Schlussbericht - Fraunhofer IWS
Transcription
Schlussbericht - Fraunhofer IWS
Schlussbericht der Forschungsstelle Nr. 16748/1, Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS zu dem über die im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung und –entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages geförderten Vorhaben 16748BR/1 Untersuchungen zur Vermeidung von Heißrissen beim Laserstrahlschweißen von austenitischen Cr-Ni-Stählen und Nickelbasislegierungen mittels TemperaturfeldTailoring (Bewilligungszeitraum: 1.10.2010 – 31.03.2013) der AiF-Forschungsvereinigung Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren Dresden, 08.08.2013 Prof. Dr. Berndt Brenner Ort, Datum Name und Unterschrift des Projektleiters an der (ggf. federführenden) Forschungsstelle Seite 1 Zusammenfassung Das Ziel des Forschungsvorhabens bestand darin, das für das Laserstrahlschweißen vergütbarer Automatenstähle entwickelte Verfahren des Temperaturfeld-Tailorings auf heißrissgefährdete austenitische Cr-Ni-Stähle und Nickelbasislegierungen zu übertragen. Mit diesem Verfahren werden während des Schweißens transiente thermische Spannungen neben der Schweißnaht durch eine mitlaufende induktive Erwärmung so erzeugt, dass die Heißrissbildung verhindert wird. Als Versuchswerkstoffe wurden der austenitische Cr-Ni-Stahl mit Schwefelzusatz 1.4305, die Cr-Ni-Stähle 1.4404 und 1.4435 sowie die Nickelbasislegierung Udimet 720 ausgewählt. Im Ergebnis des Forschungsvorhabens konnte gezeigt werden, dass ein heißrissfreies Laserstrahlschweißen bei den untersuchten Werkstoffen unter Nutzung von mindestens drei verschiedenen schweiß- und werkstofftechnischen Ansätzen möglich ist: Erstens können mit einem Temperaturfeld-Tailoring bei im Stumpfstoß zu verschweißenden Blechen aus austenitischen Stählen bis mindestens 6 mm Dicke senkrecht zur Naht und parallel zur Blechoberfläche wirkende transiente Druckspannungen erzeugt werden, die der Bildung von Mittelrippenrissen oder dazu parallel liegenden Heißrissen entgegenwirken. Zweitens wird bei rotationssymmetrischen Bauteilen, die mittels einer Axial-Rundnaht zu verschweißen sind, mit einem relativ einfachen Temperaturfeld, das durch Erwärmung des innen liegenden Fügepartners vor und während des Schweißens aufgebaut wird, ein Spannungsfeld erzeugt, das die Bildung von Heißrissen verhindert. Schließlich konnte drittens ein heißrissfreies Laserstrahlschweißen des Stahls 1.4305 und der Nickelbasislegierung Udimet 720 bereits ohne den Einsatz zusätzlicher Temperaturfelder erreicht werden. Die Grenzen der Einsetzbarkeit des Verfahrens bei Cr-Ni-Stählen werden dann erreicht, wenn Quer-Heißrisse oder parallel zur Blechoberfläche liegende Heißrisse entstehen. Die zur Vermeidung dieser Risse nötigen Druckspannungen in den Richtungen parallel zur Schweißnaht bzw. senkrecht zur Blechoberfläche können mittels induktiver Erwärmung von der Blechoberseite aus nicht in der erforderlichen Größe erzeugt werden. Ebenso stößt das Verfahren an seine Grenzen, wenn Wiederaufschmelzungsrisse auftreten, was beim hier verwendeten Stahl 1.4435 der Fall war. Die Spannungen, die zur Verhinderung einer Rissöffnung an den Korngrenzen der Wärmeeinflusszone erforderlich wären, konnten durch Temperaturfeld-Tailoring nicht erreicht werden. Die Möglichkeit des heißrissfreien Schweißens des Stahls 1.4305 auch ohne TemperaturfeldTailoring ergibt sich hauptsächlich aus dem primär ferritischen Erstarrungsmodus des Stahls in der vorliegenden Legierungszusammensetzung. Ein industrieller Einsatz des Laserstrahlschweißens für diesen oft als nicht schweißbar klassifizierten Stahl erscheint möglich, wenn bei der Legierungszusammensetzung auf niedrige Anteile der Austenitbildner Nickel, Kohlenstoff und Stickstoff Wert gelegt wird und damit eine stabil primär ferritische Erstarrung erreicht wird. Für diesen Fall kommt es nicht zur Schwefelanreicherung an den Korngrenzen, wodurch die Bildung niedrigschmelzender Phasen und damit die Heißrissentstehung verhindert wird. Die Nickelbasislegierung Udimet 720LI konnte ebenfalls ohne Temperaturfeld-Tailoring heißrissund porenfrei geschweißt werden, wofür eine genaue Optimierung der Parameter beim Laserstrahlschweißen nötig war. Durch die nach dem Schweißen erforderliche Wärmebehandlung zur Wiederherstellung eines Ausscheidungsgefüges in der Naht kommt es nicht zum gefürchteten strain age cracking, was darauf schließen lässt, dass beim entwickelten Laserstrahlschweißprozess nur geringe Eigenspannungen entstehen und keine nennenswerten Versprödungserscheinungen auftreten. Weil einerseits eine heißrissfreie Schweißbarkeit für verschiedene Werkstoffe und ein Bauteil erreicht werden konnte, andererseits eine vollständige Wirksamkeit des TemperaturfeldTailorings zum Aufbau von transienten Druckspannungen in beliebigen Richtungen für austenitische Cr-Ni-Stähle nicht demonstriert werden konnte, wird eingeschätzt: Die Ziele des Vorhabens wurden teilweise erreicht. Seite 2 Danksagung Das IGF-Vorhaben 16748BR/1 der Forschungsvereinigung Schweißen und verwandte Verfahren e.V. wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsförderung und –entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Die Forschungsstelle, das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik Dresden IWS, möchte für diese Förderung und Unterstützung an dieser Stelle ausdrücklich danken. Das Fraunhofer IWS Dresden dankt den Mitgliedern des projektbegleitenden Ausschusses für die Unterstützung bei der Bearbeitung des Forschungsvorhabens durch die fruchtbaren Diskussionen und kritischen Anmerkungen bei der Planung des Projektes, in den Sitzungen des projektbegleitenden Ausschusses und bei den Arbeitstreffen in den Unternehmen und in der Forschungsstelle. Besonderer Dank gilt den Unternehmen für die Materiallieferungen, die Herstellung der Versuchsproben und –Bauteile und die Ausführung der Arbeiten zur Charakterisierung der Schweißergebnisse. Die Mitglieder des projektbegleitenden Ausschusses waren: MTU Aero Engines München Dachauer Str. 665 80995 München Herr Dr. K.-H. Richter Witzenmann GmbH Östliche Karl-Friedrich-Str. 134 75175 Pforzheim Herr Dr. G. Kolbe NUTECH GmbH Ilsahl 5 24536 Neumünster Herr Dipl.-Ing. A. Rach Deutsche Edelstahlwerke GmbH Witten Auestr. 4 58452 Witten Herr Dipl.-Ing. N. Major MARS Lasertechnik GmbH Am Köpfchen 9 99869 Emleben Herr Dipl.-Ing. H. Reinhold Held Systems Deutschland GmbH Industriestr. 26 63150 Heustenstamm Herr Dipl.-Ing. J. Held EFD Induction GmbH Lehner Str. 91 79004 Freiburg Herr Dipl.-Ing. C. Duschek Rofin-Sinar Laser GmbH Berzelsiusstr. 87 22113 Hamburg Herr Dipl.-Ing. P. Kallage SITEC Industrietechnologie GmbH Bornaer Str. 192 09114 Chemnitz Herr Dipl.-Ing. U. Demmler Seite 3 Erläuterung zur Verwendung der Zuwendung Für die durchzuführenden Arbeiten wurden 2 wissenschaftliche Mitarbeiter für insgesamt 26 Mannmonate und zwei Techniker für insgesamt 12 Mannmonate beschäftigt. Die geleistete Arbeit entspricht in vollem Umfang dem begutachteten und bewilligten Antrag und war damit notwendig und angemessen. Es wurden keine gewerblichen Schutzrechte erworben oder angemeldet. Sitzungen des projektbegleitenden Ausschusses Folgende Sitzungen des projektbegleitenden Ausschusses haben stattgefunden: Sitzung Nr. Datum Ort/ Gastgeber Teilnehmer 1 9.12.2010 Dresden Fraunhofer IWS Nutech GmbH EFD Induction GmbH Held Systems GmbH Rofin-Sinar Laser GmbH Sitec Industrietechnologie GmbH 2 11.3.2011 Dresden Fraunhofer IWS Witzenmann GmbH MTU Aero Engines GmbH EFD Induction GmbH 3 11.10.2011 Pforzheim Witzenmann GmbH Witzenmann GmbH Deutsche Edelstahlwerke GmbH Nutech GmbH Held Systems GmbH Sitec Industrietechnologie GmbH MARS Lasertechnik GmbH 4 19.9.2012 Neumünster Nutech GmbH Nutech GmbH Deutsche Edelstahlwerke GmbH Witzenmann GmbH MTU Aero Engines GmbH Rofin-Sinar Laser GmbH MARS Lasertechnik GmbH 5 7.5.2013 Emleben MARS Lasertechnik GmbH Nutech GmbH MARS Lasertechnik GmbH Witzenmann GmbH MTU Aero Engines GmbH Held Systems GmbH Sitec Industrietechnologie GmbH Seite 4 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung Danksagung Erläuterung der Verwendung der Zuwendung Sitzungen des projektbegleitenden Ausschusses 1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Zielstellungen ................................. 7 1.1 1.2 1.3 2 Anlass für das Forschungsvorhaben ............................................................................ 7 Wissenschaftlich-technische Ziele ............................................................................... 7 Wirtschaftliche Ziele ................................................................................................... 8 Werkstoffe und Schweißverfahren ................................................................................ 9 2.1 Werkstoffauswahl ...................................................................................................... 9 2.1.1 Austenitische Cr-Ni Stähle ...................................................................................... 9 2.1.2 Nickelbasislegierungen ......................................................................................... 12 2.1.3 Gelieferte Werkstoffe und Herstellung der Schweißproben ................................... 13 2.1.3.1 Austenitische Cr-Ni-Stähle ............................................................................ 13 2.1.3.2 Nickelbasislegierung Udimet 720LI ............................................................... 15 2.2 Schweißversuche ..................................................................................................... 16 2.2.1 Laserstrahl-Schweißanlagen ................................................................................. 16 2.2.1.1 Schweißanlage LIHM 1000 (Für Bleche) ........................................................ 16 2.2.1.2 EMAG-Maschine (für rotationssymmetrische Bauteile „Ventilkörper“) .......... 16 2.2.1.3 Eingesetzte Laser .......................................................................................... 17 2.2.1.4 Verwendete Optiken und Arbeitsköpfe......................................................... 17 2.2.2 Induktionsanlage.................................................................................................. 18 2.2.2.1 Induktionsgenerator ..................................................................................... 18 2.2.2.2 Induktoren ................................................................................................... 18 2.2.3 Versuchsanordnungen ......................................................................................... 19 2.2.3.1 Schweißversuche an Blechen, Parameter für das Temperaturfeld-Tailoring .... 19 2.2.3.2 Schweißen des „Ventilkörpers“ .................................................................... 21 3 Erzielte Forschungsergebnisse ..................................................................................... 22 3.1 Heißrissfreies Schweißen des Cr-Ni-Stahls 1.4305 ..................................................... 22 3.1.1 Hauptergebnis ..................................................................................................... 22 3.1.2 Nachweis der Rissfreiheit ...................................................................................... 23 3.1.2.1 Metallographische Untersuchungen ............................................................. 23 3.1.2.2 Röntgen- und Ultraschallprüfungen .............................................................. 24 3.1.2.3 Bestimmung der mechanischen Eigenschaften der Schweißnähte ................. 25 3.1.3 Metallurgische Ursachen für das heißrissfreie Schweißen des Cr-Ni-Stahls 1.4305 ................................................................................................................. 27 3.1.3.1 Chargenzusammensetzung und Typ der Primärerstarrung ............................ 27 3.1.3.2 Verteilung des Schwefels im Schweißgut ...................................................... 29 3.2 Temperaturfeld-Tailoring für den Stahl 1.4435 ......................................................... 31 3.2.1 Hauptergebnis ..................................................................................................... 31 3.2.2 Art und Verteilung der Heißrisse und Wirkung des Temperaturfeld-Tailorings ....... 31 3.2.3 Ergebnisse der Simulationsrechnungen................................................................. 34 3.2.4 Nachweis der Schwefelanreicherung an den Wiederaufschmelzungsrissen ........... 37 Seite 5 3.3 Bauteillösung: Schweißen der Ventilkörper aus Stahl 1.4404 .................................... 39 3.3.1 Ausgangssituation................................................................................................ 39 3.3.2 Strategie zur Heißrissvermeidung ......................................................................... 39 3.3.3 Ergebnisse der Versuche mit induktiver Erwärmung .............................................. 40 3.4 Rissfreies Schweißen der Nickelbasislegierung Udimet 720LI ..................................... 43 3.4.1 Hauptergebnis ..................................................................................................... 43 3.4.2 Nachweis der Rissfreiheit nach dem Schweißen .................................................... 44 3.4.3 Zustand der Schweißnähte nach der Wärmebehandlung ...................................... 45 4 Einschätzung der Forschungsergebnisse ..................................................................... 49 4.1 Erreichung der wissenschaftlich-technischen Ziele .................................................... 49 4.2 Erreichung der wirtschaftlichen Ziele ........................................................................ 50 4.3 Ergebnistransfer in die Wirtschaft ............................................................................. 52 4.4 Gesamteinschätzung ................................................................................................ 54 5 Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 55 Seite 6 1 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Zielstellungen 1.1 Anlass für das Forschungsvorhaben Heißrisse stellen ein bisher unzureichend gelöstes Problem mit großer wirtschaftlicher Tragweite dar. Die sichere Vermeidung von Heißrissen bildet für fast ausnahmslos alle Schmelzschweißverfahren eine der zentralen Herausforderungen für ein wichtiges Spektrum von metallischen Konstruktionswerkstoffen und betrifft neben den Herstellern von Schweißtechnik auch Werkstoffhersteller, eine Vielzahl von Anwendern von Schweißverfahren und die schweißtechnische Normung und Forschung. Heißrisse sind Materialtrennungen, die entlang der Korngrenzen, Zellgrenzen oder Dendritengrenzen verlaufen, deren Entstehung als direkte Folge der Erstarrung angesehen wird und deren Entstehungsbedingungen unmittelbar an die Besonderheiten der mechanischen Eigenschaften im Temperaturintervall der Erstarrung und den sich daran anschließenden Temperaturbereich gebunden sind [Kou02, LK05, Sch04a, Sch04b]. Die Ursache für die Entstehung von Heißrissen liegt im Zusammenwirken von mechanischen Spannungen bei der Abkühlung der Schweißnaht und der verminderten Verformbarkeit des erstarrenden Materials. Heißrisse treten fast immer in Verbindung mit niedrigschmelzenden Phasen an den Korngrenzen auf. Nach den Ursachen für die verminderte Verformbarkeit werden Heißrisse im Allgemeinen in Erstarrungsrisse, Wiederaufschmelzungsrisse und Risse durch Verformbarkeitsabfall (Ductility Dip Cracks) eingeteilt. Zu den heißrissanfälligen Werkstoffen zählen solch wichtige Werkstoffgruppen wie austenitische Stähle, Automatenstähle, Aluminiumlegierungen, Duplexstähle, Sonderstähle, Nickelbasislegierungen und Kupfer-Nickel-Legierungen. Insbesondere für die austenitischen Cr-Ni-Stähle verschärft sich die Situation beim Laserstrahlschweißen durch die negative Wirkung der schnellen Abkühlung, so dass der Einsatz dieses hocheffektiven Fügeverfahrens für austenitische Cr-Ni-Stähle ohne oder mit geringem -Ferrit-Anteil zusätzlich erschwert ist [PML90, Sch00, LK05]. Gleiches gilt auch für die Schweißbarkeit von Nickellegierungen mittels Laserstrahlschweißen, wobei in dieser Werkstoffklasse durch eine größere Vielfalt an metallurgischen Heißrissursachen ein komplexeres Problem vorliegt. In Vorfeld dieses Projektes konnte durch eigene Arbeiten [Gö08, BG06] gezeigt werden, dass durch transiente thermisch induzierte Spannungen (Temperaturfeld-Tailoring) die Heißrisse in vergütbaren Automatenstählen vollständig verhindert werden können. Die Metallurgie und die fundamentalen physikalischen Eigenschaften (Magnetisierbarkeit und Wärmeleitfähigkeit) von austenitischen Cr-Ni-Stählen und Ni-Basiswerkstoffen unterscheiden sich jedoch signifikant von den Vergütungsstählen. Aus diesem Grund war es erforderlich, systematisch zu untersuchen ob, und wenn ja unter welchen Bedingungen der Ansatz des induktiven Temperaturfeld-Tailorings (TT) auf diese wichtigen Werkstoffklassen übertragen werden kann. 1.2 Wissenschaftlich-technische Ziele Abgeleitet aus den Mängeln des Standes der Technik einerseits und dem industriellen Bedarf andererseits bestand das wesentliche Ziel des Forschungsvorhabens darin, das Konzept des Temperaturfeld-Tailoring (TT) mittels prozessintegrierter, mitlaufender induktiver Erwärmung auf das Laserstrahlschweißen von heißrissgefährdeten, industriell aber häufig verwendeten Werkstoffen aus den Werkstoffklassen der austenitischen Cr-Ni-Stähle und Ni-Basislegierungen zu übertragen. Damit sollten auch diese wichtigen Werkstoffklassen dem effektiven Laserstrahlschweißen zugänglich gemacht werden. Seite 7 Zur Erreichung des Forschungszieles werden folgende wissenschaftlich-technische Forschungsergebnisse angestrebt: - Entwicklung eines Verfahrens für das TT für heißrissanfällige austenitische Chrom-NickelStähle und Ni-Basislegierungen, - Anwendungsgerechte und verallgemeinerungsfähige Darstellung der Abfolge der Verfahrensschritte von der thermo-mechanischen Modellierung und Simulation des Prozesses über Induktordesign-Richtlinien bis zur technologischen Umsetzung für Schweißproben, bauteilähnliche Probekörper und Bauteile, - Bewertung und Erstellung einer Rangfolge der TT-Parameter und technologischen Einflussgrößen hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Heißrissbildung für die untersuchten Werkstoffklassen, - Darstellung allgemeingültiger technologischer Regeln für das Temperaturfeld-Tailoring anhand der Erkenntnisse an den zu untersuchenden Werkstoffklassen (austenitische Cr-NiStähle, Ni-Basis-Werkstoffe). 