Dialog- und Service-Initiative Deutsche Steinkohle AG
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Dialog- und Service-Initiative Deutsche Steinkohle AG
Die Nachbarschaftszeitung Nr. 14 | Herbst 2005 D S K Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 1. September werden bei der DSK insgesamt 3.145 junge Menschen in Zukunftsberufen ausgebildet. Allein für dieses Ausbildungsjahr hatten sich für 850 Ausbildungsplätze 7.457 Jugendliche beworben. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 9 Dialog- und Service-Initiative Deutsche Steinkohle AG 2 E D I T O R I A L Liebe Leserinnen und Leser, der Bergbau und die Region: Wir stehen Seite an Seite. Die Region braucht die Wertschöpfung, die der Bergbau bietet. Diese Ausgabe des Durchblick liefert auf eindrucksvolle Weise Beispiele dafür. Und: Auch Energieversorgungssicherheit spielt mehr denn je eine wichtige Rolle – weltweit. Es geht um Ressourcen, die knapp werden und so die Kosten in die Höhe schnellen lassen. Wer hätte noch vor kurzem gedacht, dass wir heute unsere Energie so teuer bezahlen müssen. Und die Märkte reagieren sensibel. Kleinste Veränderungen führen zu weiteren Preiserhöhungen. Große erst Recht. Dies hat uns erneut die Katastrophe im Süden der Vereinigten Staaten vor Augen geführt. Dort befindet sich ein wichtiger Ölförderstandort der USA. Weltweit mussten nationale Ölreserven angezapft werden, um den Markt zu stabilisieren. Auch Steinkohle ist ein wichtiger Baustein unserer Energieversorgung. Nur 15 Prozent der Weltförderung werden gehandelt, 85 Prozent werden in den Förderländern direkt eingesetzt. Und der weltweite Hunger nach Energie steigt weiter. Wir sollten uns eine gewisse Sicherheit leisten: Deutsche Steinkohle ist jederzeit verfügbar und preisstabil – auch in Zukunft. Mit einem freundlichen Glückauf Ihr Bernd Tönjes Vorstandsvorsitzender, Deutsche Steinkohle AG I M P R E S S U M Herausgeber: Vorstand der Deutschen Steinkohle AG, Shamrockring 1, 44623 Herne Verantwortlich: Bereich Kommunikation, Udo Kath Redaktion: Kerstin Löhmann, kl kerstin.loehmann@deutsche-steinkohle.de Layout: KOLLOSS, Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, 44649 Herne Druck: Heining & Müller GmbH, Lahnstraße 30, 45478 Mülheim/Ruhr In der Region verwurzelt „Partner vor Ort“ Im 19. Jahrhundert kannte man das Wort „Standortfaktor“ noch nicht – gleichwohl: Die Kohle war es. Sie sorgte für den Wohlstand von Städten und Dörfern, war Lebensmittelpunkt der Menschen und Garant für Lebensqualität. Und heute? Nach wie vor ist der Bergbau ein wichtiger Standortfaktor, wesentlich für die Wertschöpfung in der Region – und ein verlässlicher Partner vor Ort. Rund 38.500 Menschen (Stand Dezember 2004) – hoch qualifiziert und motiviert – beschäftigt die DSK über und unter Tage. Inklusive der Zulieferer sind es sogar 100.000 Arbeitsplätze, die mit der Steinkohle verbunden sind. Verbunden im wahrsten Sinn des Wortes: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in der zweiten und dritten Generation im Bergbau, mit vielen Zulieferern verbinden die DSK langjährige, beinahe traditionelle Geschäftsbeziehungen. Die Bergwerke sind dabei verwurzelt mit einer Region, der sie sich verpflichtet fühlen – ein Wechselspiel von Politik und Wirtschaft, von Land und Leuten. Partner in Kamp-Lintfort. Im Wappen sind die charakteristischen und historisch wichtigen Elemente der Stadt am Niederrhein vereint – und dazu gehören auch Schlägel und Hammer als Sinnbild des Steinkohlenbergbaus. KampLintfort ist Standort des Bergwerks West – Arbeitgeber für 3.700 Menschen, 400 Ausbildungsplätze hängen am Bergwerk. Mehr als 1.200 DSK-Mitarbeiter leben auch direkt in der Stadt. „Zur Bewältigung des Strukturwandels können wir auf den Bergbau nicht verzichten“, erklärt Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt. „Das Bergwerk West ist für Dr. Christoph Landscheidt, Bürgermeister Kamp-Lintfort uns aber nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Es ist zum Ausgangspunkt für unseren Kulturpfad zum weithin bekannten Kloster Kamp geworden und besitzt damit auch eine kulturelle und touristische Bedeutung.“ DSK-Standorte: Aktiv an Ruhr und Saar Partner in Lünen. Hans Wilhelm Stodollick, Bürgermeister Lünen Die größte Stadt im Kreis Unna besitzt eine 100-jährige Bergbautradition: „Der Bergbau hat die Stadt mit entwickelt, und er tut es noch heute“, sagt Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick. Zwar wurde die letzte Schachtanlage 1992 geschlossen, doch in Lünen leben heute noch rund 1.000 DSKMitarbeiter, die an anderen Standorten tätig sind. Und: Lünen ist durch die DBT mit 1.100 Beschäftigten Zentrum weltweit nachgefragter Bergbautechnologie. „Vor diesem Hintergrund ist es mir wichtig, dass notwendige Anpassungen planbar erfolgen“, so Bürgermeister Stodollick. „Ich bin überzeugt, dass wir Schachtanlagen brauchen, um innovative Bergbautechnik, die wir in alle Welt verkaufen, vor Ort zu erproben.“ 3 Städte stützen Steinkohle Hand in Hand für den Bergbau Ob im Ruhrgebiet oder an der Saar: Die Städte und Gemeinden sind sich der Bedeutung der Bergwerke vor Ort bewusst. Zahlreiche Kommunalparlamente und Kreistage haben in den vergangenen Wochen Resolutionen zur Unterstützung des Steinkohlenbergbaus verabschiedet. Sie sprechen sich darin für den Erhalt des Bergbaus aus, wehren sich gegen einen Totalausstieg oder fordern einen „Strukturwandel ohne Brüche“. Solche Forderungen kennen keine Parteigrenzen. Viele der Resolutionen wurden parteiübergreifend und einstimmig angenommen. Für den Bergbau gibt es dabei viele Argumente: „Das Bergwerk Ost ist für die Region Unna/Hamm nach wie vor einer der bedeutendsten Arbeitgeber mit fast 3.400 Beschäftigten, zusätzlich sichert es 4.000 Arbeitsplätze im Umfeld“, heißt es in der Resolution des Kreises Unna, der zum Einzugsgebiet des Bergwerks Hamm gehört. In Bergkamen im Kreis Unna nennen die Politiker weitere Zahlen: Hier rechnet man, so steht es in der Resolution, mit einer Arbeitslosenquote von 25 Prozent, sollte der Bergbau gehen müssen: „Das ist für die Stadt Bergkamen nicht zu schultern, ein Strukturbruch ist in diesem Fall unver- meidbar.