Mythos Eiger (795,0 KiB)

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Mythos Eiger (795,0 KiB)
Mythos Eiger
Zusammengestellt von Marco Bomio
Zusammengestellt von Marco Bomio, 3818 Grindelwald
Inhaltsverzeichnis
1
Der Mythos ..................................................................................................................... 1
1.1
2
Wie der Mythos Eiger entstand ............................................................................... 1
Der Berg ......................................................................................................................... 2
2.1
Versuche, den Namen zu deuten ............................................................................ 2
4
Die Chronik .................................................................................................................... 3
5
Die Erstbegehungen vom Eiger ...................................................................................... 4
6
Literatur .......................................................................................................................... 5
7
Kontaktieren Sie uns ...................................................................................................... 5
22.02.2013
I
1 Der Mythos
«Wenn die Wand zu machen ist, machen wir sie – oder bleiben drin!» Diese Aussage von
Edi Rainer und Willy Angerer 1936 über die Eiger Nordwand bewahrheitete sich für die
beiden – sie blieben drin. Aus dem Erstbesteigungsversuch der Eiger Nordwand im Sommer
1936 wurde das wohl bekannteste Drama der Eiger Nordwand. Gemeinsam mit Andreas
Hinterstoisser und Toni Kurz aus Deutschland kamen die beiden Österreicher in der für
Steinschlag und Wetterumstürzen berüchtigten Wand um. Das Foto des am Seil hängenden
Toni Kurz ging um die ganze Welt.
Zwei Jahre später schafften Anderl Heckmair, Ludwig Vörg, Heinrich Harrer und Fritz
Kasparek die erste Durchsteigung der 1800 Meter hohen Wand. 70 Jahre später stellte der
einheimische Profibergsteiger Ueli Steck einen Speed-Rekord auf und durchstieg die Wand
in 2 Stunden und 47 Minuten.
1.1
Wie der Mythos Eiger entstand
Der Eiger wurde durch seine Nordwand in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit zum Inbegriff
eines gefahrvollen, schwierigen und unberechenbaren Berges. Die Hartnäckigkeit, mit der
sich dieses Bild ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat, mag überraschen, ist jedoch
erklärbar.
Begründet wurde der Mythos der Eigerwand zunächst in den 1930er-Jahren, als vor der
ersten Durchsteigung im Juli 193 8 bei den Wandversuchen insgesamt 9 Alpinisten ums
Leben kamen. Ab 1935 hatte die 1800 Meter hohe Nordwand unter den Spitzenalpinisten
als, letztes Problem der Westalpen" gegolten. Diese Tatsache zog vor allem die damals das
Leistungsniveau bestimmenden Bergsteiger aus Deutschland, Österreich und Italien fast
magisch zum Eiger. Der brennende Wunsch, die steinschlaggefährdete, brüchige und für
Wetterstürze anfällige Wand als erster zu durchsteigen, führte zum Teil zu forcierten
Versuchen bei zweifelhaften Wand- und Wetterverhältnissen.
Daraus resultierten Tragödien, die zum Teil bis heute rätselhaft geblieben sind und sich
tagelang hinzogen - vor den Augen der Presse, die am Eiger bequem und ausführlich von
den Hotelterrassen der Kleinen Scheidegg die dramatischen Ereignisse schildern konnte.
Und auch das Publikum profitierte von der Lage des Berges und der touristischen
Infrastruktur. Nirgends sonst konnte man Alpinismus Geschichte so real und einfach wie am
Eiger miterleben: Auf Wanderwegen unter der Nordwand, oder aber dank der Jungfraubahn
sogar mit einem faszinierenden Tiefblick aus der Station Eigerwand konnte man sich
problemlos einen gruseligen Eindruck vom Ort des Geschehens machen.
