Verändert das Internet unsere Kommunikation? - Steffen

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VerändertdasInternetunsereKommunikation?
Steffen-PeterBallstaedt
VortragfürdenStadtteiltreffWaldhäuser-Ostam20.04.2016
Song:Bendzko:NurnochkurzdieWeltretten(0:46)
AlsichandieVorbereitungdiesesVortragsging,habeichfestgestellt,
dassichdenTitelalseineFrageformulierthabe,diewahrscheinlich
jederhierRaummiteinemJabeantwortenwird.Natürlichhabender
ComputerunddasInternetunserekommunikativenGewohnheiten
verändert.VorallemKinderundJugendlichewachsenineinevöllig
andereKommunikationskulturhinein.
WieweitderComputerunddasWebinunserLebeneingedrungenist,
spürenwirheftig,wennderRouternichtfunktioniertoderderAkkuim
SmartphoneseinenGeistaufgegebenhat.DaseinkommunikativerGau.
NachdemBuchunddemFernsehenistdasInternetwohldasMedium
mitdemgrößtenEinflussaufunserVerhalten.DasFachwortdafürist
Mediatisierung:MenschenbenutzenMedienzuKommunikation,
integrierensieinihrenAlltagunddadurchentstehenneue
Verhaltensmuster.DiesewirkenwiederumaufdieTechnikunddie
InhaltederMedienzurück.DieseWechselwirkungführtlangfristigzu
sozialemundkulturellemWandel(Krotz,2007).Mankann
KulturgeschichtealsMediengeschichteschreiben.Beispielefür
Mediatisierung:
• InmeinerHerkunftsfamiliewurdedasAbendessenauf20:00Uhr
gelegt,damitmeinvielbeschäftigterVaterdabeidie
„tagesschau“anschauenkonnte.
• EinaktuellesBeispielistderFallBöhmermann:Einmehroder
mindergeistreicherBeitragineinerTV-Satiresendungbestimmt
diepolitischeAgenda.
MediatisierungbeschreibtdenquantitativenundqualitativenEinfluss
vonMedienaufunsereGesellschaftundunsereKultur.
AusderKulturtheorievonUmbertoEcostammtdieUnterscheidungin
ApokalyptikerundIntegrierte.
DieApokalyptikerhabeneinekonservativeHaltungundsehenbeijeden
neuemMediuminkulturkritischerAbsichtnurnegativeFolgenfürdie
IndividuenunddieGesellschaft.
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DieIntegriertensinddieökonomischenNutznießerundPropagandisten
einesneuenMediums,dieMainstreamer.Siehabeneineinnovative,
experimentelleHaltungundsehenvorallempositiveChancen.
Esistauffällig,dassinderMediengeschichtezunächstimmerdie
Apokalyptikerüberwiegen.JedesneueMediumwirdmitWarnungen
begrüßt,dieeinenVerfallderKulturundeineBeeinträchtigungdes
Geistes,unsererkognitivenFähigkeitenvorhersagen.EinpaarBeispiele:
SchriftundBild.EsbeginntbeimerstenMedienkritikerPlaton,derdas
AufkommenderSchriftnegativbewertethat.SeinArgument:Wennwir
allesaufschreibenkönnen,dannschädigenwirdamitlangfristigunser
Gedächtnis.AuchgegenBilderwarereingestelltundwolltedieMalerin
seinemStaatstrengreglementieren.SeinArgument:Gemäldesindnur
unvollkommeneNachahmungenderNaturundlenkenvondieserab,
vorallem,wennsieauchnochkünstlicheIllusionenerzeugen.
