poolbar-BigMag 2001 - poolbar Festival 2007
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poolbar-BigMag 2001 - poolbar Festival 2007
08 AUG - 16 SEP ALTES HALLENBAD FELDKIRCH, A POOLBAR ARM UND REICH, MUSS DAS SEIN? Blumfeld: Ihr habt alles falsch gemacht. 47 SAULUS RAPPT PAULUS Saul Williams: HipHop hat Vision 30 FRAU UND MANN BEDIENEN REGLER Ming: Chique für Elektro-Pop 23 TITTEN - OFFENSIVE Geil und Gratis ab 14 Die Ausbreitung der Zivilisation nach Osten. Im Bild Bukarest 08 Meine Lieben, mit Radio FM4 ist der musikalische Kern unseres Festivals gut beschrieben. Das klingt irgendwie uncool; bloßes Booken der ORF-Playlists wäre nicht besonders innovativ. Andererseits, warum sollte sich die alternative Veranstaltungsszene gegen ein eigenes Radio wehren? Ein Festival von der Größe der poolbar wäre ohne massenmedial gebildete Community ohnehin nicht denkbar. Unser methodischer Ansatz, die Attraktivität der poolbar mit bekannten Acts zu stützen und mit innovativeren Angeboten huckepack zu garnieren, dankt einer solchen Infrastruktur. Soweit dazu. Eine Haltung zieht sich – divers gewandet – durch das ganze Programm: Auch konstituierende Prinzipien gesellschaftlicher Verhältnisse zu bezweifeln und das andere zu denken. Etwa Blumfeld. War ihre letzte Platte noch sehr mit dem Politischen im Privaten beschäftigt, so berührt das Album »Testament der Angst« die Tradition des Protestsongs: Ausgehend vom Basislager Hamburg wird da etwa mit Jan Delay (kommt wegen Blau-Schwarz nicht angefahren) oder Sylvester Boy (yes) genreübergreifend eine Radikalisierung der Fragestellungen deutschen Liedgutes betrieben. Blumfeld bauen dabei auf die stilsichere Geschmeidigkeit breitenkompatibler Schlager – darin sanft gebettet Sänger Distelmeyer’s Anklage unserer kapitalistischen Lebensverhältnisse: »Gebt endlich auf – es ist vorbei! Ihr habt alles falsch gemacht ...« Musik für eine andere Wirklichkeit Links die synthieverliebten Tüftlerinnen, rechts die partysanen Plattenleger – Grenze gibt’s nicht wirklich eine. Schwer zugänglich zuweilen, doch geküsst von Tante Fortschritt ist – Nummer eins – die Zunft der Technischen. In der poolbar gibt’s nur Hörbares: Thilges3 suchen den direkten Weg zur Welt da draußen und spielen in der ganzen Stadt auf. Belgiens Ming und Österreichs Skizze sind gemischte Duos, die Synthiesound und Melodie in Popschachteln abpakken und direkt an Herz und Hirn liefern: unser kleiner EU-politischer Beitrag. Swandive und das Grönlandorchester (Staubgold Labelnight) stehen für den ganzheitlichen Ansatz, neben dem Hörknorpel auch die Netzhaut zu bedienen. Von den (nicht leicht buchbaren) Weilheim´s haben wir den Hometrainer unter Dach und Fach gekriegt; die Computerjockeys sind aus Köln, die Troublemakers aus Marseille. Dass DJing nicht nur Plattenauflegen heißt, wissen wir: Erstens macht so manch eine/r seine/ihre Platten selbst; Jori Hulkkonen, »Headman« Insinna sowie DJ Krust sind in erster Linie Produzenten. Außerdem kann man platteln so oder so: Davon weiß zu berichten, wer Rainer Trüby (auch ein Producer) oder DJ Godfather die Nadel durch die Rille führen hat hören. Hip Hop ohne Posing 2 DAS POOLBAR FESTIVAL 08 VORSTAND Peter Allgäuer, Herwig Bauer, Enrico Blauth, Isabell Bickel, Heike Kaufmann, Philipp Sonderegger BEREICHSLEITUNG Herwig Bauer, Hermann Bachmann, Isabell Bickel, Julian Dichtl, Lukas Fend Aaron Gabriel, Mathias Hein, Jeremy Jancsary, Erwin Märk, Gabrielle Robin, Peter Schmid, Philipp Sonderegger PROGRAMM Herwig Bauer, Martin Gut, Heike Kaufmann, Nicole Tintera, Sotiris Tsoulos MITARBEIT Herzlichen Dank an die unzähligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Für manch wen anderen wiederum beginnt Hip Hop nicht erst an der Westcoast uninteressant zu werden. Alles Macho, heißt es dort. Die poolbar zeigt, dass es auch anders geht. Slam-Poetry-Champ Saul Williams, Sohn einer Lehrerin und eines Predigers, führt den Hip Hop dorthin zurück, wo er herstammt: zum sozial engagierten Sprechgesang ohne stilistische Enge. Im Wiener Flex legte der Prophet einen spontanen Hubschrauber auf die Bühne. Eine Gallionsfigur des politischen Hip Hop ist mit MC Torch zu Gast. Er wurde durch das deutsche Feuilleton gereicht, als er im Zuge brennender AsylwerberInnenheime mit Advanced Chemistry´s »Fremd im eigenen Land« migrantische Selbstrepräsentation einläutete. Kaum ein Hip HopAct in der poolbar, der nicht auf die Posen dieses Genres verzichten kann – von den hormongetriebenen »Gute Frage« einmal abgesehen. Sie bestechen anderswie. Hip Hop mit österreichischem Pass ist ja schon eine Trademark; bei Tribe Vibes kann man sich die All Stars gönnen. Gerade in diesem Bereich schmerzt, dass wir mit FIVA MC insgesamt auf nur zwei weibliche MCs kommen. An der Geschlechterfrage nagen wir insgesamt. Mit Heike Kaufmann und Nicole Tintera hat die poolbar #8 zwei Frauen im Programm-Team, was dem Geschlechterverhältnis bei den Acts merklich gut getan hat. Dennoch: 2 zu 1 ist nicht die Hälfte. Unser Ziel bleibt: Frauen fördern, bis man Quoten vergessen kann. Denn das Thema erstreckt sich über mehr als nur Prozente (vgl. unseren kleinen sexistischen Schwerpunkt).Wo das Match zwischen Mann und Frau endet, beginnen die interessanten Fragen: Duo Düsentrieb überzeichnen sexualisierte Rollenbilder (die Detroit Grand Pubahs irgendwie auch), die Junglistic Sistaz kommen ohne Männerquote aus, und »homoriental«-Macherin DJ Yasemin könnte vermut lich einiges über die notwendige Besetzung des öffentlichen Raumes erzählen. Vermeintliche Pole ... DAS POOLBAR MAGAZIN Vom Umfang her weniger prominent, dafür umso hochwertiger besetzt, sind die Sparten Kabarett, Tanz und Theater. »Punk-Qualtinger« Ringsgwandl verpackt alltagssoziologische Betrachtungen über die Untiefen der menschlichen Existenz in rockende Gassenhauer. »Der unscheinbare Verkaufsvertreter« ist eine bitterböse Abrechnung mit dem verpassten Leben, das »Leben von manche Leit« kann fast schon wieder als anarchische Ode an das Verlierertum gelesen werden. Stermann und Grissemann führen zu Ende, was hier nur angedeutet wird – pure Gesetzlosigkeit, inhaltlich und formal. KON:TUR´s Sprechtheater »Die Weiße Rose« erzählt von den Geschwistern Scholl und ihrem Widerstand gegen das Nazi-Regime. philipp sonderegger ... und Vielfalt. REDAKTION Michel Attia (mia): Zu alt für sein Alter /Herwig Bauer: Motor, Stimme, Geheimratsecke Heike Kaufmann (heka): selbstdramatisierendes Ordnungsprinzip, tiefschillernde Wassergestalt / Philipp Sonderegger Leitung (phs): Wegbereiter der modernen Architektur MITARBEIT Christian Durnthaler: studiert Chinesisch in Graz / Holger Fleischmann: lebt, studiert, arbeitet in Wien Martin Theodor Christhold Leberecht Gut (gut) /Flo Horwath (Flo): FM4-Arbeitender, Softmachine-Host /Nik Hummer: Thilges / Christian Fuchs (fuchs): FM4 Redakteur / Paul Poet (poet): Kulturkritiker, Filmemacher, Media-Scientist, Asozialer Humanist (Know your Prey…) / Klaus Rheinberger: Schriftführer des Bufo Bufo Vereins /Florian Schmeiser: Nik Freund Gerhard Stöger (stö): Diskurspopschreiber kickt die derben Styles / Nicole Tintera (tin): studiert Kunstgeschichte in Wien, Fotokolleg-Absolventin Mit »eigen« gekennzeichnete Beiträge sind (gekürtzte) Selbstbeschreibungen von KünstlerInnen NUR GESTALTUNG Wohnzimmer: Herwig Bachmann und Klaus Österle LEKTORAT Heike Kaufmann gut 3 heka bauer fleischm. rheinb. poet phs stö wz tin mia INHALT 4 EDITORIAL 2 CATCHER I JAZZFRÜHSTÜCK ARCHITEKTUR PLATTFORM WERBUNG GASTRO 5 CATCHER II KULTURPOLITIK 6 POOLBARSHUTTLE 9 PROJEKTE 10 ANDERE TERMINE 13 SEXISMUS 14 KLAMOTTEN 16 DISKURS::ARCHITEKTUR 17 FILME 18 MITTWOCH 22 DONNERSTAG 30 FREITAG 38 SAMSTAG 46 SONNTAG 54 IMPRESSUM 64 PROJEKTE 10 MI 22 DO 30 DI 28 AUG In Untersuchung von Franz Amann: Schlussvortrag mit Diagnose SO 16 SEP Look back in Satisfaction – Das Beste aus der poolbar #8 MO 27 / DI 28 / MI 29 AUG DO 30 AUG / SA 01 SEP Thilges3 Experiment DO 16 AUG Männervernichtungsgeschichten, Theater Sirene Chillout Zone A&R SO 02 SEP Rats: Filmpremiere und Rahmenprogramm DO 13 SEP Step behind the ropes, please! Institut für Transakustische Forschung: Outpost MI 08 AUG DO 9 AUG SKIZZE 22 SHY 22 DJ JU 22 DJ LEFTHAND & DJ REEDO SAUL WILLIAMS 30 PNP INTERCONTINENTAL DJ HADES 31 MI 15 AUG SCOTCH POWER TWINS 24 LORENZ STIEBER 24 CHRISTOPH & LOLLO 24 MING 23 24 DJ YASEMIN 25 SONJARELLA 25 DI 14 AUG DI 21 AUG DI 28 AUG DI 04 SEP MO 10 SEP DI 11 SEP Cecil B. DeMented Ghost Dog – The Way of the Samurai π (Pi) Running out of Time Kurzfilmnacht In the Mood for Love DO 23 AUG DO 30 AUG DO 6 SEP COCOONING 34 EINHEIT VON ... CONTRIVA 26 HEKA & JUDIE TASCHE 26 JUNGLISTIC SISTAZ 26 DIE WEISSE ROSE 34 STEP BEHIND THE ROPES IFTAF 35 MI 12 AUG DUO DÜSENTRIEB BETINSKY 27 JANE DOE 27 27 Kategorie Analog Konzert Digital Konzert DJ (Disc Jockey) Bühne Podium Performance Film Vorverkauf 4 34 DO 13 SEP MI 05 AUG FILME 18 32 FEAR FACTORY 32 33 STUDIO ART 34 MI 29 AUG »Das ruhige Strahlen« von Martin Gut Collagen von Bernadette Dobler DO 16 AUG THEATER SIRENE 32 CHILL OUT ZONE – A&R LABELLE 32 LABELLE 32 STERMANN UND GRISSEMANN MI 22 AUG REVEREND VENUS BOP 25 THE DOODLE-LI-BOPS 25 MUSICMASTER NIGG 25 THE YUCCA SPIDERS 25 AUSSTELLUNGEN 11 22 31 34 32 SKIZZE YOU AND ME BOTH 22 MING DYNAMISCHES DUO 23 CONTRIVA POP PERLEN AUS BERLIN 26 SAUL WILLIAMS ORIGINAL AMERICAN POET 30 FEAR FACTORY AMBIVALENZ 33 GODFATHER IM AKKORD 39 MC TORCH ZURÜCK IN DIE VERGANGENHEIT 40 SYLVESTER BOY LISTEN TO THE VOICE OF THE BOY 43 BLUMFELD KEIN-SO-TUN-OB 47 THILGES3 EXPERIMENT 50 CLUB CASA NOSTRA SIAMO TUTTI BUONI AMICI 54 RINGSGWANDL KABARETT-CHIRURG 55 QUEEN OF JAPAN FEEL SLEAZY IN SEEDY SIN CITY 58 FR 38 SA 46 FR 10 AUG SA 11 AUG SO 12 AUG FPK&PK SOUNDSYSTEM 38 ROSWELL 47 38 DJ GODFATHER 39 DETROIT GRAND PUBAHS 38 ROBI INSINNA 46 HANS PLATZGUMER 46 DR. YOSHIHIRO SAWASAKI VILLALOG 46 JAZZFRÜHSTÜCK: LATINA CCN: DJSTIVO 54 FR 10/17/24 AUG 7/14 SEP SA 18 AUG OFFENE BÜHNE MANGO MASSIV 46 RAINER TRÜBY 46 38 FR 17 AUG JORI HULKKONEN 39 SHYNE 11 39 NATURAL BORN HIPPIES TWIN BEAT 39 39 FM4 TRIBE VIBES DIE SYMBIOSE 40 FUNCTIONIST DJ ZUZEE 41 GUTE FRAGE 40 MC TORCH 40 41 MEISTER PETZ 41 TOTAL CHAOS & THE SUPERCITY SOUND-SYSTEM 41 BLACK TIGER UND MC RONY 40 42 43 JAZZFRÜHSTÜCK: TAT TWAM ASI TREE TALKS 56 CCN: DJ OHR-O-PAX 56 DJ MOON 56 SPARTA 43 STC RESIDENTS PLAY 4/4 TANZMUSIK SWANDIVE 50 DJS FUCHS UND DACHS TROUBLEMAKERS 51 43 56 SO 2 SEP JAZZFRÜHSTÜCK: SCHWEIZER/LEMPP/RAIDT-JAZZTRIO CCN: RUDER UND BADEMEISTER 56 RATS 56 SO 9 SEP 48 49 JAZZFRÜHSTÜCK: AGOO 57 LOKALAUGENSCHEIN MIT: CRASHPOT, PÜMPEL, KIAI 57 CCN: TRASH-QUEEN 57 SO 16 SEP 50 SA 15 SEP FR 14 SEP 5 SO 26 AUG FM4 FEST SA 8 SEP FR 7 SEP 55 SA 25 AUG STAUBGOLD LABELNIGHT BAUCHKLANG 49 CPT. JOGHURT 49 LITEROC 49 THILGES3 50 42 54 SO 19 AUG JAZZFRÜHSTÜCK: BLUE MOON JAZZ TRIO CCN: DJSTIVO 55 RINGSGWANDL 55 SA 1 SEP FR 31 AUG GEORG NEUFELD 42 EROBIQUE UND SYLVESTER BOY DJ TSCHAMBA FII 42 46 STERMANN GRISSEMANN BLUMFELD 47 48 DJ ABRAXAS DJ TSCHAMBA FII DJ FLEANCE FALSCHE FREUNDE 47 DJ SMASH 47 HOMETRAINER 47 SOFA SURFERS 47 FR 24 AUG MP-NIGHT 42 COMPUTERJOCKEYS SO 54 CLUESO 51 MASTER REC. ALLSTARS 51 FIVA MC & DJ RADIUM 51 MOQUI MARBLES 51 SPOKEN PRESSLUFTHAMMER JAZZFRÜHSTÜCK: VIBES & STRINGS SWING COMBO 59 QUEEN OF JAPAN 58 59 CCN: LUDER UND DORFGEISTER 59 POOLBAR FILM 59 HEKA 59 56 Jazzfrühstück Werbung POOLBAR JAZZFRÜHSTÜCK ALLES NEU Plattform Ein Jazzfrühstück ist ein Jazzfrühstück ist ein Jazzfrühstück. Ist es eben nicht. Dass man rundherum eins drauflegen kann, zeigt die poolbar #8. Neues Frühstück: Die Zubereitung der Morgenspeisen durch das Team des Café Element garantiert, dass das Personal immer ausgeschlafen ist. Neue Location: Bei Schönwetter jammen JazzerInnen den Sonntag im Pavillon. Neue Musik: Neben kontinuierlich bewährten Formationen – wir wollen sie nicht missen – ist auch für abwechslungsreiche Neuerscheinungen gesorgt. phs Architektur POOLBAR ESSEN BITTE, MACHEN SIE KEINEN FINGER KRUMM! Was er an der poolbar ändern würde? Den ganzen Verwaltungskram abschaffen. »Jackanory« Erwin Märk ist noch immer ein wenig Punk. Den Mittelnamen hat ihm ja seinerzeit Nietengurt-Legende Galle nach dem gleichnamigen Hit der TV Personalities verliehen, die – nomen est omen – diverse Fernsehcharaktere in ihrem Liederbuch führten. Jackanory müsste man im Sendebereich des ORF mit Betthupferl übersetzen. Mit ihm hat sich die poolbar #8 einen etablierten Party-Service-Koch gemietet. Sein Motto: »Machen Sie keinen Finger krumm«. Seine Küche gesellt kulinarische Kompetenz zur kulturellen Wallungen unseres Festivals. Rent a Cook gibt’s für alle Gelegenheiten, Kontakt: Erwin Märk Tel: +43-664-4756189 phs POOLBAR WERBEN PLATTFORM POOLBAR STÄHLERNE WADEN Die poolbar versteht sich auch als Plattform für innovative Unternehmungen, die nicht unsere Infrastruktur zur Verfügung haben. So kommt die Kooperation mit KON:TUR zustande, einem Verein zur Kulturvermittlung, der bei uns das Stück »Die Weiße Rose« aufführt. Umweltschutz? Ja auch. Aber vor allem stählt man seine Waden. Deshalb rauscht unsere PromotionAbteilung mit Ökoesel und Kinderbuggy durchs Land. Hinten allerlei Informationsmaterial und Klebestreifen, vorne »Buggy-Luke« auf der Jagd nach den Daltons der PlakatiererInnen-Branche: Freie Flächen. Wir bitten um motivierende Unterstützungsbezeugungen vom Straßenrand, sobald Sie seiner angesichtig werden. phs POOLBAR ARCHITEKTUR Billig, flexibel, geringer Lageraufwand übers Jahr, leicht auf- und abzubauen. Das waren die Anforderungen an das Architekten-Duo Mathias Hein und Julian Dichtl für die Gestaltung der poolbar #8. Die Lösung ist – Verzeihung für die Superlative – G E N I A L. Mit Getränkekisten und Kabelbindern werden Trennelemente, Bars, Tische und Sessel gebaut. phs IN LETZTER MINUTE Häpi Hour: Täglich außer montags von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Drei Getränke stark verbilligt. Vorverkauf: Vorsicht! Begrenztes Kartenkontingent (1000 Stk) für alle Veranstaltungen. 6 peng., die halbjährlich erscheinende, schwerpunktzentrierte Zeitschrift für Film, Kunst und Kultur – eine offene Initiative mit Interesse an redaktioneller Beteiligung –, präsentiert ihre Hefte in der poolbar (aktuelle Ausgabe: »shopping«, Herbst 2001: »Ge schwindigkeit«; mailto: peng.vienna@gmx.net). phs Essen Wir können das Wort »Terrasse« schon nicht mehr hören. Spätestens Ende April haben wir genug von Barbecuesauce, Sternenhimmel und lauem Sommerwind. Denn da draußen lauert Gefahr: Gelsen stechen Haut. Rohe Frischluft attackiert unsere zarten – von Passivrauch gereizten – Lungen. Das Schlimmste: Im Mondschein werden wir von Ex-FreundInnen, öden NachbarInnen und ehemaligen KlassenkameradInnen erkannt, noch ehe wir uns die nötigen Storys ausgedacht haben. TERRASSENBETRIEB FEHLT DER POOLBAR #8 www.poolbar.at Terrassenbetrieb fehlt der poolbar #8. Getränke werden grundsätzlich nicht mehr aus dem Gebäude mit hinaus genommen. So steht es in den Nutzungsbedingungen des Reichenfeld-Gremiums, die unterschreibt, wer eine Veranstaltung im Alten Hallenbad macht. Ausnahmen sind zu beantragen. Grund: Wegen des Attraktivitäts-Transfers unserer Veranstaltung auf den angrenzenden Reichenfeldpark. Unser Angebot, den Terrassen- als Gebäudeeingang zu betrachten, stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung, da dies nichts an dem Reiz des nächtlichen Erholungsgebietes ändere. Seit Jahren stützen die MitarbeiterInnen der poolbar das jüngere Segment des Feldkircher Kulturlebens. Im Rathaus weiß man unseren Beitrag zur überregionalen Attraktivität Feldkirchs durchaus zu schätzen: Dass unser Kult der prä-offiziellen Eröffnung heuer als KickoffParty ins Dornbirner »Conrad Sohm« wandert, wird mit Befremden aufgenommen. Denn die poolbar ist auch politisches Kapital – sofern sie nicht zum Sand im kritikunfähigen Getriebe (klein)städtischer Normalität wird. Im Einsatz: Zuckerbrot und Peitsche. Auf der einen Seite kann Feldkirch die Erhaltung und Sanierung des Alten Hallenbades sowie die beinahe ausgezeich7 nete Gesprächsbasis verbuchen, auf der anderen Seite jedoch Beschneidung und Restriktion: Kontinuierliche Verschärfung der Sperrstundenregelung, Einschränkung der Terrassennutzung, finanzielle Hürden durch Druck, (wegen geringer Schwierigkeiten) statt motivierter FerialjöblerInnen professionelle Firmen zu beschäftigen. Unsere Ressourcen sind in der Organisation dieses Ausnahme-Festivals gebunden – sechs Wochen konsistent tiefenwirksame Pop-Kultur unter Non-Profit-Bedingungen. Durch die völlig unzureichende Zuteilung von Kulturmitteln der öffentlichen Hand tun wir das unter prekären Arbeitsbedingungen, die für andere Kulturbetriebe undenkbar wären. Darüber hinaus hält sich unsere Begeisterung für ganzheitliche politische Verhandlungen in Grenzen; wer ordentlich Wind erzeugen will, muss auch bereit sein in den Ring zu steigen. Aus diesen Gründen gelang es uns über die Jahre nicht, neue Freiräume für alternative Lebenskultur zu erstreiten. Unsere Stärken liegen woanders. Zeit, dass andere – mit noch frischem Atem – junge, unbequeme Initiativen starten. philipp sonderegger PROJEKTE Um etwas über die poolbar überhaupt in Erfahrung bringen zu können, muss man Spuren sichern und Fährten lesen, Zeichen deuten und das Gras wachsen hören können. Denn die poolbar ist flüchtig. – »Jede Vereinigung, jede religiöse, politische oder künstlerische Bewegung bildet ein ‘Egregore’. Das Egregore ist ein psychisches Wesen, das von den Gedanken, den Wünschen und dem Fluidum einer Kollektivität ausgeht, in der alle für das selbe Ziel arbeiten. Zum Beispiel ist das Egregore von Frankreich der Hahn und das von Rußland der Bär usw.« Ihr alle kennt den Menschen, der einen Anzug, blaue Unterschenkel und keinen Kopf hat. Er ist das Maskottchen der poolbar. Ich kann mich erinnern, dass er auch schon einen Kopf hatte, und zwar einen mit einer Gasmaske drauf. Weshalb man ihm den Kopf nicht aufgesetzt hat, fragt ihr mich? Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht! Aber nicht ungern würde ich es wissen. Gerne würde ich es wissen. Weiß es irgendjemand? Mein Wunsch für die heurige poolbar wäre, dass sich das Maskottchen zu Wort, Bild und Tat meldet, Fragen stellt und beantwortet. Denn – um einen Filmtitel abzuwandeln – es ist eine fremde und seltsame poolbar, und unsereins fühlt sich oft wie der Mensch auf dem Mond, wenn es das Hallenbad betritt. Menschen haben keine Ahnung. Unter Umständen, unter denen die Sterne günstig stehen, wächst dem poolbar-Maskottchen heuer ein Kopf, den es auch oben lässt. Das wäre doch eine Herausforderung, gell, Männchen, gell, Leute! Ob es gelingt, wird sich weisen. Ich glaube daran. Jedes Egregore hat bestimmte Farben, Formen und Düfte, die man, wenn man sich schult, wahrnehmen kann. Das PK (so heiße ich manchmal) hat ein Interesse an einer Bestimmung des poolbarschen Egregore. In diesem Sinne wünscht das PK (siehe oben: so heiße ich manchmal) allen im Ernst einen schönen Sommer, viel Spaß und Ernst in der poolbar und den Beistand des Himmels bei der Wahrnehmung und Bestimmung des poolbarschen Egregore. Gott zum Gruß, Martin Gut In Untersuchung IN UNTERSUCHUNG Franz Amann wird die poolbar zwei Wochen lang untersuchen. Die Fragestellung dieser Untersuchung sowie die Methodik wird sich vor Ort entscheiden. Obwohl, Methode: Amann schreibt »Abschuss«. Damit meint er den Fotoapparat, mit dem er diese seine Reise ans Ende der Nacht dokumentieren wird, damit wir uns die Diagnose, die dieser »verrückte Wissenschaftler« (Zitat Renee Green) stellt, live reinziehen können. Versäumen Sie diese KunstgeschichteVorlesung der anderen Art keinesfalls! Lust- und Wissenszuwachs in einem. gut »Tiefe Augenblicke in der Vielfalt der Form« 10 Das ruhige Strahlen www.provi.com PK – FAKT UM FAKT EIN GENUSS Logo spielen (beteiligt: Jan Althaus, Martin Gut) Diaprojektion an der Außenwand (beteiligt: Marcel Ammann, Isabell Bickel, Christian Heinreich, Philipp Sonderegger, Roberto Uccia, Marcel Zargonel) visuals (beteiligt: Herwig Bauer, Martin Gut, Markus Marte) Filmdokumentation poolbar-Präsentation (beteiligt: Rene Bachmann) Ausstellung »Das ruhige Strahlen« (beteiligt: Martin Gut) COLLAGEN Ausstellung von Bernadette Dobler IN UNTERSUCHUNG von Franz Amann SCHLUSSVORTRAG 28 AUG 19.30 POOL »In Untersuchung« von Franz Amann Schlußvortrag mit Diagnose LOOK BACK IN SATISFACTION 16 SEP 20.30 POOL Das Beste aus der poolbar #8 DAS RUHIGE STRAHLEN Ausstellung von5 Martin Gut Zwei Kästen, zwei Gebärmütter – eine wirtliche und eine unwirtliche, beide mit den Maßen 130x60x70 cm. Beide können von den BesucherInnen bestiegen werden. Im Internet gibt es unter der Adresse http://www.provi.com ab 8.8.01 einen Begleittext. In einer Kiste wird ein bearbeiteter Text aus Ernst Jüngers Buch »Der Arbeiter« zu hören sein, der die Problematik des Gesamtkunstwerks auf in allen Bedeutungen des Wortes umwerfende Art beleuchtet. 11 Die andere Kiste ist ein Engel-Energie-Akkumulator, wie er vom damals schon toten Wilhelm Reich in medialen Interviews an Jürgen Fischer mitgeteilt wurde. Um das Reich des Friedens und der Liebe auf dieser Welt ausbrechen lassen zu können, müssen noch einige Fragen in der Tat beantwortet werden. Eine dieser Fragen ist jene nach dem Umgang der Menschen mit Macht. Diese Ausstellung ist unter anderem eine Untersuchung über das, was (diese Einteilung nur der Einfachheit halber) die »Linke« von traditionell von rechts beanspruchten Positionen für sich umformulieren kann. gut COLLAGEN Eine Ausstellung von Bernadette Dobler »Durch die Dynamik verrücken die natürlichen Grenzen der Form oder lösen sich ganz auf« Logo spielen: Denker Bernadette Dobler Rats KOOPERATIONEN THILGES3 27 AUG 13 UHR JUSTIZANSTALT FELDKIRCH 29 AUG* / 30 AUG* / 01 SEP 21UHR POOL * Ort und Zeit unter www.poolbar.at THEATER SIRENE 16 AUG 20.30 POOL Männervernichtungsgeschichten Autorin: Uli Breè, Regie: Josef Selzer CHILLOUT ZONE A&R 16 AUG 21.30 POOL RATS 02 SEP AB 20 UHR HALLE UND BAR STEP BEHIND THE ROPES, PLEASE! He Du, du bis jetzt dran! Wir wollen nicht dein beschissenes Geld, wir 13 SEP 20.30 POOL von Markus und Sabine Marte wollen auch nicht deine Seele. Wir haben keine politischen Ziele und die Welt wollen wir auch nicht verbessern, aber wir hassen dich! Wir wollen dir deine verdammte Rübe IFTAF 13 SEP 22 UHR POOL Institut für Transakustische Forschung: Outpost vom Hals sprengen und wir wollen sehen wie es dir dabei geht. Wenn du nicht raus- DAS RUHIGE STRAHLEN kommst, kommen wir zu dir! (rats) Ausstellung von Martin Gut 12 PRÄ-OFFIZIELLE ERÖFFNUNG DER POOLBAR IM CONRAD SOHM 27 JULI 20 UHR DORNBIRN Das Conrad Sohm wird Bierwärmer anschaffen. Gehört eben dazu, bachele-laues Bier: Die prä-offizielle Eröffnung der poolbar, nix fertig, keine Getränke eingekühlt, trotzdem alle da. Kollege Rothmeyer hat geladen, wir kommen gerne. Und bringen was zum Naschen mit. Eine sicht- und hörbare Speisekarte der poolbar-Acts zum Jetzt-schonmal-Bestellen. Als Vorspeise für den poolbar-Headliner Saul Williams sendet Sohm TV den Marc Levin-Spielfilm »Slam« – mit Drehbuchautor und Hauptdarsteller Williams. Weil er zur Filmmusik beigesteuert hat, kommt Dj Krust gleich selbst als Hauptspeise vorbei, um zu kontrollieren, ob auch alles ordentlich vertont ist. phs www2.vol.at/ConradSohm/, www.krust.co.uk TERMINE CONRAD SOHM SONDERBAR RAUCH MI 22 AUG Stermann und Grissemann SO 02 SEP liquid vision (psychadelic rock mit audiovisionen aus berlin) FR 03 AUG the waz experience vienna scientist mitglied und diplomierter knöpferldreher SO 09 SEP 9 jahre sonderbar im dienste der ponderosa-ranch (cowboyhüte entstauben!) SO 19 AUG lylettes ladiespower -dirty rock'n'rollaus den usa SO 16 SEP peter ratzenbeck (jazzgitarrero) MI 19 SEP erhard & missouri (d - oder doch arizona?) FR 07 SEP Different Drummer Soundsystem (Rockers Hifi) feat.: mc farda & djadam SA 06 OKT Drahdiwaberl Eine Veranstaltung von Musikladen SO 23 SEP montana chromeboy (d) SO 30 SEP jack brothers (swe) abgefahrener undergroundjazz SO 07 OKT king khan & the shrines jugendlicher screaming jay hawkins indischer abstammung mit us-wurzeln…party pur Betriebsurlaub bis 17 Aug 13 MI 26 SEP monoland (d) jeden fr und sa: resident djs der bereiche house, funk, funky breaks, 2step TRANSMITTER 01 10. internat. kulturfestival ein auszug: COREKOMPRESSION 07 UND 08 SEPT ignite elvis jackson copykill scuffy dogs tidal kurort katharsis KUNSTKOMPRESSION 13 BIS 15 SEPT kurt bracharz, lit. wolfgang bauer, lit. baal günther sohm, buchpräsentation gottfried bechtold, aktionskunst christoph lissy, gesamtkunstwerk christoph schlingensief, aktionskunst fon: 0664 340 20 10 mail: b.amann@nextra.at www.transmitter.at Ulalume Kitchen Darf ich mal nachsehn wie´s bei Ihnen in der Küche aussieht? Wie war das? Was zu Hause abläuft, geht niemand was an? Ich meine: Nicht so schnell mit den jungen Pferden. Irgendwie kann´s nicht wurscht sein, wer ausreitet fürs Geld und wer das Heim besorgt. Weil draußen ist viel lustiger als Küche putzen. Aber wenn schon, denn schon. Wenn wir nicht zur Küche dürfen, dann kommt die Küche eben her. Aber wurscht, genug vom Angedeuteten. Hier gehts um Greifbares. Hier gehts um Titten. Titten - Offensive Die beiden Damen haben kein Gesicht. Sie haben ein Bein, ein Dekolleté, Hände und Haare. Frauen sind immer kompetente Wissenschaftlerinnen, wenn sie auf Abbildungen in der links-liberalen Clubszene gelangen. Flyer, Berichterstattung, Bandfotos und Videos – die Szene bemüht sich bis zur Selbstaufgabe, mit einem Missverständnis aufzuräumen: dem Missverständnis, Frauen wären in der Musikbranche vor allem eines: mal unschuldig-devot, mal lasziv-aggressiv, aber immer geile Mädels, im höheren Auftrag der männlichen Stimulation. In der poolbar stehen zweimal so viel Badehosen wie Zweiteiler auf der Bühne. Jene sind vor allem Tänzerin oder Sängerin, selten Gitarristin, nie am Schlagzeug. Guckt man in die Umkleidekabine der VeranstalterInnen sieht´s ähnlich aus; auch bei den Agenturen, auch bei den Medien: kaum ein Mädel am Chefsessel. Der Kulturbetrieb ist in aller Regel eine Männerwelt, durch ihre Augen gesehen, von ihren Interessen bestimmt und durch ihre Bedürfnisse geleitet. Doch nicht immer stammt der Sex-beschränkte Blick aufs Weib vom Männerauge. Ulalume’s Pressefoto für die poolbar #7 zeigt nur ihre Titten – das macht meine kleine Welt so schwierig. Warum soll schlecht sein, was eine – bei Sinnen – selber will? Macht die Selbstgewähltheit ihres offensiven Spiels mittels Sex einen 14 Unterschied? Wenigstens KünstlerInnen sollen doch Rollen überzeichnen, mit ihnen provozierend spielen dürfen, bis sie brechen. Um sie bloßzulegen. Nicht? Und jetzt mal offen gesprochen: Ist es nicht lustfeindlich, Frauen bloß als asexuelle Wesen zu nehmen? Grund für den Wald der Fragezeichen ist nicht die Scheu mich zu deklarieren. Eher andersrum. Bloß alles, was man hinschreibt, ist schon falsch. Weil wir nicht nur Karin, Erwin, Dani sind, sondern auch abstrakte Größen; wie eben das Geschlecht. Und diese Zugehörigkeit heißt für die Frau: Für bessere Arbeit weniger verdienen. Die unbezahlte Arbeit zu machen. Männlicher Gewalt ausgesetzt zu sein – und die beginnt zuweilen beim begehrenden Blick. Da auch noch die willige Venus machen? Nein danke, kann ich verstehen. Erst wenn man die Rollenbilder des Club-Zirkus vor diese Szenerie stellt, kann man sie als sexistisch entlarven: Sie halten Machtverhältnisse aufrecht. Männer treffen Entscheidungen, Frauen sind zum Ansehen. Das finde ich inakzeptabel. Ein fatalistischer Ansatz: alles und nichts als sexistisch zu definieren. Wenn alles vom Kontext abhängt, wenn alles relativ ist, bleibt nichts zu tun, und wir gehen nach Hause schlafen. Dazu empfehlen wir folgende Veranstaltungen: Trotzdem, wer ernsthaft bleiben will, nimmt auch die Widersprüche und sucht das Heil im Prozess: Nicht das Urteil über den Sachverhalt steht am Ende einer Fragestellung, sondern der Zweifel darüber. Hundert weiße Schwäne beweisen nicht, dass alle Schwäne weiß sind. Aber der erste schwarze Schwan beweist, dass nicht alle weiß sind. Wie also anders tun als hinschaun und hinschaun, nachdenken und nachdenken, reden und reden. Wer fertig wird, hat schon verloren. Feministische Kritik ist ein hierzulande akademisches Phänomen: keine Tageszeitung mit geschlechtsneutralem Deutsch. Wer in Vorarlberg kein Buch zur Hand nehmen mag, ist für immer verschont von syste matischer Behandlung der Geschlechterfrage. Auch die poolbar ist nicht wirklich Platz für zeigefingrige PodiumsVeranstaltungen. Es bleibt: uns und unser Programm zur Diskussion zu stellen. philipp sonderegger Blumfeld Detroit Grand Pubahs DJ Godfather DJ Yasemin Duo Düsentrieb Fiva MC heka & Judie Tasche In the Mood for Love Junglistic Sistaz LaTina Männervernichtungsgeschichten Skizze Sylvester Boy 15 POOLBAR KLAMOTTEN Modell Carmen Modell Johnny Modell Sven Modell Hermann Modell Carla Modell Ines Modell T. Elke Modell Duke Modell Sonja Modell Gerry Modell Clive Modell Ding-Li Modell Dagi Modell Bernhard Modell Thorsten Modell Harald Auf diversen Flohmärkten ausgegraben, nach diversen Kriterien streng geprüft, für tauglich befunden, mit poolbar-Gütesiegel gekennzeichnet. Reservierungen unter www.poolbar.at Bilder: Isabell Bickel 16 DISKURS::ARCHITEKTUR ANEIGNUNG & IDENTIFIKATION »Alles, was unsere Anschauung der Straßen verändert, ist wichtiger als das, was unsere Anschauung der Malerei verändert.« (Rapport über die Konstruktion von Situationen, 1957, von Guy Debord) Ein Individuum setzt oft Zeichen, um die Aneignung seines Lebensraumes zu markieren. Identifikation mit dem Habitat und hohe Lebensqualität stehen in engem Zusammenhang. Aneignungsprozesse beschränken sich aber nicht auf Markierungen und nicht auf den privaten Bereich. Sie implizieren auch aktive Gestaltung, stehen in wechselwirksamem Spiel mit »kollektivem Bewusstsein« der Nutzergruppen eines Habitats und prägen manchen öffentlichen Raum stärker, als es die Architektur vermag. Eine Baukultur, die sich auf gestalterische Eitelkeiten beschränkt, ohne den Weg für Aneignungsprozesse zu bereiten, verzichtet auf die belebende Ausstrahlung von Räumen, die von Menschen geliebt werden. Die Aufforderung zur Inbesitznahme und produktiven Auseinandersetzung mit der Gestaltung des Raumes ist notwendig, um ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen anonymem Konsum und individuellen Schaffensprozessen herzustellen. PROGRAMM TEIL 1 TEIL 2 SO 12 AUG 20.30 POOL MO 13 AUG 20.30 POOL Beispiele von Aneignungen auf verschiedenen Ebenen. Historische und zeitgenössische Bild- und Tondokumente. Recherchiert und kommentiert von Helmut Weihsmann (Architekturhistoriker, Wien). Der Werdegang des Hallenbades Dia-Installation zum Werdegang des Hallenbades (gestaltet von Helmut Weihsmann) Alexander Kluge: »In Zeiten der Not ist der Mittelweg der Tod« (Filmausschnitte zur Hausbesetzungs-Bewegung im Deutschland der frühen 70er-Jahre) Wohnbauten: »Menschliches Wohnen heißt aber nach Walter Benjamin, ‚Spuren zu hinterlassen’, was einem erlaubt, den vorgegebenen Raum persönlich wie geschichtlich anzueignen. Innen- und Außenräume der Wohnung müssen daher die kollektive und kreative Aneignung durch die Bewohner fördern. Der Grundriss darf keine Beziehungsstruktur zwischen den Bewohnern unabänderbar festlegen.« (Helmut Weihsmann) Spannungsgeladene Modelle flexibler Raumentwicklungen: Anonyme Architektur in México City, etc. Historische Filmaufnahmen aus dem Paris der 20er-Jahre: Leben im Vorort Graffiti Grafitti als Zeichen der Aneignung öffentlichen/ungenutzten Raumes mit künstlerischen Mitteln u.v.a. 17 Round Table Round Table zu Aneignungs-Mechanismen am Beispiel der Entwicklung des Hallenbades Die vorletzte Aneignung des Hallenbades war eine wenig kontrollierte Inbesitznahme und fand seit 1993 kontinuierlich durch kulturelle Nutzungen statt. Der Reiz des Gebäudes lag darin, dass sich die NutzerInnen als BesetzerInnen einer räumlichen, gesellschaftlichen und gesetzlichen Nische sehen konnten. Mit dem späteren Beschluss der Sanierung des Gebäudes schien das Ringen um diese Nische zugunsten der »BesetzerInnen« entschieden. Ihre Beteiligung an der Planung sollte den hohen Identifikationswert des Gebäudes erhalten. Doch das Gleichgewicht zwischen Identifikation durch Aneignung auf der einen und dem einsetzenden restriktiven Einfluss ordnender Kräfte auf der anderen Seite wurde empfindlich gestört. Durch die Sanierung (und die damit verbundenen infrastrukturellen Verbesserungen) änderten sich die Gruppen, die sich das Gebäude aneigneten. Für die VeranstalterInnen gibt es zwar klar definierte Regeln, für deren Veranstaltungen aber keine qualitativen Kriterien. Dementsprechend oft anspruchslose und unbefriedigende Aktivitäten im Hallenbad verschlechtern rasant das gewachsene Image. Strenge Auflagen und hohe Kosten für deren Erfüllung beschränken den Kreis der Nutzenden. Realistische gestalterische Eingriffe sind schwer möglich – zu teuer war die Sanierung. Die Aneignung durch die improvisierte Nutzung ist mit der Sanierung de facto rückgängig gemacht worden. Diskussionsrunde Themen: - Welche Instrumente stehen zur Verfügung, um Aneignungen des Raumes zu beeinflussen? - Wie können die positiven Begleiterscheinungen von Aneignungen mit einer Weiterentwicklung von Raumangeboten in Einklang gebracht werden? - Vergabekriterien, Gestaltungsmöglichkeiten, infrastrukturelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten - Öffentlicher Auftritt des Gebäudes und der Aktivitäten, die es beherbergt (Corporate Identity als Identitätsstifter oder Identitätskiller?) TeilnehmerInnen: Helmut Weihsmann (Architekturhistoriker, Wien) Dichtl/Hein (junges Architekturbüro, verantwortlich für die temporäre Gestaltung des Hallenbades während des poolbar-Festivals) und andere TEIL 3 27 / 28 / 29 / 30 AUG / 01 SEP Thilges3 inspizieren Räume und vernetzen Lebenswelten. Konzerte von Thilges3 am 27. Aug, 13.00-15.00, in der Justizanstalt Feldkirch. Weitere Stationen: Seniorenheim, Kindergarten, Kloster (siehe www.poolbar.at). 1. Sept: Audioplastik von Thilges3 und den in den vorangegangenen Konzerten rekrutierten »MusikerInnen« im Hallenbad. herwig bauer INGREDIENZIEN DES FILMS Cecil B. DeMented thematisiert sehr eindrücklich die Polarisierung von Filmen: die, die aus dem Underground kommen, und jene, die dem Mainstream angehören. Ob diese Einteilung wirklich immer nützlich ist, kann man vielleicht aus den gezeigten Filmen ersehen. Ehemalige sogenannte Underground-Regisseure, die eigentlich schon längst arriviert sind, treffen auf absolute No-Name-Regisseure, die dennoch publikumswirksame Filme machen. Was Filme spannend wirken lässt, ist nicht so sehr deren Etikettierung – ob Mainstream, Kunstfilm oder was auch immer –, sondern der Inhalt und die visuellen und akustischen Mittel, derer sich der Film bedient. Die Vielfältigkeit der Ausformungen, wie man Dinge erzählt, wie man sie zeigt, wie man sie inszeniert, ist enorm. Der Pool an Möglichkeiten, wie man etwas darstellen kann, ist das Faszinierende am Medium Film. Ein Film wirkt ganz anders, wenn er blaustichig ist, als wenn die Farbe Rot dominiert, etc. Allein sich dieses Faktum zu vergegenwärtigen und aufgrund dessen Filme anschauen, kann neue Dimensionen eröffnen. Auch die Frage, worauf die Regie mittels der Kamera unseren Blick richtet und aus welchem Blickwinkel heraus sie uns das tun lässt, sagt eine Menge über Bildsprache aus. Filme sind natürlich auch ein Pool an Bildern, die man mit sich herum trägt. Bilder, die prägen, bestimmte Vorstellungen von etwas erwecken und verankern, ohne dass man sich dessen unbedingt bewusst sein muss. So etwa haben die Bilder, wie man sich Cowboys oder Indianer vorstellt, viel mit den Western zu tun, die man schon einmal gesehen hat. Ob diese Vorstellung wirklich den Tatsachen entspricht, fragt sich kaum jemand. Ein anderes Beispiel: der Gute hat immer ein angenehmes Gesicht, während der Böse schon so aussieht, als wäre er böse. Wäre dies wirklich der Fall, wäre es total einfach, die Guten von den Bösen zu unterscheiden – wenn es überhaupt nur diese zwei Möglichkeiten gäbe. Diese Art von Beispielen gibt es in Massen, ob im Kino oder im Fernsehen in Werbefilmen. Vorstellungen werden solcherart geprägt, ohne dass nachgefragt wird. Andererseits ist Film insofern auch ein Mittel, bereits vorhandene Vorstellungen in Frage zu stellen – was wiederum zu Cecil B. DeMented führen würde, in dem das Medium Film und dessen Instrumentalisierung Thema ist. nicole tintera CECIL B. DEMENTED Regie: John Waters (USA 2000) GHOST DOG - THE WAY OF THE SAMURAI π (PI) Regie: Darren Aronofsky (USA 1998) Regie: Jim Jarmusch (USA 1999) Fanatische Filmcrew in Aktion Wie kann man sich am besten gegen das HollywoodMainstream Kino wehren? Dieser Film gibt eine Art Anleitung, wie man dieses Ziel erreichen kann. Die Art und Weise, in der die Filmcrew dies bewerkstelligt, ist nicht unbedingt zur Nachahmung geeignet. Erschwerend für die Truppe kommt noch hinzu, dass keine Geldmittel und keine einflussreichen Bekannten zur Verfügung stehen. Unter diesen Umständen kein leichtes Unterfangen, dem Mainstream den Garaus machen zu wollen. Doch Cecil B. Demented, Star und Guru des Films, unternimmt dennoch den Versuch, dem UndergroundCinema endlich Gehör zu verschaffen. Melanie Griffith spielt eine der Hauptrollen im aktionistisch anmutenden Schauspiel für den No-Budget-Movie – was das wohl aussagen mag? Jedes Mitglied der Crew ist mit dem Namen seines Helden tätowiert. Eine kleine Auswahl der unter die Haut gehenden Namen: Spike Lee, Otto Preminger, David Lynch, Sam Peckinpah, Kenneth Anger, Pedro Almodovar. Eine Guerilla-Filmcrew, dem Mainstream dicht auf den Fersen. tin Rollender Sound zum großen Showdown Japan – Mafia – Urban HipHop – eine Mixtur, die ihresgleichen sucht. Ghost Dog, ein Schwarzer Krieger und Auftragskiller, erledigt regelmäßig Jobs für Louie, einen alternden Mafiosi. Sie haben sich bis auf ein einziges Mal noch nie in ihrem Leben gesehen. Doch seit dieser Begegnung ist Ghost Dog der selbsternannte Gefolgsmann Louies. Er befolgt dabei den Ehrenkodex der Samurai und lebt nach diesem Prinzip (»Und jeden Tag fasse man grundsätzlich seinen Tod ins Auge. So beschaffen ist der Weg des Samurai.