktor benutzt das Wasser in seinem eigenen Behälter dazu, um dort schon Dampf Der deutsche Atomfrachter war weltweit nicht das erste zivile mit Kernenergie betriebene Schiff: Das russische NS Lenin (Eisbrecher) und das amerikanische NS Savannah stachen bereits 1958 bzw. 1962 in See. Durch eine Vereinbarung mit der Babcock & Wilcox Company konnte in Deutschland auf die Bau- und Betriebserfahrungen des NS Savannah zurückgegriffen werden. Die GKSS, Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt mbH in Geesthacht hatte 1960 per Ausschreibung nach einer Werft für den Bau des ersten europäischen zivilen Nuklearschiffes gesucht. Im November wurde der Werftbauvertrag mit der Kieler Howaldtswerke AG unterzeichnet. 1963 wurde das NS Otto Hahn auf Kiel gelegt. 19 Millionen DM sollte das Schiff inklusive der konventionellen Antriebsanlage kosten. Hinzu kamen die Mittel für die Lieferung und Montage des Reaktors (27,5 Mio. DM), der gemeinsam mit der Deutschen Babcock und der Interatom GmbH entwickelt wurde. Als weitere Posten kamen hinzu: Die erste Brennelementbeladung sowie weitere technische Ausstattung in den Jahren bis 1975. Insgesamt wurden rund 60 Mio. DM investiert. 16 Millionen kamen von der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom), die damit an den gewonnenen Erkenntnissen teilhaben und Wissenschaftler auf das Schiff entsenden konnte. Zwar war die Otto Hahn wesentlich ein deutsches Projekt, doch auch bei der Vergabe der zahlreichen Aufträge an Zulieferer waren die Partnerländer mit eingebunden. So lieferten französische, niederländische, luxemburgische und italienische Unternehmen Komponenten oder Dienstleistungen. Den Rest der Investitionskosten trugen der Bund (60 %) und die 4 norddeutschen Küstenländer (40 %). Als die Stilllegung des Reaktorbetriebs 1979 erfolgte, waren inklusive Bau und Betrieb rund 200 Mio. DM an Aufwand angefallen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Forschungsbetrieb atw Vol. 58 (2013) Issue 11 | November Historie schon alle wesentlichen Erkenntnisse über den Reaktorbetrieb auf See und den FDR im Speziellen geliefert. Dies war mit ein Grund dafür, dass die Otto Hahn keine weitere neue Reaktorbeladung und damit keine längere Laufzeit bewilligt bekam. Der neue Reaktorkern und die kumulierten weiteren Betriebskosten hätten laut Schätzungen aus dem Jahr 1977 noch einmal mit 60 Mio. DM zu Buche geschlagen. Den Kosten standen im Laufe der über 10-jährigen Einsatzzeit auch Erträge aus Ladungsfahrten (Erz, Kohle, Phosphat, Getreide) gegenüber: 73 Frachtfahrten erwirtschafteten 13,7 Mio. DM. Beeindruckende Zahlen Tab. 1: Technische Daten des NS Otto Hahn atw Vol. 58 (2013) Issue 11 | November Fortsetzung auf der nächsten Seite Fast 650.000 Seemeilen, soviel wie 30 Erdumrundungen, legte das Schiff im Laufe seiner Betriebszeit zurück. (Abbildung 2) Die Crew nutzte annähernd 80 % der Betriebstage für Fahrten auf See. Dabei kam der Reaktor auf 65.000 Betriebsstunden und zeigte damit, dass trotz des ungewohnten Umfeldes die Lebensdauer mit Reaktoren an Land vergleichbar war. Die gesammelten technischen Daten ließen den Schluss zu: Die Kernenergie ist eine technische Treibstoffalternative zum Öl in der Handelsschifffahrt. Doch wirtschaftlich betrachtet erwies sich der Nuklearantrieb nicht als Alternative. „GKSS-Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen haben