Was nützt die Liebe in Gedanken
Transcription
Was nützt die Liebe in Gedanken
Was nützt die Liebe in Gedanken Ein Film von Achim von Borries nach einem Drehbuch von Achim von Borries und Hendrik Handloegten nach einer Vorlage von Anette Hess und Alexander Pfeuffer Eine Produktion von in Co - Produktion mit ZDF und ARTE gefördert von Filmboard Berlin – Brandenburg Filmstiftung NRW Filmförderungsanstalt BKM Mitteldeutsche Medienförderung Inhaltsverzeichnis Besetzung und Stab 3 Kurzinhalt und Pressenotiz 4 Vorwort von Achim von Borries 5 Langinhalt 6 Die Statuten des Selbstmörderclubs 6 Interview mit Stefan Arndt 8 Interview mit Achim von Borries 10 Interview mit den Hauptdarstellern 13 Hildes Gedicht an Paul 20 Die Darsteller Daniel Brühl 20 August Diehl 21 Anna Maria Mühe 22 Thure Lindhardt 22 Jana Pallaske 23 Hinter der Kamera Achim von Borries Drehbuch & Regie 24 Hendrik Handloegten Drehbuch 24 Stefan Arndt Produzent 24 Christophe Mazodier Produzent 25 Manuela Stehr Produzentin 25 Jutta Pohlmann Kamera 26 Ulrika Andersson Szenenbild 26 Nicole Fischnaller Kostümbild 26 Heiko Schmidt & Johanna Hinsch Maskenbild 26 Thomas Feiner Musik 27 Ingo Frenzel Musik 27 Gergana Voigt & Antje Zynga Schnitt 27 Musik 28 Das Steglitzer Schülertragödie von 1927 29 Biographie Ernst Erich Noth (früher Paul Krantz) 32 X Filme 33 X Verleih 36 Pressebetreuung: JUST PUBLICITY GmbH Erhardstr. 8 80469 München Tel 089 – 20 20 82 60 Fax 089 – 20 20 82 89 info@just-publicity.de Verleih: X VERLEIH AG Bülowstr. 90 10783 Berlin Tel 030 – 269 33 600 Fax 030 – 269 33 700 info@x-verleih.de Was nützt die Liebe in Gedanken Deutschland 2003, Farbe, Dolby SR-D, Länge: 90 Minuten www.liebe-in-gedanken.de Kinostart: Erstes Quartal 2004 2 Besetzung Paul Günther Hilde Hans Elli DANIEL BRÜHL AUGUST DIEHL ANNA MARIA MÜHE THURE LINDHARDT JANA PALLASKE Rosa Lotte Macke Bittner Fritz Django Pit Zipser Wieland Lehrer Krähe Kommissar Peters Kommissar Kraus Dr. Frey Vorsitzender Gericht VERENA BUKAL JULIA DIETZE CHRISTOPH LUSER MARIUS FREY FABIAN OSKAR WIEN TINO MEWES JONAS JÄGERMEYER LUC FEIT HOLGER HANDKE JÜRGEN WINK THOMAS NEUMANN THOMAS SCHENDEL BUDDY ELIAS ROMAN KAMINSKI Stab Regie ACHIM VON BORRIES Drehbuch ACHIM VON BORRIES HENDRIK HANDLOEGTEN nach einer Vorlage von ANETTE HESS & ALEXANDER PFEUFFER nach Motiven des Romans „Der Selbstmörderclub“ von ARNO MEYER ZU KÜINGDORF Produzenten STEFAN ARNDT CHRISTOPHE MAZODIER MANUELA STEHR Redaktion LUCAS SCHMIDT & ANDREAS SCHREITMÜLLER Kamera Schnitt Musik Szenenbild Kostümbild Maskenbild JUTTA POHLMANN GERGANA VOIGT & ANTJE ZYNGA THOMAS FEINER & INGO L. FRENZEL ULRIKA ANDERSSON NICOLE FISCHNALLER HEIKO SCHMIDT JOHANNA HINSCH PETER SCHUHMACHER STEFAN BUSCH MARTIN STEYER SIMONE BÄR MARCOS KANTIS PETER HARTWIG Tonmeister Sounddesign Mischung Casting Herstellungsleitung Produktionsleitung 3 Eigentlich liebt jeder Junge ein Mädchen, und jedes Mädchen einen Jungen. Einige aber lieben die Liebe. Mehr als das Leben selbst. Kurzinhalt Gibt es ihn wirklich, den höchsten Punkt im Leben? Günther (August Diehl) und Paul (Daniel Brühl) sind davon überzeugt: Sie wollen leben, in vollen Zügen und ohne Kompromisse - und gleiches verlangen sie von der Liebe. Gemeinsam mit Günthers Schwester Hilde (Anna Maria Mühe) verbringen sie das Wochenende in einem Sommerhaus auf dem Land. Paul ist fasziniert von dem Mädchen und verliebt sich in sie. Und zunächst sieht es so aus, als ob Pauls Gefühle erwidert werden. Doch Hilde liebt viele. Heimlich trifft sie sich mit Hans - Günthers ehemaligem Liebhaber. Im Garten des Hauses feiern sie ein rauschendes Fest. Als Hans überraschend zu ihnen stößt, setzt er eine Achterbahnfahrt der Gefühle in Gang, die sehr bald außer Kontrolle gerät: Berauscht von Absinth und Musik, von großer Sehnsucht und ihrer Gier nach dem Leben werden sie alle in einen tödlichen Strudel gerissen... Pressenotiz Liebe und Rebellion, Suche nach Glück, Verwirrung der Gefühle, Exzess und Schuld. Voller Poesie und in fesselnden Bildern erzählt Achim von Borries (ENGLAND!) mit WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN das Drama der „Steglitzer Schülertragödie“ von 1927. Eine wahre Geschichte, hochkarätig besetzt mit Daniel Brühl (GOOD BYE, LENIN!, DAS WEISSE RAUSCHEN), August Diehl (23 – NICHTS IST SO WIE ES SCHEINT, LICHTER), Jana Pallaske (ALASKA.DE) und den Newcomern Anna Maria Mühe (GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT) und Thure Lindhardt. 4 Vorwort von Achim von Borries Liebe und Rebellion, Suche nach Glück, Verwirrung der Gefühle, Exzess und Schuld. Das sind die Themenfelder, die diese Geschichte umkreist. Ein Film über Jugend, Spätpubertät und Erwachsenwerden, ein Film über das Staunen angesichts der Folgen, die unsere Gedanken und unser Handeln mitunter haben. Im Fall der Steglitzer Schülertragödie war dies der Tod zweier Jugendlicher. Als ich vorletztes Jahr erstmals die umfangreiche Recherchesammlung bei X Filme eingesehen habe, war ich zunächst skeptisch: Die bloße Historizität der Geschichte hatte mich abgeschreckt, ist es doch ungleich schwieriger, mit einem „Kostümfilm“ jene unmittelbare Nähe zu Figuren und Geschichte zu erzeugen, die für mich im Kino an erster Stelle steht. Je länger ich mich jedoch mit dem Fall beschäftigte, um so deutlicher sah ich die Aktualität des Ganzen: Dieses verzweifelte Auflehnen der Jugendlichen gegen die Gedankenwelt ihrer Eltern, die tatsächliche „Ungreifbarkeit“ dieser Erwachsenenwelt, gleichzeitig die tiefe Verunsicherung in der Umbruchzeit zwischen den Weltkriegen. Aber auch die Egozentrik der Weltsicht unserer Helden erschien mir modern, besser gesagt zeitlos. Ich hatte auf einmal das Gefühl, die Zwanziger Jahre waren unserer Zeit vielleicht nicht unähnlich, zumindest was Orientierungslosigkeit und radikalen Wertewandel anbetrifft. Mich hat die Geschichte also gefesselt und Hendrik und ich begannen zu schreiben. Wir haben versucht, diese Menschen auferstehen zu lassen, ohne uns die Sicht durch die Historie zu versperren. Sommer 2002 wurde gedreht, in meiner Erinnerung hat es permanent geregnet, im Ganzen waren es wohl vier sonnige Tage... Trotzdem wurde es eine sehr schöne Zusammenarbeit, es herrschte eine ganz besondere Atmosphäre innerhalb dieses Teams, etwas Familiäres fast, und ein gemeinsames Ziel, das alle verbunden hat. Jetzt endlich ist der Film fertig und muss seinen Weg alleine machen. Ich glaube, es ist ein Film über die Liebe geworden. Die Liebe in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen. Paul liebt Hilde, und er liebt den Gedanken an die Liebe. Hilde spielt mit allen, und wenn sie jemanden liebt, dann ist es Hans. Auch Hildes Bruder Günther liebt diesen Hans und das Leben, und Hans liebt sich selbst und Elli liebt Paul. Schrecklich kompliziert und erschreckend einfach, aber irgendwie war das immer so, auch in meiner Jugend. Zu Beginn des Films treten die Helden aus ihrer Welt heraus und tauchen ab in die sommerliche Schwüle eines Gartens. Dieser Garten und das Haus bilden einen fast irrealen Ort, außerhalb der Zeit - ein Zauber liegt dort, ein Paradies. Es ist Günthers Reich und er bestimmt hier die Spielregeln. Fern des Alltags und der Erwachsenen können die drei, später alle fünf, das Leben „probieren“. Alles scheint möglich. In einem großen Fest feiern sie ihre Jugend und sich selbst. Doch was so verheißungsvoll beginnt, endet in einer totalen Verwirrung der Gefühle, sie alle werden weggesogen von dem „Strudel des Herzens“. Und alle Gedanken und Träume ziehen anderentags auf einmal schreckliche Konsequenzen nach sich... Wenn sich ein Zuschauer wiederfindet in dem einen oder der anderen dieser Helden, wenn man sich erinnert an die eigene erste Liebe, die eigenen Partys, an eine romantische Weltsicht, von deren Unbedingtheit man überzeugt war, wenn man dieses maßlose Wollen wieder erlebt, die Unmittelbarkeit des Augenblicks, die Zerrissenheit und den Zauber und die Schönheit und den Schmerz, wenn etwas davon gelingt, wäre ich glücklich, und der Film hätte sein Ziel erreicht. Es ist eine wahre Geschichte. Achim von Borries 5 Langinhalt „Sie verstehen nichts,“ entgegnet Paul Krantz den beiden Kriminalbeamten, die ihn verhören. Die Polizisten sind sich sicher, dass er einer der Anführer jenes Selbstmörderclubs war, der es in der Presse schon zu großen Schlagzeilen gebracht hat. Paul wirkt in diesem Verhör paralysiert, stockend versucht er zu erklären, was wirklich passiert ist, an jenem verhängnisvollen Wochenende im Juni 1927... Paul und Günther Scheller stehen kurz vor dem Abitur am Oberrealgymnasium Mariendorf in Berlin. Zwei ungleiche Freunde: Paul, Arbeitersohn und introvertierter Dichte und Günther, ein selbstbewusster und zu allem entschlossener Draufgänger aus guten Verhältnissen. Beide verbindet die Suche nach dem größten Glück, der größten Liebe, dem höchsten Punkt im Leben – und dem richtigen Moment, um dieses zu beenden. Günthers Eltern sind verreist, und so beschließt die Jungen am Freitag, dem nachmittäglichen Nachsitzen in der Schule folgend, das Wochenende im Sommerhaus der Familie Scheller bei Mahlow zu verbringen. Dort angekommen trifft Paul Günthers kokette und lebenslustige Schwester Hilde und sofort ist er hingerissen von ihr – „das schönste Mädchen von Berlin“, wie er findet. Für Paul, aufgewachsen in einer Berliner Mietskaserne, ist der liberale Haushalt der Schellers mit der großen Bibliothek und der traumhaften Lage am See ohnehin das Paradies auf Erden – übertroffen allein von Hildes Charme und Schönheit. Doch Hilde ist sich ihrer Reize und deren Wirkung auf die Männer bewusst. Die Sechzehnjährige beginnt mit dem in Liebesdingen gänzlich Unerfahrenen einen Flirt, denn irgendwie findet auch sie Gefallen an ihm: Pauls Schüchternheit, seine melancholischen Gedichte und romantischen Gedanken über das Leben, die Liebe und den Tod ziehen Hilde an. Inspiriert von seinen Reimen schreibt sie noch in der ersten Nacht ein Gedicht in Pauls Notizbuch und neckt ihn mit seiner Unerfahrenheit: „Was nützt die Liebe in Gedanken? Kommt die Gelegenheit, dann kannst du’s nicht...“. Als die beiden später im Garten aufeinandertreffen, ist Paul ist der glücklichste Mensch der Welt... Am darauffolgenden Samstag morgen jedoch fährt Hilde zurück nach Berlin. Paul ist enttäuscht, er und Günther streifen durch die Felder und verbringen ihre Zeit mit Schiessübungen. Die Freunde sprechen über Hilde, die Liebe und das Leben. Ist es nicht so, sinniert Günther, dass man nur einmal im Leben richtig glücklich ist, und den Rest des Lebens mit der Erinnerung an diesen einen Augenblick bestraft wird? Muss man nicht dann aus dem Leben scheiden, wenn es am schönsten ist? Berauscht von ihren Gedanken und der Schönheit des Augenblicks schließen Paul und Günther einen Pakt: Sie wollen dann aus dem Leben scheiden, wenn sie keine Liebe mehr empfinden, und sie wollen all jene mit aus dem Leben nehmen, die ihnen ihre Liebe geraubt haben. Hilde trifft sich währenddessen mit ihrer Freundin Elli, um wie jeden Samstag ins Tanzcafe „Moka Efti“ zu gehen. Dort wartet auch ihr heimlicher Geliebter auf sie – der Kochlehrling Hans. Für den schlägt nicht nur Hildes Herz, sondern auch das ihres Bruders Günther, von dem sich Hans erst kürzlich losgesagt hat. 6 Im Sommerhaus laufen derweil die Vorbereitungen zu einem von Günther initiierten Sommerfest auf Hochtouren und Paul macht sich auf zum Bahnhof, um Hilde abzuholen. Der Zug fährt ein und gutgelaunte Gäste springen auf den Bahnsteig. Nur Hilde fehlt. Enttäuscht und allein bleibt Paul auf einer Bank am Bahnsteig zurück, bis endlich der nächste Zug mit Hilde und Elli kommt. Der Garten ist mit Lampions geschmückt, die Gäste sind vollzählig, und die Feier kommt gut in Schwung. In der Küche bereiten Hilde und ihre Freundinnen Bowle zu und diskutieren dabei über Emanzipation und Männer. „Für mich gibt’s nicht ´ne Hand voll, sondern ein ganzes Land voll Männer!