Vulkanismus in Italien
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Vulkanismus in Italien
FWU – Schule und Unterricht/Arbeitsvideo VHS 42 02773 (FWU) 3-623-42838-8 (Klett-Perthes) 29 min, Farbe Vulkanismus in Italien Arbeitsvideo / 5 Kurzfilme FWU – das Medieninstitut der Länder ® Lernziele Phänomene, Ursachen und Gefahren des aktiven Vulkanismus in Italien kennen lernen; einen Überblick über die nützlichen Folgeerscheinungen gewinnen. Vorkenntnisse Grundlagen der Plattentektonik, topographische Grundkenntnisse des Mittelmeerraumes. Zum Inhalt Inhaltsverzeichnis und Zeitangaben min/sec Ende FWU-Sigel/Ende Klett-Perthes-Sigel 1 Italien – Land der Vulkane 2 Ätna 3 Liparische Inseln 4 Vesuv 5 Phlegräische Felder 00:00 00:25 04:34 1 2:05 20:06 25:20 Bei Kassetten im Schularchiv können die Zählwerksangaben des verwendeten Recorders eingetragen werden. Norden driftende Afrikanische Platte gegen die Eurasische Platte. Das Mittelmeer ist der Rest eines ehemaligen großen Ozeans, der Tethys. Durch die Annäherung und schließlich die Kollision der Afrikanischen Platte gegen die Eurasische Platte wurde dieser Ozean im Lauf von mehr als 100 Millionen Jahren geschlossen. Dabei falteten sich die Ablagerungen auf dem Grund der Tethys zu Kettengebirgen auf, die sich vom Atlas in Marokko über die Pyrenäen, die Alpen, die Dinariden und die Karpaten bis hin zum Kaukasus erstrecken. Die Plattenbewegung dauert auch heute noch an. Die plattentektonische Situation im heutigen Mittelmeerraum ist jedoch äußerst komplex und noch nicht eindeutig geklärt. Bei der Kollision zerbrachen die Randbereiche der Platten in ein kompliziertes Mosaik von Mikroplatten, die sich im Raum des Mittelmeeres übereinander schieben und ineinander verkeilen wie Eisschollen. Zudem kommt es in diesem Plattenmosaik auch immer wieder zu Dehnungsvorgängen zwischen den Schollen (wie heute zum Beispiel im Tyrrhenischen Meer nahe der Lipa- 1. Italien – Land der Vulkane Die Vulkangebiete Italiens verteilen sich über den gesamten italienischen „Stiefel“ — von der Toscana im Norden, wo heute noch Dampfquellen aus dem Boden strömen (siehe auch: Nutzen des Vulkanismus), über die erloschenen Feuerberge von Mittelitalien zu den aktiven Vulkangebieten rund um Neapel mit dem Vesuv und den Phlegräischen Feldern, den Vulkanen der Liparischen Inseln bis hin zum Ätna auf Sizilien. Ursache für den Vulkanismus: Der Vulkanismus in Italien hat seine Ursache in der Plattentektonik. Die Gesteinshülle der Erde — die Lithosphäre — ist in riesige Platten zerteilt, die sich gegeneinander bewegen. Entlang der Plattenränder kommt es immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Auch durch das Mittelmeer verläuft eine Plattengrenze. Hier stößt die nach 2 Zählwerkstand rischen Inseln oder im Ionischen Meer), so dass Gesteinsschmelze aus dem Erdinnern aufsteigt, aus dem Meeresboden ausströmt und neuen Ozeanboden — so genannte ozeanische Kruste — bilden kann. Stark vereinfacht kann man sich die plattentektonische Situation so vorstellen: Die Adriatische Mikroplatte (= Apulische Mikroplatte), die im Bereich der Adria liegt, schiebt sich westwärts unter einen nach Süden vorspringenden Keil der Eurasischen Platte. Bei