römischer Münzen römischer Münzen

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römischer Münzen römischer Münzen
Netzwerk Geschichte Österreich
Verein für Archäologie, Sondengänger und Heimatforscher
Jahresschrift
2012
Jahrgang 1
©Copyright-all rights reserved 2012
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Das Recht auf Reproduktion unterliegt rein dem Verein NGÖ!
Kirchham b. Vorchdorf 2012
Impressum:
Medieninhaber & Herausgeber: Verein: Netzwerk Geschichte Österreich; 4656 Kirchham; ZVR 1542720
Redaktion: Christoph Baumgartner, Thomas Baburek, Norbert Achleitner
Textkorrektur: Norbert Achleitner, Walter Baumgartner
Gestaltung und Layout: Christoph Baumgartner
Druck: digitaldruck.at Druck- und Handelsgesellschaft mbH - 2544 Leobersdorf
1. Auflage
Die Verantwor tung für den Inhalt der Beiträge liegt bei den AutorInnen
www.ngoe.at
Inhaltsverzeichnis:
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V orw ort
Zur Lage (in) der Nation
Dr. Dorothea Ta l aa
Wöllersdorf – Prähistorische, römische und frühmittelalterliche Siedlungs- und
Grabfunde am Ausgang des Piestingtales
Dr. Dorothea Ta l aa
Das Dorf des Welan – Das Wöllersdorfer Museum im „Schlössl“
Prof. Dr. Rai mund Kar l
Roseldorf an der Schmida –
Zerstörung, Rettung und Erhaltung archäologischer Kulturgüter
Haral d J an drasits
Roseldorf – Österreichs älteste Münzprägestätte und Fälscherwerkstatt
Ing . M ag . Norbert A c hleitner
Die Bestimmung römischer Münzen
Kl aus Al brecht
Die Villa Rustica in Brederis Die Ausgrabung in Zusammenarbeit mit einem Sondengänger
C h ri s top h Baumgartner
Geschichte und die Macht des geschriebenen Wortes
Das Zeichnen von Funden
Chri s top h Baumgartner
Eine Fibelvariante aus dem nördlichen Noricum
T hom as Baburek
...man würze mit Liquamen...
Di p l . Ing. Lukas Kalc hhauser
Der Awarische Gürtel
Gerh ard J an ker
Bewahrung von Bodenfunden aus Eisen - Ansichten und Meinungen
M ag. Step h an Ha mmer
Mittelaltermünzen - Ein unterschätztes Kapitel der Geschichte
M ario Sch mol müller
Metalldetektoren - Fluch oder Segen für die Archäologie?
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NGÖ
2012
Norbert Achleitner
Die Bestimmung
Die
Bestimmung
römischer Münzen
römischer
Münzen
L
eider haben wir als Sondengänger keinen Zugriff auf die Labors des CSI; denn wäre es eine
Hauptaufgabe, der aus TV-Serien bekannten Institutionen, Münzen zu bestimmen, reicht wahrscheinlich
ein Knopfdruck um von einer unkenntlichen Münze
alles Wichtige wie Kaiser, Münzstätte und Prägejahr
zu ermitteln, vielleicht auch noch ein DNS-Profil aller
Menschen durch deren Hände diese Münze ging.
Die Bestimmung einer gut erhaltenen römischen
Münze ist noch relativ einfach – die Bestimmung einer schlecht erhaltenen Münze ist Detektivarbeit.
Für viele mag es reichen, Nominal, Herrscher und
Rückseitendarstellung einer Münze zu bestimmen.
Dazu sind Kataloge für Münzsammler wie Kampmann, Kankelfitz oder Sear sicher ausreichend. Für
die wissenschaftliche Auswertung von Fundmünzen
reicht das aber nicht. Dazu sollte auf jeden Fall eine
Referenz einer in wissenschaftlichen Kreisen anerkannten Literatur angegeben werden.
Um römische Münzen bestimmen zu können sollte
man zuerst das Nominalsystem verstehen und unterscheiden können.
Bestimmung des
Bestimmung
des Nominals
Nominals
Um das Nominal einer Münze zu bestimmen
sind Material, Gewicht ev. Größe und die Darstellung wichtig.
Das Material einer Münze (gebräuchlich sind
Gold, Silber, Messing, Bronze und Kupfer) ist
in der Regel primär ausschlaggebend für die
Unterscheidung bestimmter Nominale. Jedoch kommen Fälschungen aus anderen Materialen vor, beispielsweise Denare aus einer
stark zinnhaltigen Kupferlegierung, Silbermünzen mit Kupferkern (subärat) oder Messingmünzen mit Eisenkern (subferrat).