“ tönt Hilde selbstbewusst und erntet damit Staunen und Bewunderung. Die schüchterne Elli sagt ihr jedoch auf den Kopf zu, wie sehr sie Hildes Verhalten als Fassade gegen ihre Angst vor Bindung durchschaut. Elli ist selbst in Paul verliebt und dies schon seit langem. Als Günther im Weinkeller Getränkenachschub holen will, wartet dort eine Überraschung auf ihn: Hans! Günther schreit ihn an, denn noch immer schmerzt ihn jedes Wiedersehen. Doch schon im nächsten Augenblick fallen sie sich in die Arme und küssen sich. Die Party wird wilder: Zipser hat eine Flasche Absinth mitgebracht, der in einer feierlichen Zeremonie am Lagerfeuer getrunken wird. Berauscht von der „grünen Fee“, von Wein, Tanz und Musik wird die Stimmung immer ausgelassener. Doch während sich die anderen Gäste amüsieren, versinken Günther, Paul, Hilde, Elli und Hans im Strudel ihrer Emotionen: Paul himmelt Hilde an, die sich jedoch am Ufer des Sees zurückgezogen hat und in leidenschaftliche Küsse mit Hans vertieft ist, während Günther mit versteinerter Miene neben dem Liebespaar sitzt. Elli hat nur Augen für Paul, der sie bisher jedoch gar nicht wahrgenommen hat. Enttäuscht von Hildes Verhalten sucht er im Morgengrauen Trost bei Elli und erlebt mit ihr seine erste, ungelenke Liebesnacht. Als die Freunde am Sonntag morgen übernächtigt und erschöpft zurück nach Berlin fahren, ist nichts mehr, wie es war. In der Stadtwohnung der Schellers trinken Hans, Günther und Paul weiter. Müde von den Strapazen der Nacht geht Hilde früh zu Bett. Unbemerkt von den anderen beiden schleicht sich Hans heimlich zu Hilde ins Schlafzimmer. Doch dann hören Günther und Paul, die sich allmählich fragen, wo Hans bleibt, aus dem Nebenzimmer Liebesflüstern und Lachen. In Ihrer Verzweiflung gibt es für die beiden Zurückgewiesenen schließlich nur noch einen Ausweg: Von ihrer unendlich großen Liebe und dem unstillbaren Schmerz kann nur der Tod sie erlösen... Die Statuten des Selbstmörderclubs Mitglieder sind Paul Krantz und Günther Scheller. 1. 2. 3. 4. Der Name dieses Selbstmörderclubs ist Fe-hou Liebe ist der einzige Grund, für den wir zu sterben bereit sind. Liebe ist der einzige Grund, für den wir töten würden. Wir verpflichten uns daher, unser Leben in dem Augenblick zu beenden, in dem wir keine Liebe mehr empfinden. Und wir werden all diejenigen mit in den Tod nehmen, die uns unserer Liebe beraubt haben. 7 Interview mit Stefan Arndt Produzent Herr Arndt, wie ist es zu dem Projekt WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN gekommen? Die Idee zu diesem Projekt gab es schon länger und ursprünglich waren wir nur als Verleih im Gespräch. Aber dann konnte der Produzent Christophe Mazodier das Projekt nicht zu Ende finanzieren, der vorgesehene Regisseur konnte es nicht machen, und irgendwann brach es aus unserer Produzentin Manuela Stehr heraus: „Warum steigen wir da nicht ein? Das ist doch eigentlich ein Film für Jugendliche! Wenn wir keinen reinen Ausstattungsfilm daraus machen, sondern uns auf die eigentliche Geschichte konzentrieren, ist das doch ein wahnsinnig aktueller Stoff.“ Haben Sie deshalb dem historischen Rahmen keine übergeordnete Bedeutung zugemessen? Wir haben eine wunderbare Ausstattung, aber wir wollten nicht das Klischee vom Tanz auf dem Vulkan, wo im Hintergrund diese 20er-Jahre-SA-Truppen mit den Stiefeln knallen, damit es auch ja politisch korrekt ist. Bei Wolfgang Beckers GOOD BYE, LENIN! ging es um absolute Genauigkeit. Bei WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN ging es uns aber in erster Linie um die Zwanziger Jahre in Gefühlen. Wir haben uns ganz klar entschieden, keinen reinen Ausstattungsfilm oder bloßen historischen Kostümfilm zu machen, sondern einen Schauspielerfilm. Und um die Glaubwürdigkeit des Stoffes zu betonen, brauchen wir keine Totale vom Alexanderplatz in den Zwanzigern oder so etwas. Die „Steglitzer Schülertragödie“ fand 1927 statt. Haben Sie je überlegt, den Stoff in eine andere Zeit zu verlegen? Wir haben lange diskutiert, ob wir die Geschichte in den Zwanzigern belassen oder in die nähere Vergangenheit rücken sollten. Es ging uns ja vor allem um die Stimmung der Jugendlichen und das Thema war ganz klar: Was macht man am Ende der Pubertät? Ich glaube, damals gab es in dieser Hinsicht eine ganz andere Ernsthaftigkeit bei der Jugend. Außerdem ist es eine wahre Geschichte! Trotz des historischen Backgrounds wollten wir das Ganze möglichst zeitlos hinbekommen, zum Beispiel, was die Sprache betrifft. Denn wenn da einer mit so sperrigen Ausdrücken kommt, die seit 70 Jahren kein Mensch mehr gebraucht, dann steigt man aus dem Film sofort aus. Anders als bei zwei älteren Filmen*, die sich mit dem Fall beschäftigten, haben Sie bewusst auf eine Änderung der Namen verzichtet. Warum? Wenn wir schon eine wahre Geschichte erzählen, können wir auch gleich so weit gehen wie möglich. Es ist ja ein trauriger Auswurf unserer Zeit, dass Drehbücher mit Anwälten geschrieben werden, dass Geld gemacht wird mit Klagen gegen die Kreativität. * GESCHMINKTE JUGEND (1929), Regie: Carl Boese GESCHMINKTE JUGEND (1960), Regie: Max Nosseck 8 Warum haben Sie Achim von Borries als Regisseur für diesen Stoff gewählt? Weil ich weiß, dass er und Hendrik Handloegten gute Autoren sind, die präzise arbeiten - und bei denen es auch mal was zu lachen gibt. Außerdem suchte ich nach ENGLAND! schon länger nach einem Projekt für Achim von Borries. Er hat das, was dem deutschen Film so oft fehlt: Ein unglaubliches Talent, was Stimmungen betrifft. Er hat ein wahnsinniges Gefühl für besondere Atmosphären – das sieht man dem Film ja an. Wie haben Sie diese hervorragende Besetzung zusammen bekommen? Eigentlich hatten wir gar nicht mit einer großen Besetzung geplant. Wir wollten tolle, unbekannte Schauspieler. Aber als die Besten, die wir derzeit haben, sofort zusagten, da waren wir dann doch sehr froh. Wie wichtig war die Arbeit von Jutta Pohlmann, der Kamerafrau? Sehr wichtig! Wobei ich gestehen muss, dass ich am Anfang echt sauer war, weil ich von ihr nicht mal einen einzigen Test zu sehen bekommen habe, um einen Eindruck zu kriegen, wie das am Ende aussehen könnte. Aber als ich den Film sah, war ich total begeistert. Es ist schön, dass man im deutschen Film auch optisch noch bestimmte Grenzen überschreiten kann und sich nicht mit visuellem Mittelmaß arrangieren muss. Es lohnt sich, Grenzen zu suchen! Gab es Besonderheiten in der Finanzierung des Projektes? Wir sind total glücklich, dass unser Projekt auch bei den Förderungen gleich großen Anklang gefunden hat und wir von vielen Seiten unterstützt wurden. WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN ist auch das erste Projekt für X Filme, bei dem wir mit der Mitteldeutschen Medienförderung zusammenarbeiten. Was war die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten? Das Wetter. Es hat ununterbrochen geregnet, wir hatten in fünf Wochen Außendreh ganze vier Sonnentage, und da mussten alle Sonnenaufnahmen stattfinden. Aber es ist wirklich gemeines Pech: Vorletztes Jahr mussten wir bei GOOD BYE, LENIN! mit miserablem Wetter kämpfen, letztes Jahr bei WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN hatten wir das selbe Problem – und in diesem Jahr, wo es so heiß ist, drehen wir keinen Sommerfilm! 9 Interview mit Achim von Borries Autor und Regisseur Herr Borries, was hat Sie zu diesem Projekt gezogen? Stefan Arndt von X Filme sprach mich darauf an, aber zunächst war ich nicht so begeistert, weil ich keine Lust auf diese 20er-Jahre-Klischees hatte. Als ich dann aber in den Berichten über den Prozess gegen Paul Krantz gelesen habe, habe ich dann doch angebissen. Ich fand das ganze plötzlich eine extrem moderne Geschichte, dieser Liebesreigen, die Verwirrung der Gefühle. Hendrik und ich begannen, das ursprüngliche Drehbuch komplett neu zu schreiben, in diesem Sinne. Warum haben Sie das Stück dann in 1927 belassen? Weil sich vor diesem Hintergrund anbot, etwas Exemplarisches zu machen, über das Individuelle dieser Helden hinaus. Das Historische, das mich zuerst abgeschreckt hatte, machte es möglich, den Film auf eine ganz allgemeine Ebene zu heben – ein Film über etwas, was man so nicht selbst erlebt hat, aber kennt. Plötzlich wurde dieser Zeitensprung eine Übersetzungshilfe für die Themen, die mich bewegen. Dennoch ist dem historischen Rahmen nicht zuviel Detail gewidmet... Das war ein Balanceakt. Sobald man in einem Film über so etwas wie die Zeit der Handlung nachdenkt, stimmt irgendetwas nicht. Die Ausstattung zum Beispiel ist schon historisch korrekt, aber nicht dogmatisch. Eben weil der Film zeitlos sein soll. Dieses Balancieren aber galt für alles, die Kamera, die Kostüme, natürlich die Sprache. Ich wollte zum Beispiel bestimmte Worte nicht benutzen, wie man sie damals angeblich dauernd hörte – „kolossal“ oder so was, das klingt unecht. Zugleich sollte aber auch kein „geil“ vorkommen, das würde albern wirken. Wir haben unseren heutigen Blickwinkel. Bestimmte Dinge wie Homosexualität oder Promiskuität waren damals ja schwer skandalös. Da musste ich auch versuchen, die wirkliche Geschichte nicht zu sehr zu verbiegen und gleichzeitig sollte es nicht altmodisch werden. Sie haben sich sehr detailliert an die eigentlichen Geschehnisse gehalten. Warum? Weil mir das ein sicheres Gerüst bot, innerhalb dessen ich sehr frei sein konnte. Ich brauchte mir keine Plot-Windungen mehr zu überlegen, das stand alles bereits. Ich konnte mich ganz darauf konzentrieren, diese seltsame Stimmung, die diese Jugendlichen beherrschte, zu zeichnen. Es hieß ja hinterher immer so vage, „die haben sich da in was hineingesteigert“. Ich wollte das nachvollziehbar machen und rekonstruieren, was die fühlten. Die Stimmung des Films ist geradezu hypnotisch. Mussten Sie da auch mal die Bremse ziehen um nicht abzudriften? Nein. Das eigentliche Schöne am Jungsein ist doch die Übertreibung, dieses Hinund Her zwischen den Extremen – an einem Tag fühlst du dich, als gehörte dir das gesamte Universum, am anderen, als wärst du ein nichtiges Staubkorn. In 10 dieser permanenten Spannung gibt es keine Kitschkomponente. Es ist im Gegenteil genau das, was wir später alle vermissen. Nein, ich habe diesen Film als eine Art Bolero begriffen, die Variation von