Führungskräfte
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Führungskräfte für eine neue Welt Was die Zukunft von Führungskräften verlangt Die Leadership 2030-Studie von Hay Group zeigt: Um erfolgreich zu sein, brauchen zukünftige Führungskräfte eine Fülle von neuen Fähigkeiten und Kompetenzen >> Inhalt Einleitung 2 1 Die globalen Machtverhältnisse verschieben sich 5 2 Klimawandel und Rohstoffverknappung verschärfen sich 6 3 Der Kampf um die Talente geht weiter 7 4 Anpassung an die zunehmende Individualisierung 8 5 Digital Natives integrieren 9 6 Technologie für Innovation nutzbar machen 10 Fazit 12 2 Führungskräfte für eine neue Welt | Leadership 2030 Einleitung Die Führungskräfte der Zukunft werden versierte konzeptionelle und strategische Denker sein, über absolute Integrität und intellektuelle Offenheit verfügen, neue Wege finden, um Loyalität zu schaffen, zunehmend heterogene und unabhängige Teams führen, die ihnen nicht immer direkt unterstellt sind, und zugunsten der Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Organisation auf eigene Macht(-ansprüche) verzichten müssen. Megatrends sind langfristige, umfassende Prozesse des Wandels im globalen Maßstab mit beträchtlichen Folgen. Genau diese Kombination von Fähigkeiten und Qualitäten werden Führungskräfte entwickeln – und damit einen ‘postheroischen’ Führungsstil annehmen müssen. Einen Großteil jenen Denkens und Verhaltens, der sie einst an die Spitze ihrer Organisation gebracht hat, werden sie schlicht und einfach aufgeben müssen. Das ist die einzige Chance, um Unternehmen das Überleben und den Erfolg für die nächsten zwei Jahrzehnte zu sichern. Wenn Spitzenmanager ihren Führungsstil nicht ab sofort radikal umstellen, werden ihre Organisationen das Rennen um Innovation und den Kampf um Talente verlieren sowie bei der Globalisierung auf der Strecke bleiben. Sie werden als Führungskräfte nicht mehr tragbar sein. Das ist das Fazit von Hay Group – in einer gemeinsamen Studie mit dem deutschen Zukunftsforschungs-Unternehmen Z-Punkt haben wir Megatrends identifiziert, die sich unserer Überzeugung nach in den kommenden Jahrzehnten erheblich auf Organisationen und ihre Führungskräfte auswirken werden. Dabei wurden die einzelnen Auswirkungen jeweils auf organisatorischer, individueller und Team-Ebene analysiert. ©2011 Hay Group. All rights reserved Megatrends sind langfristige, umfassende Prozesse des Wandels im globalen Maßstab mit beträchtlichen Folgen. Sie können über Jahrzehnte beobachtet und mit einem hohen Wahrscheinlichkeitsgrad auf mindestens 15 Jahre in die Zukunft projiziert werden. Sie betreffen alle Regionen und Stakeholder, inklusive Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen und sie verändern Wirtschaft, Gesellschaften und Politik fundamental. Die sechs Megatrends, die Hay Group identifiziert hat, sind: 1Globalisierung 2.0 2Klimawandel und Auswirkungen auf die Umwelt 3Demografischer Wandel 4Individualisierung und Wertepluralismus 5Digitaler Lebensstil und digitale Arbeitsweise 6Technologiekonvergenz Einige dieser Trends wurden bereits intensiv erforscht. Aber sie wurden bisher weder im Kontext der Unternehmensführung betrachtet noch wurden diese sechs Megatrends je gemeinsam in einer Studie untersucht. Individualisierung Digitaler Lebensstil Demografischer Wandel Technologiekonvergenz Globalisierung 2.0 Veränderte Arbeitsmodelle Klimawandel Unternehmensumfeld Organisation Individual- und Teamebene Führung Um in der neuen Weltordnung zu überleben, werden Organisationen gezwungen sein, ihre