2. aufführungsabend - Staatskapelle Dresden

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2. aufführungsabend - Staatskapelle Dresden
2. AUFFÜHRUNGSABEND
S AI SO N 2014
2 015
D I E N S TAG 10 . 3.15 2 0 U H R
I SEMPEROPER DRESDEN
2. AUFFÜHRUNGSABEND
Hermann Bäumer
Dirigent
Wolfram Große
Klarinette
Andreas Schreiber
Viola
Engelbert Humperdinck
(18 5 4 -19 21)
Vorspiel zur Märchenoper
»Dornröschen« EHWV 121
Max Bruch (18 3 8 -19 2 0)
Konzert für Klarinette, Viola und
Orchester e-Moll op. 88
1. Andante con moto
2. A llegro moderato
3. A llegro molto
PAU S E
Darius Milhaud (18 9 2 -19 74)
»Le bœuf sur le toit«
(»Der Ochse auf dem Dach«),
Ballettmusik op. 58
Maurice Ravel (18 7 5 -19 37 )
»Ma mère l’oye«
(»Mutter Gans«),
Suite für Orchester
1. Pavane de la Belle au bois dormant
(Dornröschens Pavane)
2. Petit Poucet
(Kleiner Däumling)
3. L aideronnette, Impératrice
des Pagodes
(Laideronnette, Kaiserin der
Pagoden)
4. Les entretiens de la Belle et
de la Bête
(Die Schöne und das Biest)
5. Le jardin féerique
(Der Feengarten)
ZUM PROGRAMM
ENGELBERT HUMPERDINCK
Vorspiel zur Märchenoper »Dornröschen« EHWV 121
Wie bei kaum einem anderen Komponisten wurde das Schaffen Engelbert Humperdincks in der öffentlichen Wahrnehmung auf ein einziges Werk, seine Märchenoper »Hänsel und Gretel«, konzentriert, die ihm Ende des 19. Jahrhunderts
den Durchbruch brachte. Weniger bekannt hingegen ist die Oper »Dornröschen«,
die nach einer Vorlage des französischen Literaten Charles Perrault 1901 entstand und am 12. November 1902 im Frankfurter Opernhaus uraufgeführt wurde. Das Stück handelt vom Fluch der bösen Fee Dämonia, die die schöne Prinzessin in einen hundertjährigen Schlaf versetzt, aus dem sie nur ein keuscher Ritter
erlösen kann. In der Tat verliebt sich der Königssohn Reinhold unsterblich in das
Porträt von Röschen, er muss einige Prüfungen bestehen und sich als standhaft
gegen alle Verführungen erweisen, ehe er die Schlafende wach küssen und als
Braut gewinnen kann. Die Oper beginnt mit einem stimmungsvollen Vorspiel,
das durch seine tonmalerische, feine Melodik besticht. In tief romantisches
Licht getaucht, erklingen zur Eröffnung drei schwebende Bläserakkorde und ein
lyrisches Hornsolo, gefolgt vom Einsatz der Streicher, die in ausladenden Melodiebögen das Anfangsthema immer komplexer werden lassen. Nach einem drängenden Aufbäumen des ganzen Orchesters endet das Vorspiel mit Bläserklängen
ganz in der Manier des Anfangs.
