Facharbeit Der TEACCH - Ansatz

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Facharbeit Der TEACCH - Ansatz
Facharbeit
Der T E A C C H - Ansatz:
Ein pädagogisches Konzept zur Förderung von Menschen mit Autismus
Diese Arbeit ist meinem Bruder gewidmet, der vieles mitmachen musste und
für den es immer noch ein steiniger Weg ist seinen Standpunkt zu finden, um
ein anerkanntes und gleichwertiges Leben führen zu können.
Einleitung
In dieser Ausarbeitung möchte ich
Autismus" und das TEACCH- Programm
vorstellen. Aufgrund meines privaten Bezugs zu einer Sonderform des Autismus dem
Asperger- Syndrom" habe ich ein starkes Interesse daran, dass diese Menschen
verstanden und richtig behandelt werden.
Mein Bruder hat das Asperger- Syndrom" und der Weg bis zur richtigen Diagnose war
lang und steinig. Dann war es aber immer noch ein Weg- und ist es heute noch, dass
er (mittlerweile 18 Jahre alt) sich schulisch und privat verwirklichen kann.
Um die Kognitiven Besonderheiten besser beschreiben zu können, habe ich sie zum
Teil mit Beispielen von meinem Bruder L. unterlegt.
Um den Lesefluss meiner Arbeit nicht zu behindern, verwende ich nur die maskuline
Schreibweise, dies darf nicht geschlechtsspezifisch verstanden werden.
Uns" bezieht sich hier auf Therapeuten und Pädagogen, die im Umgang mit dem
autistischen Kind stehen.
In meiner Arbeit spreche ich von Ergotherapeuten. Es können aber auch Pädagogen
sein, die nach dem TEACCH Ansatz arbeiten: Handeln der Betroffenen oder die
Bereitschaft eines Klienten zur Mitarbeit bei therapeutischen Maßnahmen, z.B.
Zuverlässigkeit, mit der therapeutische Anweisungen befolgt werden.
Döhle, Rainer (o.J.). Zugriff am 12.01.2009 auf: http://www-aspies.de/as.php
Falk-
Frühbrodt,
Christiane
,
MA,(o.J.).
Zugriff
am
23.02.2009
auf:
http://www,asperger-kinder.de/was_ist_aspcrger.htm
1. Definition Autismus
Autismus bezeichnet eine Kontaktstörung, mit Rückzug in die eigene Vorstellungsund Gedankenwelt, die durch starke Selbstbezogenheit und Störungen im
zwischenmenschlichen Verhalten und in der Kommunikation gekennzeichnet ist.
Autismus tritt bei etwa zwei bis vier von 10.000 Kindern auf, wobei Jungen drei- bis
viermal häufiger betroffen sind.
Eine einheitliche Ursache für den Autismus ist bis heute nicht erkannt. Es gibt eine
ganze Reihe an Umständen, welche die spätere Entwicklung des zentralen
Nervensystems vor oder nach der Geburt beeinträchtigen. In 90% aller Fälle scheint
es aber so, dass der Autismus eine genetische Grundlage hat. Aufgrund von
Veränderungen in den Erbanlagen kommt es während der Gehirnentwicklung bereits
im
Mutterleib
zu
Schädigungen
der
Gehirnstrukturen.
Viele
verschiedene
Hirnbereiche scheinen im Zusammenhang mit Autismus betroffen zu sein. Es treten
aber weder dieselben Störfaktoren in der Entwicklung aller Fälle auf, noch ereignet
sich die Störung zum selben Zeitpunkt der Hirnentwicklung. Dadurch, dass nicht
immer dieselben Bereiche in derselben Art und Weise beeinträchtigt sind, führt dies zu
den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Autismus, (vgl. Häußler, 2005, S. 27)
1. Das Asperger- Syndrom
In meiner Einleitung erwähnte ich bereits das Asperger- Syndrom als eine Sonderform
des Autismus. In diesem Abschnitt möchte ich das Syndrom etwas genauer erklären,
um im Weiteren, meinen Text verständlicher zu gestalten, da ich mich immer wieder
auf diese besondere Form und damit auch auf meinen Bruder beziehen werde.
Das Asperger-Syndrom ist eine Kontakt- und Kommunikationsstörung, die als
abgeschwächte Form des Autismus angesehen wird." (Falk- Frühbrodt, (o.J.))
Asperger ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Betroffene sehen normal aus,
zeigen jedoch sonderbare Verhaltensweisen. Typisch sind Beeinträchtigungen des
Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvermögen, starres Festhalten an
Gewohnheiten, motorische Auffälligkeiten sowie ausgeprägte Spezialinteressen.
Aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten stoßen betroffene Kinder auf Schwierigkeiten
im Umgang mit Gleichaltrigen, Erwachsenen und den eigenen Eltern. In der Schule
fällt es Kindern mit Asperger-Syndrom schwer, sich an Regeln zu halten. In
Teilbereichen (z.B. in der Mathematik) beeindrucken sie mit Detailwissen; in anderen
Bereichen fehlen ihnen die Grundlagen.
Um das Asperger-Syndrom aus der Sicht eines Betroffenen zu veranschaulichen,
habe ich im Anhang einen einseitigen Bericht von einem Asperger- Betroffenen über
das Syndrom beigelegt. 1
2. Kognitive Besonderheiten bei Menschen mit Autismus Dass das Gehirn von
Autisten anders arbeitet, ist durch viele Studien belegt. Durch bildgebende Verfahren,
durch die man erfassen kann welcher Teil des Gehirns reagiert während jemand
bestimmte Aufgaben löst, fand man beispielsweise beim Erkennen von Gesichtern
heraus, dass bei Personen mit Autismus oder dem Asperger- Syndrom der
Hirnbereich, der für die Verarbeitung von Gesichtern zuständig ist nicht aktiviert wird.
Stattdessen beobachtete man eine erhöhte Gehirnaktivität in dem Bereich, in
welchem Informationen über Gegenstände verarbeitet werden. (Bsp: Mein Bruder
öffnete eines Tages einer guten Freundin meiner Mutter die Tür, die schon seit mehr
als 13 Jahren in unserem Haus ein- und ausgeht. Und ruft meiner Mutter zu, dass da
eine fremde Frau an der Tür wäre, die zu ihr wolle.)
