Mediensystem Tunesien
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Mediensystem Tunesien
Mediensystem Tunesien Basisdaten •Unabhängigkeit seit 20.03.1956 •Staatsform: Präsidialrepublik seit 25.7.1957 strikte Trennung von Religion und Staat •Staatspräsident: Zine el Abidine Ben Ali (seit 1987, 1999 mit 99.4% wiedergewählt) •Regierungspartei: RCD (Rasemblement Constitutionel Dèmocratique) •seit 1988 offenes Mehrparteiensystem •seit 1989 wurde keine neue Partei und keine neue unabhängige Organisation mehr zugelassen•Einwohner: 9,781 Mio. davon leben 2 Millionen etwa im Großraum der Hauptstadt Tunis (2002), Zuwachsrate: 1,08 % •Sprache: Arabisch (offizielle Landessprache), Französisch (weit verbreitet), Englisch •Fläche: 164.150 km² •Hauptstadt: Tunis – weitere größere Städte: Sfax, Ariana, Ettadhamen, Sousse, Bizerta, Karouan. •Währung: 1 Dinar = 0,75 Euro, Stand: August 2004 •Religion: Islam, diverse christliche und jüdische Gemeinden Wirtschaft •Die Verarbeitung von Textil und Leder trägt mit über 45% zum Export bei. •Seit 1998 ist das Land an die EU assoziiert. •Bergbau: Phosphate, Eisenerz, Erdöl, Gas – ergeben etwa 20 % des Ausfuhren. •Landwirtschaft: Es dominieren Getreide, Gemüse und Oliven.•Für die 90er Jahre ergab sich ein durchschnittliches Wachstum von 6,2 %, dass sich in den letzten Jahren auf 5,5 % reduzierte. Auslandsverschuldung 14 Mrd US-$ (2003). •2002 kamen 5 Mio. Touristen Zensur in Tunesien •Nach außen hin vermittelt der tunesische Präsident gerne das Bild eines Landes, in dem Informationsfreiheit herrscht: •Wer jedoch etwas genauer hinsieht bemerkt sehr schnell, dass genau das Gegenteil der Fall ist. •Die tunesischen Medien veröffentlichen nur offizielle Verlautbarungen. Es gibt keine Pressefreiheit. Die JournalistInnen unterwerfen sich einer Selbstzensur. Kommunikation •Die staatliche Rundfunk- und Fernsehgesellschaft Etablissement de la Radiodiffusion-Television Tunisienne (ERTT) betreibt mehrere Rundfunk- und Fernsehstationen, so dass eine landesweite Versorgung gesichert ist. •Per Satellit (Arabsat und Astra) können viele arabische sowie zahlreiche europäische Programme empfangen werden.Die Hotels haben fast alle Satellitenschüsseln, um deutschsprachige Programme zu empfangen. Gesetzesänderungen •In den letzten beiden Jahren wurden zwei neue Gesetze erlassen, welche die Meinungsfreiheit weiter einschränken: •Mit dem neuen Anti-Terrorismus-Gesetz vom Dezember 2003 wird dem Regime ermöglicht, unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung Menschen zu verfolgen, die nur von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht haben. •Im Juli 2004 wurde ein Datenschutzgesetz herausgegeben, das angeblich die Privatsphäre schützen soll. Presse •Ausländische Zeitungen kommen jeweils nicht in den Verkauf, wenn sie kritische Artikel gegenüber Tunesien enthalten.•Tageszeitungen: La Presse, Le Quotidien, Le Renouveau, Al Hourria, Essahafa, Le Temps, Assabah, EchChourouq;•Wochenzeitungen: Réalités, L'Observateur (beide arabisch/französisch); As Sabah Al Ousbue, Al Hadath, Ach-Chaab (Gewerkschaftszeitung UGTT), Al Bayan (Organ des Arbeitgeberverbandes UTICA)•Die Medienlandschaft in Tunesien ist stark dezimiert: Neben den vorwiegend von der Regierung finanzierten Tageszeitungen La Presse (franz.) und Essahafa (arabisch) gibt es ein Dutzend weiterer regierungsnaher Tages- und Wochenzeitungen. •Doch Zeitungen, die zu den von der Regierung anerkannten politischen Parteien gehören, haben mit ihrer geringen Auflage von 3.000 bzw. 5.000 Stück einen sehr geringen Einfluss, verglichen mit den 55.000 Exemplaren, die täglich von La Presse erscheinen.