“ Deshalb sei die Politik gefordert, mit den Handelnden „gerade in diesen schwierigen Zeiten an einem Strang zu ziehen und sich gemeinsam um die bestmöglichen Lösungen zu bemühen“, fordert der Rat der Stadt Hamm. Nicht allein der Wirtschaftsfaktor Kohle ist für die Politik ausschlaggebend: Die Steinkohle gilt vielen auch als wichtige Basis zur Gewährleistung der nationalen Energieversorgung. „Einen Totalausstieg aus dem deutschen Steinkohlenbergbau darf es angesichts der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten des internationalen Energiemarktes nicht geben“, heißt es beispielsweise in der Resolution der Stadt Gladbeck. Stimmen aus der Region „Hamm ist eine Bergbaustadt durch und durch. Wir stehen zu unserer Vergangenheit und wollen eine Zukunft mit dem Bergbau! Viele Hammer Bürger sind im Bergbau beschäftigt oder arbeiten für Zulieferer. Der Wegfall der Arbeits- und Ausbildungsplätze hätte katastrophale Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt und somit schwerwiegende Folgen für die gesamte Region. Ich hoffe, dass durch die Erschließung des Feldes Donar die Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.“ Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann, Hamm „Die Stadt Gladbeck hat eine jahrzehntelange Tradition als Bergbaustandort. Heute gibt es in Gladbeck zwar keine fördernden Schachtanlagen mehr. Dennoch sind etwa knapp 1.000 Menschen aus der Stadt in Schachtanlagen der Umgebung beschäftigt. Deshalb gilt: Die Stadt Gladbeck steht auch künftig uneingeschränkt an der Seite der Bergleute und des Bergbaus in unserer Region, wir brauchen die Arbeits- und Ausbildungsplätze im Bergbau.“ Bürgermeister Ulrich Roland, Gladbeck „Mehr als 6.000 Beschäftigte finden Arbeit und gesichertes Einkommen in den Bottroper Bergbaubetrieben. Die enge Verzahnung von Kohlengewinnung, Koksproduktion und Kohlenveredelung steigert die vorhandene Wertschöpfungskette und sichert die Wirtschaftlichkeit der Betriebe. Und: Deutschland ist Weltmarktführer auf dem Gebiet der Bergbautechnik. Die kann aber nicht im Laborversuch entwickelt werden, dazu bedarf es produzierender Bergbaubetriebe.“ Oberbürgermeister Peter Noetzel, Bottrop „Die Absage der neuen Landesregierung an den Steinkohlenbergbau darf nicht mit dem Ausverkauf des Reviers enden. Die Kumpel leben heute nicht mehr nur im Schatten der Zechentürme, sondern in der Nachbarschaft wie dem Kreis Unna. Betriebsbedingte Kündigungen bedeuten nicht nur Tausende von Arbeitslosen, sondern auch einen Verlust an Kaufkraft in unserer Region von rund 50 Millionen Euro.“ Landrat Michael Makiolla, Kreis Unna „Auch wenn der Anteil der Importkohle in den letzten Jahren drastisch angestiegen ist, erfüllt die deutsche Steinkohle immer noch eine bedeutende Aufgabe zur Versorgungsabsicherung der heimischen Energiewirtschaft. Da die Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen hat, wird es zwangsläufig zu einem erhöhten Anteil der Kohle am Energiemix kommen. Für Duisburg hat das den erfreulichen Effekt, dass die STEAG bereits den Bau eines neuen Kohlekraftwerkes in DuisburgWalsum eingeleitet hat. Die DSK ist nach wie vor einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in Duisburg. Wir werden enorme Anstrengungen unternehmen müssen, um den Wegfall der Ausbildungsplätze bei Schließung des Bergwerks Walsum zu kompensieren.“ Oberbürgermeister Adolf Sauerland, Duisburg „Der Bergbau hat in Ibbenbüren eine gute Zukunftsperspektive: Aktuell werden hier gerade Probebohrungen für ein neues Feld vorgenommen. Hinzu kommt, dass der größte Teil der Kohle im Kraftwerk nebenan verstromt wird. Natürlich ist unsere Zuversicht angesichts der aktuellen Diskussion nicht ganz ungetrübt. Aber vor Ort stehen wir hinter der Zeche. Gemeinsinn und Rückhalt sind groß – auch weil die meisten Kumpel in unserer Stadt zuhause sind, bodenständige Menschen mit einer hohen Motivation und einer qualifizierten Ausbildung. – Die DSK ist uns als Arbeitgeber, als Ausbilder wie auch als Gestalter städtischer Strukturen wichtig.” Bürgermeister Heinz Steingröver, Ibbenbüren 4 „Wir müssen den Prozess planbar machen“ WA N D E L mit dem B E R G BAU Wirtschaftswachstum und sichere Arbeitsplätze gibt es für die Wirtschaftsförderer und Kammern, Arbeitsagentur oder Gewerkschaft – in Nordrhein-Westfalen wie an der Saar – nur mit dem Bergbau. sozialabgabenpflichtige Arbeitsverhältnisse als vor 20 Jahren“, sagt HansPeter Kaiser, Vorstand der wir 4 Wirtschaftsförderung, in der sich die genannten Städte zusammengeschlossen haben, um neue Unternehmen in der Region anzusiedeln. Allerdings: In der derzeitigen schwierigen konjunkturellen Lage wäre der Erfolg nicht wiederholbar – Hans-Peter Kaiser: „Ein langfristiger Prozess ist die einzige beherrschbare Lösung.“ Das zeigt sich auch im Saarland: „Von früher einmal 68.000 Arbeitsplätzen im Bergbau sind noch 7500 geblieben. Jeder, der einen „Auslaufbergbau“ fordert, handelt deshalb leichtfertig – nicht nur für die unmittelbar betroffe- Hans-Peter Kaiser, Vorstand der wir 4 Wirtschaftsförderung In den vergangenen 20 Jahren wurden in Moers, Kamp-Lintfort, NeukirchenVluyn und Rheinberg am Niederrhein 16.000 Arbeitsplätze im Bergbau abgebaut – rein statistisch gesehen wären das rund die Hälfte der Einwohner der Stadt Rheinberg. „Diesen Rückgang haben wir nur verkraftet, weil wir uns frühzeitig darauf einstellen und entsprechend vorsorgen konnten: Heute verzeichnet die Region nicht weniger Quelle GVSt Horst Backes, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes nen Bergleute. Eine schnelle Schließung auch des letzten verbliebenen Bergwerks würde die Arbeitslosigkeit im Saarland explosionsartig ansteigen lassen. Der mühsam erreichte sozialverträgliche Strukturwandel wäre dann nicht mehr zu bewältigen“, meint Horst Backes, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, und verweist auf einen weiteren Aspekt: „Ein weiterer Rückgang ist auch angesichts der weltweiten Unsicherheit auf den Energiemärkten nicht zu verantworten: Die saarländischen Kraftwerke und die Stahlindustrie sind auf eine zuverlässige Belieferung mit Kohle und Koks angewiesen.“ Sichere Energie, sichere Arbeitsplätze: Dafür plädieren auch die Gewerkschaften. „Wir brauchen einen energiepolitischen Diskurs darüber, wie heimische Energiequellen und damit der Industriestandort Deutschland erhalten werden können“, sagt Michael Sommer, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, und Hubertus Schmoldt, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ergänzt: „Der kurzfristige Verlust von Arbeits- und Ausbildungsplätzen würde die Arbeitslosigkeit in den Revieren explosionsartig ansteigen lassen. Der mühsam erreichte sozialverträgliche Strukturwandel wäre nicht mehr zu halten. Es droht ein katastrophaler Strukturbruch.