« – Sätze aus dem Hagakure, sozusagen eine Anleitung für das Leben als Samurai). In Louie sieht Ghost Dog seinen Meister. In der Kluft der Rapper gekleidet erledigt er seine Missionen mit Präzision, Lautlosigkeit und hochentwickelten technischen Geräten. Bei einem seiner Einsätze ereignet sich ein unvorhergesehener Zwischenfall. Aufgrund dessen will die Mafia Ghost Dog nun tot sehen, denn es gilt die Ehre der Familia zu retten. Der Kampf beginnt – auf beiden Seiten herrscht der Kodex der Ehre, zwar verschiedene, aber beide unumstößlich. Noch einmal begegnen sich Ghost Dog und sein Meister Louie. Zum Sound von RZA rollen die filmischen Bilder dahin, nie verliert der Film seinen stetigen Rhythmus. Mafia und Samurai zu HipHop – Tradition trifft hier auf Urban Culture. tin 18 Rasanter Schnitt in grobkörnigem Ambiente Das Rätsel der Welt lösen, die große Ordnung aller Dinge offenbaren – daran sind nicht nur Wall-Street Börsianten interessiert, sondern auch eine jüdische Gruppe, die dadurch hofft das Geheimnis der Kabbala (mystische Zahlenlehre) zu lüften. Sie entdecken den Mann, der die Lösung finden könnte. Bei besagtem Hoffnungsträger handelt es sich um Maximilian Cohen (Sean Gullete), ein menschenscheuer Computerfreak und Zahlenakrobat, der schon seit geraumer Zeit an der Entschlüsselung des 216stelligen Zahlencodes tüftelt. In seinem Apartment in Chinatown verbringt er Tage und Nächte mit seinem Supercomputer Euclid, total abgeschottet von der ihn umgebenden Welt. Cohen wird in seinen Forschungen immer wieder durch heftig hämmerndes, plötzlich auftauchendes Kopfweh unterbrochen – rasante Bilder und Schnitte, in denen der Schmerz Hauptdarsteller wird. Grobkörnig und monochrom fahren die Bilder ins Auge, Cohens Paranoia und Scheu vor Menschen dringt durch, eine bizarre Welt entsteht– zum Soundtrack von Massive Attack, Autotechre, Aphex Twin und Orbital. tin www.dementedforever.com www.pithemovie.com Ingredienzien der Filmschiene: Crew, Sound, Schnitt, Handlung, Kamera, Publikum Di 14 08, ab 20.30 Uhr Die Crew: Cecil B. DeMented Di 21 08, ab 20.30 Uhr Der Sound: Ghost Dog Di 28 08, ab 20.30 Uhr Der Schnitt: π (Pi) Di 04 09, ab 20.30 Uhr Die Handlung: Running out of Time Mo 10 09, ab 20.30 Uhr Das Publikum: Kurzfilmnacht Di 11 09, ab 20.30 Uhr Die Kamera: In the Mood for Love www.asianfilm.org www.wayofthesamurai.com www.wkw-inthemoodforlove.com RUNNING OUT OF TIME (AN ZHAN) IN THE MOOD FOR LOVE (HUAYANG NIANHUA) Regie: Johnnie To (Hongkong 1999) Hongkong 2000 Regie: Wong Kar-Wai Nonstop Handlung Duell zwischen einem Cop und einem Gangster – eine blaustichige Großstadtlandschaft als Setting. Der Kidnapping-Spezialist Inspektor Sang jagt den ausgebufften Dieb und Geiselnehmer Wah, der absolut nichts mehr zu verlieren hat, da er nur noch ein paar Tage zu leben hat. Das Verbrechen wird so zu einem Spiel für ihn, das ohne größere Körperverletzungen auskommt, dafür aber umso mehr mit Tricks, Verstellungen und eigenartigen Pointen arbeitet. Ein gewisse Vergnügen, welches das Spiel ihm bereitet, ist nicht zu übersehen. Inspektor Sang spürt ihm nach und versucht mit Wahs taktischem Spiel mitzuhalten und seine nächsten Schritte zu erahnen. Dies erscheint umso schwieriger, da Wahs Schachzüge unmotiviert und teilweise ziellos wirken. Ein Wettlauf beginnt, der beide herausfordert. Die Frage ist immer wieder, wer den anderen besser durchschaut, wer taktisch klüger agiert. Das Spiel wird durch die Sympathie und den Respekt, die die beiden im Verlauf des Films füreinander entwickeln, umso spannungsgeladener. Ein Schaustück mit immer neuen Wendungen, melancholisch-coole Charaktere und glänzendes Metall – elegantes Actionkino. tin Schwelgende Kamera in buntem Lichte Reis aus der Reisküche, Zeitlupe der Bewegungen, enge Räume, schillernder Stoff, hypnotisch, farbiges Licht. Hongkong der 60er Jahre, ein Mietshaus, zwei Ehepaare, davon zwei Betrogene. Klingt nach einer typisch melodramatischen Story, in der die zwei betrogenen Menschen beginnen einander zu begehren und doch nicht zueinander finden können oder dürfen. Dieser Handlungsverlauf, der üblicherweise mit vielen Worten, Gesprächen und bekannten Gesten erzählt wird, wird in In the Mood for Love neu erzählt. HauptakteurInnen des Films sind die Betrogenen, nicht die zwei, die betrügen. Diese sind selten im Bild, und ihre Gesichter sind nie zu sehen. 19 Die langsame Annäherung der Betrogenen trägt das Geschehen und wird in einer eigentümlichen Sprache geschildert. Das gesprochene Wort muss nicht verstanden werden, um den Film zu erleben und zu spüren; es reicht, sich einfach einzulassen. Hier wird fast alles über das Bild, den Ton und Schnitt transportiert. Eine sinnliche Bildsprache, die zum Eintauchen in den Stillstand der Zeit verführt. tin KURZFILMNACHT Wahl des Publikumspreises Die Kurzfilme, die im Vorprogramm der Filmreihe gezeigt werden, gelangen mit anderen noch einmal gesammelt zur Aufführung. Das Publikum vergibt an den interessantesten den poolbar-Publikumspreis. MITTWOCH 0808 1508 2208 2908 0509 1209 You And Me Both Die Konstellation älterer Bruder/jüngere Schwester garantiert für gewöhnlich eher das Gegenteil von Harmonie. Insbesondere wenn irgendwann auch noch die allseits beliebte Geheimwissenschaft Popmusik ins Spiel kommt: Kleine Schwestern verstehen nämlich kaum etwas davon und hören bevorzugt nichts anderes als lahmarschigen PfuikackMainstreamschrott – glauben zumindest die wichtigtuerischen älteren Brüder mit ihren hundertausend Indie-Rock-Schätzen. Große Brüder verwechseln ihre doofen Schallplatten wiederum gerne mit unersetzbaren Heiligtümern und bekommen schon Angstschweiß-Attacken, wenn sich kleine Schwestern nur die Plattencover etwas genauer ansehen wollen – wissen all die leidgeplagten jüngeren Schwestern. Ausnahmen bestätigen freilich auch hier die Regel – die Geschwister hinter dem Synthie-Pop-Duo Skizze etwa. Im Hause Freudenschuß sieht die Sache nämlich ganz anders aus: Harmonie rules, und vermutlich teilen sich der 26-Jährige Max und seine um drei Jahre jüngere Schwester Ina sogar ein und dieselbe Plattensammlung. Ihre Musik spräche jedenfalls dafür. Das in Wien lebende Kufsteiner Geschwisterpaar sorgt schon seit Mitte der www.shy.at Neunziger für eine wohltuende Portion bewusst »weich« gehaltenen, gerne auch einmal tiefsinnig angelegten SynthiePops im traditionell doch eher von heftig rockenden Gitarren geprägten österreichischen Underground-Musikgeschehen. Von frühen Aufnahmen bis zur aktuellen, im Herbst 2000 erschienenen CD »Imitation von Konsens« lassen sich dabei die geänderten Hörgewohnheiten von Max und Ina ganz gut nachvollziehen: Synthie-Pop der frühen Achtziger, wie er von Soft Cell, Yazoo, Human League & Co perfektioniert wurde, dient zwar bis heute als zentraler Orientierungspunkt ihres Schaffens; die weiteren Einflüsse haben sich inzwischen aber von Britpop und Hamburger-Schule hin zu Minimal Techno, House und Pop-Ambient verschoben. In den Songtexten von Skizze verfestigt sich, was bereits im CD-Titel »Imitation von Konsens« anklingt: Man sehnt sich musikalisch zwar nach eingängiger Leichtigkeit, lässt inhaltsleeren PopPhrasen in den Texten aber keine Chance. Statt dessen reflektieren Skizze auf sehr persönlicher Ebene das Leben nachdenklicher, mit den Konstruktionsprozessen von Identitäten jeglicher Art vertrauten Twenty-Somethings inmitten des www.t0.or.at/~kessylux/skizze1.htm neoliberalen New-Economy-Globalisierungs-Individualisierungs-Wahns unserer Tage. Was sich in der Papierform jetzt eventuell etwas schwerfällig anhört, funktioniert in einem Stück wie »Leichter werden« aber ganz ausgezeichnet: Die Lyrics finden sich hier eingebettet in eine rosa wattierte Version jenes popverliebten Minimal-Techno-Sounds, wie man ihn etwa von deutschen Labels wie Kompakt oder Italic kennt und schätzt. Und die ins Synthie-Pop-Land transferierte, von Ina mit wunderbar unterkühltem Sprechgesang vorgetragene Coverversion des Hole-Klassikers »Violet« fällt sowieso unter die Rubrik »Tophits für eine bessere Welt«. Entgegen der »klassischen« Rollenverteilung in gemischtgeschlechtlichen Duos sucht man bei Skizze übrigens vergeblich nach einem knöpfchendrehenden Jungen, der einer extrovertierten Frontfrau die Worte in den Mund legt. Vielmehr komponieren Max und Ina Freudenschuß nicht nur gemeinsam; sie agieren auch auf der Bühne stets gleichberechtigt – am Mikro, der Groovebox, dem Synthesizer oder der sehr sporadisch eingesetzten Gitarre. Bei aller offen gezeigten Schüchternheit begeistern sie dabei besonders live mit ihren hübschen, von tanzbaren Beats unterfütterten Melodien: Als sie vor wenigen Monaten etwa eines ihrer raren Konzerte im Wiener B72 spielten, hätte das Publikum nach einer Reihe von Zugaben am liebsten das gesamte Programm noch einmal gehört … christian durnthaler SHY SKIZZE MI 08 AUG POOL 22 UHR MI 08 AUG POOL 21 UHR Auf Reisen Shy sind die einzige Popband Österreichs. Oder besser: Sie waren es. Denn inzwischen führte sie ihr musikalischer Werdegang weg vom Gitarrenrock, weg von der Elektronik, hin zu einer modernen Interpretation des Country. Die Linzer Band liefert uns wahrlich ernsthafte Musik, die große Worte gelassen ausspricht und Geduld für die Betrachtung des Schönen im Leben mitbringt. phs Konsens aufbrechen Max und Ina Geschwisterpaar quetschen Minimal-Pop aus handlichen Synthies und sperrigen Sprechgesang aus fragilen Kehlen: Wir streifen so was wie »Identitäten«, »80-iger Jahre« und »Selbstzweifel«; alles studentisch vertraute Motive. Diese, die uns verbinden, werden immer merkwürdig kalt und seltsam distanziert vorgetragen. Skizze greifen an und hinterlassen Spuren: Das Verlangen nach Aufbruch zur befreienden Klarheit. phs DJ LEFTHAND & DJ REEDO DJ JU MI 08 AUG BAR 21 UHR MI 08 AUG POOL AB 23.45 UHR Style: Nujazz, Nubeats, JazzHouse & Latin-Grooves Zu Gast: Kaufleuten, UG, Rote Fabrik u.a. Zürcher Clubs, vereinzelte Auftritte in D eigen House-Kuchen, mit einigen E-Nuts vergröbert. Beim Kauen auf kleine Soulstücke achten! eigen 22 Das Duo hat seine Berechtigung, und die nicht nur, wenn es seine musikalische Eingliederung bereits vorgenommen hat. Denn in der weiten, unübersichtlichen elektronischen Landschaft haben ming einen Ort für sich gefunden und besetzt: B-électrique. Schließlich begann alles in Belgien. Und schließlich kommen sie von da. Dass ming mittlerweile in puncto Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad expandiert sind: selbstredend. Bekanntschaft mit ihnen macht nun mal große Freude. Raus aus dem Soundbrei! Rein in akustische Abenteuer! Immer schmackhaft dosiert, lehnt man sich auch niemals zu weit nach vorn. Frau und Mann bedienen Regler, drücken Tasten, drehen Knöpfe und singen – natürlich mal die eine, mal der andere, wie es sich gehört. Nicolas Deschuyteneer’s und Frédérique Franke’s Instrumentenrepertoire soll umfangreich und ungewöhnlich, ja fast dubios sein, heißt es da. Zwischen diversem elektr(on)ischen Werkzeug und Effektgeräten ist etwa die Rede von »Tongeneratoren aus Spielautomaten der frühen 80er« (Pressetext Doxa). Dass dem LowTech-Einfallsreichtum und -Erfindungsgeist allerdings ohnehin keine Grenzen gesetzt sind, wissen wir ja schon längst. Aber es lärmt dann halt nicht immer so stimmig, dennoch keck und originell, wie es das eben bei ming tut. Heraus kommt bei den Soundtüfteleien mit scheinbar experimentellem Charakter also so etwas, was gemeinhin als Elektro-Pop durchgeht – allemal ein sehr dehnbarer Begriff, und trotzdem. Verspielte Ton-Delikatessen schäkern mit gleichmäßig ankurbelnden Beats, bringen diese aber nicht aus dem Konzept. Darüber werden durch nette, ansprechende Stimmen melodisch 23 Storys skizziert. Und es taucht sofort Beiwerk wie Chanson, Chic, Charme auf. Na ja, es wird natürlich französisch gesungen, ist doch klar. Aber bitte nicht sofort Vergleiche zu Stereo Total ziehen! Trotz Disco Charmante und obskurem Trash. Ein Missing-Link in deiner Plattensammlung? Dabei führen doch zahlreiche Wege zu ming: Etwa über das Album »Miso Mix« aus 1999. Darauf folgt dann – poolbar-pünktlich – eine Neuerscheinung im September, und sie müsste die Hitlinie der soeben erschienenen EP »Interior Escalator« auch nur ungefähr beibehalten, um voll zu punkten. Umwege führen aber auch zum Ziel: So sind ming mit ihrem »Miso Mix«-Opener »après la guerre« auch auf dem von Fucky Label und Flittchen Records koproduzierten Sampler »Fucky don’t CD« vertreten, gemeinsam mit gehypten Elektronikstars wie dem Jeans Team, Console oder eben auch Stereo Total als The Visions. In prominenter Umgebung auch anderswo: Auf Kante’s EP »Im ersten Licht« (Interpretationen & Remixe) erfreut unter anderem nämlich Frédérique als eine Interpretin des gleichnamigen Songs. Und remixed wurden ming natürlich selbst auch schon, die Ergebnisse gibt’s auf »Un Goût Exquis« zu hören, der EP mit dem allerliebsten Cover. Und neue Wege können sicherlich immer entdeckt werden. Und schließlich muss ein Weg unweigerlich in die poolbar führen, wo ming persönlich vorstellig werden, visuellen Beistand mitbringen und überhaupt auf der Liste der Programmhighlights ganz oben stehen. heike kaufmann Dynamisches Duo MITTWOCH 0808 1508 2208 2908 0509 1209 www.christophundlollo.com LORENZ STIEBER CHRISTOPH & LOLLO MI 15 AUG POOL 23 UHR MI 15 AUG POOL 21.30 UHR Live-Elektronik wo die zukunft nicht modern klingt und die angst vor berührung und berührtwerden versinkt im kurzen aufflackern des ach! musik, die immer schon vorüber ist, nicht wissend wohin und woher … so abwesend präsent, so verstörend beruhigend … wo sich das neue verliert, beginnt das neue … auf dass man sich selbst als vermisst, als verloren anzeigt … denn nun darf man wenigstens auf das gefundenwerden hoffen … die zeit verdrehen wie eine uhr, deren zeiger nach innen zeigen … um sich kreisend warten auf die fliehkraft … wenn man sich begeistern kann, ist es schon zu spät, man hat das vorhaben längst aufgegeben … also hebt sich im vorhaben der begeisterung die aufgabe als vorgabe von der eingabe als eingebung ab … mit dieser unterscheidung als einstellung erscheint dann das erklingende als der jeweils einzige ausweg … dennoch kann ich nie wissen, ob die aufgabe nun aufgegeben sein soll, oder ob das aufgeben die aufgabe ist … zwischen diesen polaritäten des aufgebens der aufgabe und des aufgebens als aufgabe spielt die musik sich ab. eigen Mehr Skispringer-Lieder: Wären wir – das Publikum – nicht, Christoph & Lollo hätten schon längst ihren Job an den Nagel gehängt. Kein Mensch will sein täglich Brot durch wiederholtes Absingen von SkispringerLiedern auf den Tisch kriegen. Denn in ihrem Metier ist Innovation kaum möglich. Aber was hilft’s? Wir wollen Christoph & Lollo, deshalb machen sie weiter. Wir wollen absurde Geschichten, deshalb erzählen sie von den Herren Funaki und Breitchev. Wir wollen mehr Skispringer-Lieder, deshalb sind sie nun da. phs SCOTCH POWER TWINS MI 15 AUG BAR 21 UHR Twin Beat: 8ties & breakbeats n`beats, Labelle: brazilian blue notes (beats included) eigen MING MI 22 AUG POOL 22 UHR Elektronische Chic-Offensive aus der Skination Belgien - Elektronik-Werkstatt, wippende Beats, volle Melodie phs Lorenz Stieber Scotch Power Twins 24 DJ Yasemin The Yucca Spiders MM Nigg DJ YASEMIN THE DOODLE-LI-BOPS THE YUCCA SPIDERS MI 22 AUG BAR 21 UHR MI 29 AUG POOL 21 UHR MI 29 AUG POOL 22 UHR Home Oriental Yasemin macht das Wiener Schmuckstück »homoriental«. Dieses gibt’s regelmäßig, jedoch unterschiedlich beheimatet, seit Januar 2000. homoriental versteht sich als »multikultureller« Club für ein lesbisch/schwules Publikum und FreundInnen. Gespielt wird türkischer Pop, Tanzmusik aus den arabischen Ländern, aus Indien und vom Balkan – so auch in der poolbar & das natürlich open for everyone. phs 60s Trash-Kult Das aufregendste Duo seit dem Dynamischen Duo: eine Gitarre, ein Drum. Auf der Suche nach dem vergessenen Doodle-li-boop. Desperately. Von High bis Low. Vom Bodensee bis zum Himalaya. Santa Boop sagt: »The Ditch Diggers of our Society«. Little Tommy meint: »Sometimes Doodle-li-bop´s don’t wear white«. Der Doodle-Li Bop Kult zieht seine Kreise. eigen Outsider...Toprider Mit den Yucca Spiders blühen die 60’s noch weiter auf und geben fast das Gefühl, ihre Hochzeit noch gar nicht erreicht zu haben. Räudig, frivol, lasziv, glamourös, um ein paar Attribute zu werfen, treffen, was Mr.Val, Sandrooshka, Suza und Dr.Morton – zwischen Link Wray und Cramps liegend – kreieren. Eine Yucca Spiders Party ist Rock´n´ Roll-Hochkultur, dekadent, ausschweifend und laut. eigen SONJARELLA REVEREND VENUS BOP MUSICMASTER NIGG MI 22 AUG POOL 21 UHR MI 29 AUG POOL 23.30 UHR MI 29 AUG BAR 21 UHR Sound of German House Sonjarella liebt den Sound of German House, minimal oder gerne auch mal süßlich, aber rhythmisch immer gepflegt auf den Punkt gebracht. Außerdem hat sie ein Herz für poppige Spielzeugelektronik, modern angereicherten Synthiepop und mitunter knallende Tanzflurhits. eigen celebrates: Black Night, Lovely Night: Reverend Venus Bop ist auf einer Mission: nicht, um die Welt zu retten, nicht, um den Segen von irgendjemand oder irgendetwas zu erlangen oder zu erschleichen – nein: einer Mission in das Reich, das ihr unter dem »Schattenreich« oder der »Dunkelheit« zu verstehen scheint! Seid willkommen im Reich der Dämonen und des Grauens! Nichts, was ihr bisher in eure ach so kultivierten Gehörgänge reingebröselt habt, nicht irgendwelchen MTV-Shit: nur purer 60’s Garage, 60’s Big-Wave-Rider-Surf-Sound, 60’s Punk! Fürchtet euch nicht vor dem, was euch Grauen bereitet – nein: Fürchtet euch vor dem täglichen Unterhaltungsprogramm in Radio und TV – all diesem menschenverachtetenden Commercial-Shit! eigen Die Versuchung: Musicmaster Nigg erliegt einer Versuchung: der Versuchung, Musik klangvoll aneinander zu reihen und nicht zu vermischen; der Versuchung, durch DJing Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen zu üben; der Versuchung, den/die KünstlerIn in den Vordergrund zu stellen; und schließlich der Versuchung, Alt und Neu sowie »fassbar« und »unfassbar« zu vereinen. Style: Gemütlicher Drum’n’Bass, Trip Hop, Acid Jazz, ein wenig House. phs http://www.murmel-comics.com 25 MITTWOCH 0808 1508 2208 2908 0509 1209 Pop-Perlen aus Berlin CONTRIVA MI 5 SEP POOL 21.30 UHR »I don’t call my friends, there is nothing to say...