2014 infokanal 2 - DWA-Landesverband Baden
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2014 infokanal 2 - DWA-Landesverband Baden
Während es bei den Fachkräften für Abwassertechnik in den letzten Jahren immer weniger Azubis gibt, wächst die Zahl der Anwärter für die Prüfung zum Abwassermeister. Vor diesem Hintergrund haben der DWA-Landesverband und die Kerschensteinerschule eine gemeinsame Initiative gestartet. In der Abwasserwirtschaft zeichnet sich beim Fachpersonal seit geraumer Zeit eine gegenläufige Entwicklung ab: Bei den Fachkräften für Abwassertechnik sind einerseits die Zahlen der Azubis rückläufig. Nach Aussage von Martin Plepla, Fachlehrer an der Kerschensteinerschule Stuttgart, finden sich immer weniger Bewerber/ -innen für die zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze; am Stuttgarter Schulstandort sei die Zahl der Azubis im ersten Lehrjahr nachhaltig zurückgegangen (2011: 48 / 2012: 33 / 2013: 32 / 2014: 33). Im Gegensatz dazu berichtet Plepla von einem Überhang bei den Anwärtern/-innen für die Prüfung zum Abwassermeister: Für den Vorbereitungskurs gebe es deutlich mehr Bewerbungen als verfügbare Plätze. Vor diesem Hintergrund haben der DWA-Landesverband und die Kerschensteinerschule im Rahmen ihrer Bemühungen um die Nachwuchsförderung eine gemeinsame Initiative gestartet. In einem ersten Schritt soll mit einer Umfrage der Bedarf an Personal in den Kläranlagen im Land ermittelt werden. (Bitte beachten Sie hierzu den beiliegenden Fragebogen!) Anforderungen an das Personal sind gestiegen Im Bemühen um nachhaltigen Gewässerschutz seien, darauf verweist Martin Plepla, die Anforderungen an die Reinigungsleistung der Kläranlagen – und damit auch an das Betriebspersonal – in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Beispielsweise stünden seit der Energiewende 2011 die Kläranlagen als die größten kommunalen Verbraucher zunehmend im Fokus des Bemühens Gemeinsame Aktionen und Aktivitäten ergänzen die Ausbildung zu einem vielseitigen Beruf. um möglichst energieeffizienten Betrieb (s. aktuelle Änderung in der Abwasserverordnung). Energieeffiziente Technologien und andere Maßnahmen – wie die Klärschlammverwertung oder die Elimination von Spurenstoffen aus dem Abwasser mittels 4. Reinigungsstufe – seien dem gestiegenen Umweltschutz in der Abwasserwirtschaft geschuldet, müssten sich zudem aber auch wirtschaftlich darstellen lassen. Wie Plepla betont, werde durch diese Entwicklung in wachsendem Maß zusätzliche Kompetenz und Know-how auf Seiten des Betriebspersonals gefordert. Anspruchsvoller Beruf mit Imageproblem Die mit dem Ausbildungsberuf zur Fachkraft für Abwassertechnik verbundenen Aufgaben sind ebenso vielseitig wie anspruchsvoll und erfordern zunehmende Spezialisierung. „Die Fachleute in den Kläranlagen machen als Umweltfachkräfte einen wichtigen und abwechslungsreichen Job und übernehmen Tag für Tag Verantwortung für den Gewässerschutz“, bringt es André Hildebrand, Geschäftsführer des DWA-Landesverbandes, auf den Punkt. Nach den Erfahrungen an der Kerschensteinerschule wie auch im DWALandesverband hinkt das Image des Berufsbildes den damit verbundenen Anforderungen bislang aber noch weit hinterher; entsprechend verhaltenen Anklang findet das Ausbildungsangebot bei den Schulabsolvent/-innen. „Sauberes Wasser – ein tolles Produkt!“ Boris Diehm, zuständig für die Abwasserreinigung im Hauptklärwerk Stgt.-Mühlhausen der Stadtentwässerung Stuttgart und Mitglied im DWA-Beirat, sieht es als wichtige Aufgabe des Landesverbandes an, sich um Nachwuchskräfte zu bemühen und diese aktiv auf Info-Kanälen zu bewerben, über die junge Erwachsene auch erreicht werden könnten (z. B. über Radio-Spots oder soziale Netzwerke). Vermittelt werden müsse, dass es sich um einen Beruf handle, der auch im Hinblick auf die Work-Life-Balance attraktiv sei. Boris Diehm: „Vor allem aber geht es um ein tolles Produkt, nämlich um sauberes Wasser.