1.3 Wirtschaftliche Ziele Das neuartige Verfahren des Temperaturfeld-Tailoring stellt ein innovatives Konzept innerhalb der modernen und hocheffektiven Laserstrahl-Schweißverfahren dar und eröffnet die Möglichkeiten neuer Fügetechnologien für Bauteile aus austenitischen Cr-Ni-Stählen oder Nickelbasiswerkstoffe, insbesondere für High-Tech-Produkte der deutschen Industrie und insbesondere KMU, wie z.B. Abgasrückführsysteme und Abgasdehnkörper, Wärmetauscher, Festoxidbrennstoffzellen, Teile von Gasturbinen-Triebwerken und andere, die bisher nicht oder nur eingeschränkt schmelzschweißbar waren. Im Falle einer erfolgreichen Projektbearbeitung wird eine weltweit neue Entwicklungsrichtung zur Verbreiterung des industriellen Einsatzes des hocheffizienten Laserstrahlschweißens erschlossen. Eine Ausdehnung auf eine breite Palette anderer heißrissanfälliger Werkstoffe wird dadurch möglich. Indem eine Technologie entwickelt wird, mit der diese Werkstoffe mittels Laserschweißen gefügt werden können, eröffnen sich für viele Bauteile und Anwendungen völlig neue Möglichkeiten, nicht nur hinsichtlich der anwendbaren Fügetechnologien, sondern auch hinsichtlich der einsetzbaren spanenden Fertigungsverfahren, indem auf korrosionsbeständige Automatenstähle zurückgegriffen werden kann. Dadurch würden sich viele Armaturen und Flansche für die Chemieindustrie oder für Hochtemperaturprozesse deutlich effektiver fertigen lassen. Darüber hinaus besteht die Chance, in Fällen, in denen zur Vermeidung von Heißrissen sonst mit Schweißzusatzwerkstoff geschweißt werden muss, auf teure Nickeldrähte und eine aufwändige Y-Nahtvorbereitung zu verzichten und gleichzeitig eine mindestens 30% höhere Schweißgeschwindigkeit zu erzielen. In anderen Fällen, z. B. bei Ni-Basislegierungen, können erhebliche Einsparungen im Materialeinsatz und bei der Endbearbeitung erzielt werden, indem komplizierte Bauteile mittels Laserschweißen aus einfachen vorgefertigten Komponenten gefügt werden. Mit dem Forschungsvorhaben sollten folgende wirtschaftlichen Ziele erreicht werden: - Entwicklung eines effektiven prozessintegrierten Verfahrens, das es gestattet, die Anwendbarkeit des wirtschaftlich vorteilhaften Laserstrahlschweißens auf ausgeprägt heißrissanfällige Werkstoffe zu erweitern, - Sichere wirtschaftliche Schweißbarkeit von heißrissanfälligen Werkstoffen ohne die Verwendung von teuren SZW und einer aufwändigen Y-Nahtvorbereitung, - Einsparung von Zerspanungskosten durch Ersetzung von spanend bearbeiteten Konstruktionen durch Schweißkonstruktionen und/oder Übergang zu besonders gut spanbaren Automatenstählen, Prototyplösungen für effektive rissfreie Schweißbarkeit von Bauteilen aus bisher nicht ausreichend schweißbaren Werkstoffen. Seite 8 2 Werkstoffe und Schweißverfahren 2.1 Werkstoffauswahl 2.1.1 Austenitische Cr-Ni Stähle Obwohl austenitische Cr-Ni-Stähle generell gut schweißbar sind, kann es abhängig von der chemischen Zusammensetzung und insbesondere vom Gehalt an Verunreinigungen mit Schwefel und Phosphor zu einer Einschränkung der Schweißbarkeit wegen der Neigung zur Bildung von Heißrissen kommen. Grundsätzlich besteht diese Heißrissneigung vor allem bei primär austenitisch erstarrenden Stählen. Diese Stähle sind unter anderem deshalb besonders heißrissanfällig, weil die Löslichkeit von Schwefel und Phosphor im Austenit geringer ist als im Ferrit und weil der thermische Ausdehnungskoeffizient im Austenit größer ist. Damit fallen eine ausgeprägte Seigerungsneigung und große thermische Spannungen im Temperaturintervall der Erstarrung zusammen, was zur Bildung von Erstarrungsrissen im Schweißgut führen kann. In der Abbildung 1a ist die Heißrissneigung für austenitische Cr-Ni-Stähle schematisch in Abhängigkeit vom Quotienten aus Chromäquivalent und Nickeläquivalent dargestellt. Da das Chromäquivalent den Gehalt an Ferritbildnern und das Nickeläquivalent den Gehalt an Austenitbildnern zusammenfasst, stehen niedrige Quotienten Creq./Nieq für primär austenitische Erstarrung (A und AF), während für Legierungen mit größeren Quotienten primär ferritische Erstarrung (FA und F) erfolgt. Damit besteht eine Gefährdung für die Bildung von Heißrissen vor allem für Stähle mit niedrigem Creq./Nieq.. In der Literatur wird häufig ein Quotient Creq./Nieq von 1,5 als Grenze für die Heißrissbildung angegeben [LK05, SIE86]. Die Heißrissneigung kann metallurgisch im Wesentlichen auf zwei Wegen reduziert werden. Erstens kann durch Zugabe ferritbildender Legierungselemente die Primärerstarrung in Richtung einer primär ferritischen Erstarrung verändert werden, wobei sich die austenitische Umwandlung dann erst im vollständig erstarrten Zustand anschließt. Neben der geringeren Seigerungsneigung führt die Volumenabnahme bei der Austenitbildung im Allgemeinen zur Ausbildung von Druckspannungen im gerade erstarrenden Ferrit, was zur Vermeidung von Erstarrungsrissen beiträgt [Sch04b]. Zweitens kann versucht werden, den Gehalt an Schwefel und Phosphor in der Schmelze sehr gering gehalten, wodurch eine Verringerung der Heißrissneigung über die weitgehende Vermeidung der Bildung niedrigschmelzender Phasen erreicht wird. Für die Werkstoffauswahl bei den Untersuchungen zur Anwendbarkeit des TemperaturfeldTailorings sind gerade solche Cr-Ni-Stähle interessant, die beim Schweißen mit hoher Wahrscheinlichkeit Heißrisse bilden. Einerseits kommen dafür Legierungen mit einem niedrigen Creq./Nieq und damit primär austenitischer Erstarrung in Betracht, andererseits sind Stähle mit einem hohen Schwefelgehalt von Interesse. In der Abbildung 1b liegen Legierungen mit dem gesuchten niedrigen Creq./Nieq links oberhalb der Grenzlinie „Cr-/Ni-Äquivalent=1,5“ und die starke Gefahr der Heißrissbildung für diese Werkstoffe ist durch schräge Schraffur verdeutlicht. Für die Untersuchungen im Forschungsvorhaben wurde aus diesen Stählen (und weiteren, nicht in der Abbildung 1b eingezeichneten Legierungen) der Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl 1.4435 (X2CrNiMo18-14-3) ausgewählt. Für das Schweißen wird die Verwendung eines Zusatzwerkstoffes empfohlen [DEW07b]. Seite 9 a Abbildung 1: b Einfluss der Art der Primärerstarrung auf die Neigung zur Bildung von Heißrissen in Cr-Ni-Stählen (a) schematische Darstellung [LK05] (b) Zusammenhang zwischen Chrom-Nickel-Äquivalent, Erstarrungsmodus und Heißrissneigung für verschiedene Cr-Ni-Stähle [SSE86] Berechnung der Chrom- und Nickeläquivalente nach [STM80] Als austenitischer Cr-Ni-Stahl mit hohem Schwefelgehalt wurde der Stahl 1.4305 (X8CrNiS18-9) ausgewählt. Es handelt sich dabei um den klassischen austenitischen Stahl für die Automatenbearbeitung. Von einer Schweißung dieser hochaufgeschwefelten Güte wird vom Stahlhersteller wegen der Bildung von Heißrissen ausdrücklich abgeraten [DEW08]. Für industrielle Anwender wäre die Entwicklung eines Schweißverfahrens für diesen Stahl allerdings von höchstem Interesse, da dann das wirtschaftliche Potenzial einer effektiven Automatenbearbeitung mit der Schweißmöglichkeit kombinierbar wäre. Aus diesem Grund wurde die Wahl des Stahls 1.4305 vom pbA-Mitglied Witzenmann GmbH angeregt und unterstützt. Der Einfluss der Verunreinigungen Phosphor und Schwefel auf die Neigung zur Heißrissbildung wird in der Literatur häufig am sogenannten „Suutala-Diagramm“ (Abbildung 2a) diskutiert. Aus dieser Darstellung ist erkennbar, dass für Legierungen mit einem Creq./Nieq -Quotienten unterhalb 1,5 nur für sehr geringe Schwefel- und Phosphorgehalte eine heißrissfreie Schweißbarkeit erwartet werden kann. Bereits ab S+P-Gehalten von ca. 0,015% kommt es häufig zur Rissbildung. Oberhalb Creq./Nieq 1,5 sind lt. „Suutala-Diagramm“ Schweißungen mit wenig oder keinen Rissen möglich. Für diese Stähle verhindert offenbar die durch die ferritische Primärerstarrung gegebene und im Vergleich zum Austenit relativ hohe Löslichkeit von Schwefel und Phosphor die Bildung niedrigschmelzender Phasen (z.B. FeS) an den Dendriten- bzw. Korngrenzen und damit die Heißrissbildung. Diese Aussage – Legierungen mit Creq./Nieq > 1,5 erstarren primär ferritisch und sind auch bei höheren Schwefelgehalten rissfrei schweißbar – besitzt allerdings nur orientierenden Charakter. Diese Unsicherheit ist der Tatsache geschuldet, dass für Cr-Ni-Stähle, die mit ihrer Zusammensetzung in der Nähe der eutektischen Rinne des Fe-Ni-Cr-Systems liegen, die Art der Primärerstarrung für eine gegeben Stahlsorte sehr empfindlich von der genauen Legierungszusammensetzung und dem genauen Zeit-Temperatur-Verlauf der Erstarrung Seite 10 abhängen kann. So ist allein durch die zugelassenen Legierungstoleranzen und damit durch Schwankungen in den Chargenzusammensetzungen ein Umschlag der Art der Primärerstarrung möglich. In der Abbildung 1b sind diese möglichen Toleranzen als Rechtecke für die jeweiligen Stahlsorten eingezeichnet; bei Betrachtung der tatsächlich zulässigen Toleranzbereiche, müssten diese Rechtecke aber deutlich größer gezeichnet werden (s. Abschnitt 3.1.3). Zu einer Änderung der Art der Primärerstarrung kann es auch infolge einer Unterkühlung der Schmelze kommen [SMS06], was wegen der höheren Abkühlgeschwindigkeit vor allem beim Laserstrahlschweißen möglich ist. In der Abbildung 2b ist der damit in Zusammenhang stehende empirische Befund gezeigt, dass beim Laserstrahlschweißen auch für Creq./Nieq > 1,5 Risse auftreten und erst ab einem Grenzwert von ca. 1,7 ein rissfreies Schweißen erwartet werden kann. Dies wird als Effekt der Unterkühlung an den Dendritenspitzen und eine dadurch bedingte Änderung von primär ferritischer zu primär austenitischer Erstarrung für Legierungen dieser Zusammensetzungen interpretiert [KF81, LK05]. a Abbildung 2: b Einfluss des Gehaltes an Schwefel und Phosphor auf die Heißrissneigung (a) Suutala Diagramm: Zusammenstellung der Heißrissneigung für eine Vielzahl von Cr-Ni-Stählen in Abhängigkeit des S- und P-Gehaltes [KUJ79] (b) Verschiebung der Grenzkurve für Heißrissbildung bei Schnellerstarrung beim Laserstrahlschweißen [PAC90]; offene Symbole – Risse; gefüllte Symbole – keine Risse. Berechnung der Chrom- und Nickeläquivalente nach [STM80] Als weiterer Stahl für die Untersuchungen in diesem Forschungsvorhaben wurde der ChromNickel-Molybdän-Stahl mit niedrigem Kohlenstoffgehalt 1.4404 (X2CrNiMo17-12-2) ausgewählt. Obwohl dieser Stahl aus gut schweißgeeignet gilt (siehe z.B. [DEW07a]), wird in der Praxis des Laserstrahlschweißens immer wieder von auftretenden Heißrissen berichtet (z.B. [LEN09]). Die Ursachen dafür, dass diese Schwierigkeiten nur in einigen Anwendungsfällen auftreten, liegen wahrscheinlich in der oben beschriebenen Nähe zur eutektischen Rinne im FeCr-Ni-System und dem daraus resultierenden Einfluss von Legierungstoleranzen und Unterkühlungseffekten. Eine Rissneigung dieser Stähle ist damit nicht unbedingt zwingend, stellt aber einen hohen Unsicherheitsfaktor dar [KM01]. Die Aufnahme dieses Stahls in das Untersuchungsprogramm erfolgte auf Anregung des pbAMitgliedes NUTECH GmbH. Seite 11 2.1.2 Nickelbasislegierungen Ähnliche Aussagen zur Heißrissempfindlichkeit wie für Fe-Ni-Cr-Legierungen gelten auch NickelBasislegierungen [Sch00, Kou02, Sch04a, Sch04b]. Da in diesen Werkstoffen der Mechanismus der ferritischen Erstarrung zur Verhinderung von Heißrissen nicht zur Verfügung steht, können Erstarrungsrisse auch in diesen Werkstoffen ein erhebliches Problem darstellen, das die Schweißbarkeit beeinträchtigen kann. Zudem sinkt mit zunehmendem Ni-Gehalt die Löslichkeit von Begleitelementen weiter ab, so dass auch bei geringen Konzentrationen von S, P, B, Si, und Nb heißrissempfindliche Korngrenzenfilme gebildet werden können. Nachteilig, d.h. die Heißrissempfindlichkeit steigernd, wirkt sich auch die mit steigendem Ni-Gehalt abnehmende Diffusionskonstante aus, was zusätzlich zu einer größeren Seigerungsneigung führt [Sch04a, DXT00, ALN08, LSM+08]. Ähnlich wie in Cr-Ni-Stählen kann auch in Nickelbasislegierungen die Bildung von Erstarrungsrissen durch die Begrenzung des Gehaltes an Begleitelementen verhindert oder stark eingeschränkt werden [Kal94]. Aufgrund der starken Seigerungsneigung von Nickellegierungen nimmt in dieser Werkstoffklasse auch die Bedeutung der Wiederaufschmelzungsrisse zu. Wiederaufschmelzungsrisse bilden sich in der Wärmeeinflusszone (WEZ), wenn niedrigschmelzende Eutektika oder niedrigschmelzende Phasen, wie Ni3S2, vorwiegend an Korngrenzen aufgeschmolzen werden [Kou03]. Zusätzlich zu den Heißrissarten, die mit der Existenz oder Bildung von schmelzflüssigen Phasen an den Korngrenzen verbunden sind, nimmt in dieser Werkstoffgruppe die Bedeutung der Heißrisse durch Zähigkeitsabfall (Ductility Dip Cracks) zu [RL05, YS08]. Ductility Dip Cracks werden vorwiegend durch die Bildung fester spröder Phasen an den Krongrenzen oder durch die Reduzierung der Korngrenzenkohäsion in der WEZ verursacht. Sie führen zu einem zum Teil starken Abfall des Verformungsvermögens bei Temperaturen unterhalb der Solidustemperatur und sind nicht an die Existenz von flüssigen Phasen gebunden. Damit liegt bei dieser Werkstoffgruppe eine größere Vielfalt an metallurgischen Heißrissursachen und somit eine größere Komplexität des Problems vor. Die Literatur beschränkt sich vorwiegend auf die Untersuchung der komplexen Mechanismen für die Heißrissbildung [RL04a, RL04b, RL05, RSL06, CL03a, CL03b, CL04, NL08, ND09a, ND09b]. Im Gegensatz zu den austenitischen Cr-Ni-Stählen sind für diese Werkstoffklasse kaum systematische Untersuchungen zur Vermeidung oder Reduzierung von Heißrissen bekannt geworden, die zu einer technologisch umsetzbaren Verbesserung der Schweißbarkeit geführt haben. Ein weiterer Effekt, der von der oben genannten Rissbildung durch Zähigkeitsabfall schwer zu trennen ist, und insbesondere in ausscheidungshärtbaren Ni-Basislegierungen zum Versagen von Schweißnähten unmittelbar nach der Erstarrung oder bei nachfolgender Wärmebehandlung führt, ist der Effekt des strain-age-cracking, eine Rissbildung durch einen der Reckalterung verwandten Versprödungsprozess und hohe innere Spannungen [Kal94, Row06 Met08]. Dieser Effekt führt mit den oben genannten eigentlichen Heißrissphänomenen dazu, dass hochfeste aushärtbare Ni-Basislegierungen als nicht schmelzschweißbar gelten [Kal94]. Als Nickelbasislegierung für die im Rahmen dieses Forschungsvorhabens vorgesehenen Untersuchungen wurde die vom pbA-Mitglied MTU Aero Engines München vorgeschlagene Legierung Udimet 720 gewählt. Diese Nickelbasislegierung erlangt ihre Festigkeit durch die Bildung von Ni3(Ti,Al)-Ausscheidungen. Ein weiterer Beitrag zur hohen Festigkeit des Werkstoffs stammt von der Mischkristallhärtung mit Wolfram und Molybdän. Zusätzlich zur hohen Festigkeit ist Udimet 720 bei erhöhten Temperaturen, typischerweise bis mindestens 650°C, metallurgisch stabil und weist eine gute Korrosions- und Oxidationsbeständigkeit auf. Seite 12 Die Gründe für diese Wahl dieser Legierung und das Interesse des Industriepartners bestehen in folgenden Punkten: - Das sichere Schweißen von Udimet 720 ist für zukünftige Entwicklungen der MTU Aero Engines München erforderlich. - In einem bereits bearbeiteten Projekt der MTU Aero Engines München mit dem Fraunhofer IWS Dresden waren Heißrisse beim Auftragsschweißen von Udimet 720 aufgetreten. Es soll untersucht werden, ob diese Risse auch beim Laserstrahlschweißen auftreten und gegebenenfalls mittels Temperaturfeld-Tailoring vermieden oder reduziert werden können. - Parallel zu dem in diesem Bericht beschriebenen Forschungsvorhaben untersucht der Industriepartner die Schweißbarkeit von Udimet 720 mittels Elektronenstrahlschweißen. Aus dem Vergleich mit dem Laserstrahlschweißen sollen vergleichende Aussagen zur Eignung beider Verfahren und zur Reproduzierbarkeit der Ergebnisse gewonnen werden. Die Auswahl weiterer geeigneter und verfügbarer Nickelbasislegierungen für dieses Forschungsvorhaben erwies sich als schwierig. In mehreren Arbeiten in den zurückliegenden Jahren wurden verschiedenste Nickelbasislegierungen vergleichend hinsichtlich ihrer Heißrissanfälligkeit mittels Heißrisstests untersucht. In diesen Arbeiten wurden z.B. die Legierungen Alloy 152, Alloy 182 [HBS07], Rene 125, Rene 142 [ALN07], sowie Alloy 617 und Alloy 625 [Zin12] als heißrissanfällig klassifiziert. Diese Legierungen konnten allerdings im Rahmen des Forschungsvorhabens nicht beschafft werden. 