« Die Textzeile aus Contrivas Song »next time« scheint gleichzeitig auf etwas Allgemeineres zu verweisen, nämlich auf das offenbar augenscheinlichste Attribut der Berliner Band: deren Instrumentallastigkeit. Contri- Landschaftsbilder Musikrezensionen bemühen meistens Landschaftsbilder. Oder sonst wie die Natur. Bei Contriva ist das angemessen. Wie sonst soll man halbwegs anständig über (diese) Instrumental-Musik reden. Von »nervösem Postrock« schwafeln oder Vergleiche mit »The Sea & Cake« und »Stereolab« bemühen? Nein danke. Dann lieber das Kiesbett des Baches heranziehen: Bauchlings auf der Luftmatratze runtertreibend kommen Begriffe wie Struktur, Profil, Variation und Selbstbezug. Und Fluss natürlich. phs vas Songs haben meistens keinen Text, zumindest keinen im herkömmlichen Sinn. Na und? Zugegeben – ungewöhnlich für Gewohnheitsgehörsinn, wartet man beim ersten musikalischen Kontakt mit der Band noch darauf, dass sich eine Stimme zu einer wunderbaren Pop-Melodie gesellt. Spätestens beim nächsten Lied aber denkt man nicht mehr in solchen Kategorien und will es auch nicht mehr. Dass Instrumentalsound also nicht quasi automatisch einen Mangel impliziert, beweisen Contriva mit epischen, verspielten Klängen. Melodien drän- HEKA & JUDIE TASCHE JUNGLISTIC SISTAZ MI 5 SEP POOL 21 UHR MI 5 SEP BAR 21 UHR Diskoexperiment heka & Judie Tasche nehmen den Post-Rock, ElektroPop oder auch sonst wie sympathische Melodien, verstricken diese in einem stimmigen, eingängigen, ja einfachen Diskoexperiment – wobei ein reiner Hitteppich konsequent verweigert wird – und räumen darüber hinaus gender-Aspekten in der Musik einen gebührenden Platz ein. Schon mal diverse Wiener Clubs und Szenelokale gerockt: VEKKS, b72, Hinterzimmer, Schikaneder, EKH, FZ und so fort. eigen Female Pressure: Das Konzept der beiden Wienerinnen ist es von Anfang an, den Londoner Clubsound in ihre Heimatstadt zu holen und mit souligen Vocaleinlagen zu untermalen. Darker Tech- & HardStep Drum’n’Bass bildet die Grundlage für ihre kochenden DJ-Sets, tatkräftig unterstützt von druckvollen, geschmeidigen female Vocals. Im Herbst 2000 starteten die Junglistic Sistaz ihren monatlichen Drum’n’Bass-Club »BASSLAND« im Wiener B72, mit dem sie erfolgreich die relativ große lokale Drum’n’Bass-Community supporteten und einen Schritt weiter zusammenschweißten. eigen 26 gen sich da in den Vordergrund, repräsentiert von der Gitarre, der Orgel oder auch schon mal dem Bass, während das Schlagzeug diese rhythmisch vorantreibt. Und wenn Contriva dann einmal singen, ist das einfach wie ein zusätzliches Instrument, das erfreut. »Instrumental« heißt einem gängigen Verständnis nach anscheinend auch: »irgendwie mit einem Landschafts- bzw. Naturgefüge verknüpft«. Oder wie sonst lässt es sich erklären, dass Contrivas Musik durchgehend mit einer "Reise aufs Land" in Verbindung gebracht wird? Weil sie es selbst aufwerfen? Weil Songs »reisebüro«, »cool out for summer« oder lakonisch »auf’m land« heißen? Wegen der Lokgeräusche in »8 eyes« oder generell wegen diverser Reisemotive auf den Plattencovers? Sicherlich auch dem Zusammenhang zuträglich, aber Contriva liefern uns nun halt mal jene Fröhlichkeit und Gelassenheit, wozu man gerne im See planschen, aus dem Zugfenster die vorbeiziehende Land- schaft beobachten, gedankenverloren im hohen Gras liegen oder auch einfach selbstzufrieden lächeln, träumen und beschwingt mitsummen/tanzen möchte. Lebensgefühl entzieht sich profaner Klassifikation. Vergleiche, Verweise oder auch nur jede weitere musikalische Spezifizierung müssten sich demnach im Endeffekt immer nur selbst dekonstruieren. Contriva sind – ja, wer denn eigentlich? Jedenfalls eine 4-PersonenBand: 2 Frauen, 2 Männer – so ganz ausgewogen, aber nicht nur deshalb so sympathisch. Seit etwa fünf Jahren basteln Max Punktezahl (Gitar re), Masha Qrella (Bass), Hanns Lehmann (Schlagzeug) und Rike Schuberty (Keyboard) an ihrem Projekt Contriva, einst Zimt. Ließen sie sich mit ihrem Debüt-Album »Tell me when«, das Anfang 2000 erschien, noch etwas Zeit, kriegen wir ein Jahr später dann auch schon das nächste Ergebnis präsentiert: Retrospektive & Remixe, versammelt auf der Doppel-CD »8 eyes (’96-’99)«. Contriva eignet sich also auch für elektronische Zusammenhänge, wie die von befreundeten Musikern (Jan Jelinek, Iso68 oder Superpitcher) verfremdeten Songs zur Schau stellen – sehr loungig, das Ganze. Überhaupt: Es tummeln sich eine Reihe von bekannten Bands und MusikerInnen in Contrivas Umfeld. Personalunionen tun da ihr Übriges: Mit Mina verbindet die Band nicht nur die Hälfte ihrer Mitglieder. Britta hat sich nun ebenfalls Verstärkung aus Contrivas Reihen geholt. Und alle kommen sie aus Berlin, weshalb sie auch allzu gern einer (wie auch immer ausgestalteten) Berliner Schule zugeordnet werden, deren Gemeinsamkeit anscheinend darin besteht, dass es eben keine Gemeinsamkeit gibt – bis auf die lokale Verortung. Aber da wir ja eindeutige Festschreibungen verweigern, wollen wir da nicht weiter ausholen und belassen es beim Eigentlichen: Contriva sind – einfach schön. heike kaufmann www.duo-duesentrieb.ch BETINSKY DUO DÜSENTRIEB JANE DOE MI 12 SEP POOL 23 UHR MI 12 SEP POOL 21.30 UHR MI 12 SEP BAR 21 UHR Zürcher Groove: Bettina singt schmachtend, dreckig oder sexy. Die Stimme wird als Leadgesang oder instrumental eingesetzt, mit Effekten verfremdet und geloopt. Nader generiert mit Synthies, Samples und EFX elektronische Musik; oft harten, groovigen Beat. Keyborder Le Repos begroovt die Fläche zwischen Beat und Stimme minimalistisch, stilsicher, soulful, zart. Besonders ist an betinsky auch, dass sie sich übertrieben freuen, in Österreich zu spielen. Le Repos hält »allgemein viel vom Ausland«. Bettina spricht von »guten Erfahrungen in der Steiermark« und Nader gedenkt Feldkirch »kulinarisch zu erschließen«. eigen Tanz und Stimmung: Stiefelprinz und Honigbube fanden in den Gemäuern einer alten Bäckerei zusammen, um dem Kommerzeinerlei der Radiostationen die Show zu klauen. Duo Düsentrieb versteht sich als 2-Mann-Live-Elektro-Kapelle. Mit dem Etikett ElektroPop ließe sich grundsätzlich leben, wenngleich Eigenständigkeit in Klang und Vortrag im Vordergrund stehen. Duo Düsentrieb sind tanzbar und sexy. eigen Jane Doe alias Vina Yun: Mitherausgeberin und Redakteurin bei >nylon. KunstStoff zu Feminismus und Popkultur< und >malmoe<, Mitgründerin von female planet, einem Club-Veranstalterinnenteam in der Wiener Lesbenszene. Style: ein eklektischer Mix aus HipHop, Soul, House & Elektro eigen jane.doe@earthling.net betinsky www.junglistic-sistaz.com 27 28 DONNERSTAG Die US-Presse umarmt schon lang die Thinking Blacks ihrer Musikszene, die »Nigger«, die mit Intellekt in Wort und Sound zurückschlagen. Gil Scott Heron: brütend wütender 70s Young Man, dessen Sozialrevolte im Beatjazzkeller, nur nicht im TV stattfinden sollte. KRS-One, der in den 80ern den gereiften HipHop einläutete, indem er Ghettobrüder Glock und Adidas für Bücher tauschen ließ. Schließlich der »Philosophist Turntablist« DJ Spooky, der postmodern das 90er-Kulturleben zu Dancecollagen remixte. Das stilistisch ohne Schranken wie politisch auftragslos, da alles Einheitsgesellschaft des Supermarkts MTV geworden war. Keine Klasse. Keine Rasse. Alles erhältlich. Alles egal. Saul Williams spricht in dieser Linie ein notwendiges Nein. Wenn er die Bühne betritt, ist er weder farbloser Handwerker am Mischpult, noch Goldketten schwingender Berufsschwarzer. Aus ihm funkelt der Star. Ein »Original American Poet«. Den Jim Morrison-Vergleich legitimieren der ironiefreie stolze Blick, funkelnd energetischer Charme und der Hang, hippieske Rhymes aus Ethno und Ethnik in heftigsten Gitarrenwällen zu baden. Die freilich klingen heute eher nach Rage against the Machine, Fishbone und Chili Peppers, nach Public Enemy featuring einen sexy grollenden Lenny Kravitz, nach einer Breitwandversion der Doors, die eine Multi-Evolution durch Punk, Funk und Hardcore Hip Hop hindurch gemacht hat. »HipHop ist Generationssache geworden. Das ist längst kein schwarzes Ding mehr.« Saul fügt nachdenklich hinzu: »Es ist vielmehr die wichtigste Mainstreammusik, die immergleiche Bilder von Kommerz und Erfolg in die Leute pumpt. Umso wichtiger ist es, dem Gan- 0908 1608 2308 3008 0609 1309 Original American Poet zen wieder einen visionären Aspekt zu verleihen.« Und da sieht Saul den Rapper und Dichter als Propheten, der mit Soul verkündet, wie die Leute wieder zu Individualität, zum »Conscious Human Being«, dem bewussten Menschsein zurückfinden können. Ohne sich dabei unfunky und blöde wie im Sozialunterricht vorkommen zu müssen. Das Auditorium dazu ist die vom Medienpapa zu oft verlachte Stadion-Youth in Baggy Pants, Piercing und Rollerblade-Rüstung. Denn diese Message, Mutterficker, kommt ohne Zeigefinger aus. Gleichzeitig kennt Williams seine Traditionen, steckt eine ganze Ahnliste schwarzer US-Literatur von Langston Hughes bis Amir Baraka in seinen Skills. Ist gerade Rap-Ikon KRS-One Grundinspiration, Freund und Förderer. Ist gerade sein Reimstil vom Afrocentric Machine Gun Talk eines Chuck D. schwer geprägt. Und doch spielen Gandhi und Ginsberg, Shakespeare und Janis Joplin gleichberechtigte Rollen in seinem Universum »Born of Beats and Blood«. Als kleines Dreadpunk-Kid im New Yorker CBGB-Umfeld war er von den Sub-kulturtrends auch schnell wieder enttäuscht. In Poetry-Workshops und Philosophiestudium fand er wieder Zugang zu Worten, Geschichten und Ideen. Durch HipHop konnte er sie auch auf der Straße glaubhaft erzählen. 95 fiel er im Nuyorican Café größer auf, dem Epizentrum des Slam-Hypes, jener plötzlich hochpoppenden Wettbewerbe von StegreifdichterInnen. Aber Saul hatte den Biss und die Seele, die den meisten MitbewerberInnen fehlten. Zwei Dokumentarfilme (Slamnation, Underground Voices) und ein Spielfilm (Slam!) später war er Independent Star, die Stimme eines jungen heranbrodelnden Amerikas, das sich www.saulwilliams.com SAUL WILLIAMS DO 9 AUG HALLE 22 UHR Spoken Word Papa Poet rocks the Joint! New Yorker Spoken Word Revoluzzer und Independent-Filmstar Saul Williams knackt jede Dancehall mit seinem fiebrigen, gitarrenschweren Hardcore Hop. Chili Peppers- und Beastie Boys-Entdecker Rick Rubin badet den Ghetto-Dichter mit Uni-Abschluss in fetten Funkwällen und knackigem Arena-Rock. Das kommt fett wie sexy und lässt durch die Literaten-Rhymes auch die Birne nicht im Stich. »Wenn Eminem die Pubertät des US-Mainstreams darstellt, bin ich Zeichen des Erwachsenwerdens.« Sagt er und slamt gefüllte Floors von Wien, Berlin bis Brooklyn Central. Nächste Generation Crossover, here we go!!! poet 30 von Medien und Firmenverbünden nicht als Kommerzdummchen verkaufen ließ. Unmengen an Spoken Word-Samplern, musikalische Auftritte mit Größen wie den Roots, Erykah Badu, DJ Krust und den Fugees, Tracks für Talkin´ Loud oder Ninja Tune folgten. Jetzt geht Saul einen Schritt weiter: Er spielt an der Seite Kevin Spaceys in Hollywood und nahm mit Produzentenlegende Rick Rubin (Run DMC, Beastie Boys, Slayer) das wahrscheinlich evolutionärste HipHop-Album seit Wu Tang´s Debut auf. Er rockt mit Erfolg auch die europäischen Bühnen. Und bewirft dabei die momen tanen Chartsführer seines angestrebten Crossovers, Eminem oder Limp Bizkit, keineswegs mit Dreck. Denn ihr Weg ist genauso echt. Aber wer den weiter gehen will, geht mit ihm, voller Ernst, Sex und Groovy Brainwear. paul poet DJ Hades:www.vobs.at/shs-nueziders/Gruppenbild/ LehrerPages/oggi.htm PNP INTERCONTINENTAL DJ HADES DO 9 AUG BAR 20 UHR DO 9 AUG HALLE 21 UHR Pablo Pacios stöbert seit er sich kennt auf Flohmärkten nach seinen geliebten 7ties Disco Platten. Der DJ, Filmemacher, Bassist (Good Gods) öffnet seinen Plattenschrank und kickt uns mit Funk Shit, Dance Hits Studie 54 Push, Wha-Wha Vodoo und First School Rap. eigen The Funk that Rap built: Dieses Set ist ein musikalischer Trip nach Breaks and Beats in der Tradition von Afrika Bambaataa und DJ Shadow. Alles über RareFunk-Shit und seltsame Jazz-Pieces; Musik, die das Fundament moderner Formen des Raps bildet, gemischt mit aktuellen, Sample-gespickten Vinylbrüdern des Hip Hop. eigen 31 DONNERSTAG 0908 1608 2308 3008 0609 1309 A&R THEATER SIRENE DO 16 AUG 20.30 POOL Männervernichtungsgeschichten Stück: Ulli Bree, Regie: Joseph Selzer, Schauspiel: Lisa Fuchs, Michaela Riedl, Stefanie Wittman eigen STERMANN & GRISSEMANN FEAR FACTORY DO 23 AUG POOL 20.30 UHR DO 30 AUG HALLE 22 UHR Die Karawane des Grauens ... wird mit riesigem Aufwand sehr wenig leisten: eine formal atemberaubende Show, die inhaltlich kaum folgen kann. Eine ausgefeilte Licht-Show, Live-TerrorTelefonate und eine gigantomanische Video-Wall zeigen, was heutzutage alles möglich ist: eine protzige Kabarett-Messe, eine Weltausstellung des Witzes. Hochgetunte Under-pressure-Witze und tiefgelegte Prolo-Pointen, die mit doppelter Schallgeschwindigkeit in die offenen Münder des Publikums rasen. Stermann und Grissemann am Zenit ihrer Müdigkeit. (weiterer Termin: 22 Aug, Conrad Sohm) eigen Mensch gegen Maschine Zentrales Motiv im Konzept von Fear Factory ist die Vereinsamung und Hilflosigkeit des Individuums im Computerzeitalter. Aber nicht nur thematisch, auch musikalisch ist der Kampf Mensch gegen Maschine Programm: Rasiermesserscharfe Stakkato-Riffs und ultraschnelle Doublebass-Attacken reiben sich im Oeuvre von Fear Factory an allerlei Samples, elektronischen Sounds und Keyboard-Flächen. Mit diesem brodelnden Cocktail zählte die Band aus LA Anfang der Neunziger zu den ersten, die brachialen Metal mit kühlem, synthetischem Industrial paarte. Dass ihre einstigen Pionierleistungen aber längst noch nicht ausgereizt sind, beweisen Fear Factory nun mit ihrem jüngsten Album »Digimortal« eindrucksvoll – und spielen jede Nu Metal-Band in puncto Härte und Prägnanz locker an die Wand. fuchs CHILL OUT ZONE – A&R DO 16 AUG POOL 21.30 UHR Entspannung bei alter Live-Musik. Es unterhalten dich Melodien von Johann, Sebastian, Ludwig und Franz B., gespielt auf zwei modernen Saiteninstrumenten. Uralte Musik – brandaktuell! live! – urarg. eigen LABELLE DO 16/23 AUG BAR 20 UHR brazilian blue notes (beats included) 32 www.fearfactory.com www.roadrun.com/artists/fearfactory Ambivalenz Die Bearbeitung am Computer, die digitale Verfremdung oder der Einsatz von Samples hat für Fear Factory die gleiche Berechtigung wie das Spiel mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Klar, in Zeiten des florierenden Home-Recordings, in denen jede/r ComputerbesitzerIn problemlos als Bedroom-Producer mit Samples, Loops und Gitarren jonglieren kann, mag dies ein wenig anachronistisch klingen. Anfang der Neunziger, als sich Fear Factory in Los Angeles gründeten, war das Zusammenspiel von analogen und elektronischen Arbeitstechniken allerdings längst noch keine Selbstverständlichkeit. Berührungsängste zwischen der Rockgemeinde und dem sich ausbreitenden Phänomen Techno standen vor einer Dekade noch fix auf der Tagesordnung – vor allem im Heavy- und Death-Metal-Lager, dem Burton C. Bell, Raymond Herrera und Dino Cazares entstammen. Die Gründungsmitglieder von Fear Factory zählten zu jener Zeit zu den konsequentes- 33 ten Vertretern einer neuen Zunft, die aus dem Aufeinanderprallen von brachialem Metal und elektronischen, technoiden Sounds ihre Energie bezogen. Gänzlich geschichtslos war dieses Unterfangen, das mit ihrem 92er Album »Soul of a new Machine« erste Früchte trug, jedoch nicht. Trent Reznor etwa konnte mit seinen Nine Inch Nails gerade erste kommerzielle Erfolge einfahren. Auch Ministry dockten mit ihrem Hit »Jesus Built my Hotrod« und dem darauf folgenden Album »Psalm 69« an die Charts an. Der Grundstein für den späteren Boom des sogenannten IndustrialRocks bzw. Metals wurde aber bereits Mitte der Achtziger von Jim Thirwell alias Foetus gelegt, der seinerseits auf die lange Tradition der radikalen und experimentellen Industrial Music der 70er – Cabaret Voltaire und Throbbing Gristle seien als bekannteste Vertreter genannt – zurückblicken konnte. Fear Factory stießen mit ihrem Sound also keineswegs in ein Vakuum. Dennoch: Die Kompromisslosigkeit und Brutalität, mit der sie rasiermesserscharfe Stakkato-Riffs und brachiales, ultraschnelles Doublebass-Drumming in den Ring mit Samples, Techno-Beats und allerlei Elektronik-Sounds warfen, suchte seinesgleichen – und konnte das Genre durchaus um neue Aspekte bereichern. Vor allem ihr zweites Album »Demanufacture« mit Knallern wie »New Breed«, »Zero Signal« oder »Replica« darf diesbezüglich als wegweisend gewertet werden. Zentrales Motiv im Konzept von Fear Factory ist die Vereinsamung und Hilflosigkeit des Individuums im Zeitalter der ständig fortschreitenden Computerisierung und Technologisierung. Das Böse, so Fear Factory’s Credo, lauert nicht nur in altbewährter Manier unter unseren Betten. Es sitzt auch tief in unseren Computern. Dies hält die Band allerdings nicht davon ab, neueste Technologien für ihre eigenen Zwecke einzusetzen. Eine Ambivalenz, die sich durch ihr ganzes Werk zieht. So waren Fear Factory etwa eine der ersten Bands aus dem Heavy-Genre, die ihre Tracks in die Hände von Remixern legten. Dabei vertrauten sie zunächst noch Musikern aus ihrem eigenen Umfeld und aus der verwandten IndustrialEcke. Später beauftragten sie aber auch reine Techno-Künstler mit der Bearbeitung ihres Materials. Auf einem beharren Fear Factory jedoch mit Nachdruck: Der Computer stimuliere zwar ihre Kreativität, reguliere sie aber in keinster Weise. Mit »Digimortal« veröffentlichte die Band, die im Laufe der Neunziger mehrere personelle Zu- und Abgänge erlebte, vor kurzem ihr mittlerweile viertes Studioalbum. Darauf führen sie ihren längst zur Trademark gereiften Sound, den sie schon im Vorprogramm der Ozzfest-Tour und der Black Sabbath-Reunion präsentierten, konsequent fort – und spielen damit jede Nu Metal-Band in puncto Härte und Prägnanz locker an die Wand. holger fleischmann DONNERSTAG 0908 1608 2308 3008 0609 1309 STUDIO ART COCOONING EINHEIT VON ... DO 30 AUG POOL 20.30 UHR DO 6 SEP POOL 20.30 UHR DO 6 SEP POOL 23 UHR Musik, Tanz und Raum StudentInnen des »Orff-Instituts« der Universität »Mozarteum« Salzburg präsentieren verschiedene Projekte, für die im Laufe des vergangenen Studienjahres eigene Kompositionen und Choreographien entwickelt wurden. Ausgangspunkte der künstlerischen Arbeiten waren gestellte Aufgaben, in denen konkretes Text-, Bild- und Kompositionsmaterial in Musik, Tanz und Raum umgesetzt wurde. Eine Kooperation mit KON:TUR. eigen Moderner Tanz Von Zirkusakrobatik inspiriert hängen Satya Roosens und Alba Barral Fernandèz roten Stoff von der Decke, der in ihrem kontemporären Tanzstück Kostüme, einen Schlafsack und andere Gebrauchsgegenstände symbolisiert. In der Arbeit mit dieser neuen Umgebung betraten die beiden auch zwischenmenschlich ungewohntes Terrain und ließen sich auf einen Wettbewerb miteinander ein – doch die Affinität zueinander wuchs. eigen Sprache und Musik Markus Schwaiger, die Band Sugerrain und die Perkussionsband Malanga beschäftigen sich in »Einheit von ...