Aureus
Gold ist grundsätzlich leicht zu erkennen, da
es ohne bedeutende Korrosion aus dem Boden kommt und die jedem bekannte Goldfärbung aufweist.
Silber kommt meistens patiniert oder mit
Auflagen von grünen Kupferkorrosionsprodukten aus dem Boden.
Bei Fundmünzen aus Kupferlegierungen
mit intakter Patina ist es nicht möglich, das
Material eindeutig zu unterscheiden. Kupfer
patiniert zwar eher mit hellgrüner Patina,
Gewissheit um zwischen Kupfer und Messing
bzw. Bronze zu unterscheiden bringt aber
nur das Anfeilen der Münze (was man natürlich tunlichst unterlassen sollte!). So ist oft
eine sichere Zuweisung als As bzw. Dupondius, wenn eine Entscheidung anhand weiterer Merkmale wie einer Strahlenkrone bzw.
Mondsichel nicht möglich sind, nicht gegeben.
bereichen, zur Unterscheidung ist die Darstellung sehr wichtig.
Der Dupondius ist ab dem Kaiser Vespasian
leicht von den anderen Münzen anhand der
Strahlenkrone, die das Kaiserbildnis aufweist
und dem Gewicht / Größe, dass ihm vom
kleineren und leichteren Antoninian unterscheidet, zu erkennen. Die Unterscheidung
Sesterz / As erfolgt grundsätzlich anhand des
Gewichts aber auch am Material. Sesterzen
haben ein Gewicht von 30 Gramm bis zu 16
Gramm. Der As hat ein Gewicht von 10 – 12
Gramm.
Was ist
Was
ist Avers
Avers was
was ist
ist Revers?
Revers?
Denar
Sesterz
Als Avers (Abk. Av; engl. obverse) gilt in
der Numismatik die bei der Prägung dem
Unterstempel zugewandte Seite, der Revers (Abk. Rv; engl. reverse) demnach als
die dem Oberstempel zugewandte Seite.
Die Begriffe Avers und Revers kommen
aus dem Französischen und bedeuten so
viel wie Vorderseite bzw. Rückseite. Bei
römischen Münzen wird der Einfachheit
halber in der Regel die Seite mit der Abbildung des Herrschers als Avers beschrieben.
Zwei Münztypen will ich hier genauer beschreiben, da sie innerhalb kürzester Zeit ihr
Aussehen stark verändert haben.
Dupondius
Das Gewicht kann als weiteres Indiz für die
Bestimmung des Nominals herangezogen
werden, jedoch überschneiden sich zum
Teil die Gewichtsbereiche der verschiedenen
Münztypen. Eine Unterscheidung zwischen
Dupondius und As ist mit dem Gewicht alleine
nicht möglich. Auch sämtliche kleinere Münztypen (Antoninian, Follis, Centenionalis, Maiorina) überschneiden sich bei den Gewichts-
Antoninian
As
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Der Antoninian wurde zu Zeiten Caracallas
um ca. 214 n. Chr. eingeführt und bestand
zu jener Zeit aus gutem Silber. Im Laufe der
Jahrzehnte verringerte sich schrittweise der
Silbergehalt. Um die Münze trotz geringem
Feingehalt weiterhin als Silbermünze aussehen zu lassen, wurden die Schrötlinge weiß-
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NGÖ
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Norbert Achleitner
Antoninian (AG, Silbersud, normal)
Groß-Follis, Follis
gesiedet. Dazu wurden die Rohlinge in ein Säurebad
gegeben, wodurch das oberflächliche Kupfer aufgelöst
wurde und das porige Silber übrig blieb. Beim anschließenden Prägen der Münze wurde das porige Silber zu
einer dünnen Haut verdichtet. Im weiteren Zeitverlauf
sank der Silbergehalt der Rohlinge weiter, so dass sich
auch das Weißsieden nicht mehr lohnte und aus dem
Antoninian eine gewöhnliche Kupfermünze wurde.
Münzen der
Münzen
der römischen
römischen Republik
Republik
Follis
Neben den Reichsprägungen gab es von 44
v.Chr. bis 267 n.Chr. in den östlichen Reichsgebieten Provinzialprägungen. Diese Münzen sind ein
Thema für sich. Momentan läuft ein Projekt zur Erfassung aller Provinzialprägungen „Roman Provincial Coinage Online“ http://rpc.ashmus.ox.ac.uk/
Jedoch ist diese Datenbank noch nicht vollständig
und daher Spezialliteratur nicht unvermeidlich zur
Bestimmung dieser Münzen. So gibt es die Reihe
„Roman Provincial Coinage“, deren Einträge mit
RPC abgekürzt werden.