Buch:AuchdasLesenvonBüchern,dasjaheutealswertvollsteForm
derMediennutzunggefeiertwird,wareinmalausverschiedenen
Gründensehrumstritten.DieErfindungdesBuchdruckshabennichtalle
gesellschaftlichenInstitutionenbegrüßt,sonderneswurdevorden
FolgendesLesens,vorallemderLesesuchtgewarnt.DieArgumente
warenfürbeideGeschlechterverschieden:
BeiMännerwurdevordemViellesen(Sachbücher)gewarnt,weil
dadurchdaseigeneDenkenverhindertwird:Mankannsichumseinen
Verstandlesen!DiesesArgumentfindetmanbeivielenAufklärern,
schoninSebastianBrandsNarrenschiff(1494)trittderBüchernarrals
ersterauf.ErsitztineinerabgeschlossenenKlausemiteinerdicken
BrilleundeinemWedel,umseinBüchervordenFliegenzuschützen.
BeiFrauengehtesvorallemumdasLesenvonRomanen.Esführtin
fiktionaleWelten,machtuntauglichfürdieWirklichkeit,lenktvonden
AlltagsaufgabenabundführtzuunmoralischenGedankenund
Wünschen.LesendientnurderZerstreuung,dieheutigenLeseforscher
sprachenvoneskapistischerLesemotivation.AuchdazueinBild,ein
GemäldevonPierreAntoineBaudouin:DieLektüre,1760.Wirsehenein
jungesMädchenetwasaufgelöstimBoudoir,dasauffälligunaufgeräumt
ist.DasBuchistausderHandgeglitten,dasMiederist
heruntergerutscht,unddieHandliegtunterdemRock:Mansieht
deutlich,wasdieLektüreangerichtethat.
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Fernsehen:EswurdevorallembeidenLinkenimUmkreisderkritischen
Theoriekritisiert,z.B.vonGüntherAnders,derzwarnachSelbstaussage
selbstnichtFernsehengeschauthat,aberdasnichtGesehenescharf
kritisiert:DieBilderführenzurAugenzeugenillusion,siegaukeln
Objektivitätvor.DerKonsumentfindetnurFragmentederWirklichkeit
undbüßtdenBlickaufdasGanzeein.DasFernsehendientvorallemder
Zerstreuung,nichtderReflexion.Undschließlichproduziertes
vereinzelteMassen-Eremiten,dievorderGlotzesitzen.
SpäterfolgtenausdenSozialwissenschafteneinigeBüchermit
reißerischenTiteln:Mander(1979)„SchafftdasFernsehenab!“;Maria
Winn(1993):„DieDrogeimWohnzimmer“.GroßeBreitenwirkunghatte
NeilPostman:„WirinformierenunszuTode“.SeinArgument:TV-Bilder
führenzuroberflächlichenRezeption,verhindernrationalesDenkenund
führenzurEntleerungvonInhalten,letztlichzurInfantilisierungder
Gesellschaft.AlleswirdzuShow,erprägtedasWort„Infotainment“.
FernsehenschafftIdioten.
Song:NinaHagen:TV-Glotzer(0:40)
Computer.HeutefülltManfredSpitzerdieSälemitderThese,dassdie
ComputervorallemunsereKinderdumm,dickundgewälttätigmachen
undzurdigitalenDemenzundCyberkrankheitführen.Auchhieristein
gewisserhysterischerTonvorhanden,HerrWedekindsprichtinseinem
Blogvon„SpitzersKrawallthesen“.
Dasmagreichen.Auffälligist,dasseinigeArgumentebeijedemMedium
wiederauftauchen:ManfürchtetAuswirklungenderMedienauf
Wahrnehmung,Denken,EmotionenundimsozialenBereich.Empirisch
standendieseHypothesenmeistaufschwachenFüßen.Oftwirdvon
extremenFällenausgegangen.
IchwerdeheutewederalsApokalyptiker,nochalsIntegrierter
auftreten,sonderneinpaarFaktenpräsentieren.LangfristigeWirkungen
einesMediumslassensichohnehinseriöserstinzeitlichemAbstand
erfassen(Ballstaedt,2004).IchwerdemichzuerstmitVeränderungenin
dersprachlichen,dannindervisuellenKommunikationbefassen,wenn
Zeitdazubleibt,werdenwirnocheinenBlickaufdiepersonale
Kommunikationwerfen.