Bedeutsam ist auf jeden Fall, dass Menschen mit Autismus häufiger und ausgeprägter
Auffälligkeiten in der Informationsverarbeitung aufweisen als andere. Man spricht
hierbei dann von einem besonderen kognitiven Stil", (vgl. Häußler, 2005, S. 27)
Dieser bezieht sich darauf, wie eine Person Informationen sammelt, diese
zusammenfügt und daraus eine Vorstellung entwickelt, wie und was die Welt" ist und
wie diese funktioniert.
Obwohl
es
keine
autismusspezifische
Wahrnehmungsstörung
gibt,
treten
Besonderheiten in der sensorischen Wahrnehmung häufig im Zusammenhang mit
Autismus auf. In der Regel funktionieren die betreffenden Sinnesorgane einwandfrei;
die Probleme treten eher bei der Reizverarbeitung im Gehirn auf. Auffälligkeiten beim
Hören
Gerade zum Bereich der akustischen Wahrnehmung liegen mehrere Besonderheiten
vor, die bei Menschen mit Autismus beobachtet wurden. Oft liegt eine
Überempfindlichkeit des Gehörs vor, was dazu führt, dass z.B. gesprochene Worte in
einer bestimmten Tonlage als unangenehm oder sogar als schmerzhaft empfunden
werden. (Mein Bruder kann z.B. kein Radio hören- was wir als angenehme
Beschallung wahrnehmen, ist für ihn eine schmerzliche Angelegenheit.) Auch kann es
sein, dass der Betroffene- Umweltgeräusche hört, die für andere nicht wahrnehmbar
sind, und er somit einer viel größeren Fülle von akustischen Reizen ausgesetzt ist.
Eine mögliche Reaktion auf das Übermaß an akustischen Reizen ist das Abschalten
der Wahrnehmung. In diesem Fall verhält sich der Betroffene wie taub, obwohl sein
Hörorgan intakt ist. Es treten auch Schwierigkeiten beim Lokalisieren von
Geräuschquellen auf. Dabei fällt es der Person schwer zu erkennen und
herauszufiltern von wo das Geräusch herkommt oder wie weit es entfernt ist. (vgl.
Häußler, 2005, S. 28 ff.)
Auffälligkeiten beim Sehen
Bei Wahrnehmungsverarbeiten von Lichtreizen wird häufig eine Überempfindlichkeit
in Bezug auf helles Licht und grelle Farben beobachtet. Das Vermeiden bestimmter
Reize- zum Teil auch des Blickkontaktes- kann ein Hinweis darauf sein, dass diese
Reize den Betroffenen überfordern. Auffällig ist, dass viele Menschen mit Autismus
nur kurz auf etwas schauen und Bewegungen nicht mit den Augen verfolgen.
Beim Erkennen von komplizierten Mustern und kleinsten Veränderungen sind sie dem
Nicht-Autisten" oft bei weitem überlegen. Doch die Orientierung in der Umwelt
bereitet ihnen große Probleme. (Bsp.: Es kommt schon einmal vor, dass mein Bruder
verspätet von der Schule nach Hause kommt, weil er sich auf dem Weg von der
Schule nach Hause verlaufen hat. Der Schulweg ist seit einigen Jahren derselbe.)
Auffälligkeiten beim Riechen, Schmecken und Tasten
Eine Bandbreite an Autisten bevorzugt die Nahsinne und zeigt ein großes Interesse
daran, Gegenstände oder Körperteile von sich selbst oder anderen Personen zu
betasten, an ihnen zu riechen oder sie zu belecken" Daraus kann sich aber auch
wiederum eine Überempfindlichkeit entwickeln, die zu einem Vermeidungsverhalten
führen kann, so dass beispielsweise raue Materialien komplett vermieden werden,
oder nur ganz bestimmte Lebensmittel/Gerichte gegessen werden und die Nahrung
ansonsten verweigert wird. Dies kann natürlich auch mit dem Streben nach Struktur
zusammenhängen.
Es werden aber auch Unterempfindlichkeiten beobachtet, die dazu führen, dass
gesundheitsschädliche Gefahren nicht erkannt werden, wie beispielsweise das Essen
von Seife und das Riechen an Farben und Lacken. Auch die Wahrnehmung von
Temperatur und Schmerz ist oft gedämpft. (L. zog sich im Hochsommer gerne
Rollkragenpullover und lange Hosen an.)
Informationsverarbeitung Der Prozess der Informationsverarbeitung ist sehr
kompliziert. Informationen, die das Gehirn erreichen, werden auf unterschiedlichen
Ebenen analysiert und mit vorhandenen, erlernten Inhalten in Beziehung gesetzt. Es
ist dann eine Höchstleistung des Gehirns, unter Berücksichtigung aller für eine
bestimmte Situation wichtiger Informationen, eine passende Handlungsstrategie
auszuwählen oder auch neu zu entwickeln und die Aufmerksamkeit dabei bis zum
Ende, also bis zur Erreichung des Ziels, aufrecht zu erhalten.
Zu Beginn jeder Handlung steht die Aufmerksamkeit. Früher ging man davon aus,
dass Kinder mit Autismus eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne haben. Doch wer
Kinder mit Autismus kennt, der weiß, dass sie sich oft stundenlang mit einer
bestimmten/gleichförmigen
Tätigkeit
beschäftigen
können.
Die
Aufmerksamkeitsspanne hängt also sehr von der Motivation des Kindes ab, mit der es
einer Beschäftigung nachgeht. Was natürlich ein ganz typisches kindliches Verhalten
ist, welches auch nicht-autistische Kinder aufweisen. Oft richten Autisten ihre
Aufmerksamkeit auf Details; Es fällt ihnen schwer mehrere Aspekte gleichzeitig zu
berücksichtigen. Ebenso treten Probleme beim Aufmerksamkeitswechsel auf. Wenn
ein Reiz ihre Aufmerksamkeit erregt hat, fällt es ihnen schwer sich von diesem zu
lösen und sich einem anderen Reiz zuzuwenden. Die Verarbeitung von Reizen und
die Verknüpfung von Informationen untereinander gestaltet sich als schwierig.