2.1.3 Gelieferte Werkstoffe und Herstellung der Schweißproben 2.1.3.1 Austenitische Cr-Ni-Stähle Die austenitischen Cr-Ni-Stähle für die Schweißversuche an Blechproben wurden durch das pbAMitglied Deutsche Edelstahlwerke GmbH zur Verfügung gestellt. Die Lieferung erfolgte als Rundmaterial mit Durchmessern von 130 mm (Stähle 1.4305 und 1.4404) und 200 mm (Stahl 1.4435). Die chemischen Zusammensetzungen dieser Stähle sind in der Tabelle 1 angegeben. Stahl 1.4305 1.4435 1.4404 Tabelle 1: Elementgehalte [Masse-%] C Si Mn 0,060 0,36 1,75 Cu Co Al 0,20 0,051 0,004 C Si Mn 0,020 0,33 1,72 Cu N Ti 0,29 0,079 < 0,002 C Si Mn 0,015 0,26 1,69 Cu V Co 0,42 0,06 0,14 P 0,026 N 0,023 P 0,030 Nb < 0,005 P 0,033 Al < 0,003 S 0,268 Ti < 0,002 S 0,014 Cr 17,74 Nb < ,005 Cr 17,39 Mo 0,24 Ni 8,23 Mo 2,55 Ni 12,96 S 0,023 N 0,047 Cr 16,75 B 0,001 Mo 2,05 Ti <0,002 Ni 10,04 Nb 0,007 Chemische Zusammensetzung der von DEW gelieferten Stähle Rundmaterial (Analyseergebnisse von DEW) Seite 13 Zusätzlich wurde der vor Beginn der Projektbearbeitung als möglicher Kandidat für die Werkstoffauswahl in Betracht gezogene, aber für die Untersuchungen nicht verwendete Stahl 1.4571 (X6CrNiMoTi17-12-2) geliefert. In den gelieferten Zusammensetzungen besitzen die untersuchten Stähle folgende Quotienten Creq./Nieq: Stahl 1.4305 1.4435 1.4404 Quotient Creq./Nieq 1,75 1,39 1,67 (Lieferung DEW, Tabelle 1) 1,74 (Lieferung NUTECH, Tabelle 3) Tabelle 2: Quotienten Creq./Nieq der gelieferten Stähle; Berechnung nach [STM80] Die Herstellung der benötigten Blechproben für die Schweißversuche aus dem gelieferten Rundmaterial erfolgte durch Sägen und Fräsen. Das Sägen lieferte Rohteile bis zu ca. 300 mm x 100 mm Größe, für die über die gesägte Fläche eine Einstellung der Dicke auf 0,5 mm genau erzielbar war. Die genaue Herstellung der gewünschten Blechdicken und das Besäumen der Fügekante erfolgten mittels Fräsen. Für die verschiedenen Schweißversuche wurde Bleche mit Dicken zwischen 2 mm und 8 mm hergestellt (Abbildung 3). Die Herstellung der Schweißproben erfolgte mit Unterstützung des pbA-Mitgliedes Witzenmann GmbH. a Abbildung 3: 1.4404 Tabelle 3: b Blechproben aus Cr-Ni-Stahl 1.4305 (a) Rohteile nach dem Sägen (b) komplett bearbeitete Bleche für das Schweißen Elementgehalte [Masse-%] C Si Mn 0,023 0,32 1,83 Cu V Co 0,34 0,106 0,138 P 0,026 Al 0,004 S 0,027 Ti 0,007 Cr 17,10 Nb 0,008 Mo 2,00 Ni 10,30 Chemische Zusammensetzung der von der NUTECH GmbH gelieferten Bauteile „Ventilkörper“ (Analyseergebnisse des Spektrometerlabors der BGH Edelstahl Freital GmbH) Für die Untersuchungen am Bauteil „Ventilkörper“ wurden die benötigten rotationssymmetrischen Proben aus dem Stahl 1.4404 vom pbA-Mitglied NUTECH GmbH zur Verfügung gestellt. Jedes Bauteil bestand aus zwei Einzelteilen, einem Zylinder und einem Deckel (Abbildung 4). Die Bauteile wurden im komplett bearbeiteten Zustand angeliefert und waren mit Seite 14 einer Axial-Rundnaht zu verschweißen. Die Tabelle 3 enthält die chemische Zusammensetzung dieses Werkstoffes. Es bestehen keine Unterschiede in den Zusammensetzungen der beiden Einzelteile oberhalb des Messfehlers. a Abbildung 4: b Bauteil Ventilkörper, Zylinder (a) und Deckel (b), Lieferzustand Das Einschweißen des Deckels in den Zylinder erfolgt mit dem Zapfen nach unten. 2.1.3.2 Nickelbasislegierung Udimet 720LI Der Werkstoff Udimet 720LI wurde vom pbA-Mitglied MTU Aero Engines in Form von Platten mit den Abmessungen 100 mm x 35 mm x 8 mm geliefert. Insgesamt standen 30 Stück dieser Platten zur Verfügung. Der Zusatz „LI“ in der Werkstoffbezeichnung steht für low interstitials und bezeichnet einen geringen Gehalt an interstitiellen Fremdatomen wie Bor, Silizium und Kohlenstoff. Die relativ kleine Probengröße war die maximal lieferbare Größe, da die Platten aus Gussmaterial herausgetrennt werden mussten und der Gussrohling nur eine begrenzte Größe hatte. Die Durchführung von Versuchen mit Temperaturfeld-Tailoring wäre bei der hier vorliegenden Probengröße nicht möglich gewesen, da für die Geometrie möglicher Induktoren und daraus folgende Ausdehnungen des Temperaturfeldes Mindestgrößen erforderlich sind, um hinreichende Spannungswirkungen zu erzielen. Dafür waren die vorliegenden Proben zu klein. Da sich im Ergebnis der Schweißversuche gezeigt hat, dass Udimet 720LI auch ohne zusätzliche Induktionserwärmung gut geschweißt werden kann (s. Abschnitt 3.4), ist das Problem der kleinen Probengröße nicht zum Tragen gekommen. Die Gehalte der Haupt-Legierungselemente in diesem Werkstoff sind in der Tabelle 4 zusammengestellt. Udimet 720LI Tabelle 4: Elementgehalte [Masse-%] Ni Cr Co 57,7 15,6 14,4 Mo 3,0 W 1,5 Ti 5,2 Al 2,6 Gehalte der Haupt-Legierungselemente in der von MTU Aero Engines gelieferten Nickelbasislegierung Udimet 720LI (Ergebnisse einer standardfreien EDX-Messung) Seite 15 2.2 Schweißversuche 2.2.1 Laserstrahl-Schweißanlagen Der Versuchsplan für das Schweißen sowohl blechförmiger als auch rotationssymmetrischer Proben und Bauteile erforderte unterschiedliche Versuchsanordnungen. Diese wurden in zwei verschiedenen Schweißanlagen realisiert. Die Maschinen unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Ausrüstung mit entsprechenden CNC-steuerbaren Linearachsen oder Rotationsachsen. 2.2.1.1 Schweißanlage LIHM 1000 (Für Bleche) Für die Schweißversuche an ebenen Blechen wurde eine CNC-gesteuerte (Sinumeric 840D) Bewegungsmaschine der Fa. EFD mit 5 Linearachsen verwendet. Die Maschine verfügt über einen Arbeitsraum von 0,8 m3. Über ein Strahlführungssystem wird ein CO2-Slab-Laser-Strahl zum Arbeitspunkt geführt. In die Maschine ist der Außenschwingkreis eines Induktionsgenerators eingebunden. Dieser lässt sich relativ zu den Verfahrachsen x,y,z und in zwei weiteren Richtungen u,v bewegen. Hierdurch wurde es möglich, einen Versuchsbewegungsablauf der Maschine zu entwerfen, der den Erfordernissen hinsichtlich der Reproduzierbarkeit der geplanten Schweißversuche für blechförmige Versuchsteile entspricht. Die Maschine besitzt eine hydraulische Spannvorrichtung für Bleche mit 4 Hydraulikzylindern, in die die zu schweißenden Bleche reproduzierbar und sehr fest eingespannt wurden. Die Maschine besitzt eine Absaugung für Prozessgase und ein Pyrometer zur berührungslosen Temperaturmessung (Abbildung 5). A H b a Abbildung 5: Schweißmaschine LIHM 1000 (a) Übersichtsfoto (b) Hydraulische Spannvorrichtung (H) und Außenschwingkreis (A) 2.2.1.2 EMAG-Maschine (für rotationssymmetrische Bauteile „Ventilkörper“) Für die Schweißversuche an rotationssymmetrischen Bauteilen wurde eine CNC-gesteuerte (Sinumeric 840D) 3-Achs-Bewegungsmaschine EMAG ELC 250 DUO der Fa. EMAG mit 2 Linearachsen und einer Rotationsachse verwendet (Abbildung 6). Die Maschine verfügt über einen Arbeitsraum von 0,6 m3. Über verschiedene Strahlführungssysteme konnten sowohl ein CO2-Slab-Laser-Strahl als auch ein fasergeführter Laserstrahl wahlweise zum Arbeitspunkt geführt werden. Auch in diese Maschine konnte der Außenschwingkreis eines Induktionsgenerators fest eingebunden werden. Dadurch wurde ein reproduzierbarer Versuchsbewegungsablauf der Maschine erreicht. Die Rotationsachse der Maschine verfügt über Seite 16 ein hochgenaues Dreibackenfutter mit geschliffenen und gehärteten Anschlägen, was eine Einspannung mit einer Genauigkeit von ±0,05 mm ermöglichte. Die Maschine besitzt ebenfalls eine Absaugung für Prozessgase und ein Pyrometer zur berührungslosen Temperaturmessung. D A a Abbildung 6: b Schweißmaschine EMAG ELC 250 Duo (a) Übersichtsfoto (b) Drehasche mit Bauteil (D) und Außenschwingkreis (A) 2.2.1.3 Eingesetzte Laser Für die Schweißversuche an ebenen Blechen wurde auf der Laserschweißmaschine LIHM1000 der CO2-Slab-Laser DC060 mit maximal 6,0 kW Ausgangsleistung und hoher Strahlqualität der Fa. Rofin-Sinar verwendet. Dieser Laser konnte wahlweise umschaltbar sowohl mit einem Grund-Mode als auch mit einem Donut-Mode betreiben werden. Für die Schweißversuche an rotationssymmetrischen Bauteilen auf der Laserschweißmaschine EMAG ELC 250 DUO wurden sowohl ein CO2-Slab-Laser DC080 Fa. Rofin-Sinar mit maximal 8,0 kW Ausgangsleistung und hoher Strahlqualität als auch ein Scheibenlaser TriDisc 5001 der Fa. Trumpf mit maximal 5,0 kW Ausgangsleistung und höchster Strahlqualität verwendet. Der CO2Laser wurde ausschließlich im Donut-Mode betrieben. 2.2.1.4 Verwendete Optiken und Arbeitsköpfe Alle Schweißversuche in der Maschine LIHM 1000 an ebenen Blechen wurden mit einer 60°Umlenkoptik für CO2-Laser durchgeführt. Beim CO2-Laser an der Laserschweißmaschine EMAG ELC 250 DUO kam eine 90°-Umlenkoptik zum Einsatz. In beiden Fällen hatte die Optik eine Brennweite von 250 mm und war zum Schutz der wassergekühlten Reflexions- und Fokussierspiegel vor Schweißspritzern und Schmauchgasen mit einem Crossjet ausgestattet. In beiden Schweißmaschinen wurde beim Einsatz der CO2-Laser das Prozessgas Helium zur Einschnürung des Schweißplasmas über eine gerade 8,0mm-Kupferdüse zugeführt. Die Schweißversuche an Rotationsteilen mit Scheibenlaser wurden mit der 90°-Umlenkoptik LASER HEAD TRUMPF BEO DD70 90° der Fa. Trumpf mit einer Brennweite von 200 mm und einem Abbildungsverhältnis von 1:1 über eine 200μm-Faser durchgeführt. Der Schutz der Schweißoptik erfolgte hier durch ein austauschbares Schutzglas und einen querströmenden Crossjet. Während aller Schweißversuche waren die verwendeten Arbeitsköpfe starr mit den Induktionsköpfen verbunden. Seite 17 2.2.2 Induktionsanlage 2.2.2.1 Induktionsgenerator Für die induktive Erwärmung der Bleche und Rotationsteile kam jeweils der mobile Mittelfrequenz-Induktionsgenerator MINAC 60/80 der Fa. EFD mit maximal 60 kW Ausgangsleistung zum Einsatz. Dieser verfügt über zwei 5 Meter lange Schlauchpakete mit je einem Außenschwingkreis und kann mit Frequenzen zwischen 10 und 24 kHz betrieben werden. Die jeweiligen Arbeitsfrequenzen werden automatisch angepasst. Der Induktionsgenerator wurde in die Steuerungen der beiden verwendeten CNC-Bewegungsmaschinen eingebunden (Abbildung 7). A G a Abbildung 7: b Induktionsanlage (a) Induktionsgenerator (G) an der Schweißmaschine EMAG ELC 250 Duo (b) Außenschwingkreis (A) des Induktionsgenerators beim Schweißversuch mit CO2-Laser 2.2.2.2 Induktoren Für die Schweißversuche an ebenen Blechen wurden gekröpfte Linieninduktoren verwendet. Die hierfür in Frage kommenden Induktoren unterschieden sich durch die konkrete Form der Windungen, wodurch das elektromagnetische Feld und damit die Schmelze und die Wärmeverteilung in den Blechen beeinflusst wurden. a Abbildung 8: b Linieninduktoren (a) gekröpfter Linien-Induktor, gegenläufige Stromrichtung (Typ I) (b) gekröpfter Linien-Induktor, gleichläufige Stromrichtung (Typ II) Seite 18 Zunächst wurden vorhandene Induktoren (Abbildung 8) getestet. Im Ergebnis dieser Voruntersuchungen wurden modifizierte Induktoren mit verschiedenen Armlängen entworfen. Mit diesen Doppellinien-Induktoren sollte eine Verbesserung der Stabilität der Schmelze und damit der Qualität des Schweißergebnisses erreicht werden (Abbildung 9a). Um die Effektivität der Induktoren zu steigern, wurden diese mit Feldkonzentratoren aus dem Material FLUXTROL belegt (Abbildung 9b). Mit den Feldkonzentratoren konnte eine Ausrichtung des elektromagnetischen Feldes in Richtung der Bleche erreicht werden. a Abbildung 9: b Doppellinien-Induktoren (a) und Belegung mit Feldkonzentratoren (b) Für Rotationsbauteile wurde ein bauteilangepasster gerader Form-Ring-Induktor entworfen und hergestellt. Dieser wurde symmetrisch zur Bauteilachse positioniert ebenfalls mit Feldkonzentratoren aus Fluxtrol belegt (Abbildung 10). a b Abbildung 10: Ringinduktor für das Schweißen rotationssymmetrischer Proben (a) Form-Ring-Induktor (Typ VI) Da = 45 mm, di = 35 mm (b) Ringinduktor mit Feldkonzentrator in der EMAG-Schweißmaschine 2.2.3 Versuchsanordnungen 2.2.3.1 Schweißversuche an Blechen, Parameter für das Temperaturfeld-Tailoring Die ebenen Versuchsbleche wurden in die hydraulische Spannvorrichtung mit einem Arbeitsdruck von 50 bar eingespannt. Dieser Druck ist ausreichend, um von den Steifigkeitsbedingungen einer starren Schweißkonstruktion auszugehen. Die Einspannung erfolgte von unten über vier Hydraulikzylinder gegen fixierte prismenförmige Spannbalken. Dadurch konnte gewährleistet werden, dass trotz unterschiedlicher untersuchter Blechdicken immer die gleichen geometrischen Bedingungen an der Blechoberfläche herrschen (Abbildung 11). Seite 19 Blech Abbildung 11: Einspannung der Bleche in das hydraulische Spannzeug Die gelben Pfeile deuten die Richtungen der wirkenden Spannkräfte an. Für die Variation von Stärke, Geometrie und Position des Temperaturfeldes und damit als Stellgrößen für das „Tailoring“, stehen, neben der Auswahl einer geeigneten Induktorform, die Größen Induktorleistung, Kopplungsabstand und Induktorposition zur Verfügung. Temperaturmesspunkt a Schweißrichtung c Schweißrichtung Schweißrichtung Abbildung 12: Temperaturmessung und Induktorpositionen (a) Lage des Messpunktes für die mittels Pyrometer gemessene Temperatur (b-d) Lage des Induktors zum Laserstrahl: mittig laufender (b), vorlaufender (c) und nachlaufender (d) Induktor Für diese Parameter wurden bei den Schweißversuchen, basierend auf den Ergebnissen von Simulationsrechnungen und auf Erfahrungswerten, bestimmte Parameterfenster gewählt, innerhalb derer die Ausführung von Messreihen erfolgte. Diese Parameterfenster betrugen: Seite 20 b d - Induktorleistung: 30 kW bis 60 kW, für den Doppellinieninduktor aus der Abbildung 9b resultierend in Temperaturen von 300°C bis 600°C. (Anmerkung: Da eine direkte Temperaturmessung unter dem Induktor nicht möglich war, wurde ein Messpunkt direkt hinter dem Induktor gewählt (Abbildung 12a). Simulationsrechnungen zum durch die Induktion erzeugten Temperaturfeld zeigen, dass die Temperatur an dieser Position hinter dem Induktor typischerweise um ca. 50 bis 100 K niedriger ist, als die Maximaltemperatur unter dem Induktor.) - Induktorlänge: zwischen 40 und 100 mm - Kopplungsabstand (Abstand zwischen Unterseite der Induktionsspule und Blechoberseite): 1,0 bis 2,0 mm - Induktorposition (in Nahtrichtung gemessener Abstand zwischen Induktormitte und Laserstrahl): für den Doppellinieninduktor z.B. um 32 mm variierbar. Dabei ergeben sich die Induktorpositionen „vorlaufend“, „mittig“ und „nachlaufend“ (Abbildung 12b-d). 