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen,
Tuba, Harfe, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 7 Minuten
MAX BRUCH
Konzert für Klarinette, Viola und Orchester e-Moll op. 88
Das dreisätzige Konzert op. 88, das Max Bruch seinem ältesten Sohn, dem Klarinettisten Max Felix Bruch, widmete, erlebte am 5. März 1912 unter Mitwirkung
des Geigers Willy Hess in Wilhelmshaven mit einer dort ansässigen Militärkapelle seine Uraufführung. Vermutlich beeinflusste das eher ungewöhnliche
Konzertpublikum »aus Admirälen und Seekapitänen« auch den Eindruck des
Rezensenten der »Allgemeinen Musikzeitung« aus Berlin; während die eher unkonventionelle Wahl der Soloinstrumente seine Zustimmung fand, konnte er sich
mit dem Gesamtergebnis nicht so recht arrangieren: »Die Novität des Abends
war Max Bruchs Konzert für Klarinette und Bratsche … Die Zusammenstellung
der beiden Instrumente ist eine nicht unglückliche, in den tiefen Lagen haben sie
beide etwas Gleichklingendes«, urteilte er, um dennoch festzuhalten: »Das Werk
ist harmlos, unaufregend, zu vornehm in der Zurückhaltung, es wirkt unorigi-
nell und zeigt keine Meisterzüge.« Gerade mit dem Hinweis auf eine gewisse
Unaufgeregt- und Vornehmheit der Musik aber machte der Kritiker – unbeabsichtigt – auf die besonderen Qualitäten des Konzertes aufmerksam: die einfache,
durchhörbare Harmonik, das für Bruch so typische Dahinströmen der kantablen
Linien, die Ausgewogenheit des instrumentalen Zusammenspiels. Aspekte, die
das Stück zu einem reizvollen Alterswerk machen, in dem die klangliche Schattierung, der dunkel schimmernde Glanz des Solistenduos von faszinierender Wirkung ist. Eingearbeitet in die Partitur sind Anklänge an die Volksmusik, in der
Bruch zeitlebens eine beständige Inspirationsquelle fand, sowie Andeutungen an
frühere Kompositionen: Im klagenden Andante, dem Anfangssatz, verarbeitete
Bruch eine schwedische Volksweise, im Folgesatz griff er auf ein Thema aus seiner 1906 komponierten Nordland-Suite zurück. Insbesondere die ersten beiden
Sätze entfalten eine Wärme spendende Energie, die sich im abschließenden Allegro in Beschwingtheit und Virtuosität verwandelt.
Besetzung: Solo-Klarinette, Solo-Viola, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten,
2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher // Dauer: ca. 19 Minuten
DARIUS MILHAUD
»Le bœuf sur le toit«, Ballettmusik op. 58
Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Südamerika verfasste Darius Milhaud
1919 sein bekanntes Orchester-Rondo als virtuoses Potpourri lateinamerikani­
scher Volksweisen. Unmittelbar vorher war er nach Paris zurückgekehrt und
zu einem der Wortführer der gerade im Entstehen begriffenen »Groupe des
Six« erklärt worden, einer Künstlergruppierung, der u.a. auch Honegger und
Poulenc angehörten. »Noch immer«, bekannte Milhaud, »verfolgten mich die
Erinnerungen an Brasilien, und so unterhielt ich mich damit, ein paar populäre
Melodien – Tangos, Maxxixes, Sambas und sogar einen portugiesischen Fado –
zusammenzuschreiben; zwischen jede fügte ich ein rondoartiges Thema ein«,
erläuterte er. Benannt wurde das Werk denn auch nach dem brasilianischen Lied
»O boi no telhado« (»Der Ochse auf dem Dach«). Ursprünglich sollte das Stück
als »Cinèma-Fantaisie« für einen Stummfilm von Charlie Chaplin dienen. Der
befreundete Schriftsteller Jean Cocteau überredete den Komponisten jedoch, die
Musik zu einer Tanzpantomime zu verwenden, deren Szenario er für Milhaud
anfertigte. Unter dem neuen Untertitel »The Do-Nothing-Bar« (»Die Tu-NichtsBar«), der auch heute noch in der Literatur zu finden ist, breitet die Komposition
all die bekannten Melodien aus, die Milhaud so gefangen genommen hatten.
Formal als Rondo angelegt, dessen Refrain 15 Mal wiederkehrt, ist die Musik
leicht fassbar und baut bewusst keinen dramatischen Handlungsbogen auf. Das
Szenario spielt in einer amerikanischen Bar, in der sich während der Prohibition
unter einem bunt zusammengewürfelten Publikum (ein Boxer, ein Barmixer, eine
rothaarige Frau etc.) bizarre Begebenheiten mit surrealistischem Anstrich ereig­
nen: In der Bar wird getanzt, die Gesichter aller sind mit übergroßen Masken
verdeckt. Plötzlich kommt ein Polizist herein, umgehend verwandelt sich der Ort
in eine harmlose Milchbar. Der Polizist aber lässt sich nicht täuschen und setzt
seine Suche fort, bis er von einem riesigen Ventilator enthauptet wird. Sofort tanzt
die rothaarige Frau mit seinem Kopf einen an Salome erinnernden Tanz, die Gäs­
te gehen hinaus. Schließlich erweckt der Barmixer den Polizisten wieder zum
Leben, setzt ihm den Kopf auf und überreicht ihm die Rechnung des Abends.