Räumlich- visuelle Informationen werden von Menschen mit Autismus besser
verarbeitet als Auditive. Darauf basiert u.a. auch der TEACCH-Ansatz.
Wichtig für die Arbeit mit autistischen Kindern ist der Bereich des Lernens, bei dem
das Gedächtnis eine große Rolle spielt. Autisten haben oft Probleme sich an
Gesichter oder zurückliegende Ereignisse zu erinnern, vor allem Ereignisse und
Handlungen bei der das Kind selbst eine Rolle gespielt hat. Bei der normalen
Entwicklung geht man davon aus, dass der Mensch über sein Handeln lernt.
Der autistische Mensch lernt darüber, wie andere Menschen (Kinder) etwas getan
haben. Sie profitieren nicht davon selbst eine Handlung auszuführen. Betroffene
verhalten sich eher starr und unflexibel in ihrem Tun, sie klammern sich an
Gewohnheiten und selbst kleinste Veränderungen können sie ganz aus ihrem
Konzept bringen. Wenn sie einmal einen Lösungsweg gefunden haben beharren sie
oft auf diesem und zeigen ein stereotypes Verhalten. Sie wiederholen Reaktionen
immer wieder, auch wenn sie nicht zu der Situation passen. (Bsp.: Mein Bruder kann
sich schwer von einmal gelernten und für ihn richtig erkannten Lösungswegen trennen
und sich auf Neue einstellen, was oft eine Konfrontation mit seinen Lehrern zur Folge
hat: L. widersprach einem seiner Lehrer, der einen neuen Lösungsweg für eine
bekannte Aufgabe stellte. L. hatte die Lösung schon auf seinem gewohnten
Lösungsweg gefunden und verstand nicht, warum man auf einem anderen Weg zu
dieser kommen müsste. L. regte sich so sehr darüber auf, dass der Lehrer meine
Mutter über dieses Verhalten informierte.
3. Konsequenzen für die pädagogische Förderung
Auch und gerade für die pädagogische Förderung ist die Kenntnis der Besonderheiten
in der Informationsverarbeitung von großer Bedeutung. Es gilt zu beachten in wieweit
diese Besonderheiten das Lernverhalten beeinträchtigen, bzw. das Lernen
erschweren.
Die Verarbeitung von rein sprachlicher Informationen scheint sehr schwierig zu sein.
Das heißt rein verbale Wissensvermittlung via Frontalunterricht ist hier eher
ungeeignet. Auch wenn die Kinder die Sprache recht gut verstehen können, kommt es
häufig zu Missverständnissen, da sie Aussagen oft sehr wörtlich nehmen und
sprachlich begleitende Hinweise (Tonfall, Mimik, Körperhaltung usw.) nicht beachten.
So kann es passieren, dass die ausgesprochene Verwarnung mit drohendem
Zeigefinger: Mach das noch einmal!" als Aufforderung verstanden wird und das Kind
das eben gezeigte Verhalten wiederholen wird. (Bsp.: Ich bat meinen Bruder die
heruntergefallen Blätter einer Topfpflanze zu entfernen und sagte aber: Mach doch
mal bitte die Blätter vom Olivenbaum weg!" L. Verstand dies als eindeutige
Aufforderung die gesamten Blätter zu entfernen- so hatte das Bäumchen also keine
Blätter mehr. - L. war zu diesem Zeitpunkt schon 16 Jahre alt.) Rein sprachliche
Hinweise vergessen Kinder mit Autismus schneller als andere Gleichaltrige, als wenn
sie schriftlich oder bildlich gegeben werden. Viele Betroffene überfordert es
Entscheidungen zu treffen, die auf einer eigenen Einschätzung beruhen. Es kann eine
Aufgabe sein, die der Lehrer in einer Klassenarbeit stellt, bei der die Kinder sich eine
Aufgabe aussuchen können, oder nur eine alltägliche Aufgabe, wie und wann man
was anziehen muss, wie lange man einen Teig rühren soll usw.
Typisch sind auch Probleme mit der zeitlichen Organisation. Dazu gehören nicht nur
das Planen von Handlungsabläufen und das Einbehalten von Reihenfolgen, sie
verlieren auch schnell das Zeitgefühl. (Bsp.: Ein junger Mann mit Asperger Syndrom
ist der Ansicht, drei Stunden würden nicht ausreichen, um im Laden um die Ecke noch
Zutaten für ein einfaches Nudelgericht zu kaufen, bevor sein Besuch kommt.
Andererseits ist er der Ansicht, wenn er seinen Bus verpassen würde, wäre er
schneller bei seiner acht Kilometer entfernten Arbeitsstelle, wenn er sofort Ipsliefe, als
zehn Minuten auf den nächsten Bus zu warten.)
Durch die vielen Reize, die ein Autist nicht immer richtig verarbeiten kann ist er schnell
ablenkbar. Die höhere Anfälligkeit für Ablenkungen und die Schwierigkeit die
Aufmerksamkeit wieder zurück auf die gestellte Aufgabe zu lenken, erschwert die
Aufnahme wichtiger Informationen und ein kontinuierliches Arbeiten. Die klassischen
Erziehungsmittel, die positiven und negativen Verstärker, wie Lob (positiv) oder
Liebesentzug (negativ) bieten oftmals keinen Leistungsanreiz für Menschen mit
Autismus. Durch die Beeinträchtigung der Wahrnehmung, der Interpretation und
Bewertung sozialer Reize kann der integrative Erziehungsstil (wie er nach Anderson
bezeichnet wird) nicht erfolgreich angewendet werden, denn Menschen mit Autismus
fehlt häufig der Wunsch anderen zu gefallen. Die Konsequenzen für die pädagogische
Förderung bedeuten nicht, dass Kinder mit Autismus grundsätzlich andere Lerninhalte
in ihrem Förderplan benötigen. Vielmehr geht es darum zusätzliche Aspekte zu
beachten.