Kulturen, Strukturen, Systeme und Prozesse radikal umzubauen – sie werden in Matrixstrukturen führen müssen, in denen Informationsflüsse innerhalb von Unternehmen, auf globaler Ebene in einer Form fließen, die traditionelle Hierarchien und Berichtslinien obsolet werden lässt. Führungskräfte werden mehr durch Einfluss als durch Autorität führen müssen, was für viele Führungskräfte alles andere als einfach ist. Doch die Anforderungen, die das veränderte Geschäftsklima an die kognitiven, emotionalen und Verhaltenskompetenzen der Führungskräfte stellt, sind so beispiellos wie unvermeidlich. Auf den folgenden Seiten fassen wir die Megatrends und ihre Folgen für Organisation und Führung zusammen. 4 Führungskräfte für eine neue Welt | Leadership 2030 Führungskräfte werden mehrsprachig, flexibel, international mobil und anpassungsfähig sein müssen. Doch am wichtigsten überhaupt ist: Sie werden herausragende Fähigkeiten zur Zusammenarbeit und zu konzeptionellem und strategischem Denken aufweisen müssen ©2011 Hay Group. All rights reserved 1 Die globalen Machtverhältnisse verschieben sich Die Globalisierung geht weiter. Der weltweite Wettbewerb wird noch härter und die Märkte werden noch diversifizierter werden. Dennoch verändert sich das Wesen der Globalisierung – deshalb der Begriff ‘Globalisierung 2.0’ – vor allem durch die Verschiebung der globalen Machtverhältnisse zugunsten Asiens und durch den Aufstieg einer globalen Mittelklasse. Asiatische Managementpraktiken und -modelle werden an Einfluss gewinnen; Schwellenländer handeln zunehmend untereinander, und obwohl es den Aufstieg einer globalen Mittelklasse gibt, verhalten sich regionale Märkte zunehmend idiosynkratisch: d.h. die lokale ‘Re-Regionalisierung’ wird zu einem wichtigen Merkmal dieser neuen Weltordnung. Zudem wird das globale Geschäft riskanter: je stärker die Vernetzung desto größer die Gefahr von Finanzkrisen, Pandemien und Cyberterrorismus. Die Globalisierung ist unaufhaltsam, und ihr Fortschreiten wird alles andere als reibungslos sein. Organisationen müssen äußerst sensibel sein für sich verändernde politische und wirtschaftliche Befindlichkeiten in unterschiedlichen Ländern. Das gilt insbesondere für Schwellen- und Entwicklungsländer. Denn diese können den globalen Zugang und die globale Vernetzung zumindest kurzfristig außer Kraft setzen. Während sich die Konsumgewohnheiten der neuen Mittelklassen annähern, unterscheiden sich die Werte in den Schwellenländern zum Teil erheblich von denen des Westens. In der Praxis heißt das, dass weltweite Unternehmen ihre globalen Strategien an lokale Märkte anpassen müssen – ein Prozess, bei dem es hilfreich sein wird, lokale Partizipation bei Entscheidungen sowie länder- und funktionsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern und kulturell heterogene Führungsteams zu bilden. Die Unternehmen werden außerdem flexibler sein müssen und wie die Best Global Companies operieren, die eine abgeflachte Matrix aufweisen und es ermöglichen, dass Informationen und Weisungen in alle Richtungen fließen können. Um (ihre Organisation durch) diese neue Weltordnung zu steuern, werden Führungskräfte kognitive Fähigkeiten und strategisches Denken in einem Maß benötigen, das bisher ohne Beispiel ist. Gute Implementierung und Umsetzung reichen nicht mehr aus – falls sie das je getan haben. Auch ist diese Aufgabe so groß, dass sie die Kraft eines einzelnen Menschen übersteigt. Die Zusammenarbeit einer Reihe unterschiedlicher Menschen wird essenziell sein, und zwar bereits in der Phase der