trendbrief altersvorsorge

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trendbrief altersvorsorge
trendbrief
altersvorsorge
PERSPEKTIVEN. ANALYSEN. LÖSUNGEN.
THEMA DIESER AUSGABE:
Perspektive 2050 –
Herausforderung demografischer Wandel
Fünf Fragen an Dr. Alexander Erdland, Präsident des GDV
Schwerpunkt: Eine gute Rente für alle Generationen
»Wir sollten das Gute nicht immer schlechtreden.«
Im Interview: Prof. Dr. Jochen Ruß, ifa Ulm
NO.1 / JUNI 2013
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN
Das demografische Paradox:
Wir werden immer älter, fühlen uns gleichzeitig jedoch immer jünger
Hurra, wir werden älter!
Die Silberne Revolution
Die Zahl der gewonnenen Jahre wächst
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2009
2050
Der »Klub der 100-Jährigen« boomt
Tatsächliche Anzahl und Prognose
der Entwicklung der Hundertjährigen
in Deutschland
Quellen: Bundesamt für Statistik 2011;
Berechnungen: Eckart Bomsdorf,
obere Variante 2011/2013
2030
2010
15.000
Deutsche Männer
verbringen durchschnittlich
65.000
25.000
Wirklich »Alt«
ist man mit
Downaging
So viele Jahre jünger fühlen sich
die verschiedenen Altersgruppen
75+
ihres Lebens in Gesundheit.
Deutsche Frauen 91%.
Jahren, meint die
Generation 45plus.
Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2008
Quelle: KarstadtQuelle Versicherungen:
Die freie Generation, 2009
Trendbrief Altersvorsorge
10 Jahre
60 –74
8 Jahre
45–59
8 Jahre
30–44
7 Jahre
16–29
3 Jahre
Quelle: Allensbacher Archiv, ifD-Umfrage, 2012
11
23
30
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2009
6
17
25
Bevölkerung in absoluten Zahlen, Anteile der Altersgruppen in Prozent
FÜNF FRAGEN AN: ALEXANDER ERDLAND
»Wir brauchen einen
gesellschaftlichen Dialog
und gemeinsame Lösungen.«
Fünf Fragen an: Dr. Alexander Erdland, Präsident des GDV
1. Warum ein neuer „trendbrief
altersvorsorge“?
Die Eurokrise verunsichert viele Bürger. Sie machen sich Sorgen um ihren Wohlstand. Bei allen aktuellen Herausforderungen dürfen wir aber nicht
vergessen, dass der demografische Wandel in den
nächsten Jahrzehnten zur entscheidenden Stellgröße für Wirtschaft, Sozialsysteme und die gesamte
Gesellschaft wird. Wir brauchen deshalb einen gesellschaftlichen Dialog darüber, wie wir die Lasten
zwischen den Generationen fair verteilen. Mit dem
neuen trendbrief altersvorsorge wollen wir einen
Beitrag leisten und Perspektiven und Analysen
bieten. Gemeinsame Lösungen bedürfen einer
breiten Basis, wenn sie Bestand haben sollen. Wir
setzen auf eine Kultur des gegenseitigen Zuhörens
und Lernens.
2. Kritiker wenden ein, mit der Demografie würden nur Ängste geschürt. Eine gute Rente könne auch die gesetzliche Rente garantieren.
Es steht außer Frage: Wir werden weniger und
wir werden älter. Heute ist bereits jeder Fünfte 65
Jahre oder älter. Davor die Augen zu verschließen,
wäre fatal. Unser Ziel ist ein gutes Alterseinkommen für alle Generationen – auch für die Zukunft.
Dazu gehört auch eine tragfähige gesetzliche
Rente. Stabilität bietet aber erst das Drei-SäulenModell aus gesetzlicher Rente und privater und
betrieblicher Altersvorsorge. Daran sollten wir
festhalten.
3. Andere malen das Gespenst einer
künftigen Altersarmut an die Wand.
Zu Recht?