Die Münzen der römischen Republik, also die
Emissionen vor Augustus, werden hier nicht weiter beschrieben, da sie ohnehin in Österreich eher
selten vorkommen und das Nominalsystem der AEPrägungen noch etwas variantenreicher ist.
Provinzialprägungen
Provinzialprägungen
Der Follis (Mz. Folles) wurde bei der Währungsreform
des Diocletian um 294 eingeführt und war zu Beginn eine
Silbersudmünze mit einem Gewicht von ca. 10 Gramm.
Auch der Follis wurde sehr schnell immer kleiner und der
Silbersud verschwand. Die späten Follis haben nur noch
ein Gewicht von wenigen Gramm.
Nominale:
Buntmetall (Kupfer,
Messing, Bronze)
Buntmetall mit Silbersudauflage
Quadrans
Semis
As
Dupondius
Sesterz
Follis
Centenionalis
Maiorina…
Silber
Denar
Quinar
Antoninian
Argenteus
Siliqua
Miliarense
Drachme
Cistophor…
Antoninian
Follis…
Gold
Aureus
Gold-Quinar
Solidus
Tremissis…
Bestimmung des
Bestimmung
des Kaisers
Kaisers
Nachdem das Nominal bestimmt wurde, geht man
daran, den Kaiser zu bestimmen. Natürlich kommen
bestimmte Nominale nur bei bestimmten Kaisern vor,
so ist die Auswahl anhand des Nominals schon eingeschränkt.
Selten kann man die gesamte Legende auf der Münze
lesen und so den Kaiser bestimmen (manche Legenden
kommen gar bei mehreren Kaisern vor). Daher ist es
auch wichtig, sich die Portraits der einzelnen Kaiser einzuprägen. Dazu sind Münzkataloge wie Kankelfitz oder
Kampmann oder Internetseiten wie Wildwinds ideal, da
sie genügend Bilder von Münzen aufweisen. Durch regelmäßiges Durchsehen der Münzen lernt man die Kaiserbildnisse kennen. Natürlich ist es auch für Profis hin
und wieder schwierig, alleine anhand des Portraits den
Kaiser eindeutig zu identifizieren. Bei den Kaisern im
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1. und Anfang 2. Jhdt. ist die Zuweisung noch
relativ leicht. Mit dem Aufkommen der Bärte
wird die Unterscheidung schon schwieriger
(vor allem die Unterscheidung von Antoninus
Pius, Marc Aurel, Lucius Verus und Commodus ist für Anfänger nicht einfach). Hier hilft
die hoffentlich noch zumindest teilweise erhaltene Legende weiter.
Darstellung des
Darstellung
des Kaisers
Kaisers
Bei der Darstellung des Kaisers auf dem Avers
gibt es einige Varianten. Sie zu erkennen ist
wichtig, um die Münze eindeutig bestimmen
zu können.
Grundsätzlich kann die Orientierung des
Kopfes in „nach links“ und „nach rechts“ unterschieden werden. Es gibt, wenn auch seltener, frontal und links / rechts leicht von hinten gesehen.
Norbert Achleitner
Manchmal reichen bestimmte Legendenteile um
den Kaiser zu bestimmen.
Gewisse Titel wurden nur von bestimmten Kaisern getragen:
ADIABENICUS
Caracalla, Septimius Severus
ARABICUS
Caracalla
ARMENIACUS
Marcus Aurelius, Lucius Verus
BRITANNICUS
Claudius I., Commodus, Septimius
Severus, Caracalla, Geta
DACICUS
Traianus
GERMANICUS
Drusus senior, Caligula, Claudius, Nero,
Vitellius, Domitianus, Nerva, Traianus,
Hadrianus, Antoninus Pius, Marcus Aurelius, Lucius Verus, Commodus, Caracalla,
Marcus Aurelius Maximus, Gallienus
Die Zierde des Kopfes kann entweder gänzlich PARTHICUS
Traianus
wegbleiben (bloß), oder besteht aus einem oder mehreren dieser Elemente: Lorbeer- PARTHICUS MAXIMUS Marcus Aurelius, Lucius Verus,
kranz, Eichenkranz, Strahlenkrone, Helm,
Septimius Severus, Caracalla
Schleier, Perlendiadem, Rosettendiadem. Bei
Frauen wird oft die Frisur genauer beschrieben. SARMATICUS
Marcus Aurelius, Commodus
Die Funktion der Verdoppelung für Dopondien, Antoniniane und
Bestimmung der
Bestimmung
der Rückseite
Rückseite
Doppelsesterzen, bei
Die Rückseite römischer Münzen zeigt bis zur Einfühmännlichen
Persorung des Follis sehr oft Abbildungen von Göttern. Um
nen durch eine Strahdie Gottheit zu bestimmen muss man deren Attribute
lenkrone dargestellt,
(er)kennen. Hin und wieder gibt es Götter mit gleichen
übernimmt bei den
Attributen wie Moneta und Aequitas, welche beide meisweiblichen
Personen
tens mit Waage und Füllhorn dargestellt werden.