Aufgabenstellung. Mit der Globalisierung 2.0 sind die Zeiten endgültig vorbei, in denen ein oder zwei ‘Helden’ an der Spitze einer Organisation die Strategie diktierten. So werden Führungskräfte mehrsprachig, flexibel, international mobil und anpassungsfähig, kulturell sensibel, gute Teamworker und hervorragende konzeptionelle und kontextuelle Denker sein müssen. Zudem müssen sie heterogene Teams führen können, die ihnen nicht immer direkt unterstellt sind, und sie müssen neue Wege finden, persönliche Loyalität aufzubauen – denn die traditionelle Loyalität zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer löst sich mit der wachsenden Distanz zwischen beiden Parteien auf. Denkanstoß Im Westen schrumpft die Zahl der Arbeitsplätze; im Osten müssen Führungskräfte lernen, in neuen Märkten zu managen, weil ihre Unternehmen Richtung Westen expandieren. Wie wirkt sich die zunehmende Geschwindigkeit der Globalisierung auf Ihren heimischen Markt aus? Wie reagieren der Staat, Ihr Unternehmen und Sie persönlich darauf? 6 Führungskräfte für eine neue Welt | Leadership 2030 2 Klimawandel und Rohstoffverknappung verschärfen sich Die Müllberge, die die Industrien und Haushalte der Schwellen- und Entwicklungsländer produzieren, wachsen – und damit die Problematik steigender CO2-Emissionen und Temperaturen. Gleichzeitig werden die strategischen Ressourcen wie Wasser, Mineralien, Metalle und fossile Brennstoffe immer knapper, die Preise werden steigen und können schnell regionale und globale Konflikte auslösen. Größere Umweltverantwortung und -verantwortlichkeit werden unvermeidlich sein, und die Investitionen in saubere Technologien werden steigen. Organisationen, die ihren ökologischen Fußabdruck verringern, werden durch direkte Vorteile in ihrer Leistung, ihrem Unternehmensergebnis und ihrer Wettbewerbsfähigkeit belohnt. Restrukturierung zugunsten von Nachhaltigkeit ist zu einem strategischen Imperativ geworden. Organisationen werden stärker zusammenarbeiten müssen, um gemeinsam Lösungen für Umweltprobleme zu erarbeiten. Die Unternehmen werden nicht umhin kommen, zur Ausübung ihrer Tätigkeit, steigende Kosten in Kauf zu nehmen – sowohl bei Rohstoffpreisen als auch bei den Kosten nachhaltigerer, umweltschonenderer Prozesse. Führungskräfte werden herausragende kognitive Fähigkeiten aufweisen müssen, um den konkurrierenden Anforderungen an wirtschaftlichen Erfolg, soziale Verantwortlichkeit und Umweltschutz gleichgewichtig gerecht zu werden. Sie müssen zudem als Fürsprecher des Wandels agieren: d.h. sich für eine umweltverantwortliche Geschäftspraxis innerhalb und außerhalb der Organisation einsetzen, neue Dimensionen der inner- wie zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit einführen, und in einem sehr viel stärkeren Maße Teamarbeit anstelle von Einzelleistungen fördern. Denkanstoß Wie wird der Klimawandel Ihre Organisation hinsichtlich der notwendigen Leistungen für Ihre Mitarbeiter wie Gesundheit, Sicherheit, etc. betreffen? Wie stark werden reduzierte Margen die Fähigkeit Ihrer Führungskräfte beeinträchtigen, ihre Ziele zu erreichen? ©2011 Hay Group. All rights reserved 3 Der Kampf um die Talente geht weiter Allgemein gilt: Die Weltbevölkerung wächst und altert. Doch die demografischen Ungleichgewichte sind groß: In den Industrienationen des Westens und in China etwa steigt die Lebenserwartung, aber die Bevölkerungszahl stagniert oder schrumpft. In den Entwicklungsländern hingegen wächst die Zahl der Menschen rasant an. Industrieländer werden an Kompetenzen verlieren, und ihr