Gutes Design, gehobene Lebensqualität
Transcription
Gutes Design, gehobene Lebensqualität
kommunizieren design award design award Gutes Design, gehobene Lebensqualität Wo der Polarstern die Richtung weist, im schwedischen Boden, beschäftigt sich Brillendesigner Staffan Preutz mit dem Thema Nachhaltigkeit. Jüngst wurde er mit dem Swedish Design Award ausgezeichnet. Im August musste Preutz die Koffer packen, um nach Hamburg zu reisen. Nach Stockholm (2010) ist die Elbmetropole 2011 von der EU-Kommission in Brüssel zur grünen Umwelthauptstadt Europas erkoren worden. Gleichzeitig ist sie Gastgeberin für den Design S-Preis – Schwedens bedeutendsten Staatspreis für kreatives und innovatives Design. Das Motto der diesjährigen Ausschreibung: Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und zukunftsweisende Designstrategien. Alle Wettbewerbsbeiträge wurden unter ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten beurteilt. Initiatoren des Preises sind große nationale Organisationen wie das Svensk Form (1845 gegründeter Schwedischer Handarbeitsverein), Sveriges Reklamförbund (Schwedischer Werbeverband), SVID (Stiftung Schwedisches Industriedesign), das Architektur- sowie das Wirtschaftshistorische Museum. Ihr Ziel: Die Förderung eines besseren Lebens durch gutes Design. Besser Leben – besser Sehen. Da sei genau sein Anliegen, sagt Preutz, als wir über Skype telefonieren. Staffan Preutz, vorweg herzlichen Glückwunsch! Wie begründete die Jury ihre Entscheidung? Ich gebe Ihnen eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Kriterien: Die von Staffan Preutz eingereichte Brille zeichnet sich durch einzigartige Eigenschaften in Bezug auf Material, Konstruktion und Form aus, die das Konzept der „Leichtgewichtigkeit“ perfekt umsetzt. Das Design orientiert sich nicht an der Nachfrage des Marktes, sondern basiert auf einer vollkommen neuen Auffassung hinsichtlich Material, Design, Funktion, Innovation, Produktion und Logistik. Zu den besonderen Charakteristiken gehört die geringe Materialdichte bei gleichzeitig hoher Materialresistenz, Flexibilität und Leichtigkeit, die dem Fassungsdesign einen besonders hohen Tragekomfort verleihen. Die Beurteilung, lese ich, geht dann sehr weit in Details ... Ja, denn dieser Preis prämiert ja nicht ein Produkt mit einem 12 Fortan darf ihr prämiertes Brillenmodell das Logo “Design S“ als Qualitätssiegel verwenden. Was bedeutet dieser Preis für Sie – eine neue Herausforderung? Hamburger Einkaufscenter wandert, da sind natürlich auch unsere Brillen dabei. Natürlich! Wir müssen weiter über nachhaltige und umweltfreundliche Produktionstechnologien nachdenken. Das sollte ein schwedisches Primat werden! Niemals werde ich unsere Brillenherstellung nach China verlegen oder auf traditionelle Herstellungsweisen zurückgreifen, bei denen zig Mal an einer Brille geschweißt wird, die durch unzählige Hände geht und eine Vielzahl Maschinen und Werkzeugen erfordert. Es gibt noch viele neue Wege der Brillenentwicklung zu entdecken. Lösungen, die man sich bis heute nicht vorstellen konnte. Das können aber nur Unternehmen, die nicht rückwärtsgewandt sind und nicht den Moden folgen. Nochmal zurück zur Designentwicklung. Gibt es Einflüsse aus anderen Produktbereichen, die sie aufnehmen? Ihre Brillenproduktion ist ausschließlich in Schweden? Nun, unser Kunde ist vornehmlich der unabhängige Optiker. Ihn müssen wir von unserem Brillendesign und vom Aspekt der Nachhaltigkeit überzeugen. Er wiederum beeinf lusst entscheidend den Konsumenten, welche Brille der schlussendlich kauft. Tatsächlich gibt es keine Endverbrauchernachfrage. Niemand geht zum Optiker und sagt `Ich möchte gern eine Brille von Staffan Preutz Design´. Ja, in Boden. Wie haben Sie die Preisverleihung in Hamburg erlebt? Vordenker in Sachen Design: Seit 55 Jahren entwirft Preutz Brillen besonderen Design. Allein mit dem Design war hier nichts zu gewinnen, denn es ging bei dieser Ausschreibung um einiges mehr, um Umweltbewusstsein, nicht zuletzt eine saubere Produktion mit reduziertem Material- und Energieverbrauch. kommunizieren Mit viel Emotion! Sie fand im August in der Handelskammer Hamburg statt. Es waren alle 30 nominierten Designer, beziehungsweise Unternehmen, anwesend. Die Preisverleihung nahm der schwedische Honorarkonsul Leif A. Larsson vor. Noch bis zum Herbst werden alle Objekte in einer Ausstellung gezeigt, die durch mehrere große Nein. Ich lasse mich nicht durch Ideen anderer inspirieren. Mit einer Ausnahme, aber da war ich noch sehr jung. Das war für mich, und ist es noch heute, das Automobil-Design schlechthin: der Citroen DS 20. Ein phantastisches Auto! 1969 wurde er erstmals gezeigt. Die haben damals nicht auf den Markt gehört, wie ein Auto auszusehen hat. Für mich war es der Auslöser, über Brillendesign nachzudenken, das nicht zwangsläufig Marktbedürfnisse befriedigt. Sie folgen nicht der gängigen Mode. Wie bringen Sie das Optikern und Endverbrauchern bei? Staffan Preutz, danke für das Gespräch. Von Angela Mrositzki Mit einem Wort Zukunftsdenken, wie es in der Ausschreibung steht? Genau! Nachhaltige Designlösungen und Produktionsprozesse gehören von jeher zu unserer Unternehmensstrategie. Vor allem unter dem Aspekt, dass ein Großteil der weltweiten Brillenherstellung nach China ausgelagert wird, wo zu geringeren Kosten, insbesondere niedrigen Lohnkosten, produziert wird. Wir haben einen gänzlich anderen Ansatz in Bezug auf Herstellung und Materialeinsatz. Alle Fassungsformen können in zehn unterschiedlichen Größen hergestellt werden, sind leicht zu montieren und zu demontieren, mit wenigen Fingergriffen und ohne Einsatz von Werkzeugen. Die Montage der unterschiedlichen Komponenten benötigt nicht einmal eine Minute bis zur fertigen Fassung. Moment, ich zeigs Ihnen ... (Preutz demonstriert vor der Monitorkamera den Zusammenbau eines Brillenmodells). ADV Soll ich mitstoppen? Von mir aus! Aber Sie sehen ja, es geht leicht und schnell, wie ein Klicksystem, wie bei Lego-Bausteinen. Ich denke, das schafft selbst der Konsument und Brillenträger, man braucht keine Werkzeuge, muss nichts formen, schneiden, biegen oder schweißen. Zudem ermöglicht unser Konzept eine sehr flexible Zusammenstellung der Kollektion, angepasst an die Bedürfnisse unterschiedlicher Märkte. So haben sich beispielsweise auf der letzten Mido unser koreanischer und der kanadische Agent direkt am Stand aus der gesamten Range der unterschiedlichen Fassungskomponenten jeweils die Kollektion für ihr Land zusammengestellt. Eine derartige Vielfalt ist in einer auf dem herkömmlichen Wege produzierten Kollektion aus Kostengründen nicht möglich. 05 - 2011 05 - 2011 13