Max Planck aktuell - Max-Planck
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MAX PLANCK AKTUELL [ LEAD GENERATION ] Menschen, die finden statt suchen. Die wissen statt ahnen. T JETZ SEN S S I W NG U R P VORS ERN! S I C H er www DURCHBRÜCHE nt Infos u ation.de ener .lead-g DES JAHRES 2008 Forschung, die Impulse gibt Alle Jahre wieder küren die beiden großen Wissenschaftsjournale SCIENCE und NATURE Publikationen, die für die künftige Forschung ihrer Meinung nach die größte Bedeutung haben, zu Durchbrüchen des Jahres – auch in diesem Jahr sind wieder Max-Planck Forscher dabei. Sie wollen Infos, die Sie schnell weiterbringen? Suchen fachspezifische Fakten, die echten Mehrwert liefern? Suchmechanismen, die filtern statt sammeln? Dann sind Sie bei uns genau richtig. Erleben Sie die neue Dimension der Online-Recherche. Präziser, individu eller und schneller als alles, was Sie bisher kannten. Wissen statt ahnen. F OTO : CERN Die neuen Business Effizienz Portalen von Vogel Business Media. Für die Redaktion des angesehenen Fachmagazins NATURE METHODS, einer Tochter von NATURE, war 2008 die ultrahochauflösende Fluoreszenzmikroskopie die „Methode des Jahres“. Dabei waren es vor allem Physiker, die an interdisziplinär ausgerichteten Forschungseinrichtungen in jüngster Zeit ausgeklügelte Wege gefunden haben, die Lichtmikroskopie weit über die von Ernst Abbé postulierte Auflösungsgrenze von 200 Nanometern hinaus zu verbessern. Stefan Hell, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, gelang es als Erstem, mithilfe der Lichtmikroskopie eine Auflösung im Nanometerbereich zu erreichen. Mit dem von ihm entwickelten STED-Mikroskop, das seit November 2007 von der Firma Leica-Microsystems hergestellt und vertrieben wird, lassen sich winzige fluoreszenzmarkierte Proteinkomplexe mit einer Größe von nur 20 bis 50 Nanometern getrennt voneinander beobachten – Strukturen also, die etwa tausendmal kleiner sind als der Durchmesser eines menschlichen Haares. In jüngster Zeit haben Hell und seine Mitarbeiter weitere spektakuläre Verbesserungen erzielt, die es nun auch erlauben, den dynamischen Prozessen in einzelnen Zellen auf der Spur zu bleiben. Mit einer Rate von 28 Bildern pro Sekunde und einer räumlichen Auflösung von 65 Nanometern zeigt ein erstes Video lebende Nervenzellen bei ihrer Arbeit, der Signalübertragung. ® 4/2008 MA X P L A N C K F O R S C H U N G Zum wissenschaftlichen Phänomen des Jahres kürte das Wissenschaftsmagazin SCIENCE den Large Hadron Collider am CERN. Bei der Einweihung am 10. September 2008 wurden die Gäste durch die Anlage geführt. 85 MAX PLANCK AKTUELL MAX PLANCK AKTUELL Bei der Arbeit zugeschaut haben Biochemiker auch Proteinen, den Grundbausteinen des Lebens. Lange Zeit wurde darüber gestritten, wie Proteine an ihre Zielstrukturen, oft ebenfalls Proteine, binden. Viele Forscher nahmen an, dass die Struktur des Zielmoleküls das Protein in eine komplementäre Form zwingt, nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Möglicherweise wechseln die Proteine aber auch zwischen verschiedenen Konformationen hin und her, bis sie ihr Zielmolekül gefunden haben. Den Wissenschaftlern um Helmut Grubmüller, Christian Griesinger und Bert L. YOUNG PROFESSIONAL AWARD 2008 Und auch was die Sequenzierung von Genomen anbelangt, sind die Forscher einen großen Schritt weiter. Die neuen Sequenzierungstechnologien sind schneller und preiswerter als jene, die seinerzeit im Humangenomprojekt angewendet wurden. So setzen die Forscher um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig bei der Sequenzierung des Neandertaler-Genoms ebenso auf die in den USA