dieser Subduktion — sie führte auch zur Auffaltung der Apenninen — wird die abtauchende Platte durch den hohen Druck und die hohe Temperatur im Erdinnern aufgeschmolzen. Die Schmelze vermischt sich mit dem vorhandenen Magma, dringt durch Spalten und Risse in der Erdkruste hoch und gelangt im Bereich Italiens durch die Vulkanschlote Mittelitaliens und des Vesuv wieder zur Erdoberfläche. Von Süden her tauchen Teile der Afrikanischen Platte sowie durch Dehnung entstandene ozeanische Kruste unter die Eurasische Platte ab und werden aufgeschmolzen. Dieses Magma kommt in den Vulkanen der Liparischen Inseln wieder zur Erdoberfläche. terkegel: der Nordostkrater, die Voragine Grande (großer Schlund), die Bocca Nuova (neuer Mund, 1968 entstanden) und daneben der Südostkrater, der erst 1979 neu entstanden und während der Ausbrüche der vergangenen drei Jahre um 300 Höhenmeter angewachsen ist. Daueraktivität an den Gipfelkratern: Die Gipfelkrater sind ständig aktiv. Ätzende Gase strömen aus. Hin und wieder sind heftige Detonationen zu hören, meistens begleitet von kleineren Schlackenauswürfen oder phasenweise sogar Lavafontänen. Flankenausbrüche: Alle paar Jahre dringt Lava aus den Flanken des Ätna. Diesen Ausbrüchen geht oft eine stärkere Aktivität am Gipfel voraus. Dann reißt der Berg an einer Seite auf. Dort schießen zunächst Aschewolken und Schlackenfontänen aus der Erde und können dabei einen Nebenkrater — einen Parasitärkrater — aufschütten. Schließlich strömt Lava aus — oft monatelang und in großen Massen. Diese Lava hat in historischer Zeit häufig Bergdörfer bedroht oder gar vernichtet. Entwicklung des Ätna: Die vulkanische Aktivität begann vor etwa 500 000 Jahren. Damals flossen zunächst unter dem Meer Lavaströme aus. Reste davon sind die Basalte und Kissenlaven, die sich heute an der Ostküste Siziliens, bei Acicastello, finden. Vor rund 300 000 Jahren entstand etwas weiter westlich in zahlreichen Eruptionen der UrÄtna. Allmählich verlagerte sich die Ausbruchstätigkeit immer weiter nach Westen. Auf den Kalkgesteinen des heutigen Sizilien baute sich ein explosiver Vulkankegel auf – ein Stratovulkan, der Trifoglietto. Er brach bei heftigen Eruptionen teilweise in sich zusammen. Der heutige Ätna wächst auf den Resten des Trifoglietto erst seit etwa 3500 2. Ätna Der 3340 Meter hohe Ätna ist der größte Vulkan Europas. Aus seinen Gipfelkratern strömen ständig Gase aus. Alle paar Jahre spuckt er Lava und Asche. Sein Gipfel ist sieben Monate im Jahr mit Schnee bedeckt. An seinem Fuß dagegen herrscht subtropisches Klima. Auf dem mineralreichen vulkanischen Boden gedeihen Obst, Gemüse und Wein besonders gut. Der obere Bereich des Ätna gleicht ab einer Höhe von etwa 2800 Metern einer kahlen Mondlandschaft aus dunklem Lavagestein. Auf dem Gipfel erheben sich mehrere Kra3 Jahren heran. Zunächst waren die Eruptionen explosiv. Dann änderte sich der Charakter des Magmas und die Ausbrüche wurden effusiv, die Lava floss nach anfänglichen Explosionen meistens ruhig in Strömen aus. standen. Diese Eruption gehört zu den schlimmsten Flankenausbrüchen des Vulkans in historischer Zeit. Sie forderte 20000 Menschenleben. 