“ Die IG BCE macht sich vor Ort stark für den Erhalt des Hubertus Schmoldt, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie Bergbaus: So sammelten beispielsweise Vertrauensleute der Gewerkschaft im Sommer gemeinsam mit der DSKBelegschaft mehr als 37.000 Unterschriften für die Bergbauregion Ibbenbüren im Tecklenburger Land. Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Zurück zum Niederrhein: Im Juli waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Wesel (Kreise Wesel und Kleve) 35 700 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet; mehr als 40 Prozent davon sind Langzeitarbeitslose. „Ein möglicher weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit wird die Menschen, die Kommunen und das soziale Gefüge massiv belasten. Der behutsame Strukturwandel – vorbereitet und durchdacht – könnte Probleme abfedern“, so Diplom-Ökonom Karl-Dieter Stöckmann, Chef der Agentur für Arbeit Wesel. Karl-Dieter Stöckmann, Chef der Agentur für Arbeit Wesel Die Nachbarschaftszeitung 5 Der Bergbau in der Region Verantwortung übernehmen Der Bergbau gehört mit seiner Wirtschaftlichkeit aus dem Auge zu verlieren“, sagt der frühere Baudezernent und Stadtdirektor. „Würde der Bergbau in der Region abgewickelt, bedeutet das technischen Rückschritt und führt direkt und indirekt zu finanziellen Einbußen bei großen Teilen der Bevölkerung.“ ganzen Vielfalt zum Leben der Menschen vor Ort – wie die folgenden Statements zeigen. Bergbau & Natur. Für Michael Drescher, Vorsitzender des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) im nordrhein-westfälischen Dorsten, ist ein kontrollierter Strukturwandel ein Garant dafür, dass auch mit Umweltthemen verantwortungsvoll umgegangen wird: „Wir haben bislang positive Erfahrungen gemacht: Mit der DSK verbindet uns in Umweltbelangen, z. B. bei der Haldengestaltung oder Pflegekonzepten, eine gute Partnerschaft.“ Michael Drescher, Vorsitzender des Naturschutzbunds Deutschland (NABU), Dorsten Bergbau & Gesellschaft. Wolfgang Kerak, Vorsitzender der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr, Essen Klaus Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bottrop die Lebenssituation der Menschen auswirken können.“ Bergbau & Geschichte. Bergbau & Wirtschaft. Seit 1979 fördert die „Historische Gesellschaft Bottrop e.V.“ die wissenschaftliche Erforschung von Stadt und Umgebung. Die Mitglieder setzen sich unter anderem für den Erhalt bedeutsamer Baudenkmäler wie dem „Malakoffturm“ der Zeche Prosper ein. Norbert Wallmann, Mitglied der Historischen Gesellschaft, betrachtet den Strukturwandel nicht nur aus geschichtlichem Interesse: „Der Bergbau war und ist wesentlicher Teil der Prosperität der gesamten Region. Wir müssen weiterhin Kohle fördern um technische Standards zu erhalten und neue zu entwickeln, ohne dabei die „Die weiteren Stilllegungen am Niederrhein bedeuten den Verlust mehrerer hundert Ausbildungsplätze. Ein Ausgleich wird trotz erster Erfolge nicht leicht“, beschreibt Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve, die Situation. „Genauso wenig ist der Wegfall Tausender Arbeitsplätze mittelfristig zu kompensieren. Gleichwohl ist es wirtschaftlich nicht sinnvoll, den Bergbau dauerhaft öffentlich zu subventionieren. Wir alle müssen den Strukturwandel gestalten und insbesondere auch den Dienstleistungsbereich voranbringen. Dazu zählt der Ausbau der Logistikregion Niederrhein, den die IHK weiter forcieren wird.“ Bergbau & Kommunen. „Kraft meines Amtes kenne ich viele Vertreter der Bergbauregionen”, sagt Wolfgang Kerak, Vorsitzender der Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr. „Insofern kenne ich auch die Sorgen. Immer noch profitieren viele Kommunen vom Bergbau: Der Bergbau bezahlt Steuern, der Bergbau liefert Kaufkraft. Viele Unternehmen sind abhängig von den DSK-Betrieben. Mancherorts ist der Bergbau immer noch größter Arbeitgeber und bietet hoch qualifizierte Arbeitsplätze – von denen wir nicht genug haben. Zugleich sichert der Bergbau unsere Rohstoff- und Energieversorgung. Wir sollten froh sein, dass wir ihn haben.“ Manfred Ludes vom Rotary Club in Dorsten betrachtet die aktuelle Diskussion um den Bergbau mit großer Sorge: „Hier wird zu kurzfristig gedacht und nur auf das vordergründig wirtschaftlich Sinnvolle geachtet. Fossile Brennstoffe werden knapper, und wir müssen uns ein eigenes Standbein in punkto Energie erhalten“, erinnert er an die energiepolitische wie die gesell- Manfred Ludes, Rotary Club, Dorsten schaftliche Verantwortung. „Der Staat leistet es sich, immer mehr Menschen frühzeitig aufs Altenteil zu schieben und damit die Sozialkassen zu belasten. Für den Einzelnen ist das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, frustierend – für die Allgemeinheit ist es eine erhebliche finanzielle und strukturelle Belastung.“ Bergbau & Banken. Norbert Wallmann, Historische Gesellschaft, Bottrop „Mein Vater hat selbst auf Prosper gearbeitet, ich fühle mich dem Bergbau also auch persönlich verbunden“, erzählt Klaus Neugebauer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bottrop. „Wir zählen natürlich auch viele Bergleute zu unseren Kunden. Deshalb wissen wir, wie schwerwiegend sich kurzfristige Veränderungen der Arbeits- auf Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen IHK, Duisburg-Wesel-Kleve 6 Wo die Kohle der beste Kunde ist Viele Einzelhändler an Ruhr und Saar blicken derzeit in eine ungewisse Zukunft: Rund 38.500 Mitarbeiter arbeiteten 2004 für die DSK. Rund 900 Millionen Euro beträgt ihre geschätzte Netto-Kaufkraft. Schon heute kämpft der Handel, leidet – bedingt durch die konjunkturelle Situation – unter stagnierenden oder rückläufigen Umsätzen. Harald Jobst, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Walsum Kaufkraft für den Handel Der Handel lebt und profitiert von der Kaufkraft der DSK-Mitarbeiter – hier die geschätzten Zahlen bezogen auf die Wohnorte (Stand 2004): Bergkamen Bottrop Dinslaken Duisburg Ensdorf Essen Friedrichsthal Gelsenkirchen Gladbeck Grossrosseln Hamm Herne Herten Ibbenbüren Kamp-Lintfort Lünen Marl Recklinghausen Saarbrücken Sulzbach 23,1 Mio. Euro 42,8 Mio. Euro 23,8 Mio. Euro 42,9 Mio. Euro 1,7 Mio. Euro 20,7 Mio. Euro 4,0 Mio. Euro 50,8 Mio. Euro 16,8Mio. Euro 5,1 Mio. Euro 37,2 Mio. Euro 21,4 Mio. Euro 24,3 Mio. Euro 27,0 Mio. Euro 29,0 Mio. Euro 21,6 Mio. Euro 40,8 Mio. Euro 29,6 Mio. Euro 12,7 Mio. Euro 5,2 Mio. Euro Die Zukunft wird ohnehin eher skeptisch beurteilt, so eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet. „Der Strukturwandel der vergangenen Jahre hat die Region bereits vor große Herausforderungen gestellt“, erklärt Gastronom Harald Jobst, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Walsum. In Duisburg und am Niederrhein betreibt die DSK gleich drei Bergwerke: Lohberg wird Anfang 2006 stillgelegt, betriebsbedingte Kündigungen konnten hier vermieden werden. Trotzdem: „Alle haben Angst, dass weitere Betriebe dichtmachen müssen. Selbst, wenn noch keine Entlassungen unmittelbar bevorstehen, merkt man als Gewerbetreibender, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten.“ bemerken bereits heute, dass die Menschen sparsamer sind: So gehen die Umsätze mit Sprit zurück, aber auch die des Tankstellen-Shops. Der eine verkneift sich den Wochenendausflug mit dem Wagen, der andere bringt sich seinen Proviant doch lieber von zu hause mit.“ Städte drohen auszubluten Benno Meyer, Tankstelle Mayer, Ibbenbüren anderen Straßenseite. Heute ist Kipfstuhl in der nächsten Generation ganz Arbeitsplätze in Gefahr offiziell Lieferant unter anderem der Für Hans Kipfstuhl, Inhaber des Vitus Zeche Prosper. „Für unseren Betrieb Grills in Gelsenkirchen-Resse, ist der mit seinen 50 Mitarbeiterinnen und Bergbau mehr als ein Kunde – er ist ein Mitarbeitern und auch für die gesamte Stück Familiengeschichte: Sein Schwie- Region wäre die Schließung der Zeche gervater, ein gestandener Metzger, eine Katastrophe“, sagt Hans Kipfmachte in den 50er Jahren aus der Not stuhl. eine Tugend. Als ihm ein Kunde mit In Ibbenbüren hat Benno Meyer von einem Großauftrag für gebratene der Tankstelle Meyer sogar schon eine Schnitzel und Frikadellen absprang, freudlose Rechnung aufgemacht: „Eine verkaufte er das Fleisch kurzerhand an Zechenschließung würde bei uns acht einer improvisierten Theke an die Arbeitsplätze in Gefahr bringen“, so Bergleute der Zeche Ewald auf der Meyer. Tankstelle und Shop liegen nur 200 Meter von der Zeche entfernt, die DSKMitarbeiter sind Stammgäste, kommen nicht nur zum Tanken, sondern auch vor oder nach der Schicht, um sich mit etwas zu essen, zu trinken oder einer Zeitung zu versorgen. Benno Hans Kipfstuhl, Vitus Grill, Gelsenkirchen-Resse Meyer: „Wir Ob in Hamm oder Ibbenbüren, ob im Ruhrgebiet oder am Niederrhein: Die Einzelhändler sind nah dran an den Menschen, fühlen sich dem Bergbau verpflichtet: „Unser Schuhgeschäft befindet sich seit 1912 hier am Ort. Meine Großeltern gründeten es, als die Zeche Westerholt abgeteuft wurde und immer mehr arbeitssuchende Menschen hierher zogen. Seidem ist nicht nur unser Geschäft, sondern die ganze Wirtschaft dieses Ortes sehr stark mit dem Bergbau verwachsen“, erzählt Werner Schnieders vom Schuhgeschäft Schnieders in Westerholt, einem Stadtteil von Herten. „Bei weiteren Zechenstilllegungen befürchten wir einen wirtschaftlichen Kollaps dieser Region, weil die vielen wegfallenden Arbeitsplätze durch andere Betriebe nicht aufgefangen werden können.“ Das spürt auch Apotheker Eugen Böger, Inhaber der Glückauf Apotheke in Hamm. Sein Vater gründete sie Anfang der Eugen Böger, Inhaber der Glückauf Apotheke, Hamm Die Nachbarschaftszeitung 7 30er Jahre und die Menschen, die im Bergbau arbeiten, und ihre Sorgen und Nöte gehörten von Anfang an zum Alltag. „Die meisten Unternehmer hier in der Region sind vom Bergbau abhängig. Wenn das Bergwerk geschlossen würde, bräche ein bedeutender Wirtschaftsfaktor einfach weg. Das wäre nur schwer zu verkraften.“ Ähnlich sieht das Optiker Peter Hoppe aus Peter Hoppe, Optiker, Duisburg-Walsum Duisburg-Walsum: „Als Geschäftsmann bin ich grundsätzlich für den Abbau wurden, müssen eingehalten werden.“ von Subventionen. Aber ich denke Bis ins Baugewerbe schlägt die Kaufzuauch, dass wir auf die heimische Stein- rückhaltung der Menschen durch: kohle nicht verzichten sollten. Eine „Unser Unternehmen lebt von ReparaReduzierung des Bergbaus sollte sozial- turarbeiten, Sanierungen und Ausbauverträglich und langfristig angelegt ten an Eigenheimen. Vor allem die jünsein. Und: Verträge, die geschlossen geren Menschen, die heute im Bergbau Stimmen aus der Region „Zechen zu schließen, um so Geld zu sparen, halte ich für eine Milchmädchenrechnung. Denn man sollte beim Subventionsabbau berücksichtigen, wie viel Geld in die Volkswirtschaft zurück fließt. Vom Bergbau hängen neben den Bergleuten Tausende von Arbeitsplätzen in der Region ab – in Handel, Gewerbe und Dienstleistung. Außerdem verkaufen wir Bergbautechnik ins Ausland – da braucht der Bergbau Vorzeigekunden im Inland.“ Rainer Namockel, Finkenapotheke, Marl „Unser Supermarkt liegt mitten in einer Bergarbeitersiedlung. Die meis- ten unserer Kunden sind vom Bergbau abhängig – und wir damit auch. Ein übereilter Ausstieg aus der Steinkohle würde daher auch die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefährden. Wenn ein Ausstieg unbedingt sein muss, dann muss er langsam und sozialverträglich ablaufen.“ Dennis Koehne, Geschäftsführer REWE Center, Marl „Wir bemerken bereits heute einen deutlichen Umsatzrückgang. Viele unserer Kunden leben vom Bergbau. Darunter auch Zulieferer und Zechenbesucher, die uns als ersten Rastpunkt nach der Autobahn besuchen. Viele kennt man persönlich, und man bekommt die Ängste mit, mit denen sie sich herumschlagen. Auch wir schlafen deswegen schlechter.“ Petra Janta, Metzgerei Janta, Hamm arbeiten, haben Angst um ihre Existenz und schieben Ausgaben auf. Das merken alle Baufirmen in der Umgebung, auch wir“, stellt Bauunternehmer Josef Steinbuß aus Bergkamen fest. In der 50.000-Einwohner-Stadt im Einzugsbereich des Bergwerks Hamm leben fast 1.000 Beschäftigte der DSK und ihre Familien. Nicht nur die Sorge um den persönlichen Umsatz ist es, die den Handel derzeit umtreibt: Der Bergbau ist Motor für lebendige Innenstädte und prägt die Identität der Region. Gastronom Harald Jobst stammt selbst aus einer Bergarbeiterfamilie: „Als Vorsitzender der Werbegemeinschaft Walsum weiß ich, dass wir heute mehr denn je rechnen müssen. Aber es geht hier nicht nur um Geld, sondern auch um ein Stück Kultur.“ Bernhard Eichhof, Geschäftsführer der Werbegemeinschaft Kamp-Lintfort, empfindet das auch: „Ich bin in Kamp-Lintfort groß geworden. Die Existenz der ganzen Stadt hängt an der Zeche mit ihren rund 3.500 Arbeitsplätzen. Gehen die Josef Steinbuß, Bauunternehmer, Bergkamen verloren, drohen große soziale Probleme, das Einkaufsverhalten der Menschen würde noch vorsichtiger – und die Kultur der Region würde sich massiv verändern.