entwickelte “Sequencing by Synthesis”-Technologie der Firma 454 wie ihre amerikanischen Kollegen, die damit unlängst 70 Prozent des Mammutgenoms entschlüsselt haben. Im August 2008 legten „Viel kreativer Spielraum“ Großes Lob für die Max-Planck-Gesellschaft: Die Forschungsorganisation gilt laut einer Studie der schwedischen Beratungsfirma Universum Communications als beliebtester Arbeitgeber unter jungen Naturwissenschaftlern und setzte sich damit in einem Feld von 130 Unternehmen an die Spitze. Befragt wurden junge Berufstätige, die im Schnitt seit etwa vier Jahren im Beruf stehen und um die 31 Jahre alt waren. 20,3 Prozent von ihnen bewerteten die MaxPlanck-Gesellschaft als Top-Arbeitgeber und schoben sie damit vor die Fraunhofer-Gesellschaft (14,9 Prozent) sowie Roche Diagnostics (13,1 Prozent). „Ich arbeite in einem Labor, das absoluter Vorreiter ist in dem Forschungsgebiet, für das ich mich interessiere“, sagt Matias Hernandez vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie 32 Prozent der Frauen streben eine leitende Funkin Göttingen. „Die Leute, mit denen ich arbeiten tion an. Dagegen steht die sogenannte Work-Lifedarf, sind top ausgebildet und hochqualifiziert. Balance bei Frauen hoch im Kurs; 61 Prozent von Dazu kommen das internationale Flair und die ihnen war das besonders wichtig. freundliche Arbeitsatmosphäre am Aber auch 49 Prozent der Männer Institut.“ schätzen die Ausgewogenheit und Zwischen Juli und August 2008 wollen offenbar nicht um jeden hatten die Marktforscher rund Preis Karriere machen. 7800 Berufstätige aus den BereiBesonders interessant für die Leichen Wirtschafts-, Natur- und Inter der Personalabteilungen dürfte genieurwissenschaften sowie Indie Information gewesen sein, dass formationstechnologie interviewt. sich tatsächlich drei Viertel der junWährend in letzterer und in den gen Berufstätigen kurz- oder mitIngenieurwissenschaften der Frautelfristig einen Wechsel in ein anenanteil unter 25 Prozent lag, erderes Unternehmen vorstellen reichte er bei den Naturwissenkönnen. Für Naturwissenschaftler schaftlern 51 Prozent. wären dabei Kriterien wie freundMit ihrer Platzierung befindet liches Arbeitsumfeld, attraktives sich Deutschlands erfolgreiche ForMatias Hernandez Grundgehalt und gute Entwickschungsorganisation in guter Gelungsmöglichen besonders ausschlaggebend. sellschaft: Bei den Ökonomen lag Porsche knapp „Ein gutes Arbeitsumfeld und die intellektuelle vor der Deutschen Lufthansa und der BMW-Group. Herausforderung waren die zwei wichtigsten AsInformatiker würden am liebsten beim Suchmapekte bei meiner Jobwahl“, sagt auch Matias schinen-Betreiber Google arbeiten, den 20 Prozent Hernandez. „Ich würde diese zwei Aspekte niemals der Befragten als beliebtesten Arbeitgeber nannfür mehr Geld opfern. Im Gegenteil: Ich würde etten und der damit den Sieger des Vorjahres, SAP, was Lifestyle – wenn auch nicht zu viel – aufgeablöste. Es folgten IBM Deutschland und die BMWben für eine lohnende Berufserfahrung. Das ist Group. Bei den Ingenieuren lagen wie schon im genau das, was ich hier in Göttingen getan habe.“ Jahr zuvor Porsche, BMW und Audi vorne. Als größte Hürde für einen Berufswechsel gilt übBefragt nach ihren Karrierezielen, zeigten sich rigens ein unattraktiver Standort – und das noch deutliche Unterschiede zwischen Frauen und weit vor einem zu niedrigen Einkommen. Männern: Rund 52 Prozent der Männer, aber nur ● Arbeitgeber F OTOS : MPI FÜR BIOPHYSIKALISCHE C HEMIE - G UNNAR S CHRÖDER / P RIVAT (3) Das Enzym Ubiquitin markiert ausgediente Proteine als Zellmüll. Wie es diese erkennt, haben Forscher des MaxPlanck-Instituts für biophysikalische Chemie aufgeklärt. 