1928: Mehrere Spalten taten sich in der Ostflanke des Berges auf. Der Lavastrom überrollte und zerstörte das Dorf Mascalli. 1971: Bei diesem Ausbruch riss die Südflanke des Berges auf. Die Panoramastraße wurde zerstört und vier Masten der Ätna-Seilbahn. 2001: Der Ausbruch begann am 17.7.2001. An der Südflanke entlang einer Linie vom Südostkrater bis in eine Höhe von 2150 Metern nahe der Bergstation Sapienza rissen Spalten auf. Große Mengen Lava strömten aus und überfluteten auch die Bergstraße an der Sapienza. Die Seilbahn wurde zerstört. Die Bergstation konnte gerettet werden, weil mit Hilfe von Baggern und Raupen Wälle gegen die Lavaströme aufgeschoben wurden. In 2550 Metern Höhe fanden ungewöhnlich heftige Ascheeruptionen statt. Die Aschewolke stieg kilometerhoch in den Himmel. Der Flughafen von Catania musste zeitweise geschlossen werden. Innerhalb weniger Tage wuchs ein über 100 Meter hoher, neuer Aschekegel heran. Am 14.8.2001 endet die Eruption so plötzlich, wie sie begonnen hatte. Genauere Untersuchungen der jungen Lava ergaben, dass sich das Fördersystem im Untergrund verändert hatte. Das Lavagestein birgt Amphibole — Mineralien, die Wasser ins Kristallgitter eingebaut haben. Sie deuten auf ein explosives Magma hin. Womöglich haben sich unter dem Ätna im Bereich der Grenze zwischen Europäischer und Afrikanischer Platte neue Förderwege aufgetan für gasreicheres Magma. Künftige Eruptionen könnten daher heftiger und explosiver ablaufen als die in der Vergangenheit. Vulkantyp und Ursprung des Magmas: Im Lauf seiner Geschichte hat sich der Ausbruchscharakter des Ätna immer wieder gewandelt. An seinen Schichten lässt sich ablesen, dass das Magma ruhig und in großen Mengen ausfloss, dass aber auch immer wieder hochexplosive Ausbrüche stattgefunden haben. Trotz seiner Lage nahe an der Grenze zwischen Afrikanischer und Eurasischer Platte sehen viele Forscher im Ätna einen Intraplattenvulkan — so werden die fünf Prozent der Vulkane auf der Erde bezeichnet, die mitten auf den Platten liegen. Beispiele für kontinentale Intraplattenvulkane sind die Vulkane der Eifel. Die Hawaii-Vulkane gehören zu den ozeanischen Intraplattenvulkanen. Die Argumente für diese Einstufung des Ätna sind die Zusammensetzung des Magmas, das aus dem oberen Erdmantel stammt und seine Unterlage, die aus Kalken besteht. Im Untergrund des Ätna könnte — ähnlich wie unter den Hawaii-Vulkanen — ein Hot-Spot liegen, ein „heißer Fleck“, also eine Magmenquelle im Erdmantel, die ständig Lava liefert. Aufgrund seismischer und geodätischer Messungen aus den 1990er Jahren werden unter dem Ätna zwei Magmenkammern vermutet: eine in etwa zwei Kilometern Tiefe, die andere in 20 bis 30 Kilometern Tiefe. Letztere wird aus dem Erdmantel gespeist. Die wichtigsten Ausbrüche: 1669: Bei diesem Ausbruch sind die größten Parasitärkegel des Ätna, die 250 Meter hohen Monti Rossi nahe dem Ort Nicolosi ent4 Stromboli: Die Insel Stromboli ist der obere Teil eines Vulkans, der sich aus 1500 Metern Meerestiefe 924 Meter über den Meeresspiegel erhebt. Im Nordosten von Stromboli ragt ein Felsen mit dem Namen „Strombolicchio“ aus dem Wasser. Er ist das Relikt des alten Vulkanbaus des Stromboli – die Gesteinsdatierungen ergeben ein Alter von 233 000 Jahren. Der