Diagnostik metabolischer Myopathien

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Diagnostik metabolischer Myopathien
Juni 2005
56. Jahrgang
DEUTSCHE
ZEITSCHRIFT
FÜR
SPORTMEDIZIN
OFFIZIELLES ORGAN
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR
SPORTMEDIZIN UND PRÄVENTION
(DEUTSCHER SPORTÄRZTEBUND) E. V.
FORTBILDUNGSORGAN DES VERBANDES
ÖSTERREICHISCHER SPORTÄRZTE
http://www.zeitschrift-sportmedizin.de
gelistet in:
Science Citation Index Expanded
Research Alert
Focus On: Sports Science & Medicine
Journal Citation Reports (Science Edition)
Rupturen des vorderen Kreuzbandes
bei weiblichen Athleten:
Teil 1: Epidemiologie, Verletzungsmechanismen und Ursachen
Seite 150
Teil 2: Präventionsstrategien und
Präventionsprogramme
Verlagsgesellschaft mbH
Seite 157
Intensitätssteuerung im
Gesundheitssport
Seite 165
Sauerstoffaufnahme und
Hämodynamik
Seite 171
Verletzungen und Prävention
bei Frauen
Standards der Sportmedizin
• Diagnostik metabolischer
Myopathien
6/2005
Seite 179
Verlagsgesellschaft mbH · Postfach 18 31 · 48257 Greven
Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, H 6394
„Entgelt bezahlt“
Inhalt
Eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes hat nicht selten
langfristige Auswirkungen auf das Kniegelenk; Kreuzbandrupturen stehen an der Tagesordnung einer jeden
orthopädischen Praxis.
Editorial
Behindertenleistungssport und Paralympics
A. Schmid
149
ÜBERSICHTEN
Im ersten Teil der zwei aufeinanderfolgenden Übersichtsbeiträge zu
diesem Thema gehen Petersen und
Mitarbeiter auf die Verletzungsmechanismen und Ursachen ein. Die
Autoren stellen auch die Frage, ob
und inwieweit anatomische und hormonelle Anlagen für
die scheinbar höhere Verletzungsquote bei Frauen verantwortlich sein können (S. 150).
In Teil 2 werden die präventiven
Maßnahmen und Strategien vorgestellt, mit deren Hilfe Verletzungen
am Kniegelenk reduziert werden
können (S. 157).
Welches Krafttrainingsprogramm
für früh- und postmenopausale
Frauen optimal ist, prüfen Kemmler
und Mitarbeiter in ihrer Studie. Die
Autoren testen bei sporttrainierten
Frauen die Auswirkungen eines Trainingsplans mit Lastvorgabe. Dem
steht eine Gruppe gegenüber, die die Gewichte selbst
bestimmt (S. 165).
Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen
Athleten. Teil 1: Epidemiologie, Verletzungsmechanismen
und Ursachen
150
Petersen W, Rosenbaum D, Raschke M
Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen
Athleten. Teil 2: Präventionsstrategien und Präventionsprogramme
157
Petersen W , Zantop T, Rosenbaum D, Raschke M
ORIGINALIA
Trainingssteuerung im Gesundheitssport:
Lastvorgabe versus Intensitätswahl im
präventivsportlichen Krafttraining
Kemmler W, Lauber D, Weineck J, Mayhew JL,
Engelke K, Kalender WA
Abschätzung von Herzzeit- und Schlagvolumen unter
ansteigender Belastung anhand des Verlaufs der
Sauerstoffleistungskurve: Anwendung der
nichtinvasiven Stringer-Methoder an KHK-Patienten
und Ausdauertrainierten
Auracher M, Meyer T, Kindermann W
165
171
STANDARDS IN DER SPORTMEDIZIN
Diagnostik metabolischer Myopathien
Dehnert C, Bärtsch P
179
AKTUELLES
Jodversorgung der Sportler (Service der CMA)
Wagner G
178
DGSP AKTUELL
Die Arbeitsgruppe um Auracher verwendet eine nichtinvasive Berechnungsmethode des Herzzeitvolumens bei Belastung und erfragt in
ihrer Studie die Aussagekraft der in
der Spiroergometrie gewonnenen
hämodynamischen Parameter bei Patienten (S. 171).
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Wichtige Anschriften
I
Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen
Juli bis Oktober 2005
II
Impressum
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
148
147
Impressum
Impressum
Herausgeber
Schriftleitung
Verein zur Förderung der
Sportmedizin Hannover e. V.
(Prof. Dr. Dieter Böning, Prof. Dr. Klaus
Michael Braumann, Dr. Hans-Jürgen
Schnell)
Prof. Dr. J. M. Steinacker (HSL),
Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin,
Med. Klinik, Universitätsklinikum, 89070 Ulm,
e-mail: juergen.steinacker@medizin.uni-ulm.de;
Prof. Dr. W. Kindermann, Saarbrücken;
Prof. Dr. D. Kohn, Homburg/Saar.
Redaktionsanschrift
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Universitätsklinikum Ulm
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J. Jerosch, Neuss; D. Jeschke, München; P. Jokl,
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Homburg/Saar; M. Kjaer, Kopenhagen/Dänemark;
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Finnland; J. Krug, Leipzig; H. Löllgen, Remscheid;
A. Niess, Tübingen; F. Pabst, Bad Krozingen;
W. Pfeifer, Kaiserslautern; P. Renström, Göteborg/Schweden; H. Rieckert, Kiel; G. Rompe, Heidelberg; P. Schmid, Bad Schallerbach/Österreich;
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Luxemburg.
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Dr. Urte Künstlinger
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ISSN: 0344-5930
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Editorial
Behindertenleistungssport
und Paralympics
In den letzten Jahren hat im Behindertenleistungssport eine
umfangreiche Leistungsentwicklung stattgefunden. Im Zuge
dieser Entwicklung hat auch die sportmedizinische Betreuung an Bedeutung gewonnen, die von der Sportmedizin
noch nicht in allen Facetten wahrgenommen wird. Die vielfältigen Aufgaben des medizinischen Teams in der Betreuung von leistungsorientierten Sportlern mit einer Behinderung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
• Feststellung der Eignung und Erhaltung der Gesundheit
i.S. der Gesundheitsfürsorge
• Erkennen und Behandlung von Funktionsstörungen,
Sportverletzungen bzw. -schäden
• Abwendung bleibender Sportschäden
• Feststellung sportartspezifischer leistungsphysiologischer
Parameter, Unterstützung des Trainingsprozesses
• Klassifizierung
• Anti-Doping-Maßnahmen
• Sportmedizinische Betreuung im Wettkampf
Die erhöhten Trainings- und Wettkampfbelastungen beinhalten aus orthopädischer und traumatologischer Sicht die
Gefahr, dass gesundheitsgefährdende Belastungen, insbesondere im Hinblick auf die vorbestehende Behinderung, auf
den Körper einwirken. Die Behandlung dieser Erkrankungen,
Verletzungen und Überlastungsschäden erfordert ein detailliertes behinderungsspezifisches Wissen der betreuenden
Ärzte. Viel wichtiger noch als die Behandlung ist dabei aber
die Prävention durch Förderung sinnvoller Sportarten, individuelle Beratung und trainingsbegleitende Maßnahmen.
Erfreulicherweise zeigt die Dokumentation und Auswertung aller Verletzungen und Erkrankungen bei den zurückliegenden Paralympics seit Barcelona 1992 - vielleicht entgegen der allgemeinen Erwartung -, dass keine über das normale Risiko in der jeweiligen Sportart bei nichtbehinderten
Athleten hinausgehenden Verletzungen oder Überlastungsschäden aufgetreten sind (3).
Ein weiterer wichtiger Aspekt der sportmedizinischen Betreuung richtet sich auf die Gewinnung leistungsphysiologischer Daten, um so zur Optimierung der Leistungsfähigkeit und zur Verbesserung der Wettkampfresultate behinderter Sportler beizutragen. Bei der Auswahl und Interpretation
der leistungsdiagnostischen Verfahren und Befunde müssen
die verantwortlichen Ärzte in enger Zusammenarbeit mit
den Trainern die Anforderungen der betriebenen Sportart
und die Veränderungen durch die vorliegende Behinderung
berücksichtigen (1).
Zwischen behinderten Sportlern ist ein Wettkampf mit einem fairen und sinnvollen Leistungsvergleich in der Regel
nur durch unterschiedliche Startklassen möglich. Die so genannte Klassifizierung berücksichtigt die Einschränkung der
Leistungsfähigkeit durch die vorliegende Behinderung in der
jeweiligen Sportart. Sie erfolgt in der Regel durch Ärzte oder
Physiotherapeuten. Um das Interesse von Medien und Zuschauern zu wecken und die Mindestzahl an Teilnehmern bei
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
rückläufiger Anzahl an
Sportlern (besonders Frauen und Sportlern mit
Schwerstbehinderung) zu
erreichen, können sich
Sportler mit verschiedensten Behinderungen und
Restfunktionen durch die
Vergabe von unterschiedlichen Punkten oder Prozenten (Prozentsystem)
gemeinsam im sportlichen Wettkampf messen.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung der unter- PD Dr. med. Andreas Schmid, Abt. Prävenund Rehabilitative Sportmedizin, Freischiedlichen Klassifizie- tive
burg, Verbandsarzt Ski Nordisch im Deutrungssysteme im Sinne schen Behindertensportverband (DBS) und
des Sportmedizinischen Ausder „fairen Beteiligung Mitglied
schusses des DBS
möglichst vieler Behinderter“ ist nicht möglich ohne wissenschaftliche Unterstützung aus Sportmedizin und Sportwissenschaft (2).
Eine entscheidende Aufgabe aller Verantwortlichen im
Behindertenleistungssport ist die Rekrutierung von Nachwuchssportlern. Hier ist der Behindertensport auf die Mithilfe aller Ärzte, die Menschen mit einer Behinderung betreuen, angewiesen. Häufig ist es für Menschen nach einer akut
eingetretenen Behinderung schwierig, den Zugang zur
sportlichen Betätigung zu finden, nicht zuletzt weil sie sich
aufgrund ihrer psychischen oder physischen Situation gehemmt fühlen. Dies mag einer der Gründe sein, weshalb gerade Frauen mit einer Behinderung im Leistungssport deutlich unterrepräsentiert sind. Vielfältige Maßnahmen müssen
hier ergriffen werden, um dieses Missverhältnis zu beheben.
Abschließend lassen die bisherigen Erfahrungen den
Schluss zu, dass bei suffizienter sportmedizinischer und
trainingswissenschaftlicher Betreuung ein unkalkulierbares Risiko für die behinderten Sportler nicht vorliegt. Wenn
alle physischen, psychischen und sozialen Faktoren mitbewertet werden, ist der entsprechend auf die Behinderung angepasste Hochleistungssport ärztlich nicht nur vertretbar,
sondern sehr förderungswürdig. Für die praktizierenden
Sportmediziner bietet die Arbeit ein weites, interessantes und
natürlich auch verantwortungsvolles Aufgabenfeld. Alle
wissenschaftlich interessierten Personen und Abteilungen
sind eingeladen, die vielfältigen offenen Fragestellungen des
Behindertenleistungssports im Hinblick auf die Gesundheit,
aber auch Leistungsentwicklung der Sportler zu bearbeiten.
PD Dr. Andreas Schmid
1.
2.
3.
Schmid A: Standards der Sportmedizin: Rollstuhlergometrie. Dtsch Z
Sportmed 5 (2002) 153-154.
Strohkendel H: Implications of sports classification systems for persons
with disabilities and consequences for science and research, in: Doll-Tepper G, Kröner M, Sonnenschein W (Hrsg.): Proceedings of International
VISTA ´99 Conference. New Horizons in Sports for Athletes with a Disability. Vol 1. Meyer & Meyer, Aachen, 2001, 281-301.
Zimmer M: Behindertensport, in: Klümper A (Hrsg): Sport-Traumatologie;
Handbuch der Sportarten und ihre typischen Verletzungen. Ecomed
Landsberg, 1998, 1-24.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
149
Übersichten
Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen
Wolf Petersen1, Dieter Rosenbaum2, Michael Raschke1
Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen Athleten.
Teil 1: Epidemiologie, Verletzungsmechanismen und Ursachen
Anterior Cruciate Ligament Ruptures in Female Athletes. Part 1: Epidemiology, Injury
Mechanisms, and Causes
1
2
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster
Funktionsbereich Bewegungsanalytik, Klinik für Allgemeine Orthopädie, Universitätsklinikum Münster
Zusammenfassung
Summary
Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Kreuzbandrupturen im
Ballsport bei weiblichen Sportlern etwa 2,4 bis 9,5 mal häufiger vorkommen als bei Männern. Ungefähr 70 % der Verletzungen entstehen
ohne direkte Beteiligung eines Mitspielers (sogenannte Nicht-KontaktSituationen), und verschiedene Studien haben gezeigt, dass Kreuzbandrisse im Ballsport am häufigsten bei der Landung nach einem Sprung
und während schneller Richtungswechsel entstehen. Videoanalysen ergaben, dass sich das Kniegelenk zur Zeit der Verletzung am häufigsten
in leichter Beugung, in Valgus- und Außenrotationsstellung befindet. In
dieser Knieposition ist die Spannung im vorderen Kreuzband am höchsten, und die muskulären Agonisten des vorderen Kreuzbandes, die
ischiokruralen Muskeln, haben einen ungünstigen Hebelarm, um das Tibiaplateau zu sichern. Eine plötzliche Anspannung dieses Muskels kann
bei diesen Kraftverhältnissen der Hebelarme zur Ruptur des vorderen
Kreuzbandes führen. Es gibt einerseits Hinweise, dass Unterschiede in
der Koordination von Bewegungen und der neuromuskulären Kontrolle
die unterschiedliche Inzidenz von Kreuzbandverletzungen bei Männern
und Frauen erklären können. Frauen landen nach einem Sprung aufrechter mit einem nur wenig gebeugten Kniegelenk. In dieser Position
ist das vordere Kreuzband nur schlecht durch die ischiokrurale Muskulatur geschützt. Zusätzlich sind Frauen häufig quadrizepsdominant. Andererseits gibt es Hinweise, dass die Bandlaxizität und die muskulotendinöse Steifigkeit durch geschlechtspezifische hormonelle Unterschiede
beeinflusst werden.
Schlüsselwörter: Verletzungsmechanismen, Nicht-KontaktVerletzungen, Präventionsprogramme, Ballsport, Vorderes Kreuzband
Einleitung
Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes ist eine ernste
Kniegelenksverletzung. Aufgrund der Instabilität kommt
es bei Patienten häufig zu Meniskus- und Knorpelschäden
und sekundär zu degenerativen Veränderungen des Kniegelenkes. Aus diesem Grunde sollte ein insuffizientes
vorderes Kreuzband beim aktiven Patienten durch ein autologes Sehnentransplantat ersetzt werden. Kreuzbandersatzplastiken erfordern jedoch lange Rehabilitationsphasen, die mit einem langen Trainingsausfall verbunden
sind. Der durchschnittliche Aktivitätsgrad der Patienten
kann durch eine Kreuzbandersatzplastik zwar signifikant
150
Rupture of the anterior cruciate ligament (ACL) is a serious knee injury
that prohibits the athlete from competition and training. High risk sports
for anterior cruciate ligament rupture are European team handball, basketball and soccer. Approximately 70 % of ACL injuries occur without
direct contact to another player (non-contact situations). Various studies have shown that the most frequent situations are landing from a
jump, stopping and plant and cut maneuvers. Video analysis of ACL
ruptures have demonstrated that the knee joint was in slight flexion,
valgus and external rotation. In this position, the ACL bears high loads
and the muscular agonists of the ACL – the hamstrings muscles – have
a poor lever arm to pull the tibia backwards. This causes a sudden contraction of the quadriceps muscles. A number of epidemiological studies
has shown that the rate of ACL ruptures in female athletes is 2.4 to 9.5
times higher than in male athletes. It is unclear if hormonal or anatomical differences between males and females contribute to the different
rate of ACL injuries. There is evidence that gender specific differences
in coordination and neuromuscular control may be an explanation for
the high incidence of ACL injuries in female athletes. Female athletes
tend to be more upright with a slightly flexed knee when cutting and
landing. The muscle mechanics in this position favors the quadriceps
while denying a favorable position for the hamstrings to counteract the
quadriceps. Woman also have greater quadriceps activation. Therefore,
when cutting, women place their knee in a position that favors a quadriceps-induced anterior drawer maneuver, placing the knee in a position of increased risk for ACL injury.
Key words: Injury mechanisms, non-contact injuries, prevention
program, ball sports, anterior cruciate ligament (ACL)
gesteigert werden, dennoch bedeutet eine Kreuzbandverletzung für den betroffenen Sportler immer wieder das
Ende einer Wettkampfkarriere bedeuten (15). Für ein
Wettkampfteam kann der Ausfall von einem oder mehreren Spielern Ranglistenplätze, häufig sogar auch den
Klassenerhalt kosten. Daher muss die Verhinderung von
Kreuzbandverletzungen oberstes Ziel von Trainern, Physiotherapeuten und Sportärzten sein.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Inzidenz
von Kreuzbandrupturen bei weiblichen Athleten im Ballsport deutlich höher ist als bei Männern. In den letzten
Jahren wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um Ursachen für die Geschlechtsunterschiede in der Inzidenz
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen
von Kreuzbandverletzungen zu identifizieren – mit dem
Ziel, aus diesen Erkenntnissen Präventionsstrategien zu
entwickeln.
Ziel dieses Beitrages ist es, einen Literaturüberblick
über Epidemiologie und Ursachen von Kreuzbandverletzungen im Ballsport zu geben. Im zweiten Teil werden die
bisher bekannten Präventionsprogramme vorgestellt und
diskutiert (63).
Epidemiologie
In den USA werden jedes Jahr etwa 75 000 Kreuzbandrupturen registriert (19). Diese Zahl entspricht einer Inzidenz von einer Verletzung auf 3 500 Einwohner. Etwa
70 % der Kreuzbandrupturen ereignen sich beim Sport in
einem Lebensalter zwischen 15-45 Jahren. Für diesen Anteil der Bevölkerung liegt die Inzidenz bei etwa einer Verletzung auf 1 750 Einwohner (15); für die Altersklasse
zwischen 15-25 Jahren liegt die Inzidenz bei 1/1 000.
Übersichten
Eine amerikanische Studie an High School-Basketballspielern hat gezeigt, dass weibliche Spielerinnen ein 3,79fach höheres Risiko für das Erleiden einer Kreuzbandruptur
haben als Männer. Bei norwegischen Handballspielerinnen
war die Inzidenz von Kreuzbandverletzungen um den Faktor 5 im Vergleich zu männlichen Spielern erhöht (45).
Strand et al. (58) ermittelten unter norwegischen Handballspielerinnen 0,82 Kreuzbandverletzungen auf 1 000 Spielstunden wobei 2/3 dieser Verletzungen Nicht-Kontakt-Verletzungen waren.
Nicht nur die Kreuzbandverletzungsrate ist bei weiblichen
Sportlern erhöht. Wedderkopp et al. (61) ermittelten bei dänischen Handballspielerinnen Verletzungsraten zwischen
40,7 und 54,8 auf 1 000 Spielstunden. Rückraumspielerinnen
hatten die höchste Verletzungsrate (61). Untersuchungen an
deutschen Herrenmannschaften haben eine Verletzungsrate
von 2,5 auf 1 000 Spielstunden ergeben (55).
Anatomische Risikofaktoren
Abbildung 1: Typische Verletzungssituation für das vordere Kreuzband im
Handball. Das Kniegelenk befindet sich zur Zeit der Verletzung in nur leichter
Beugung, und Valgusposition. Der Unterschenkel ist außenrotiert. In dieser
Knieposition ist die Spannung im vorderen Kreuzband am höchsten, und die
muskulären Agonisten des vorderen Kreuzbandes, die ischiokruralen Muskeln,
haben einen ungünstigen Hebelarm, um das Tibiaplateau zu sichern. Die
Zeichnungen wurden nach Videoanalysen angefertigt
Am häufigsten kommen Kreuzbandrupturen in Sportarten mit Sprüngen und plötzlichen Drehbewegungen vor.
Sportarten mit einer hohen Inzidenz sind Ballsportarten wie
Handball, Basketball und Fußball. Ungefähr 70 % der Verletzungen entstehen jedoch ohne direkte Beteiligung eines Mitspielers in so genannten Nicht-Kontakt-Situationen (59).
Zahlreiche retrospektive Untersuchungen ergaben erste
Hinweise, dass Kreuzbandverletzungen im Fußball, Basketball und Handball bei weiblichen Spielern häufiger vorkommen als bei männlichen. Dieses Phänomen wurde von Lindenfeld et al. (38) erstmals prospektiv untersucht. Bei jugendlichen Fußballspielern war die Verletzungsrate
weiblicher Spieler dreimal höher als die der männlichen
Spieler (38). Auch nach Berichten der amerikanischen
College-Sport-Vereinigung (NCAA) kommen Kreuzbandrupturen bei weiblichen Fußballspielern 2,4 mal häufiger
und bei weiblichen Basketballspielern 4,2 mal häufiger
vor (2).
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Es gibt eine Vielzahl anatomischer Unterschiede an der unteren Extremität zwischen Männern und Frauen, die die geschlechtsspezifische Inzidenz an Kreuzbandrupturen erklären könnten. Bei Frauen ist die femorale Anteversion
höher als bei Männern, und die Muskulatur ist schwächer
entwickelt. Der Q-Winkel ist erhöht, und Frauen neigen zum
Genu valgum (29).
Kontrovers wird im Schrifttum der Einfluss der Weite der
Fossa interkondylaris auf die Entstehung von Kreuzbandverletzungen diskutiert. So soll die Weite der Fossa interkondylaris bei Patienten mit beidseitiger Kreuzbandruptur
geringer sein als in einem Vergleichskollektiv mit einseitiger
Kreuzbandruptur (53). Verschiedene Autoren haben beschrieben, dass die Weite der Fossa interkondylaris bei Frauen geringer ist als bei männlichen Athleten (43, 53). Der genaue Mechanismus, der bei enger Fossa interkondylaris zur
Kreuzbandverletzung führt, ist unklar. Nach Angaben von
Muneta et al. (43) soll bei enger Fossa interkondylaris ein
Impingement am vorderen Rand der Fossa die Entstehung
von Kreuzbandrupturen begünstigen; nach Angaben von
Shelbourne (53) bedingt der kleinere Durchmesser der Fossa
interkondylaris einen kleineren Kreuzbanddurchmesser und
damit auch eine geringere Reißfestigkeit.
Die Weite der Fossa interkondylaris korreliert mit dem
frontalen Durchmesser der Femurkondylen und ist abhängig
von der Körpergröße. Aus diesem Grunde ist sie bei weiblichen Sportlern geringer als bei Männern. Da Basketballspielerinnen gewöhnlich größer als Fußballspielerinnen sind,
müsste sich dieses Verhältnis auch in der Inzidenz von
Kreuzbandrupturen widerspiegeln. Derartige Beobachtungen
sind bisher allerdings nicht gemacht worden. Prospektive
Studien zur Klärung der Beziehung von Kreuzbandrupturen
und der Weite der Fossa interkondylaris fehlen jedoch. Aus
diesem Grunde kann aus den anatomischen Daten zur Zeit
keine Empfehlung hinsichtlich der Prävention ausgesprochen werden.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
151
Übersichten
Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen
Hormonelle Risikofaktoren
Die Frage, ob die weiblichen Sexualhormone einen
Einfluss auf die unterschiedlichen Verletzungsraten haben,
wird im Schrifttum kontrovers diskutiert. Es ist lange
bekannt, dass weibliche Geschlechtshormone Einfluss auf
die Eigenschaften von Bindegewebe haben. An einem
Rattenmodell konnte gezeigt werden, dass hohe Östrogenlevel die Kollagenmenge und den Fibrillendurchmesser signifikant reduzieren (23). Auch im Zellkulturmodell konnte
durch hohe Östrogenkonzentrationen eine Reduktion der
Kollagensynthese und Fibroblastenproliferation erzielt
werden (39). Der Nachweis von Östrogen- und
Progesteronrezeptoren auf Kreuzbandzellen führte zu der
Vermutung, dass Struktur und biomechanische
Eigenschaften des vorderen Kreuzbandes unmittelbar von
den Sexualhormonen beeinflusst werden (39). Auch
Rezeptoren für Relaxin konnten auf Kreuzbandzellen
nachgewiesen werden.
Im Tiermodell (Kaninchen) konnte die Zugfestigkeit des
vorderen Kreuzbandes durch sehr hohe Östrogengaben signifikant reduziert werden (56). Durch die Gabe physiologischer Östrogendosen (vergleichbar mit den Schwankungen
während des weiblichen Zyklus) konnten die biomechanischen Bandeigenschaften jedoch nicht beeinflusst werden
(7).
Auch die Untersuchungen am Menschen kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Karageanes et al. (33) untersuchten die Laxizität des vorderen Kreuzbandes mit dem KT
1 000 Arthrometer an 26 adoleszenten weiblichen Athleten
(14-18 Jahre) und kamen zu dem Ergebnis, dass der Menstruationszyklus die Kreuzbandlaxizität nicht beeinflusst. Romani et al. (51) testeten die Kniegelenksstabilität an 20 weiblichen Probanden (18-40 Jahre) mit dem KT 2 000 Arthrometer und bestimmten gleichzeitig die Hormonkonzentration
im Serum. In dieser Studie bestand eine signifikante Korrelation zwischen der Östrogen- und Progesteronkonzentration und der Kreuzbandlaxizität. Heitz et al. (24) konnten
ebenfalls zeigen, dass bei jungen Frauen (Alter 21-32) die
Kreuzbandlaxizität während der Ovulations- und Lutealphase steigt, wenn die Östrogenkonzentration am höchsten ist.
Einerseits könnte eine erhöhte Bandlaxizität protektiv auf
das Kreuzband wirken, da es eher zur Elongation als zur
Ruptur kommt. Andererseits könnte die propriozeptive Rückkopplung über die im Kreuzband vorhandenen Nocizeptoren
durch die erhöhte Laxizität negativ beeinflusst werden.
Angaben im Schrifttum zur Beantwortung der Frage, ob
es zu bestimmten Zeiten des weiblichen Zyklus’ gehäuft zu
Kreuzbandrupturen kommt, sind ebenfalls widersprüchlich.
Myklebust et al. (45) berichten, dass während des Östrogenanstieges in der Mitte des weiblichen Zyklus’ signifikant weniger Kreuzbandverletzungen auftreten als in anderen Phasen. Im Gegensatz dazu beobachteten Wojtys et al. (62) zwischen dem 10. und 14. Zyklustag eine signifikante Zunahme
der Kreuzbandverletzungen. Über den Einfluss oraler Kontrazeptiva auf Kreuzbandverletzungen gibt es keine Angaben.
Möller-Nielsen et al. (42) konnten jedoch zeigen, dass die In-
152
zidenz allgemeiner Kniedistorsionen durch die Einnahme
oraler Kontrazeptiva signifikant reduziert werden konnte. Es
ist unklar, ob dieser Effekt durch eine Beeinflussung des Bindegewebes oder durch eine hormonelle Beeinflussung des
neuromuskulären Systems bedingt ist.
Verletzungsmechanismen
Videoanalysen von Kreuzbandverletzungen im Basketball
haben Aufschluss über die Verletzungsmechanismen gebracht (11, 59). Nach diesen Studien entstehen Verletzungen des vorderen Kreuzbandes überwiegend ohne direkte
Einwirkung des Gegners; 72 %-95 % der Kreuzbandrupturen entstehen in so genannten Nicht-Kontakt-Situationen (11, 44, 45).
Nach Angaben von Teitz (59) sind die gefährlichsten
Spielsituationen:
1. das Landen nach einem Sprung
2. das plötzliche Abstoppen
3. plötzliche Drehbewegungen.
In dieser Studie wurden Videobänder aus verschiedenen Ballsportarten mit weiblichen und männlichen Athleten analysiert. Eine norwegische Studie an Handballspielerinnen identifizierte zwei Hauptmechanismen:
1. Plötzliche Drehbewegungen (plant and cut maneuver,
12 von 20 Verletzungen)
2. Das einbeinige Landen nach einem Sprung (4 von 20
Verletzungen) (48).
Die Körperhaltung zum Zeitpunkt der Verletzung war in
beiden Studien aufrecht mit leicht flektiertem Knie- und
Hüftgelenk (5°-25° Knieflexion; Abb. 1). Das Bein wurde
mit 80-100 % des belastet. Der Unterschenkel war in den
meisten Fällen außen- oder innenrotiert und in Valgusposition, eine Stellung in der das vordere Kreuzband maximal gespannt ist. Außerdem kann es zu einem Impingement von vorderem Kreuzband und lateralem Femurcondylus kommen. Die meisten Sportler berichteten, dass
die Schuhsohle zum Zeitpunkt der Verletzung am Boden
fixiert und eine Drehung des Fußes nicht möglich war. Der
Körperschwerpunkt war in der überwiegenden Mehrzahl
der Fälle hinter dem Zentrum des Kniegelenkes und der
Fuß wurde flach aufgesetzt (59).
