Der „Pate der deutschen Soulmusik“ ist zurück

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Der „Pate der deutschen Soulmusik“ ist zurück
Der „Pate der deutschen Soulmusik“ ist zurück
Edo Zanki, der „Pate der deutschen Soulmusik“ meldet sich mit seinem Solo-Album „Zu viele Engel“ eindrucksvoll zurück. Mit seinem neuen Tonträger
präsentiert er ausgefeiltes Songwriting, bildreiche bisweilen pointierte Großstadtlyrik und eine musikalisch bis ins Detail hochklassigen Produktion, die
allerdings selten verspielt daherkommt, sondern auf das Wesentliche fixiert bleibt. Popmusik bedeutet für Edo Zanki seit je her nicht Flachsinn, sondern
direkte Kommunikation mit den Hörern, das Ansprechen seines Publikums auf einer emotionalen Ebene, wo Text allein nicht mehr hinreicht.
„Er spielt mit dem Arsch Klavier und singt dir mitten ins Herz“ (Ulla Meineke)
Zanki singt und spielt schon seit 30 Jahren in seiner eigenen Liga. Als er damals die erste deutschsprachige Soulplatte veröffentlichte und sich die Presse
noch fragte, ob man Deutsch so „zerjaulen“ oder „zersingen“ dürfe, da hatten ihn, am Anfang der 80er Jahre, Kollegen und Musikbegeisterte längst für
sich entdeckt und feierten ihn: „Er spielt mit dem Arsch Klavier und singt dir mitten ins Herz“, sagte seinerzeit Ulla Meinecke, für die er ihren größten Hit
„Tänzerin im Sturm“ schrieb. Veranstalterlegende Fritz Rau war von Zankis Musikalität geradezu euphorisiert und lobte ihn als „Sänger der Sänger und
Musiker der Musiker“ und Herbert Grönemeyer, für den Edo zwei Alben produzierte, bezeichnete Zanki als „einen der großen musikalischen Könner in
unserem Land“. Edos Freund, der weltberühmte Fotograf Jim Rakete schreibt: „Hätte ich auch nur ein Foto von der Schönheit und Eindringlichkeit eines
langsamen Songs von Edo gemacht, wäre ich ein verdammt glücklicher Knipser! Edo ist ein Prophet des guten Geschmacks.“
Ein Stück deutscher Popgeschichte
Gerade als Produzent hat Edo Zanki ein wichtiges Stück deutscher Popgeschichte geschrieben. So arbeitete er bis heute mit Dutzenden von Pop- und
Rockgrößen wie Sasha, Thomas D., Rainhard Fendrich, Ulla Meinecke, Anne Haigis, Herbert Grönemeyer, Ina Deter, Tina Turner, André Heller, Xavier Naidoo,
den Söhnen Mannheims, Julia Neigel u.v.a zusammen. Zankis eigene Soloalben formten seit den 80ern textlich und musikalisch das Bild eines Singer/
Songwriters in deutscher Sprache, das sich musikalisch nicht aus dem traditionellen Chanson, sondern aus dem afroamerikanischen Soul und Blues
und aus Zankis mediterraner Herkunft speist. Hits, wie das schon erwähnte, „Tänzerin im Sturm“, Dein roter Mund“, und „Gib mir Musik“ sprechen da
für sich.
Als in den ausgehenden 90er Jahren Acts wie Sabrina Setlur und Xavier Naidoo sowie später die Söhne Mannheims für Furore sorgten, war Edo Zanki
als Macher, Ratgeber und Producer vom Start weg mit an Bord. Mit den musikalischen Gästen Xavier Naidoo, Till Brönner und Sasha veröffentliche Edo
2001 sein Album „Die ganze Zeit“. Die CD wird ein großer Charterfolg und eine ausgedehnte Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz bis
zum Jahr 2002 folgt.
Siege und Niederlagen
Dann kam – wie so oft – eine Zeit der persönlichen Enttäuschungen und Niederlagen, seine Ehe ging in die Brüche, Edo pausierte live und veröffentlichte
keine neuen CDs mehr. In dieser Zeit rief, geradezu aus dem Nichts, André Heller bei Edo an und fragte nach, ob er nicht sein erstes Album nach 20 Jahren produzieren möchte. Edo mochte und es entstand eine tiefe, künstlerische Kooperation, aus der zunächst das Goldalbum „Ruf und Echo“ und in den
folgenden drei Jahren die musikalische Leitung von Hellers Projekt „Afrika!Afrika!“ wurde. Ein Jahr nach der Premiere dieser europaweit erfolgreichen
Unternehmung verlässt Zanki die Show, um wieder das zu sein, was er immer am liebsten sein wollte: Sänger, Sänger, Sänger! Was aber bis heute blieb,
ist die Freundschaft zu André Heller, der in Edo Zanki „einen der wenigen hiesigen Musiker von internationalem Format“ sieht.