Wohlfahrtssystem wird unter Druck geraten. Die Migration wird zunehmen – nicht nur aus den bevölkerungsstarken in die bevölkerungsschwächeren Länder, sondern auch als Folge von bewaffneten Konflikten, Katastrophen und Umweltproblemen. Der ‘Brain Drain’, die Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte, entwickelt sich immer mehr zu einem ‘Brain Cycle’, denn eine wachsende Zahl von Migranten kehrt in ihre Heimatländer zurück, um ihre neu erworbenen Fähigkeiten in die dortige lokale Entwicklung einzubringen. Vor diesem Hintergrund werden qualifizierte Arbeitskräfte ein Schlüsselfaktor bleiben – und sie zu halten eine Herausforderung. Für Organisationen heißt das, dass der Kampf um die Talente weitergehen wird, mit erheblichen Auswirkungen auf ihre Innovationsfähigkeit. Die andere Seite der Medaille ist ein nie da gewesener Pool an potenziellen Mitarbeitern, aus dem Organisationen schöpfen können. Sie müssen nur hart daran arbeiten, Migranten aus der ganzen Welt, Ältere, Frauen, usw. anzuziehen, zu integrieren und zu entwickeln. Dazu müssen familienfreundliche und altersgerechte Arbeitsplatzmodelle eingeführt werden: inklusive Schulungs- und Entwicklungsprogrammen, z.B. solchen, die spezifisch auf den Wissenstransfer zwischen den Generationen ausgerichtet sind. Führungskräfte werden Teams aus zunehmend heterogenen Mitarbeitern verstehen, führen, integrieren und motivieren müssen. Sie werden das Teamwork zwischen unterschiedlichen Generationen und Kulturen fördern und neue Wege finden müssen, wie sie Commitment und Loyalität zwischen Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Kulturen und unterschiedlicher Werte schaffen. Und sie werden ihre Organisationen so verändern müssen, dass mehr Frauen und andere Unterrepräsentierte Führungspositionen anstreben und übernehmen. Denkanstoß Werden Arbeitsplätze so, wie wir sie heute kennen, in Zukunft noch existieren? Oder werden wir alle unabhängige Vertragspartner sein? Und weder junge noch ältere Mitarbeiter werden noch lange bereit sein, 12 Stunden am Tag zu arbeiten. 8 Führungskräfte für eine neue Welt | Leadership 2030 4 Anpassung an die zunehmende Individualisierung Individualisierung ist die wachsende Wahlfreiheit, die Menschen von Gesellschaften und Gemeinschaften erwarten und erhalten. Beim Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung spielt die Karriere eine wachsende Rolle; eine Verschiebung, die eine bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben fordert sowie den Wunsch der Menschen, persönliche und berufliche Ziele miteinander zu verbinden, verstärkt. Individualisierung wirkt sich stark auf Loyalität und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter aus, welche den ‘weichen Faktoren’ wie Anerkennung, Selbstentwicklung, Eigenverantwortung, wertegesteuertes Engagement und Work-Life-Balance oft höhere Bedeutung zumessen als traditionellen Faktoren wie Bezahlung und Beförderung. Arbeitsprozesse müssen heute im Sinne des Menschen und nicht mehr vorrangig im Sinne des Unternehmens gestaltet werden. Es müssen Bedingungen geschaffen werden, die unabhängiges Arbeits- und Zeitmanagement ermöglichen und so den Mitarbeitern Zeit für ihre persönlichen Projekte lassen. Mit der Erkenntnis, dass der kreative Output ein Haupttreiber wirtschaftlichen Erfolgs ist, steigt eine neue kreative Klasse auf – die mit ihrer längeren Ausbildung, mit Karrierebrüchen, häufigen Arbeitsplatzwechseln und auch Perioden der Arbeitslosigkeit nicht unbedingt in die Gussform der konventionellen Führungsfigur