die liegende MondsiNeben Gottheiten werden auf der Rückseite
chel auf der das Portrait
dargestellt:
aufsitzt. Diese wurde
• bedeutende Szenen aus dem Leben der Herrscher
aber nicht immer an• Gebäude (bei Sammlern besonders beliebt)
Antoninian
Otacilla,
mit
Mondsichel
gewendet, daher ist die
• Handschlag
Unterscheidung zwischen As und Dupondius bei weibli• Tiere
chen Darstellungen nur unter Einbezug von Material und
• Kränze mit Text
Gewicht zu entscheiden.
• Büsten von Göttern oder Angehörigen
• SC
Die Büste kann entweder bloß, drapiert (also mit einem
• …
Kleidungsstück), zum Teil auch nur auf einer Schulter
Consecratio-Prägungen
Consecratio-Prägungen werden von nachfolgenden
Herrschern für verstorbene Herrscher geprägt. Typische
Rückseitendarstellungen auf solchen Prägungen sind:
• Scheiterhaufen
• Altar
• Adler (teilweise auf Globus)
• Pfau
• Herrscherin wird auf Pfau hochgetragen
oder im Nacken, gepanzert (cuir.), mit Aegis1 oder Paludamentum2; oder auch Kombinationen aus drapiert und
cuirassiert.
Hin und wieder werden dem Portrait ein oder mehrere
Gegenstände hinzugefügt:
• Zepter, Adlerzepter, Adlerschwert
• Caduceus
• Globus, z. T. mit Victoriola
• Schild
• Keule
• Lanze ...
1: Ursprünglich handelte es sich um ein Attribut des Zeus, eine Art Überwurf über den Arm,
der mit Schlangen bedeckt ist.
Die „Aegis“ kommt als Schmuck des Kaiserporträts am Halsabschnitt auf römischen Münzen
der Kaiserzeit gelegentlich vor.
(http://www.numis-lexikon.de/numis_a.html)
2: Feldherren- bzw. Soldatenmantel, der auf der linken Schulter mit einer Fibel befestigt
wurde.
Denar Faustina, Consecratio Prägung
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Norbert Achleitner
Datierung der
Datierung
der Münze,
Münze, Prägestätten
Prägestätten
Die Datierung einer Münze ergibt sich meistens aus der
Bestimmung nach RIC. Ist eine Bestimmung nach RIC
aufgrund zu vieler fehlender Details nicht möglich, kann
oft auch anhand der Anzahl der tribunica potestas (TRP),
Imperator-Titel (IMP) und der Consulate (COS) eine Datierung
versucht werden. Wann welcher Kaiser welche Anzahl von Titel innehatte
ist sehr gut erforscht, also reicht oft die Angabe auf der Münze, welche Titel
zum Zeitpunkt der Prägung aktuell waren, um die Münze zu datieren.
Ab Aurelianus wurde begonnen, die Münzen mit der Kennzeichnung der Prägestätte zu versehen. Ab Beginn der FollisPrägung unter Diocletian wurde diese Kennzeichnung dann durchgängig angebracht. Hierbei gibt es unzählige verschiedene Buchstabenkürzel oft
auch kombiniert mit Symbolen wie Sternen, Punkten, Mondsicheln,… Zusätzlich
wurden bei manchen Münzen im Feld links und rechts Buchstaben und Symbole
angebracht, die Rückschlüsse auf die Prägestätte erlauben.
Wissenschaft
Wissenschaft
Zur wissenschaftlichen Auswertung römischer Fundmünzen ist eine genaue Münzbeschreibung sehr wichtig.
Neben der eindeutigen Bestimmung des Münztyps anhand geeigneter Literatur sind auch noch weitere Daten
wichtig:
•
Gewicht
•
Foto mit Maßstab oder Abmessungen
•
Stempelstellung
•
Beschreibung von Besonderheiten
•
Erhaltung
Gewicht
Die Erfassung des Gewichts ist für zukünftige numismatische Auswertungen wichtig. Die Genauigkeit der
Waage sollte 0,01 Gramm betragen. Einerseits ist das
Gewicht wichtig, um zwischen den einzelnen Nominalen unterscheiden zu können; anderseits ist es für die
Wissenschaft interessant, um in übergreifenden Auswertungen Emissionsgewichte der einzelnen Münzserien
bestimmen zu können.