« mit der Macht des Wortes, der Sprache der Musik und dem Rhythmus der Trommeln: Gedichte, Songs, Raps, Perkussion, Schauspiel und Interaktion mit dem Publikum. phs DIE WEISSE ROSE DO 13 SEP POOL 20.30 UHR www.moz.ac.at, members.aon.at/kontur Jugendliches Engagement für Demokratie und Mitmenschlichkeit Diese Lese-Installation beschäftigt sich mit den Geschwistern Scholl und ihren Bekannten, die im München des Zweiten Weltkrieges aus christlichen Motiven heraus widerständig wurden und wegen Feindbegünstigung und Hochverrats zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt wurden und den Tod unter dem Beil des Volksgerichtshofes fanden. Augustin Jagg, Edgar Leissing und Martin Deuring sind die künstlerischen Leiter dieser szenischen Lesung. Eine Kooperation mit KON:TUR. phs STEP BEHIND THE ROPES DO 13 SEP POOL 21.30 UHR Cocooning von markus und sabine marte sabine wird mit einer videoperformance beginnen. in diesem video spielt eine familie, deren haus, könnte man vermuten, abgebrannt ist, eine gewichtige rolle. abines wird dann mit frau mutter dieser familie einen dialog abhalten. dann werden binesa und markus die geschichte dieser frau musizierend, erzählend, vielleicht auch schauspielernd weiterspinnen. es ist sonnenklar, wohin ibnase und markus diese geschichte spinnen werden... eigen home.t-online.de/home/079142612-0001/scholl.htm www.weisse-rose.org members.aon.at/kontur 34 www.iftaf.org IFTAF DO 13 SEP POOL 23 UHR outpost Das Institut für Transakustische Forschung erforscht die Wüste im Möglichkeitsraum zwischen Vergangenheiten und möglichen Zukunften. An den Interferenzen der Wahrscheinlichkeitswellen von Mikro- und Makroklängen – den Schwingungen des Teppichs im Zimmer und der Gletscher der Polkappen – befindet sich der letzte Außenposten der beobachtbaren Wirklichkeit. Von hier aus wird die Projektion einer unerfahrbaren Realität als Destillation einer wahrscheinlichen Gegend, einer denkbaren Einöde, mit digitalen und analogen Klangverarbeitern in experimenteller Anordnung versucht. »outpost« ist eine akustische und visuelle Expedition in die Ungewissheit des Möglichen. eigen 35 FREITAG 1008 1708 2408 3108 0709 1409 mailto:roswell47@t0.or.at www.getmusic.com/alternative/jiveelectro/DGP_media.html ROSWELL 47 DETROIT GRAND PUBAHS FR 10 AUG POOL 21 UHR FR 10 AUG POOL 22.30 UHR Schnelle Musik Auf den von Roswell 47 gehosteten »Elektroploitation«-Partys im Wiener Flex sind er selbst sowie Plak und Alex is my bro als »local crew« fix an den Sets. Zusammen mit illustren internationalen Gästen lassen sie auf den Turntables schwerste Ghetto- und MiamiBass-Ungetüme rotieren, die sich aus harschen bis fließenden technoiden Crossfades und HipHop/Scratchadelica-Techniken herleiten: »Mit Vocals und organischen Sounds versuchen wir unsere Sets immer so offen wie möglich zu halten. Egal ob Ghetto-Tech, Electro, 2-Step oder die ganze Bass-Abteilung.« eigen »Booty-bouncing Detroit porno bass, with an Atari console groaning about making ‘Sandwiches’«, schreibt Mixmag (Big Tunes). Das mag wohl stimmen. Die Detroit Grand Pu Bahs (aka Paris The Black Fu & Andy »Dr. Toefinger« Toth) wurden durch ihr Dasein als Lohnabhängige im Detroiter Zoo zueinander gebracht, wo sie den Gorillakäfig misteten. Gemeinsame musikalische Ausschweifungen brachten den beruflichen Turnaround. Andys Kräutergarten war wohl ausschlaggebend, dass sich das russische U-Boot aus »Jagd nach roter Oktober« in einen Pfefferoni inmitten eines riesigen Sandwiches verwandelte. Ihr Song war geboren. phs PK&PK SOUNDSYSTEM OFFENE BÜHNE FR 10 AUG BAR 21 UHR FR 10 / 17 AUG UND 7 / 14 SEP HALLE 23 UHR FR 24 AUG POOL 20 UHR Swiss Reggae Music Promoters: Beim PK & PK Soundsystem fließen groovige Tanzbeats; Acid House, Jungle, Drum ‘n’ Bass und Big Beats von Klegaz und vocal-orientierter Garage von Massuro Takashi auf den Dancefloor. Als Gegenpol zu diesem »elektrischen Sound« lässt Peekay von den SRMP das Publikum zu Reggae, Ragga und Dancehall tanzen. Unterstützt wird er von MC MLT, der dazu seine RaggamuffinRhymes von Liebe, Frieden und Einigkeit rappt. eigen Jori: www.fcom.fr 38 Jede/r ist ein Star für 15 Minuten. So oder so ähnlich sprach Fabrikant Andy Warhol. Die offene Bühne kann er nicht gemeint haben, denn Stars treten keine auf. Die Lichterscheinungen, die wir hier beobachten, scheinen nicht von irgendwo runter, sondern stehen neben dir im Publikum. Plötzlich singt der kleine Dunkelhaarige, der dich grad noch um eine Ziggi angegangen ist: »I did it my way«. Nach einem Gläschen findest du dich selber im Scheinwerfer über deinen Exfreund schimpfen. phs www.djgodfather.com www.twilight76.com www.skinny.com/music/artist/godfather/godfather.html IM AKKORD DJ Godfather ist, gemeinsam mit DJ Assault, einer der besten und beliebtesten GhettoDJs Detroits. Er liebt die Show, bezeichnet sich selbst als ShowDJ: Nein, die Platten werden nicht verbraten, sie werden verarbeitet, eingearbeitet. Und, nein, es geht nicht darum, wer auf mehr Platten in einer Stunde kommt – es geht im Grunde auch bei Electro und (Miami) Bass um den Tanzfluss, besser gesagt: darum, den Arsch zu bewegen. Die hohe Zahl der Platten/h ist leicht erklärt, denn was DJ Godfather von den meisten anderen DJs unterscheidet, ist: Er wechselt die Scheiben nicht nur in Höchstgeschwindigkeit, er spielt sie auch wahnsinnig schnell ab. Alles ist möglich, alles kann miteinander gemixt werden: HipHop, Jungle, Ghetto House; wenn das Teil dreckig und funky ist, dann wird es auch gespielt. Und ob du willst oder nicht – du be- wegst deinen Arsch. Godfather begann mit dem DJing Anfang der Neunziger und fing kurze Zeit später auch schon an, seine ersten Nummern zu produzieren. Der logische nächste Schritt war die Gründung eines Labels – er gründete gleich zwei: Twilight 76 Records (pure electro and techno bass) und Databass Records (bass and ghetto tech): sozusagen die Eltern dieses Genres. Wichtig und von enormer Bedeutung für diese neue Stilrichtung war die Mix-CDSerie »Da Bomb«; eine tragende Rolle spielte auch das God- father-Album »Player Haters in Dis House«, das sich nicht nur gut verkaufte, sondern auch von der (europäischen) Musikkritik positiv aufgenommen wurde (die bekannte deutsche Zeitschrift Raveline machte es sogar zur Platte des Monats). Remixe des Gottvaters gibt es unter anderem von Rock-Arsch Kid Rock, den mittlerweile leider aufgelösten Lucious Jackson (eine Gemeinschaftsproduktion mit Ectomorph, deren – zumindest gelegentlicher – TourDJ er so nebenbei auch noch ist), dem jungen Alex Is My Bro (in Bälde mit neuem Tonträger auf dem Eigenlabel Shade), Westbam (der Godfather auf seiner Compilation »Dee Jay Freundschaft« mitgepackt hat) und vor allem von Superstar Fatboy Slim. Wenn nicht alles schief geht, wird er sich vor Remix-Anfragen bzw. -Aufträgen so bald nicht mehr retten können. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er den endgültigen Durchbruch (in den Mainstream) schafft – vielleicht noch 2001. Sicher ist: The day of the booty is coming. »If this don't make your booty move your booty must be dead!« christian durnthaler DJ GODFATHER JORI HULKKONEN NATURAL BORN HIPPIES FR 10 AUG POOL 23.30 UHR FR 17 AUG BAR 23 UHR FR 17 AUG POOL 22.15 UHR Le Booty am Band Zurückhaltung ist das nicht, sich Dj Godfather zu nennen. Zurückhaltung ist auch nicht unbedingt Tugend Nummer eins dieses Schichtführers. 70 Platten, sagt man, in einem Set von einer Stunde drücken ihm keine Schweißperlen auf die Stirn. Ghetto-Tech nennt man das in der Motorcity Detroit: ein brodelnd eruptiver bass am laufenden Band, eine ordentliche Portion electro-Streuseln drauf – in doppeltem Akkord eben. Ein solcher Arbeitsethos kommt letztlich mit entsprechender Ausdrucksweise angefahren: »if this don't make your booty move your booty must be dead!« phs In Finnland we trust Jori Hulkkonen packt 15 Jahre Clubsound spielerisch auf 70 min Länge, ohne den Faden zu verlieren. House ist die Basis, Electronic im breitesten und clubverständlichsten Sinne das ganze Soundgebäude. Ein Ritt durch die Stile und bpm's. Von deepy bis hippelig hardfunky, von down bis zügig straighten Beats bietet sein neues Release »When no-one is watching we are invisible« alles und ist dabei ein IndependentAlbum mit der wunderbaren Fähigkeit, sowohl auf als auch neben der Tanzfläche zu bestehen. Selten lassen SkandinavierInnen den Schnee so gehörig vor der Tür wie Herr Hulkkonen! eigen Rockshit Die Dänen gehören zum Geradlinigsten, was unser Festival zu bieten hat. Im Programm: »The same old Rockshit«, vom 70iger West Coast über New Wave bis hin zum 60iger Beat. Die Natural Born Hippies liefern ein durchgängig solide rollendes Fundament von Schlagzeug und Bass, ein aufreibendes, manchmal melodiöses Gitarrenspiel und genau darüber die Stimme von Sänger Dan. NBH wurden gelegentlich im Radio gehört mit dem Kinks-Cover »Lola«. phs www.naturalbornhippies.dk 39 SHYNE 11 TWIN BEAT FR 17 AUG POOL 21 UHR FR 17 AUG BAR 21 UHR Weltrekord: 13 Stunden waren nötig, um die Beachtung der internationalen Rekordliebhabenden zu gewinnen. So lange dauerte das Marathon-Konzert der Kitzbühler, das ihren Einzug ins Guinness Buch der Rekorde brachte. Nun finden sie sich bei ihrem unwiederbringlichen Weg nach ganz oben auf Tournee mit den Natural Born Hippies wieder. Toi, Toi, Toi, Jungs. phs 8ties & breakbeats n`beats shyne11 FREITAG FM4 TRIBE VIBES AB 21 UHR 1008 1708 2408 3108 0709 1409 DIE SYMBIOSE GUTE FRAGE FR 24 AUG POOL FR 24 AUG HALLE Die Symbiose überlebt Die Symbiose besteht aus den Wiener Hip Hop-Ikonen Skaraab, Funke und DJ Zuzee. DJ Zuzee ist Gründer der Waxolutionists und liefert die passende Musik zu den Raps von Funke (bekannt als jüngster »FreestyleMC« von Österland) und Skaraab. Im Herbst kommt die neue EP, von der wir in der poolbar sicher etwas zu hören kriegen. Wir sind gespannt. phs Gute Frage Die vielbeachteten Bludenzer Hari, Marf und Sil machten einige Namensänderungen – von »Mad Mission« zu »Dichterrunde« zu »Unknown Family« – durch, veröffentlichten Tracks auf dem Duck SquadSampler »Boombap – Teil 3 vom Ei« oder auf dem »Kopfnicker-Album« des Stuttgarter 0711-Büros. Anfang 2000 zogen sich die drei ins hauseigene Studio zurück, um ohne Druck an neuen Songs zu arbeiten und ihren eigenen, individuellen Stil weiter zu entwickeln. Dabei nahmen sie von der Komposition, über den Text bis hin zur Produktion alles selber in die Hand. eigen www.mctorch.de www.mzee.com www.rap.de/live/torchinpotsdam.smil Zurück in die Vergangenheit. Er ist zurück. Er kommt. »Der Spielverderber, der Wachrüttler, schreiende Wecker, Sündenbock, Legende in Leder, Lieblingsrapper, bin der Besserwisser, Rappatriot, ewiger Aufklärer, der Klugscheißer, der Märchenerzähler, der Ruhestörer.« (aus »Wie ich bin«) Torch über Torch, Frederik Hahn über Frederik Hahn: Er ist zurück. Frederik Hahn aka Torch, ein Kind von ImmigrantInnen, gründete Ende der Achtziger in seiner Heimatstadt Heidelberg (D) gemeinsam mit Toni L. und Linguist die Band Advanced Chemistry. Im Jahre 1992, also bevor deutschsprachi ger HipHop zu Pop wurde, schrieben sie mit ihrer Single »Fremd im eigenen Land« deutsche Musikgeschichte. members.blackbox.net/bigg/symbiose.htm Black Tiger & MC Rony:www.boombap.at MC TORCH BLACK TIGER UND MC RONY FR 24 AUG HALLE FR 24 AUG HALLE Deutscher Hip Hop Wer sich für den Werdegang von MC Torch interessiert, kommt nicht an der Geschichte des deutschen Hip Hop vorbei. Advanced Chemistry etablierten, was bis dahin nur Falco durfte – Rap mit deutschen Texten. AC’s »Fremd im eigenen Land« aus dem Jahr 92 war das Coming-Out künstlerischer Selbstrepräsentation von ZuwanderInnen nach dem postfaschistischen Supergau Mölln und Rostock. Heute ist Torch mit »Blauer Samt« solo gegangen. Die inhalt liche Palette um Kritik and der Hip-Hop-immanenten Frauenfeindlichkeit und um feines KapitalismusDissen erweitert. Musikalisch kommt das neue Album sehr reduziert daher: wenig Samples, eine gerade Basslinie und damit viel Platz für Text. phs Wer hat’s erfunden? Black Tiger: Sohn einer Afro-Schweizerin und eines Schweizers spanischer Herkunft. Seit 1984 durch Graffiti mit der Schweizer, aber auch österreichischen, deutschen und französischen Hip Hop-Kultur in Kontakt geraten, einer der wohl bekanntesten Schweizer Rapper. Als Kind zweier MusikerInnen aufgewachsen, begann MC Rony 1988 sein Taktgefühl als Drummer für Beatbox einsetzen und kam damit in Kontakt mit der Hip Hop-Szene. Nach seiner DebütMaxi »Arschgfiggti Schneehase« 1997 war MC Rony zusammen mit SKELTIGERON (Skelt, Black Tiger, MC Rony) unterwegs und arbeitete auch später mit verschiedenen Leuten zusammen (u. a. PVP, Bern). eigen 40 Meister Petz: www.sra.at members.blackbox.net/bigg/Total%20Chaos.htm www.gutefrage.net WIE ER IST Vielleicht schufen sie damit das wichtigste deutsche HipHop-Stück überhaupt, mit Sicherheit das am öftesten gehörte deutsche HipHop-Stück in mei ner kleinen Geschichte. Mit einer Textzeile, in der wirklich alles drinnen war: »Kein Ausländer/und doch ein Fremder.« Ein Satz, der nach wie vor seine Berechtigung und Gültigkeit hat. Ein Satz, der nach wie vor betroffen macht, der anspricht – mich zumindest. Das HipHopFieber hat mich erwischt. Ungefähr zur selben Zeit entdeckte ich Public Enemy, die mich endgültig zum HipHop brachten, und Advanced Chemistry waren meiner damaligen Meinung nach die deutsche Antwort auf eben diese. Gut möglich, dass ich mir eine gemeinsame Verwandtschaft auch nur einbilde bzw. eingebildet habe – wie auch immer: Beide Bands hatten Texte, die für sich alleine, also ohne Musik, (be)stehen konnten. Und beide Bands hatten einen Sound, der dich umwerfen konnte. Es hatte was von Punk. PostPunk? Möglich. Einigen wir uns auf Rap. Zurück in die Gegenwart. Advanced Chemistry gibt es angeblich immer noch, aber sie »verweigern den Output«. Ein Jahr (1994) lang moderierte Torch(kinsky) »Freestyle« auf Viva, die erste HipHop-Sendung im deutschen Fernsehen, der legendäre Vorläufer von »Word Cup« und »Mixery Raw Deluxe«. Auf seinem kleinen Label 360° kamen die ersten Maxis von Acts wie Curse, D-Flame oder DJ Stylewarz her- aus, die heute fette Verträge mit großen Plattenfirmen in der gesponserten Tasche haben. Und seine aktuelle, von Boulevard Bou koproduzierte Platte »Blauer Samt« (V2/Vertrieb: Zomba) – im Übrigen sein Debut-Album als SoloKünstler – erschien letzten Herbst. Er hat lange gebraucht. Entstanden ist ein HipHop-Album auf der Höhe der Zeit, verwurzelt in der Vergangenheit. Klingt nach Old School? Ich meine Own School. Zurück in die Zukunft. »Wir waren mal Stars.« (Torch, 2000) »The times they are a-changin.« (Bob Dylan, 1964) Torch – der HipHop-Pionier. Torch – der HipHop-Prayer. Torch – the MC Torch – das deutsche Gegenstück zu KRSOne? Definitely maybe. Untertauchen, im Underground arbeiten, sich zurücknehmen, die Entwicklung von HipHopDeutschland beobachten, die Entwicklung der eigenen Skills vorantreiben: Sein Rap wurde komplexer, konzentrierter, akzentuierter; seine Inhalte distanzierter, kritischer, selbstreflexiver. Dieser Mann will sich mitteilen, und er hat einiges zu sagen. Wer mir nicht glaubt, kann das auf www.rap.de/live/torchinpotsda m.smil nachprüfen und sich den Konzertmitschnitt in Potsdam geben. Hammerhart. Frederik Hahn ist ready to rock und still ready to rumble. Frederik Hahn ist Torch: Erste Generation Rapper. michel attia TOTAL CHAOS & THE SUPERCITY SOUND SYSTEM MEISTER PETZ DJ ZUZEE FR 24 AUG BAR FR 24 AUG BAR FR 24 AUG HALLE the bionic kid aka jason berglider: Der Vorarlberger Producer und DJ kennt die Partie dieses Abends gut. Mit allen hat er bereits gearbeitet: Total Chaos, die Dichterrunde (jetzt: Gute Frage) und die waxos (mit ihnen gewann er den Amadeus 2001). Sein favourite DJ-Set: mixed from HipHop to Downtempo/Uptempo Stuff (goes up to 3, 4 hours). phs Geboren am 4. Juni 1975 wirkt DJ Zuzee aka tyrook the phat rookie aka dj sharp needle (short: sh.needle) nun seit 7 Jahren in der österreichischen Hip Hop Scene. Er ist Mitbegründer und DJ der »b-boy soul tribe« – der bekanntesten Breakdance-Truppe Österreichs. Wir kennen ihn auch als DJ der Symbiose. eigen Live ... ... gehen Total Chaos anno 2001 neue Wege. Nachdem man jahrelang als typisches HipHop-Set unterwegs war, wurde rechtzeitig zum Sommer 2001 das »Supercitysoundsystem« ins Leben gerufen, das Total Chaos bei allen Live-Auftritten unterstützt. Das Soundsystem besteht aus »Manuva«, »D.B.H«, »Meister Petz« von den »Waxolutionists« am Rhodes, den »TwinTowas« an Bass und Schlagzeug, »Slime« an den Percussions und Symbiose-Rapper »Skaraab« als BackUp-Rapper. Dem/der ZuschauerIn wird eine Mischung aus Funk, Jazz und HipHop geboten. eigen 41 FUNCTIONIST FR 24 AUG POOL FREITAG 1008 1708 2408 3108 0709 1409 Computerjockeys: www.harvest.de/harvest/cj.html Sparta MP-NIGHT DJ TSCHAMBA FII EROBIQUE+SYLVESTER BOY FR 31 AUG HALLE UND BAR 21 UHR FR 7 SEP POOL 21UHR FR 7 SEP POOL 21.30 UHR ... rockt den pool Alle Jahre ist es wieder soweit: MP-Night gastiert mit der MP-Night in der poolbar. Nach Acts wie Square One aus München, Seaside aus der Schweiz oder DJ SRI wird diese Nacht hauptsächlich von heimischen Headz bestritten. Mit Hip Hop und Ragga durch eine heiße Spätsommernacht. Am Start: samOdread & Bags vom Ragga Invasion Sound System, die mit fetten Riddims die Partypeople zum Schwitzen bringen werden. Dj Brickfinga sorgt für eine ordentliche Portion Hip Hop Beats, und neben einer Breakdance-Einlage mit den in der Hip Hop Szene wohl bekannten Electro Bros. darf ein Open Mic natürlich auch nicht fehlen. eigen Die Softmaschine: ... wohnt zwischen freundlichen, elektroiden Einbaukühlschränken mit zuckrigem Essig Haus Teint, fühlt ab und an retroromantisch und ist ein Freund großer Pop-Gesten. Im Eck lungern Techno und House von früher und jetzt, aber nicht in der Schublade, sondern auf einem großen tanzenden Haufen mit den ganzen anderen alt neuen Platten (auf denen wird Gitarre gewürgt, jubiliert und im 4/4Takt gestampft). Alle zusammen reißen sie die Hands in the Air und blicken sich gegenseitig tief in die verschwitzten Ausschnitte! ... arbeitet bei FM4 und hostet den Flex-Club SOFTMACHINE mit Chicks On