passt. Individualisierung führt zu dezentralisierten Arbeitsplätzen, die durch flachere, flexiblere Strukturen, funktionsübergreifende Projektteams und höhere Fluktuation gekennzeichnet sind. Die ‘post-heroische’ Führungskraft wird ihre Rollen als Chef, Mediator und Coach ausbalancieren und Teams mehr Freiheit und Autonomie zugestehen müssen – und sie dabei gleichzeitig auf die Ziele fokussiert halten. Sie wird auch ihre Kriterien für Führung neu kalibrieren und ihre Auffassung von Loyalität und Mitarbeiterbindung überdenken müssen. Gute menschliche Beziehungen mit aktuellen und ehemaligen Teammitgliedern müssen gepflegt werden, um zu verhindern, dass das Team zerfällt, wenn eines seiner Mitglieder geht. Führungskräfte werden härter an der Herstellung persönlicher Loyalität arbeiten müssen, indem sie den Ansprüchen der Mitarbeiter entgegenkommen und ihnen eine selbstbestimmte Arbeitsweise und individualisierte Führung ermöglichen. Mit (ehemaligen) Mitarbeitern, die ihr reguläres Beschäftigungsverhältnis aufgegeben haben, müssen Beziehungen jenseits des direkten Arbeitsumfelds entwickelt und gepflegt werden, um den Menschen zu zeigen, dass sie auch weiterhin Wert für das Unternehmen besitzen. Das Unternehmen zu verlassen bedeutet nicht länger, ‘abtrünnig’ zu sein. Denkanstoß Wie können wir Führungskräfte beibringen, den Menschen näher ins Blickfeld zu nehmen, um spezifische Bedürfnisse zu verstehen, und gleichzeitig aber die angemessene soziale Distanz zu halten? Werden wir die Rolle der Führungskraft (als Teamworker, Talente-Entdecker, Coach) von der des Managers (als Aufgaben-Vorantreiber, Leistungs-Manager, Geld-Geber) trennen müssen? ©2011 Hay Group. All rights reserved 5 Digital Natives integrieren Mit den Neuen Medien verschwinden die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben. Die Menschen sind 24 Stunden am Tag ‘on’. Mehr und mehr Dinge werden virtuell erledigt, und die Macht verschiebt sich in Richtung der Mitarbeiter. Insbesondere zugunsten der aufsteigenden Klasse derjenigen, die im Besitz des digitalen Know-hows sind, die an jedem Ort der Welt arbeiten können und fähig sind, Unmengen von losen digitalen Verbindungen zu persönlichen und geschäftlichen Kontakten zu verknüpfen. Digitales Wissen wird zum Motor der globalen Wirtschaft, das Internet ermöglicht unmittelbaren Austausch in Echtzeit. Digitale Tools bieten billige, einfache und schnelle Kommunikation, Kooperation, Organisation und Produktion, und Arbeitsplätze sind nicht mehr an stationäre, reale Standorte gebunden. Führungskräfte müssen die Kreativität, die Neugier und die Offenheit der Digital Natives aufnehmen und nutzen und ihnen gleichzeitig Strukturen und – wo nötig – auch Anleitung bieten. Sie müssen auch die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen ihnen und den älteren Mitarbeitern fördern und damit die Informationslücke, die zwischen ihnen besteht, schließen. Auf den ersten Blick scheint ihre Technologiekompetenz die Digital Natives besser als ihre senioren Kollegen für zukünftige Führungsaufgaben zu qualifizieren. Dennoch muss Technologiekompetenz auch mit sozialer Kompetenz einhergehen. Führungskräfte werden lernen müssen, aus der Ferne zu führen, dürfen sich aber nicht allein auf virtuelle Kommunikation verlassen. Erst die Kombination von virtuellen und persönlichen Kontakten ermöglicht beides: effektives Entscheiden und Aufbau von Motivation und Loyalität. In einer zunehmend digitalisierten Welt verschiebt sich die Macht hin zu den Digital Natives, die das Internet nutzen können, um