Themen, die sich immer weiterspinnen und aufschaukeln – Weltschmerz, erste Liebe, Rausch. Ist das eine spezifisch jugendliche Stimmung? Ja. Das Leben ausloten, den Point of No Return erreichen zu wollen, von dem ab alles nur noch schlechter, langweiliger werden kann, das ist doch ein Motiv der Jugend. Ein Anspruch an sich selbst. Nehmen Sie Filme wie ... DENN SIE WISSEN NICHT, WAS SIE TUN, auch da geht es um die Sehnsucht nach dem großen Augenblick, nach dem vollkommenen, dem Gralsmoment, an dem man eins ist mit sich und Gott. Es ist ja ein faustischer Moment: „Möcht´ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön“. Und das Erwachsenwerden heißt ja, sich von diesem Kult zu entfernen, und die Realität zu akzeptieren. Dann ist Liebe nicht mehr eine Idee, sondern etwas Gelebtes, mit allen Kompromissen, und das ist die Zeit zwischen 20 und 30, wo man irgendwann sagt: Okay, ich hab´s im Griff. Dem wollte Günther offenbar genau ausweichen... Ja, das Schlimme an einem tatsächlichen Moment der Vollkommenheit, einem absoluten Glück ist doch, dass er wirkt wie ein Opiat: Man will immer mehr, man möchte das Glück noch hinauszögern. Oder es festhalten. Es ist wie am Vormittag nach der Love Parade, wenn auf dem Grünstreifen die Leute mit völlig verstrahltem Blick rumsitzen und denken: Es kann doch noch nicht vorbei sein. Wir wollen etwas festhalten und weiter ziehen, weiter feiern. So ist es auch im Film. Alle vier Hauptfiguren erkennen ja an ganz unterschiedlichen Zeitpunkten, dass es vorbei ist. Die Witwe von Paul Krantz lebt noch. Haben Sie mit ihr gesprochen? Ja. Ich glaube, ihr Mann hat sein ganzes Leben unter dieser Geschichte gelitten. Er galt ja damals als so was wie ein Popstar – für die Jugendlichen ungeheuer sexy, für die Erwachsenen ein Tier. Viele alte Leute erinnern sich noch heute gut an „den Paul Krantz“. Und er war ja zunächst wegen Doppelmordes angeklagt, worauf die Todesstrafe stand. Das muss einen fürs Leben prägen. Tatsächlich soll der Verrat, den Hans an Günther beging, indem er dessen Eltern über seine Homosexualität informierte, Triebfeder von Günthers Wut gewesen sein. Der Verrat wäre aus meiner Sicht ein zu schwaches Motiv. Eifersucht und enttäuschte Liebe kann zu einer Katastrophe führen. Dieser Gedanke, nur einmal im Leben das wahre Glück zu finden, und danach permanent dafür bestraft zu werden, der war für mich ausschlaggebend. Günther war vielleicht kurz davor, ein Zyniker zu werden. Hier war er natürlich noch viel zu involviert, aber zehn Jahre später wäre er womöglich einer gewesen. 11 Der Film lebt von den grandiosen Schauspielern. Hatten Sie die schon beim Schreiben im Sinn? Ja. Daniel kannte damals noch kaum jemand, ich zumindest nicht. Es war lange vor GOOD BYE, LENIN!, aber ich hatte DAS WEISSE RAUSCHEN gesehen, und da war mir klar, der ist es. Auch bei August Diehl wusste ich, die Rolle kann kein anderer spielen. Trotzdem habe ich noch mal unter jüngeren Schauspielern gecastet – Daniel und August sind ja mit 25 bzw. 27 eigentlich zu alt für die Rollen. Aber wenn man sich die Bilder der damals 19-jährigen anschaut, dann wirken die viel älter als die heute. Sie waren auch reifer, man darf nicht vergessen, was die alles schon miterlebt hatten – einen Weltkrieg, Revolution, Straßenkampf, den wirtschaftlichen Zusammenbruch. Dagegen sind wir heutigen Westeuropäer Bubis geblieben. Anna Mühe dagegen ist ja im gleichen Alter wie die echte Hilde damals. Ich war von ihr sehr fasziniert, sie hat diese wunderbare Mischung, halb Kind halb Frau, was für die Figur enorm wichtig war. Mit Jana wollte ich schon seit ich sie kenne etwas machen, die Elli ist für sie geschrieben, von Anfang an. Thure kenne ich ebenfalls schon lange. Irgendwie hat sich alles ganz wunderbar gefügt. Übrigens wollte ich natürlich auch Schauspieler, denen ich nicht alles geben muss, von denen auch was kommt. Und es war eine große Freude mit ihnen. Diehl kommt von der Bühne, Brühl vom Film, für Anna Maria Mühe ist es erst ihr zweiter Film. Wie haben Sie das unter einen Hut bekommen? Das war wirklich nicht ganz einfach. August und Daniel kannten sich nicht, die hatten einen Wahnsinnsrespekt voreinander. Und natürlich war es keine leichte Sache, einen Bühnenheroen wie Diehl mit einer 16-jährigen Anna Maria Mühe zusammenzubringen, die zwar hochbegabt ist und einer Schauspielerfamilie entstammt, die aber seinen Theaterkniffs erst einmal etwas entgegensetzen muss. Da geht es ja auch um Dominanz. Manchmal musste ich sie schon ein wenig schützen. Und dazu Daniel, der vom Film kommt und als Autodidakt unglaublich viel kann. Jana ist wieder ganz anders, es ist ein Geschenk mit ihr zu arbeiten. Und mit Thure auch. Meine Aufgabe war es, die fünf zusammen zu bringen. Als Regisseur ist man ja Dompteur und Wagenlenker in einem. Haben Sie selbst mal einen Gralsmoment erlebt? Ich denke schon, verschiedentlich. Man merkt das ja nicht währenddessen, sondern erst hinterher. Wenn man im Moment des Staunens, des naiven Empfindens das schon erfassen würde, hätte man ja etwas verloren – vielleicht ist man dann erwachsen. Mein Ziel beim Filmemachen ist es, genau solche Momente einzufangen. Auch wenn so ein idyllischer Feldweg im Abendlicht, den man gestern noch in aller Stille bestaunt hat, am nächsten Tag mit 10 Lkws voller Film-Equipment ziemlich profan wirken kann. Die Kunst ist es, das Einfache, das Besondere wieder entstehen zu lassen. Wenn man so will, das Immaterielle, Poetische, den flüchtigen Augenblick mit einem schrecklich großen Haufen Materie wieder zu erzeugen. 12 Interview mit den Hauptdarstellern Ihr habt WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN selbst gerade zum erstenmal gesehen... DANIEL BRÜHL: August und ich waren ein bisschen neugierig und wir haben geschummelt und vorher schon mal einen Rohschnitt mit Achim angeschaut. Ich muss sagen, ich bin sehr glücklich. AUGUST DIEHL: Mir fiel ein Stein vom Herzen, dass er so gut geworden ist. Es war ja keine leichte Geburt. Aber dieser Film kann für sich stehen, er bringt sein Thema auf den Punkt: Wie nah Liebe und Tod beieinander liegen. Ich bin total stolz darauf. Für mich ist es eine der wichtigsten Arbeiten, die ich bisher gemacht habe. Was hat Euch am Drehbuch gereizt? DANIEL BRÜHL: Ich fand diese Zeit sehr aufregend und natürlich hat mich die Figur des Paul interessiert. Ich habe vieles von dem, wie ich so drauf war in dem Alter, wieder entdeckt, und hier dann in einem ganz anderen Kontext gesehen. Gerade diese Phase des Lebens, die melancholische, erste große Liebe, war für mich auch eine wichtige Zeit, und es ist schön, wenn man das noch mal leben darf. ANNA MARIA MÜHE: Ich fand die Rolle der Hilde toll, weil sie tief innen drin eigentlich ein sehr einsames Mädchen ist. Sie treibt ja ein Spiel zusammen mit ihrem Bruder Günther, und dann unterläuft ihr ganz unerwartet der Fehler, sich zu verlieben... AUGUST DIEHL: Ich war vom Drehbuch, vor allem aber von der Rolle fasziniert. Ich dachte: Die ist für mich geschrieben! Ich habe ein solches Gefühl noch nicht bei vielen Rollen gehabt, die ich gespielt habe, und bei Günther war es wohl am stärksten. Ich habe ihn förmlich vor mir gesehen – so angefüllt mit Sehnsucht und Verlangen. Am Drehbuch hat mich gereizt, dass es wie das Porträt einer Erinnerung wirkt. Es bewegt sich nicht in Plots, sondern durch Bilder und Stimmungen. Es ist wie ein undifferenzierter, heißer Blick zurück... JANA PALLASKE: Als ich gehört habe, dass der Film im Berlin der Zwanziger Jahre spielt, war ich Feuer und Flamme! Dann hat mir Achim das Buch gegeben und diese Geschichte war so schön und so tragisch – da musste ich unbedingt mitmachen. THURE LINDHARDT: Ich habe Achim auf einem Filmfestival in Korea kennen gelernt, und ein Jahr später hat er mich zum Casting für WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN eingeladen. Und als ich das Drehbuch las, wusste ich, dass ich bei diesem Projekt wahnsinnig gerne dabei sein würde. Wie würdet ihr eure Figuren beschreiben? ANNA MARIA MÜHE: Hilde ist ein Mädchen, die sehr glücklich ist mir ihrem Bruder Günther. Die zwei treiben ein Spiel mit der Liebe – eines, das ganz schön gefährlich wird. Irgendwann gerät es aus den Fugen, weil Hilde sich wirklich 13 verliebt, in Hans, obwohl das nie der Plan war. Ich glaube, dass Hilde im Grunde sehr einsam ist und die Liebe sucht, die sie nie hatte und die ihr eigentlich von ihrem Bruder verboten wurde. So kam sie nie dazu, jemanden wirklich zu lieben. Ich finde diese Frau und ihren Lebensstil wahnsinnig toll – sie lebt einfach, und so was gibt es heute eigentlich nicht mehr. Sie ist auf eine wunderbare Art erwachsen und trotzdem total kindlich. DANIEL BRÜHL: August und ich waren uns am Anfang eigentlich einig, dass wir die Hilde eine ganz furchtbare Person finden. Das hat sich völlig gewandelt, als die Anna das gespielt hat – dadurch, dass sie sie verkörpert hat, verstehe ich die Figur plötzlich und mag sie auch. Sie ist nun mal jung und lebendig und will sich ausprobieren, und sie ist ja irgendwo auch ehrlich in ihrer Art. Sie hält niemanden allzu lange in dem Glauben, dass es was Ernstes ist. Man hätte Hilde auch als Zicke zeichnen können – während bei Anna die Ambivalenz dieser Figur spürbar wird, und sie auch Sympathien weckt für einen tollen Menschen. AUGUST DIEHL: Ja, Hilde sucht eigentlich das Leben, während das bei Günther und Paul ins Destruktive kippt – sie suchen den Tod. Was ist Paul für ein Mensch? DANIEL BRÜHL: Paul Krantz stammt aus sehr bescheidenen Verhältnissen, hat aber das Glück, eine große Begabung zu haben, weswegen er an eine Schule kommt, an der sonst nur ziemlich betuchte Leute sind. Er ist also schon immer ein Außenseiter gewesen. Mit Günther verbindet ihn eine gefährliche Symbiose – sie sind beide Verführte und Verführer. Paul bewundert an Günther seine exzentrische, extreme Lebensweise. Günther schätzt an Paul seine Kreativität und seine Intelligenz, die in seinen Gedichten zur Sprache kommen. Für beide ist Liebe ein zentrales Thema, nur ist Paul im Gegensatz zu den anderen der Ansicht, dass Liebe etwas Großes, Absolutes ist, womit man nicht spielen sollte. Deshalb ist er auch auf Gedeih und Verderb der Hilde ausgeliefert. Er macht sich anfangs vor, dass seine Gefühle erwidert werden, aber als er merkt, dass sie mit ihm spielt, ist er ungeheuer verletzt. Und da auch Günther verletzt ist, schmieden die beiden diesen wahnwitzigen Plan, sich selbst das Leben zu nehmen – und die anderen mitzunehmen. Und Günther? AUGUST DIEHL: Günther ist ein unsicherer, hochtalentierter und sehr sensibler Charakter. Daher auch seine Überreiztheit. Er ist einer, der beim Ertrinken nicht versucht, sich zu retten, sondern alles daran setzt, im Sterben glücklich zu sein. Er bringt Paul viel weiter, als der eigentlich zu gehen bereit ist. In dieser Hinsicht sind sie tatsächlich noch Kinder. Aber mir lag daran, dass man Günther auch lachend sieht. Denn es ist ja eigentlich Paul, der den Selbstmord im Blick trägt, und ihn dann an Günther weitergibt... Hans bricht Günther das Herz... THURE LINDHARDT: Für mich war die Rolle eine große Herausforderung, weil Hans sehr körperlich und spontan ist. Hans ist ein unbekümmerter Typ, der sagt was er meint, und tut was er will. Dabei ist er nicht gemein oder berechnend, sondern er folgt einfach seinen Gefühlen und nimmt sich, wonach ihm ist. 14 Und welche Rolle spielt Elli in diesem Gefühlsreigen? JANA PALLASKE: Elli ist ein bisschen das fünfte Rad am Wagen in dieser Gruppe. Sie ist klug, eher unscheinbar, schüchtern und ernst - vor allem was ihre Vorstellung von Liebe und Treue angeht. Auf jeden Fall hat sie davon konservativere Vorstellungen als Hilde, und deswegen verurteilt sie ihre beste Freundin auch für deren wilden Lebenswandel. Elli blutet das Herz, wenn sie mit ansehen muss, wie Hilde mit Paul spielt und seine ganze Aufmerksamkeit für sich beansprucht – und das, obwohl sie weiß, dass Elli in diesen Jungen echt verliebt ist! Doch irgendwann gelangt sie an den Punkt, wo sie sich traut, auszubrechen und offensiver zu werden. Denn als ihr Hildes Verhalten Paul plötzlich in die Arme spült, tut sie etwas, wovon sie nie gedacht hätte, dass sie sich das trauen würde... Könnt ihr diesen Strudel der Gefühle nachvollziehen, von dem sich Eure Figuren so mitreißen lassen? ANNA MARIA MÜHE: Ich bin schon eine Person, die sich sehr in Gefühle hineinsteigern kann, oft auch zu schnell - aber ich würde niemals so weit gehen wie diese beiden. DANIEL BRÜHL: Ich kenne das Gefühl der ersten großen, gescheiterten Liebe, das hatte ich nämlich auch. Ich habe mir damals auch lange vorgemacht, dass die Gefühle auf beiden Seiten wären, und bin ebenfalls schrecklich verletzt worden – zumal auch bei mir mein bester Freund darin verstrickt war. Aber natürlich ist es auch bei mir nie so weit gegangen, dass ich an Selbstmord gedacht hätte – eher schon an Mord... (lacht) Aber es macht Spaß, das weiter zu denken. Deshalb haben mich die Figuren auch so fasziniert –dass Liebe für sie wirklich etwas so Existenzielles war, dass sie nicht mehr leben wollten. AUGUST DIEHL: Ich war glaube ich mit 17, 18 Jahren dem Günther sehr ähnlich. Man entwickelt ja in der Liebe nie Routine, aber das erste Mal ist wirklich ein umwälzendes Erlebnis. Und erst rückblickend merkt man, dass die erste Liebe viel mehr mit einem selbst zu tun hat als mit dem Mädchen. Man liebt die Liebe! Und man ist bereit, alles dafür zu opfern, weil man noch nie etwas Größeres gefühlt hat. Welche Rolle hat es für euch gespielt, dass eure Figuren wirklich gelebt haben, und wie habt ihr für eure Rollen recherchiert? AUGUST DIEHL: Das ist so eine Sache mit historischen Figuren. Ich habe lange versucht, ein Foto von Günther zu finden, aber es gibt offenbar keins. Ich habe auch sämtliches Recherchematerial gelesen, und natürlich die Gerichtsprotokolle. Aber irgendwann fing ich an, mich zu distanzieren – irgendwann interessierte mich mein Günther Scheller, und je näher man an die Drehzeit herankommt, desto mehr verblasst die historische Figur. JANA PALLASKE: Ja, man muss selbst rausfinden, wie man diese Figuren mit Leben füllt. DANIEL BRÜHL: Ich finde auch, man muss bei einer solchen Recherche aufpassen, dass man nicht zu tief eintaucht. Man muss ja am Ende eine eigene 15 Figur kreieren und muss sich frei machen davon, der wahren Person in allem gerecht werden zu wollen. Das Spannendste bei den Recherchen war für mich der Prozess, wie ihn Erich Frey, der Rechtsanwalt von Paul Krantz, in seinen Erinnerungen schildert. Denn in Pauls Verhalten vor Gericht kommt zum Ausdruck, wie unglaublich verliebt er in die Hilde war, dass er sie noch im Prozess unter allen Umständen hat schützen wollen. Erstaunlich, wenn man weiß, was Hilde ihm alles angetan hat. Ich fand es irre, wie kompromisslos der geliebt hat. ANNA MARIA MÜHE: Ich hatte schon das Bedürfnis, der Figur gerecht zu werden und sie so zu tragen, wie sie mal war. Ich hätte Hilde gerne kennen gelernt. Ich hätte gerne gewusst, wie sie es ausgehalten hat zu leben, ohne wirklich lieben zu können. Und ich hätte gern gewusst, ob sie mit dem Paul wirklich bewusst ein Spiel getrieben hat. Ich habe mich viel mit Achim, aber auch mit Daniel und August darüber unterhalten. THURE LINDHARDT: Einerseits bedeutet es viel, dass dies eine wahre Geschichte ist. Ich habe das von Anfang an sehr ernst genommen, denn ich möchte ja der Person, die ich darstelle, mit meiner Darstellung den nötigen Respekt erweisen. Ich habe viel über die Zeit gelesen, in der die fünf gelebt haben, denn ich finde, um eine Figur, ihre Motive und Reaktionen zu verstehen, muss man auch ihre Zeit verstehen. Andererseits ist Film ja eine Kunstform, und auch dessen muss man sich bewusst sein. Ich bin Schauspieler und interpretiere eine Rolle so gut ich kann. Dabei finde ich auch künstlerische Freiheit immer wichtig. Der Film spielt in den Zwanziger Jahren. Was ist daran für junge Leute von heute interessant? DANIEL BRÜHL: Ich glaube, dass Berlin damals viel mehr als heute eine Weltstadt war. Da ist kulturell so viel passiert, das war ein Schmelztiegel für Maler, Schriftsteller, Musiker. Die Clubs und Cafés, die es damals hier gab – heute würde man sich wünschen, dass es solche Läden noch gäbe! Auf der anderen Seite diese große Armut, die politisch völlig instabile Situation in Deutschland - ich habe das Gefühl, die Leute sind damals geschwommen und haben Halt gesucht. Die Zwanziger als Metapher für die Orientierungslosigkeit in der Jugend? DANIEL BRÜHL: Ja, finde ich schon. Und ganz ähnlich zu heute, wo nichts mehr wirklich klar definiert ist, wo die Jugend keine klaren Feindbilder mehr hat und keine wirkliche politische Haltung. Sie schwimmt ebenfalls, aber sie ist auch offen und beseelt von einem großen Wunsch nach irgendwas, nach Bewegung. AUGUST DIEHL: Wir sind heutzutage sehr verwöhnt, aber auch ein bisschen infantil. Dieses Festhaltenwollen an der Jugend ist ja heute ein Problem. Damals war man nicht lange jung, da ist einem die Jugend tatsächlich in den Fingern zerflossen. Das war eine schnell alternde Generation. Wie seid ihr am Set miteinander klar gekommen? ANNA MARIA MÜHE: Ich hatte vor dem Casting mit Daniel wahnsinnig Schiss. Daniel war für mich eine ganz andere Liga, unerreichbar. Ich dachte auf dem Weg zum Casting, okay, dann bleibt es eben dabei, aber ich habe wenigstens 16 mal mit ihm gespielt. Aber noch bevor ich den Raum betrat, habe ich mir gesagt: Ich bin jetzt Hilde, egal was kommt. Zum Glück hat es zwischen uns gleich funktioniert. August kannte ich schon ein bisschen über meinem Vater. Er war auch außerhalb der Drehzeit so was wie mein Bruder, und ich habe total viel gelernt von den beiden. DANIEL BRÜHL: August und ich kannten uns ebenfalls nicht, aber wir haben uns später gestanden, dass wir großes Interesse aneinander hatten und den starken Wunsch, mal zusammen zu arbeiten. Und es ist eine irre Freundschaft entstanden bei diesem Dreh. Wir teilen einen ähnlichen Humor, ein ähnliches Interesse und eine Ernsthaftigkeit im Hinblick auf diesen Beruf. AUGUST DIEHL: Ja, seltsamerweise hat das vom ersten Augenblick an gestimmt. Ich glaube, die Tatsache, dass wir beide gegenseitig unsere Arbeit sehr schätzten, war ein großer Bonus für unser Verhältnis. DANIEL BRÜHL: Und mit Anna – das war toll. Ich habe beim Casting ja mit vielen Mädchen gespielt, die alle talentiert waren, aber keine brachte das Charisma von Hilde rüber. Bei Anna war das schon da, noch bevor sie den Mund aufmachte. Achim und ich waren völlig weggepustet, dass da ein Mädchen reinspaziert kommt, die mit 16 Jahren so unglaublich gut spielt, und die noch dazu so spielerisch und nonchalant mit einem Älteren umzugehen weiß. Ich hätte so was mit 16 niemals spielen können. Das war schon irre. Kein Konkurrenzgebaren am Set, keine Schwierigkeiten, mit Kollegen so unterschiedlicher Herkunft eine Einheit zu bilden? DANIEL BRÜHL: Dieses Konkurrenzdenken, das Schauspielern oft unterstellt wird, war gar nicht da. Vielleicht dadurch, dass wir aus verschiedenen Ecken kommen, war es eher eine Symbiose. AUGUST DIEHL: Vielleicht auch, weil wir das ja gleich zu Beginn auf eine so spielerische Ebene gehoben hatten. Und auch was Anna betrifft – der größte Teil der Schauspielerei besteht ja daraus, seinem Gegenüber zuzuhören und auf ihn zu reagieren. Jemand mit weniger Erfahrung und Routine ist da manchmal viel spannender als allzu routinierte Kollegen, die für Ärger diesen Blick benutzen, bei Trauer jenen. Man kann nie viel besser sein als der Partner. Es ist ein bisschen wie eine Räuberleiter. Wie war es, mit Achim von Borries zu arbeiten? DANIEL BRÜHL: Achim von Borries ist genau der Richtige für diesen Film gewesen, denn er hat ein ungeheures Faible für Stimmungen und Atmosphären. Man hat schon am Drehbuch gesehen, dass er Szenen nicht nach Plot, sondern über die Stimmungen beschreibt – zum Teil bis ins Detail, dass da eine Grille zirpt, oder der Vorhang ins Zimmer weht. So war er aber auch beim Dreh. Vieles hat er nonverbal zum Ausdruck gebracht - durch eine bestimmte Mimik oder Gestik. AUGUST DIEHL: Er ist sehr jung geblieben, und das liebe ich an ihm. Er weiß noch ungeheuer viel über die Wahrnehmungsbilder der Pubertät, und er hat ein fast musikalisches Gespür für Stimmungen. Und er hat das wunderbares Talent, diese ganz besondere Stimmung, die am Set herrschte, auch abseits vom 17 Drehort herzustellen und zu halten – indem er zum Beispiel dafür sorgte, dass wir während der Drehzeit nicht in Berlin, sondern in diesem Hotel am See wohnten. ANNA MARIA MÜHE: Es gab ungeheuer viele Diskussionen und Besprechungen – aber er hat uns sehr viel Freiraum gelassen. Wir hätten das sonst nie so spielen können. Dies ist ja ein Film, in dem die Schauspieler regieren, nicht die Geschichte. Ich fand die Arbeit sehr stark mit ihm, er hat einen mit seinen Blicken förmlich hineingezogen in den Film. Und er hat ohne viele Worte zum Ausdruck gebracht, was er genau will. Für mich war das total interessant. JANA PALLASKE: Also, da haben die anderen ja nun wirklich fast alles gesagt! Ich fand die Arbeit mit ihm wunderbar. Achim ist echt cool und man kann mit ihm immer über alles reden. Filme machen ist auf jeden Fall seine Bestimmung! Ich freue mich schon darauf, was er noch alles so für Geschichten zum Leben erwecken wird in seinem Leben. Mit ihm arbeiten? Jederzeit wieder! Gibt es einen Moment der Dreharbeiten, der euch besonders in Erinnerung geblieben ist? DANIEL BRÜHL: Der Dreh in der Wohnung Scheller. Vorher waren wir in einer Art Partystimmung gewesen, ganz ausgelassen. Aber sobald es in diese Wohnung ging, haben wir uns verändert. Ich habe mir mit August sogar vorgenommen, ab diesem Zeitpunkt ernst zu sein und die ganzen Albereien wegzulassen. Es war wirklich eine morbide Stimmung in der Wohnung. Und wir waren hypersensibel. Ich weiß noch die Szene, an dem ich durchs Fenster Elli sehe, und dann drehe ich mich um – wie ich den August da sitzen sah mit seinem schwarzen Anzug, kreidebleich und den Wahnsinn in den Augen, das war einer der seltenen Momente, wo man plötzlich das Gefühl hat: Man ist das wirklich, das passiert echt. AUGUST DIEHL: Auch bei mir war es die Scheller-Wohnung. Nach der Verabredung, keine Witze, keine kecken Bemerkungen mehr zu machen, waren Daniel und ich wie zwei andere Menschen. Das hat sich seltsamerweise auch erst auf Achim, dann auf das Team übertragen. Und Anna kam abends an und fragte: Was ist denn los mit euch? ANNA MARIA MÜHE: Mir ist die ganze Drehzeit in Erinnerung geblieben. Allein, wie wir Abends ins Hotel zurückgekommen sind und am See noch unsere Nächte verbracht haben – das sind Dinge, die ich wohl nie vergessen werde. Mein ganzes Zimmer ist vollgeklebt mit den Standfotografien vom Set. Es war eine wichtige Zeit in meinem Leben, die mich glaube ich sehr geprägt hat. Daniel, du scheinst so was wie ein Regular bei den X-Filmern geworden zu sein... Ja, und wir planen schon fürs nächste Jahr eine neue Zusammenarbeit in einem Film von Hans Weingartner. Ich bin total froh, dass ich die X-Filmer kennen gelernt habe, denn durch DAS WEISSE RAUSCHEN, den sie verliehen haben, bin ich zu GOOD BYE, LENIN! und auch zu WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN gekommen. Es gibt sonst keine Firma, die noch Independent-Filme auf so hohem Niveau macht, mit solchem Engagement, und die ihrer Linie dabei auch noch treu bleibt. 