2.2.3.2 Schweißen des „Ventilkörpers“ Die Schweißversuche am Bauteil „Ventilkörper“ wurden mittels Scheibenlaser und Führung des Laserstrahls in einer 200μm-Faser sowie mittels CO2-Laser durchgeführt. Für den zu realisierenden Schweißprozess – Einschweißen des Deckels in den Zylinder mittels einer Axial-Rundnaht (s. Abbildung 4) – hat sich gezeigt, dass ein relativ einfaches Temperaturfeld-Tailoring erfolgversprechend ist, bei dem nur ein Parameter variiert wird. Bei diesem Parameter handelt es sich um die Induktorleistung. Über den Ringinduktor wird dabei eine Erwärmung des Deckels vor dem und während des Schweißversuches realisiert. Die Induktorleistung wurde im Bereich zwischen 10 kW und 35 kW variiert, was zu Temperaturen am Deckel, gemessen am Außenrand, zwischen 100°C und 600°C führte. Weitere Details zu diesem Schweißprozess sind mit den Ergebnissen in Abschnitt 3.3 beschrieben. Crossjet a b Ventilkörper Kopplungsabstand Induktionsspule Feldkonzentrator c Abbildung 13: Versuchsaufbau beim Schweißen der rotationssymmetrischen Ventilkörper (a) Übersicht des Versuchsaufbaus beim Schweißen mit dem CO2-Laser (b) Versuchsaufbau während des Schweißprozesses mit dem Scheibenlaser (c) Detail Ventilkörper und Induktionsspule mit Kopplungsabstand Seite 21 3 Erzielte Forschungsergebnisse 3.1 Heißrissfreies Schweißen des Cr-Ni-Stahls 1.4305 3.1.1 Hauptergebnis Die ursprüngliche Idee in diesem Forschungsvorhaben bestand darin, zu untersuchen, ob das Verfahren des Temperaturfeld-Tailoring für austenitische Cr-Ni-Stähle (und Nickelbasislegierungen) anwendbar ist. Die Versuche zur Optimierung des Verfahrens sollten hauptsächlich an Blechproben des Stahls 1.4305 (X8CrNiS18-9) durchgeführt werden, weil dieser Stahl laut Empfehlungen der Stahlhersteller und laut Erfahrungen aus der industriellen Praxis, u.a. vom pbA-Mitglied Witzenmann GmbH, aufgrund seiner starken Aufschwefelung als stark heißrissgefährdet gilt [DEW08]. Schwierigkeiten bei der Übertragung des TemperaturfeldTailorings vom bekannten Fall des Automatenstahls 45S20 auf die Klasse der austenitischen CrNi-Stähle waren aufgrund der geringeren Wärmeleitfähigkeit und des größeren thermischen Ausdehnungskoeffizienten sowie wegen veränderter mechanischer und magnetischer Eigenschaften der Cr-Ni-Stähle erwartet worden. Im Gegensatz zu diesen Erwartungen hat sich gezeigt, dass der austenitische Cr-Ni-Stahl 1.4305 mit dem Laserstrahl heißrissfrei schweißbar ist – und zwar ohne zusätzliches Temperaturfeld-Tailoring. Dieses Ergebnis hat den Projektablauf maßgeblich beeinflusst. Das Verfolgen der ursprünglich geplanten Strategie, das Temperaturfeld-Tailoring für das Laserstrahlschweißen dieses Stahls zu optimieren, hätte zunächst die Erzeugung von heißrissbehafteten Schweißnähten vorausgesetzt. Um dies zu erreichen, wurde ein breites Feld von Proben- und Schweißparametern variiert. Im Einzelnen betrifft dies: - Schweißversuche als Durchschweißung in ein Blech und als I-Stoß-Schweißung von zwei Blechen; - Versuche mit Blechdicken von 2 bis 7 mm; - Verwendung von Blechbreiten jedes der beiden Bleche beim I-Stoß-Schweißen von 30 mm bis 120 mm - Untersuchung von Schweißgeschwindigkeiten von 1m/min bis 8 m/min - Einstellung von Fokuslagen von 0 mm (Blechoberfläche) bis -7 mm (Blechunterseite bei dicken Blechen) - Variation des Lasermodes (Grund-Mode und Donut-Mode). Insgesamt sind Schweißversuche mit ca. 40 verschiedenen Kombinationen dieser Parameter ausgeführt worden. In keinem Fall sind reproduzierbar Heißrisse entstanden. Umgekehrt ergibt sich aus dieser Versuchsserie das Ergebnis, dass das heißrissfreie Schweißen von Blechen aus 1.4305 nicht nur in einem engen Parameterfenster gelingt, sondern dass für Bleche verschiedener Dicken und Breiten ein gut beherrschter Schweißprozess vorliegt, für den die Parametereinstellung zum Erreichen qualitativ guter Schweißergebnisse nicht kritisch ist. Als Standard-Blechproben für die Durchführung von Zugversuchen und Ermüdungsversuchen zur Bestimmung der Schwingfestigkeit (s. Abschnitt 3.1.2.3) wurden 6,0 mm dicke und 100 mm breite Bleche ausgewählt. Für diese Proben ist folgendes Schweißverfahren zum Einsatz gekommen: - Laser: CO2-Slab-Laser DC060 RofinSinar - Mode: Grund-Mode - Brennweite: 250 mm - Laserleistung: 5,8 kW - Schweißgeschwindigkeit: 1,6 m/min Seite 22 - Fokuslage: 0,0 mm (auf Bauteiloberfläche) - Schutzgas / Prozessgas: 25 l/min Helium 4.6; ohne Wurzelschutz. 3.1.2 Nachweis der Rissfreiheit 3.1.2.1 Metallographische Untersuchungen Von allen Schweißproben mit dem Stahl 1.4305 wurden metallographische Längs- und Querschliffe angefertigt. Dabei erfolgte pro Schweißversuch in der Regel die Entnahme von drei Querschliffen, jeweils nach ca. 50 mm, 150 mm (Mitte) und 250 mm der insgesamt 300 mm langen Schweißnähte. Längsschliffe wurden im Bereich zwischen 130 und 150 mm vom Schweißnahtbeginn entnommen und für eine Länge von mindestens 10 mm präpariert. Jeder Längsschliff ist für drei Schliffebenen I bis III untersucht worden (Abbildung 14c). In den meisten Fällen wurden polierte Schliffe angefertigt und untersucht, weil in diesen mögliche feine Risse sicherer erkennbar sind als in geätzten Schliffen. In der Abbildung 14 sind beispielhaft Längs- und Querschliffe einer dünnen 2 mm-Blechprobe und einer dicken 6,5 mmBlechprobe gezeigt. I II III a c b c d Abbildung 14: Ergebnisse der metallographischen Untersuchungen am Stahl 1.4305, Nachweis der Rissfreiheit (Beispiele) (a) Längsschliff Nahtmitte leicht geätzt, Blech 2 mm dick, vS= 1,2 m/min (b) Querschliff leicht geätzt, Blech 2mm dick, vS= 1,2 m/min (c) Querschliff wie in (b) mit eingezeichneten Schliffebenen I-III für Längsschliffe (d) Längsschliff Nahtmitte poliert, Blech 6,5 mm dick, vS= 1,6 m/min (e) Querschliff leicht geätzt, Blech 6,5 mm dick, vS= 1,6 m/min Die Suche nach möglichen Rissen erfolgte mittels eines metallographischen Lichtmikroskops in einem Vergrößerungsbereich von 200fach bis 1000fach. Üblicherweise wurde die gesamte Schlifffläche bei 200facher Vergrößerung abgesucht. Stellen mit unklaren Befunden (Mangansulfide, Präparationsfehler o.ä.) wurden höher vergrößert. In den metallographischen Untersuchungen der Schweißnähte am Stahl 1.4305 sind keine Risse aufgefunden worden. Als einzige Unregelmäßigkeit sind Einzelporen aufgefallen (Abbildung 14). Nach DIN EN ISO 13919-1 sind diese der Bewertungsgruppe B zuzuordnen. Seite 23 3.1.2.2 Röntgen- und Ultraschallprüfungen Zur schnellen Einschätzung, ob bei es bei einem Schweißversuch zur Bildung von Heißrissen gekommen ist, war die Durchführung von zerstörungsfreien Prüfungen geplant. Ursprünglich waren Ultraschallmessungen vorgesehen, wobei mittels eines Scantisches eine x-y-Bewegung des Schallkopfes und damit ein Abrastern Schweißnaht möglich gewesen wäre. Es hat sich gezeigt, dass die Auflösung dieser Methode für die im Rahmen dieses Forschungsvorhabens durchzuführenden Prüfungen nicht ausreichend ist. In der Abbildung 15 sind die Ergebnisse einer Ultraschallprüfung und einer Röntgenprüfung für dieselbe Probe (aber unterschiedliche Stellen) gegenübergestellt. In der Ultraschallprobe sind Schwankungen des Schwärzungsgrades entlang der Schweißnaht erkennbar, aus denen die Gewinnung von Aussagen zur Heißrissbelegung erhofft worden war. Es zeigt sich aber, dass z.B. die in dieser fehlerhaft geschweißten Testprobe vorhandenen Poren zu einem derartig starken Ultraschallsignal führen, das eine Detektierung der wesentlich feineren Heißrisse nicht möglich erscheinen lässt. a b Abbildung 15: Vergleich der Auflösung bei der Ultraschallprüfung (a) und der Röntgenprüfung (b) (jeweils mit der zur Verfügung stehenden Technik). Beide Aufnahmen stammen von derselben Probe, die fehlerhaft geschweißt wurde, so dass Porenreihen entstanden sind. Blickrichtung jeweils von der Oberseite zur Wurzel. Zur schnellen Prüfung möglichst großer Schweißnahtvolumina wurde deshalb auf die RöntgenDurchstrahlungsprüfung zurückgegriffen. Um Informationen über die Tiefenlage möglicher Defekte zu erhalten sind die Schweißnähte nicht zerstörungsfrei mit Aufnahmen von der Oberseite zur Wurzel geprüft worden, sondern es erfolgte ein Heraustrennen der Schweißnaht aus dem Blech derart, dass eine Durchstrahlung in Querrichtung vorgenommen werden konnte (Abbildung 16). Die so herausgetrennten Scheiben waren ca. 2 mm dick. a b Abbildung 16: Ergebnisse der Röntgenprüfung (Kopien vom Röntgenfilm): (a) Schweißversuch an Blech 6,5 mm dick, vS= 1,6 m/min; Blickrichtung wie beim Längsschliff in der Abbildung 14c – keine Risse (b) als Vergleich: Heißrisse im Röntgenfilm: Nachweis der grundsätzlichen Möglichkeit, Heißrisse im Röntgenfilm zu erkennen Bei den Röntgenprüfungen sind an den Schweißproben des Stahls 1.4305 keine Risse festgestellt worden. Grundsätzlich hätte die Auflösung bei der verwendeten Körnigkeit des Röntgenfilms ausgereicht, um Heißrisse zu erkennen, wie an einer Vergleichsprobe in der Abbildung 16 b gezeigt ist. Seite 24 3.1.2.3 Bestimmung der mechanischen Eigenschaften der Schweißnähte Als elegante Möglichkeit des Nachweis der Rissfreiheit oder des Auffindens möglicher Heißrisse war in diesem Forschungsvorhaben die Durchführung von Festigkeitsmessungen der Schweißnähte vorgesehen. Besonders bei Versuchen unter zyklischer Belastung wäre damit zu rechnen, dass Heißrisse – falls sie in den Schweißnähten vorhanden sind – auf dem Ermüdungsbruchflächen im Rasterelektronenmikroskop sichtbar werden, da diese Risse sehr wahrscheinlich als Ausgangspunkt für das Wachstum von Ermüdungsrissen fungieren würden und deshalb auf der letztlich entstehenden Bruchfläche enthalten sein müssten. Im umgekehrten Fall kann eine heißrissfreie Bruchfläche mit guter Sicherheit als Nachweis einer heißrissfreien Schweißnaht dienen. Die Messungen zur Schwingfestigkeit der Laserstrahl-Schweißnähte an 1.4305 erfolgten an Proben, die aus Schweißversuchen an 6 mm dicken Blechen entnommen wurden. Die Schweißnaht lag quer zur Belastungsrichtung. Die Schweißparameter für diese Probenserie sind in Abschnitt 3.1.1 angegeben. Die Versuche zur Ermittlung der Schwingfestigkeit erfolgten als Zug-Druck-Wechsellastversuche mit einem Spannungsverhältnis von R=-1. Um eine hohe statistische Absicherung bei einer optimalen Probenzahl (hier: 30 Stück) zu erhalten, haben sich abgekürzte Verfahren bewährt, von denen das Abgrenzungsverfahren gewählt wurde [Män75]. Dieses Verfahren ist darauf ausgerichtet, für eine vorzugebende (Grenz-)Lastspielzahl in Abhängigkeit von der Spannungsamplitude Bruchwahrscheinlichkeiten zu bestimmen. Man vermeidet damit die Angabe einer „Dauerfestigkeit“, deren tatsächliche Existenz in aller begrifflichen Schärfe für Schweißnähte in Frage zu stellen ist [Son09]. Lage der Schweißnaht a b Abbildung 17: Schwingfestigkeit der Laserstrahlschweißnähte im Stahl 1.4305 (a) Wöhler-Kurve mit Messpunkten für das Abgrenzungsverfahren (b) typische Lage des Bruchs im Vergleich zur Lage der Schweißnaht Aus den Messungen hat sich ergeben, dass die Laserstrahl-Schweißnähte am Cr-Ni-Stahl 1.4305 für eine Grenzlastspielzahl von 2 x 106 Zyklen bei einer Spannungsamplitude von 170 MPa eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 90% (Bruchwahrscheinlichkeit 10%) und bei einer Spannungsamplitude von 200 MPa eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 10% (Bruchwahrscheinlichkeit 90%) besitzen (Abbildung 17). Diese Angaben scheinen zunächst aus technischer Sicht nicht sehr aussagekräftig, da so hohe Bruchwahrscheinlichkeiten wie 10% meist nicht tolerierbar sind. Der Wert dieser Aussagen besteht allerdings in ihrem hohen Grad an Seite 25 statistischer Sicherheit. Damit lassen sich technisch relevante Werte, wie Bruchwahrscheinlichkeiten von, z.B., 0,1% oder 0,01% mit hoher Sicherheit durch Extrapolation von den 10%- und 90%-Werten gewinnen. Mit den hier vorliegenden Messwerten ergibt sich, z.B., eine Bruchwahrscheinlichkeit von 0,1% für eine Spannungsamplitude von 148 MPa. Das bedeutsamste Ergebnis dieser Untersuchungen zur Schwingfestigkeit besteht in der Tatsache, dass die Proben nicht in den Schweißnähten gebrochen sind. Die typische Bruchstelle lag 1 bis 2 mm neben der Schweißnaht, was einer Position im Grundwerkstoff neben der Wärmeeinflusszone entspricht. Die metallphysikalische Ursache für diese Lage der Bruchstelle ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht klar. Wesentlich ist aber, dass die Bruchflächen keine Heißrisse enthalten (können) und damit die Versuche zur Messung der Schwingfestigkeit als Nachweis für die Heißrissfreiheit anzusehen sind. Die Bruchstelle im Grundwerkstoff zeigt an, dass die erzeugten Schweißnähte die Grundwerkstoff-Schwingfestigkeit zumindest erreichen. Zuverlässige Vergleichswerte für die Schwingfestigkeit des Stahls 1.4305 sind in der Literatur oder in Datensammlungen nur schwer zu finden. Es gibt Datenblätter von chinesischen Stahlherstellern (Donghao Stainless Steel u.a.), in denen als „Fatigue Limit“ 240 MPa angegeben werden. Es gibt aber keine Angaben darüber, wie dieser Wert ermittelt wurde (Biegung? Zug/Druck? R-Wert? statistische Absicherung?). Für den ähnlichen Cr-Ni-Stahl 1.4301, der sich nur durch den geringeren Schwefelgehalt von 1.4305 unterscheidet, liegt eine Wöhlerkurve mit wenigen Messpunkten vor, für die eine Dauerfestigkeit („endurance limit“) von 178 MPa eingezeichnet ist [SKA11]. Dieser Wert entspricht von der Messmethodik her dem hier gemessenen Wert für die 50%-Bruchwahrscheinlichkeit. Da dieser Wert für die geschweißten Proben 185 MPa beträgt, kann geschlussfolgert werden, dass die Schweißnähte die Schwingfestigkeit des Grundwerkstoffes erreichen. Lage der Schweißnaht a b Abbildung 18: Ergebnisse des Querzugversuchs an laserstrahlgeschweißtem Stahl 1.4305 (a) Zugkurven: es sind zwei Zugkurven von mit gleichen Parametern geschweißten Proben dargestellt. (b) Lage des Bruchs: in der Schweißnaht. Die aus den Spannungs-Dehnungs-Kurven aus Querzugversuchen (Abbildung 18) gewonnen Kennwerte für die geschweißten Proben sind in der Tabelle 5 mit den Eigenschaften des Grundwerkstoffs verglichen. Es zeigt sich, dass die Schweißverbindung bei der 0,2%Seite 26 Dehngrenze die Festigkeit des Grundwerkstoffes übertrifft und bei der Zugfestigkeit gut der vom Hersteller lt. Datenblatt geforderte Bereich erreicht wird. Die Bruchdehnungen der geschweißten Proben liegen allerdings unterhalb des geforderten Bereichs. Da der beim Zugversuch in der Schweißnaht erfolgt, ist zu schlussfolgern, dass die Schweißnähte einen Duktilitätsverlust gegenüber dem Grundwerkstoff aufweisen. Offensichtlich ist dieser Duktilitätsverlust in der Schweißnaht aber nicht so stark, dass dort der Ermüdungsbruch ausgelöst wird. geschweißte Proben Vorgabe lt. Datenblatt 1.4305 [DEW08] Grundwerkstoff, verwendete Charge, Messung im Stahlwerk Dehngrenze Rp0,2 261 MPa 190 MPa 234 MPa Zugfestigkeit Rm 502 – 563 MPa 500 – 750 MPa 619 MPa Bruchdehnung A5 19,1 – 26,4 % 35 % 56,5% Tabelle 5: Mechanische Eigenschaften für geschweißte Proben aus 1.4305 (Querzugversuch) im Vergleich zum Grundwerkstoff 3.1.3 Metallurgische Ursachen für das heißrissfreie Schweißen des Cr-Ni-Stahls 1.4305 Eine Interpretation des überraschenden Ergebnisses, dass der austenitische Cr-Ni-Stahl 1.4305 mittels Laserstrahlschweißen heißrissfrei geschweißt werden kann, kann auf der Grundlage zweier Befunde von metallographischen Gefügeuntersuchungen erfolgen. Zum einen erfolgt die Erstarrung des Schweißgutes in der hier untersuchten Chargenzusammensetzung primär ferritisch und zum anderen wird der in relativ hoher Konzentration vorhandene Schwefel bei der Erstarrung nahezu vollständig vom Mangan abgebunden und kann so keine niedrigschmelzenden Phasen bilden. 