“ Sorge auch an der Saar Der Einzelhandel an der Saar teilt die Befürchtungen aus Nordrhein-Westfalen. Eine aktuelle Umfrage des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistung e.V. belegt: 23,5 Prozent der Kaufleute erwarten für 2005 einen weiteren Umsatzrückgang. Ein jähes Ende des Bergbaus hätte gravierende Folgen. „In der Region fehlen einfach die Alternativen, um kurzfristig neue Umsätze der heutigen Größenordnung zu generieren“, sagt Patrick Port, Inhaber der traditionsreichen Bäckerei Port in Elm, der unter anderem die Kantine des Bergwerks beliefert. Deshalb plädiert auch Martin Seiwert vom Elektrogroßhandel Seiwert in Heusweiler-Illingen für langfristige und nachhaltige Planungen: „ Früher waren die Saarbergwerke, die heute zur DSK gehören, unser bei weitem größter Kunde und daher auch kaum zu ersetzen. Das hat sich durch den Strukturwandel im Laufe der Jahre bereits erheblich relativiert. Dennoch zählt die DSK auch heute noch zu unseren wichtigsten Kunden. Wenn die Steinkohleförderung hier auslaufen sollte, wären auch Arbeitsplätze in unserem Haus gefährdet.“ 8 NRW-Kirchenvertreter machen sich stark für den Bergbau Eine klare Perspektive Er schweißt die Menschen zusammen – quer durch alle Religionen und Nationalitäten: Die integrative Kraft des Bergbaus ist hoch. Die Kirchen sind traditionell eng mit dem Bergbau und seinen Menschen verbunden; die Pfarrer wissen aus ihrer täglichen Arbeit in den Kirchengemeinden, was die Menschen bewegt – und sorgen sich um die sozialen Folgen eines möglichen Ausstiegs aus der Steinkohleförderung. Mit dem Bergbau würde NordrheinWestfalen einen großen Teil seines Identifikationspotentzials verlieren. Insbesondere in den klassischen Kohlerevieren des Landes an der Ruhr ist man bis heute stolz auf seine „Malocher“, die mit harter Arbeit den Wohlstand ihrer Heimat genährt haben und bis heute nähren. Mit dem Rückzug des Bergbaus ist dieses soziale Gefüge aller- dings aus dem Gleichgewicht geraten. Sichtbarer Ausdruck: In den traditionellen Bergarbeitersiedlungen wohnen schon längst nicht mehr so viele Bergleute wie einst. Das beobachtet Abt Albert der Duisburger Abtei Hamborn im Rahmen seiner seelsorgerischen Arbeit seit vielen Jahren: „Herrschte in Siedlungen einer Schachtanlage früher fast ein familiärer Geist, Ausdruck des hohen Identifikationsgrades mit dem Betrieb, ist davon heute kaum noch die Rede – bis in die Arbeit unter Tage hinein, in der durch permanente Veränderungen im Personalbestand und – durch die Zukunftsunsicherheiten – dieser Zusammenhalt, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl beinahe verschwunden ist“, ist Abt Alberts Eindruck. Ein weiterer Ausstieg aus der Steinkohleförderung dürfte die Situation für die Menschen noch schwieriger machen, bedroht er sie doch in ihrer Existenzgrundlage. „Gerade hier in der strukturschwachen Region des Duisburger Nordens ist es nicht sehr einfach. Das Problem eines drohenden sozialen Abstiegs dieser Region dürfte sich weiter verschärfen, da kaum mit einer entsprechenden Zahl angemessener Ersatzarbeitsplätze in der Umgebung zu rechnen wäre“, ist sich Abt Albert sicher. Auch Nikolaus Schneider, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, fordert eine Perspektive für die Bergleute: „Der Bergbau ist immer noch eine belastende körperliche Arbeit und die Hochtechnologie, die heute dort zum Einsatz kommt, fordert die Menschen sehr in ihrer Eigenverantwortlichkeit. Vor diesem Hintergrund verdienen die Bergleute eine klare Perspektive. Sie verlangen zu Recht, dass sie von der Politik belastbare Rahmenbedingungen zur Verfügung gestellt bekommen.“ Weihbischof Franz Grave vom Bistum Essen geht es um die Verlässlichkeit politischer Aussagen. „Ein Grundsatz”, so Grave, „gilt unumstößlich: pacta sunt servanda. Frei übersetzt heißt das in unserem Zusammenhang: Vereinbarungen haben auch im politischen Bereich ihre uneingeschränkte Geltung und können im Übrigen auch nur so bei den Beteiligten Vertrauen schaffen. Ein „Zickzack-Kurs“ oder Ungenauigkeit und das Spielen mit der Zeit schaffen nicht nur Unberechenbarkeit in den Terminkalendern. Sie führen zwangsläufig zur Irritation bei den Beteiligten. Für die Kohle braucht es eine Botschaft, die berechenbar und verlässlich ist.“ Stimmen von NRW-Kirchenvertretern rung ihr Ziel, den Bergbau zurückzufahren, sozialverträglich umsetzen will, ohne die Menschen ins Elend zu stürzen. Das gilt für die Bergleute wie auch für die vielen Menschen, die in der Zulieferindustrie beschäftigt sind.” Roland Wanke, Pfarrer in der ev. Stadt-Kirchengemeinde Marl, Bezirk Pauluskirche „Die evangelische Pauluskirche in Marl-Hüls ist schon seit ihrer Gründung eng mit dem Bergbau verbunden. Man könnte auch sagen, dass der Bergbau, der hier seit über 90 Jahren betrieben wird, viele Menschen in dieses Gebiet geführt hat, was dann wiederum die Entstehung dieser Gemeinde beeinflusste. Die Kirche hat sich immer wieder solidarisch mit den Bergleuten gezeigt. Seit 1997 gibt es in unserer Gemeinde Solidaritätsgottesdienste. Das ist eine gute und immer wieder neu gelebte Tradition, die sehr eng gemeinsam mit dem Bergwerk Auguste Victoria/Blumenthal mit Leben gefüllt wird. Persönlich frage ich mich, wie die neue Landesregie- „Ein schneller Ausstieg aus der Steinkohleförderung bedeutet ein Ende des bisherigen sozialverträglich gestalteten Rückbaus der Kohleförderung, für den sich auch die Kirchen in den letzten Jahrzehnten vehement eingesetzt haben. Rund 30.000 Bergleute sowie Tausende von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der vor- und nachgelagerten Industrie würden ihre Arbeit verlieren und die jetzt schon unerträglich hohe Zahl von Arbeitslosen zusätzlich in die Höhe treiben. Die vermeintlich frei werdenden Subventionsgelder müssen dann zu großen Teilen für die Finanzierung dieser zusätzlichen Arbeitslosigkeit aufgewendet werden. Da dann auch die letzten Beitragzahlenden der Knappschaft entfallen, müssen auch hier zusätzliche Steuermittel zur Verfügung gestellt werden, um sicher zu stellen, dass die Knappschaft auch zukünftig ihren Leistungsverpflichtungen nachkommen kann.” Jürgen Klute, Sozialpfarrer im Kirchenkreis Herne, Reiner Schäfer, Sozialreferent, Dr. Hans-Udo Schneider, Sozialpfarrer im Kirchenkreis Gladbeck – Bottrop – Dorsten „Bergbau – das heißt für mich: Harte Arbeit, enormes Know-how und imponierende Technik. Mit Bergbau verbinde ich Zechensiedlungen und Fußball, Kameradschaft und Arbeiterkultur, Traditionsbewusstsein und Zukunftsfähigkeit. Auch heute noch. Obwohl hunderttausende Arbeitsplätze verloren gingen. Aber sozialverträglich! – dank Mitbestimmung und sozialstaat- licher Rahmenbedingungen. Dem Bergbau weht ein rauer öffentlicher Wind um die Nase, er wird als Subventionsempfänger und Naturzerstörer zuweilen hart angegriffen. Dabei darf nicht übersehen werden, welch hohe Umweltauflagen bestehen, anders als in vielen Ländern. Und die Subventionen kommen der gesamten Region zugute. Ich fürchte, wir werden nach der Schließung von Lohberg und Walsum zu spüren bekommen, was der Bergbau als Arbeitgeber, Ausbilder und Wirtschaftsfaktor für unsere Region bedeutet und leistet.