Altersarmut betrifft derzeit weniger als drei Prozent der Menschen über 65. Wer im Alter arm ist,
war es häufig auch vorher. Geringer Lohn, unterbrochene Erwerbsbiografien durch Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen führen zusammen mit dem sinkenden Rentenniveau dazu,
dass künftig eine steigende Zahl von Rentnern eine
gesetzliche Rente unterhalb der Grundsicherung
erhält. Arm wird später die heutige Jugend, wenn
wir sie jetzt zu sehr belasten. Hier müssen wir früh
ansetzen. Denn grundsätzlich gilt: Gute Bildung,
eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
und zusätzliche Vorsorge sind die Grundlage für
ein gutes Alterseinkommen. Gleichzeitig müssen
wir auch die Grundsicherung anpassen: Es darf
nicht sein, dass Eigenvorsorge immer komplett angerechnet wird.
4. Sie selbst sind heute 61 Jahre alt.
Wie lange können Sie sich vorstellen,
zu arbeiten?
»Gute Bildung, eine bessere
Vereinbarkeit von Beruf
und Familie und zusätzliche
Vorsorge sind die Grundlage
für ein gutes Alterseinkommen.«
ALEXANDER ERDLAND
Wenn ich gesund bleibe, noch viele Jahre. „Alt“ ist
immer subjektiv. Die meisten Menschen fühlen
sich heute jünger als sie sind. So geht es mir auch.
5. Sie sind für eine Aufhebung
von starren Altersgrenzen?
Warum nicht? Starre Altersgrenzen sind überholt.
In vielen Berufen haben Sie heute bereits die Wahl,
wann Sie in Rente gehen. Gefragt sind flexible und
attraktive Lösungen beim Übergang in den Ruhestand, die es dem Einzelnen ermöglichen, seine
Lebensarbeitszeiten auch verlängern zu können.
So machen wir die gesetzliche und private Rente
demografiefester.
Trendbrief Altersvorsorge
1
SCHWERPUNKT: ANALYSEN UND LÖSUNGEN
Eine gute Rente für alle Generationen
nicht nur das Leben, auch die Altersvorsorge ist für viele
unübersichtlich und komplex geworden. Wer in unsicheren Zeiten
wie diesen für sein Alter vorsorgen will, muss mehr Geld, Zeit
und Ausdauer einsetzen als früher.
Chronik der Rentenreformen
2013
AltersvorsorgeVerbesserungsgesetz
2008
Rente mit 67
2005
Nachhaltigkeitsgesetz und
Einführung der Basisrente
2001/02 Riester-Reformen
1997
Wachstums- und
Beschäftigungsförderungsgesetz
1992
Rentenüberleitungsgesetz
und Rentenreformgesetz
(Blümsche Rentenreform)
1972
Öffnung der gesetzlichen
Rentenversicherung für
weitere Personenkreise
1957/58 Dynamische Lebensstandardrente
Eine längere Erwerbstätigkeit
bedeutet höhere Rentenansprüche insbesondere
dann, wenn zusätzlich
privat vorgesorgt wird.
2
Trendbrief Altersvorsorge
1. Höhere Lebenserwartung =
nachlassende Gesundheit?
Auch in Deutschland steigt die Lebenserwartung seit Jahrzehnten kontinuierlich an. In
den letzten 50 Jahren hat sie sich für beide Geschlechter um etwa 11 Jahre erhöht.1 Bis zum
Jahr 2050 rechnet das Statistische Bundesamt
(2009) mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung auf 87,2 (Männer) bzw. 90,9 Jahren
(Frauen). Damit würde sich die Lebenserwartung in Zukunft um rund zwei Jahre pro Dekade erhöhen.
Eine höhere Lebenserwartung muss nicht
mit einem schlechter werdenden Gesundheitszustand einhergehen. Umfragen zeigen, dass
sich die Menschen immer jünger fühlen2 – und
zwar zwischen 10 und 20 Jahren weniger als ihr
tatsächliches Alter. Die gesunden Lebensjahre
ab dem Alter 65 nehmen kontinuierlich zu.3
2. Kompensation der Rentenlücke
durch steigende Produktivität?