gezeigt, dass unter den gegenwärtigen Bedingungen kernbetriebene Handelsschiffe (…) noch nicht konkurrenzfähig sind“, lautete das Fazit des ABE-Ausschusses des Deutschen Atomforums. Allerdings betonte der Bericht auch den Prototypcharakter des Reaktors. Die gewonnenen Erkenntnisse sind dann in den Entwurf des nuklearen Containerschiffprojektes NCS-80 eingeflossen. Im Bedarfsfall hätten in diesen Jahren Kernenergieschiffe gebaut werden können. Bereits 1973, als die erste Ölkrise die westliche Welt bewegte, war eine nukleare Handelsflotte im Gespräch. Der Spiegel erklärte: „Wie kein anderer Staat wäre die Bundesrepublik gerüstet, den Seeverkehr, wenn Diesel- und Bunkeröl knapp werden, auch mit Uran in Gang zu halten. Zwar nicht sofort, aber doch für das kommende Jahrzehnt könnten heimische Firmen Schnellfrachter und Supertanker mit Reaktorantrieb auf Kiel legen.“ Die Planungen sahen einen Frachter mit 80.000 Wellen-PS und damit der 8-fachen Leistung der Otto Hahn vor. Auch den Einsatz als Fahrgastschiffe hielt man in der Aufbruchsstimmung der Konstruktionsjahre für möglich. 1965 schrieb der damalige Geschäftsführer der GKSS, Dr. von zur Mühlen, in der atomwirtschaft: „Bei Fahrgastschiffen muß aber 653 Historie Fortsetzung der Tabelle1 Abb. 2: Auch Rio de Janeiro war ein Ziel der Otto Hahn, Quelle: Helmholtz-Zentrum Geesthacht (ex GKSS) daneben auch noch das psychologische Moment berücksichtigt werden, ob diese neue Antriebsart für die Passagiere abschreckend oder anziehend wirken würde. Hier sei die Prognose gewagt, daß der Kernenergie-Antrieb eher ein anziehendes Moment darstellt, was für die technische Aufgeschlossenheit unseres Jahrhunderts sprechen würde.“ Kritische Stimmen Bevor das NS Otto Hahn seine erste Ladungsfahrt angetreten hatte, wurde die Eignung als Frachter infrage gestellt. „Bombe in Beton“, titulierte der Spiegel 1968 in der Überschrift eines Artikels das Schiff und holte dann noch weiter aus: „Mit einem lahmen Dampfschiff mäßiger Tonnage steuern Deutschlands Schiffbauer das Jahr 2000 an – und vorerst rote Zahlen. Der Betrieb des Schiffes wird jedes Jahr 3 Millionen Mark Zuschuß erfordern. Sein kühn geschwungener Rumpf faßt gerade 12.000 Tonnen Ladung – die Hälfte dessen, was ein normales Frachtschiff glei- 654 cher Größe transportiert. Seine Höchstgeschwindigkeit, 16 Knoten, ist so bemessen, daß jedes neuere Handelsschiff ihm davonfährt.“ Dabei hatten die Geesthachter Bauherren stets betont, die Otto Hahn sei in erster Linie ein Forschungsschiff und solle nur nebenbei die Kernenergie auf dem Wasser hoffähig machen. Mit einer wirtschaftlich sinnvollen Nutzung eines Atomfrachters rechneten die Wissenschaftler erst in der nächsten Generation der Schiffe. Und dies auch nur unter der Voraussetzung von weiterhin steigenden Energiepreisen, die konventionelle Antriebe weniger attraktiv hätten werden lassen. Die vorgegebenen Ziele für das NS Otto Hahn konnten hingegen aus heutiger Sicht insgesamt erfüllt werden, auch wenn es keine weiteren Bauten gab. Die Vorgaben lauteten: • Gewinnung von Erfahrungen mit kernenergiebetriebenen Schiffen und Lösung spezieller technischer Probleme • Erforschung des dynamischen Verhaltens der Gesamtanlage auch unter extremen Bedingungen • Erschließung ausländischer Häfen für Kernenergie-Handelsschiffe • Durchführung von schiffstechnischen Untersuchungen Ein Gebiet, auf dem