18 Hildes Gedicht an Paul Dies Buch trägt die Ergüsse deiner Seele. Mein Sohn, du bist poetisch angehaucht. Zwar sind die Reime ohne Fehle, doch die Gedanken sind in Finsternis getaucht. Auch scheint es mir, da du noch jung an Jahren, Daß dein Erleben in der Liebe nur erträumt. Ich fürcht', du bist darin noch reichlich unerfahren. Beeile dich, du hast schon viel versäumt. Ein Mädel wird sich schön bedanken, Wenn deine Glut nur aus Gedichten spricht. Was nützt die Liebe in Gedanken? Kommt die Gelegenheit, dann kannst du's nicht. Doch ist das noch kein Grund, sich zu erschiessen. Die Kugel spare Dir zu anderm Zweck. Auch würden viele Tränen fliessen, Das lohnt sich nicht, für solchen Dreck. 19 Die Schauspieler DANIEL BRÜHL als Paul Als Alex, der für seine herzkranke Mutter die DDR wieder aufleben lässt, hat sich Daniel Brühl in die Herzen von Millionen von Zuschauern gespielt. Für seine Rolle in Wolfgang Beckers Komödie GOOD BYE, LENIN! wurde er dann bei der diesjährigen Verleihung des Deutschen Filmpreises auch mit einer Lola als „Bester Hauptdarsteller“ sowie dem Publikumspreis als „Bester Hauptdarsteller“ bedacht. Seine ersten Kinoerfahrungen sammelte Daniel Brühl, geboren 1978 in Barcelona, bereits 1995 mit Miguel Alexandres DER PAKT, dem BLUTIGER ERNST (1997) von Bernd Böhlich, SCHLARAFFENLAND (1998) von Friedemann Fromm, Vanessa Jopps HONOLULU (1999) und Sheri Elwoods DEEPLY (1999) folgten. Der Durchbruch gelang ihm mit dem Kinoerfolg SCHULE (2000) von Marco Petry. Bereits im vergangenen Jahr wurde er für seine außerordentliche Leistung in Benjamin Quabecks NICHTS BEREUEN, Zoltan Spirandellis VAYA CON DIOS und vor allem in Hans Weingartners DAS WEISSE RAUSCHEN mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller geehrt. Dieses Jahr konnte man den 25Jährigen außerdem in Züli Aladags Boxerdrama ELEFANTENHERZ (2002) auf der Leinwand sehen. Letzten Herbst drehte er FARLAND unter der Regie von Michael Klier. Und nach der erfolgreichen Zusammenarbeit bei DAS WEISSE RAUSCHEN stand Daniel Brühl diesen Sommer erneut für Hans Weingartner vor der Kamera – in dem Beziehungsdrama JAN JULE PETER. DANIEL BRÜHL 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1995 WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN GOOD BYE, LENIN! ELEFANTENHERZ VAYA CON DIOS DAS WEISSE RAUSCHEN NICHTS BEREUEN SCHULE DEEPLY HONULULU EINE HANDVOLL GRAS SCHLARAFFENLAND BLUTIGER ERNST DER PAKT Filmografie Kino (Auswahl) Regie Achim von Borries Wolfgang Becker Züli Aladag Zoltan Spirandelli Hans Weingartner Benjamin Quabeck Marco Petry Sheri Elwood Vanessa Jopp Roland Suso Richter Friedemann Fromm Bernd Böhlich Miguel Alexandre 20 AUGUST DIEHL als Günther Der 1976 in Berlin geborene Sohn des Schauspielers Hans Diehl wird als einer der großen Nachwuchsschauspieler gehandelt. Seine Ausbildung absolvierte er an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ und sorgte schon während des Studiums auf Bühne und Leinwand für Aufsehen. Das Theaterspielen ist ihm enorm wichtig, und er trat bereits in Inszenierungen bedeutender Regisseure an großen Häusern auf, unter anderem in Peter Zadeks „Gesäubert“ in Hamburg, Berlin und bei den Wiener Festwochen und in Klaus Michaels Grübers „Roberto Zucco“ am Burgtheater Wien. 2000 feierte er in der Rolle des Kostja am Burgtheater Wien in Luc Bondys vielbeachteter „Die Möwe“-Inszenierung Triumphe. Für die Rolle des Karl Koch in Hans Christian Schmids 23 – NICHTS IST SO WIE ES SCHEINT wurde er 1999 mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller und dem Bayerischen Filmpreis als „Bester Nachwuchsdarsteller“ ausgezeichnet. Danach folgten zwei Kurzfilme und eine Nebenrolle in Egon Günthers DIE BRAUT (1999) sowie Rainer Kaufmanns Verfilmung des Ingrid-NollBestsellers KALT IST DER ABENDHAUCH. Im Jahr 2000 wurde er auf der Berlinale zum „European Shooting Star“ gekürt. Weitere Kinohauptrollen folgten mit Robert Schwentkes Psychothriller TATTOO (2002) und Peter Kerns Satire HAIDER LEBT – 1. APRIL 2021. Für das auf der Berlinale und dem Münchner Filmfest aufgeführte Drama BIRKENAU UND ROSENFELD von Marceline LoridanIvens stand er gemeinsam mit Anouk Aimée vor der Kamera. Zuletzt war August Diehl in Hans Christian Schmids LICHTER auf der Leinwand zu sehen. AUGUST DIEHL 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 Filmografie Kino (Auswahl) Regie WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN LICHTER BIRKENAU UND ROSENFELD HAIDER LEBT – 1. APRIL 2021 ANATOMIE 2 TATTOO LOVE THE HARD WAY KALT IST DER ABENDHAUCH Hilflos (Kurzfilm) Entering Reality (Kurzfilm) Poppen (Kurzfilm) DIE BRAUT 23 – NICHTS IST SO WIE ES SCHEINT Achim von Borries Hans Christian Schmid Marceline Loridan-Ivens Peter Kern Stefan Ruzowitzky Robert Schwentke Peter Sehr Rainer Kaufmann Tom Zenker Marco Kreuzpaintner Marco Petry Egon Günther Hans Christian Schmid 21 ANNA MARIA MÜHE als Hilde Für die achtzehnjährige Berlinerin Anna Maria Mühe ging vergangenes Jahr ein Traum in Erfüllung: Während sie mit ihren Freundinnen ein Charlottenburger Szene-Lokal besuchte, wurde sie von Drehbuchautorin und Regisseurin Maria von Heland angesprochen und zum Casting zu ihrem Coming-of-Age-Kinofilm GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT eingeladen. Prompt wurde sie für die Hauptrolle engagiert und ihre zweite Rolle ließ mit WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN nicht lange auf sich warten. ANNA MARIA MÜHE Filmografie Kino Regie 2003 2002 Achim von Borries Maria von Heland WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT THURE LINDHARDT als Hans 1998 spielte der 1974 geborene dänische Schauspieler Thure Lindhardt eine kleine Rolle in Bille Augusts PELLE, DER EROBERER, der die Goldene Palme in Cannes gewann. Nach dem Studium an der National Theatre School in Odense/ Dänemark stand er seit 1999 auf verschiedenen Bühnen in Kopenhagen und übernahm Rollen in zwei Fernsehserien. 2000 beeindruckte er Publikum und Kritik mit der männlichen Hauptrolle in Kaspar Rostrups A PLACE NEARBY und war außerdem in der Freilicht-Produktion „Aladdin“ in der Titelrolle zu sehen. Mit der Auszeichnung des „European Shooting Star“ bei der Berlinale 2000 begann Thure Lindhardt sich auch nach internationalen Produktion umzusehen und arbeitete noch im gleichen Jahr für C. S. Leighs FAR FROM CHINA zusammen mit seinem Shooting-Star-Kollegen Antoine Chappey, Lambert Wilson und Marianne Faithfull. Gemeinsam mit Daniel Brühl stand er vergangenen Herbst für Michael Kliers FARLAND vor der Kamera. THURE LINDHARDT 2003 2001 2000 1987 1986 Filmografie Kino (Auswahl) Regie WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN Achim von Borries FAR FROM CHINA C. S. Leigh SLIM, SLAM OG SLUM Jorge Ballarin, Marcelino Ballarin A PLACE NEARBY Kaspar Rostrup TOOTSIEPOPS AND CANDYFLOSS Li Vilstrup PELLE, DER EROBERER Bille August („Pelle, the Conqueror“) 22 JANA PALLASKE als Elli Mit ALASKA.DE eroberte ein neues, aufregendes Mädchengesicht 2001 das deutsche Kino: Jana Pallaske, geboren 1979 in Berlin-Treptow. Entdeckt wurde Jana eher zufällig. Kurz vor dem Abitur brach sie die Schule ab und verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Barkeeperin im Berliner WMF-Club. Später jobbte sie in einer Casting-Agentur und in deren Räumen fand zufällig das Casting zu ALASKA.DE statt. Weil unter den 700 Mädchen, die sich für den Film vorstellten, nicht die Richtige dabei war, wurde Jana von der Regisseurin Esther Gronenborn einfach aufgefordert, sich auch einmal vorzustellen. Mit durchschlagendem Erfolg: Sie erhielt die Hauptrolle. Es folgten Vanessa Jopps ENGEL & JOE (2001), in der sie neben Robert Stadlober ebenfalls die weibliche Hauptrolle übernahm und Auftritte in Nicolette Krebitzs JEANS (2002) und Christopher Roths BAADER (2002). JANA PALLASKE Filmografie Kino Regie 2003 2002 Achim von Borries Christian Duguay Christopher Roth Nicolette Krebitz Vanessa Jopp Esther Gronenborn 2001 WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN EXTREME OPS BAADER JEANS ENGEL & JO ALASKA.DE 23 Das Team ACHIM VON BORRIES Drehbuch, Regie Achim von Borries wurde 1968 in München geboren. Er studierte von 1989 bis 1993 Geschichte, Politik und Philosophie an der Freien Universität Berlin. 1992 wechselte er an die Deutsche Film- und Fernseh-Akademie dffb. Mit dem Kurzfilm HALBERSTADT gewann er den Spezialpreis der Jury und den Studenten-KameraPreis beim Internationalen Hochschulfilmfest München 1998. In den Jahren 1996/97 entwickelte er fürs Fernsehen die Serie „Boomtown Berlin“ (zusammen mit Hendrik Handloegten), außerdem entstanden die Kurzfilme DIE LETZTE SOZIALISTIN und MUTANTENSTADL (beide 1994). Hoch gelobt wurde von Borries eindrucksvoller Kinoerstling ENGLAND! (Egoli Tossell Film AG, 2000), zugleich auch seine Abschlussarbeit an der dffb. ENGLAND! lief erfolgreich auf zahlreichen Festivals und gewann 15 internationale Preise, u.a. wurde er ausgezeichnet mit zwei Preisen der Deutschen Filmkritik 2002 (Bestes Drehbuch und Beste Kamera an Jutta Pohlmann) und zahlreichen internationalen Publikumspreisen. Erst kürzlich verlieh ihm die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di den Regiepreis 2003 (ehemals D.A.G.Fernsehpreis in Gold). Gemeinsam mit Hendrik Handloegten hat Achim von Borries auch am Drehbuch zu GOOD BYE, LENIN! gearbeitet. HENDRIK HANDLOEGTEN Drehbuch Hendrik Handloegten, geboren 1968 in Celle, verbrachte seine Kindheit in Finnland, Brasilien, der Schweiz und Frankreich. Er kehrte im Alter von siebzehn Jahren nach Deutschland zurück und zog 1985 nach Ost-Berlin, besuchte aber die Schule im westlichen Teil der Stadt. Zunächst arbeitete er als Videothekar und Betreiber des Eiszeit-Kinos in Berlin. 