Zum einen betrifft dies die Auswahl dessen, womit man sich in der Förderung
beschäftigt. Nicht betroffene Kinder können ihre Aufmerksamkeit leichter von etwas
lösen und auf einen neuen Gegenstand richten. Da autistische Kinder oft sehr
spezielle Interessen und Fähigkeiten besitzen, ist es für den Erziehenden /Lehrer
unabdingbar, diese zu nutzen um einen Zugang zu diesem Kind zu finden. Wichtig ist,
dass das Kind nicht überfordert wird. Überforderungssituationen entstehen häufig, da
die Übertragung von Fähigkeiten auf neue Situationen vorausgesetzt wird. Das
Anwenden von Fähigkeiten oder Strategien in neuen Situationen sollte in der Arbeit
mit Autisten als eigenständiges Lernziel formuliert werden. Neben der Anwendung
von Strategien in neuen Situationen sollte auch stets der flexible Umgang mit
Materialien ein fester Bestandteil der Förderung sein. Ein weiterer Aspekt in Bezug auf
die Inhalte der Förderung ist die gezielte Anbahnung und Entwicklung selbstständiger
Beschäftigung. Freie, unstrukturierte Zeit (Pausen!) ist für autistische Menschen oft
um einiges anstrengender als die Teilnahme an für sie geplanten Aktivitäten. Deshalb
ist es wichtig den Betreffenden Strategien zu vermitteln, wie sie mit der freien Zeit
umgehen können. Wie bereits erwähnt, haben Autisten oft spezielle und für uns oft
nicht nachvollziehbare Interessen. Was ihnen gefällt erscheint uns weniger sinnvoll.
Wie zum Beispiel das Zählen von Mosaikfliesen in einem Schwimmbad oder das
Lauschen der Geräusche, die ein Heizkörper bietet. Wichtig ist für uns-, dass wir
emphatisch bleiben und nicht versuchen ihnen abzuverlangen sich mit für uns
normalen" Dingen zu beschäftigen. Diese Erkenntnis hat Auswirkungen in Bezug auf
die Verstärker, die wir als Arbeitsanreize setzen, um die Motivation zu erhöhen sich
mit etwas Bestimmten zu beschäftigen. Es sind meist nicht Mittel wie Lob, soziale
Anerkennung oder Geld die eine motivierende Wirkung auf den autistischen
Menschen ausüben. Wir müssen ein offenes Ohr und einen Blick für die
außergewöhnlichsten Interessen dieser Menschen haben und können diese dann als
Verstärker einsetzen. Natürlich haben wir die Interessen wertzuschätzen und zu
respektieren.
Für die anleitenden/ instruierenden Maßnahmen, also für die Vermittlung von Inhalten,
ist es sinnvoll weniger auf sprachliche Mittel zurück zu greifen, um das autistische
Kind nicht mit einem Übermaß an Informationsreizen zu überfluten. Anstelle dessen
können visuelle Erinnerungshilfen sowie Handlungs- und Orientierungspläne dazu
beitragen, die Anforderungen der Situation zu erkennen und zu bewältigen.
Wichtig ist, dass einerseits beeinträchtigende und ablenkende Reize reduziert
werden. Andererseits gilt es die Hauptaspekte hervorzuheben.
Diese Strukturierung von Raum und Material zählt zu den Methoden und Strategien,
die der TEACCH Ansatz im Structured Teaching beschreibt.
2. TEACCH- Was ist das? - Grundlagen des Ansatzes
TEACCH - ausgesprochen wird es wie das englische teach" (unterrichten).
Es bezeichnet zum einen das staatliche Programm zur Förderung und Begleitung
von Menschen mit Autismus im U.S. Bundesstaat North Carolina:
TEACCH steht für Ireatment and Education of Autistic an related Communication
handicapped ÇHildren (Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in
ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder)." (Häußler, 2005)
Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Institution: ein Netzwerk von Einrichtungen,
das in Kooperation mit verschiedenen Trägern der Behindertenhilfe ein umfassendes
Angebot zur Unterstützung von Menschen mit Autismus und deren Familien anstrebt.
Ihr Begriff TEACCH1 wurde bewusst so gewählt, damit bereits im Namen deutlich
wird, dass der Schwerpunkt der Hilfen im pädagogischen Bereich liegt.
Zum anderen bezeichnet TEACCH" auch ein pädagogisches Konzept, das im
Rahmen dieser Institutionen in den USA entstanden ist. Dieses Abb. 1 (Symbol des
TEACCH- Programms in den USA) beinhaltet Leitlinien für eine umfassende und
ganzheitliche Förderung mit dem Ziel der sozialen Integration, welches als TEACCH
Ansatz" bezeichnet. Es bietet Förderung unter besonderer Berücksichtigung
besonderer Lernstile und Wahrnehmungsfähigkeiten von autistischen Menschen an
und soll ihnen durch die Anleitung von Pädagogen oder Therapeuten, die nach
diesem Ansatz arbeiten, helfen, zu lernen in der Gesellschaft und in ihrer Lebenswelt
vor Ort ein für sie sinnerfülltes und selbstständiges Leben zu führen.
3. Das TEACCH Konzept in der Ergotherapie
In diesem Teil möchte ich das Konzept des TEACCH - Ansätze vorstellen und mit der
Ergotherapie verknüpfen.
Ein wichtiger Punkt der Ergotherapie ist der klientenzentrierte Ansatz, ein
Grundlagenthema der Ergotherapie.
Dieser Ansatz beschreibt u.a. den Umgang mit dem Klienten und die Zielfindung, die
gemeinsam mit diesem erarbeitet wird. Wir als Therapeuten müssen die drei
Basisvariablen (Vergl. klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers) des
Therapeutenverhaltens - Kongruenz, Akzeptanz und Empathie - realisieren und
flexible und individuelle Therapieangebote anbieten.
Gerade in der Arbeit mit autistischen Menschen ist es sehr wichtig für unsere Arbeit,
sie zu akzeptieren und ein größtmögliches Einfühlungsvermögen zu zeigen, denn nur
so
erreichen
wir
einen
Zugang
zu
diesen
Menschen,
deren
Wahrnehmungsfähigkeiten so besonders sind. Um dem Klienten zu einer besseren
Orientierung zu verhelfen, sorgen Therapeuten für eine auf den Klienten angepasste
Umwelt.