Der Eiger - eine vertikales Amphitheater. Von keinem anderen Berg wurde vor dem Zweiten
Weltkrieg - zumindest in den Alpen -mehr berichtet als vom Eiger. Nach den Zeitungs- und
Radioreportagen folgten rasch die ersten Bücher, welche die abgestürzten und erfolgreichen
Helden des ,,Heroischen Alpinismus" vor allem in Europa bekannt machten. Eine
ausführliche Zusammenfassung dieser dramatischsten Zeitspanne - mit vielen bisher
unveröffentlichten Bildern - ist im kürzlich erschienenen Buch, „Eiger. Triumphe und
Tragödien 1932-1938" (AS Verlag, Zürich) nachlesbar.
Den Höhepunkt seiner Publizität erlebte der Berg in den Jahren 1957 bis1966.In dieser Zeit
machte nach einer ganzen Reihe von zum Teil spektakulären Unglücken fast jeder
Wandversuch Schlagzeilen. Die veränderte Medienlandschaft begünstigte diesen Umstand:
Boulevardzeitungen brachten nun ihre Botschaften massenwirksam zu den Lesern. Dazu
erschien 1958 mit der ,,Weissen Spinne", dem Buch des Erstdurchsteigers Heinrich Harrer,
ein Bestseller, der mit viel Pathos an die Dramen der Vorkriegszeit erinnerte, immer wieder
neue Auflagen erlebte und in viele Sprachen übersetzt wurde. Der Eiger wurde endgültig
zum globalen Phänomen.
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Seitdem ist das Interesse am Eiger nie mehr völlig abgeebbt, vielmehr hat seit 1999 sein
Mythos eine Renaissance erlebt. Damals wurde eine Durchsteigung der klassischen Route
live im Fernsehen übertragen, mit ausgezeichneten Einschaltquoten. Und obwohl sich das
Bergsteigen am Eiger grundlegend geändert hat - es werden immer noch neue, immer
schwierigere Routen in der Nordwand eröffnet - halten doch meistens die alten,
dramatischen Geschichten den Eiger im Gespräch: Im Herbst 2008 kommt die spektakuläre
Tragödie des Jahres 1936 in einer aufwändigen Produktion in die Kinos der Schweiz,
Deutschlands und Österreichs.1
2 Der Berg
Der Eiger ist 3'970 Meter hoch und liegt in den Berner Alpen. Zusammen mit Mönch und
Jungfrau bildet der Eiger das berühmte und unvergleichbare Dreigestirn Eiger, Mönch und
Jungfrau.
In der Meinung der Talbewohner, aber auch unter den Pionieren des Alpinismus galt die
Besteigung dieses Berges lange als unmöglich. Diese Ansicht widerlegte 1858 der Ire
Charles Barrington mit der Erstbesteigung. Die damals schon sehr bekannten Grindelwalder
Führer Christian Almer und Peter Bohren liessen sich von ihm zu einem Ver¬such bewegen.
Er ging von der Wengernalp aus und führte ohne wesentliche Schwierigkeiten auf den Gipfel
und zurück zur Scheidegg. Damit war des Eigers Nimbus der Unbesteigbarkeit völlig
undramatisch zerstört. Die Route der Erstbesteiger über die Westflanke ist noch heute die
gebräuchliche Normalroute.
Der Eiger vermag dem extremen wie dem gemässigten Bergsteiger und auch dem
Nichtalpinisten einiges zu bieten. Sein Anblick zu den verschiedenen Tages- und
Jahreszeiten, die wechselnden Stimmungsbilder, die sich aus dem Spiel von Wolken und
Nebel ergeben, ziehen jeden naturverbundenen Menschen in ihren Bann und werden es
wohl immer tun.
2.1
Versuche, den Namen zu deuten
Was bedeutet der Name unseres Berges? Es gibt bis heute keine überzeugende Erklärung.
Der bekannte Namenforscher Professor J. U. Hubschmid vertritt folgende Meinung: Der
Ortsname „under Eiger“ wird zurückgehen auf den Namen des ersten Siedlers:
althochdeutsch Agiger, Aiger. Dieser wird einst auch weiter oben Land besessen haben,
auch eine Geissweide. Nach ihm oder seinen Weiden ist benannt der über dem Wärgistal
sich erhebende Eiger, der früher auch Eigers Schneeberg, Eigers Geissberg oder kurzweg
Geissberg hiess.