“ Kommunale Entscheidungsträger ins Boot holen Diehm verweist auf die zunehmende Zahl an Stellenausschreibungen in den Fachmedien, die den dramatisch steigenden Bedarf an Fachleuten – nicht nur in den Reihen der Ingenieure, sondern auch bei den Abwassertechnikern – erkennen lassen. Einigkeit über die Notwendigkeit eines nachdrücklichen und konsequenten Engagements für den Nachwuchs besteht vor diesem Hintergrund bei allen Beteiligten der Förderinitiative für den Ausbildungsberuf in der Abwassertechnik. So zielt die Initiative ab auf eine enge und gut vernetzte Zusammenarbeit zwischen der Berufsschule, dem Regierungspräsidium als zuständiger Stelle, dem DWA-Landesverband und den Ausbildungsbetrieben, die u. a. von der besonderen Unterstützung bei der Förderung von Bewerber/-innen mit Defiziten profitieren sollen. Ziel müsse es, so Boris Diehm, sein, die kommunalen Entscheidungsträger möglichst flächendeckend zu erreichen: „Wir müssen vor allem die Kommunen ins Boot holen, die derzeit nicht ausbilden, auch die kleinen – und auch, wenn es für sie zeitlichen und finanziellen Zusatzaufwand bedeutet! Nur wenn wir die Entscheidungsträger in den Kläranlagen überzeugen, können wir auf Dauer den gewünschten Nachwuchs gewinnen.“ Umfrage als Basis für sinnvolle Weichenstellung André Hildebrand hofft auf rege Beteiligung an der Umfrage: „Für uns ist es wichtig, dass uns die Kläranlagen im Land rückmelden, wie der Bedarf an Ausbildungsstellen und die Resonanzen für den Vorbereitungskurs zum/zur geprüften Abwassermeister(-in) sind. Nur so können wir gemeinsam den Bedarf auf längere Sicht ermitteln und mit sinnvollen Weichenstellungen steuern. Schließlich geht es bei dieser gesellschaftlich und ökologisch relevanten Thematik um nichts Geringeres als um nachhaltigen Gewässerschutz!“ infokanal INFORMATION FÜR MITGLIEDER DES DWA-LANDESVERBANDES BADEN-WÜRTTEMBERG Kurz notiert 22.08.2014 – Das Umweltministerium veröffentlicht Studien zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlämmen: „Machbarkeitsstudie zur großtechnischen Phosphorrückgewinnung in der Kläranlage Göppingen“ und „Interkommunales Projekt zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlammaschen in Baden-Württemberg“. 05.09.2014 – Die geänderte Abwasserverordnung wird im Bundesgesetzblatt veröffentlicht – Zielsetzung: eine energieeffiziente Betriebsweise soll angestrebt werden. 01.10.2014 – Eine Erhebung über Spurenstoffe in baden-württembergischen Fließgewässern legen das Umweltministerium und die LUBW vor: „Spurenstoffinventar der Fließgewässer in BW“. 16. und 17.10.2014 – Die Arbeitsgruppe BIZ-1.1 Kläranlagen-Nachbarschaften und der Fachausschuss BIZ 1 Nachbarschaften tagen in der Geschäftsstelle des DWA-Landesverbandes. In der Sitzung der Arbeitsgruppe wurde der langjährige Sprecher Gerhard Spatzierer (Foto rechts: Mitte) verabschiedet. Seine Nachfolge übernimmt Gert Schwentner, Leiter der Kläranlagen-Nachbarschaften in BadenWürttemberg (rechts im Bild). 01.11.2014 – Der Landesverband veröffentlicht das Software-Tool und den IQK-Ordner zum Arbeitsblatt DWA-A 704 zur Dokumentation der internen Qualitätskontrolle in der Betriebsanalytik. Bild rechts: Drei Sprechergenerationen – Manfred Fischer (links), Vorgänger von Gerhard Spatzierer (Mitte), dem jetzt Gert Schwentner nachfolgt Technisches Sicherheitsmanagement Die Stadtentwässerung Stuttgart hat sich erneut der Prüfung zum Technischen Sicherheitsmanagement (TSM) unterzogen und erhielt auf der DWA-Bundestagung am 29.09.2014 in BadenBaden hierfür die offizielle Bestätigung. Foto: Gerhard Weber Fotos: SES-Eigenbetrieb Stadtentwässerung Stuttgart Nachwuchsförderung: Berufsperspektiven entscheidend für den Gewässerschutz DWA kooperiert mit der Kerschensteinerschule Bitte b eachte n Sie Frageb den ogen, d er dies infokan em al beilie gt, zur mittlun Erg des la ndeswe Bedarfs iten an Fac hperso für die nal Abwass ertechn ik! Im Bild: DWA-Präsident Otto Schaaf (links) mit Wolfgang Schanz (Mitte) und Hartmut Klein von der Stadt Stuttgart Wir gratulieren Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder 85 Jahre: Erich Plate; Erich Schurr; 80 Jahre: Dieter Benk; Heinrich Stockgreve; 75 Jahre: Dietrich Zimmermann; Valentin Schnitzer; Paul Georg Brunner; 70 Jahre: Bernd Braun; Manfred Roth; Hans Peter Zerres; 65 Jahre: Jürgen Bolder; Franz Xaver Pellkofer; Werner Lutz; Erich Moser; Reinhard Hammel; Rudolf Dieterle. Bernd Auerbach; Selina Baldauf; Tobias Bareiss; Joachim Beck; Tobias Brachert; Carla Cimatoribus; Ufuk Cosguner; Jürnjakob Dugge; Robert Ebner; Rudolf Ehmann; ELIQUO STULZ GmbH; Altan Ufuk Ergün; ES Tiefbauplanung; Joachim Gugel; Anna-Katharina Heeg; Christoph Jürgens; Thomas Kern; Anna-Lisa Koch; Landratsamt Esslingen; Stefan Maier; Alexander Mann; Janina Mayer; Metrohm Prozessanalytik GmbH & Co. KG; Simon Michel; Ulrike Nohlen; ProMinent Deutschland GmbH; Marius Reck; Meike Rühle; Ralf Schäch; Jan Schächtle; Bernhard Schäfer; Julius Schlagenhauf; Esther Schmid; Lukas Schmitz; SEEA GmbH; Barbara Styszko; Thomas Susenburger; Arslan Tahir; Dunja Tanaskovic; Rebecca Valentine; Janis von Koerber; Carla Walter; Vanessa Weinstok. Impressum Information für unsere Mitglieder in Baden-Württemberg Herausgeber: DWA-Landesverband Baden-Württemberg, Rennstraße 8, 70499 Stuttgart, Telefon: 0711. 89 66 31-0, info@dwa-bw.de, Landesverbandsvorsitzender: Dipl.-Ing. Wolfgang Schanz Geschäftsführer und Redaktion: Dipl.-Vww. André Hildebrand Layout: Schröter Werbeagentur GmbH, www.schroeter-werbung.de Ausblick: Veranstaltungen im DWA-Landesverband Baden-Württemberg 2015 Stuttgarter Runde Tagung mit Fachausstellung Phosphor-Kongress Tagung mit Exkursion und Fachausstellung DWA-Landesverbandstagung mit Fachausstellung und großer Technikschau Die Kanalsanierung hat sich zu einem nachhaltigen Wirtschaftsbereich entwickelt. Keine Kommune, kaum ein privater Hausbesitzer kommen umhin, sich mit der Umsetzung der allgemein gültigen Rechtslage zu beschäftigen. Die Folgen der investitionsintensiven Baumaßnahmen im Untergrund werden immer deutlicher: Je eher und gründlicher die Instandhaltung angegangen wird, desto eher sind finanzielle Explosionen vermeidbar. Die Stuttgarter Runde besticht durch Präsentation und Diskussion aktueller Themen zum Fachbereich Kanalsanierung und integriert regionale Erfahrungen. Zielgruppe: Kanalnetzbetreiber, Planer, Auftragnehmer. f 16.04.2015 in Stuttgart Unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Umweltministers Franz Untersteller findet dieser Kongress statt. Phosphor als endliche Ressource wird mit hohem Kosten- und Energieaufwand und unter Schädigung der Umwelt gewonnen. Deutschland ist aufgrund fehlender Vorkommen nahezu vollständig vom Phosphor-Import abhängig. Vor diesem Hintergrund hat das Land eine eigene Strategie zur Rückgewinnung aus Abwasser und Klärschlamm entwickelt. Der Kongress vermittelt den aktuellen Stand in rechtlicher und technischer Hinsicht und eröffnet den Dialog zum Phosphorrecycling zwischen allen Akteuren. f 24./25.06.2015 in Stuttgart Aktuell findet für kommunale Abwasserentsorgungsunternehmen ein Aufgabenwandel statt. Vor allem stellen neue Technologien – die 4. Reinigungsstufe sowie Energieeffizienz und -einsparung – hohe technische Anforderungen an die Anlagen. So nimmt das Zusammenwirken von Betriebs- und Ingenieurpersonal eine immer wichtigere Rolle ein, Wissen kommunizieren & „managen“ und Erfahrungsaustausch