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SprachlicheKommunikation
NeueSchreibformateundTextsorten.InderOnline-Kommunikation
wirdmehrgeschriebenalsjezuvor:SMS,E-Mails,PostsundTweetsin
sozialeNetzwerken,Blogs,Chats,Forenusw.AllerdingsgehtdieZeitder
privatenhandgeschriebenenBriefevorbei.Seit2007sinktdas
Briefaufkommen,allerdingsnichtsodrastisch,wiemanvielleicht
erwartenkönnte.BeiprivatenBriefennuretwa4%.Eswirdviel
geschrieben,auchvonMenschen,diefrühernichtszuPapiergebracht
hätten.Abereswirdoftandersgeschrieben,vorallemvondenDigital
Natives.UndamneuenSchreibstilentzündetsichwiederKritik.
Schreibstil:SchauenwirunsalsBeispieleinenChatan,erstammtaus
einemlinguistischenKorpuszurSMS-Kommunikation:
https://www.uni-due.de/germanistik/imo/sms-db.php.
ZuerstfälltderlaxeUmgangmitRechtschreibungundGrammatikauf
undmanfindetzahlreichesprachlicheMerkmale,diealleaufein
hastigesSchreibenverweisen:
• unsorgfältigeRechtschreibung
• keineKorrekturvonTippfehlern
• durchgängigeKleinschreibung
• fehlendeInterpunktion
• EllipsenundAnakoluthe
• Apokopen:müd,geh
• Elisionen:ne
• Inflektive:freu,grübel
• Interjektionen:hä,oh
• AbkürzungenundAkronyme:we,lol
DerSchreibstilübernimmtodersimuliertMerkmaledermündlichen
Kommunikation,dieLinguistensprechenvonsekundärerSchriftlichkeit
(Schmitz,2015).
IstdasjetztsprachlicherVerfall?AlsPsychologebinichwenigerander
BewahrungdesSystemsSprache(derLangue)interessiert,alsdaran,
wieMenschenSprachekonkretbenutzenundobsiedamiteffektivund
effizientkommunizierten.Spracheistanpassungsfähigfürverschiedene
kommunikativeSituationen.BeimChatalsgetipptesGesprächmusses
z.B.schnellgehen,deshalbbleibtkeineZeitfürKorrekturenundman
benutztAbkürzungenundverzichtetaufdieHochstelltaste.Beider
KommunikationmitTelegrammenhattesichwegenderWortgebühr
aucheinfunktionalerSchreibstilherausgebildet,derdieGrammatik
vernachlässigte:AnkunftFreitag14:00Uhr.DerNetzjargonistauchein
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bewussteingesetztesStilmittelzurHerstellungvonGruppenidentität,
zurInszenierungvonLässigkeitundzumImpressionManagement.
AberdasistnureineSeite.Esgibtetwa300MillionenBlogsimWeb,
eineArtelektronischeTagebücher,indersehrsorgfältigundrhetorisch
anspruchsvollformuliertwird.AuchderBlogisteinevölligneue
Kommunikationsform,früherbekammanTagebüchermeisterst
posthumzuLesenoderoftauchgarnicht.FürSoziologenwirddas
einmaleineunschätzbareempirischeQuelle!SoferndieBlogserhalten
bleiben,alsoirgendwiearchiviertwerden.
ZukunftderSchreibschrift.EinzweitesThema,dasfürvielWirbelsorgt,
istdieFrage,obesüberhauptnochsinnvollist,Kinderneine
Schreibschriftbeizubringen,dajaohnehinspäterallesmiteinerTastatur
amComputeroderaufeinemTabletbzw.Smartphonegeschrieben
wird.WasdieeinenalsAbwerfenvonkulturellenBallastbezeichnen,ist
fürdieandereneinFrevelaneinerKulturtechnik.