Speed, Dakar&Grinser, P. Pulsinger, Egoexpress, Hometrainer, ... eigen Die beiden – derzeit noch ungekrönten – Hamburger Entertainment-Weltmeister Carsten Meyer (Erobique) und Schorsch Kamerun (Sylvester Boy) werden ein Multitasking Disco Inferno anreißen, dass die Krapfen specken! www.flex.at, www.fm4.at COMPUTERJOCKEYS GEORG NEUFELD FR 31 AUG POOL 21.15 UHR FR 7 SEP BAR 21 UHR Intelligentes Haus In populärwissenschaftlichen TV-Sendungen wird immer häufiger vom intelligenten Haus geraunt: ein Haus, das vollständig mit seinen BewohnerInnen vernetzt ist und sich selbst organisieren kann. Wenn es dieses Haus endlich gibt, werden im Entree die Computerjockeys auf ihren intelligenten Sesseln sitzen und uns den Empfangsmarsch blasen. Sie haben nämlich schon an den Soundtrack für die Zukunft gedacht und daran gearbeitet, als alle anderen noch mit ihren zwei Turntables spielten. Über diese Entwicklungsstufe jedoch sind die Computerjockeys Digital Jockey und Wolfgang Hagedorn längst hinaus: Sie machen Musik auf zwei PCs... eigen Minimaler Ambient bis bretterharter Techno Start 1992 im St. Galler Rheintal und bald Underground House- und Techno-Partys in der Stadt St. Gallen. Später öfter in Zürich (futurescope2, Kanzlei, Underground), Luzern, Lausanne und im Flex, Wien. eigen 42 From Münster to Hamburg with love. Erobique ist wahlweise der Mann, der niemals schläft, der, der verwöhnt, der rockt und schockt, oder der, der jault wie Sau. Wenn Erobique auf Tasten trifft, wird Herz getroffen, Träne vergossen und mit Bein gewippt. Erobique ist die Hamburger Discoseele, der Soulmate aus der Nachbarschaft. Demnächst wird mit Cosmic Dj und Dj Koze am Pony eingeritten und abgesahnt. Drauf freuen!!! flo Look the dragon in the face Sylvester Boy ist ein komischer Bursche mit buntem Federkleid und Leuchtschwert; einer, der Maske trägt und sich nicht gern in die Karten schauen lässt. Er läuft ein und gibt Stoff, schüchtert seine GegnerInnen ein und bleibt immer cool. Keine Furcht und schon gar kein Tadel. Ein mit schweinischen Elektrobeats gefütterter Derwisch, der schon früher nichts für Tischtennisturniere und Osterhasen übrig gehabt hat. Hamburg – Mexico – Detroit – Tokyo. Es wird behauptet, dass Schorsch Kamerun seine Griffel im Spiel hat, der Herr, der bei den Goldenen Zitronen, auf Bühnen, in Funk und Fernsehen und überhaupt seine Griffel im Spiel hat. Es wird behauptet, es wird agitiert. Es darf behauptet werden, dass agitiert wird. Step in the arena – look the dragon in the face – chase the devil out of earth! flo Welchen Auftrag erfüllt bzw. welches Ziel verfolgt der Sylvester Boy? Der Boy ist Missionar. Er soll verbreiten. Er ist der Apostel des großen Sieges, des einzigen Weges. Er ist der mächtigste Krieger in ständiger Bereitschaft. Er ist die mobile Eingreiftruppe des Kapitals. Er ist das Lächeln jeder neuen Krönung und der Todesdolch allen Verlierens. Ist der Boy extraterrestrischer Herkunft? Ganz und gar nicht. Der Sylvester Boy ist die Perfektion des Menschentraums. LISTEN TO THE VOICE OF THE BOY! Vorgeführter, satter, freiheitlicher Humankloß auf dem Gipfel allen männlichen Strebens. Ist der Sylvester Boy ein Revolutionär? Revolution ist nicht seine Ästhetik. Er verändert von außen mit einer großen, alles umschließenden Schraubzwinge und zerdrückt dadurch ungewünschte Ideale. Hat der Sylvester Boy Verbündete? Er macht sich die ganze Welt zu seinen Verbündeten oder besser: zu seinen Untertanen. Freunde sind gleichzeitig Diener und Angestellte. Diese spielen mit, denn es ist das beste Los im Verhältnis zu allem möglichen. Welche historische Figur schätzt der Boy am meisten? Er fühlt sich den Wikingerführern verbunden. Heute ist Arnold Schwarzenegger ein naher Verwandter. Mit welchem Tier kann sich der Boy am ehesten identifizieren? Dem Puterlöwen. Fünf Lieblingsbands/Musiker des Boys? David Lee Roth, Eminem, Suicide, Black Sabbath, Moetley Crue. Der Sylvester Boy im Gespräch mit Gerhard Stöger. Nachdruck aus: Skug # 45 SPARTA FR 14 SEP POOL 21.30 UHR Immer wieder Entertainment In den surfigen Wellen der 60-iger und im schnulzigen Swingingpool der 20-iger fischen Sparta, stattliche junge Männer aus Winterthur mit griechischen Namen, allein dem zeitlosen Entertainment verpflichtet: A.A. Orpheus besitzt eine datumsschwangere Gitarre, Sisiphos singt Texte aus dem Stegreif, Krösus hat einen tollen Hut und Thunder hält das alles zusammen. In den Worten der Band: »Live spritzt Sparta ab; berauschend für alle Sinne!« phs STC RESIDENTS PLAY 4/4 TANZMUSIK FR 14 SEP BAR 21 UHR tanzen macht freude clemens n. wärmt auf: mit gepachteter deepness bestückte housegrooves zum kickoff. dexter spielt spagat: zwischen den grenzen der immer bedeutungsloser erscheinenden stildefinitionen innerhalb des elektronischen tanzspektrums – minimal bis grundiert kräftig, aber immer im takt. klaus f. serviert – wie immer nur mit besten zutaten – soultechno, ehrlich und kompromisslos. 14 jahre thematisiert, gigs von detroit bis nach wien und eine plattensammlung, die jedem/jeder ehrlichen elektronik-fetischistIn die augen zu tränen rührt. zusätzlich im gepäck: unreleased collective from sonar 2001 festival in barcelona. eigen www.pudel.com 43 44 Werbung 8 45 SAMSTAG 1108 1808 2508 0109 0809 1509 DR. YOSHIHIRO SAWASAKI SA 11 AUG HALLE 0 UHR Cosmic Drunkards Was geschieht, wenn Aliens auf der Suche nach neuen Märkten die Erde erschließen, weil die heimische Nachfrage nach Zahnbürsten gesättigt ist, und exterrestrische VerkäuferInnen beim irdischen Haus-zuHaus-Geschäftsmodell zwangsläufig mit Alkohol in Berührung kommen? Sie werden betrunken sein. Das ist Motiv des neuen Albums von Yoshihiro Sawasaki, der auf Einladung von Hans Platzgumer nach Österreich kommt. »Dj-ing muss unterhalten«, erklärt Dr. YS seinen blödlerischen Zugang zum eigentlich kühlen Genre. Davon zeugen auch Kooperationen mit zahlreichen Gästen, die in Schilderungen stets zu diesem Label kommen: He’s a drunk. phs ROBI INSINNA SA 11 AUG BAR 21 UHR Insinna revisited Nachdem Robi Insinna’s facettenreicher Zugang zum Plattenspielen wegen deutlicher Einprägung beim poolbar-Publikum in diesem Blatt ausgereifte Analysen obsolet macht, ausnahmsweise einen Ausblick: Relish, Insinna’s Homebase, gibt’s einmal pro Monat im »UG-Club« in Zürich. Selbe Stadt: Jeweils einen Mittwoch pro Monat bespielt er mit Carmen D. das »Kaufleuten«. Benutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel! phs www.ugclub.ch VILLALOG SA 11 AUG POOL 21 UHR Krautrockvision Ihre Musik ist elektronischer Voodoo-Kraut-Dub: Elektro-Mantras strukturieren freifliessende Soundscapes und Melodiefolgen. Die Instrumente sind so digital wie ein Sampler und so analog wie eine Gitarre. eigen www.villalog.com HANS PLATZGUMER RAINER TRÜBY SA 11 AUG HALLE 21 UHR SA 18 AUG POOL 22.30 UHR Dr. Selig Hans Platzgumer ist die musikalische Größe vom Schnitzelland. »Tod der CD« hieß noch sein 4-Spur Erstlingswerk. Vom Harten kommend hat er in New York mit HP Zinker’s »Beyond it all« abgesteckt, wie internationaler Indie-Rock in den 90igern klingt. Nach Europa zurückgekehrt zog es den gebürtigen Innsbrucker nach Hamburg, wo er mit den Goldenen Zitronen die wichtige »Economy Class« einspielte. Nach München umgesiedelt konzentrierte er sich auf diverse Spielarten elektronischer Musik. In diesem Genre konnte er bislang keinen vergleichbaren Meilenstein vergraben. Sein Wirken äußert sich wegen hohem Untergrundfaktor vornehmlich über den Einfluss, den er mit seinem enormen inspirativen Einzugsfeld auf die KollegInnenschaft ausübt. Vgl. auch Queen of Japan, Sep 16 phs Glücklich nach Donaueschingen Auf der Fahrt nach Donaueschingen passieren Obstbaum- und Hopfenfelder. Links streckt sich der Bodensee, vorne ist der Schwarzwald, ab Lindau ist beschildert. Den Weg des angeblich 28jährigen Trüby begleiten A Forest Mighty Black, das Trüby Trio, Fauna Flash, die Compost Records, die Turntable Rockers, Peter Kruders Peace Orchestre, Gilles Peterson, Bebel Gillberto, das Sonar Kollektiv, Yasushi Ide und Nitin Shawney. Empfehlung zum Glücklichsein. phs DAKAR & GRINSER ABGESAGT Leider hat uns erst nach Plakatdruck die Nachricht von der Absage erreicht. Disko b / Sub Up Records teilt mit, dass DAKAR & GRINSER leider sämtliche geplanten Termine wegen der Trennung von einem Livemusiker absagen müssen. München im Juli 2001. eigen MANGO MASSIV SA 18 AUG BAR 21 UHR Past, Present & Future Mango ist ein Symbol für Toleranz und Lebensfreude, das in der organischen wie elektronischen Musik zum Ausdruck kommen soll, und begleitet die Gäste auf eine musikalische und kulturelle Reise: Da Lane (turntables, voc), Simon Reflex (turntables, Roland SH101, MC505) und illustre Gäste: wie möglicherweise Kofi Quarshi (percussion, timbales), Ossi Weber (voc), Jazzmin (bratsche) und Klaus Heidegger (dancer). eigen www.diskob.com/a/dakar/index.html www.hansplatzgumer.de Trüby: www.compost-records.com Mango Massiv 46 FM 4 FEST AB 21 UHR KEIN »SO-TUN-ALS-OB« STERMANN GRISSEMANN SA 25 AUG HALLE, MODERATION www.sofasurfers.com DJ ABRAXAS DJ TSCHAMBA FII DJ FLEANCE SA 25 AUG HALLE HOMETRAINER SA 25 AUG POOL 0 UHR Selbstfindung für technoid-alternierende GroßstadtirrläuferInnen Console-Member Hometrainer ist der Mann, der Weilheim auf die Tanzflure gebracht hat. Retro-Future Electronica mit Techno-Extrakten, ergreifenden Melodien und Roboterinnen, die bestimmen, wo entlang es geht. Ist das die neue Fitnessgeneration oder doch eher Push-up für Mittdreißiger? Egal, es macht Spaß und bringt die Problemzonen wieder in die richtige Form. Auch in der Akzeptanz des persönlichen Umfeldes und bei der PartnerInnensuche ist dies ungemein hilfreich und bewährt. eigen SOFA SURFERS SA 25 AUG HALLE »Encounter« Die herumgereichten Sofa Surfers waren von Anfang an sehr einem von Techno kommenden Do-It-Yourself Ethos verpflichtet, auf der anderen Seite nahmen die Dubproduktionen der frühen 70er Jahre einen großen Teil der Referenzen ein. Im Lichte der konservativen/rechts-popolistischen Regierung steht das kommende Album, was zu Kollaborationen mit gleichgesinnten Vokalisten wie Junior Delgado, Mark Stewart, Sensational, u.a. geführt hat. Es entstand kein Protestalbum im herkömmlichen Sinn, sondern ein Zeichen einer positiv gepolten globalen Gesinnung gegenüber dem Individuum und seiner eigenen Kultur. So wurde »Encounters« auch ein gänzlich unzynisches Album. eigen FALSCHE FREUNDE SA 25 AUG HALLE ... gibt es viele: Aber Olli Rahn (28), Frank Januscke (29) und Fred Schreiber (30) sind die einzig echten Falschen Freunde. Die Geschichte ihrer Debüt-Single "Falsche Freunde" klingt fast wie ein Märchen: Noch bevor die gebürtigen Münchner einen Plattenvertrag hatten, waren sie in Österreich schon kleine Stars. Von null auf drei in den österreichischen Indie-Charts. Der Radiosender FM4 ist an dieser Blitzkarriere nicht ganz unschuldig – allen voran das Moderatorenduo Stermann & Grissemann. Sänger Fred Schreiber bezeichnet den Sound seiner Band als eine Melange aus britischem Gitarrenpop und Latin-Elementen, angehaucht vom Feeling italienischer Softpornomusik aus den 70ern. eigen 47 www.doxa.de/trainer.htm »Ein Lied mehr ist eine Tür, ich frag mich bloß wofür. Denn das, was dahinter liegt, scheint keinen Deut besser als das hier.« Blumfeld, 1991 Im Herbst 1991 erschien die erste Single des Hamburger Trios Blumfeld. Ein nervöser junger Mann namens Jochen Distelmeyer spie einem/einer da im Stück Ghettowelt zu hartem Sonic-Youth-geschulten Post-Punk-Sound die eingangs zitierten Worte entgegen und legte damit das Fundament für eine etwas andere Erfolgsgeschichte im deutschsprachigen Pop-Geschehen: Zehn Jahre später stehen Blumfeld heute gemeinsam mit Bands wie Tocotronic oder Die Sterne an der Spitze jener vor allem in Hamburg kultivierten Spielart intelligenter deutschsprachiger Popmusik, die längst nicht mehr ausschließlich von versierten Underground-Zirkeln goutiert wird, sondern vielmehr zum veritablen Charts-Erfolg avancierte. Blumfeld, die wie keine zweite Band im deutschsprachigen Raum anspruchsvolle Texte mit wunderbarsten, IndieRock-geschulten Pop-Melodien verbinden, genießen innerhalb dieser Szene noch einmal eine Ausnahmestellung: Ihr Debüt-Album Ich Maschine wurde 1992 vielerorts zur besten deutschsprachigen Platte seit Monarchie und Alltag, dem legendären Debüt der Düsseldorfer Fehlfar- ben, erklärt. Mit »L'Etat et moi« legten die Hamburger 1994 ein in mehrerlei Hinsicht verfeinertes Indie-Rock-Meisterwerk nach, um sich fünf Jahre später mit Old Nobody, einem weiteren »Album des Jahres«, und der phänomenalen Single Tausend Tränen Tief in völlig neuem Outfit zu präsentieren: Mehr Elektronik, mehr Licht, mehr Liebe und noch viel eingängigere Melodien. Von der Urbesetzung war zu diesem Zeitpunkt neben Distelmeyer nur mehr Schlagzeuger Andre Rattay übrig geblieben; den Bass bediente inzwischen der als Kante-Frontman allseits geschätzte Peter Thiessen; mit Michael Mühlhaus am Keyboard war Blumfeld schließlich zum Quartett angewachsen. Für Blumfeld-Verhältnisse überraschend schnell – nämlich nur gute zwei Jahre später – veröffentlichten die vier heuer ein weiteres Album: Testament der Angst. In ein düsteres Cover verpackt, erinnern viele Stücke inhaltlich wieder an die schon in Ghettowelt angesprochene Ausweglosigkeit. Gleichzeitig wird diese Stimmung aber durch die bislang durchgängig zugänglichste, wenn man so will »massentauglichste«, Musik der Bandgeschichte gebrochen. Eine spannende Konstellation – wobei das mit der Ausweglosigkeit aber ohnehin nicht so gemeint ist, wie Jochen Distelmeyer im nachfolgenden Interview erklärt. DJ SMASH BLUMFELD SA 25 AUG POOL SA 25 AUG HALLE Spontan - Sets: Christian Lehner aka DJ Smash ist nun seit fünf Jahren fester Mitarbeiter bei FM4; er arbeitet als Redakteur, DJ und Sprecher. Jeden letzten Freitag des Monats wirft er in der »La Boum Deluxe«Show »Dog’s Bollocks« mit Kollege Slack Hippy Tonnen frischester Breakbeats (von Elektro bis D&B) auf das Publikum. Vom D&B kommend sind seine Sets heute nicht mehr schubladisierbar – er fährt das ganze Spektrum von Downtempi über House bis zu schnellen Breakbeats – und leben von der Interaktion mit der Audienz. eigen Musik für eine andere Wirklichkeit Anfang 1992 erschien Blumfelds legendäres Debüt »Ich-Maschine«. Seitdem beweisen Jochen Distelmeyer & Co eindrucksvoll, dass Popmusik und Intelligenz kein Widerspruch sein muss. Mit »Testament der Angst« haben die Hamburger heuer ihr bislang zugänglichstes Werk vorgelegt. Keine metaphernreichen Textmonster mehr, dafür Pop-Perlen wie die Hit-Single »Graue Wolken«; kein verschachtelter Theoriekram, dafür ganz klar formulierte moderne Protestsongs wie »Diktatur der Angepassten«. Live wachsen die vier mit umwerfenden zweieinhalbstündigen Hit-Shows noch einmal über sich hinaus: Leichtfüßig, charmant, druckvoll und sexy überzeugen sie selbst ZweiflerInnen immer wieder mit allerbestem Indie-Rock, der sich freilich nie sklavisch an den »Rock« klammern muss. stö Smash: www.fm4.at SAMSTAG Testament der Angst Viele Songs auf eurer neuen Platte drehen sich um Themen wie Angst, persönliche Verzweiflung und eine gewisse Ausweg- und Perspektivlosigkeit. Muss man sich um dein Seelenheil sorgen? Nein, ganz und gar nicht. Es geht auf Testament der Angst nicht um Perspektivlosigkeit, sondern um die Frage, welche Perspektive man selber einnehmen kann – ich benenne, was mir auf den Sack geht! Bei jedem Stück – auch jenen, die um Themen wie Resignation und Verbitterung kreisen – wird immer auch ein Ausblick geschaffen. »Ich habe Angst, meine Ängste und den Mut zu verlieren« etwa oder: »Lass deine Träume länger dauern als die Nacht«. Diese kurzen Stellen sind die Momente, aus denen das Licht kommt. Übermächtig bleibt dennoch der zuvor beschriebene Eindruck – alleine Songtitel wie »Anders als glücklich«, »Eintragung ins Nichts« oder eben »Testament der Angst« sprechen ja Bände. Es ging mir in den Texten unter anderem um die Frage, wie ich Gefühle der 1108 1808 2508 0109 0809 1509 Angst und Resignation individuell formulieren, wie ich mich dem stellen und dem eine Form geben kann, um dann zu schauen: Ist das nur ein Psycho-Ding, oder gibt es dafür – bezogen auf die Verhältnisse und Umstände – nicht gesellschaftliche Hintergründe? Dabei ist es ganz wichtig, die Schuld nicht bei sich selber zu suchen, sondern diese nach außen zu verlagern und zu sagen: Ihr seid dafür verantwortlich! Blumfeld ist keine ängstliche Band. Wir sind nach allen Seiten offen und dadurch auch sehr angreifbar, da wir genau das zu verhandeln, zu beschreiben und zu bespielen versuchen, worum sich andere nicht so präzise kümmern. Ich habe keine Angst, genau über meine Ängste zu sprechen und sie zur Disposition zu stellen. Diktatur der Angepassten Mit »Diktatur der Angepassten« steht ein moderner Protestsong im Zentrum der Platte. Blumfeld hatten ja stets einen dezidiert politischen Anspruch, der bei der letzten Platte aber nicht auf den ersten Blick fassbar war. Ist »Diktatur der Angepassten« jetzt eine bewusste Entscheidung, Klartext zu sprechen? Ich halte auch Old Nobody für eine explizit politische Platte. Es ging dabei nicht nur um einen alten Niemand, einen alten Nicht-Körper, sondern gerade STAUBGOLD LABELNIGHT SA 1 SEP POOL 20 UHR live: Groenland Orchester (Hamburg), Reuber (Köln); Schallplatten: Markus Detmer (Staubgold, Köln) und Marc Matter (Institut für Feinmotorik, Zürich); Optik: Bildsicherungsdienst (Köln) In der poolbar gibt das Kölner Label STAUBGOLD, »eine hochinteressante Schnittstelle aus elektroakustischem Klanggrenzgängertum und populärelektronischer Experimentalfolklore« (Jazzthetik 06/01), einen umfassenden Einblick in sein aktuelles Programm. REUBER, Mitglied des Kölner Duos Klangwart, stellt hier sein neues Album »ruhig blut« vor (staubgold 18). Aus der schwelgerisch-psychedelischen Spiel- um die Frage, wie sich das »Nein« verkörpern lässt, welche Gestalt die Gegenposition einnehmen kann – der No-Body. www.blumfeld.de der.plattenspieler.de/skyeyeliner Auf der neuen Platte spitzt sich das noch zu. Diktatur der Angepassten ist eine mir wichtige Möglichkeit, fundamentale Kri- und Experimentierlust der 70er heraus, mit elektronischem Instrumentarium auch aus den 80ern und dem sensibel-offenen Soundverständnis der 90er entwikkelt Reuber auf »ruhig blut« eine unverwechselbare Klangschrift, mit der er souverän seine ganz eigene Position im musikalischen Zeitgeschehen einnimmt. »Timo Reuber arbeitet nach seiner ersten Solo-LP (Anna), einmal mehr daran, elektroakustische Klangkörper von ihrer Verhaftung in Zeit und Aussage zu befreien und in silbrig funkelnde Endlos-Mantras zu übersetzen.