86 de Groot vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen gelang es, die Protein-Dynamik auf einer Zeitskala von Mikrosekunden und in atomarer Auflösung zu erfassen. Ihre Beobachtungen stützen die Hypothese, wonach Proteine offenbar zwischen Dutzenden von Konformationen hin- und hertanzen. Erst die Auswahl einer bestimmten Konformation führt schließlich zu der beobachteten Anpassung an die Kopplungsstelle des Zielmoleküls. Im Fokus der Untersuchungen der Göttinger Forscher stand das Molekül Ubiquitin, ein Protein, das in allen eukaryotischen Zellen (ubiquitär) zu finden ist. Es markiert beschädigte oder ausgediente Proteine als zellulären Müll, damit diese entsorgt werden. Dabei ändert es innerhalb von Mikrosekunden seine Form. Passt eine dieser Formen zufällig zu einem seiner Partner, binden sich beide Proteine spontan aneinander. Damit wird dem Ubiquitin die Bindung nicht, wie bisher gedacht, vom jeweiligen Partner aufgezwungen. Vielmehr stecken die Passformen bereits im Protein selbst – wie bei einem Schlüsselbund, der für viele Schlösser einen passenden Schlüssel parat hält.Die jüngsten Entdeckungen erklären nun, warum Ubiquitin viele verschiedene Partnerproteine mit einem hohen Grad an Spezifität erkennen kann. Die von den Max-Planck-Forschern entwickelte Technik könnte einmal neue Einblicke in Krankheiten und ihre Mechanismen liefern und war für die Redaktion von SCIENCE daher ebenfalls ein Durchbruch in diesem Jahr. M A X P L A N C K F O R S C H U N G 4/2008 Helmut Grubmüller Christian Griesinger die Leipziger Wissenschaftler um Johannes Krause die vollständige Sequenz des mitochondrialen Erbguts eines 38 000 Jahre alten Neandertalers vor – eine Vorstufe zur Entschlüsselung des gesamten Neandertalergenoms. Zum wissenschaftlichen Phänomen des Jahres kürte SCIENCE den Large Hadron Collider (LHC) im Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz. Europäische Länder, so das US-Magazin nicht ohne eine Spur von Neid über das Riesenprojekt, würden „immer besser darin, große Ressourcen zu bündeln, um ‚Big Science’ zu verfolgen“. Am LHC werden auch Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Physik in München und des Max-Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg forschen. Die Münchner Physiker wirken beim AtlasExperiment mit, mit dem sie unter anderem des Higgs-Teilchens habhaft werden wollen. Das Higgs-Boson gibt dem Standardmodell der Teilchenphysik zufolge den Teilchen Masse und soll sich bei den gewaltigen Kollisionsenergien im LHC erstmals experimentell nachweisen lassen. Die dafür notwendigen Detektoren stammen unter anderem aus dem Max-Planck-Institut für Physik. Detektoren haben auch die Forscher des MaxPlanck-Instituts für Kernphysik für ein Experiment namens LHCb konstruiert. Mit diesem wollen sie Unterschiede zwischen Materie und Antimaterie erkennen. So möchten sie verstehen, warum letztere weitgehend aus dem Universum verschwunden ist, obwohl sie sich im selben Maß gebildet haben muss wie Materie. ● F OTOS : U NIVERSUM C OMMUNICATIONS D EUTSCHLAND / P RIVAT Bert L. de Groot 4/2008 MA X P L A N C K F O R S C H U N G Interessierte finden aktuelle Job-Angebote der Max-Planck-Gesellschaft unter: http://www.mpg. de/arbeitenMPG/ stellenangebote/ extern/index.html 87 MAX PLANCK AKTUELL MAX PLANCK AKTUELL ERSTE ADVANCED GRANTS SYMPOSIUM VERGEBEN Erfolg in Brüssel Budgetbeschränkungen kein Fördergeld. So ging es auch den beteiligten Max-Planck-Instituten: 20 reichten Anträge ein, von denen 10, also 50 Prozent, positiv evaluiert wurden; fünf Forschungsvorhaben werden tatsächlich