3.1.3.1 Chargenzusammensetzung und Typ der Primärerstarrung Die Abbildung 19 zeigt das Gefüge einer typischen heißrissfreien Schweißnaht in einem nach Lichtenegger-Bloech geätzten Schliff. Es handelt sich dabei um einen Gefügetyp, der durch primär ferritsche Erstarrung entstanden ist. Dies ist an zumindest zwei Merkmalen eindeutig erkennbar: Erstens, der nach der Abkühlung auf Raumtemperatur verbleibende Deltaferrit befindet sich im Inneren der aus den Dendritenarmen gebildeten Körner und Subkörner. Bei einer Ätzung nach Lichtenegger-Bloech erscheint der Deltaferrit weiß. Beim hier verschweißten Werkstoff ist der verbleibende Deltaferrit-Anteil klein (unter 1%). Deshalb ist im Schliffbild nur kleiner körniger Deltaferrit (Kennzeichnung mit „“ in Abbildung 19b) sichtbar. Zweitens ist der Erstarrungstyp an den Seigerungen der Hauptlegierungselemente erkennbar. Bei der Lichtenegger-Bloech-Ätzung erscheinen mit Chrom angereicherte Gebiete gelb, mit Nickel angereicherte Gebiete braun. In der Abbildung 19 ist gut erkennbar, dass sich mit Chrom angereicherte Gebiete gerade in den Dendriteninneren befinden, während Nickelseigerungen an den Rändern der Dendriten auftreten. Dies ist aber – wegen der Wirkung von Chrom als Ferritbildner und Nickel als Austenitbildner – gerade typisch für die primär ferritische Erstarrung. Derartig detaillierte Gefügeuntersuchungen erfolgten an ca. 20% aller Schweißproben, wobei bei der Probenauswahl darauf geachtet wurde, das Parameterfeld (s. Abschnitt 3.1.1) komplett abzudecken. Die beschriebenen Gefügemerkmale für die primär ferritische Erstarrung traten bei allen Proben auf, so dass die Schlussfolgerung gerechtfertigt ist, dass der hier verwendete Stahl 1.4305 unter den gewählten Bedingungen des Laserstrahlschweißens stets primär ferritisch erstarrt. Seite 27 a b Abbildung 19: Querschliff durch eine heißrissfreie Schweißnaht am Stahl 1.4305 (Blech 6,0 mm dick, vS= 1,6 m/min); Ätzung nach Lichtenegger-Bloech; Übersichtsaufnahme (a) und Ausschnittsvergrößerung (b). In (b) sind einige der weiß erscheinende Deltaferrit-Körnchen gekennzeichnet. Sie sind von den grau erscheinenden Mangansulfiden zu unterscheiden. Die Tatsache, dass der hier untersuchte Cr-Ni-Stahl 1.4305 primär ferritisch erstarrt, ergibt sich hauptsächlich aus der vorliegenden Chargenzusammensetzung (s. Abschnitt 2.1.3). In der Abbildung 1b, in der der Zusammenhang zwischen dem Chrom-Nickel-Äquivalent, dem Erstarrungsmodus und der Heißrissneigung für verschiedene Cr-Ni-Stähle dargestellt ist, wurde bereits korrekterweise berücksichtigt, dass für die einzelnen Stähle Legierungstoleranzen zugelassen sind, was durch das Einzeichnen von Rechtecken verdeutlicht wurde. Bei Berücksichtigung der tatsächlich zugelassenen Legierungstoleranzen in das Diagramm der Abbildung 1b zeigt sich allerdings, dass diese Rechtecke tatsächlich noch größer gezeichnet werden müssten. In der Abbildung 20 können die im Rahmen der zugelassenen Toleranzen tatsächlich möglichen Legierungen des Stahls 1.4305 in einem Bereich liegen, wie er durch das blaue Rechteck gekennzeichnet ist. Abbildung 20: Mögliche Legierungstoleranzen (blaues Rechteck) und Lage der tatsächlich untersuchten Charge (roter Punkt) des Cr-Ni-Stahls 1.4305 im Creq.-Nieq.-Schaubild. Seite 28 Eine Breite und Höhe des Rechtecks von „2“ in den Einheiten des Diagramms ergibt sich schon allein aus den zugelassenen jeweils 2%-Schwankungen von Chrom und Nickel. Hinzu kommen die Toleranzen bei den anderen Legierungselementen. Die große Ausdehnung in Richtung der senkrechten Achse resultiert vor allem aus dem hohen Einfluss der Austenitbildner Kohlenstoff und Stickstoff mit Faktoren von 22 und 14,2 auf das Nickel-Äquivalent. Es zeigt sich, dass allein durch die Legierungstoleranzen für verschiedene Chargen des Stahls 1.4305 primäre Erstarrungsmodi von vollständig austenitisch, über austenitisch-ferritisch und ferritisch-austenitisch bis vollständig ferritisch auftreten könnten. Die vom pbA-Mitglied Deutsche Edelstahlwerke GmbH gelieferte Charge liegt im Creq.-Nieq.Schaubild der Abbildung 20 im unteren Bereich des die Legierungstoleranzen beschreibenden Rechtecks. Diese Lage und damit ein Modus der Primärerstarrung „ferritisch“ mit der Bildung von etwas Austenit am Ende der Erstarrung (= „ferritisch-austenitisch“) ergibt sich primär aus dem relativ niedrigen Nickelgehalt der Legierung. Zusammenfassend zu diesem Punkt ergibt sich das schlüssige Bild, dass bei der vorliegenden Legierungszusammensetzung eine primär ferritische Erstarrung des Schweißgutes zu erwarten war, die dann laut metallographischem Befund tatsächlich auch stattgefunden hat und zur Möglichkeit des heißrissfreien Schweißens des Stahls 1.4305 geführt hat. 3.1.3.2 Verteilung des Schwefels im Schweißgut Im Grundwerkstoff des Stahls 1.4305 sollte der Schwefel nahezu vollständig in Mangansulfiden abgebunden sein. In der vorliegenden Charge ist der enthaltene Mangananteil von 1.75% entsprechend der üblichen Regel („Mangananteil mindestens 6facher Schwefelgehalt“) bei einem Schwefelgehalt von 0,268% dafür ausreichend. Da die Schmelztemperatur von Mangansulfid 1610°C beträgt, ist davon auszugehen, dass die Sulfide beim Schmelzen vollständig aufgelöst werden – eventuell mit Ausnahme eines schmalen Bereiches am Rand der Schmelzzone. Für eine mögliche Entstehung von Heißrissen ist entscheidend, welche Verbindungen der Schwefel beim Erstarren eingeht, also ob an den Dendritengrenzen ausreichend Schwefel verbleibt, um niedrigschmelzende Phasen zu bilden (z.B. das Eisen– Eisensulfid-Eutektikum bei 988°C). a b Abbildung 21: Verteilung des Schwefels in einer Schweißnaht des Stahls 1.4305 (Blech 6,1 mm dick, vS= 1,3 m/min); gemessen mittels Energiedipersiver Röntgenmikroanalyse (EDX): Übersicht (a) und Detail (b). Es handelt sich hier zunächst um qualitativ interpretierbare Darstellungen. Starke Sättigung eines Bildpunktes mit der Farbe Gelb zeigt einen relativ hohen Schwefelanteil an; ein schwarzer Bildpunkt entspricht einem Schwefelgehalt unterhalb der Auflösungsgrenze des Verfahrens. Abbildung (b) nach Untergrundkorrektur. In der in der Abbildung 21a beispielhaft angegebenen Schwefelverteilung ist zu erkennen, dass sich in der erstarrten Schweißnaht offenbar feinere schwefelreiche Phasen gebildet haben als im Grundwerkstoff vorgelegen hatten (Grundwerkstoff: etwa linkes und rechtes Viertel des Bildes, Seite 29 Schweißnaht: etwa die mittleren beiden Viertel). Die Abbildung 21b verdeutlicht die hohe Dichte schwefelreicher Phasen mit einem mittleren Abstand deutlich unter 10 μm. In den Gefügeuntersuchungen (s. Abbildung 19) ist gut erkennbar, dass sich diese schwefelreichen Phasen nicht nur an den Korngrenzen gebildet haben, sondern zu einem großen Anteil auch im Korninneren. Mittels quantitativer EDX-Punktanalyse zeigte sich, dass es sich bei den schwefelreichen Phasen tatsächlich um reines Mangansulfid handelt. Die Bereiche zwischen den Sulfiden enthalten einen für die EDX-Messung nicht mehr nachweisbaren Schwefelanteil. Dieser hier beschriebene Befund stimmt gut mit den theoretischen Erwartungen überein. Das ausreichende Manganangebot und die vergleichsweise zu Eisen und den anderen Legierungselementen hohe Affinität des Schwefels zum Mangan führen zusammen mit der hohen Löslichkeit von Schwefel im Ferrit dazu, dass sich der Schwefel nicht an den Korngrenzen anreichert, sondern, dass fein verteilte Mangansulfide entstehen. Dadurch wird die Heißrissbildung über niedrig schmelzende Phasen verhindert. Seite 30 3.2 Temperaturfeld-Tailoring für den Stahl 1.4435 3.2.1 Hauptergebnis Beim Verschweißen von Blechproben des Stahls 1.4435 (X2CrNiMo18-14-3) mit Dicken zwischen 4 und 8 mm im Stumpfstoß entstehen Heißrisse. Dieser Befund entspricht der Erwartung, denn bei diesem Stahl findet eine austenitische Erstarrung statt (siehe Abschnitt 2.1.1). Bei den auftretenden Heißrissen handelt es sich zum größten Teil um Wiederaufschmelzungsrisse, die an beiden Seiten der Naht am Übergang vom Schweißgut zur Wärmeeinflusszone liegen. Zu einem geringeren Teil treten Erstarrungsrisse im Schweißgut auf. Um der Bildung dieser Heißrisse entgegenzuwirken, ist das Verfahren des TemperaturfeldTailoring (TT) eingesetzt worden. Dabei wurden zum einen systematische Versuche unter Variation der „Tailoring-Parameter“ Induktorleistung (Temperaturen des TT-Feldes), Induktorlänge, Kopplungsabstand und Induktorposition ausgeführt. Diese Versuche wurden ergänzt durch begleitende Simulationsrechnungen, in denen die Spannungswirkungen des induktiv eingekoppelten Temperaturfeldes auf die Schweißnaht ermittelt wurden. Im Ergebnis der Schweißversuche und der Simulationsrechnungen hat sich gezeigt, dass der Bildung der hier vorliegenden Heißrisse mittels Temperaturfeld-Tailoring nur teilweise entgegenwirkt werden kann. Für Cr-Ni-Stähle kann ein Temperaturfeld so erzeugt werden, dass die kritischen, die Heißrissbildung hervorrufenden Zugspannungen quer zur Schweißnaht abgebaut und geringe Druckspannungen erzeugt werden können. Das bewirkt, dass Mittelrippenrisse oder zu diesen parallel liegende Risse vermieden werden. Dagegen gelingt es nicht oder nur in geringem Maße, die Bildung von Querrissen und flachliegenden Rissen zu beeinflussen, da in Richtungen längs zur Schweißnaht und senkrecht zur Blechoberfläche die vorhandenen Zugspannungen nicht abgebaut werden können. Zusätzlich kommt für die ohnehin in einer für das Temperaturfeld-Tailoring ungünstigen Richtung liegenden Wiederaufschmelzungsrisse die Schwierigkeit hinzu, dass zu deren Beeinflussung eine Spannungswirkung in der Wärmeeinflusszone im festen Zustand erreicht werden müsste, was größere Spannungen als bei der Erstarrung des Schweißgutes erfordern würde. Für die Wiederaufschmelzungsrisse konnten Schwefelanreicherungen an den Rissufern nachgewiesen werden. Das bestätigt die bekannte Wirkung des Schwefels, bei der über die Bildung niedrigschmelzender Phasen die Entstehung von Heißrissen begünstigt wird. Zur Vermeidung dieser Wiederaufschmelzungsrisse müssen andere Strategien entwickelt werden. 3.2.2 Art und Verteilung der Heißrisse und Wirkung des TemperaturfeldTailorings In der Abbildung 22 ist ein Überblick über die in Stumpfstoß-Schweißnähten im Stahl 1.4435 entstandenen Heißrisse gegeben. In der Mehrzahl handelt es sich um Wiederaufschmelzungsrisse, die in ihrer Hauptausbreitungsrichtung flach – also parallel zur Blechoberfläche – liegen. Diese Wiederaufschmelzungsrisse sind quer zur Schweißnaht zwischen 0,1 und 0,5 mm lang und reichen von der Wärmeeinflusszone bis in das Schweißgut. Die Risse liegen hauptsächlich im oberen Nahtdrittel (typische Tiefe unter der Blechoberseite zwischen 0,6 und 2,0 mm) und im unteren Nahtviertel (typisch zwischen 4,5 und 5,5 mm in 6 mm dicken Blechen). In vielen Fällen ist eine gewisse Symmetrie dahingehend zu beobachten, dass auf beiden Seiten der Schweißnaht Risse in gleicher Tiefe liegen (siehe Abbildung 22 a,b). Seite 31 a c b d e Abbildung 22: Heißrisse in Schweißnähten des Stahls 1.4435 (a)-(c) Querschliffe: massives Auftreten von Wiederaufschmelzungsrissen; mehrere Beispiele; rote Pfeile zur Hervorhebung (d) Längsschliff Nahtmitte: einzelne Erstarrungsrisse; blaue Pfeile zur Hervorhebung (e) Längsschliff Übergang Schweißgut-WEZ: Erstarrungsrisse und Wiederaufschmelzungsrisse Genauere Untersuchungen zur Lage der Wiederaufschmelzungsrisse im Gefüge haben ergeben, dass es sich dabei um gerissene Korngrenzen der Wärmeeinflusszone handelt (Abbildung 23). In geringerer Zahl als die Wiederaufschmelzungsrisse treten Erstarrungsrisse im Schweißgut auf (Abbildung 22 d,e). Diese Risse sind in unterschiedlichen Richtungen ausgedehnt. Häufungen in bestimmten Tiefen wurden nicht festgestellt. a b Abbildung 23: Details zur Lage der Wiederaufschmelzungsrisse (a) Verlauf entlang der Korngrenzen der WEZ (Ätzung nach Beraha II) (b) Erweiterte Schmelzzone an den Korngrenzen der WEZ (Ätzung nach LichteneggerBloech) Seite 32 Bei den Versuchen, die Bildung dieser Heißrisse mittels Temperaturfeld-Tailoring zu verhindern oder zumindest einzuschränken wurde eine Optimierung der „Tailoring-Parameter“ durch ein kombiniertes Vorgehen zwischen Experiment und Simulation angestrebt. Da zu insgesamt fünf Punkten Auswahlmöglichkeiten oder einstellbare Parameter vorhanden sind, wäre ein komplettes „Abarbeiten“ der Parametermatrix sehr aufwändig und wenig erfolgversprechend gewesen. Stattdessen wurde versucht, Parameterfenster einzugrenzen oder Tendenzen zu erkennen, in denen eine möglichst optimale Wirkung des TemperaturfeldTailorings erwartet werden kann, indem experimentelle Beobachtungen und Simulationsergebnisse (siehe Abschnitt 3.2.3) genutzt wurden. Diese optimalen Parameter und Tendenzen für die „Tailoring-Parameter“ sind in der Tabelle 6 zusammengestellt. Auswahlmöglichkeit oder Parameter Variationsmöglichkeiten Parameterfenster, Tendenzen für optimale Wirkung, Induktortyp Linieninduktor Doppellinieninduktor aus experimenteller Beobachtung: Doppellinieninduktor günstig, ruhigere Schmelze wegen geringerer Lorentzkräfte, Nachteil: geringere Effektivität, geringere Temperaturen Induktionsleistung/ maximale Temperatur 30 kW – 60 kW/ ca. 300°C – 600°C aus Simulation: maximale Leistung und hohe Temperaturen sinnvoll. Im erreichbaren Temperaturbereich skaliert die Größe der Spannungsänderungen mit der Temperatur Kopplungsabstand Min.: 1 mm Max.: beliebig aus Simulation und exp. Beobachtung: geringstmöglicher Kopplungsabstand sinnvoll, um hohe Temperaturen zu erreichen Induktorlänge 40 mm – 100 mm (hier realisierte Längen andere Längen zusätzlich möglich) aus Simulation und exp. Beobachtung: kein wesentlicher Einfluss, bei langem Induktor etwas höhere Temperaturen erreichbar Induktorposition -32 mm bis +32 mm Abstand InduktormitteLaserstrahl (vorlaufend, mittig, nachlaufend) aus Simulation: leicht nachlaufender Induktor (10 bis 20 mm hinter dem Laserstrahl) günstig für optimale Lage des Spannungsmaximums zur Erstarrungszone Tabelle 6: „Tailoring-Parameter“ und Tendenzen für zu erwartende optimale Wirkung des Temperaturfeld-Tailorings Trotz dieser Optimierungsversuche ist es nicht gelungen, ein „Tailoring“ so zu erreichen, dass die Bildung aller Heißrisse verhindert wird. Während ein Zustand erreicht werden kann, in dem das Schweißgut rissfrei ist und damit Erstarrungsrisse vermieden werden können, scheinen die Wiederaufschmelzungsrisse grundsätzlich nicht durch ein Temperaturfeld-Tailoring beeinflussbar zu sein (Abbildung 24). Die Gründe dafür werden im folgenden Abschnitt diskutiert. Seite 33 a c b Abbildung 24: Wirkung des Temperaturfeld-Tailorings beim Laserstrahlschweißen des Stahls 1.4435; Beispiel für Induktion mit 60 kW; Temperatur 500°C, nachlaufender Induktor (a) Längsschliff Nahtmitte: rissfrei (b) Längsschliff Schweißgut-WEZ: flach liegende Wiederaufschmelzungsrisse 3.2.3 Ergebnisse der Simulationsrechnungen Bei den im Rahmen dieses Forschungsvorhabens ausgeführten Simulationsrechnungen konnten vorhandene Simulationsmodelle aus Vorarbeiten als Ausgangspunkt genutzt werden [Göb08]. Aus diesen vorliegenden Ergebnissen wurden vor allem die Rechnungen zur induktiven Einkopplung des Magnetfeldes und zur Verteilung der Wirbelströme sowie der Geometrie der daraus entstehenden Temperaturfelder genutzt. Ein wesentliches Ergebnis, auf das zurückgegriffen werden konnte, war die Erkenntnis, dass das durch die Induktion erzeugte Temperaturfeld als Volumenwärmequelle modelliert werden konnte, für die die Geometrie an die verwendeten Induktoren und Werkstoffe anzupassen war. Laserstrahl Temperaturfeld (Induktion) d Temperatur [°C] ax lx Abbildung 25: Zum Vorgehen bei den Simulationsrechnungen in SYSWELD: Lage des Laserstrahls (rot), des durch die Induktion erzeugten Temperaturfeldes (orange), Induktorabstand ax und Länge des Temperaturfeldes lx. Der gelbe Pfeil bezeichnet die Richtung, in der die Spannungsverläufe in der Tabelle 7 angegeben sind. Seite 34 Wesentliche Voraussetzungen für die Simulationsrechnungen, die innerhalb dieses Projektes neu erarbeitet werden mussten, waren die Installation eines größeren Programmupdates der umfangreichen Simulationssoftware SYSWELD und die Einarbeitung in dieses System sowie die Recherche und die Eingabe der Materialkennwerte und -eigenschaften der Werkstoffgruppe CrNi-Stähle. Um den Anschluss und die Vergleichbarkeit mit den Simulationsergebnissen aus den Vorarbeiten zu gewährleisten, wurden diese Rechnungen für den vergütbaren Automatenstahl 45S20 nachvollzogen. In der Abbildung 25 ist geometrische Anordnung des Simulationsmodells illustriert. In der Mehrzahl der Simulationen wurden Rechnungen für Stumpfstöße an ebenen Blechen ausgeführt. Die zu berücksichtigten Wärmequellen sind der Laserstrahl und das