“ Jürgen Widera, Pfarrer, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, Regionalstelle Duisburg-Niederrhein Die Nachbarschaftszeitung 9 DSK-Azubis in NRW „Man muss langfristig planen“ Die Bergwerke in NRW setzen konsequent auf die qualifizierte Ausbildung von Fach- und Führungskräften. Und das mit gutem Grund: Denn nur erstklassig ausgebildeter Nachwuchs kann einen leistungsstarken und lebensfähigen Steinkohlenbergbau sichern. „Zum Stichtag 1. September 2005, bei Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind in den NRW-Bergwerken insgesamt 2.629 Azubis (DSK gesamt 3.145) beschäftigt“, erklärt Norbert Kokert, Abteilungsleiter Ausbildung bei der DSK, die aktuellen Zahlen. Wie in den vergangenen Jahren werden in den Regionen Ruhr, Saar und Ibbenbüren 850 neue Azubis eingestellt, damit ist die DSK in diesen Regionen der größte Ausbilder. Wenn wir langfristig Bergbau betreiben wollen, müssen wir die Ausbildung junger Leute für unsere Bergwerke konsequent fördern. „Wir brauchen eine junge, gut ausgebildete Mannschaft, die die entstehenden Alterslücken schließt. Nur so können wir den deutschen Bergbau auch in Zukunft betreiben“, so Arbeitsdirektor Peter Schrimpf. Die Situation ist nicht einfach Doch natürlich geht die unsichere Situation im Bergbau nicht spurlos an den NRW-Bergwerken und ihren Auszubildenden vorbei. So mussten bereits alle 500 Azubis des Bergwerks Lohberg in Dinslaken, das 2006 schließt, zum Bergwerk Walsum in Duisburg wechseln. Und auch dort ist die Zukunft ungewiss, denn die Stilllegung von Walsum ist Mitte 2008 geplant. „Natürlich wollen wir unseren Azubis eine Perspektive bieten. Deshalb tun wir alles, um sie auf benachbarte Bergwerke, zum Beispiel dem Bergwerk West in Kamp-Lintfort oder Prosper-Haniel in Bottrop, unterzubringen. Dort werden sie ihre Ausbildung zu Ende führen“, berichtet Norbert Kokert aus seiner langjährigen Erfahrung. Und auch auf befristete Arbeitsverträge muss die DSK verstärkt zurückgreifen. „Liebend gerne würden wir die jungen Leute unbefristet übernehmen, dies ist jedoch stark abhängig von den energiepolitischen Entscheidungen der Zukunft“, gibt Norbert Kokert zu bedenken. „Wenn ich einem jungen Familienvater seinen Arbeitsvertrag nicht verlängern kann, tut mir das in der Seele weh.“ Immerhin gibt das Instrument der Befristung der DSK die Möglichkeit, kurzfristig auf Engpässe zu reagieren, während die Auszubildenden einen zeitlichen Puffer haben, um sich Alternativen zu suchen. Auszubildende bei der DSK Anzahl Auszubildende und Berufe (Stand: September 2005) Gesamt 3.145 Sonstige Berufe 10 Chemie und Umwelt 16 Kaufmännische Berufe 76 Fachkraft Lagerwirtschaft Fachkraft Lagerlogistik Chemikant/in Industriekaufmann/frau Kaufmann/frau für Bürokommunikation Informatikkaufmann/frau Betriebswirt/in 0,3% 0,5% 2,4% 41,4% 47% 8,4% Maschinentechnik 1.307 Elektrotechnik 1.470 Bergtechnik 266 Energieelektroniker/in Elektroniker f. Betriebstechnik (neu) Mechatroniker/in Bergmechaniker Automobilmechaniker/in KFZ-Mechatroniker/in Industriemechaniker/in (neu) Industriemechaniker/in (Fachrichtung Betriebstechnik) Teilezurichter Konstruktionsmechaniker/in (neu) Zerspanungsmechaniker/in (2 Fachrichtungen) Zerspanungsmechaniker/in (neu) Die DSK bildet in 20 verschiedenen Berufen aus – in gewerblich-technischen ebenso wie in kaufmännischen. Seit 1977 ist der Anteil der speziell bergtechnischen Berufe kontinuierlich zurückgegangen, heute liegt er nur noch bei 8,4 Prozent. Den Hauptanteil bilden heute elektrotechnische mit 47 Prozent und maschinentechnische Berufe mit 41,4 Prozent. Soziale und regionale Verantwortung übernehmen Und dass die Azubis der DSK Alternativen haben, dafür sorgt die erstklassige Ausbildung. Längst werden die jungen Leute nicht mehr nur als Bergleute ausgebildet, sondern verstärkt in gewerblich-technischen Zukunftsberufen, mit denen sie auch in anderen Branchen beste Chancen haben. Die jungen Leute wissen um die Qualität der Ausbildung bei der DSK, weshalb der „Run“ auf die Ausbildungsplätze sich weiter erhöht hat. „Allein in diesem Jahr hatten wir 7.457 Bewerbungen für unsere 850 Arbeitsplätze“, resümiert Norbert Kokert. Brächen diese Ausbildungsplätze langfristig weg, wären viele junge Menschen gleich zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn einer vielversprechenden Perspektive beraubt. „Wir als traditionell starker Ausbilder sehen uns da nicht nur in einer unternehmerischen, sondern ganz besonders auch in einer sozialen und regionalen Verantwortung“, macht Peter Schrimpf deutlich. „Die Lehrstellensituation ist für Azubis hier in Deutschland sowieso schon schwierig – bundesweit bilden nur noch 30 Prozent aller Betriebe aus – da müssen wir alles in unserer Macht stehende tun, um diese Situation nicht noch weiter zu verschlechtern.“ 10 Nach der Ankündigung der neuen nordrhein-westfälischen Landesregierung, die Unterstützung für die Steinkohlenförderung bis 2010 um 750 Millionen Euro vermindern zu wollen, geht die Sorge um die wirtschaftliche Basis und den geordneten Strukturwandel in den Regionen um. Eine Stichprobe bei den Bergbauzulieferern im Ruhr-Revier. Ein Eickhoff-Walzenlader in Aktion Zulieferer fürchten um Aufträge und Arbeitsplätze Der Steinkohlenbergbau ist ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor, für den es keinen Ersatz gibt. Für über zwei Milliarden Euro vergibt die Deutsche Steinkohle AG (DSK) jährlich Aufträge an andere Unternehmen. Grund genug, bei den vor allem mittelständisch geprägten Unternehmen der Bergbauzulieferer nachzufragen, wie sich ausbleibende Aufträge des Bergbaus auf sie auswirkten. Insgesamt 30 Mitarbeiter beschäftigt der Dortmunder Stahldrahtseil-Hersteller Wadra. Rund ein Drittel der Produktion liefert das Traditionsunterneh- men an die DSK. „Die DSK ist unser wichtigster Kunde“, sagt Geschäftsleiter Markus Giese. Sie sichere