Auch im Skisport ist die Inzidenz von Rupturen des
vorderen Kreuzbandes (VKB) bei weiblichen Athletinnen
um den Faktor 3,1 erhöht (18). Hier entsteht der Großteil
der VKB-Verletzungen in einer Situation, in der das Kniegelenk stark flektiert ist, sich der Körperschwerpunkt hinter dem Knie befindet und der Unterschenkel innenrotiert
ist (Abb. 2). Dieser Mechanismus ist im Schrifttum auch
als „Phantomfußmechanismus“ bekannt (18).
In dieser Position bewirkt eine Kontraktion des M.
quadrizeps femoris hohe Spannungen im vorderen Kreuzband, und die ischiokruralen Muskeln haben einen
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen
ungünstigen Hebelarm, um das vordere Kreuzband zu
schützen. Außerdem muss in dieser Position die Hüfte gebeugt werden, um das Gleichgewicht zu halten; dabei
kommt es zur starken Anspannung des M. quadrizeps.
Colby et al. (13) konnten mittels Oberflächen-EMG zeigen,
dass diese Bewegungen mit einer starken Quadrizepsaktivierung verbunden sind. Die Aktivität der ischiokruralen
Muskeln war dagegen gering (13).
Diese Mechanismen können als Erklärung für die hohe
Inzidenz an Kreuzbandrupturen bei weiblichen Ballspielern dienen. Bewegungsanalysen haben gezeigt, dass
Frauen nach einem Sprung aufrechter landen als Männer
mit einem weniger gebeugten Knie- und Hüftgelenk (16),
ferner halten weibliche Sportler das Knie vermehrt in Valgusposition. Auch bei Drehbewegungen haben Frauen eine aufrechtere Körperhaltung. Die Muskelmechanik begünstigt in dieser Position den M. quadrizeps. Zusätzlich
ist der Hebelarm der ischiokruralen Muskulatur, die den
Tibiakopf nach vorne sichert, verkürzt. Frauen erreichen
bei der Landung nach einem Sprung einen durchschnittlichen Kniebeugewinkel von 17°; Männer erreichen einen
Kniebeugewinkel von durchschnittlich 31° (37). Nach dem
Bodenkontakt beim Landen erreichen Frauen den maximalen Kniebeugewinkel deutlich schneller als Männer.
Auf diese Weise werden die Kräfte nach einem Sprung bei
weiblichen Sportlern abrupter absorbiert als bei Männern
(37). Chappell et al. (12) untersuchten das Sprungverhalten weiblicher und männlicher Sportler bei Stop-Sprüngen mittels Videoanalyse und Kraftmessplatte. Auch diese Untersuchungen zeigten, dass Frauen mit geringerem
Kniebeugewinkel und in größerer Valgusstellung landen
als Männer. In dieser Position kam es zu höheren vorderen Scherkräften, die das vordere Kreuzband unter Stress
setzen können.
Die Rolle der Quadrizepsmuskulatur
Grood et al. (20) haben an Kniegelenken von Körperspendern
gezeigt, dass eine Anspannung der Ansatzsehne des M.
quadrizeps in allen Stellungen des Gelenkes zu einer Anspannung von Fasern des vorderen Kreuzbandes führt. Die
Kräfte im vorderen Kreuzband nahmen mit abnehmender
Beugung zu. Die Kräfte, die durch den M. quadrizeps im
Kreuzband erzeugt werden, sind abhängig von der resultierenden Kraft, die den Tibiakopf nach vorn zieht. Diese Resultierende ist wiederum abhängig vom Winkel zwischen Patellarsehne und Tibiaschaft (34). Mit abnehmender Beugung
soll sich die Resultierende, die den Tibiakopf nach vorne zieht,
erhöhen (34). Auf diese Weise können bei einer exzentrischen Quadrizepskraft von 6 000 N Kräfte bis zu 2 000 N im
vorderen Kreuzband entstehen (34). Diese Kräfte sind hoch
genug, um ein vorderes Kreuzband zu zerreißen (20). De Morat et al. (14) simulierten an 13 Kniegelenken von Körperspendern eine Quadrizepskraft von 4 500 N in 20° Knieflexion. In 6 Kniegelenken kam es zur makroskopisch sichtbaren Ruptur des vorderen Kreuzbandes. In den übrigen
Gelenken kam es zur Elongation.
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Übersichten
Renström et al.
(50) konnten zeigen, dass der Zug
des M. quadrizeps
femoris die Spannung im vorderen
Kreuzband
bei
Kniewinkeln zwischen 0° und 45°
deutlich steigerte.
Abbildung 2: Schematische Darstellung des typiDiese
Befunde schen Kreuzbandverletzungsmechanismus’ im Skistehen in Ein- sport. Nachgezeichnet nach (18)
klang mit Kraftmessungen im vorderen Kreuzband (40). Experimentell
konnte durch Zug am Ligamentum patellae (200 N) bereits
bei 50° Flexion eine messbare Kraft im vorderen Kreuzband
erzeugt werden (40). Mit zunehmender Streckung erhöht sich
die im Band gemessene Kraft bis auf circa 207 N in voller
Streckung (40). Diese Befunde konnten durch Spannungsmessungen über ein arthroskopisch implantiertes Messgerät
bestätigt werden (10). Passive Kniebewegungen bewirkten
nur eine geringe Spannungszunahme im vorderen Kreuzband. Bei Kontraktion des M. quadrizeps femoris kam es zwischen 10° und 48°-Flexion zu sehr hohen Spannungen.
Bewegungsanalysen haben gezeigt, dass sich dass Kniegelenk während des Aufsetzen des Fußes bei den so genannten Risikomanövern (Landen nach einem Sprung,
plötzliches Abstoppen, plötzliche Drehbewegungen) in einem durchschnittlichen Beugewinkel von 22° befindet (13).
In dieser Gelenkstellung wird das vordere Kreuzband maximal belastet. Hinzu kommt, dass es sich beim Landen nach
einem Sprung oder auch bei Richtungswechseln um eine exzentrische Quadrizepsaktionen handelt. Verschiedene Autoren konnten zeigen, dass bei exzentrischen Kontraktionen
höhere Kräfte entstehen als bei konzentrischen (17).
Protektiver Effekt der ischiokruralen
Muskulatur
Die ischiokruralen Muskeln sind zweigelenkige Muskeln;
sie extendieren die Hüfte und flektieren das Knie. Bei fixiertem Fuß sichern die ischiokruralen Muskeln den Tibiakopf gegen die Verschiebung nach vorn und gelten als
Antagonisten zum M. quadrizeps (Abb. 1). Die vektorielle
Zerlegung der auf die Tibia wirkenden Kräfte zeigt, dass
die ischiokrurale Muskulatur mit zunehmender Streckung
ihre Wirksamkeit verliert, den Tibiakopf zu sichern.
Außerdem wird die Kraftentfaltung der ischiokruralen
Muskeln durch die Stellung des Hüftgelenkes beeinflusst.
Bei gestrecktem Hüftgelenk werden sie weniger vorgedehnt und damit passiv insuffizient.
Propriozeption, neuromuskuläre
Kontrolle und funktionelle Stabilität
Bei Tätigkeiten des täglichen Lebens entstehen im Kniegelenk Kräfte des ein- bis zweifachen Körpergewichtes.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
153
Übersichten
Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen
Im Sport werden Kräfte des 5-fachen Körpergewichtes erreicht. Biomechanische Studien haben gezeigt, dass der
Bandapparat diese Kräfte allein nicht halten kann (1, 6,
19, 20). In der Sagittalebene kann die ischiokrurale Muskulatur ein Abweichen der Tibia nach vorn verhindern
(vordere Schublade). Der M. quadrizeps wirkt dieser Kraft
entgegen. Die Fähigkeit das Gelenk über das Zusammenspiel beider Muskelgruppen mit den passiven Stabilisatoren zu stabilisieren, wird als funktionelle Stabilität bezeichnet. Muskelaktivierung kann bewusst oder unbewusst erfolgen (36).
Um ein Band zu schützen und somit eine Verletzung zu
verhindern, ist neben Kraft und Wirkungsgrad auch die Zeit,
in der ein Muskel seine Kraft entfaltet, von entscheidender
Bedeutung. Die Zeit zwischen Stimulus (Unfall) und Aktionspotential wird als Muskelreaktionszeit oder Latenzzeit
bezeichnet (36).
Der Begriff „neuromuskuläre Kontrolle“ bezeichnet die
unbewusste Aktivierung von dynamischen Stabilisatoren eines Gelenkes auf mechanische Stimuli. Propriozeption (afferente Informationen über die Stellung des Gelenkes) ist die
sensorische Quelle für Informationen, die die neuromuskuläre Kontrolle eines Gelenkes ermöglichen (36). Propriozeptive
Informationen werden von verschiedenen Mechanorezeptoren gemeldet, die in Muskeln, Gelenken (Bändern und Kapsel) und in der Haut vorkommen (Abb. 3). Das vordere Kreuzband selbst enthält im Verankerungsbereich an Femur und
Tibia sowie im subsynovialen Bindegewebe zahlreiche Mechanorezeptoren (22). Die Propriozeption in den Kreuzbändern hat für die Kinematik des Kniegelenkes große mechanische Bedeutung (3, 4, 5, 30, 31, 32). Patienten mit einer
Ruptur des vorderen Kreuzbandes haben deutliche Schwierigkeiten, die Stellung ihres Kniegelenkes wahrzunehmen (8).
Es gibt zahlreiche Hinweise, dass die Propriozeptoren im
vorderen Kreuzband als Sensoren für die Gelenkstellung dienen und auf diese Weise den Tonus und die Aktivität der stabilisierenden Muskeln steuern (60). Durch elektrische Stimulation des vorderen Kreuzbandes während einer Arthroskopie konnten z.B. EMG-Signale im M. biceps femoris und im
M. semitendinosus erzeugt werden (60). Beide Muskeln
gehören zur ischiokruralen Muskulatur und wirken agonistisch zum vorderen Kreuzband, indem sie die Tibia nach hinten ziehen. Diese Befunde stehen in Einklang mit Beobachtungen von Beard et al. (8), nach denen es beim Auslösen der
„vorderen Schublade“ zur Anspannung der ischiokruralen
Muskulatur kommt. Bei Patienten mit rupturiertem vorderen
Kreuzband bleibt dieser Reflex aus.
Auf welcher Ebene dieser Kreuzbandreflex verschaltet ist,
ist bisher unklar. Ein Teil der Informationen wird gleich auf
spinaler Ebene weiterverarbeitet, ein weiterer Teil gelangt in
das Zentralnervensystem, wo die Informationen überwiegend im Kleinhirn weiterverarbeitet werden. Hier werden
außerdem Informationen des visuellen und vestibulären Systems gesammelt.
Die motorische Kontrolle erfolgt auf drei Ebenen: Spinale Reflexe, Hirnstamm-Kontrolle und kognitive Programme
(36). Die Reflexaktivierung von afferenten α- oder γ-Moto-
154
neuronen durch Propriozeptoren spielt eine große Rolle für
die neuromuskuläre Kontrolle. γ-Motoneurone kontrollieren
über die Muskelspindelorgane die Steifheit des Muskels (36).
Als Muskelsteifheit (Stiffness) wird das Verhältnis von Kraft
zur Längenänderung bezeichnet (36). Je steifer ein Muskel,
desto mehr Energie einer destabilisierenden Kraft kann er
absorbieren. Da steifere Muskeln eine Last schneller auf die
Spindelorgane übertragen können, wird auf diese Weise
auch die elektromechanische Verzögerung reduziert. Durch
Voraktivierung kann die Steifigkeit schon vor Einsetzen eines destabilisierenden Auslösers helfen, das Knie zu schützen.
Geschlechtsspezifische neuromuskuläre, propriozeptive und
kinematische Unterschiede
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Muskelkraft sind
im Wesentlichen auf Unterschiede in der Muskelmasse
zurückzuführen (9). Je mehr Kraft ein Muskel entfalten kann,
desto besser kann er das entsprechende Gelenk schützen.
Weiterhin gibt es Hinweise, dass auch effektivere kontraktile Eigenschaften die geschlechtsspezifischen Kraftunterschiede bedingen (35).
Rozzi et al. (52) haben gezeigt, dass weibliche Sportler eine höhere Gelenklaxizität als männliche Sportler aufweisen
und gleichzeitig einen schlechteren Gelenkstellungssinn besitzen. Diese Arbeitsgruppe zog aus diesen Befunden die
Schlussfolgerung, dass eine hohe Gelenklaxizität verminderte propriozeptive Eigenschaften bedingt und das Knie auf
diese Weise nicht vor schädigenden Kräften geschützt werden kann (52).
Auch die Aktivierung der das Kniegelenk stabilisierenden
Muskeln weist geschlechts-spezifische Unterschiede auf.
Weibliche Sportler scheinen sich hinsichtlich der Aktivierungsmuster der Kniegelenksmuskulatur von männlichen
Sportlern zu unterscheiden. Huston und Woitys (27) beobachteten, dass weibliche Hochleistungssportler bei einer experimentellen vorderen tibialen Translation (Verletzungsreiz) mit einer Aktivierung des M. quadrizeps antworteten
(Quadrizeps-Dominanz). Bei männlichen Sportlern sowie
untrainierten Kontrollpersonen (weiblich und männlich)
kam es zu einer Aktivierung der ischiokruralen Muskulatur.
Hewett et al. (25) konnten zeigen, dass männliche Athleten
die Knieflexoren beim Landen nach einem Sprung im Vergleich zu weiblichen Athleten signifikant schneller aktivieren. Biomechanische Analysen haben ergeben, dass auf diese Weise sehr hohe Bodenreaktionskräfte entstehen (25).
Die Befunde zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden der neuromuskulären und propriozeptiven Funktionen
dienten der Entwicklung von Präventionsstrategien zur Verhinderung von Kreuzbandverletzungen. Durch ein spezielles
Sprungtraining konnte die muskuläre Dysbalance zwischen
M. quadrizeps und ischiokruraler Muskulatur beseitigt und
die Aktivität der ischiokruralen Muskulatur gesteigert werden (25).
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Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Kreuzbandruptur. Teil 1: Epidemiologie und Ursachen
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine schnelle
Aktivierung der ischiokruralen Muskulatur auf einen Verletzungsreiz einen wichtigen Beitrag zur funktionellen Sicherung des Kniegelenkes leistet (1, 6, 21, 28, 57).
Zusammenfassung
Geschlechtsspezifische neuromuskuläre Unterschiede sowie geschlechtsspezifische Bewegungsmuster in Risikosituationen sind wesentliche Faktoren für die hohe Inzidenz
von Rupturen des vorderen Kreuzbandes beim weiblichen
Tabelle: Fazit für die Praxis
• Kreuzbandrupturen kommen im Ballsport bei weiblichen Sportlern
etwa 2,4 bis 9,5 mal häufiger vor als bei Männern.
• 70 % der Verletzungen entstehen in Nicht-Kontakt-Situationen
• Verletzungssituation: Landung nach einem Sprung und während
schneller Richtungswechsel.
• Stellung des Kniegelenkes: Leichte Beugung, in Valgus- und
Außenrotationsstellung, Körperschwerpunkt hinter dem Kniegelenk
• Kontraktion des M. quadrizeps kann zur Ruptur des vorderen
Kreuzbandes
• Frauen landen nach einem Sprung aufrechter mit einem nur
wenig gebeugten Kniegelenk.
• Frauen sind häufig quadrizepsdominant. Andererseits gibt es Hinweise, dass die Bandlaxizität und die muskulotendinöse Steifigkeit durch geschlechtspezifische hormonelle Unterschiede beeinflusst werden
Athleten. Inwieweit diese Unterschiede durch anatomische oder hormonelle Faktoren bedingt sind, ist unklar.
Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle. Die praktische Relevanz dieser Befunde liegt darin, dass durch eine systematische Modifikation dieser Bewegungsmuster Ansätze
zur Prävention von Kreuzbandverletzungen gegeben sind.
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Korrespondenzadresse:
PD Dr. med. Wolf Petersen
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum Münster
Waldeyerstr. 1
48149 Münster
E-mail: wolf.petersen@ukmuenster.de
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Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention
Übersichten
Wolf Petersen1, Thore Zantop1, Dieter Rosenbaum2, Michael Raschke1
Rupturen des vorderen Kreuzbandes bei weiblichen Athleten.
Teil 2: Präventionsstrategien und Präventionsprogramme
Anterior Cruciate Ligament Ruptures in Female Athletes. Part 2: Prevention Strategies
and Prevention Programs
1
2
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster
Funktionsbereich Bewegungsanalytik, Klinik für Allgemeine Orthopädie, Universitätsklinikum Münster
Zusammenfassung
Summary
In den letzten Jahren wurden verschiedene Präventionsstrategien zur
Verhinderung von Kreuzbandverletzungen entwickelt. Dabei verfolgen
die einzelnen Präventionsprogramme unterschiedliche Ansätze:
1. Aufklärung und Modifikation von gefährdenden Bewegungen (z.B.
Henning Program, Vermont ACL Prevention Program). Dabei werden die
Sportler über die Risikobewegungen aufgeklärt, und es wird trainiert,
wie diese Situationen vermieden werden können.
2. Propriozeptionstraining (z.B. das Caraffa-Programm). Bei italienischen Profi-Fußballern konnte die Anzahl der Kreuzbandverletzungen
mit einem Propriozeptionstraining auf dem Balancebrett signifikant reduziert werden. Eine schwedische Studie an heranwachsenden weiblichen Fußballspielerinnen konnte diesen Effekt nicht zeigen.
3. Gezieltes Sprungtraining (z.B. „Cincinatti-Sportsmetric-Program“).
Bei diesem Präventionsansatz erfolgt ein zeitlich gestaffeltes Sprungund Krafttraining.
4. Kombinationsprogramme. Diese Programme vereinigen Elemente aus
allen vorherigen drei genannten Präventionsansätzen.
Ein einheitliches Präventionsprogramm gibt es bisher nicht. Möglicherweise ist der Präventionseffekt bei einer Kombination der unterschiedlichen Programme am größten.
Female athletes tend to be more upright with a slightly flexed knee when
cutting and landing. The muscle mechanics in this position favour the
quadriceps while denying a favourable position for the hamstrings to
counteract the quadriceps. Additionally, women also have greater quadriceps activation. Various studies have shown that specific training
programs can significantly reduce the incidence of ACL injuries:
1. Information about injury mechanism (eg. Henning Program, Vermont
ACL Prevention Program). The athletes are trained how to prevent situations which put them at risk for injury.
2. Proprioception (eg. Caraffa Program). In male professional soccer
players, Caraffa showed that incorporation of proprioceptive skills such
as balance board exercises into pre-season conditioning program is able to significantly reduce the ACL injury rate.
3. Jump training (e.g. the Cincinatti Sportsmetric Program). This program includes a temporary staggered jump training.
4. Combination Programs. These programs include elements of all three
of the above programs.
A universal prevention strategy is not known at the moment, but there is evidence that a combination of different strategies maximizes the
effect.
Schlüsselwörter: Verletzungsmechanismen, Nicht-KontaktVerletzungen, Präventionsprogramme, Ballsport, Vorderes Kreuzband
Key words: Injury mechanism, Non-contact injury, Preventionprograms, Ball sport, Anterior cruciate ligament
Einleitung
Das vordere Kreuzband ist bei einer Knieverletzung die
am häufigsten betroffene Bandstruktur (20). Die Inzidenz
der Kreuzbandruptur wird auf 1:3 500 in der Allgemeinbevölkerung geschätzt (7, 25). Diese Zunahme ist eine
Folge des erhöhten Freizeitangebotes und des erhöhten
Aktivitätsbewusstseins unserer Gesellschaft. Insbesondere Ballsportarten erfreuen sich großer Beliebtheit. Aufgrund der spieltypischen Sprung- und Abbremsbewegungen kommen Kreuzbandrupturen im Ballsport vergleichsweise häufig vor.
Da das vordere Kreuzband eine wichtige Funktion für
die Kinematik des Kniegelenkes hat, bedeutet eine Kreuzbandruptur ernste Konsequenzen für den betroffenen
Sportler. Eine chronische Instabilität kann die sportliche
Leistungsfähigkeit unmittelbar beinträchtigen. Langfristig führen rezidivierende Subluxationsereignisse zu
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Meniskus- und Knorpelschäden (7). Die Inzidenz der
Osteoarthrose ist bei Sportlerinnen mit einer Ruptur des
vorderen Kreuzbandes deutlich erhöht (24). Lohmander et
al. (24) untersuchten 103 Fußballspielerinnen 12 Jahre
nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes. 82 % dieser
Spielerinnen wiesen nach dieser Zeit radiologische Arthrosezeichen am verletzten Knie auf (24). Eine operative
Rekonstruktion hatte in dieser Studie keinen Einfluss auf
die Inzidenz der Arthrose. Offensichtlich haben Meniskusund Knorpelverletzungen, die bei dem initialen Kniegelenkstrauma entstehen einen Einfluss auf die Entstehung
der Osteoarthrose (Abb. 1). Diese Faktoren können durch
eine Kreuzbandersatzplastik nicht beeinflusst werden. Mit
dieser Operation kann nur die Instabilität behandelt werden. Andererseits sind Kreuzbandplastiken technisch anspruchsvolle Operationen. Operationsfehler wie z.B. eine
falsche Platzierung der Bohrkanäle kann die Mechanik
des Kniegelenkes nachhaltig negativ beeinflussen.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
157
Übersichten
Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention
Aus diesem Grunde sollte die Prävention von Kreuzbandrupturen höchste Priorität bei Sportlern, Trainern
und Physiotherapeuten haben. In den letzten Jahren wurden verschiedene Strategien zur Prävention von Kreuzbandrupturen entwickelt. Für die geringe Beachtung dieser Präventionsprogramme in Deutschland können verschiedene Gründe ursächlich sein. Einerseits sind
Präventionsmaßnahmen zeitaufwändig. Daher ist die Bereitschaft der Trainer und Spieler, kostbare Trainingszeit
dafür zu opfern, oftmals gering. Andererseits wurde der
überwiegende Teil der Präventionsstrategien erst in den
letzten Jahren entwickelt und ist vielen Trainern,
Sportärzten und Physiotherapeuten nicht bekannt, da sie
noch nicht Gegenstand der Ausbildungsstrategien zur Erlangung der Trainerlizenz sind.
Eine Metaanalyse, in der unterschiedliche Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung von Kniegelenksverletzungen verglichen werden, kommt zu dem Ergebnis, dass
eine wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der Effektivität bisher nur für Präventionstrainingsprogramme vorliegt (36). Auch wenn sich die Verwendung von Orthesen
im Leistungssport einer großen Beliebtheit erfreut, sind
die Angaben hinsichtlich des prophylaktischen Effektes
von Kniegelenksorthesen widersprüchlich. Daher ist es
Ziel dieses Beitrages, einen Literaturüberblick über aktuelle Präventionstrainingsprogramme zur Verhinderung
von Kreuzbandrupturen zu geben.
Allgemeine Trainingsmodifikationen
zur Verletzungsprävention
Bereits Anfang der 80er Jahre wurde von Ekstrand et al. (8)
ein Trainingsprogamm zur Verletzungsprävention vorgestellt. Das Programm wurde in einer randomisierten Studie
an 12 männlichen Senioren-Fußballteams in Schweden getestet. Das komplexe Programm bestand aus verschiedenen
Komponenten:
1. Korrektur falscher Trainingsabläufe
2. Verbesserung der Ausrüstung
3. Prophylaktisches Tapen der Sprunggelenke von verletzten
Spielern
4. Kontrollierte Rehabilitation verletzter Spieler
5. Ausschluss von Spielern mit einer schweren Instabilität
6. Aufklärung über Verletzungsmechanismen und Animation zum fair play
7. Aufklärung der Mannschaftsärzte und Physiotherapeuten.
Mit diesem Präventionsprogramm konnten die Verletzungen in der Interventionsgruppe um 75 % verringert werden.
Ein Effekt auf die Inzidenz von Knieverletzungen oder sogar
von Kreuzbandverletzungen konnte mit diesem Ansatz jedoch nicht festgestellt werden (8).
Heidt et al. (15) haben an 300 weiblichen Fußballspielerinnen den Effekt eines 7-wöchigen Präventionsprogrammes
in der Vorsaison getestet. Dieses Programm setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:
158
Abbildung 1: Vordere Kreuzband-Verletzungs-Kaskade
1. Sportspezifisches kardiovaskuläres Konditionstraining
2. Plyometrische Übungen
3. Krafttraining
4. Flexibilitätsübungen.
Mit diesem 7-wöchigen Programm verletzten sich nur
14 % der Spielerinnen der Interventionsgruppe und 33,7 %
der Kontrollgruppe.
Ein weiteres komplexes Präventionsprogramm für den
Fußballsport wurde erst kürzlich von Junge et al. (21) für jugendliche Spieler im Amateurbereich vorgestellt. Dieses Programm beinhaltet folgende Aspekte:
1. Regelmäßiges Aufwärmen und kontrolliertes Abkühlen
2. Tapen von instabilen Sprunggelenken
3. Adäquate Rehabilitation verletzter Spieler
4. Aufklärung über Verletzungsmechanismen und
Motivation zum fair play.
Außerdem enthält dieses Programm im Gegensatz zu den
vorher genannten Programmen Übungen zur Stabilisierung
des Sprung- und Kniegelenkes und zur Verbesserung von
Koordination, Reaktionszeit und Ausdauer. Mit diesem Programm konnten in der Interventionsgruppe 21 % weniger
Verletzungen als in der Kontrollgruppe erzielt werden.
Von diesen unspezifischen Präventionsprogrammen müssen spezifische Programme unterschieden werden, die speziell für die Verhinderung von Kniegelenksverletzungen entwickelt wurden (4, 13, 17, 27, 29). Dabei kann man die einzelnen Strategien und Programme aufgrund ihrer
unterschiedlichen Ansätze unterscheiden (Tab. 1):
1. Aufklärung über Verletzungsmechanismen und Modifikation gefährdender Bewegungsmuster (13)
2. Programme zur Verbesserung der Propriozeption (4)
3. Neuromuskuläres Training zur Optimierung der inter- und
intramuskulären Koordination (17)
4. Kombinationsprogramme (27, 29).
Ziel des zweiten Teils unseres Beitrages ist es, einen Literaturüberblick über Präventionstrategien zur Verhinderung
von Kniegelenksverletzungen im Ballsport zu geben.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Rupturen des vorderen Kreuzbandes. Teil 2
Übersichten
Tabelle 1: Übersicht über spezifische “Knieverletzungs-Präventionsprogramme”
Name des Programmes
und Autor
Prinzip
Probanden
Sportart
Ergebnisse
Weitere Informationen
Henningprogramm
(Grifis 2000)
Aufklärung und
Bewegungsmodifikation
2 weibliche
Basketballteams
Basketball
Reduktion von VKB
Rupturen um 89%
Dean Griffis
240 South Forest View
Ct.
Wichita, KS 67235, USA
Vermont ACL Prevention
Program
Ettlinger et al. (1995)
Aufklärung und
Bewegungsmodifikation
4700 Skilehrer/innen
und Pistenpatrols
Alpin-Ski
Reduktion schwerer
Knieverletungen um
62%
Vermont Safety
Research
PO Box 85
Underhill Center, VT
0590, USA
Caraffa-Programm
(Caraffa et al. 1996)
Propriozeptionstraining
300 männliche
Profifußballspieler
Fußball
Trainingsgruppe 10
VKB Rupturen
Kontrollgruppe 70 VKB
Rupturen
A Caraffa
Orthopaedic Clinic
S. Maria Hosptal
University of Perugia
I-05106 Terni, Italy
Södermann-Studie
(Södermann et a. 2000)
Propriozeptionstraining
121 jugendliche
weibliche Athleten,
Kontrollgruppe 100
jugendliche weibliche
Athleten
Fußball
kein signifikannter
Unterschied
hinsichtlich der
Verletzungshäufigkeit
zwischen beiden
Gruppen.
