Huf Haus drängt in ein niedrigeres Preissegment

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Huf Haus drängt in ein niedrigeres Preissegment
26 DER DEUTSCHE MITTELSTAND
MARKTPLATZ
MITTELSTAND
Schlechte Zeiten,
gute Zeiten
G
erade hat das aktuelle KfW-ifoMittelstandsbarometer gemeldet: Im Februar sind die Geschäftserwartungen kleiner und mittlerer Firmen wieder deutlich angestiegen.
Auch beurteilen sie ihre aktuelle Geschäftslage wieder
so optimistisch wie
im vorigen Juli. Brechen also nun wieder gute Zeiten an?
Sind die schlechten vorbei? Oder
waren sie gar
nicht schlecht,
sondern nur mal
weniger gut?
HandelsblattEin Blick auf
Redakteurin
unsere FamilienAnja Müller
unternehmen
zeigt, dass es eigentlich egal ist, ob die Zeiten gut oder
schlecht sind. Es kommt darauf an, was
die Inhaber daraus machen. So gründete Johann Huf vor genau 100 Jahren
das Sägewerk, zwei Jahre vor Beginn
des Ersten Weltkriegs, nach dem Zweiten Weltkrieg aber baute Sohn Franz
Werkshallen bei Krupp und Kirchen in
Köln, heute mit Enkel Georg an der
Spitze ist Huf Weltmarktführer für moderne Fachwerkhäuser. Der Großvater
von Schauinsland-Chef Gerald Kassner
transportierte 1918 mit Pferd und Wagen Möbel, ab den 50er-Jahren reisten
die Deutschen mit Schauinsland-Bussen ins Sehnsuchtsland Spanien, heute
beschäftigt Kassner mehr Mitarbeiter
denn je. Beide Unternehmen haben
eine gute Zeit – und das nicht erst seit
Anfang Februar.
müller@handelsblatt.com
„Schöne Ferien“ – mit Deutschlands
Neben drei großen Konzernen tummeln sich
in der Branche 2 500 Mittelständler. Ihren Auftritt
auf der Internationalen Tourismusbörse
in Berlin lassen sie sich etwas kosten.
Eberhard Krummheuer
Duisburg
D
ie Vokabeln, die Gerald
Kassner über die Lippen
kommen, sind eher unaufgeregt. „Berechenbarkeit“,
„Zuverlässigkeit“, „konservatives Geschäft“, „ehrliche Handwerksarbeit“. Der Chef und Inhaber des Duisburger
Touristikunternehmens
Schauinsland, das sich auf Platz sieben im Ranking der Reiseveranstalter in Deutschland einreihen kann,
ist ein zurückhaltender Geschäftsmann.
Und doch: Für den Auftritt auf der
Internationalen
Tourismusbörse
(ITB) in Berlin greift er tief in die Tasche. Zweistöckig wird der Messestand in Halle 25 sein, knapp 150 Quadratmeter Fläche hat der 48-Jährige
in diesem Jahr buchen lassen, doppelt so viel wie noch vor zwei Jahren.
Auch Dutzende andere mittelständische Reiseveranstalter pflegen traditionell ihren Messeauftritt, während die Großen der Branche, Tui,
Thomas Cook und Rewe Touristik,
das Forum kaum nutzen.
Rund 2 500 kleine und kleinste Mittelständler, Reisebüros und Reiseveranstalter sind in der Tourismusbranche tätig, ermittelte der Deutsche Reiseverband. Darunter Spezialisten,
die nur ausgefallene Hobbys verkaufen, Sport- und Länderreisen etwa.