das Reaktorschiff aufgrund der Vorgaben in unbekannte Gewässer vordringen musste, waren die Genehmigungen zum Einlauf in fremde Häfen. Da es an generell gültigen Vereinbarungen mangelte, wurden jeweils bilaterale Abkommen nötig, wenn die Otto Hahn in Häfen auf der ganzen Welt einlaufen wollte. Dazu kamen ungewöhnlich hohe Deckungssummen für Versicherungen. So betrug die Risikosumme für den norwegischen Erzhafen Narvik, wo das Nuklearschiff eigentlich seine erste Erzfracht laden sollte, 400 Millionen Mark, das 25-fache der üblichen Risikosumme für einen Erzfrachter. Die Vorbehalte waren vielerorts unüberwindbar. Rotterdam, Lissabon und Southampton blieben die einzigen europäischen Häfen, die bis 1979 angelaufen werden konnten. Bevor es 1970 auf die erste große Reise ging (Tabelle 2), lief das Schiff 1968/69 die deutschen Häfen Kiel, Hamburg, Bremerhaven, Bremen, Wilhelmshaven, Cuxhaven, Emden, Nordenham und Lübeck an. Die Ungewöhnlichkeit des Atomschiffes wurde durch das Prozedere deutlich, dass bei beinahe jedem Einlaufen in einen ausländischen Hafen abgespult wurde. Pressekonferenzen, Empfänge und Informationsveranstaltungen sind sonst an Bord von Schiffen höchst selten. Bei der Otto Hahn gehörten diese Veranstaltungen zum Alltag der Besatzung. Denn das Nuklearschiff war - neben den anderen Aufgaben - auch eine riesige Werbeplattform: Für die Kernenergie, für die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und Forschung und für die Bundesrepublik insgesamt. So kamen beim erstmaligen Anlaufen eines Hafens stets zahlreiche Besucher an Bord. Darunter waren nicht nur Techniker, sondern auch Prominenz. Doch egal wie groß der Name war, die peniblen Sicherheitskontrollen mussten alle über sich ergehen lassen. Denn die Sicherheit hatte, wie bei jeder kerntechnischen Anlage, absolute Priorität. Dies wurde auch schon bei der Auslegung des Schiffes deutlich. Besonderheiten waren: • Hohe Wasserballastkapazität, mit der das Schiff nur in Ballast auf den Konstruktionstiefgang gebracht werden kann. Entsprechend dem Forschungscharakter des Schiffes ließ sich unabhängig von einer Ladung der Entwurfszustand für die unterschiedlichsten Untersuchungen einstellen. • Große Aufbauten im Hinterschiff, um zusätzliches Forschungs- und Trainingspersonal mitnehmen zu können. Insgesamt sind zusätzliche Unterbringungs-möglichkeiten für 27 Personen vorhanden. • Abweichend von einem konventionellen Massengutschiff war ein vorderer atw Vol. 58 (2013) Issue 11 | November Historie sche für die Brennelement-Handhabung operieren zu können. Entsorgung Als die nukleare Entsorgung bzw. der Rückbau der Nuklearkomponenten des Schiffes 1982 abgeschlossen war, wurde die Otto Hahn zum Containerschiff mit Dieselantrieb umgebaut. Die Stilllegung kostete insgesamt 46 Mio. DM, von denen allein 17 Mio. DM auf die Lagerung und Wiederaufbereitung der Brennstäbe entfielen. Der Reaktor und die abgebrannten Brennelemente kamen nach Karlsruhe und zurück zur GKSS in Geesthacht. Insgesamt lagerten auf dem GKSS-Gelände 52 Brennstäbe des Reaktors. Diese wurden 1981 in einem Sondertransport nach Geesthacht gebracht und eingelagert. Bürgerinitiativen behaupteten später, dass darüber nicht ausreichend informiert wurde, da das Hauptinteresse dem Reaktordruckbehälter galt. Die GKSS stellte allerdings klar: „Wir haben da niemals ein Geheimnis daraus gemacht. Die