Cincinatti Sportsmetric
Program
(Hewett et al. 1999)
Sprungtraining mit
Dehnübngen
1263 weibliche
Probanden (Fußball,
Volleyball, Basketball)
Fußball,
Basket ball,
Volleyball
Trainingsgruppe 2 VKB
Rupturen
Kontrollgruppe 10 VKB
Rupturen
Cincinatti Sportsmetric
Research and Education
Foundation
311 Straght Street
Cincinatti, OH 45219
Norwegisches HandballPräventionsprogramm
(Myklebust et al. 2003)
Aufklärung und
Bewegungsmodifikation,
Propriozeptionstraining
und Sprungtraining
52-60 weibliche
Handballmanschaften
Handball
NichtPräventionssaison: 29
VKB Rupturen
1. Präventionssaison:
23 VKB Rupturen,
2. Präventionssaison:
17 VKB Rupturen
www.ostrc.no
Deutsches Handball
Präventionsprogramm
(Petersen et al. 2005)
Aufklärung und
Bewegungsmodifikation,
Propriozeptionstraining
und Sprungtraining
Weibliche Athleten
Handball
Trainingsgruppe 1 VKB
Ruptur
Kontrollgruppe 5 VKB
Rupturen
www.klinikum.unimuenster.de/institute/u
hchir/
PEP Programm
Aufklärung und
Bewegungsmodifikation,
Propriozeptionstraining
Weibliche Athleten,
(833 Athleten in der
Kontrollgruppe und
561 Athleten in der
Interventionsgruppe)
Fußball
Interventionsgruppe :
7 VKB-Rupturen
(Verletzungsrate 0.15),
Kontrollgruppe 19
VKB Rupturen (0.28)
Mrs. Holly Silvers (PT)
Hollypt99@aol.com
Aufklärung über Verletzungsmechanismen und Modifikation
gefährdender Bewegungsmuster
Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Kreuzbandrupturen (VKB) im Ballsport bei weiblichen Sportlern
etwa 2,4 bis 9,5 mal häufiger vorkommen als bei Männern
(11). Als Grund für diese hohe Inzidenz werden im Schrifttum vor allem geschlechtsspezifische Unterschiede bei
sportspezifischen Bewegungen gesehen (18).
Kreuzbandrisse entstehen im Ballsport am häufigsten
bei der Landung nach einem Sprung und während schneller Richtungswechsel entstehen (28, 34). Videoanalysen
ergaben, dass sich das Kniegelenk zur Zeit der Verletzung
am häufigsten in leichter Beugung, in Valgus- und
Außenrotationsstellung befindet (34). In dieser KnieposiJahrgang 56, Nr. 6 (2005)
tion ist die Spannung im vorderen Kreuzband sehr hoch
und die muskulären Agonisten des vorderen Kreuzbandes,
die ischiokruralen Muskeln, haben einen ungünstigen Hebelarm, um das Tibiaplateau zu sichern. Außerdem soll es
zu einem Impingement am lateralen Femurcondylus kommen (28). Der Körperschwerpunkt liegt zum Zeitpunkt der
Verletzung hinter dem Kniegelenk. In dieser Situation
muss die Hüfte schnell flektiert werden, um den Körperschwerpunkt nach vorne zu bringen. Bei dieser Bewegung
kommt es zur schnellen Kontraktion des M. quadrizeps,
dem muskulären Antagonisten des vorderen Kreuzbandes. Eine plötzliche Anspannung dieses Muskels kann bei
diesen Kraftverhältnissen der Hebelarme zur Ruptur des
vorderen Kreuzbandes führen.
Bewegungsanalysen haben gezeigt, dass weibliche
Athleten nach einem Sprung in einer aufrechteren Position landen als Männer mit einem weniger gebeugten Knie-
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
159
Übersichten
Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention
und Hüftgelenk. Außerdem halten weibliche Sportler das
Knie vermehrt in Valgus-Position. Auch bei Drehbewegungen haben Frauen eine aufrechtere Körperhaltung.
Frauen erreichen nach dem Landen nach einem Sprung
einen durchschnittlichen Kniebeugewinkel von 17°; Männer hingegen einen Kniebeugewinkel von durchschnittlich 31° (23). Nach dem Bodenkontakt beim Landen erreichen Frauen den maximalen Kniebeugewinkel deutlich
schneller als Männer. Auf diese Weise werden die Kräfte
nach einem Sprung bei weiblichen Sportlern abrupter absorbiert als bei Männern (23). Videonanalysen haben gezeigt, dass sich das Kniegelenk bei der Entstehung einer
Kreuzbandruptur in nur geringer Beugestellung befindet,
der Körperschwerpunkt liegt hinter dem Knie, der Unterschenkel ist außenrotiert und das Knie befindet sich im
Valgus. Die Muskelmechanik begünstigt in dieser Position den M. quadrizeps. Zusätzlich ist der Hebelarm der
ischiokruralen Muskulatur, die den Tibiakopf nach vorne
sichert, verkürzt.
Aus diesen Beobachtungen und Befunden ergaben sich
Hinweise auf Strategien zur Prävention von Knieverletzungen bei weiblichen Sportlern. Lephardt et al. (23)
konnten mittels Bewegungsanalysen zeigen, dass diese
„gefährlichen“ Bewegungsmuster durch geeignete Übungen unter Anleitung verändert werden können. Nach Angaben von Cowling et al. (6) reichen verbale Instruktionen, um den Kniebeugewinkel bei der Landung signifikant zu erhöhen.
Dieser Ansatz zur Prävention von Kniegelenksverletzungen wurde erstmals jedoch von Henning beschrieben.
Das „Henning Program“ wurde zur Verhinderung von
Kreuzbandverletzungen im Basketball entwickelt. Es
zielt darauf ab, Bewegungsmuster zu modifizieren und
auf diese Weise verletzungsanfällige Gelenkstellungen
zu vermeiden. Das sogenannte „plant and cut“-Manöver
soll als runde Bewegung in Einzelschritten durchgeführt
werden. Bei der Landung nach einem Sprung soll das
Knie gebeugt und nicht gestreckt sein, das Abstoppen
soll nicht mit geradem Knie, sondern durch mehrere kleine Schritte erfolgen. Diese Präventionsstrategien sollen
den Sportlern durch einen Videofilm nähergebracht werden.
Henning hat dieses Programm an 2 Basketballmannschaften getestet. In Team A sind in den 2 Jahren, bevor
das Präventionstraining begonnen wurde, 5 VKB-Rupturen aufgetreten. In Team B sind in den letzten 2 Jahren 9
Rupturen des vorderen Kreuzbandes aufgetreten. Nach
Einführung des „Henning Programs“ sank die Prävalenz
in Team A auf 2 VKB-Rupturen in 8 Jahren und in Team
B auf eine VKB-Ruptur in 3 Jahren (13). Leider wurden
diese Ergebnisse nur in Form eines Abstracts und nicht als
Originalartikel publiziert. Außerdem ist das Studiendesign
aufgrund der geringen Probandenzahl unzureichend und
erlaubt daher keine endgültigen Aussagen.
Die von Henning beschriebenen Präventionsansätze
wurden später jedoch in verschiedenen Präventionsansätzen aufgegriffen (17, 27, 29).
160
Ein weitere Studie aus dem Skisport zeigt, dass Aufklärung über die Verletzungsmechanismen präventiv wirken kann. Jede fünfte alpine Rennläuferin erleidet eine
VKB-Ruptur, und die Inzidenz von VKB-Rupturen ist bei
weiblichen Athletinnen im Skisport um den Faktor 3,1 erhöht. Der Großteil der VKB-Verletzungen entsteht im
Skisport in einer Situation, in der das Kniegelenk stark
flektiert ist, sich der Körperschwerpunkt hinter dem Knie
befindet und der Unterschenkel innenrotiert ist. Dieser
Mechanismus ist im Schrifttum auch als „Phantomfußmechanismus“ bekannt (9). Aufgrund dieser Daten wurde
das „Vermont ACL Prevention Program“ entwickelt. Bei
diesem Programm werden die Probanden mit Videos konfrontiert, die typische VKB-Verletzungssituationen im
Skisport zeigen. Diese Videos sollen die Probanden zur
Entwicklung eigener Präventionsansätze stimulieren (9).
Die Videos sollen helfen, gefährliche Situationen zu erkennen und eine Antwort auf den Verletzungsreiz in Beinahe-Verletzungs-Situationen zu entwickeln. In der Saison 1993/94 nahmen 4 700 Skilehrer/innen und „PistenPatrols“ in den USA an diesem Programm teil. Durch
dieses Programm konnten ernste Kniegelenksverletzungen um 62 % reduziert werden (9).
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass erste Hinweise dafür bestehen, dass durch Aufklärung über Verletzungsmechanismen und die Modifikation gefährdender
Bewegungsmuster Kniegelenksverletzungen verhindert
werden können.
Propriozeptionstraining
Propriozeption (afferente Informationen über die Stellung
des Gelenkes) ist die sensorische Quelle für Informationen,
die die neuromuskuläre Kontrolle eines Gelenkes ermöglichen (22). Propriozeptive Informationen werden von verschiedenen Mechanorezeptoren gemeldet, die in Muskeln,
Gelenken (Bändern und Kapsel) und in der Haut vorkommen.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Inzidenz
von Sprunggelenksverletzungen durch „propriozeptive“
Übungen auf einem Balancebrett deutlich gesenkt werden
kann (2, 37, 38). Die Angaben im Schrifttum hinsichtlich des
Effektes von Propriozeptionsübungen auf die Inzidenz von
Kreuzbandverletzungen sind jedoch widersprüchlich.
Caraffa et al. (4) konnten an 300 professionellen männlichen Fußballspielern zeigen, dass Übungen auf einem Balancebrett die Rate an Kreuzbandrupturen signifikant senken
kann. In der Trainingsgruppe (n=300) kam es zu 10 Kreuzbandrupturen, in der Kontrollgruppe (n=300) kam es zu 70
Kreuzbandrupturen. Diese Studie ist die einzige Studie, die
zeigt, dass Propriozeptionsübungen am Kniegelenk wirksam
sind und auch bei männlichen Spielern nützlich sind.
Wedderkopp et al. (39) haben ein Interventionsprogramm
unter Verwendung von Balancebrettern an jugendlichen
weiblichen Handballspielerinnen untersucht. Zusätzlich
wurden Kräftigungsübungen durchgeführt. In dieser Studie
konnten 78 % der Verletzungen mit dem Programm verhindert werden. Um den Effekt der Balanceübungen hinsichtlich
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention
Übersichten
Tabelle 2: Das Deutsche Handball-Verletzungs-Präventionstraining
Propriozeptionsübungen
1. Stufe
(1. Woche)
Einbeinstand und handballspezifische Wurfübungen (auf
achsengerechte Ausrichtung des Kniegelenkes achten, Knie
in leichter Beugung, keine Außenrotation), evtl. Übungen mit
geschlossenen Augen
2. Stufe
(2. Woche)
Rundes Wackelbrett: Erst beidbeining, dann einbeinig, gegensätzliche Bewegungen von Stand- und Spielbein, Leichte
Wurfübungen mit Partner
Sprungübungen
Saltomatte: Sprünge auf der Matte (erst beidbeinig, dann einbeinig),
später mit handballspezifischen Wurfübungen.
Körperkontrolle durch den Trainer: Landen auf dem Vorfuß,
Knie über den Zehen
3.Stufe
(3. Woche)
Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig (abwechselnd links und rechts) und Wurfübungen mit Partner
Saltomatte: Sprünge vom Boden auf die Matte (erst beidbeinig, dann
einbeinig), später mit handballspezifischen Wurfübungen.
4.Stufe
(4. Woche)
Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig (abwechselnd links und rechts) und Wurfübungen mit Partner
Saltomatte: Sprünge vom Kasten auf die Matte (erst beidbeinig, dann
einbeinig), später mit handballspezifischen Wurfübungen.
5.Stufe
(5. Woche)
Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig und
Wurfübungen mit Partner, zusätzlich Übungen bei denen der
Spieler durch seinen Partner aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
Saltomatte: Sprünge vom Kasten auf die Matte (erst beidbeinig, dann
einbeinig), später mit handballspezifischen Wurfübungen.
6.Stufe
(6. Woche)
Rundes Wackelbrett, längliches Wackelbrett: Einbeinig (abwechselnd links und rechts), geschlossenen Augen und Wurfübungen mit Partner
Saltomatte: Sprünge vom Kasten auf die Matte, handballspezifische
Wurfübungen, geschlossene Augen.
des präventiven Trainingseffektes zu evaluieren, verglichen
Wedderkopp et al. (40) in einer Folgestudie zwei verschiedene Präventionsprogamme miteinander (16 Handballmannschaften mit weiblichen Spielern). In einer Gruppe wurden
standardisierte Kräftigungsübungen mit Balanceübungen
kombiniert. In der Kontrollgruppe wurden nur Kräftigungsübungen durchgeführt. Die allgemeine Verletzungsinzidenz
betrug in der Balancebrettgruppe 2,4 Verletzungen/1 000
Spielstunden und in der Kontrollgruppe 6,9 Verletzungen/1 000 Spielstunden. Aufgrund der Probandenzahl konnten keine Aussagen zur Inzidenz von Kniegelenksverletzungen gemacht werden.
Zu einem gegenteiligen Ergebnis kamen Söderman et al.
(30). Diese Arbeitsgruppe hat ein Balancebretttraining an
121 jugendlichen weiblichen Fußballspielerinnen getestet
(30). Einhundert weitere Spielerinnen dienten als Kontrollgruppe. Beide Gruppen wurden über eine Spielsaison beobachtet. Zum Ende der Saison bestand kein signifikannter Unterschied hinsichtlich der Verletzungshäufigkeit zwischen
beiden Gruppen. Die Rate schwerer Verletzungen war in der
Interventionsgruppe sogar deutlich höher (8 versus 1). Vier
von 5 Rupturen des vorderen Kreuzbandes kamen in der Interventionsgruppe vor. Nur unter Spielerinnen, die innerhalb
der letzten drei Monate vor Studienbeginn eine Verletzung
erlitten, kam es zu signifikant weniger Verletzungen in der
Interventionsgruppe.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die derzeitige
Datenlage für den Einsatz von Balancebrettern spricht. Die
allgemeine Verletzungsinzidenz und die Rate von Verletzungen des oberen Sprunggelenkes (OSG) kann mit einem Balancebretttraining reduziert werden. Ob das Training auf Balancebrettern jedoch einen Effekt auf Kniegelenksverletzungen hat, ist nicht eindeutig gesichert und bedarf weiterer
Forschung.
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Sprungübungen
(neuromuskuläres Training)
Auch die Aktivierung der das Kniegelenk stabilisierenden
Muskeln weist geschlechtsspezifische Unterschiede auf.
Weibliche Sportler scheinen sich hinsichtlich der Aktivierungsmuster der Kniegelenksmuskulatur von männlichen
Sportlern zu unterscheiden. Huston und Woitys (18) beobachteten, dass weibliche Hochleistungssportler bei einer experimentellen vorderen tibialen Translation (Verletzungsreiz) mit einer Aktivierung des M. quadrizeps antworteten
(Quadrizeps-Dominanz). Bei männlichen Sportlern sowie
untrainierten Kontrollpersonen (weibl. und männl.) kam es
zu einer Aktivierung der ischiokruralen Muskulatur. Hewett
et al. (16) konnten zeigen, dass männliche Athleten die
Knieflexoren beim Landen nach einem Sprung im Vergleich
zu weiblichen Athleten signifikant schneller aktivieren. Biomechanische Analysen haben ergeben, dass auf diese Weise
sehr hohe Bodenreaktionskräfte entstehen (16). Durch ein
spezielles Sprungtraining konnte die muskuläre Dysbalance
zwischen M. quadrizeps und ischiokruraler Muskulatur jedoch beseitigt und die Aktivität der ischiokruralen Muskulatur gesteigert werden (16). Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine schnelle Aktivierung der ischiocruralen Muskulatur auf einen Verletzungsreiz einen wichtigen Beitrag
zur funktionellen Sicherung des Kniegelenkes leistet (1, 3,
14, 31).
Diese Ergebnisse dienten Hewett et al. (16) zur Etablierung eines spezifischen Sprungtraining-Programmes zur
Verbesserung der neuromuskulären Kontrolle des Kniegelenkes. Dieses Programm wurde als „Cincinatti Sportsmetric
Training Program“ an 1 263 Probanden (Fußball, Volleyball,
Basketball) getestet (17).
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
161
Übersichten
Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention
Wichtig ist bei diesem Programm die Bewegungskontrolle, um gefährdende Bewegungsmuster zu eliminieren. Die
Bewegungskontrolle richtet sich nach den von Henning
(1990) angegebenen Prinzipien. Das Programm dauert 6 Wochen und wird in der Vorsaison 3x pro Woche durchgeführt.
Es besteht aus verschiedenen Sprungübungen, deren Kom–
plexität sich zunehmend steigert. Vor den Sprungübungen
wurden für 15-20 Min. Dehnübungen durchgeführt.
In dieser Studie erlitten in der Trainingsgruppe nur 2
Spielerinnen eine ernste Verletzung im Gegensatz zu 10
Spielerinnen in der Kontrollgruppe. Die relative Verletzungsinzidenz betrug in der Interventionsgruppe 0,12 und in
der Kontrollgruppe 0,43.
Hewetts Arbeiten (16, 17) zeigen, dass gezielte Sprungübungen die Balance von Beuge- und Streckmuskeln verbessern. Wichtig scheinen auch bei diesen Übungen die von
Henning postulierten Grundsätze zur Verletzungsprävention
zu sein.
Kombinationsprogramme
Die positiven Erfahrungen mit den einzelnen Präventionsmaßnahmen haben nahegelegt, diese miteinander zu kombinieren (Tab.
1). Ein Merkmal
dieser
Programme
ist, dass sie
durch
die
Integration
sportartspezifischer
Übungen auf
einzelne
Abbildung 2: Typische Propriozeptionsübung auf weichem
Balacebrett. Diese Balancebretter sind im Handel erhältlich Sportarten
zugeschnitten sind. Bislang wurden solche Programme für den Handball- und Fußballsport entwickelt.
Handball
Myklebust et al. (27) haben ein solches Programm in Norwegen etabliert und im Rahmen einer prospektiven Studie an
weiblichen Handballmannschaften getestet. Das Programm
beinhaltet ein nach seiner Schwierigkeit gestaffeltes Balance- und Sprungtraining. Die Balanceübungen werden auf
Balancebrettern oder Airex-Matten mit oder ohne Partner
sowie mit und ohne Ball durchgeführt. Bei den Sprungübungen erfolgt die Landung teilweise auf einer Matte, um
einen Unsicherheitsfaktor zu erzeugen. Bei den Übungen soll
die Stellung der unteren Extremität nach den von Henning
angegebenen Prinzipien kontrolliert werden.
Das Programm wurde über 3 Wettkampfperioden an 153
Athletinnen getestet. In der Saison, in der das Präventionstraining nicht durchgeführt wurde, ereigneten sich 29
Rupturen des vorderen Kreuzbandes; in der ersten Interventionssaison ereigneten sich 23 VKB-Rupturen, der zweiten
Interventionssaison kamen nur 17 VKB-Rupturen vor. Eine
162
weitere wichtige Beobachtung dieser Studie war, dass die
Compliance bei Trainern und Spielern kontinuierlich über
den Studienzeitraum abnahm (27).
Ein ähnliches Präventionsprogramm wurde parallel von
unserer Arbeitsgruppe entwickelt (29). Dieses Präventionsprogramm setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen
(Tab. 2):
1. Aufklärung: Es erfolgt eine Aufklärung der Mannschaft
über die Verletzungsmechanismen an der unteren Extremität im Ballsport
2. Propriozeptionstraining: Das Propriozeptionstraining beinhaltet Übungen auf einem käuflich erwerblichen
Balancebrett (Abb. 2).
Innerhalb der 8-wöchigen Vorbereitungsphase erfolgt ein in seiner Schwierigkeit gestaffeltes Trainingsprogramm (Tab. 2). Anfangs
wurden Übungen im beidbeinigen Stand durchgeführt, später einbeinig und
unter Verwendung eines
Wackelbrettes. Frühzeitig erfolgte der Einsatz des Balles
in Form einfacher Wurfübungen mit dem Partner.
Der höchste Schwierigkeitsgrad beinhaltet Übungen mit Abbildung 3: Typische Sprungübung
geschlossenen Augen mit vom Kasten auf eine WeichbodenmatDas Knie soll bei der Landung geund ohne Ball sowie Übun- te.
beugt sein, der Athlet soll auf dem
gen, bei denen der Partner Vorfuß landen mit dem Knie über dem
den Übenden aus dem Fuß
Gleichgewicht bringt.
3. Koordinations- und Sprungtraining (Abb. 3): Beim Koordinations- und Sprungtraining steht die Bewegungskontrolle bei Sprung im Vordergrund. Diese erfolgt durch den
Physiotherapeuten, Trainer und später durch den Übungspartner. Dabei soll darauf geachtet werden, dass sich der Körperschwerpunkt beim Landen nicht hinter dem Fuß befindet
(„Knie-über-dem-Zeh-Position“). Beim Landen sollte der Fuß
nicht flach, sondern mit dem Vorfuß zuerst aufgesetzt werden (Tab. 2). Eine weiche Matte soll die Übungen erschweren
und propriozeptive Fähigkeiten bei der Landung trainieren
(Abb. 3).
Dieses Programm wurde in Form eines kleinen Heftes zusammengefasst und unter den Spielerinnen verteilt. In der
Vorbereitungsphase wird das Trainingsprogramm in seiner
vollen Intensität 3x pro Woche für 10 Minuten durchgeführt.
In der Spielphase wurden nur Propriozeptionsübungen (1-2x
5 Min/Woche) weitergeführt. Es ist sinnvoll, die Übungen in
ein Zirkeltraining einzubauen. Wichtig ist außerdem, dass
die trainierten Gelenke während des Trainings keine passive
Unterstützung durch Tapeverbände, Orthesen oder Schuhmaterial bekommen. Im prospektiven Vergleich traten in der
nicht präventiv trainierten Kontrollgruppe 5 Kreuzband-
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Kreuzbandruptur. Teil 2: Prävention
rupturen auf; in der Präventionsgruppe kam es nur zu einer
VKB-Ruptur. Auch die Häufigkeit mittelschwerer und leichter Verletzungen der unteren Extremität war in der Präventionstrainingsgruppe geringer als in der nicht trainierten
Gruppe (29).
Fußball
Im Rahmen des „Santa Monica ACL Prevention Projects“
wurde das Prevent Injury Enhance Performance (PEP) entwickelt. Das Programm ist eine 15-minütige Trainingssitzung, die das traditionelle Aufwärmen ersetzen soll. Auf diese Weise soll keine wertvolle Trainingszeit verschenkt werden. Die Ziele dieses Präventionstrainings sind:
voranzutreiben. Weitere Studien sind notwendig, um die
bestehenden Präventionsprogramme zu verbessern und
Strategien für weitere Ballsportarten zu entwickeln. Es ist
notwendig, dass in Zukunft der Präventionsforschung in
Deutschland ein höherer Stellenwert eingeräumt wird und
entsprechende Forschungsprojekte von öffentlicher oder
privater Hand gefördert werden.
Literatur
1.
2.
1. Vermeidung von verletzungsgefährdenden Positionen
2. Steigerung der Flexibilität
3. Steigerung der Kraft
4. Sprungübungen
5. Propriozeptionsübungen.
Die Ergebnisse wurden auf dem “Specialty day” der “American Orthopaedic Society for Sports Medicine” (AOSSM) auf
dem amerikanischen Orthopäden Kongress 2004 in San
Franzisco vorgetragen. 61 Mannschaften mit 1 394 weiblichen Athleten nahmen im Jahre 2002 an der Studie teil
(833 Athleten in der Kontrollgruppe und 561 Athleten in
der Interventionsgruppe). In der Interventionsgruppe kam
es zu 7 Rupturen des vorderen Kreuzbandes (Verletzungsrate 0,15) im Gegensatz zu 19 in der Kontrollgruppe
(0,28). Die unterschiedlichen Verletzungsraten erreichten
in der zweiten Saisonhälfte ein signifikantes Niveau.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Es bestehen Hinweise, dass Verletzungen des Kniegelenkes beim weiblichen Athleten durch geeignete Modifikationen des Trainings verhindert werden können. Dabei
sollten diese Trainingsinhalte in das normale Aufwärmtraining integriert und möglichst mit sportartspezifischen
Übungen kombiniert werden. Ein Präventionsprogramm
sollte folgende Punkte berücksichtigen:
1. Aufklärung über Verletzungsmechanismen
2. Sprungübungen zur Kraftsteigerung und Bewegungskorrektur
3. Propriozeptionsübungen.
Daneben sollte das Training allgemeine Ausdauer, Kraft
und Flexibilität garantieren.
Es wäre wünschenswert, dass diese Prinzipien auch
von deutschen Sportlern, Trainern und Sportärzten beachtet werden. Der Schwerpunkt der präventiven Forschungsinteressen scheint zum derzeitigen Zeitpunkt im
Skandinavischen Raum sowie in Amerika zu liegen. Eine
enge Zusammenarbeit von Klinikern, Bewegungsanalytikern, Trainern und Sportlern kann dazu beitragen, den
Stellenwert von präventiven Strategien in Deutschland
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Übersichten
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
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Korrespondenzadresse:
PD Dr. med. Wolf Petersen
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum Münster
Waldeyerstr. 1
48149 Münster
E-mail: wolf.petersen@ukmuenster.de
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) e.V.
Mitglied des Weltverbandes für Sportmedizin (FIMS)
Geschäftsstelle
Landesverbände
Frau U. Landmann, Hugstetter Str. 55,
79106 Freiburg, Tel. (0761) 270-7456,
Fax: 2024881 o. 270-7470,
e-mail: dgsp@dgsp.de http://www.dgsp.de
Sportärztebund Baden:
Langgewann 91, 69121 Heidelberg,
Tel. (06221) 439109, Fax: 408119,
e-mail: gmetz@sportmedizin-baden.de
Südbaden: Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg, Tel. (0761) 2 70 74 -54/73, Fax: -70,
e-mail: u.korsten-reck@msm1.ukl.uni-freiburg.de
Präsidium
Bayerischer Sportärzteverband:
Präsident:
Univ.-Prof. Dr. H.-H. Dickhuth, Abt. Rehab. u.