Die Uraufführung fand am 21. Februar 1920 in der Pariser Comédie im Théâtre
des Champs-Elysées statt. Milhaud selbst, der sich nur widerwillig zu dieser
anderen Verwendung des Stückes hatte überreden lassen, stand nach drei ausverkauften Vorstellungen als Musikclown da, der nach eigener Aussage Komödien
hasste. Das sollte dem Erfolg seiner Musik aber keinen Abbruch tun: Schon bald
erhielten Bars in Paris, New York und Brüssel den Namen »Le bœuf sur le toit«.
Besetzung: 2 Flöten (2. auch Piccolo), Oboe, 2 Klarinetten, Fagott, 2 Hörner, 2 Trompeten,
Posaune, Schlagzeug, Streicher // Dauer: ca. 15 Minuten
MAURICE RAVEL
»Ma mère l’oye«, Suite für Orchester
Die meisten der bedeutenden Orchesterwerke von Maurice Ravel sind vorrangig
szenisch konzipiert oder Teil eines Gattungsgeflechts, in dem Klavierzyklus, Orchesterstück und Ballettversion miteinander verbunden sind. Zu letztgenanntem
zählt auch das 1911 in Paris ausgearbeitete Werk »Ma mère l’oye« (»Mutter Gans«).
Zunächst 1908 als Suite für Klavier zu vier Händen für die Kinder Mimie und Jean
seines Freundes Cyprian Godebski komponiert und ihnen auch gewidmet, fertigte
Ravel drei Jahre später aus diesen »Cinq pièces enfantines« eine Orchesterfassung
an und erweiterte sie zudem zu einer siebenteiligen Ballettmusik. Die Stücke nehmen Bezug auf verschiedene Märchensammlungen, u.a. auf die »Contes de ma
mère l’oye« (»Geschichten von Mutter Gans«) von Charles Perrault – jenem Schriftsteller, an dem sich schon Humperdinck in seiner Oper »Dornröschen« orientiert
hatte. Ebenso beginnt auch Ravels Suite mit einer Adaption des DornröschenMärchens. Der erste Satz leitet über zu einer Reihe von Traumerzählungen. »Petit
Poucet« variiert das Märchen von Hänsel und Gretel: Der kleine Däumling ist mit
seinen Brüdern losgezogen, um den Wald zu erkunden. Damit er den Weg zurück
findet, hat er Körner auf den Weg gestreut, die ihn wieder zurückleiten sollen.
Doch die Vögel haben alle Sämlinge aufgepickt ... In der Geschichte von Laideronnette wird geschildert, wie die verzauberte Königstochter als missgestaltete Kaiserin im Land der Pagoden ein Volk von Miniaturen aus Porzellan regiert. Der nächste Traum orientiert sich an der Geschichte von der Schönen und dem Ungeheuer,
bis in der letzten Erzählung der Prinz das schlafende Dornröschen erlöst und sich
der Wald anschließend in einen Märchengarten verwandelt.
Besetzung: Piccolo (auch 2. Flöte), Flöte, Oboe, Englischhorn (auch 2. Oboe), 2 Klarinetten,
Fagott, Kontrafagott (auch 2. Fagott), 2 Hörner, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Celesta,
Streicher // Dauer: ca. 18 Minuten
CH R I S T I A N E S CH U B ER T
DIRIGENT
Hermann Bäumer
ist seit 2011 Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz und Generalmusikdirektor des dortigen Staatstheaters. Zuvor war der gebürtige Bielefelder
mit großem Erfolg sieben Jahre lang GMD der Stadt Osnabrück. Der hervorragende
Ruf, den ihm seine dirigentische Arbeit eingebracht hat, spiegelt sich nicht nur im
Publikumszuspruch und im Lob der Fachpresse, sondern auch in einer Vielzahl von
Gastdirigaten im In- und Ausland. Die aktuelle Saison verzeichnet seine Debüts u.a.
bei den Stuttgarter Philharmonikern, bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, an der Norske Opera in Oslo – und bei der Sächsischen Staatskapelle.
Immer wieder sorgt er mit seinem Gespür für selten gespielte Werke für Aufsehen,
Ur- und Erstaufführungen sowie die Auseinandersetzung mit musikalischen Rari­
täten runden sein künstlerisches Wirken ab. Mit dem Osnabrücker Symphonieorchester erhielt er 2009 den ECHO-Klassik-Preis in der Sparte »Symphonische
Einspielung des 20. Jahrhunderts« für den ersten Teil der Kompletteinspielung der
Symphonien von Josef Bohuslav Foerster. Geschätzt wird Hermann Bäumer, der
früher als Posaunist Mitglied der Berliner Philharmoniker war, auch für sein Engagement in der Nachwuchsförderung – ein Engagement, das sich in der Zusammenarbeit mit zahlreichen Jugendorchestern äußert.