3.1 TEACCH- der pädagogisch- therapeutische Ansatz
TEACCH Prinzipien
Autismus erkennen und verstehen
Partnerschaft mit den Eltern
Streben nach dem Optimum, nicht der Heilung
Individuelle Diagnostik als Basis für individuelle Förderung
Ganzheitlichkeit
Strukturierung der Fördersituation
Kognitive Psychologie und Lerntheorie
Orientierung an den Stärken Langfristig angelegte Hilfen
Der TEACCH Ansatz orientiert sich an Leitlinien bzw. Prinzipien, die die praktische
Arbeit mitbestimmen. Es ist die Grundhaltung und nicht die bloße Anwendung von
Techniken und methodischer Vorgehensweisen, welche die Praxis des TEACCH
Ansatzes charakterisiert.
Diese
Prinzipien
umfassen
grundlegende
Elemente
des
pädagogisch-
therapeutischen Konzeptes. Ich möchte mich speziell auf zwei dieser Prinzipien
beziehen: Die Ganzheitlichkeit und die Strukturierung der Fördersituation. Nach den
Aussagen des TEACCH Ansatzes ist es wichtig den Menschen ganzheitlich zu
betrachten.
Abb. 2 TEACCH Prinzipien
Die Ganzheitlichkeit bezieht sich hierauf die Inhalte der Förderung. Es müssen dabei
alle Bereiche der Persönlichkeit und Entwicklung berücksichtigt werden. Wie bereits
erwähnt beruht die ergotherapeutische Arbeit u.a. auf dem klientenzentrierten Ansatz.
Ergotherapie sieht den Menschen als eine komplexe Mischung aus internen
physischen, psychischen, sozialen und kulturellen Variablen, der in einer ebenso
dynamischen Umwelt, nämlich einer Zusammensetzung aus sozialen, kulturellen,
interpersonalen, ökonomischen und politischen Variablen lebt. (vgl. Sumision, 2002,
S. 35)
Bei der Erstellung eines Förderkonzeptes, innerhalb der Anwendung des TEACCH
Ansatzes, geht es darum, das Kind als ganze Person im Blick zu behalten, in seinem
konkreten Lebensumfeld und mit all seinen Stärken und Schwächen. Es handelt sich
hierbei um einen verhaltenstherapeutischen Ansatz. Er nutzt gezielt die Prinzipien,
nach denen der Mensch lernt und die auch für Menschen mit Autismus gelten. Der
TEACCH Ansatz unterscheidet sich von anderen verhaltenstherapeutischen
Programmen in seiner Betonung der entwicklungsorientierten Förderung. Anstatt eine
bestimmte Fertigkeit einfach durch konsequente Verstärkung anzutrainieren, wird
zunächst überprüft, ob das Kind überhaupt die Voraussetzung mitbringt, um das
Verhalten zu erlernen. Prägend für den TEACCH Ansatz ist die Erkenntnis darüber,
dass das Verhalten nicht nur durch die Reaktionen der Umwelt gesteuert wird,
sondern dass Denken, Vorstellungen und Einstellungen eines Menschen ganz
wesentlich mitbestimmen, wie er sich verhält.
Ziel der pädagogischen Maßnahmen ist das Verstehen und nicht das bloße
Antrainieren von Verhaltensweisen. Es geht darum, Zusammenhänge verständlich
und Erwartungen in Bezug auf bestimmte Verhaltensweisen dem Kind einsichtig zu
machen. Anhand von Hinweisen, wann welches Verhalten angemessen ist, können
oft im Vorfeld viele - oft kritische Situationen - entspannt werden. Dieses Vorgehen
fördert die Fähigkeit zum eigenständigen Handeln, da es auf Einsicht und Verständnis
beruht.
Die Arbeit in der Ergotherapie ist gänzlich Ressourcenorientiert, da wir mit den
vorhandenen Fähigkeiten unserer Klienten arbeiten. Diesen Arbeitsansatz hat die
Ergotherapie mit dem TEACCH- Konzept gemeinsam. Hier werden die speziellen
Interessen und Fähigkeiten der Kinder genutzt. Das Aufgreifen dieser Interessen ist
speziell bei autistischen Kindern wichtig, da dies die Inhalte sind, denen das Kind
bereits Aufmerksamkeit schenkt. Indem es seine Stärken mit in die Handlung
einbringen kann, fühlt es sich sicherer, da sein Handeln Erfolg hat. Dies wiederum
fördert die Motivation sich mit Aufgaben auseinanderzusetzen.
3.2 Strukturierung und Visualisierung
Im TEACCH Ansatz wird die Strukturierung der Fördersituation als Structured
Teaching bezeichnet. Das Ziel des Structured Teaching besteht darin, eine (Lern-)
Situation zu schaffen, die der Art und Weise entgegenkommt, wie Menschen mit
Autismus am besten lernen und verstehen. Dabei leistet die Erkenntnis, dass
Menschen mit Autismus von klar strukturierten Situationen und unterstützenden
sichtbaren Hinweisen profitieren, die pädagogische Arbeit. Auf diesem Hintergrund
wurden bestimmte Strategien der Strukturierung und visuellen Unterstützung
entwickelt.
In der pädagogischen Arbeit ist es Ziel der Strukturierung, das Verstehen zu fördern
und Missverständnisse zu vermeiden. Strukturierung ist eine Technik zum vermitteln
von Bedeutung." (Häußler, 2005, S. 44)
Zeitliche und räumliche Zusammenhänge werden dadurch begreiflich und komplexe
Situationen durchschaubar.
Für die Gestaltung von pädagogischen oder auch Alltagssituationen gibt es keine
festen Regeln. Das Ausmaß an Struktur sollte sich nach den Fähigkeiten des
einzelnen richten.