induktiv erzeugte Temperaturfeld. Für einen solchen Versuch mit Blechen der Dicke d sind die wählbaren Parameter der Abstand zwischen Laserstrahl und der Mitte des induktiv erzeugten Temperaturfeldes ax (Zusammenhang zur Größe„Induktorposition“ im realen Experiment: Induktorposition = ax – lx/2), die Länge des Temperaturfeldes lx (entspricht der „Induktorlänge“) und die (Maximal-)Temperatur des Temperaturfeldes. Bei einem Simulationslauf wird die zeitliche Entwicklung der thermisch induzierten Spannungsfelder bei einer Bewegung des Blechs zu den Wärmequellen mit einer gewählten Schweißgeschwindigkeit berechnet. Die Spannungsfelder liegen dann für alle (Knoten-)Punkte des Bleches vor. Für die Bewertung der Wirkung des induktiv erzeugten Temperaturfeldes zur möglichen Vermeidung von Heißrissen sind vor allem die Verläufe der Spannungskomponenten in x-, y- und z-Richtung von Interesse, die hinter dem Laserstrahl, also im Bereich des erstarrenden Schweißgutes, vorliegen. Um eine übersichtliche Darstellung zu geben, werden die Spannungsverläufe in einer gegebenen Tiefe, z.B. in der Blechmitte, von der Laserstrahlposition ausgehend entlang der erstarrenden Schweißnaht (negative x-Richtung) angegeben. In der Tabelle 7 sind derartige Spannungsverläufe für die drei Komponenten in Querrichtung (y), in Längsrichtung (x) und senkrecht zur Blechoberfläche (z) zusammengestellt, wobei jeweils die Situationen ohne und mit Temperaturfeld-Tailoring sowie die Wirkungen beim vergütbaren Automatenstahl und bei Cr-Ni-Stahl miteinander verglichen sind. Für die Darstellung sind hier die Ergebnisse ausgewählt worden, für die mit einem Temperaturfeld-Tailoring beim Cr-Ni-Stahl der größtmögliche Abbau von Zugspannungen erzielt wird. Für die x- und die z-Komponenten der Spannung ist dies für ax= 10 mm der Fall; für die yKomponente bei ax= 20 mm. Dies sind zwar unterschiedliche Abstände zwischen Induktor und Laserstrahl, die bei einem einzigen Schweißversuch nicht zu realisieren sind, aber für den hier zu betrachtenden maximalen Zugspannungsabbau in den einzelnen Richtungen erscheint das sinnvoll. Für die Querrichtung (y-Komponente) kann 15 mm hinter dem Laserstrahl ein kompletter Abbau der Zugspannungen erreicht werden. Diese Zugspannungen betragen ohne zusätzliches Temperaturfeld ca. 90 MPa; mit Temperaturfeld-Tailoring kann sogar eine Druckspannung von ca. -20 MPa erzeugt werden. Beim Vergleich der beiden Stähle bestehen keine wesentlichen Unterschiede bei den Spannungswirkungen, die erzielt werden können. Dass die Wirkung des zusätzlichen Temperaturfeldes in dieser Querrichtung so groß ist, verwundert nicht, da für diese Richtung gerade die grundlegende Idee des Verfahrens – das Aufbringen zusätzlicher seitlicher Temperaturfelder – zum Tragen kommt. Diese Querspannungen bis in den Druckbereich haben eine positive Wirkung zur Vermeidung von Mittelrippenrissen oder dazu parallel liegenden Rissen. Für die Längsrichtung (x-Komponente) sind die Wirkungen des Temperaturfeld-Tailorings für den Cr-Ni-Stahl nicht so günstig. Es gelingt im optimalen Fall nur eine Reduzierung der Zugspannungen um etwa 50% und damit verbleibt auch mit Temperaturfeld-Tailoring noch eine relative große Zugspannung von ca. 75 MPa, die zur Heißrissbildung führen kann. Für den vergütbaren Automatenstahl gelingt ein vollständiger Abbau der Zugspannungen. Eine vollständige quantitative Analyse der Ursachen für diesen Unterschied ist schwierig, da die Simulation einen komplexen, sich zeitlich verändernden thermo-mechanischen Sachverhalt Seite 35 behandelt. Ein qualitativer Erklärungsversuch könnte von der Tatsache der um den Faktor 3 unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeiten der beiden Stähle ausgehen. Das durch die Induktion hervorgerufene Temperaturfeld kann sich damit in alle Richtungen – und damit auch parallel zur Naht – schneller ausbreiten und könnte damit in größerem Abstand vor und hinter dem erstarrenden Volumen wirksam werden und so zu einer stärkeren Reduzierung der Zugspannungen in diesem Volumen führen. Ebenso wie für die x-Richtung ergeben sich bei der Simulation für die Richtung senkrecht zur Blechoberfläche (z-Richtung) keine großen Wirkungen des zusätzlichen Temperaturfeldes für den Cr-Ni-Stahl. Obwohl für den als Vergleich dienenden vergütbaren Automatenstahl ein Abbau der Zugspannungen von ca. 50 MPa nahezu vollständig auf Null erreicht werden konnte, ist für den Cr-Ni-Stahl rechnerisch nur eine Reduzierung um ca. 10 MPa nachweisbar. Für die Interpretation dieses Befundes gilt Ähnliches wie für die Längsspannungen. Spannungsverlauf ohne Temperaturfeld-Tailoring Spannungsverlauf mit Temperaturfeld-Tailoring (lx =44 mm, = 520°C) Veranschaulichung der Wirkungsrichtung der Spannung ax= 10 mm ax= 20 mm ax= 10 mm Tabelle 7: Vergleich der Spannungsverläufe ohne und mit Temperaturfeld-Tailoring. (6 mm dicke Bleche im Stumpfstoß verschweißt) Senkrecht untereinander sind die drei Spannungskomponenten in Querrichtung (y), Längsrichtung (x) und senkrecht zur Blechoberfläche (z) abgebildet, jeweils ohne (links) und mit Temperaturfeld-Tailoring (rechts). Die dunkelblauen Kurven zeigen die Verläufe für einen vergütbaren Automatenstahl, die magentafarbenen stehen für den Cr-Ni-Stahl. In den Kurven mit Temperaturfeld-Tailoring ist durch Pfeile für ein Beispiel, 10 mm hinter dem Laserstrahl, gekennzeichnet, welche Wirkung durch die zusätzliche induktive Erwärmung zur Reduzierung der Druckspannungen erreichbar ist. Seite 36 3.2.4 Nachweis der Schwefelanreicherung an den Wiederaufschmelzungsrissen Bei der Planung dieses Forschungsvorhabens war als Zielstellung vorgesehen, Versuche zu unternehmen, die heißrissauslösenden Phasen an den Korngrenzen genauer zu identifizieren. Hauptsächlich interessierte die Beantwortung der Frage, ob ein erhöhter Schwefelgehalt nachweisbar ist. Da für einen solchen Nachweis grundsätzlich ortsauflösende Analyseverfahren eingesetzt werden müssen, sind zunächst die relativ einfach realisierbaren RöntgenMikroanalysemethoden im Elektronenmikroskop in Betracht zu ziehen. Weitere Möglichkeiten ergeben sich beim Einsatz von XPS (X-ray Photoelectron Spectroskopy) oder APT (Atom Probe Spectroscopy), die an Bruchflächen von Heißrissen einsetzbar wären. Im Rahmen des hier beschriebenen Projektes sind die energiedispersive und die wellenlängendispersive Röntgenmikroanalyse (EDX und WDX) im REM eingesetzt worden. Dabei hat WDX den grundsätzlichen Vorteil einer höheren Auflösung. In der Abbildung 26 ist das am Beispiel der charakteristischen Schwefel K-Linie dargestellt. Während bei einer EDX-Messung die Signale von Schwefel und Molybdän aufgrund ihrer sich nur geringfügig unterscheidenden Energien nicht voneinander getrennt werden können, ist eine solche Trennung mit der höher auflösenden WDX-Messung möglich. b a Abbildung 26: Vergleich der Auflösung von energiedispersiver Röntgenmikroanalyse, EDX, (a) und wellenlängendispersiver Röntgenmikroanalyse, WDX, (b) zur Messung des Schwefelgehaltes in einem molybdänhaltigen Cr-Ni-Stahl Für den molybdänhaltigen Stahl 1.4435 ist der Einsatz der WDX-Analyse zwingend erforderlich, da sonst keine Abtrennung des Schwefel-Signals möglich ist. In der Abbildung 27 ist für ein Beispiel die Lage eines Messpunktes in der Nähe eines Wiederaufschmelzungsrisses an der Schweißnaht gezeigt. Es handelt sich hier um einen Messpunkt an einer Korngrenze der Nähe der Rissspitze des Wiederaufschmelzungsrisses. Der Messpunkt kann genau auf die Korngrenze gelegt werden. Es ist jedoch zu beachten, dass bei der Messung nicht nur dieser Punkt angeregt wird, sondern dass mit der Messung ein größeres Volumen erfasst wird. Bei den hier vorliegenden Bedingungen hat dieser Bereich eine Ausdehnung von ca. 500 nm. Bei den WDX-Messungen des Schwefelgehaltes an den Korngrenzen haben sich Werte von 0,05 gew.-% bis 0,07 gew.-% ergeben (Abbildung 28). Dies gilt sowohl für die Korngrenzen in der Wärmeeinflusszone als auch für die Korngrenzen im Grundwerkstoff. Diese Messwerte liegen über dem mittleren Schwefelgehalt des Stahls. Dieser mittlere Gehalt beträgt lt. Messung im Stahlwerk 0,014% (mittels optischer Emissionsspektroskopie, OES); die hier vorgenommene Messung mittels WDX im Korninneren hat 0,02% ergeben, was in guter Übereinstimmung zum (vermutlich genaueren) OES-Wert steht. Es ist zu beachten, dass die tatsächliche lokale Schwefelkonzentration direkt an den Korngrenzen sehr wahrscheinlich viel höher ist als die Ergebnisse der WDX-Messungen, da diese über die Korngrenze und die angrenzenden Gebiete in den Körnern, die wahrscheinlich maximal den mittleren Schwefelanteil enthalten, mitteln. Seite 37 Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass an den Korngrenzen ein erhöhter Schwefelanteil vorliegt. Messpunkt Abbildung 27: Lage eines Messpunktes zur Bestimmung des Schwefelgehaltes an einer Korngrenze an der Rissspitze eines Wiederaufschmelzungsrisses (Serie von sukzessiven Detailvergrößerungen). Es ist davon auszugehen, dass die Bildung der Wiederaufschmelzungsrisse im Stahl 1.4435 wesentlich durch diese erhöhte Belegung der Korngrenzen mit Schwefel verursacht wird. Die Tatsache, dass diese Schwefelanreicherung bereits im Grundwerkstoff vorliegt und nicht etwa erst durch den Energieeintrag beim Schweißen nur in der Wärmeeinflusszone entsteht, zeigt als wesentlichen Ansatzpunkt zur Vermeidung der Wiederaufschmelzungsrisse metallurgische Maßnahmen bei der Stahlherstellung auf, mit denen der Schwefelgehalt an den Korngrenzen reduziert werden müsste. a b c 0,048% 0,066% WDX WDX a Korninneres 0,02% b WDX 0,061% WDX c Abbildung 28: Ergebnisse zur Bestimmung des Schwefelgehaltes an Korngrenzen des Stahls 1.4435 (a)-(c): verschiedene Stellen (siehe Übersichtsbild) Seite 38 3.3 Bauteillösung: Schweißen der Ventilkörper aus Stahl 1.4404 3.3.1 Ausgangssituation Beim pbA-Mitglied NUTECH GmbH werden serienmäßig sog. Ventilkörper hergestellt, bei denen ein zylindrisches Außenteil mit einem Deckel – beide aus Stahl 1.4404 - mittels einer AxialRundnaht verschweißt wird (siehe Abschnitt 2.1.3.1). Diese Schweißnaht ist nicht auf Festigkeit beansprucht, sondern es kommt auf vollständige Dichtheit der Verbindung an. In der Qualitätskontrolle wird die Dichtheit mittels Abdrücken geprüft. Gelegentlich treten fehlerhafte Teile auf. Bei der anschließenden metallographischen Untersuchung dieser Teile werden häufig Mittelrippen-Heißrisse entdeckt (Abbildung 29 a,b). Bei Schweißversuchen im Fraunhofer IWS konnte diese Situation reproduziert werden (Abbildung 29 c,d). Aus Gründen der Verfügbarkeit kam zunächst ein CO2-Laser zum Einsatz, nicht wie beim Industriepartner ein YAG-Laser mit Faser. Bei den im IWS zur Überprüfung der Ausgangssituation geschweißten Proben traten an allen 4 geschweißten Teilen die aus der Produktion bekannten Mittelrippen-Heißrisse auf. Dies ist zwar eine wesentlich höhere Rate als in der Serie (und für die Serienproduktion wäre dies natürlich in keinem Fall akzeptabel), aber für die Verfahrensentwicklung ist dieser Umstand, dass sicher Heißrisse auftreten, zunächst als gut geeignet zu bewerten, da dann auch sicher eingeschätzt werden kann, ob eine Vermeidungsstrategie wirksam ist. a b c d Abbildung 29: Auftreten von Mittelrippen-Heißrissen an geschweißten Ventilkörpern der NUTECH GmbH (a) Serienteil; geschweißt bei NUTECH, YAG-Laser 3,5 kW, 400 μm Faser, vs= 2 m/min (b) Ausschnitt aus Abb. a, Lage des Heißrisses gelb hervorgehoben (c) Serienteil; geschweißt im IWS, CO2-Laser, 3,5 kW, vs= 2 m/min (d) Ausschnitt aus Abb. c 3.3.2 Strategie zur Heißrissvermeidung Bei diesem Bauteil liegt eine Situation vor, die sehr gut dafür geeignet erscheint, mittels Temperaturfeld-Tailoring einer Vermeidung der Heißrissbildung zu erreichen. Es müssen seitlich der Naht, also im Deckel und/oder dem zylindrischen Außenteil, Druckspannungen erzeugt werden, die den heißrissauslösenden Zugspannungen entgegen wirken. Vorüberlegungen und einfache Rechnungen zur Wärmeausdehnung und zu den entstehenden Spannungen haben ergeben, dass im vorliegenden Fall eine gute Wirkung bereits mit einem relativ einfachen „Tailoring“ erreicht werden kann. Dieses besteht in einer induktiven Vorwärmung des gesamten Deckels, wobei auch während des Schweißens diese Erwärmung fortgesetzt wird (Abbildung 30). Seite 39 a b Abbildung 30: Heißrissvermeidung beim Ventilkörper durch Erwärmung des innen liegenden Deckels vor und während des Schweißens (a) Ringinduktor und Positionierung des Induktors zum Bauteil (b) Temperatur-Zeit-Verläufe bei der Vorwärmung und beim Schweißen (schematisch) durchgehende Kurven: induktive Erwärmung; rote gestrichelte Kurve: Erwärmung durch den Laser Durch die Wärmemausdehnung des Deckels kommt es zum Aufbau von quer zur Schweißnaht wirkenden Druckspannungen. Bei der Geometrie einschließlich der Spaltmaße kann erwartet werden, dass bereits bei relativ geringen Temperaturen von ca. 300°C eine ausreichend große Wirkung erzielt wird. Um diesen Temperaturbereich einschließlich einer ausreichenden Sicherheit abzudecken, sind Schweißversuche mit Vorwärmtemperaturen zwischen 100°C und 600°C geplant und ausgeführt worden. Die Vorwärmung erfolgte dabei über einen Zeitraum von 5 Sekunden, in dem nach einem zunächst linearen Temperaturanstieg die geplante Vorwärmtemperatur erreicht war und dann bis nach dem Ende des Schweißvorgangs gehalten wurde (Abbildung 30 b). 3.3.3 Ergebnisse der Versuche mit induktiver Erwärmung Die Schweißversuche mit induktiver Erwärmung wurden als zwei Serien mit unterschiedlichen Laserquellen durchgeführt: erstens Versuche mit Scheibenlaser und Führung des Laserstrahls in einer 200 μm-Faser und zweitens Versuche mit einem CO2-Laser. Die erreichten Ergebnisse sind anhand metallographischer Querschliffe in der Abbildung 31 und der Abbildung 32 dargestellt. Bei den Schweißversuchen mit dem Scheibenlaser sind überraschenderweise im unteren Nahtdrittel flach liegende Heißrisse entstanden. Diese Risse treten nahezu entlang des gesamten Umfanges der Naht auf. Die Ursache für diesen Umschlag in der Ausrichtung der Risse (von den ursprünglich vorhandenen Mittelrippenrissen) konnte bisher nicht geklärt werden. Ein wie geplant ausgeführtes Temperaturfeld-Tailoring mit vorgewärmtem Deckel führt nicht zur Verhinderung der Bildung dieser flach liegenden Risse. Die Heißrisse treten bei allen Temperaturen (100°C bis 600°C) in gleicher Häufigkeit sowohl im Deckel als auch im Rohr auf. Obwohl bei flach liegenden Rissen eine Dichtheit der Naht gegeben wäre, handelt es sich bei dieser Drehung der Rissausrichtung nicht um das angestrebte Ergebnis. Nach Abschluss der Laufzeit dieses Forschungsvorhaben soll noch untersucht werden, ob diese spezielle Rissbildung in Zusammenhang mit den sehr schlanken Nähten steht, die mit einer Seite 40 200 μm-Faser erzeugt wurden. Unter Verwendung einer Faser mit größerem Durchmesser sollen breitere Nähte – ähnlich wie die in der Serie bei der NUTECH GmbH hergestellten – erzeugt werden. Deckel 20°C 300°C Rohr Deckel Rohr a b c d Abbildung 31: Ergebnisse der Schweißversuche mit Scheibenlaser (200 μm Faser) (a) Schweißnaht ohne Vorwärmung (b) Detail: flach liegende Heißrisse im unteren Nahtdrittel (c) Schweißnaht mit induktiver Erwärmung auf 300°C (d) Detail: flach liegende Heißrisse können nicht vermieden werden Bei den Schweißversuchen der zweiten Serie unter Verwendung des CO2-Lasers einschließlich zusätzlichem Temperaturfeld-Tailoring nach Abschnitt 3.3.2 ist das angestrebte Ergebnis eines rissfreien Schweißens erreicht worden. Die Mittelrippenrisse, die ohne zusätzliche induktive Erwärmung an jedem Bauteil der Versuchsserie im IWS aufgetreten waren, konnten mit zusätzlicher Erwärmung vollständig vermieden werden. Dazu waren bereits geringe Vorwärmtemperaturen von 100°C ausreichend. Bis zu einer Temperatur von 300°C entstehen schlanke, riss- und porenfreie Schweißnähte. In der Abbildung 32 ist zu erkennen, dass mit der Erhöhung der Temperatur eine größere Einschweißtiefe erreicht wird. Ein zweiter Effekt besteht darin, dass bei größeren Temperaturen, z.B. bei 300°C, die Schweißnaht die Fügestelle nicht mehr exakt trifft, was dadurch zustande gekommen ist, dass die Strahlposition nicht bezüglich der thermischen Ausdehnung des Deckels korrigiert wurde. Bei Vorwärmtemperaturen ab 400°C ist diese Fehlpositionierung zu groß und führt