SOLISTEN
Wolfram Große Klarinette
absolvierte seine künstlerische Ausbildung in
Berlin an der Spezialschule für Musik und der
Hochschule für Musik Hanns Eisler. Seit 1999 ist er
als Soloklarinettist der Sächsischen Staatskapelle
verbunden, zuvor war der gebürtige Weimarer
stellvertretender Soloklarinettist im Berliner Sinfo­
nie-Orchester und Soloklarinettist an der Oper
Frankfurt. Über seine Kapell-Position hinaus spielt
er seit 2000 als Soloklarinettist im Bayreuther
Festspielorchester. Neben seiner Tätigkeit als Orchestermusiker ist er Mitglied im Bläserquintett
der Staatskapelle Dresden. Wolfram Große ging als
Preisträger aus mehreren Wettbewerben hervor,
u.a. aus den angesehenen Wettbewerben in Markneukirchen und Colmar sowie
aus dem ARD-Musikwettbewerb in München. 2002 wurde ihm der Fritz-BuschPreis der Stiftung zur Förderung der Semperoper verliehen.
Andreas Schreiber Viola
wurde in Elbingerode im Harz geboren und erhielt
zunächst Unterricht an der Musikschule in Werni­
gerode, später ließ er ein Studium in den Fächern
Viola und Kammermusik an der Musikhochschule
in Leipzig folgen. 1984 trat er seine erste Stelle im
Philharmonischen Orchester der Städtischen Bühnen Erfurt an, ehe er 1985 nach Dresden zur Sächsischen Staatskapelle wechselte, in der er seit 1996
die Position des stellvertretenden Solo-Bratschisten
bekleidet. Andreas Schreiber ist Gründungsmitglied des Dresdner Streichquartetts, mit dem er in
den nationalen und internationalen Musikzentren
gastiert. Seit 1992 hat er das Amt des Schatzmeis­
ters der Witwen- und Waisenkasse der Sächsischen Staatskapelle inne und gehörte von 2002 bis 2013 dem Orchestervorstand an. 1985 erhielt er einen Sonderpreis beim Internationalen Instrumentalwettbewerb in Markneukirchen.
VORSCHAU
5. Kammerabend
M I T T WO C H 2 5 . 3.15 2 0 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
Kammermusikaustausch mit dem
Gewandhausorchester Leipzig
Kammermusik der Sächsischen
Staatskapelle Dresden
Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden
Verantwortlich:
Friedwart Christian Dittmann,
Ulrike Scobel und Christoph Bechstein
Ausführende
Edgar Heßke Klarinette
Andreas Seidel Violine
Karl Heinrich Niebuhr Violine
Ivan Bezpalov Viola
Axel von Huene Violoncello
IMPRESSUM
Carl Maria von Weber
Klarinettenquintett B-Dur op. 34
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett G-Dur KV 387
Klarinettenquintett A-Dur KV 581
R E DA K T I O N
Sächsische Staatskapelle Dresden
Chefdirigent Christian Thielemann
Spielzeit 2014 | 2015
H E R AU S G E B E R
Sächsische Staatstheater –
Semperoper Dresden
© März 2015
Dr. Torsten Blaich, Clara-Michal Steinau
B I L D N AC H W E I S
Felix Broede (Hermann Bäumer);
Matthias Creutziger (Wolfram Große,
Andreas Schreiber)
TEXT
Der Einführungstext von Christiane Schubert
ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.
8. Symphoniekonzert
G E S TA LT U N G U N D S AT Z
PALMSONNTAGSKONZERT
schech.net
Strategie. Kommunikation. Design.
S O N N TAG 2 9. 3.15 2 0 U H R
M O N TAG 3 0 . 3.15 2 0 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
Reinhard Goebel Dirigent
Sibylla Rubens Sopran
Anke Vondung Alt
Daniel Johannsen Tenor
Georg Zeppenfeld Bass
Dresdner Kammerchor
Wolfgang Amadeus Mozart
Ode auf St. Caecilia von
Georg Friedrich Händel KV 592
Johann Sebastian Bach
Missa h-Moll BWV 2321 (Urfassung)
DRUCK
Union Druckerei Dresden GmbH
Private Bild- und Tonaufnahmen
sind aus urheberrechtlichen Gründen
nicht gestattet.
W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E