„Mittelstand hat Konjunktur, auch in
der Reisebranche“, freut sich Klaus
Laepple, langjähriger Reisebüroinhaber in Düsseldorf und Veteran in zahlreichen Branchenverbänden: „Gerade die kleinen zeigen auf der ITB
Flagge.“
So auch Schauinsland-Reisen. In
gut zehn Jahren hat das Unternehmen, dessen Wurzeln fast hundert
Jahre alt sind, den Umsatz auf eine
gute halbe Milliarde Euro verzehnfacht. „Nirgendwo haben wir sonst einen so ausgezeichneten Kontakt zu
ganz vielen unserer Partner“, sagt
Kassner.
Das Duisburger Unternehmen ist
mit einer konsequenten Geschäftspolitik groß geworden, erläutert der
Chef: Die schöne Urlaubswelt der
Pauschalreisen verkauft das Unternehmen ausschließlich über Reisebüros; andere Vertriebskanäle wie etwa
das Internet spielen keine Rolle. „Wir
vergüten die hohe Beratungsqualität
mit einem attraktiven, fairen Provisionsmodell.“
Die Reisevertriebler wissen das zu
schätzen. Laut einer Untersuchung
der GfK-Konsumforscher bei den Reisebüros zum Veranstalterimage landete Schauinsland-Reisen im vergangenen Jahr wie zuvor schon auf Platz
eins. Über 11 800 Reisebüros verkaufen die Produkte aus Duisburg: So
viele Verkaufsagenturen haben nicht
einmal die großen drei der Branche.
Experten wie der frühere Tui-Vorstand Karl Born, der heute Touristik
an der Fachhochschule Werniger-
rode lehrt, sind bei der einseitigen
Ausrichtung auf die Reisebüros skeptisch: „Noch mag das gutgehen,
doch der Markt wandelt sich. In
drei, vier Jahren müssen sich auch
die Mittelständler intensiv mit dem
Vertriebsweg Internet auseinandersetzen.“
Dass die Mittelständler in der Touristik weiter ihren Platz und Erfolg haben, steht für Born außer Frage. „Vor
allem die mittelgroßen Unterneh-
men werden überleben“, ist er sicher. Wie beispielsweise Alltours,
FTI und Studiosus. Oder eben auch
Schauinsland-Reisen.
„Wir fühlen uns im breiten Wettbewerb sehr wohl“, bestätigt Kassner.
Andere Veranstalter bevorzugen das
Spezialistentum und tummeln sich
in besonderen Marktsegmenten, wie
etwa Studiosus mit seinem Angebot
hochwertiger Studien- und Bildungsreisen mit Reiseleiterbegleitung.
Huf Haus drängt in ein niedrigeres Preissegment
Fertighaushersteller will zum 100. Firmenjubiläum neue kompakte Stadthäuser anbieten.
W
tektur verantwortlich zeichnete,
„viel zu früh“ gestorben ist. Zum
100. Firmenjubiläum wird es daher
keine große Feier geben.
Die Branche der Fertighaushersteller ist überschaubar, 45 Hersteller
als ordentliche Mitglieder zählt der
Bundesverband deutscher Fertigbau. Im Jahr 2010 wurden für rund
3 100 Fertighäuser Baugenehmigungen erteilt, erklärt Alexander Oswald vom Bundesverband. „Das entspricht einem Anteil von 15,1 Prozent
bau, Gartengestaltung oder Photovoltaik kümmern, gegründet. Sie
„müssen die Hälfte des Umsatzes
im freien Markt erbringen“, fordert
Huf. Das Tochterunternehmen Gartenart wird von der Huf-Tochter Sarah geführt. Sohn Benedikt steigt
im Sommer in der Zentrale ein.
Während branchenweit der Exportanteil bei elf Prozent liegt, baut
Huf rund 40 Prozent seiner Häuser
im Ausland. Hauptmärkte sind die
Schweiz und Großbritannien. Huf
baut wie in einer Manufaktur seine
Häuser aus Tausenden von Holzteilen mit rund 500 Mitarbeitern zusammen.
an allen Eigenheimbauvorhaben in
Deutschland.“ Zahlen für 2011 liegen
noch nicht vor.