Präv. Sportmedizin, Med. Universitätsklinik,
Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg, Tel. (0761)
270-7450, -7451, Fax: 270-7470, e-mail: dickhuth @msm1.ukl.uni-freiburg.de
Vizepräsidenten:
Prof. Dr. K. Völker, Inst. für Sportmed., Uniklinikum Münster, Horstmarer Landweg 39,
48149 Münster, Tel. (0251) 833-5391, Fax: 5387, e-mail: klaus.voelker@uni-muenster.de
Dr. B. Tschirdewahn,
Plankentalstr. 32, 88422 Bad Buchau,
Tel.: (07582) 8356, Fax: 934310
Dr. D. Schnell, Otto-Willach-Straße 2,
53809 Ruppichteroth, Fax: (02295) 9099073
Prof. Dr. H. Löllgen, Med. Klinik, Kardiologie
Klinikum Remscheid GmbH, Burgerstr. 211,
42859 Remscheid, Tel.: (02191) 134000,
Fax: 134009, e-mail: h.loellgen@
sana-klinikum-remscheid.de
Prof. Dr. P. Bärtsch, Ruprecht-Karls-Universität, Med. Klinik und Poliklinik, Innere Medizin VII/Sportmedizin, Hospitalstr. 3, 69115
Heidelberg, Tel. (06221) 568100, Fax: 565972,
e-mail: peter_bartsch@med.uni-heidelberg.de
Georg-Brauchle-Ring 93, 80992 München,
Tel. (089)183503, Fax: 183596,
e-mail: bsaev@gmx.de
Berliner Sportärztebund:
Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin,
Tel (030) 823 -20 56, Fax: - 88 70,
e-mail: sportaerztebund@sport-berlin.de
Landesverband Brandenburg:
Universität Potsdam, Inst. f. Sportmed. u. Präv.,
Am Neuen Palais 10, Postfach 601553, 14415
Potsdam, Tel. (0331) 977-1768, Fax: 977-1296
Sportärztebund Bremen:
Bremerhavener Heerstr. 24, 28717 Bremen,
Tel. (0421) 693960, Fax: 630473,
e-mail: dgsp-bremen@t-online.de
Sportärztebund Hamburg:
Universität Hamburg, Inst. f. Sport- und Bewegungsmedizin, Mollerstr. 10, 20148 Hamburg,
Tel. (040) 42838-3599, Fax: 42838-2646,
e-mail: spomed@uni-hamburg.de
Sportärzteverband Hessen:
Orthopäd. Uniklinik und Poliklinik Friedrichsheim, Marienburgstr. 2, 60528 Frankfurt,
Tel. (069) 67058661, Fax: 67058680
e-mail:sportmedizin.hessen@t-online.de
(vormals Deutscher Sportärztebund)
Sportärztebund Rheinland-Pfalz:
Roonstr. 10, 67655 Kaiserslautern,
Tel. (0631) 16079, Fax: 25021 oder 3115536
e-mail: sportaerztebund-rheinland-pfalz.de
Sportärzteverband Saar:
Institut für Sport- und Präventivmedizin,
Universität des Saarlandes, Gebäude 39.1,
66041 Saarbrücken, Tel. (0681) 3 02-37 50 od.
-3739, Fax: 3 02-42 96
Sächsischer Sportärztebund:
MEDICA-Klinik für Rehabilitation und Sportmedizin, Käthe-Kollwitz-Str. 10, 04109 Leipzig,
Tel.: (0341) 251 8703, Fax: 251 8704
e-mail: saechsischersportaerztebund@hotmail.com
Landesverband Sachsen-Anhalt:
Dr. Jörg Franke, Orthopäd. Universitätsklinik,
Leipziger Str. 44, 39120 Magdeburg,
Tel. (0391) 6714011, e-mail:
joerg.franke@medizin.uni-magdeburg.de
Sportärzteverband Schleswig-Holstein:
Inst. f. Sport- u. Sportwiss., Olshausenstr. 40,
24098 Kiel, Tel. (0431) 880-3775, Fax: - 3777
Thüringer Sportärztebund:
Inst. für Sportmed., Universität Jena, Wöllnitzer Str. 42, 07749 Jena, Tel.: 03641/945650,
Fax: 945652, e-mail: c.wick@ghz.de
Sportärztebund Westfalen:
Krankenhaus für Sportverletzte Hellersen,
Paulmannshöher Str. 17, 58515 Lüdenscheid,
Tel. (0 23 51) 9 45 22 15, Fax: 9 45 2213,
e-mail: sportaerztebund-westfalen@t-online.de
Sportärzteschaft Württemberg:
Geschäftsstelle, Schloßhof 2, 88339 Bad
Waldsee, Tel. (07524) 4012-0, Fax: 4012-11
Sportärztebund Mecklenburg-Vorpommern:
Generalsekretär:
Dr. Dirk Lümkemann, Geschäftsstelle DGSP
(s.o.), Tel. (040) 45060802, Fax: 45060803,
e-mail: Dirk.Luemkemann@dgsp.de
Trotzenburger Weg 15, 18057 Rostock,
Tel. (0381 ) 497 5610, Fax: 497 5699
Ehrenpräsident:
Postfach110565, 30860 Laatzen,
Tel. (0511) 8208-2363, Fax: 8208-2362
e-mail: saebn@saebn.de
Prof. Dr. Dr. W. Hollmann, DSHS Köln, CarlDiem-Weg 6, 50933 Köln, Tel. (0221) 4982514
Sportärztebund Niedersachsen:
Sportärztebund Nordrhein:
Sportmed Service GmbH:
Jens Hudemann, Silcherstr. 5, 72076 Tübingen,
Tel. (07071) 2986463, www.sportmed-service.de
Carl-Diem-Weg 6, 50933 Köln, Tel. (0221)
49 3785 o. 49 825110, Fax: 49 3207,
e-mail: sportaerztebundnr@t-online.de
Schriftleitung der OM:
Dr. D. Schnell, Otto-Willach-Str. 2, 53809
Ruppichteroth, Fax: (02295) 9099073
Lokale Redaktion:
Dr. U. Künstlinger, Max-Cohen-Str. 30,
53121 Bonn, Tel.: 0228-622249, Fax:
611503, e-mail: kuenstlinger@t-online.de
Alle Adressen und Veranstaltungshinweise sind ständig abrufbar über
www.zeitschrift-sportmedizin.de
Redaktionsschluss für die Ankündigung autorisierter Veranstaltungen:
7-8/05 (kein Innenteil), 9/05 (1.9.05)
Partner der DGSP:
METZLER
B.Metzler seel. Sohn & Co.
Jahrgang 56 Nr. 6 (2005)
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
I
DGSP aktuell Termine
Datum
Anrechenbare
Stunden
Verband
Ort/Leitung
Thema
Adresse
2.7.-3.7.
Bayern
Regensburg
Dr. F. Möckel
Sportmed. Laktat-Leistungsdiagnostik
in der Rehabilitation, Prävention und
im Sport - Teil 2
Dr. Frank Möckel
Im Gewerbepark D50, 93059 Regensburg
Tel.: 0941/464-180, Fax: 464-1827
E-mail: moeckel.frank@t-online.de
Leibesüb.: 4
Sportmed.: 8
2.7.-31.7.
S-Hol
Damp
Prof. Dr. J. Haasters
35. Gesamtseminar zum Erwerb der
Zusatzbezeichnung Sportmedizin
Akademie Damp GmbH,
Lehrinstitut f. Phys. Therap., 24349 Damp
Tel.: 04352/80-8306
Leibesüb.: 120
Sportmed.: 120
6.7.-10.7.
Bayern
Bad Endorf
Prof. Dr. Rosemeyer
Dr. Hämel, Dr. Kugler
Dr. Krüger-Franke
9. Workshop Sportmedizin
Verletzungen Kniegelenk, Sprung-, Schultergelenk und Wirbelsäule im Sport
VFOS e.V., Dr. Kugler
Schleißheimer Str. 130, 80797 München
Fax: 089/12739316
Leibesüb.: 20
Sportmed.: 20
8.7.-10.7.
Nieders.
Melle
M. Trienen
Dr. St. Ueing
Anti-Aging und Sport
Inst. für Sportmedizin und Prävention
Schüchtermann-Klinik
Ulmenallee 11, 49214 Bad Rothenfelde
Tel.: 05424/641182, Fax: 641184
e-mail: isp@schuechtermann-klinik.de
Leibesüb.: 9
Sportmed.: 8
9.7.-10.7.
Hessen
Frankfurt
Dr. K. Pöttgen
4. Symposium für Trainer, Ärzte, Physiotherapeuten und med. Personal im Rahmen
des Opel Ironman Germany Triathlon
Dr. Klaus Pöttgen
Hobrechtstr. 26, 64285 Darmstadt
Tel.: 06151/292253, Fax: 273480
e-mail: klaus@drpoettgen.de
Leibesüb.: 8
Sportmed.: 6
10.7.-17.7.
Bayern
San Cassiano
Prof. Dr. A. Imhoff
Moderne Bergsportarten in
Theorie und Praxis
Frau Arndt, Sportorthopädie
Conollystr. 32, 80809 München
Tel.: 089/28924462
Leibesüb.: 30
Sportmed.: 22
16.7.-17.7.
Bayern
Regensburg
Dr. F. Möckel
Sportmed. Laktat-Leistungsdiagnostik
in der Rehabilitation, Prävention und
im Sport - Teil 1
Dr. Frank Möckel
Im Gewerbepark D50, 93059 Regensburg
Tel.: 0941/464-180, Fax: 464-1827
E-mail: moeckel.frank@t-online.de
Leibesüb.: 2
Sportmed.: 10
22.7.-24.7.
Hessen
Kultwitz
Dr. W. Hühn
Tauchmedizinisches Wochenendseminar
Dr. W. Hühn, HBO Zentrum Mittelhessen
Frankfurter Str. 90, 35578 Wetzlar
Tel.: 06441/97240, Fax: 97242
Leibesüb.: 9
Sportmed.: 4
23.7.
Württ
Bad Buchau
PD Dr. M. Huonker
Degenerative Erkrankungen des
Bewegungsapparates
Ausreichend Bewegung und richtige
Ernährung
Therapiezentrum Federsee, PD Dr. Huonker
Schlossplatz 2, 88422 Bad Buchau
Tel.: 07582/800-1349, Fax: 800-1368
e-mail: m.huonker@federseeklinik.de
Leibesüb.: 3
Sportmed.: 4
27.7.-29.7.
Württ
München
Internationale Konferenz zur FIFA WM 2006
Visions of Football,
ICM und Allianz-Arena, München
Tel.: 089/621711 15, Fax: 089/621 711 20
Leibesüb.: 3
Sportmed.: 3
31.7.-7.8.
Bayern
Hohlwegen/Österreich
Dr. P. Lenhart
Dr. H. Pabst
Dr. E. Dasinger
Sommersportkurs
Golf, Tennis, Bergsport, Tape-Kurs,
Notfälle im Sport, Kraft- und
Ausdauertraining
Dr. H. Pabst
Rosenstr. 3, 82205 Gilching
Tel.: 08105/277851, Fax: 773694
e-mail: info@pwc-dopingkontrolle.de
Leibesüb.: 28
Sportmed.: 28
13.8.
S-Hol
Neustadt
Prof. Dr. P. Dufek
Segeln
Klinik f. Orthop. Rehabilitation, Frau S. Drews
Am Kiebitzberg 10, 23730 Neustadt
Tel.: 04361/543921, Fax: 543990
e-mail: sdrews@schoen-kliniken.de
Leibesüb.: 4
Sportmed.: 4
20.8.-26.8.
Baden
Sustenpass
Prof. P. Bärtsch
Höhenmedizinischer Intensivkurs II
(Sommer)
Leif Anderson, AMS medical services GmbH
Dachauer Str. 37, 80335 München
Tel.: 089/54558267, Fax: 89220214
e-mail: kontakt@fobi-zentrum.de
Leibesüb.: 24
Sportmed.: 20
20.8.-26.8.
Österr. SpÄ
Velden am Wörhersee
Prof. Dr. K. Suckert
Dr. K. Suckert
61. Int. Fortbildungskurs für Sportmedizin
Die Rolle der Sportmedizin für
die Gesundheit
Prof. Dr. Hörtnagel, Inst. für Sport- u. Kreislaufmed.
Anichenstr. 35, A-6020 Innsbruck
e-mail: helmut.hoertnagel@uklibk.ac-at
Leibesüb.: 15
Sportmed.: 15
20.8.-27.8.
Hessen
Rieden am Forggensee
Dr. I. Tusk
Prof. Dr. D. Böhmer
PD Dr. M. Engelhardt
9. Sportmed. Sommerseminar, Theorie und
Praxis der Sportmedizin bei Luft-, See-, und
Bergsportarten, Zertifizierungspunkte 21
www.sportmedizin-seminare.de
Dr. Ingo Tusk
Am Tiergarten 26, 60316 Frankfurt
Tel.: 069/4908-5833, Fax: 4908-4509
e-mail: info@sportmedizin-seminare.de
Leibesüb.: 30
Sportmed.: 23
II
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Termine
Datum
DGSP aktuell
Ort/Leitung
Thema
20.8.-28.8.
Thür
Klink/ Müritz
Prof. R.-A. Venbrocks
9. Elle-Sommersporttage
Klinik f. Orthopädie, Friedr.-Schiller-Universität
Sporttraumatologie, Rehabilitation, Ernährung Sekret. Prof. Venbrocks, Frau Rothe
Segeln, Tauchen, Tennis, Fitness
Klosterlausnitzer Str., 97607 Eisenberg
Tel.: 036691/81010, Fax: 81013
Leibesüb.: 54
Sportmed.: 18
27.8.-28.8.
Westf
Lüdenscheid
Dr. Jakob
(Wochenendkurs 9)
Sportmed. Wochenende in Hellersen
Belastung und Leistungsfähigkeit bei Sportspielen und in techn. Disziplinen der Leichtath.
Infos s. www.sportaerztebund-westfalen.de
Sportkrankenhaus Hellersen, Sporttraumatologie
Paulmannshöher Str. 17, 58515 Lüdenscheid
Tel.: 02351/945-2281, Fax: 945-2283
e-mail: jakob@hellersen.de
Leibesüb.: 7,7
Sportmed.: 7,5
30.7.-28.8.
S-Hol
Damp
Prof. Dr. J. Haasters
36. Gesamtseminar zum Erwerb der
Zusatzbezeichnung Sportmedizin
Akademie Damp GmbH,
Lehrinstitut f. Phys. Therap., 24349 Damp
Tel.: 04352/80-8306
Leibesüb.: 120
Sportmed.: 120
31.8.-4.9.05
Sachsen
Leipzig
Prof. Dr. M. Busse
Blockausbildung zur Zusatzbezeichnung
Sportmedizin, Theorie und Praxis der
Sportmedizin, Block 3, Teil B
Sekretariat des Instituts für Sportmedizin
Marschnerstr. 29, 04109 Leipzig
Tel.: 0341/9731660
Leibesüb.: 0
Sportmed.: 40
2.9.-4.9.
Nieders
Wilhelmshausen
Dr. U. Hillmer-Vogel
Dr. B. Schnell
Sportmed. Aspekte des Wassersports
Kanu und Rudern
Dr. U. Hillmer-Vogel, Inst. für Sportwissenschaft
Sprangerweg 2, 37075 Gießen
Tel.: 0551/395692, Fax: 35404
Leibesüb: 10
Sportmed.: 8
2.9.-4.9.
Berlin
Rostock-Warnemünde
PD Dr. H. Mellerowicz
Dr. F. Hartmann
7. Sportmed. Seminar Wassersport
Internist. und orthopäd. Aspekte, Verletzungsrisiken und -prophylaxe, Segeln, Surfen,
Tauchen, Beach-Volleyball
Berliner Sportärztebund, Sabine Groß
Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin
Tel.: 030/8232056, Fax: 8238870
e-mail: info@berliner-sportaerztebund.de
Leibesüb.: 12
Sportmed.: 12
3.9.-4.9.
Berlin
Berlin
Dr. Ulrich Kiwus
Teil 2 der 2-teiligen Weiterbildung für Ärzte
in ambulanten Herzgruppen gem. Curriculum
der Deutschen Gesellschaft für Prävention
und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkr.
BGPR., Sabine Groß
Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin
Tel.: 030/8232056, Fax: 8238870
www.sport-berlin.de/bgpr
Leibesüb.:
Sportmed.: 14
3.9.-4.9.
Nieders
Norden-Norddeich
Dr. T. Drüke
Wassersport
Martina Hoffmann-Klein
Badestr. 15, 26506 Norden-Norddeich
Tel.: 04931/985-501, Fax: 985-674
e-mail: tdrueke@klinik-norddeich.dbkg.de
Leibesüb.: 7
Sportmed.: 7
3.9-7.9.
Nrh
Köln, DSHS
Prof. Dr. K. Weber
2. Kölner Wochenlehrgang
Sportspiele und Wassersport
in der sportärztlichen Praxis
(Wochenkurs V)
Institut für Sportspiele, Frau Kehrig, DSHS Köln
Carl-Diem-Weg 6, 50933 Köln
Tel.: 0221/4982-4330, Fax: 4995-637
e-mail: weber@dshs-koeln.de
Leibesüb.: ca. 20
Sportmed.: ca 20
4.9.-10.9.
Hessen
Riva/Gardasee
Prof. Dr. H. Stürz
Dr. J. Keemss
Dr. E. Basad
22. Sportmed. Wochenkurs am Gardasee
Aspekte und Grenzen des Leistungssports
Frau Ruppel, Sekretariat Orthop. Uniklinik
Paul-Meimbergstr. 3, 35385 Gießen
Tel.: 0641/9942913, Fax: 9942969
e-mail: sigrid.ruppel@ortho.med.uni-giessen.de
Leibesüb.: 25
Sportmed.: 25
7.9.-11.9.05
Sachsen
Leipzig
Prof. Dr. M. Busse
Blockausbildung zur Zusatzbezeichnung
Sportmedizin, Theorie und Praxis der
Sportmedizin, Block 4, Teil A
Sekretariat des Instituts für Sportmedizin
Marschnerstr. 29, 04109 Leipzig
Tel.: 0341/9731660
Leibesüb.: 40
Sportmed.: 0
8.9.-11.9.
Rhl-Pf
Liederbach
Dr. W. Hauck
Dr. B. van den Wyenbergh
Mountainbiken - sportmed. Aspekte
in Theorie und Praxis
Sportärztebund Rheinland-Pfalz e.V.
Medicusstr. 40, 67655 Kaiserslautern
Tel.: 0631/16079, Fax: 25021 oder 3115536
e-mail: sportaerztebund_pfalz@gmx.de
Leibesüb.:
Sportmed.:
9.9.-10.9.
Westf
Paderborn
Prof. Dr. H. Liesen
Dr. Herwegen
Arzt im Gesundheits- und Fitnesszentrum
Teil 1 (Fortbildung)
Infos s. www.sportaerztebund-westfalen.de
Sportmed. Inst., Weiterbildungsakademie Universität
Warburger Str. 100, 33098 Paderborn
Tel.: 05251/603180 Fax: 603188
9.9.-11.9.
Hessen
Gießen
Prof. A. Schnettler
Dr. A. Bitschnau
Sporttraumatologie, Leistungsdiagnostik
Sporternährung und Flugsport
in Theorie und Praxis
Univ.-Prof. Dr. Dr. Schnettler, Abt. Unfallchirurgie
Leibesüb.: 11
Universität, Rudolf-Buchheimstr. 7, 35385 Gießen Sportmed.: 11
Tel.: 0641/9944601, Fax: 9944609
e-mail: achim.bitschnau@chiru.med.uni-giessen.de
9.9.-11.9.
Hessen
Wiesbaden
Dr. M. Weiß, D., I. Tusk
Dr. Chr. Meister
Sportmed. Aspekte beim Mountainbiken
rund um Wiesbaden
Constanze Rübig
Rüdesheimerstr. 14, 65195 Wiesbaden
Tel.: 0611/446097
e-mail: constanze.ruebig@t-online.de
Leibesüb.: 8
Sportmed.: 9
10.9.-11.9.
Nrh
Hennef
Dr. D. Schnell
Dr. H.-J. Schnell
287. Hennef-Kurs
Ernährung und Substitution im Sport
(Wochenendkurs 13)
Dr. D. Schnell, e-mail: schnell-dieter@t-online.de
Otto-Willach-Str. 2, 53809 Ruppichteroth
Fax: 02295/9099073
Leibesüb.: 7,5
Sportmed.: 7,5
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Adresse
Anrechenbare
Stunden
Verband
III
DGSP aktuell Termine
Datum
Anrechenbare
Stunden
Verband
Ort/Leitung
Thema
Adresse
11.9.-18.9.
Nieders
Wildalpen/Steiermark
Dr. Dr. H.-W. Buhmann
Prof. Dr. C.D. Reimers
Erlebnissportarten
Wildwasserkanu, Bergsteigen
Prof. Dr. C.D. Reimers, Postfach 1165
Hufelandstr. 15, 1477 Arnsdorf
Tel.: 035200/263511, Fax: 263513
e-mail: carl.reimers@skhar.sms.sachsen.de
Leibesüb.: 23
Sportmed.: 23
14.9.-17.9.
DGSP/HH
Hamburg
Prof. Dr. K.-M. Braumann
Prof. Dr. H.-H. Dickhuth
39. Deutscher Kongress für Sportmedizin
und Prävention
Bewegung ist Leben
Comed GmbH, Tel.: 0221/801100-0
online über www.dgsp-kongresse.de
Leibesüb.:
Sportmed.:
17.9.-18.9.
Bayern
Regensburg
Dr. T. Braun
Sportmedizinische, algesiologische und
praktische Aspekte des Taekwondo
Frau S. Albinski, Praxisklinik Dr. Braun
Neunburger Str. 22, 92444 Rötz
Tel.: 09976/1206, Fax: 1556
Leibesüb.: 8
Sportmed.: 8
17.9.-18.9.
Nrh
Köln, DSHS
Prof. Dr. K. Weber
42. Kölner Wochenendlehrgang
Leichtathletik und Kraftsport
in der sportärztlichen Praxis
(Wochenendkurs 11)
Institut für Sportspiele, Frau Kehrig, DSHS Köln
Carl-Diem-Weg 6, 50933 Köln
Tel.: 0221/4982-4320, Fax: 4995-637
e-mail: weber@dshs-koeln.de
Leibesüb.: ca.8
Sportmed.: ca.8
19.9.-23.9.
Westf
Bochum
12. Ruhrsportwoche - Wochenkurs 2
Prof. Wittenberg, Prof. Heck Kanu- und Rudersport, Tauchen,
Dr. Rubenthaler, Dr. Borowski Aquafitness, Gymnastik
Frau B. Weiner, St. Josef Hospital
Im Schlosspark 12, 45699 Herten
Tel.: 02366/153813, Fax: 153899
Leibesüb.: 20
Sportmed.: 20
21.9.-25.9.
Hessen
Frankfurt
Dr. I. Tusk
Prof. Dr. D. Böhmer
PD Dr. M. Engelhardt
Internistische Grundlagen der sportmed.
Betreuung gesunder und chron. kranker
Menschen, Grundkurs III
Petra Kreyssel,
Tel.: 06103/802322, Fax: 802327
e-mail: p.kreyssel@sportmedizin-seminare.de
Leibesüb.: 20
Sportmed.: 20
23.9.-24.9.
Westf
Paderborn
Prof. Dr. H. Liesen
Dr. Herwegen
Arzt im Gesundheits- und Fitnesszentrum
Teil 2 (Fortbildung)
Infos s. www.sportaerztebund-westfalen.de
Sportmed. Inst., Weiterbildungsakademie Universität
Warburger Str. 100, 33098 Paderborn
Tel.: 05251/603180 Fax: 603188
23.9.-24.9.
Bayern
Schönau am Königssee
Dr. L. Weh
Mountainbiking - Sportmedizinische Aspekte Klinikum Berchtesgadener Land
Malterhöh 1, 83471 Schönau am Königssee
Tel.: 08652/931500, e-mail: ehautvast@schoen-kliniken.de
23.9.-25.9.
Sachsen
Bad Schandau
Dr. Bottesi
Therapeutisches Klettern, Physiotherapie
Herr Krüger
Tel.: 0162-2573863, Fax: 0351/4568548
Leibesüb.: 8
Sportmed.: 9
30.9.-7.10.
Bayern
Berchtesgaden
Dr. G. Mayer
Dr. H. Langhof
Dr. J. Lecheler
Sportmedizin Kurs C
Grundlagen der orthopädischen und
und pädiatrischen Sportmedizin
Mannschaftssport, Sport zur Rehabilitation
Frau Oberpeilsteiner, Asthmazentrum
Berchtesgaden
Tel.: 08652/6000-141, Fax: 6000-273
Leibesüb.: 28
Sportmed.: 32
30.9.-3.10.
Bayern
Oberstdorf
Prof. Dr. Puhl
Dr. P. Kruijer
Allgäuer Herbstsporttage
Bergwandern, Bergsteigen, Mountainbike
www.herbstsporttage.de
Dr. P. Kruijer, Tel.: 08322/96810
Ludwigstr. 2, 87561 Oberstdorf
e-mail: info@herbstsporttage.de
Leibesüb.: 15
Sportmed.: 12
1.10.
Meckl.-Vorp.
Bad Doberan
Prof. Dr. K. Kraft
Doz. Dr. P. Luck
Dr. P. Kupatz
Chronobiologische und reflexmed. Aspekte
im Sport
Dr. P. Kupatz, Orthopäd. Abteilung
Reha-Fachklinik „Moorbad“
Schwaaner Chaussee 2, 18209 Bad Doberan
Tel.: 038203/93604, Fax: 93650
Leibesüb.: 4
Sportmed.: 4
3.10.-7.10.
Bayern
Bad Griesbach
Dr. H. Philippi
Dr. J. Kosel
Die Bedeutung der Konzentrationsfähigkeit
demonstriert am theoret. und Prakt. Beispiel
ausgewählter Sportarten
Frau Huber, Asklepiosklinik St Wolfgang
Ludwigpromenade 6, 94086 Bad Griesbach
Tel.: 08532/980-104, Fax: 980-101
Leibesüb.: 20
Sportmed.: 20
6.10.-9.10.
Baden
Insel Reichenau
Dr. H. Klausmann
Int. Sportmed. Symposium 2005
Aktiv mit Arthrose,
Golf-Training-Wettkampf
Dr. Heinz Klausmann
Marcairestr. 19, 78467 Konstanz
Tel.: 07531/60169,
e-mail: dr.klausmann@sportpraxis.de
Leibesüb.: 16
Sportmed.: 16
7.10.-8.10.
Bayern
Bayreuth
Dr. R. Wittke
Laktat-Leistungsdiagnostik
Workshop für Anfänger (Teil 1)
nach den Richtlinien der DGSP
Dr. R. Wittke, www.sportmedizin-wittke.de
Hohenzollernring 74, 95444 Bayreuth
Fax: 0921/ 560480
Leibesüb.: 4
Sportmed.: 8
7.10.-9.10.
Bayern
GTÜM
Regensburg
Dr. U. Braumandl
Taucherarzt - Lehrgang 1
Dipl. Medical Examiner of Divers
www.hbo-regensburg.de
Institut für Überdruckmedizin
Im Gewerbepark A45, 93059 Regensburg
Tel.: 0941/466140, Fax: 4661422
Leibesüb.: 0
Sportmed.: 8
8.10.
Thür
Gotha/Boxberg
PD Dr. B. Hochheim
Dr. E. Greiner
Rheuma und Sport
Helios Kliniken, Orthopäd. Klinik, Frau Tschander
Nordhäuser Str. 74, 99089 Erfurt
Tel.: 0361/781-4701, Fax: 781-4702
e-mail: bhochheim@erfurt.helios-kliniken.de
Leibesüb.: 3
Sportmed.: 3
IV
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Termine
Datum
Verband
DGSP aktuell
Anrechenbare
Stunden
Ort/Leitung
Thema
Adresse
14.10.-16.10. Saar
Weiskirchen
Dr. K. Steinbach
Sportverletzungen der
oberen Extremitäten
Dr. Steinbach, Hochwaldkliniken, Orthopädie
66707 Weiskirchen
Tel.: 06876/17-3001, Fax: 17-3010
Leibesüb.: ca.13
Sportmed: ca.7
15.10.
Ulm
Prof. Dr. Wodick
Sinn und Unsinn von Nahrungsergänzungspräparaten im Leistungssport
Prof. Dr. Wodick
Reinhard-Wiedemeier-Str. 95, 89081 Ulm
Leibesüb.:
Sportmed.:
15.10.-16.10. Württ
Ulm
Prof. Dr. Steinacker
Laktatseminar Block I
Prof. Dr. Steinacker, Abt. Sport- und Rehamedizin
Uniklinik, Steinhövelstr. 9, 89070 Ulm
Tel.: 0731/50026966
Leibesüb.:
Sportmed.:
15.10.-16.10. Bayern
Regensburg
Dr. F. Möckel
Sportmed. Laktat-Leistungsdiagnostik
in der Rehabilitation, Prävention und
im Sport - Teil 2
Dr. Frank Möckel
Im Gewerbepark D50, 93059 Regensburg
Tel.: 0941/464-180, Fax: 464-1827
E-mail: moeckel.frank@t-online.de
Leibesüb.: 4
Sportmed.: 8
21.10.-22.10. Bayern
Bayreuth
Dr. R. Wittke
Laktat-Leistungsdiagnostik
Workshop für Fortgeschrittene (Teil 2)
nach den Richtlinien der DGSP
Dr. R. Wittke, www.sportmedizin-wittke.de
Hohenzollernring 74, 95444 Bayreuth
Fax: 0921/ 560480
Leibesüb.: 4
Sportmed.: 8
21.10.-23.10. Brdbg
Potsdam
Prof. Dr. G. Badtke
Rückenschule nach dem Konzept der
Potsdamer Körperschule
Universität Potsdam, Inst. f. Sportmed. u. Präv.
Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam
Tel.: 0331/977-1692, Fax: 977-1296
e-mail: info@bvfg-potsdam.de
Leibesüb.: 12
Sportmed.: 12
22.10.-23.10. Bayern
Gilching
Dr. P. Lenhart
Dr. H. Pabst
Sportwochenende 2
Gymnastik, Ballspielarten
Dr. H. Pabst, Rosenstr. 3, 82205 Gilching
Tel.: 08105/277851, Fax: 773694
e-mail: info@pwc-dopingkontrolle.de
Leibesüb.: 11
Sportmed.: 4
24.-28.10.
Berlin
Dr. J. Wismach
18. Sportmed. Herbstkurs
Spezielle Themen der Leibesübungen
(Sportpraxis)
Berliner Sportärztebund, Sabine Groß
Forckenbeckstr. 21, 14199 Berlin
Tel.: 030/8232056, Fax: 8238870
e-mail: info@berliner-sportaerztebund.de
Leibesüb.: 25
Sportmed.: /
Württ
Berlin
Visions of football
Internationale Konferenz zur FIFA WM 2006 vom 27.-29. Juli 2005,
Internationales Kongresszentrum München (ICM)
Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 will der Deutsche Fußballverband zusammen mit dem Bayerischen Kultusministerium eine Konferenz veranstalten, auf der Sportler und
Trainer, Mediziner und Fußballbegeisterte mit Vertretern aus Politik und dem
Mediengeschäft zusammenarbeiten.