Stromboli gehört zu den aktivsten Vulkanen der Erde. Seine Krater liegen etwa 200 Meter unter dem Gipfel. In ruhigeren Phasen schießen etwa zweimal pro Stunde Fontänen glühender Schlacke und Asche hoch über seine Kraterränder hinaus. In aktiveren Phasen finden solche Ausbrüche bis zu sechsmal pro Stunde statt. Die Brocken werden mit Geschwindigkeiten von 20 bis 120 Metern pro Sekunde 100 bis 200 Meter hoch aus dem Schloten geschleudert. Schon in der Antike war der Stromboli wegen seiner regelmäßigen Aktivität als „Leuchtturm des Mittelmeeres“ bekannt. 3. Die Liparischen Inseln Die Liparischen Inseln (auch Äolische Inseln genannt) sind ein Archipel aus sieben Eilanden vulkanischen Ursprungs – Alicudi, Filicudi, Salina, Panarea, Lipari und den aktiven Vulkaninseln Vulcano und Stromboli. Ursprung des Magmas: Tief im Untergrund der Liparischen Inseln wird — so vermuten die Forscher — ozeanische Kruste aufgeschmolzen, die zunächst bei Dehnungsvorgängen im Mikroplattenpuzzle auf dem Boden des Mittelmeeres entstanden ist und schließlich beim Abtauchen der Afrikanischen unter die Eurasische Platte mit ins Erdinnere gezogen wurde (vgl. 1: Italien — Land der Vulkane). Dafür spricht die chemische Zusammensetzung der Schmelze, die aus den Vulkanschloten dringt. Vulcano: Die Insel Vulcano ist vor 120 000 Jahren aus dem Meer aufgetaucht. Sie ist namengebend für alle Vulkane der Welt — benannt nach dem Feuergott Vulkan, der hier nach der griechisch-römischen Mythologie seine Schmiede schürte. Die Insel ist bekannt wegen ihrer warmen Schlammbäder an der Küste, die bei Touristen sehr beliebt sind und wegen ihres großen Kraters, aus dessen Rand ätzende Schwefelgase strömen und einen leuchtend gelben Kristallrasen absetzen. Früher wurde hier Schwefel abgebaut, außerdem Alaun, ein Kalium-Aluminium-Sulfat, das zum Gerben von Häuten verwendet wird. Vulcano gilt unter Fachleuten als Pulverfass, das jederzeit explodieren kann. Immer wieder gibt es Phasen erhöhter seismischer Aktivität. Dann steigen auch die Gastemperaturen an den Fumarolen am Kraterrand. Im Frühjahr 1987 erreichten sie über 400 Grad Celsius. Lipari: Lipari ist die größte und am dichtesten besiedelte Liparische Insel. Sie existiert seit etwa 156 000 Jahren und wird von mehreren Vulkanen aufgebaut. Der jüngste ist der Monte Pelato im Norden der Insel. Er ist bekannt für seine mächtigen Schichten aus Bimsstein — eines sehr porösen und deshalb leichten vulkanischen Gesteins — und für die schwarzen Obsidian-Lavaströme. Der Bims ist neben der Landwirtschaft und dem Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen auf Lipari. Er wird in erster Linie zur Herstellung von Schleif- und Poliermitteln verwendet. Der Obsidian wurde in der Steinzeit vor 6000 Jahren von den Menschen zu Werkzeugen und Waffen verarbeitet. 5 4. Vesuv Herkulaneum. Dieser Ausbruch ist der erste in historischer Zeit, der durch genaue Augenzeugenberichte dokumentiert ist — durch den römischen Politiker und Schriftsteller Plinius, den Jüngeren. Aufgrund seiner Berichte sowie durch die Untersuchung der Asche- und Gesteinsablagerungen können Vulkanologen heute den Ablauf der Eruption 79 n. Chr. detailliert nachzeichnen. 