Huf Haus setzt pro Jahr rund 100
Projekte um, darunter allerdings
nicht nur klassische Einfamilienhäuser, sondern auch Altenheime, Büroanlagen und Pavillons. 2011 hat
die Firmengruppe Huf Haus rund
82 Millionen Euro umgesetzt. Um
schlüsselfertig bauen zu können,
hat Huf mehrere Tochterfirmen,
die sich zum Beispiel um Innenaus-
Billigflieger stützen die Expansion
Huf Haus
mit trennende Wände festgelegt ist.
Bislang ist das Unternehmen aus
ährend chinesische Funk- Hartenfels im obersten Preissegetionäre künftig auf deut- ment ab 500 000 Euro zu Hause.
Am kommenden Donnerstag nun
sche Automarken verzichten müssen, wie das Industrieminis- wird der geschäftsführende Gesellterium in Peking Anfang vergange- schafter Georg Huf bei der Pressener Woche mitteilte, haben chinesi- konferenz zum 100-jährigen Firmenjubiläum eine neue
sche Chefs Fertigkompakte und preishäuser made in GerHISTORIE
wertere Hausreihe
many geordert.
ab 350 000 Euro
So hat der Chef
1912 Johann Huf gründet
vorstellen: energiedes Elektronikkonein Sägewerk in Hartenfels.
Häuser
effiziente
zerns Hisense im ostmit einer bebauten
1949-57 Wiederauf- und
chinesischen QingErdgeschossgrundNeubau wichtiger Gedao, Zhou Houjian,
fläche von 80 bis
bäude. Sohn Franz tritt
Fertighäuser mit bis
100 Quadratmetern
1950 ins Unternehmen ein.
zu 900 Quadratmeund einer Wohnflätern Größe bei Huf
che von 140 bis 160
1972 Franz Huf und ManHaus im Westerwald
Quadratmetern.
fred Adams entwickeln das
gekauft. Das letzte
Huf peilt damit
moderne Fachwerkhaus.
von insgesamt fünf
neue Zielgruppen
Häusern wird in diean: „Kunden, die
1996 Die Brüder Georg
sem Jahr verschifft.
stadtnah oder mehrund Thomas Huf leiten das
Huf Haus gehört
geschossig bauen
Unternehmen.
neben
Baufritz,
wollen, und jünSchwörer und Fingere Familien mit
ger zu den renommiertesten
Fertighausproduzen- Kindern.“ Der Grund: Die Grundstüten, von denen sich die allermeis- cke werden immer kleiner und imten in Familienhand befinden. Huf mer mehr Familien wollen auch in
ist Weltmarktführer für moderne der Stadt in Eigenheimen wohnen.
Der 56-Jährige leitet das TraditiFachwerkhäuser. Gemeint ist damit
eine Holzskelettbauweise mit gro- onsunternehmen seit einigen Monaßen Glasflächen, bei der die Kon- ten allein, seit sein jüngerer Bruder
struktion nicht auf tragende und da- Thomas, der vor allem für die Archi-
Anja Müller
Düsseldorf
Georg Huf: Der geschäftsführende Gesellschafter des Fertighausherstellers
setzt auf neue Käuferschichten.
Wenn der Frost zu streng ist, verlegen die Westerwälder Arbeiten
nach Großbritannien – einem der
wichtigsten Märkte für Huf und an
365 Tagen frostfrei. „Dass wir dort
so arbeiten können wie hier, haben
die Billigflieger ermöglicht“, erklärt
Huf. Denn er schickt immer eigene
Mitarbeiter zu den Baustellen. „Bei
unserem China-Geschäft haben wir
festgestellt, dass wir unsere Bauteile – wasserfest verpackt – mit Containern sehr gut verschiffen können“, erzählt Huf. Deshalb peilt er
in diesem Jahr den US-Markt an,
erste Projekte entstehen in Oregon
und Pennsylvania.
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