•Die tunesischen Behörden unterdrücken das Aufkommen einer unabhängigen Presse, indem sie solche Zeitungen und Zeitschriften verbieten. Voraussetzung für die Herausgabe einer Zeitung bzw. Zeitschrift ist eine Registrierung derselben beim tunesischen Innenministerium, eigentlich ein rein formeller Akt. •In der Praxis sind die privaten Zeitungen Tunesiens in keinster Weise von den staatlichen zu unterscheiden. Rundfunk •Bis vor kurzem gab es nur die staatseigenen TV- und Radiosender, die ausschließlich die Propaganda des Regimes übertragen. •Mit dem tunesischen Telekommunikationsgesetz aus 2001 wurde eine Öffnung eingeleitet, indem auch private Sender zugelassen wurden. •In der Praxis gibt es seit Ende 2003 nun einen privaten Fernseh- und zwei private Radiosender in Tunesien. •Es gibt mehrere landesweite Radiosender und Fernsehprogramme namens Canal 7 und Canal 21, die der Regierung von Ben Ali unterstehen und vor allem staatliche Propaganda senden. •Der einzige private TV-Sender ist Hanibal TV. Doch hier empfängt der Zuschauer keine Nachrichten sondern Unterhaltungsprogramme, Komödien und Koch-Programme. •Mit Mosaique FM existiert ein offiziell unabhängiger Radiosender, der neben Musik auch Nachrichten bringt. Bücher und Publikationen •Offiziell hat zwar jeder das Recht, eine Publikation in Tunesien herauszugeben. Es ist keine Zulassung notwendig; •In der Praxis sieht es jedoch ganz anders aus: Der Beleg wir oft nicht ausgehändigt, und ohne ihn darf etwa eine Druckerei nicht drucken. •Ohne Beziehungen zu hochrangigen Politikern ist es nicht möglich, eine Publikation neu zugründen. Internet •Tunesien startete 1991 als erstes arabisches Land ins Internet-Zeitalter und kontrolliert seitdem die Nutzung des Internets sehr stark. •Das Internetmonopol liegt dabei bei der staatlichen Firma "Agence Tunisienne d'Internet" ( Ati). •Zudem gibt es in Tunesien gerade einmal zwei Internet-Service-Provider, Planet Tunisie und Global Net. •Zahlreiche Webseiten, etwa von Menschenrechtsgruppen und politischen Parteien, die nicht offiziell anerkannt sind, können in Tunesien nicht aufgerufen werden. •Web-Sites und On-Line-Publikationen mit regierungskritischen Informationen von internationalen Nichtregierungsorganisationen, Oppositionsparteien oder ausländischen Regierungen werden regelmässig blockiert.•Die fünf Internet-Provider des Landes sind unter Kontrolle der tunesischen Internetagentur. •MenschenrechtlerInnen zufolge mischt sich die Agentur regelmässig in ihre InternetKommunikation ein und fängt diese ab. •Internetcafés sind in den größeren Städten wie Tunis, Sfax, Monastir oder Sousse vorhanden. Hauptinternetanbieter sind ATI (Internet: www.ati.tn), Planet Tunisie (Internet: www.planet.tn) und 3S Global Net (Internet: www.gnet.tn). Telekommunikation •Tunesien verfügt über ein vollständig digitalisiertes nationales Netz. •170 Länder sind über das Selbstwählnetz erreichbar. •Es wurden beträchtliche öffentliche und private Investitionen im GSM-Bereich mit Roaming-Möglichkeiten geschaffen. •Im Jahr 2006 rechnet man mit 50 Anschlüsse auf 100 Einwohner. Fazit Mediensystem Tunesien •Die Menschenrechtslage in Tunesien ist schlecht. Es gibt kein Recht auf Grundfreiheiten wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit. •Überwacht wird die ganze Bevölkerung von der politischen Polizei, sowie von zahlreichen Spitzeln der Regierungspartei RCD. •Tunesien nimmt auf der aktuellen Rangliste von Reporter ohne Grenzen zur weltenweiten Situation der Pressefreiheit Rang 147 von 167 ein.