472 n. Chr. und 1631: In den Jahren 472 und 1631 folgten die nächsten schweren Ausbrüche. Dann war der Vesuv zwar regelmäßig aktiv, die Eruptionen hatten jedoch nicht so verheerende Folgen wie 79 n. Chr.. 1944: Der letzte große Ausbruch mit aufsteigenden Aschewolken und Lavafluss ereignete sich während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1944. Seitdem zeugen lediglich einzelne Fumarolen im Kraterbereich des Vesuv davon, dass er noch nicht erloschen ist. Der Vesuv wirkt mit einer Höhe von 1280 Metern klein im Vergleich zu anderen weltbekannten Vulkanen wie etwa dem knapp 3000 Meter hohen Merapi auf der indonesischen Insel Java oder dem 1750 Meter hohen Pinatubo auf den Philippinen. Doch er ist nicht minder gefährlich. Seine Glutlawinen zerstörten 79 n. Chr. die antiken Städte Pompeji und Herkulaneum. Aufgrund der Ausgrabungen schätzt man die Zahl der Todesopfer auf 1500 bis 2000. Der Feuerberg liegt 15 Kilometer von der italienischen Großstadt Neapel entfernt. Auf der fruchtbaren Vulkanerde an seinen Hängen gedeihen Obst- und Weingärten. Etwa 500 000 Menschen leben in der engeren Gefahrenzone. Ursprung des Magmas: Bis vor kurzem nahmen die Wissenschaftler an, dass die Magmenkammer des Vulkans etwa drei bis fünf Kilometer unter der Erdoberfläche liegt — und diese Kammer aus 22 Kilometern Tiefe aus dem Erdmantel gespeist wird. Nach jüngsten Untersuchungen liegt jedoch in etwa acht Kilometern Tiefe ein riesiges Magmenreservoir, das sich über 400 Quadratkilometer von den Apenninen bis zu den Phlegräischen Feldern erstreckt. Gefährlichkeit: Wissenschaftler halten den Vesuv für sehr gefährlich. Offenbar verstopft ein Magmapfropfen den Schlot. Was den Vulkan so bedrohlich macht, sind die Glutwolken — mit Asche und Steinen beladene, mehrere hundert Grad Celsius heiße Gasmassen, die mit Geschwindigkeiten von 100 Kiometern pro Stunde die Vulkanflanken hinunter rasen können und alles verbrennen und vernichten, was ihnen im Weg steht. Die Forscher vermuten, je länger der Vulkan ruht, desto schlimmer könnte der nächste Ausbruch werden. Die bekanntesten Ausbrüche: 79 n. Chr.: Vor dieser Eruption war der Vesuv 2000 bis 3000 Meter hoch und über Jahrhunderte nicht aktiv. 79 n. Chr. explodierte er so heftig, dass es seinen Gipfel wegsprengte. Übrig blieb die Somma-Caldera. Ihr Rand umgibt den heutigen Vesuv, der sich durch erneute Ausbrüche in der Folgezeit in der Caldera aufbaute. Bei der verheerenden Eruption 79 n. Chr. wurden innerhalb von zwei Tagen 8 Städte vernichtet und verschüttet, darunter auch Pompeji und 5. Phlegräische Felder Die Campi Flegrei – die „brennenden Felder“ – liegen etwa 15 Kilometer westlich von Neapel, eine 13 Kilometer weite Caldera mit ca. 50 kleineren Vulkankegeln in ihrem Innern. Diese Strukturen fallen jedoch kaum auf, da die Region sehr dicht besiedelt ist. 6 Die Phänomene, die deutlich auf die Unruhe im Untergrund hindeuten, sind Erdbeben, kochender Schlamm und Fumarolen – außerdem „bradyseismische Bewegungen“. Darunter verstehen die Wissenschaftler wechselnde Hebungen und Senkungen in der Caldera. Zeugen dafür sind die Säulen des antiken Marktgebäudes von Pozzuoli, des Serapis-Tempels. Die Spuren, die Bohrmuscheln in seinen