als größter Abnehmer rund 20 Prozent aller Arbeitsplätze am Standort in Dortmund-Wambel. Blieben die Aufträge des Steinkohlenbergbaus aus, hätte dies einen deutlichen Stellenplatzabbau zur Folge. Obwohl in Dortmund längst kein Bergwerk mehr Kohle fördert, erhalten dortige Unternehmen jährlich Aufträge durch die DSK in Höhe von insgesamt über 120 Millionen Euro. Der Wadra-Geschäftsleitung bereitet besondere Sorgen, dass im Unternehmen ausschließlich angelernte Kräfte als Seiler arbeiten. „Sie hätten auf dem Arbeitsmarkt einen schweren Stand“, ist sich Giese sicher. Aktuelle Zahlen der Dortmunder Agentur für Arbeit bestätigen diese Einschätzung. So lag die Arbeitslosenquote im Juni stadtweit bei 18,1 Prozent und damit noch 5,4 Prozentpunkte über dem NRW-Landesdurchschnitt. Zudem würde bundesweit nur noch ein Bruchteil der offenen Stellen für ungelernte Arbeitskräfte ausgeschrieben. Nicht weit von Dortmund entfernt macht sich Herbert Neumayer von der Herbert Neumayer, Betriebschef aggregatebau + industrieservice (b+i) Die Nachbarschaftszeitung 11 Firma aggregatebau+industrieservice (b+i) in Castrop-Rauxel Gedanken um die Umstrukturierung. Seit rund 25 Jahren arbeitet er in der Bergbauzulieferindustrie. Die Marktlage kennt der Ingenieur aus dem Effeff. Für „mehr als kurzsichtig“ hält Neumayer daher die Pläne der Landesregierung, aus dem Steinkohlenbergbau auszusteigen. Verheerende Folgen fürchtet er unter anderem für die Zulieferer. Zwar seien fast alle betroffenen Unternehmen auf dem Weg, sich neue Aufgabenfelder zu erschließen. Doch eine Abhängigkeit vom Bergbau bestehe nach wie vor. „Wenn der Ausstieg jetzt so schnell passieren sollte, wie in der Politik diskutiert, wird die Zeit für sehr viele Zulieferer nicht ausreichen, die Umstrukturierung abzuschließen. Es wird zu massenhaften Insolvenzen mit den damit verbundenen Kosten für den Staat kommen. Ob dann die gesparten Subventionen ausreichen werden, um all diese Kosten zu decken, bezweifle ich sehr.“ Wie andere Unternehmen passte sich auch b+i der veränderten Marktlage an. Der Bergbauanteil des Produzenten von Maschinen für den untertägigen Materialtransport sank von einst 100 auf jetzt zirka 35 Prozent. Dennoch blieb die Deutsche Steinkohle AG der größte Einzelkunde des Unternehmens, das mit 37 Beschäftigten nach eigenen Angaben zu den größeren Arbeitgebern in Castrop-Rauxel zählt. Rund ein Drittel des Gesamtumsatzes entfielen im Jahr 2004 auf den Bergbau. „Ein Wegfall der DSK-Aufträge würde eine Reduzierung der Arbeitsplätze um mindestens 10 bis 15 Mitarbeiter bedeuten“, sagt Neumayer. Dies würde auch die Existenz der Firma bedrohen. Außerdem stünden die Chancen der Castroper b+i-Beschäftigten, neue Arbeitsplätze zu finden, „außerordentlich schlecht“. Neumayer: „Die Arbeitsmarktsituation in der Region ist bereits jetzt sehr angespannt. Fast täglich erreichen uns Bewerbungen.“ Im benachbarten Bochum beträgt die Auftragssumme der DSK mehr als 175 Millionen Euro. Die ortsansässigen traditionellen Bergbauzulieferer sichern an die 1000 Arbeitsplätze allein durch ihre Arbeit für deutsche Steinkohlenbergwerke. Dazu gehört auch die Bochumer Eisenhütte Heintzmann. Ohne Aufträge aus dem deutschen Steinkohlenbergbau stünden auch hier erheblich weniger Mitarbeiter an den Werkbänken. Den größten Teil des Gesamtumsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Bergbauprodukten. Davon entfallen 80 Prozent auf den deutschen Markt. „Das Auftragsvolumen der DSK könnte durch andere Märkte und Produkte nicht voll kompensiert werden“, sagt Geschäftsführer Rüdiger Oostenryck. Für die 209 Beschäftigten der seit dem Dr. Eckhard Ulrich Conrad, Geschäftsführer des Bergbaubereichs der Eickhoff Maschinentechnik GmbH Jahr 1851 bestehenden Firma bedeutete dies betriebsbedingte Kündigungen und Wegfall von Ausbildungsplätzen. Oostenryck: „Unsere Mitarbeiter hätten nur geringe Chancen, neue Arbeitsplätze zu finden, da in der Stadt und der Region ohnehin intensiver Personalabbau betrieben wird.“ Das weiß man auch quasi nebenan. Die Bergbautechnik ist eines der vier Geschäftsfelder der Bochumer Maschinenfabrik Gebrüder Eickhoff GmbH. Bis Mitte der 1980er Jahre arbeiteten 1900 Mitarbeiter im Unternehmen, heute liegt ihre Zahl bei rund 1000 weltweit. Die Ankündigung der neuen Landesregierung, die Kohle-Subventionen nach 2008 schneller abzubauen träfe das Bochumer Unternehmen schwer. Rund 300 Beschäftigte arbeiten in der Bergbau-Sparte. „Der Anpassungsprozess dürfte schmerzhaft werden, weitere Arbeitsplätze könnten wegfallen“, so Dr. Eckhard Ulrich Conrad, einer der zwei Geschäftsführer des Bergbaubereichs bei Eickhoff. „Ganz wichtig für uns sind die Impulse aus dem Ausland. Deutsche Technik ist zurzeit stark gefragt. Die Auftragsbücher sind voll mit Aufträgen aus USA, China, Russland und Australien. Schrämwalzenlader von Eickhoff schneiden eigentlich auf der ganzen Welt. Doch um die Technik zu testen ist es hilfreich, dies in deutschen Steinkohlenbergwerken zu tun. Wenn eine Maschine unter den schwierigen Bedingungen des deutschen Steinkohlenbergbaus läuft, dann läuft sie auf der ganzen Welt. Das gesamte Herstellungsverfahren läuft hier ab. Je weniger Zechen wir in Deutschland haben, desto eingeschränkter wird diese Möglichkeit. Dies im Ausland zu tun, wäre aus Kostengründen unmöglich.“ Die Wirtschaft profitiert vom Bergbau auch in Städten, in denen er nicht mehr produziert. Die wirtschaftliche und strukturpolitische Bedeutung des Steinkohlenbergbaus reicht weit über die DSK-Standorte hinaus. So sorgen sich die Menschen nicht nur in Dortmund, Castrop-Rauxel und Bochum, sondern auch in Bottrop und Kamp-Lintfort, in Marl und Hamm oder Essen um die Auswirkungen einer möglichen starken Drosselung der deutschen Steinkohleförderung. Essen ist nicht nur als Sitz der DSKMutter RAG dem Bergbau verbunden: Essener Unternehmen erhalten Aufträge in Höhe von über 490 Millionen Mark pro Jahr von der DSK. Auch in anderen Städten und Regionen ohne aktiven Bergbau sichert die Steinkohle Arbeitsplätze in einer Größenordnung, die einem Großbetrieb oder mehreren Mittelständlern entspricht, etwa in Recklinghausen, Lünen, Gladbeck oder Oberhausen, um nur einige zu nennen. anwa/rp/ua Viele ineinander verwirbelte Litzen ergeben ein tragfähiges Seil Die DSK setzt auf die heimische Wirtschaft Im Jahr 2004 wickelte die DSK 92,75 Prozent ihres Einkaufsvolumens über Firmen aus Nordrhein-Westfalen und dem Saarland ab. Von rund 1,87 Milliarden Euro flossen mehr als 1,73 Milliarden zurück in die dortige Wirtschaft. Der Löwenanteil hiervon ging nach Nordrhein-Westfalen, etwa 1,56 Milliarden gab die DSK hier aus (83,75 Prozent aller Bestellungen). Gute 168 Millionen Euro waren es im Saarland (9 Prozent). Bundesweit vergab die DSK im vergangenen Jahr an mehr als 60 Firmen Aufträge in Höhe von jeweils mehr als 6 Millionen Euro. Doch Zechenschließungen und der Rückgang der Steinkohlenförderung machen sich auch hier bemerkbar: Zwar zählte die DSK 2004 insgesamt 4.670 Zulieferer, doch das sind 45 Prozent weniger als im Jahr 1997. Gegenüber den Ausgaben von 1997 sank das gesamte Bestellvolumen bereits um 24 Prozent. Im laufenden Jahr rechnet die DSK mit einem weiteren Rückgang auf 1,8 Milliarden Euro und einer Reduzierung der Zulieferer auf 4500. 