Neben dem Eventcharakter, der unter anderem durch einen festlichen Gala-Abend im neu erbauten WM-Stadion
gegeben ist, hat die Veranstaltung einen
hohen wissenschaftlich fachlichen Anspruch. Das Besondere der Tagung liegt
darin, dass viele international anerkannte Wissenschaftler und prominente Persönlichkeiten aus dem Fußballsport zugesagt haben.
In 5 Themenmodulen werden zentrale Fragen rund um den Fußball aus
Gesellschaft, Medien, Business, Training und Medizin diskutiert.
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Zu den wichtigsten sportmedizinischen Topics gehören die Vorträge von
Prof. Dr. Wilfried Kindermann, Universität des Saarlandes, und Dr. Bert Mandelbaum, Chirurg und Mannschaftsarzt
der USA-Fußballmannschaft, zur medizinischen Betreuung im Spitzen- und
Breitensport. Prof. Dr. Jiri Dvorak von
der Sportmedizinischen Kommission
der FIFA, wird über die Verletzungen im
Fußball referieren.
Podiumsdiskussionen geben den
Teilnehmern die Möglichkeiten, sich
auszutauschen und die Experten im
persönlichen Kontakt zu erleben.
Konferenzgebühren
(mit Abendprogramm an Tag 1 und 2,
ohne Unterkunft)
3-Tages-Ticket: 1250 Euro
1-Tages-Ticket: 499 Euro
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Mitglieder der DGSP erhalten Sonderkonditionen für die Eintrittskarten. Eine Anerkennung für 6 Stunden Sportmedizin und 6 CME-Punkte wurde beantragt.
Weitere Informationen
Über den Programmablauf informiert
das Internet unter
www.visions-of-football.com.
Online-Anmeldungen und Akkreditierungen sind möglich.
V
DGSP aktuell
Personalia
Prof. Dr. Robert Bruce 1916-2004
Ausschreibung
Friedrich-TrendelenburgPreis für Präventivmedizin
Im vergangenen Jahr verstarb Prof. Dr.
Robert Bruce mit 87 Jahren. Den
Sportärzten ist Robert Bruce wohl am
besten bekannt durch das nach ihm benannte Bruce-Protokoll für die Laufbandergometrie. Diese hat sich weitgehend durchgesetzt und gilt als Standard
in der Laufbandergometrie für Patienten und z.T. auch für Sportler.
Bruce war ein anerkannter Kardiologe, der 1949 die Laufbandergometrie
zur Beurteilung kardiopulmonaler Erkrankungen eingeführt hat. Anzumerken ist, das Knipping dies bereits jahrzehnte früher in Deutshland mit der
Fahrradergometrie getan hat. Später ermittelte Bruce dann Referenzwerte für
die Laufbandergometrie, die in den USA
sehr populär wurden. Nach seiner
Tätigkeit in Rochester wurde er Leiter
der Kardiologie in Seattle an der Washington University. Dort hat er das
Seattle Heart Watch Programm gestartet, welches für die Langzeitbeobachtung kardiovaskulärer Erkrankungen
und die Prävention eine große Bedeutung erlangte. Daten von 10.000 Personen, auch im Belastungsversuch, wurden dabei erfasst und ausgewertet. Erwähnt werden sollte auch, dass er schon
sehr früh auf die Bedeutung des Belastungshochdrucks hingewiesen hat.
Bruce gilt somit als einer der Pioniere
der Belastungsuntersuchung.
H. Löllgen, Remscheid
GOTS wählt Dr. Georg Huber
zum Sportarzt des Jahres
Auf ihrem Jubiläumskongress (20. Jahrestagung) vom 16.-19.6.2005 in München wählte die “Gesellschaft für Orthopädisch-traumatologische Sportmedizin” (GOTS) mit Dr. Georg Huber
erstmals einen Internisten zum „Sportarzt des Jahres“. Mit diesem Preis werden Ärzte gewürdigt, die über viele Jahre vorbildliches Engagement als Verbandsärzte gezeigt haben.
Huber wurde 1943 in Villingen geboren, wohnt seit Urzeiten in Bad Dürkheim und arbeitet „zum eigenen Vergnügen“ als Oberarzt in der Abteilung
Rehabilitative und Präventive Medizin
der Universitätsklinik Freiburg. Sein
Ziehvater war Prof. Joseph Keul, der
ihm 1972 in München erstmals die Betreuung einiger Sportler anvertraute.
Seit dieser Zeit ist Huber aus dem Olympiateam nicht wegzudenken.
Bei den Olympischen Spielen 1980
in Lake Placid richtete Georg Huber
erstmals eine zentrale Apotheke für die
deutschen Sportler ein. Um die Ausstattung in Athen mit insgesamt 80 Tonnen
Gewicht und 242 verschiedenen Medi-
VI
kamenten und
Verbandsmaterial sowie
vielem technischen Gerät
hätten viele
Kliniken die
Olympia-Ärzte beneidet. Er arbeitet und „wurschtelt“
im Stillen, ist aber doch jederzeit für jeden erreichbar. Auch wenn er als der
Mediziner des Radsports gilt -1978 erstmals als Radsportarzt eingesetzt, seit
1982 als leitender Verbandsarzt und
Koordinator im Radsportbund - hat er
auch für viele andere Sportarten ein
Herz. Als Rennarzt für die Firma Porsche betreute er die 24 Stunden von Le
Mans, in der Motorradszene ist er aktiv.
Im Behindertensport führte er 1992 die
Anti-Doping-Regeln ein und ist auch
heute noch der medizinische Chef für
die Überwachung dieser Regeln. Huber
ist für die Leistungsmedizin im alpinen
Skisport zuständig und betreut den
Sport in Baden-Württemberg. Seine
medizinischen Schwerpunkte liegen in
Die Stiftung „Präventivmedizinische
Forschung“ vergibt 2005 wieder einen
mit 4000,- Euro dotierten Förderpreis
für eine Forschungsarbeit aus dem Bereich der Präventivmedizin. Der Förderpreis ist nach dem Gründer der Stiftung
Prof. Dr. med. Friedrich Trendelenburg
benannt, der bis zu seinem Ruhestand
Direktor der Abteilung für Pneumologie
an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes in Homburg/
Saar war.
Eingereicht werden können Arbeiten, die nicht schon von anderer Seite
mit einem Preis ausgezeichnet wurden.
Ferner muss es sich um eine wissenschaftliche Originalarbeit handeln, die
in den letzten zwei Jahren vor Vergabe
des Preises entstanden ist. Neben Ärztinnen und Ärzten können auch andere
Personen, die sich in ihrer Berustätigkeit mit Fragen der Prävention von
Krankheiten befassen, Arbeiten einreichen. Als Beurteilungskriterien der
Preiswürdigkeit der eingereichten Arbeiten gelten: Bedeutung und Umsetzbarkeit präventivmedizinischer Maßnahmen unter besonderer Berücksichtigung von Arbeiten aus dem
pneumononologischen Bereich, Originalität, Innovationswert, Durchführbarkeit und sonstige präventivmed.
Aspekte.
Bewerbungen bis 31.10.05 an den
Vorsitzenden der Stiftung,
Dr. H. Brach, Ltd. Med. Direktor a.D.,
Mülhauser Str. 30, 66115 Saarbrücken
Tel.: 0681/792951
der Kardiologie und Arbeitsmedizin,
aber als Internist mit Ausbildungen in
Neuraltherapie, Röntgen und Chirurgie
verfügt er über einen unerschöpflichen
Erfahrungsschatz in der Betreuung von
Hochleistungssportlern.
U.K.
(Quelle: GOTS-Informationen, A. Müller, Medien- und Kommunikationsberatung, Neu-Isenburg)
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Informationen
QTc-Verlängerung durch nichtkardiale Arzneimittel: Erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod
AkdÄ Newsletter 2005-080
DGSP aktuell
Domperidon jedoch, das als vermeintlich
sicherere Variante zu Cisaprid diskutiert
wurde, zeigte bei alleiniger Gabe ein fast
vierfach erhöhtes Risiko.
Literatur:
1.
Der plötzliche Herztod gehört zu den
häufigsten kardialen Todesursachen in
zivilisierten Ländern, wobei vermutlich
in den meisten Fällen ventrikuläre Arrhythmien ursächlich zugrunde liegen.
Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen,
z.B.
Torsade-de-PointesArrhythmien, können durch Arzneimittel induziert werden. Für die individuelle
Risikoabschätzung
kann
das
QTc-Intervall im EKG herangezogen
werden. Die AkdÄ hat darüber vor kurzem in der AVP zusammenfassend berichtet (1). Das QTc-Intervall selbst ist allerdings nur ein eingeschränkt nutzbarer
Surrogatmarker, der über das tatsächliche Risiko nicht unbedingt etwas aussagen muss.
Im European Heart Journal wurden
nun Ergebnisse einer niederländischen
Fall-Kontroll-Studie publiziert, die
erstmals das erhöhte Risiko eines plötzlichen Herztodes bei Einnahme QTcverlängernder nicht kardialer Arzneimittel quantitativ ermittelt hat (2).
Aus einer großen longitudinalen Bevölkerungsstudie ("Integrated Primary
Care Information Project, IPCI") wurden
Daten von 775 Todesfällen mit der Diagnose "plötzlicher Herztod" mit Daten
von insgesamt 6297 zufälligen Kontrollen verglichen, die in Alter (im Mittel 72
Jahre), Geschlecht und Todesdatum
übereinstimmten. Ziel der Studie war
es, den Zusammenhang zwischen nicht
kardialen Arzneimitteln, die das QTcIntervall verlängern (gemäß einer Liste
der Georgetown University (3)) und
plötzlichem Herztod zu untersuchen. Zu
den untersuchten Wirkstoffen gehörten
sehr häufig verordnete Substanzen wie
z. B. Cisaprid, Domperidon, Erythromycin, Clarithromycin, Chlorpromazin
und Haloperidol. In Abhängigkeit von
der Einnahme wurden Fälle und Kontrollen in die drei Gruppen "gegenwärtige Einnahme", "frühere Einnahme"
und "keine Einnahme" eingeteilt.
Es zeigte sich, dass die gegenwärtige
Einnahme nicht kardialer, QTc-verlänJahrgang 56, Nr. 6 (2005)
gernder Arzneimittel mit einem signifikant fast auf das dreifache erhöhten Risiko für einen plötzlichen Herztod verbunden ist (adjustierte OR 2,7; 95 % CI
1,6 bis 4,7). Einnahme der entsprechenden Arzneimittel in der Vergangenheit
bzw. fehlende Einnahme war nicht mit
einem erhöhten Risiko verbunden. Das
Risiko war erhöht bei Einnahme von
Wirkstoffen für gastrointestinale und
psychiatrische Indikationen (insbesondere bei höheren Dosierungen), nicht
jedoch bei den untersuchten Antibiotika. Das höchste Risiko fand sich bei mit
dem Antipsychotikum Haloperidol sowie mit dem Prokinetikum Domperidon
behandelten Patienten. Das Risiko
scheint für Frauen höher als für Männer
zu sein, sowie höher bei älteren im Vergleich zu jüngeren Patienten. Das Risiko
war außerdem höher in der frühen Phase nach Beginn einer Medikation, d. h. in
den ersten 90 Tagen der Medikation.
Die Autoren berechnen, dass in den
Niederlanden pro Jahr etwa 320 Fälle
eines plötzlichen Herztodes aufgrund
der Verwendung von QTc-verlängernden nicht kardialen Arzneimitteln zu
verzeichnen sind. Dies entspricht Hochrechnungen auf etwa 15.000 Fälle jährlich in Europa und den USA. Damit
steigt die Häufigkeit eines plötzlichen
Herztodes von normalerweise vorkommenden ein bis zwei Fällen auf drei Fälle pro 1000 für mit solchen Arzneimitteln behandelte Personen im Jahr.
Selbstverständlich müssen die möglichen therapeutischen Vorteile der entsprechenden Arzneimittel aber gegen
dieses Risiko abgewogen werden.
Besonders interessant scheinen die
Befunde zu Cisaprid, für das in der vorliegenden Studie kein erhöhtes Risiko gefunden wurde und bei dem im Jahr 2000
wegen schwerer Herzrhythmusstörungen
das Ruhen der Zulassung angeordnet
wurde. Das spezielle Risiko von Cisaprid
dürfte wohl eher durch Arzneimittelinteraktionen verursacht sein (gleichzeitige
Einnahme von CYP3A4-Inhibitoren).
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
2.
3.
Thürmann P, Ehrenthal K, Haen E: Arzneimittel-induzierte Torsade-de-Pointes-Arrhythmien. Arzneiverordnung in der Praxis 2004, 31:
66-67. http://www.akdae.de/25/Achiv
/20043.pdf
Straus SM, Sturkenboom MC, Bleumink GS,
Dieleman JP, van der Lei J, de Grraeff PA,
Kingma JH, Stricker BH: Non-cardiac QTc-prolonging drugs and the risk of sudden cardiac
death. Eur Heart J 2005, epub ahead of print
11.05.2005 (PMID 15888497)
http://www.qtdrugs.org/medical-pros/
drug-lists/drug-lists.htm
Arzneimittelkommission der deutschen
Ärzteschaft (www.akdae.de)
Prof. Dr. med. H. Berthold
Herbert-Lewin-Platz 1
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Tel. (02 28) 21 53 04, Fax 21 59 00
VII
DGSP aktuell
Kongressbericht
1. Nationaler Präventionskongress
Kardiovaskuläre Epidemiologie und Prävention
3.-4. Juni 2005, Essen
Prävention ist eines der zentralen Themen in der heutigen Gesundheitsdebatte. Vor diesem Hintergrund war die Initiative der Essener Universitätsklinik
und der regionalen Gesundheitswirtschaftsinitiative MedEconRuhr zu begrüßen, auf dem 1. kardiovaskulären
Präventionskongress Ärzte und andere
Interessierte umfassend und ohne Teilnahmegebühr über aktuelle Ergebnisse
in Aufklärung, Früherkennung und
Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen zu informieren.
Den Festvortag hielt W.B. Kannel
(Boston), der seit 1949 der Framingham-Studie angeschlossen ist, von
1966-1979 ihr Direktor war und somit
ein echter Pionier der Prävention war.
Laut Framingham-Studie sind 50 % aller kardiovaskulären Erkrankungen der
Frau unerkannt, bei Männern 33 %. Das
Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung verdoppelt sich, wenn ein Elternteil eine entsprechende Erkrankung
aufwies und steigt weiter mit der Zahl
der Risikofaktoren. Eine möglichst tägliche körperliche Belastung von geringer Intensität und mind. 30 min Dauer
vermag hingegen das Risiko signifikant
zu senken. Rauchen hingegen verdoppelte das Risiko. Diabetes scheint vor
allem für Frauen einen hohen Risikofaktor darzustellen. Als Vorstadium des
Diabetes sollte dabei auch besonderes
Augenmerk auf das Metabolische
Syndrom gelegt werden. Einen weiteren
Risikofaktor stellt Übergewicht dar, das
Lipidstoffwechsel, Blutdruck, Harnsäure und Kohlenhydrattoleranz negativ
beeinflusst. Als neuere Riskofaktoren
gelten Proteinurie, Fibrinogen, Entzündungsfaktoren, PNP und Aldosteron.
Medikamentös lässt sich das Risikoprofil durch Statine (Fettstoffwechsel),
Antidiabetika und Blutdruckkontrolle
(geringerer Einfluss) positiv beeinflussen.
R. Erbel (Essen) stellte als Mitorganisator des Kongresses in seiner Begrüßungsansprache die Bedeutung von
allgemeinen Präventionsprogrammen
für die Bevölkerung heraus. So konnte
VIII
durch öffentliche Aktivität in Finnland
die Zahl der Todesfälle durch HerzKreislauferkrankungen in 10 Jahren
mehr als halbiert werden und durchschnittliche systolische Blutdruck- sowie Cholesterinwerte deutlich gesenkt
werden.
In mehreren Großstudien wurde
auch hier in Deutschland die Bedeutung
der verschiedenen Risikofaktoren erarbeitet. So belegt die Heinz-Nixdorf-Recall-Studie (A. Stang et al., Halle-Wittenberg), dass in Deutschland mehr als
20 % der Männer und Frauen einen BMI
> 30 aufweisen. Ein Metabolisches
Syndrom (nach ENCAP-Definition) lag
bei 39,2 % der an der Studie teilnehmenden Männer und 25,4 % der Frauen
vor. Am häufigsten war dabei die Kombination von erhöhtem Taillenumfang,
Bluthochdruck und hohem Nüchternblutzucker, wobei der erhöhte Blutdruck bei den Männern in allen Kombinationen am meisten vertreten war, bei
den Frauen der zu hohe Taillenumfang.
Je intensiver die Ausprägung des Metabolischen Syndroms gemäß dieser Kriterien war, desto stärkere Gefäßveränderungen (Kalkablagerungen) ließen
sich bereits nachweisen.
Wie Questor (Bad Oyenhausen) belegte, besteht eine Komorbidität für
Bluthochdruck und Diabetes. Auch dabei spielt das zunehmende Übergewicht
eine Rolle. Seit 1955 ist die DiabetesPrävalenz in Deutschland von 0,3 % bis
auf 5,6 % angestiegen, für 2010 wird
mit 10 % gerechnet. 7 % der Bevölkerung weisen bereits erhöhte NüchternBlutzuckerwerte auf, 16,4 % eine gestörte Glukosetoleranz. Ein normaler
Glukosestoffwechsel fand sich lediglich
bei 60 %. Dabei sind auch zunehmend
jüngere Menschen betroffen. Heute leiden bereits 13 000-19 000 Kinder- und
Jugendliche unter 19 Jahren an einem
Typ I-Diabetes. Nach 8-15 Jahren Erkrankung haben Diabetiker ein ähnliches Mortalitätsrisiko wie ein Nichtdiabetiker nach einem Herzinfarkt. 75 %
aller Diabetiker zeigen Herz- oder Ge-
fäßveränderungen, 75 % aller Infarktpatientenhaben eine Stoffwechselstörung. Das Infarktrisiko steigt um
30% mit Zunahme des Nüchtern-Blutzuckers über 110 mg/dl und um 60 %
bei einem postprandialen Blutzucker
über 140 mg/dl.
G. Assmann (Münster) berichtete
über Ergebnisse der PROCAM-Studie,
die 1979 startete und zur Zeit 40 000
Personen im Alter von 18-65 Jahren
umfasst. Mittlerweile wurden mehr als
50 mögliche Risikofaktoren abgetestet.
Das höchste Risiko für einen Herzinfarkt stellt das Alter dar, vor einem erhöhten LDL-Cholesterin, Rauchen,
niedrigem HDL-Cholesterin, erhöhtem
systolischen Blutdruck, Diabetes und
familiärer Disposition. Durch einen
Schnelltest, der die wichtigsten Fragen
zur Person und ihrem Lebenswandel
enthält, zusammen mit einem Gesundheitstest, der u.a. die Cholesterinwerte
(LDL und HDL) erfasst, lassen sich Risikopatienten mit hoher Sicherheit herausfiltern. In Spezialtests kann das Risikoprofil zusätzlich über Biomarker,
MRT- und PET-Imaging sowie die Bestimmung klinisch relevanter Risikogene erweitert werden. Es sind bereits spezielle Haplotypen bekannt, die mit einem
erhöhten
Schlaganfallrisiko
einhergehen. Lassen sich diese nachweisen, müssen die beeinflussbaren Risikofaktoren besonders aufmerksam
kontrolliert werden.
Im Rahmen der Augsburger MONICA-Studie wurden von 1984 bis 2002
die Daten von 13 427 Personen erfasst.
Während die Morbidität durch Herzinfarkt in den Jahren zunahm, konnte die
Mortalität im gleichen Zeitraum gesenkt werden. H. Löwel (Neuherberg)
stellte die Bedeutung einer ST-Hebung
im EKG heraus, die das Risiko für einen
Infarkt deutlich erhöhe. In der vorgestellten Studie stellten sich Hypertonie
und Fettstoffwechselstörungen als die
Hauptrisikofaktoren für einen Infarkt
vor Diabetes und Rauchen heraus. Auffällig sei, dass diese Risikofaktoren in
den seltensten Fällen bereits therapiert
würden. Erst nach einem Infarkt setzt
die Therapie ein. Wenn man bedenkt,
dass nur jeder Zweite den ersten Infarkt
überlebt, ist das für viele zu spät.
U.K.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Intensitätssteuerung im Gesundheitssport
Originalia
Kemmler W1, Lauber D2, Weineck J2, Mayhew JL3, Engelke K1, Kalender WA1
Trainingssteuerung im Gesundheitssport. Lastvorgabe versus
subjektive Intensitätswahl im präventivsportlichen Krafttraining
Training Management in Fitness Sports. Prescribed Load versus subjectively-perceived
intensity in preventive athletic strength training
1
Osteoporoseforschungszentrum, Institut für Medizinische Physik, Friedrich-Alexander Universität ErlangenNürnberg
2 Institut für Sport und Sportwissenschaft, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
3 Truman State University, Kirksville, Missouri, USA
Zusammenfassung
Summary
Wir untersuchten den Effekt eines jeweils 12-wöchigen Krafttrainings
mit Lastvorgabe vs. eines Trainings mit subjektiver Intensitätswahl auf
die dynamische Maximalkraft (1-RM) bei postmenopausalen Frauen mit
Trainingserfahrung im Cross-over-Design. Ausgehend von Maximalkrafttests wurde im Lastvorgabeprotokoll der Wiederholungszahl in Anlehnung an vorliegende Formeln eine konkrete Last zugeordnet, die eine Ausbelastung der Teilnehmerinnen bewirken sollte. Beim subjektiven
Belastungsprotokoll sollten die Teilnehmer eine Last wählen, die der
vorgegebenen Wiederholungszahl unter Ausbelastung entsprechend
war. Nach randomisierter Aufteilung der Trainingsgruppen führten die
Gruppen die entsprechenden Trainingsformen durch. Es folgte eine 5wöchige Übergangsphase mit „sanftem Krafttraining“ für beide Gruppen. Nach der 2. Eingangsmessung des 1-RM wechselte Gruppe 1 zum
subjektiven Belastungsprotokoll über, Gruppe 2 führte ein Training mit
Lastvorgabe durch. Nach Analyse der Maximalkraft ausgewählter
Übungen konnten signifikante Zwischengruppenunterschiede zwischen
den Protokollen für die Übung Brustdrücken (Lastvorgabe, δ-1-RM: +6,3
± 4,1% vs. subjektive Intensitätswahl, δ-1-RM: +2,2 ± 2,6 %, p<0,001)
erfasst werden, während sich bei den verbleibenden Übungen eine tendenzielle Überlegenheit des Lastvorgabeprotokolls zeigte. Obwohl die
Intensitätssteuerung über die Lastvorgabe mit höherem Aufwand verbunden ist, sollte ihr Einsatz innerhalb des breiten- und gesundheitssportlichen Krafttrainings zumindest in Betracht gezogen werden.
The purpose of this study was to examine the effect on fatigue of a regulation of resistance training by load prescription using predictive formulas versus by a perceived exertion protocol in well-trained early postmenopausal women. Two groups of altogether 49 subjects were randomly assigned to begin either with 12 weeks of the load prescription or 12 weeks of the perceived exertion protocol. After another 5 weeks
of regenerational resistance exercise, the subgroup performing the load
prescription protocol during the first 12 weeks crossed over to the 12week perceived exertion protocol and vice versa. One repetition maximum (1-RM) values of leg press, bench press, rowing, and leg adduction
were measured at baseline and after each period. The load prescription
protocol resulted in significant increases for all four strength measurements ranging between 3.2 % and 6.3 % 1-RM changes were lower
(2.0 % to 4.6 %) in the perceived exertion protocol, however all changes
were significant. Although the results of the load prescription protocol
were superior for all exercises, significant differences (p<0.001) could be
assessed for bench press only. However, taking into account that problems due to data management could be easily solved by suitable software which includes predictive formulas for the transformation of 1RM-tests to submaximal training loads, we think load prescription protocols should be used more frequently in resistance training for fitness
and prevention.
Schlüsselwörter: Krafttraining, Gesundheitssport, Trainingssteuerung,
Intensität, subjektives Belastungsempfinden
Key words: resistance training, prevention, exercise prescription,
self-selected resistance training intensity, predictive formulas
Einleitung
Krafttraining ist selbstverständlicher und akzeptierter Bestandteil eines gesundheitsorientierten Trainings. Dabei sollte sich, zumindest nach erfolgter trainingsinduzierter Adaptation, das Training nicht nur auf die Entwicklung der
Kraftausdauer beschränken, da sich viele Endpunkte wesentlich besser über ein Training im intensiven bis hochintensiven Belastungsbereich realisieren lassen. So ist z.B. im Bereich der Frakturprophylaxe sowohl im Hinblick auf die
Sturzhäufigkeit (17) als auch auf die Knochenfestigkeit (15),
insbesondere die Maximalkraft zentraler Prädiktor beider
Größen. Während bei untrainierten Personen die (MaxiJahrgang 56, Nr. 6 (2005)
mal)Kraft vergleichsweise leicht und durch unspezifische
Methoden verbessert werden kann (27), muss bei Personen
mit weitgehend abgeschlossener Adaptation eine durchdachtere Steuerung der Trainingsvariablen und Belastungsnormativa (7) stattfinden. Dabei stellt sich für das zentrale
Belastungsnormativum „Reizintensität“ besonders bei trainierten Personen die Frage der konkreten Vorgabe.
Grundsätzlich existieren zwei Möglichkeiten (28) zur Intensitätsvorgabe:
a. eine direkte Vorgabe der Last [N bzw. kg, pounds] als prozentuale Ableitung des 1-Wiederholungsmaximums (1-RM)
wie im Leistungssport allgemein üblich (19, 21) oder
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
165
Originalia
Intensitätssteuerung im Gesundheitssport
b. eine subjektive Wahl der Last bei Vorgabe des Belastungsempfindens/Ausbelastungsgrades (3, 5, 9, 25), jeweils bei
vorgegebener Wiederholungszahl.
Tabelle 1: Anthropometrische Größen, Energieaufnahme und Maximalkraft (1-RM) der Testgruppen TG1 und TG2 zu Beginn der Untersuchung. 1 = Die Berechnung der Kraft [N] erfolgte aus der Berechnung
der Masse [kg]. N.s.=nicht signifikant, p<0,05
Parameter
TG 1
TG 2
p
(n = 26)
(n = 23)
Alter [Jahre]
Größe [cm]
Gewicht [kg]
Körperfett [%]
Lean Body Mass [kg]
Energiezufuhr [kJ/d]
Beinpresse [N]1
Brustdrücken [N]
Rudern [N]
Beinadduktion [N]
56,8 ± 3,1
163,9 ± 6,4
66,7 ± 8,3
35,8 ± 5,3
41,7 ± 3,5
7 796 ± 1 191
1 694± 203
452 ± 54
450 ± 49
425 ± 73
56,9 ± 3,1
164,4 ± 6,6
67,4 ± 8,5
35,7 ± 5,5
42,7 ± 3,5
7 821 ± 1 087
1 762 ± 195
464 ± 51
455 ± 50
439 ± 72
n.s.
n.s.
n.s.
n.s.
n.s.
n.s.
n.s.
n.s.
n.s.
n.s.
Obwohl sich in der einschlägigen deutschen Fachliteratur
regelmäßig Forderungen nach Maximalkrafttests als Bezugswertbasis für die weitere Trainingsplanung finden (6,
29), ist die Durchführung von Maximal- oder Submaximalkrafttests und deren Transformierung in Rahmentrainingspläne im gesundheitssportlichen Krafttraining in Deutschland, im Gegensatz zu den USA, kaum üblich. Als Grund für
diese Zurückhaltung kommen neben unterschiedlichen
Gründen wie erhöhte Verletzungsgefahr, mangelnde Compliance, messtechnische Probleme, Probleme der Transformierbarkeit der Maximalkraftwerte in die Wiederholungsbereiche
(8, 10) vor allem der erhöhte messtechnische und rechnerische Aufwand – also die Berechnung der Last für die jeweilige Übung und der jeweiligen Trainingseinheit unter
Berücksichtigung der Trainingsperiodisierung und des Leistungszuwachses - in Frage. Grundsätzlich sollte sich die Entscheidung, welche Methode der Intensitätssteuerung angewandt werden soll, jedoch primär an deren Effektivität orientieren. Unseres Wissens existiert derzeit aber keine
Untersuchung, die beide Protokolle hinsichtlich ihres Effekts
auf die Entwicklung der Maximalkraft bei Frauen in mittlerem-hohen Alter untersucht.