Säulen hinterlassen haben, beweisen, dass die Stätte immer wieder längere Zeit vom Meerwasser umspült war. Die Erde hob und senkte sich seit der Erbauung des Tempels um mehrere Meter. Die Ursache für diese Bewegungen: Wenn der Magmenspiegel unter den Phlegräischen Feldern ansteigt, hebt sich der Boden der Caldera und damit auch der Tempel. Wenn er sinkt, senkt sich auch der Boden der Caldera wieder und Wasser kann in den Tempelbereich eindringen. Ergänzende Informationen Nutzen des Vulkanismus in Italien Vulkane bringen nicht nur Schäden und Zerstörung, sie können den Menschen der Region auch nutzen: Vulkanböden sind fruchtbar (Kurzfilm 2: Obst-, Gemüse- und Weinanbau auf Sizilien; Kurzfilm 3: Anbau von Wein und Kapern auf den Liparischen Inseln/Beispiel Salina). Vulkanische Gesteine können als Rohstoffe verwendet werden (Kurzfilm 3: Abbau von Bims und Obsidian auf Lipari, Gewinnung von Schwefel und Alaun auf Vulcano/Liparische Inseln). Vulkangebiete werden für den Fremdenverkehr genutzt (Kurzfilm 3: mineralreiche Schlammbäder und Thermalquellen auf Vulcano/Liparische Inseln; Dampfquellen und Inhalationsgrotten im Solfatara-Krater/Phlegräische Felder). Die Erdwärme kann auch zur Energiegewinnung genutzt werden. In Lardarello nahe Livorno in der Toskana steht das älteste Erdwärmekraftwerk der Welt. Im Jahr 1818 gründete der junge Franzose François Larderel hier zunächst eine Borsäure-Fabrik. Er gewann den Stoff aus dem stark mineralhaltigen Wasser des ehemaligen Vulkangebietes zwischen Volterra und Massa Maritima und nutzte dazu den heißen Dampf des längst erloschenen Vulkanismus in diesem Gebiet. Ab 1904 wurde mit den Dampf auch Strom erzeugt. Heute tritt in dieser Gegend 245 ºC heißer Wasserdampf aus etwa 1000 Metern Tiefe durch die Bohrlöcher in die Kraftwerksanlagen mit 390 Megawatt Gesamtleistung. Die chemischen Werke liefern außer Borax noch Kohlenstoffdioxid in Form von Trockeneis, Ammoniak und andere Stoffe. Außerdem werden Wohnungen und Treibhäuser geheizt. x x x x Die wichtigsten Ausbrüche: Gesteinsuntersuchungen belegen, dass die ersten Ausbrüche in diesem Gebiet vor etwa 47 000 Jahren stattgefunden haben. Zwei heftige Explosionen haben die Caldera geformt – eine vor 34 000 Jahren und eine vor etwa 12 000 Jahren. Zwei Ausbrüche ereigneten sich in historischer Zeit: 1158 explodierte der Solfatara-Krater und 1538 entstand der Monte Nuovo als neuer Aschekegel. Gefährlichkeit: Fachleute stufen die vulkanische Aktivität in den Phlegräischen Feldern als gefährlich ein. Auch dort könnten sich — ebenso wie am Vesuv — künftig schwere Vulkanausbrüche ereignen. Doch niemand kann den Zeitpunkt benennen. Das Gebiet wird intensiv überwacht. 7 Fachbegriffe Magma: Gesteinsschmelze im Erdinnern. Ausgangsstoff für viele vulkanische Förderprodukte. Lava: Gesteinsschmelze aus dem Erdinnern, das bei Vulkanausbrüchen an die Erdoberfläche gelangt. Stricklava – Pahoehoe-Lava: Lavaform mit glatter, oft seilartig verformter Oberfläche. Blocklava – Aa-Lava: Lavaform mit unregelmäßiger und scharfkantiger Oberfläche. Kissenlava: Lavaform mit sackartigem Aussehen. Sie entsteht, wenn Lava mit geringem Gasanteil mit Wasser in Berührung kommt. Eruption: Vulkanausbruch. Aschen: Feste Auswurfprodukte von Vulkanen (Durchmesser kleiner als 2 mm). Lapilli: Feste Auswurfprodukte von Vulkanen (Durchmesser 2 bis 64 mm). Schlacke: Heiße Lavafetzen, die noch am Vulkanhang niedergehen. Sie weisen Blasen auf und können bizarre Formen annehmen. Bomben: Ausgeschleuderte heiße Lavafetzen, die erst während des Fluges erstarren (Durchmesser 64 mm bis mehrere Meter). Pyroklastika: Oberbegriff für alle von Vulkanen ausgeworfenen festen Materialien. Glutlawine: Heiße Wolke aus Gasen, Gesteinstrümmern und Asche, die explosionsartig aus einem Vulkan austritt und sich mit sehr hoher Geschwindigkeit an seinen Hängen hinab bewegt (= pyroklastischer Strom). Tuff: Verfestigte Asche- und Lapilli-Schichten. Bimsstein: Leichtes Gestein, das aus sehr gashaltiger Lava entsteht. Bei der Abkühlung bilden sich viele Hohlräume. Vulkanisches Glas–Obsidian: Gestein, das bei schneller Abkühlung von kieselsäurereicher Lava entsteht. Basalt: Lava, die beim Abkühlen häufig zu dunklen Gesteinsäulen erstarrt. Alaun: Kalium-Aluminium-Sulfat, das zum Gerben verwendet wird. Caldera: Meist kreisförmige Senke mit großem Durchmesser, die nach einer gewaltigen Vulkanexplosion entsteht, wenn die entleerte Magmenkammer im Untergrund einbricht. Solfatare: Bis 400 °C heiße, schwefelhaltige Wasserdampf-Quelle in Vulkangebieten. Fumarole: Vulkanische Gas-Dampf-Quelle mit Temperaturen zwischen 200 °C und 800 °C. Zur Verwendung Mit Hilfe der Tabelle können vulkanologische Fachbegriffe wiederholt, ergänzt und vertieft werden. Nach der Betrachtung der Kurzfilme können folgende Fragen und Aufgaben bearbeitet werden: Wo gibt es in Italien aktive Vulkane? Suche x x x x 8 die Vulkangebiete auf Atlaskarten und beschreibe ihre Lage! Vergleiche die Höhen von Ätna, Vesuv und Stromboli! Berechne die Höhe des Stromboli vom Meeresboden aus! Welche Ursachen hat der Vulkanismus in Italien? Vergleiche die vulkanische Aktivität von Ätna, Vesuv, Stromboli und Vulcano! x Suche im Internet nach Informationen über aktuelle und historische Ausbrüche! Warum siedeln Menschen in der Nähe von Vulkanen, trotz der Gefahren, die ihnen drohen? Mehr Info im Internet http://www.geo.mtu.edu/~boris/Italiahome.html: Warum es in Italien Vulkane gibt (engl.) http://www.educeth.ch/stromboli/index-d.html: Fotos, Videos und Informationen über Ätna und Stromboli http://www.volcano.si.edu/gvp/volcano/region01/it aly/campifle/var.htm: Über die Phlegräischen Felder (engl.) Literatur Bardintzeff, J. (1999): Vulkanologie. — Enke Verlag. Francis, P. (1996): Volcanoes - Claredon Press, Oxford University Press Rast, H. (1983): Vulkane und Vulkanismus. — Enke-Verlag. Pichler, H. (1970 bis 1981): Italienische Vulkangebiete I bis V. — Borntraeger — Samml. Geol. Führer, 5 Bände. Weitere Medien 32/42 10364 Plattentektonik – Unruhige Erde. 16-mm-Film/Videokassette 15 min, f 42 02041 (FWU)/3-623-42820-5 (Klett-Perthes) Plattentektonik: Arbeitsvideo/9 Kurzfilme 28 min, f 42 01829 Vulkanismus: Vulkantypen und Phänomene: Arbeitsvideo/6 Kurzfilme 25 min, f 42 02042 Vulkanismus: Vulkan und Mensch: Arbeitsvideo/3 Kurzfilme 17 min, f 42 02217 Island – Feuer und Eis: Der Ausbruch am Vatnajökull 1996. VHS 17 min, f 42 02570 