gefördert. Damit hat die Max-Planck-Gesellschaft eine Erfolgsquote von 25 Prozent erreicht, während die Erfolgsquote für die Advanced Grants insgesamt nur bei knapp 13 Prozent liegt (2167 Anträge, 275 Förderungen). Die positiv evaluierten, aber nicht geförderten Anträge sind zugleich nur sehr knapp an der Mittelbewilligung gescheitert, wie das Brüsseler Büro der Max-Planck-Gesellschaft weiß. Folgende Max-Planck-Wissenschaftler bekommen einen Advanced Grant: Markus Antonietti (Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung), Christian Griesinger (Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie), Johannes Lelieveld (Max-PlanckInstitut für Chemie), Svante Pääbo (Max-PlanckInstitut für evolutionäre Anthropologie) und Peter H. Seeberger, der vor Kurzem ans Max-PlanckInstitut für Kolloid- und Grenzflächenforschung berufen wurde und noch als Professor der ETH Zürich einen erfolgreichen Antrag stellte. Ein weiterer Förderbeitrag geht an ein Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied des Max-PlanckInstituts für Psycholinguistik: Pieter C. Muysken, der hauptamtlich am Centre for Language Studies an der Radboud Universität in Nimwegen forscht; er ist dem MPI für Psycholinguistik jedoch eng verbunden. Das dürfte dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie übrigens auch bald Michael Kramer sein: Der Astrophysiker lehrt derzeit noch an der University of Manchester, hat aber gerade die Berufung nach Bonn angenommen. Er bringt dann ebenfalls ERC-Fördermittel mit. ● Seit zehn Jahre bereits erforschen deutsche und russische Wissenschaftler auf der Raumstation ISS gemeinsam komplexe Plasmen. Grund genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Im November veranstaltete das Max-PlanckInstitut für extraterrestrische Physik in Garching ein Symposium, auf dem die Forschungsergebnisse zu komplexen Plasmen vorgestellt und diskutiert wurden. Freischwebende Plasmaforschung: Im März 2008 experimentiert Yuri Ivanovich Malenchenko an Bord der Internationalen Raumstation ISS mit der PK-3Plus-Apparatur. F OTO : AP Die EU-Kommission in Brüssel – im Bild das Berlaymont-Gebäude – finanziert die Zuwendungen, die der Europäische Forschungsrat vergibt. Insgesamt erreichten den Europäischen Forschungsrat (ERC), der in Brüssel sitzt, 2167 ausgefüllte Bewerbungsunterlagen für einen Advanced Grant der ersten Ausschreibungsrunde. Die Antragsteller, bei denen es sich um herausragende, etablierte Forschungsgruppenleiter handeln musste, kommen aus 26 verschiedenen Ländern; zwölf Prozent von ihnen sind Frauen. Die meisten erfolgreichen Bewerber insgesamt stellt Großbritannien, gefolgt von Deutschland und Frankreich – schaut man nur auf die Frauen, schnitten jedoch die Deutschen am besten ab. 41,5 Prozent der bewilligten Anträge entfallen auf die Sparte Ingenieur- und Naturwissenschaften, 30,5 Prozent auf die Lebenswissenschaften, 17,5 Prozent auf die Sozial- und Geisteswissenschaften und 10,5 Prozent auf interdisziplinäre Forschungsprojekte. Der wissenschaftliche Rat des ERC geht davon aus, dass insgesamt 275 Grants mit einer Gesamtsumme von 542 Millionen Euro zur Auszahlung kommen. Anders als für die Anträge im Rahmen der EU-Forschungsprogramme gibt es für die Grants des ERC keine thematischen Vorgaben, gefördert werden soll vielmehr Forschung an den Grenzen des Wissens. Wie schon bei der Vergabe der Starting Grants für jüngere Wissenschaftler erhielten auch bei den Advanced-Grants-Anträgen einige eine positive Beurteilung, bekommen jedoch wegen 88 M A X P L A N C K F O R S C H U N G 4/2008 MÜNCHEN Plasmakristall im All F OTO : RKK-E NERGIA Der