In dieser Untersuchung gehen wir deshalb der Frage nach,
ob die direkte Vorgabe der Trainingslast in kg (Gruppe Lastvorgabe = TG1) zu deutlicheren Auslenkungen der Maximalkraft führt als eine subjektive Wahl (Gruppe subjektive
Vorgabe = TG2) der Belastungsintensität bei Vorgabe des Belastungsempfindens/Ausbelastungsgrades.
Material und Methoden
Die Untersuchung wurde als randomisierte Cross-overStudie geplant. Insgesamt nahmen 67 Teilnehmerinnen
(56,8 ± 3,1 Jahre) der Trainingsgruppe der „Erlanger Fitness und Osteoporose-Präventions-Studie“ (EFOPS; 16)
an der vorliegenden Untersuchung teil. Gemäß dem EFOPS-Protokoll zeigten sich die Teilnehmerinnen als eine
homogene Gruppe gesunder, initial untrainierter, frühpostmenopausaler Frauen ohne Medikation mit Auswirkung auf Knochen oder Muskel. Alle Teilnehmerinnen ga-
166
ben ihre schriftliche Einwilligung (Ethikantrag Nr. 905,
Universität Erlangen).
Der Start der vorliegenden Untersuchung erfolgte 27
Monate nach dem Studienstart der EFOPS-Studie. Die
Teilnehmerinnen wurden zu Beginn der vorliegenden Studie über eine Gruppen-Randomisierung zwei Studiengruppen (TG 1 und TG 2) zugewiesen. Tabelle 1 zeigt, dass
beide Gruppen bezüglich beeinflussender Parameter keine Unterschiede aufweisen. Trotzdem nutzten wir zur Sicherstellung weitgehendster Vergleichbarkeit der Studienprotokolle ein Cross-over-Design, in dem die Testgruppen beide Phasen durchliefen, so dass die jeweiligen
Individuen ihre eigene Kontrolle darstellen (Tab. 2). Mögliche Sequenzeffekte wurden mittels Vergleich beider
Trainingsperioden/Gruppe überprüft (Abb. 1). TG 1 führte während Phase 1 zunächst ein Training mit Vorgaben
der Last [kg] aus, während TG 2 ein Belastungsprotokoll
mit subjektiver Belastungswahl, jeweils unter Ausbelastung, durchführte. Nach 5-wöchiger Test- und Übergangsphase, erfolgte ein Wechsel der Trainingsprotokolle
während Phase 2, so dass TG 2 mit Lastvorgabe und TG 1
mit subjektiver Intensitätswahl trainierte.
Trainingsprotokoll
Eine genaue Beschreibung des EFOPS-Protokolls wurde
schon an anderer Stelle gegeben (16) so dass wir uns hier
auf die Krafttrainingssequenz beschränken. Das Trainingsprogramm setzte sich aus zwei gemeinsamen Trainingseinheiten (TE)/Woche von 60-70 Min. sowie 2 HeimTE von ca. 25 Min. Dauer zusammen. Das gemeinsame
Tabelle 2: Studiendesign, TG=Testgruppe
Zeit
Phase 1
Übergangsphase
(Woche 1-12)
(Woche 13-17)
Phase 2
(Woche 18-29)
TG 1 (n=26):
Lastvorgabe
Tests, regeneratives
Training
Subjektive
Intensitätswahl
TG 2 (n=23):
Subjektive
Intensitätswahl
Tests, regeneratives
Training
Lastvorgabe
Training gliederte sich in eine TE/Woche an Kraftgeräten
(Technogym, Gambettola, Italy) sowie eine TE/Woche mit
Kurzhanteln und Handgeräten. Folgende Übungen wurden durchgeführt: horizontale Beinpresse, Beinextension,
Beinbeugen, Beinadduktion und -abduktion, Rudern,
Latissimus-Ziehen,
Rumpfextension,
Brustdrücken,
Rumpfflexion, Schulterheben (alles an Kraftgeräten),
breitbeiniges Kniebeugen, Kurzhantelrudern und Brustdrücken mit der Kurzhantel. Die Last konnte sehr genau
gesteuert werden.
Innerhalb der EFOPS-Studie wechselten sich nach einem 8-monatigen, einführenden Trainingszeitraum periodisierte 3-monatige Trainingsphasen mit hoher Belastungsintensität (65-92,5 % 1-RM) mit 4- bis 6-wöchigen
Trainingsphasen niedrigerer Reizintensität und regenerativer Ausrichtung (50-60 % 1-RM) ab. Basis der Trainingsplanung waren regelmäßig (jeweils vor und nach
den hochintensiven Trainingsphasen) durchgeführte Maximal- und Submaximalkrafttests.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Intensitätssteuerung im Gesundheitssport
In der vorliegenden Arbeit wurden mit Ausnahme der
Intensitätsvorgabe sämtliche Trainingsparameter und Belastungsnormative der beiden Trainingsprotokolle identisch gestaltet. Das Trainingsprotokoll wurden linear periodisiert (Abb. 2). Die Pause zwischen den Sätzen bzw.
Originalia
Messungen
Anwesenheit und Compliance wurden anhand der Anwesenheitslisten und retrospektiver Analyse der Trainingspläne ermittelt. Teilnehmer mit einer Anwesenheit von <20
TE (von möglichen 24 TE) innerhalb Phase 1 bzw. 2 wurden von der Analyse ausgeschlossen.
Unmittelbar vor und nach
Phase 1 und 2 wurden nach 10minütiger aerober Erwärmung die
Maximalkrafttests
(1-RM-Test)
gemäß dem Protokoll von Kraemer et al. (18) durchgeführt. Jeweils 3-4 Personen mit vergleichbarer Leistungsfähigkeit führten
unter Leitung eines Untersuchers
die Tests in gleichbleibender Reihenfolge und unter vergleichbaren Rahmenbedingungen durch.
Die letzten 2 Tage vor dem Test
wurde kein Training durchgeführt, anstrengende körperliche
Betätigung hatte ebenfalls zu unterbleiben. Innerhalb dieser Arbeit stellen wir die Ergebnisse der
Übungen
Beinpresse,
Brustdrücken, Rudern und Beinadduktion vor. Die Reproduzierbarkeit
Abbildung 1: Entwicklung der Maximalkraft über die Trainingsphasen. Während den ersten 12 Trainingswochen unserer 1-RM-Tests wurde so(Phase 1) führt Testgruppe 1 das Lastvorgabeprotokoll, Testgruppe 2 die subjektive Intensitätswahl durch. Nach
5-wöchiger Übergangsphase mit identischem Training, führte Testgruppe 1 die subjektive Intensitätswahl, Test- wohl nach 6 Monaten (CV≤5,9 %)
gruppe 2 das Lastvorgabeprotokoll durch. **: Zwischengruppenunterschied zwischen Gruppe 1 (Lastvorgabe) und als auch nach 26 Monaten
Gruppe 2 (subjektive Belastungswahl) nach erster Belastungsphase
(CV≤3,8 %) überprüft.
Übungen betrug 120-150 Sek. Die Vorgabe der BeweStatistik
gungsgeschwindigkeit war moderat (ca. 2 Sek. konzenZur Berechnung der Mittelwerte und Standardabweitrisch – 1 Sek. statisch – 2 Sek. exzentrisch).
chungen, der prozentualen Veränderungen im Verlauf (δInnerhalb des subjektiven Intensitätsprotokolls wurde
Werte) sowie anderer statistischer Kennzahlen wurde das
wie auch im Lastvorgabeprotokoll die Wiederholungszahl
Computerprogramm SPSS (Version 12.0) benutzt. In Abjeweils vorgegeben. Die Teilnehmer sollten eine Last
hängigkeit von der Werteverteilung erfolgte die Berechwählen, die der Wiederholungszahl unter Ausbelastung
(„letztmögliche, technisch korrekte Wiederholung“) angemessen war.
Für die Berechnung der Trainingslast und zugeordneter Wiederholungszahlen entschieden wir uns nach Anwendung verschiedener Prognoseformeln (30) für die Formeln von O’Conner (24). Innerhalb des Lastvorgabe-Protokolls erfolgte eine Abfrage der Realisierung dieser
Vorgabe (zu leicht vs. adäquat vs. zu schwer) bei den 4
Testübungen. Im Gegensatz zu allen anderen Trainingsphasen wurde in dieser Arbeit aus Gründen der Vergleichbarkeit beider Protokolle eine Ausbelastung (Durchführung der Serie bis zur letztmöglichen, technisch einwandfrei geleisteten Wiederholung) der Teilnehmerinnen
angestrebt und vorgegeben.
Zwischen den beiden Trainingsphasen erfolgte eine 5Abbildung 2: Periodisierungsstrategie des Gerätetrainings. Eine vergleichbawöchige Test- und Übergangsphase (Tab. 2) mit Feiertares Protokoll wurde für die freien Übungen durchgeführt. Die Belastungsintensität orientiert sich am Lastvorgabeprotokoll. Bel.-Intensität:
gen sowie regenerativem und „sanftem“ Krafttraining (2)
Belastungsintensität. Bel.-Umfang: Belastungsumfang. WDH/TE: Wiederhoim Kraftausdauerbereich.
lungen je Trainingseinheit. 1-RM: Einwiederholungs-Maximum
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
167
Originalia
Intensitätssteuerung im Gesundheitssport
nung der Signifikanz mittels T-Test für abhängige oder
unabhängige Stichproben. Bei fehlender Voraussetzung
für den T-Test wurde der Wilcoxon- respektive der Whitney-Mann U-Test angewendet. Die Verteilung der Werte
wurde mittels Kolmogorow-Smirnov-Test, die Varianzhomogenität mittels Levene-Test überprüft. Zusätzlich wurden die gruppenspezifischen Veränderungen je Phase mittels zweifaktorieller Varianzanalyse mit Messwiederholung auf Zwischengruppenunterschiede überprüft. Beide
statistischen Verfahren zeigten bezogen auf die Irrtumswahrscheinlichkeit vergleichbare Ergebnisse. Eine Irrtumswahrscheinlich unter 5 % (p < 0,05) wird als statistisch signifikant erachtet.
Ergebnisse
Keine der Teilnehmerinnen verließ während der ca. 7monatigen Studiendauer die Untersuchung. Insgesamt 49
Frauen erfüllten das Einschlusskriterium von ≥20 TE/Trainingsphase und wurden in die Datenberechnung eingeschlossen. Während des Interventionszeitraumes traten
bei keinem Belastungsprotokoll oder Krafttest Verletzungen oder Beschwerden auf.
Zusammenfassend wurde die vorgegebene Last in den
4 Testübungen in ca. 81 % der Vorgaben von den Teilnehmerinnen als adäquat beurteilt, 11 % der Vorgaben
wurden als zu leicht eingestuft, in 8 % der Fälle konnten
nicht alle Wiederholungen mit der vorgegebenen Last bewältigt werden.
Tabelle 1 zeigt anthropometrische Variablen und die
Maximalkraft unserer Testübungen vor Interventionsbeginn. Für keinen der aufgeführten Parameter zeigten sich
signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen.
Abbildung 1 stellt die Entwicklung des 1-RM der beiden Subgruppen über den gesamten Testzeitraum dar.
Abbildung 3 zeigt die durchschnittlichen (Phase 1 und
2), über beide Gruppen erfassten Werte der Testübungen
für beide Trainingsprotokolle. Beide Methodenvarianten
zeigen eine signifikante Verbesserung des 1-RM-Wertes
aller 4 Übungen. Bei Vergleich der Effektivität beider Programme auf der Basis der prozentualen Veränderung zeigen sich für die Übungen Beinpresse, Rudern und Beinadduktion tendenzielle (p= 0,30 bis p= 0,055), für die Übung
Brustdrücken eine signifikante Überlegenheit (p< 0,001)
der Lastvorgabe gegenüber einer subjektiven Intensitätswahl.
Diskussion
Die vorliegende Studie verfolgte das Ziel, den Effekt
von zwei unterschiedlichen Strategien der Intensitätssteuerung auf die Maximalkraft im Rahmen gesundheitsorientierten Sporttreibens zu determinieren. Um eine möglichst uneingeschränkte Aussagekraft und Relevanz unserer Untersuchung zu gewährleisten,
gestalteten wir unsere methodische Vorgehensweise
sehr sorgfältig:
168
1. Die Einteilung der Gruppen erfolgte randomisiert und
es wurde eine Kreuzung (cross-over) der Gruppen
durchgeführt, was die uneingeschränkte Vergleichbarkeit beider Gruppen (Tab. 1) bzw. Belastungsprotokolle
sichern sollte.
2. Teilnehmerinnen mit potenziellen Störfaktoren bezüglich Ernährung, Medikation, Erkrankungen und LifeStyle-Veränderungen wurden nicht in die EFOPS-Studie eingeschlossen bzw. bei Eintreten des Störfaktors
nach Einschluss von der Analyse ausgeschlossen.
3. Die Teilnehmerinnen durchliefen im bisherigen Interventionszeitraum (27 Monate) bereits 4 hochintensive
Trainingsphasen zwischen 65 und 92,5 % 1-RM unter
Lastvorgabe. Somit kann davon ausgegangen werden,
dass die Teilnehmerinnen den vorgegebenen Wiederholungszahlen durchaus eine angemessene Last zuordnen konnten. Nur diese Fähigkeit gewährleistet u.E.
nach einen realistischen Vergleich beider Protokolle.
4. Für das Lastvorgabeprotokoll belegt die vergleichsweise geringe Anzahl von Vorgaben, die entweder nicht
technisch einwandfrei bewältigt werden konnte (8 %)
oder als zu leicht eingeschätzt wurde (11 %), die hohe
Validität der beschriebenen Vorgehensweise.
5. Nur Teilnehmerinnen mit hoher Anwesenheitsrate gingen in die Analyse ein.
6. Das vorliegende Ergebnis wurde durch zwei unabhängige Testverfahren überprüft und bestätigt (s. Methodik).
Neben den Stärken soll auch auf eine Limitation der
Untersuchung hingewiesen werden. So war die Übergangsphase zwischen den Belastungsphasen zu kurz gewählt, um die Veränderungen des 1-RM komplett „auszuwaschen“. Obgleich wir keine signifikanten Sequenzeffekte erfassten, könnte dieser Faktor gleichwohl einen
Erklärungsbeitrag für unser Ergebnis liefern.
Der Hintergrund dieser Studie war pragmatisch. Unter der Prämisse, dass die Methode der Intensitätsregelung durch Lastvorgabe mit höherem organisatorischen
Aufwand und einem möglicherweise erhöhten Verletzungsrisiko verknüpft wird, muss sie der einfachen Methode der subjektiven Vorgabe, zumindest was die Steigerung der Maximalkraft betrifft, überlegen sein, um
Anwendung im Breiten- und Gesundheitssport zu finden. Die Entscheidung, ob die Methode der Lastvorgabe
der Methode der subjektiven Intensitätswahl tatsächlich
überlegen ist, fällt mittels unserer Daten sehr schwer.
Zunächst imponieren beide Intensitätsvorgaben mit signifikant positivem Einfluss auf die Entwicklung der Maximalkraft und sind somit also grundsätzlich geeignet,
bei gut trainierten Kollektiven die Maximalkraft zu steigern. Ein Vergleich beider Protokolle zeigt, dass die Methode der Lastvorgabe zwar für alle Testübungen tendenziell höhere 1-RM-Zuwächse erzielt, Zwischengruppenunterschiede aber nur für eine Übung statistisch
signifikant (dort allerdings p<0,001) abgesichert werden
können.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Intensitätssteuerung im Gesundheitssport
Originalia
Nach retrospektiver Analyse der Trainingstagebücher
kommen u.E. nach zwei Gründe für die tendenziell – signifikant geringeren Verbesserungen des 1-RM in der
Gruppe mit subjektiver Belastungswahl in Betracht:
1. Unsere
Teilnehmerinnen
konnten trotz einschlägiger
Abbildung 3: Kumulierte Werte (1-RM) der Testübungen für die Lastvorgabe vs. subjektive Intensitätswahl. Die SterVorerfahrung der Wiederho- ne
über den Standardabweichungen repräsentieren das Signifikanzniveau der Veränderung des 1-RM je Gruppe, die
lungszahl besonders im er- Sterne zwischen den Balken (Übung Bankdrücken ) markieren Zwischengruppenunterschiede. n=49
sten Trainingssatz oft nicht
die angemessene (hohe) Last zuordnen.
2. Die Teilnehmerinnen wählten die Last im höheren InBetrachtet man zunächst c. und d. so kann eine Inditensitätsbereich zurückhaltender, wohl deswegen, weil
vidualisierung von Rahmentrainingsplänen für einzelne
wenige Wiederholungen bei hoher Intensität als beanSportler für den i.d.R. im Gruppenrahmen stattfindenden
spruchender empfunden wurden als viele WiederhoBreiten- und Gesundheitssport über geeignete Softlungen bei geringer Intensität (5, 9).
warelösungen ökonomisch bewerkstelligt werden.
Trotz einiger Bedenken zur Durchführung sportmotoZusammenfassend kann aber festgehalten werden,
rischer Tests im Kraftbereich z.B. Verletzungsgefahr (4,
dass die Methode der subjektiven Intensitätswahl beim
10), unbrauchbare Bezugswerte (4), messtechnische/orgatrainierten Individuum mit entsprechender Erfahrung als
nisatorische Schwierigkeiten (4), Testcompliance (14) halgeeignet erscheint positiven Einfluss auf die Entwicklung
ten wir die Durchführung dieser Art von Trainingskonder Maximalkraft zu nehmen. Dieses Ergebnis steht in
trollen abgesehen von dem nötigen zeitlichen Aufwand
gewissem Gegensatz zu Ergebnissen bei Untrainierten.
(Ausnahme: in das Training integrierte X-RM-Tests) bei
Glass et al. zeigen für Personen ohne Vorerfahrung
adäquater Vorbereitung und Compliance der Teilnehmer
sowohl für das Ausdauer- (11) als auch für das
aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen für weitgehend
Krafttraining (12), dass die Belastungsintensität ohne
unproblematisch.
Als zentrales methodisches Problem der Intensitätsrevorhergehende Tests respektive Erfahrungswerte deutlich
gelung durch Lastvorgabe wird die Transferierbarkeit der
unter dem fokussierten Bereich gewählt wird. Besonders
durch die 1-RM erhobenen Maximallast in die Wiederbeim
Krafttraining
lag
die
selbstgewählte
holungsbereiche diskutiert (Punkt b.). So weisen einige
Belastungsintensität in einem Intensitätsbereich, der für
Autoren (4, 13, 20) zumeist im Zusammenhang mit Prodas angestrebte Trainingsziel unterschwellig war. Wir
gnoseformeln zur Bestimmung des 1-RM aus X-RM-Tests
folgern daraus, dass die subjektive Intensitätswahl für
darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Last und Wieun- oder wenig trainierte Personen, besonders unter der
derholungszahl zwischen den unterschiedlichen ÜbunPrämisse submaximaler Ausbelastung durch Angabe der
gen respektive Körperregionen nicht immer konstant ist.
Belastungsempfindung, ein sich selbst steuerndes System
Auffälligerweise weicht immer die Übung „Beinpresse“
ohne Erfahrungswert darstellt und somit für die
mit deutlich höheren Wiederholungszahlen von den übriBelastungssteuerung dieses Kollektivs nicht geeignet
gen Trainigsinhalten ab. Wood et al. (30) kommen in eierscheint.
nem Kollektiv älterer Männer bzw. früh-postmenopausaObwohl unsere Ergebnisse für Individuen mit erhebliler Frauen indes zu einem vergleichbaren Verhältnis zwicher Trainingsvorerfahrung keine uneingeschränkte
schen den Übungen. Somit könnte eine einzelne
Empfehlung zulässt, erscheint die Methode der
Berechnungsformel in Abhängigkeit vom fokussierten
Lastvorgabe zumindest tendenziell als besser geeignet,
Kollektiv (1, 8), die Last in einigen Übungen nicht mit
die Maximalkraft zu steigern. Auf der anderen Seite ist es
hinreichender Präzision prognostizieren. Es existiert jefraglich, ob diese lediglich „tendenzielle Überlegenheit“
doch eine große Anzahl von Algorithmen (19, 22, 26),
den unbestritten höheren Aufwand dieser Methode rechtwelche sich spezifisch auf Geräte oder Gerätegruppen, die
fertigt:
Bewegungsgeschwindigkeit sowie unterschiedliche Kollektive (Alter, Geschlecht, Trainingszustand) beziehen
a. regelmäßige Durchführung geeigneter sportmotoriund das 1-RM durch submaximale Tests mit ausreichenscher 1-RM bzw. X-RM-Tests
der Genauigkeit berechnen (23, 26, 30). Umgekehrt kann
b. eine darauf basierende verlässliche Herleitung der
über diese Formeln, ausgehend vom 1-RM-Bezugswert,
Bezugswerte für alle Trainingsinhalte
die Last in den Wiederholungsbereichen mit hinreichenc. die Ableitung individueller Trainingspläne
d. die rechnerische Berücksichtigung der
der Genauigkeit berechnet werden. Macht man sich die
Leistungszuwächse über die Trainingsphase.
Mühe der Überprüfung der Eignung dieser Formeln für
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
169
Originalia
Intensitätssteuerung im Gesundheitssport
das eigene Kollektiv bzw. die fokussierten Übungen (30),
so sollte sich angesichts der Vielzahl der vorliegenden
Forschungsergebnisse eine adäquate Formel finden lassen.
Zusammenfassend ist die Intensitätssteuerung durch
Lastvorgabe derjenigen durch subjektive Intensitätswahl
leicht überlegen. Diese Einschätzung beschränkt sich allerdings auf Kollektive mit zumindest fortgeschrittener
Trainingserfahrung, die in der Lage sind, einer vorgegebenen Wiederholungszahl eine entsprechende Last zuzuordnen. Insgesamt stellt die Methode der Lastvorgabe zumindest jedoch eine sinnvolle und machbare Alternative
zur subjektiven Intensitätswahl dar.
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Korrespondenzadresse:
PD Dr. Wolfgang Kemmler
Osteoporoseforschungszentrum
Friedrich-Alexander Universität Erlangen
Henkestrasse 91
91054 Erlangen
E-mail: wolfgang.kemmler@imp.uni-erlangen.de
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik
Originalia
Auracher M, Meyer T, Kindermann W
Abschätzung von Herzzeit- und Schlagvolumen unter
ansteigender Belastung anhand des Verlaufs der Sauerstoffleistungskurve: Anwendung der nichtinvasiven StringerMethode an KHK-Patienten und Ausdauertrainierten
Estimation of cardiac output and stroke volume during incremental exercise from the
course of oxygen uptake: application of the non-invasive Stringer method in CADpatients and endurance-trained subjects
Institut für Sport- und Präventivmedizin, Universität des Saarlandes, Saarbrücken
Zusammenfassung
Summary
Die Arbeitsgruppe von Stringer entwickelte 1997 auf der Basis von
Rechtsherzkatheter-Untersuchungen eine Methode zur Bestimmung des
Herzminutenvolumens (HMV) aus spiroergometrischen Daten. Das FickPrinzip findet Anwendung unter der Annahme einer vorhersagbaren arteriovenösen Sauerstoffdifferenz.
Eine Überprüfung der Plausibilität dieser Methode erfolgte an 35 gesunden Ausdauertrainierten (AT) und 24 Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK), die einen ausbelastenden fahrradergometrischen
Stufentest mit simultaner Spiroergometrie absolvierten.
In beiden Gruppen wurde ein linearer HMVSchätzung-Anstieg errechnet,
während das Schlagvolumen (SVSchätzung) initial einen signifikanten Anstieg zeigte und dann konstant blieb. Bei 100W hatten die AT ein signifikant höheres SVSchätzung (160±22 vs. 102±17 ml; p<0,0001) und HMVSchätzung (18,4±1,0 vs. 11,5±1,1 l*min-1; p<0,0001) als die KHK-Patienten. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Übereinstimmung mit invasiven
Messungen aus der Literatur. Die Stringer-Methode liefert somit plausible Resultate für SV und HMV und kann nach Verifizierung durch Validitätsstudien eine kostengünstige und risikoarme Alternative für die
Bestimmung wichtiger Kennwerte der zentralen Hämodynamik sein.
Schlüsselwörter: Herzminutenvolumen, Schlagvolumen,
Spiroergometrie, Atemgase
Einleitung
Das Verhalten von Herzminutenvolumen und Schlagvolumen unter Belastung bestimmt maßgeblich die kardiozirkulatorische Leistungsfähigkeit und ist daher ein wichtiger Parameter sowohl in der Kardiologie als auch in der
Leistungsphysiologie. Für die Bestimmung dieser Parameter ist die Rechtsherzkatheter-Untersuchung der GoldStandard. Da diese jedoch invasiv und aufwändig ist, erscheint eine nichtinvasive Bestimmungsmethode auf der
Basis der spiroergometrisch bestimmten VO2, der mittels
einer Konstanten berechneten arteriovenösen Sauerstoffdifferenz (avDO2) sowie der Belastungsherzfrequenz, wie
sie von Stringer et al. (30) vorgestellt wurde, attraktiv. EiJahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Based on data from right heart catheterizations, Stringer et al. proposed
in 1997 a method to calculate the cardiac output (CO) from gas exchange measurements. The Fick principle was applied with the assumption
of a predictable peripheral arterio-venous oxygen difference.
To check if this method leads to plausible results, 35 healthy endurance-trained subjects (ET) and 24 patients suffering from coronary artery
disease (CAD) performed a maximal incremental exercise test on a cycle ergometer with simultaneous gas exchange measurements.
CO increased linearly in both groups while the stroke volume (SV) showed a plateau after an initial increase. At the 100 W stage, ET reached
a significantly higher SV (160±22 vs. 102±17 ml; p<0.0001) and CO
(18.4±1.0 vs. 11.5±1.1 l*min-1; p<0.0001) than CAD.
Our results are in agreement with invasive measurements reported in the
literature. Thus, the Stringer method leads to plausible results for SV and
CO and can, therefore, be regarded as a simple, low-risk and cheap alternative for the determination of relevant central hemodynamic parameters.
Key words: cardiac output, stroke volume, spiroergometry,
gas exchange
ne exakte Erfassung der Beziehung zwischen VO2 und der
Leistung sowie der VO2peak ist in diesem Zusammenhang
von Bedeutung, da diese Parameter wesentliche Determinanten der Stringer-Methode zur Bestimmung des HMV
und des SV darstellen. Inzwischen findet der Algorithmus,
auf dem die Methode basiert, auch Anwendung in der
Software verschiedener Spiroergometrie-Programme.
Da die Methode ursprünglich auf einer Datenbasis von
nur n=5 Personen entwickelt wurde, bedarf sie der Bestätigung in größeren Kollektiven. Dies stößt jedoch wegen der notwendigen Rechtsherz-Katheterisierungen an
Gesunden und Patienten auf ethische Probleme wegen der
fehlenden medizinischen Indikation. Daher wurde zur
Prüfung der Plausibilität eine umfangreiche Querschnitt-
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
171
Originalia
Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik
untersuchung an gesunden und vorerkrankten Personen
mit großem Leistungsspektrum durchgeführt. Die kalkulierten hämodynamischen Parameter wurden anschließend
mit publizierten Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen verglichen, die invasive oder alternative nichtinvasive Bestimmungsmethoden einsetzten. Der Einschluss von gesunden Personen sowie Patienten mit koronarer Herzkrankheit ermöglicht zudem einen Vergleich der
Blutlaktat-Konzentration (Lamax; Bestimmung enzymatisch aus dem kapillären Blut; Lamax entspricht dem
höchsten Wert der Entnahmezeitpunkte: 1, 3, 5 Min. nach
Belastungsende) und des maximalen Respiratorischen
Quotienten (RQmax). Die AT musste mindestens zwei der
folgenden Kriterien erfüllen: HFmax≥ 200 - Lebensalter;
Lamax ≥ 8 mmol*l-1; RQmax ≥ 1,05. Da für KHK-Patienten
de facto keine publizierten Ausbelastungskriterien exis-
Tabelle 1: Anthropometrische und ergometrische Daten. VO2peak = maximale Sauerstoffaufnahme, HRmax = maximale Herzfrequenz, Lamax = maximale periphere
Laktatkonzentration, RQmax = maximaler Respiratorischer Quotient. MW ± SD. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (p<0,01) für alle Variablen
Alter
[Jahre]
Größe
[m]
Gewicht
[kg]
VO2peak
[l*min-1]
VO2peak
[ml*min-1*kg-2/3]
HFmax
[min-1]
Lamax
[mmol*l-1]
RQmax
AT
n=35
23,0 ± 7,0
1,79 ± 0,05
70,9 ± 5,9
4,60 ± 0,38
94,4 ± 14,7
191 ± 11
11,74 ± 2,55
1,05 ± 0,04
KHK
n=24
65,3 ± 7,4
1,73 ± 0,06
78,0 ± 9,3
1,92 ± 0,34
37,1 ± 5,9
128 ± 19
5,53 ± 1,43
0,99 ± 0,04
belastungsinduzierten hämodynamischen Reaktion zwischen diesen beiden Gruppen und somit eine erste Abschätzung, ob die Methode für diagnostische Zwecke eingesetzt werden kann.