bilden hierfür die Basis. Ziel soll es sein, aus dem praxiserprobten Wissen, dem Können und den Lösungsstrategien der Kolleginnen und Kollegen gemeinsam zu profitieren. Rund 100 Firmen können in der begleitenden Fachausstellung ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellen und sie in einer großen Technikschau demonstrieren. f 15./16.10.2015 im CongressCentrum Pforzheim Landesverband im Dialog: Den Spurenstoffen auf der Spur Erfahrungsaustausch: Treffen für Kaufleute – Techniker im Dialog Nachwuchsförderung: Wichtiger Impuls für den Gewässerschutz INFORMATION FÜR MITGLIEDER DES DWA-LANDESVERBANDES BADEN-WÜRTTEMBERG infokanal 2/14 Spurenstoffe – eine Herausforderung Liebe Leserinnen und Leser, der Begriff der „Spurenstoffe“ vereint unzählige Substanzen, die hinsichtlich ihrer Herkunft und Eigenschaften sehr unterschiedlich sind – Medikamente, hormonell wirksame Stoffe, chemische Stoffe in Textilien mit unterschiedlichen Eigenschaften und viele weitere Stoffe und Stoffgruppen. Vom Menschen auf unterschiedlichen Wegen in die Umwelt eingebracht, werden diese Substanzen mit Hilfe verfeinerter Analytik im Wasserkreislauf entdeckt. Interessant ist nun die Frage, welche Wirkungen sie, vor allem auch auf die aquatische Umwelt, besitzen. Neben der Wirkung, die ein Spurenstoff bestimmungsgemäß – zum Beispiel als Arzneimittel – entfaltet, sollte in einem weiteren Schritt auch die Umweltwirkung mit betrachtet werden. Letztere wird spätestens dann relevant, wenn sich die Frage nach Vermeidungsstrategien erhebt. Am Beispiel der Arzneimittel wird deutlich, wie schwierig es ist, den Eintrag von Spurenstoffen ins Abwasser zu vermeiden: Nur in sehr begrenztem Maß ist es möglich, Substanzen aus bestimmten Therapieverfahren und Medikamente, die stationär angewendet bzw. verabreicht werden, kontrolliert zu entsorgen. Die Mehrzahl an Arzneimitteln wird hingegen ambulant oder zu Hause eingenommen, auf natürliche Weise ausgeschieden und über den Abwasserpfad entsorgt. Die freigesetzten Spurenstoffe werden bei den bisher üblichen Klärverfahren nicht bzw. nur unvollständig aus dem Abwasser entnommen. Das Vorsorgeprinzip freilich gebietet, dass diese Stoffe, um nicht in den Wasserkreislauf zu gelangen, durch spezielle und angepasste Verfahren bei der Abwasserreinigung entnommen werden müssen. In Baden-Württemberg, der Schweiz und Nordrhein-Westfalen bestehen inzwischen diverse Anlagen, die unter Einsatz von Aktivkohle oder Ozon entsprechend gute Raten bei der Spurenstoffelimination aufweisen. Der Einwand, es fehle an Erfahrungen beim Betrieb der entsprechenden Anlagen, verliert also zunehmend an Bedeutung. Was hält uns dann vom Einsatz dieser Technik noch ab? Bislang gibt es keine gesetzliche Verpflichtung für die Entnahme von Spurenstoffen und somit keinen Anlass, teure Technik für zusätzliche Abwasserreinigungsstufen einzurichten. Es gibt aber sehr wohl finanzielle Unterstützung auf dem Weg zur „4. Reinigungsstufe“. Wir alle tragen schließlich Verantwortung, vorhandene Erkenntnisse und Möglichkeiten zu nutzen, um die Qualität der Gewässer zu erhalten oder zu verbessern. Mit dem Kompetenzzentrum Spurenstoffe (KomS) Baden-Württemberg gibt es seit fast drei Jahren eine Beratungsinstitution, zentrale Anlaufstelle und ein sehr erfolgreiches Netzwerk für alle Fragen, Forschungsergebnisse, Infos und den Erfahrungsaustausch rund um die Spurenstoffe. Enge Kontakte bestehen in die Schweiz und nach Nordrhein-Westfalen. Die „Macher“ des KomS – das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, die Hochschule Biberach, die Universität Stuttgart und der DWA-Landesverband Baden-Württemberg – haben mit ihrer Zusammenarbeit den Grundstein für den bisherigen Erfolg gelegt. Weitere Anstrengungen aller Beteiligten, einschließlich der wichtigen