Europäische Forschungsrat hat zum ersten Mal seit Beginn seiner Arbeit im Jahr 2007 sogenannte Advanced Grants mit einer Fördersumme von bis 3,5 Millionen Euro pro Antragsteller vergeben: Unter den bislang 275 positiv beschiedenen Förderanträgen stammen fünf von Max-Planck-Direktoren. IN Begründet wurde die deutsch-russische Kooperation 1998: Damals schlug der russische Forschungsminister Vladimir Fortov während eines Besuchs bei Gregor Morfill, Direktor am MaxPlanck-Institut für extraterrestrische Physik, vor, auf der russischen Raumstation MIR gemeinsam ein Experiment zu komplexen Plasmen vorzunehmen. Dieses Angebot nahm Morfill gerne an: Finanziert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bauten Forscher des Garchinger Max-Planck-Instituts gemeinsam mit der Weltraumindustrie das PKE-Nefedov-Labor, das gut in einen Behälter von der Größe einer Regentonne passt. Doch das Ende von MIR kam noch vor Fertigstellung der Apparatur – und so wurde die Untersuchung komplexer Plasmen zum ersten naturwissenschaftlichen Vorhaben auf der Raumstation ISS und avancierte dort inzwischen zum erfolg- reichsten Experiment. Ende 2005 löste PK-3 Plus das PKE-Nefedov-Labor ab. Ein komplexes Plasma besteht neben Elektronen und Ionen aus elektrisch geladenen makroskopischen Partikeln und bildet sich schon bei relativ niedrigen Temperaturen. Seine besonderen Eigenschaften machen es zu einem Modellsystem für Festkörper, Flüssigkeiten, Gase und natürlich Plasmen und ermöglichen Untersuchungen auf dem Niveau einzelner Atome. Dies gewährt ganz neue Einblicke in die mikroskopische Physik. Allerdings mischt auf der Erde die Schwerkraft beim Zusammenspiel der größeren Teilchen im komplexen Plasma mit. Daher lassen sie sich in der Schwerelosigkeit sehr viel besser erforschen, manche Experimente sind sogar nur dort möglich. Das gilt vor allem für die Bildung von Plasmakristallen, in denen die geladenen Teilchen geordnete, gitterartige Strukturen formen. Ein Vorgang, der sich unter dem störenden Einfluss der Gravitation kaum beobachten lässt. Inzwischen sind die im All gewonnenen Erkenntnisse in 40 wissenschaftliche Publikationen eingegangen – und wurden auf dem zweitägigen Symposium in Garching vorgestellt und gefeiert. „Wir hatten eine interessante Diskussion, in der die Projekte aus allen Blickwinkeln beleuchtet wurden“, sagt Hubertus Thomas, Projektwissenschaftler am Max-PlanckInstitut für extraterrestrische Physik: Wir haben die Technologie diskutiert und unsere Erfahrungen im Umgang mit komplexen Plasmen unter Schwerelosigkeit ausgetauscht.“ Als einer der Höhepunkte berichtete der Kosmonaut Pavel Vinogradov über seine wissenschaftliche Arbeit auf der ISS. Bedeutung hat die Forschung an komplexen Kristallen nicht nur für die Physik, sondern auch für die Medizin. Die Garchinger Wissenschaftler können mit ihrer Technik nämlich Plasmen bei rund 30 Grad Celsius erzeugen. Mit solchen milden Plasmen lassen sich schlecht heilende Wunden behandeln, da die ionisierten Gase Bakterien abtöten. Um Plasma-Instrumente für medizinische Anwendungen zu entwickeln, nutzen die Garchinger Forscher die Erfahrungen, die sie unter anderem bei den Experimenten auf der ISS gesammelt haben. Diese laufen unterdessen weiter: Von ihnen erhoffen sich die Physiker auch künftig Erkenntnisse in der Festkörperforschung, der Flüssigkeitsdynamik und zur weichen Materie, die wie Sand Eigenschaften einer Flüssigkeit und eines Feststoffs zeigt. ● 4/2008 MA X P L A N C K F O R S C H U N G 89 90 STANDORTE M A X P L A N C K F O R S C H U N G 4/2008 Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft SCHLESWIGHOLSTEIN