Die Bevölkerung wird dagegen aufgrund
geringer Geburtenraten bis 2030 auf etwa 79
Millionen und bis 2050 auf etwa 73,6 Millionen
abnehmen.4 Der Anteil der über 65-Jährigen
wird sich im selben Zeitraum im Verhältnis zu
den 20- bis 64-Jährigen von heute 34 Prozent
auf rund 53 Prozent (2030) bzw. auf rund 64,4
Prozent (2050) erhöhen. Mehr als jeder vierte
Deutsche ist dann 65 Jahre oder älter. Können
demografischer Wandel und der Rückgang der
Arbeitskräfte durch eine steigende Produktivität ausgeglichen werden? Natürlich ist es gut,
wenn die Wirtschaft und damit auch der Verteilungsspielraum für Erwerbstätige und Rentner wachsen. Produktivitätssteigerungen genügen aber alleine nicht als Antwort auf die Frage
nach dem richtigen Rentenniveau, also dem
Verhältnis von Renten zu den Löhnen. Eine
gute Rentenpolitik muss die Lasten zwischen
den Generationen, zwischen Erwerbstätigen
und Rentnern fair verteilen. Dazu gehören die
Anhebung des Renteneintrittsalters, moderat
steigende Beitragssätze und ein sinkendes Rentenniveau.
3. Führt ein sinkendes Rentenniveau
zu Altersarmut?
Die Politik hat sich aus Gründen der Generationengerechtigkeit Zielwerte für den Beitragssatz und das Rentenniveau gegeben. Der
Beitragssatz soll bis zum Jahr 2020 nicht über
20 Prozent und bis 2030 nicht über 22 Prozent
der Löhne steigen. Die Renten sollen im Verhältnis zu den Löhnen auf 46 Prozent bis zum
Jahr 2020 bzw. 42 Prozent bis zum Jahr 2030
sinken. Daraus eine millionenfache Altersarmut für die Zukunft abzuleiten, ist dennoch
ein Irrtum. Die gesetzliche Rente ist zwar eine
wichtige, aber bei weitem nicht die einzige
Quelle für Einkommen im Alter. Und der Staat
fördert den Aufbau zusätzlicher Alterseinkommen in der privaten und betrieblichen Vorsorge. Die steigende Lebenserwartung bei steigender Gesundheit bietet zudem die Chance,
länger zu arbeiten. Aus der Rente mit 67 ergibt
sich also ein günstiger Effekt, der an der Entwicklung des Standardrentenniveaus mit einer
normierten Zahl von Beitragsjahren gar nicht
ablesbar ist. Eine längere Erwerbstätigkeit
bedeutet höhere Rentenansprüche insbesondere dann, wenn zusätzlich privat vorgesorgt
wird. Werden die Leistungen etwa aus einer
Riester-Rente berücksichtigt, bleibt das Versorgungsniveau vor Steuern nahezu konstant. Für
Versicherte mit Kindern wird das Niveau sogar
höher ausfallen.5 Altersarmut ist somit gerade
keine zwangsläufige Folge der Reformen. Auch
heute beziehen zahlreiche Rentner z. B. aufgrund unterbrochener Erwerbsbiografien eine
relativ schmale gesetzliche Rente. Sie sind aber
deshalb nicht arm, weil sie über den Partner
abgesichert sind oder neben der Rente über
Einnahmen aus Mieten etc. verfügen.
SCHWERPUNKT: ANALYSEN UND LÖSUNGEN
4. Lohnt sich Riester nur für 100-Jährige?
Studien wie die des DIW 6, die der RiesterRente eine geringe Rendite attestieren bzw.
zu dem Schluss kommen, der Sparer müsse
sehr alt werden, um in den Genuss einer bestimmten Rendite zu kommen, erliegen einem
methodischen Irrtum: Sie rechnen den Rendite erhöhenden Effekt der staatlichen Förderung heraus. Zudem bringt Riester durch
die Überschussbeteiligung deutlich mehr als
nur die garantierten Leistungen (siehe Abb.
„Riester lohnt sich“, S.4). Gerade für Geringverdiener und Familien ist die Riester-Rente
eine besonders rentable Altersvorsorge. Die
Rahmenbedingungen für die geförderte Altersvorsorge werden durch das AltersvorsorgeVerbesserungsgesetz7 weiter verbessert. Die
Attraktivität der Riester-Rente wird so auch für
die Zukunft gestärkt.