Zu viele Engel…
Edo Zanki veröffentlichte 2008 das Album „Alles was zählt“ und startete seine zweite Schaffensperiode. Er ging mit seiner Band auf Tournee. Es folgen
sensationelle Konzerte von denen er ein Live-Album produzierte, parallel hierzu entstanden CD-Produktionen für u.a. Thomas D., Sasha, Rainhard Fendrich
und Julia Neigel. 2010 ging er wieder mit seiner eigenen Band ins Studio, um das Album „Zu viele Engel“ aufzunehmen. Edo Zanki bleibt sich bei dieser
Produktion wohltuend treu. Er zaubert uns ein Konzept von „the real thing“ in seiner besten Form. Alles klingt erdig, direkt. Man hört und spürt den
Staub der Straße, die aufrichtige Reflexion, selbst Erlebtes wird zum kreativen, emotionalen Kraftwerk. Um diese musikalischen Qualitäten umzusetzen
versammelt Edo immer wieder wunderbare Musiker um sich und begeistert live wie im Studio sein Publikum ohne Mätzchen und Großinszenierungen
allein durch seine künstlerische Kraft, seine Stimme und seine Bühnenpräsenz.
Musikalisches Slowfood für die Fastfood Welt
Edo Zanki möchte, wie er sagt, mit diesem Album „den Lärm der Welt ausblenden und auf die zentralen Dinge des Lebens einschwenken“. Das Humanitäre, das Zwischenmenschliche, das vom Elend des Anderen Wissende, das man in sich selber auch schon gespürt hat, ist sein persönliches Leitmotiv. Er
selbst bezeichnet seine Songs als „musikalisches Slowfood“ und nichts beschreibt die Qualität des Songwritings besser als diese humorige Umschreibung. Der Beweis dieser musischen Vortrefflichkeit liegt ohne Frage digitalisiert in Form dieses Tonträgers vor.
Doch schreiten wir nach diesen eher abstrakten einleitenden Worten mit arrogantem Mut zur Lücke zur detaillierten Songvorstellung. Der bluesig-jazzige
Einstiegssong „Finde dein Glück“ öffnet uns in jeder Hinsicht die Tür zum Musikuniversum Zankis. „Finde dein Glück“ ist dabei witzigerweise kein
Song von Zanki selbst, sondern stammt vom aufstrebenden Singer/Songwriter Gregor Meyle, doch lässt uns gerade dieser gefühlvolle Titel entspannt
und melancholisch beseelt in Edos neues Werk hineingleiten, um uns folgend mit dem Titelsong „Zu viele Engel“ endgültig einzufangen. Der Titelsong
des Albums ist ein relaxter Soultitel im filigranen Steely Dan-Stil mit erotisch, lasziven Zeilen. Die Keynote „Zu viele Engel für zu wenig Himmel“ ist im
Unterton eindeutig, zweideutig und lässt zwischen den Zeilen keine oder vielleicht doch gleich alle Fragen offen.
„Hast du kein Herz?“ fragt Edo Zanki und das Album nimmt mit diesem Song mächtig Geschwindigkeit auf. Der Song ist Tamla Motown-Sound pur, der
Beat hämmert unbarmherzig geradeaus und der Text erzählt die bittere Geschichte eines schwer verliebten Jungen, der leider an eine Frau gerät, die
lieber Dollars als Küsse zählt - „wenn Du was willst, musst Du was bieten“. Der schnöde Mammon bestimmt hier die Farbe der Nacht und die hübsche
Dame will keine romantische Liebe, sie will ein neues Kleid.
Pop in Reinkultur bietet der Song „Ein neuer Tag“. Mit diesem melodischen Titel, dessen Musik Zankis Schweizer Freund Mauricio Pozzi komponiert hat,
trägt er eine positive Botschaft in die Welt. „Ganz egal was gestern war, heut ist ein neuer Tag. Schau nach vorn“, rät der Sänger einer von Liebeskummer
gezeichneten Freundin. „Das ist ein Lied des Trostes, das es auf Krankenschein geben sollte“, erklärt Zanki schmunzelnd. Und jeder Mensch, der schon
mal Liebeskummer hatte, weiß, wovon er redet.
Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Neuinterpretation à la Zanki ist der bekannte Rio Reiser-Song „Lass uns ein Wunder sein“. „Ich habe den Song
für dieses Album ausgewählt, weil er mich berührt. Es ist ein Liebeslied, wie es sein soll“, erklärt Zanki. „Das Lied befreit die Liebe von jedem egoistischen Zwang. Es ist sogar egal, ob die geliebte Person mal mit einem Anderen schläft, auch wenn das sicherlich weh tut. Die Kernaussage ist ’ich will
nicht, dass du mir gehörst. Ich liebe dich ganz einfach so wie du bist’.“ Musikalisch ist der Titel mit der offenen Rockgitarre und dem schönen, warmen
Hammond Solo ein klassisches Rockduett. Zankis langjährige gute Freundin Julia Neigel, die anerkanntermaßen zu den besten Rockröhren Deutschlands
zählt, gibt der Nummer mit ihrem intensiven Gesangspart zusätzlich Glanz.
Einen hektischen Kurzfilm über das pulsierende Leben eines Großstadtbahnhofs lässt der Song „Im Herzen der Stadt“ im Kopf ablaufen. Egal ob Fixer,
skrupellose Jungmanager mit exemplarischer Rolex oder ein schräg aufspielender Straßenmusiker, dessen Stelle man durch einen Schicksalsschlag
übermorgen auch selbst besetzen könnte, hier wird im Detail genau und mit leichter Ironie ein realer Alltagsfilm abgefahren. „Es war nicht ganz einfach
die Musik auf den hervorragenden Text von Peter Zentner zu komponieren“, erinnert sich Zanki an den Entstehungsprozess. „Die Szenen sind voller
Energie und so wollte ich letztlich eine Musik dazu haben, die den Text vorantreibt. Das Gehetzte sollte sich in der Komposition widerspiegeln, eine
Ballade kam für die Lyrics nicht in Frage.“
Ebenfalls von witzigen Wortspielereien geprägt ist der Funk-Rock Song „Beton“. Ein powernder Gitarrenriff rauscht durch die Gehörgänge und der Text
malt uns ein ums andere Mal ein hintergründiges Lächeln ins Gesicht. Edo Zanki macht sich in dem schon zehn Jahre alten Song über den ungebrochenen
„fest betonierten“ Fortschrittsglauben lustig. „Wir bauen uns mit Beton unsere Privathölle als Hochhaus, doch der Architekt wohnt in seiner schönen
alten Villa am Stadtrand mit Garten“, erzählt Zanki. „Spätestens nach dem Einsturz des U-Bahntunnels in Köln, wo irgendein Typ schon im Vorfeld die
Metallträger verkauft hatte, war es Zeit dafür, das Lied endlich aufzunehmen.“
Ein persönliches Glaubensbekenntnis Edo Zankis ist der Song „Kein Tag tut mir leid“. „Man wird ein weiserer und glücklicherer Mensch mit Musik“, erläutert Zanki sein musikalisches Credo. Und es steht außer Frage, dass Zanki sein Talent über die vielen Jahre mannigfaltig und immer volle Kraft voraus
ausleben konnte. „Meine Eltern hatten wirklich kein Geld nachdem sie ihre Heimat verlassen hatten, aber sie haben gewusst, dass Musik unglaublich
wichtig für die Seelenbildung von jungen Menschen ist. Sie haben sicher einen Kredit aufnehmen müssen, um mir und meinen Brüdern Instrumente zu
kaufen. Ich bin ihnen bis heute unendlich dankbar dafür.“
Kein Album von der Stange
Und dankbar können wir auch sein, denn ohne die Förderung des musikalischen Talentes ihrer Söhne wäre uns so manches große Stück Popkultur, und
nicht zuletzt dieser außergewöhnliche Tonträger, verloren gegangen. „Zu viele Engel“ ist alles andere als ein Pop-Album von der Stange, sondern ein
stimmiges Werk, das mit jedem neuen Hören durch seine musikalischen Höhen, Tiefen und Untiefen gewinnt. Es ist damit musikalisch wie textlich ein
Hauptgewinn für jeden Menschen, der Musik liebt, die Kopf und Bauch in gleicher Weise anspricht. Wer Ohren hat zu Hören, der höre… Edo Zanki.
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