Material und Methoden
tieren, wurde die Ausbelastung durch versierte Untersucher beurteilt, und die erreichten Werte entsprechend dokumentiert. Simultan wurden während des Belastungstests mit einem offenen Spiroergometrie-System
(MetaMax I, Cortex, Leipzig) die Atemgase gemessen und
in Intervallen von 10 Sekunden aufgezeichnet.
Probanden
Messungen und Berechnungen
59 Personen wurden nach Information über Untersuchungsdesign und eventuelle Risiken für diese Studie rekrutiert. 35 von ihnen waren gesund und ausdauertrainiert (Gruppe „AT“). Die übrigen 24 (Gruppe „KHK“) waren ältere Patienten mit dokumentierter KHK (in der Regel
angiografisch dokumentiert; in wenigen Fällen ohne angiografischen Befund, dann jedoch mit klinisch gesichertem Myokardinfarkt). In keinem Fall lag eine Herzinsuffizienz vor. Die anthropometrischen Daten beider Gruppen
sind in Tabelle 1 dargestellt.
Es wurden nur vollständig absolvierte Stufen (repräsentiert durch den Mittelwert der letzten 30 Sek.) zur Kalkulation der hämodynamischen Parameter HMV und SV
herangezogen. Die höchste mittlere VO2 über ein Zeitintervall von 30 Sek. wurde als VO2peak gewertet, unabhängig davon, wieviel Zeit auf der jeweiligen Stufe verstrichen war.
Jeweils ca. 15 Sek. vor dem Ende jeder Belastungsstufe
bzw. vor dem Abbruch der Belastung wurde einige Sekunden
lang die Herzfrequenz mit einem 6-Kanal-EKG aufgezeichnet. Die höchste aufgezeichnete Herzfrequenz wurde als
HFmax betrachtet.
HMV und SV wurden nach der nichtinvasiven Methode
von Stringer et al. (30) aus der Aufzeichnung der VO2 und
deren prozentualer Anteile an der VO2peak berechnet. Diese
Berechnungen basieren auf der durch invasive Studien (30,
31, 33) gestützten Annahme, dass die arteriovenöse Sauerstoffdifferenz (avDO2) während eines Belastungstests linear
ansteigt und sich somit in Form einer Geradengleichung darstellen und kalkulieren lässt. Die hämodynamischen Parameter wurden mit folgenden Formeln berechnet:
Allgemeines Design
Alle Probanden wurden vor den Belastungsuntersuchungen einer klinischen und laborchemischen Routineuntersuchung einschließlich Echokardiographie unterzogen. In
diesem Rahmen wurde eine ärztliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung, eine Bestimmung von Routinelaborwerten (Blutbild, Leberenzyme, CK, Elektrolyte, Harnstoff, Kreatinin, Blutfette, Glukose) aus dem venösen Blut
sowie ein Ruhe-EKG durchgeführt.
Belastungsprotokoll
Die spiroergometrischen Tests wurden auf einem Fahrradergometer (Excalibur Supersport, Lode, Gronningen, Niederlande) in sitzender Position durchgeführt. Es wurde ein
stufenförmiges Belastungsprotokoll gewählt mit einer
Einstiegsstufe von 100 W bei den Ausdauertrainierten
und 50 W bei den KHK-Patienten. Die Belastung wurde in
dreiminütigen Intervallen um 50 W (AT) bzw. 25 W (KHK)
gesteigert bis zur symptomlimitierten (KHK) Ausbelastung. Eine Überprüfung der Ausbelastung erfolgte anhand
der maximalen Herzfrequenz (HFmax), der maximalen
172
avDO2 = 5,721 + (0,1047 * %VO2max)
(Stringer et al. 1997)
HMVSchätzung = VO2 * avDO2
Ficksches Prinzip
SVSchätzung = HMVSchätzung * HF-1
Die Steigung der Sauerstoff-Leistungskurve wurde definiert als die Differenz zwischen der VO2 auf der 250 W- (Gesunde) bzw. 100 W-Stufe (KHK-Patienten) und der VO2
während der ersten Belastungsstufe, dividiert durch die ent-
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik
Originalia
sprechende Leistungsdifferenz (∆VO2/∆P). Diese submaximalen Belastungsstufen wurden gewählt, um Störeinflüsse
(z.B. Levelling-Off-Phänomen) auszuschließen.
Statistische Methoden
Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt als Mittelwerte und
Standardabweichungen. Linearitätsprüfungen für die
VO2-, HF- und HMVSchätzung-Kurven erfolgten für alle Einzelfälle mittels Pearson-Korrelationskoeffizient. Die Vergleiche der anthropometrischen und ergometrischen (Einzel-) Daten zwischen AT und KHK-Patienten wurden mit
einem zweiseitigen T-Test für unabhängige Stichproben
berechnet. Vergleiche zwischen Subgruppen wurden mit
einem Mann-Whitney U-Test durchgeführt. Mit einer einfaktoriellen ANOVA wurden die SVSchätzung-Verläufe auf
belastungsinduzierte Veränderungen (Ruhewert und fünf
(AT) bzw. 3 (KHK) Stufen) überprüft sowie ein Vergleich
der hämodynamischen Parameter auf der 100 W-Stufe
(einzige identische Belastungsstufe beider Gruppen)
durchgeführt. Das Signifikanzniveau für den α-Fehler
wurde auf p<0,05 festgelegt.
Ergebnisse
In der Gruppe der Ausdauertrainierten wurden alle Tests wegen Ermüdung der Beinmuskulatur oder allgemeiner körperlicher Erschöpfung beendet. Anhaltspunkte für eine kardia-
Abbildung 1: Herzfrequenz (HF) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit
(unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie)
während ansteigender Belastung. MW ± SD
le Einschränkung (Angina Pectoris, Atemnot) bestanden
nicht. In der Gruppe der KHK-Patienten wurden als Abbruchgründe Ermüdung der Beinmuskulatur/allgemeine Erschöpfung (n=17), Atemnot (n=4) und Angina Pectoris (n=3)
angegeben. Die Ausbelastungsparameter RQmax (p=0,19)
und Lamax (p=0,08) der Patienten mit kardialer Symptomatik unterschieden sich nicht signifikant von denen der anderen Patienten, während die HFmax signifikant geringer war
(p=0,04). Die ergometrischen und anthropometrischen Daten der AT sind typisch für eine Gruppe gesunder ausdauertrainierter Personen, während die KHK-Patienten im typiJahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Abbildung 2: Sauerstoffaufnahme (VO2) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie) während ansteigender Belastung. MW ± SD. ++ = signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p<0,001)
schen Leistungsbereich der Teilnehmer einer ambulanten
Herzsportgruppe liegen (Tab. 1). Anhand der Ausbelastungskriterien konnte dokumentiert werden, dass beide
Gruppen einen zufriedenstellenden Ausbelastungsgrad erreichten.
Die HF (Abb. 1; Linearität AT: Korrelationskoeffizient
r≥0,98, KHK: r≥0,95) und die VO2 (Abb. 2; Linearität AT:
r≥0,98, KHK: r≥0,91) stieg bei beiden Gruppen während der
Belastungstests linear an. Es ergab sich ebenfalls ein linearer Anstieg in beiden Gruppen für das nach der StringerMethode berechnete HMVSchätzung (Abb. 3; AT: r≥0,98,
KHK: r≥0,92). Das SVSchätzung hingegen zeigte bei beiden
Gruppen nach deutlichem initialem Anstieg eine Plateaubildung (Abb. 4; alle Belastungswerte signifikant höher als in
Ruhe). Bei AT zeigte sich nach der zweiten Belastungsstufe
ein leichter Abfall, der auf der 300 W-Stufe Signifikanz erreichte (p<0,05 vs. 100 und 150 W). Die SVSchätzung der KHKPatienten auf den einzelnen Belastungsstufen unterschieden
sich nicht signifikant voneinander.
Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen konnten auf der 100 W-Stufe für VO2 (p=0,0002), SVSchätzung
(p<0,0001) und HMVSchätzung (p<0,0001) nachgewiesen werden. Die Steigung der Sauerstoff-Leistungskurve (∆VO2/∆P)
war jedoch ähnlich (AT: 11,0±1,1 ml*min-1*W-1; KHK-Patienten: 11,3±1,9 ml*min-1*W-1; p=0,45). Auch eine Einbeziehung der 125 W-Belastungsstufe der KHK-Gruppe (n=12)
führte zu keiner Änderung der Ergebnisse. Keine Unterschiede konnten zwischen den Patienten mit Beta-Blockade (n=9;
11,6±2,4 ml*min-1*W-1) und jenen ohne Medikation (n=12;
11,1±1,5 ml*min-1*W-1; p=0,59) sowie zwischen den Patienten, die den Belastungstest aufgrund kardialer Symptome
beenden mussten (n=5; 11,1±1,6 ml*min-1*W-1), und den
symptomfreien Patienten (n=16; 11,3±2,0 ml*min-1*W-1;
p=0,83) festgestellt werden. Die Einnahme eines β-Blockers
hatte keinen signifikanten Einfluss auf das HMVSchätzung
(p>0,09) und das SVSchätzung (p>0,07), resultierte jedoch auf
der 100 und 125 W-Stufe in einer signifikant niedrigeren
Herzfrequenz (jeweils p=0,008) im Vergleich zu den Patienten ohne β-Blocker-Medikation.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
173
Originalia
Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik
Abbildung 3: Herzminutenvolumen (HMV) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit (unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie) während ansteigender Belastung. MW ± SD. ++ = signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen (p<0,001)
Diskussion
Vor wenigen Jahren beschrieb die Arbeitsgruppe um
Stringer und Wasserman eine nichtinvasive Bestimmungsmethode zentraler hämodynamischer Parameter
allein auf der Basis von Messungen der Atemgase
während einer ansteigenden Belastung (30). In ihrer Original-Veröffentlichung wurde an 5 gesunden Probanden
während eines Belastungstests die VO2 und simultan
mittels einer Rechtsherzkatheter-Untersuchung (direkte
Fick-Methode) das HMV und SV gemessen. Eine hohe
Korrelation (r=0,97) zwischen dem berechneten und dem
gemessenen HMV führte die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass eine Abschätzung hämodynamischer Daten
auf der Grundlage von spiroergometrischen Messungen
möglich ist. Die seitens der Untersucher verwendeten Formeln ergeben sich aus der beobachteten geringen Variabilität der avDO2 für gegebene Prozentsätze der VO2peak
und setzen dementsprechend eine präzise Bestimmung
der VO2peak sowie submaximaler Sauerstoffaufnahmen
voraus. Grundlage für die Kalkulation der hämodynamischen Parameter ist somit eine hinlänglich voraussagbare avDO2. Dieser Zusammenhang wurde durch weitere Arbeiten anderer Arbeitsgruppen (15, 31, 33) gestützt. Eine
relativ geringe Variabilität der avDO2 für feststehende
Prozentsätze der VO2peak wurde inzwischen auch für herzinsuffiziente Patienten berichtet (2).
Vergleich mit invasiven Verfahren
Die Anwendbarkeit der Stringer-Methode wird durch die
Ergebnisse der vorliegenden umfangreichen Querschnittsuntersuchung an zwei definierten Populationen gestützt.
Bei beiden wurde ein linearer Anstieg des HMVSchätzung errechnet. Einen solchen Verlauf bestätigen die Befunde
von Rechtsherzkatheter-Untersuchungen. Verschiedene
Autoren konnten einen linearen Anstieg während eines
Belastungstests bei gesunden Personen (2, 9, 15, 17, 25,
26) und Herzpatienten (9) demonstrieren. Die absoluten
174
Werte korrespondieren ebenfalls gut mit den publizierten
Ergebnissen Gesunder (4, 17, 26) und kardial Erkrankter
(3, 9, 12, 14, 25). Bevegard et al. (4) ermittelten beispielsweise bei hoch trainierten Personen in Ruhe ein HMV von
7,9 l/min, während hier für die AT 7,4 l*min-1 berechnet
wurden. Das HMVSchätzung der gesunden Probanden lag
während der Belastung eher im oberen Bereich der Norm
- ein Befund der sich durch den überdurchschnittlichen
Ausdauertrainingszustand dieser Gruppe erklären lässt.
Invasive Messungen bei Spitzensportlern (15) zeigen, dass
ein ausdauertrainiertes Herz während Belastung vergleichsweise hohe Volumina auswirft.
Ein nichtlinearer Verlauf ergab sich für das SVSchätzung,
das nach einem belastungsinduzierten Anstieg konstant
blieb bzw. unter hoher Belastung sogar eine leichte Verringerung aufwies (nur bei AT). In Übereinstimmung mit den
Ergebnissen von Ekelund und Holmgren (9) wurde in der
vorliegenden Studie eine relativ hohe interindividuelle Variabilität der belastungsinduzierten SVSchätzung-Reaktion
(vgl. Standardabweichungen in Abb. 4) ermittelt. Darstellungen der Durchschnittswerte während ansteigender Belastungen in der Literatur bestätigen in der Regel das hier beobachtete Bild eines „Sättigungs“verlaufs (12, 14, 15, 17). Es
fand sich zudem eine gute Übereinstimmung der berechneten Absolutwerte mit den Daten der zitierten Studien. Auf
der 100 W-Stufe betrug das SVSchätzung der AT 160 ml und bei
KHK 102 ml. Diese Werte korrespondieren gut mit den Ergebnissen von Lehmann et al. (17), die bei identischer Belastung bei Trainierten ein SV von 165 ml und bei KHK-Patienten ein SV von 99 ml ermittelten. Inwiefern jedoch die Methode pathologische Abweichungen in jedem Fall abbildet,
kann bis dato nicht abschließend beurteilt werden. Die relativ hohen Belastungs-SVSchätzung der gesunden Probanden
entsprechen den Ergebnissen an ausdauertrainierten Sportlern (15, 34).
Vergleich mit nichtinvasiven Verfahren
Auch verschiedene Rückatmungsmethoden genügen inzwischen wissenschaftlichen Anforderungen (6). Liu et al.
(20) konnten eine hohe Übereinstimmung zwischen dem
HMV, bestimmt mit einer Rückatmungsmethode (Acetylen), und dem HMV, bestimmt mittels Rechtsherzkatheter,
zeigen (r=0,91). Mehrere Studien führten sowohl bei gesunden Personen (24, 32, 35) als auch bei Herzpatienten
(29) zu vergleichbaren Ergebnissen mit der vorliegenden
Untersuchung. Da sich allerdings Rückatmungsverfahren
mit Acetylen und Kohlendioxid für die Patienten sehr unangenehm gestalten können, erscheint die Anwendung
der spiroergometrischen Bestimmungsmethode vorteilhaft.
Weitere Vergleiche wurden mit den Ergebnissen anderer
nichtinvasiver Verfahren durchgeführt. Es bestand eine gute
Übereinstimmung mit der Radionuklid-Ventrikulographie (1,
10, 11, 23), der Aorta-Dopplerechokardiographie (18, 19, 27)
und der elektrischen Impedanzkardiographie (3, 5, 21). So ermittelten Pokan et al. (23) bei KHK-Patienten unmittelbar
nach Myokard-Infarkt mit der Radionuklid-Ventrikulografie
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik
ein SVmax von 72 ml und ein HMVmax von 10,5 l*min-1. Die
etwas höheren Werte der untersuchten KHK-Gruppe
(SVmax/Schätzung= 94 ml; HMVmax/Schätzung= 11,9 l*min-1) erklären sich schlüssig durch die zum Untersuchungszeitpunkt
geringere kardiale Erkrankungsschwere dieser Probanden.
Originalia
verringerten VO2-Anstieg unter Belastung auf (13, 16, 28).
Um Vergleiche zwischen beiden Gruppen anstellen zu
können, wäre eine Verwendung identischer Belastungsprotokolle von Vorteil gewesen. Dieses Vorgehen hätte jedoch eine erheblich längere Testdauer der AT und damit
eventuell eine Beeinflussung der in dieser Untersuchung
zentralen VO2peak-Bestimmung zur Folge gehabt. Es wurden daher Standard-Protokolle für die untersuchten Populationen verwendet, um eine vergleichbare Testdauer
und damit eine möglichst präzise VO2peak-Bestimmung zu
gewährleisten. Ferner wäre für die AT eine Belastung auf
den niedrigen Belastungsstufen der KHK-Patienten sehr
ungewohnt und hätte möglicherweise unökonomische
Beinbewegungen mit einem unverhältnismäßig hohen
VO2-Anstieg zur Folge gehabt.
Methodische Limitationen
Abbildung 4: Schlagvolumen (SV) von Patienten mit koronarer Herzkrankheit
(unterbrochene Linie) und Ausdauertrainierten (durchgezogene Linie)
während ansteigender Belastung. MW ± SD. ++ = signifikante Unterschiede
zwischen den Gruppen (p<0.001). * = signifikanter Unterschied im Vergleich
zu 100 und 150 W (p<0,05)
Vergleich der beiden Gruppen
Hämodynamische Messungen ermöglichen unter verschiedenen Bedingungen eine Differenzierung zwischen herzkranken und gesunden Personen. Die mit der beschriebenen Methode gewonnenen Daten zeigen keine prinzipiellen Unterschiede der belastungsinduzierten kardialen
Reaktion zwischen KHK und AT. Weder wies bei den Herzpatienten die HMVSchätzung-Kurve einen Verlust der Linearität auf, noch konnte eine strukturelle Abweichung des
SVSchätzung-Verlaufs ermittelt werden. Nur ein Vergleich
der absoluten Werte für HMVSchätzung, SVSchätzung und VO2
auf der 100 W-Stufe ermöglichte eine Differenzierung.
Das höhere Alter der KHK-Patienten zeichnet sicherlich
partiell für diese Unterschiede verantwortlich (24),
während die erhaltene systolische Globalfunktion bei den
KHK-Patienten einen ähnlichen Verlauf von HMVSchätzung
und SVSchätzung bewirkt haben dürfte. Einige Autoren berichten bei herzinsuffizienten Patienten einen geringeren
belastungsinduzierten Anstieg des HMV, für den eine eingeschränkte Myokardfunktion verantwortlich gemacht
wird (13, 16, 22, 28).
Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den
beiden Gruppen für das Verhältnis zwischen Sauerstoffaufnahme und äußerer Leistung (Sauerstoffleistungskurve) dokumentiert. Offensichtlich ist der prinzipielle Verlauf dieser
Kurve, nicht jedoch notwendigerweise die Absolutwerte auf
einzelnen Stufen, über ein großes Spektrum der Ausdauerleistungsfähigkeit und vermutlich auch der koronaren Blutversorgung hinweg vergleichbar. Lediglich kardial stärker
eingeschränkte Patienten weisen einen verzögerten (22) und
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Alle Abschätzungen hämodynamischer Parameter beruhen allein auf Messungen der Sauerstoffaufnahme, so
dass außer der Herzfrequenz für die Berechnung des SV
aus dem HMV keine weiteren objektiven Informationen
einfließen. Insofern kann das Stringer-Verfahren bereits
aus theoretischen Erwägungen keine über den Verlauf der
Sauerstoffleistungskurve, der Herzfrequenzleistungskurve und den daraus errechenbaren Sauerstoffpuls hinaus
gehende Aussage treffen. Die abgeschätzten hämodynamischen Parameter dienen vorrangig der besseren Illustration der kardiozirkulatorischen Belastungsreaktion, da
sie für viele Untersucher anschaulicher sind als spiroergometrische Daten. Dies kommt auch in der vielfachen
Implementierung der Stringer-Methode in Spiroergometrie-Softwares zum Ausdruck.
Die Genauigkeit der VO2peak-Messungen ist maßgeblich
von einem hohen Ausbelastungsgrad abhängig. Unsere Probanden/Patienten waren gut motiviert und wurden ausbelastet, wie ein Vergleich der Ausbelastungsdaten mit jenen vergleichbarer Populationen zeigt (8). Jene Probanden, die den
Test aufgrund von Angina Pectoris beenden mussten, repräsentierten nur eine kleine Subgruppe und unterschieden sich
bzgl. des Ausbelastungsgrades nur geringfügig von den anderen Patienten, so dass die Schlussfolgerung einer erst kurz
vor oder simultan mit einer allgemeinen Erschöpfung aufgetretenen Ischämie gerechtfertig erscheint. Damit sind die
Voraussetzungen für die Stringer-Berechnung erfüllt.
Für die Zwecke der vorliegenden Untersuchung wurde ein
linearer Anstieg der avDO2 während ansteigender Belastung
ohne weitere invasive Messungen vorausgesetzt. Einzelne
Autoren beobachteten bei Rechtsherzkatheter-Untersuchungen jedoch einen eher asymptotischen Anstieg (4, 9). Daher
wurde ergänzend eine Modellrechnung durchgeführt, die einen solchen Verlauf simulierte. Es wurde dabei von einer auf
der letzten Belastungsstufe nicht weiter ansteigenden avDO2
ausgegangen. Dies führte auf diesen Belastungsstufen zu geringfügig höheren Werten für SVSchätzung und HMVSchätzung.
Die Veränderung der Ergebnisse war aber selbst für diese gewählte eher „extreme“ Variante gering, so dass die Anwendbarkeit der Methode nicht in Frage gestellt wird.
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
175
Originalia
Sauerstoffaufnahme und Hämodynamik
Die avDO2 steigt während eines Belastungstests nicht in
jedem einzelnen Fall streng linear an. So ist bei gesunden
Menschen das vermutlich durch eine Diffusionslimitierung
in der Lunge bedingte Phänomen der „exercise induced hypoxemia“ (EIH) bekannt, die unter (nahezu) maximaler
Belastung auftritt. Daher ist eine Anwendung der StringerMethode grundsätzlich nur möglich, wenn keine Beeinträchtigung der Lungenfunktion vorliegt, die den Verlauf der avDO2
beeinflussen könnte. Darüber hinaus müssen aus diesen
Gründen auch bei Gesunden Messungen im Maximalbereich
mit Vorsicht interpretiert werden.
Idealerweise erfolgt ein Vergleich zwischen Gesunden
und Patienten mittels in der Altersstruktur identischer Gruppen. Es wurde hier keine „gesunde“ ältere Vergleichsgruppe
herangezogen, da bei dieser Population eine hohe Prävalenz
von Gefäßerkrankungen vorliegt und somit der Ausschluss
einer Schädigung der Koronargefäße nur mittels Linksherzkatheter-Untersuchung möglich gewesen wäre.
lutwerte besaßen gute Übereinstimmung mit invasiv und
nichtinvasiv gewonnenen Referenzwerten aus der Literatur.
Eine Betrachtung der absoluten Werte für HMVSchätzung,
SVSchätzung und VO2 auf der 100 W-Stufe ermöglichte eine
Differenzierung zwischen AT und KHK.
Die Stringer-Methode besitzt bei sorgfältiger Durchführung das Potenzial zu einem günstigen und risikoarmen
Verfahren für die Abschätzung hämodynamischer Daten. Eine routinemäßige Erfassung kann während eines spiroergometrischen Belastungstests problemlos erfolgen und somit
anschauliche Informationen in der Diagnostik einer Herzerkrankung oder der Evaluation von Therapiemaßnahmen liefern. Die notwendigen Messungen können jedoch keine über
die Aussagekraft der Sauerstoffleistungskurve sowie den
Sauerstoffpuls hinaus gehenden objektiven Daten liefern, die
nicht auch durch eine gründliche Bewertung der spiroergometrischen Messwerte allein möglich wäre.
Literatur
Potential der Stringer-Methode
Direkte Messungen des HMV und des SV werden durchgeführt, um den Schweregrad einer Herzerkrankung zu
beurteilen und um die Wirkung verschiedener Therapiemaßnahmen zu überprüfen. Da RechtsherzkatheterUntersuchungen mit einem gewissen Risiko behaftet sind,
beschränkt sich ihre Anwendung auf eine geringe Anzahl
von Patienten. Folglich erscheint eine nichtinvasive
Methode, wie sie von Stringer et al. (30) entwickelt wurde, attraktiv. Eine Berechnung des HMVSchätzung und
SVSchätzung auf der Basis der VO2 kann im Rahmen eines
Belastungstests mit vergleichsweise geringem Aufwand
erfolgen. Möglicherweise findet die Methode größere Akzeptanz, wenn weitere Untersuchungen an verschiedenen
Populationen zeigen können, dass sie zu plausiblen Ergebnissen führt. Allerdings besteht in solchen Untersuchungen zwangsläufig die auch in der vorliegenden Studie gemachte Einschränkung, dass die erhobenen objektiven Daten auf die Sauerstoffaufnahme und die
Herzfrequenz beschränkt bleiben und nur Abschätzungen
des HMV und SV möglich sind. Simultane Vergleiche mit
Rechtsherzkatheter-Untersuchungen würden eine echte
Validitätsprüfung der Methode ermöglichen, stoßen jedoch auf ethische Bedenken, soweit nicht eine Erkrankung der Lungenstrombahn und damit eine medizinische
Indikation vorliegt.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Schlussfolgerung
Die nichtinvasive Bestimmung wichtiger hämodynamischer Parameter (HMV, SV) allein auf der Grundlage von
spiroergometrischen Messungen nach der Stringer-Methode (30) führte zu plausiblen Ergebnissen. Eine
Querschnittsuntersuchung mit 59 Personen lässt auf die
Anwendbarkeit der Methode schließen. Patienten mit koronarer Herzkrankheit wiesen in der vorliegenden Untersuchung im Vergleich zu gesunden Personen keinen prinzipiell anderen Verlauf der belastungsinduzierten Reaktion
von HMVSchätzung und SVSchätzung auf. Verläufe und Abso-
176
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DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Korresponenzadresse:
Markus Auracher
Institut für Sport und Präventivmedizin
Universität des Saarlandes
Campus, Geb. 39.1
66123 Saarbrücken
E-mail: maau0000@stud.uni-saarland.de
177
Aktuelles aus der Ernährung
Die zentrale Rolle der Schilddrüsenhormone im Energiestoffwechsel verdeutlicht die hohe Bedeutung einer
ausreichenden Jodzufuhr im Rahmen
der Sportler-Ernährung. Denn für die
Biosynthese der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin
(T3) ist ein adäquates alimentäres
Jodangebot unabdingbar.
Die Hauptfunktionen der Schilddrüsenhormone lassen sich wie folgt zusammenfassen:
• Hormonelle Absicherung des Grundumsatzes mit leicht kalorigenem Effekt
• Aktivierung der Proteinbiosynthese
in Leber, Muskel, Gehirn und anderen
Organen
• Konsekutiv gesteigerter Energieumsatz im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel
• Initiierung einer anabolen Stoffwechsellage mit positiver Stickstoffbilanz
• Stimulus für die Zelldifferenzierung
Die WHO schlägt für Erwachsene eine
Zufuhr von 2 µg Jodid pro kg Körpergewicht und Tag vor (3). Die “Deutsche
Gesellschaft für Ernährung e.V”. sowie
die entsprechenden Fachgesellschaften aus Österreich und der Schweiz
empfehlen eine tägliche Zufuhr von
200µg Jodid (D-A-CH-Referenzwerte).
Die Empfehlungen beziehen sich auf
stoffwechselgesunde
Erwachsene.
Frauen benötigen in der Schwangerschaft und Stillzeit eine höhere Zufuhr, um einer subklinischen Hypothyreose der Mutter und des Feten bzw.
Neugeborenen vorzubeugen.
Versorgungsstatus und Risikogruppen
In Deutschland besteht gemäß den
WHO-Kriterien ein Jodmangel Grad I.
Auch im internationalen Vergleich ist
der Jodversorgungsstatus in Deutschland nicht ausreichend. Ein erhöhtes
Risiko für einen Jodmangel besteht
auch bei Personen, die sich lactovegetarisch oder streng vegan ernähren (1).
Unter sportlich Aktiven ist eine marginale
Jodversorgung
überdurch-
178
schnittlich verbreitet. Bei über 70 % der
Freizeit- und Leistungssportler liegt die
Jodzufuhr unter den D-A-CH-Referenzwerten. Zudem korreliert die Höhe der
Jodzufuhr – anders als bei der Zufuhr
von Eisen oder Magnesium – nicht mit
275
Eisen
Magnesium
250
Jod
pothyreose, eine Eisenmangelanämie
beeinflusst nachteilig den Jod- und
Schilddrüsenhormonstoffwechsel. Die
in Kohlarten, aber auch in Bohnen und
Erdnüssen enthaltenen cyanogenen
Glycoside können über deren Abbauprodukt Thiocyanat die Jodidaufnahme kompetitiv hemmen (1).