5. Der Blick ins Ausland: Das deutsche
Drei-Säulen-Modell hat sich bewährt,
bedarf aber einer verständlichen und
transparenten Information
Als Alternative zur deutschen RiesterRente wird vor allem das schwedische Modell
genannt. Hier gilt ein Mischsystem der staatlichen Alterssicherung: eine umlagenfinanzierte, einkommensbezogene Altersrente und
eine obligatorische kapitalgedeckte Prämien-
rente. Da letztere eine Pflichtversicherung ist,
fallen keine Vertriebs- bzw. Abschlusskosten
an. Es gibt aber auch Nachteile: Eine staatliche Förderung fehlt insbesondere für Geringverdiener und Familien. Der Versicherte trägt
allein das Kapitalmarktrisiko, da eine garantierte Mindestrente wie bei der Riester-Rente
nicht existiert.
Das deutsche Drei-Säulen-Modell hat sich
bewährt. Entscheidend für die finanzielle Situation im Alter ist das Einkommen aus allen
drei Säulen der Alterssicherung. So kommt
auch eine Studie der gewerkschaftsnahen
Hans-Böckler-Stiftung8 zu dem Fazit: „Aufgrund der zu erwartenden Auswirkungen auf die
wirtschaftliche Entwicklung wird zur Erhaltung
des Lebensstandards die staatliche organisierte
Alterssicherung nicht ausreichen, sodass sowohl
die private als auch die betriebliche Vorsorge verstärkt werden muss.“
Das Bewusstsein für eine zusätzliche Altersvorsorge erhöhen würde eine säulenübergreifende Renteninformation nach dänischem
Vorbild. In Deutschland informiert bislang
jede der drei Säulen für sich: gesetzliche Rente, betriebliche und private Altersvorsorge.
Eine säulenübergreifende Informationsplattform macht für jeden Bürger transparent,
mit welchen Leistungen er im Alter rechnen
kann. So kann in Dänemark jeder Bürger den
Stand seiner Vorsorge über eine Internetplattform jederzeit einsehen.
Eine gute Rente
für alle Generationen ...
1. ruht auf drei Säulen,
2. vermeidet eine Überlastung
der Generationen untereinander,
3. sorgt für lebenslange
Leistungen,
4. berücksichtigt insbesondere
Geringverdiener und Familien,
5. ist verlässlich und transparent.
Gerade für Geringverdiener
und Familien ist die RiesterRente eine besonders
rentable Altersvorsorge.
Anzahl der über 65-Jährigen auf 100 Menschen
im Alter von 20-64
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2009
Trendbrief Altersvorsorge
3
INTERVIEW
»Wir sollten das Gute
nicht immer schlechtreden.«
Die Riester-Rente ist ein »sinnvoller Baustein zur Altersversorgung«
sagt Jochen Ruß, Geschäftsführer des Instituts
für Finanz- und Aktuarwissenschaften in Ulm.
Riester lohnt sich
Herr Professor Ruß, Sie verteidigen trotz aller
Kritik immer wieder die Riester-Versicherung.
Warum?
Ein Vergleich
Riester-Rente
Monatlicher Eigenbeitrag 101,50
Die Riester-Rente ist aus Kundensicht nachweislich
für die meisten Menschen ein sinnvoller Baustein
für die Altersversorgung, der eine attraktive erwartete Rendite bei sehr geringem Risiko aufweist.
Die mir bekannten Studien, die zu einem anderen
Ergebnis kommen, sind methodisch falsch bzw.
werden falsch interpretiert, da sie gar nicht die
Rendite für den Kunden analysieren. Im Übrigen
ist für die Frage, ob ein Riester-Vertrag für einen
Sparer sinnvoll ist, die Rendite zwar unbestritten
ein wichtiges – aber sicher nicht das einzige – Kriterium. Die Riester-Rente ist nämlich nicht nur eine
Kapitalanlage, sondern primär eine Versicherung.
Versicherungen dürfen aber nie ausschließlich nach
Renditeaspekten bewertet werden. Und vor allem
nicht nur unter Betrachtung des Normalfalls.
378
193
203
163
104
netto bei aktueller
Verzinsung
88
netto bei Auszahlung der
garantierten Summe
Lebensversicherung
Monatlicher Eigenbeitrag 101,50
343
Der Normalfall wäre?