Informationen – positive wie negative – jederzeit und ohne Verzögerung einem weltweiten Publikum weiterzuleiten. Integrität und Aufrichtigkeit in Organisationen werden damit immens wichtig. Führungskräfte müssen für digitale Intelligenz sorgen – klare, transparente und praktische Anleitung für den Gebrauch der neuen digitalen Technologien geben – und gleichzeitig als Vorbilder für und Förderer von maximaler Offenheit, Integrität und Aufrichtigkeit wirken. Nur so können sie die Reputation der Organisation in einer immer transparenteren Welt schützen. Denkanstoß Wenn Sie Digital Natives für sich gewinnen, und diese von zu Hause aus arbeiten, bedeutet dies, dass Sie Ihre Reise- und Verwaltungskosten und somit Ihren ökologischen Fußabdruck auf Null reduzieren können? 10 Führungskräfte für eine neue Welt | Leadership 2030 6 Technologie für Innovation nutzbar machen Mit der Miniaturisierung und Virtualisierung werden Nano-, Bio-, Informationstechnologien und Geisteswissenschaften zusammenwachsen, die Innovation beflügeln, und Forschung und Entwicklung auf vielen Feldern beschleunigen. ‘NBIC’-Technologien fungieren schon heute als Motor rasanter Fortschritte in Medizin, Energiewirtschaft, Umweltschutz und Produktionsprozessen. Ihr Potenzial, auch andere Bereiche zu verändern, ist gewaltig. Verwertbares Wissen über komplexe Technologien wird zu einer unternehmerischen Schlüsselkompetenz werden, auch auf nichttechnologischen Feldern. Die Komplexität von NBIC macht den Wissensaustausch zwischen Unternehmen lebenswichtig. Unternehmens-Mash-ups (Kooperationen und branchenübergreifende Partnerschaften) werden an Normalität gewinnen. Anpassung wird überlebensnotwendig werden, und die Bereitschaft, andere Akteure in gemeinsame Unternehmungen einzubinden, wird zu offeneren Strukturen und entschablonisierten Organisationen führen. Auch wenn sie nicht über jedes Detailwissen verfügen, müssen Führungskräfte offen sein für visionäre Ideen – und für sie kämpfen. Sie müssen zu Innovation und Teamwork ermutigen und Expertisen innerhalb und außerhalb der Organisation zusammenführen, um das Potenzial der konvergierenden Technologien auszuschöpfen. Sie werden aufkommende Zweifel bezüglich der neuen Technologien zerstreuen müssen, denn gerade diese werden über den Erfolg oder das Scheitern von Innovationen und neuen Produkten entscheiden. Führungskräfte müssen keine Experten sein, aber sie müssen genug wissen, um Projekte fokussiert zu halten und um Meinungsverschiedenheiten zwischen Teammitgliedern moderieren zu können. Dabei werden sie mit informellen Mitteln über funktionale und organisatorische Grenzen hinweg arbeiten müssen. Denkanstoß Sind Sie und Ihre Organisation offen für neue Ideen oder lehnen Sie diese eher ab, weil Sie tendenziell vorherrschenden Meinungen folgen? Sind Sie ein Anhänger von ‘Best Practices’ oder denken Sie bereits in ‘Next Practices? ©2011 Hay Group. All rights reserved Verwertbares Wissen über komplexe Technologien wird zu einer unternehmerischen Schlüsselkompetenz werden 12 Führungskräfte für eine neue Welt | Leadership 2030 Fazit Organisationen und ihre Führungskräfte stehen vor einer harten, aber nicht unlösbaren Herausforderung. Das zeigen uns die Unternehmen, die sich bereits an die neue Weltordnung anpassen oder gerade darauf vorbereiten. Wie in allen Bereichen sind die ‘Best Companies for Leadership’ auch die Vorreiter der ‘post-heroischen’ Führungsansätze. Zum Beispiel suchen die Top 20Unternehmen spezifische Führung, Innovation und Ideen überall – und nicht nur in