Brennstäbe verblieben seinerzeit zur Nachuntersuchung in sicherer Verwahrung in einem abgeschirmten Bereich des Forschungsreaktors im GKSS-Forschungszentrum“, so GKSS-Sprecher Torsten Fischer im Jahr 2010. Danach wurden die Brennstäbe zur längerfristigen Zwischenlagerung in das Zwischenlager Nord der EWN in Lubmin überführt. Der Druckbehälter mit Schildtank des NS Otto Hahn lagert für wissenschaftliche Nachuntersuchungen seit 1981 in einem eigens dafür errichteten Betonschacht auf dem Gelände des heutigen Helmholtz-Zentrums Geesthacht. Tab. 2: Angelaufene ausländische Häfen, Zeittabelle Brückenaufbau auf 1/4 Schiffslänge von vorn vorgesehen, um der nautischen Schiffsführung bei Navigation in beengten Gewässern bessere Sichtverhältnisse zu geben. • Anordnung eines speziellen Hilfsmaschinenraumes unter dem vorderen Brückenaufbau, in dem sich, räumlich weit von dem übrigen Antriebsbereich getrennt, der Hilfsdieselgenerator befand. • Anordnung einer Hilfskesselanlage als Notantrieb sowie wasserdichte und feuerfeste Trennung des Hilfskesselraumes vom Maschinenraum. Dieser Notantrieb hätte im Falle eines Reaktorausfalles die Dampferzeugung übernommen. Dafür standen 2.000 W-PS (1.500 KW) zur Verfügung, die eine Geschwindigkeit von 8,5 kn möglich machten. • Große Ruderfläche im Verhältnis zum Unterwasserlateralplan und Vergrößerung des Ruderschaftdurchmessers um 5 % gegenüber der Auslegung bei Fahrt ins Eis. atw Vol. 58 (2013) Issue 11 | November • Enge wasserdichte Unterteilung des Schiffes, die praktisch an einen 3-Abteilungsstatus heranreichte. 3-Abteilungsstatus bedeutet, dass in 3 beliebig benachbarten Abteilungen Wassereinbruch erfolgen kann, ohne dass das Schiff sinkt oder kentert. • Anordnung eines speziellen baulichen Kollisionsschutzes im gesamten Reaktorbereich, der nach vorn und hinten in die Längsstruktur des Schiffes auslief. • Anordnung eines baulichen Grundberührungsschutzes in Form eines 3-fachbodens im gesamten Reaktorbereich, wobei der obere Tragboden im Verhältnis zum unteren beulweichen Schiffsdoppelboden so stark ausgeführt war, dass er das gesamte Reaktorgewicht allein aufnehmen konnte. • Anordnung eines Bordkrans im Reaktorbereich auf der Steuerbordseite mit einer Kapazität von 35 t, um mit der schweren Brennelement-Wechselfla- Wissenswertes am Rande Ab 1969 war Heinrich Lehmann-Willenbrock Kapitän der Otto Hahn. Von 1974 bis 1979 führte Ralf Matheisel das Schiff. Die letzte Reise des Schiffes nach Durban (Abbildung 3) ist in dem Roman „Der Abschied“ von Lothar-Günther Buchheim beschrieben. 1960 Ausschreibung der GKSS, Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt mbH, Geesthacht, über ein nuklear angetriebenes Handelsschiff mit der Betonung des Vorranges von Forschungsaufgaben auf dem Gebiet nuklearer Antriebe 1963 Kiellegung in den Kieler Howaldtswerken 1964 13. Juni, Stapellauf in Anwesenheit von Prof. Dr. Otto Hahn 1968 Erstkritikalität des Reaktors an Bord 1968 11. Oktober, Probefahrt. Aufnahme des Fahrtbetriebs für die Massengutfracht und Forschung 655 Historie Literatur Abb. 3: Die Otto Hahn am Kai. Quelle: Helmholtz-Zentrum Geesthacht (ex GKSS) 1969 8. bis 21. März, erste nukleare Atlantikfahrt 1970 Mit Casablanca wird der erste ausländische Hafen angelaufen 1972 Austausch des ersten Reaktorkerns. Mit der ersten Brennstoffladung wurde das Schiff 4 Jahre lang betrieben, wobei es eine Strecke von ca. 250.000 Seemeilen zurückgelegt hat. 1979 St i l l l e g u n g n a c h i n s ge s a m t 650.000 Seemeilen Fahrt. Dabei sind 33 Häfen in 22 Staaten angelaufen worden. Nuklearer Rückbau bis 1982. 