Stempelstellung
Die Stempelstellung beschreibt, wie Vorder- und
Rückseite zueinander stehen. Dazu fasst man die Münze
oben und unten mit Zeigefinger und Daumen und dreht
dann die Münze von der Vorder- auf die Rückseite. Je
nachdem, wo nun oben ist, entscheidet die Stempelstellung. Moderne Münzen haben 12 Uhr. Römische Münzen
haben in der Regel 12 h oder 6 h, bzw. knapp davon abweichend 11 h – 1 h oder 5 h – 7 h, selten sind Vorderund Rückseite auch um 90 ° verdreht (3 bzw. 9 h) was
hin und wieder bei barbarisierten Münzen vorkommt.
Beschreibung
In der
wähnt,
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Beschreibung werden alle Besonderheiten erdie wichtig erscheinen:
Randausbruch
halbiert
fragmentiert
Subärat, subferrat
Silbersud
Gussfalsum
Barbarisiert
Prüfhieb
Prüfzeichen
Gegenstempel
Erhaltung
Die Erhaltung einer Münze kann ein Indiz für die Umlaufdauer und somit für den vermutlichen Verlustzeitpunkt einer Münze stehen. Je abgenutzter das Münzbild
ist, desto länger war vermutlich die Münze im Umlauf,
desto später nach der Prägung wurde sie also verloren
bzw. niedergelegt.
Folgende Erhaltungsgrade sind gebräuchlich: vorzüglich, sehr schön, schön, sehr gut, gut. Da für Sammler
nur Münzen interessant sind, die eine Mindesterhaltung
aufweisen, wird alles, was unter dieser Erhaltung (schön
oder sehr gut) liegt, meistens als gut bzw. gering erhalten eingestuft. Um auch die weniger gut erhaltenen
Münzen bewerten zu können, erweitere ich gerne mit
schlecht (nur Umrisse und / oder ganz wenige Legendenteile sind erkennbar) und unkenntlich (absolut nichts
mehr zu erkennen).
Diese Erhaltungsgrade werden vor allem von Händlern
und Sammlern von Münzen verwendet. In der Numismatik wird die Erhaltung von Münzen bisher erst selten erfasst, obwohl sie für die archäologische Deutung
von Fundzusammenhängen eine gewisse, wenn auch
nicht zu hoch einzuschätzende Aussagekraft aufweist.
Im Münzhandel wird oft noch genauer unterschieden;
so kann mit + oder – die Erhaltung noch genauer beschrieben werden. Diese Genauigkeit - für Händler und
Sammler sicher von Interesse - ist für die Numismatik
nicht notwendig.
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NGÖ
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Norbert Achleitner
Bestimmungshilfen
Bestimmungshilfen
Um eine Münze eindeutig zu bestimmen sollte wissenschaftliche Literatur herangezogen werden. Leider
ist diese, für die Bestimmung von schlecht erhaltenen
Münzen, nicht besonders geeignet, da der Aufbau dieser Verzeichnisse von einer komplett erhaltenen Münze
ausgeht.
Für viele Kaiser oder Perioden gibt es Spezialliteratur, die
in der Regel nur Numismatiker besitzen, weil sie entweder ohnehin nicht mehr erhältlich oder sehr teuer ist.
Folgende Möglichkeiten hat man, eine römische Münze zu bestimmen:
•Wissenschaftliche Literatur (z. B. Cohen, BMC, RIC, MIR, …)
•Tabellen wie ERIC
•Münzkataloge mit Wertangaben wie Kampmann, Kankelfitz oder Sear
•Software zur Münzbestimmung
•Diverse Internetseiten (romanatic, Tesorillo, Catbikes, Wildwinds,
Cohen-Online, dirty old coins, acsearch, coinarchive,…)
•Internetforen
Leg.I.ITA, Legionär, Foto Baumgartner R.
Wissenschaftliche Literatur
Wissenschaftliche
Literatur
Cohen
Von Henry Cohen, einem französischen Numismatiker
aus dem 19. Jh., stammt wohl die erste umfassende Erfassung der römischen Münzprägung.