1993 begann er sein Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie dffb. Für seinen von X Filme produzierten Abschlussfilm PAUL IS DEAD wurde Handloegten 2000 als Autor und Regisseur mit Preisen geradezu überschüttet: Er erhielt den Erich Kästner Preis, den Studio Hamburg Nachwuchspreis, den Preis des Saarländischen Ministerpräsidenten und den Adolf Grimme Preis. Am 4. September 2003 startete Handloegtens romantische Komödie LIEGEN LERNEN, eine Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Frank Goosen, in die Kinos. STEFAN ARNDT Produzent Stefan Arndt wurde 1961 in München geboren. Mit Tom Tykwer, Dani Levy und Wolfgang Becker ist er Gründer und Gesellschafter des Kreativzusammenschlusses X Filme Creative Pool, sowie Mitgründer und Vorstandsmitglied des X Verleihs. In seiner Eigenschaft als Produzent verantwortete er Dani Levys STILLE NACHT (1995), MESCHUGGE (1998) und VÄTER (2002), Wolfgang Beckers DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE (1997) und 24 GOOD BYE, LENIN! (2003), Sebastian Schippers ABSOLUTE GIGANTEN (1999), Tom Tykwers WINTERSCHLÄFER (1997), LOLA RENNT (1998), DER KRIEGER UND DIE KAISERIN (2000) und HEAVEN (2002) sowie Mennan Yapos aktuelles Projekt LAUTLOS. Gegenwärtig arbeitet Arndt, der im Juni diesen Jahres als „European Producer of the Year“ ausgezeichnet wurde, an Oskar Roehlers AGNES UND SEINE BRÜDER (AT). 1984 war der Autodidakt Mitbegründer des Berliner Sputnik-Kollektivs. 1992 gründete er mit Tom Tykwer die Produktion Liebesfilm, die ein Jahr später Tykwers Regiedebüt DIE TÖDLICHE MARIA herstellte. CHRISTOPHE MAZODIER Produzent Nach seinem Diplomstudium in Business und Administation an der Audencia in Frankreich, einem Master in Communication, und einigen Kurzfilmen, hat Christophe Mazodier als Lektor bei den Babelsberger Studios angefangen (1993). Während der sieben Jahre, die er auf dem Gelände Babelsberg verbracht hat, besetzte er unterschiedliche Positionen: Mazodier war Assistent von Regisseur und Produzent Volker Schlöndorff, den er bei dem Film DER UNHOLD begleitete. Danach zeichnete Mazodier verantwortlich für die Projektakquisition in Frankreich (CHEF IN LOVE, EINE COACH IN NEW YORK). Außerdem entwickelte er als Produzent in der Produktionsfirma vom Studio Babelsberg mehrere Projekte und nahm an der Finanzierung von verschiedenen internationalen Co-Produktionen teil. Seit 1999 ist Christophe Mazodier als selbständiger Produzent und Finanzierungsberater für internationale Co–Produktionen tätig (u.a. TOSCA und SMALL CUTS). Zusammen mit den Autoren Pfeuffer/Hess entwickelte Christophe Mazodier den Stoff WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN für Studio Babelsberg. Nach dem Ausscheiden des Studios wandte er sich an X Filme und betreute gemeinsam mit Stefan Arndt die Neuentwicklung und Produktion des Projektes unter der Regie von Achim von Borries. Seit Januar 2003 ist Mazodier wieder in Paris und dort als Produzent und Finanzierungsberater in seiner neuen Firma „Short Cuts“ tätig. MANUELA STEHR Produzentin Die Juristin Manuela Stehr war nach Abschluss ihrer Ausbildung von 1984 bis 1991 als Produzentin in Berlin u.a. für folgende Filme verantwortlich: VA BANQUE (1986), Diethard Küster; MAN KANN JA NIE WISSEN (1987), Gerhard Hostermann; DAS ANDERE ENDE DER WELT (1988), Imogen Kimmel; GESCHICHTEN AUS EINER ANDEREN WELT (1991), Ivan Fila. Von 1992 bis 1999 war sie Leiterin der Produktionsförderung der Filmstiftung NRW, ab 1997 auch Prokuristin und Stellvertreterin des Geschäftsführers. Seit Januar 2000 ist sie Mitgeschäftsführerin und Produzentin bei der X Filme Creative Pool GmbH und seit Oktober 2000 Vorstandsmitglied der X Verleih AG. Als Produzentin seither: HEIDI M. (2001), Michael Klier; HERZ (2001), Horst Sczerba; HEAVEN (2001), Tom Tykwer; VÄTER (2002), Dani Levy; GOOD BYE, LENIN! (Co-Produzentin), Wolfgang Becker; ROTER KAKADU, Michael Klier (in Vorbereitung); ZUCKER, Dani Levy (in Vorbereitung); DIE HEXE VOM PRENZLAUER BERG (in Vorbereitung). 25 JUTTA POHLMANN Kamera Jutta Pohlmann wurde 1968 geboren und hat in Budapest Kamera studiert. Im Anschluss an ihr Studium zog sie 1997 nach Berlin. Für Achim von Borries Kurzfilm HALBERSTADT wurde sie im Rahmen des Münchner Filmfestes mit dem Preis des Fachblattes „Film & TV Kameramann“ bedacht. Ihre erste freie Arbeit nach Abschluss des Studiums war zugleich die zweite Zusammenarbeit mit Achim von Borries: Der hochgelobte und preisgekrönte dffb-Abschlussfilm ENGLAND!. Für ihren kraftvollen, visuellen und gefühlvollen Stil erhielt sie u.a. den Preis der Deutschen Filmkritik (2002) und den erstmals verliehenen Förderpreis für Kamerafrauen der „Femme Totale“ in Dortmund (2001). Für den prämierten VW - Messefilm „Autostadt Wolfsburg“ hat sie nicht nur Kamera, sondern auch Regie geführt. Ihre zweite ebenso eindrucksvolle Kamera-Arbeit für einen Kinospielfilm präsentierte sie mit Christopher Roths RAF-Drama BAADER bei der Berlinale 2002. Matthias Glasners SCHWARZER ENGEL (2003), zahlreiche Kurzfilme sowie verschiedene Musikvideos und Werbeclips vervollständigen ihre Vita. ULRIKA ANDERSSON Szenenbild Die 1966 in Stockholm geborene Ulrika Andersson hat ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Stockholm und der Hochschule der Künste in Berlin absolviert. Die seit 1990 in Berlin lebende Diplom-Architektin verantwortete das Szenenbild diverser Werbefilme und zahlreicher TV- und Kinoproduktionen. Nach „Boomtown Berlin“ (1996) und ENGLAND! (2000) war dies bereits die dritte Zusammenarbeit mit Achim von Borries. Ulrika Andersson hat außerdem für Maria von Helands GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT (2001), Stefan Ruzowitskys ANATOMIE 2 (2002) und Angela Schanelecs MARSEILLE (2003) das Szenenbild gemacht. NICOLE FISCHNALLER Kostümbild Nicole Fischnaller, geboren 1964 in Saarlouis, hat eine Modestudium an der Wiener Modeschule absolviert. Nachdem sie fünf Jahre als Designerin für das Modelabel „comme il faut“ tätig war, gründete sie 1995 in Wien die Firma „Perfect Props Styling und Produktionen“, der 2001 eine Tochterfirma in Berlin folgte. Als Kostümbildnerin war sie seither für zahlreiche Produktionen von Stefan Ruzowitzky , darunter SIEBTELBAUERN (1997), ANATOMIE (1999), DIE HELDEN IHRER MAJESTÄT (2000) und ANATOMIE 2 (2002) sowie für Christopher Roths BAADER (2001) verantwortlich. HEIKO SCHMIDT & JOHANNA HINSCH Maskenbild Heiko Schmidt, geboren 1966 in Braunschweig, wurde an der Berliner Maskenbildnerschule „Mephisto“ zum Diplom-Maskenbildner ausgebildet. Nach 26 seinem Abschluss hat er als Maskenbildner für diverse Kurzfilme, Videoclips, TVund Kinoproduktionen gearbeitet, darunter Achim von Borries ENGLAND!, Michael Kliers HEIDI M. (2000), Maria von Helands GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT (2001). Johanna Hinsch, geboren 1970 in Berlin, schloss ihre Ausbildung an der Maskenbildnerschule Mephisto in Berlin mit Diplom ab. Seit 1993 hat sie als Maskenbildnerin, Visagistin und Hairstylistin für diverse Fotound Modeproduktionen, Werbefilme und Modenschauen gearbeitet. In ihrer Vita finden sich außerdem Fernseh- und Kinoproduktionen wie TATORT oder Maria von Helands GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT (2001). THOMAS FEINER Musik Der 1968 in Göteborg geborene Thomas Feiner wurde bekannt als Sänger und kreativer Kopf der schwedischen Band „Anywhen“. Feiner, der in einer Familie mit osteuropäischem Wurzeln aufwuchs, engagierte sich bereits als Jugendlicher in verschiedenen Orchestern und Bandprojekten. 1997 erschien das Debütalbum von „Anywhen“. Die melancholischen Balladen ihres dritten, von Feiner selbst produzierten Albums „The Opiates“ (2001) inspirierten Achim von Borries bereits während der Drehbucharbeit zu WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN. INGO FRENZEL Musik Ingo L. Frenzel, geboren 1966, hat an der Hochschule der Künste und der Hochschule für Medien in Berlin Schulmusik und Filmkomposition studiert. In den neunziger Jahren engagierte sich Ingo Frenzel zunächst auf dem Gebiet der neuen Musik, später auch bei diversen Musicalproduktionen. Seit 1994 hat er zu über 30 Fernseh- und Kinofilmen die Musik komponiert, darunter Sebastian Petersons HELDEN WIE WIR (1999), Achim von Borries ENGLAND! (2000) und Philipp Stoelzls BABY (2002). GERGANA VOIGT & ANTJE ZYNGA Schnitt Gergana Voigt wurde 1970 in Sofia geboren und studierte von 1991 bis 1993 an der Filmschule in Lodz. Seit 1995 arbeitet sie als freie Cutterin in Berlin und gründete zusammen mit Sören Voigt 2000 die Filmproduktionsfirma „Living Films“. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit bei ENGLAND! ist WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN bereits das zweite Projekt mit Achim von Borries. Darüber hinaus war sie als Cuttern für zahlreiche Kurzfilme, TV und Kinoproduktionen verantwortlich, darunter Oskar Roehlers SUCK MY DICK (2000) und Ulrich Köhlers BUNGALOW (2001). Nach ihrem Studium der Film- und Fernsehwissenschaften an der Freien Universität Berlin hat Antje Zynga, geboren 1971 in Berlin, an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Fachrichtung Schnitt studiert. Als Cutterin war sie seither verantwortlich für diverse Kino-Produktionen, darunter GOOD BYE, LENIN! (2003) von Wolfgang Becker und FREMDER FREUND (2003) von Elmar Fischer. 27 Musik Hendrik Handloegten und ich sitzen uns bei der Arbeit an Drehbüchern gegenüber, unsere Computer auf dem Tisch und über den Ohren zwei dicke paar Kopfhörer. Wir hören also Musik beim Schreiben. Schon bei der ersten Drehbuchfassung im Sommer 2001 lief dabei fast ausschließlich eine CD in den Rechnern: „The Opiates“ der schwedischen Gruppe Anywhen. Auf Vermittlung der Plattenfirma kam sehr bald der Kontakt zu Thomas Feiner, dem Sänger und kreativen Kopf der Band zustande. Ich fragte Thomas, ob er sich vorstellen könne, seinen Einfluss - den er zweifelsohne und ohne sein Wissen während unseres Schreibens auf die Stimmung des Films hatte - um den eigentlichen Score zu erweitern und gottseidank hat er dieses auch für ihn ungewöhnliche Angebot angenommen. Ich brachte ihn zusammen mit Ingo Frenzel, der schon für ENGLAND! CoKomponist war, in der Hoffnung, diese beiden so unterschiedlichen Charaktere würden ähnlich gut zusammenarbeiten, wie es Ingo und Daler Nazarov in meinem ersten Film taten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten war dies auch der Fall, sie begannen zu komponieren und herausgekommen ist ein in meinen Ohren unwiderstehlich schöner und eigener Filmscore, wer auch immer was oder wie gemacht hat, ich bin sehr froh über die Musik und den beiden sehr dankbar. Was die Musik von Günther und seinen Freunden anbetrifft, war Hendrik und mir ebenfalls schon beim Schreiben klar, dass unsere Helden auf jeden Fall etwas Besonderes hören sollten, jenseits der damaligen „Charts“, eine Musik, die auch in unseren heutigen Ohren von dem spezifischen Lebensgefühl der Gruppe zeugen würde. Die Comedian Harmonists wären jedenfalls die falschen gewesen, dass hätten wahrscheinlich eher die Eltern der Schellers gehört, wer weiß. Mit „Princess Crocodile“ fing alles an. Ich hatte das Stück im Radio gehört und wusste, dass dies genau der Bogen