« (Intro 06/01) Die Hamburger Reznicek aka Nova Huta und Jyrgen Hall aka Gunter Adler streben als GROENLAND ORCHESTER auch auf ihrem zweiten Album »Nurobic« 48 tik direkt und klar in einer unliterarischen Beschreibung dessen zu formulieren, was man sieht. Im Text des Stücks wird ganz klassisch angeprangert, positive Gegenentwürfe fehlen aber. Sind Utopien denn mittlerweile undenkbar? Nein, gar nicht! Gegenmodelle zu dieser Herrschaft der Angepassten sind von uns bereits beschrieben worden – wir sprechen ja vor dem Hintergrund der drei Platten davor. Die präziseste Analyse kapitalistischer Verwertungslogik ist immer noch der Marxismus; der Sozialismus war der genaueste Versuch, ein Gegenmodell zu dem zu entwerfen, was einem am Kapitalismus stört. Dabei geht es nicht um die DDR oder die Sowjetunion, sondern um ein Gegenmodell, für das Menschen gelebt, gestritten, gekämpft und gearbeitet haben. Als Linker kann ich die Verhältnisse, in denen wir leben müssen, am besten aus einer sozialistischen, anti-kapitalistischen Perspektive kritisieren. Und darin liegt für mich auch nach wie vor die Utopie, wenn du so willst. Der sogenannte »Realsozialismus« gilt freilich als gescheitert. Ich würde den Kapitalismus aber auch als gescheitert bezeichnen. Oder ist ein weltweites Wirtschaftssystem etwa nicht gescheitert, wenn es den Wider- (staubgold 13) unbeirrt dem Dada-Pop-Himmel entgegen. »Brilliante Platte um seine LSD-Erinnerungen bzw. –Phantasmen aufzufrischen«, kommentierte Sascha Kösch (De:Bug 06/01). Seit geraumer Zeit schon geistert ihr Frühjahrshit »Tonika Oase« durch obskure Radiostationen von New York bis St. Petersburg, und das dazu gehörende Video hat nun bei Viva Zwei Einzug gehalten. Höchste Zeit also, das Studio zu verlassen und neben elektronischen Apparaturen auch mit Gitarre und Bass auf die Bühne zu steigen, um dort notfalls auch als Rockformation das Publikum zu gewinnen oder zumindest zu verwirren. Durch den Abend führen Markus Detmer und Marc Matter an den Plattentellern. Für die Optik zeichnet der Bildsicherungsdienst verantwortlich. eigen spruch zwischen Reich und Arm noch immer nicht aufgelöst hat? Dieses Wir tschaftssystem endet in der totalen Barbarei und Ungerechtigkeit. Deshalb singe ich ja: "Gebt endlich auf, es ist vorbei!" Unsere Platte ist auch ein Versuch, an ganz einfache, grundsätzliche Fragen zu erinnern – die Antworten sind ja alle da, aber offensichtlich haben die Leute die Fragen vergessen: Was war das noch mal – Reich und Arm? Entschuldigung, wer hat noch mal gesagt, dass es das geben muss? Anders als glücklich »Testament der Angst« erschien als erste Blumfeld-Platte bei einem MajorPlattenlabel. Gleichzeitig singst du: »Ihr habt die Welt längst aufgegeben/für Medien, Märkte, Merchandise/Ich will nicht in eurer Logik leben/nicht so als ob ich einverstanden wär«. Kann es denn funktionieren, innerhalb eines Systems als Teil dieses Systems zu agieren und gleichzeitig dagegen immun zu bleiben? Immun weiß ich nicht. Wir haben uns als Band ja nie zu einer widerspruchsfreien Zone erklärt, sondern stets versucht, den Widerspruch darzulegen und zu leben. Mit unserer IndependentPosition ging es uns immer um die künstlerische Unabhängigkeit, zu 150 Prozent in jeder Hinsicht zu unseren Bedin- gungen arbeiten zu können. Wir stehen für diese Geschichte einer Indie-Band, die allerdings in dem Moment, in dem sie weiter Indie geblieben ist, aber andere Musik gemacht hat, von Leuten angefeindet wurde, die es sich mit ihrer Art von Indie-Rock bequem zu Hause eingerichtet haben. Wir hatten stets das Interesse, dahin zu gehen, wo der Schmerz sitzt, die Widersprüche am klarsten offen liegen und wo man eben auch am angreifbarsten wird. Es geht in dem zitierten Satz genau darum: Ich lebe zwar in dieser Logik, aber eben nicht, als ob ich einverstanden wäre. Sondern ich breche das Schweigen – vor Zeugen. Ich verhalte mich auch anders und sehe zu, dass wir genau so weitermachen können wie bisher – zu ausschließlich unseren Bedingungen. Eine Platte wie Testament der Angst wurde bisher noch auf keinem Major-Label veröffentlicht – außer Never Mind The Bollocks von den Sex Pistols vielleicht. Das ist für mich genau der Punkt: Dahin zu gehen, wo es weh tut und die Widersprüche am stärksten zum Tragen kommen. Lennon, Cohen, Dylan, Morrissey Wie siehst du das Verhältnis zwischen Text und Musik bei Blumfeld? Ich glaube, dass ein Großteil der Plausibilität der Texte oder der Grad, wie sie berühren, damit zu tun haben, dass sie von einer extrem starken Musik getragen werden, und auch die Art, wie sie gesungen werden, eine sehr musikalische ist. Die Texte würden nicht so wirken, wenn sie schwarz auf weiß zwischen Buchdeckeln gedruckt wären. Genau das wird Blumfeld – verbunden mit dem Vorwurf der »Kopflastigkeit« – aber vielfach angeraten. Ach, ich kenne diesen Vorwurf, seit es die Band gibt – mir ist das mittlerweile vollkommen egal. Ich verstehe nicht, warum sich die Leute nicht einfach darüber freuen können, wenn sie mitbekommen, dass sich da offensichtlich jemand bemüht, das in allen Formen von Ausdruck ganz toll zu machen. Statt dessen ist es für sie ein Problem, wenn das ab einem bestimmten Punkt eine gewisse Qualität oder auch Aufrichtigkeit hat. Ohne mich mit denen vergleichen zu wollen, denn das, was ich mache, lässt sich gar nicht mit denen vergleichen, aber so Leuten wie Bob Dylan, Leonard Cohen, John Lennon oder Morrissey, denen sagt man ja auch nicht, dass sie doch mal besser Bücher veröffentlichen sollten. Gerade im deutschsprachigen Raum gibt es keine wirkliche Tradition intelligenter, auf ein breites Publikum abzie- lender Popmusik. Worauf beziehen sich Blumfeld da? Vorbilder muss es ja nicht unbedingt in der Landessprache geben – Bob Dylan war etwa der größte Charles-AznavourFan. Der entscheidende Punkt ist doch: Berührt es einen? Merkt man, dass etwas ehrlich gemeint, genau gesagt wird? Ich habe uns nie in der Traditionslinie deutscher Künstler gesehen, ich habe uns auch nie als deutsche Band gesehen. Die Texte sind nicht deutsche Texte, sondern meine Texte. Diesbezüglich gab es sicher gewisse Vorbilder: Harry Rag von S.Y.P.H., Peter Hein von Fehlfarben und Family 5, klar auch so etwas wie Rio Reiser/Ton Steine Scherben. Aber auch der ganze Müll, die ganzen verlogenen Volldeppen. Von wegen: Genau so darf man es nicht machen, denn das ist Beschiss, das ist nur »So-tun-alsob«! Das von Gerhard Stöger geführte Interview mit Jochen Distelmeyer erschien zuvor in leicht modifizierter Form in der Wiener Stadtzeitung FALTER BAUCHKLANG CPT. JOGHURT LITEROC SA 1 SEP POOL 22.30 UHR SA 1 SEP, POOL, 21.30 UHR SA 1 SEP POOL 1.30 UHR Vocal Drum n´Bass Sechs Menschen auf der Bühne, ausgerüstet nur mit Mikrofon, der eigenen Kehle und einer Menge Experimentierfreudigkeit, liefern hier ein Programm, das kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Sucht man anfangs noch unwillkürlich nach versteckten Instrumenten (stehen hier nicht doch irgendwo drums herum?!!), hört man sich dann doch rasch in den ungewöhnlichen Sound ein und akzeptiert es einfach – so gut, dass der Abend leider viel zu rasch zu Ende geht. eigen SUBAlpin Jogi Neufeld aka Cpt. Joghurt hostet den Wiener Sub Club, ein zentrales Nervenzentrum des europäischen Drum n´ Bass-Organismus. Immer wieder begegnet man ihm an den Schnittstellen von Clubkultur und Politik »von unten«: etwa als Mitstreiter bei der Bewegung gegen die Schwarz-Blaue Bundesregierung oder bei der unkommerziellen FreeRePublic-Parade, dem Gegenstück zur Friede-Freude-EierkuchenLoveparade. Wir sehen die 2001 SUBAlpin Odyssey mit Bauchklang: Soundadventures beyond your personal Galaxy, over and under Austria. phs Lames: LiteRoc ist Mitglied bei Lames. Das St. Pöltener Künstler(Innen?)-Kollektiv präsentiert in unregelmäßigen Abständen in eigens inszenierten Events, was es auf dem Gebiet der elektronischen Musik, Visuals, Grafik-Design und Konzept-Art erarbeitet hat. Mir sympathisch: die ausdrückliche NonProfit-Eigendefinition. Liegt doch die stärkste künstlerische (und politische) Sprengkraft im Angriff aufs Eigentum. Darum auch von mir der Dank an alle bis dato mitwirkenden Kräfte und Gäste. phs www.bauchklang.at www.subalpin.com, www.sub.sil.at, www.bauchklang.at 49 SAMSTAG 1108 1808 2508 0109 0809 1509 THILGES3 SWANDIVE DJS FUCHS UND DACHS SA 1 SEP HALLE 21 UHR SA 8 SEP POOL 21.30 UHR SA 8 SEP BAR 21 UHR 27 Aug 13.00 Uhr Justitzanstalt Feldkirch 28/29/30 Aug Ort und Zeit siehe www.poolbar.at Trip Hop Sphärische Flächen, finstere, aber pulsierende Beats und eine echte heavenly Voice erklären die Sympathien, die den drei SchweizerInnen in ganz Europa entgegenschlagen. Entrückt und berührend zugleich: Swandives neue Platte gehört zum Besten des Jahres in der Schweiz. Überhaupt sind Swandive MeisterInnen im Vereinigen von Gegensätzen: Die Musik ist tanzbar, eignet sich aber ebenso zum einsamen Eintauchen in einem dunklen Raum. Das talentierte Flair für künstlich erzeugte Klangfarben und der versierte Einsatz verschiedener Stilmittel kommt der Band dabei ebenso zugute wie das sichere Gespür für eingängige, poppige Melodien. Live mit aufwendigen Visuals. eigen Dachs kommt ursprünglich von Wavigem wie Human League bzw. herberer Kost wie Kraftwerk, hat sich dann – gelegentlich härterem – Gitarren-Indie-Rock gewidmet. Neuerdings geht’s ihm elektronisch. Selber einige Kastel am Schreibtisch hört er sich gern in elektrische Nischen bis hin zur Signalmusik. Fuchs ist Bassistin beim Louise Harmony Trio und bespielt als Teil eines anderen Dj-Duos Wiener Keller. Ehemals in linken Subkulturen verhaftet stehen derzeit vor allem melodiöser Synthie- und Minimal-Pop sowie Postrock in ihrem Regal. phs Experiment In unmittelbarer Nähe zum Hallenbad stehen Gebäude (Altersheim, Gefängnis, Kloster), die sich der Öffentlichkeit weitgehend entziehen und als klassische Gegenpole zur »jugendlichen Freiheit« stehen. Thilges3 wollen an 4 aufeinander folgenden Tagen an diesen Orten konzertieren. Was landläufig unter »Bespielen« verstanden wird, wird bei Thilges3 zur differenzierten Auseinandersetzung mit dem Ort, seinem Publikum und dessen Vorstellungswelten. Die Unterhaltung verliert ihre Unschuld, sobald sie mit dem Spiel mit Erwartungshaltungen, mit Haltungen und Widersprüchlichkeiten dieser künstlerischen Ausdrucksform konfrontiert wird. Thilges3 versuchen seit mehreren Jahren, mit ihren Audioplastiken öffentlichen Plätze, Museen, Galerien, Theater und Clubs – also Orte der Kommunikation – zu transformieren. Ziel dabei ist es, durch Intervention festgelegte Werte oder Wahrheiten zu hinterfragen oder deren Entstehungsgrundlagen freizulegen. In diesem Sinne sind die Performance für das Museum für angewandte Kunst (Paradox) oder die Installation Johanna (in Zusammenarbeit mit den deutschen Künstlern www.thilges.at 50 M&M) für den Marstall in München zu verstehen, in denen Tatsachen verdreht dargestellt zur Diskussion provozieren. So setzt man sich bei Paradox, dem Zusammentreffen einer Militärblaskapelle mit Thilges3 in den Hallen des MAK, von Haus aus zwischen alle (inhaltlichen) Stühle. Ausführende, Zuhörende und Veranstaltende finden sich mit ihren sozialen Gegenpolen in einem abendlichen Melting-Pot wieder, der das gemütliche Chillen, Abfeiern oder Konsumieren erheblich irritiert. Besonderen Wert legen Thilges3 dabei aber auf die Ästhetik als verbindendes Element sowohl für die Musik als auch für die visuelle Gestalt der Arbeiten. Diese hängt naturgemäß sehr stark mit der vorhandenen Ausstattung des Spielortes zusammen, der im Idealfall ein öffentlicher oder halböffentlicher Platz ist. Die poolbar in Feldkirch ist so ein Ort: eine besondere Einrichtung, in der Jugendkulturen Platz finden und Menschen zu Kreativität, Teamwork und Toleranz gefordert werden. Hier verstecken sich aber auch Schattenseiten eines jugendlichen Selbstverständnisses: sorgloser Umgang mit den Ressourcen der sogenannten Konsumgesellschaft und gängiges Desinteres- se am Diskurs über soziale und politische Probleme. Um solche Gegensätze zwischen poolbar und deren Umfeld zu perforieren, werden Thilges3 versuchen, von ausgewählten, die poolbar umgebenden Orten, MitmusikerInnen zu rekrutieren und diese auch an andere Spielorte (Altersheim, Gefängnis, Kloster, Kindergarten) einzuladen, sodass bei der Abschlussveranstaltung am Tag 5 (poolbar) ein kleines Orchester auftritt. Thilges3 verstehen sich dabei als neutrale Gestalter, deren Ziel es ist, Situationen zu erzeugen, die gesellschaftliche Differenzen für Momente aufheben. Sich dem einvernehmlichen Nebeneinander unterschiedlichster Gruppen und Interessen durch gezielte Zielgruppenvermengungen zu entziehen, wird zu einem inhaltlichen Statement, das Thilges3 mit feiner Ironie und musikalischer Intelligenz beherrschen und dabei den Unterhaltungsanspruch von Veranstaltungen in jedem Sinne sprengen. Toleranz zwischen sich voneinander abgrenzenden Gruppen entsteht durch Konfrontation miteinander, aber auch durch die genaue Beobachtung und Analyse des eigenen Umfeldes. florian schmeiser/nik hummer TROUBLEMAKERS FIVA MC & DJ RADIUM MOQUI MARBLES SA 8 SEP POOL 23 UHR SA 15 SEP HALLE 21 UHR SA 15 SEP HALLE 22.30 UHR »Doubts & Convictions« DJ Oil (in funky downtempo Stimmung), Fred Berthet (mit elektro-technoidem Zugang) und Arnaud Taillefer (Allrounder mit Instrumentalerfahrung, Hip Hop- und Filmreferenzen) schöpfen aus der mediterranen Industriemetropole Marseille: Der Hafen, das Meer und sein Wirken, die prägende Aufgerissenheit der Stadt, ihre Warenhäuser, die ethnische und kulturelle Vielfalt sowie die neuerdings bekannte Hip HopSzene. »Doubts & Convictions«: ein absoluter Clubreißer bringt maßvolle Rhythmussektionen (oft downtempo mit jazzy Sounds) und akustische Atmosphäre (Streicher, Piano, Klarinetten). Das Album ist elektronisch strukturiert, cool mit beschaulicher Stärke, die einen Gang hoch schalten kann: in die Motorenwärme von 70er Funk. eigen FIVA MC & DJ Radium sind von den neueren Crews hierzulande das Fresheste, was Hip Hop passieren konnte. Radiums crispe Beats (mit einer Megatonne Soul!) verbinden sich mit Fivas Flow zu einer Packung, die erstaunliche physische Reaktionen beim Publikum hervorruft: Unterkiefer klappen runter, Köpfe nicken und Füße fangen an zu tanzen. Anmerkung: Female MC. eigen Energiestein: Moqui Marbles sind Steinpaare aus Palladium, Mangan, Eisen und Titan mit einem Kern von Quarz und Sandstein. Die erste Begegnung sollte an einem stillen Ort erfolgen, wo die Moqui Marbles gestreichelt und mit Sonnen- oder Mondlicht überflutet werden. Das Weibchen ist an der glatten Oberfläche und der linksdrehenden Energie zu erkennen. In der rechten Hand nimmt es Kontakt zum Männchen in der linken auf, und zwischen den Polen entsteht ein heftiger Energiestrom. eigen SPOKEN PRESSLUFTHAMMER SA 15 SE, HALLE AB 22.45 UHR IN UMBAUPHASEN www.33rpm.com, www.troublemakers.fr CLUESO SA 15 SEP HALLE 0 UHR »Sag mir wo?« Clueso – Erfurter Kind des deutschen Osten – zwischenzeitlich zwar im Rheinland ansässig, fischt musikalisch eher im selben Teich wie die PolitFraktionen Absolute Beginner, Freundeskreis und Massive Töne: entspannt, nachdenklich, intelligent und eindringlich. Mit lakonischer Kaltschnäuzigkeit legt Clueso sein Bewusstsein über sich und seine Umwelt frei. Das aktuelle Album "TEXT UND TON" pendelt zwischen Hip Hop, Reggae und Soul, live zeigt sich wenig Berührungsangst mit Trip Hop und Drum n´Bass. phs FIVA MC: www.buback.de www.swandive.ch MASTER REC. ALLSTARS SA 15 SEP POOL 21 UHR Das Zürcher Label zeigt ihre 2Step/UK Garage Crew, damit auch diesem relativ jungen elektronischen Strang die poolbar-Bühne gemacht wird. Mit dabei sind She DJ Zoé, Dan Agent, Marc Blame und MC D-fine. phs www.clueso.de 51 Moqui Marbles Werbung 8 52 Werbung 9 53 SONNTAG 1208 1908 2608 0209 0909 1609 CLUB CASA NOSTRA SIAMO TUTTI BUONI AMICI The Musikantenstadl is a very popu lar show on Austrian television which is presented by Karl Moik. Modedesigner Carl Breeding steckt in der Midlife-Crisis. Als er die 20jährige Pamela kennen lernt, scheinen seine Wünsche in Erfüllung zu gehen. Doch er ist dem Lebenswandel des Mädchens nicht gewachsen. Casa Nostra is a very popular dj show in the poolbar sunday evenings and will be presented by Glaus, doch die Mädchen sind dem Lebenswandel des Glaus nicht gewachsen. Wenn Austin Powers der Spion in geheimer Mission ist, dann sind die Sonntag-Abend DJs der poolbar die Mission geheimer Spione, aber das ist Blödsinn und nicht sehr durchdacht. Durchdacht und dennoch blöd-sinnig könnten wahrscheinlich einige auferlegte Lieder der erwähnten DJs werden, denn so soll’s sein. Casa Nostra präsentiert die Djeusen und Djeurs, die eigentlich die Discos und Partys dieser Welt regieren sollten und die bisher nur auf Grund übler Machenschaften der Weltverschwörung im Hintergrund blieben. Glückliche Umstände bringen sie nun ins Rampenlicht. Sie glauben mir nicht? Na, suchen Sie zum Beispiel im Internet unter »DJstivo«! Sie finden eine kaum funktionierende Homepage eines übergewichtigen Italieners. Zur Begrüssung muss man sein zum Glück mit einem Papierkorb(!) verdecktes Gesicht im Großformat betrachten, weiter unten erfährt man, dass er Backstreet Boys Fan ist, etc. etc. Uff! Das spricht für sich selber, und ich will gar nichts mehr dazu schreiben. Was wir wollen, ist doch klar! Jede und jeder weiß, dass die poolbar-Wochentage eine große Anstrengung bedeuten, gesprächstheoretisch, finanziell und kreislauftechnisch. Unser Djstivo bietet sonntags die Verdauung, die der moderne Pool-Dandy und die nervöse Teenie-Göre brauchen, und das gleich zweimal hintereinander. DJ ohr-o-pax bieten in Folge die Anonymität, die wir nach dem täglichen Besuch des Reichenfeldes dringend nötig haben, und wollen namentlich erst gar nicht genannt werden, Fotos gibt’s auch keine. Die DJeurs Ruder und Bademeister bezeichnen sich selber als Geheimtipp und würden am liebsten zu ihrer eigenen Musik tanzen. Erich Kruder und Michaela Dorfmeister schreiben über sie: »Wenn wir nicht bescheuert wären, wären wir wie sie.« und weiter: »Der Mix ist verdammt sauber und wird schnell zu einer Einheit, in der der einzelne Track nicht mehr so wichtig erscheint wie das Ganze an sich.« Was wiederum Ersteres beweist. Die Trash-Queen ist meine persönliche Favoritin; sie kennt die Geschichte des Radios, weiß, wie man die Mengen anheizt und kann vermutlich verdammt gut kochen. Bisher unbekannte Ohrwürmer wie »Wiedersehn ist wunderschön« und »Ohne Sterne ist der Himmel leer« versprechen ein einzigartiges Wohlbefinden. Der Abschlussabend: Am Übergang zum Leben ohne poolbar präsentiert die Casa Nostra die faszinierenden DJeusen Luder und Dorfgeister. Ihre Musik gibt der Frauenpolitik das Salz, das sie bitter nötig hat. Manche fürchten sich vor ihnen. Nun, das soll als Vorschau genügen! Denn wenn man zu viel weiß, sagt die Italienerin immer: »Tutto questo é come farsi la sega mentale!