Bestehend aus 8 Bänden, erschienen von 1880 – 1892 in
französischer Sprache, ist diese Aufarbeitung mittlerweile veraltet. Da RIC auch auf Cohen aufbaut und die Typen
im RIC nicht immer eindeutig beschrieben sind, macht
es hin und wieder Sinn, auf Cohen zurückzugreifen. Die
Bände des Cohen gibt es bereits Online auf http://www.
inumis.com/ressources/rome/books/cohen/ .
In der wissenschaftlichen Literatur werden die einzelnen Münztypen listenhaft aufgearbeitet. Kann man nur
Teile der Legende entziffern wird es schwierig, diese zu
bestimmen; es bleibt einem oft nichts anderes übrig, als
alle in Frage kommenden Münzen durchzusehen - und
das sind je nach Kaiser oft mehr als 1.000; noch erschwerend sind die häufig vorkommenden Verweise auf
andere Münzen bei den Beschreibungen. So heißt es oft:
„As on No. xx“ oder „similar xx, but …“. Bei schlecht erhaltenen Münzen ist es daher ratsam, diese zuerst mittels anderer Quellen zu bestimmen und erst hinterher zur
Überprüfung die wissenschaftliche Literatur heranzuziehen.
BMC
Coins of the roman empire in the british museum
In dieser Reihe - bestehend aus 6 Bänden - werden
sämtliche zum jeweiligen Zeitpunkt im Bestand des British Museum (London) vorhandenen römischen Münzen aufgelistet. Nachdem viele dieser Bände erst nach
Erscheinen des RIC entstanden sind, werden hier auch
Münzen gelistet, die im RIC fehlen.
Abbildung Ausschnitt aus dem RIC (Vespasianus)
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Erscheinungsjahr
Band
Kaiser
Volume 1
Augustus – Vitellius
1923
Volume 2
Vespasian – Domitian
1930
Volume 3
Nerva – Hadrian
1966
Volume 4 (2 Teile)
Antoninus Pius – Commodus
1940
Volume 5 (Text- u. Tafelteil)
Pertinax – Elagabalus
1950
Volume 6
Severus Alexander – Balbinus und Pupienus
1962
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NGÖ
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Norbert Achleitner
RIC Roman imperial coinage
ERIC
ERIC
Die RIC-Reihe besteht aus insgesamt 10 Bänden, teilweise unterteilt in mehrere Teile. Die Erscheinungsjahre
dieser Bände erstrecken sich von 1923 – 2007. Dementsprechend veraltet sind auch einige davon. In Fachkreisen gelten die meisten RIC-Bände als ungenau, fehlerhaft. Dennoch fehlt oft eine bessere Alternative, so gilt
auch heute noch „der RIC“ als Standard zur Bestimmung
römischer Münzen.
Einzelne Bände des RICs wurden in letzter Zeit überarbeitet, so gibt es eine Überarbeitung des 1. Bandes
aus dem Jahr 1984 und eine Überarbeitung der Kaiser
Vespasian – Domitian aus dem Jahr 2007. Um die Suche nach einer Münze zu vereinfachen, gibt es am Ende
jeden Bandes einen Index mit allen vorkommenden Reverslegenden und Reversvarianten; auch einige, wenige
Abbildungen sind vorhanden.
ERIC ist eine Zusammenfassung des RIC, die es ermöglichen sollte, schneller eine Referenz zu einer Münze
zu finden. Die Idee ist hervorragend, die Ausführung
in Papierform jedoch mangelhaft. Einerseits sind einige Fehler enthalten, viele Münztypen nicht aufgelistet,
andererseits die Suche von schlecht erhaltenen Münzen wieder sehr aufwändig. Die erste Auflage des ERIC
gibt es mittlerweile als Download unter http://www.dirtyoldbooks.com/eric.html. Eine elektronische Fassung
als Software oder Internetlösung wäre hier ideal, da so
auch Korrekturen und Erweiterungen schneller möglich
wären; jedoch widerspricht das - auch verständlich - den
kommerziellen Interessen des Autors, der sicher viele
Stunden für die Zusammenfassung investiert hat. Die
erweiterte Neuauflage ERIC-2 gibt es als Buch zu erwerben.
Was viele zu Beginn verwundern wird ist, dass einige
Bände des RIC bei der Nummerierung nicht zwischen
den verschiedenen Nominalen unterscheiden. So haben
der Aureus und der Denar bei selber Darstellung eine
idente Nummer; gleiches gilt für As und Sesterz.