DieSchweizhatbereitseineeinfacheGrundschrifteingeführt,dieeine
VariantederDruckschriftohneLigaturen,d.h.Verbindungender
Buchstabendarstellt.DieIdeedahinter:Wertatsächlichvielmitder
Handschreibt,derwirdLigatureneinführenundseinepersönliche
Handschriftentwickeln.Alleanderenbrauchtmanmitnichtmiteiner
Schreibschriftzubelästigen,auchdieSchönschriftistjaebenfallsbereits
abgeschafft!AuchinFinnlandwirdabHerbst2016nurnocheine
GrundschriftgelehrtundzusätzlichdasTippenaufeinerTastatur.In
DeutschlandhabendieLänderdieKulturhoheit,deshalbistmit
unterschiedlichenRegelungenzurechnen.Hamburghatsichz.B.bereits
fürdieGrundschriftentschieden.
WieschonbeiderRechtschreibreformistesauffällig,dassviele
Hypothesenverkündetwerden,aberdazukaumempirische
Untersuchungenvorliegen.Sowirdz.B.behauptet,dassdieGrundschrift
zulangsamerenSchreibenzwingtunddamitdenGedankenganghemmt.
OderdassdiefeinmotorischenFähigkeitenohneBeherrschungeiner
Schreibschriftverkümmern.Belegtistdasbishernichtüberzeugend.
LesenamBildschirm.AuchdasLesenamBildschirmwurdeanfangs
überauskritischbeurteilt.DaessichumemittierendesLichthandelt,
wurdeeineÜberlastungderAugenvorhergesagt(einArgument,dass
nochausderKritikdesFernsehensbekanntwar).ErsteStudienbelegten
zudem,dassselektivergelesenwird,manüberfliegtdenTextnur
(Scanning).UnddashateinewenigtiefeVerarbeitungzurFolge.Zum
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LernenwurdeTexteamBildschirmalsvölligungeeignetgehalten,weil
keineLesestrategieneingesetztwerden(z.B.Unterstreichen,
Randnotizen).
SchondamalsbestandderVerdacht,dassessichumeinen
Gewohnheitseffekthandelt.WerausderGuttenberg-Galaxiskommt,
derbleibtdemPrint-Mediumtreu.NeuereUntersuchungenscheinen
daszubestätigen.EineLesestudieimForschungsschwerpunkt
„Medienkonvergenz“derUniversitätMainzerbrachtebeimVergleich
vomLesenaufelektronischenLesegerätenundLesenaufPapierein
interessantesErgebnis:DiemeistenProbandenfandendasLesenauf
Papieralsangenehmer,aberDatenzuAugenbewegungen,EEGMessungundVerständnisfragenergabenkeinenUnterschiedzwischen
denbeidenDarreichungsformen.DasLesenamBildschirm(Tablet,EReader)istalsokeinLesenzweiterKlasse,sondernnurungewohnt.
BeimeinenZugfahrtenfälltmirauchauf,wievielealteMenschenmit
einemelektronischenLesegerätlesen:DieVorteileliegenaufderHand:
dasGerätliegtleichterinderHandalseinBuch,dieSchriftgrößelässt
sicheinstellenundauchderKontrastHintergrund-Schriftist
veränderbar.
WiesiehtesmitdemLernenamBildschirmaus?Gegenüberdem
personalenUnterrichtermöglichtdasInternetjanichtnurdasAufrufen
vonTexten,sondernauchvonBildern,AudioundVideo:Mankannsich
VorlesungenanschauenunddarüberinChatsdiskutieren.Die
Lernpsychologiehatgezeigt,dassfürdenLernerfolginersterLiniedie
Aneignungsaktivitäten,dieLernstrategienverantwortlichsind,die
Präsentationsformkanndieseaberfördernoderbehindern.Fürdas
LernenundArbeitenamBildschirmmüssenneueLerntechniken
eingeübtwerden,z.B.intelligentesSuchenundRecherchieren,die
ZusammenstellungvongefundenemMaterial,neueFormendes
ExzerpierensundNotizenmachensusw.DazusindgroßeMonitoren
wichtig,aufdenenmanmehrereProgrammeundDokumente
gleichzeitiggeöffnethaltenkann.