zu nicht mehr korrekt verbundenen Fügepartnern. Bei einer Umsetzung in die Serie muss diese Positionierung korrigiert werden, was auf einfache Weise möglich ist. Seite 41 Deckel 100°C Rohr a Deckel 200°C Rohr Deckel Rohr b 300°C c Abbildung 32: Ergebnisse der Schweißversuche mit CO2–Laser und induktiver Erwärmung (a) rissfreie Schweißnaht mit induktiver Erwärmung auf 100°C (b) rissfreie Schweißnaht mit induktiver Erwärmung auf 200°C (c) rissfreie Schweißnaht mit induktiver Erwärmung auf 300°C Seite 42 3.4 Rissfreies Schweißen der Nickelbasislegierung Udimet 720LI 3.4.1 Hauptergebnis Die Nickelbasislegierung Udimet 720LI war in Abstimmung mit dem pbA-Mitglied MTU Aero Engines München ausgewählt worden, um ein Verfahren zur Erzeugung heißrissfreier Schweißnähte zu entwickeln. Der Einsatz des Temperaturfeld-Tailorings war zur Erreichung dieses Ziels als vielversprechend eingeschätzt worden. Im Ergebnis der Untersuchungen in diesem Forschungsvorhaben konnte demonstriert werden, dass die Legierung Udimet 720LI mittels Laserstrahlschweißen heißrissfrei gefügt werden kann. Ein Einsatz des Temperaturfeld-Tailorings war dazu nicht erforderlich. Bei der Entwicklung des Schweißprozesses hat sich neben der Ermittlung eines Parameterfensters, in dem für eine gegebene Blechdicke bei vollständiger Durchschweißung Schweißnähte mit glatter und feinrippiger Oberfläche unter weitgehender Vermeidung von Schweißspritzern entstehen, die Vermeidung von Poren in der Schweißnaht als die wichtigste zu lösende Aufgabe erwiesen. Wesentlich zur Erzielung porenarmer Schweißnähte war eine Verwendung des Lasers im Grund-Mode (Abbildung 33) sowie der Einsatz eines Schutzgases an der Nahtwurzel. Zur Erzielung optimaler Ergebnisse hinsichtlich der Ausbildung der Oberraupe und der Nahtwurzel sowie einer weitgehenden Vermeidung von Poren ist folgendes Schweißverfahren zum Einsatz gekommen: - Laser: CO2-Slab-Laser DC060 RofinSinar - Mode: Grund-Mode - Brennweite: 250 mm - Laserleistung: 5,8 kW - Schweißgeschwindigkeit: 1,5 m/min - Fokuslage: 0,0 mm (auf Bauteiloberfläche) - Schutzgas / Prozessgas: 25 l/min Helium 4.6; zusätzlicher Wurzelschutz. Mit diesem Parametersatz sind auch die Testproben geschweißt worden, die zur weiteren Untersuchung an die MTU Aero Engines München übergeben wurden. Ziel dieser Untersuchungen war die Ausführung einer Wärmebehandlung zur Wiederherstellung des ausscheidungsgehärteten Zustands der Schweißnaht mit anschließender Prüfung zum Auftreten möglicher strain aging cracks (siehe Abschnitte 3.4.3). Da keine derartigen Risse gefunden wurden, kann geschlussfolgert werden, dass beim Laserschweißprozess offenbar nur vergleichsweise geringe Eigenspannungen entstanden sind und keine nennenswerten Versprödungserscheinungen auftreten. Damit liegt für die Nickelbasislegierung Udimet 720LI ein in die industrielle Praxis überführbares Schweißverfahren vor. a b Abbildung 33: Ergebnisse der Röntgenprüfung von Laserstrahlschweißnähten an Udimet 720LI (Bleche 8 mm dick; vs= 1,2 mm/min); Blickrichtung quer zur Schweißnaht a) Schweißversuch im Donut-Mode: fehlerbehaftete Schweißnaht, Porenreihe b) Schweißversuch im Grund-Mode: porenarme Schweißnaht Seite 43 3.4.2 Nachweis der Rissfreiheit nach dem Schweißen Mit den 30 Stück vorhandenen Platten der Legierung Udimet 720LI konnten insgesamt 15 Schweißversuche durchgeführt werden. Neun dieser Versuche dienten der Ermittlung eines optimalen Parametersatzes, sechs Schweißversuche wurden unter diesen optimalen Bedingungen (siehe Abschnitt 3.4.1) ausgeführt. Drei dieser mit den „besten“ Parametersatz geschweißten Proben wurden an die an die MTU Aero Engines München zur Wärmebehandlung und weiteren Untersuchung übergeben. Von allen anderen Schweißproben wurden metallograhische Längs- und Querschliffe angefertigt und es wurden Röntgen-Durchstrahlungsprüfungen durchgeführt. Bei Proben, für die eine Rissfreiheit nachgewiesen werden sollte, erfolgte die Entnahme von drei Querschliffen (Anfang, Mitte und Ende der Schweißnaht) und Längsschliffen in drei Schliffebenen (wie beim Stahl 1.4305, siehe Abbildung 14). a b c GW WEZ d Schweißnaht GW WEZ Schweißnaht e f Abbildung 34: Ergebnisse der metallographischen Untersuchungen an Udimet 720LI, nach dem Schweißen, ohne Wärmebehandlung: Nachweis der Rissfreiheit (Beispiele) (a) Querschliff, leicht geätzt, Blech 8,0 mm dick, vS= 1,2 m/min (b) Längsschliff Nahtmitte poliert, 8,0 mm dick, vS= 1,2 m/min (c) Querschliff leicht geätzt, Blech 6,0 mm dick, vS= 1,5 m/min (d) Längsschliff Nahtmitte poliert, 6,0 mm dick, vS= 1,5 m/min (e) Detail aus d, Nahtoberseite, WEZ und Grundwerkstoff (f) Detail aus d, Nahtunterseite, WEZ und Grundwerkstoff Seite 44 Die Suche nach möglichen Rissen erfolgte an polierten oder leicht angeätzten Schliffen mittels eines metallographischen Lichtmikroskops in einem Vergrößerungsbereich von 200fach bis 1000fach. Üblicherweise wurde die gesamte Schlifffläche bei 200facher Vergrößerung abgesucht. Stellen mit unklaren Befunden wurden höher vergrößert. In der Abbildung 34 sind Beispiele von Schliffen der sechs Proben dargestellt, die mit dem „besten“ Parametersatz geschweißt wurden. Dabei handelt es sich um Bleche der Dicken 8 mm (Abbildung 34 a,b) und 6 mm (Abbildung 34 c-f). Bei den metallographischen Untersuchungen und den Röntgenprüfungen an diesen Proben sind keine Risse festgestellt worden. Im Ergebnis der Verfahrensentwicklung konnte die Porenbildung weitgehend vermieden werden. Die „besten“ Schweißproben enthalten nur wenige kleine Poren (Abbildung 33 und Abbildung 34) und sind nach DIN EN ISO 13919-1 der Bewertungsgruppe B zuzuordnen. 3.4.3 Zustand der Schweißnähte nach der Wärmebehandlung Beim Schweißen ausscheidungsgehärteter Werkstoffe wie Udimet 720LI wird das Ausscheidungsgefüge in der Schweißnaht und teilweise auch in der Wärmeinflusszone zerstört (Abbildung 34 e,f und Abbildung 35), wodurch es zu einem Festigkeitsverlust kommt. Um für die Schweißnaht und die Wärmeeinflusszone wieder die Festigkeit des Grundwerkstoffes herzustellen – was für das geplante Einsatzspektrum dieses (geschweißten) Werkstoffs unbedingt erforderlich ist – muss eine Wärmebehandlung zur Wiederherstellung des Ausscheidungsgefüges in der Schweißnaht durchgeführt werden. WEZ Schweißnaht Grundwerkstoff a b Abbildung 35: Änderungen im Gefüge der Nickelbasislegierung Udimet 720LI nach dem Schweißen; (vor der Wärmebehandlung – Ausgangssituation) (a) Schweißnaht und Wärmeeinflusszone, lichtmikroskopische Aufnahme (b) Grundwerkstoff, REM- Aufnahme, Abbildung mit Rückstreuelektronen Bei dieser durch die MTU Aero Engines München durchgeführten Wärmebehandlung handelte es sich um eine Auslagerung bei 760°C für 4 Stunden. Der Effekt der Wärmebehandlung zeigt sich anhand des Vergleichs der Härteverläufe quer zur Schweißnaht vor und nach der Auslagerung (Abbildung 36). Durch das Schweißen und die damit verbundene Auflösung der Ausscheidungen ist es zu einer Abnahme der Härte von der mittleren Grundwerkstoffhärte von 450HV auf 420HV in der Schweißnaht gekommen. Durch die Wärmebehandlung ist eine Wiederaufhärtung der Schweißnaht auf 505HV erreicht worden. Dieser Wert liegt über der Grundwerkstoffhärte, was seine Ursache vermutlich darin hat, dass die gewählte Auslagerungstemperatur näher an der Temperatur lag, für die die Peakhärte erreicht wird, als dies bei der Wärmebehandlung des Grundwerkstoffs der Fall war. Die Tatsache, dass die Wärmeeinflusszone ebenfalls leicht aufgehärtet ist, bestätigt die Vermutung dass der Grundwerkstoff nicht auf maximale Härte behandelt war. Seite 45 Abbildung 36: Härteverlauf quer zu Schweißnähten an Udimet 720LI: Effekt der Wärmebehandlung Härtewerte und metallographische Aufnahme nach der Wärmebehandlung aus [MTU13]. Die Gefügeänderungen, die sich nach der Wärmebehandlung ergeben haben, sind in der Abbildung 37 dargestellt. Die neu gebildeten Ausscheidungen sind deutlich kleiner, aber in etwas höherer Zahl vorhanden als ursprünglich im Grundwerkstoff. Da eine Aufhärtung der Schweißnaht festgestellt wurde, ist offenbar die Anzahlerhöhung entscheidend für die Härte und Festigkeit. WEZ Schweißnaht a b Abbildung 37: Ausscheidungsgefüge der Schweißnaht und der Wärmeeinflusszone von Udimet 720LI nach der Wärmebehandlung [MTU13] (a) Querschliff, Übergang von der Wärmeeinflusszone zum Schweißgut (b) Längsschliff Schweißgut; Ausschnitt: Detailvergrößerung mit neugebildeten Ausscheidungen (gelbe Pfeile). Eine wichtige Zielstellung für die Wärmebehandlung der geschweißten Proben war die Beantwortung der Frage, ob bei dieser Wärmebehandlung Risse entstehen, etwa die befürchteten strain age cracks. Diese Risse werden, falls sie auftreten, durch Eigenspannungen hervorgerufen, die sich nach dem Schweißen oder bei der Wärmebehandlung ausbilden. Durch die Festigkeits- und Zähigkeitsänderungen in verschiedenen Bereichen der Schweißverbindung (Schweißgut, WEZ) können diese Eigenspannungen so groß werden, dass Materialtrennungen entstehen. Seite 46 Bei den hier mit dem optimalen Parametersatz geschweißten und anschließend wärmebehandelten Proben ist es nicht zur Rissbildung gekommen. Dies wurde durch die Untersuchung metallographischer Schliffe bei der MTU Aero Engines nachgewiesen (Abbildung 38) a b Abbildung 38: Ergebnisse der metallographischen Untersuchungen an Udimet 720LI, nach der Wärmebehandlung: Nachweis der Rissfreiheit (Beispiele) [MTU13] (a) polierter Querschliff (b) geätzter Flachschliff, 1 mm unter Strahleintritt Die Beobachtung der Rissfreiheit auch nach der Wärmebehandlung lässt darauf schließen, dass beim hier ausgeführten Schweißprozess keine großen Eigenspannungen entstanden sind und die Zähigkeit des Werkstoffs weder durch den Schweißprozess noch durch die Wärmebehandlung entscheidend verschlechtert wurde. Die metallurgischen Ursachen für dieses Ergebnis, das die Vorraussetzung für eine mögliche industrielle Anwendung dieses Schweißverfahrens für Udimet 720LI ist, sind noch nicht restlos klar. Mögliche Interpretationsansätze könnten zum einen in Zusammenhang mit der extremen Feinkörnigkeit des Ausgangsmaterials gesucht werden, zum anderen könnte der geringe Energieeintrag bei Laserstrahlschweißen entscheidend sein. Abbildung 39: Einfluss der Legierungselemente Aluminium und Titan auf die Schweißbarkeit von Nickelbasislegierungen: „Prager-Shira-Diagramm“, modifiziert von Kelly [PS68], [Kel86]. Zusätzliche Eintragung des Datenpunktes für Udimet 720. Die Legierung Udimet 720LI wurde bisher üblicherweise – vor allem wegen der Neigung zur Bildung von strain age cracks nach dem Schweißen oder bei einer nachfolgenden Wärmebehandlung - als schwer schweißbar klassifiziert. Diese Einordnung erfolgte Seite 47 hauptsächlich auf Grundlage des für konventionelle Schweißverfahren empirisch gefundenen Zusammenhangs, dass die Neigung zur Rissbildung für Nickelbasislegierungen von deren Titanund Aluminiumgehalt abhängt (Prager-Shira-Diagramm, Abbildung 39). Da Udimet 720LI relativ hohe Anteile an Aluminium und Titan enthält – 5,2 gew.-% Aluminium und 2,6 gew.-% Titan bei der hier untersuchten Legierung – wäre eine Neigung zur Rissbildung zu erwarten gewesen. Da diese Rissbildung für den hier ausgeführten Laserstrahlschweißprozess nicht aufgetreten ist, muss die Anwendbarkeit des Prager-Shira-Diagramms für Strahlschweißverfahren kritisch gesehen werden. Es wäre erforderlich, zu untersuchen, ob derartige Diagramme für das Laserund Elektronenstrahlschweißen überhaupt angebbar und wie sie gegebenenfalls zu modifizieren sind. Seite 48 4 Einschätzung der Forschungsergebnisse 4.1 Erreichung der wissenschaftlich-technischen Ziele Die im Projektantrag gesetzten wissenschaftlich-technischen Ziele - Entwicklung eines Verfahrens für das Temperaturfeld-Tailoring (TT) für heißrissanfällige austenitische Chrom-Nickel-Stähle und Ni-Basislegierungen, - Anwendungsgerechte und verallgemeinerungsfähige Darstellung der Abfolge der Verfahrensschritte von der thermo-mechanischen Modellierung und Simulation des Prozesses über Induktordesign-Richtlinien bis zur technologischen Umsetzung für Schweißproben, bauteilähnliche Probekörper und Bauteile, - Bewertung und Erstellung einer Rangfolge der TT-Parameter und technologischen Einflussgrößen hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Heißrissbildung für die untersuchten Werkstoffklassen, - Darstellung allgemeingültiger technologischer Regeln für das Temperaturfeld-Tailoring anhand der Erkenntnisse an den zu untersuchenden Werkstoffklassen (austenitische Cr-NiStähle, Ni-Basis-Werkstoffe) waren in einem hohen Maße auf Grundlage der Erwartung formuliert worden, dass das Verfahren des Temperaturfeld-Tailorings auf die zu untersuchenden Cr-Ni-Stähle und die gewählte Nickelbasislegierung übertragbar ist. Wie in der Beschreibung der erzielten Forschungsergebnisse in diesem Bericht gezeigt wurde, ist dies nur ansatzweise gelungen. Eine Hauptursache dafür war, dass einige der ausgewählten Werkstoffe, die in der Literatur und in der industriellen Praxis als heißrissempfindlich gelten, diese Anfälligkeit zumindest unter den Laborbedingungen bei der Bearbeitung des Forschungsvorhabens nicht aufgewiesen haben. Außerdem hat sich gezeigt, dass ein Temperaturfeld-Tailoring für einige Heißrisstypen in Cr-Ni-Stählen, etwa parallel zur Blechoberfläche liegende Erstarrungsrisse oder Wiederaufschmelzungsrisse sehr wahrscheinlich nicht zur Rissvermeidung eingesetzt werden kann. Für das eigentlich bestehende übergeordnete Ziel, Cr-Ni-Stähle und Nickelbasislegierungen heißrissfrei zu schweißen, sind jedoch wichtige Resultate erreicht worden. Die wichtigsten wissenschaftlich-technischen Ergebnisse des Forschungsvorhabens sind folgende: 1. Mit dem Verfahren „Temperaturfeld-Tailoring“, der Erzeugung von transienten thermischen Spannungen neben der Laserstrahlschweißnaht durch eine mitlaufende induktive Erwärmung, können bei austenitischen Cr-Ni-Stählen Temperaturfelder mit Temperaturen bis zu 500°C erzeugt werden. Dadurch werden transiente Druckspannungen zur Heißrissvermeidung hauptsächlich quer zur Naht aufgebracht, wodurch Mittelrippenrisse und dazu parallel liegende Risse vermeidbar sind. Für Werkstoffe und Bauteile, die derartige Risse enthalten, können geeignete Temperaturfelder angepasst werden, auch wenn sie eine geringe Wärmeleitfähigkeit besitzen. 2. Für den für die Hauptuntersuchungen ausgewählten Cr-Ni-Stahl mit erhöhtem Schwefelgehalt 1.4305 konnte die heißrissfreie Schweißbarkeit beim Laserstrahlschweißen nachgewiesen werden. Für diesen Schweißprozess ist kein Temperaturfeld-Tailoring erforderlich. Diese Möglichkeit des heißrissfreien Schweißens ergibt sich einerseits aus dem primär ferritischen Erstarrungsmodus des Stahls und andererseits aus der Verwendung eines fokussierten Laserstrahls mit hoher Leistung bei hohen Schweißgeschwindigkeiten, wodurch Seite 49 ein insgesamt geringer Energieeintrag erfolgt und transiente Zugspannungen minimiert werden. 3. Die Nickelbasislegierung Udimet 720LI konnte heißriss- und porenfrei geschweißt werden. Durch die nach dem Schweißen erforderliche Wärmebehandlung zur Wiederherstellung eines Ausscheidungsgefüges in der Naht kommt es nicht zum gefürchteten strain age cracking, was darauf schließen lässt, dass beim entwickelten Laserstrahlschweißprozess nur geringe Eigenspannungen entstehen und keine nennenswerten Versprödungserscheinungen auftreten. 4. Für das heißrissfreie Schweißen des Demonstrator-Bauteils „Ventilkörper“ aus dem Cr-NiStahl 1.4404 ist ein Temperaturfeld-Tailoring in einer relativ einfachen Form entwickelt worden. Durch ein induktives Vorwärmen und eine zusätzliche Erwärmung während des Schweißvorganges gelingt ein Aufbau von radial wirkenden Druckspannungen und damit die Unterdrückung der Heißrissbildung. 5. Die Vermeidung von Wiederaufschmelzungsrissen ist mittels Temperaturfeld-Tailoring nicht gelungen. Das liegt einerseits an der speziellen Ausrichtung dieser Risse parallel zur Blechoberfläche, andererseits daran, dass für diese hauptsächlich in der Wärmeeinflusszone liegenden Risse wesentlich höhere Druckspannungen aufgebracht werden müssten als in der Schweißnaht während des Übergangs vom flüssigen in den festen Zustand. Auch für Erstarrungsrisse, die quer zur Schweißnaht oder parallel zur Blechoberfläche liegen, können keine nennenswerten Druckspannungen aufgebaut werden. 