Plön Hamburg Rostock Greifswald MECKLENBURGVORPOMMERN Bremen BRANDENBURG NIEDERSACHSEN Berlin Hannover NIEDERLANDE ● Nimwegen ITALIEN ● Rom ● Florenz USA ● Florida Potsdam Magdeburg Münster KatlenburgNORDRHEIN-WESTFALEN Lindau SACHSEN-ANHALT Dortmund Mülheim Göttingen Halle Düsseldorf Leipzig HESSEN Köln Dresden Bonn THÜRINGEN SACHSEN Jena Marburg Bad Münstereifel ● Institut/ Bad Nauheim Forschungsstelle RHEINLANDFrankfurt ● Teilinstitut/ PFALZ Mainz Außenstelle SAARLAND Kaiserslautern Saarbrücken Heidelberg ❍ Sonstige Forschungseinrichtungen Erlangen BAYERN Stuttgart Tübingen BADENUlm WÜRTTEMBERG Freiburg Radolfzell MAXPLANCKFORSCHUNG wird herausgegeben vom Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Vereinsrechtlicher Sitz: Berlin. ISSN 1616-4172 M IKROBIOLOGIE ( OBEN ) / U NIVERSITÄT U LM ( UNTEN ) Redaktionsanschrift: Hofgartenstraße 8, 80539 München Tel.: 089 2108-1562 • Fax: 089 2108-1405 E-Mail: mpf@gv.mpg.de Das Heft als PDF: www.magazin-dt.mpg.de FÜR MARINE könnten pharmakologisch wirksame Substanzen ANTJE BOETIUS WAR ZU HAUSE, als zwei Tage entwickelt werden, die dem entgegensteuern. vor dem Nikolaustag die E-Mail am PC einlief: Leibniz-Preis gewonnen. Die Überraschung war ALS HUMORVOLLE, skurrile und liebevolle Insgroß, immerhin sind 2,5 Millionen Euro mit der zenierung wertete die Jury der Deutschen AkadeAuszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinmie der Technikwissenschaften (Acatech) den schaft verbunden – genug, um sich mehr ums Bildbeitrag Norbert Michalkes, der mit dem Foto Meer zu kümmern, das normalerweise nicht im „Kugelblitz“ an der vierten Ausschreibung des Zentrum des allgemeinen WissenschaftsinteresPreises für Technikjournalismus in Wort und Bild ses steht. „Ich freue mich sehr über einen Preis teilnahm. Der Berliner Fotograf hatte für MAXfür mikrobielle Ökologie, hier gibt es so viel Neues zu entdecken. Weil es aber um nicht sichtbare PLANCKFORSCHUNG (Ausgabe 1/2008, Seite 35) zwei Kleinstlebewesen geht, ist die Bedeutung der Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für PlasmaForschung nicht vielen klar“, erklärte die Ozeaphysik im Labor abgelichtet, während sie eine nographin. Die 41-jährige und einzige Frau unter elektrische Entladung erzeugen. Das Foto zeige, den 2008 insgesamt elf mit Leibhandwerklich überzeugend umniz-Preisen bedachten Forschern gesetzt, eine technisch anbeschäftigt sich mit der Mikrospruchsvolle Thematik, lobte die biologie des Methanumsatzes im Jury weiter und verlieh Michalke Meer. Seit 1999 ist sie am Maxden ersten Preis in der Sparte Planck-Institut für marine MiEinzelfoto. Die Auszeichnung, krobiologie in Bremen; dort leidie das Verständnis und die Aktet sie eine knapp 30 Mitglieder zeptanz für technische Innovatizählende Arbeitsgruppe, ist Proonen fördern soll und in vier Kafessorin an der privaten Jacobs tegorien vergeben wird, ist mit University in der Hansestadt insgesamt 20 000 Euro dotiert. und Projektleiterin im Exzellenzcluster MARUM der UniverBEREITS ZUM SECHSTEN MAL sität Bremen. Gerade hat Antje eingeladen hatte die MaxBoetius die Leitung einer soPlanck-Gesellschaft zur Opengenannten Brückengruppe von Access-Konferenz, dieses Mal Helmholtz-Gemeinschaft und gemeinsam mit der HeinrichMax-Planck-Gesellschaft überHeine-Universität Düsseldorf. Im nommen, die sich als GemeinMittelpunkt standen die tiefgreischaftsprojekt von Alfred-Wefenden Veränderungen im wissengener-Institut für Polar- und schaftlichen Kommunizieren und Meeresforschung und dem BrePublizieren. Dass Open Access bemer Max-Planck-Institut der reits untrennbar mit den neuesten Tiefseeökologie und -technoloEntwicklungen des wissenschaftgie widmet. Die Ökosysteme des lichen Arbeitens verknüpft ist, tiefen Arktischen Ozeans sind zeigten viele Initiativen sowie die Mit dem Leibniz-Preis dabei künftig vermehrt in ihrem ausgezeichnet: Antje Boetius, vorgestellten innovativen PubliBlick. kationsmodelle. Open Access wird Arbeitsgruppenleiterin am von Förderorganisationen wie der Max-Planck-Institut für marine DIE FREUDE ÜBER einen Leib- Mikrobiologie in Bremen, und Deutschen Forschungsgemeinniz-Preis teilen darf die Max- Karl Lenhard Rudolph, Leiter schaft ebenso aktiv unterstützt Planck-Gesellschaft außerdem der Max-Planck-Forschungswie von der EU, die einen Teil der bei Karl Lenhard Rudolph. Der gruppe für Stammzellalterung von ihr geförderten Projekte ver39-jährige Arzt ist Leiter der am Institut für Molekulare pflichtet, ihre Ergebnisse frei zuMax-Planck-Forschungsgruppe Medizin der Universität Ulm. gänglich zu publizieren. Dieter für Stammzellalterung am Institut für MolekuImboden, zukünftiger Präsident der EuroHORCs lare Medizin der Universität Ulm, die seit gut (European Heads of Research Councils), kündigte einem Jahr etabliert ist. Gerade hat die Ulmer an, Open Access zu einem zentralen Thema seiner Gruppe auch eine Max-Planck-Partnergruppe Amtszeit zu machen. Dass diese Ankündigung in am Institute of Laboratory Animal Sciences initiDüsseldorf erfolgte, zeigt, welche Bedeutung die iert, das in Peking von der Chinese Academy of Entscheider im Wissenschaftsbetrieb der Konferenz, Medical Sciences und dem Peking Union Medical die in der Tradition der sogenannten Berliner ErCollege betrieben wird. Rudolphs Team arbeitet klärung steht, beimessen. Die Max-Planck-Gesellvor allem mit körpereigenen, adulten Stammzelschaft ist im Übrigen Mitinitiatorin der Berliner Erlen und will die Mechanismen verstehen, die die klärung und engagiert sich seit Jahren für das Funktion dieser Zellen im Alter hemmen. Dann Thema Open Access. ● F OTOS : MPI Infothek MAX PLANCK AKTUELL Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Christina Beck (-1276) Garching München Martinsried Seewiesen Redaktionsleitung: Peter Hergersberg (-1536), Helmut Hornung (-1404) Redaktion: Dr. Christina Beck (Biologie, Medizin; –1276) Barbara Abrell (Biologie, Medizin; –1416) Birgit Fenzel (Geisteswissenschaften; –1404) Peter Hergersberg (Chemie, Physik, Technik; –1536) Helmut Hornung (Astronomie; -1404) Assistenz/Bildredaktion: Susanne Schauer (-1562) Bilddokumentation: Manuela Gebhard (-1287) Gestaltung: Rudi Gill, Mitarbeit: Jürgen Schröder Senftlstraße 2, 81541 München • Tel.: 089 4482150 Fax: 089 484752 • E-Mail: rudi.gill@t-online.de MAXPLANCKFORSCHUNG will Mitarbeiter und Freunde der Max-Planck-Gesellschaft aktuell informieren. Das Heft erscheint in deutscher und englischer Sprache (MAXPLANCKRESEARCH) jeweils mit vier Ausgaben pro Jahr. Die Auflage der MAXPLANCKFORSCHUNG beträgt zurzeit 55 000 Exemplare (MAXPLANCKRESEARCH: 10 000 Exemplare). Der Bezug des Wissenschaftsmagazins ist kostenlos. MAXPLANCKFORSCHUNG wird auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Nachdruck der Texte nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Bildrechte können nach Rücksprache erteilt werden. Alle in MAXPLANCKFORSCHUNG vertretenen Auffassungen und Meinungen können nicht als offizielle Stellungnahme der Max-Planck-Gesellschaft und ihrer Organe interpretiert werden. 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Ihr zentrales Entscheidungsgremium ist der Senat, in dem Politik, Wissenschaft und sachverständige Öffentlichkeit vertreten sind. 4/2008 MA X P L A N C K F O R S C H U N G 91