VisuelleKommunikation
DasInternetwurdezunächstjazumAustauschalphanumerischerDaten
erfunden,istaberinzwischenzueinemvisuellenMediumgeworden,
dasdervisuellenKommunikationmitallenFormenvonBildern
Vorschubgeleistethat.
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DigitaleFotografie:DieKleinbildkamerahat1924einenBoomanFotos
ausgelöst,aberdaswarnochnichtsgegendievielenDigitalfotos,die
derzeitimWebhochgeladenundverschicktwerden.Esgibtunzählige
PlattformenzumAustauschvonFotos(MMS,WhatsApp,Dropbox,
Flickr,Instagram,Snapchat).AktuelleSchätzungengehenvonetwa2
MilliardenFotosproTagaus.AlleininInstagramwerdenproSekunde
über700Fotoshochgeladen(Datenvon
http://www.internetlivestats.com).DievisuelleKommunikationhat
enormzugenommen:Anderenetwaszeigen,wasmangesehenhat,sie
aneinerReiseteilnehmenlassenusw.
EineneueKommunikationsformistdasSelfie.Selbstportraitssindja
nichtsNeues,abernochniewarensiesoeinfachrealisierbarwiemit
einemSmartphone.VergleichtmanabereinSelbstportrait-hierdes
ExpressionistenSchmidt-Rottluff-miteinemSelfie,sofälltein
gravierenderUnterschiedauf:Schmidt-Rottlufferkundetinseinen
SelbstbildnissenseineneigenenGemütszustand,siesindkritische
Selbstbefragungen.SchautmansichSelfiesan,sofällteinestark
narzisstischebisexhibitionistischeKomponenteauf,manvergewissert
sichseineräußerlichenVorzüge,umsieanderendannüberdasNetzzu
präsentieren.SelfiesgehörenvorallembeiJugendlichenunddarunter
vorallembeiMädchenzumImpressionManagement:Manzeigtsich,
wiemangesehenwerdenwill.
Skype.DieVideo-TelefoniefindenselbsteingefleischteComputer-und
Webverächtertoll,wennsiemitihrenKindernoderEnkelnüberSkype
visuellenKontaktzuhalten.Aktuelllaufenetwa2.000Skype-Callspro
Sekunde!
Videos.AufYoutubewerdenproSekunde121.000Videosangeschaut!
Dasneueisthier,dassjedereineFilmchenaufnehmen,schneidenund
onlinestellenkann.NatürlichwirdhiervielvisuellerMüllproduziert,
aberesgibtauchunzähligekreativeundpraktischeBeiträge.Mein
Beispiel:VoreinigenMonatenhabeicheinenTintenfischgekauft,der
nochnichtausgenommenwar.DaichkeineAhnunghatte,wieich
vorgehensollte,habeichaufYoutubegesuchtundsofortein
Anleitungsvideogefunden.
Smileys,Emoticons,Emojis.EbenfallseinTrend,derargwöhnisch
beobachtetwird,istdieAnreicherungderSprachedurchvisuelle
Komponenten:
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Smileysgibtesseit1963alsgrafischeDarstellungeines
Gesichtsausdruck,diederamerikanischeWerbegrafikerHerveyBall
erfundenhat.
EmoticonsbestehenursprünglichausSchriftzeichen(Klammern,
Kommata,Bindestricheusw.).SiehatderamerikanischeInformatiker
ScottFahlman1982alsSchriftergänzungerfunden,vorallemum
ironischegemeinteAussagenzukennzeichnen;-).Siesindeine
KompensationfürdienonverbaleKommunikation.