den oberen Etagen. Sie erhöhen ihre Effektivität dadurch, dass sie Führungskräfte und Mitarbeiterschaften heterogenisieren und sie so auf die wachsende Diversifizierung in ihren Märkten vorbereiten. Entsprechend verbessern sie damit kulturübergreifende Führung und Zusammenarbeit. Sie zeigen mehr soziale und Umwelt-Verantwortung als ihre Mitbewerber und sorgen für eine bessere Balance zwischen dem Arbeitsund dem Privatleben ihrer Mitarbeiter. Aber trotzdem hat ihre Reise gerade erst begonnen. Sich an eine Welt anzupassen, die sich durch diese sechs Megatrends radikal verändert, bedeutet, absolutes Neuland zu betreten. Doch die Organisationen müssen sich beeilen: Es gibt keine Alternative. Alte Strukturen und Führungsstile können in dieser neuen Welt einfach nicht mehr Schritt halten. Ihr Schlüssel zur Zukunft der Führung – weitere Inhalte finden Sie auf HayGroup.com/Leadership2030 oder scannen Sie den QR-Code Neue Führungskompetenzen Die neue ‘Wirtschafts-Weltordnung’ wird Führungskräfte mit deutlich erhöhten Anforderungen auf drei Ebenen konfrontieren: der kognitiven Ebene, der emotionalen Ebene und der Verhaltensebene. Kognitiv Führungskräfte müssen sich der Zusammenhänge stärker bewusst sein. Dazu brauchen sie starke konzeptionelle und strategische Denkfähigkeiten. Sie müssen auf nie da gewesene Weise fähig sein, den Wandel zu gestalten, auch hier vor allem auf Basis konzeptionellen und strategischen Denkens. Führungskräfte werden gedanklich sehr viel offener und neugieriger sein müssen. Emotional Allgemein werden Führungskräfte deutlich sensibler für unterschiedliche Kulturen, Generationen und Geschlechter sein müssen. Sie werden ein höheres Maß an Integrität und Aufrichtigkeit demonstrieren und bei ihrer Geschäftstätigkeit einen ethischeren Ansatz annehmen müssen. Sie müssen auch in einem viel höheren Maß Ambiguitäten tolerieren. Verhalten Führungskräfte müssen eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit schaffen. Als ‘post-heroische’ Führungskräfte müssen sie alte Konzepte wie Loyalität und Betriebszugehörigkeit neu denken und persönlich Loyalität schaffen. Zusammenarbeit – generations-, funktions- und unternehmensübergreifend – wird ihr Motto sein. Sie müssen zunehmend heterogene Teams führen. Afrika Kapstadt Johannesburg Praetoria Asien Bangkok Peking Hong Kong Ho Chi Minh Stadt (Saigon) Jakarta Kuala Lumpur Mumbai Neu Delhi Seoul Shanghai Shenzhen Singapur Tokio Europa Amsterdam Athen Barcelona Berlin Bilbao Birmingham Bratislava Bristol Brüssel Bukarest Budapest Dublin Frankfurt Glasgow Helsinki Istanbul Kiew Lille Lissabon London Madrid Manchester Mailand Moskau Oslo Paris Prag Rom Stockholm Straßburg Vilnius Warschau Wien Zeist Zürich Südamerika Bogota Buenos Aires Lima Mexiko City San José Santiago Sao Paulo Mittlerer Osten Dubai Riad Tel Aviv Nordamerika Atlanta Boston Calgary Chicago Dallas Edmonton Halifax Kansas City Los Angeles Montreal New York City Ottawa Philadelphia Regina San Francisco Toronto Vancouver Washington DC Australien Auckland Brisbane Melbourne Perth Sydney Wellington Hay Group ist eine global operierende Unternehmensberatung, die ihre Kunden dabei unterstützt, die Ergebnisse nachhaltig zu verbessern. Wir entwickeln mit unseren Kunden individuelle und umsetzbare Lösungen in den Feldern Organisation, Führung, Performance Management, Mitarbeitermotivation und Vergütung. Als einzige Unternehmensberatung erarbeiten wir hierzu integrierte Lösungen. Weltweit beschäftigt Hay Group 2.600 Mitarbeiter in 84 Büros in 48 Ländern. www.haygroup.de