12 Rohstoff und Energieversorgungssicherheit auch in Zukunft sichern Wussten Sie schon, dass… …jede 7. Kilowatt-Stunde Strom in Deutschland aus deutscher Steinkohle hergestellt wird? … wir in Zukunft noch mehr Kohle benötigen, um die Energie zu gewinnen, die wir auch brauchen? …Öl und Gas schon in einigen Jahrzehnten verbraucht ist, unsere Kohle aber noch für 400 Jahre reicht? …der Anteil der deutschen Steinkohle an den Energie bedingten CO2-Emissionen der Welt nur rund 0,3 Prozent ausmacht? Kohle – …andere Energiequellen wie Sonne, Wind die fossilen Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) bei weitem nicht ersetzen können? …weltweit der Hunger nach Energie wächst – vor allem in Asien und Südamerika? Und das dies zu steigenden Preisen führt? weltweit weltweit Energierohstoff Energierohstoff Nummer Nummer 11 …nur ein Bruchteil der gewonnenen Steinkohle weltweit auch gehandelt wird und zumeist schon im Förderland verbraucht wird? Kohle steht weltweit ganz oben auf der Energieskala. Weit über ein Drittel der weltweiten …Deutschland bereits jetzt zu 60 Prozent von Energieimporten abhängt? Stromerzeugung basiert zurzeit auf Steinkohle, so eine Studie der RWE AG. „Der quantitativ beherrschende Energierohstoff ist nach wie vor die Kohle“, so die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Ihr Anteil an den weltweit vorhandenen Ressourcen liegt …die Subventionen für die Steinkohle weniger als 2 Prozent der gesamten deutschen Subventionen ausmachen? bei weit über 40 Prozent. Hauptanteil daran hat die Steinkohle. Kein Wunder, dass alle Zukunftsszenarien auf Kohle setzen. Öl und Gas werden knapper – und damit teuerer. „Die Ölpreisentwicklung hat die Energieversorgungssicherheit als Problem erkennen lassen. Die Energienachfrage dürfte kräftig steigen, weil Energieverschwender besonders kräftig wachsen (USA, China, Indien). Die strategische Nachfrage wird hoch bleiben, da die Hauptlieferländer politisch labil sind und bleiben (Irak, Saudi-Arabien)“, prognostiziert Prof. Dr. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Die BGR erwartet, dass in 15 bis 20 Jahren das weltweit vermutete Erdöl zur Hälfte gefördert und verbraucht ist. Ähnlich könnte es dem Erdgas gehen. Kohle und damit Steinkohle ist zwar weltweit gesehen der langlebigste Energierohstoff, aber nicht weltweit verfügbar. 90 Prozent der Reserven verteilen sich gerade mal auf ein gutes Dutzend Länder. Die Reserve-Giganten mit den USA an der Spitze exportieren kaum. Überhaupt werden nach Angaben der „Statistik der Kohlenwirtschaft“ nur 16 Prozent der weltweiten Steinkohle- förderung gehandelt. Bei Energierohstoffen ist Deutschland importabhängig. 74 Prozent des Energiebedarfs wurden 2003 eingeführt. „Energiemärkte sind international – Energiereserven national“, formuliert DB-Chefvolkswirt Walter. Und da bleibt der Bundesrepublik als einziger nennenswerter Energierohstoff lediglich die Kohle. Ein Blick auf die Primärenergiegewinnung reicht. Daran sind die Kohle mit 64,2 (dabei Steinkohle 20,6), Erdgas mit 18,6 und Mineralöl mit 4,3 Prozent beteiligt, errechnete die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Kohle liegt in Deutschland bei der Stromerzeugung mit einem Anteil von rund 52 Prozent auf Platz 1. Die heimische Steinkohleförderung ist mit 26 Millionen Tonnen ein wesentlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit. Der BDI setzt darauf „im Energiemix alle Optionen offen“ zu halten. Das „bremer energie institut“ empfiehlt: „Aus Gründen der Versorgungssicherheit und der Wirtschaftlichkeit sollte auch in 2020 noch ein maßgeblicher Anteil der Stromerzeugung auf Basis von Braun- und Steinkohle erfolgen.“ Ein leistungs- und lebensfähiger heimischer Steinkohlenbergbau sichert den Zugang zur größten eigenen Energierohstoffreserve und erhält diese versorgungspolitische Option für künftige Generationen. Angesichts hoher und weiter wachsender Importabhängigkeit bei Energierohstoffen stellt der Zugang zu eigener Steinkohle ein wichtiges Element unserer Versorgungssicherheit dar. Diese Versorgungssicherheit wird garantiert durch staatliche Unterstützung. Die jedoch macht nur einen Bruchteil des gesamten Subventionsaufkommens aus, wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft errechnete: Demnach werden in Deutschland rund 150 Milliarden Euro Subventionen gezahlt. Daran haben die Steinkohlehilfen mittlerweile einen Anteil von nur noch unter zwei Prozent. Mehr als 98 Prozent aller Subventionen betreffen also nicht die deutsche Steinkohle. Energie ist eine Grundlage unseres Lebens. Sie abzusichern, sollte uns das wert sein. …die Subventionen für den deutschen Steinkohlenbergbau seit 1996 bis heute um 50 Prozent gesenkt wurden? So viel wie in keinem anderen Subventionsbereich? …nach aktuellen Umfragen rund 80 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung an der deutschen Steinkohle festhalten möchten? …der heimische Steinkohlenbergbau mehr gibt als nimmt? Öffentlichen Hilfen steht eine Leistung (Steuern, Kaufkraft, Auftragsvolumen) gegenüber, die 60 Prozent höher liegt. …gerade in den Kohleregionen die Wirtschaft vom Bergbau profitiert? Die DSK vergab 2004 Aufträge in Höhe von fast 1.900.000.000 Euro. …alleine die Mitarbeiter der DSK für rund 900.000.000 Euro in den Regionen einkaufen? …100.000 Menschen direkt und indirekt vom Bergbau anhängig sind? …der heimische Steinkohlenbergbau mit rund 3.150 Auszubildenden einer der großen Ausbilder ist? …die DSK für eine hoch qualifizierte Ausbildung steht – und in einigen Regionen sogar der einzige industrielle Ausbilder ist? …deutsche Bergbautechnik ein absoluter Exportschlager ist und zur weiteren Entwicklung einen deutschen Steinkohlenbergbau braucht?