Emojis(japanisch=Bildzeichen)sinddieErfindungdesJapaners
ShigetakaKurita1998/99beimMobilfunkanbieterDoCoMo.Emojis
umfassennichtnurEmotionen,sonderneineganzeReiheverschiedener
Kategorien:Pflanzen,Tiere,Essen,Verkehr,Gestenusw.Sieerlauben
KommunikationüberverschiedeneThemen,nichtnurüber
Gefühlslagen.DiejapanischenEmojissindteilweiseinspiriertvonder
ÄsthetikderMangas.
MitdenEmojisverbindetsichdieIdeeeinerglobaleninterkulturellen
Kommunikation.ImInternetgibteseineEmojipedia.org,dortsindalle
EmojisinihrenBedeutungenundgrafischenUmsetzungenverzeichnet.
2015hatdasOxforderWörterbucherstmalseinEmoji(Freudentränen)
zum„Wort“desJahresgewählt,weilesinGroßbritannienam
häufigstenbenutztwird:😂DieWahlistfüreinrenommiertes
Wörterbuchbefremdlich,denneinEmojiistebenkeinWort,sondern
einBildzeichen.DasistehereinPR-Gag,derzeigensoll,wiemodern,
jugendlichundcoolderVerlagist.
VieleEmojissindmehrdeutig,dasistfürvisuelleZeichennichts
Ungewöhnliches,esgibtimmerkulturspezifischeBedeutungen(z.B.
HinweiszeichenanAutobahnen:MesserundGabelgekreuztfür
Raststätte).
Bewertungen.DieVerwendungvonderartigenvisuellenZeichenwird
wiedersehrunterschiedlichbewertet,auchfindensichApokalyptiker
undIntegrierte:
1.EmojissindeineRegressionzudenUrsprüngenderSchrift,dieeinmal
alsBilderschrift(Piktogramme+Ideogramme)gestartetist.
2.EmojissindeinweiteresIndizfürdenNiedergangderSpracheund
hinzueinerbildlichdominiertenKultur.Emojisersetzenkomplexe
Formulierungen.DieSpracheermöglichteinendeutlich
differenzierterenAusdruckvonEmotionen.EineBedrohungder
sprachlichenAusdrucksfähigkeitdurchEmojisistzubefürchten,vor
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allembeiderjungenGeneration,beiderohnehinbereitssprachliche
Defizitediagnostiziertwerden.
UnddieIntegrierten:
1.EmojissindeineKompensationfürparalinguistischeZeichender
gesprochenenSprache.SietransportierendieStimmung,damanja
MimikundStimmenichtwahrnehmenkann.Siebildeneinezusätzlich
EbenederKommunikationundkompensiereneineSchwächeder
schriftlichenKommunikation.
2.EmojishabenetwaskindlichVerspieltesansich,siesindeinevisuelle
WürzederSchriftsprache.EsmachtSpaß,mitdenMehrdeutigkeitzu
spielen.JedeGenerationerfindetihreKommunikationsformen,dieder
funktionalenKommunikationdienen:Hauptsachemanverstehtsich,
egalmitwelchemZeichensystem!
3.Emojissindschreibtechnischökonomischundunterstützendie
BequemlichkeitbeimSchreiben:StattvieleBuchstabeneinzutippen,
reichteinEmoji(ein❤statt„ichliebedich.“).
WebsitealsText-Bild-GefügeisteinevölligneueKommunikationsform,
mitdersichInstitutionen,FirmenundPrivatpersonenpräsentieren.Es
gibtdenBerufdesWebdesigners,dersichmitWebtypografie,
Bildgestaltung,Navigation,Interaktionusw.beschäftigt.Die
KommunikationsformWebsitegibteserstseit1993!Damalswurdevon
TimBerners-LeeamCERNdieersteWebsitefreigeschaltet,diedas
WWW-Projektvorstellte.Heutegehtmanvonetwa900Millionen
Websitesaus!Esistwahrscheinlichnichtübertrieben,wennmandie
WebsitenachdemBuchalsbedeutendsteKommunikationsform
einstuft.AndersalsdasBuchsindWebsitesaberkeinestatischen
Objekte,siesinddynamischundverändernsich.Undsiegehenverloren,
wennnichtwenigstensMomentaufnahmenarchiviertwerden.Dazugibt
eseinigeInitiativen,z.B.dieWaybackmachine:http://archive.org/web/.