Strukturierungshilfen gibt es nicht nur für autistische Menschen. Auch wir benutzen sie
alltäglich. Denken wir nur einmal an Terminkalender, Straßenmarkierungen,
Dienstpläne, Bauanleitungen oder unsere Armbanduhr. Wir alle verwenden solche
Hilfen, sie helfen bei Entscheidungen, geben Orientierung oder dienen als
Gedächtnisstützen.
Die
Strukturierungshilfen
für
Menschen
mit
Autismus
funktionieren oft in ähnlicher Art. Nur sehen sie zum Teil ganz anders aus, denn die
Form wird an die Ressourcen und Bedürfnisse jedes Einzelnen angepasst. Wichtig für
den
autistischen
Menschen
ist,
dass
die
Struktur
nachvollziehbar
ist.
Unausgesprochene Regeln, die nicht allen bekannt sind sorgen für Unverständnis.
Beispiel:
In einer Wohngruppe wird ein Bewohner von einer neuen Regel überrascht, dass er
nicht mehr als drei Tassen Kaffee bekommen soll. Als ihm die vierte verweigert wurde,
warf er vor Wut den Tisch um. Das Problem war deutlich: Alle im Team hatten sich im
Vorfeld darauf geeinigt und wussten von der Regel. Nur die betreffende Person hatte
davon keine Ahnung.
Strukturierungsidee anhand von visueller Informationsvermittlung: Mit Hilfe
eines visuellen Systems kann dem Bewohner die Begrenzung der Trinkmenge
vermittelt werden, so dass er vorhersehen kann, wann er eine Absage erhalten wird:
An seinen Platz wird ein Plan mit drei Bildern von Tassen gelegt. Mit jeder Tasse
Kaffee, die er bekommt, wird ein Bild vom Plan entfernt. Nach der dritten Tasse kann
er keine Bilder mehr gegen Kaffee eintauschen- die Konsequenz, die er daraus zieht
ist, dass er keinen Kaffee mehr bekommt.
Bei der Vermittlung von Informationen über den visuellen Kanal, kann der Mensch mit
Autismus (in diesem Fall der Bewohner) Reize leichter und effektiver verarbeiten.
Inder Regel können Autisten visuelle Eindrücke besser speichern und auch wieder
abrufen, als zum Beispiel sprachliche Informationen. Die Strukturierung erfolgt auf
verschiedenen Ebenen und kann die unterschiedlichsten Formen annehmen - und
dennoch erfüllt sie immer dieselbe Funktion: Sie unterstützt das Verständnis und
bietet Orientierung für das eigene Handeln. Der Einsatz ist immer dann sinnvoll, wenn
bestimmte Aspekte einer Situation unverständlich, Regeln unklar oder Anforderungen
zu hoch sind. (vgl. Häußer, 2005, S. 51)
Strukturierungsmaßnahmen lassen sich auf zwei Grundbereiche anwenden: zum
einen auf die Gestaltung der Umwelt und zum anderen die Gestaltung von Abläufen.
Räumliche Strukturierung
Die Gestaltung der Umwelt umfasst alle Aspekte der räumlichen Anordnung und
Zuordnung von Gegenständen und Personen sowie Hilfen zur Orientierung. Die
räumliche Orientierung bezieht sich auf Maßnahmen, welche Zusammenhänge von
Gegenständen, Personen und Aktivitäten mit den zur Verfügung stehenden
Räumlichkeiten bzw. mit bestimmten Plätzen verdeutlichen. Um die Orientierung zu
erleichtern ist es zunächst einmal sinnvoll, den zu Verfügung stehenden Raum in
übersichtliche Bereiche einzuteilen. Mittel zum Aufteilen eines Raumes:
Regale oder Raumteiler als klare Abgrenzung nutzen. Solche offensichtlichen
und körperlich spürbaren Trennungslinien geben eine, klare Rückmeldung hinsichtlich
der Grenzen eines Bereichs.
Visuelle Abgrenzungen, wie ein Klebestreifen auf dem Boden als Grenzlinie
Wichtig für die positive Umsetzung bzw. Annahme dieser räumlichen Strukturierung
ist, dass die betreffende Person die Markierung und deren Bedeutung versteht. Um
die Zuordnung von Gegenständen zu bestimmten Orten zu verdeutlichen; können
Bilder und Schilder markieren, wo sich welche Dinge im Schrank befinden. Auch
farbige Kisten oder Umrisse an der Wand können Orientierungsmöglichkeiten bieten.
Man sollte auf jeden Fall weiterhin beachten, dass jeder Mensch unterschiedlich in
seiner Wahrnehmung und der Annahme der Orientierungshilfen reagiert. Die
Strukturierungshilfen müssen immer wieder neu auf die betreffende Person angepasst
werden und am besten gemeinsam mit ihr erarbeitet werden. Das gemeinsame
Erarbeiten von Strukturierungshilfen kann am Anfang einer therapeutischen Einheit
von statten gehen. Über diesen klientenzentrierten Ansatz ist die Compliance- des
Betreffenden am besten aktivierbar.
Zeitliche Orientierung
Die Strukturierung von Abläufen bezieht sich auf zeitliche Aspekte. Sowohl in der
Koordination und der Abfolge von Ereignissen, als auch in der Abfolge einzelner
Abschnitte.
Viele Menschen mit Autismus haben ein starkes Bedürfnis danach zu erfahren, was
passieren und wann etwas eintreten wird.
Das wesentliche Instrument zur Vermittlung von Informationen über zeitliche Abläufe
von Ereignissen oder Aktivitäten sind Pläne. Anhand von Tages- oder Zeitplänen
erhalten Betreffende konkrete visuelle Hinweise darauf, was im Verlauf eines
bestimmten Zeitablaufes auf sie zu kommt. Bereits ein Gegenstand, der auf die
unmittelbar folgende Aktivität hinweist, bietet in diesem Sinne wesentlich mehr
Orientierung als die bloße Aufforderung: Komm mal mit!"
In einer ergotherapeutischen Behandlungseinheit könnte das gemeinsame Gestalten
eines individuell auf das Kind abgestimmten Tages- oder Wochenplans (schriftlich
oder bildlich) als eine therapeutische Intervention zur Strukturierung beitragen, (vgl.
Häußer, 2005, S.53 ff.)
