23.04.2015, jW: »Pressezensur durch die CIA

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23.04.2015, jW: »Pressezensur durch die CIA
Quelle:
, 23.04.2015, Seite 15 / Medien
Pressezensur durch die CIA
Späte Enthüllung: US-Geheimdienst untersagte Bericht über Kuba-Invasion.
Von Volker Hermsdorf, Havanna
»Bis hier kamen die Söldner«, heißt es auf diesem Plakat in der Nähe der Schweinebucht. Dort hatten die
kubanischen Revolutionäre eine von den USA initierte Invasion zurückgeschlagen.Foto: Desmond Boylan
/ Reuters
Die den exilkubanischen Contragruppen in Miami nahestehende Tageszeitung
Nuevo Herald berichtete am Wochenende zum 54. Jahrestag der gescheiterten
Invasion in der Schweinebucht, die CIA habe damals einen Bericht der Zeitung
verhindert, der das Desaster hätte verhindern können. Das Eingeständnis offenbart
zudem aufschlussreiche Details über die Pressefreiheit in den USA.
Zum Hintergrund: Am 17. April 1961 waren mehr als 1.500 Söldner, der »Brigada de
Asalto 2506« (Brigade des Sturmangriffs 2506) unter dem Schutz von USFlugzeugen und Kriegsschiffen in der Playa Girón (Schweinebucht) im Süden Kubas
gelandet, um die revolutionäre Regierung zu stürzen. Innerhalb von 72 Stunden
wurden die Angreifer, bis zum 19. April, von Milizen, Bevölkerung und den
revolutionären Streitkräften unter Leitung Fidel Castros zurückgeschlagen. Bei der
gescheiterten Invasion waren auf kubanischer Seite 176 Menschen getötet und über
2
300 verletzt worden. Die Aggressoren verzeichneten mehr als 200 Tote, 1.192
Söldner wurden festgenommen.
Wie der Nuevo Herald jetzt berichtet, hatten das damals unter dem Namen The
Miami Herald erscheinende Blatt sieben Monate zuvor Informationen über ein Lager
von Söldnern nahe der 35 Kilometer südwestlich von Miami gelegenen Kleinstadt
Homestead erhalten. Jugendliche hatten beobachtet, wie Männer an schweren
Waffen ausgebildet wurden. Herald-Reporter recherchierten, dass die CIA dort
Konterrevolutionäre für eine Invasion in Kuba trainierte, um Castro zu stürzen. Da die
Vorbereitung militärischer Aktionen gegen ein anderes Land auf dem Territorium der
USA gesetzwidrig ist, habe die Zeitung ihre Erkenntnisse publizieren wollen, sei aber
von der CIA daran gehindert worden. Deren Chef Allan Dulles habe das illegale
Training der Contras durch seine Behörde zwar nicht dementiert, aber dem
Herausgeber gedroht: »Wenn Sie diese Informationen veröffentlichen, schaden Sie
der nationalen Sicherheit.« Chefredakteur George Beebe habe daraufhin
entschieden, dass »die Story gestorben« sei, erinnert sich der damalige WashingtonKorrespondent David Kraslow. Gut zwei Monate lang sei der Artikel über die geplante
Invasion in der Schweinebucht blockiert und später nur »entschärft« veröffentlicht
worden. Einzige Konsequenz: Das Ausbildungscamp wurde durch die CIA von
Florida nach Guatemala verlegt.
Kraslow ist heute nicht sicher, ob eine Veröffentlichung die Invasion hätte verhindern
können. »Die CIA war sehr versessen darauf«, zitierte der Nuevo Herald den heute
89jährigen am Sonnabend. Der US-amerikanische Autor und politische Analyst Peter
Kornbluh hingegen ist davon überzeugt, dass der Eingriff in die Pressefreiheit mit für
die erste militärische Niederlage der USA in Lateinamerika verantwortlich ist.
»Sowohl Eisenhower als auch Kennedy (die für die Invasion verantwortlichen USPräsidenten – jW) waren darauf bedacht, dass die Beteiligung der USA an dieser
Operation nicht bekannt würde«, sagt er. Eine frühzeitige Berichterstattung hätte
Kennedy dazu gezwungen, seine Pläne zu ändern.