Rolle der Kommunen als Klärwerksbetreiber, sind notwendig und aussichtsreich. Spurenstoffe – eine Herausforderung! Ihr Wolfgang Schanz Landesverbandvorsitzender Fotografie: © fotolia, vege INFORMATION FÜR MITGLIEDER DES DWA-LANDESVERBANDES BADEN-WÜRTTEMBERG Landesverband im Dialog KomS Baden-Württemberg: Den Stoffen im Wasserkreislauf auf der Spur In unserem infokanal-Interview widmen wir uns dieses Mal der durch alle Gesellschaftsschichten im Land breit angelegten Diskussion um Spurenstoffe im Wasserkreislauf. Die Fragen von Dagmar Steiert beantworteten MR Dipl.-Ing. Hans Neifer vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Dr. Steffen Metzger vom KomS Baden-Württemberg und Dipl.-Ing. Andreas Hein, Stadtentwässerung Mannheim. Dagmar Steiert vom DWA-Landesverband führte das Gespräch mit MR Hans Neifer, Dr. Steffen Metzger und Andreas Hein (v.l.n.r.). Bei der Sonder-Nachbarschaft steht im Mittelpunkt der Erfahrungsaustausch unter den einzelnen Betreibern in der doch etwas neuen Anwendung der Spurenstoffelimination mit Pulveraktivkohle in Baden-Württemberg. Die Teilnehmer sollen ihr Wissen austauschen, damit nicht jeder mit der gleichen Problematik bei Null anfängt. Es ist gut zu wissen, wo es Nachbarn gibt, die mit der gleichen Thematik bereits Erfahrungen haben, und wo es Kollegen gibt, die ich anrufen und um Rat fragen kann. Dagmar Steiert: Herr Dr. Metzger, welche Unterstützung bietet das KomS den Betreibern bei der Einführung der 4. Reinigungsstufe und bei der betrieblichen Optimierung? Dr. Steffen Metzger: Das KomS leistet Hilfestellung bei Spurenstoff-Messkampagnen, es unterstützt Betreiber bei der Durchführung von Vor- bzw. halbtechnischen Untersuchungen und steht als Ansprechpartner für die Produktauswahl zur Seite. Zur Optimierung der 4. Reinigungsstufe wertet es Messdaten verschiedener Betriebseinstellungen aus und erörtert die Ergebnisse unter Einbezug wirtschaftlicher Aspekte gemeinsam mit dem Betreiber. Dagmar Steiert: Herr Neifer, Stoffe wie Arzneimittel und Pestizide können von vielen Kläranlagen nicht aus dem Wasser gefiltert werden und geraten so in die Gewässer. BadenWürttemberg hat in einer Studie Flüsse und Bäche auf solche Rückstände untersucht und ist in vielen Fällen fündig geworden. Welche Maßnahmen leiten Sie daraus ab? Dagmar Steiert: Herr Hein, Sie betreiben in Mannheim schon länger eine Anlage und sind seit gut zwei Jahren auch als Lehrer der SonderNachbarschaft Spurenstoffe im Landesverband ehrenamtlich tätig. Was waren die größten Herausforderungen bei der Einführung der Aktivkohlebehandlung in Mannheim und welche Rolle spielt die Sonder-Nachbarschaft? Hans Neifer: Wir sehen die Studie als Bestätigung unserer bisherigen Spurenstoffstrategie in Baden-Württemberg. Mit den Ergebnissen erhalten wir eine fundierte und breitere Datenbasis als Grundlage für weitere Planungen. Andreas Hein: Die Herausforderung war, sich frühzeitig mit der Thematik zu beschäftigen, um Bewusstsein und Verantwortung für unser Wasser zu wecken. Die Konzentration der Spurenstoffe, die wir aus dem Abwasser entfernen möchten, ist so gering, dass sie mit einem Zuckerwürfel, aufgelöst in einem Olympia-Schwimmbecken, verglichen wird. Selbst Kollegen von größeren Klärwerken an großen Vorflutern haben bei diesem Thema die Augenbrauen hochgezogen. Aber wir haben Verantwortung gegenüber der Wasserressource und unserem Lebensmittel Nummer eins, auch mit Blick auf die nachfolgenden Generationen. Baden-Württemberg wird auch weiterhin mit finanzieller Unterstützung den Ausbau von kommunalen Kläranlagen um eine Spurenstoff-Eliminationsstufe („4. Reinigungsstufe“) vorantreiben. Die bisher gewonnenen Erfahrungen zeigen, dass mit einer PulveraktivkohleAbsorptionsstufe hohe Eliminationsraten für viele Stoffe erzielt