Um Aufgaben zu strukturieren und das selbstständige Durchführen einer Aufgabe zu
ermöglichen sollte dies, durch eine klare visuelle Strukturierung des Materials, in
Verbindung mit eindeutigen Hinweisen für den Materialgebrauch, unterstützt werden.
Dies könnte beispielsweise das Verwenden von Korb-Aufgaben sein. (vgl.Häußer,
2005, S.60) Bei denen alles, was für deren Durchführung benötigt wird, in einem Korb
zusammengestellt wird. In dem Korb befinden sich separate Behälter, die von dem
Auszuführenden vor Beginn der Arbeit auf seinem Arbeitsplatz in der richtigen
Reihenfolge angeordnet werden müssen.
Einfacher und weniger organisatorische Fähigkeiten werden dagegen bei den
Tablett- Aufgaben verlangt: Hier ist die die Arbeitsfläche an sich schon strukturiert,
da die einzelnen Behälter und Gefäße für die fertigen Produkte fest auf der Unterlage
montiert sind.
3.3 Ziele der Therapie
Durch
die
Strukturierung
von
Aufgaben
werden
Fertigkeiten
beübt,
eine
Arbeitshaltung kann aufgebaut und ein zielorientiertes und erfolgreiches Handeln
kann erarbeitet werden.
Auch Menschen, die aufgrund ihrer Schwere der Behinderung nicht in einen
Produktionsprozess eingegliedert werden können, profitieren von solchen Aufgaben,
die aufgrund ihrer Klarheit subjektiv Sinn machen. Das heißt, der Betreffende versteht,
wie es geht; er weiß was er mit dem Material machen soll. Er kann ein Ergebnis
erreichen; sein Handeln ist zielgerichtet und er wird durch das Ergebnis motiviert und
dadurch in seinem Selbstbild gestärkt.
Die Strukturierung in der pädagogischen/therapeutische Arbeit ist keineswegs nur für
Menschen mit Autismus sinnvoll oder speziell für diese Personengruppe entwickelt
worden. Auch Menschen, darunter speziell Kinder, mit anderen oder ähnlichen
Wahrnehmungsstörungen, beispielsweise der, der Sensorischen Integrationsstörung
oder Kinder die unter dem Aufmerksamkeits- Defizitsyndrom (ADS) leiden, können mit
Hilfe dieses Ansatzes in ihrer Entwicklung und in ihrer Selbstständigkeit gefördert
werden.
4. Nachwort
Der TEACCH- Ansatz, bzw. das Programm bietet tolle Möglichkeiten Menschen mit
Problemen in der Informationsverarbeitung, Wege zu zeigen, wie sie sich besser
strukturieren und damit in ihrer Orientierung und Handlungsfähigkeit gestärkt werden.
Leider ist in Deutschland das TEACCH- Programm noch nicht sehr verbreitet. Es gibt
immer noch zu wenig Anlaufstellen für Menschen mit Autismus. Insbesondere Für
Menschen mit dem Asperger-Syndrom, welches noch weniger verbreitet, aber einer
von 300 Menschen davon betroffen ist. Die Fördermaßnahmen müssen noch weiter
entwickelt und die Krankheit weiter verbreitet werden, damit sich Netze bilden können
unter Therapeuten, Ärzten, Pädagogen und Jugend- und Sozialämtern. Denn nur so
kann eine rechtzeitige Erkennung und frühzeitige Förderung stattfinden.
L wird im Mai 18 Jahre alt, das Jugendamt ist seit über zwei Jahren darüber informiert,
dass er eine Integrationshilfe, bzw. Förderhilfe benötigt Im Januar wurde L persönlich
nach seiner Meinung gefragt was er sich unter Fördermaßnahmen vorstelle und was
sie denn für ihn tun könnten. Zum Ende des Gesprächs erwähnte
die Mitarbeiterin des Amtes noch, dass L ja im Mai 18 Jahre alt werde und dass das
Jugendamt dann sowieso nicht mehr für diese Sachlage zuständig sei..
Literaturverzeichnis
Attwood, T. (2005). Asperger- Syndrom. Stuttgart: Trias Verlag
Häußler, A. (2005).Der TEACCH Ansatz zur Förderung von Menschen mit Autismus,
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llse,P. (1995). Einführung in die Pädagogik mit Sonderpädagogik. Köln: Stam Verlag
Janert, S. (2003). Autistischen Kindern Brücken bauen. München
Kusch, M.( 2001).Entwicklung autistischer Störungen. Göttingen
Poustka, F. (2004). Ratgeber Autistische Störungen. Göttingen
Richman, S. (2004).Wie erziehe ich ein autistisches Kind?. Bern
Sumisión, T. (2002).Klientenzentrierte Ergotherapie
Tustin, F. (1989). Autistische Zustände bei Kindern.Stuttgart
Internetverzeichnis
Autismus:
Definition
(Stand:
21.
Januar
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Zugriff
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20.02.2009
http://www.onmeda.de/krankheiten/autismus.html7ps2
Meyers
Lexikon
online
(2008).
Autismus.
Zugriff
am
21.12.2008
auf:
http://www.lexikon.meyers.de/wissen/Autismus
Anhang
Das Asperger-Syndrom aus der Sicht eines Asperger-Autisten
Wahrend bei einigen Autisten auf den ersten Blick offensichtlich ist, dass sie anders
als andere sind, sieht man anderen dies oft nicht ohne weiteres an. Dies gilt
insbesondere für das so genannte Asperger-Syndrom, das klassischer Weise als die
mildere" Form des Autismus neben dem Kanner-Autismus gilt, auch wenn man es
heute eher zu einem autistischen Kontinuum bzw. Spektrum rechnet.
Asperger-Autisten wollen oft von ihrer Umwelt nicht als Behinderte abgestempelt
werden und sind darum bemüht, möglichst wenig »anzuecken«, manch einer ist auch
berufstätig oder studiert, bei vielen findet sich eine Hochbegabung, aber wenn man
genauer hinsieht, erkennt man. dass hinter dieser sozusagen durch hohe
Schauspielkunst aufrechterhaltenen Fassade oft massive Probleme verborgen liegen,
die sich besonders im Umgang mit anderen Menschen zeigen.