« klaus rheinberger DJ Stivo DJSTIVO SO 12 AUG BAR 20 UHR Aus der EnzokloppeDJ: »Ein/e Wissende/r redet nicht – er/sie tanzt, ein/e Redende/r weiß nicht – er/sie trinkt«. Der Rest sollte klar sein! ... Also gut, kurze er klär uns: muff jour badie, shagg jour ess, törn jour food tu da left, schau araund, ooohuohhh, ooohuohhh, baby, baby, baby – Oh, das war ein baby zu viel, sollte aber kein Problem sein. eigen LaTina LATINA SO 12 AUG 11.30 UHR SONNE: PAVILLON, REGEN: POOL Fünf MusikerInnen spielen fantasievollen Latin Jazz. Ihr Repertoire reicht von Mambo, Cha Cha, Bolero, bis hin zu Funk-Latin. Flotte Rhythmen verschmelzen mit Improvisationen und sind die treibende Kraft. LatinStandards erklingen in neuen Arrangements sowie Eigenkompositionen in speziellen Klangfarben. eigen 54 RINGSGWANDL SO 19 AUG HALLE 20.30 UHR www.ringsgwandl.de Der Punk-Qualtinger Als er noch klein war und Schorschi genannt wurde, trat er mit seiner Zither beim Kaffeekränzchen des Konsumladens auf. Dafür wurde er mit Würstchen und Limo entlohnt. Inzwischen ist Ringsgwandl erwachsen, rockender Ex-Oberarzt (Chirurgie), singender Clown und Punk-Qualtinger (Die Zeit). Sein schräges Kabarett ist songorientiert, sein anarchischer Humor verpackt in bekanntes Songmaterial: Unvergessen Jimi Hendrix »Und der Wind schreit leise; Scheiße«. phs CLUB CASA NOSTRA DJSTIVO SO 19 AUG POOL 20 UHR Neben den bewährten Reißern und Fegern des ersten Abends – man wird sich bald erinnern können – setzen sich bei dieser Sitzung die groovigen Beats meines Freundes Ursula1000 in die erste Reihe. Er selbst erscheint in der Reinkarnation des Peter A. auf der eigens abgegrenzten Tanzfläche. Weitere Highlights werden sein: der tanzende Barkeeper Stefan S., die tobende Menge und unzählige verwirrte Teenies, die sich nicht an Diana Ross erinnern können. eigen BLUE MOON JAZZ TRIO SO 19 AUG 11.30 UHR SONNE: PAVILLON, REGEN: POOL Sommer-Feier Komm auf ein gutes Glas Wein und lass dich vom schönen alten Jazz verführen: Blue Moon – ein räumendes Piano, ein leidenschaftliches Saxophon, eine Stimme und ein pulsierendes Schlagzeug – mehr braucht es nicht, um den Sommer zu feiern. eigen Blue Moon Jazz Trio KABARETT-CHIRURG Was Georg Ringsgwandl im Vorbeigehen rüberschmiert, machen andere zur Wissenschaft. »Brüche in weiblichen Biographien« heißt eine Diplomarbeit am Wiener Institut für Soziologie. »C’est la vie« nennt das der rockende Chirurg: Jung geheiratet, er Kundendienst-Monteur, sie Friseuse. Zweizimmerwohnung, 2000 Platten, Urlaub per BMW in St. Tropez. Bis nach einem halben Jahr der Wunsch nach Kindern fällig wird. »Da läuft der Plattenspieler, man hört die Kinder plärr’n, das Geld is’ knapp, bald wird die Bank wieder das Konto sperr’n.« »So ist das Leben, sagen die Alten, irgendwie wird’s scho’ werd’n.« Letzteres war jetzt nicht mehr Soziologie, sondern Chuck Berry. In ein bluesig-folkig-country-rockiges Gewande, wie dessen »You never can tell«, kleidet Rock n´Roll-Clown Ringsgwandl die Ergebnisse seiner teilnehmenden Beobachtung. Und wird dabei noch präziser: »Im Gartenmarkt ist Torfmullzeit und trotzdem Unzufriedenheit. Beim Aldi sind Geflügelwochen, und trotzdem haben sie nichts zu lachen.« Sylvester Boy könnte das nicht besser, Adorno auch nicht. Die Geschichten, die hier erzählt werden, sind Wahrheiten, die das nackte Leben 55 hervorbringt. Doch sie erzählen auch Wahrheiten, die weit über den bayrischen Alltag hinausreichen. »Die Zeit« hat Ringsgwandl einen »Punk-Qualtinger« genannt. Mit diesem teilt er das Forschungsfeld des Provinzialismus. »Sein Dobermann heißt kleiner Batzi, seine Frau heißt Mutter oder Schatzi, sie haben eine Miezi, die heißt Katzi, er selber ist der Gartennazi.« Und während Qualtinger hoffte, einmal die »beste Regierung aller Regierungen – nämlich keine Regierung« zu haben, nimmt sich der »Gaudibursch« den Mikrokosmos Gasthaus vor. Beim »Bruck’nwirt’n« fließt das Bier seit vier-, fünfhundert Jahren, dreimal jährlich kommt der Lebensmittelkontrolleur. Weil der von Jahr zu Jahr immer pingeliger wird, kriegt er den Holzhammer über die Rübe. An dieser Stelle hebt Gitarrist Nick Woodland zu einem federleichten Soli an, das die ganze Tragweite des anarchischen Antriebs der bayrischen Rebellen frei legt. Dass hier Mark Knopfler grüßt, das stört uns gar nicht. Dabei hat Schorschi durchaus Interesse an Publikum unter 30. Allein: »Wenn ich jetzt eine HipHop-Platte machen würde, würde sich so mancher nicht zu Unrecht denken: ‚Jetzt biedert sich der Opa an’.« Uns ist auch egal, dass ihm schon mal die Gäule durchgehen und er im Interview aufgrund der BSE Krise die »Verbrecher in der Futtermittelindustrie« erschießen will. Weil er’s im nächsten Satz zurücknimmt und sagt: »Eine gewisse Schizophrenie erleichtert die Dinge. Es ist ein Zeichen von Intelligenz, wenn man gegensätzliche Vorstellungen leben kann. Ich muss damit leben.« Schizophren wirkt auch sein Bühnenaufputz. Als Mischung aus Storch und Papagei flattert er über die Bretter – da kommt ein Fuß aus, dort eine Hand. Die flockig vorgetragenen Nummern werden von geistreichem Nonsens verbunden. »Bassist Martin Thalhammer groovt gelassen, Herbert Thaller´s Minischlagzeug ist dezente Präzision und Nick Woodland macht die alten Tage.« (Süddeutsche) »Kreuzfidele Krattler« eben. philipp sonderegger SONNTAG 1208 1908 2608 0209 0909 1609 Djeurs Ruder und Bademeister Tree Talks TAT TWAM ASI TREE TALKS SO 26 AUG 11.30 UHR SONNE: PAVILLON, REGEN: POOL SO 26 AUG POOL 20.30 UHR Das bist Du ... ... ist eine prädestinierte Beschreibung für das, was die Gruppe ausmacht. Es ist nicht notwendig, mit Begriffen und Floskeln wie »mit Einflüssen aus« oder »eine Mischung aus« zu jonglieren – die Musiker(Innen?) von Tat twam asi nehmen das und formen daraus etwas Neues. eigen CLUB CASA NOSTRA DJ OHR-O-PAX Der Klang des Baumes Von meditativen Klängen bis zu feurigen Rhythmen reicht die Palette von »Tree Talks«. Oliver Lüttin, Ferdinand Reuber und Hubert Sander suchen in ihrer Musik die Natur des Körpers, der den Klang produziert. Durch ein einzigartiges Bühnenbild von Benjamin Häni werden die Stimmungen optisch verstärkt: ein Hör- und Seherlebnis. Alle Instrumente – Tragabo, Didgeridoo, Bambuphon, Steinxylophon und eine Mammutbaum-Trommel – sind in der Ostschweiz aus Bäumen entstanden, die in der Region gewachsen sind. Dabei bestimmt der Charakter des Baumes das Entstehen der Instrumente. eigen SCHWEIZER/LEMPP/ RAIDT-JAZZTRIO SO 2 SEP 11.30 UHR SONNE: PAVILLON, REGEN: POOL Klassiker Das österreichisch/schweizerische Jazz-Trio verarbeitet in seinen Performances vor allem Themen aus dem »Great American Songbook« in eher transparenterem, kammermusikalischem Sound – die »klassischen« Klaviertrios á la Bill Evans, Bud Powell, Wynton Kelly und Keith Jarret stehen Pate. Die musikalische Bandbreite reicht von fetzigem BeBop und Swing über romantische Jazzballaden bis zu Bossa-Nova, Latin und Funk. eigen SO 26 AUG HALLE 20 UHR Die inflationäre, kommerzielle Ohrensause unter der Brause – sac um die sac um da, flamingo baby. Deine Ohren werden Augen machen und deine Augen werden Ohren machen. Nach ihrer mehrjährigen Weltreise beglücken uns diese zwei Hübschen mit Liedern, die die Welt verändern würden, und mit Rhythmen, die in anderen Ländern verboten sind. Singt und schwingt das Bein, lasst die Sorgen Sorgen sein, und hat es dir nicht gefallen, dann bohr dir doch ein Loch ins Knie! eigen DJ MOON SO 26 AUG POOL 23 UHR ... invites for an Indian wedding. Ein akustischer Streifzug durch die Welt – anfangs untermalt mit Bildern und Texten von Asien-Reisen. Wüstenmusiker(Innen?) aus Rajasthan, Schamanen aus Peru und Musik gewordenes Blut aus Tibet versetzen uns in (un-)bekannte Ur-Welten. Sobald das Fremde in der Erinnerung verhallt, wird zu EthnoTrance in die Nacht getanzt. eigen RATS SO 02 SEP POOL 21 UHR CLUB CASA NOSTRA DJEURS RUDER UND BADEMEISTER SO 2 SEP POOL 20 UHR Nach etlichen Planschereien in unseren Heimlaboren wagen wir den Sprung ins offene Mehr. Sprudelnde Crétinität beschert uns neue dj-kicks mit Tracks der Sorte »sand in your trouzes«, »una paloma blanca«, »b-wotsch my party«, »movi-ti-vity-bada-ismus«, »we are so surfisticated – she’s such a zero«, »femina!– versi le g...« und »ein schatz im balkansee«. Unser Motto: »tomat – salat – scharf: mit alles!« hat uns nie verlassen. Caution: Only looky looky, no touchy touchy! eigen Uraufführung des Stummfilms mit Live-Musikbegleitung. Davor Rahmenprogramm derselben lieben Menschen, die auch den Film verbrochen haben. Tat Twam Asi 56 Agoo KIAI www.crashpot.net AGOO LOKALAUGENSCHEIN KIAI SO 9 SEP 11.30 UHR SONNE: PAVILLON, REGEN: POOL SO 9 SEP AB 21 UHR POOL Ein Geräusch im Walde, was mag es wohl sein? Drei Männer am Rande eines lauten KIAI´S! Der eine den weiten Weg von Italien fand in unser schönes Land. Der zweite ein Franzose, in der Hand ne Rose. Der dritte steht in der Mitte, kommt aus unserm schönen Land. Rocco, Dave und VAU haben ne schöne Frau, jedoch keinen Tau, warum der Pfau, so bunt und beliebt in der Welt des Vogels, ohne Models. Seien Sie gewillt, ein Wild ihres Inneren zu finden, um mit aller Macht in jener Nacht sich dem Sinn des KIAI zu entsinnen. In einer klaren Nacht des Monats Mai, das erste Mal vor Sie trat das Innere des KIAI. Beisammen sie standen im Raume ohne Zeit, weit und breit ihr Atem ging, in den Wolken hing, der Ausstoß der Luft der drei, bis einer sich wieder fing. So spielten sie das Spiel Tag ein Tag aus. Seite an Seite für all die netten Leut, auch heute sie spielen Seite an Seite. Höret hin, schließet die Augen, findet mit ihnen den Atem ohne Raum und Zeit, um all die Kraft zu schöpfen, die Schritte zu fühlen im linken Moment, all die Steine mit nem Schrei zu KIAI zu Staub. Westafrikanische Rhythmen Afrikanische, vor allem westafrikanische Rhythmen haben ihren Weg durch die ganze sogenannte westliche Welt gefunden. Man denke nur an Jazz, Blues, Reggae, Samba und Salsa. Hier tauchen wir aber in die klangvolle rhythmische Welt echter traditioneller westafrikanischer Musik. Ein Teil der Rhythmen verlangt verschiedene Musikinstrumente. Das sind vor allem Trommeln in vielen verschiedenen Formen und Größen. eigen CLUB CASA NOSTRA TRASH-QUEEN SO 9 SEP BAR 20 UHR Die schönsten Melodien für die glücklichsten Menschen. Neben den großen Schlagern: »Ohne Sterne ist der Himmel leer«, »Wir sehn uns ja wieder« »Wiedersehn ist wunderschön«, »Sag, dass es schön ist«, »Du lügst so wunderbar«, »Schlafen kann ich nie«, »Highway to Hell« und, »Mir ist kein Weg zu weit« im Schellack-Koffer bringt die Trash-Queen auch FreundInnen mit. eigen 57 CRASHPOT Support-Act für Ugly Kid Joe, Freaky Fuckin’ Weirdoz, Rednex, Farmer Boys und Blackeyed Blonde, Gewinner des Talente 2001. Brechender Rock mit sehr viel Energie vorgetragen, gekonnt inszeniert. phs PÜMPEL Bass, Schlagzeug, Gitarre, ein bisschen Gesang und ganz wenig Keyboard aus den heimischen Lagerhallen bringt euch Pümpel. Texte über die Schurellei, Peking und Five little Chickens sorgen für Abwechslung. Songs: Skurril, lauschig, schnell, gemütlich. »Rock´n´Roll«: ja, auch. eigen SONNTAG 1208 1908 2608 0209 0909 1609 feel sleazy in seedy sin city »Echt oder Fake?« fragte man allerorts, als der Wiener Witzzeichner und Mäuse-Shouter Tex Rubinowitz vor geraumer Zeit auf seinem Label Angelika Köhlermann die Maxi eines mysteriösen japanischen Synthie-Pop-Trios mit unverhohlener Vorliebe für Queen im Allgemeinen und Freddie Mercury im Speziellen präsentierte. Queen of Japan wären nicht die ersten JapanerInnen auf dem seltsamen Köhlermann-Label gewesen; außerdem hätte eine an sympathischer Geschmacksverwirrung leidende japanische Plastik-Pop-Band mit Hang zur Aufarbeitung der eigenen Spätsiebziger/Frühachtziger-Sozialisation durchaus ins hierzulande geläufige Bild des Nachtlebens von Tokyo gepasst. Tokyo nämlich, diese ewige heimliche Pop-Metropole: ein flashiges Wirrwarr aus Menschen, die popkulturelle Darbietungen in irrwitzigen Ausmaßen als Katalysator zum kollektiven (dabei natürlich stets kontrollierten…) Durchdrehen verwenden. Eine allgegenwärtige hemmungslos-schrille Vielfalt als Selbstverständlichkeit, dazu backstage Popstarpartys mit nackten Menschen, Tortenschlachten und High - Tech - Trallala. Gleich nebenan grausliche FantasyRockshows in full effect. Plattenläden, die eigene Fächer für verschroben-frühelektronische Frühachtziger - Underground-Platten aus Deutschland haben. Usw, usw. Erste Live-Auftritte zerstörten aber alle AuthentizitätsIllusionen in Sachen Queen of Japan: Jason Arigato, der Typ am Bass und den elektronischen Gerätschaften, war schnell als Münchner Perückenträger entlarvt. Koneko, die geheimnisvolle Schönheit am Mikro, wirkte ebenfalls kaum japanischer als ein Mercedes-Cabrio. Und Jo Ashito, der Glitzerhemd-tragende Typ an der Gitarre, gab sich nicht nur durch seine charakteristische Bühnen-Körperhaltung (Stichwort Krummrücken!) sofort als Hans Platzgumer zu erkennen. Hans Platzgumer? Ja, genau der. Österreichs einstiger Indie-RockStar, der nach einem Zwischenspiel bei den Hamburger Goldenen Zitronen seit Jahren in München lebt und unter vielfältigen Pseudonymen (Seperator, Aura Anthropica, Shinto usw.) am laufenden Band elektronische Musik unterschiedlichster Genrezugehörigkeit raushaut. Ein Witzprojekt also? Ja und nein. Und vor allem: nicht unbedingt. Denn im Gegensatz zum unerträglich schleimigen Achtziger-Revival dieser Tage, das etwa der Fabrikation »Wickie, Slime & Paiper« entstammt und lediglich auf ein regressives Schenkelklopfen samt infantilen Flashbacks baut, basteln Queen of Japan mit dem nötigen Trash-Ansatz an einer weniger stupiden als vielmehr für alle Beteiligten amüsanten Neuinterpretation tendenziell eher peinlicher Lieblingslieder von gestern und vorgestern. Der Kontext, in dem Queen of Japan agieren, spricht dabei ganz klar für sie: Nightlife in Tokyo, ihr nach einigen Singles heuer veröffentlichter erster Longplayer voll »future hits of the past«, erschien als Kooperation von Angelika Köhlermann und Mooner-Industries, dem Label des ominösen DJ Mooner, besser bekannt als Hälfte des I n t e rn a t i o n a l - D e e j a y - G i g o l o - A c t s Zombie Nation (auf Gigolo machte sich Platzgumer selbst übrigens kürzlich auch mit einem Remix des von DJ Hell wiederveröffentlichten TuxedomoonKlassikers »No Tears« auf eine Reise in die pophistorische Vergangenheit). Und mit einer so großartigen, geschickt zwischen Synthie-Pop und DancefloorSmasher angesiedelten Coverversion des ewigen Kiss-Bretts »I was made for loving you« müssen Queen of Japan einfach alle Lacher auf ihrer Seite haben. Ansonsten im humanoiden Wurlitzer: Olivia Newton-John, Soft Cell, Klaus Nomi, Laid Back usw. Besonders live garantieren die drei somit für tanzbaren Partyspaß ohne Reue. Dabei gibt es natürlich auch bei Queen of Japan Momente, in denen einem/einer das Grinsen im Gesicht gefriert – wenn sie etwa Frank Zappas Dorfdisco-Orgie »Bobby Brown« zum Besten geben und plötzlich auch überzeugte »Wickie, Slime & Paiper«-Fans begeistert in die Hände klatschen. Aber so ist sie eben, die RetroTrash-Kultur: Ein Haus mit verdammt vielen Zimmern. karl horowitz www.platzgumer.net/projects/qoj.html 58 Luder und Dorfgeister Heka VIBES & STRINGS SWING COMBO SO 16 SEP 11.30 UHR SONNE: PAVILLON, REGEN: POOL, Bestleistung Die vibes & strings swing combo vereint in der bestehenden Formation Oldstyle-Jazz-Spezialist(Innen?) aus dem Vorarlberger Oberland. Aus der Spielfreude entspringt der sprichwörtliche Funke, der auf das Publikum unweigerlich überspringt. Die vibes & strings swing combo ist eine Live-Band, d.h., dass die Freude des Publikums an der Musik die Musizierenden zu Bestleistungen antreibt. Aus dem Programm wird der/die ZuhörerIn so manchen Oldie aus der Zeit, als die Schlagermusik noch von JazzmusikerInnen geprägt war, erkennen. Daneben wird Mainstream Jazz (»from Swing to Bop«) geboten. eigen CLUB CASA NOSTRA DJEUSEN LUDER UND DORFGEISTER QUEEN OF JAPAN SO 16 SEP BAR 0 UHR SO 16 SEP POOL 21.30 UHR Frauenpolitische Tristesse zwingt uns dazu, die uns von jeher zugewiesenen Plätze einzunehmen. Auf Herdplatten, die keine sind, wird gute und bewährte Hausfrauenkost mit neuen Rezepturen gemischt und kredenzt. Schon die alten Hexen wussten: Die Dosis macht das Gift! Wohl bekomm’s! eigen Trash-Kult, knallbunt, styleverliebt Das Synthie-Pop-Trio Jo Ashito, Koneko und Jason Argato alias Queen of Japan verkörpert gleich mehrere Klischees aus dem Land der aufgehenden Sonne. Die drei sind niedlich, knallbunt und bis ins kleinste Detail styleverliebt. Obendrein hängen sie einem überdrehten Trash-Kult an und covern sich als Partyband unseres Vertrauens unterkühlt und doch flashig durch 70er- und 80er-Jahre-Hits von Kiss über Soft Cell bis zu Olivia Newton John. Der High-TechAspekt kommt schließlich auch nicht zu kurz, wurden Queen of Japan doch aus dem Genmaterial dreier nicht ganz unbekannter, in München lebender MusikerInnen erschaffen – unter ihnen unser alter Held Hans Platzgumer … stö 59 POOLBAR FILM SO 16 SEP POOL 20.30 UHR Look back in satisfaction HEKA SO 16 SEP POOL 23 UHR Werbung 60 Werbung 10 61 FIG A) SPONSORING FIG B) KOOPERATION b re gen ze r f estspi e le FIG C) SUBVENTIONEN FIG D) KOOPERATION PROGRAMM WIR BEDANKEN UNS FÜR DEN DRUCKKOSTENBEITRAG DER STADT FELDKIRCH 62 INFOPAGE POOLBAR 08 FESTIVAL VOM 08 AUG BIS 16 SEP 2001 A - Feldkirch. Altes Hallenbad im Reichenfeld Fig1) Strassenplan ÖFFNUNGSZEITEN Täglich frische DJs & kulturelle Austäuschungen. Di, Mi, Do, So von 20 bis 2 uhr Fr, Sa von 20 bis 3 uhr 11 Aug und 24 Aug von 20 bis 4 uhr MAGAZIN Ab 21.7. kostenlose Magazin-Bestellungen: ahoi@poolbar.at POOLBAR-PASS Poolbar-Pass für 2 Wochen: 680.erhältlich an der Abendkassa. POOLBAR-SHUTTLE Bitte benutzen Sie die öffentlichen Verkehrsmittel und den poolbar-Shuttle-Dienst. Infos und Fahrzeiten auf Seite 11, oder www.poolbar.at, www.vmobil.at Fig2) Nationalität Fig3) Kategoriemeng. Fig4) Vorverkauf Vorverkauf nur für Freitag, Samstag + Krust, Saul Williams, Ringsgwandl und Fear Factory Stand: Juli 2001 Ãnderungen, Druck- und Satzfehler vorbehalten. 63 000000-0000ff: Statt Dichter und Denker, Richter und Henker. Zeitungsnummer: 300886I99U Preis per Ausgabe: Euro 1.Sondernummer »Hintergrund« Medieninhaber: Kulturkreis Feldkirch Mühletorplatz 1, 6800 Feldkirch Impressum:Herausgeber: Verein Kulturbad, Herwig Bauer Redaktion: Michel Attia, Herwig Bauer, Heike Kaufmann, Philipp Sonderegger (Häuptling) Druck: Vorarlberger Medienhaus Für unverlangt eingesandte Texte und Bilder wird keine Haftung übernommen Die Rechte an sämtlichen Texten und Bildern bleiben bei den AutorInnen Inseratabteilung für Ausgabe 2002: T +43-699-19533718