werden können und somit eine deutliche Verbesserung unserer Gewässer möglich ist. Mit Aufmerksamkeit betrachten wir die Aktivitäten der Europäischen Union, insbesondere im Zusammenhang mit der „Arzneimittelstrategie“ der Kommission. Hieraus könnten zusätzliche Anforderungen an die Kläranlagen erwachsen. Bei der Umsetzung und Inbetriebnahme der Teilstromanlage in Mannheim 2010 haben das Umweltministerium Baden-Württemberg, die Wissenschaft, das Regierungspräsidium Karlsruhe und die Stadt Mannheim mit dem Eigenbetrieb Stadtentwässerung wesentliche und freiwillige Vorarbeit für die Umsetzung dieses Vorhabens im Land geleistet. Als Plattform für den Wissens- und Technologietransfer bündelt das KomS die Erkenntnisse aus Versuchen zur Spurenstoffelimination und dem Betrieb der Kläranlagen mit 4. Reinigungsstufe im Land. Dieses Wissen wird u. a. in Gesprächen, Vorträgen, Veröffentlichungen und auf der KomS-Homepage zugänglich gemacht. Dagmar Steiert: Was kann man von den neuen Handlungsempfehlungen erwarten? Dr. Steffen Metzger: Die Handlungsempfehlungen stellen einen Leitfaden für die durchzuführenden Spurenstoffmessungen beim Ausbau und Betrieb einer 4. Reinigungsstufe dar. Zugleich beinhaltet das Dokument Festlegungen von Ersatzparametern, die es dem Betreiber erlauben, den ordnungsgemäßen Betrieb der Reinigungsstufe zu dokumentieren und die Leistung des Reinigungsprozesses indirekt zu kontrollieren. Z Die KomS-Handlungsempfehlungen zur Vergleichskontrolle und Betriebsüberwachung der 4. Reinigungsstufe beinhalten Empfehlungen für die Vorgehensweise zur Erhebung der Spurenstoffsituation und Betriebsüberwachung der Spurenstoffelimination bei der Erweiterung von Kläranlagen um eine 4. Reinigungsstufe. Download: http:// www.koms-bw.de/fachinformation/page56/ 32 Seiten, DIN A4, 1. Auflage 10/2014 Kompetenzen vernetzen Aus der Geschäftsstelle Besuch von Umweltminister Franz Untersteller DWA-Landesverband – von Mitgliedern für Mitglieder: Erfahrungsaustausch für Kaufleute und für Techniker Umweltminister Franz Untersteller (Foto rechts: 2.v.r.) tauschte sich am KomS-Messestand anlässlich der DWA-Bundestagung am 29.09.2014 in Baden-Baden mit DWA-Präsident Otto Schaaf, dem Landesverbandsvorsitzenden Wolfgang Schanz und André Hildebrand, Geschäftsführer des DWALandesverbandes Baden-Württemberg, über die aktuellen Initiativen und Projekte zur Spurenstoffelimination in Baden-Württemberg aus. Z DWA-Expertenforum Kläranlage Am 27.11.2014 trafen sich rund 95 Führungskräfte kommunaler Kläranlagenbetreiber, Ingenieure und Mitarbeiter technischer Fachbehörden zum „Expertenforum Kläranlage 2014“ im SpOrt Stuttgart. In einem kompakten Vortragsprogramm wurden die aktuellen Herausforderungen in der Abwasserwirtschaft beleuchtet. Referenten berichteten aus der Praxis über Strategien und Möglichkeiten von Sanierungsmaßnahmen bei Kläranlagen, die „in die Jahre gekommen“ sind. Darüber hinaus wurde über den Hochwasserschutz – vor allem das Hochwasser-Risikomanagement, die Erstellung, Inhalte und Interpretation von Hochwasser-Gefahrenkarten sowie -schutzmaßnahmen – berichtet. Die Planung der 4. Reinigungsstufe auf verschiedenen baden-württembergischen Kläranlagen, Ergebnisse, Erfahrungen und Praxisberichte standen ebenfalls auf dem Themenplan. Neu in diesem Jahr war die Pecha-Kucha-Präsentation der Aussteller. Fünf von insgesamt neun Firmen in der begleitenden Fachausstellung haben in jeweils 6:40 Minuten ihre Firma und deren Leistungsumfang vorgestellt. Diese kurze und informative Form der Firmenpräsentation hat den Teilnehmern in den Pausen die Gelegenheit gegeben, sich mit den Ausstellern nochmals intensiv auszutauschen. Z „Expertenforum Kläranlage 2014“ in Stuttgart: die Teilneh- dem Grundstücksentwässerungsexperten Reinhard Beck Städte und