sein soll, den die Musik in meinem Film beschreiben muss: Ein moderner Song, den man heute mit großem Vergnügen hören kann und der seine Wurzeln doch ganz eindeutig in der Vergangenheit hat. Mit Till Brönner und Jochen „Doc“ Wenz von Mardi Gras bb konnten wir sehr bald zwei absolut unterschiedliche Musiker gewinnen, die beide auf ihrem Gebiet etwas Einzigartiges geschaffen haben: Till gilt zu Recht als einer der besten Jazztrompeter heute, er hat einen ganz eigenen Sound kreiert und den Jazz auf diese Weise in unsere Zeit herübergetragen. Und Mardi Gras bb ist eine Band, die sich auf jedem ihrer Alben neu erfindet und ihre Anhängerschar immer wieder aufs neue mit ihrer unglaublichen Energie und ihren fantastischen Bläserarrangements an sich bindet. Zusammen mit einem Stück von Thomas Feiner („Lady Lei“) und der Überarbeitung von Princess Crocodile sind sechs Stücke herausgekommen, die alle sehr ungewöhnlich und unterschiedlich und einzigartig sind. Eine Musik, die auf wunderbare Weise zu den Helden des Films passt. Eine Musik, die „meine Fünf“ gehört hätten. Ganz sicher. Sie hätte nur damals schon geschrieben sein müssen... Achim von Borries 28 Die Steglitzer Schülertragödie von 1927 Im Sommer 1927 schockiert eine furchtbare Bluttat Berlin, die als „Steglitzer Schülertragödie“ in die Annalen eingehen wird: In der Steglitzer Wohnung seiner Eltern erschießt am frühen Morgen des 28. Juni der 19-jährige Oberprimaner Günther Scheller den gleichaltrigen Kochlehrling Hans Stephan und tötet sich anschließend durch einen Schuss in den Kopf selbst. Zugegen sind Schellers Schulkamerad Paul Krantz, 18, Schellers Schwester Hildegard, 16, und deren Freundin Elli, 16. Die Jugendlichen hielten sich allein in der Schellerschen Wohnung auf, während die Eltern in Stockholm waren. Paul Krantz war der einzige Augenzeuge der Tat. „Wir werden lächelnd aus dem Leben scheiden.“ Auf dem Küchentisch findet die von den Jugendlichen alarmierte Polizei einen Abschiedsbrief, in dem Günther Scheller und Paul Krantz ankündigten, zuerst Hans Stephan und Hilde Scheller und anschließend sich selbst zu töten. So hatte Günther geschrieben: „Liebes Weltall! Ein winziges Stück Deines Organismus vergeht. Sei nicht böse darüber, du wirst den Untergang einer Zelle kaum als Verlust empfinden. Tausend andere drängen sich als Ersatz. Die Zeit rollt weiter und weiter, was kümmert sie mein bisschen Leben? Ein kurz aufleuchtender Schein in der Gemeinschaft der Menschen und dann Erlöschen, Staub, Asche.“ Paul Krantz schrieb auf einen anderen Zettel: „In diesem Augenblick werden Hans Stephan und Männe [Spitzname für Hilde, Anm. der Redaktion] sterben (durch unsere Hand). Wir beide, Günther und ich, werden lächelnd aus dem Leben scheiden!“ Paul hatte außerdem folgende Worte an einen Schulkameraden zu Papier gebracht: „Lieber Fritz! (...) Ich glaube, dass Liebe (staunste, was?) mich zur letzten Konsequenz verleitet. Es gibt Mädchen, deren Hingabe in Dir ein so durchdringendes, süßes Gefühl hervorruft, dass Du es niemals vergessen kannst, dass Du im selig Rausch und Taumel Dein Glück besessen hast. (...) Fritz! Ich erschieße erst Günther, dann Hilde, während Günther Hans Stephan zuerst erschießt. (...) Nun lache nicht, sondern denke dran, dass mein Schritt die letzte Konsequenz eines vom Leben Getöteten ist. Günther ist vollkommen einverstanden und grüßt Dich, wie ich, mein Freund, zum letzten Mal. Paul Krantz und Günther Scheller.“ Offenbar hatten sich die Jungen in einem Rausch aus Alkohol, Lebensüberdruss, enttäuschter Liebe und romantischem Weltschmerz in die abgründige Katastrophe hineingesteigert. Pauls Rechtsanwalt, der berühmte Strafverteidiger Dr. Dr. Erich Frey, bezeichnet diese Stimmung später als „seelisches Dämmerlicht“. „Es schien unmöglich, Günther zur Besinnung zu bringen.“ „Als die ersten Strahlen des Morgens das lange Grauen seiner Dämmerung lichteten“, erinnert sich Paul Krantz später in seiner Autobiographie „Erinnerungen eines Deutschen“ (1971), „schien auch unser eigener 29 Dämmerzustand der verstiegenen Weltfluchtpläne mit einem Schlage zerstoben.(...) Doch es schien fast unmöglich, Günter zur Besinnung zu bringen (...) Günter starrte mich nur finster an und fuchtelte auch in meiner Richtung mit dem Revolver herum, der nunmehr scharf geladen war, denn er hatte in einer Schreibtischschublade passende Munition gefunden. Ich hatte ihm schon einzureden versucht, Stefan [Hans Stephan, Anm. der Redaktion] sei gar nicht mehr da. Hilde, der es unter unserem lauten Rumoren schließlich doch unheimlich geworden war, (...) kam nun (...) zu uns. Mir flüsterte sie rasch zu, Hans sei fort. Mir kam die Botschaft wie eine Erlösung (...) Sie hatte die Tür zum Schlafzimmer demonstrativ offen gelassen und schien ihrer Sache völlig sicher zu sein. Günter wirkte resigniert, er zeigte sich zugleich enttäuscht und höhnisch. (...) Günter war scheinbar langsam und gleichgültig in das Nebenzimmer gegangen. Dort aber hatte Hilde ihren Freund hinter einem zwischen Schrank und Wand gespannten Lakenvorhang versteckt. Fast unverzüglich krachten die Schüsse. Eine jähe Bewegung des Tuches musste Stefan [Hans Stephan, Anm. der Redaktion] verraten haben.“ Einer der Aufsehen erregendsten Prozesse der Zwanziger Jahre Paul Krantz wird am 1. Juli unter dem Verdacht der Mittäterschaft verhaftet und vor dem II. Schwurgericht in der Moabiter Turmstraße des Mordes angeklagt. Wochenlang halten die Ereignisse jener verhängnisvollen Nacht während des Krantz-Prozesses im Februar 1928 die Öffentlichkeit in Atem. Korrespondenten aller namhaften europäischen Zeitungen sind vor Ort, eine japanische Delegation, sogar US-Journalisten. Ihre Berichte beflügeln die Phantasie außerhalb des Gerichtssaals. Immer neue Details über morbide Gedichte und Alkoholräusche, homosexuelle Beziehungen und promisken Sex unter den sich selbst überlassenen Jugendlichen elektrisieren die Öffentlichkeit. Von „sündiger Liebe“, „frühzeitig verdorbenen Mädchen“, „Liebe in ihren schrankenlosen Ausartungen“ schreibt etwa der Lankwitzer Anzeiger am 14.2.1928 Die dreiwöchige Gerichtsverhandlung - Paul Krantz ist zunächst wegen Doppelmordes, dann wegen Mittäterschaft und Verabredung zum Mord an Hilde Scheller sowie wegen unerlaubten Waffenbesitzes angeklagt - gerät zum Sensationsprozess. Die Mädchen, vor allem Hilde Scheller, müssen minutiöse und demütigende Befragungen zu ihrem Liebesleben über sich ergehen lassen. Die Staatsanwaltschaft lässt sogar ein medizinisches Gutachten über Hildes „körperliche Unversehrtheit“ erstellen, um ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen. Krantz hingegen werden seine Gedichte zum Verhängnis: Nicht nur lag mit dem Abschiedsbrief eine Art schriftliches Geständnis vor - es fanden sich in seinem Tagebuch auch weitere, belastende Verse. Im Gerichtssaal selbst geht es hoch her. Der Staranwalt Dr. Dr. Erich Frey, der schon den „Beilchenmörder“ Haarmann verteidigt hatte und die Verteidigung von Paul Krantz ohne Honorar übernimmt, legt nach einer scharfen Auseinandersetzung mit dem Vorsitzenden Richter mitten im Prozess sein Mandat nieder, woraufhin der von der Presse als „schwächlich“ und „dünnblütig“ bezeichnete Krantz einen Nervenzusammenbruch erleidet. Drei Tage später nimmt Frey sein Mandat wieder auf und erstreitet schließlich einen Freispruch für Paul Krantz. 30 In seinem Schlussplädoyer in einem der Aufsehen erregendsten Prozesse der Zwanziger Jahre sagt Dr. Dr. Erich Frey am 20. Februar: „Ich frage nicht wie der Herr Staatsanwalt: Was ist geschehen? Ich frage: Was ist Jugend? Und darauf antworte ich mit dem Wort Goethes: Jugend ist Trunkenheit ohne Wein.“ Paul Krantz wird frei gesprochen von der Anklage des Mordes und der Anstiftung zum Mord und zu einer dreiwöchigen Haftstrafe wegen unerlaubten Waffenbesitzes verurteilt, die allerdings auf seine siebenmonatige Untersuchungshaft angerechnet wird. Der Prozess selbst hatte auch weitreichende, gesellschaftliche Konsequenzen: Er hat nicht nur eine große, sowohl erhitzte als auch ernsthaft geführte öffentliche Debatte über die Moral der Jugend losgetreten, sondern auch eine Diskussion über das im Berlin der Weimarer Republik noch weitgehend separierte Schulwesen für Mädchen und Jungen und die schädlichen Folgen der Geschlechtertrennung angeregt. 1931 erschien der erste Roman von Paul Krantz „Die Mietskaserne“ unter dem Pseudonym Ernst Erich Noth. Am 10. Mai 1933 wurde das Buch auf die Scheiterhaufen der Bücherverbrennung geworfen. Paul Krantz flüchtete in der Nacht des 5. März 1933 aus Deutschland und ging als politisch Verfolgter ins Exil. Gegen Hilde Scheller wurde in der Folge der Geschehnisse eine regelrechte Hexenjagd veranstaltet. Aufgrund der obszönen Berichterstattung über ihre Person war sie nach dem Prozess gezwungen, die Stadt zu verlassen. Hilde wurde Bibliothekarin. Elli hat nie geheiratet. Die ersten Verfilmungen der „Steglitzer Schülertragödie“ Bereits zweimal ist die „Steglitzer Schülertragödie“ verfilmt worden: 1929, im Jahr nach dem Prozess, drehte Carl Boese GESCHMINKTE JUGEND, der sich auf den schlechten Einfluss der „mondänen“ Mutter von Hilde (hier: Margot) und hemmungslose Annäherungsversuche einer Walter genannten Günther-Figur (kein Bruder, sondern ein Schürzenjäger) konzentrierte. Der Charakter Paul dagegen („Walter, der Sittenstrenge“) wird als Ehrenretter von Margot zum tragischen Mörder. 1960 drehte Max Nosseck ein gleichnamiges Remake des Dramas, das ganz um die vergnügungssüchtige Twist-Generation und einen an all der Oberflächlichkeit verzweifelnden Kleist-Jünger kreiste. Doch Nossecks Film stieß der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft auf. Nur ein einziges Mal wurde er mit dieser Freigabe in einem Kino gezeigt – 1988 im Berliner Sputnik. Erst im Rahmen der Retrospektive auf der Berlinale 2002 schließlich wurde er gewürdigt. Anders als Nosseck und Boese hielt sich Achim von Borries detailgetreu an die Ereignisse, wie sie sich nach den Erkenntnissen im Gerichtsaal in der Schellerschen Wohnung abgespielt hatten. Und als Einziger gab er den Figuren im Film ihre wahren Namen. 31 Biographie Ernst Erich Noth (früher Paul Krantz) Der Schriftsteller und Literaturhistoriker Ernst Erich Noth kommt am 25. Februar 1909 in Berlin zur Welt und verstirbt am 15. Januar 1983 in Bensheim an der Bergstraße. Ursprünglich hieß er Paul Krantz, später legte er sich das Pseudonym Ernst Erich Noth zu, das mit seiner Einbürgerung in den Vereinigten Staaten von Amerika 1948 auch sein bürgerlicher Name wurde. Als uneheliches Kind wächst er in einer berüchtigten Berliner Mietskaserne auf. Da er als außerordentlich talentiert gilt, wird er gefördert und als "begabtes Proletarierkind" auf die höhere Schule geschickt. Dort kommt er mit den zunehmenden Krisenherden der damaligen bürgerlichen Welt, der Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher seiner Generation in Berührung. Traurige Berühmtheit erlangt er als junger Mensch beim Aufsehen erregenden Prozess um die "Steglitzer Schülertragödie", bei dem Krantz eine prominente, wenn auch unschuldige Hauptrolle spielt. Obwohl er 1928 vom Gericht freigesprochen wird, leidet Ernst Erich Noth zeit seines Lebens unter dieser traumatischen Tragödie, die sich in seinem Freundeskreis zugetragen hatte. 