1982 Umbau zu einem Containerschiff mit Dieselantrieb 1983 Probefahrt unter dem Namen MS Trophy 1983 Chartername MS Norasia Susan 1985 Chartername MS Norasia Helga 1989 Chartername Hua Kang He einer Reederei in Shanghai 1998 Chartername MS Madre 2009 Abwrackung in Bangladesch Ende 2009 wurde das Schiff nach längerer Aufliegezeit in Abu Dhabi von seinem letzten Reeder, der griechischen Alon Maritime Corporation, für 2,45 Mio. US-Dollar zum Abwracken nach Bangladesh verkauft. Das Ende einer langen Reise. Den anderen zivilen Nuklearschiffen war ein deutlich weniger erfolgreiches Leben gegönnt, als der Otto Hahn: Die amerikanische Savannah wurde nach 8 Jahren auf See 1970 als Museumsschiff stillgelegt; der japanische Atomfrachter Mutsu kam aufgrund von Konstruktionsmängeln nicht über Testfahrten hinaus und wurde stillgelegt. Nach Entfernung des Reaktors im Jahr 1995 fährt das Schiff heute als Mirai und dient der Erforschung des Ozeans. Endgültig zu Ende ging das Zeitalter der Atomfrachter aber erst im Jahr 2012, als der russische Frachter/Eisbrecher Sewmorput (fertiggestellt 1988) außer Dienst gestellt wurde. Russland betreibt aber noch weiterhin eine Flotte ziviler Atomschiffe. Allerdings keine Frachter, sondern allesamt Eisbrecher im Nordmeer. [1] Karr, Hans: Mit Atomkraft unterwegs, in Köhlers Flottenkalender 2014, Koehler Verlagsgesellschaft, Hamburg, 2013 [2] Bericht: Stillegung der NS „Otto Hahn“, in atw (atomwirtschaft, atomtechnik), November 1980, S. 556 [3] atw (atomwirtschaft, atomtechnik), Januar 1960, Oktober 1964, Februar, Mai 1965, Juni, Juli, Oktober 1968, Oktober 1978, Februar 1979, Juli 1979, Juli 1980 [4] GKSS-Forschungszentrum Geesthacht: NS Otto Hahn – Erstes deutsches Kernenergieschiff, GKSS 81/E/20, 1981 [5] Fliegender Holländer, in: Der Spiegel, 50/1973 [6] Bombe in Beton, in: Der Spiegel 41/1968 [7] Artikel in Bergedorfer Zeitung, abzurufen unter: http://www.bergedorfer-zeitung.de/ geesthacht/article72996/Noch-immer52-Brennstaebe-in-Geesthacht.html (geprüft am 27.08.2013) http://www.bergedorfer-zeitung.de/ printarchiv/geesthacht/article57322/ Der-letzte-Kapitaen-der-Otto-Hahn.html (geprüft am 27.08.2013) [8] zu wissenschaftlichen Ergebnissen der Fahrten: Genauigkeitsprobleme der Punktdynamik am FDR-Reaktor des NS „Otto Hahn“, R. Fiebig, Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt, Geesthacht Messungen der Dynamik während der Anfahrexperimente des „Otto Hahn“-Reaktors mit dem 2. Kern, M. Kolb, E. Robinson, E. Schwieger, Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt, Geesthacht, Beide in: Fachtagung der Fachgruppen Thermo- und Fluiddynamik und Reaktorphysik der Kerntechnischen Gesellschaft im Deutschen Atomforum e.V., 29. bis 31. Januar 1974 [9] Neumann, Hajo: Vom Forschungsreaktor zum Atomschiff Otto Hahn. Die Entwicklung von Kernenergieantrieben für die Handelsmarine in Deutschland, Hauschild Verlag, Bremen, 2009 _____________________________________ Germany 6–8 May 2014 Congress Center Messe Frankfurt The International Expert Conference on Nuclear Technology www.nucleartech-meeting.com Anzeige atw 180x55v2.indd 1 656 19.08.13 15:09 atw Vol. 58 (2013) Issue 11 | November