Gemeinden sind verantwortlich für einen einwandfreien Betrieb der öffentlichen Kanäle. Für die Leitungen auf privatem Grund sind die Eigentümer zuständig. In diesem Zusammenhang machten die Referenten deutlich, dass nach wie vor ein ganzheitlicher Ansatz unabdingbar sei, um das Problem der Fremdwasserreduzierung zu erkennen und anzugehen. Neben verlässlichen Rahmenbedingungen bedürfe es mitunter kommunalpolitischen Mutes. Für eine erfolgreiche Umsetzung müssten Bürger und Grundstückseigentümer ernst genommen und von der Gemeinde informiert von Micropoll (VSA) und KomS BadenWürttemberg Spurenstoffelimination Das Kompetenzzentrum Spurenstoffe BadenWürttemberg (KomS) veranstaltete auf Einladung des Schweizer Kompetenzzentrums Micropoll (VSA) am 23.10.2014 ein internationales Fachgespräch zur Spurenstoffelimination an der Eawag in CH-Dübendorf. Anknüpfend an die im Jahr 2013 durchgeführte Fachexkursion mit baden-württembergischen und Schweizer Fachkollegen wurde der gemeinsame fachliche Austausch zur Spurenstoffelimination fortgesetzt und ein Einblick in die Anforderungen und Umsetzung der beiden Länder gegeben. Fachleute von Betreibern, Behörden, Ingenieurbüros und Anlagenherstellern konnten sich in den gemeinsamen Dialog mit einbringen. merinnen und Teilnehmer im regen Erfahrungsaustausch Nachlese zum 5. Südwestdeutschen Expertenforum zur Grundstücksentwässerung Moderator Jürgen Bolder (links) im Gespräch mit Internationales Fachgespräch und unterstützt werden. Die Referenten beleuchteten die Teilaspekte zu den Schwerpunktthemen Fremdwasserermittlung, -reduzierung und ganzheitliche Kanalsanierung, aber auch die mögliche Umsetzung von multifunktionalen Maßnahmen. Bürgermeister Wolfgang Brucker, Gemeinde Schwanau, machte unter anderem klar: „In der kommunalen Verwaltung besteht die Verantwortung, das Problem der Exfiltration zu erkennen und auch entsprechend zu handeln. Die Kommunen müssen hierbei akzeptieren, dass verlässliche Ingenieurberatungsleistungen unbedingt erforderlich sind und es beim Planer des Vertrauens in erster Linie auf Qualität und Kompetenz ankommt. Anstehende umfangreiche Sanierungsarbeiten bedürfen einer langfristigen kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen Kommune und IB. Die richtige umfassende und für den Laien verständliche Kommunikation mit dem Bürger stellt ein absolutes Muss dar.“ Neu war der Praxisteil, in dem ausgewählte Hersteller verschiedene marktübliche Sanierungsverfahren live vorstellten. Z Der fachliche Austausch bot Einblicke in verschiedene Technologien und Anwendungen. Es wurden unter anderem die aktuellen Entwicklungen und Arbeitsschwerpunkte der beiden Kompetenzzentren vorgestellt. Außerdem gab es interessante Vorträge aus der Schweiz und Baden-Württemberg zur Betriebsüberwachung und den Ergebnissen, und es wurden aktuelle Projekte der Kompetenzzentren vorgestellt. Zugleich konnte in Dübendorf (Kanton Zürich) auf der ARA Neugut die erste Reinigungsstufe der Schweiz zur Entfernung von Mikroverunreinigungen mittels Ozonung aus dem Abwasser besichtigt werden. Z Die Riege der kaufmännischen Leiterinnen und Leiter beim Erfahrungsaustausch in Bad Cannstatt Kaufleute im Dialog am 16.07.2014 Bereits zum 15. Mal trafen sich die kaufmännischen Verantwortlichen von größeren Abwasserbetrieben im Land zum alljährlichen Erfahrungs- und Meinungsaustausch in Bad Cannstatt. Aktuelle Themen zur Abwasserbeseitigung wie Verrechenbarkeit der Abwasserabgabe, Überwachung von privaten Abwasseranlagen oder Versicherungen für Abwasseranlagen standen auf der Tagesordnung. Dr. Harald Breitenbach von der mittelrheinischen Treuhand erläuterte ausführlich das Thema Vermögensbewertung aus Sicht der Bilanzierung sowie steuerliche Auswirkungen von Leistungen gewerblicher Art. Er konnte viele