1929 nimmt Ernst Erich Noth ein Studium der Germanistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main auf und beginnt, als freier Mitarbeiter für die Frankfurter Zeitung zu schreiben. 1933 emigriert er nach Paris und studiert dort an der Sorbonne weiter. Er wird regelmäßiger Mitarbeiter französischer Wochen- und Monatsschriften und später auch Redaktionsmitglied der renommierten Cahiers du Sud. 1939 wird ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt und im Mai des gleichen Jahres folgt die Ausbürgerung durch das Reichsministerium des Innern. Alle bis dahin veröffentlichten Schriften wurden verboten, sein Roman "Die Mietskaserne" war schon am 10. Mai 1933 verbrannt worden. Nach der Besetzung Frankreichs versteckt er sich im Untergrund bis ihm 1941 die Flucht in die Vereinigten Staaten von Amerika gelingt. In New York wird er Leiter der deutschsprachigen Kurzwellensendungen der National Broadcasting Company (NBC). Später arbeitet Noth als Herausgeber und Chefredakteur der internationalen Literaturzeitschrift Books Abroad und Professor für Moderne Sprachen und Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of Oklahoma. Als Professor lehrt er auch an der Marquette University/ Milwaukee und wird wissenschaftlicher Leiter des Fachbereichs für klassische Literaturen und Neuere Philologien. 1963 kehrt Noth nach Europa zurück und arbeitet in Frankreich als Lektor mehrerer Verlage und Dozent an den Universitäten Aix-enProvence, Marseille und Paris. Von 1971 an lehrt er als Gastprofessor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main bis zu seiner Entlassung 1980. Von Ernst Erich Noth sind im glotzi Verlag u.a. folgende Bücher erschienen: Die Mietskaserne, Roman. Erstausgabe 1931. Die Tragödie der deutschen Jugend, Essay von 1934. Jupp und Adolf, Politische Umdichtung von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“. 1943. Illustriert von Walter Diewock. 2003. 32 X Filme Creative Pool Unter dem Namen X Filme haben sich im Juli 1994 die drei Regisseure WOLFGANG BECKER, DANI LEVY und TOM TYKWER sowie der Produzent STEFAN ARNDT zusammengeschlossen, um im Rahmen einer gemeinsamen Produktionsfirma neue Möglichkeiten und bessere Wege zu finden, Filme zu entwickeln, herzustellen und zu vertreiben. Auch auf der internen Ebene hat sich bei X Filme seit 1994 viel getan. Maria Köpf, die seit 1995 als Herstellungsleiterin und inzwischen Produzentin am Aufbau der Firma maßgeblich beteiligt war, wurde 1999 zur Co-Geschäftsführerin ernannt. 2000 folgte Manuela Stehr, ehemals Prokuristin der Filmstiftung. Filmographie: STILLE NACHT von Dani Levy Co-Regie: Maria Schrader Offizieller Wettbewerbsbeitrag der Berlinale 1997 Lobende Erwähnung bei der Berlinale 1996 Bayerischer Filmpreis 1997 für Kamera und Musik DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE von Wolfgang Becker Preis der Deutschen Filmkritik 1997 Offizieller Wettbewerbsbeitrag der Berlinale 1997 Lobende Erwähnung bei der Berlinale 1997, sowie Filmband in Silber (bester Film) und je ein Filmband in Gold für Jürgen Vogel (bester Hauptdarsteller) und Martina Gedeck (beste Nebendarstellerin) Pilar Miró für den besten neuen Regisseur, Int. Filmfest Valladolid 97 WINTERSCHLÄFER von Tom Tykwer Preise für die beste Regie und die beste Ausstattung auf dem Internationalen Filmfest Gijon 1997 FIPRESCI-Preis (International Association of Film Critics) Publikumspreis des Internationalen Filmfestivals in Thessaloniki 1997 Bayerischer Filmpreis 1997 (bester Nachwuchsproduzent) Bundesfilmpreis 1998 Filmband in Silber (bester Film) und Filmband in Gold (beste Kamera) LOLA RENNT von Tom Tykwer Hongkong Critics Choice Bayerischer Filmpreis 1998 (Produzentenpreis) Sundance Film Festival 1999, Audience Award Ernst-Lubitsch-Preis 1999 (Tom Tykwer für Drehbuch und Regie) Kritikerpreis 1998 (Verband der deutschen Kritiker e.V.; bester Film) offizieller Wettbewerbsbeitrag Venedig 1998 Preis der deutschen Filmkritik Bundesfilmpreis 1999 Filmpreis in Gold für den besten Film, für die beste Regie, für Nina Petri, Herbert Knaup, Mathilde Bonnefoy (Schnitt) und Frank Griebe (Kamera) sowie den Publikumspreis - Filmpreis in Gold für den "Deutschen Kinofilm des Jahres" und die "Schauspielerin bzw. Schauspieler des Jahres" für Franka Potente. Erfolgreichster deutscher Film 1998 33 MESCHUGGE von Dani Levy und Maria Schrader Bayerischer Filmpreis 1998 (Produzentenpreis und beste Kamera für Carl F. Koschnick) Bundesfilmpreis 1999 (Filmpreis in Gold als beste Hauptdarstellerin für Maria Schrader (auch für "Aimée & Jaguar"), sowie Niki Reiser für Musik (auch für "Pünktchen und Anton"). ABSOLUTE GIGANTEN von Sebastian Schipper Bayerischer Filmpreis 2000 für den besten Nachwuchsdarsteller, Deutscher Filmpreis 2000 in Silber (Bester Film) PAUL IS DEAD von Hendrik Handloegten Preis des saarländischen Ministerpräsidenten, Max Ophüls Filmfestival Saarbrücken 2000 Lucas 2000, Kinder- und Jugendfilmfestival Frankfurt/Main Adolf-Grimme-Preis 2001 DER KRIEGER UND DIE KAISERIN von Tom Tykwer Offizieller Beitrag bei den Filmfestivals von Venedig und Toronto 2000 Jupiter (Cinema-Leserpreis 2001, Beste Hauptdarstellerin) Gilde-Filmpreis 2001 in Gold nominiert für den Deutschen Filmpreis 2001: Bester Film / Beste Regie / Beste Hauptdarstellerin / Bester Nebendarsteller Deutscher Filmpreis 2001 in Silber (Bester Film) WIE FEUER UND FLAMME von Connie Walther Deutscher Drehbuchpreis 2001 9th International Women’s Film Festival Torino, 2002 nominiert für den Deutschen Filmpreis 2002: Bester Film / Bester Hauptdarsteller (Antonio Wannek) 7th Linea d´ombra Salerno Film Festival 2002 Erster Preis in der Kategorie Bester Spielfilm „Unter 18“ Deutscher Kamerapreis Köln 2002: „Beste Kamera“ für Peter Nix HEIDI M. von Michael Klier Deutscher Filmpreis 2001 in Gold (Beste Hauptdarstellerin Katrin Saß) HEAVEN von Tom Tykwer Eröffnungsfilm und offizieller Wettbewerbsbeitrag der Berlinale 2002 Deutscher Filmpreis 2002 in Silber (Bester Film) Gilde-Filmpreis 2002 in Gold Golden Prize beim Gaia International Film Festival in Portugal „Special Mention for Excellence in Filmmaking“ bei den National Board of Review 2002 HERZ von Horst Sczerba Kinostart: 28. März 2002 VÄTER von Dani Levy Kinostart: 26. September 2002 34 GOOD BYE, LENIN! von Wolfgang Becker Deutscher Drehbuchpreis 2002 Offizieller Wettbewerbsbeitrag Filmfestspiele Berlin 2003 Berlinale 2003 „Blauer Engel“: Bester europäischer Film Goldene Leinwand für mehr als 3 Mio. Zuschauer Goldene Leinwand mit Stern für mehr als 6 Mio. Zuschauer FIPRESCI Award, 31. Belgrad International Film Festival 2003 Ex Aequo Publikumspreis, Festivals des Deutschen Films in Rom 2003 Deutscher Filmpreis 2003 in Gold in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Daniel Brühl), Bester Nebendarsteller (Florian Lukas), Bester Schnitt (Peter R. Adam), Bestes Szenenbild (Lothar Holler), Beste Musik (Yann Tiersen), Publikumspreis Bester Film und Publikumspreis Bester Schauspieler (Daniel Brühl) Nominierungen für den Deutschen Filmpreis 2003 in den Kategorien: Beste Hauptdarstellerin (Katrin Sass), Beste Nebendarstellerin (Maria Simon) Gilde Filmpreis 2003 TRUE von Tom Tykwer Kurzfilm für internationales Kompilationsprojekt PARIS, JE T’AIME Drehzeit: 08/02 LIEGEN LERNEN von Hendrik Handloegten Kinostart: 04. September 2003 4 FREUNDE & VIER Eine Perfect Film und Saxonia Media Produktion in Co-Produktion PFOTEN – Ein mit X Filme tierisches Abenteuer von Gabriele Kinostart: 09. Oktober 2003 Heberling DIE LIEBE IN GEDANKEN von Achim von Borries Kinostart: Erstes Quartal 2004 LAUTLOS von Mennan Yapo zur Zeit in Postproduktion JARGO (AT) von Maria Solrun Sigurdardottir Drehzeit Sommer 2003 AGNES UND SEINE BRÜDER (AT) von Oskar Roehler Drehzeit Sommer 2003 EN GARDE (AT) von Ayse Polat Drehzeit Sommer 2003 35 X VERLEIH Im Februar 2000 gründete X Filme Creative Pool GmbH die Filmverwertungsgesellschaft X Verleih AG mit Sitz in Berlin und entwickelte so den Ansatz von X konsequent weiter. Die Idee ist dem ursprünglichen Modell der u.a. von Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks und D.W. Griffith gegründeten „United Artists“ nachempfunden: Regisseure, Autoren, Produzenten und Verleiher arbeiten inhaltlich und wirtschaftlich innerhalb einer gemeinsamen Infrastruktur von der ersten Idee bis zum Kinostart und darüber hinaus eng zusammen. Statt Reibungsverluste zwischen Produktion und Verleih zu akzeptieren, begreift man sich als freundschaftlich-kritische Gruppe, die vor allem eines gemeinsam hat: Die Liebe zu guten Filmen und großem Kino. X Verleih bringt exklusiv alle Produktionen der X Filme Creative Pool in die Kinos. Darüber hinaus engagiert sich X Verleih eigenständig in der Akquise, der Kinoherausbringung und der Auswertung aller Nebenrechte sowie im Einzelfall als Koproduzent weiterer Filme. Ziel ist ein breitgefächertes Verleihprogramm, das das ganze Spektrum von anspruchsvollem und populärem Kino abdeckt. X Verleih plant die Herausbringung von 8-10 Filmen pro Jahr. Dieses Modell bewährte sich gleich im ersten Jahr bei den preisgekrönten Filmen DER KRIEGER + DIE KAISERIN (Regie: Tom Tykwer), HEIDI M. (Regie: Michael Klier) und WIE FEUER UND FLAMME (Regie: Connie Walther). Es versteht sich als work in progress. BLACK BOX BRD war der erste Film einer anderen Produktionsfirma, der in das Verleihprogramm aufgenommen wurde. Er startete im Frühsommer 2001 mit großer Presse- und Publikumsresonanz in den Kinos. Mit VENGO erweiterte X VERLEIH im Sommer 2001 sein Spektrum um den internationalen IndependentFilm. Mit SUZHOU RIVER, DAS GEHEIMNIS und AMORES PERROS folgten eine ganze Reihe anspruchsvoller internationaler Produktionen. DAS WEISSE RAUSCHEN von Hans Weingartner sorgte 2002 für einen furiosen Auftakt. Tom Tykwers HEAVEN eröffnete die 52. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Dani Levys modernem Familiendrama VÄTER folgten LIES - Lust und Lügen (Regie: Jang Sun Woo), SOLINO (Regie: Fatih Akin) und JEANS (Regie: Nicolette Krebitz). Mit Wolfgang Beckers sensationellem Publikumserfolg GOOD BYE, LENIN! ist X VERLEIH erfolgreich ins neue Jahr gestartet. Wie GOOD BYE, LENIN! lief auch Oskar Roehlers Liebesgeschichte DER ALTE AFFE ANGST als Wettbewerbsbeitrag bei den 53. Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Max Färberböcks SEPTEMBER feierte beim Festival in Cannes im Rahmen der Reihe „Un certain régard“ Weltpremiere. Für den Kinoherbst 2003 stehen gleich mehrere Produktionen von X FILME auf dem Verleihprogramm: Neben Hendrik Handloegtens romantischer Komödie LIEGEN LERNEN auch Gabriele Heberlings 4 FREUNDE UND 4 PFOTEN - EIN TIERISCHES ABENTEUER sowie Mennan Yapos LAUTLOS. Das Unternehmen wird von den Vorständen Anatol Nitschke, Manuela Stehr und Stefan Arndt geführt, die ohne ihre engagierten Mitarbeiter auch keinen Fuß auf den Boden kriegen würden. www.x-verleih.de 36