225
Empfehlungen für eine
gute Jodversorgung
200
Prozent der D.A.CH.Zufuhrempfehlung (Männer)
Jodversorgung
der Sportler
Service der CMA
175
Eine gute Grundversorgung
mit Jod kann über den regelmäßigen Verzehr von Mee100
resfisch (1-2 x wöchentlich)
75
sowie von Milch und Milch50
produkten erreicht werden,
25
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
4.000
4.500
5.000
wenn im Privathaushalt ergänzend ausschließlich JodAbbildung 1: Eisen-, Magnesium- und Jodzufuhr in Abhängigkeit
von der täglichen Gesamtenergiezufuhr. Dargestellt als Anteil (%) salz verwendet wird und
der D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr von Männern beim Einkauf Brot, Fleisch,
(2, 4, 5)
Wurstwaren, Halbfertig- und
der Höhe der Energieaufnahme (2, 4, 5). Fertiggerichte bevorzugt werden, die
Somit werden die Jodverluste über den mit Jodsalz hergestellt wurden. Damit
Schweiß mit durchschnittlich 10 µg pro lässt sich auch der Basisbedarf von
Liter Schweiß nicht „automatisch“ Freizeit- undLeistungssportlernsichern.
durch eine erhöhte, isokalorische Energieaufnahme des sportlich Aktiven ab- Literatur
1. BfR Wissenschaft: Verwendung von Mineralgedeckt (4).
150
125
Energiezufuhr in kcal/d
Jodaufnahme
Die Hauptquelle der Jodaufnahme ist
die Nahrung, wobei der Jodgehalt der
Lebensmittel und der Gesamtnahrung
beträchtlich variiert und durch geochemische und kulturelle Bedingungen (Essgewohnheiten) sowie die Verwendung von jodiertem Speisesalz
beeinflusst wird.
Obgleich Seefische den höchsten
Jodgehalt aufweisen (8 bis 1210 µg/
100 g), tragen sie aufgrund des geringen Verzehrs nur wenig (9 %) zur Jodversorgung bei. Milch und Milchprodukte sind die Hauptquellen der Jodzufuhr (37 %), gefolgt von Fleisch und
Fleischwaren (21 %) sowie Brot und Getreideprodukten (19 %; 1).
Interaktionen verschiedener Nahrungsbestandteile, insbesondere Zink,
Selen und Eisen, Umweltbelastungen
wie Rauchen und Nitrat sowie cyanogene Glycoside in verschiedenen Lebensmitteln beeinflussen den Jodhaushalt.
So verstärkt ein Selenmangel eine bereits durch Jodmangel vorhandene Hy-
2.
3.
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Korrespondenzadresse:
Günter Wagner und Uwe Schröder
Institut für Sporternährung e.V.
In der Aue 30-32
61231 Bad Nauheim
E-mail: g.wagner@isonline.de
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Myopathien
Standards der Sportmedizin
C. Dehnert, P. Bärtsch
Diagnostik metabolischer
Myopathien
Innere Medizin VII, Universitätsklinikum Heidelberg
Zusammenfassung
Unter metabolischen Myopathien werden Störungen des Kohlenhydrat, Fett- oder Purinstoffwechsels sowie mitochondriale Defekte zusammengefasst. Zur Diagnostik hat sich neben der Erhebung einer detaillierten Anamnese die Kombination dreier Funktionstests mit unterschiedlichen metabolischen Anforderungen bewährt: eine lokal
anaerobe Belastung, eine rein aerobe Belastung und ein Ergometerstufentest bis zur Ausbelastung. In diesen Tests werden die Stoffwechselprodukte Laktat, Ammoniak und gegebenenfalls Pyruvat bestimmt.
Charakteristischerweise bleibt bei Glykogenosen ein Laktatanstieg trotz
hochintensiver Belastung aus. Beim Myoadenylatdeaminase-Mangel
ist der Ammoniakanstieg bei intensiven Belastungen vermindert. Mitochondriopathien sind durch übermäßigen Laktatanstieg und erhöhte
Laktat-Pyruvat-Quotienten bei leichter Belastung gekennzeichnet. Dadurch kann zwischen diesen Erkrankungsgruppen unterschieden werden. Zur zuverlässigen Identifizierung des zugrunde liegenden Enzymdefekts ist jedoch meist eine Muskelbiopsie erforderlich, in der gezielt
nach den in Frage kommenden Enzymdefekten gesucht werden kann.
Bei unauffälligem Untersuchungsergebnis kann eine relevante metabolische Myopathie ausgeschlossen werden.
Einleitung
Der Begriff „metabolische Myopathie“ bezeichnet Erkrankungen mit
Stoffwechseldefekten der zellulären Energiegewinnung der Skelettmuskulatur und fasst Störungen des Kohlenhydrat-, Fett- und Purin-Stoffwechsels sowie Defekte der mitochondrialen Atmungskette zusammen.
Die Energiegewinnung der Skelettmuskulatur erfolgt beim Gesunden
hauptsächlich durch aerobe Glykolyse und Fettsäureutilisation. Proteine oder Ketonkörper haben normalerweise nur geringen Anteil, können
aber bei Defekten der primären Stoffwechselwege zunehmende Bedeutung gewinnen. Alle Stoffwechselwege laufen im Skelettmuskel parallel
ab. Der relative Anteil von Glykolyse und Fettsäureutilisation ist jedoch
variabel und abhängig von der jeweiligen Ernährungssituation sowie
Intensität und Dauer der Belastung. Diese Besonderheiten des Energiestoffwechsels können durch unterschiedliche Gewichtung einzelner
Stoffwechselwege bei Funktionstests diagnostisch genutzt werden. Zur
Abklärung metabolischer Myopathien hat sich die Kombination dreier
verschiedener Tests bewährt: 1. eine lokal anaerobe Belastung, 2. eine
minimale, rein aerobe Belastung und 3. eine ansteigende Ergometrie bis
zur Ausbelastung.
Die Beurteilung stützt sich auf das Verhalten der Stoffwechselprodukte
Laktat, Ammoniak und gegebenenfalls Pyruvat in verschiedenen Belastungssituationen.
Anamnese und Symptomatik
Episodisch auftretende, belastungsabhängige Myalgien, unklare Minderung der Kraft- oder Ausdauerleistungsfähigkeit und belastungsinduzierte Paresen sollten differentialdiagnostisch an eine metabolische
Myopathie denken lassen. Häufig ist dabei die muskuläre CK erhöht, oh-
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
ne dass dies durch vorangegangene ungewohnte oder exzessive Belastungen erklärt wäre. Bei persistierend erhöhter CK sollten die Isoenzyme inklusive Makro-CK bestimmt werden. Ferner können bei metabolischen Myopathien unabhängig ihrer Ätiologie Krämpfe, Faszikulationen, kardiale oder cerebrale Symptome sowie Myoglobinurien auftreten.
Im Folgenden werden Funktionstests zur Diagnostik metabolischer
Myopathien beschrieben. Die Klinik der verschiedenen Erkrankungsgruppen wird im jeweiligen Abschnitt nur kurz charakterisiert, zu Details wird auf gängige Lehrbücher verwiesen (6). Auf Lipidspeichermyopathien wird nicht weiter eingegangen. Belastungsabhängige Symptome treten hier erst nach längerer Belastung oder Fasten auf,
Funktionstests sind deshalb nicht etabliert. Ihre Diagnostik basiert auf
Laborbestimmungen (z.B. Aldolase, Carnitin, Triglyceride) oder Biopsien von Muskel und Leber (Carnitingehalt).
Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels (Glykogenosen)
Unter Glykogenosen werden Erkrankungen von Glykogen-Synthese
oder Glykogen-Abbau subsummiert. Entsprechend der unterschiedlichen Enzymdefekte ist die Klinik sehr heterogen. Gemeinsam ist aber allen Glykogenosen mit muskulärer Beteiligung eine rasche Ermüdung in
der Frühphase intensiver Belastungen. Am häufigsten ist die Glykogenose Typ V (McArdle). Durch Zunahme des Fettstoffwechsels können
sich bei dieser Erkrankung die Beschwerden bei längeren Belastungen
bessern oder verschwinden („Second-Wind-Phänomen“). Glukosegaben
können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Im Gegensatz dazu
führen Glukosegaben beim Phosphofructokinase-Mangel zur Verschlechterung („Out-of-Wind-Phänomen“).
Funktionstest der Wahl ist ein ansteigender Ergometertest mit Belastung
großer Muskelgruppen bis zur Ausbelastung. Physiologischerweise
steigt die Blutlaktatkonzentration mit zunehmender Belastung. Sie sollte bei Ausbelastung untrainierter Personen über 6 mmol/l bzw. trainierter Personen über 8 mmol/l liegen. Diese Werte können bei Heranwachsenden wegen reduzierter Laktatbildungsfähigkeit und bei Älteren wegen verminderter Ausbelastungsfähigkeit etwas niedriger ausfallen. Bei
glykolytischen oder glykogenolytischen Störungen ist der Laktatanstieg
dagegen deutlich vermindert (s. Tabelle). Analoges zeigt sich im Handgrip-Test (s. u.). Ein verminderter Laktatanstieg in diesen Untersuchungen kann aber auch durch neurologische Störungen oder mangelnde
Mitarbeit verursacht sein. Im letzteren Fall ist der Test nicht verwertbar.
Myoadenylatdeaminase-Mangel
(MAD-Mangel)
Die Myoadenylatdeaminase katalysiert die Reaktion von AMP zu IMP
unter Abspaltung von Ammoniak. Beim MAD-Mangel bedingt eine
Punktmutation auf Chromosom 1 eine Funktionseinschränkung des Enzyms, weswegen ein belastungsinduzierter Ammoniakanstieg fehlt. Allerdings findet man auch bei asymptomatischen Personen in 1-2 % einen MAD-Mangel in der Muskelbiopsie (6). Die Punktmutation ist noch
häufiger, so dass die Bedeutung eines pathologischen Befundes immer
im klinischen Zusammenhang beurteilt werden muss (5).
Leitsymptome sind belastungsinduzierte Myalgien, Krämpfe und Muskelschwäche. Die Beschwerden werden meist durch intensive Belastung
induziert oder verstärkt und bessern sich nach Belastungsabbruch wieder. Bei etwa der Hälfte findet man erhöhte CK-Werte.
Die Diagnostik erfolgt durch anaerobe Belastung der Unterarmmuskulatur im Handgrip-Test. Hierzu existieren zahlreiche unterschiedliche
Protokolle (4). Ursprünglich wurde die Blutzufuhr am Oberarm unterbunden und eine bis wenige Minuten mit der Hand gegen einen Wider-
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
179
Standards der Sportmedizin
Myopathien
stand gedrückt (Laktat-Ischämie-Test). Ischämiebedingungen können
insbesondere bei Patienten mit Glykogenosen schwere Symptome auslösen. Der Test bringt aber auch ohne Ischämiebedingungen vergleichbare Ergebnisse (2), deshalb führen wir ein Protokoll unter nicht-ischämischen Bedingungen durch. Der Patient drückt für 10 Min. alle 2,5 Sek.
maximal gegen einen Kraftaufnehmer, vor und unmittelbar nach dem
Test werden Laktat und Ammoniak bestimmt und anschließend in Relation zur Kraftentwicklung gesetzt.
Der Ergometerstufentest ist zur Diagnostik mitochondrialer Myopathien
ungeeignet, da der beschleunigte Laktatanstieg eine Differenzierung
zum Leistungsdefizit durch Trainingsmangel kaum zulässt. Auch die Bestimmung des Laktat-Pyruvat-Quotienten ist hier nicht hilfreich, da dieser bei hochintensiver Arbeit auch bei Gesunden deutlich erhöht sein
kann (3).
Tabelle: Interpretation der Ergebnisse von Funktionstests zur Abklärung
metabolischer Myopathien. La = Laktat, NH3 = Ammoniak, La/Py = Laktat-Pyruvat-Quotient,
=
erhöht,
↔
=
normal,
= erniedrigt
Handgrip-Test
Ergometerbelastung
AusbeMinimallastung
belastung
Häufig lassen sich durch sorgfältige Analyse von Symptomatik, Begleitsymptomatik, auslösenden Faktoren sowie Beginn und zeitlichem
Verlauf der Beschwerden die Differentialdiagnosen deutlich einschränken. Durch Funktionstests können die Enzymdefekte metabolischer
Myopathien zwar nur selten gesichert werden, häufig werden aber wertvolle Hinweise auf die zugrunde liegende metabolische Störung gewonnen und damit die Richtung der weiteren Diagnostik vorgegeben. Zur
Diagnosesicherung ist meist eine Muskelbiopsie erforderlich, in der gezielt nach den in Frage kommenden Enzymdefekten gesucht werden
kann. Bei negativen Testergebnissen kann eine relevante metabolische
Myopathie ausgeschlossen werden.
La
Glykolytische oder glykogenolytische Störung
MAD Mangel
Mitochondriale Störung
NH3 La/Py
(↔)
La
La/Py
La
↔
↔()
↔
↔()
↔
↔
↔
↔()
↔()
Ein fehlender oder verminderter Ammoniakanstieg bei normalem Anstieg von Laktat deutet auf einen Myoadenylatdeaminase-Mangel hin (s.
Tabelle). Sind Laktat und Ammoniak vermindert, kommt neben neurologischen Störungen oder unzureichender Mitarbeit auch ein Verdünnungseffekt bei fehlerhafter Blutabnahme in Frage. Die Blutentnahme
nach Belastung muss aus einer Vene erfolgen, die die arbeitende Unterarmmuskulatur drainiert (meist V. cubitalis). Zur korrekten Bestimmung
der Ausgangswerte sollten vor der ersten Blutentnahme mind. 30 Min.
völlige körperliche Ruhe eingehalten werden.
Literatur
1.
2.
3.
4.
5.
Mitochondriale Myopathien
Defekte der mitochondrialen Atmungskette führen zu einer verminderten aeroben ATP-Produktion. Aufgrund ihres hohen Energiebedarfs sind
Muskel- und Nervenzellen dabei bevorzugt von funktionellen Störungen betroffen. Die kompensatorische Steigerung der anaeroben Glykolyse führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen bereits in Ruhe und bei einem Großteil unter Belastung zu erhöhten Laktatwerten und/oder Laktat-Pyruvat-Quotienten (7; s. Tabelle). Gemeinsames Leitsymptom von
mitochondrialen Myopathien ist eine Belastungsintoleranz gegenüber
Dauerbelastungen, ansonsten ist das klinische Bild sehr heterogen (6).
Eine einheitliche Klassifikation wurde bisher nicht erreicht, da einzelne
mitochondriale Defekte zu verschiedenen Syndromen führen können,
einem Syndrom aber auch verschiedene mitochondriale Defekte zugrunde liegen können.
Die Funktionsdiagnostik erfolgt durch eine Dauerbelastung über 15 Min.
bei minimaler Intensität (z.B. 30 Watt). In 5-minütigen Abständen
während und 10 Min. nach Belastung wird Laktat und bei Belastungsabbruch Pyruvat bestimmt. Bei gesunden Probanden erfolgt die Energiebereitstellung hierbei vollständig aerob ohne relevanten Laktatanstieg. Störungen der mitochondrialen Atmungskette führen dagegen bei
einem Großteil der Patienten zu einem deutlichen Laktatanstieg
(>2 mmol/l) und zu erhöhten Laktat-Pyruvat-Quotienten (7). Eine Belastung von 30 Watt kann aber bei leistungsschwachen Patienten bereits
einen relevanten Anteil anaerober Glykolyse erfordern, weshalb diskutiert wird, die Belastung individuell anzupassen (1). Es empfiehlt sich in
jedem Fall, einen pathologischen Anstieg von Laktat oder des LaktatPyruvat-Quotienten in Relation zur allgemeinen Leistungsfähigkeit zu
beurteilen.
180
Fazit
6.
7.
Hammaren E, Rafsten L, Kreuter M, Lindberg C: Modified exercise test in
screening for mitochondrial myopathies - adjustment of workload in relation to muscle strength. Eur Neurol 51 (2004) 38-41.
Kazemi-Esfarjani P, Skomorowska E, Jensen TD, Haller RG, Vissing J: A
nonischemic forearm exercise test for McArdle disease. Ann Neurol 52
(2002) 153–159.
Keul J, Doll E: Intermittent exercise: metabolites, PO2, and acid-base
equilibrium in the blood. J Appl Physiol 34 (1973) 220-225.
Livingstone C, Chinnery PF, Turnbull DM: The ischaemic lactate-ammonia
test. Ann Clin Biochem 38 (2001) 304-310.
Verzijl HTFM, van Engelen BGM, Luyten JAFM, Steenbergen GCH, van den
Heuvel LPWJ, ter Laak HJ, Padberg GW, Wevers RA: Genetic characteristics
of myoadenylate deaminase deficiency. Ann. Neurol 44 (1998) 140-143.
Zierz S, Jerusalem F: Muskelerkrankungen. 3. Auflage. Georg Thieme,
Stuttgart – New York, 2003.
Zierz S, Meeßen S, Jerusalem F: Laktat- und Pyruvatblutspiegel in der
Diagnostik mitochondrialer Myopathien. Nervenarzt 60 (1989) 545-548.
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Christoph Dehnert
Innere Medizin VII (Sportmedizin)
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
E-mail: christoph.dehnert@med.uni-heidelberg.de
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
Aus der Literatur
Aktuelles
Fußballspezifisches Ausdauertraining
Verletzungen im
Frauenfußball
Die Laufleistung in einem Fußballspiel entspricht 10-12 km in einer Intensität von 80-90 % der maximalen
Herzfrequenz bzw. 70-80 % der VO2
max, d.h. 90 % der benötigten Energie werden aerob bereitgestellt.
Grund genug der Ausdauerentwicklung im Fußball einen großen Stellenwert zuzuschreiben. Allerdings
wird befürchtet, dass dadurch gleichzeitig die Schnellkraft des Sportlers
abnimmt. Bei jugendlichen Fußballspielern führte ein zweimal pro Woche zusätzlich zum normalen Training über 10 Wochen durchgeführtes
Intervalltraining mit Ball (4 x 4 min
Dribbeln mit 90-95 % der max. Herzfrequenz, unterbrochen von 3 min
Eine aktuelle Studie aus den USA beleuchtet die Verletzungen im professionellen Frauenfußball. Demnach
kommt es zu 1,93 Verletzungen/1 000
Spielstunden. Auch hier zeigte sich
eine deutlich höhere Verletzungsgefahr im Match (12,63/1 000) als im
Training (1,17/1 000). In 82 % handelte es sich um ein akutes Trauma,
16 % waren Überlastungserscheinungen. 60 % betrafen die untere Extremität. Am häufigsten verletzt waren
bei weiterer Lokalisationseinschränkung das Knie (31,8 %) und der Kopf
(10,9 %). Hoch ist im Frauenfußball
das Risiko für eine Kreuzbandverletzung (4,6 %). Alle 10 000 Spielstunden kommt es zu einer derartigen Verletzung, berechnet man nur die Matches sogar 10 mal häufiger. Dabei ist
eine Kontaktsituation mit dem Gegner nur in seltenen Fällen die Verletzungsursache. Andere Autoren konnten zeigen, dass ein neuromuskuläres
Training vor der Saison die Verletzungshäufigkeit senkt.
U.K.
(Giza E et al: Injuries in women’s professional soccer. Br J Sports Med 39
(2005) 212-216)
Joggen bei 70 % der max. Herzfrequenz) zu einer signifikanten Zunahme der VO2max von 9 % sowie gleichzeitiger Zunahme der Sprungkraft.
Keine Veränderungen ergaben sich im
BMI, der Laufökonomie und der
Sprintfähigkeit über 10 m, so dass der
Einsatz derartiger kurzer zusätzlicher
Trainingseinheiten zur fußballspezifischen Ausdauerschulung empfohlen
werden kann.
U.K.
(McMillan K et al.: Physiological adaptations to soccer specific endurance training in professional youth soccer players. Br J Sports Med 39
(2005) 273-277)
Verletzungen im Fußball
Weltweit gibt es 200 Millionen Lizenzspieler im Fußball. Bei Männern
muss in 1 000 Spielstunden dabei mit
12-35 Verletzungen gerechnet werden, im Training sind es mit 1,5 bis
7,6/1000 Stunden deutlich weniger.
Dies bestätigt auch eine aktuelle Studie an 310 schwedischen Fußballprofis, die insgesamt 93353 Stunden bei
der Ausübung ihrer Sportart „beobachtet“ wurden, 11 552 Stunden im
Match, 81801 Stunden im Training.
Bei 240 Spielern kam es zu 765
Weichteilverletzungen und bei 238
Spielern zu 715 Verletzungen, die eine längere Spielpause nach sich zogen. Auf die Stundenzahl bezogen
waren Verletzungen im Spiel deutlich
häufiger als im Training. Besonders
auffällig hier die hohe Zahl an akuten
Verletzungen, die bereits in den Absolutwerten mit 470 gegenüber 481
fast die Zahl der Trainingsverletzungen erreichte. Deutlich häufiger im
Training waren Überlastungsschäden.
Dabei waren besonders häufig Leiste
(27 %) und die untere Beinregion
(23 %) betroffen. Besonders hoch war
die Gefahr für Trainingsverletzungen
in der Vorsaison (40 %). Noch höher
war das Verletzungsrisiko während
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)
dieser Zeit, wenn man Überlastungsschäden (50 %) und Wiederverletzungen (51%) betrachtete. Während des
Spiels waren 20 % der Verletzungen
auf ein Foul des Gegners zurückzuführen. Besonders häufig kam es zu
Prellungen (60 %) und Bänder- bzw.
Gelenkverletzungen (25 %). Dabei
wurden 36 % der Knie- und 29 % der
Sprunggelenkverletzungen
durch
Gegnerkontakt ausgelöst. Nachdenklich stimmte auch, dass ein Viertel der
Spieler mindestens eine Wiederholungsverletzung hatte.
Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl
in der Prävention, dabei anscheinend
vor allem in der Saisonvorbereitung,
wie auch in der ausreichenden Rehabilitation von Verletzungen noch viel getan werden muss, um eine möglichst
hohe Einsatzzeit von Fußballprofis zu
erreichen. Auch das konsequente und
frühe Ahnden von Fouls kann die Sicherheit des Spielers erhöhen.
U.K.
(Walden M, Hägglund M, Ekstrand J:
Injuries in Swedish elite football – a
prospective study on injury definitions, risk for injury and injury pattern
during 2001. Scand J Med Sci Sports
15 (2005) 118-125 )
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
181
Aktuelles
Buchbesprechungen
Buchbesprechungen
Müller RK
Doping – Methoden, Wirkungen,
Kontrolle
Verlag C.H. Beck, München, 2004,
128 Seiten, EUR 7,90, ISBN 3-406
50845-6
Das kurze, preiswerte Büchlein ist für
den medizinischen Laien gedacht. Es
gibt eine gut verständliche systematische Darlegung der Gesamtproblematik unter Einschluss der neuesten Entwicklungen (z.B. Gendoping). Die
wirkliche Bedeutung des Dopings
wird klargestellt. Die naive Vorstellung, dass alle dopen, und dass Doping stets leistungsverbessernd wirkt,
kann der Leser nach dieser Lektüre
nicht mehr haben. Besonders erfreulich ist, dass alle Fachwörter im Text
sofort erklärt werden.
Ein Nachteil ist nur das sehr kurze
Sachverzeichnis (eine Seite), das bei einer Neuauflage ergänzt werden sollte.
Dieter Böning, Berlin
Meyer K
Körperliche Bewegung dem Herzen zuliebe. Ein Ratgeber
für Herzpatienten
Steinkopff Verlag, Darmstadt, 2004,
4. überarbeitete und erweiterte Auflage, 145 Seiten, EUR 10,95, ISBN 37985-1410-0
Art, Dauer, Intensität und Häufigkeit
der für Herzpatienten geeigneten Bewegungsformen werden in diesem
Buch hervorragend beschrieben. Auf
Besonderheiten für Postinfarkt-Patienten, Hypertoniker, Herzoperierte,
Herzinsuffiziente sowie Patienten
nach aortokoronarer Bypassoperation
wird detailliert eingegangen.
Dabei gilt: soviel Wissenschaft und
Theorie wie notwendig, um den Patienten leicht verständlich die Hintergründe
für bzw. die Wirkungen von körperlicher
Aktivität bei Herzkreislauferkrankungen
zu erklären und Überlastungen zu verhindern, soviel Praxis wie möglich, um
eine optimale Durchführung der einzelnen Aktivitäten zu ermöglichen.
Durch die jahrzehntelange Aktivität
und Erfahrung der Autorin in der The-
182
matik ist dieses hervorragende Buch
nicht nur für Herzpatienten und ihre
Angehörigen, sondern auch für Ärzte,
Sportwissenschafter und Übungsleiter
wärmstens zu empfehlen. Das Buch
sollte in keiner Fachbibliothek fehlen.
Peter Schmid, Bad Schallerbach (A)
Roskamm H, Neumann F.-J., Kalusche
D, Bestehorn H.-P. (Hrsg.)
Herzkrankheiten. Pathophysiologie,
Diagnostik, Therapie
Springer-Verlag, Berlin-HeidelbergNew York, 5. Auflage 2004, 1373 Seiten, 649 Abbildungen, 138 Tabellen,
EUR 199,95, ISBN 3-540-40149-0
Neu herausgegeben in der 5. Auflage
das Standardwerk der Kardiologie,
der alte “Reindell-Roskamm”. Es ist
komplett überarbeitet und auch im
Umfang gekürzt worden, was den
Darstellungen in den einzelnen Kapiteln durchaus zugute gekommen ist.
Alle wichtigen Aspekte der Kardiologie sind in diesem Lehrbuch vertreten; neu hinzugekommen sind z.B. genetische Aspekte und nichtmedikamentöse Therapien der Rhythmologie.
Herausragend sind die guten physiologischen Artikel, die die Grundlagen
der Herzfunktion sowie die Funktion
des normalen Herzens in Ruhe, unter
Belastung und beim Sport didaktisch
geschickt darstellen. In den klinischen
Kapiteln fallen vor allem die vollständige und kritische Darstellung aller neuen diagnostischen und therapeutischen
Verfahren und Methoden auf. Es finden
sich aber auch wichtige Kapitel zur Bewegungstherapie und zur Prävention.
Positiv fällt der sehr einheitliche Stil
der Diktion auf, der für eine gründliche
Überarbeitung spricht, die gute Gliederung des Textes der einzelnen Kapitel
mit Heraushebung von klinisch wichtigen Tatsachen und das hervorragende
Bildmaterial.
Uneingeschränkt kann dieses Werk
als Standardwerk der Kardiologie für
alle Internisten und Sportmediziner
empfohlen werden.
Jürgen M. Steinacker, Ulm
Weineck J
Optimales Training
2004, Spitta Verlag, Balingen, gebunden, 14. Auflage, 770 Seiten, EUR
52,80, ISBN 3-934211-75-5
Erreicht ein Buch die 14. Auflage, so
ist dies als Hinweis zu werten, dass
Bedarf und Akzeptanz besteht. Der
vorliegende Band umfasst unverändert alle Aspekte der Trainingswissenschaft, einschließlich sportmedizinischer Fragen.
Neben allgemeinen Grundlagen
werden die motorischen Hauptbeanspruchungsformen im Hinblick auf
Training und Medizin diskutiert.Weitere Kapitel betreffen Fragen der Rehabilitation und Prävention sowie ausführliche Abschnitte über das Training im
Kindes- und Jugendalter.
Fragen der gesundheitsorientierten
Sportangebote stehen heute stark im
Vordergrund der Arbeit in Vereinen und
in der sportärztlichen Praxis, so dass
man sich hier eine etwas ausführlichere Darstellung gewünscht hätte.
Steuerung von Intensität und Umfang eines Ausdauertrainings über telemetrische Herzfrequenz-Messung und
auch Borg-Skala gehören mittlerweile
zum Standard des Breiten- und Leistungssports. Hinweise auf eine effektive Trainingsgestaltung wären angesichts der großen Verbreitung dieser
Methoden erwartet worden.
Die Literatur ist sehr umfangreich,
einige ältere Arbeiten könnten aber
durch aktuelle ergänzt oder ersetzt werden. Neuere Literaturangaben sind selten zu finden, ebenso Abbildungen und
Tabellen.
Insgesamt ein sehr umfangreiches
Werk, welches ein Nachschlagewerk für
Interessierte mit Vorwissen darstellt.
Zielgruppen sind Spitzensportler und
Trainer. Der sportmedizinisch tätige
Arzt wird zusätzlich die Standardwerke
der Sportmedizin benötigen.
Deborah Löllgen, Mainz,
Herbert Löllgen, Remscheid
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN
Jahrgang 56, Nr. 6 (2005)