Fragen zu diesem Thema kompetent beantworten, wenngleich die Ergebnisse nicht immer im Sinne der Fragesteller ausfielen. Aktuellen Fragestellungen der Teilnehmer zu weiteren Themen, z. B. die Ausschüttung der kalkulatorischen Zinsen an die Stadt, Grundlagen der Gebührenkalkulation, Stromverträge oder der Stand der Eigenkontrollverordnung bezüglich der Untersuchung privater Hausanschlüsse, rundeten das Programm ab. Unser Dank gilt Rudolf Hollnaicher, der mit Erfahrung und Fachkompetenz durch die Veranstaltung führte. Z Seit vielen Jahren ist der DWA-Landesverband anerkannter Ausbildungsbetrieb. Aktuell absolviert Florian Wesche seit September 2013 seine Ausbildung zum Bürokaufmann. Und seit Oktober ist der Landesverband anerkannter Hochschulpartner der DHBW: Olivia Herzog hat ihren dualen Studiengang zur Betriebswirtschaft für Verbände und Non-Profit-Organisationen an der DHBW begonnen. Z Es ist so weit: Der geanetz-Newsletter ist da! Kurz und bündig liefert der Newsletter aktuelle Informationen aus dem kommunalen Netzwerk geanetz Baden-Württemberg und hält Sie zu rechtlichen und technischen Themen aus dem Bereich Grundstücksentwässerung auf dem Laufenden. Der Newsletter wird zukünftig zweimal jährlich bzw. anlassbezogen versandt. Bitte leiten Sie ihn gegebenenfalls auch an interessierte Kolleginnen und Kollegen weiter! Unter www.geanetz-bw.de („Aktuelles“) finden Sie den Menüpunkt „geanetz-Newsletter“. Dort können Sie sich eintragen, um die nächsten Ausgaben kostenlos zu beziehen. Anfragen an: info@geanetz-bw.de geanetz-Fachbetriebsliste für Ingenieurbüros und Unternehmen unter: http://geanetz-bw.de/Firmenverzeichnis/ In Sachen Spurenstoffen stets am Ball: Der 1. KomS-Newsletter ist da! Foto oben: Gastgeber OB Baumann (links) und Moderator Hartmut Klein. Abbildung unten: Aufbau eines Fließbildes mit dem Ausbildungskasten Landesverband forciert die Ausbildung Besichtigung der ARA Neugut in Dübendorf Techniker im Dialog am 16.10.2014 Alle zwei Jahre lädt der DWA Landesverband BadenWürttemberg Betriebsleiter von Kläranlagen, Abwassermeister sowie die Ausbildungsbeauftragten für UT-Berufe zum Erfahrungsaustausch ein. Aktuelle Praxisberichte und ein Workshop für Ausbilder standen im Fokus der Veranstaltung. Vorgestellt wurde der Gebrauch von Erlaubnisscheinen im Klärwerksbetrieb für das eigene Personal, Durchführung und Nutzen von Energieanalysen auf Kläranlagen, Energieeinsparpotenziale bei Belüftungsregelungskonzepten und Konsequenzen für die Reinigungsleistung sowie das realisierte Pilotprojekt „Optimierung des Einlaufbereiches von Nachklärbecken durch höhenvariable Tauchwände“ auf der Kläranlage Metzingen. Alexander Baum zeigte am Beispiel Ehingen, wie mit viel Eigeninitiative eine Kläranlage den gestiegenen Anforderungen angepasst wurde. Für den Workshop konnten mit Unterstützung der Kerschensteinerschule und Mitarbeitern der SES praktische Übungen angeboten werden, z. B. mit dem Projektbaukasten EduKit, dem Ausbildungsbaukasten Abwassertechnik und der Prüfungswand für Elektrotechnik. Vielen Dank an den Gastgeber, die Stadt Ehingen, die Referenten und Hartmut Klein für die sachkundige Moderation und Diskussionsleitung! Z Stets aktuell informiert Fotografie: © fotolia, Tsiumpa infokanal Fotografie: © fotolia, Guido Vrola 2/14 Der Newsletter des Kompetenzzentrums Spurenstoffe Baden-Württemberg informiert künftig über aktuelle Entwicklungen und Projekte im Bereich der Spurenstoffelimination in Baden-Württemberg und bei unseren Schweizer Kollegen und bundesweiten Netzwerkpartnern. Der Infobrief soll in Kürze zum ersten Mal versandt werden. Möchten Sie in Sachen Spurenstoffe stets aktuell informiert sein? Dann melden Sie sich schon jetzt für den kostenlosen E-MailNewsletter an unter: www.koms-bw.de – es lohnt sich!