175
148
172
88
netto bei aktueller
Verzinsung
Der Normalfall ist, dass ich ungefähr bei meiner Lebenserwartung sterbe. Wenn ich heute schon wüsste,
dass es genau so kommt, bräuchte ich keine Rentenversicherung. Die Rentenversicherung bietet aber ein
sicheres Einkommen, selbst wenn ich 90 Jahre alt
oder noch älter werde. Diese Sicherheit ist ein Zusatznutzen jenseits der erwarteten Rendite.
74
netto bei Auszahlung der
garantierten Summe
Aktiendepot
Kritiker wenden ein, die Riester-Rente lohne
sich allenfalls für Menschen mit einer sehr hohen Lebenserwartung.
Monatlicher Eigenbeitrag 101,50
165
140
nominal
(ohne Inflation)
bei 2% Inflation
bei 2,5% Inflation
Quelle: DER SPIEGEL 19/2013,
Berechnungen des GDV
324
Riester-Rente = Monatsrente nach Steuern bei 30% Steuersatz, Rente vor Steuern 540 Euro. Ansparphase mit 42%
Förderung, also 175 Euro Bruttobeitrag berechnet. Alle drei
Berechnungen basieren auf dem Riester-Beispiel des Spiegels, also einem Nettoeigenbeitrag von monatlich 101,50
Euro. Die Renten für die Lebensversicherung und das Aktiendepot wurden dabei entsprechend dem Verhältnis aus
dem ursprünglichen Beitrag von 220 Euro und dem hier unterstellten Beitrag von 101,50 Euro umgerechnet.
4
Trendbrief Altersvorsorge
Die mir bekannten Studien rechnen aus der Rendite den Rendite erhöhenden Effekt der staatlichen
Förderung heraus. Die Frage, ob sich die RiesterRente für einen konkreten Kunden lohnt, kann mit
solchen Berechnungen nicht beantwortet werden.
Hier muss man die Rendite betrachten, die dieser
Kunde auch wirklich erzielt – inklusive der Effekte der staatlichen Förderung. Darüber hinaus
wird übrigens oft nur die garantierte Rendite einer
Riester-Rente betrachtet. Diese wird aber durch
Überschüsse erhöht. Die Kunden können daher
davon ausgehen, dass sie deutlich mehr als die ga-
rantierten Leistungen erhalten. Dass man nur die
garantierten Leistungen erhält, ist im Prinzip unmöglich. Wenn man richtig rechnet, bietet eine gute
Riester-Rente für die allermeisten Kunden ein sehr
gutes Verhältnis von erwarteter Rendite zum Risiko
und stellt somit einen sinnvollen Baustein zur Altersversorgung dar.
Es wird oft kritisiert, dass Versicherer die garantierte Rente mit vorsichtigen Lebenserwartungen kalkulieren. Teilen Sie diese Auffassung?
Der Gesetzgeber hat bei der Riester-Rente ja bewusst und sinnvollerweise verlangt, dass das angesparte Kapital in Form einer lebenslangen Rente
ausbezahlt wird. Die Riester-Rente bietet einen Versicherungsschutz gegen das Risiko länger zu leben,
als das Geld reicht. Die Lebenserwartung zukünftiger Rentner kann aber heute noch nicht präzise
prognostiziert werden. Daher müssen Rentenversicherungen vorsichtig kalkuliert werden. Dies ist
auch gesetzlich vorgeschrieben und stellt die einzige
Möglichkeit dar, dem Riester-Rentner ein lebenslanges Einkommen zu garantieren.
Geht die aktuelle Diskussion um die Altersversorgung der Deutschen in die richtige Richtung?
Es wäre wünschenswert, dass Verbraucherschützer,
Medien, Produktanbieter und Wissenschaft in einen
konstruktiven Dialog eintreten, um existierende
Schwächen von Altersvorsorgeprodukten und anderen Finanzdienstleistungsprodukten zu adressieren.
Ziel muss die Verbesserung von Schlechtem sein und
nicht – wie leider in jüngster Vergangenheit bei der
Riester-Rente – das Schlechtreden von Gutem.
Prof. Dr. Jochen Ruß ist Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften.