Eine zweite Möglichkeit äussert Emanuel Friedli in seinem Bärndütsch-Band „Grindelwald“
Verwandtschaft (des Wortes Eiger) mit lateinisch acer und griechisch akros (scharf, spitz,
äusserst), im fernern mit griechisch akd (Spitze, Schneide, Schärfe), mit acutus : aigu usw.
legt sich durch altes Eger, Eeger (und Eiger) unabweisbar nahe.
Eine frühere Schreibweise „Heiger“ lässt schliesslich auch noch die Überlegung zu, ob diese
Bezeichnung nicht aus den Mundartausdrücken „dr hej Ger“ entstanden sein könnte. Der
Ger war der Turfspiess der Germanen, eine scharfe, spitze Waffe. Sticht nicht der Eiger wie
eine ins Riesenhafte gesteigerte Speerspitze aus den Talgründen „hej“ (hoch) ins Blaue
empor?
Dass der Name Eiger mit „Oger“, dem menschenfressenden Riesen der Märchen, etwas zu
tun hat, wie gelegentlich auch vermutet wird, scheint unwahrscheinlich.2
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2
Rainer Rettner
Der Eiger von Rudolf Rubi, Verlag Paul Haupt Bern
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4 Die Chronik
1858
Dem Iren Charles Barrington gelingt am 11. August zusammen mit den Grindelwalder
Bergführern Christian Almer und Peter Bohren die Erstbesteigung des Eigers über die
Westflanke.
1864
Die erste Frau auf dem Gipfel des Eigers ist die Engländerin Lucy Walker.
1896
Der Spatenstich für den Bau der Jungfraubahn erfolgt. Die Linienführung führt durch einen
Tunnel mitten durch Eiger und Mönch hindurch. Dabei entstehen in den nächsten Jahren
insgesamt sieben Löcher in der vier Kilometer langen Strecke im Eiger, so das alpinistisch
berühmt gewordene Stollenloch und die beiden Stationen Eigerwand und Eismeer.
1898
Eröffnung der Station Eigergletscher der Jungfraubahn (2320m) und ein Jahr später
Eröffnung der Station Rotstock, der ersten Station in der Eigerwand.
1903
Eröffnung der Station Eigerwand (2865m).
1905
Eröffnung der Station Eismeer (3159m).
1921
Erstbesteigung des Mittelegigrates am 10. September durch den japanischen Bergsteiger
Yuko Maki, dem ersten professionellen Bergsteiger Japans. Die Bergführer Fritz Amatter,
Fritz Steuri und Samuel Brawand begleiteten ihn.
1932
Die Schweizer Hans Lauper und Alfred Zürcher mit den Bergführer Alexander Graven und
Joseph Knubel eröffnen die 1700 Meter hohe «Lauper-Route» über die Nord-Ostwand.
1935
Erster ernsthafter Versuch zur Durchsteigung der Eiger Nordwand. Max Sedlmayr und Karl
Mehringer aus München steigen am 21. August in die 1800 Meter hohe Nordwand ein und
erfrieren am 25. August nach mehrtägigem Unwetter in einer Wandstelle auf 3300 Meter, die
seither Todesbiwak heisst.
1936
Die Deutschen Andreas Hinterstoisser und Toni Kurz und die Österreicher Willi Angerer und
Edi Rainer steigen am 18. Juli getrennt in die Nordwand ein, schliessen sich schliesslich zu
einer Seilschaft zusammen. Der Rückzug wegen Unwettern missglückt, drei Bergsteiger
sterben am 21. Juli. Am darauffolgenden Tag stirbt auch Toni Kurz, der unerreichbar im Seil
hängend vor den Augen der Helfer, die ihn vom Stollenloch aus retten wollen, stirbt.