6. Bei der Charakterisierung heißrissbehafteter Schweißnähte sind zwei Analysemethoden weiterentwickelt worden. Erstens konnten Schwefelanreicherungen an gerissenen Korngrenzen mittels wellenlängendispersiver Röntgenmikroanalyse nachgewiesen werden. Zweitens wurde gezeigt, dass Heißrisse Ausgangspunkte für Ermüdungsbrüche sein können und dass für rissfreie Schweißnähte ein Nachweis dieser Eigenschaft mit Schwingfestigkeitsuntersuchungen gelingt. 4.2 Erreichung der wirtschaftlichen Ziele Die im Projektantrag gesetzten wirtschaftlichen Ziele zum Forschungsvorhaben waren: - Entwicklung eines effektiven prozessintegrierten Verfahrens, das es gestattet, die Anwendbarkeit des wirtschaftlich vorteilhaften Laserstrahlschweißens auf ausgeprägt heißrissanfällige Werkstoffe zu erweitern, - Sichere wirtschaftliche Schweißbarkeit von heißrissanfälligen Werkstoffen ohne die Verwendung von teuren Schweißzusatzwerkstoffe und einer aufwändigen YNahtvorbereitung, - Einsparung von Zerspanungskosten durch Ersetzung von spanend bearbeiteten Konstruktionen durch Schweißkonstruktionen und/oder Übergang zu besonders gut spanbaren Automatenstählen, Prototyplösungen für effektive rissfreie Schweißbarkeit von Bauteilen aus bisher nicht ausreichend schweißbaren Werkstoffen. Die wirtschaftlichen Ziele sind weitgehend erreicht worden: 1. Mit dem Temperaturfeld-Tailoring liegt ein effektives prozessintegriertes Verfahren vor, mit dem ausgeprägt heißrissanfällige Werkstoffe mittels Laserstrahl geschweißt werden können. Neben dem bereits bekannten Beispiel des Automatenstahls 45S20 ist das auch für Cr-NiSeite 50 Stähle möglich, wenn es sich bei den Heißrissen um Mittelrippenrisse oder zu derartigen Rissen parallel liegende Risse handelt. Für diesen Risstyp ist auch bei anderen, im Rahmen dieses Projektes nicht untersuchten Cr-Ni-Stählen und auch bei anderen heißrissanfälligen Nickelbasislegierungen eine gute Wirksamkeit des Verfahrens zu erwarten. Dies betrifft vor allem Blechteile und einfache rotationssymmetrische Bauteile. Für komplizierter geformte Bauteile und Schweißnähte muss die Anwendbarkeit des Verfahrens im Einzelfall geprüft und das geeignete Temperaturfeld durch Versuche und Simulationsrechnungen ermittelt werden. 2. Für den Cr-Ni-Stahl 1.4305 und die Nickelbasislegierung Udimet 720 ist die Nutzung der Vorteile des Laserstrahlschweißens in Verbindung mit einem Ausreizen der metallurgischen Möglichkeiten eine sichere wirtschaftliche Schweißbarkeit ohne den Einsatz von Schweißzusatzwerkstoffen und ohne Y-Nahtvorbereitung auch ohne TemperaturfeldTailoring demonstriert worden. Falls in einem Anwendungsfall die Chargenzusammensetzung des Werkstoffes nicht optimal ist oder eine zusätzliche Sicherheit gewünscht ist, kann ein Temperaturfeld-Tailoring zusätzlich eingesetzt werden. 3. Ein Ersatz von bisher spanend hergestellten Konstruktionen durch Schweißkonstruktionen aus den hier untersuchten Cr-Ni-Stählen, der Nickelbasislegierung Udimet 720 und ähnlichen Werkstoffen ist realisierbar. Falls eine Automatenbearbeitung eingesetzt werden soll, kann der Cr-Ni-Automatenstahl 1.4305 in geeigneter Chargenzusammensetzung und gegebenenfalls mit unterstützendem Temperaturfeld-Tailoring verwendet werden. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens sind folgende direkt überführbare Ergebnisse für Mitglieder des projektbegleitenden Ausschusses erzielt worden: - Die Prozesssicherheit beim Schweißen des Bauteil-Demonstrators „Ventilkörper“ der NUTECH GmbH kann erhöht mittels eines einfachen Temperaturfeld-Tailorings erhöht werden. - Aus der Möglichkeit des rissfreien Schweißens des Stahls 1.4305 können bei der Witzenmann GmbH bisher spanend hergestellte Bauteile durch Schweißkonstruktionen ersetzt werden. Der Schweißprozess muss für ein konkret vorliegendes Bauteil gegebenenfalls angepasst werden und die Schweißsicherheit kann, falls erforderlich, mit dem Temperaturfeld-Tailoring erhöht werden. - Bei der MTU Aero Engines kann beim Einsatz der Nickelbasislegierung Udimet 720 zukünftig mit Schweißkonstruktionen gearbeitet werden, da diese Legierung rissfrei mit dem Laserstrahl geschweißt werden kann und auch bei einer nachfolgenden Wärmebehandlung Risse vermieden werden können. Seite 51 4.3 Ergebnistransfer in die Wirtschaft Das vorgeschlagene und aktualisierte Tranferkonzept hat sich als realisierbar erwiesen, allerdings mit Zeitverzögerungen gegenüber dem ursprünglichen Plan. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Schlussberichtes sind von den vorgesehenen Transfermaßnahmen 75% (9 von 12) Maßnahmen realisiert worden bzw. werden zukünftig weiter realisiert, sofern sie über das Projektende hinausreichen. Als problematisch hat sich während der Bearbeitung des Forschungsvorhabens die Einhaltung des vorgesehenen Zeitplans für das Transferkonzept erwiesen. Dies hat sich vor allem als Folge inhaltlicher Gründe ergeben, da vor allem im ersten Jahr der Projektlaufzeit die Erreichung der wissenschaftlichen Ziele als kompliziert erwiesen hat. Daraufhin waren Modifikationen im Projektablauf erforderlich, die auch zum Antrag (und zur Bewilligung) einer kostenneutralen Verlängerung der Projektlaufzeit um 6 Monate geführt haben. Transferierbare Ergebnisse sind deshalb erst relativ spät im Verlauf des Projektes (letzte 9 Monate der Projektlaufzeit/ 2. Halbjahr 2012 und Anfang 2013) entstanden. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Schlussbereichtes sind noch folgende geplante Transfermaßnahmen umzusetzen: - Publikation der Ergebnisse in „Schweißen und Schneiden“ – Manuskript wird im September 2013 vorgelegt; - Beitrag im Jahresbericht des Fraunhofer IWS – erfolgt im Oktober 2013, Drucklegung Anfang 2014 - Tagungsbeiträge - GST 2014, Laser in Manufacturing 2015 In der Tabelle 8 ist der derzeit aktuelle Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft angegeben. Seite 52 Pos. Maßnahme Ziel 1 Information PbA 2 Tagungsvorträge 3 Publikation in Fachzeitschriften 4 Ausstellung auf Messen 5 IWS-Jahresbericht 6 Internet-Auftritt 7 Vortrag vor DVSFachausschüssen 8 Verbesserung Ausund Weiterbildung Rahmen Zeitraum PbA-Sitzungen halbjährlich ab Projektstart - erfolgt - GST EALA Bad Nauheim LIM München 2014 September 2013 Schweißen und Schneiden Maschinenmarkt Hannover Messe Begleitausstellung FiSC/Tailored Joining Begleitausstellung GST LIM HK Wiesbaden Ergebnisinformation über Branchengrenzen hinaus Abrufbarkeit der Informationen über Problemlösungen über elektronische Suchmaschinen Information der Industrievertreter in FA’s Jahresbericht Oktober 2013 Einbindung in IWSInternetauftritt mit Stichwort „Heißrissvermeidung“ - erfolgt - FA-Sitzungen FA 1 + FA 6 jährlich 2-mal - erfolgt - Einbindung in studentische Ausbildung Weiterbildung inkl. Fachleute Vorlesung am IOF der TU Dresden Campus-Veranstaltung AMZ Sachsen bzw. IHK Chemnitz Industrieakquisitionstätigkeit IWS und Multiplikatoren - erfolgt - laufend ab Projektstart - erfolgt - Bilaterale Akquisitionstätigkeit des IWS bzw. der Multiplikatoren Über DVS bzw. IWS IWS-PR-Tätigkeit - erfolgt - Aktuelle Information PbA-Mitglieder Aktualisierung Demonstratoren Information der wiss. Interessierten Kollegen, Firmen Zielgerichtete Ansprache von potenziellen Industriebranchen Ergebnisinformation über Branchengrenzen hinaus Präsentation erster Ergebnisse zur Gewinnung weiterer Interessenten Präsentation Bauteillösung 9 Aufnahme in Akquisitionstätigkeit möglichst frühzeitige und breite Ergebnisverwertung 10 Beratung von Unternehmen 11 Weitergabe Abschlussbericht 12 Erstellung Prospektblatt Aufklärung über Heißrissmechanismen und mögliche Lösungsvarianten Information an interessierte Industrievertreter ergänzende Information für alle Interessierten Unterstützung der Maßnahmen 4, 8, 9, 10 Tabelle 8: April 2013 Oktober 2012 - erfolgt – - erfolgt - ab Projektabschluss - erfolgt - Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft. Grüne Markierung: erfolgte Maßnahmen; rote Markierung: noch offene Maßnahmen. Seite 53 4.4 Gesamteinschätzung Aufgrund der Tatsache, dass einerseits die Anwendung des Temperaturfeld-Tailorings zur Heißrissvermeidung bei austenitischen Cr-Ni-Stählen und Nickelbasislegierungen nur ansatzweise gelungen ist, andererseits aber für wichtige Werkstoffe ein heißrissfreies Laserstrahlschweißen bereits ohne den Einsatz des Temperaturfeld-Tailorings gelungen ist und daraus ein wirtschaftlicher Nutzen generiert werden kann, ist einzuschätzen, dass die Ziele des Forschungsvorhabens teilweise erreicht wurden. Seite 54 5 Literaturverzeichnis [ALN08] Alexandrov, B.T.; Lippold, J.C.; Nissley, N.E.: Evaluation of Weld Solidification Cracking in Ni-Base Superalloys Using the Cast Pin Tear Test. In: Böllinghaus, T. (Hrsg.); Herold, H. (Hrsg.); Cross, C. E. (Hrsg.); Lippold, J. C. (Hrsg.): Hot Cracking Phenomena in Welds II, Springer, Berlin, 2008, S. 193–214 [BG05] Brenner, B.; Göbel, G.: Erweiterung der Prozessgrenzen beim Laserstrahlschweißen heißrissgefährdeter Werkstoffe. Abschlussbericht DFG-Projekt BR1690/2-2 im Schwerpunktprogramm SPP1139, 2005 [BG06] Brenner, B.; Göbel, G.: Verfahren und Vorrichtung zum rissfreien Schweißen, Reparaturschweißen oder Auftragsschweißen heißrissanfälliger Werkstoffe. Patentanmeldung DE 10 2006 048580 A: 20061013, 2006 [CL03a] Collins, M. G.; Lippold, J. C.: An Investigation of Ductility Dip Cracking in Nickelbased Filler Materials – Part I. In: Welding Journal 82 (2003), S. 288s–259s [CL03b] Collins, M. G.; Lippold, J. C.: An Investigation of Ductility Dip Cracking in Nickelbased Weld Metals – Part II. In: Welding Journal 82 (2003), S. 348s–354s [CL04] Collins, M. G.; Lippold, J. C.: An Investigation of Ductility Dip Cracking in Nickelbased Weld Metals – Part III. In: Welding Journal 83 (2004), S. 39s–49s [DXT00] Dong, J. X.; Xie, X. S.; Thompson, R. G.: The Influence of Sulfur on Stress-Rupture Fracture in INCONEL 718 Superalloys. In: Metallurgical and Materials Transactions A 31A (2000), S. 2135 [DEW07a] Prospektblatt zum Stahl 1.4404 der Deutschen Edelstahlwerke GmbH Witten, 2007 [DEW07b] Prospektblatt zum Stahl 1.4435 der Deutschen Edelstahlwerke GmbH Witten, 2007 [DEW08] Prospektblatt zum Stahl 1.4305 der Deutschen Edelstahlwerke GmbH Witten, 2008 [Gö08] Göbel, G.: Erweiterung der Prozessgrenzen beim Laserstrahlschweißen heißrissgefährdeter Werkstoffe. Dissertation, TU Dresden, Fakultät Maschinenwesen, 2008 [HBS08] Hänninen, H.; Brederholm, A.; Saukkonen, T.: Hot Cracking Susceptility of Ni-Base Alloy Dissimilar Welds. In: Böllinghaus, T. (Hrsg.); Herold, H. (Hrsg.); Cross, C. E. (Hrsg.); Lippold, J. C. (Hrsg.): Hot Cracking Phenomena in Welds II, Springer, Berlin, 2008, S. 171-191 [Kal94] Kalinowski, J. M.: Weldability of an Nickel-based Superalloy. NASA Contractor Report 195376, 1994 [Kel86] Kelly, T.J.: Investigation of elemental effects on the weldability of cast nickel-based superalloys, In: Advances in Welding Science and Technology. David, S.A. (Hrsg.), ASM International (1986) S. 623-627. [KF81] Kurz, W., Fisher, D.J.: Dendrite growth at the limit of stability: tip radius and spacing. Acta metallurgica 29 (1981) 11. [KM01] Korinko, P.S.; Malene, S.H.: Considerations for the Weldability of Types 304L and Seite 55 316L Stainless Steels. Report contract Nr. DE-AC09-96SR18500 for the US Dept. Of Energy, 2001 [Kou02] Kou, S.: Welding Metallurgy. 2. John Wiley and Sons, New York, NY, 2002 [Kou03] Kou, S.: Solidification and Liquation Cracking Issues in Welding. In: JOM 55 (2003), S. 37–42 [KUJ79] Kujanpää, V.; Suutala, N.;Takalo, T.; Moisio; T.: Correlation between solidification cracking and microstructure in austenitic and austenitic-ferritic stainless steel welds. In: Welding Research International 9 (1979), S. 55 [LEN09] Lensch, G.: persönliche Mitteilung [LK05] Lippold, J. C.; Kotecki, D. I.: Welding Metallurgy and Weldability of Stainless Steels. John Wiley and Sons, Hobooken, NJ, 2005 [LSM+08] Lippold, J.C.; Sowards, J.W.; Murray, G.M.; Alexandrov, B.T.; Ramirez, A.J.: Weld Solidification Cracking in Solid-Solution Strengthened Ni-Base Filler Metals. In: Böllinghaus, T. (Hrsg.); Herold, H. (Hrsg.); Cross, C. E. (Hrsg.); Lippold, J. C. (Hrsg.): Hot Cracking Phenomena in Welds II, Springer, Berlin, 2008, S. 147–170 [Män75] Männing, W.: Statistical Planning and Evaluation of Fatigue Tests. In: International Journal of Fracture 11 (1975) S. 123-129 [Met08] Metzler, D. A.: A Gleeble-based Method for Ranking the Strain-Cracking Susceptibility of Ni-based Superalloys. In: Welding Journal 87 (2008), S. 249s–256s [MTU13] Metallographischer Bericht M-28582 der MTU Aero Engines München (2013) [ND09a] Noecker, F. F.; DuPont, J. N.: Metallurgical Investigation into Ductility Dip Cracking in Ni-based Alloys: Part I. In: Welding Journal 88 (2009), S. 7s–20s [ND09b] Noecker, F. F.; DuPont, J. N.: Metallurgical Investigation into Ductility Dip Cracking in Ni-based Alloys: Part II. In: Welding Journal 88 (2009), S. 62s–77s [NL08] Nissley, N. E.; Lippold, J. C.: Ductility-Dip Cracking Susceptibility of Nickel-based weld metals Part 1: Strain-to-Fracture testing. In: Welding Journal 87 (2008), S. 257s–264s [PML90] Pacary, G.; Moline, M.; Lippold, J. C.: A diagram for predicting the solidification cracking susceptibility of pulsed laser welds in austenitic steel. EWI Research Brief No. B9008, Columbus, Ohio, 1990 [PS68] Prager, M.; Shira, C.S.: Welding of precipitation-hardening nickel-base alloys. Welding Research Council Bulletin (1968), S. 128 [RL04a] Ramirez, A. J.; Lippold, J. C.: High Temperature behavior of Ni-base weld metal Part I. Ductility and microstructural characterization. In: Mat. Sci. Engng. A 380 (2004), S. 259–271 [RL04b] Ramirez, A. J.; Lippold, J. C.: High Temperature behavior of Ni-base weld metal Part II – Insight into the mechanism for ductility dip cracking. In: Mat. Sci. Engng. A 380 (2004), S. 245–258 [RL05] Ramirez, A.J.; Lippold, J.C.: New Insights into the Mechanism of DDC in Ni-base Seite 56 Weld Metals. In: Böllinghaus, Th. (Hrsg.); Herold., H. (Hrsg.): Hot Cracking Phenomena in Welds, Springer, Berlin, 2005, S. 19–41 [Row06] Rowe, M. D.: Ranking the Resistance of Wrought Superalloys to Strain-Age Cracking. In: Welding Journal 85 (2006), S. 27s–34s [RSL06] Ramirez, A. J.; Sowards, J. W.; Lippold, J. C.: Improving the ductility-dip cracking resistance of Ni-base alloys. In: J. Materials Processing Technology 179 (2006), S. 212–218 [Sch00] Schobbert, H.: Zusammenhänge zwischen Erstarrungsmorphologien und Heißrissentstehung beim Laserschweißen von vornehmlich austenitischen Werkstoffen. BMBF-Abschlußbericht, Laser 2000, Qualifizierung von Laserverfahren, Verbundprojekt: Metallkundliche Phänomene der Laserstrahlmaterialbearbeitung, 2000 [Sch04a] Schulze, G.: Metallurgie des Schweißens. Springer-Verlag, Berlin, 2004 [Sch04b] Schuster, J.: DVS-Berichte. Bd. 233: Heißrisse in Schweißverbindungen - Entstehung, Nachweis und Vermeidung. DVS Verlag Düsseldorf, 2004 [SKA11] Singh, L.; Khan, R.A.; Aggarwal, M.L.: Influence of Residual Stress on Fatigue Design of AISI 304Stainless Steel. In: The Journal of Engineering Research 8 (2011) S. 44-25 [SMS06] Stelling, K.; Michael, T.; Schobbert, H.: Erstarrungsverhalten und Schweißeignung austenitischer Stähle beim Laserstrahl- und Hybridschweißen. Schweißen und Schneiden 58 (2006) S. 526-535 [Son09] Sonsino, C.M.: Stand von Bemessungskonzepten zur schwingfesten Auslegung von Schweißnähten. In: Festigkeit geschweißter Bauteile. DVS-Berichte Nr. 256 (2009) S. 1-25 [SSE86] Siegel, U.; Spies, H.-J.; Eckstein, H.-J.: Effect of solidification conditions on the solidification sequence of austenitic Cr-Ni stainless steels. In: Steel research 57 (1986) Nr.1, 25-32 [STM80] Suurala, N.; Takalo, T.; Moisio, T.: Ferritic-austenitic solidification mode in austenitic stainless steel welds. In: Metallugical Transactions 11A (1980) 717-725 [YS08] Yuschenko, K. A.; Savchenko, V. S.: Classification and Mechanism of Cracking in Welding High-Alloy Steels and Nickel Alloys in Brittle Temperature Ranges. In: Böllinghaus, T. (Hrsg.); Herold, H. (Hrsg.); Cross, C. E. (Hrsg.); Lippold, J. C. (Hrsg.): Hot Cracking Phenomena in Welds II, Springer, Berlin, 2008, S. 95–114 [Zin12] Zinke, M.: Schweißmetallurgische Untersuchungen zum wärmereduzierten MAGVerbindungsschweißen heißrissempfindlicher Ni-Basislegierungen. Schlussbericht zum AiF-Projekt 16.316 Seite 57