PersonaleKommunikation
DieFrage,obdasInternetauchunsereFace-to-face-Kommunikation
undmenschlichenBeziehungenbeeinflusst,isteinspannendesThema,
mitdemsichauchSozialpsychologenempirischundtheoretisch
beschäftigthaben.ManmussdabeigrobzweiGruppenunterscheiden:
DigitalImmigrants:WerbereitsmiteinersolidenIdentitätindie
NutzungdesWebseintritt,derkannmeistauchdieneuen
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MöglichkeiteninseinKommunikationsverhaltenintegrieren.Dazuzähle
ichmeineAdressatenhierindiesemRaum.
DigitalNatives.InteressantistdieFragevorallemfürdiejenigen,die
ihrepersonalenBeziehungenundihreIdentitätmitdemSmartphone
undsozialenMedienentwickelnmüssen.HierstellensichFragenwie:
• NimmtdiemedienfreieKommunikationab?
• MotivierenFlatrateszuexzessiverundbanalerKommunikation?
• WiewirktsichdiepermanenteKontrollierbarkeitüberdas
SmartphoneaufdieBeziehungenaus?
• WiewirkensichProfileundAvatareimWebaufdieBildungvon
Identitätenaus?
EsgibtdazudreiinteressanteBücher:EinesvonNicolaDöring(2003)ist
zwarschonetwasälter,aberstelltdierichtigenFragenundgibt
empirischfundierteAntworten.DasanderevonCatarinaKatzer(2016)
istbrandneuundichleseesgerade.Hochinteressant,aberteilweise
schwieriggeschriebendasBuchdesSoziologenChristianPapstüber
„InternetundGesellschaft“.ÜberdieSozialpsychologiedesInternet
kannichjadennächstenVortraghalten.
Literatur
Albert,Georg(2015).SemiotikundSyntaxvonEmoticons.Zweitschriftfürangewandte
Linguistik,62(1),S.3-22.
Ballstaedt,Steffen-Peter(2004).KognitionundWahrnehmunginderInformations-
undWissensgesellschaft.KonsequenzengesellschaftlicherVeränderungenfürdie
Psyche.InHans-DieterKübler&ElmarElling(Hg.),Wissensgesellschaft.NeueMedien
undihreKonsequenzen.Bonn:BundeszentralefürpolitischeBildung.OnlinealsPDFDatei:www.bpb.de/files/HA65KC.pdf
Döring,Nicola(2003).SozialpsychologiedesInternet.DieBedeutungdesInterbetfür
Kommunikationsprozesse,Identitäten,sozialeBeziehungenundGruppen.Göttingen:
Hogrefe
Eco,Umberto(1994).ApokalyptikerundIntegrierte.ZurkritischenKritikder
Massenkultur.Fischer-Verlag
Katzer,Catarina(2016).Cyberpsychologie.LebenimNetz:WirdasInternetuns
ver@ndert.München:dtv
Krotz,Friedrich(2007).Mediatisierung:FallstudienzumWandelderKommunikation.
Wiesbaden:VerlagfürSozialwissenschaften
Schmitz,Ulrich(2004).SpracheinmodernenMedien.EinführunginTatsachenund
Theorien,ThemenundThesen.Berlin:ErichSchmidt
Schmitz,Ulrich(2015).EinführungindieMedienlinguistik.Darmstadt:WGB
Papsdorf,Christian(2013).InternetundGesellschaft.WiedasNetzunsere
Kommunikationverändert.FrankfurtamMain:Campus