1938
Erste Durchsteigung der Eiger Nordwand durch die Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig
Vörg und die Österreicher Fritz Kasparek und Heinrich Harrer vom 21. bis 24. Juli.
1963
Erste Alleinbegehung der Eiger Nordwand (Heckmair-Route) am 2./3. August durch den
Walliser Bergführer Michel Darbellay.
2008
Speed Rekord des Extrembergsportlers Ueli Steck. Er durchsteigt die Eiger Nordwand auf
der Erstbesteigerroute in zwei Stunden und 47 Minuten und übertrumpft damit seinen Rekord
vom Vorjahr auf derselben Strecke. Er erhält im gleichen Jahr den in Grindelwald erstmals
verliehenen «Eiger Award».
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2011
Daniel Arnold knackte den Speedrekord am Eiger. Der 27-Jährige durchstieg die legendäre
Nordwand solo in 2 Stunden 28 Minuten. Damit ist er 20 Minuten schneller als der bisherige
Rekordhalter Ueli Steck.
5 Die Erstbegehungen vom Eiger
Westflanke vom Eigergletscher aus: 11. August 1858
Christian Almer, Peter Bohren – Schweiz, Charles Barrington - Irland
Mittellegigrat im Aufstieg: 10. September 1921
Yuko Maki – Japan, Fritz Amatter, Samuel Brawand, Fritz Steuri - Schweiz
Lauperroute: 20. August 1932
Hans Lauper, Alfred Zürcher, Joseph Knubel, Alexander Graven - Schweiz
Nordwand-Normalroute Sommer: 21. - 24. Juli 1938
Fritz Kasparek, Heinrich Harrer – Oesterreich, Andreas Heckmair, Ludwig Vörg Deutschland
Nordwand-Normalroute Winter: 6. - 12. März 1961
Toni Kinshofer, Toni Hiebeler, Anderl Mannhart – Deutschland, Walter Almberger Oesterreich
Nordwand-Normalroute im Alleingang: 2. - 3. August 1963
Michel Darbellay – Schweiz
Nordwand im Abstieg: 27. - 31. Dezember 1963
Paul Etter, Ueli Gantenbein, Sepp Henkel – Schweiz
Nordwand - Erste Frauenbegehung: 1. - 4. September 1964
Daisy Voog mit Armin Bittner, Deutschland
John Harlin-Nordwandroute: 23. Februar - 25. März 1966
Dougal Haston – Schottland, Siegried Hupfauer, Jörg Lehne, Günther Strobel, Roland
Votteler - Deutschland
Japanerdiretissima: 15. Juli - 15. August 1969
Michiko Imai, Takio Kato, Yasuo Kato, Saturo Neghisi, Susumo Kubo, Hirofumi Amano Japan
Winterdiretissima: 20. - 25. Januar 1970
Peter Jungen, Hans Müller, Otto von Allmen, Max Dörfliger, Hans-Peter Trachsel – Schweiz
Tschechen-Diretissima: 4. - 29. August 1976
Jiri Smid, Sylvia Kysilkowa, Petr Plachecky, Josef Rybicka - Tschechoslowakei
Nordwand im Winter, Normalroute im Alleingang: 3. - 9. März 1978
Tsuneo Hasagewa – Japan
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6 Literatur
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Rudolf Rubi, Der Eiger, Paul Haupt Verlag Bern 1979
Harrer Heinrich, Die weisse Spinne, Ullstein Verlag Berlin 1958
Harrer Heinrich, Das Buch vom Eiger, Pinguin-Verlag Innsbruck, 1988
Harrer Heinrich, Die weisse Spinne – das grosse Buch vom Eiger, Ullstein Verlag Berlin
1999
Rettner Rainer, Eiger – Triumphe und Tragödien 1932 – 1938, AS-Verlag Zürich
2008, ISBN 978-3-9091112-49-7
Anker Daniel, Eiger – die vertikale Arena, AS-Verlag Zürich 2008, ISBN 978-3- 90911147-3
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