Münzkataloge
Münzkataloge
Band
Auflage
Volume I
1923
Augustus – Vitellius
Volume I
1984
Augustus – Vitellius
Volume II
1926
Vespasian – Hadrian
Volume II, Part I
2007
Vespasian – Domitian
Volume III
1930
Antoninus Pius – Commodus
Volume IV, Part I
1936
Pertinax – Geta
Volume IV, Part II
1938
Macrinus – Pupienus
Volume IV, Part III
1949
Gordian III – Uranius Antoninus
Will man nur Nominal, Herrscher und Reversdarstellung
bestimmen, sind diese Kataloge sicher ausreichend; für
die wissenschaftliche Bearbeitung sind diese aber nicht
geeignet.
Kaiser
Diese Kataloge (z. B.: Kampmann, Kankelfitz, Sear,…)
haben den Nachteil, dass bestimmte seltene Münzen
nicht aufgelistet oder auch mehrere Münzen zusammengefasst werden. So liest man bei Kankelfitz bei der Angabe der RIC-Nummer oft RIC 34ff. was bedeutet, dass
34 oder eine der folgenden Nummern richtig ist; oder
auch RIC 45 (Siscia), wobei hier nur die Münze aus Siscia bestimmend ist, die gleiche Münze aus Aquileia hätte eine ganz andere RIC-Nummer.
Volume V, Part I
1927
Valerian I. – Florian
Volume V, Part II
1933
Probus – Galerius Maximian und Gallisches Reich
Volume VI
1967
Reform des Diocletian – Tod von Maximinus
Volume VII
1966
Constantin und Licinius 313 – 337
Volume VIII
1981
Die Familie Constantins I. 337 – 364
Volume IX
1951
Valentinian I. – Theodosius I.
Volume X
1994
The devided empire and the fall oft the western parts 395 – 491
Software zur
Software
zur Münzbestimmung
Münzbestimmung
Die Daten für diese Software bilden in der Regel Münzen
aus vergangenen Auktionen. Das komfortable dabei ist,
die Suche nach bestimmten Kriterien auszuführen und
nicht nur mittels Volltextsuche wie bei den meisten Internetseiten. Größtes Manko dieser Programme ist, dass
bei weitem nicht alle bekannten Münztypen enthalten
sind. Die Bestimmung einer unvollständig erhaltenen
Münze anhand einer Software, kann zur groben Fehlbestimmungen führen!
MIR moneta imperii romani
In dieser Reihe, initiiert durch die österreichische Numismatik von Robert Göbl, gibt es einige Veröffentlichungen
die bestimmte kurze Zeitabschnitte oder Kaiser der römischen Münzprägung bearbeiten. Aus wissenschaftlicher
Sicht hervorragend, leider aber erst für einen Bruchteil
der römischen Prägungen ausgearbeitet.
Band
Autor Kaiser
MIR 2 / 3
Szaivert
Tiberius, Caligula
1984
MIR 14
Woytek
Traianus (2 Bände)
2010
MIR 18
Szaivert
Marcus Aurelius, Lucius Verus und Commodus
1989
MIR 27
Alram
Maximinus Thrax
1989
Valerianus I. / Gallienus / Saloninus (253/268),
Regalianus (260) und Macrianus / Quietus (260/262)
2000
MIR 36/43/44 Göbl, Alram
Eine Referenz für eine Münze im Dschungel der numismatischen und archäologischen Literatur zu finden, ist momentan abhängig vom Überblick darüber,
welche Literatur es überhaupt gibt, und auch vom
Zugang zu dieser Literatur. Hier wurden nur die großen Werke zur römischen Numismatik aufgelistet.
Spezialliteratur oder einzelne Aufsätze in Sammelbänden zu kleinen Teilbereichen oder auch nur zu
einzelnen Münztypen können wohl nur von Spezialisten für die römische Numismatik erfasst werden.
Erscheinungsjahr
MIR 47
Göbl
Aurelianus
1995
MIR
Hahn
Die Ostprägung des röm. Reiches im 5. Jhdt. (408-491)
1989
36
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NGÖ
2012
Norbert Achleitner
Reversdarstellungen der spätrömischen Zeit vorhanden.
Diese Excel-Listen erlauben es anhand von Suchkriterien, die immer verfeinert werden, die gesuchte Münze
aus der gesamten Liste auszufiltern, oder wenn die Informationen auf der Münze nicht ausreicht, zumindest
eine Tabelle mit möglichen Münztypen zu bekommen.
Diese Listen enthalten sämtliche Münzen aus RIC und
auch viele weitere, erst kürzlich, z. B. aus Hortfunden,
veröffentlichte Typen. Gibt es zur gesuchten Münze eine
Liste von Helvetica so ist das die sicherste Möglichkeit
eine Referenz zu finden.