Viele Asperger-Autisten sehen anderen Menschen ungern in die Augen, vermeiden
Körperkontakt, wie etwa das Händeschütteln, sind unsicher, wenn es darum geht,
Gespräche mit anderen zu führen, besonders, wenn es sich um einen eher
belanglosen Smalltalk handelt, denn all die sozialen Regeln, die andere intuitiv
beherrschen und die ja auch nicht immer der Logik folgen - etwa, dass man nur um
des freundlichen Kontaktes willen (und nicht aus meteorologischem Interesse) über
das Wetter redet oder einfach fragt: »Wie geht's?«, ohne dass man einen
medizinischen Zustandsbericht erwartet, dass sind Dinge, die zu begreifen Autisten
schwer fallen und die, wenn überhaupt, nur durch einige bewusste Anstrengung des
Intellekts von ihnen geleistet werden kann. Daher haben Autisten oft auch keine oder
kaum Freunde, jedenfalls was den Kontakt zu Nichtautisten angeht. In der Schule
etwa sind sie in den Pausen lieber für sich, weil sie mit dem »ganz normalen« Umgang
anderer Schüler untereinander, mit ihrem Geplauder und ihren Witzen wenig
anfangen können. Im Unterricht haben sie naturgemäß regelmäßig bessere
schriftliche als mündliche Noten und etwa vor versammelter Klasse einen Vortrag zu
halten ist etwas, das die wenigsten Asperger-Autisten leisten können. Da aber auch in
der Ausbildung und im Studium oft derartige Dinge gefordert sind, findet man immer
wieder Autisten, die vielleicht einen weit über dem Durchschnitt liegenden IQ haben
und dennoch eine Ausbildung nach der anderen abbrechen müssen.
Dazu kommt, dass auch die Information über Autismus in der Allgemeinheit immer
noch längst nicht so verbreitet ist, wie es nötig wäre, sodass die meisten Autisten auch
überhaupt nicht wissen, dass sie zu dieser Gruppe von Menschen gehören und je
später eine korrekte Diagnose erfolgt (auch bei vielen Psychologen fehlt hier das
Detailwissen, so dass sie bisweilen bei dieser von außen schwer eindeutig
erkennbaren auch Fehldiagnosen stellen), desto schwieriger ist die Hilfe.
Autismus ist auch im eigentlichen Sinne nicht heilbar; die Wahrnehmung der Welt und
die Beziehung zu anderen Menschen bleibt ein Leben lang anders als bei »normalen«
oder wie Autisten gern sagen »neurologisch typischen« (NT) Menschen; dennoch
lässt sich mit kompetenter Hilfe viel erreichen. Autisten verfugen oft über ganz
erstaunliche kreative Potentiale - es gibt gute Musiker unter ihnen, auch liegt oft eine
Neigung zu Sprach- und Wortspielen vor - die oft genug unentdeckt und ungenutzt
bleiben, wenn keine Hilfe erfolgt. Auch haben viele Asperger-Autisten umfangreiches
Wissen in begrenzten Spezialgebieten -wenn man einen Menschen sieht, der sich
stundenlang mit irgendwelchen Statistiken oder Tabellen beschäftigt, ist die
Wahrscheinlichkeit hoch, dass man einen Autisten vor sich hat. Wichtig ist vor allem,
dass der Zugang zu diesen Menschen möglichst indirekt erfolgt. Übliche Methoden mit
Lob und Tadel greifen oft nicht und verstärken oft nur selbstbestrafendes Verhalten
des Autisten; auch Festhaltetherapien sind in der Regel nur eine Qual für alle
Beteiligten, ohne dass der Nutzen dabei allzu groß wäre. Auf jeden Fall ist indirektes
schriftliches Vorgehen oft besser als direkte mündliche Ansprache. A m Anfang steht
jedenfalls die korrekte Diagnose als Asperger-Autist; hat der Betroffene, egal ob Kind
oder Erwachsener, erst einmal einen Begriff für sein Handicap, erlebt er das meist als
eine Befreiung. Es lassen sich dann auch leichter Fachleute finden, mit denen man
darüber reden kann, die einem auch Therapiemöglichkeiten aufzeigen können und vor
allem findet man ja so auch erst den Zugang zu dem ständig wachsenden Angebot an
Selbsthilfe. So verständnisvoll und behutsam Eltern und Psychologen auch vorgehen,
es ist doch kein Vergleich damit, was betroffene Autisten untereinander
auszutauschen in der Lage sind; hier fällt das schwierige Erklären, was denn Autismus
ist, weg, damit auch viele psychologische Hemmungen und man erlebt untereinander
auch immer wieder den »das-kenne-ich-bei-mir-auch«- Effekt, der oft große
Erleichterung bewirkt. Rainer Döhle
Anmerkung
Zu der Förder- und Kostenhilfe möchte ich anmerken, das Beeinträchtigten und
Behinderten Menschen nach SGB XII (Sozialgesetzbuch XII) alle Integrations- und
Förderhilfen gewährt werden.
Die jeweiligen Zuständigkeiten der Ämter in den verschiedenen Städten und
Gemeinden ist sehr unterschiedlich, endet aber auf keinen Fall mit dem Erreichen des
18. Lebensjahres, sondern erstreckt sich unter bestimmten Voraussetzungen ein
ganzes Leben lang.
Meine, und auch die Erfahrung vieler Teilnehmer der Selbsthilfegruppe ist, dass man
sich immer wieder aus neue mit den einzelnen Instanzen (z. B. Krankenkasse,
Jugendamt, Sozialamt usw.) und den einzelnen Ansprechpartnern auseinandersetzen
muss.
Dort wird gerne versucht, die Zuständigkeit auf andere Ämter, Abteilungen
abzuwälzen und dadurch die Antragsteller zu demotivieren/zermürben.
Ich kann nur allen Betroffenen raten, sich nicht abweisen oder demotivieren zu
lassen, denn nach dem Gesetz (SGB XII) stehen den betroffenen Personen alle
nötigen Hilfen zu.
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