Die vollständige Fassung des Interviews finden Sie auf www.gdv.de
PERSPEKTIVEN
Perspektive 2050:
Die demografiefeste Altersvorsorge
Rentenniveau und ergänzende private Vorsorge
»Kapitaldeckung bietet eine
sinnvolle – aus ökonomischer Sicht überdies
die einzig wirksame –
Ergänzung umlagefinanzierter Renten, wenn
deren Finanzierungsbasis
bei stagnierender oder
schrumpfender Zahl
qualifizierter Erwerbstätiger
unter Druck gerät.«
Prof. Dr. Martin Werding,
Lehrstuhl für Sozialpolitik und
öffentliche Finanzen, Ruhr-Universität
Bochum
Quelle: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11, Bertelsmann Stiftung 2013
QUELLENANGABEN
Schwerpunkt »Eine gute Rente für alle Generationen«
1
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Aufbruch in die altersgerechte Arbeitswelt.
Bericht der Bundesregierung zur Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre, 2010.
2
Allensbach 2012 im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung.
3
Elena Muth, Anne Kruse, Gabriele Doblhammer, Lebenserwartung in Deutschland, Rostock 2008.
4
Statistisches Bundesamt, 2009, Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung.
5
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Alterssicherungsbericht 2012.
6
DIW, Wochenbericht 47/2011.
7
BT-Drucksachen 17/10818, 17/12219, 17/12220, 17/12628.
8
Diether Döring, Rainer Buth, Anja Helena Rosengart, Bedroht die künftige demographische Entwicklung
die Vermögenswerte kapitalgedeckter Altersversorgungssysteme?, Hans-Böckler-Stiftung,
Arbeitspapier 128, 2007.
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PERSPEKTIVEN. ANALYSEN. LÖSUNGEN.
Ihre Ansprechpartner
Ilka Houben
Leiterin Sozialpolitik
030-2020-5220
i.houben@gdv.de
Una Großmann
Presse
030-2020-5185
u.grossmann@gdv.de
Bestellungen, Fragen und Kommentare bitte an:
presse@gdv.de
Der Trendbrief im Internet:
www.gdv.de/trendbrief
IMPRESSUM
HERAUSGEBER:
Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft e.V.
VERANTWORTLICH:
Dr. Peter Schwark
Mitglied der Hauptgeschäftsführung
Wilhelmstraße 43 / 43G
10117 Berlin
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altersvorsorge
PERSPEKTIVEN. ANALYSEN. LÖSUNGEN.
Auf einen Blick: Links und Literatur zum Weiterlesen
• Die Publikation Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Aufbruch in die altersgerechte Arbeitswelt.
Bericht der Bundesregierung zur Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre, 2010:
bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/anlage-bericht-der-bundesregierung-anhebung-regelaltersgrenze.pdf?__blob=publicationFile
• „Ältere Menschen fühlen sich zehn Jahre jünger“, Allensbach-Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung:
bosch-stiftung.de/content/language1/html/40884.asp
• Studie „Lebenserwartung in Deutschland“ von Elena Muth, Anne Kruse, Gabriele Doblhammer,
Lebenserwartung in Deutschland, Rostock 2008:
wiwi.uni-rostock.de/soziologie/esf/forschung/drittmittelprojekte/lebenserwartung-in-deutschland-trends-prognose-risikofaktoren-und-der-einfluss-ausgewaehlter-medizininnovationen/
• Statistisches Bevölkerungsamt: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis 2060:
destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkerung/BevoelkerungDeutschland2060Presse5124204099004.pdf?__blob=publicationFile
• Alterssicherungsbericht 2012 der Bundesregierung:
bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Gesetze/alterssicherungsbericht_2012.pdf?__blob=publicationFile
• DIW-Wochenbericht zur Riester-Rente 47/2011:
diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.389130.de/11-47.pdf
• Das neue Altersvorsorge-Verbesserungsgesetz 2013:
dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP17/481/48106.html
• Arbeitspapier 128/2007 der Hans-Böckler-Stiftung: „Bedroht die künftige demographische Entwicklung
die Vermögenswerte kapitalgedeckter Altersversorgungssysteme?“:
boeckler.de/pdf/p_arbp_128.pdf
• Alterssicherung, Arbeitsdynamik und neue Reformen: Wie das Rentensystem stabilisiert werden kann,
Studie von Prof. Dr. Martin Werding im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, 2013:
bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-1E92EFB9-F59F055A/bst/xcms_bst_dms_37459_37732_2.pdf