Münzbestimmung im
Münzbestimmung
im Internet
Internet
Im Internet gibt es einige Seiten, die für die Bestimmung römischer Münzen sehr hilfreich sein können. Hier
eine Auflistung der bekanntesten Seiten:
Wildwinds
www.wildwinds.com
Auf Wildwinds findet man neben den römischen Münzen
auch griechische, byzantinische, keltische und englische
Münzen. Die Aufstellung erfolgt nach der auf dem Avers
dargestellten Person und enthielt ursprünglich nur Münzen aus vergangenen Auktionen. In letzter Zeit wurden
auch Münzen aus Sammlungen eingepflegt. Neben den
reichsrömischen Geprägen sind auch schon viele provinzialrömische Münzen aufgenommen worden. Nachteilig
an dieser Seite ist, dass die Datenbasis aus Auktionen
stammt und daher viele der bekannten Münztypen hier
nicht zu finden sind. Es sind auch hin und wieder Münzen
falsch bestimmt. Nichtsdestotrotz stellt Wildwinds eine
der ersten Anlaufstellen zur Bestimmung von Münzen
dar. Auch um die Bildnisse der einzelnen Kaiser kennenzulernen ist diese Seite ideal.
Internetforen
Internetforen
Weiß man nicht mehr weiter oder fehlt einem die Motivation selbst nach einer Bestimmung zu suchen, so sind
auch diverse Internetforen zur Münzbestimmung sehr
hilfreich. Natürlich werden dort gute Fotos von beiden
Seiten der Münze benötigt. Auch das Gewicht und den
Durchmesser sollte man unbedingt angeben.
Sondengängerforen mit Fundbestimmungshilfe:
www.sondengaenger.at
www.terra-pannonia.at
Romanatic Database
www.romanatic.com
Münzsammlerforen:
Hinter der Romanatic Database steht eine sehr gute
Idee, jedoch noch mit unvollständiger Ausführung. Das
Ziel der sehr ambitionierten Autoren ist es, eine Datenbasis aller reichsrömischen Prägungen ab Augustus zu
erstellen, zum Großteil auch mit sehr guten Bildern. Neben dem Datenstand des RIC werden auch später bekannt gewordene Münztypen aufgenommen. Leider sind
auf dieser Seite erst die Daten bis Vespasian abrufbar.
Ein weiteres Manko ist die eingeschränkte Suchfunktion,
die keine komplexen Suchanfragen erlaubt. Trotzdem ist
diese Seite für die Bestimmung von Münzen von Augustus bis Vespasian die erste Anlaufstelle.
www.numismatik-cafe.at
www.numismatikforum.de
www.forumancientcoins.com (englisch)
Ausblick
Ausblick
In Zeiten des Internet und der elektronischen Datenverarbeitung mag es einem ein wenig verwundern, warum
es bisher noch keine gemeinsame Datenbasis aller bekannten Münztypen gibt. Es werden zwar immer wieder Einzelprojekte, vergleichbar MIR oder RPC, initiiert,
die einen gewissen Ausschnitt bearbeiten, jedoch fehlen
dann oft das Geld oder Personen, die diese Projekte im
gewohnten Stil fortführen. Ansätze wie sie bei www.romanatic.com oder www.catbikes.ch/coinstuff realisiert
wurden lassen hoffen, dass in naher Zukunft die Bestimmung römischer Münzen doch einfacher wird. Vielleicht
bedarf es auch hier der Motivation von Laien, die in ihrer
Freizeit zumindest den aktuellen Stand der Forschung
aufarbeiten und in einem für alle Interessierten zugänglichen System zur Verfügung stellen.
Tesorillo
www.tesorillo.com
Auf dieser Internetseite wurde das damals sehr erfolgreiche Buch von Guido Bruck: „Die spätrömische Kupferprägung“ in ein Onlinesystem überführt. Mit der Auswahl der Rückseitendarstellung erhält man alle weiteren
Daten wie Prägezeitraum, Prägestätten und Herrscher
zu diesem Reverstyp. Leider ist keine Bestimmung nach
RIC oder vergleichbarer Literatur vorhanden; dabei helfen aber die meistens verlinkten Tabellen von Helvetica. Was man bei der Verwendung dieser Seite beachten
sollte ist, dass Münzen vor 317 n.Chr. nicht aufgelistet
werden, die angeführten Reverstypen aber auch schon
vor 317 n.Chr. vorkommen können.
Helvetica
www.catbikes.ch/coinstuff/coinstuff.htm
Auf dieser Homepage sind viele Excel-Listen zu bestimmten Kaisern (hier besonders Antoniniane) oder
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