Pompeji. Leben in einer römischen Stadt. VHS 27 min, f 66 00070 Naturkatastrophen und Internet. CDROM 66 31320 Naturkatastrophen. CD-ROM 66 00480 (FWU)/3-623-43005-6 (Klett-Perthes) Erlebnis Erde: Unruhiger Planet. CD-ROM Produktion Dr. Walter Sigl im Auftrag von FWU Institut für Film und Bild, Grünwald und Klett-Perthes, Gotha und Stuttgart 2002 mit Unterstützung von Prof. Ernst Waldemar Bauer, Südwestrundfunk, SWR Media GmbH und Telcast Buch Dr. Walter Sigl Dr. Gabi Thielmann • Dr. Angelika Jung-Hüttl Schnitt Walter Sigl Kamera Ernst W. Bauer • Heinz von Matthey Wolfgang Müller • Marc Szeglat Animationen GDT mediendesign Videobearbeitung AVP Video-Transfer Begleitkarte und Fachberatung Dr. Angelika Jung-Hüttl Bildnachweis IFA Bilderteam Pädagogische Referentin im FWU Dr. Gabi Thielmann Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen/Medienzentren Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: öV zulässig © 2002 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (0 89) 64 97-1 Telefax (0 89) 64 97-240 E-Mail Info@fwu.de Internet http://www.fwu.de Klett-Perthes Justus-Perthes-Straße 3-5 D-99867 Gotha Telefon (0 36 21) 385 – 0 Telefax (0 36 21) 385 – 102 E-Mail perthes@klett-mail.de Internet www.klett-verlag.de/klett-perthes 2’3/8/02 Bau x ® FWU – Schule und Unterricht/Arbeitsvideo VHS 42 02773 (FWU) 3-623-42838-8 (Klett-Perthes) 29 min, Farbe FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (0 89) 64 97-1 Telefax (0 89) 64 97-240 E-Mail Info@fwu.de Internet http://www.fwu.de zentrale Sammelnummern für unseren Vertrieb: Telefon (0 89) 64 97-4 44 Telefax (0 89) 64 97-240 E-Mail vertrieb@fwu.de Klett-Perthes Justus-Perthes-Straße 3 – 5 D-99867 Gotha Telefon (0 36 21) 385 – 0 Telefax (0 36 21) 385 - 102 E-Mail perthes@klett-mail.de Internet http://www.klett-verlag.de/ klett-perthes Vertrieb: Klett-Perthes Postfach 10 60 16 D-70049 Stuttgart Telefon (07 11) 66 72 - 13 33 Telefax (07 11) 66 72 - 20 80 Vulkanismus in Italien Arbeitsvideo / 5 Kurzfilme Der Ätna auf Sizilien hat im Jahr 2001 mit spektakulären Ausbrüchen für Nachrichten gesorgt, der Vesuv bei Neapel hat 79 n. Chr. die antiken Städte Pompeji und Herkulaneum unter Ascheregen und Glutlawinen begraben und auch die Liparischen Inseln sind vom Vulkanismus geprägt. Fünf Kurzfilme bieten neue, eindrucksvolle Aufnahmen von den vielfältigen vulkanischen Phänomenen dieser Region, erläutern die Ursachen in anschaulichen Animationen, zeigen aber auch den Nutzen des Vulkanismus für die Gewinnung von Rohstoffen, den Fremdenverkehr und für die Landwirtschaft in Süditalien. 1 Italien – Land der Vulkane 04:08 min 2 Ätna 07:30 min 3 Liparische Inseln 08:00 min 4 Vesuv 05:12 min 5 Phlegräische Felder 02:45 min Schlagwörter Vulkanismus, Krater, Lava, Magma, Plattentektonik, Naturgewalt, Italien, Ätna, Vesuv, Liparische Inseln, Äolische Inseln, Lipari, Vulcano, Stromboli, Phlegräische Felder, Pompeji Geographie GEMA Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Keine unerlaubte Vervielfältigung, Vermietung, Aufführung, Sendung! Freigegeben o. A. gemäß § 7 JÖSchG FSK Geologie • Tektonik, Vulkanismus Europa • Südeuropa und Südosteuropa Allgemeinbildende Schule (5—13) Erwachsenenbildung